Diplomarbeit - Fachbereich Informationswissenschaften ...
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Fachhochschule Potsdam<br />
University of Applied Science<br />
<strong>Fachbereich</strong> <strong>Informationswissenschaften</strong><br />
Studiengang Archiv<br />
Die Volkswirtschaftliche Abteilung und das Archiv der Dresdner Bank<br />
1882-1945 und die Geschichte des Archivbestands nach dem Zweiten<br />
Vorgelegt von:<br />
Benjamin Schäf<br />
Matr. Nr. 3932<br />
Weltkrieg<br />
<strong>Diplomarbeit</strong><br />
zur Erlangung des Titels Diplom-Archivar/In (FH)<br />
Gutachter:<br />
1. Prof. Dr. Hartwig Walberg (Professor am FB5)<br />
2. M. A. Michael Jurk (Historisches Archiv der Dresdner Bank AG)<br />
Bearbeitungszeitraum: 01.April 2004 – 14.August 2004
Inhaltverzeichnis<br />
Vorwort 5<br />
1 Ausgangslage 6<br />
1.1 Ziel dieser Arbeit 6<br />
1.2 Literatur und Aktenüberlieferung 8<br />
2 Bankarchive deutscher Großbanken 10<br />
2.1 Definitionsversuche 10<br />
2.2 Geschichtlicher Überblick 11<br />
2.2.1 Entstehung der deutschen Großbanken 11<br />
2.2.2 Entstehung und Entwicklung der Bankarchive bei deutschen<br />
Großbanken 12<br />
2.3 Stellung innerhalb der Bankorganisation 14<br />
2.4 Nutzer 15<br />
2.5 Organisation 16<br />
2.6 Aufgaben und Tätigkeiten 18<br />
2.6.1 Informationsquellen 18<br />
2.6.2 Beschaffung und Auswertung der Quellen 19<br />
2.6.3 Auswertung und Vermittlung der Informationen 20<br />
2.6.4 Ordnung und Aufbewahrung der Informationen 21<br />
2.6.5 Statistik 22<br />
2.6.6 Börseninformation 23<br />
2.7 Basis für die Arbeit der Volkswirtschaftlichen Abteilung 23<br />
3 Die Volkswirtschaftliche Abteilung und das Archiv der<br />
Dresdner Bank 1882-1945 25<br />
3.1 Entstehung und Entwicklung der Volkswirtschaftlichen<br />
Abteilung und des Archivs der Dresdner Bank 1882-1945 25<br />
3.1.1 Entstehung des Archivs der Dresdner Bank (1882-1902) 25<br />
3.1.2 Schaffung einer „Volkswirtschaftsstatistischen Abteilung“<br />
(1903-1916) 27<br />
2
3.1.3 Aufgehen des Archivs in der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
(1917-1935) 31<br />
3.1.4 Umstrukturierung und Neuausrichtung der Volkswirt-<br />
schaftlichen Abteilung (1936-1939) 34<br />
3.1.5 Die Volkswirtschaftliche Abteilung im 2.Weltkrieg<br />
(1939-1943) 37<br />
3.1.6 Kriegsbedingte Auslagerung des Hauptarchivs (1944-1945) 40<br />
3.2 Organisationsstruktur der Volkswirtschaftlichen Abteilung 45<br />
3.2.1 Referate 45<br />
3.2.2 Börseninformationsbüro 47<br />
3.2.3 Archiv 49<br />
4 Die Geschichte des Bestands des ehemaligen Hauptarchivs<br />
der Dresdner Bank nach 1945 54<br />
4.1 Von Zühlen nach Potsdam (1945-1968) 54<br />
4.2 Der Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“ des Deutschen<br />
Zentralarchivs Potsdam (1969-1992) 57<br />
4.3 Der Bestand „65. Volkswirtschaftliche Dokumentation“ des<br />
Historischen Archivs der Dresdner Bank AG (1993-2003) 61<br />
4.4 Ausblick 63<br />
5 Quellen- und Literaturverzeichnis 65<br />
5.1 Ungedruckte Quellen 65<br />
5.2 Literatur 68<br />
5.3 Verwendete Publikationen der Volkswirtschaftlichen<br />
Anlagen<br />
Abteilung der Dresdner Bank 69<br />
Anlage 1 Liste der 1943 von der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
der Dresdner Bank gelesenen Zeitungen und Zeitschriften 71<br />
Anlage 2 Bericht über die vom 22.8.45 bis 29.8.45 getätigte Fahrt<br />
nach Zühlen i. d. Mark 73<br />
3
Anlage 3 Beschreibung des Bestands „80 Ba 1. Dresdner Bank“<br />
vom 24.03.1983 75<br />
Anlage 4 Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und<br />
der Dresdner Bank AG über die Rückgabe des Bestands<br />
„80 Ba 1. Dresdner Bank“ vom 2. November 1992 76<br />
Anlage 5 Thesaurus des Bestands "65. Volkswirtschaftliche<br />
Dokumentation" des Historischen Archivs der Dresdner<br />
Bank AG (Stand: 18.05.2004) 77<br />
Abkürzungsverzeichnis 80<br />
Abbildungsverzeichnis 81<br />
4
Vorwort<br />
Die Idee für die vorliegende <strong>Diplomarbeit</strong> geht auf mein Praxissemester zurück,<br />
welches ich in der Zeit vom 02. September 2002 bis zum 28. Februar 2003 in<br />
der Berliner Außenstelle des Historischen Archivs der Dresdner Bank<br />
absolvierte. Im Rahmen dieses Praktikums beschäftigte ich mich in der<br />
Hauptsache mit dem Bestand „Volkswirtschaftliche Dokumentation“. Dieser<br />
Bestand gilt als der letzte relativ vollständig erhaltene Beleg für die Arbeit der<br />
vor dem Zweiten Weltkrieg bei den deutschen Großbanken bestehenden<br />
zentralen Bankarchiven. Er beinhaltet kompakte Informationen über die<br />
wirtschaftliche Entwicklung einer Vielzahl von in- und ausländischen<br />
Unternehmen aus dem Zeitraum von 1883 bis 1945 und stellt somit einen<br />
reichhaltigen Fundus für die heutige Wirtschaftsgeschichtsforschung dar. Bei<br />
der Verzeichnung des Bestands fragte ich mich v. a., wer diesen gebildet hat<br />
und welchen Zweck er ursprünglich erfüllte. Die Beantwortung dieser Fragen<br />
soll in erster Linie das Ziel dieser Arbeit sein.<br />
Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Hartwig Walberg vom <strong>Fachbereich</strong><br />
<strong>Informationswissenschaften</strong> der Fachhochschule Potsdam und Herrn Wolfgang<br />
Richter vom Historischen Archiv der Dresdner Bank für die Betreuung der<br />
<strong>Diplomarbeit</strong>. Ebenso möchte ich mich bei dem Leiter, Herrn Michael Jurk, und<br />
allen Mitarbeitern dieses Archivs für die umfassende Hilfestellung bei meinen<br />
Recherchen bedanken. Ferner bedanke ich mich bei den Herren Dr. Johannes<br />
Bähr und Dr. Ralf Arens, die mir wichtige Anhaltspunkte für weitergehende<br />
Nachforschungen gaben, und bei Frau Loos vom Archiv der<br />
Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />
ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, welche mir durch die<br />
schnelle Bearbeitung meines Forschungsantrages eine große Hilfe war. Des<br />
Weiteren sei Frau Ulla Kattermann für das Lektorat der Arbeit und Herrn Lars<br />
Hoffmann für die Mithilfe bei der Bearbeitung der Abbildungen gedankt.<br />
Letztlich gilt mein Dank meiner Mutter Elke, deren umfangreiche Unterstützung<br />
in organisatorischer Hinsicht einen nicht unwesentlichen Anteil an der<br />
Fertigstellung dieser Arbeit hatte.<br />
5
1 Ausgangslage<br />
1.1 Ziel dieser Arbeit<br />
„Der Abschluß von Bankgeschäften ist ohne vorherige Information nicht<br />
denkbar. Information bereitzustellen heißt, durch Kommunikation<br />
unzureichendes Wissen einzelner Mitarbeiter in bestimmten Sachbereichen zu<br />
verringern. Damit wird eine wichtige Voraussetzung für eine positive<br />
Geschäftspolitik geschaffen. Informationsvermittlung im Bankbetrieb ist daher<br />
ebenso alt wie das Bankgeschäft selbst.“ 1<br />
Das Bedürfnis nach Informationen war gerade bei den Mitte des 19. Jh.<br />
entstandenen deutschen Großbanken beträchtlich. Deshalb richteten diese<br />
Kreditinstitute schon bald nach ihrer Gründung zentrale Stellen für die<br />
Erfassung von Wirtschaftsinformationen ein. Die Sammlungen dieser als<br />
Bankarchive bezeichneten Einrichtungen wuchsen in den darauffolgenden<br />
Jahrzehnten genauso schnell wie die Geschäftstätigkeit und der<br />
Geschäftsumfang ihrer Banken. Infolge des Zweiten Weltkriegs wurden jedoch<br />
die meisten dieser Bestände zerstört, und die Aktienbanken verzichteten nach<br />
diesem auf den Neuaufbau ihrer Archive.<br />
Eine Ausnahme bildet hierbei der Bestand an Unternehmensakten, der im<br />
ehemaligen Hauptarchiv der Dresdner Bank gebildet wurde. Dieser überstand<br />
als Einziger den Krieg relativ unbeschadet, da er im Sommer 1944 aus der<br />
Berliner Zentrale der Bank an einen weniger von Bombenangriffen bedrohten<br />
Ort ausgelagert wurde. Nach Kriegsende verblieb er auf dem Gebiet der<br />
sowjetischen Besatzungszone und späteren Deutschen Demokratischen<br />
Republik und wurde im Jahre 1970 von den Angestellten des Deutschen<br />
Zentralarchivs Potsdam verzeichnet. Im Jahre 1993 wurde das Aktenmaterial<br />
der Dresdner Bank zurückgegeben. Der Bestand erhielt den Namen<br />
„Volkswirtschaftliche Dokumentation“ und im Frühjahr 2001 wurde mit seiner<br />
erneuten Verzeichnung begonnen. Derzeit lagert er in den Magazinräumen des<br />
Historischen Archivs der Dresdner Bank in Frankfurt am Main.<br />
Der Bestand umfasst schätzungsweise 14.500 Akten über Gesellschaften und<br />
Körperschaften des In- und Auslands. Die Akten enthalten eine umfassende<br />
Sammlung von allen frei zugänglichen Nachrichten über die<br />
1 Stein 1976, S.45<br />
6
Geschäftsentwicklung und die wirtschaftliche Lage der Unternehmen. Diese<br />
Informationen bestehen hauptsächlich aus Ausschnitten aus der in- und<br />
ausländischen Handelspresse, Satzungen, Geschäftsberichten,<br />
Emissionsprospekten u. ä.<br />
