20 Tabelle 7: Antworten auf die Frage: „Können Sie selbst Plattdeutsch sprechen?“
Entgegen dem Bild, welches sich dem Fremden, teilweise dem Einheimischen, in norddeutschen Städten bietet, kann, außer in den südlichen Gebieten, die Mehrheit Plattdeutsch. In Nordniedersachsen (NIn) und Hamburg (HH) kann weniger als ein Drittel kein Plattdeutsch, ebenso viele behaupten von sich, dass sie sehr gut Plattdeutsch sprechen können. 1.3.2. Sprachwechsel in <strong>Bremen</strong> anhand sprachbiographischer Interviews Die Idee, direkt die Bevölkerung zur erlebten Geschichte zu befragen, geht auf die polnischen Soziologen Thomas und F. Znaniecki zurück. In den frühen 80er Jahren wurden diese Ansätze aus den 30er Jahren in Geschichtswissenschaft 12 und empirischer Soziologie 13 auch in Deutschland wieder aufgegriffen. In Erhebungen Anfang der 80er Jahre habe ich etwa 70 ältere Menschen in <strong>Bremen</strong> befragt, um Lebensumstände und Gründe des Sprachwechsels Plattdeutsch—Hochdeutsch aufzudecken. Ich will einige Ergebnisse, gesichtet nach wichtigen Aspekten, vorstellen. 14 Die zeitliche Situierung des Sprachwechsels in <strong>Bremen</strong> fällt ganz unterschiedlich aus, je nach sozialer Schicht und Stadtviertel. Als Beispiel für einen frühen Sprachwechsel mögen die Äußerungen einer Bremerin, die 1907 im Ostertorviertel geboren wurde, dienen: "... ich bin Bremerin, meine Eltern waren Bremer, meine Großeltern und meine Urgroßeltern, hat kein Mensch Plattdeutsch gesprochen, ich habe hier im Sommer erst auf diesem Landgut bei meinen Großeltern oft gewohnt und da hab ich mit der Tochter vom Hofmeister gespielt ... und die sprach Plattdeutsch." Die Sprecherin ging ins Lyzeum, "und da hat nie jemand Platt gesprochen“. Trägt man diese Angaben in eine Zeitskala ein, ergibt sich, daß in den wohlhabenden Kreisen in <strong>Bremen</strong> teilweise bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Hochdeutsch gesprochen wurde. Allerdings verfügte man passiv über das Niederdeutsche, da es sowohl auf dem Lande als auch in den unteren Schichten noch eine einsprachige, Niederdeutsch sprechende Bevölkerung gab. Eine andere Sprecherin, die in demselben vornehmen Altersheim wohnt und in Utbremen lebte, berichtet dagegen, 12 Vgl. Niethammer, 1980. 13 Vgl. Matthes u.a., 1981. 14 Vgl. <strong>Wildgen</strong>, 1988: 123-131. 21
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