12.07.2015 Aufrufe

Interview - Referenzen.frehner-consulting.de

Interview - Referenzen.frehner-consulting.de

Interview - Referenzen.frehner-consulting.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bild © TMB-Fotoarchiv/BoettcherInhaltBegrüßung von Klaus-Dieter Klapproth ................................................................ 04VerbandsgeschäftsführerGrußwort von Jann Jakobs......................................................................................... 05Oberbürgermeister <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt PotsdamVorsitzen<strong>de</strong>r KAV Bran<strong>de</strong>nburgGrußwort von Manfred Hoffmann......................................................................... 07Hauptgeschäftsführer<strong>de</strong>r Vereinigung <strong>de</strong>r kommunalen Arbeitgeberverbän<strong>de</strong><strong>Interview</strong> mit Heidrun Grünewald .......................................................................... 08Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Carl-Thiem-Klinikums Cottbus<strong>Interview</strong> mit Frank Wruck......................................................................................... 13Geschäftsführer <strong>de</strong>r Barnimer BusverkehrsgesellschaftmbH Eberswal<strong>de</strong>KAV Bran<strong>de</strong>nburg e.V.Stephensonstraße 4a14482 PotsdamDer Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r kommunalen Tarifpolitik ...................................................... 15Telefon 0331/ 74 71 8-0Telefax 0331/ 7 47 18-30eMail:Net:mail@kav-bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong>www.kav-bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong>ImpressumFrehner ConsultingGmbH DeutschlandUnternehmensberatung für Public RelationsHerausgeber: Frehner Consulting GmbH Deutschland, Post fach 1652, 87622 Füssen, www.<strong>frehner</strong><strong>consulting</strong>.<strong>de</strong>, info@<strong>frehner</strong>-con sul ting.<strong>de</strong>, Bildnachweis: Bil<strong>de</strong>r Titelseite: groß © TMB-Fotoarchiv/PaulHahn, Bildzeile unten v.l.n.r. ©TMB-Fotoarchiv/Wieck, ©TMB-Fotoarchiv/teamgeist.com,©TMB-Fotoarchiv/Broneske, ©TMB-Fotoarchiv/Rasmus, ©TMB/Korall Bil<strong>de</strong>r von Frankfurt an<strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r - mit freundlicher Genehmigung von Vera Kubler, Stadt Frankfurt (O<strong>de</strong>r), PressestelleFotos: Lan<strong>de</strong>shauptstadt Potsdam / Michael Lü<strong>de</strong>r & Ulf Böttcher Bil<strong>de</strong>r von Bran<strong>de</strong>nburg an <strong>de</strong>rHavel - mit freundlicher Genehmigung von André Plotnikow, Internet-Koordinator, KoordinationKAV: Klaus-Dieter Klapproth, Bärbel Gutstein, Marketing und Verlag: Freh ner Con sulting GmbHDeutsch land,Telefon 08362 / 91 46 19, Telefax 08362 / 914616, Redaktionsleitung: Hardy Seer, Inseren ten betreuung: Kreszentia Driendl, Gestaltung: PerchtMedia, 87629 Füssen, Druck: Süd<strong>de</strong>utscheVerlagsgesellschaft UlmEin Produkt <strong>de</strong>r Frehner Consulting GmbH Deutsch land. Nach druck, auch auszugsweise, nur mitschriftli cher Genehmi gung <strong>de</strong>r Frehner Consulting. Stand: Sommer 20113