Das Ziel dieser Arbeit ist der Versuch, die Geschichte sowohl des Hauptarchivs<br />
als der bestandsbildenden Abteilung als auch die des Bestands nach Ende des<br />
Zweiten Weltkriegs in chronologischer Folge zu beschreiben. Diese Darstellung<br />
soll so umfassend und detailliert wie möglich erfolgen.<br />
Zuvor werden die Bankarchive der deutschen Großbanken im Allgemeinen<br />
Gegenstand einer eingehenden Untersuchung sein. Zunächst muss hierfür<br />
geklärt werden, was genau unter einem Bankarchiv zu verstehen ist. Nach<br />
einem kurzen geschichtlichen Überblick über die Entstehung der Großbanken<br />
und ihrer Archive wird dargestellt, welche Stellung die Bankarchive innerhalb<br />
der Gesamtorganisation der Kreditinstitute einnahmen, wer die wichtigsten<br />
Konsumenten der gesammelten Wirtschaftsinformationen waren, und wie ein<br />
solches Archiv idealtypisch aufgebaut war.<br />
Anschließend wird beschrieben, auf welche Informationsquellen der<br />
Bankarchivar zurückgreifen konnte, wie er den Nachrichtenstoff auswertete und<br />
für seine Endnutzer am zweckdienlichsten aufbereitete, und wie er das Material<br />
nach seiner unmittelbaren Verwendung ordnete und aufbewahrte. Danach<br />
werden mit der Statistik und der Börseninformation noch zwei besondere<br />
bankarchivische Betätigungsfelder vorgestellt. Diesen allgemeinen Teil<br />
abschließend soll noch näher auf die Aufgaben der Volkswirtschaftlichen<br />
Abteilungen eingegangen werden, da diese häufig aus den Bankarchiven<br />
hervorgegangen sind, oder zumindest die wichtigsten Abnehmer der dort<br />
gesammelten Wirtschaftsinformationen waren.<br />
Auch bei der Dresdner Bank entwickelte sich die Volkswirtschaftliche Abteilung<br />
aus ihrem Bankarchiv. Dieses wurde später zum festen und untrennbaren<br />
Bestandteil der Abteilung, weshalb in der nun folgenden Beschreibung der<br />
Geschichte der bestandsbildenden Registratur in erster Linie die Entwicklung<br />
der Volkswirtschaftlichen Abteilung und weniger die des Archivs dokumentiert<br />
werden kann.<br />
Zuerst sollen die genauen Zeitpunkte für die Einrichtung des Bankarchivs und<br />
der Volkswirtschaftlichen Abteilung ermittelt werden. Sodann wird versucht, die<br />
7
wichtigsten Etappen und einschneidende Zäsuren in der Entwicklung der<br />
beiden Bankstellen herauszuarbeiten. Dabei sollen die Schwerpunkte auf<br />
Veränderungen in z. B. der Abteilungsleitung, der Aufgabenstellung, den<br />
Arbeitstechniken, den Nachrichtenquellen, der Informationsbeschaffung und<br />
-verwertung etc. gelegt und deren möglichen Ursachen in gesellschafts- und<br />
bankpolitischen Ereignissen nachgewiesen werden. Ein weiteres Ziel besteht<br />
darin, die Organisationsstruktur der Abteilung zu rekonstruieren.<br />
Anschließend wird auf die Geschichte des Bestands nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg eingegangen. Wie bereits erwähnt, wurde dieser im Jahre 1944 aus<br />
der Berliner Zentrale der Dresdner Bank ausgelagert und 1970 in Potsdam<br />
verzeichnet. Es ist nun zu klären, was mit diesem Aktenmaterial in den<br />
dazwischenliegenden 26 Jahren geschah, d. h., es wird versucht zu ermitteln,<br />
wo es in dieser Zeit untergebracht war, oder von wem es eventuell benutzt<br />
wurde.<br />
Des Weiteren soll dargestellt werden, wie bei der Erschließung des Bestands in<br />
Potsdam vorgegangen wurde, und wie die im Jahre 2001 in Berlin begonnene<br />
erneute Verzeichnung vonstatten ging. Zum Schluss soll noch ein kurzer<br />
Ausblick in die geplante zukünftige Nutzung des Bestands „Volkswirtschaftliche<br />
Dokumentation“ durch das Historische Archiv der Dresdner Bank gegeben<br />
werden.<br />
1.2 Literatur und Aktenüberlieferung<br />
Die Anzahl an Veröffentlichungen, welche die Bankarchive zum Thema haben,<br />
ist äußerst gering und wenig aktuell. Die letzten Arbeiten zu dieser Materie<br />
erschienen in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.<br />
Für diesen Umstand gibt es verschiedene Gründe. Die Archivare behandelten<br />
in ihren Lehrbüchern und sonstigen Publikationen die Bankarchive, wenn<br />
überhaupt, nur am Rande, da es sich aus ihrer Sicht bei diesen Einrichtungen<br />
nicht um Archive im Sinne ihrer Definition handelte.<br />
Aber auch die Veröffentlichungen über die Organisation der Banken aus der<br />
ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts behandelten die bankarchivische Arbeit<br />
nur marginal. So wird diese z. B. in der ersten Ausgabe von Bruno Buchwalds<br />
„Die Technik des Bankbetriebs“ 2 , einem Standardwerk der Bankbetriebslehre in<br />
2 Buchwald 1904<br />
8
der damaligen Zeit, überhaupt nicht erwähnt. Selbst in der 1924 erschienenen<br />
achten Auflage dieses Buches wurden den Bankarchiven nur acht Zeilen<br />
gewidmet 3 .<br />
Ebenfalls schlecht ist es um die Überlieferung an Akten bestellt. Die<br />
Organigramme, Geschäftsverteilungspläne oder Geschäfts- resp.<br />
Tätigkeitsberichte der Abteilung sind nicht mehr vorhanden. Das gleiche gilt für<br />
den Aktenplan und das Aktenverzeichnis des Bestands. Einzig für die Jahre von<br />
1943 bis 1945 ist ein Ordner erhalten geblieben, der die Korrespondenz,<br />
Dienstanweisungen und Aktennotizen des damaligen Bürovorstehers im<br />
Hauptarchiv beinhaltet.<br />
Um die Organisation der Abteilung und die Tätigkeiten seiner Angestellten<br />
dennoch rekonstruieren zu können, mussten die erhalten gebliebenen<br />
Personalakten der ehemaligen Beschäftigten der Volkswirtschaftlichen<br />
Abteilung ausgewertet werden. Anhand der darin enthaltenen Informationen wie<br />
Leistungs- und Tätigkeitsberichte, Personalberichte, Anträge auf<br />
Unabkömmlichkeitsstellung, Abgangszeugnisse, Versetzungsformulare u. ä.,<br />
war es möglich, den Aufbau und die Arbeit des Büros nachzubilden.<br />
Ebenso wurde auf die Akten des Bestands „Volkswirtschaftliche<br />
Dokumentation“ zurückgegriffen. Aus diesen ließen sich Anhaltspunkte in<br />
Bezug auf den Wandel der Arbeitsweise, die Zu- oder Abnahme der<br />
Aktenproduktion und die Art und Anzahl der verwendeten Informationsquellen<br />
ermitteln. Des Weiteren wurden, um Rückschlüsse auf die Wissenschaftlichkeit<br />
der Arbeiten der Abteilung ziehen zu können, deren Sonderpublikationen für die<br />
vorliegende Arbeit herangezogen.<br />
3 Vgl. Ebd. 1924, S.99<br />
9
2 Bankarchive deutscher Großbanken<br />
2.1 Definitionsversuche<br />
Der Begriff Bankarchiv ist ein unzutreffender, da es sich hierbei weder um ein<br />
Betriebsarchiv resp. Wirtschaftsarchiv noch um ein historisches Archiv einer<br />
Bank handelt. Unter einem Archiv wird eine Einrichtung verstanden, die sich mit<br />
der Erfassung, Verwahrung und Erschließung von Archivgut befasst, welches<br />
„als dokumentarischer Niederschlag der Tätigkeit staatlicher und<br />
nichtstaatlicher Dienststellen, aber auch sonstiger Einrichtungen, Verbände,<br />
Betriebe oder Einzelpersonen erwächst, soweit es wegen seines rechtlich-<br />
verwaltungsmäßigen, seines historischen, aber auch seines wissenschaftlich-<br />
technischen oder künstlerischen Quellenwertes als ‚archivwürdig’ zu dauernder<br />
Aufbewahrung bestimmt wird“ 4 .<br />
Ein Bankarchiv hingegen bezeichnet eine Stelle innerhalb der Organisation<br />
einer Bank, deren Hauptaufgabe es ist, aktuelle Wirtschaftsinformationen des<br />
In- und Auslandes aus Sekundärquellen wie Büchern, Zeitungen sowie<br />
Zeitschriften zu sammeln und für eine interne und externe Nutzung<br />
aufzubereiten. Da es sich hierbei eindeutig um dokumentarische Tätigkeiten<br />
handelt, haben sich in heutiger Zeit weitgehend Bezeichnungen wie<br />
„Dokumentation“, „Zentrale Information“ oder „Informations- und<br />
Dokumentationsstelle“ (IuD-Stelle) durchgesetzt, wenn auch noch in den 80er<br />
Jahren des letzten Jahrhunderts „etwa jede dritte bankbetriebliche<br />
Informationsstelle den Namen ‚Archiv’“ 5 führte. Obwohl diese fälschliche<br />
Begriffswahl auch in jüngster Zeit noch als von „im Grunde sekundärer<br />
Bedeutung“ 6 beschrieben wurde, gab es doch immer auch, v. a. von Seiten der<br />
Archivare, Kritik daran, dass diesen Stellen innerhalb der Banken der Name<br />
„Archiv“ gegeben wurde. So bezeichnete Karl Demeter 1936 dies als „allgemein<br />
weitverbreiteten Sprachunfug“ und „Begriffsverwirrung“ 7 . Meisner<br />
charakterisierte diese Archive als „Pseudoarchive“ 8 und Adolf Brenneke<br />
4 E. Franz 1999, S.2<br />
5 Gabler 1988, S.242<br />
6 H. Stein 1976, S.46<br />
7 K. Demeter 1936, S.104<br />
8 nach: E. Neuss 1954, S.41<br />
10
kritisierte in seiner „Archivkunde“ von 1953, dass diese Art von Einrichtungen<br />
„den Namen ‚Archiv’ zu Unrecht tragen“ 9 .<br />
Ein weiteres Definitionsproblem ergibt sich aus der Unterscheidung zwischen<br />
Bankarchiv und Volkswirtschaftlicher Abteilung. Beide Begriffe werden in der<br />
