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Wolfgang Wildgen - Fachbereich 10 - Universität Bremen

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halb dieser Situationen wurde vielfach auch von den Kindern Platt gesprochen.<br />

Diese zwiespältige Situation förderte natürlich auch die<br />

Sprachmischung; die Sprecherin 7a nennt die Sprache der Kinder deshalb<br />

"halb Platt und halb Hochdeutsch".<br />

Innerhalb der Familie gab es die eigenartigsten Differenzierungen, so<br />

erzählt Sprecherin 7b (geb. 1908):<br />

Spr: ... großen Brüder, ja die sprachen dann Platt. Das ist bei<br />

uns so Sitte. Die Großen sprachen Platt und die Lütschen ...<br />

In anderen Familien sprach der Vater mit den Kindern Hochdeutsch,<br />

die Mutter aber Plattdeutsch.<br />

Sprecherin <strong>10</strong>a (geb. 1908):<br />

Spr.: Mein Vater war Buchdruckermeister, aber der machte das<br />

so schon, der sprach mit uns nicht viel Plattdeutsch aber<br />

Mutter die sprach immer mit uns Plattdeutsch ...<br />

Von ihrer Schwester, die <strong>10</strong> Jahre jünger war, sagt sie:<br />

Spr.: Die hatte das so nicht mehr mitbekommen, daß zu Hause so<br />

viel Plattdeutsch gesprochen wurde.<br />

Sprecherin <strong>10</strong>d (geb. 1908) berichtet, die Großmutter habe mit ihren<br />

Enkeln Platt gesprochen, mit den Eltern aber Hochdeutsch:<br />

Spr.: Meine Eltern sprachen aber kein Plattdeutsch, meine<br />

Großmutter war bei uns zu Hause, die ist 58 geboren und<br />

die sprach nur Plattdeutsch mit mir nech mit meiner Mutter<br />

und nicht mein Vater (...) nur mit den Enkeln Plattdeutsch.<br />

Auf diesem Weg hat dann später auch der Urenkel Plattdeutsch<br />

gelernt, obwohl dessen Großeltern bereits für das Hochdeutsche optiert<br />

hatten. Ganz allgemein war ein Sprachwechsel derart, dass die Eltern<br />

untereinander Platt sprachen und dann, wenn sie sich an die Kinder<br />

wandten, Hochdeutsch sprachen.<br />

Sprecherin <strong>10</strong>b (geb. 19<strong>10</strong>) berichtet:<br />

Spr.: Die Eltern tosamen die snackt immer bloß Platt, nun we<br />

konnt de aber ja dann alles verstan, nech wat se segen, aber<br />

wenn we direkt angesproken warn, denn sagten sie das<br />

Hochdeutsch.<br />

In seltenen Fällen konnte jedoch auch das Kind seine Sprachwahl durchsetzen.<br />

So berichtet Sprecherin 11g von ihrer Mutter (geb. 1887):

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