BegrüßungSehr geehrte Damen und Herren,liebe Leserinnen und Leser,vor kurzem hat <strong>de</strong>r Kommunale ArbeitgeberverbandBran<strong>de</strong>nburg sein20-jähriges Gründungsjubiläum gefeiert.Dieses Jubiläum ist uns Anlass, mitdieser Festschrift einen Blick zu <strong>de</strong>nAnfängen <strong>de</strong>r Verbandsgeschichte zuwerfen und die Entwicklung <strong>de</strong>r letzten20 Jahre zu betrachten.Im Juli 1990 bot <strong>de</strong>r Kommunale ArbeitgeberverbandNordrhein-Westfalen in einem Schreiben„An die Städte und Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s künftigen Lan<strong>de</strong>sBran<strong>de</strong>nburg“ patenschaftliche Hilfe für einennoch zu grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n kommunalen Arbeitgeberverbandfür das künftige Land Bran<strong>de</strong>nburg an.Daraufhin ergriff <strong>de</strong>r seinerzeitige Stadtrat <strong>de</strong>rBezirksstadt Potsdam, Erwin Motzkus, die Initiativezur Verbandsgründung.Nach <strong>de</strong>r Gewinnung weiterer potenzieller Gründungsmitglie<strong>de</strong>rund einigen vorbereiten<strong>de</strong>n Sitzungeneines ad hoc gebil<strong>de</strong>ten Gründungsausschussesfand am 21. September 1990 im „Plenarsaal<strong>de</strong>s Magistrats von Potsdam“ mit 36 Teilnehmernaus allen drei Bezirken, die kurz daraufwie<strong>de</strong>r das Land Bran<strong>de</strong>nburg bil<strong>de</strong>n sollten, dieGründungsversammlung und in <strong>de</strong>ren Ergebnisdie Gründung <strong>de</strong>s Kommunalen Arbeitgeberverban<strong>de</strong>sBran<strong>de</strong>nburg statt. Kurz darauf wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>rKAV Bran<strong>de</strong>nburg unter <strong>de</strong>r Registernummer419 als eingetragener Verein beim AmtsgerichtPotsdam registriert.Im Mai 1991 habe ich als erster hauptamtlicherMitarbeiter <strong>de</strong>s KAV Bran<strong>de</strong>nburg meinen Dienstals Verbandsgeschäftsführer angetreten und kurzdarauf Frau Gutstein und Frau Teichert, die bisdahin von <strong>de</strong>r Stadt Potsdam zur Errichtung <strong>de</strong>sKAV abgeordnet waren, in <strong>de</strong>n Dienst <strong>de</strong>s KAVübernommen. Die Mitglie<strong>de</strong>rzahl wuchs mitschwin<strong>de</strong>lerregen<strong>de</strong>m Tempo, die personelle Basis<strong>de</strong>r Geschäftsstelle wur<strong>de</strong> erweitert, und es entstand- mit anfänglicher Unterstützung unseresnordrhein-westfälischen Schwesterverban<strong>de</strong>s -eine professionelle, leistungsfähige Verbandsgeschäftsstelle.Durch Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Vereinssatzung wur<strong>de</strong> in<strong>de</strong>n Folgejahren die Stellung <strong>de</strong>r Verbandsgruppengestärkt und damit die Berücksichtigung <strong>de</strong>r spezifischenInteressen <strong>de</strong>r Sparten• Verwaltung• Kranken- und Pflegeeinrichtungen• Sparkassen• Versorgungswirtschaft und• Nahverkehrin <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>r Verbandsarbeit gerückt.Der Kommunale Arbeitgeberverband ist nicht nur<strong>de</strong>r kommunale Tarifverband, <strong>de</strong>r durch das Ringenum ausgewogene, sozial verträgliche Tarifabschlüssedie wirtschaftlichen Rahmenbedingungenfür seine Mitglie<strong>de</strong>r mitgestaltet. Vielmehr verstehenwir uns auch als Dienstleister unserer Mitglie<strong>de</strong>r.Deshalb bestehen weitere Schwerpunkteunserer Tätigkeit - immer im Interesse <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rgemeinschaft- in Beratungen zu arbeitsundtarifrechtlichen Fragestellungen, in <strong>de</strong>r arbeitsrechtlichenProzessvertretung über alle Instanzenund in Angeboten zur Fort- und Weiterbildungzu personalrechtlichen Themen.Die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s KAV Bran<strong>de</strong>nburg können sichdabei auf motivierte und spezialisierte Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter <strong>de</strong>r Geschäftsstelle stützen,die dazu beigetragen haben, dass unser Verbandnicht nur im Land Bran<strong>de</strong>nburg ein hohesAnsehen genießt.Selbstverständlich ist ein Verband nur so gut wieseine Mitglie<strong>de</strong>r. Engagierte Mitarbeit in <strong>de</strong>n Verbandsgremien,von <strong>de</strong>n Gruppenausschüssen biszum Vorstand, ist Voraussetzung und Garant füreine starke Interessenvertretung durch <strong>de</strong>n KAVBran<strong>de</strong>nburg. Unser Verband zeichnet sich durchdie große Geschlossenheit seiner starken Mitglie<strong>de</strong>rgemeinschaftaus.Daher ist mir nicht bange, dass wir auch in Zukunftdie personalwirtschaftlichen Herausfor<strong>de</strong>rungengemeinsam lösen wer<strong>de</strong>n. Die weiteresparten- und leistungsorientierte Entwicklung <strong>de</strong>skommunalen Tarifrechts und die Bewältigung <strong>de</strong>rHerausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>lswer<strong>de</strong>n hierbei im Mittelpunkt stehen. Hierbeisind wir auf einem guten Weg.Potsdam im Juli 2011Klaus-Dieter KlapprothVerbandsgeschäftsführer <strong>de</strong>s KommunalenArbeitgeberverban<strong>de</strong>s Bran<strong>de</strong>nburgBil<strong>de</strong>r von Frankfurt an <strong>de</strong>r O<strong>de</strong>r - mit freundlicher Genehmigung von Vera Kubler, Stadt Frankfurt (O<strong>de</strong>r), Pressestelle4