ausgewerteten Literatur und in den benutzten Quellen häufig synonym<br />
verwendet oder zumindest kaum differenziert. Die Volkswirtschaftlichen<br />
Abteilungen der Banken haben zum großen Teil ihren Ursprung in den<br />
Bankarchiven. Im Gegensatz zu diesen gehen deren Tätigkeiten jedoch über<br />
eine bloße Sammlung von Wirtschaftsinformationen und einen laufenden<br />
Auskunftsdienst hinaus. Das Hauptbetätigungsfeld der Volkswirtschaftlichen<br />
Abteilungen liegt vielmehr in der systematischen Beobachtung und Erforschung<br />
der Wirtschaft unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten auf der Basis dieser<br />
Materialsammlung. 10<br />
Vielfach sind die Bankarchive in den Volkswirtschaftlichen Abteilungen<br />
aufgegangen, d. h., sie sind zu einem zentralen Bestandteil dieser geworden.<br />
Zumindest aber stehen sie in einem engen Verhältnis zueinander, da sich die<br />
volkswirtschaftlichen Arbeiten nur auf Grundlage der durch die Bankarchive<br />
gesammelten und dokumentierten Informationen erstellen lassen.<br />
2.2 Geschichtlicher Überblick<br />
2.2.1 Entstehung der deutschen Großbanken<br />
Bis in die Mitte des 19. Jh. wurden die Unternehmungen von Industrie, Handel<br />
und Handwerk in Deutschland in der Hauptsache von über 1.200 Privatbankiers<br />
wie Rothschild in Frankfurt, Bleichröder in Berlin oder Oppenheim in Köln<br />
finanziert. Diese Privatbankiers verfügten zwar meist über große<br />
Eigenkapitalien, waren aber nur lokal oder regional tätig. Überregionale<br />
Geschäfte mussten so über befreundete Bankhäuser abgewickelt werden.<br />
Die in dieser Zeit einsetzende Industrialisierung Deutschlands führte zu einer<br />
Prosperität seiner Wirtschaft. Je stärker die Unternehmen wuchsen, um so<br />
größer wurde auch ihr Kapitalbedarf. Für eine weitere Expansion reichte ihr<br />
Eigenkapital nicht aus. Sie benötigten Fremdkapital in beträchtlichem Umfang.<br />
9 A. Brenneke 1953, S.431<br />
10 Vgl. K. Hunscha 1936, S.258<br />
11
Deren Beschaffung überstieg die Möglichkeiten der Privatbankiers, was zur<br />
Gründung von großen Aktienbanken führte. Eine der ersten war im Jahre 1835<br />
die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank. In den folgenden Jahren<br />
entstanden zahlreiche weitere, von denen aber nur wenige den Wiener<br />
Börsenkrach vom Mai 1873 überdauerten. Zu den größten und wichtigsten<br />
Banken, die diesen überstanden und das Bild der deutschen Bankwelt auch in<br />
den folgenden Jahren prägten, gehörten der A. Schaaffhausen’sche<br />
Bankverein, Köln (1848), die Disconto-Gesellschaft, Berlin (1851), Bank für<br />
Handel und Industrie, Darmstadt (1853), die Berliner Handelsgesellschaft,<br />
Berlin (1856), die Bayerische Vereinsbank, München (1869), Deutsche Bank,<br />
Berlin (1870), die Commerz- und Disconto- Bank, Hamburg (1870) und die<br />
Dresdner Bank, Dresden (1872). Die wichtigsten Vorteile der Aktienbanken<br />
gegenüber den Privatbankhäusern lagen in ihrem hohen Stammkapital und<br />
ihrer Überregionalität.<br />
Neben der Industrialisierung begünstigten in Deutschland v. a. der aufblühende<br />
Außenhandel und Kapitalexport, die Reichseinigung von 1871 und der Fortfall<br />
des Konzessionsverbots für Aktiengesellschaften das Entstehen und rasche<br />
Wachsen dieser sogenannten Universalbanken. 11<br />
2.2.2 Entstehung und Entwicklung der Bankarchive bei deutschen<br />
Großbanken<br />
Der stetig steigende Geschäftsumfang und die Vergrößerung der Höhe der<br />
Kredite und Risiken machten bald die Schaffung einer Stelle innerhalb der<br />
Banken erforderlich, welche dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und den einzelnen<br />
Abteilungen Auskunft über die Unternehmen geben konnte, die z. B. um Kredite<br />
nachsuchten, mit denen die Bank geschäftliche Beziehungen pflegte oder an<br />
welchen sie sich beteiligen wollte.<br />
Als Vorlage für den Aufbau einer solchen Stelle wurden die bei vielen<br />
französischen Großbanken schon geraume Zeit bestehenden Bankarchive<br />
genommen. Hier waren v. a. der Service des études financieres der Credit<br />
Lyonnais und die Finanzstudienbüros der Banque de Paris et des Pays-Bas<br />
und des Comptoir National mustergültig.<br />
11 Vgl. H. Meyen 1992, passim<br />
12
Die ersten deutschen Aktienbanken, die diesem Bespiel folgten, waren die<br />
Diskont-Gesellschaft und die Deutsche Bank 12 , auch wenn sich, wie bei der<br />
letztgenannten, diese Anfänge einer zentralen Informationssammlung,<br />
-verwertung und -vermittlung recht bescheiden ausnahmen. Georg von<br />
Siemens, unter dessen maßgeblicher Beteiligung die Deutsche Bank am<br />
9. April 1870 gegründet wurde, wünschte sich im Jahre 1873 die Schaffung<br />
eines Auskunftsbüros und beauftragte seine Frau Elise mit der Sammlung und<br />
Ordnung von Bilanzen und der Anlage von Akten. Im März 1873 schrieb sie<br />
hierzu: „Da wir aber nicht mehr als eine Zeitung halten wollen, habe ich bei<br />
unseren Bekannten ausgekundschaftet, was für Zeitungen sie halten und mir<br />
ausgebeten, von Zeit zu Zeit kommen zu dürfen, um mir aus den alten Blättern<br />
Bilanzen auszuschneiden.“ 13 Doch schon nach den ersten größeren Fusionen<br />
mit anderen Banken in den Jahren 1875/76 wurde für diese Arbeit ein<br />
Chefarchivar eingestellt.<br />
Im Laufe der folgenden Jahre richteten sich auch die anderen Banken, wie die<br />
Dresdner Bank, die Bank für Handel und Industrie, die Commerz- und<br />
Diskontobank, die Nationalbank für Deutschland etc., aber auch Privatbankiers<br />
ähnliche Archive ein.<br />
Alle diese Bankarchive beschränkten sich zunächst auf die Sammlung von<br />
Geschäftsberichten, Bilanzübersichten, Zeitungsausschnitten u. ä. Je stärker<br />
jedoch die Banken wuchsen, um so mehr wurde auch der Ausbau ihrer<br />
Dokumentationsstellen vorangetrieben. Die Organisation der Bankarchive<br />
wurde immer differenzierter, und der Schwerpunkt ihrer Aufgaben lag mehr und<br />
mehr in der Beantwortung volkswirtschaftlicher Fragestellungen, wozu auch<br />
entsprechend geschultes Personal angestellt wurde.<br />
Den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen überstanden nur die wenigsten dieser<br />
Sammlungen. Die meisten wurden zerstört oder gingen, wenn sie in weniger<br />
von Bombenangriffen bedrohte Orte ausgelagert wurden, in den<br />
Nachkriegswirren verloren. Nach dem Krieg „errichtete keine der Banken [...]<br />
wieder ein Zentralarchiv mit den ursprünglichen Funktionen.“ 14 Der Bestand<br />
„Volkswirtschaftliche Dokumentation“ des Historischen Archivs der Dresdner<br />
12 Vgl. G. Obst 1910, S.411f.<br />
13 K. Helfferich, nach : M. Pohl 1976, S.46<br />
14 Vgl. M. Pohl 1974, S.404<br />
13
Bank kann heute als die wohl besterhaltenste und vollständigste Überlieferung<br />
der Arbeit eines deutschen Bankarchivs angesehen werden. 15<br />
2.3 Stellung innerhalb der Bankorganisation<br />
Auf Grund der Vielzahl und Verschiedenartigkeit ihrer Geschäfte entstanden bei<br />
den Großbanken einzelne Abteilungen. Diese können in Leistungsabteilungen,<br />
in Hilfsabteilungen und in Abteilungen, die beides sind, unterschieden werden.<br />
Das Archiv war eine reine Hilfsabteilung, da es in erster Linie für die Information<br />
der Leistungsabteilungen zur Verfügung stand und keinen Gewinn erbrachte. 16<br />
Die Stellung, die das Bankarchiv innerhalb der Gesamtorganisation einer Bank<br />
einnahm, war je nach Typ des Instituts, also den Betätigungsfeldern, denen<br />
dieses in der Hauptsache nachging, verschieden. So ist z. B. eine Bank, deren<br />
Geschäftstätigkeit sich nur auf das Inland beschränkt anders aufgebaut als eine<br />
Bank, die auch im Ausland tätig ist. Beide haben sie unterschiedliche<br />
Bedürfnisse in Bezug auf Art, Quantität und Qualität der Informationen, wodurch<br />
sich eine jeweils andere Gewichtung für den Wert des Nachrichtenvermittlers,<br />
also des Bankarchivars, ergibt und somit auch für dessen Stellung gegenüber<br />
den anderen Abteilungen.<br />
Bei den deutschen Großbanken, die Bankgeschäfte aller Art betrieben, waren<br />
die Bankarchive in der Regel zentral dem Direktorium unterstellt. Dabei können<br />
drei Varianten unterschieden werden. Zum einen konnte das Archiv ein Teil der<br />
Sekretariatsabteilung sein. Diese bearbeitete die nicht öffentlichen Geschäfte<br />
der Direktion und solche, die deren Verfügung bedurften. Sie war „vermittelnde<br />
Person zwischen der Leitung der Bank und den einzelnen Abteilungen.“ 17 Zum<br />
anderen bildete es eine eigene Abteilung des Direktionsbüros und war den<br />
anderen Abteilungen wie z. B. dem Personalbüro, dem Sekretariat, dem<br />
Juristischen Büro etc. gleichgestellt. 18 Die dritte Möglichkeit bestand darin, dass<br />
das Archiv ein Bestandteil der Volkswirtschaftlichen Abteilung war 19 , welche im<br />
