Wolfgang Wildgen - Fachbereich 10 - Universität Bremen
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- Vollform des Artikels: ob de Husdör, up den Sandweg, , gegen de<br />
Finsterruten, up dat Gestick. 28<br />
Die Distribution der nach der Präposition stehenden bzw. dort fehlenden<br />
Elemente muss ausgiebiger am Material analysiert werden und mit<br />
vergleichbaren Erscheinungen in anderen Dialekten und germanischen<br />
Sprachen verglichen werden.<br />
Anstatt den Präpositionen Artikel mit Kasus zuzuweisen, könnte man<br />
auch Varianten der Präpositionen [± Direktionalität] ansetzen. Solche<br />
Detailfragen lassen sich aber erst klären, wenn die Gesamt-Variation und<br />
die zu Grunde liegende Kategorisierung sichtbar gemacht wurde.<br />
3.4. Skizze einer Wortbildung des Bremer Platts<br />
Heymann (1909) enthält weder ein Kapitel zur Wortbildung noch eines<br />
zur Syntax oder zum Lexikon (vom komplexen Satz und Text oder von<br />
Redewendungen und Idiomatismen ganz zu schweigen). 29 Stellmacher<br />
(1983) berührt diese Ebenen kaum, aber Lindow (1998) enthält nach dem<br />
Vorbild neuer Grammatiken des Deutschen einzelne Kapitel zum Thema:<br />
Sätze (245-303) und Texte (307-357). Ich werde im Folgenden anhand<br />
sondierender Korpusanalysen versuchen, Problemzonen aufzudecken, da<br />
es wenig hilfreich ist, die Struktur einer Grammatik des Deutschen flächendeckend<br />
auf das Niederdeutsche abzubilden (diesen Eindruck erweckt<br />
die Grammatik von Lindow u.a., 1998).<br />
3.4.1. Wortbildung des Nomens und des Adjektivs<br />
Die auch im Hochdeutschen sehr produktive Nominal-Komposition zeigt<br />
die allgemein bekannten Muster, d.h. Asymmetrie von Grundwort und<br />
Bestimmungswort, nominale Kategorie des Grundwortes, Variabilität der<br />
Determinationsbeziehung (vgl. <strong>Wildgen</strong>, 1982a, b). Die Lexikalisierungsgrenzen<br />
sind teilweise verschieden, dies kann aber erst eine breite<br />
Korpusanalyse genauer zeigen: einige Beispiele aus dem Korpus:<br />
a) Nominalkomposita:<br />
Ogendokter (Augenarzt), Swäbelsticken (Streichhölzer), Pannendack<br />
(Ziegeldach), Schriefböker (Schreibhefte), Grauwaterpulver (Lauge),<br />
28 Dass in manchen Fällen Unterschiede der Bestimmtheit vorliegen, hat Heymann<br />
(1909: 155) vortrefflich bemerkt, wenn er vergleicht: He keem uut’n<br />
Huse und He keem uut dat Huus heruut.<br />
29 Hoopmann (1893:<strong>10</strong>0-121) enthält zwar eine Syntax; es wird aber nicht<br />
deutlich, welches die spezifischen Merkmale der Syntax des "Niedersächsischen<br />
Dialektes" sind.<br />
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