GrußwortSehr geehrte Damen und Herren,mit <strong>de</strong>r friedlichen Revolution 1989und <strong>de</strong>r Vereinigung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschenStaaten 1990 wur<strong>de</strong>n auch inBran<strong>de</strong>nburg freie Tarifverhandlungenzu einem Wesensmerkmal <strong>de</strong>r Demokratieund <strong>de</strong>r neu gewonnenen Freiheit.Die Gemein<strong>de</strong>n, Städte und Landkreise, die kommunalenBetriebe, Sparkassen und Krankenhäuserund an<strong>de</strong>re Einrichtungen <strong>de</strong>r kommunalenDaseinsvorsorge mussten und wollten sich mit<strong>de</strong>n Vertretern ihrer Angestellten und Arbeiterüber die Bedingungen für die Beschäftigung verständigen.Sicher konnte man dabei auf die Erfahrungen aus<strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn zurückgreifen. Doch dieProbleme, die vor ihnen lagen, waren gewaltig.Der wirtschaftliche Strukturwan<strong>de</strong>l, die Problemeam Arbeitsmarkt, das Sammeln von Erfahrungenmit <strong>de</strong>n neuen rechtlichen Rahmenbedingungen,die Umwandlung <strong>de</strong>r kommunalen Verwaltungenund die Neustrukturierung <strong>de</strong>r kommunalen Betriebeund Gesellschaften waren große Herausfor<strong>de</strong>rungen,die auch personalplanerisches undtarifrechtliches Können und Wissen voraussetzte.Ich möchte mich daher bei <strong>de</strong>n Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern <strong>de</strong>r Geschäftsstelle <strong>de</strong>s KAVBran<strong>de</strong>nburg für ihr jahrelanges Engagement undihre Hilfe bedanken. Von Anfang an hat sich <strong>de</strong>rKAV auch als Servicestelle für seine Mitglie<strong>de</strong>rverstan<strong>de</strong>n, das aktuelle Tarifgeschehen begleitetsowie arbeits- und tarifrechtliche Vorgänge aufbereitet.In diesem Zusammenhang war und ist esebenso wichtig, dass <strong>de</strong>r KAV Bran<strong>de</strong>nburg gegenüber<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung als kraftvolle Interessenvertretungauftritt.Mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r manteltariflichen Vorschriften<strong>de</strong>s öffentlichen Dienstes <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublikin <strong>de</strong>n neuen Län<strong>de</strong>rn 1991 wur<strong>de</strong> fürdie Angestellten und Arbeiter <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschenKommunen ein Angleichungsprozess begonnen.Schritt für Schritt wur<strong>de</strong>n die tariflichen Unterschie<strong>de</strong>abgebaut. Seit letztem Jahr gelten in Westund Ost die gleichen Entgelttabellen.Diese Entwicklung war nicht immer leicht. Immerhinwaren damit neben <strong>de</strong>n oben beschriebenenHerausfor<strong>de</strong>rungen zusätzliche finanzielleLasten für die Kommunen verbun<strong>de</strong>n. Trotz<strong>de</strong>msind wir diesen Weg gegangen. Er ist Ausdruck <strong>de</strong>sRespekts vor <strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>r Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter in <strong>de</strong>n vergangenen 20 Jahren undschafft Chancengleichheit zur Beschäftigung in <strong>de</strong>rPrivatwirtschaft.Auf die Gemein<strong>de</strong>n, Städte und Landkreise inBran<strong>de</strong>nburg sind in <strong>de</strong>n letzten Jahren neue Herausfor<strong>de</strong>rungenzugekommen. Die unterschiedlichen<strong>de</strong>mografischen Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>nbran<strong>de</strong>nburgischen Regionen, neue Anfor<strong>de</strong>rungenwie <strong>de</strong>r Klimaschutz, <strong>de</strong>r Wunsch nach mehrBürgernähe und Serviceorientierung <strong>de</strong>r Verwaltungen,<strong>de</strong>r Einzug mo<strong>de</strong>rner IT-Technik in <strong>de</strong>nArbeitsalltag und nicht zuletzt die Bestrebungennach Rekommunalisierung zuvor ausgelagerterBereiche haben Einfluss auf die Arbeitsbedingungen<strong>de</strong>r Mitarbeiter und stellen die Tarifpolitik vorneue Aufgaben.Ich bin sicher, auch diese Herausfor<strong>de</strong>rungen wird<strong>de</strong>r KAV Bran<strong>de</strong>nburg in gewohnter Professionalitätund im Zusammenwirken seiner Mitglie<strong>de</strong>rbewältigen.Jann JakobsOberbürgermeister <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt PotsdamVorsitzen<strong>de</strong>r KAV Bran<strong>de</strong>nburgFotos: Lan<strong>de</strong>shauptstadt Potsdam / Michael Lü<strong>de</strong>r & Ulf Böttcher5