Normalfall ebenfalls unmittelbar der Direktion unterstand.<br />
Einige Großbanken unterhielten außerdem Bankarchive bei ihren Filialen. Im<br />
Gegensatz zu dem Archiv der Zentrale, das eine größtmögliche<br />
15 Vgl. hier 4<br />
16 Vgl. H. Linhardt 1926, S.26f.<br />
17 Vgl. E. Schach 1911, S.239<br />
18 Vgl. F. Leitner 1925, S.134. Vgl. auch G. Obst 1921, Abb.1<br />
19 Vgl. 2.7<br />
14
Selbstständigkeit haben sollte, waren die Filialarchive aus Kostengründen dazu<br />
angehalten, eine möglichst enge Verbindung mit den anderen Abteilungen zu<br />
haben. Allgemein wurde deren Existenz in Frage gestellt, da eine Arbeitsteilung<br />
zwischen den einzelnen Archiven kaum möglich war. Ein Filialarchiv hatte<br />
quantitativ etwa genau so viele Informationen zu verarbeiten wie sein<br />
Zentralarchiv. 20<br />
2.4 Nutzer<br />
Die Nutzer eines Bankarchivs lassen sich in bankinterne und bankexterne<br />
unterscheiden. Zu den internen Konsumenten gehörten alle Stellen der Bank,<br />
die ein erhöhtes Interesse an detaillierten Informationen zur wirtschaftlichen<br />
Lage einzelner Unternehmen und Branchen oder zur Volkswirtschaft im<br />
Allgemeinen hatten, während unter den externen Benutzern in der Hauptsache<br />
die tatsächlichen und potentiellen Kunden des Instituts, aber auch die mit der<br />
wissenschaftlichen Erforschung und Analyse volkswirtschaftlicher<br />
Zusammenhänge Beschäftigten zu verstehen waren.<br />
Der wichtigste Abnehmer von Wirtschaftsinformationen innerhalb des<br />
Bankbetriebs war die Direktion. Meist war die nach dem Kollegialprinzip<br />
aufgebaut, d. h., jedem Direktor war ein bestimmter Aufgabenbereich<br />
zugeordnet, für den er spezielle Informationen benötigte, aber besonders<br />
wichtige Geschäftsentscheidungen mussten von der gesamten Direktion<br />
beschlossen werden. Deshalb war es auch erforderlich, dass alle Direktoren<br />
täglich einen Überblick über die gesamtwirtschaftliche Situation erhielten. Vor<br />
allem interessierten sie hierbei konjunkturelle Daten wie<br />
Warenpreisentwicklung, Devisen- und Effektenkurse etc.<br />
Die Art und Intensität der Nutzung des Bankarchivs durch die verschiedenen<br />
Abteilungen war unterschiedlich, d. h., jede Abteilung bedurfte in erster Linie<br />
solcher Informationen, die zur Erfüllung ihrer Aufgaben wesentlich waren. So<br />
interessierte z. B. die Konsortialabteilung andere Nachrichten als die<br />
Kreditabteilung und diese wieder andere als die Rechtsabteilung. Es würde im<br />
Rahmen dieser Arbeit zu weit führen, den Informationsbedarf einer jeder dieser<br />
Abteilungen einzeln darzustellen. Als besonders starke Nutzer sollen hier nur<br />
das Börsenbüro, welches meist mit dem Börseninformationsbüro des<br />
20 Vgl. Kohlermann 1931, S.645. Vgl. auch Pfennig 1923, S.11<br />
15
Bankarchivs 21 in enger Verbindung stand, und die Volkswirtschaftliche<br />
Abteilung 22 genannt werden.<br />
2.5 Organisation<br />
Wie die Stellung des Bankarchivs innerhalb der Organisation war auch deren<br />
Aufbau von Bank zu Bank unterschiedlich. Im Allgemeinen kann aber die im<br />
folgenden beschriebene Gliederung des Archivs bei der einstigen Bayerischen<br />
Hypotheken- und Wechsel-Bank 23 , mit Ausnahme der Angliederung des<br />
Historischen Archivs, als musterhaft angesehen werden.<br />
Das Bankarchiv bestand dort aus dem Firmenarchiv, dem Sacharchiv, dem<br />
Zeitschriftenarchiv, der Fachbibliothek und dem Historischen Archiv.<br />
Im Firmenarchiv wurden zu verschiedenen Unternehmen eine oder mehrere<br />
Akten angelegt, welche Meldungen diverser Tages- und Wirtschaftszeitungen,<br />
deren Geschäftsberichten, Satzungen, Prospekten etc. bestanden, die diese<br />
Firmen betrafen. Diese Akten befassten sich in der Hauptsache mit<br />
Aktiengesellschaften (AG) und Aktienkommanditgesellschaften (KGaA). Firmen<br />
mit anderer handelsrechtlicher Gesellschaftsform, z. B. Gesellschaften mit<br />
beschränkter Haftung (GmbH) oder Genossenschaften, also solche, die keinen<br />
Zwang zur öffentlichen Rechnungslegung haben, können natürlich auch vom<br />
Firmenarchiv bearbeitet werden. Bei einigen Banken gibt es aber mit der<br />
sogenannten „Auskunftei“ eine eigene Stelle, die sich mit solchen Unternehmen<br />
befasst.<br />
Die Firmenakte sollte, so sie eine AG oder KGaA behandelt, vertrauliche<br />
Auskünfte, Bilanzen, General- resp. Hauptversammlungsberichte, Veränderung<br />
des Aktienkapitals, Firmenpersonalien, Prospekte von Wertpapieremissionen<br />
und allgemeine Informationen über die Firma enthalten.<br />
Diese Akten anzulegen und immer auf den neuesten Stand zu bringen waren<br />
aber nicht die einzigen Anforderungen an das Firmenarchiv. Daneben fiel ihm<br />
die wichtige Aufgabe zu, auf Anfrage von anderen Abteilungen der Bank oder<br />
von Kunden Auskunft über die Unternehmen zu geben, d. h., es war „mit der<br />
21 Vgl. 2.6.6<br />
22 Vgl. 2.7<br />
23 01.09.1998 Fusion der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank (1835) mit der Bayerischen<br />
Vereinsbank (1869) zur HypoVereinsbank<br />
16
zentralen Nachrichtenübermittlung für alle(n) wissenswerten Tagesvorgänge“ 24<br />
beauftragt.<br />
Auch im Sacharchiv wurden Tages- und Wirtschaftszeitungen gelesen,<br />
ausgewertet und relevante Meldungen und Aufsätze ausgeschnitten. Hierbei<br />
lag das Augenmerk der Bearbeiter jedoch nicht auf Unternehmensneuigkeiten,<br />
sondern auf Artikel zu betriebs- und volkswirtschaftlichen Fragen des In- und<br />
Auslands. Dieses Material wurde in Sachgruppen, wie z. B. Länderberichte,<br />
Politik und Geschichte, statistische Veröffentlichungen, Volkswirtschaft, Geld-,<br />
Bank- und Börsenwesen, Betriebswirtschaft, Bevölkerungs-, Arbeitsmarkt-,<br />
Lohn- und Preisfragen, Rechts- und Steuerfragen etc., unterteilt. Die<br />
systematische Gliederung der Materialien erfolgte nach dem Alphabet und<br />
weiter nach dem Dezimalsystem. Die enorme Menge an Nachrichtenstoff<br />
machte eine dauernde Kassation von Informationen mit nur tagesaktuellem<br />
Wert erforderlich. Zu den weiteren Aufgaben gehörte auch hier die<br />
Auskunftserteilung sowie die Materialzusammenstellung nach den Bedürfnissen<br />
der Nutzer.<br />
Das Zeitschriftenarchiv sammelte periodisch erscheinende Publikationen, wie<br />
z. B. Veröffentlichungen anderer Banken, Fachzeitschriften, Wirtschaftsjournale<br />
u. ä., und wertete deren Inhalt nach formalen und sachlichen Kriterien aus. Der<br />
Bestand der Fachbibliothek umfasste Bücher zu allen für die Beantwortung von<br />
betriebs- und volkswirtschaftlichen Fragestellungen bedeutsamen<br />
Wissensgebieten. 25 Da sowohl das Zeitungsarchiv als auch die Fachbibliothek<br />
ein bibliothekarisches Tätigkeitsprofil aufweisen, können sie auch zu einer<br />
Stelle zusammengefasst sein.<br />
Des Weiteren war dem Bankarchiv dieses Institutes auch sein Historisches<br />
Archiv angegliedert. Eine solche Unterstellung ist aber als wenig sinnvoll<br />
anzusehen, da die Funktion einer solchen Einrichtung in der Erfassung,<br />
Verwahrung und Erschließung von Dokumenten liegt, welche die Geschichte<br />
der Bank betreffen. Das sind aber Aufgaben, die per Definition ein echtes<br />
Archiv wahrzunehmen hat und die sich zu den sonstigen Tätigkeitsfeldern der<br />
Abteilung konträr verhalten. 26<br />
24 K. Hunscha 1936, S.258<br />
25 Vgl. H. Sayle 1975, S.54f.<br />
26 Vgl. zur Organisation eines Bankarchivs auch Gabler 1988, S.242<br />
17
Abweichend von dem dargestellten Organisationsschema hatten viele<br />
Großbankarchive außerdem noch Büros für statistische Arbeiten und für die<br />
Börseninformation.<br />
2.6 Aufgaben und Tätigkeiten<br />
In diesem Abschnitt werden, nach einem kurzen Überblick über die damalige<br />
Quellenlage für Wirtschaftsinformationen, die verschiedenen Aufgabenfelder<br />
und Tätigkeiten skizziert, welche die Angestellten eines Bankarchivs in der<br />
ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts erfüllen mussten. Es ist davon<br />
auszugehen, dass vieles davon, wie etwa die Informationsbeschaffung, in den<br />
heutigen IuD-Stellen der Banken noch ähnlich ist.<br />
2.6.1 Informationsquellen<br />
Zuerst stand das Bankarchiv vor der Aufgabe der Beschaffung von möglichst<br />
objektiven und aktuellen Informationen. Diese bezog es vorwiegend aus<br />
Veröffentlichungen der Unternehmen, die teils freiwillig, teils durch die vom<br />
Gesetzgeber erwirkte Publizitätspflicht erfolgten. Durch die Publizität, d. h. die<br />
„öffentliche Berichterstattung einschließlich der Rechnungslegung von<br />
Unternehmungen und wirtschaftlicher Organisationen über ihre wirtschaftliche<br />
und finanzielle Lage“ 27 , sollte eine möglichst große Transparenz über diese in<br />
der breiten Öffentlichkeit erreicht werden.<br />
Wichtige Organe für die Bekanntmachungen der Unternehmen waren Inserate<br />
