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Wolfgang Wildgen - Fachbereich 10 - Universität Bremen

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fach in der Schule platt zu lernen, denke ich mir, ist stur, das wenigstens<br />

voll und ganz tun denn, und so haben sie wenigstens von zuhause aus<br />

platt gesprochen. Und sie haben das ohnehin ziemlich einfach, Hochdeutsch<br />

zu lernen, weil was sie hier ... mit Freunden oder so, oder in der<br />

Schule, egal wo, wird überall hochdeutsch gesprochen. Das hier, das<br />

braucht man nicht lernen, das lernen sie ganz automatisch.<br />

Mutter: Jå, irgndwan dår häbt wi us gedankn mååkt, as uns zou in`n kop<br />

kööm, dej olste nå schkoul hän mus un kinegarten, dår häbt wi dår mål<br />

oberläjcht, ob wi hochdüütsch prååtn zuln mit hör oder näj, åbe dat köjm<br />

heejl automåtisch, dår't kasetn un dår't umwelt un nåbers, aal prååt<br />

hochdüütsch; dat wör kejn probläm, dat häbt ze ejgentlich zou näbnbi<br />

leert. Dår häwt wi näj fääl an dån. Un ik find dat ouk wichtich, dat dat<br />

nich uutstarben deit. Dän dat is zou schkå, dat is äben 'n mujl språåk, un<br />

wän dat kejner meer leern deit, dan wårt dat jå kejner meer wiidergäbn.<br />

Un ik fund dat ejgentlich ´n bitche schkå, un dårum häbt wi ejgentlich<br />

ouk bewus mit hör plat prååt.<br />

Mutter: Ja, irgendwann da haben wir uns Gedanken gemacht, als uns so<br />

in den Kopf kam, der Älteste zur Schule hin musste und Kindergarten, da<br />

haben wir da mal überlegt, ob wir Hochdeutsch reden sollten mit ihnen<br />

oder nicht, aber das kam ganz automatisch, durch Kassetten und durch<br />

Umwelt und Nachbarn, alle sprechen Hochdeutsch; das war kein Problem,<br />

das haben sie eigentlich so nebenbei gelernt. Da haben wir nicht viel<br />

dazu beigetragen. Und ich finde das auch wichtig, dass das nicht<br />

ausstirbt. Denn das ist so schade, das ist eben eine schöne Sprache, und<br />

wenn das keiner mehr lernt, dann wird das ja keiner mehr weitergeben.<br />

Und ich finde das eigentlich ein bisschen schade, und darum haben wir<br />

eigentlich auch bewusst mit ihnen Platt gesprochen.<br />

2.3.3. Weitere Ergebnisse<br />

Im Rahmen eines Seminars: „Spracherwerb und Mehrsprachigkeit“<br />

wurden Tonbandinterviews in Familien durchgeführt. Da einige der Studierenden<br />

nicht ausreichend Plattdeutsch sprachen, fand ein Teil der Interviews<br />

in Hochdeutsch statt. Constanze Niederhaus und Marion Wilkens<br />

interviewten eine Familie, die aus Ostfriesland stammt und seit<br />

mehreren Jahren im Raum <strong>Bremen</strong> lebt. Ich fasse wichtige Ergebnisse<br />

zusammen:<br />

- In der (ostfriesischen) Verwandtschaft wird von den Erwachsenen<br />

überwiegend Platt gesprochen, dies gilt aber nicht für die Kinder:<br />

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