Wolfgang Wildgen - Fachbereich 10 - Universität Bremen
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3.5. Grobskizze einer Syntax des Bremer Platts<br />
Wesentlich stärker als die Wortbildung ist die Syntax von allgemeinen<br />
Regeln bestimmt, die teils generell für die menschliche Sprache gelten<br />
(dies ist die Erkenntnisabsicht der Universalgrammatiken, die von Aristoteles<br />
bis Chomsky vorgeschlagen wurden), teils für eine Familie von<br />
Sprachen oder Dialekten Geltung haben. Es hat deshalb keinen Sinn bei<br />
jeder Einzelgrammatik diesen allgemeinen Teil zu wiederholen und mit<br />
Beispielen zu belegen. 32<br />
Ich gehe, ohne dies auszuführen, davon aus, dass es für die germanischen,<br />
westgermanischen, deutschen, westniederdeutschen Varietäten<br />
einen Kern von syntaktischen Strukturen gibt und konzentriere mich auf<br />
regional- bzw. <strong>Bremen</strong>-spezifische Erscheinungen. Außerdem ist dieses<br />
Kapitel noch mehr als die vorherigen als Arbeitsprogramm aufzufassen.<br />
Bei Durchsicht des Syntax-Kapitels in Lindow u.a. (1998) fallen die<br />
folgenden Eigentümlichkeiten des Plattdeutschen auf.<br />
Bei Pronominalisierung der Adverbialbestimmungen herrschen im<br />
Plattdeutschen besondere Stellungsregeln. Ich gehe von einigen Beispielen<br />
aus der Grammatik von Lindow u.a. (1998: 280 f.) aus:<br />
Günt bin’n Kanal sünd se nu al Jahren bi to wöhlen.<br />
Darmit güng he na sien Kamer rin.<br />
De Buern deelt sik de Säck un deelt sik de Kosten, un dar is de Pott<br />
mit af.<br />
De Sieversch dar ward in Baasdörp veel över snackt.<br />
Aver von twee Köh und dat betjen Melkflaschenflicken un löden, dar<br />
kunn he nich vun leben.<br />
Im Korpus finden sich folgende Belege:<br />
denn bruck ich’r mi nich apree um antrecken (17)<br />
wie hafft’r us all so faken um katthackt (<strong>10</strong>)<br />
dar wurd nicht von afgahn (16)<br />
dar leet sich all’n book von maken (21)<br />
wo sich dat um dreihen dat<br />
32 Diese Strategie wird bei vielen Gesamtgrammatiken des Deutschen, etwa im<br />
Duden, benützt und analog in Lindow u.a., 1998 angewandt. Wenn allerdings<br />
die Hintergrundgrammatiken in vielerlei unterschiedlichem Format vorliegen<br />
werden Differenzen vorgetäuscht, die gar nicht existieren.