in der Finanzpresse, die hauptsächlich Bank- und Börsenfragen behandelte, in<br />
der Handelspresse, welche sich mit Wirtschaftsfragen aller Art befasste, in den<br />
Fachorganen für die einzelnen Branchen sowie in der Tagespresse, so diese<br />
einen Handelsteil besaß. Aber auch der allgemeine Teil der Tagespresse<br />
konnte für den Bankarchivar wichtige Meldungen enthalten.<br />
Weitere Möglichkeiten zur Erfüllung der Publizitätspflicht waren die Herausgabe<br />
von Geschäftsberichten und Statuten. In den Geschäftsberichten der AGs<br />
wurden die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung für das vergangene<br />
Geschäftsjahr offengelegt und mehr oder minder ausführlich erläutert.<br />
Des Weiteren gab es die Prospekte, die bei der Börsenzulassung der Effekten<br />
herausgegeben und vom Börsenvorstand überprüft wurden; die amtlichen<br />
27 K. Pfennig 1923, S.19<br />
18
Kurszettel; die behördlichen Register und Listen, z. B. das Handels-,<br />
Genossenschafts- und Güterrechtsregister, dessen Eintragungen im<br />
Reichsanzeiger und in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht wurden; die<br />
Handbücher des Bank-, Börsen- und Aktienwesens sowie Berichte von<br />
Geschäftsfreunden und Zweigstellen.<br />
Aus dem eigenen Institut erhielt das Bankarchiv zusätzliche Informationen über<br />
Gesellschaften, für welche die Bank Zahlstelle oder in deren<br />
Emissionskonsortium sie vertreten war, sowie durch Kreditakten und<br />
Börsenvertreter. 28<br />
2.6.2 Beschaffung und Auswertung der Quellen<br />
Das Bankarchiv war nun gehalten, sich diese Quellen zu beschaffen. So<br />
abonnierte es die für seine Zwecke in Betracht kommenden diversen Zeitungen<br />
und Zeitschriften. Ein Archiv musste an Zeitungen zumindest den<br />
Reichsanzeiger und eine weitere Zeitung halten, die den örtlichen Bedürfnissen<br />
entsprach und mit einem guten Handelsteil ausgestattet war. Die beiden<br />
Journale waren in bis zu drei Exemplaren zu beziehen. Von diesen wurden<br />
dann zwei geschnitten und eines unzerschnitten aufbewahrt. Weitere wichtige<br />
Blätter waren die führenden Berliner Zeitungen, die Deutsche Bergwerks-<br />
Zeitung sowie die größten ausländischen Handelszeitungen.<br />
Die Geschäftsberichte der Unternehmen wurden nach der Veröffentlichung der<br />
Einladung zur Generalversammlung formularmäßig angefordert und deren<br />
Eingang überwacht und vermerkt. 29 Die Prospekte bezog das Bankarchiv aus<br />
den Zeitungen, die von den Börsenvorständen zu deren Bekanntmachung<br />
bestimmt wurden, oder von der Bank, welche die Börseneinführung besorgte.<br />
Die Veröffentlichungen der öffentlichen Register entnahm es ebenfalls aus der<br />
Presse.<br />
Über die Gründung eines Unternehmens erfuhr das Bankarchiv durch deren<br />
Handelsregistereintragung. Dem Handelsregisterauszug entnahm es die<br />
einzutragenden und zu veröffentlichenden Angaben und forderte daraufhin die<br />
Statuten der Gesellschaft an. Änderungen der Statuten sowie Liquidation und<br />
Konkurs der Firma wurden ebenfalls im Handelsregister verlautbart. Wenn es<br />
28 Vgl. Ebd., S.22ff.<br />
29 Vgl. Kohlermann 1931, S.647<br />
19
sich um größere Statutenänderungen handelte, wurden diese meist neu<br />
gedruckt.<br />
Aus der Handelspresse bezog es in Form von Dividendeneinschätzungen, die<br />
auf der Bilanzsitzung des Aufsichtsrates bekannt gegeben wurden, der<br />
wichtigsten Abschlussziffern, die dem der Generalversammlung vorgelegten<br />
Abschluss entstammten, und den Auszügen aus den Geschäftsberichten die<br />
Informationen über den Jahresabschluss. Zu einer genaueren Beurteilung<br />
dieser Bilanzen musste sich das Bankarchiv den Geschäftsbericht, so er in<br />
gedruckter Form vorlag, beschaffen. Ferner wurde es aus der Presse über den<br />
Verlauf von Generalversammlungen, Bezugsanforderungen an die Aktionäre,<br />
Aktienumtausche bei Fusionen und Bildung von Interessengemeinschaften<br />
informiert.<br />
Über die Kursentwicklungen von Obligationen gaben ihm die amtlichen<br />
Kurszettel Auskunft, welche auszugsweise auch in der Handelspresse<br />
abgedruckt wurden. Schließlich erfuhr es aus den bei der Börseneinführung von<br />
Effekten veröffentlichten Prospekten etwas über die wirtschaftliche Situation<br />
des Unternehmens.<br />
Aus dem Stand der Kurse für Anleihen von Kooperationen des öffentlichen<br />
Rechts, Kommunen, Kommunalverbänden und Staaten konnte es<br />
Rückschlüsse auf deren Zustand ziehen. 30<br />
2.6.3 Auswertung und Vermittlung der Informationen<br />
Im nächsten Schritt setzte die Auswertung des gesammelten Nachrichtenstoffs<br />
ein. Zunächst wurde dieser zusammengefasst und einer genauen Kontrolle<br />
unterzogen, d. h., die verschiedenen Informationsquellen wurden auf ihre<br />
Zuverlässigkeit hin überprüft. Gleichzeitig wurde das Material, mit seiner<br />
Unterscheidung nach unmittelbar und gelegentlich zu verwendenden<br />
Informationen, erstmalig geordnet.<br />
Der sofort zu verwertende Stoff wurde dann in der Weise aufbereitet, wie es für<br />
die Endnutzer am zweckdienlichsten war. Für die Direktion wurde ein<br />
Direktionsbericht und ein Nachrichtenblatt erstellt. Der Direktionsbericht<br />
umfasste die wichtigsten Originalausschnitte, Geschäftsberichte, Prospekte,<br />
Tabellen etc. Das Nachrichtenblatt, welches auch die Leiter der Abteilungen<br />
30 Vgl. K. Pfennig 1923, S.27ff.<br />
20
und Depositenkassen bekamen, bestand aus einem kurzen Auszug der<br />
Tagespresse und konnte nach banktechnischen, aber auch nach<br />
volkswirtschaftlichen Aspekten gegliedert sein. Für einzelne Abteilungen<br />
besonders wichtige Nachrichten erhielten diese direkt.<br />
Nebenbei wurde aus rein banktechnischer Sichtweise eine Betriebszeitung<br />
angefertigt, bei deren Ausarbeitung es mehr auf Sorgfalt als auf Schnelligkeit<br />
ankam. Ferner konnten Sammelmappen mit Ausschnitten über allgemeinere<br />
Wirtschaftsfragen zur Aus- und Weiterbildung der Bankangestellten und das<br />
Material für die allgemeinen Ausführungen im Geschäftsbericht der Bank<br />
zusammengestellt oder Publikationen für externe Nutzer realisiert werden. 31<br />
2.6.4 Ordnung und Aufbewahrung der Informationen<br />
Nach der unmittelbaren Verwendung kam das Material, so es das überhaupt im<br />
Original verließ, ins Archiv zurück und wurde dort, nebst dem zum<br />
gelegentlichen Gebrauch bestimmten, geordnet.<br />
Im Normalfall wurde für jedes Unternehmen eine eigene Akte angelegt, welche<br />
den gesamten gesammelten Stoff über die Gesellschaft in chronologischer<br />
Folge und unabhängig von seiner Beschaffenheit beinhaltete, d. h., es sollte<br />
möglichst nicht nach den unterschiedlichen Materialarten unterteilt werden, da<br />
dies die spätere Benutzung der Akten erschwert hätte. Zu der jeweiligen Akte<br />
konnte zudem ein Übersichtsformular, das die wichtigsten wirtschaftlichen<br />
Daten des Unternehmens enthielt, und eine Kartothekkarte, die über deren<br />
Inhalt Auskunft gab, angelegt werden. Danach wurden die Akten nach der im<br />
jeweiligen Bankarchiv gebräuchlichen Systematik geordnet und abgelegt.<br />
Die Doppelstücke von Geschäftsberichten u. ä., die zur Einzelausleihe<br />
bestimmt waren, wurden gesondert untergebracht, wobei ihre Katalogisierung<br />
mit der der zugehörigen Akten identisch war. Ferner wurden die<br />
ungeschnittenen Zeitungen und Zeitschriften, deren Eingänge durch eine<br />
Materialkartei kontrolliert werden konnte, gebunden und aufbewahrt. 32<br />
31 Vgl. Ebd., S.31ff.<br />
32 Vgl. Ebd., S.15f.<br />
21
2.6.5 Statistik<br />
Neben den zuvor beschriebenen Vorgängen war der Bankarchivar auch mit der<br />
Anfertigung von verschiedenartigen Statistiken beschäftigt. In erster Linie<br />
wurden solche zahlenmäßigen Übersichten erarbeitet, die sich mit dem<br />
Bankwesen befassten und solche, die zur Beantwortung von allgemeinen<br />
volkswirtschaftlichen Fragestellungen beitragen sollten.<br />
Ziel der Bankstatistik war es, das eigene Institut in Bezug auf seine<br />
Wirtschaftlichkeit mit der Konkurrenz zu vergleichen und seinen Anteil an der<br />
Entwicklung des gesamten Bankwesens festzustellen. Dafür wurden die<br />
Umsatzziffern der eigenen Bank denen der anderen gegenübergestellt.<br />
Die Volkswirtschaftsstatistik setzte sich vorwiegend mit den Bilanzen der<br />
Gesellschaften anderer Branchen auseinander, v. a. mit denen, die durch die<br />
Bank gegründet oder mitbegründet worden waren. Dafür wurde eine<br />
Rentabilitätsstatistik angefertigt, welche die Geschäftsleitung über die<br />
wirtschaftliche Lage und Entwicklung eines Unternehmens unterrichten und die<br />
Entscheidung über eine Kreditvergabe sowie zur „finanziellen Beratung der<br />
Kundschaft dienen“ sollte.<br />
Weitere ziffernmäßige Vergleiche wurden u. a. über die Preise der wichtigsten<br />
