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Diplomarbeit - Fachbereich Informationswissenschaften ...

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Fachhochschule Potsdam<br />

University of Applied Science<br />

<strong>Fachbereich</strong> <strong>Informationswissenschaften</strong><br />

Studiengang Archiv<br />

Die Volkswirtschaftliche Abteilung und das Archiv der Dresdner Bank<br />

1882-1945 und die Geschichte des Archivbestands nach dem Zweiten<br />

Vorgelegt von:<br />

Benjamin Schäf<br />

Matr. Nr. 3932<br />

Weltkrieg<br />

<strong>Diplomarbeit</strong><br />

zur Erlangung des Titels Diplom-Archivar/In (FH)<br />

Gutachter:<br />

1. Prof. Dr. Hartwig Walberg (Professor am FB5)<br />

2. M. A. Michael Jurk (Historisches Archiv der Dresdner Bank AG)<br />

Bearbeitungszeitraum: 01.April 2004 – 14.August 2004


Inhaltverzeichnis<br />

Vorwort 5<br />

1 Ausgangslage 6<br />

1.1 Ziel dieser Arbeit 6<br />

1.2 Literatur und Aktenüberlieferung 8<br />

2 Bankarchive deutscher Großbanken 10<br />

2.1 Definitionsversuche 10<br />

2.2 Geschichtlicher Überblick 11<br />

2.2.1 Entstehung der deutschen Großbanken 11<br />

2.2.2 Entstehung und Entwicklung der Bankarchive bei deutschen<br />

Großbanken 12<br />

2.3 Stellung innerhalb der Bankorganisation 14<br />

2.4 Nutzer 15<br />

2.5 Organisation 16<br />

2.6 Aufgaben und Tätigkeiten 18<br />

2.6.1 Informationsquellen 18<br />

2.6.2 Beschaffung und Auswertung der Quellen 19<br />

2.6.3 Auswertung und Vermittlung der Informationen 20<br />

2.6.4 Ordnung und Aufbewahrung der Informationen 21<br />

2.6.5 Statistik 22<br />

2.6.6 Börseninformation 23<br />

2.7 Basis für die Arbeit der Volkswirtschaftlichen Abteilung 23<br />

3 Die Volkswirtschaftliche Abteilung und das Archiv der<br />

Dresdner Bank 1882-1945 25<br />

3.1 Entstehung und Entwicklung der Volkswirtschaftlichen<br />

Abteilung und des Archivs der Dresdner Bank 1882-1945 25<br />

3.1.1 Entstehung des Archivs der Dresdner Bank (1882-1902) 25<br />

3.1.2 Schaffung einer „Volkswirtschaftsstatistischen Abteilung“<br />

(1903-1916) 27<br />

2


3.1.3 Aufgehen des Archivs in der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

(1917-1935) 31<br />

3.1.4 Umstrukturierung und Neuausrichtung der Volkswirt-<br />

schaftlichen Abteilung (1936-1939) 34<br />

3.1.5 Die Volkswirtschaftliche Abteilung im 2.Weltkrieg<br />

(1939-1943) 37<br />

3.1.6 Kriegsbedingte Auslagerung des Hauptarchivs (1944-1945) 40<br />

3.2 Organisationsstruktur der Volkswirtschaftlichen Abteilung 45<br />

3.2.1 Referate 45<br />

3.2.2 Börseninformationsbüro 47<br />

3.2.3 Archiv 49<br />

4 Die Geschichte des Bestands des ehemaligen Hauptarchivs<br />

der Dresdner Bank nach 1945 54<br />

4.1 Von Zühlen nach Potsdam (1945-1968) 54<br />

4.2 Der Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“ des Deutschen<br />

Zentralarchivs Potsdam (1969-1992) 57<br />

4.3 Der Bestand „65. Volkswirtschaftliche Dokumentation“ des<br />

Historischen Archivs der Dresdner Bank AG (1993-2003) 61<br />

4.4 Ausblick 63<br />

5 Quellen- und Literaturverzeichnis 65<br />

5.1 Ungedruckte Quellen 65<br />

5.2 Literatur 68<br />

5.3 Verwendete Publikationen der Volkswirtschaftlichen<br />

Anlagen<br />

Abteilung der Dresdner Bank 69<br />

Anlage 1 Liste der 1943 von der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

der Dresdner Bank gelesenen Zeitungen und Zeitschriften 71<br />

Anlage 2 Bericht über die vom 22.8.45 bis 29.8.45 getätigte Fahrt<br />

nach Zühlen i. d. Mark 73<br />

3


Anlage 3 Beschreibung des Bestands „80 Ba 1. Dresdner Bank“<br />

vom 24.03.1983 75<br />

Anlage 4 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und<br />

der Dresdner Bank AG über die Rückgabe des Bestands<br />

„80 Ba 1. Dresdner Bank“ vom 2. November 1992 76<br />

Anlage 5 Thesaurus des Bestands "65. Volkswirtschaftliche<br />

Dokumentation" des Historischen Archivs der Dresdner<br />

Bank AG (Stand: 18.05.2004) 77<br />

Abkürzungsverzeichnis 80<br />

Abbildungsverzeichnis 81<br />

4


Vorwort<br />

Die Idee für die vorliegende <strong>Diplomarbeit</strong> geht auf mein Praxissemester zurück,<br />

welches ich in der Zeit vom 02. September 2002 bis zum 28. Februar 2003 in<br />

der Berliner Außenstelle des Historischen Archivs der Dresdner Bank<br />

absolvierte. Im Rahmen dieses Praktikums beschäftigte ich mich in der<br />

Hauptsache mit dem Bestand „Volkswirtschaftliche Dokumentation“. Dieser<br />

Bestand gilt als der letzte relativ vollständig erhaltene Beleg für die Arbeit der<br />

vor dem Zweiten Weltkrieg bei den deutschen Großbanken bestehenden<br />

zentralen Bankarchiven. Er beinhaltet kompakte Informationen über die<br />

wirtschaftliche Entwicklung einer Vielzahl von in- und ausländischen<br />

Unternehmen aus dem Zeitraum von 1883 bis 1945 und stellt somit einen<br />

reichhaltigen Fundus für die heutige Wirtschaftsgeschichtsforschung dar. Bei<br />

der Verzeichnung des Bestands fragte ich mich v. a., wer diesen gebildet hat<br />

und welchen Zweck er ursprünglich erfüllte. Die Beantwortung dieser Fragen<br />

soll in erster Linie das Ziel dieser Arbeit sein.<br />

Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Hartwig Walberg vom <strong>Fachbereich</strong><br />

<strong>Informationswissenschaften</strong> der Fachhochschule Potsdam und Herrn Wolfgang<br />

Richter vom Historischen Archiv der Dresdner Bank für die Betreuung der<br />

<strong>Diplomarbeit</strong>. Ebenso möchte ich mich bei dem Leiter, Herrn Michael Jurk, und<br />

allen Mitarbeitern dieses Archivs für die umfassende Hilfestellung bei meinen<br />

Recherchen bedanken. Ferner bedanke ich mich bei den Herren Dr. Johannes<br />

Bähr und Dr. Ralf Arens, die mir wichtige Anhaltspunkte für weitergehende<br />

Nachforschungen gaben, und bei Frau Loos vom Archiv der<br />

Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />

ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, welche mir durch die<br />

schnelle Bearbeitung meines Forschungsantrages eine große Hilfe war. Des<br />

Weiteren sei Frau Ulla Kattermann für das Lektorat der Arbeit und Herrn Lars<br />

Hoffmann für die Mithilfe bei der Bearbeitung der Abbildungen gedankt.<br />

Letztlich gilt mein Dank meiner Mutter Elke, deren umfangreiche Unterstützung<br />

in organisatorischer Hinsicht einen nicht unwesentlichen Anteil an der<br />

Fertigstellung dieser Arbeit hatte.<br />

5


1 Ausgangslage<br />

1.1 Ziel dieser Arbeit<br />

„Der Abschluß von Bankgeschäften ist ohne vorherige Information nicht<br />

denkbar. Information bereitzustellen heißt, durch Kommunikation<br />

unzureichendes Wissen einzelner Mitarbeiter in bestimmten Sachbereichen zu<br />

verringern. Damit wird eine wichtige Voraussetzung für eine positive<br />

Geschäftspolitik geschaffen. Informationsvermittlung im Bankbetrieb ist daher<br />

ebenso alt wie das Bankgeschäft selbst.“ 1<br />

Das Bedürfnis nach Informationen war gerade bei den Mitte des 19. Jh.<br />

entstandenen deutschen Großbanken beträchtlich. Deshalb richteten diese<br />

Kreditinstitute schon bald nach ihrer Gründung zentrale Stellen für die<br />

Erfassung von Wirtschaftsinformationen ein. Die Sammlungen dieser als<br />

Bankarchive bezeichneten Einrichtungen wuchsen in den darauffolgenden<br />

Jahrzehnten genauso schnell wie die Geschäftstätigkeit und der<br />

Geschäftsumfang ihrer Banken. Infolge des Zweiten Weltkriegs wurden jedoch<br />

die meisten dieser Bestände zerstört, und die Aktienbanken verzichteten nach<br />

diesem auf den Neuaufbau ihrer Archive.<br />

Eine Ausnahme bildet hierbei der Bestand an Unternehmensakten, der im<br />

ehemaligen Hauptarchiv der Dresdner Bank gebildet wurde. Dieser überstand<br />

als Einziger den Krieg relativ unbeschadet, da er im Sommer 1944 aus der<br />

Berliner Zentrale der Bank an einen weniger von Bombenangriffen bedrohten<br />

Ort ausgelagert wurde. Nach Kriegsende verblieb er auf dem Gebiet der<br />

sowjetischen Besatzungszone und späteren Deutschen Demokratischen<br />

Republik und wurde im Jahre 1970 von den Angestellten des Deutschen<br />

Zentralarchivs Potsdam verzeichnet. Im Jahre 1993 wurde das Aktenmaterial<br />

der Dresdner Bank zurückgegeben. Der Bestand erhielt den Namen<br />

„Volkswirtschaftliche Dokumentation“ und im Frühjahr 2001 wurde mit seiner<br />

erneuten Verzeichnung begonnen. Derzeit lagert er in den Magazinräumen des<br />

Historischen Archivs der Dresdner Bank in Frankfurt am Main.<br />

Der Bestand umfasst schätzungsweise 14.500 Akten über Gesellschaften und<br />

Körperschaften des In- und Auslands. Die Akten enthalten eine umfassende<br />

Sammlung von allen frei zugänglichen Nachrichten über die<br />

1 Stein 1976, S.45<br />

6


Geschäftsentwicklung und die wirtschaftliche Lage der Unternehmen. Diese<br />

Informationen bestehen hauptsächlich aus Ausschnitten aus der in- und<br />

ausländischen Handelspresse, Satzungen, Geschäftsberichten,<br />

Emissionsprospekten u. ä.<br />

Das Ziel dieser Arbeit ist der Versuch, die Geschichte sowohl des Hauptarchivs<br />

als der bestandsbildenden Abteilung als auch die des Bestands nach Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs in chronologischer Folge zu beschreiben. Diese Darstellung<br />

soll so umfassend und detailliert wie möglich erfolgen.<br />

Zuvor werden die Bankarchive der deutschen Großbanken im Allgemeinen<br />

Gegenstand einer eingehenden Untersuchung sein. Zunächst muss hierfür<br />

geklärt werden, was genau unter einem Bankarchiv zu verstehen ist. Nach<br />

einem kurzen geschichtlichen Überblick über die Entstehung der Großbanken<br />

und ihrer Archive wird dargestellt, welche Stellung die Bankarchive innerhalb<br />

der Gesamtorganisation der Kreditinstitute einnahmen, wer die wichtigsten<br />

Konsumenten der gesammelten Wirtschaftsinformationen waren, und wie ein<br />

solches Archiv idealtypisch aufgebaut war.<br />

Anschließend wird beschrieben, auf welche Informationsquellen der<br />

Bankarchivar zurückgreifen konnte, wie er den Nachrichtenstoff auswertete und<br />

für seine Endnutzer am zweckdienlichsten aufbereitete, und wie er das Material<br />

nach seiner unmittelbaren Verwendung ordnete und aufbewahrte. Danach<br />

werden mit der Statistik und der Börseninformation noch zwei besondere<br />

bankarchivische Betätigungsfelder vorgestellt. Diesen allgemeinen Teil<br />

abschließend soll noch näher auf die Aufgaben der Volkswirtschaftlichen<br />

Abteilungen eingegangen werden, da diese häufig aus den Bankarchiven<br />

hervorgegangen sind, oder zumindest die wichtigsten Abnehmer der dort<br />

gesammelten Wirtschaftsinformationen waren.<br />

Auch bei der Dresdner Bank entwickelte sich die Volkswirtschaftliche Abteilung<br />

aus ihrem Bankarchiv. Dieses wurde später zum festen und untrennbaren<br />

Bestandteil der Abteilung, weshalb in der nun folgenden Beschreibung der<br />

Geschichte der bestandsbildenden Registratur in erster Linie die Entwicklung<br />

der Volkswirtschaftlichen Abteilung und weniger die des Archivs dokumentiert<br />

werden kann.<br />

Zuerst sollen die genauen Zeitpunkte für die Einrichtung des Bankarchivs und<br />

der Volkswirtschaftlichen Abteilung ermittelt werden. Sodann wird versucht, die<br />

7


wichtigsten Etappen und einschneidende Zäsuren in der Entwicklung der<br />

beiden Bankstellen herauszuarbeiten. Dabei sollen die Schwerpunkte auf<br />

Veränderungen in z. B. der Abteilungsleitung, der Aufgabenstellung, den<br />

Arbeitstechniken, den Nachrichtenquellen, der Informationsbeschaffung und<br />

-verwertung etc. gelegt und deren möglichen Ursachen in gesellschafts- und<br />

bankpolitischen Ereignissen nachgewiesen werden. Ein weiteres Ziel besteht<br />

darin, die Organisationsstruktur der Abteilung zu rekonstruieren.<br />

Anschließend wird auf die Geschichte des Bestands nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg eingegangen. Wie bereits erwähnt, wurde dieser im Jahre 1944 aus<br />

der Berliner Zentrale der Dresdner Bank ausgelagert und 1970 in Potsdam<br />

verzeichnet. Es ist nun zu klären, was mit diesem Aktenmaterial in den<br />

dazwischenliegenden 26 Jahren geschah, d. h., es wird versucht zu ermitteln,<br />

wo es in dieser Zeit untergebracht war, oder von wem es eventuell benutzt<br />

wurde.<br />

Des Weiteren soll dargestellt werden, wie bei der Erschließung des Bestands in<br />

Potsdam vorgegangen wurde, und wie die im Jahre 2001 in Berlin begonnene<br />

erneute Verzeichnung vonstatten ging. Zum Schluss soll noch ein kurzer<br />

Ausblick in die geplante zukünftige Nutzung des Bestands „Volkswirtschaftliche<br />

Dokumentation“ durch das Historische Archiv der Dresdner Bank gegeben<br />

werden.<br />

1.2 Literatur und Aktenüberlieferung<br />

Die Anzahl an Veröffentlichungen, welche die Bankarchive zum Thema haben,<br />

ist äußerst gering und wenig aktuell. Die letzten Arbeiten zu dieser Materie<br />

erschienen in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.<br />

Für diesen Umstand gibt es verschiedene Gründe. Die Archivare behandelten<br />

in ihren Lehrbüchern und sonstigen Publikationen die Bankarchive, wenn<br />

überhaupt, nur am Rande, da es sich aus ihrer Sicht bei diesen Einrichtungen<br />

nicht um Archive im Sinne ihrer Definition handelte.<br />

Aber auch die Veröffentlichungen über die Organisation der Banken aus der<br />

ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts behandelten die bankarchivische Arbeit<br />

nur marginal. So wird diese z. B. in der ersten Ausgabe von Bruno Buchwalds<br />

„Die Technik des Bankbetriebs“ 2 , einem Standardwerk der Bankbetriebslehre in<br />

2 Buchwald 1904<br />

8


der damaligen Zeit, überhaupt nicht erwähnt. Selbst in der 1924 erschienenen<br />

achten Auflage dieses Buches wurden den Bankarchiven nur acht Zeilen<br />

gewidmet 3 .<br />

Ebenfalls schlecht ist es um die Überlieferung an Akten bestellt. Die<br />

Organigramme, Geschäftsverteilungspläne oder Geschäfts- resp.<br />

Tätigkeitsberichte der Abteilung sind nicht mehr vorhanden. Das gleiche gilt für<br />

den Aktenplan und das Aktenverzeichnis des Bestands. Einzig für die Jahre von<br />

1943 bis 1945 ist ein Ordner erhalten geblieben, der die Korrespondenz,<br />

Dienstanweisungen und Aktennotizen des damaligen Bürovorstehers im<br />

Hauptarchiv beinhaltet.<br />

Um die Organisation der Abteilung und die Tätigkeiten seiner Angestellten<br />

dennoch rekonstruieren zu können, mussten die erhalten gebliebenen<br />

Personalakten der ehemaligen Beschäftigten der Volkswirtschaftlichen<br />

Abteilung ausgewertet werden. Anhand der darin enthaltenen Informationen wie<br />

Leistungs- und Tätigkeitsberichte, Personalberichte, Anträge auf<br />

Unabkömmlichkeitsstellung, Abgangszeugnisse, Versetzungsformulare u. ä.,<br />

war es möglich, den Aufbau und die Arbeit des Büros nachzubilden.<br />

Ebenso wurde auf die Akten des Bestands „Volkswirtschaftliche<br />

Dokumentation“ zurückgegriffen. Aus diesen ließen sich Anhaltspunkte in<br />

Bezug auf den Wandel der Arbeitsweise, die Zu- oder Abnahme der<br />

Aktenproduktion und die Art und Anzahl der verwendeten Informationsquellen<br />

ermitteln. Des Weiteren wurden, um Rückschlüsse auf die Wissenschaftlichkeit<br />

der Arbeiten der Abteilung ziehen zu können, deren Sonderpublikationen für die<br />

vorliegende Arbeit herangezogen.<br />

3 Vgl. Ebd. 1924, S.99<br />

9


2 Bankarchive deutscher Großbanken<br />

2.1 Definitionsversuche<br />

Der Begriff Bankarchiv ist ein unzutreffender, da es sich hierbei weder um ein<br />

Betriebsarchiv resp. Wirtschaftsarchiv noch um ein historisches Archiv einer<br />

Bank handelt. Unter einem Archiv wird eine Einrichtung verstanden, die sich mit<br />

der Erfassung, Verwahrung und Erschließung von Archivgut befasst, welches<br />

„als dokumentarischer Niederschlag der Tätigkeit staatlicher und<br />

nichtstaatlicher Dienststellen, aber auch sonstiger Einrichtungen, Verbände,<br />

Betriebe oder Einzelpersonen erwächst, soweit es wegen seines rechtlich-<br />

verwaltungsmäßigen, seines historischen, aber auch seines wissenschaftlich-<br />

technischen oder künstlerischen Quellenwertes als ‚archivwürdig’ zu dauernder<br />

Aufbewahrung bestimmt wird“ 4 .<br />

Ein Bankarchiv hingegen bezeichnet eine Stelle innerhalb der Organisation<br />

einer Bank, deren Hauptaufgabe es ist, aktuelle Wirtschaftsinformationen des<br />

In- und Auslandes aus Sekundärquellen wie Büchern, Zeitungen sowie<br />

Zeitschriften zu sammeln und für eine interne und externe Nutzung<br />

aufzubereiten. Da es sich hierbei eindeutig um dokumentarische Tätigkeiten<br />

handelt, haben sich in heutiger Zeit weitgehend Bezeichnungen wie<br />

„Dokumentation“, „Zentrale Information“ oder „Informations- und<br />

Dokumentationsstelle“ (IuD-Stelle) durchgesetzt, wenn auch noch in den 80er<br />

Jahren des letzten Jahrhunderts „etwa jede dritte bankbetriebliche<br />

Informationsstelle den Namen ‚Archiv’“ 5 führte. Obwohl diese fälschliche<br />

Begriffswahl auch in jüngster Zeit noch als von „im Grunde sekundärer<br />

Bedeutung“ 6 beschrieben wurde, gab es doch immer auch, v. a. von Seiten der<br />

Archivare, Kritik daran, dass diesen Stellen innerhalb der Banken der Name<br />

„Archiv“ gegeben wurde. So bezeichnete Karl Demeter 1936 dies als „allgemein<br />

weitverbreiteten Sprachunfug“ und „Begriffsverwirrung“ 7 . Meisner<br />

charakterisierte diese Archive als „Pseudoarchive“ 8 und Adolf Brenneke<br />

4 E. Franz 1999, S.2<br />

5 Gabler 1988, S.242<br />

6 H. Stein 1976, S.46<br />

7 K. Demeter 1936, S.104<br />

8 nach: E. Neuss 1954, S.41<br />

10


kritisierte in seiner „Archivkunde“ von 1953, dass diese Art von Einrichtungen<br />

„den Namen ‚Archiv’ zu Unrecht tragen“ 9 .<br />

Ein weiteres Definitionsproblem ergibt sich aus der Unterscheidung zwischen<br />

Bankarchiv und Volkswirtschaftlicher Abteilung. Beide Begriffe werden in der<br />

ausgewerteten Literatur und in den benutzten Quellen häufig synonym<br />

verwendet oder zumindest kaum differenziert. Die Volkswirtschaftlichen<br />

Abteilungen der Banken haben zum großen Teil ihren Ursprung in den<br />

Bankarchiven. Im Gegensatz zu diesen gehen deren Tätigkeiten jedoch über<br />

eine bloße Sammlung von Wirtschaftsinformationen und einen laufenden<br />

Auskunftsdienst hinaus. Das Hauptbetätigungsfeld der Volkswirtschaftlichen<br />

Abteilungen liegt vielmehr in der systematischen Beobachtung und Erforschung<br />

der Wirtschaft unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten auf der Basis dieser<br />

Materialsammlung. 10<br />

Vielfach sind die Bankarchive in den Volkswirtschaftlichen Abteilungen<br />

aufgegangen, d. h., sie sind zu einem zentralen Bestandteil dieser geworden.<br />

Zumindest aber stehen sie in einem engen Verhältnis zueinander, da sich die<br />

volkswirtschaftlichen Arbeiten nur auf Grundlage der durch die Bankarchive<br />

gesammelten und dokumentierten Informationen erstellen lassen.<br />

2.2 Geschichtlicher Überblick<br />

2.2.1 Entstehung der deutschen Großbanken<br />

Bis in die Mitte des 19. Jh. wurden die Unternehmungen von Industrie, Handel<br />

und Handwerk in Deutschland in der Hauptsache von über 1.200 Privatbankiers<br />

wie Rothschild in Frankfurt, Bleichröder in Berlin oder Oppenheim in Köln<br />

finanziert. Diese Privatbankiers verfügten zwar meist über große<br />

Eigenkapitalien, waren aber nur lokal oder regional tätig. Überregionale<br />

Geschäfte mussten so über befreundete Bankhäuser abgewickelt werden.<br />

Die in dieser Zeit einsetzende Industrialisierung Deutschlands führte zu einer<br />

Prosperität seiner Wirtschaft. Je stärker die Unternehmen wuchsen, um so<br />

größer wurde auch ihr Kapitalbedarf. Für eine weitere Expansion reichte ihr<br />

Eigenkapital nicht aus. Sie benötigten Fremdkapital in beträchtlichem Umfang.<br />

9 A. Brenneke 1953, S.431<br />

10 Vgl. K. Hunscha 1936, S.258<br />

11


Deren Beschaffung überstieg die Möglichkeiten der Privatbankiers, was zur<br />

Gründung von großen Aktienbanken führte. Eine der ersten war im Jahre 1835<br />

die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank. In den folgenden Jahren<br />

entstanden zahlreiche weitere, von denen aber nur wenige den Wiener<br />

Börsenkrach vom Mai 1873 überdauerten. Zu den größten und wichtigsten<br />

Banken, die diesen überstanden und das Bild der deutschen Bankwelt auch in<br />

den folgenden Jahren prägten, gehörten der A. Schaaffhausen’sche<br />

Bankverein, Köln (1848), die Disconto-Gesellschaft, Berlin (1851), Bank für<br />