GrußwortSehr geehrte Damen und Herren,liebe Mitglie<strong>de</strong>r und Mitstreiter<strong>de</strong>s KAV,vor 20 Jahren wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r KAV Bran<strong>de</strong>nburggegrün<strong>de</strong>t, am 3. Oktober1990 wur<strong>de</strong> er Mitglied in <strong>de</strong>r Vereinigung<strong>de</strong>r kommunalen Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>(VKA). Genauso wie diean<strong>de</strong>ren vier ost<strong>de</strong>utschen kommunalenArbeitgeberverbän<strong>de</strong> Mecklenburg-Vorpommern,Sachsen, Sachsen-Anhaltund Thüringen. Es war einwichtiger Schritt <strong>de</strong>r kommunalen Arbeitgeberin <strong>de</strong>n neuen Län<strong>de</strong>rn, sichin kommunalen Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>nzu organisieren und die Tarifautonomieim öffentlichen Dienst <strong>de</strong>rKommunen zu etablieren. Mit außeror<strong>de</strong>ntlichemEngagement haben Siesich im KAV Bran<strong>de</strong>nburg für <strong>de</strong>n Flächentarifim Tarifgebiet Ost und <strong>de</strong>nAufbau eines starken kommunalen Arbeitgeberverban<strong>de</strong>sin Bran<strong>de</strong>nburgund die Stärkung <strong>de</strong>r VKA eingesetzt.Hierfür danke ich im Namen <strong>de</strong>r VKAallen Beteiligten sehr herzlich.Die Ungleichheit zwischen Ost- und West<strong>de</strong>utschlandspiegelte sich 1990 auch bei <strong>de</strong>nkommunalen Arbeitgebern – im Tarifrecht, bei <strong>de</strong>rBezahlung und auch im Selbstverständnis <strong>de</strong>rKommunen als Arbeitgeber. Seit<strong>de</strong>m ist viel passiert,die Angleichung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Tarifgebiete istnahezu vollständig vollzogen. Die Entwicklung <strong>de</strong>sBemessungssatzes ist ein symbolträchtiges Zeichendieses Anpassungsprozesses. Das war auf<strong>de</strong>r einen Seite politisch so gewollt, stellte auf <strong>de</strong>ran<strong>de</strong>rn Seite aber gleichzeitig eine enorme Belastungfür die ohnehin angespannten kommunalenHaushalte in <strong>de</strong>n neuen Län<strong>de</strong>rn dar. Dabei darfnicht vergessen wer<strong>de</strong>n, dass die schwierige Lage<strong>de</strong>r kommunalen Haushalte nicht durch Personalkostenverursacht wur<strong>de</strong>. Bun<strong>de</strong>sweit lei<strong>de</strong>ndie Städte, Gemein<strong>de</strong>n und Landkreise untereinem strukturellen Defizit ihrer Finanzen. Dasgilt nicht nur für das Tarifgebiet Ost.Insgesamt können wir aber festhalten: Das TarifgebietOst und die Kommunalen Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>haben sich im Rekordtempo entwickelt.Die Durchsetzung <strong>de</strong>s Flächentarifvertrages unddie Ausweitung <strong>de</strong>r kommunalen Selbstverwaltungauf die Tarifautonomie in <strong>de</strong>n ost<strong>de</strong>utschenKommunen sind vor allem ein Verdienst <strong>de</strong>r dortigenkommunalen Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>. DerKAV Bran<strong>de</strong>nburg hat sich mit seinem beson<strong>de</strong>renEngagement in Bran<strong>de</strong>nburg und in <strong>de</strong>r VKAals ein zentraler Pfeiler <strong>de</strong>r Tarifautonomie imRahmen <strong>de</strong>s Flächentarifs erwiesen.Heute beschäftigen uns bei <strong>de</strong>r VKA tarifpolitischkaum noch tarifliche Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>nTarifgebieten in Ost und West. Es geht vielmehrum die weitere Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>s Tarifrechtsinsgesamt, um die Entwicklung <strong>de</strong>r Entgeltordnungzum TVöD und um die Unterstützung <strong>de</strong>rpersonalintensiven kommunalen Verwaltungenund ihrer Unternehmen im Wettbewerb. Bei all<strong>de</strong>n Kraftanstrengungen, die tarifpolitisch hinteruns und noch vor uns liegen, bringt sich <strong>de</strong>r KAVBran<strong>de</strong>nburg immer engagiert ein. Er weist stetsauf die spezifische Lage <strong>de</strong>r kommunalen Arbeitgeberin Bran<strong>de</strong>nburg hin und sucht gleichzeitignach pragmatischen Lösungen für seine Mitglie<strong>de</strong>r.Hierauf baut die VKA auch in Zukunft.Ich wünsche <strong>de</strong>m KAV Bran<strong>de</strong>nburg, seinen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern sowie seinen Mitglie<strong>de</strong>rnweiterhin alles Gute.Manfred HoffmannHauptgeschäftsführerVereinigung <strong>de</strong>r kommunalen Arbeitgeberverbän<strong>de</strong>Bil<strong>de</strong>r von Bran<strong>de</strong>nburg an <strong>de</strong>r Havel - mit freundlicher Genehmigung von André Plotnikow, Internet-Koordinator7


<strong>Interview</strong>mit Frau Heidrun Grünewald,Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Carl-Thiem-Klinikums CottbusDie Krankenhäuser sollten selbstbewussterauftretenKAV: Frau Grünewald, bitte stellen Sie indrei Sätzen Ihr Unternehmen vor.Grünewald: Das Carl-Thiem-Klinikum ist einmo<strong>de</strong>rnes und qualitätsorientiertes Großklinikum.Die Menschen - als Patienten und Mitarbeiter- stehen im Zentrum unseres Han<strong>de</strong>lns. UnserZiel ist es, durch gut vernetzte Strukturen zuNachbarkrankenhäusern, Arztpraxen, Rehabilitations-und Altenpflegeeinrichtungen <strong>de</strong>n Menschenin Südbran<strong>de</strong>nburg eine bestmögliche medizinischeBetreuung anzubieten.zweisprach. Orientierungstafel (dt./sorbisch)8