Welthandelsartikel, Geld- und Kapitalbewegungen ins Ausland, Devisenkurse,<br />
Diskontsätze, Effektenkurse und -emissionen, aber auch zu allgemeineren<br />
volkswirtschaftlichen Daten erstellt. 33<br />
Neben den Statistiken zum Bankwesen und zur Volkswirtschaft, die auch als<br />
externe Statistiken bezeichnet wurden, gab es noch eine interne, die<br />
sogenannte Bankbetriebsstatistik. In dieser wurden die in der Buchhaltung des<br />
eigenen Hauses erstellten Zahlen weiterverarbeitet. Es handelt sich somit um<br />
Geschäftsstatistik, die nicht zwangsläufig im Bankarchiv erfolgen musste, die<br />
aber doch auch dort, so es über handelstechnisch geschulte Mitarbeiter<br />
verfügte, erfolgen konnte. Dies war insoweit wünschenswert, da so die „Zahlen<br />
und Ergebnisse der Betriebsstatistik in Zusammenhang gebracht werden mit<br />
den allgemeinen volkswirtschaftlichen Entwicklungstendenzen.“ 34<br />
33 Vgl. K. Hertlein 1920, S.86ff.<br />
34 Vgl. Ebd., S.28. Vgl. auch K. Pfennig 1923, S.7f<br />
22
Im Idealfall wurden also sowohl die Bankstatistik und die<br />
Volkswirtschaftsstatistik als auch die Bankbetriebsstatistik durch die<br />
Angestellten des Bankarchivs erstellt.<br />
2.6.6 Börseninformation<br />
Außerdem übernahmen die Archive einiger Banken die Aufgabe, auf schriftliche<br />
Anfrage Auskünfte über Firmen und Aktienwerte zu geben. Dafür gab es mit<br />
dem sogenannten „Börseninformationsbüro“ meist eine eigene Stelle innerhalb<br />
der Organisation. Natürlich lag die Hauptverantwortung der Kundenberatung<br />
über die Unternehmen bei den jeweiligen Börsen- und Effektenabteilungen.<br />
Deren Handbücher waren jedoch nur begrenzt verwendbar, „da es niemals<br />
möglich sein wird, die Angaben über sämtliche Gesellschaften vollständig à jour<br />
zu halten,...“. 35 Die Informationen über die Unternehmen in den Akten der<br />
Archive hingegen waren auf dem neuesten Stand, weshalb diese entweder die<br />
Arbeit des Börsenbüros durch die Übermittlung der Nachrichten unterstützte<br />
oder aber auch selbsttätig Auskünfte über Wertpapiere an Kunden erteilte.<br />
Ferner konnte dem Bankarchiv die „Ausarbeitung der Prospekte und<br />
Zulassungsanträge für Wertpapiere bei der Einführung an der Börse“ 36<br />
obliegen.<br />
2.7 Basis für die Arbeit der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
Die Volkswirtschaftlichen Abteilungen der Großbanken, die heute vielfach den<br />
Namen „Economic Research“ tragen, haben, wie bereits eingangs erwähnt,<br />
häufig ihren Ursprung in den Bankarchiven oder zwischen ihnen besteht ein<br />
enger Zusammenhang, da die Volkswirte auf die vom Bankarchiv gesammelten<br />
Wirtschaftsinformationen angewiesen sind. 37<br />
Der Aufgabenschwerpunkt der Bankarchive lag zuerst in der Materialsammlung<br />
und der „Zentralen Nachrichtenübermittlung“ innerhalb der Bank. Bald wurde<br />
jedoch der Bedarf an einer eigenständigen Wirtschaftsbeobachtung und<br />
-forschung erkannt, die über die bloße Auswertung von Geschäftsberichten,<br />
Zeitungsmeldungen u. ä. hinausging. Als Voraussetzung hierfür musste die<br />
Sammlung der Wirtschaftsinformationen systematisch erweitert werden. So<br />
35 Vgl. Kohlermann 1931, S.646<br />
36 G. Obst 1921, S.501<br />
37 Vgl. hier 2.1<br />
23
wurden wirtschaftsstatistische Daten über einen längeren Zeitraum gesammelt<br />
und in Statistiken über Warenmärkte, Branchen, allgemeine<br />
Konjunkturmerkmale, Geldsätze, Kursnotierungen etc. verarbeitet. Ebenfalls<br />
wurde eine verstärkte Beobachtung der Konjunktur, der Branchen, des<br />
Auslands, der Währungen, der Börsen, der in- und ausländischen Banken<br />
sowie die Anfertigung von Marktanalysen über Warenmärkte für das ständig<br />
wachsende Informationsbedürfnis des Großbankbetriebs immer notwendiger.<br />
Mit diesen wirtschaftsanalytischen Arbeiten waren die Bankarchive allerdings<br />
bald überfordert, was die Bildung eigenständiger Volkswirtschaftlicher<br />
Abteilungen unter der Leitung ausgebildeter Volkswirte erforderlich machte.<br />
Deren wissenschaftliche Arbeiten bestanden zum einen in<br />
Einzeluntersuchungen über spezielle tagesaktuelle Gegebenheiten und in der<br />
laufenden telefonischen und schriftlichen Beantwortung von Anfragen. Zum<br />
anderen war es ihre Aufgabe, „die für das Verständnis der allgemeinen<br />
Wirtschaftsentwicklung erforderlichen Grundtatsachen laufend zu erfassen und<br />
aus eigener Initiative in einer zweckmäßigen Verarbeitung ihren ‚Kunden’ inner-<br />
und außerhalb des Betriebes rechtzeitig zuzuleiten.“ 38<br />
Während die einzelnen Fallstudien und der Auskunftsdienst durchaus noch von<br />
einigen Angestellten des Bankarchivs übernommen werden konnten, wären sie<br />
mit diesen größeren Ausarbeitungen schlichtweg überfordert gewesen. So<br />
verzichteten die deutschen Großbanken nach dem Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs auch auf eine Wiedereinrichtung von Archiven im bisherigen Sinne. 39<br />
Vielmehr bauten sie ihre Volkswirtschaftlichen Abteilungen größtenteils so um,<br />
dass die meisten Aufgaben der ehemaligen Archive auf die einzelnen Ressorts<br />
innerhalb der Abteilung aufgeteilt wurden. 40 Die zentrale Grundlagenarbeit des<br />
Registrierens von Unternehmens- und Wirtschaftsmeldungen wurde aber<br />
weiterhin von einem „Archiv“ oder, nun vermehrt, IuD-Stelle genannten<br />
Geschäftsbereich geleistet.<br />
38 Vgl. Hunscha 1936, S.258f.<br />
39 Vgl. hier 2.2.2<br />
40 Vgl. Pohl 1974, S.404<br />
24
3 Die Volkswirtschaftliche Abteilung und das Archiv der Dresdner<br />
Bank 1882-1945<br />
3.1 Entstehung und Entwicklung der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
und des Archivs der Dresdner Bank 1882-1945<br />
3.1.1 Entstehung des Archivs der Dresdner Bank (1882-1902)<br />
Der genaue Zeitpunkt für die Aufnahme einer bankarchivischen Tätigkeit bei der<br />
Dresdner Bank, die am 12. November 1872 in Dresden gegründet wurde, kann<br />
aus heutiger Sicht nicht mehr bestimmt werden. Es ist aber anzunehmen, dass<br />
die Gründung dieses Bankarchivs in den Jahren zwischen 1882 und 1884<br />
erfolgte, also in der Phase, in der die Zentrale der Bank von Dresden nach<br />
Berlin verlegt wurde. Dieser Wandel von einer sächsischen Lokalbank zu einer<br />
Berliner Bank brachte auch große Veränderungen bezüglich Art und Umfang<br />
der getätigten Bankgeschäfte mit sich. So machten das verstärkte Engagement,<br />
z. B. in der Industriefinanzierung oder dem Auslandsgeschäft, eine gezielte<br />
Sammlung von Wirtschaftsinformationen erforderlich. Für die Erfüllung dieser<br />
Aufgabe wurde die Schaffung eines Bankarchivs erforderlich.<br />
Die Vermutung, dass die Gründung des Bankarchivs der Dresdner Bank in<br />
diesem Zeitraum erfolgte, ergibt sich auch aus der Tatsache, dass die älteste<br />
erhaltene Akte des ehemaligen Hauptarchivs, welche die „Cartonnagen-<br />
Maschinen-Industrie- und Faconschmiede AG“ in Berlin 41 behandelt, den<br />
Geschäftsbericht der Firma für das Jahr 1882 enthält. Daraus lässt sich<br />
schlussfolgern, dass die Akte im Jahr 1883 angelegt worden ist.<br />
Anhand der 41 überlieferten Akten, die Material aus dem Zeitraum von 1882 bis<br />
1894 enthalten, kann auch gemutmaßt werden, dass eine wirkliche<br />
systematische Sammlung von Wirtschaftsinformationen erst 1895 einsetzte.<br />
Zum einen besteht deren Inhalt bis zu diesem Jahr aus einer bloßen Sammlung<br />
von Geschäftsberichten und Statuten. Diese gedruckten oder handschriftlichen<br />
Geschäftsberichte und Satzungen wurden mittels „Circular-Schreiben“ 42 , also<br />
Rundschreiben gleichen Betreffs an mehrere Adressaten, von den Firmen<br />
41 HA-DrBk 65/12689<br />
42 HA-DrBk 65/8548<br />
25
angefordert. In erster Linie wurden so inländische Firmen aus allen Branchen<br />
angeschrieben.<br />
Vermutlich informierte sich der Bankarchivar über die Gründung von deutschen<br />
Unternehmen und deren Bilanzen zumindest auch aus dem Reichsanzeiger<br />
oder dem Königlich Preußischen Staatsanzeiger. Dies kann aber aufgrund<br />
fehlender Zeitungsausschnitte nicht belegt werden. Die hauptsächlich in<br />
Großbritannien, Österreich-Ungarn und den skandinavischen Ländern, aber<br />
auch in den Vereinigten Staaten von Amerika oder Russland ansässigen<br />
ausländischen Gesellschaften, über welche die Bank in jenen Jahren<br />
Informationen einholte, waren größtenteils im Kredit- und Versicherungswesen<br />
und mit dem Bau und Betrieb von Eisenbahnen beschäftigt.<br />
Zum anderen wurde im Herbst 1895 mit dem Ausschneiden von<br />
Unternehmensnachrichten aus Zeitungen und ihrem Einkleben in die Akten<br />
begonnen. Der früheste geschnittene Artikel befasst sich mit der schwedischen<br />
„Skandinaviska Jute Spinneri & Väfveri AB“ aus Okerström 43 und stammt aus<br />