Handel und Industrie, Darmstadt (1853), die Berliner Handelsgesellschaft,<br />

Berlin (1856), die Bayerische Vereinsbank, München (1869), Deutsche Bank,<br />

Berlin (1870), die Commerz- und Disconto- Bank, Hamburg (1870) und die<br />

Dresdner Bank, Dresden (1872). Die wichtigsten Vorteile der Aktienbanken<br />

gegenüber den Privatbankhäusern lagen in ihrem hohen Stammkapital und<br />

ihrer Überregionalität.<br />

Neben der Industrialisierung begünstigten in Deutschland v. a. der aufblühende<br />

Außenhandel und Kapitalexport, die Reichseinigung von 1871 und der Fortfall<br />

des Konzessionsverbots für Aktiengesellschaften das Entstehen und rasche<br />

Wachsen dieser sogenannten Universalbanken. 11<br />

2.2.2 Entstehung und Entwicklung der Bankarchive bei deutschen<br />

Großbanken<br />

Der stetig steigende Geschäftsumfang und die Vergrößerung der Höhe der<br />

Kredite und Risiken machten bald die Schaffung einer Stelle innerhalb der<br />

Banken erforderlich, welche dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und den einzelnen<br />

Abteilungen Auskunft über die Unternehmen geben konnte, die z. B. um Kredite<br />

nachsuchten, mit denen die Bank geschäftliche Beziehungen pflegte oder an<br />

welchen sie sich beteiligen wollte.<br />

Als Vorlage für den Aufbau einer solchen Stelle wurden die bei vielen<br />

französischen Großbanken schon geraume Zeit bestehenden Bankarchive<br />

genommen. Hier waren v. a. der Service des études financieres der Credit<br />

Lyonnais und die Finanzstudienbüros der Banque de Paris et des Pays-Bas<br />

und des Comptoir National mustergültig.<br />

11 Vgl. H. Meyen 1992, passim<br />

12


Die ersten deutschen Aktienbanken, die diesem Bespiel folgten, waren die<br />

Diskont-Gesellschaft und die Deutsche Bank 12 , auch wenn sich, wie bei der<br />

letztgenannten, diese Anfänge einer zentralen Informationssammlung,<br />

-verwertung und -vermittlung recht bescheiden ausnahmen. Georg von<br />

Siemens, unter dessen maßgeblicher Beteiligung die Deutsche Bank am<br />

9. April 1870 gegründet wurde, wünschte sich im Jahre 1873 die Schaffung<br />

eines Auskunftsbüros und beauftragte seine Frau Elise mit der Sammlung und<br />

Ordnung von Bilanzen und der Anlage von Akten. Im März 1873 schrieb sie<br />

hierzu: „Da wir aber nicht mehr als eine Zeitung halten wollen, habe ich bei<br />

unseren Bekannten ausgekundschaftet, was für Zeitungen sie halten und mir<br />

ausgebeten, von Zeit zu Zeit kommen zu dürfen, um mir aus den alten Blättern<br />

Bilanzen auszuschneiden.“ 13 Doch schon nach den ersten größeren Fusionen<br />

mit anderen Banken in den Jahren 1875/76 wurde für diese Arbeit ein<br />

Chefarchivar eingestellt.<br />

Im Laufe der folgenden Jahre richteten sich auch die anderen Banken, wie die<br />

Dresdner Bank, die Bank für Handel und Industrie, die Commerz- und<br />

Diskontobank, die Nationalbank für Deutschland etc., aber auch Privatbankiers<br />

ähnliche Archive ein.<br />

Alle diese Bankarchive beschränkten sich zunächst auf die Sammlung von<br />

Geschäftsberichten, Bilanzübersichten, Zeitungsausschnitten u. ä. Je stärker<br />

jedoch die Banken wuchsen, um so mehr wurde auch der Ausbau ihrer<br />

Dokumentationsstellen vorangetrieben. Die Organisation der Bankarchive<br />

wurde immer differenzierter, und der Schwerpunkt ihrer Aufgaben lag mehr und<br />

mehr in der Beantwortung volkswirtschaftlicher Fragestellungen, wozu auch<br />

entsprechend geschultes Personal angestellt wurde.<br />

Den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen überstanden nur die wenigsten dieser<br />

Sammlungen. Die meisten wurden zerstört oder gingen, wenn sie in weniger<br />

von Bombenangriffen bedrohte Orte ausgelagert wurden, in den<br />

Nachkriegswirren verloren. Nach dem Krieg „errichtete keine der Banken [...]<br />

wieder ein Zentralarchiv mit den ursprünglichen Funktionen.“ 14 Der Bestand<br />

„Volkswirtschaftliche Dokumentation“ des Historischen Archivs der Dresdner<br />

12 Vgl. G. Obst 1910, S.411f.<br />

13 K. Helfferich, nach : M. Pohl 1976, S.46<br />

14 Vgl. M. Pohl 1974, S.404<br />

13


Bank kann heute als die wohl besterhaltenste und vollständigste Überlieferung<br />

der Arbeit eines deutschen Bankarchivs angesehen werden. 15<br />

2.3 Stellung innerhalb der Bankorganisation<br />

Auf Grund der Vielzahl und Verschiedenartigkeit ihrer Geschäfte entstanden bei<br />

den Großbanken einzelne Abteilungen. Diese können in Leistungsabteilungen,<br />

in Hilfsabteilungen und in Abteilungen, die beides sind, unterschieden werden.<br />

Das Archiv war eine reine Hilfsabteilung, da es in erster Linie für die Information<br />

der Leistungsabteilungen zur Verfügung stand und keinen Gewinn erbrachte. 16<br />

Die Stellung, die das Bankarchiv innerhalb der Gesamtorganisation einer Bank<br />

einnahm, war je nach Typ des Instituts, also den Betätigungsfeldern, denen<br />

dieses in der Hauptsache nachging, verschieden. So ist z. B. eine Bank, deren<br />

Geschäftstätigkeit sich nur auf das Inland beschränkt anders aufgebaut als eine<br />

Bank, die auch im Ausland tätig ist. Beide haben sie unterschiedliche<br />

Bedürfnisse in Bezug auf Art, Quantität und Qualität der Informationen, wodurch<br />

sich eine jeweils andere Gewichtung für den Wert des Nachrichtenvermittlers,<br />

also des Bankarchivars, ergibt und somit auch für dessen Stellung gegenüber<br />

den anderen Abteilungen.<br />

Bei den deutschen Großbanken, die Bankgeschäfte aller Art betrieben, waren<br />

die Bankarchive in der Regel zentral dem Direktorium unterstellt. Dabei können<br />

drei Varianten unterschieden werden. Zum einen konnte das Archiv ein Teil der<br />

Sekretariatsabteilung sein. Diese bearbeitete die nicht öffentlichen Geschäfte<br />

der Direktion und solche, die deren Verfügung bedurften. Sie war „vermittelnde<br />

Person zwischen der Leitung der Bank und den einzelnen Abteilungen.“ 17 Zum<br />

anderen bildete es eine eigene Abteilung des Direktionsbüros und war den<br />

anderen Abteilungen wie z. B. dem Personalbüro, dem Sekretariat, dem<br />

Juristischen Büro etc. gleichgestellt. 18 Die dritte Möglichkeit bestand darin, dass<br />

das Archiv ein Bestandteil der Volkswirtschaftlichen Abteilung war 19 , welche im<br />

Normalfall ebenfalls unmittelbar der Direktion unterstand.<br />

Einige Großbanken unterhielten außerdem Bankarchive bei ihren Filialen. Im<br />

Gegensatz zu dem Archiv der Zentrale, das eine größtmögliche<br />

15 Vgl. hier 4<br />

16 Vgl. H. Linhardt 1926, S.26f.<br />

17 Vgl. E. Schach 1911, S.239<br />

18 Vgl. F. Leitner 1925, S.134. Vgl. auch G. Obst 1921, Abb.1<br />

19 Vgl. 2.7<br />

14


Selbstständigkeit haben sollte, waren die Filialarchive aus Kostengründen dazu<br />

angehalten, eine möglichst enge Verbindung mit den anderen Abteilungen zu<br />

haben. Allgemein wurde deren Existenz in Frage gestellt, da eine Arbeitsteilung<br />

zwischen den einzelnen Archiven kaum möglich war. Ein Filialarchiv hatte<br />

quantitativ etwa genau so viele Informationen zu verarbeiten wie sein<br />

Zentralarchiv. 20<br />

2.4 Nutzer<br />

Die Nutzer eines Bankarchivs lassen sich in bankinterne und bankexterne<br />

unterscheiden. Zu den internen Konsumenten gehörten alle Stellen der Bank,<br />

die ein erhöhtes Interesse an detaillierten Informationen zur wirtschaftlichen<br />

Lage einzelner Unternehmen und Branchen oder zur Volkswirtschaft im<br />

Allgemeinen hatten, während unter den externen Benutzern in der Hauptsache<br />

die tatsächlichen und potentiellen Kunden des Instituts, aber auch die mit der<br />

wissenschaftlichen Erforschung und Analyse volkswirtschaftlicher<br />

Zusammenhänge Beschäftigten zu verstehen waren.<br />

Der wichtigste Abnehmer von Wirtschaftsinformationen innerhalb des<br />

Bankbetriebs war die Direktion. Meist war die nach dem Kollegialprinzip<br />

aufgebaut, d. h., jedem Direktor war ein bestimmter Aufgabenbereich<br />

zugeordnet, für den er spezielle Informationen benötigte, aber besonders<br />

wichtige Geschäftsentscheidungen mussten von der gesamten Direktion<br />

beschlossen werden. Deshalb war es auch erforderlich, dass alle Direktoren<br />

täglich einen Überblick über die gesamtwirtschaftliche Situation erhielten. Vor<br />

allem interessierten sie hierbei konjunkturelle Daten wie<br />

Warenpreisentwicklung, Devisen- und Effektenkurse etc.<br />

Die Art und Intensität der Nutzung des Bankarchivs durch die verschiedenen<br />

Abteilungen war unterschiedlich, d. h., jede Abteilung bedurfte in erster Linie<br />

solcher Informationen, die zur Erfüllung ihrer Aufgaben wesentlich waren. So<br />

interessierte z. B. die Konsortialabteilung andere Nachrichten als die<br />

Kreditabteilung und diese wieder andere als die Rechtsabteilung. Es würde im<br />

Rahmen dieser Arbeit zu weit führen, den Informationsbedarf einer jeder dieser<br />

Abteilungen einzeln darzustellen. Als besonders starke Nutzer sollen hier nur<br />

das Börsenbüro, welches meist mit dem Börseninformationsbüro des<br />

20 Vgl. Kohlermann 1931, S.645. Vgl. auch Pfennig 1923, S.11<br />

15


Bankarchivs 21 in enger Verbindung stand, und die Volkswirtschaftliche<br />

Abteilung 22 genannt werden.<br />

2.5 Organisation<br />

Wie die Stellung des Bankarchivs innerhalb der Organisation war auch deren<br />

Aufbau von Bank zu Bank unterschiedlich. Im Allgemeinen kann aber die im<br />

folgenden beschriebene Gliederung des Archivs bei der einstigen Bayerischen<br />

Hypotheken- und Wechsel-Bank 23 , mit Ausnahme der Angliederung des<br />

Historischen Archivs, als musterhaft angesehen werden.<br />

Das Bankarchiv bestand dort aus dem Firmenarchiv, dem Sacharchiv, dem<br />

Zeitschriftenarchiv, der Fachbibliothek und dem Historischen Archiv.<br />

Im Firmenarchiv wurden zu verschiedenen Unternehmen eine oder mehrere<br />

Akten angelegt, welche Meldungen diverser Tages- und Wirtschaftszeitungen,<br />

deren Geschäftsberichten, Satzungen, Prospekten etc. bestanden, die diese<br />

Firmen betrafen. Diese Akten befassten sich in der Hauptsache mit<br />

Aktiengesellschaften (AG) und Aktienkommanditgesellschaften (KGaA). Firmen<br />

mit anderer handelsrechtlicher Gesellschaftsform, z. B. Gesellschaften mit<br />

beschränkter Haftung (GmbH) oder Genossenschaften, also solche, die keinen<br />

Zwang zur öffentlichen Rechnungslegung haben, können natürlich auch vom<br />

Firmenarchiv bearbeitet werden. Bei einigen Banken gibt es aber mit der<br />

sogenannten „Auskunftei“ eine eigene Stelle, die sich mit solchen Unternehmen<br />

befasst.<br />

Die Firmenakte sollte, so sie eine AG oder KGaA behandelt, vertrauliche<br />

Auskünfte, Bilanzen, General- resp. Hauptversammlungsberichte, Veränderung<br />

des Aktienkapitals, Firmenpersonalien, Prospekte von Wertpapieremissionen<br />

und allgemeine Informationen über die Firma enthalten.<br />

Diese Akten anzulegen und immer auf den neuesten Stand zu bringen waren<br />

aber nicht die einzigen Anforderungen an das Firmenarchiv. Daneben fiel ihm<br />

die wichtige Aufgabe zu, auf Anfrage von anderen Abteilungen der Bank oder<br />

von Kunden Auskunft über die Unternehmen zu geben, d. h., es war „mit der<br />

21 Vgl. 2.6.6<br />

22 Vgl. 2.7<br />

23 01.09.1998 Fusion der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank (1835) mit der Bayerischen<br />

Vereinsbank (1869) zur HypoVereinsbank<br />

16


zentralen Nachrichtenübermittlung für alle(n) wissenswerten Tagesvorgänge“ 24<br />

beauftragt.<br />

Auch im Sacharchiv wurden Tages- und Wirtschaftszeitungen gelesen,<br />

ausgewertet und relevante Meldungen und Aufsätze ausgeschnitten. Hierbei<br />

lag das Augenmerk der Bearbeiter jedoch nicht auf Unternehmensneuigkeiten,<br />

sondern auf Artikel zu betriebs- und volkswirtschaftlichen Fragen des In- und<br />

Auslands. Dieses Material wurde in Sachgruppen, wie z. B. Länderberichte,<br />

Politik und Geschichte, statistische Veröffentlichungen, Volkswirtschaft, Geld-,<br />

Bank- und Börsenwesen, Betriebswirtschaft, Bevölkerungs-, Arbeitsmarkt-,<br />

Lohn- und Preisfragen, Rechts- und Steuerfragen etc., unterteilt. Die<br />

systematische Gliederung der Materialien erfolgte nach dem Alphabet und<br />

weiter nach dem Dezimalsystem. Die enorme Menge an Nachrichtenstoff<br />

machte eine dauernde Kassation von Informationen mit nur tagesaktuellem<br />

Wert erforderlich. Zu den weiteren Aufgaben gehörte auch hier die<br />

Auskunftserteilung sowie die Materialzusammenstellung nach den Bedürfnissen<br />

der Nutzer.<br />

Das Zeitschriftenarchiv sammelte periodisch erscheinende Publikationen, wie<br />

z. B. Veröffentlichungen anderer Banken, Fachzeitschriften, Wirtschaftsjournale<br />

u. ä., und wertete deren Inhalt nach formalen und sachlichen Kriterien aus. Der<br />

Bestand der Fachbibliothek umfasste Bücher zu allen für die Beantwortung von<br />

betriebs- und volkswirtschaftlichen Fragestellungen bedeutsamen<br />

Wissensgebieten. 25 Da sowohl das Zeitungsarchiv als auch die Fachbibliothek<br />

ein bibliothekarisches Tätigkeitsprofil aufweisen, können sie auch zu einer<br />

Stelle zusammengefasst sein.<br />

Des Weiteren war dem Bankarchiv dieses Institutes auch sein Historisches<br />

Archiv angegliedert. Eine solche Unterstellung ist aber als wenig sinnvoll<br />

anzusehen, da die Funktion einer solchen Einrichtung in der Erfassung,<br />

Verwahrung und Erschließung von Dokumenten liegt, welche die Geschichte<br />

der Bank betreffen. Das sind aber Aufgaben, die per Definition ein echtes<br />

Archiv wahrzunehmen hat und die sich zu den sonstigen Tätigkeitsfeldern der<br />

Abteilung konträr verhalten. 26<br />

24 K. Hunscha 1936, S.258<br />

25 Vgl. H. Sayle 1975, S.54f.<br />

26 Vgl. zur Organisation eines Bankarchivs auch Gabler 1988, S.242<br />

17


Abweichend von dem dargestellten Organisationsschema hatten viele<br />

Großbankarchive außerdem noch Büros für statistische Arbeiten und für die<br />

Börseninformation.<br />

2.6 Aufgaben und Tätigkeiten<br />

In diesem Abschnitt werden, nach einem kurzen Überblick über die damalige<br />

Quellenlage für Wirtschaftsinformationen, die verschiedenen Aufgabenfelder<br />

und Tätigkeiten skizziert, welche die Angestellten eines Bankarchivs in der<br />

ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts erfüllen mussten. Es ist davon<br />

auszugehen, dass vieles davon, wie etwa die Informationsbeschaffung, in den<br />

heutigen IuD-Stellen der Banken noch ähnlich ist.<br />

2.6.1 Informationsquellen<br />

Zuerst stand das Bankarchiv vor der Aufgabe der Beschaffung von möglichst<br />

objektiven und aktuellen Informationen. Diese bezog es vorwiegend aus<br />

Veröffentlichungen der Unternehmen, die teils freiwillig, teils durch die vom<br />

Gesetzgeber erwirkte Publizitätspflicht erfolgten. Durch die Publizität, d. h. die<br />

„öffentliche Berichterstattung einschließlich der Rechnungslegung von<br />

Unternehmungen und wirtschaftlicher Organisationen über ihre wirtschaftliche<br />

und finanzielle Lage“ 27 , sollte eine möglichst große Transparenz über diese in<br />

der breiten Öffentlichkeit erreicht werden.<br />

Wichtige Organe für die Bekanntmachungen der Unternehmen waren Inserate<br />

in der Finanzpresse, die hauptsächlich Bank- und Börsenfragen behandelte, in<br />

der Handelspresse, welche sich mit Wirtschaftsfragen aller Art befasste, in den<br />

Fachorganen für die einzelnen Branchen sowie in der Tagespresse, so diese<br />

einen Handelsteil besaß. Aber auch der allgemeine Teil der Tagespresse<br />

konnte für den Bankarchivar wichtige Meldungen enthalten.<br />

Weitere Möglichkeiten zur Erfüllung der Publizitätspflicht waren die Herausgabe<br />

von Geschäftsberichten und Statuten. In den Geschäftsberichten der AGs<br />

wurden die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung für das vergangene<br />

Geschäftsjahr offengelegt und mehr oder minder ausführlich erläutert.<br />

Des Weiteren gab es die Prospekte, die bei der Börsenzulassung der Effekten<br />

herausgegeben und vom Börsenvorstand überprüft wurden; die amtlichen<br />

27 K. Pfennig 1923, S.19<br />

18


Kurszettel; die behördlichen Register und Listen, z. B. das Handels-,<br />

Genossenschafts- und Güterrechtsregister, dessen Eintragungen im<br />

Reichsanzeiger und in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht wurden; die<br />

Handbücher des Bank-, Börsen- und Aktienwesens sowie Berichte von<br />

Geschäftsfreunden und Zweigstellen.<br />

Aus dem eigenen Institut erhielt das Bankarchiv zusätzliche Informationen über<br />

Gesellschaften, für welche die Bank Zahlstelle oder in deren<br />

Emissionskonsortium sie vertreten war, sowie durch Kreditakten und<br />

Börsenvertreter. 28<br />

2.6.2 Beschaffung und Auswertung der Quellen<br />

Das Bankarchiv war nun gehalten, sich diese Quellen zu beschaffen. So<br />

abonnierte es die für seine Zwecke in Betracht kommenden diversen Zeitungen<br />

und Zeitschriften. Ein Archiv musste an Zeitungen zumindest den<br />

Reichsanzeiger und eine weitere Zeitung halten, die den örtlichen Bedürfnissen<br />

entsprach und mit einem guten Handelsteil ausgestattet war. Die beiden<br />

Journale waren in bis zu drei Exemplaren zu beziehen. Von diesen wurden<br />

dann zwei geschnitten und eines unzerschnitten aufbewahrt. Weitere wichtige<br />

Blätter waren die führenden Berliner Zeitungen, die Deutsche Bergwerks-<br />

Zeitung sowie die größten ausländischen Handelszeitungen.<br />

Die Geschäftsberichte der Unternehmen wurden nach der Veröffentlichung der<br />

Einladung zur Generalversammlung formularmäßig angefordert und deren<br />

Eingang überwacht und vermerkt. 29 Die Prospekte bezog das Bankarchiv aus<br />

den Zeitungen, die von den Börsenvorständen zu deren Bekanntmachung<br />

bestimmt wurden, oder von der Bank, welche die Börseneinführung besorgte.<br />

Die Veröffentlichungen der öffentlichen Register entnahm es ebenfalls aus der<br />

Presse.<br />

Über die Gründung eines Unternehmens erfuhr das Bankarchiv durch deren<br />

Handelsregistereintragung. Dem Handelsregisterauszug entnahm es die<br />

einzutragenden und zu veröffentlichenden Angaben und forderte daraufhin die<br />

Statuten der Gesellschaft an. Änderungen der Statuten sowie Liquidation und<br />

Konkurs der Firma wurden ebenfalls im Handelsregister verlautbart. Wenn es<br />

28 Vgl. Ebd., S.22ff.<br />

29 Vgl. Kohlermann 1931, S.647<br />

19


sich um größere Statutenänderungen handelte, wurden diese meist neu<br />

gedruckt.<br />

Aus der Handelspresse bezog es in Form von Dividendeneinschätzungen, die<br />

auf der Bilanzsitzung des Aufsichtsrates bekannt gegeben wurden, der<br />

wichtigsten Abschlussziffern, die dem der Generalversammlung vorgelegten<br />

Abschluss entstammten, und den Auszügen aus den Geschäftsberichten die<br />

Informationen über den Jahresabschluss. Zu einer genaueren Beurteilung<br />

dieser Bilanzen musste sich das Bankarchiv den Geschäftsbericht, so er in<br />

gedruckter Form vorlag, beschaffen. Ferner wurde es aus der Presse über den<br />

Verlauf von Generalversammlungen, Bezugsanforderungen an die Aktionäre,<br />

Aktienumtausche bei Fusionen und Bildung von Interessengemeinschaften<br />

informiert.<br />

Über die Kursentwicklungen von Obligationen gaben ihm die amtlichen<br />

Kurszettel Auskunft, welche auszugsweise auch in der Handelspresse<br />

abgedruckt wurden. Schließlich erfuhr es aus den bei der Börseneinführung von<br />

Effekten veröffentlichten Prospekten etwas über die wirtschaftliche Situation<br />

des Unternehmens.<br />

Aus dem Stand der Kurse für Anleihen von Kooperationen des öffentlichen<br />

Rechts, Kommunen, Kommunalverbänden und Staaten konnte es<br />

Rückschlüsse auf deren Zustand ziehen. 30<br />

2.6.3 Auswertung und Vermittlung der Informationen<br />

Im nächsten Schritt setzte die Auswertung des gesammelten Nachrichtenstoffs<br />

ein. Zunächst wurde dieser zusammengefasst und einer genauen Kontrolle<br />

unterzogen, d. h., die verschiedenen Informationsquellen wurden auf ihre<br />

Zuverlässigkeit hin überprüft. Gleichzeitig wurde das Material, mit seiner<br />

Unterscheidung nach unmittelbar und gelegentlich zu verwendenden<br />

Informationen, erstmalig geordnet.<br />

Der sofort zu verwertende Stoff wurde dann in der Weise aufbereitet, wie es für<br />

die Endnutzer am zweckdienlichsten war. Für die Direktion wurde ein<br />

Direktionsbericht und ein Nachrichtenblatt erstellt. Der Direktionsbericht<br />

umfasste die wichtigsten Originalausschnitte, Geschäftsberichte, Prospekte,<br />

Tabellen etc. Das Nachrichtenblatt, welches auch die Leiter der Abteilungen<br />

