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Wolfgang Wildgen - Fachbereich 10 - Universität Bremen

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62<br />

Mundwark (Mund), Spannwark (Gespann), Bleepundstucken (Bleigewichte),<br />

Halsknuddeldöker (Halstücher), Dreelingslicht (dreifaches<br />

Licht), Peerleit (Pferdeleine). In einigen Fällen können natürlich ad-hoc-<br />

Komposita vorliegen, z.B. Apendwinger (Affenkäfig).<br />

b) Adjektivkomposita<br />

Beispiele: grieslinnen (graue, leinene), wittstämmde (mit weißem<br />

Stamm), knickhalst (geknickt), tolldick (sehr dick).<br />

Diese Auffälligkeiten können rein lexikalisch sein; erst eine ausführliche<br />

Analyse an großen Materialsammlungen aus dem Korpus (und der<br />

Vergleich mit Wörterbüchern) wird zeigen, ob es besondere Kompositionsregeln<br />

oder –tendenzen gibt.<br />

Bei der relativ freien Gestaltung der Nominalkomposition können die<br />

Unterschiede eigentlich nur im Prozess der Akzeptanz von Neubildungen<br />

liegen. In einigen Fällen kann auch die Grenze zur festgefügten<br />

Nominalphrase verschieden sein.<br />

Bei den ad-hoc-Komposita ist die Kontextabhängigkeit so groß, dass<br />

man nicht entscheiden kann, welcher Lexikalisierugn in einer der Sprachen<br />

sie näher stehen.<br />

Beispiele:<br />

nach dem Blaudag nach dem Tag, als Ottjen aus Versehen<br />

das Wachblau verschluckt hatte<br />

schrapde an den luttjen Teerteufel, d.h. Ottjen, der in den Teer<br />

Teerdübel<br />

gefallen war<br />

dat Teerelend das Elend mit dem Teer<br />

Der Reichtum eigener Prägungen macht sich bei den Redensarten,<br />

Sprüchen und volkstümlichen Zitaten bemerkbar, die dem Text auch das<br />

notwendige Lokalkolorit geben.<br />

Die Kompositionsfuge ist manchmal anders als im Hd.<br />

Beispiel: Frooensstimme = Frauenstimme; auch kann statt eines Kompositums<br />

eine feste Nominalphrase stehen: dicke Mälk = Dickmilch oder<br />

latinsche Schole = Lateinschule. 30<br />

30 In Stellmacher (1981: 49-64) wird die Sprache der niederdeutschen<br />

Nachrichten von Radio <strong>Bremen</strong> untersucht. Dabei fällt die häufige nominale<br />

Umschreibung hochdeutscher Komposita auf: Beispiele: Friedensplan → Plan<br />

für den Frieden, Regierungsbeamte → Beamte for de Regeern. Dies kann aber<br />

damit zusammenhängen, dass die Sprecher vor Neologismen und ad-hoc-<br />

Komposita zurückschreckten. Es muss kein Hinweis auf unterschiedliche<br />

Tendenzen in der Sprache selbst sein.

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