der Berliner Börsen-Zeitung vom 14. September 1895. Anfänglich wurden die<br />
Quellen- und Datumsangaben noch handschriftlich auf den Meldungen<br />
vermerkt. Ab April 1896 wurden diese dann mit roter Tinte gestempelt. Anhand<br />
der verwendeten Kürzel „B.Z.“, „B.C.“ und „Fr.Z.“ lässt sich schließen, dass das<br />
Archiv nun die „Berliner Börsenzeitung“, den „Berliner Börsen-Courier“ und die<br />
„Frankfurter Zeitung“ hielt oder zumindest ab diesem Zeitpunkt Ausschnitte aus<br />
diesen Journalen fertigte. Am häufigsten wurden die beiden Berliner Blätter und<br />
seltener die Frankfurter Zeitung verwendet. Seit Beginn des Jahres 1901<br />
wurden dann nur noch die Erscheinungsdaten der Artikel notiert. Dieser<br />
Verzicht auf die Verwendung von Abkürzungszeichen für die Zeitungen kann<br />
als Indiz dafür gesehen werden, dass das Archiv nun eine größere Zahl an<br />
Presseerzeugnissen zu bearbeiten hatte und deren Einzelunterscheidung als zu<br />
aufwendig oder nicht notwendig erachtet wurde.<br />
Die Gründe für diese professionellere Vorgehensweise bei der Beschaffung von<br />
Unternehmensinformationen ab 1895 sind wohl hauptsächlich in dem immer<br />
stärker zunehmenden Auslandsgeschäften der Bank und den damit<br />
verbundenen Filialeröffnungen in Bremen und London zu sehen.<br />
43 HA-DrBk 65/4087<br />
26
In den folgenden Jahren steigerte sich die Aktenproduktion beständig. Lag<br />
diese 1894 noch bei nur vier Stück 44 , lassen sich für die Jahre 1895 und 1896<br />
je zwölf, für 1897 28, für 1898 27 und für 1899 65 nachweisen. Diese<br />
Entwicklung erreichte dann 1900 mit 90 angefangenen Akten einen vorläufigen<br />
Höhepunkt und war in den beiden Folgejahren wieder leicht rückläufig. Auch<br />
das Spektrum an untersuchten Unternehmen wurde immer breiter.<br />
3.1.2 Schaffung einer „Volkswirtschaftsstatistischen Abteilung“<br />
(1903-1916)<br />
Die erste Zäsur für die Arbeit des Bankarchivs gab es 1903. In diesem Jahr trat<br />
Dr. Hjalmar Schacht 45 in die Dienste der Bank. In erster Linie sollte sich der<br />
promovierte Volkswirt um die mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit der Bank<br />
kümmern. Die Schaffung einer solchen Stelle für „Public relations“ (PR) war<br />
angesichts des Konkurs der Leipziger Bank im Jahre 1901 und dem damit<br />
verbundenen Vertrauensverlust in sächsische Unternehmen im Allgemeinen,<br />
von dem auch die Dresdner Bank nicht verschont geblieben war, notwendig<br />
geworden. Neben diesen PR-Aufgaben bearbeitete er auch die<br />
Emissionsprospekte der Unternehmen und Körperschaften, deren Wertpapiere<br />
die Bank an der Börse einführte. 46<br />
44 Alle Angaben, die in dieser Arbeit in Bezug auf die Zahl der begonnenen Akten gemacht werden,<br />
beziehen sich auf die erhaltenen und verzeichneten Akten des Bestands „Volkswirtschaftliche<br />
Dokumentation“ des Historischen Archivs der Dresdner Bank AG. Diese stellen zwar einen<br />
repräsentativen Querschnitt des ursprünglichen Bestands des Bankarchivs dar, können aber dennoch nur<br />
als eine Vergleichgröße für die tatsächliche jährliche Aktenproduktion betrachtet werden.<br />
45 Hjalmar Schacht wurde am 22. Januar 1877 in Tinglev (Nordschleswig) geboren. Sein Studium der<br />
Wirtschaftswissenschaften absolvierte er von 1895 bis 1899 in Kiel, München und Berlin.1903 trat er in die<br />
Dresdner Bank ein und wurde 1909 stellvertretender Direktor. 1916 wechselte er zur Nationalbank für<br />
Deutschland. Dort war er zuerst Direktor, ab 1920 Geschäftsinhaber und 1922, nach deren Fusion mit der<br />
Bank für Handel und Industrie, leitender Direktor der Danatbank. Im November 1923 wurde er zum<br />
Reichswährungskommissar berufen und einen Monat später zum Reichsbankpräsidenten ernannt. In<br />
dieser Funktion nahm er 1924 an den Verhandlungen über den Dawes-Plan teil und leitete 1929 die<br />
deutsche Delegation bei denen über den Young-Plan. 1930 trat er als Reichsbankpräsident zurück,<br />
übernahm aber am 16. März 1933 wieder diesen Posten. Darüber hinaus wurde er 1934<br />
Reichswirtschaftsminister und 1935 Generalbevollmächtigter für die Kriegswirtschaft. Im November 1937<br />
trat er von diesen Ämtern und im Januar 1939 auch als Reichsbankpräsident zurück. Bis 1943 blieb er<br />
Minister ohne Geschäftsbereich und wurde im Juli 1944 durch seine Kontakte zum deutschen Widerstand<br />
verhaftet und in den KZs Ravensbrück und Flossenbürg inhaftiert. Nach dem Krieg wurde er im<br />
Nürnberger Kriegsverbrecherprozess angeklagt, aber 1946 freigesprochen. 1947 stufte ihn eine<br />
Stuttgarter Spruchkammer als „Hauptschuldigen“ ein, und verurteilte ihn zu 8 Jahren Arbeitslager. Im<br />
September 1948 wurde er nach Aufhebung dieses Urteils aus der Haft entlassen. Ab 1950 war er<br />
Wirtschafts- und Finanzberater von Entwicklungsländern und gründete1953 die Düsseldorfer<br />
Außenhandelsbank Schacht und Co., die er 1963 verließ. Er verstarb am 3. Juni 1970 in München.<br />
46 Vgl. Schacht 1953, S.132ff.<br />
27
Außerdem wurde er mit der Gründung und späteren Leitung einer<br />
volkswirtschaftsstatistischen Abteilung der Bank betraut. Diese Abteilung sollte<br />
nach dem Muster ähnlicher Einrichtungen französischer Großbanken aufgebaut<br />
sein. Bei der Lösung dieser Aufgabe kam ihm zugute, dass er den Service des<br />
études financieres sowohl des Credit Lyonnais als auch der Banque de Paris<br />
schon aus eigener Erfahrung kannte. 47 Schacht betrachtete diese Arbeit, die er<br />
sich nach eigener Aussage selbst gewählt hatte, als eine, mit der er „seine<br />
wissenschaftliche Vorbildung praktisch auszuwerten suchte 48 .“<br />
Für die Angestellten des Bankarchivs bedeutete dies, dass sie nun neben den<br />
Geschäftsberichten und Unternehmensmeldungen der AGs auch verstärkt<br />
„allgemeine volkswirtschaftliche Daten sammelten und auswerteten“. Mit<br />
diesem Material wurden dann statistische Übersichten über die Entwicklung der<br />
in- und ausländischen Wirtschaft erstellt und in monatlichen Ausgaben an die<br />
Kunden der Bank weitergegeben. 49<br />
Die ersten Veröffentlichungen dieser Art erschienen in Heftform und enthielten<br />
grafische Darstellungen von Diskontsätzen, Wertpapieren und Warenpreisen.<br />
Diese Art der Publikation wurde aus Kostengründen jedoch bald wieder<br />
verworfen und von viermal im Monat herausgegebenen „tabellarischen<br />
Übersichten von 22 Warenpreisen, der Geldsätze von London, New-York,<br />
Paris, Berlin, der Kurse der wichtigsten Staatsanleihen, der überseeischen<br />
Wechselkurse, der Wechsel- und Scheckkurse der Berliner Börse und der<br />
Wochenausweise der fünf großen Zentralnotenbanken“ abgelöst. 50<br />
Im Jahre 1912 wurde dann eine Broschüre erarbeitet, die 1913 unter dem Titel<br />
„Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands“ anlässlich des 40-jährigen Bestehens<br />
der Dresdner Bank herausgegeben wurde und sich erstmals auch an eine<br />
breitere Öffentlichkeit wandte. Die 48 Seiten umfassende Schrift enthielt in<br />
erster Linie mit jeweils kurzen einleitenden Worten versehene statistische<br />
Zusammenstellungen über die Situation der deutschen Wirtschaft und<br />
Bevölkerung, aber auch einen großen Anteil an Eigenwerbung wie die Bilanz<br />
von 1911, vergleichende Aufstellung der Bilanzen von 1873 bis 1911, Filialen,<br />
die Namen der Mitglieder der Direktion und des Aufsichtsrats etc. Diese<br />
Publikation erschien auch auf englisch und chinesisch und wurde 1914 mit den<br />
47 Vgl. Reuter 1937, S.23<br />
48 Schacht 1953, S.135f.<br />
49 Vgl. Ebd., S.136<br />
28
neuesten Zahlen, einigen Erweiterungen und weniger PR-Anteil erneut<br />
aufgelegt.<br />
Wahrscheinlich war eine jährliche Fortführung in Form einer Reihe geplant.<br />
Dieses Vorhaben konnte jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs<br />
nicht verwirklicht werden. 1916 erschien eine reduzierte Ausgabe mit dem Titel<br />
„Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands im Kriege“, die außerdem in einer<br />
englischen, französischen, niederländischen, schwedischen und spanischen<br />
Fassung verlegt wurde, und 1917 eine dritte Auflage der ursprünglichen<br />
Ausgabe. Diese beiden Hefte wurden wohl hauptsächlich aus kriegsbedingten<br />
Propagandagründen herausgegeben. Nach 1917 wurde diese Reihe nicht<br />
fortgesetzt.<br />
Für das Archiv läutete dieser Wandel in den Aufgabenschwerpunkten den<br />
Prozess seines Aufgehens in die Volkswirtschaftliche Abteilung ein. Ebenso<br />
nahm die Beschäftigung mit volkswirtschaftlichen Themen immer größeren<br />
Raum in der Arbeit Hjalmar Schachts ein. Er entwickelte sich vom ersten<br />
Pressereferent zum ersten Volkswirt der Bank resp. verband er beide<br />
Tätigkeiten, indem er als Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung auch<br />
PR-Aufgaben wahrnahm. So wird er bezüglich einer Reise nach Amerika im<br />