30 Vgl. K. Pfennig 1923, S.27ff.<br />

20


und Depositenkassen bekamen, bestand aus einem kurzen Auszug der<br />

Tagespresse und konnte nach banktechnischen, aber auch nach<br />

volkswirtschaftlichen Aspekten gegliedert sein. Für einzelne Abteilungen<br />

besonders wichtige Nachrichten erhielten diese direkt.<br />

Nebenbei wurde aus rein banktechnischer Sichtweise eine Betriebszeitung<br />

angefertigt, bei deren Ausarbeitung es mehr auf Sorgfalt als auf Schnelligkeit<br />

ankam. Ferner konnten Sammelmappen mit Ausschnitten über allgemeinere<br />

Wirtschaftsfragen zur Aus- und Weiterbildung der Bankangestellten und das<br />

Material für die allgemeinen Ausführungen im Geschäftsbericht der Bank<br />

zusammengestellt oder Publikationen für externe Nutzer realisiert werden. 31<br />

2.6.4 Ordnung und Aufbewahrung der Informationen<br />

Nach der unmittelbaren Verwendung kam das Material, so es das überhaupt im<br />

Original verließ, ins Archiv zurück und wurde dort, nebst dem zum<br />

gelegentlichen Gebrauch bestimmten, geordnet.<br />

Im Normalfall wurde für jedes Unternehmen eine eigene Akte angelegt, welche<br />

den gesamten gesammelten Stoff über die Gesellschaft in chronologischer<br />

Folge und unabhängig von seiner Beschaffenheit beinhaltete, d. h., es sollte<br />

möglichst nicht nach den unterschiedlichen Materialarten unterteilt werden, da<br />

dies die spätere Benutzung der Akten erschwert hätte. Zu der jeweiligen Akte<br />

konnte zudem ein Übersichtsformular, das die wichtigsten wirtschaftlichen<br />

Daten des Unternehmens enthielt, und eine Kartothekkarte, die über deren<br />

Inhalt Auskunft gab, angelegt werden. Danach wurden die Akten nach der im<br />

jeweiligen Bankarchiv gebräuchlichen Systematik geordnet und abgelegt.<br />

Die Doppelstücke von Geschäftsberichten u. ä., die zur Einzelausleihe<br />

bestimmt waren, wurden gesondert untergebracht, wobei ihre Katalogisierung<br />

mit der der zugehörigen Akten identisch war. Ferner wurden die<br />

ungeschnittenen Zeitungen und Zeitschriften, deren Eingänge durch eine<br />

Materialkartei kontrolliert werden konnte, gebunden und aufbewahrt. 32<br />

31 Vgl. Ebd., S.31ff.<br />

32 Vgl. Ebd., S.15f.<br />

21


2.6.5 Statistik<br />

Neben den zuvor beschriebenen Vorgängen war der Bankarchivar auch mit der<br />

Anfertigung von verschiedenartigen Statistiken beschäftigt. In erster Linie<br />

wurden solche zahlenmäßigen Übersichten erarbeitet, die sich mit dem<br />

Bankwesen befassten und solche, die zur Beantwortung von allgemeinen<br />

volkswirtschaftlichen Fragestellungen beitragen sollten.<br />

Ziel der Bankstatistik war es, das eigene Institut in Bezug auf seine<br />

Wirtschaftlichkeit mit der Konkurrenz zu vergleichen und seinen Anteil an der<br />

Entwicklung des gesamten Bankwesens festzustellen. Dafür wurden die<br />

Umsatzziffern der eigenen Bank denen der anderen gegenübergestellt.<br />

Die Volkswirtschaftsstatistik setzte sich vorwiegend mit den Bilanzen der<br />

Gesellschaften anderer Branchen auseinander, v. a. mit denen, die durch die<br />

Bank gegründet oder mitbegründet worden waren. Dafür wurde eine<br />

Rentabilitätsstatistik angefertigt, welche die Geschäftsleitung über die<br />

wirtschaftliche Lage und Entwicklung eines Unternehmens unterrichten und die<br />

Entscheidung über eine Kreditvergabe sowie zur „finanziellen Beratung der<br />

Kundschaft dienen“ sollte.<br />

Weitere ziffernmäßige Vergleiche wurden u. a. über die Preise der wichtigsten<br />

Welthandelsartikel, Geld- und Kapitalbewegungen ins Ausland, Devisenkurse,<br />

Diskontsätze, Effektenkurse und -emissionen, aber auch zu allgemeineren<br />

volkswirtschaftlichen Daten erstellt. 33<br />

Neben den Statistiken zum Bankwesen und zur Volkswirtschaft, die auch als<br />

externe Statistiken bezeichnet wurden, gab es noch eine interne, die<br />

sogenannte Bankbetriebsstatistik. In dieser wurden die in der Buchhaltung des<br />

eigenen Hauses erstellten Zahlen weiterverarbeitet. Es handelt sich somit um<br />

Geschäftsstatistik, die nicht zwangsläufig im Bankarchiv erfolgen musste, die<br />

aber doch auch dort, so es über handelstechnisch geschulte Mitarbeiter<br />

verfügte, erfolgen konnte. Dies war insoweit wünschenswert, da so die „Zahlen<br />

und Ergebnisse der Betriebsstatistik in Zusammenhang gebracht werden mit<br />

den allgemeinen volkswirtschaftlichen Entwicklungstendenzen.“ 34<br />

33 Vgl. K. Hertlein 1920, S.86ff.<br />

34 Vgl. Ebd., S.28. Vgl. auch K. Pfennig 1923, S.7f<br />

22


Im Idealfall wurden also sowohl die Bankstatistik und die<br />

Volkswirtschaftsstatistik als auch die Bankbetriebsstatistik durch die<br />

Angestellten des Bankarchivs erstellt.<br />

2.6.6 Börseninformation<br />

Außerdem übernahmen die Archive einiger Banken die Aufgabe, auf schriftliche<br />

Anfrage Auskünfte über Firmen und Aktienwerte zu geben. Dafür gab es mit<br />

dem sogenannten „Börseninformationsbüro“ meist eine eigene Stelle innerhalb<br />

der Organisation. Natürlich lag die Hauptverantwortung der Kundenberatung<br />

über die Unternehmen bei den jeweiligen Börsen- und Effektenabteilungen.<br />

Deren Handbücher waren jedoch nur begrenzt verwendbar, „da es niemals<br />

möglich sein wird, die Angaben über sämtliche Gesellschaften vollständig à jour<br />

zu halten,...“. 35 Die Informationen über die Unternehmen in den Akten der<br />

Archive hingegen waren auf dem neuesten Stand, weshalb diese entweder die<br />

Arbeit des Börsenbüros durch die Übermittlung der Nachrichten unterstützte<br />

oder aber auch selbsttätig Auskünfte über Wertpapiere an Kunden erteilte.<br />

Ferner konnte dem Bankarchiv die „Ausarbeitung der Prospekte und<br />

Zulassungsanträge für Wertpapiere bei der Einführung an der Börse“ 36<br />

obliegen.<br />

2.7 Basis für die Arbeit der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

Die Volkswirtschaftlichen Abteilungen der Großbanken, die heute vielfach den<br />

Namen „Economic Research“ tragen, haben, wie bereits eingangs erwähnt,<br />

häufig ihren Ursprung in den Bankarchiven oder zwischen ihnen besteht ein<br />

enger Zusammenhang, da die Volkswirte auf die vom Bankarchiv gesammelten<br />

Wirtschaftsinformationen angewiesen sind. 37<br />

Der Aufgabenschwerpunkt der Bankarchive lag zuerst in der Materialsammlung<br />

und der „Zentralen Nachrichtenübermittlung“ innerhalb der Bank. Bald wurde<br />

jedoch der Bedarf an einer eigenständigen Wirtschaftsbeobachtung und<br />

-forschung erkannt, die über die bloße Auswertung von Geschäftsberichten,<br />

Zeitungsmeldungen u. ä. hinausging. Als Voraussetzung hierfür musste die<br />

Sammlung der Wirtschaftsinformationen systematisch erweitert werden. So<br />

35 Vgl. Kohlermann 1931, S.646<br />

36 G. Obst 1921, S.501<br />

37 Vgl. hier 2.1<br />

23


wurden wirtschaftsstatistische Daten über einen längeren Zeitraum gesammelt<br />

und in Statistiken über Warenmärkte, Branchen, allgemeine<br />

Konjunkturmerkmale, Geldsätze, Kursnotierungen etc. verarbeitet. Ebenfalls<br />

wurde eine verstärkte Beobachtung der Konjunktur, der Branchen, des<br />

Auslands, der Währungen, der Börsen, der in- und ausländischen Banken<br />

sowie die Anfertigung von Marktanalysen über Warenmärkte für das ständig<br />

wachsende Informationsbedürfnis des Großbankbetriebs immer notwendiger.<br />

Mit diesen wirtschaftsanalytischen Arbeiten waren die Bankarchive allerdings<br />

bald überfordert, was die Bildung eigenständiger Volkswirtschaftlicher<br />

Abteilungen unter der Leitung ausgebildeter Volkswirte erforderlich machte.<br />

Deren wissenschaftliche Arbeiten bestanden zum einen in<br />

Einzeluntersuchungen über spezielle tagesaktuelle Gegebenheiten und in der<br />

laufenden telefonischen und schriftlichen Beantwortung von Anfragen. Zum<br />

anderen war es ihre Aufgabe, „die für das Verständnis der allgemeinen<br />

Wirtschaftsentwicklung erforderlichen Grundtatsachen laufend zu erfassen und<br />

aus eigener Initiative in einer zweckmäßigen Verarbeitung ihren ‚Kunden’ inner-<br />

und außerhalb des Betriebes rechtzeitig zuzuleiten.“ 38<br />

Während die einzelnen Fallstudien und der Auskunftsdienst durchaus noch von<br />

einigen Angestellten des Bankarchivs übernommen werden konnten, wären sie<br />

mit diesen größeren Ausarbeitungen schlichtweg überfordert gewesen. So<br />

verzichteten die deutschen Großbanken nach dem Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs auch auf eine Wiedereinrichtung von Archiven im bisherigen Sinne. 39<br />

Vielmehr bauten sie ihre Volkswirtschaftlichen Abteilungen größtenteils so um,<br />

dass die meisten Aufgaben der ehemaligen Archive auf die einzelnen Ressorts<br />

innerhalb der Abteilung aufgeteilt wurden. 40 Die zentrale Grundlagenarbeit des<br />

Registrierens von Unternehmens- und Wirtschaftsmeldungen wurde aber<br />

weiterhin von einem „Archiv“ oder, nun vermehrt, IuD-Stelle genannten<br />

Geschäftsbereich geleistet.<br />

38 Vgl. Hunscha 1936, S.258f.<br />

39 Vgl. hier 2.2.2<br />

40 Vgl. Pohl 1974, S.404<br />

24


3 Die Volkswirtschaftliche Abteilung und das Archiv der Dresdner<br />

Bank 1882-1945<br />

3.1 Entstehung und Entwicklung der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

und des Archivs der Dresdner Bank 1882-1945<br />

3.1.1 Entstehung des Archivs der Dresdner Bank (1882-1902)<br />

Der genaue Zeitpunkt für die Aufnahme einer bankarchivischen Tätigkeit bei der<br />

Dresdner Bank, die am 12. November 1872 in Dresden gegründet wurde, kann<br />

aus heutiger Sicht nicht mehr bestimmt werden. Es ist aber anzunehmen, dass<br />

die Gründung dieses Bankarchivs in den Jahren zwischen 1882 und 1884<br />

erfolgte, also in der Phase, in der die Zentrale der Bank von Dresden nach<br />

Berlin verlegt wurde. Dieser Wandel von einer sächsischen Lokalbank zu einer<br />

Berliner Bank brachte auch große Veränderungen bezüglich Art und Umfang<br />

der getätigten Bankgeschäfte mit sich. So machten das verstärkte Engagement,<br />

z. B. in der Industriefinanzierung oder dem Auslandsgeschäft, eine gezielte<br />

Sammlung von Wirtschaftsinformationen erforderlich. Für die Erfüllung dieser<br />

Aufgabe wurde die Schaffung eines Bankarchivs erforderlich.<br />

Die Vermutung, dass die Gründung des Bankarchivs der Dresdner Bank in<br />

diesem Zeitraum erfolgte, ergibt sich auch aus der Tatsache, dass die älteste<br />

erhaltene Akte des ehemaligen Hauptarchivs, welche die „Cartonnagen-<br />

Maschinen-Industrie- und Faconschmiede AG“ in Berlin 41 behandelt, den<br />

Geschäftsbericht der Firma für das Jahr 1882 enthält. Daraus lässt sich<br />

schlussfolgern, dass die Akte im Jahr 1883 angelegt worden ist.<br />

Anhand der 41 überlieferten Akten, die Material aus dem Zeitraum von 1882 bis<br />

1894 enthalten, kann auch gemutmaßt werden, dass eine wirkliche<br />

systematische Sammlung von Wirtschaftsinformationen erst 1895 einsetzte.<br />

Zum einen besteht deren Inhalt bis zu diesem Jahr aus einer bloßen Sammlung<br />

von Geschäftsberichten und Statuten. Diese gedruckten oder handschriftlichen<br />

Geschäftsberichte und Satzungen wurden mittels „Circular-Schreiben“ 42 , also<br />

Rundschreiben gleichen Betreffs an mehrere Adressaten, von den Firmen<br />

41 HA-DrBk 65/12689<br />

42 HA-DrBk 65/8548<br />

25


angefordert. In erster Linie wurden so inländische Firmen aus allen Branchen<br />

angeschrieben.<br />

Vermutlich informierte sich der Bankarchivar über die Gründung von deutschen<br />

Unternehmen und deren Bilanzen zumindest auch aus dem Reichsanzeiger<br />

oder dem Königlich Preußischen Staatsanzeiger. Dies kann aber aufgrund<br />

fehlender Zeitungsausschnitte nicht belegt werden. Die hauptsächlich in<br />

Großbritannien, Österreich-Ungarn und den skandinavischen Ländern, aber<br />

auch in den Vereinigten Staaten von Amerika oder Russland ansässigen<br />

ausländischen Gesellschaften, über welche die Bank in jenen Jahren<br />

Informationen einholte, waren größtenteils im Kredit- und Versicherungswesen<br />

und mit dem Bau und Betrieb von Eisenbahnen beschäftigt.<br />

Zum anderen wurde im Herbst 1895 mit dem Ausschneiden von<br />

Unternehmensnachrichten aus Zeitungen und ihrem Einkleben in die Akten<br />

begonnen. Der früheste geschnittene Artikel befasst sich mit der schwedischen<br />

„Skandinaviska Jute Spinneri & Väfveri AB“ aus Okerström 43 und stammt aus<br />

der Berliner Börsen-Zeitung vom 14. September 1895. Anfänglich wurden die<br />

Quellen- und Datumsangaben noch handschriftlich auf den Meldungen<br />

vermerkt. Ab April 1896 wurden diese dann mit roter Tinte gestempelt. Anhand<br />

der verwendeten Kürzel „B.Z.“, „B.C.“ und „Fr.Z.“ lässt sich schließen, dass das<br />

Archiv nun die „Berliner Börsenzeitung“, den „Berliner Börsen-Courier“ und die<br />

„Frankfurter Zeitung“ hielt oder zumindest ab diesem Zeitpunkt Ausschnitte aus<br />

diesen Journalen fertigte. Am häufigsten wurden die beiden Berliner Blätter und<br />

seltener die Frankfurter Zeitung verwendet. Seit Beginn des Jahres 1901<br />

wurden dann nur noch die Erscheinungsdaten der Artikel notiert. Dieser<br />

Verzicht auf die Verwendung von Abkürzungszeichen für die Zeitungen kann<br />

als Indiz dafür gesehen werden, dass das Archiv nun eine größere Zahl an<br />

Presseerzeugnissen zu bearbeiten hatte und deren Einzelunterscheidung als zu<br />

aufwendig oder nicht notwendig erachtet wurde.<br />

Die Gründe für diese professionellere Vorgehensweise bei der Beschaffung von<br />

Unternehmensinformationen ab 1895 sind wohl hauptsächlich in dem immer<br />

stärker zunehmenden Auslandsgeschäften der Bank und den damit<br />

verbundenen Filialeröffnungen in Bremen und London zu sehen.<br />

43 HA-DrBk 65/4087<br />

26


In den folgenden Jahren steigerte sich die Aktenproduktion beständig. Lag<br />

diese 1894 noch bei nur vier Stück 44 , lassen sich für die Jahre 1895 und 1896<br />

je zwölf, für 1897 28, für 1898 27 und für 1899 65 nachweisen. Diese<br />

Entwicklung erreichte dann 1900 mit 90 angefangenen Akten einen vorläufigen<br />

Höhepunkt und war in den beiden Folgejahren wieder leicht rückläufig. Auch<br />

das Spektrum an untersuchten Unternehmen wurde immer breiter.<br />

3.1.2 Schaffung einer „Volkswirtschaftsstatistischen Abteilung“<br />

(1903-1916)<br />

Die erste Zäsur für die Arbeit des Bankarchivs gab es 1903. In diesem Jahr trat<br />

Dr. Hjalmar Schacht 45 in die Dienste der Bank. In erster Linie sollte sich der<br />

promovierte Volkswirt um die mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit der Bank<br />

kümmern. Die Schaffung einer solchen Stelle für „Public relations“ (PR) war<br />

angesichts des Konkurs der Leipziger Bank im Jahre 1901 und dem damit<br />

verbundenen Vertrauensverlust in sächsische Unternehmen im Allgemeinen,<br />

von dem auch die Dresdner Bank nicht verschont geblieben war, notwendig<br />

geworden. Neben diesen PR-Aufgaben bearbeitete er auch die<br />

Emissionsprospekte der Unternehmen und Körperschaften, deren Wertpapiere<br />

die Bank an der Börse einführte. 46<br />

44 Alle Angaben, die in dieser Arbeit in Bezug auf die Zahl der begonnenen Akten gemacht werden,<br />

beziehen sich auf die erhaltenen und verzeichneten Akten des Bestands „Volkswirtschaftliche<br />

Dokumentation“ des Historischen Archivs der Dresdner Bank AG. Diese stellen zwar einen<br />

repräsentativen Querschnitt des ursprünglichen Bestands des Bankarchivs dar, können aber dennoch nur<br />

als eine Vergleichgröße für die tatsächliche jährliche Aktenproduktion betrachtet werden.<br />

45 Hjalmar Schacht wurde am 22. Januar 1877 in Tinglev (Nordschleswig) geboren. Sein Studium der<br />

Wirtschaftswissenschaften absolvierte er von 1895 bis 1899 in Kiel, München und Berlin.1903 trat er in die<br />

Dresdner Bank ein und wurde 1909 stellvertretender Direktor. 1916 wechselte er zur Nationalbank für<br />

Deutschland. Dort war er zuerst Direktor, ab 1920 Geschäftsinhaber und 1922, nach deren Fusion mit der<br />

Bank für Handel und Industrie, leitender Direktor der Danatbank. Im November 1923 wurde er zum<br />

Reichswährungskommissar berufen und einen Monat später zum Reichsbankpräsidenten ernannt. In<br />

dieser Funktion nahm er 1924 an den Verhandlungen über den Dawes-Plan teil und leitete 1929 die<br />

deutsche Delegation bei denen über den Young-Plan. 1930 trat er als Reichsbankpräsident zurück,<br />

übernahm aber am 16. März 1933 wieder diesen Posten. Darüber hinaus wurde er 1934<br />

Reichswirtschaftsminister und 1935 Generalbevollmächtigter für die Kriegswirtschaft. Im November 1937<br />

trat er von diesen Ämtern und im Januar 1939 auch als Reichsbankpräsident zurück. Bis 1943 blieb er<br />

Minister ohne Geschäftsbereich und wurde im Juli 1944 durch seine Kontakte zum deutschen Widerstand<br />

verhaftet und in den KZs Ravensbrück und Flossenbürg inhaftiert. Nach dem Krieg wurde er im<br />

Nürnberger Kriegsverbrecherprozess angeklagt, aber 1946 freigesprochen. 1947 stufte ihn eine<br />

Stuttgarter Spruchkammer als „Hauptschuldigen“ ein, und verurteilte ihn zu 8 Jahren Arbeitslager. Im<br />

September 1948 wurde er nach Aufhebung dieses Urteils aus der Haft entlassen. Ab 1950 war er<br />

Wirtschafts- und Finanzberater von Entwicklungsländern und gründete1953 die Düsseldorfer<br />

Außenhandelsbank Schacht und Co., die er 1963 verließ. Er verstarb am 3. Juni 1970 in München.<br />

46 Vgl. Schacht 1953, S.132ff.<br />

27


Außerdem wurde er mit der Gründung und späteren Leitung einer<br />

volkswirtschaftsstatistischen Abteilung der Bank betraut. Diese Abteilung sollte<br />

nach dem Muster ähnlicher Einrichtungen französischer Großbanken aufgebaut<br />

sein. Bei der Lösung dieser Aufgabe kam ihm zugute, dass er den Service des<br />

études financieres sowohl des Credit Lyonnais als auch der Banque de Paris<br />

schon aus eigener Erfahrung kannte. 47 Schacht betrachtete diese Arbeit, die er<br />

sich nach eigener Aussage selbst gewählt hatte, als eine, mit der er „seine<br />

wissenschaftliche Vorbildung praktisch auszuwerten suchte 48 .“<br />

Für die Angestellten des Bankarchivs bedeutete dies, dass sie nun neben den<br />

Geschäftsberichten und Unternehmensmeldungen der AGs auch verstärkt<br />

„allgemeine volkswirtschaftliche Daten sammelten und auswerteten“. Mit<br />

diesem Material wurden dann statistische Übersichten über die Entwicklung der<br />

in- und ausländischen Wirtschaft erstellt und in monatlichen Ausgaben an die<br />

Kunden der Bank weitergegeben. 49<br />

Die ersten Veröffentlichungen dieser Art erschienen in Heftform und enthielten<br />

grafische Darstellungen von Diskontsätzen, Wertpapieren und Warenpreisen.<br />

Diese Art der Publikation wurde aus Kostengründen jedoch bald wieder<br />

verworfen und von viermal im Monat herausgegebenen „tabellarischen<br />

Übersichten von 22 Warenpreisen, der Geldsätze von London, New-York,<br />

Paris, Berlin, der Kurse der wichtigsten Staatsanleihen, der überseeischen<br />

Wechselkurse, der Wechsel- und Scheckkurse der Berliner Börse und der<br />

Wochenausweise der fünf großen Zentralnotenbanken“ abgelöst. 50<br />

Im Jahre 1912 wurde dann eine Broschüre erarbeitet, die 1913 unter dem Titel<br />

„Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands“ anlässlich des 40-jährigen Bestehens<br />

der Dresdner Bank herausgegeben wurde und sich erstmals auch an eine<br />

breitere Öffentlichkeit wandte. Die 48 Seiten umfassende Schrift enthielt in<br />

erster Linie mit jeweils kurzen einleitenden Worten versehene statistische<br />

Zusammenstellungen über die Situation der deutschen Wirtschaft und<br />

Bevölkerung, aber auch einen großen Anteil an Eigenwerbung wie die Bilanz<br />

von 1911, vergleichende Aufstellung der Bilanzen von 1873 bis 1911, Filialen,<br />

die Namen der Mitglieder der Direktion und des Aufsichtsrats etc. Diese<br />

Publikation erschien auch auf englisch und chinesisch und wurde 1914 mit den<br />

47 Vgl. Reuter 1937, S.23<br />

48 Schacht 1953, S.135f.<br />

49 Vgl. Ebd., S.136<br />

28


neuesten Zahlen, einigen Erweiterungen und weniger PR-Anteil erneut<br />

aufgelegt.<br />

Wahrscheinlich war eine jährliche Fortführung in Form einer Reihe geplant.<br />

Dieses Vorhaben konnte jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs<br />

nicht verwirklicht werden. 1916 erschien eine reduzierte Ausgabe mit dem Titel<br />

„Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands im Kriege“, die außerdem in einer<br />

englischen, französischen, niederländischen, schwedischen und spanischen<br />

Fassung verlegt wurde, und 1917 eine dritte Auflage der ursprünglichen<br />

Ausgabe. Diese beiden Hefte wurden wohl hauptsächlich aus kriegsbedingten<br />

Propagandagründen herausgegeben. Nach 1917 wurde diese Reihe nicht<br />

fortgesetzt.<br />

Für das Archiv läutete dieser Wandel in den Aufgabenschwerpunkten den<br />

Prozess seines Aufgehens in die Volkswirtschaftliche Abteilung ein. Ebenso<br />

nahm die Beschäftigung mit volkswirtschaftlichen Themen immer größeren<br />

Raum in der Arbeit Hjalmar Schachts ein. Er entwickelte sich vom ersten<br />

Pressereferent zum ersten Volkswirt der Bank resp. verband er beide<br />

Tätigkeiten, indem er als Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung auch<br />