Die Partner <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n neu gebil<strong>de</strong>ten Zentren,darunter auch Dr. med. Bernd Hoschke und PDDr. med. habil. Rainer Kube, die Leiter <strong>de</strong>r Organkrebszentren(vorn 2. und 3. von li)Foto: CTK/S. RamischKAV: Das Carl-Thiem Klinikum ist im Jahr2006 von <strong>de</strong>r or<strong>de</strong>ntlichen Mitgliedschaftim KAV Bran<strong>de</strong>nburg zur Mitgliedschaftohne Tarifbindung (oT) gewechselt. Waswar <strong>de</strong>r Anlass für diesen Schritt?Grünewald: Anlass sind die ungenügend ausfinanziertenKosten im stationären Bereich inDeutschland und hier beson<strong>de</strong>rs die nichtausfinanziertenTarifsteigerungen.Endoskopische UntersuchungKAV: Fühlen Sie sich als OT-Mitglied, dasnicht an die Verbandstarifverträge gebun<strong>de</strong>nist, <strong>de</strong>nnoch im Arbeitgeberverband zuHause? Was verbin<strong>de</strong>t Sie mit <strong>de</strong>m KAV?Grünewald: Der Kommunale Arbeitgeberverbandist für unser kommunales Klinikum unserVerband. Wir fühlen uns als Arbeitgeber hier gutaufgehoben. Die starre, nicht an die Gegebenheiten<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Realität gebun<strong>de</strong>ne verpflichten<strong>de</strong>Mitgliedschaft haben wir ja in eineflexible OT-Mitgliedschaft umgewan<strong>de</strong>lt. Der KAVist unser wichtigster Berater in <strong>de</strong>n Tarifverhandlungenmit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n großen Gewerkschaften imKrankenhausbereich, aber auch bei individualrechtlichenFragen o<strong>de</strong>r in Sachen <strong>de</strong>r Zusatzversorgung.Luftaufnahme9


Außenaufnahme Neubau10


Überwachung auf <strong>de</strong>rIntermediate Care StationSpielen und lachen hilft heilen: Erasmustu<strong>de</strong>ntinManon Charrier (rechts) am Bett von Wilhelminaauf <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rstation <strong>de</strong>s CTKFoto: S. Ramisch/CTKKAV: Sie sprachen davon, dass Sie zwarnicht an die Flächentarifverträge gebun<strong>de</strong>nsind, aber gleichwohl mit <strong>de</strong>m MarburgerBund und ver.di Tarifverträge für Ihr Hausabgeschlossen haben. Könnten Sie dannnicht genauso gut zur Bindung an die Flächentarifezurückkehren?Grünewald: Nein, Flächentarife sind zurzeit nichtausfinanziert, we<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Kommunen noch in<strong>de</strong>n Krankenhäusern. Wir können nur das Geldausgeben, was wir einnehmen. Allein auf Kosten<strong>de</strong>r Beschäftigten lässt sich in <strong>de</strong>n Gefügen einesKlinikums mit ca. 65 % bis 69 % Personalkostennur bedingt agieren. Kranke Patienten bedürfen<strong>de</strong>r Pflege – durch ausgebil<strong>de</strong>tes Personal und dasrund um die Uhr – da kann irgendwann nichtmehr an <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Beschäftigten gespart wer<strong>de</strong>n.KAV: Was wür<strong>de</strong>n Sie sich mit Blick auf dieSituation <strong>de</strong>r Krankenhäuser im LandBran<strong>de</strong>nburg wünschen, wenn Sie einenWunsch frei hätten?Grünewald: Die Krankenhäuser in Bran<strong>de</strong>nburgsollten selbstbewusster auftreten, sich noch mehrvernetzen und ihre Rolle als soziale Kompetenzzentren,Standortfaktoren für Bran<strong>de</strong>nburg undals Wirtschaftsfaktoren mehr Ausdruck verleihen.KAV: Herzlichen Dank für das <strong>Interview</strong>.Ausstellung im Carl-Thiem-Klinikum: CottbuserKünstler Steffen Robel stellt seine Arbeiten vorFoto: CTK/S. Ramisch11