PR-Aufgaben wahrnahm. So wird er bezüglich einer Reise nach Amerika im<br />

Februar 1907, die er im Auftrag der Bank unternahm, „als geschätzter<br />

Mitarbeiter [, der] hauptsächlich in der volkswirtschaftlichen Abteilung der Bank<br />

tätig war“ 51 , bezeichnet. Am 30. März 1909 erteilte ihm der Aufsichtsrat der<br />

Dresdner Bank Prokura für Berlin 52 , und am 14. Dezember desselben Jahres<br />

verlieh ihm dieser den Titel eines stellvertretenden Direktors 53 . Da er aber keine<br />

Aussicht hatte, in den Vorstand der Bank zu gelangen 54 , wechselte er 1916 als<br />

Vorstandsdirektor zur Nationalbank für Deutschland.<br />

In den dreizehn Jahren, in denen Dr. Hjalmar Schacht das Archiv der Bank<br />

verantwortlich leitete, erweiterte sich aber nicht nur dessen Tätigkeit um die<br />

Sammlung und Auswertung allgemeiner volkswirtschaftlicher Nachrichten,<br />

sondern es sind für diese Zeit auch anhand der Zunahme der Zahl an<br />

geschnittenen Zeitungen und der jährlich begonnenen Akten Veränderungen in<br />

der bisherigen Arbeitsweise nachweisbar.<br />

50 Vgl. Obst 1910, S.412f.<br />

51 Jüdell 1929, S.94<br />

52 Vgl. Ebd., S.97<br />

53 HA-DrBk, 49923-2001.BE, Bl.84<br />

54 Vgl. Meyen S.89f.<br />

29


So kann ab den Jahren 1904/05 mit dem „Wiener Börsen-Courier“, dem „Pester<br />

Lloyd“, der Londoner „Financial Times“, dem Pariser „Le Monde“ und dem New<br />

Yorker „Wall Street Journal“ die erste Verwertung von internationalen<br />

Finanzzeitschriften durch das Archiv belegt werden. Vorher bezog es seine<br />

Informationen, auch die über ausländische Gesellschaften, ausschließlich aus<br />

der deutschen Handelspresse. Im Laufe der Zeit erhöhte sich der Anteil der<br />

direkt aus der Auslandspresse bezogenen Nachrichten stetig. Unter anderem<br />

wurden nun folgende Wirtschafts- und Finanzzeitungen von den Beamten des<br />

Bankarchivs gelesen: „Neue Zürcher Zeitung“, „Coriere de la Sera“ und „Il Sole“<br />

aus Mailand, „Echo de la Bourse“ aus Brüssel, „Het financieel archief“ und<br />

„Financieel Weekblad“ aus den Niederlanden, „Børsen“ aus Kopenhagen,<br />

„Svenska Dagbladet“ aus Schweden etc. Damit war eine fast lückenlose<br />

Information über alle damals wichtigen oder die Bank interessierenden<br />

Börsenplätze und Volkswirtschaften gewährleistet.<br />

Ebenso machte sich dieser Wechsel in der Anzahl an neu angelegten Akten pro<br />

Jahr bemerkbar. Deren Produktion verdoppelte sich mit 96 Stück 1903 im<br />

Gegensatz zu den 55 des Vorjahrs nahezu. 1904 waren es dann schon 157<br />

Akten, und bis 1913 setzte sich die Aufwärtsbewegung von Jahr zu Jahr mehr<br />

oder weniger kontinuierlich fort.<br />

Im Jahr 1914 sank die Stückzahl an begonnenen Akten erstmals wieder unter<br />

100. Dieser Abwärtstrend setzte sich bis 1916 fort, in welchem er mit 74 seinen<br />

Tiefststand erreichte. Auch die Informationen in den laufenden Dossiers wurden<br />

immer spärlicher und unvollständiger. Der Hauptgrund dafür ist wohl in<br />

dem am 4. August 1914 ausgebrochenen Ersten Weltkrieg, und den damit<br />

einhergehenden Unterbrechungen der Informationsflüsse zu sehen. Weitere<br />

Gründe für diesen Rückgang können aber auch in dem Verlust von Dr. Hjalmar<br />

Schacht als Leiter des Archivs und der Zeit, die sein Nachfolger zur<br />

Orientierung in der Abteilung brauchte, gesehen werden. Ein Indiz hierfür ist,<br />

dass 1917, also ein Jahr nach Schachts Wechsel zur Nationalbank für<br />

Deutschland, und der Zeitpunkt des Kriegsendes noch nicht absehbar war,<br />

bereits wieder 137 Akten neue Akten eingerichtet wurden.<br />

30


3.1.3 Aufgehen des Archivs in der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

(1917-1935)<br />

Wer Dr. Hjalmar Schacht auf den Posten des verantwortlichen Archivleiters<br />

nachfolgte, konnte nicht genau ermittelt. Im August 1921 benötigte das<br />

Personalbüro der Dresdner Bank einen Leistungs- und Führungsbericht über<br />

einen Lehrling im Archiv und richtete die Bitte um Auskunft an „Herrn Dr.<br />

Sabath oder Vertreter -Archiv-„ 55 . Es kann also vermutet werden, dass dieser<br />

Dr. Sabath im Jahre 1921 das Archiv leitete. Aus einer anderen Bitte um einen<br />

solchen Bericht vom November 1933 56 , die nur noch versehentlich an ihn<br />

gerichtet war, lässt sich schlussfolgern, dass es sich hierbei um den späteren<br />

stellvertretenden Direktor der Dresdner Bank, Herrn Dr. jur. Rudolf Sabath,<br />

gehandelt haben könnte.<br />

Allgemein sind für den Zeitraum von 1916 bis 1926 kaum Quellen<br />

vorhanden, die sich mit dem Bankarchiv befassen. Einzig aus den<br />

Jahreseinkommensbelegen in den Personalakten kann abgeleitet werden, dass<br />

das Archiv nun endgültig in der Volkswirtschaftlichen Abteilung aufgegangen ist.<br />

Bis 1926 wurden die Angestellten auf diesen Belegen unter „Archiv“ geführt. Für<br />

das Jahr 1927 ist an gleicher Stelle dann „Volkswirtschaftliche Abteilung“<br />

vermerkt. 57<br />

Die jährliche Aktenproduktion dieser Jahre war, wie bereits erwähnt, seit 1917<br />

wieder stetig im Steigen begriffen, und erreichte mit 1.233 Stück im Jahr 1923,<br />

als die Entwertung der deutschen Mark in einer Hyperinflation gipfelte, den<br />

höchsten Stand sowohl seit Bestehen als auch, das sei hier vorweggenommen,<br />

in der gesamten Geschichte des Archivs. Im Zeitraum von 1924 bis 1926 war<br />

diese Entwicklung dann wieder rückläufig, stieg 1927 erneut an und erreichte in<br />

den Jahren 1928/29 mit 1.022 resp. 1.030 angefangenen Akten letztmalig sehr<br />

hohe Werte.<br />

Der Zustand mangelhafter Überlieferung ändert sich ab 1927 generell zum<br />

Positiven, wenigstens in Bezug auf die Zahl und den Informationsgehalt der<br />

erhaltenen Personalakten.<br />

55 HA-DrBk E.685, Leistungs- und Führungsbericht vom 17.8.1921<br />

56 HA-DrBk E.2702, Leistungs- und Führungsbericht vom 8.11.1933<br />

57 HA-DrBk E.685, Belege über Jahreseinkommen von 1926 und 1927<br />

31


So kann für dieses Jahr mit Dr. Oskar Mohrus auch wieder ein Leiter der<br />

nunmehrigen Volkwirtschaftlichen Abteilung und somit auch des Archivs<br />

eindeutig benannt werden 58 . Dr. Mohrus trat am 15. Mai 1922 bei der Dresdner<br />

Bank in Berlin ein 59 . Es ist jedoch nicht bekannt, ab wann er genau mit der<br />

Aufgabe der Abteilungsführung betraut wurde.<br />

Das Archiv der Abteilung, die auch als „Volkswirtschaftliches Sekretariat“ 60<br />

bezeichnet wurde, bestand nun aus zwei Teilen. Zum einen aus dem<br />

„Archiv I“ 61 , in dem Akten zu den allgemeinen volkswirtschaftlichen und<br />

konjunkturellen Fakten angelegt wurden, und zum anderen aus dem<br />

„Archiv II“ 62 , welches weiterhin für die Registrierung der Nachrichten über die<br />

einzelnen Gesellschaften, Körperschaften etc. verantwortlich war. Nach der<br />

Fusion der Dresdner Bank mit der Darmstädter und Nationalbank (Danatbank)<br />

wurde am 10. Mai 1932 ein „Börseninformationsbüro“ in die Abteilung<br />

integriert. 63<br />

Ebenfalls wurde 1927 ein neuerlicher Versuch unternommen, eine<br />

Schriftenreihe mit statistischen Übersichten zu begründen. Diese trug den Titel<br />

„Die wirtschaftlichen Kräfte der Welt“ und beschränkte sich, wie schon aus dem<br />

Namen hervorgeht, nicht wie ihre Vorgängerin auf die Wirtschaft<br />

Deutschlands 64 , sondern verglich anhand von volkswirtschaftlichen Indexzahlen<br />

die wichtigsten Industrienationen. Nach der dritten Ausgabe 1930 wurde auch<br />

diese Reihe nicht fortgesetzt. Mit „Die wirtschaftlichen Kräfte im Wandel der<br />

Konjunktur“ wurde es 1932 ein letztes Mal in Angriff genommen, eine solche<br />

Broschürenreihe zu etablieren. Diese wurde jedoch schon nach dem ersten<br />

Band eingestellt.<br />

Die Übernahme der Regierungsgewalt in Deutschland durch die<br />

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) am 30. Mai 1933 wirkte<br />

sich für die Volkswirtschaftliche Abteilung der Dresdner Bank zunächst<br />

dahingehend aus, dass deren Führungspersonal ausgetauscht wurde. Da<br />

Dr. Mohrus im Sinne des Gesetzes zur Wiederherstellung des<br />

Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 „nicht arischer Abstammung“, d. h. Jude,<br />

58 HA-DrBk, E.7583 Schreiben vom 13.10.1927<br />

59 HA-DrBk, 11231-2001.MS, Bl.303. Vgl. auch HA-DrBk, 7519-2002<br />

60 HA-DrBk E.6340, Versetzungsformular vom 17.4.1930<br />

61 HA-DrBk E.9167, Versetzungsformular vom 15.2.1927<br />

62 HA-DrBk E.8483, Schreiben vom 9.4.1932<br />

63 HA-DrBk E.2840, Schreiben vom März 1938. Vgl. dazu auch hier 3.3.2<br />

64 Vgl. hier 3.1.2<br />

32


war, musste er zum 31. Oktober 1933 aus den Diensten der Bank<br />

ausscheiden. 65 Ein ähnliches Schicksal ereilte am selben Tag auch seinen<br />

Stellvertreter 66 sowie den Leiter des Börseninformationsbüros, der zum 1. April<br />

1934 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde 67 . Der Grund, weshalb<br />

dieses sogenannte Berufsbeamtengesetz so schnell bei der Dresdner Bank<br />

angewendet werden konnte, kann darin gesehen werden, dass sich der größte<br />

Teil ihres Aktienkapitals seit der Bankenkrise des Jahres 1932 in Staatsbesitz<br />

befand, wodurch direkt auf die Entscheidungen der Bank Einfluss genommen<br />

werden konnte.<br />

Die Leitung des Volkswirtschaftlichen Sekretariats übernahm Dr. Schmidtlein.<br />

Über ihn als Person, über etwaige Prioritäten, die er der Aufgabenverteilung<br />

innerhalb der Abteilung einräumte, oder über seine Führungsqualitäten konnte<br />

nichts in Erfahrung gebracht werden. Es ist jedoch festzustellen, dass in der<br />

Phase von November 1933 bis Juni 1936, in der er erster Volkswirt der<br />

Dresdner Bank war, die einzelnen Ressorts einen hohen Grad an<br />

Eigenständigkeit aufwiesen. Ein Anhaltspunkt hierfür kann darin gesehen<br />

werden, dass der Schriftverkehr mit den anderen Stellen der Bank nicht mehr<br />

alleinig vom Sekretariat der Abteilung ausging, sondern dass nun auch das<br />

Archiv selbsttätig Korrespondenz erledigte. Für diese verwendete es mit<br />

„Dresdner Bank Archiv“ 68 nicht nur einen individuellen Kopfbogen, sondern es<br />

bekam im September 1935 zu deren Erledigung auch eine eigene Stenotypistin<br />

zugeteilt. 69<br />

Weitere Indikatoren für den neuen Stellenwert, den das Archiv nun gegenüber<br />

der Hauptverwaltung der Abteilung einnahm, können in den<br />

Versetzungsformularen und den Personalberichten gesehen werden. Es war<br />

bei der Dresdner Bank üblich, spezielle Vordrucke zu verwenden, auf welchen<br />

der Ein- oder Austritt eines Angestellten in oder aus ihren Diensten sowie deren<br />

Versetzung innerhalb der Bank vermerkt wurde. Ein Gebrauch dieser<br />

Formblätter für eine Versetzung innerhalb einer Abteilung war jedoch<br />

ungewöhnlich, kann aber für die Volkswirtschaftliche Abteilung jener Jahre<br />

65 HA-DrBk 11231-2001.MS, Bl.303. Vgl. auch HA-DrBk, 7519-2002<br />

66 HA-DrBk E.3523, Schreiben vom 4.10.1933<br />

67 HA-DrBk E.2465, Schreiben vom 23.08.1933<br />

68 HA-DrBk E.5005, Schreiben vom 21.6.1934<br />

69 HA-DrBk E.7913, Schreiben vom 2.9.1935<br />

33


nachgewiesen werden 70 . Auch die Ausfertigung eines Leistungs- und<br />

Führungsberichts für diesen Anlass, die bei einer „normalen“ Versetzung oder<br />

einem Austritt gebräuchlich war, stellte hier ein Novum dar 71 . Doch nicht nur<br />

das Archiv, sondern z. B. auch die Angestelltenbibliothek, die eigentlich nur ein<br />

Bestandteil desselben war, erstellte nun solche Berichte für seine Beschäftigten<br />

eigenständig. 72<br />

Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch das<br />

Börseninformationsbüro. Dieser Geschäftsbereich wurde zum 4. Februar 1935<br />

in „Börsen-Sekretariat“ umbenannt, und dessen Angestellten konnten von da an<br />

nur noch der Form halber zum Volkswirtschaftlichen Sekretariat gehörig<br />

gerechnet werden. Der Leiter der Büros hatte Handlungsvollmacht und die<br />

größtmöglichste Entscheidungsfreiheit. 73<br />

Ob mit dieser Aufteilung der Führungsaufgaben von der zentralen Verwaltung<br />

der Abteilung auf die Ressorts eine Strategie verfolgt wurde oder ob der Grund<br />

dafür in einer möglichen Führungsschwäche des verantwortlichen Leiters<br />

gesehen werden muss, kann nur gemutmaßt werden.<br />

3.1.4 Umstrukturierung und Neuausrichtung der Volkswirtschaftlichen<br />

Abteilung (1936-1939)<br />

Am 1. Juli 1936 erfolgte ein neuerlicher Wechsel in der Führung der Abteilung,<br />

welcher als die zweite Zäsur in ihrer Geschichte angesehen werden kann. Nach<br />

der relativen Stagnation der vorherigen Jahre übernahm nun mit Dr. Kurt<br />

Hunscha (1902-1973) ein Mann deren Leitung, der einer neuen Generation von<br />

Volkswirten angehörte und den Ergeiz besaß, die volkswirtschaftliche Arbeit in<br />

der Dresdner Bank völlig neu zu gestalten. Während in den Jahren um 1900, in<br />

denen Hjalmar Schacht die Wirtschaftswissenschaften studierte, diese Disziplin<br />

an den deutschen Universitäten noch eine Neuheit und Randerscheinung<br />

darstellte, waren sie 1925, als Kurt Hunscha sein Diplom als Volkswirt ablegte,<br />

schon weiterverbreitet und anerkannter. Zum einen waren die Absolventen<br />

dieser Zeit nicht nur auf die neuen Anforderungen, welche von Seiten der<br />

Wirtschaft an sie gestellt wurden, besser vorbereitet, sie waren zum anderen<br />

70<br />

HA-DrBk E.4587, Versetzung von Archiv nach Volkswirtschaftlicher Abteilung am 17.9.1934<br />

71<br />

HA-DrBk Ebd., Leistungs- und Führungsbericht vom 11.10.1934. Vgl. auch HA-DrBk E.4245 Leistungsund<br />

Führungsbericht vom 25.5.1935<br />

72<br />

HA-DrBk, E.2702 Leistungs- und Führungsbericht vom 27.2.1935<br />

73 Vgl. hier 3.3.2<br />

34


auch, durch den verstärkten Konkurrenzkampf untereinander, teilweise strikter<br />

in der Ausführung ihrer Tätigkeiten als ihre Vorgänger.<br />

So sah Hunscha die Arbeit der Volkswirte einer Großbank nicht nur auf die<br />

innerbetriebliche Informationsvermittlung und den direkten und indirekten<br />

Kundendienst beschränkt, sondern er wies ihnen auch die Erfüllung<br />

allgemeinwirtschaftlicher Aufgaben zu. Er vertrat die Auffassung, dass die<br />

Volkswirtschaftlichen Abteilungen der Banken sowohl auf die scheinbare<br />

Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Praxis ausgleichend wirken als auch<br />

eine „Mittlerstellung zwischen Staat und Wirtschaft“ einnehmen müssten. Es<br />

gehöre zu ihrer „besonderen Verpflichtung, zur allgemeinen Aufklärung des<br />

Publikums über die wirtschaftspolitischen Ziele der Regierung nach Kräften<br />

beizutragen“. Dieses Ziel glaubte er über die für die Bankkundschaft zu<br />

erarbeitenden Publikationen erreichen zu können. 74<br />

Als ersten Schritt auf dem Weg zur Umsetzung seiner Vorstellungen straffte er<br />

die Organisation der Abteilung. Er beendete die relative Unabhängigkeit des<br />

Archivs und unterstellte es wieder der zentralen Verwaltung des<br />

Volkswirtschaftlichen Sekretariats, also seiner Person direkt. Dies wird aus dem<br />

Vergleich der Personalberichte für 1935 und 1936 ersichtlich. Im Jahre 1935<br />

stellte der Leiter des Archivs diese für seine Untergebenen noch persönlich aus<br />

und zeichnete sie auch ab. Ferner war unter dem Formularfeld „Büro:“ „Archiv“<br />

vermerkt. Dieser Eintrag war zwar für die Berichte für 1936 schon vorgedruckt,<br />

wurde jedoch gestrichen und durch „Volkswirtschaftl. Abt.“ ersetzt. Nun<br />

übernahm Dr. Hunscha als Leiter wieder die Ausfüllung dieser Formulare für<br />

fast alle Angestellten der Abteilung. 75 Die einzige Ausnahme bildete das<br />

Personal des Börseninformationsbüros, welches seine Sonderstellung vorerst<br />

behielt.<br />

Danach begann er die wissenschaftliche Arbeit der Abteilung aufzuwerten, in-<br />

dem er sie nach wirtschaftsanalytischen Aspekten in verschiedene Ressorts<br />

unterteilte, und diese sukzessive mit jungen und gut ausgebildeten Betriebs-<br />

und Volkswirten besetzte. Meist hatten diese schon Berufserfahrung und waren<br />

vordem hauptsächlich in anderen Stellen der Bank und in Redaktionen von<br />

Wirtschaftzeitungen tätig. Mit dieser personellen Verjüngung und<br />

74 Vgl. Hunscha 1936, S.260<br />

75 HA-DrBk E.6340, Personalbericht für 1935 vom 6.1.1936, HA-DrBk Ebd., Personalbericht für 1936 vom<br />

23.7.1937<br />

35


Neuorganisation des Büros wurde dessen Arbeitseffizienz gesteigert und eine<br />

Erweiterung der Aufgabenfelder ermöglicht.<br />

Die Ausweitung der Tätigkeit betraf v. a. den Bereich der redaktionellen<br />

Bearbeitung der von der Abteilung für die Kunden der Bank herausgegebenen<br />

laufenden und einmaligen Publikationen. Bei den laufenden Veröffentlichungen,<br />

deren Qualität und Informationsgehalt gesteigert werden sollte, handelte es sich<br />

in erster Linie um die Mitteilungsblätter „Außenhandel und<br />

Devisenbewirtschaftung“ und „Wirtschafts-Rundschau“. Im Juli 1937 wurde<br />

außerdem die Zeitschrift „Die blaue Post“, inbegriffen des Redaktionspersonals,<br />

von der Abteilung für Devisenbewirtschaftung übernommen. 76 Daneben wurden<br />

sowohl periodisch erscheinende Hefte, wie die Vierteljahresveröffentlichungen<br />

für den Anlagemarkt, die „Statistischen Übersichten“, die jährlich erscheinenden<br />

Währungstabellen u. ä., als auch eine Vielzahl von einmaligen Broschüren über<br />

die in- und ausländische Wirtschaft für die Information der Bankkunden erstellt.<br />

Im Jahre 1938 sah sich Hunscha dann in die Lage versetzt, die von ihm<br />

angedachte Rolle der Volkswirtschaftlichen Abteilung als Vermittlungsstelle<br />

zwischen Regierung und Bevölkerung durch die Herausgabe von größeren<br />

Sonderveröffentlichungen zu verwirklichen. Unter der Wirkung des am 12. März<br />

1938 erfolgten Anschlusses von Österreich an Deutschland erarbeiteten die<br />

Angestellten der Abteilung eine sechzehnseitige statistische Studie, die unter<br />

dem Titel „Großdeutschland und der südosteuropäische Raum“ herausgegeben<br />

wurde.<br />

Die nächste Gelegenheit für die Anfertigung einer solchen Schrift bot die<br />

auf dem Münchner Abkommen am 29. September 1938 beschlossene<br />

Angliederung der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich. Während<br />

ab dem 1. Oktober mit der Besetzung des Sudetenlandes durch deutsche<br />

Truppen begonnen wurde, arbeiteten die Referenten der Volkswirtschaftlichen<br />

Abteilung und des Börsensekretariats nachweisbar elf Exposees 77 über dessen<br />

wesentlichste Wirtschaftszweige aus. Diese Ausarbeitungen wurden in der Zeit<br />

vom 4. bis zum 11. Oktober dem Vorstand der Bank vorgelegt, sodass dieser<br />

schon einen Tag nach der am 10. Oktober abgeschlossenen Okkupation<br />

umfassend über die wirtschaftliche Situation der sudetendeutschen<br />

Unternehmen informiert war.<br />

76 HA-DrBk E.865, Schreiben vom 12.Juli 1937<br />

36


Im Anschluss begannen die Angestellten der Abteilung mit der redaktionellen<br />

Bearbeitung der Exposees für die geplante Publikation. Diese 88 Seiten<br />

umfassende volkswirtschaftliche Studie erschien dann unter dem Titel „Volk und<br />

Wirtschaft im Sudetenland“ noch im selben Monat, was als ein Beleg für die<br />

Schnelligkeit und Effizienz der Volkswirtschaftlichen Abteilung gesehen werden<br />

kann.<br />

In der gleichen Weise wurde im folgenden Jahr anlässlich der deutschen<br />

Annexion der „Rest-Tschechei“ am 15. März 1939 das Buch „Volk und<br />

Wirtschaft im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren und in der Slowakei“<br />

erarbeitet. Diese Schrift war ähnlich wie die über das Sudetenland aufgebaut,<br />

bestand ebenfalls aus 88 Seiten und wurde im Juni 1939 herausgegeben.<br />

3.1.5 Die Volkswirtschaftliche Abteilung im 2. Weltkrieg (1939-1943)<br />

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurde die<br />

Herausgabe dieser Publikationen zunächst fortgesetzt. So erschien noch im<br />

selben Jahr und kurz nach der Okkupation Polens der Band „Volk und<br />

Wirtschaft im ehemaligen Polen“. Nach der Besetzung von Dänemark im April<br />

1940 und der endgültigen Kapitulation Norwegens am 10. Juni desgleichen<br />

Jahres brachte die Volkswirtschaftliche Abteilung der Dresdner Bank den Titel<br />

„Zur Wirtschaftsstruktur Skandinaviens im Lichte der neuen Lage“ heraus. Im<br />

Jahre 1941 war unter dem Eindruck des vom 6. bis 17. April dauernden<br />

Feldzuges gegen Jugoslawien und auf Basis der in der bankeigenen Zeitschrift<br />

„Außenhandel und Devisenbewirtschaftung“ erschienenen Artikelserie<br />

„Jugoslawien und seine Wirtschaft“ die Drucklegung eines weiteren Bandes<br />

geplant, in welchem sowohl die allgemeine Struktur der jugoslawischen<br />

Wirtschaft dargestellt als auch ein „allgemeiner Überblick über die bisherigen<br />

Ergebnisse der gebietlichen Neugliederung dieses Raumes vom<br />

wirtschaftlichen Standpunkt aus“ 78 gegeben werden sollte. Dieses Buch wurde<br />

jedoch nicht mehr veröffentlicht.<br />

Hierfür kann der Hauptgrund wohl in dem seit Beginn des Krieges durch<br />

Einberufungen zur Wehrmacht einsetzenden Personalmangel gesehen werden.<br />

Der Personalbestand der Volkswirtschaftlichen Abteilung betrug am 1. August<br />

77 HA-DrBk 13898-2000.E/T83_204, S.6514ff.<br />

78 HA-DrBk 13887-2000.E/T83_193, S.4960, Exposee Nr.874 „Zur territoriellen Neugliederung auf dem<br />

Gebiete des bisherigen Jugoslawiens“ vom 30.6.1941<br />

37


1939 vierzig Angestellte. Von diesen wurden bis September 1940 siebzehn zum<br />

Wehrdienst eingezogen. Als Ersatz für die Dienstverpflichteten wurden ihr zwar<br />

zwölf Bedienstete aus anderen Abteilungen zugewiesen, welche aber erst kurze<br />

Zeit in den Diensten der Bank standen und somit erst ausgebildet werden<br />

mussten. 79<br />

Diese Personalknappheit machte jedoch nicht nur die redaktionelle Bearbeitung<br />

der größeren Sonderveröffentlichungen unmöglich, sondern wirkte sich auch<br />

auf die alltägliche Arbeit der Abteilung aus. Außerdem konnte durch den<br />

Mangel an Mitarbeitern die eigenständige Arbeit des Börsensekretariats nicht<br />

länger aufrechterhalten werden. Dieses wurde am 13. November 1939<br />

aufgelöst. Die Angestellten des Büros wurden der Volkswirtschaftlichen<br />

Abteilung wieder direkt unterstellt 80 , wo sie zwar im beschränkten Umfang ihre<br />

bisherige Tätigkeit der Börseninformation fortsetzen, aber auch für die<br />

Erledigung anderer Aufgaben herangezogen werden konnten.<br />

Neben dem ständig schwindenden Potenzial an Arbeitskräften wirkte sich der<br />

Kriegsbeginn schon bald auch negativ auf den Bereich der<br />

Nachrichtenbeschaffung aus. Zum einen wurde es teilweise unmöglich, sich<br />

über Gesellschaften und Finanzplätze der deutschen Kriegsgegner zu<br />

informieren, wozu so wichtige Volkswirtschaften wie die Großbritanniens und<br />

der Vereinigten Staaten von Amerika gehörten. Zum anderen wurde aber auch<br />

die Versorgung mit Auskünften über die wirtschaftliche Situation inländischer<br />

Unternehmen resp. von denen der befreundeten oder besetzten Staaten von<br />

Kriegsjahr zu Kriegsjahr immer schwieriger.<br />

Als größte Schwierigkeit stellte sich schon früh der weitere reibungslose Bezug<br />

von Geschäftsberichten heraus. Bereits 1940 ergingen „Richtlinien für die<br />

Beschränkung von Veröffentlichungen im Bereich der Wirtschaft“, welche auch<br />

die Abfassung und den Versand von Geschäftsberichten regelte. 81 Mit dieser<br />

Verordnung sollte sichergestellt werden, dass geheimhaltungspflichtiges<br />

Material, wie z. B. Angaben über Art und Umfang von Wehrmachtsaufträgen,<br />

Umsatz- und Bilanzzahlen, aus denen Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit<br />

kriegswichtiger Unternehmen gezogen werden konnten etc., nicht in die Hände<br />

der Kriegsgegner fielen.<br />

79 HA-DrBk E.1015, Antrag auf Uk-Stellung vom 2.10.1940<br />

80 HA-DrBk E.8503, Schreiben vom 13.11.1939<br />

81 Vgl. Meyen 1992, S.131<br />

38


Die Verordnung vom 20. Oktober 1943 zur „Einschränkung der<br />

handelsrechtlichen Bekanntmachungen“ verschärfte diese Bestimmungen<br />

nochmals, wodurch die Ausgabe von Geschäftsberichten von Seiten der<br />

Gesellschaften weiter reduziert wurde. Zwar wurde den Großbanken vom<br />

Reichsjustizministerium und der Reichswirtschaftskammer zugesichert, dass sie<br />

wegen ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung auch weiterhin Geschäftsberichte<br />

für ihre Zwecke beziehen konnten, aber viele Unternehmen sahen dennoch von<br />

einer Versendung dieser Berichte ab, um nicht gegen die Verordnung zu<br />

verstoßen.<br />

Zunehmend fielen auch mehr und mehr Geschäftsberichte unter das<br />

Staatsgeheimnis nach § 88 Reichsstrafgesetzbuch (RStGB) 82 , was ihren<br />

Versand zu einer „Geheimsendung“ und somit äußerst schwierig machte. Nach<br />

dem Erhalt dieser Sendungen war nun auch das Archiv gehalten, sowohl die<br />

Akten, in welche die Berichte eingearbeitet wurden, als auch deren Duplikate<br />

unter sicherem Verschluss, d. h. in Eisen- oder Stahlschränken, zu lagern. 83<br />

Diese Publikationsbeschränkungen betrafen aber auch die Tageszeitungen.<br />

Außerdem wurde diesen wegen des herrschenden Papiermangels von der<br />

Reichspressekammer nur eine bestimmte Auflagenhöhe zugestanden, was<br />

Neuabonnements von Zeitungen oder Zeitschriften durch die<br />

Volkswirtschaftliche Abteilung nahezu unmöglich machte, was somit ein<br />

weiteres Problem für deren Versorgung mit Nachrichten darstellte.<br />

In dem Mangel an Personal und den eingeschränkten<br />

Informationsmöglichkeiten können wohl auch die Gründe gesehen werden,<br />

weshalb die Aktenproduktion des Archivs immer geringer wurde. Zwar war<br />

diese schon seit 1930 rückläufig und bewegte sich in den 30er Jahren zwischen<br />

100 und 200 Stück pro Jahr. 1940 reduzierte sich diese Zahl jedoch auf 59.<br />

Dieser Trend setzte sich 1941 und 1942 mit 23 resp. 17 begonnenen Akten fort.<br />

Im Jahre 1943 wurden nur noch zwei Akten 84 neu angelegt, welche zugleich die<br />

letzten nachweisbaren sind.<br />

82 „Staatsgeheimnisse im Sinne der Vorschriften dieses Abschnitts sind Schriften, Zeichnungen, andere<br />

Gegenstände, Tatsachen oder Nachrichten darüber, deren Geheimhaltung vor einer ausländischen<br />

Regierung für das Wohl des Reichs, insbesondere im Interesse der Landesverteidigung erforderlich ist.“,<br />

RStGB § 88, vom 24.04.1934<br />

83 HA-DrBk 45390-2001.BE, Aktennotiz vom 17.9.1943, HA-DrBk Ebd., Rundschreiben betr. Zentrale<br />

Bearbeitung der Geschäftsberichtseingänge, HA-DrBk Ebd., Rundschreiben betr. Geheimhaltung vom<br />

29.8.1944<br />

84 HA-DrBk 65/691; HA-DrBk 65/4204<br />

39


Im März 1943 begann das Archiv, aufgrund der zunehmenden Luftangriffe<br />

alliierter Bomberverbände, besondere Sicherungsmaßnahmen zum Schutz<br />

seiner Bestände vorzunehmen. Auch stellte die große Menge an gesammelten<br />

Druckerzeugnissen im Falle ihrer Entzündung eine erhebliche Gefahrenquelle<br />

für die gesamte Berliner Zentrale dar. Zuerst wurden der Aktenlagerungsraum,<br />

das Büro und der Raum für die Geschäftsberichte mit Sandtüten und<br />

Wasserbehältern nebst Handspritzen versehen und besonders wichtige und<br />

wertvolle Unterlagen in den Keller verbracht. 85<br />

Anfang August des Jahres wurde dann mit der teilweisen Auslagerung des für<br />

die tägliche Arbeit nicht dringend benötigten Materials in innerstädtische<br />

Ausweichlager begonnen. So wurden die Bindeexemplare der Zeitungen bis<br />

1942 in der Kiefholzstraße, die gebundenen Kurszettel der in- und<br />

ausländischen Börsen in der Depositenkasse 63 in der Holzmarktstraße und<br />

sämtliche Duplikate von Geschäftsberichten und Satzungen sowie die<br />

Prospekte am Steubenplatz untergebracht. Außerdem wurden sowohl im Keller<br />

als auch in den drei Ausweichlagern jeweils eine vollständige Sammlung der<br />

Geschäftsberichte der Dresdner Bank von 1873 bis 1942 aufbewahrt. 86<br />

Doch nicht nur die Luftangriffe bedrohten den Bestand des Archivs. Auch die<br />

wegen des herrschenden Papiermangels im Juni 1943 durchgeführte<br />

Altpapiersammlung verminderte dessen Umfang beträchtlich. Diese betraf<br />

hauptsächlich die Duplikate der Geschäftsberichte und Prospekte. 87<br />

3.1.6 Kriegsbedingte Auslagerung des Hauptarchivs (1944-1945)<br />

Durch die zunehmenden Luftangriffe sah sich der Vorstand der Dresdner Bank<br />

veranlasst, am 20. Dezember 1943 die teilweise Verlagerung der Berliner<br />

Zentrale in weniger bedrohte Orte zu beschließen. 88 Durch diese Entscheidung<br />

sollte die weitere Arbeitsfähigkeit der Bank gewährleistet werden.<br />

Zu den von diesen Verlagerungen betroffenen Abteilungen und Büros gehörte<br />

auch das Hauptarchiv der Volkswirtschaftlichen Abteilung. Als Auslagerungsort<br />

wurde das nördlich von Berlin bei Rheinsberg im Landkreis Ruppin gelegene<br />

Dorf Zühlen gewählt. Im März und April 1944 begann der Büroleiter des Archivs<br />

mit den Vorbereitungen für den Umzug. In mehreren Besichtigungen vor Ort<br />

85<br />

HA-DrBk 45390-2001.BE, Luftschutzsicherungsmassnahmen für das Archiv vom 4.3.1943<br />

86<br />

HA-DrBk Ebd., Luftschutzmassnahmen im Hauptarchiv vom 2.8. bis 12.8.1943<br />

87<br />

HA-DrBk Ebd., Aktennotiz vom 12.6.1943<br />

40


informierte er sich über die dort herrschenden Bedingungen und die<br />

anstehenden Probleme bei der Verlagerung und der späteren Arbeit. Als solche<br />

machte er v. a. die schlechte verkehrstechnische Anbindung des Ortes, welche<br />

sowohl den Umzugstransport als auch den nachher notwendig werdenden<br />

Aktenaustausch zwischen Berlin und Zühlen erschwerte, die unangemessene<br />

Lagerung der Akten und Arbeitsmaterialien sowie die Nahrungsmittel- und<br />

Wohnraumknappheit aus.<br />

Er mietete für die Unterbringung des Personals zwei Zimmer und für das aus<br />

Berlin auszulagernde Akten-, Arbeits- und sonstige Material die Säle zweier<br />

Gastwirtschaften an. Dabei war der eine für die Lagerung der Akten und der<br />

andere für das Bogenmaterial sowie als Arbeitsraum und Küche vorgesehen.<br />

Dafür wurde Letzterer durch die Errichtung von Trennwänden in mehrere<br />

Räume unterteilt.<br />

Es war vorgesehen, 10.000 bis 15.000 laufende vertrauliche Akten,<br />

Bogenmaterial, eine Geschäftsberichts- und zwei Auslandskartotheken, zwei<br />

Sortierkästen, Handbücher und das Register auszulagern. Des Weiteren<br />

mussten, um die Weiterführung der Arbeiten des Hauptarchivs an seiner neuen<br />

Wirkungsstätte sicherstellen zu können, auch alle sonstigen Arbeitsmaterialien,<br />

große Teile der Büroeinrichtung und Stahlschränke zur vorschriftgemäßen<br />

Aufbewahrung geheimen Materials von Berlin nach Zühlen transportiert werden.<br />

Für die Unterbringung und Verpflegung der Angestellten war es außerdem<br />

notwendig, u. a. Öfen, Kochherde, Bettgestelle, Kleiderschränke, Geschirr,<br />

Toilettenartikel, Lebensmittel etc. mitzunehmen. Auf die Verfrachtung der<br />

Aktenregale wurde jedoch verzichtet, da deren Umarbeitung als zu aufwendig<br />

angesehen wurde und diese den Transport noch zusätzlich belastet hätten.<br />

Stattdessen wurden ca. 500 m Regale in Zühlen neu angefertigt, was auch den<br />

Vorteil einer optimalen Raumausnutzung bewirkte.<br />

Ein direkter Transport war aufgrund des herrschenden Treibstoffmangels nicht<br />

möglich. Deshalb wurden als alternative Möglichkeiten die Beförderung auf dem<br />

Eisenbahnweg durch Loren, Fahrbehälter oder Waggons oder auf dem<br />

Wasserweg durch Kähne geprüft. 89 Wie und wann dieser Transport letztlich<br />

erfolgte, ist nicht bekannt.<br />

88 Vgl. Meyen 1992, S.131<br />

89 HA-DrBk 45390-2001.BE, Aktennotizen vom 17.3.1944, 23.3.1944, 28.4.1944, 17.3.1945<br />

41


Vermutlich dürfte er jedoch nicht vor Juli 1944 stattgefunden haben, da die<br />

Verlagerung des Hauptarchivs erst Ende Juni 1944 durch die<br />

„Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe“ befürwortet und von der<br />

Planungsstelle des Oberpräsidenten der Provinz Mark Brandenburg genehmigt<br />

wurde. Am 4. Juli 1944 wurde dem Büroleiter die Vollmacht erteilt, „alle im<br />

Zusammenhang mit dieser Verlagerung und Neueinrichtung des Hauptarchivs<br />

stehenden Handlungen selbständig vorzunehmen“ 90 .<br />

Am 7. Juli 1944 siedelte er mit zwei Angestellten nach Zühlen über. Zwei Tage<br />

später folgten diesen noch drei Mitarbeiter, sodass die neue Außenstelle der<br />

Volkswirtschaftlichen Abteilung am 10. Juli 1944 seine Tätigkeit mit einem aus<br />

sechs Personen bestehenden Team aufnehmen konnte. Außerdem wurde für<br />

die Verpflegung der Angestellten eine Köchin von der Kantine der Berliner<br />

Zentrale nach Zühlen „abkommandiert“. 91<br />

Die nun bestehende räumliche Distanz zwischen dem Gesellschaftsarchiv<br />

und der Hauptbank und die sich daraus ergebenden Störungen der eng<br />

verflochtenen Arbeitsprozesse innerhalb der Abteilung machten eine<br />

kontinuierliche Fortsetzung der Tätigkeiten für beide Seiten unmöglich. Es<br />

stellte sich die Frage, wie das weiterhin notwendige gemeinsame Lektorat<br />

wichtiger Zeitungen durch Wirtschafts- und Hauptarchiv und der Austausch der<br />

Zeitungsartikel über die Entfernung erfolgen sollte. Daneben mussten, da nicht<br />

alle Gesellschaftsakten nach Zühlen ausgelagert worden waren, permanent<br />

Akten zwischen Berlin und der Ausweichstelle transportiert werden. Der Grund,<br />

weshalb ein Teil des Archivbestandes in der Zentrale verblieben war, ist wohl in<br />

dem in Zühlen herrschenden Platzmangel zu sehen. 92<br />

Anfänglich erfolgte dieser Material- und Aktentransport drei mal wöchentlich<br />

durch einen allein dafür abgestellten Mitarbeiter der Abteilung. Im Oktober 1944<br />

wurde dieser jedoch einer anderen Stelle der Bank zugeteilt 93 , sodass von da<br />

an die Transporte von den Angestellten des Hauptarchivs selbst vorgenommen<br />

werden mussten. Im Februar 1945 wurden, nach dem Ausfall von zwei<br />

Mitarbeitern durch Einberufung zum Volkssturm resp. durch Krankheit, diese<br />

Fahrten immer schwerer realisierbar, wodurch es zu Materialstauungen kam.<br />

90 HA-DrBk Ebd., Handlungsvollmacht vom 4.7.1944<br />

91 HA-DrBk E.782, Schreiben vom 4.7.1944<br />

92 Die Vermutung, dass nicht alle Gesellschaftsakten verlagert wurden, ergibt sich aus der Annahme, dass<br />

Gesamtbestand des Hauptarchivs 36.000 Akten umfasste, aber nur der Transport von 15.000 Akten<br />

vorgesehen war. Vgl. hier 3.2.3, sowie HA-DrBk 45390-2001.BE, Aktennotiz vom 17.3.1944<br />

42


Es konnten nur noch kleinere Kurierfahrten in unregelmäßigen Zeitabständen<br />

unternommen werden. Aus diesem Grund und durch die immer häufiger<br />

vorkommenden Telefonsperrungen und –ausfälle war die erforderliche<br />

Aufrechterhaltung eines kontinuierlichen Kontakts mit der Hauptbank nicht mehr<br />

gewährleistet, was die weitere Arbeit des Hauptarchivs zumindest erschwerte,<br />

wenn nicht gar unmöglich machte. 94<br />

Ebenfalls gestaltete sich für die Berliner Zentrale die Fortführung ihrer<br />

Tätigkeiten durch die sich zuspitzende Kriegslage Anfang 1945 immer<br />

schwieriger. Da die Hauptstadt zunehmend vom übrigen Reich isoliert wurde,<br />

beschloss Hunscha im Februar des Jahres, den Leiter des Ressorts für<br />

Außenhandelsfragen und Auslandsbeobachtung nach Hamburg zu entsenden,<br />

damit dieser von dort aus die Verbindung zu den außerhalb von Berlin<br />

befindlichen Vorstandsmitgliedern mit der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

aufrechterhalten und somit deren weitere Versorgung mit volkswirtschaftlich<br />

wichtigen Nachrichten sicherstellen konnte. Dieser Verbindungsmann sollte,<br />

solang dies möglich war, den Kontakt mit Berlin halten und, wenn dieser nicht<br />

mehr hergestellt werden könnte, selbstverantwortlich die weitere Informierung<br />

des Vorstands übernehmen. Außerdem hatte er zu prüfen, ob ein Teil der<br />

Publikationen der Abteilung, deren Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt<br />

eingestellt worden war, nach Beendigung des Krieges von der Hamburger<br />

Filiale erstellt werden könnte. Am 5. März 1945 nahm dieser Mittelsmann seine<br />

Arbeit als verantwortlicher Leiter der Hamburger Außenstelle auf. 95<br />

Nach einem Luftangriff am 3. Februar 1945, bei dem erneut ein Teil der<br />

Büroräume der Abteilung vernichtet wurde, plante diese, weiteres Material<br />

und Personal nach Zühlen zu verlagern. 96 Dazu kam es jedoch nicht mehr. Am<br />

29. April wurde das Dorf von sowjetischen Truppen besetzt. Kurz zuvor floh der<br />

Büroleiter mit der letzten verbliebenen Angestellten. Sie nahmen sämtliche<br />

Register mit, welche sie jedoch auf der Flucht verloren, und überließen die<br />

Akten und das weitere Material des Gesellschaftsarchivs sich selbst. 97 Damit<br />

endete die über 60 Jahre dauernde erfolgreiche bankarchivische Arbeit der<br />

Dresdner Bank.<br />

93 HA-DrBk E.7104, Versetzung vom 17.7.1944, HA-DrBk Ebd. Schreiben vom 18.10.1944<br />

94 HA-DrBk 45390-2001.BE, Schreiben vom 22.2.1945<br />

95 HA-DrBk E.2325, Dienstanweisung vom 2.2.1945, HA-DrBk Ebd., Bescheinigung vom 28.4.1960<br />

96 HA-DrBk 45390-2001.BE, Schreiben vom 14.2.1945<br />

97 HA-DrBk E.10035, Schreiben vom 16.12.1945<br />

43


Die Volkswirtschaftliche Abteilung in Berlin stellte ihre Tätigkeit am 28. April<br />

1945 aufgrund des vom sowjetischen Stadtkommandanten Bersarin erteilten<br />

Befehls Nr. 1 ein, welcher besagte, dass alle Banken der Stadt zu schließen<br />

seien. 98 Nach dem Zweiten Weltkrieg führte zunächst die Hamburger<br />

Ausweichstelle die volkswirtschaftlichen Arbeiten für die Bank weiter, bis 1948<br />

Dr. Kurt Hunscha, der zwischenzeitlich als Volkswirtschaftlicher Berater der<br />

ruhenden Dresdner Bank in Berlin tätig gewesen war, den Aufbau und die<br />

Leitung einer neuen Volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank in<br />

Frankfurt am Main übernahm. Im Jahre 1952 wurde er deren Direktor und im<br />

Juli 1960 Leiter des neugeschaffenen Volkswirtschaftlichen Sekretariats.<br />

Was mit den in der Zentrale und den drei Ausweichlagern verbliebenen<br />

Beständen des Hauptarchivs, wie z. B. den angenommenen weiteren<br />

Gesellschaftsakten, den Bindeexemplaren der Zeitungen, den gebundenen<br />

Kurszettel der in- und ausländischen Börsen, den Geschäftsberichts- und<br />

Satzungsduplikaten, den Prospekten etc., und denen des Wirtschaftsarchivs<br />

und der Fachbibliothek geschah, ist nicht bekannt. Vermutlich müssen sie als<br />

vernichtet angesehen werden.<br />

98 Vgl. Meyen 1992, S.139<br />

44


3.2 Organisationsstruktur der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

3.2.1 Referate<br />

Die wichtigste Aufgabe der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank,<br />

welche im Jahre 1903 ihre Arbeit aufnahm 99 , bestand in der laufenden<br />

Unterrichtung ihrer Direktion und Dienststellen „über alle für die<br />

Geschäftsgestaltung wesentlichen Vorgänge der allgemeinen und finanziellen<br />

Entwicklung im In- und Ausland“ 100 . Die Ausführung dieses Auftrags setzte eine<br />

systematische Wirtschaftsbeobachtung voraus, die sich nach verschiedenen<br />

Kriterien unterteilen ließ. Die Differenzierung der Arbeit anhand dieser<br />

Unterscheidungsmerkmale führte dazu, dass im Laufe der Jahre einzelne<br />

Referate in der Abteilung entstanden. Während die Einrichtungen des Archivs<br />

nur den Hilfsapparat zur Aufgabenerfüllung und das Börseninformationsbüro<br />

eine spezielle Form des Nachrichtendienstes darstellten, wurden in diesen<br />

Ressorts die eigentlichen wirtschaftsanalytischen und -statistischen Arbeiten<br />

ausgeführt. Bei den dort tätigen Referenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />

handelte es sich größtenteils um diplomierte oder promovierte Betriebs- und<br />

Volkswirte mit guten fremdsprachlichen Kenntnissen. Sie unterstanden dem<br />

Abteilungsdirektor direkt, waren aber für die Leitung ihrer Aufgabenbereiche<br />

selbstverantwortlich.<br />

Wie viele und welche Ressorts in den Jahren vor 1938 existierten, lässt sich<br />

aufgrund fehlender Organisationspläne der Abteilung aus heutiger Sicht nicht<br />

mehr feststellen. Daraus folgt auch, dass für diese Zeit keine exakte Aussage<br />

über die Betätigungsfelder der Arbeitsgebiete, und wie stark diese voneinander<br />

getrennt waren gemacht werden kann. Für das Jahr 1938 ist die Schaffung der<br />