<strong>Interview</strong>mit Frank Wruck,Geschäftsführer <strong>de</strong>r BarnimerBusverkehrsgesellschaft mbH Eberswal<strong>de</strong>Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungenwur<strong>de</strong>n geschaffenKAV: Herr Wruck, bitte stellen Sie in einemSatz Ihr Unternehmen vor.Wruck: Die Barnimer Busgesellschaft mbH istein kommunales Nahverkehrsunternehmen, welcheserfolgreich Busverkehrsleistungen <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nstenArt erbringt, unter an<strong>de</strong>rem mit<strong>de</strong>m ältesten Obus-System Deutschlands inEberswal<strong>de</strong>. Erlebbare Elektromobilität seit mehrals 70 Jahren.KAV: Welchen Anteil hat <strong>de</strong>r im Jahr 2001vereinbarte „Spartentarifvertrag NahverkehrBran<strong>de</strong>nburg“ am Erfolg Ihres Unternehmens?Wruck: Der Anteil ist sehr groß: Der Spartentarifvertraghat wettbewerbsfähige Rahmenbedingungenim öffentlichen Personennahverkehr fürdie kommunalen Verkehrsunternehmen in Bran<strong>de</strong>nburggeschaffen. Ohne <strong>de</strong>n Spartentarifvertraghätten wir das Marktniveau nicht erreichen können.Zwangsläufig hätte das Unternehmen im Genehmigungswettbewerbum die Linienkonzessionenmit hoher Wahrscheinlichkeit verloren. DieFolge wäre gewesen, dass <strong>de</strong>r Unternehmensbestandin Frage gestellt wäre und damit die Existenzbedroht gewesen wäre. Heute entlohnennicht nur kommunale Verkehrsunternehmen inBran<strong>de</strong>nburg ihre Mitarbeiter nach <strong>de</strong>m Spartentarifvertrag,son<strong>de</strong>rn auch private Unternehmen.Dadurch wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wettbewerb über <strong>de</strong>n „billigeren“Entlohnungstarif weitgehend verhin<strong>de</strong>rt.(weiter auf Seite 14)Bild © Joachim Lerch13


KAV: Als stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rVerbandsgruppe „Nahverkehr“ sind Sie in<strong>de</strong>n Gremien <strong>de</strong>s KAV Bran<strong>de</strong>nburg und<strong>de</strong>r VKA aktiv. Empfin<strong>de</strong>n Sie das als Lasto<strong>de</strong>r überwiegt <strong>de</strong>r Nutzen aus diesem Engagement?Wruck: Natürlich erfor<strong>de</strong>rt die Betätigung Engagementund bin<strong>de</strong>t damit auch viel Zeit. Insgesamtüberwiegt aber <strong>de</strong>r Nutzen, und die Aufgabemacht mir auch Spaß.Bild © Joachim LerchBild © REGIO NATOUR GmbH, Frank Hil<strong>de</strong>brandtKAV: Ist die Tarifpolitik in Bran<strong>de</strong>nburg aufeinem guten Weg und welche Erwartungenhaben Sie für die Zukunft?Wruck: Wie bei <strong>de</strong>r zweiten Frage schon angeschnittenhaben wir mit <strong>de</strong>m Spartentarifvertragin Bran<strong>de</strong>nburg einen wettbewerbsfähigen Tarifvertrag.Dies gilt es in <strong>de</strong>r Zukunft und hier insbeson<strong>de</strong>rein <strong>de</strong>r nächsten Tarifrun<strong>de</strong> nach Aus -laufen <strong>de</strong>s jetzigen Tarifvertrages zu bewahren.Gelingt uns das nicht, wer<strong>de</strong>n die Unternehmen<strong>de</strong>n Verband aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Marktdruckeswegen <strong>de</strong>r schwierigen Lage <strong>de</strong>r öffentlichen Kassenverlassen, dies ist in an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>utlich zu sehen. Aus meiner Sicht hat dann nichtnur <strong>de</strong>r Verband, son<strong>de</strong>rn haben auch die Arbeitnehmerverloren.KAV: Vielen Dank für das <strong>Interview</strong>Bil<strong>de</strong>r © REGIO NATOUR GmbH, Frank Hil<strong>de</strong>brandt14