Ressorts für die Beobachtung der deutschen Wirtschaft und für<br />

Außenhandelsfragen und Auslandsbeobachtung nachweisbar.<br />

Das Ressort für die Beobachtung der deutschen Wirtschaft befasste sich in<br />

erster Linie mit der allgemeinen inländischen Konjunkturentwicklung. Dafür<br />

sammelte und verglich es alle erhältlichen Informationen über die<br />

Kreditsituation in Deutschland. Ebenfalls beobachtete es die geschäftlichen<br />

Tendenzen einzelner Branchen mit dem Ziel, den Kreditbedarf und die<br />

Kreditwürdigkeit von Unternehmen besser beurteilen zu können. Für diese<br />

99 Vgl. hier 3.1.2<br />

45


Branchenbeobachtung wertete es hauptsächlich Statistiken über die<br />

Warenmärkte aus und fertigte eigene Marktanalysen über diese an.<br />

Für die allgemeine Konjunkturbeobachtung der „wichtigsten weltwirtschaftlichen<br />

Länder“ war das Ressort für Außenhandelsfragen und Auslandsbeobachtung<br />

zuständig. Außerdem befasste sich dieses mit den Staaten, die bedeutende<br />

Außenhandelspartner und währungspolitisch wichtig waren, sowie mit denen,<br />

die als Anleiheschuldner an den Börsen vertreten waren. 101<br />

Ab November 1939 gab es zudem ein Ressort für die Beobachtung der in- und<br />

ausländischen Börsen. Dieses nahm die Aufgaben des aufgelösten<br />

Börseninformationsbüros wahr. Über das Bestehen weiterer möglicher<br />

Sachgebiete, wie die Beobachtung der in- und ausländischen Banken oder<br />

Konzernverflechtungen, ist nichts bekannt.<br />

Die Hauptarbeit, welche die wissenschaftlichen Dezernenten zu leisten hatten,<br />

bestand in der Anfertigung von wirtschaftsanalytischen und -statistischen<br />

Exposés für die Direktion und die Abteilungen der Dresdner Bank. Diese<br />

Berichte behandelten sowohl allgemeine volkswirtschaftliche, kredit- und<br />

außenwirtschaftliche als auch bilanzkritische Themen und wurden mit dem<br />

täglichen Pressebericht in Umlauf gebracht.<br />

Darüber hinaus erarbeiteten die Referenten die „Interne Spezialinformation“.<br />

Diese beinhaltete politische und vertrauliche Meldungen, die ausschließlich für<br />

die Geschäftsleitung bestimmt waren.<br />

Die redaktionelle Bearbeitung von Publikationen für die Bankkundschaft bildete<br />

eine weitere wichtige Tätigkeit für die Sachbearbeiter der Abteilung. Dabei<br />

handelte es sich zum einen um die Zeitschriften „Türkische und ägyptische<br />

Wirtschaftsberichte“, „Außenhandel und Devisenbewirtschaftung“, „Blaue<br />

Blätter“, „Wirtschafts-Rundschau“ und zum anderen um einmalig oder<br />

periodisch erscheinende Kundenbroschüren über die in- und ausländische<br />

Wirtschaft 102 . Außerdem wurden in der Volkswirtschaftlichen Abteilung in<br />

unregelmäßigen Abständen größere Sonderveröffentlichungen ausgearbeitet.<br />

Des Weiteren waren die Referenten mit dem laufenden Informationsdienst<br />

befasst, d. h., sie lasen ausländische Presseerzeugnisse auf Firmen- und<br />

Wirtschaftsmeldungen hin und erteilten schriftliche und telefonische Auskünfte.<br />

100 Hunscha 1936, S.257<br />

101 Vgl. Ebd., S.259<br />

102 siehe Abb. 1 und 2.<br />

46


Zudem führten die Angestellten des Büros eine nach Branchen geordnete<br />

Chronik über Gesetzgebung und Wirtschaftslage. 103<br />

Abb. 1 und 2: Kundenbroschüren der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

Quelle: Dresdner Bank (Hrsg.): Zeitgemäße Geldanlagen, Berlin 1933. Dresdner Bank (Hrsg.):<br />

Anlagewerte 1939. Deutsche Renten, Deutsche Brauwirtschaft, Berlin 1939.<br />

3.2.2 Börseninformationsbüro<br />

Ein wesentliches Geschäftsfeld der Banken liegt in der Vermittlung des Handels<br />

mit Aktien für ihre Kunden. Dabei setzen diese eine seriöse und kompetente<br />

Beratung über die in Frage kommenden Wertpapiere voraus. Um diese<br />

Auskunft erteilen zu können, müssen sich die Kreditinstitute zunächst selbst<br />

möglichst umfassend und sachlich über die Effekten kundig machen.<br />

Zur Erfüllung dieser Aufgabe konnten die deutschen Großbanken vor dem<br />

Zweiten Weltkrieg neben diversen Handbüchern natürlich auch auf die<br />

gesammelten Unternehmensinformationen, welche eine Beurteilung der<br />

103 HA-DrBk E.788, Leistungs- und Führungsbericht vom 23.4.1938, HA-DrBk E.2999, Leistungs- und<br />

Führungsbericht vom 8.10.1940, HA-DrBk E.5005, Leistungs- und Führungsbericht vom 9.10.1941<br />

47


wirtschaftlichen Lage einer Gesellschaft und somit auch des Werts seiner<br />

Börsenpapiere ermöglichte, in ihren Archiven zurückgreifen.<br />

Dr. Hjalmar Schacht, der zu jener Zeit Leiter des Archivs der Dresdner Bank<br />

war, wies schon 1912 in seinen Vorträgen über „Einrichtung, Betrieb und<br />

volkswirtschaftliche Bedeutung der Großbanken“ auf diesen Umstand hin. In<br />

seinen Ausführungen erwähnte er, dass „bei machen Großbanken ein<br />

besonderes Informationsbureau, welches lediglich die Aufgabe verfolgt, alle<br />

Anfragen über Wertpapiere möglichst eingehend und sachgemäß zu<br />

beantworten“ 104 bestünde. Eine Dienststelle mit dieser Funktion wurde bei<br />

seinem damaligen Arbeitgeber aber erst 20 Jahre später eingerichtet.<br />

Der Anlass für die Schaffung eines „Börseninformationsbüros“ bei der Dresdner<br />

Bank ist in ihrer im März 1932 erfolgten Vereinigung mit der Danatbank, wo<br />

eine Einrichtung gleichen Namens bereits bestand, zu sehen. Am 9. Mai 1932,<br />

also wenige Tage nach der Fusion, wurde der bisherige Abteilungsleiter des<br />

Börsenbüros mit dem Aufbau und der Leitung dieser Stelle betraut. 105 Die neue<br />

Einrichtung wurde der Volkswirtschaftlichen Abteilung zugeordnet, und sein<br />

Personal setzte sich aus vormaligen Angestellten des Börsenbüros der<br />

Dresdner Bank 106 und des Börseninformationsbüros der Danatbank 107<br />

zusammen. Für dessen Leiter, der auch die Funktion eines stellvertretenden<br />

Direktors innehatte, bedeutete diese Subordination unter die Führung des<br />

seinerzeit fungierenden Ersten Volkswirts der Bank, Dr. Oskar Mohrus, de facto<br />

eine Herabsetzung. Er behielt jedoch die Vollmacht zur auftragsweisen zweiten<br />

Unterschrift und konnte die Erledigung der Aufgaben und die Führung des<br />

Büros relativ unabhängig von diesem wahrnehmen.<br />

Die erste Unterschrift leistete in abteilungsinternen Angelegenheiten<br />

selbstverständlich der Direktor des Volkswirtschaftlichen Sekretariats und bei<br />

den ausgehenden Schreiben die Mitarbeiter des Börsenbüros. Auch erging bei<br />

einer Abwesenheit des Büroleiters die Zeichnungsvollmacht nicht an dessen<br />

Stellvertreter, dem Kontrolleur der Auskunftsstelle, sondern wurde von einem<br />

Angestellten des Börsenbüros vorgenommen. 108 Aus dieser engen Verzahnung<br />

der zwei Dienststellen lässt sich schlussfolgern, dass eine Hauptaufgabe des<br />

104 Schacht 1912, S.33<br />

105 HA-DrBk E.2465<br />

106 HA-DrBk E.8519, HA-DrBk E.8503<br />

107 HA-DrBk E.6495<br />

108 HA-DrBk E.8519, Schreiben vom 3.7.1936<br />

48


Börseninformationsbüros in der gegenseitigen Informationsvermittlung und<br />

-verwertung zwischen dem Börsenbüro und der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

bestand.<br />

Die Mitarbeiter des Büros, Korrespondenten und Sachbearbeiter, informierten<br />

sich über die an den deutschen und ausländischen Börsen gehandelten<br />

Wertpapiere. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden mittels telefonischer und<br />

schriftlicher Effekten- und Kursauskünfte über Aktien und Renten an die<br />

Kundschaft weitergegeben. Außerdem wurden Effektenbroschüren und eine<br />

Vierteljahresbroschüre publiziert. Der stellvertretende Leiter des<br />

Börsensekretariats war als Kontrolleur bei der Erteilung von Effektenauskünften<br />

tätig. 109<br />

Das Börsensekretariat stellte zum 13. November 1939 seine Arbeit ein, und<br />

dessen Mitarbeiter wurden auf die restliche Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />

aufgeteilt. Dort waren sie zwar auch weiterhin für Börsenauskünfte zuständig,<br />

erledigten aber auch eine Vielzahl an anderen Aufgaben. Der Grund für die<br />

Aufgabe dieses Büros, ist in dem seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs<br />

herrschenden Personalmangel zu sehen. 110<br />

3.2.3 Archiv<br />

Das Archiv der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank gliederte sich<br />

in das Hauptarchiv und das Wirtschaftsarchiv sowie in die Fachbibliothek und<br />

die Angestelltenbibliothek. Da über das Wirtschaftsarchiv und die beiden<br />

Bibliotheken keine Informationen ermittelt werden konnten, bezieht sich<br />

nachfolgende Darstellung ausschließlich auf den Aufbau, die Tätigkeiten und<br />

die Bestände des Hauptarchivs.<br />

Das Hauptarchiv, das auch als Gesellschafts- und Ausleihearchiv bezeichnet<br />

wurde, war die älteste und ursprünglichste Einrichtung der Abteilung. Es<br />

leistete, indem es alle verfügbaren Nachrichten über bedeutende und die Bank<br />

interessierende Unternehmen des In- und Auslandes sammelte und in eigens<br />

dafür angelegte Akten 111 dauerhaft aufbewahrte, die Basisarbeit der<br />

Wirtschaftsinformation.<br />

109 HA-DrBk E.8519<br />

110 Vgl. hier 3.1.5<br />

111 siehe Abb. 3<br />

49


Abb. 3: Gesellschaftsakte des Hauptarchivs der Dresdner Bank<br />

Quelle: HA-DrBk 65/11412 Löwenbrauerei AG, Freiburg (Breisgau).<br />

Mit der Erfüllung dieser Aufgabe waren in erster Linie Registraturarbeiten<br />

verbunden, die von einem Stammpersonal, das aus mindestens acht<br />

Angestellten 112 bestand, ausgeführt wurden. Neben diesen fachlich und<br />

technisch gut ausgebildeten Beamten gab es für die weniger anspruchsvollen<br />

Tätigkeiten noch eine Reihe weiterer Beschäftigter mit geringerer Qualifikation,<br />

sodass der Gesamtpersonalbestand des Büros weit höher lag.<br />

Zu den Arbeiten, die eine bessere Ausbildung erforderten, zählten das<br />

verantwortliche Lesen der Zeitungen, die Auswertung von Börsen- und<br />

Gesellschaftsnachrichten für die Akten, der Versand und die Anforderung von<br />

Geschäftsberichten, Satzungen, Prospekten etc. und die ständige Überprüfung<br />

der Bestände. Über die Anzahl der Zeitungen und Zeitschriften, die im Archiv<br />

gelesen wurden, lässt sich nur für das Jahr 1943 eine ungefähre Aussage<br />

treffen. In diesem Jahr mussten durch die Angestellten des Hauptarchivs<br />

„durchschnittlich täglich annähernd 30 Zeitungen bzw. verschiedene Ausgaben<br />

dieser, ausschliesslich der grossen Anzahl von Auslandszeitungen,<br />

112 HA-DrBk E.9167, Antrag auf Uk-Stellung vom 3.9.1941<br />

50


Presseberichten usw.“ 113 bearbeitet werden. Es ist aber davon auszugehen,<br />

dass diese Zahl vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs resp. vor der<br />

Machtübernahme in Deutschland durch die NSDAP bei weitem höher lag.<br />

Die wichtigsten Informationsquellen waren der „Deutsche Reichsanzeiger“ und<br />

der „Preussische Staatsanzeiger“, die in je vier Schnitt- und einem<br />

Bindeexemplar vorhanden waren, und für deren Lektorat besondere<br />

Anweisungen existierten. 114 Diese und eine ganze Reihe weiterer Schriften<br />

wurden vom Haupt- und vom Wirtschaftsarchiv gleichzeitig ausgewertet.<br />

Das Lesen der ausländischen Presse wurde in der Hauptsache von den<br />

Referenten der Volkswirtschaftlichen Abteilung übernommen. Aus einem<br />

ebenfalls aus dem Jahr 1943 stammenden Arbeitsplan geht hervor, dass in<br />

diesem Jahr in der gesamten Abteilung 57 periodisch erscheinende<br />

Publikationen bearbeitet wurden. 115<br />

Die beim verantwortlichen Lesen der Zeitungen und Zeitschriften markierten<br />

Artikel, welche für die Aufnahme in die Akten des Haupt- und des<br />

Wirtschaftsarchivs, in das Finanzjournal, in die bankpolitische Mappe etc.<br />

bestimmt waren, wurden anschließend nachgelesen, mit einem<br />

Zeitungsstempel versehen und ausgeschnitten. Die nächsten Arbeitsschritte<br />

bestanden nun darin, die Ausschnitte nach dem jeweiligen Verwendungszweck,<br />

nach Buchstaben, und schließlich nach den Aktennummern zu sortieren. Dabei<br />

war jeweils ein Bearbeiter für bestimmte Buchstaben und Aktennummern<br />

zuständig.<br />

Ob die Buchstabensortierung nach dem Anfangsbuchstaben des<br />

Firmennamens, nach einem Branchen- oder Länderschlüssel o. ä. erfolgte, und<br />

ob diese Buchstaben mit der inneren Ordnung der Akten, d. h. mit den<br />

Aktennummern, in einem direkten Zusammenhang standen, kann aus heutiger<br />

Sicht, aufgrund des fehlenden Aktenregisters, nicht mehr geklärt werden.<br />

An einem bestimmten „Auslegungstag“ wurden die Artikel dann feinnummeriert,<br />

in sich geordnet und redundante Meldungen aussortiert. Zum Schluss erfolgte<br />

das Einkleben der Ausschnitte 116 in die Akten. 117<br />

113<br />

HA-DrBk 45390-2001.BE, Rationelle Arbeitsverflechtung in der Volkswirtschaftlichen Abteilung vom<br />

12.10.1943<br />

114<br />

HA-DrBk Ebd., Lesen des „Deutschen Reichsanzeigers“ und „Preussischen Staatsanzeigers“<br />

115<br />

Vgl. Anlage 1. HA-DrBk Ebd., Arbeitsplan für das Lektorat von Zeitungen und Zeitschriften für 1943<br />

116<br />

siehe Abb. 4<br />

117<br />

HA-DrBk 45390-2001.BE, Richtlinien für die Handhabung der Sortierkästen vom 25.2.1943, HA-DrBk<br />

Ebd., Sachliche und technische Anhaltspunkte für die Archivarbeit<br />

51


Abb. 4: Beispiel einer Zeitungsausschnittsseite<br />

Quelle: HA-DrBk 65/11412 Löwenbrauerei AG, Freiburg (Breisgau).<br />

Derartige Verrichtungen, die für das „A-Jour-Halten“ der Akten notwendig<br />

waren, konnten auch von weniger gut geschultem Personal ausgeführt werden.<br />

Diese Angestellten waren außerdem für den turnusmäßig erfolgenden<br />

Schalterdienst bei der Ausgabe der Akten verantwortlich. 118 Die anfallenden<br />

Buchbinderarbeiten, wie z. B. das Anlegen neuer Akten, wurden von einem<br />

eigens hierfür angestellten Arbeiter durchgeführt. 119<br />

Die Registraturarbeiten unterstanden der Arbeits- und Büroaufsicht eines<br />

Bürovorstehers. Dieser war neben den verwaltungstechnischen Arbeiten auch<br />

für die Korrespondenz mit den Interessenten verantwortlich. 120<br />

Das Hauptarchiv erfasste alles verfügbare Material über sämtliche deutschen<br />

AGs und Forschungsgesellschaften und über GmbHs ab einer bestimmten<br />

Kapitalmindestsumme. Hierbei waren v. a. Nachrichten und<br />

Bekanntmachungen über Kapitalveränderungen, Dividenden, Abschlüsse,<br />

Personalien des Vorstands, Aufsichtsrats, Geschäftsführers,<br />

118<br />

Vgl. HA-DrBk 6495, HA-DrBk E.4587, HA-DrBk E.9094, HA-DrBk E.1319, HA-DrBk E.2511, Leistungsund<br />

Führungsberichte<br />

119<br />

HA-DrBk E.685, Tätigkeits- und Leistungsbericht vom 1.3.1943<br />

120<br />

HA-DrBk E.727, Leistungs- und Führungsbericht vom 8.10.1940<br />

52


Anleihebegebungen etc. von Interesse. Für die ausländischen Gesellschaften<br />

wurde ebenfalls als Kriterium für die mögliche Auswertung eine Mindestsumme<br />

des Aktienkapitals in der jeweiligen Landeswährung festgelegt. Ausgenommen<br />

davon waren die Gesellschaften, deren Bilanzsumme das fünffache dieses<br />

Betrages überstieg sowie alle Banken und Firmen mit deutscher Beteiligung.<br />

Darüber hinaus wurden auch Meldungen z. B. über Länder- und<br />

Gemeindeanleihen, Staatshaushalte, in- und ausländische Notenbanken,<br />

Strukturveränderungen bei allen deutschen und den ausländischen<br />

Hauptbörsen etc. gesammelt. 121<br />

Den größten und wichtigsten Bestand des Hauptarchivs bildeten die<br />

Gesellschaftsakten. Bereits im Jahre 1912 umfasste dieser „12000<br />

Aktenstücke“ 122 . Inwieweit deren Anzahl in den folgenden Jahren bis zur<br />

Einstellung der bankarchivischen Tätigkeit im April 1945 noch gesteigert<br />

werden konnte, ist nicht mehr exakt ermittelbar.<br />

Einen Anhaltspunkt für die Bestimmung der Bestandsgröße bieten zwei aus<br />

dem Jahre 1943 überlieferte Arbeitspläne für das Sortieren der<br />

Zeitungsausschnitte nach Buchstaben und Nummern. Aus diesen geht hervor,<br />

dass die Angestellten Akten mit den Nummern von 1 bis 36.000 zu bearbeiten<br />

hatten 123 , was die Vermutung zulässt, dass der Gesamtbestand an<br />

Gesellschaftsakten 36.000 Stück betrug.<br />

Neben diesen Akten besaß das Hauptarchiv weitere umfangreiche<br />

Materialsammlungen wie Geschäftsberichts- und Satzungsduplikate,<br />

gebundene Kurszettel in- und ausländischer Börsen, Prospekte,<br />

Bindeexemplare wichtiger Zeitungen und Zeitschriften,<br />

Centralverbandsrundschreiben etc. Außerdem waren in dessen Räumlichkeiten<br />

die Entstehungsakten der Dresdner Bank und ihrer Tochtergesellschaften, die<br />

Geschäftsberichte der Bank seit deren Gründung sowie die Belegexemplare der<br />

Arbeiten der Abteilung untergebracht. 124<br />

121<br />

HA-DrBk 45390-2001.BE, Kapital-Mindestsummen als Maßstab für die Auswertung des für das<br />

Gesellschaftsarchivs bestimmten Materials, HA-DrBk Ebd., Sachliche und technische Anhaltspunkte für<br />

die Archivarbeit<br />

122<br />

Schacht 1912, S.33<br />

123<br />

HA-DrBk 45390-2001.BE, Arbeitseinteilung vom 2.4.1943, HA-DrBk Ebd., Arbeitseinteilung vom<br />

2.11.1943<br />

124<br />

HA-DrBk Ebd., Luftschutzmassnahmen im Hauptarchiv vom 2.8. bis 12.8.1943<br />

53


4 Die Geschichte des Bestands des ehemaligen Hauptarchivs der<br />

Dresdner Bank nach 1945<br />

4.1 Von Zühlen nach Potsdam (1945-1968)<br />

Mit der Flucht des Büroleiters am 29. April 1945 hatte das Hauptarchiv der<br />

Volkswirtschaftlichen Abteilung als „lebende“ Registratur zu bestehen<br />

aufgehört. Dessen Akten waren somit zu Archivmaterial im tatsächlichen Sinne<br />

geworden. Dieses war jedoch schon bald von seiner Vernichtung bedroht.<br />

Wenige Tage nach der Besetzung von Zühlen ordnete ein sowjetischer<br />

Divisionsstab die Räumung des Saals, in welchem die Akten gelagert wurden,<br />

innerhalb von zwei Stunden an. Diese wurden vor das Haus geworfen. Der<br />

Bürgermeister und der Pfarrer des Dorfes nahmen sich der Dokumente an und<br />

brachten sie in der Garage des Letzteren unter, wodurch sie vorerst vor ihrer<br />

Zerstörung bewahrt wurden.<br />

Die Dresdner Bank hatte großes Interesse an der Bewahrung der Akten ihres<br />

Bankarchivs, da es das einzige einer deutschen Großbank war, das den<br />

Zweiten Weltkrieg relativ vollständig und schadlos überstanden hatte. Durch<br />

eine baldige Wiederinbesitznahme dieser Bestände versprach sie sich einen<br />

Vorsprung gegenüber ihren Konkurrenten. 125<br />

In der Zeit vom 22. bis 29. August 1945 unternahmen Mitarbeiter der<br />

Volkswirtschaftlichen Abteilung, die in ungekündigtem Dienstverhältnis standen<br />

und seit dem 1. Juli gehaltlos beurlaubt waren, eine Fahrt nach Zühlen mit dem<br />

Ziel, nach dem Verbleib der Akten zu forschen und über die Lagerung und die<br />

Sicherstellung des noch vorhandenen Materials zu verhandeln. Zur Sicherung<br />

der Akten wurde der schnellstmöglichste Rücktransport von Zühlen nach Berlin<br />

und deren Unterbringung in der Depositenkasse am Steubenplatz empfohlen. 126<br />

Um die Rückführung des Archivmaterials vorzubereiten, fuhr eine ehemalige<br />

Archivangestellte für den Zeitraum vom 9. bis 16. November 1945 erneut nach<br />

Zühlen. 127<br />

Diese Rückholaktion wurde jedoch wegen mangelnder Transportmöglichkeiten<br />

nie realisiert. Die Akten verblieben in der Garage des Dorfpfarrers. Diese wurde<br />

1947 von einem örtlichen Polizisten versiegelt, da die Zühlener Bevölkerung<br />

125 HA-DrBk Ebd., Aktennotiz vom 17.3.1945<br />

126 Vgl. Anlage 2 Bericht über die vom 22.8.45 bis 29.8.45 getätigte Fahrt nach Zühlen i. d. Mark. HA-DrBk<br />

50996-2001.BE<br />

54


das Archivmaterial zur Feuerung und für ähnliche Zwecke missbrauchte.<br />

Anfang der 50er Jahre wurde das gesamte Material dann von Behörden der<br />

Deutschen Demokratischen Republik (DDR) abtransportiert. 128<br />

Wie viele Akten aufgrund ihrer zweckentfremdeten Verwendung durch die<br />

Dorfbevölkerung vernichtet wurden, lässt sich nicht genau bestimmen. Wenn<br />

davon ausgegangen wird, dass nie mehr als 15.000 Akten von Berlin nach<br />

Zühlen verlagert wurden, so ergäbe sich zu den überlieferten 14.500 Akten des<br />

Bestands „Volkswirtschaftliche Dokumentation“ eine Differenz von 500 Stück,<br />

was einen relativ geringen Verlust bedeuten würde. Ebenfalls können für die<br />