Die Mitarbeiter <strong>de</strong>s KAV v.l.n.r.: Bärbel Gutstein, Marianne Gieler, Silvia Kunert, Axel Keilhold, Kerstin Schaary, Ilona Mutz, Günter Neumann,Antje Teichert, Klaus-Dieter KlapprothDer Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r kommunalen Tarifpolitik1. Nachzeichnung <strong>de</strong>s Beamtenrechtsin <strong>de</strong>n TarifverträgenIn <strong>de</strong>n 90er Jahren hatte das öffentliche Tarifrechtim Wesentlichen die Aufgabe, für die TarifbeschäftigtenArbeitsbedingungen zu schaffen, die sich amBeamtenrecht orientierten.In <strong>de</strong>n Anfangsjahren nach <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>s KAVBran<strong>de</strong>nburg war die Tarifpolitik <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>sdarauf ausgerichtet, im Sinne <strong>de</strong>s Einigungsvertragesmöglichst schnell einheitliche Arbeits- und Lebensbedingungenzu schaffen. Eine sofortige 1:1-Übernahme <strong>de</strong>s öffentlichen Tarifrechts <strong>de</strong>r altenBun<strong>de</strong>srepublik schied aus, da dies die Leistungsfähigkeit<strong>de</strong>r Kommunen überfor<strong>de</strong>rt hätte undim Übrigen nicht <strong>de</strong>m Leistungsvermögen <strong>de</strong>r imAufbau befindlichen Verwaltungen bzw. <strong>de</strong>r umstrukturiertenkommunalen Unternehmen entsprochenhätte.Im Juni 1991 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rngültige Bun<strong>de</strong>sangestelltentarifvertrag (BAT/BMT-G) mit einem Bemessungssatz von 60 Prozentfür die Entgelte in <strong>de</strong>n Bran<strong>de</strong>nburger Kom-munen übernommen. Der BAT-O/BMT-G-O regelteaußer<strong>de</strong>m eine längere wöchentliche Arbeitszeitvon 40 Stun<strong>de</strong>n (statt 38,5 Stun<strong>de</strong>n imTarifgebiet West). Die Regelungen zur zusätzlichenAltersversorgung wur<strong>de</strong>n zunächst nicht übernommen.Im Jahr 1997 wur<strong>de</strong> im Tarifgebiet Ost und damitauch bei <strong>de</strong>n Bran<strong>de</strong>nburger Kommunalverwaltungenund kommunalen Unternehmen die zusätzlicheAlters- und Hinterbliebenenversorgungeingeführt. Diese bestand zunächst darin, durchBeitragszahlungen <strong>de</strong>s Arbeitgebers in ein Umlagesystemeine Zusatzrente zu ermöglichen, die inErgänzung zur gesetzlichen Rente eine Gesamtversorgungin Höhe einer vergleichbaren Beamtenpensiongewährleistet.2. Tarifliche Beson<strong>de</strong>rheitenim Tarifgebiet OstBei <strong>de</strong>r (selektiven) Übernahme <strong>de</strong>s BAT/BMT-Gwur<strong>de</strong>n die Regelungen zum Ratio nalisierungsschutz,zur Unkündbarkeit und zum faktischenAusschluss befristeter Arbeitsverhältnisse nicht indas Tarifrecht Ost übernommen. Damit sind wesentlicheElemente <strong>de</strong>r Gleichstellung von Angestelltenund Beamten von vornherein ganz bewusstim Beitrittsgebiet nicht eingeführt wor<strong>de</strong>n.Bild © TMB-Fotoarchiv/Boettcher15


Bild © Weisse Flotte PotsdamBild © TMB-Fotoarchiv/BroneskeMit <strong>de</strong>m 1993 eingeführten § 15c BAT-O wur<strong>de</strong>hingegen die Möglichkeit geschaffen, betriebsbedingteKündigungen bei <strong>de</strong>r Anpassung <strong>de</strong>r personellenAusstattung <strong>de</strong>r ost<strong>de</strong>utschen Kommunenan westliche Standards dadurch zu vermei<strong>de</strong>n,dass die betriebliche Arbeitszeit befristet inForm einer kollektiven Teilzeitregelung abgesenktwur<strong>de</strong>. Ab 1998 wur<strong>de</strong> die Regelung <strong>de</strong>s § 15cBAT-O durch <strong>de</strong>n Tarifvertrag zur sozialen Absicherungersetzt. Durch eine große Zahl entsprechen<strong>de</strong>r(Haus-)Tarifverträge, die <strong>de</strong>r KAV Bran<strong>de</strong>nburgfür seine Mitglie<strong>de</strong>r verhan<strong>de</strong>lt und vereinbarthat, konnten in <strong>de</strong>n 90er Jahren und bisEn<strong>de</strong> 2009 viele Arbeitsplätze erhalten wer<strong>de</strong>n,in<strong>de</strong>m die Arbeit sozial verträglich auf mehrereSchultern verteilt wur<strong>de</strong>. Seit 2010 bestand seitens<strong>de</strong>r Gewerkschaften keine Bereitschaft mehr,die entsprechen<strong>de</strong> Tariföffnung fortzuführen.Bild © TMB-Fotoarchiv/Hirsch3. Lösung vom Beamtenrechtin <strong>de</strong>n TarifverträgenDie Verbandsarbeit <strong>de</strong>s Kommunalen Arbeitgeberverban<strong>de</strong>sBran<strong>de</strong>nburg hat sich bereits wenigeJahre nach <strong>de</strong>r Vereinsgründung verstärkt an<strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>r Verbandsgruppen (Sparten)und <strong>de</strong>ren spezifischen Interessen ausgerichtet.Immer mehr stellte sich heraus, dass ein Einheitstarifvertrag,<strong>de</strong>r überwiegend das Beamtenrechtnachzeichnet, nicht mehr geeignet ist, wirksam dieAufgaben kommunaler Wirtschaftsunternehmenabzubil<strong>de</strong>n. Das beamtenrechtslastige Tarifrechtwar nicht mehr wettbewerbsfähig. Eine Reform<strong>de</strong>s Tarifrechts war überfällig.Bild von Bran<strong>de</strong>nburg an <strong>de</strong>r Havel - mit freundlicherGenehmigung von André Plotnikow, Internet-Koordinator16