Zeit bis 1968 keine Aussagen über den Verbleib oder die Verwendung des<br />

Archivmaterials gemacht werden, da nicht bekannt ist, welche Behörde der<br />

DDR den Abtransport der Akten vornahm.<br />

Im Frühjahr 1968 plante das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR die<br />

„Durchführung von Maßnahmen auf der Grundlage von dokumentarischen<br />

Material“. 129 Eines dieser Vorhaben, die Aktion „Contra“, richtete sich gegen<br />

„die neonazistische Entwicklung in Westdeutschland“ und sollte u. a.<br />

nachweisen, „daß die Dresdner Bank die bevorzugte Bank der SS-Führung<br />

war“. 130 Bei der Recherche nach Dokumenten zur Realisierung dieses<br />

Vorhabens stellte sich heraus, dass im Keller des Deutschen<br />

Wirtschaftsinstituts (DWI) in Berlin ca. 25-30 Tonnen Aktenmaterial der<br />

Dresdner Bank, der Deutschen Bank und der Zulassungsstelle des<br />

Börsenvereins lagerten. Der Leiter des DWI gab an, dass das Material „von<br />

verschiedensten Instituten überführt wurde“ und für die Arbeiten des DWI kaum<br />

Verwendung fand. Deshalb wurde es auch nicht geordnet oder archiviert. Er<br />

erklärte sich mit einer Einsichtnahme der Bestände durch das MfS<br />

einverstanden. 131<br />

Diese Grobsichtung ergab, dass ca. 35.000 Akten deutscher Banken im Keller<br />

des DWI untergebracht waren, wovon die Bestände der Dresdner Bank mit ca.<br />

18.000 Akten und die der Deutschen Bank mit ca. 12.000 Akten den größten<br />

Teil ausmachten. 132 Bei den Aktenbeständen der Dresdner Bank handelte es<br />

127<br />

HA-DrBk E.688, Bescheinigung vom 22.11.1945, HA-DrBk Ebd., Bestätigung der Fahrt vom 14.1.1946<br />

128<br />

HA-DrBk 50996-2001.BE, Aktennotiz vom 1.9.2000<br />

129<br />

BStU-Archiv HA IX/11 AS 53/68a, Bl.3<br />

130<br />

BStU-Archiv Ebd., Bl.6<br />

131<br />

BStU-Archiv HA IX/11 FV 87/70 Bd.1 Teil 1., Bl.9f., Aktenvermerk vom 17.4.1968<br />

132<br />

BStU-Archiv Ebd., Bl.11, Information über die bei dem Deutschen Wirtschaftsarchiv lagernden<br />

Aktenbestände der Deutschen Bank und der Dresdner Bank<br />

55


sich um die Gesellschaftsakten ihres ehemaligen Hauptarchivs. Ob das DWI die<br />

Akten selbst aus Zühlen abtransportierte oder ob sich diese zwischenzeitlich<br />

noch bei einer anderen Behörde befanden, ist unbekannt. Die Differenz<br />

zwischen den angegebenen ca. 18.000 Akten und den tatsächlich überlieferten<br />

14.500 lässt sich mit einer Fehleinschätzung der Bestandsgröße durch die<br />

Mitarbeiter des MfS erklären.<br />

Die fälschliche Bestimmung des Bestandsumfangs sollte 30 Jahre später noch<br />

für Aufsehen sorgen. Nachdem 1998 bekannt wurde, dass das MfS im Frühjahr<br />

1968 den Bestand gesichtet hatte und von ca. 18.000 Akten ausging,<br />

beauftragte die Dresdner Bank, welche mittlerweile wieder im Besitz des<br />

Bestands war, die Historiker des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts nach dem<br />

Verbleib der fehlenden Dokumente zu forschen. Die Geschichtsforscher, die in<br />

erster Linie die Rolle der Bank im 3. Reich untersuchten, kamen jedoch auch zu<br />

dem Schluss, dass sich die Mitarbeiter des MfS bezüglich der Größe des<br />

Bestands geirrt haben mussten. 133<br />

Der Leiter des DWI gab bei dieser Sichtung zu verstehen, dass von Seiten<br />

seines Institutes kein Interesse an den Akten besteht, und er sie deshalb an das<br />

Deutsche Zentralarchiv (DZA) Potsdam, dem zentralen Staatsarchiv der DDR,<br />

übergeben wollte. Dort sollten sie allerdings möglichst so gelagert werden, dass<br />

sie von der Forschung und anderen Interessenten jederzeit benutzt werden<br />

könnten. Er „machte darauf aufmerksam, daß im In- und Ausland das<br />

Vorhandensein dieser Akten beim DWI bekannt ist und bei Anfragen Auskunft<br />

über deren Verbleib gegeben werden muß“. 134<br />

Das MfS stimmte dem Vorschlag einer Übergabe der Bestände an das DZA<br />

Potsdam zu, nachdem es feststellte, dass mit deren Auswertung ca. 50<br />

Mitarbeiter für ein halbes Jahr beschäftigt gewesen wären. Auch sahen sie in<br />

der Aufbewahrung des Archivmaterials im DZA Potsdam den Vorteil, dass<br />

dieses dort vor unbefugter Benutzung geschützt war resp. diese kontrolliert<br />

werden konnte. 135 Neben den genannten Gründen, ist anzunehmen, dass das<br />

MfS auch festgestellt haben dürfte, dass die ausschließlich gesammelte<br />

133 Der Spiegel 47(1998), S.18<br />

134 BStU-Archiv HA IX/11 FV 87/70 Bd.1 Teil 1, Bl.13, Information über die bei dem Deutschen<br />

Wirtschaftsarchiv lagernden Aktenbestände der Deutschen Bank und der Dresdner Bank<br />

135 BStU-Archiv Ebd., Bl.14, Vorschläge zur Auslagerung der bei dem Deutschen Wirtschaftsarchiv<br />

lagernden Aktenbestände der Deutschen Bank und der Dresdner Bank<br />

56


Unternehmensnachrichten enthaltenden Akten für die Durchführung ihrer<br />

geplanten Aktion uninteressant waren.<br />

4.2 Der Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“ des Deutschen Zentralarchivs<br />

Potsdam (1969-1992)<br />

Im Jahre 1968 wurde das im DWI lagernde Aktenmaterial der deutschen<br />

Großbanken vom DZA Potsdam übernommen. Dort hätte zuerst versucht<br />

werden müssen, da die Aktenregister der Bestände nicht überliefert waren,<br />

deren innere Ordnung zu rekonstruieren. Weshalb darauf verzichtet wurde und<br />

im Jahre 1970 sofort mit der Verzeichnung begonnen wurde, ist unerklärlich.<br />

Zunächst wurde den Akten von den Angestellten des DZA Potsdam eine neue<br />

Signatur gegeben. Bei der Signaturvergabe wurden die Aktendeckel im unteren<br />

Drittel handschriftlich mit einer roten Nummer versehen. Unverständlich ist<br />

dabei, warum für die 14.500 Akten des ehemaligen Hauptarchivs der Dresdner<br />

Bank eine Nummerierung von 1 bis 20.074 vorgenommen wurde. Anzunehmen<br />

ist, dass sich die Bestände der Dresdner Bank, der Deutschen Bank und der<br />

Zulassungsstelle des Börsenvereins im DWI oder bei der Übergabe an das DZA<br />

Potsdam vermischten und eine Ordnung des Materials nach den jeweiligen<br />

Banken erst nach der Nummerierung erfolgte. So sind die scheinbar fehlenden<br />

Nummern, wahrscheinlich auf den Akten der anderen Banken zu finden.<br />

Die Verzeichnung des Bestands, der den Namen „Ba 1. Dresdner Bank“ erhielt,<br />

wurde auf Karteikarten vorgenommen. Für die Titelbildung wurden, wie aus der<br />

Abb. 5 ersichtlich ist, alle auf dem Aktendeckel stehenden Angaben über Name,<br />

Sitz und Gesellschaftsform des Unternehmens herangezogen, d. h., es wurden<br />

nicht nur die letzten gültigen Firmenbezeichnungen aufgenommen, sondern<br />

auch alle früheren und gestrichenen, wobei die Streichung ebenfalls auf der<br />

Karteikarte vorgenommen wurde. Bei der Bestimmung der Laufzeit der Akte<br />

stützten sich sie Angestellten des DZA Potsdam auf die Erscheinungsjahre der<br />

eingeklebten Zeitungsausschnitte. So bestimmte das Jahr, in welchem der erste<br />

Artikel erschienen war, den Laufzeitanfang, und das Jahr, aus dem die letzte<br />

Meldung stammte, das Laufzeitende.<br />

57


Abb. 5: Findkarteikarte für den Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“<br />

Quelle: HA-DrBk 45340-2001.BE Findkartei.<br />

Außerdem wurden auf der Karteikarte zwei Signaturen vermerkt. In der rechten<br />

oberen Ecke wurde die gültige Archivsignatur notiert und oben links die an der<br />

Akte unten links angebrachte 136 , von der angenommen wurde, dass sie „aus<br />

einer früheren, vorarchivischen Bearbeitung (im Deutschen Wirtschaftsarchiv)“<br />

stamme, und nicht die Registratursignatur sei. 137<br />

Dazu ist anzumerken, dass es sich hierbei durchaus nicht um die vom<br />

Hauptarchiv in der Berliner Zentrale verwendete Aktennummer handelt. Diese<br />

wurde von der heute ersichtlichen überklebt und kann somit nicht mehr<br />

rekonstruiert werden. Aber die Annahme, dass diese neuere Signatur von den<br />

Mitarbeitern des DWI vergeben wurde, ist relativ unwahrscheinlich, da die Akten<br />

dort „nicht ausgewertet und ohne Registrierungsvermerk abgelegt“ 138 wurden.<br />

Viel näher liegt die Vermutung, dass die Neunummerierung der Akten von den<br />

Angestellten des Gesellschaftsarchivs selbst durchgeführt wurde, und zwar kurz<br />

vor dessen Verlagerung Anfang Juli 1944. Dafür spricht, dass der für die<br />

136 Vgl. Abb. 3<br />

137 Vgl. Anlage 3, HA-DrBk 50996-2001.BE, Schreiben vom 24.3.1983<br />

138 BStU-Archiv HA IX/11 FV 87/70 Bd.1 Teil 1, Bl.11, Information über die bei dem Deutschen<br />

Wirtschaftsarchiv lagernden Aktenbestände der Deutschen Bank und der Dresdner Bank<br />

58


Transportvorbereitung zuständige Büroleiter vermerkte, dass er Personal „zum<br />

Bündeln und Numerieren von schätzungsweise 10 bis 15000 Akten“ 139<br />

benötigte. Der Sinn dieser Änderung der Aktennummern könnte in einer<br />

besseren Benutzbarkeit der Akten in dem veränderten Arbeitsumfeld gelegen<br />

haben.<br />

Des Weiteren wurde eine Seitenzählung vorgenommen. Dabei wurden die<br />

Satzungen, Geschäftsberichte und die einzelnen mit Zeitungsausschnitten<br />

beklebten Seiten laufend nummeriert. 140 Das Ergebnis dieser Zählung wurde<br />

jedoch nicht auf der Karteikarte, sondern am Ende der jeweiligen Akte vermerkt.<br />

An gleicher Stelle zeichnete der Bearbeiter der Akte die Verzeichnung mit<br />

Datum und Unterschrift ab.<br />

Bei der Verzeichnung waren außerdem die, vermutlich vom MfS der DDR<br />

vorgegebenen, „Hinweise zur Erfassung und Verzeichnung der Aktenbestände<br />

deutscher Großbanken“ zu beachten. Diese Regeln zielten darauf ab,<br />

Unterlagen aufzuspüren, mit denen sich die Beeinflussung der<br />

nationalsozialistischen Politik durch die Banken beweisen ließ. Da der Inhalt der<br />

Akten des ehemaligen Archivs der Dresdner Bank jedoch ausschließlich<br />

volkswirtschaftlichen Charakters war, werden diese Richtlinien keine<br />

Anwendung gefunden haben. 141<br />

Die entstandene Findkartei 142 umfasste fünfzehn Karteikästen. Da vor der<br />

Erfassung des Bestands auf die Schaffung einer inneren Ordnung verzichtet<br />

wurde, musste nun wenigstens dieses Findhilfsmittel, damit es seinen Zweck,<br />

die Recherche nach einzelnen Akten zu ermöglichen, erfüllen konnte,<br />

methodisch geordnet werden.<br />

Es wurde eine Systematik erstellt, welche die Akten zunächst in die<br />

Hauptgruppen „Inland“ und „Ausland“ unterteilte. Die Hauptgruppe „Inland“<br />

umfasste alle in Deutschland ansässigen Firmen. Sie wurde dann nach<br />

sachlichen Aspekten weiter aufgegliedert, d. h., die Unternehmen wurden nach<br />

„Industriezweigen und anderen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Bereichen“ getrennt. Alle Gesellschaften, die ihren Sitz außerhalb Deutschlands<br />

hatten, wurden in die Hauptgruppe „Ausland“ aufgenommen. Diese wurde dann<br />

139<br />

HA-DrBk 45390-2001.BE, Aktennotiz vom 17.3.1944<br />

140<br />

Vgl. Abb. 4<br />

141<br />

HA-DrBk 50998-2001.BE, Hinweise zur Erfassung und Verzeichnung der Aktenbestände deutscher<br />

Großbanken<br />

142 HA-DrBk 45340-2001.BE, Findkartei<br />

59


nach geographischen Gesichtspunkten weiter untergliedert, d. h., es erfolgte<br />

eine Unterteilung nach Kontinenten, Kontinentteilen und einzelnen Staaten.<br />

Eine zusätzliche Gliederung nach sachlichen Kategorien, wie in der<br />

Hauptgruppe „Inland“ geschehen, wurde hier nicht vorgenommen. 143<br />

Nach der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 begann die<br />

Dresdner Bank nach dem Verbleib ihrer Akten, welche nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone resp. späteren<br />

DDR verblieben waren, zu forschen. In diesem Zusammenhang nahm sie auch<br />

Kontakt mit dem Bundesarchiv Koblenz (BAK) auf, welches die<br />

Rechtsnachfolge des DZA Potsdam angetreten hatte, und somit nunmehr auch<br />

für den Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“ zuständig war.<br />

Im Sommer 1991 kam es zu einer Zusammenkunft von Vertretern der Bank und<br />

dem Leiter der Abteilung des Bundesarchivs in Potsdam. Bei diesem Treffen<br />

wurde hauptsächlich die zukünftige Nutzung des Bestands besprochen. Es<br />

standen drei Möglichkeiten der weiteren Handhabe zur Debatte. Zum einen<br />

konnte die Dresdner Bank, unter der Bedingung, dass „das Material der<br />

Öffentlichkeit zugänglich“ bleibt, den gesamten Bestand übernehmen. Zum<br />

anderen wurde an den Abschluss eines Depositalvertrages zwischen der Bank<br />

und dem BAK gedacht, womit die Akten in Potsdam verblieben wären. Ebenso<br />

wäre es möglich gewesen, nur einzelne wesentliche Akten zu verfilmen. 144<br />

Die Dresdner Bank entschied sich schließlich für die vollständige Übernahme<br />

des Bestands. Daraufhin handelte sie mit dem BAK ein Abkommen aus, in<br />

welchem sich das BAK zur Rückgabe des in Potsdam lagernden<br />

Archivmaterials bereit erklärte. Die Bank verpflichtete sich ihrerseits, die<br />

allgemeine Nutzung der Archivalien weiterhin zu gewährleisten. Außerdem<br />

wurde ihr die bei der Verzeichnung angefertigte Findkartei kostenlos<br />

überlassen. 145 Der Vertrag wurde am 2. November 1992 unterzeichnet.<br />

143 Vgl. Anlage 3, HA-DrBk 50996-2001.BE, Schreiben vom 24.3.1983. Vgl. auch Anlage 5, Der Thesaurus<br />

des Bestands „65.Volkswirtschaftliche Dokumentation“ wurde auf Grundlage der Systematik der Findkartei<br />

erstellt. Es wurden zwar während der zweiten Verzeichnung Modifizierungen vorgenommen, aber der<br />

Grundcharakter des ursprünglichen Gliederungsschemas ist dennoch noch gut erkennbar.<br />

144 HA-DrBk Ebd., Archivunterlagen der Dresdner Bank in Berlin und den neuen Bundesländern vom<br />

13.6.1991<br />

60


4.3 Der Bestand „65. Volkswirtschaftliche Dokumentation“ des<br />

Historischen Archivs der Dresdner Bank AG (1993-2003)<br />

Im Frühjahr 1993 wurden die Akten von Potsdam nach Berlin transportiert, wo<br />

sie im Altbankarchiv der Dresdner Bank am Mehringdamm untergebracht<br />

wurden. Die Lagerung erfolgte in großen Stapeln auf hohen Regalen nach<br />

laufender Nummer. Der Bestand wurde in erster Linie von Wirtschaftshistorikern<br />

genutzt und zur Recherche wurde weiterhin die von Potsdam mitübernommene<br />

Findkartei verwendet.<br />

Am 1. Januar 2000 wurde das Altbankarchiv Berlin zur Außenstelle des im<br />

Oktober 1999 gegründeten Historischen Archivs der Dresdner Bank. Das<br />

Historische Archiv, das seinen Sitz in der Moselstraße in Frankfurt/Main hat und<br />

Bestandteil der Abteilung „Corporate Center Unternehmenskommunikation“ ist,<br />

fing nun sukzessive mit der Erschließung seiner Bestände unter Zuhilfenahme<br />

von Mitteln der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV) an. Dafür wurde und<br />

wird die Doris Land-Software „Faust 3.0“, eine mehrdimensionale Retrival-<br />

Datenbank, die in erster Linie für einen Einsatz in Archiven und Bibliotheken<br />

entwickelt wurde, verwendet.<br />

Im Februar 2002 wurde auch mit der edv-gestützten Erfassung 146 des<br />

Archivmaterials des ehemaligen Hauptarchivs der Dresdner Bank begonnen.<br />

Bei dieser zweiten Verzeichnung des Bestands beschränkten sich die<br />

Archivangestellten jedoch nicht darauf, die Informationen von den Karteikarten<br />

der Findkartei in die Datenbank zu übernehmen, sondern es wurde jede<br />

einzelne Akte erneut bearbeitet. Außerdem wurden die Akten nach<br />

abgeschlossener Verzeichnung in Archivkartons umgebettet.<br />

Der Bestand erhielt die Signatur „65“ und wurde von nun an unter der<br />

Bezeichnung „65. Volkswirtschaftliche Dokumentation“ geführt. Die vom DZA<br />

Potsdam bei der ersten Verzeichnung im Jahre 1970 vergebenen Signaturen<br />

wurden beibehalten. Ihnen wurde lediglich die Bestandssignatur „65“<br />

vorangestellt.<br />

145 Vgl. Anlage 4, Ebd., Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Dresdner Bank AG<br />

vom 2.11.1992<br />

146 siehe Abb.6<br />

61


Abb.6: „Faust 3.0“-Erfassungsmaske<br />

Quelle: HA-DrBk<br />

Auch wurde zunächst die in Potsdam erstellte Bestandsgliederung<br />

weitestgehend übernommen. Dieser Grundstock stellte sich jedoch während<br />

der Verzeichnisarbeit an vielen Stellen als unpraktikabel, veraltet oder<br />

indifferent heraus und musste deshalb fortwährend modifiziert werden. So<br />

wurden z. B. die Unterlagen, welche Unternehmen aus Großbritannien und<br />

Frankreich betrafen, aufgrund ihres enormen Umfangs nachträglich noch nach<br />

Branchen unterteilt. Des Weiteren wurde, um eine einheitliche politisch-<br />

geographische Zuordnung der ausländischen Unternehmen zu gewährleisten,<br />

was sich v. a. bei den häufigen Grenzverschiebungen der ost- und<br />

südosteuropäischen Staaten als problematisch erwies, als Stichjahr das Jahr<br />

1937 festgesetzt, d. h., die Gesellschaft wurde dem Land zugeordnet, in<br />

welchem sich sein Firmensitz im Jahr 1937 befand. 147<br />

Im Gegensatz zur Potsdamer Verzeichnung wurde für die Titelbildung<br />

ausschließlich der letzte gültige Name des Unternehmens nebst Sitz und<br />

Gesellschaftsform herangezogen. Bei ausländischen Firmen wurde er in<br />

147 Vgl. Anlage 5, Thesaurus des Bestands "65.Volkswirtschaftliche Dokumentation" des Historischen<br />

Archivs der Dresdner Bank AG (Stand: 18.05.2004)<br />

62


Originalsprache wiedergegeben. Alle weiteren auf dem Aktendeckel<br />

vorkommenden oder in der Akte erwähnten Gesellschaften wurden in das<br />

Datenbankfeld „Firmen“ aufgenommen. Ferner wurde eine genauere<br />

Seitenzählung vorgenommen, d. h., es wurden nicht nur die Seiten mit den<br />

eingeklebten Zeitungsausschnitten gezählt, sondern auch die der<br />

Geschäftsberichte, Satzungen u. ä. Die Ermittlung der Laufzeit der Akte erfolgte<br />

analog der ersten Verzeichnung. Ebenso wurde auch die ältere Signatur mit<br />

aufgenommen.<br />

Zudem wurden die wichtigsten in der Akte vorkommenden Sprachen unter<br />

Verwendung des aus drei Buchstaben bestehenden Codes der ISO-639 148 und,<br />

falls dies erforderlich war, Angaben über deren Erhaltungszustand erfasst. Der<br />

physische Zustand des Materials ist in Anbetracht seiner von Zeit zu Zeit<br />

erfolgten unsachgemäßen Lagerung, wie etwa in der Zühlener Garage oder in<br />

den Kellerräumen des DWI, und seines Alters generell noch gut. Dennoch<br />

weisen einzelne Akten erhebliche mechanische Beschädigungen sowie<br />

Schimmelpilzbefall und Wasserschäden auf und müssen restauriert werden.<br />

Bis zum heutigen Tage sind auf diese Art und Weise 11.500 Akten verzeichnet<br />

wurden, was einem Anteil von achtzig Prozent am Gesamtbestand entspricht.<br />

Bei den noch nicht erfassten Dokumenten handelt es sich hauptsächlich um<br />

solche, die sich mit in Deutschland ansässigen Firmen befassen.<br />

Ende des Jahres 2003 wurde die Berliner Außenstelle des Historischen Archivs<br />

aufgegeben. Deren Bestände wurden nach Frankfurt am Main transportiert und<br />

lagern seither in den Magazinräumen des Archivs.<br />

4.4 Ausblick<br />

Nach Ansicht des Historischen Archivs der Dresdner Bank besteht ein hohes<br />

allgemeines öffentliches Interesse an dem Bestand „Volkswirtschaftliche<br />

Dokumentation“. Die größte Beachtung dürften ihm wohl, wie schon heute, die<br />

Forscher der Wirtschaftsgeschichte entgegenbringen. Aus diesem Grund ist<br />

seine Publikation in mittelbarer Zukunft angedacht.<br />

148 ISO 639-2 : 1998 – Codes for the representation of names of languages – Part 2 : Alpha-3 code<br />

63


Die Präsentation der Erschließungsergebnisse soll auf elektronischem Weg,<br />

d. h. über das Internet, erfolgen. An die Herausgabe eines Findbuches ist nicht<br />

gedacht, da dieses zu kostspielig wäre und nur einen geringen<br />

Verbreitungsgrad hätte. Eine Veröffentlichung des Bestands im Internet<br />

hingegen hat den Vorteil, dass, da er online recherchierbar ist, ein bedeutend<br />

größeres Publikum angesprochen werden kann. Außerdem ist diese<br />

Präsentationsform erheblich billiger.<br />

Zur Erreichung dieses Ziels müssen die erfassten Daten, d. h. die Metadaten,<br />

zunächst aus der „Faust 3.0“-Datenbank mittels einer Exportmaske in ein<br />

Standard-Austauschformat übertragen werden. Hierfür soll EAD (Encoded<br />

Archival Description) in der Beschreibungssprache XML (Extensible Markup<br />

Language) zur Anwendung kommen. Da XML zunächst nur die Inhalte durch<br />

tags beschreibt, müssen außerdem noch Stylesheets angefertigt werden,<br />

welche die Layoutaussage treffen. Die Mittel zur Anschaffung dieser<br />

Stylesheets und des für die Erstellung XML-konformer Dokumente notwendigen<br />

Editors sind im Etat des Archivs eingestellt.<br />

Bisher stehen aber einer möglichen Internet-Präsentation des Bestands noch<br />

außerordentliche Hindernisse im Wege. Das größte Problem ist dabei die<br />

enorme Datenmenge. So umfassen allein die Rohdaten zur Zeit ca. 10<br />

Megabyte. Die Einstellung dieser Daten auf den Server der Internet-Redaktion<br />

der Dresdner Bank würde, wenn aus dem Internet heraus in dem Bestand<br />

recherchiert wird, zu beträchtlichen Performanceverlusten des Rechners führen,<br />

weshalb diese Möglichkeit von den Redakteuren abgelehnt wird.<br />

Infolgedessen ist von Seiten des Archivs der Erwerb oder die externe<br />

Anmietung eines eigenen Servers geplant. Mit diesem könnte keinesfalls nur<br />

die Veröffentlichung des Bestands „Volkswirtschaftliche Dokumentation“<br />

sondern auch eine komplette Internet-Präsentation des Archivs realisiert<br />

werden. Die Mittel für die Anschaffung dieses Rechners sind ebenfalls im Etat<br />

für das Jahr 2004 eingestellt und bewilligt. Für den Internet-Auftritt des<br />

Historischen Archivs der Dresdner Bank müssen jedoch noch zahlreiche<br />

Vorarbeiten geleistet werden, sodass dieser vermutlich nicht vor dem Jahr 2005<br />

erfolgen kann.<br />

64


5 Quellen- und Literaturverzeichnis<br />

5.1 Ungedruckte Quellen<br />

Historisches Archiv der Dresdner Bank AG<br />

65/691 Generalgouvernement, Krakau.<br />

65/4087 Skandinaviska Jute Spinneri & Väfveri AB,<br />

Okerström.<br />

65/4204 Landesbank für Böhmen – Zentralbank der<br />

Sparkassen in Böhmen und Mähren, Prag.<br />

65/8548 Mines de Bouxwiller, Bouxwiller (Bas-Rhin).<br />

65/11412 Löwenbrauerei AG, Freiburg (Breisgau).<br />

65/12689 Cartonnagen-Maschinen-Industrie- und<br />

45340-2001.BE Findkartei.<br />

Faconschmiede AG, Berlin.<br />

45390-2001.BE Volkswirtschaftliche Abteilung. Hauptarchiv. 1943 -<br />

1945.<br />

49923-2001.BE Aufsichtsrat der Dresdner Bank, Dresden. Personal-<br />

und Abteilungssachen der stellvertretenden<br />

Direktoren in Berlin, 1. 23.04.1895 - 13.06.1924.<br />

50996-2001.BE Ehemalige DDR, Ordner 2.<br />

50998-2001.BE Hinweise zur Erfassung und Verzeichnung der<br />

Aktenbestände deutscher Großbanken.<br />

13887-2000.E/T83_193 Sekretariat Dr. Rasche. Aufsichtsratsakten.<br />

13887-2000.E/T83_204 Konsortialabteilung. Sudetenland.<br />

11231-2001.MS<br />

7519-2002<br />

E. 288<br />

E. 353<br />

E. 566<br />

E. 644<br />

65


E. 685<br />

E. 688<br />

E. 727<br />

E. 780<br />

E. 781<br />

E. 782<br />

E. 788<br />

E. 865<br />

E. 1015<br />

E. 1098<br />

E. 1319<br />

E. 1607<br />

E. 1643<br />

E. 1846<br />

E. 2325<br />

E. 2326<br />

E. 2465<br />

E. 2511<br />

E. 2702<br />

E. 2747<br />

E. 2840<br />

E. 2901<br />

E. 2927<br />

E. 2999<br />

E. 3035<br />

E. 3311<br />

E. 3523<br />

E. 3841<br />

E. 3953<br />

E. 4176<br />

E. 4245<br />

E. 4381<br />

E. 4587<br />

E. 5005<br />

66


E. 5378<br />

E. 5623<br />

E. 5866<br />

E. 6050<br />

E. 6061<br />

E. 6128<br />

E. 6340<br />

E. 6495<br />

E. 6524<br />

E. 6658<br />

E. 6744<br />

E. 6857<br />

E. 7027<br />

E. 7085<br />

E. 7104<br />

E. 7420<br />

E. 7583<br />

E. 7662<br />

E. 7755<br />

E. 7894<br />

E. 7913<br />

E. 8010<br />

E. 8483<br />

E. 8519<br />

E. 8903<br />

E. 9094<br />

E.10035<br />

Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />

ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik<br />

MfS HA IX/11 FV 87/70 Bd. 1 Teil 1<br />

MfS HA IX/11 AS 53/68 a<br />

MfS HA IX/11 AS 53/68 b<br />

67


5.2 Literatur<br />

BRENNEKE, Adolf 1953: Archivkunde. Ein Beitrag zur Theorie und Geschichte<br />

des europäischen Archivwesens, S.429-433, Leipzig<br />

BUCHWALD, Bruno 1904: Die Technik des Bankbetriebes. Ein Hand- und<br />

Lehrbuch des praktischen Bank- und Börsenwesens, Berlin<br />

-1924: 8.(vollst. umgearb.) Aufl., S.99<br />

DEMETER, Karl 1936: Private Wirtschaftsarchive in Berlin, in: Archivalische<br />

Zeitschrift, 11(1936), 3.F., S.104-112<br />

FRANZ, Eckhart G. 1999: Einführung in die Archivkunde, 5.,aktualisierte Aufl.,<br />

Darmstadt<br />

GABLER 1988: Bank-Lexikon, 10.vollst. überarb. und erw. Aufl., S.242,<br />

Wiesbaden<br />

HERTLEIN, Adolf 1920: Die Statistik im Dienste der Bankorganisation, S.28,<br />

S.86-95, S.110-113, Leipzig<br />

HUNSCHA, Kurt 1936: Die Aufgaben der Volkswirtschaftlichen Abteilung einer<br />

Großbank, in: Zahlungsverkehr und Bankbetrieb, 18(1936), Nr.12, S.257-260<br />

JÜDELL, Felix 1929: Dresdner Bank. Ihre Entwicklung von 1872-1914, S.94,<br />

97, Berlin<br />

KOHLERMANN 1931: Aus den Erfahrungen eines Bankarchivars, in:<br />

Bankwissenschaft, 8(1931/32), H.19, S.645-648<br />

LEITNER, Friedrich 1925: Bankbetrieb und Bankgeschäfte, 7.Aufl., S.132-134,<br />

Frankfurt a.M.<br />

LINHARDT, Hanns 1926: Die Kontrolle im Bankbetrieb, S.26, Stuttgart<br />

MEYEN, Hans G. 1992: 120 Jahre Dresdner Bank. Unternehmens-Chronik<br />

1872-1992, Frankfurt a.M.<br />

NEUSS, Erich 1954: Aktenkunde der Wirtschaft 1. Kapitalistische Wirtschaft,<br />

S.40f., Berlin<br />

OBST, Georg 1910: Bankarchive, in: Zeitschrift für Handelswissenschaft und<br />

Handelspraxis, H.12, S. 411-415, Leipzig<br />

OBST, Georg 1921: Das Bankgeschäft 1. Verkehrstechnik und<br />

Betriebseinrichtungen, 5.Aufl., S.500f., 529ff., Abb.3, Stuttgart<br />

PFENNIG, Konrad 1923: Das Bankarchiv. Ein Beitrag zur Lehre vom<br />

Bankbetrieb und vom wirtschaftlichen Nachrichtenwesen, Berlin<br />

68


POHL, Manfred 1974: Dokumentation in der Bankgeschichte. Kurzfassung<br />

eines Vortrages vor dem Dokumentationsring Frankfurter Banken, in: Archiv<br />

und Wirtschaft, 7(1974), H.4, S.22-24<br />

POHL, Manfred 1974: Dokumentation und Historisches Archiv im Bankwesen.<br />

Möglichkeiten der Zusammenarbeit, in: Bankbetrieb 10(1974), S.402-408<br />

POHL, Manfred 1976: Gedanken zur Entstehung und Bedeutung der großen<br />

Bankarchive. Zwei beispielhafte Beiträge von 1910 und 1929, in:<br />

Bankhistorisches Archiv, 2(1976), H.1, S.46-52<br />

POHL, Manfred 1973: Organisationsschemata im Bankgewerbe vor 1914.<br />

Kurzreferat vor der Fachgruppe 5 des 48.Deutschen Archivtages in<br />

Würzburg, in: Archiv und Wirtschaft, 6(1973), H.4, S.107-112<br />

REUTER, Franz 1937: Schacht, S.23, Stuttgart<br />

SAYLE, Hans 1975: Das Wirtschaftsarchiv der Bayerischen Hypotheken- und<br />

Wechsel-Bank, in: Bankhistorisches Archiv 2(1975), S.53-58<br />

SCHACH, Eugen 1911: Buchhalterische Einrichtungen in einem mittleren<br />

Bankbetriebe, S.239-243, in: Carl Porges/ W. Rehmer/ Eugen Schach:<br />

Bankorganisation, S.185-246, Leipzig<br />

SCHACHT, Hjalmar 1953: 76 Jahre meines Lebens, S.132-136, Bad<br />

Wörishofen<br />

SCHACHT, Hjalmar 1912: Einrichtung, Betrieb und volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung der Großbanken, S.33, Beiträge zur staats- und<br />

rechtswissenschaftlichen Fortbildung H.4, Hannover<br />

STEIN, Hans-Hermann 1976: Dokumentation, Bibliothek und Archive in der<br />

Kreditwirtschaft – Zusammenarbeit und Abgrenzung, in: Bankhistorisches<br />

Archiv 2(1976), S.45-49<br />

5.3 Verwendete Publikationen der Volkswirtschaftlichen Abteilung der<br />

Dresdner Bank<br />

Dresdner Bank (Hrsg.):<br />

- Anlagewerte 1939. Deutsche Renten, Deutsche Brauwirtschaft, Berlin<br />

1939<br />

- Die wirtschaftlichen Kräfte der Welt, Berlin 1927<br />

o 3.Ausg., Berlin 1930<br />

69


- Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands, Berlin 1913<br />

o 2.Ausg., Berlin 1914<br />

o 3.Ausg., Berlin 1917<br />

- Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands im Kriege, Berlin 1916<br />

- Die wirtschaftlichen Kräfte im Wandel der Konjunktur<br />

- Großdeutschland und der südosteuropäische Raum. Eine statistische<br />

Studie, Berlin 1938<br />

- Volk und Wirtschaft im ehemaligen Polen, Berlin 1939<br />

- Volk und Wirtschaft im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren und in der<br />

Slowakei. Eine volkswirtschaftliche Studie, Berlin 1939<br />

- Volk und Wirtschaft im Sudetenland. Eine volkswirtschaftliche Studie,<br />

Berlin 1938<br />

- Zeitgemäße Geldanlagen, Berlin 1933<br />

- Zur Wirtschaftsstruktur Skandinaviens im Lichte der neuen Lage, Berlin<br />

1940<br />

70


Anlage 1<br />

Liste der 1943 von der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank<br />

gelesenen Zeitungen und Zeitschriften<br />

1. Berliner Börsen-Zeitung<br />

2. Berliner Börsen-Berichte<br />

3. Deutsche Allgemeine Zeitung<br />

4. Völkischer Beobachter<br />

5. Der Angriff<br />

6. Berliner Lokal-Anzeiger<br />

7. National-Zeitung, Essen<br />

8. Deutsche Bergwerks-Zeitung<br />

9. Kölnische Zeitung<br />

10. Rheinisch-Westfälische Zeitung<br />

11. Münchner Neueste Nachrichten<br />

12. Neue Leipziger Tageszeitung<br />

13. Hannoverscher Kurier<br />

14. Der Neue Tag, Prag<br />

15. Die Wirtschaft, Prag<br />

16. Das Reich<br />

17. Ostdeutscher Beobachter<br />

18. Das Schwarze Korps<br />

19. Deutscher Handels-Dienst<br />

20. Neuer Wirtschaftsdienst<br />

21. Centralverbands-Rundschreiben<br />

22. Deutsche Sparkassen-Zeitung<br />

23. Die Landware<br />

24. Deutsche Verkehrsnachrichten<br />

25. Hamburger Fremdenblatt<br />

26. Textil-Zeitung<br />

27. Neues Wiener-Tagblatt<br />

28. Der Stürmer<br />

29. Nachrichten für den Außenhandel<br />

30. Brüsseler Zeitung<br />

71


31. Deutsche Ukraine-Zeitung<br />

32. Deutsche Zeitung in Kroatien<br />

33. Deutsche Zeitung in den Niederlanden<br />

34. Deutsche Zeitung in Norwegen<br />

35. Deutsche Zeitung in Griechenland<br />

36. Deutsche Zeitung im Ostland<br />

37. Donau-Zeitung<br />

38. Pester Lloyd<br />

39. Grenzbote<br />

40. Pariser Zeitung<br />

41. Ost-Express<br />

42. Südost-Echo<br />

43. Europa-Kabel<br />

44. Børsen<br />

45. Il Sole<br />

46. Coriere de la Sera<br />

47. Echo de la Bourse<br />

48. Financieel Weekblad<br />

49. Het financieel archief<br />

50. Agence Economique et Financiere<br />

51. Amtlicher Anzeiger für das Generalgouvernement<br />

52. Amtliches Kursblatt<br />

53. Amtsblatt für das Protektorat<br />

54. Guide Pratique<br />

55. Deutscher Reichs-Anzeiger<br />

56. Sammelliste aufgerufener Wertpapiere<br />

Quelle: HA-DrBk 45390-2001.BE Arbeitsplan für das Lektorat von Zeitungen und Zeitschriften für 1943<br />

72


Anlage 2<br />

Bericht über die vom 22.8.45 bis 29.8.45 getätigte Fahrt nach Zühlen i. d. Mark<br />

73


Quelle: HA-DrBk 50996-2001.BE Ehemalige DDR, Ordner 2<br />

74


Anlage 3<br />

Beschreibung des Bestands „80 Ba 1. Dresdner Bank“ vom 24.03.1983<br />

Quelle: HA-DrBk 50996-2001.BE Ehemalige DDR, Ordner 2<br />

75


Anlage 4<br />

Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Dresdner Bank AG<br />

über die Rückgabe des Bestands „80 Ba 1. Dresdner Bank“ vom 2. November<br />

1992<br />

Quelle: HA-DrBk 50996-2001.BE Ehemalige DDR, Ordner 2<br />

76


Anlage 5<br />

Thesaurus des Bestands "65. Volkswirtschaftliche Dokumentation" des<br />

Historischen Archivs der Dresdner Bank AG (Stand: 18.05.2004)<br />

65. Volkswirtschaftliche Dokumentation<br />

65.0. Gliederung der Volkswirtschaftlichen Dokumentation<br />

65.1. Deutschland<br />

65.1.1. Industrie<br />

65.1.1.1. Energieindustrie<br />

65.1.1.2. Bergbau<br />

65.1.1.3. Hüttenwesen, Stahl und Eisenwerke<br />

65.1.1.4. Chemische Industrie<br />

65.1.1.4.1. Erd- und Mineralöle<br />

65.1.1.4.2. Chemiefaser, Gummi, Linoleum<br />

65.1.1.4.3. Pharmazie, Kosmetik, Haushaltschemie<br />

65.1.1.5. Baumaterialienindustrie<br />

65.1.1.6. Maschinenbau<br />

65.1.1.7. Fahrzeug- und Schiffbau<br />

65.1.1.8. Elektrotechnik (Telefon, Telegrafie)<br />

65.1.1.9. Feinmechanik, Apparatebau, Optik<br />

65.1.1.10. Leichtindustrie<br />

65.1.1.10.1. Holz- und Kulturwaren<br />

65.1.1.10.2. Textil- und Bekleidungsindustrie<br />

65.1.1.10.3. Zellstoff, Papier und polygrafische<br />

Gewerbe<br />

65.1.1.10.4. Leder-, Schuh- und Rauchwaren<br />

65.1.1.10.5. Porzellan, Steingut, Glas<br />

65.1.1.11. Lebensmittelindustrie<br />

65.1.1.11.1. Brauerei, Malzfabriken<br />

65.1.1.11.2. Genussmittel<br />

65.1.1.11.3. Mühlen (Getreide- und Ölmühlen)<br />

65.1.1.11.4. Zucker-, Back- und Süßwarenindustrie<br />

65.1.1.11.5. Sonstige Lebensmittelindustrie<br />

65.1.2. Verkehrs- und Transportwesen<br />

65.1.2.1. Allgemeine See- und Binnenschifffahrt,<br />

Luftverkehr, Straßenbahn, Kraftverkehr<br />

65.1.2.2. Eisenbahnen<br />

65.1.2.3. Speditionen, Hafen-, Lagerungsgesellschaften<br />

65.1.3. Handel<br />

65.1.3.1. Allgemeiner Handel, Großhandel und Kaufhäuser<br />

65.1.3.2. Handel- und Gaststättengewerbe<br />

65.1.4. Geld- und Kreditwesen, Vermögens- und<br />

Grundstücksverwertung und -verwaltung, Versicherung<br />

65.1.4.1. Banken, Sparkassen, Kreditinstitute<br />

65.1.4.2. Wohnungsbau, Siedlungsgesellschaften,<br />

Grundstücksverwaltung und -verwertung<br />

65.1.4.3. Revisions- und Treuhandgesellschaften<br />

65.1.4.4. Krankenkassen und Versicherungen<br />

65.1.5. Kunst und Kultur<br />

65.1.6. Verlage und Presse<br />

65.1.7. Kur- und Pflegeeinrichtungen<br />

77


65.1.8. Inland, Verschiedenes<br />

65.2. Ausland<br />

65.2.1. Europa<br />

65.2.1.1. Großbritannien und Irland<br />

65.2.1.1.1. Industrie<br />

65.2.1.1.1.1. Energieindustrie<br />

65.2.1.1.1.2. Montanindustrie<br />

65.2.1.1.1.3. Chemische Industrie<br />

65.2.1.1.1.4. Baumaterialienindustrie<br />

65.2.1.1.1.5. Maschinenbau<br />

65.2.1.1.1.6. Fahrzeug- und Schiffbau<br />

65.2.1.1.1.7. Elektrotechnik<br />

65.2.1.1.1.8. Feinmechanik<br />

65.2.1.1.1.9. Leichtindustrie<br />

65.2.1.1.1.10. Lebens- und Genussmittelindustrie<br />

65.2.1.1.2. Landwirtschaft<br />

65.2.1.1.3. Bauwirtschaft<br />

65.2.1.1.4. Verkehrs- und Transportwesen<br />

65.2.1.1.5. Handel<br />

65.2.1.1.6. Geld- und Kreditwesen, Versicherung,<br />

Grundstücksgesellschaften<br />

65.2.1.1.7. Beteiligungsgesellschaften<br />

65.2.1.1.8. Kunst und Kultur<br />

65.2.1.1.9. Verlage und Presse<br />

65.2.1.1.10. Verschiedenes<br />

65.2.1.2. Frankreich und Monaco<br />

65.2.1.2.1. Industrie<br />

65.2.1.2.1.1. Energieindustrie<br />

65.2.1.2.1.2. Montanindustrie<br />

65.2.1.2.1.3. Chemische Industrie<br />

65.2.1.2.1.4. Baumaterialienindustrie<br />

65.2.1.2.1.5. Maschinenbau<br />

65.2.1.2.1.6. Fahrzeug- und Schiffbau<br />

65.2.1.2.1.7. Elektrotechnik<br />

65.2.1.2.1.8. Feinmechanik<br />

65.2.1.2.1.9. Leichtindustrie<br />

65.2.1.2.1.10. Lebens- und Genussmittelindustrie<br />

65.2.1.2.2. Landwirtschaft<br />

65.2.1.2.3. Bauwirtschaft<br />

65.2.1.2.4. Verkehrs- und Transportwesen<br />

65.2.1.2.5. Handel<br />

65.2.1.2.6. Geld- und Kreditwesen, Versicherung,<br />

Grundstücksgesellschaften<br />

65.2.1.2.7. Beteiligungsgesellschaften<br />

65.2.1.2.8. Kunst und Kultur<br />

65.2.1.2.9. Verlage und Presse<br />

65.2.1.2.10. Verschiedenes<br />

65.2.1.3. Benelux-Länder<br />

65.2.1.3.1. Belgien<br />

65.2.1.3.2. Niederlande<br />

65.2.1.3.3. Luxemburg<br />

78


Quelle: HA-DrBk<br />

65.2.1.4. Skandinavien<br />

65.2.1.4.1. Dänemark<br />

65.2.1.4.2. Norwegen<br />

65.2.1.4.3. Schweden<br />

65.2.1.4.4. Island<br />

65.2.1.4.5. Finnland<br />

65.2.1.5. Baltikum<br />

65.2.1.5.1. Litauen<br />

65.2.1.5.2. Lettland<br />

65.2.1.5.3. Estland<br />

65.2.1.6. UdSSR<br />

65.2.1.7. Polen und Danzig<br />

65.2.1.8. Tschechoslowakei<br />

65.2.1.9. Österreich<br />

65.2.1.10. Ungarn<br />

65.2.1.11. Balkanländer und Griechenland<br />

65.2.1.11.1. Jugoslawien und Albanien<br />

65.2.1.11.2. Rumänien<br />

65.2.1.11.3. Bulgarien<br />

65.2.1.11.4. Griechenland<br />

65.2.1.12. Schweiz und Liechtenstein<br />

65.2.1.13. Spanien und Portugal<br />

65.2.1.14. Italien<br />

65.2.2. Amerika<br />

65.2.2.1. USA<br />

65.2.2.2. Kanada<br />

65.2.2.3. Mittelamerika<br />

65.2.2.3.1. Mexiko<br />

65.2.2.3.2. übriges Mittelamerika<br />

65.2.2.4. Südamerika<br />

65.2.2.4.1. Brasilien<br />

65.2.2.4.2. Argentinien<br />

65.2.2.4.3. Chile<br />

65.2.2.4.4. Venezuela<br />

65.2.2.4.5. Kolumbien<br />

65.2.2.4.6. übriges Südamerika<br />

65.2.3. Afrika<br />

65.2.3.1. Nordafrika<br />

65.2.3.2. West-, Zentral-, Ostafrika<br />

65.2.3.3. Südliches Afrika<br />

65.2.4. Asien<br />

65.2.4.1. Vorderasien<br />

65.2.4.1.1. Türkei<br />

65.2.4.1.2. Palästina<br />

65.2.4.1.3. Libanon<br />

65.2.4.2. Indien und mittlerer Osten<br />

65.2.4.3. Hinterindien, Indochina und malaiische Inselwelt<br />

65.2.4.4. Ostasien<br />

65.2.5. Australien und Ozeanien<br />

65.2.6. Ausland, Verschiedenes<br />

79


Abkürzungsverzeichnis<br />

AG Aktiengesellschaft<br />

BAK Bundesarchiv Koblenz<br />

BStU Bundesbeauftragter für die Unterlagen des<br />

Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR<br />

DDR Deutsche Demokratische Republik<br />

DWI Deutsches Wirtschaftsinstitut<br />

DZA Potsdam Deutsches Zentralarchiv Potsdam<br />

EAD Encoded Archival Description<br />

EDV Elektronische Datenverarbeitung<br />

Danatbank Darmstädter und Nationalbank<br />

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

HA-DrBk Historisches Archiv der Dresdner Bank AG<br />

IuD-Stelle Information- und Dokumentationsstelle<br />

KGaA Kommanditgesellschaft auf Aktien<br />

MfS Ministerium für Staatssicherheit<br />

NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />

PR Public Relation<br />

RStGB Reichsstrafgesetzbuch<br />

Uk-Stellung Unabkömmlichkeits-Stellung<br />

XML Extensible Markup Language<br />

80


Abbildungsverzeichnung<br />

Abb. 1 und 2 Kundenbroschüren der Volkswirtschaftlichen Abteilung 47<br />

Abb. 3 Gesellschaftsakte des Hauptarchivs der Dresdner Bank 50<br />

Abb. 4 Beispiel einer Zeitungsausschnittsseite 52<br />

Abb. 5 Findkarteikarte für den Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“ 58<br />

Abb. 6 „Faust 3.0“-Erfassungsmaske 62<br />

81

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