Nach vielen Jahren <strong>de</strong>r Vorarbeit und langwierigenTarifverhandlungen wur<strong>de</strong> im Jahr 2000 zunächst<strong>de</strong>r Tarifvertrag für Versorgungsbetriebe(TV-V) aus <strong>de</strong>r Taufe gehoben. Dies war <strong>de</strong>r ersteSchritt und zugleich die „Blaupause“ für die Reform<strong>de</strong>s Tarifrechts auch in <strong>de</strong>n übrigen kommunalenSparten. Bis zur Umsetzung <strong>de</strong>r Reformsollten dann jedoch noch weitere fünf Jahre mitzahlreichen harten Tarifverhandlungen erfor<strong>de</strong>rlichsein, ehe im September 2005 <strong>de</strong>r Tarifvertragfür <strong>de</strong>n öffentlichen Dienst (TVöD) unterschriftsreifwar. Der TV-V und <strong>de</strong>r TVöD sinddurch eine strikte Abkehr vom Beamtenrecht undvom Alimentationsprinzip gekennzeichnet. Enthielt<strong>de</strong>r BAT-O/BMT-G-O zum Beispiel noch Entgeltansprüche,die lediglich an <strong>de</strong>n Familienstatusanknüpften (Ehegattenzuschlag, Kin<strong>de</strong>rzuschlag),so sind die Entgeltregelungen von TV-V und TVöDkonsequent durch das Leistungsaustauschprinzipgekennzeichnet. Mit <strong>de</strong>m Leistungsentgelt, varia-blen Stufenlaufzeiten und Probezeitregelungen fürFührungsaufgaben wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Leistungsgedankedurch zusätzliche Elemente hinterlegt.Bild © TMB-Fotoarchiv/NBL-Boldt


Bild © TMB-Fotoarchiv/Onnen Bild © TMB-Fotoarchiv/Schwarz Bild © TMB-Fotoarchiv/HahnDa das Gesamtversorgungssystem <strong>de</strong>r Zusatzversorgungständige Tarifverhandlungen zur Anpassung<strong>de</strong>r Regelungen an verän<strong>de</strong>rte Bezugssysteme(Rentenrecht, Beamtenversorgungsrecht,Steuerrecht, Sozialversicherungsrecht) erfor<strong>de</strong>rteund zu<strong>de</strong>m in Folge <strong>de</strong>s beginnen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischenWan<strong>de</strong>ls nicht mehr zukunftsfähig und latentunbezahlbar gewor<strong>de</strong>n war, einigten sich dieTarifvertragsparteien im Jahr 2001 nach äußerstschwierigen Verhandlungen auf eine Umstellung<strong>de</strong>r Gesamtversorgung hin zu einer kapitalge<strong>de</strong>cktenBetriebsrente. Ab <strong>de</strong>m Jahr 2003 wur<strong>de</strong>im Tarifgebiet Ost schrittweise die Beteiligung <strong>de</strong>rArbeitnehmer an <strong>de</strong>n Beiträgen zur Zusatzversorgungeingeführt. Damit war auch in <strong>de</strong>r zusätzlichenAlters- und Hinterbliebenenversorgungdie Abkehr vom Beamtenrecht vollzogen.4. AusblickDie Tarifverhandlungen zur Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>söffentlichen Tarifrechts sind bei Weitem nochnicht abgeschlossen. Für einen wesentlichen Teil,die Eingruppierungsvorschriften, wer<strong>de</strong>n seit 2006Tarifverhandlungen geführt, die jedoch wegen <strong>de</strong>rKomplexität <strong>de</strong>r Regelungen noch von einer Einigungweit entfernt sind. Auch hier besteht dasZiel <strong>de</strong>r kommunalen Arbeitgeber darin, <strong>de</strong>m Gedanken<strong>de</strong>r Spartendifferenzierung dort zu entsprechen,wo dies nach <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>rSparten erfor<strong>de</strong>rlich ist. Im Ergebnis soll die Regelungsdichtewesentlich verringert wer<strong>de</strong>n undje<strong>de</strong>r Arbeitgeber nur noch die Regelungen im Tarifvertragwie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n, die für seine Beschäftigtenauch gültig sind.Neue Themenfel<strong>de</strong>r bedürfen in Zukunft <strong>de</strong>r tariflichenAusgestaltung.Der Wettbewerb um die klügsten Köpfe im Zuge<strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls verlangt zum Teilvöllig neue Denkansätze und erfor<strong>de</strong>rt nochmehr Flexibilität, als bereits durch <strong>de</strong>n Abschluss<strong>de</strong>s TVöD eröffnet.Schließlich wird auch die Aufgabe <strong>de</strong>s Grundsatzes<strong>de</strong>r Tarifeinheit durch die Rechtsprechung inhohem Maße <strong>de</strong>n Zusammenhalt <strong>de</strong>r Arbeitgeberin künftigen Tarifverhandlungen erfor<strong>de</strong>rn, umeine Erosion <strong>de</strong>r Tariflandschaft und die damit einhergehen<strong>de</strong>Preisspirale im Überbietungswettbewerbegoistischer „Spezialisten“-Gewerkschaftenzu verhin<strong>de</strong>rn.Klaus Dieter KlapprothBild © TMB-Fotoarchiv/Hirsch18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!