Februar 1907, die er im Auftrag der Bank unternahm, „als geschätzter<br />
Mitarbeiter [, der] hauptsächlich in der volkswirtschaftlichen Abteilung der Bank<br />
tätig war“ 51 , bezeichnet. Am 30. März 1909 erteilte ihm der Aufsichtsrat der<br />
Dresdner Bank Prokura für Berlin 52 , und am 14. Dezember desselben Jahres<br />
verlieh ihm dieser den Titel eines stellvertretenden Direktors 53 . Da er aber keine<br />
Aussicht hatte, in den Vorstand der Bank zu gelangen 54 , wechselte er 1916 als<br />
Vorstandsdirektor zur Nationalbank für Deutschland.<br />
In den dreizehn Jahren, in denen Dr. Hjalmar Schacht das Archiv der Bank<br />
verantwortlich leitete, erweiterte sich aber nicht nur dessen Tätigkeit um die<br />
Sammlung und Auswertung allgemeiner volkswirtschaftlicher Nachrichten,<br />
sondern es sind für diese Zeit auch anhand der Zunahme der Zahl an<br />
geschnittenen Zeitungen und der jährlich begonnenen Akten Veränderungen in<br />
der bisherigen Arbeitsweise nachweisbar.<br />
50 Vgl. Obst 1910, S.412f.<br />
51 Jüdell 1929, S.94<br />
52 Vgl. Ebd., S.97<br />
53 HA-DrBk, 49923-2001.BE, Bl.84<br />
54 Vgl. Meyen S.89f.<br />
29
So kann ab den Jahren 1904/05 mit dem „Wiener Börsen-Courier“, dem „Pester<br />
Lloyd“, der Londoner „Financial Times“, dem Pariser „Le Monde“ und dem New<br />
Yorker „Wall Street Journal“ die erste Verwertung von internationalen<br />
Finanzzeitschriften durch das Archiv belegt werden. Vorher bezog es seine<br />
Informationen, auch die über ausländische Gesellschaften, ausschließlich aus<br />
der deutschen Handelspresse. Im Laufe der Zeit erhöhte sich der Anteil der<br />
direkt aus der Auslandspresse bezogenen Nachrichten stetig. Unter anderem<br />
wurden nun folgende Wirtschafts- und Finanzzeitungen von den Beamten des<br />
Bankarchivs gelesen: „Neue Zürcher Zeitung“, „Coriere de la Sera“ und „Il Sole“<br />
aus Mailand, „Echo de la Bourse“ aus Brüssel, „Het financieel archief“ und<br />
„Financieel Weekblad“ aus den Niederlanden, „Børsen“ aus Kopenhagen,<br />
„Svenska Dagbladet“ aus Schweden etc. Damit war eine fast lückenlose<br />
Information über alle damals wichtigen oder die Bank interessierenden<br />
Börsenplätze und Volkswirtschaften gewährleistet.<br />
Ebenso machte sich dieser Wechsel in der Anzahl an neu angelegten Akten pro<br />
Jahr bemerkbar. Deren Produktion verdoppelte sich mit 96 Stück 1903 im<br />
Gegensatz zu den 55 des Vorjahrs nahezu. 1904 waren es dann schon 157<br />
Akten, und bis 1913 setzte sich die Aufwärtsbewegung von Jahr zu Jahr mehr<br />
oder weniger kontinuierlich fort.<br />
Im Jahr 1914 sank die Stückzahl an begonnenen Akten erstmals wieder unter<br />
100. Dieser Abwärtstrend setzte sich bis 1916 fort, in welchem er mit 74 seinen<br />
Tiefststand erreichte. Auch die Informationen in den laufenden Dossiers wurden<br />
immer spärlicher und unvollständiger. Der Hauptgrund dafür ist wohl in<br />
dem am 4. August 1914 ausgebrochenen Ersten Weltkrieg, und den damit<br />
einhergehenden Unterbrechungen der Informationsflüsse zu sehen. Weitere<br />
Gründe für diesen Rückgang können aber auch in dem Verlust von Dr. Hjalmar<br />
Schacht als Leiter des Archivs und der Zeit, die sein Nachfolger zur<br />
Orientierung in der Abteilung brauchte, gesehen werden. Ein Indiz hierfür ist,<br />
dass 1917, also ein Jahr nach Schachts Wechsel zur Nationalbank für<br />
Deutschland, und der Zeitpunkt des Kriegsendes noch nicht absehbar war,<br />
bereits wieder 137 Akten neue Akten eingerichtet wurden.<br />
30
3.1.3 Aufgehen des Archivs in der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
(1917-1935)<br />
Wer Dr. Hjalmar Schacht auf den Posten des verantwortlichen Archivleiters<br />
nachfolgte, konnte nicht genau ermittelt. Im August 1921 benötigte das<br />
Personalbüro der Dresdner Bank einen Leistungs- und Führungsbericht über<br />
einen Lehrling im Archiv und richtete die Bitte um Auskunft an „Herrn Dr.<br />
Sabath oder Vertreter -Archiv-„ 55 . Es kann also vermutet werden, dass dieser<br />
Dr. Sabath im Jahre 1921 das Archiv leitete. Aus einer anderen Bitte um einen<br />
solchen Bericht vom November 1933 56 , die nur noch versehentlich an ihn<br />
gerichtet war, lässt sich schlussfolgern, dass es sich hierbei um den späteren<br />
stellvertretenden Direktor der Dresdner Bank, Herrn Dr. jur. Rudolf Sabath,<br />
gehandelt haben könnte.<br />
Allgemein sind für den Zeitraum von 1916 bis 1926 kaum Quellen<br />
vorhanden, die sich mit dem Bankarchiv befassen. Einzig aus den<br />
Jahreseinkommensbelegen in den Personalakten kann abgeleitet werden, dass<br />
das Archiv nun endgültig in der Volkswirtschaftlichen Abteilung aufgegangen ist.<br />
Bis 1926 wurden die Angestellten auf diesen Belegen unter „Archiv“ geführt. Für<br />
das Jahr 1927 ist an gleicher Stelle dann „Volkswirtschaftliche Abteilung“<br />
vermerkt. 57<br />
Die jährliche Aktenproduktion dieser Jahre war, wie bereits erwähnt, seit 1917<br />
wieder stetig im Steigen begriffen, und erreichte mit 1.233 Stück im Jahr 1923,<br />
als die Entwertung der deutschen Mark in einer Hyperinflation gipfelte, den<br />
höchsten Stand sowohl seit Bestehen als auch, das sei hier vorweggenommen,<br />
in der gesamten Geschichte des Archivs. Im Zeitraum von 1924 bis 1926 war<br />
diese Entwicklung dann wieder rückläufig, stieg 1927 erneut an und erreichte in<br />
den Jahren 1928/29 mit 1.022 resp. 1.030 angefangenen Akten letztmalig sehr<br />
hohe Werte.<br />
Der Zustand mangelhafter Überlieferung ändert sich ab 1927 generell zum<br />
Positiven, wenigstens in Bezug auf die Zahl und den Informationsgehalt der<br />
erhaltenen Personalakten.<br />
55 HA-DrBk E.685, Leistungs- und Führungsbericht vom 17.8.1921<br />
56 HA-DrBk E.2702, Leistungs- und Führungsbericht vom 8.11.1933<br />
57 HA-DrBk E.685, Belege über Jahreseinkommen von 1926 und 1927<br />
31
So kann für dieses Jahr mit Dr. Oskar Mohrus auch wieder ein Leiter der<br />
nunmehrigen Volkwirtschaftlichen Abteilung und somit auch des Archivs<br />
eindeutig benannt werden 58 . Dr. Mohrus trat am 15. Mai 1922 bei der Dresdner<br />
Bank in Berlin ein 59 . Es ist jedoch nicht bekannt, ab wann er genau mit der<br />
Aufgabe der Abteilungsführung betraut wurde.<br />
Das Archiv der Abteilung, die auch als „Volkswirtschaftliches Sekretariat“ 60<br />
bezeichnet wurde, bestand nun aus zwei Teilen. Zum einen aus dem<br />
„Archiv I“ 61 , in dem Akten zu den allgemeinen volkswirtschaftlichen und<br />
konjunkturellen Fakten angelegt wurden, und zum anderen aus dem<br />
„Archiv II“ 62 , welches weiterhin für die Registrierung der Nachrichten über die<br />
einzelnen Gesellschaften, Körperschaften etc. verantwortlich war. Nach der<br />
Fusion der Dresdner Bank mit der Darmstädter und Nationalbank (Danatbank)<br />
wurde am 10. Mai 1932 ein „Börseninformationsbüro“ in die Abteilung<br />
integriert. 63<br />
Ebenfalls wurde 1927 ein neuerlicher Versuch unternommen, eine<br />
Schriftenreihe mit statistischen Übersichten zu begründen. Diese trug den Titel<br />
„Die wirtschaftlichen Kräfte der Welt“ und beschränkte sich, wie schon aus dem<br />
Namen hervorgeht, nicht wie ihre Vorgängerin auf die Wirtschaft<br />
Deutschlands 64 , sondern verglich anhand von volkswirtschaftlichen Indexzahlen<br />
die wichtigsten Industrienationen. Nach der dritten Ausgabe 1930 wurde auch<br />
diese Reihe nicht fortgesetzt. Mit „Die wirtschaftlichen Kräfte im Wandel der<br />
Konjunktur“ wurde es 1932 ein letztes Mal in Angriff genommen, eine solche<br />
Broschürenreihe zu etablieren. Diese wurde jedoch schon nach dem ersten<br />
Band eingestellt.<br />
Die Übernahme der Regierungsgewalt in Deutschland durch die<br />
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) am 30. Mai 1933 wirkte<br />
sich für die Volkswirtschaftliche Abteilung der Dresdner Bank zunächst<br />
dahingehend aus, dass deren Führungspersonal ausgetauscht wurde. Da<br />
Dr. Mohrus im Sinne des Gesetzes zur Wiederherstellung des<br />
Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 „nicht arischer Abstammung“, d. h. Jude,<br />
58 HA-DrBk, E.7583 Schreiben vom 13.10.1927<br />
59 HA-DrBk, 11231-2001.MS, Bl.303. Vgl. auch HA-DrBk, 7519-2002<br />
60 HA-DrBk E.6340, Versetzungsformular vom 17.4.1930<br />
61 HA-DrBk E.9167, Versetzungsformular vom 15.2.1927<br />
62 HA-DrBk E.8483, Schreiben vom 9.4.1932<br />
63 HA-DrBk E.2840, Schreiben vom März 1938. Vgl. dazu auch hier 3.3.2<br />
64 Vgl. hier 3.1.2<br />
32
war, musste er zum 31. Oktober 1933 aus den Diensten der Bank<br />
ausscheiden. 65 Ein ähnliches Schicksal ereilte am selben Tag auch seinen<br />
Stellvertreter 66 sowie den Leiter des Börseninformationsbüros, der zum 1. April<br />
1934 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde 67 . Der Grund, weshalb<br />
dieses sogenannte Berufsbeamtengesetz so schnell bei der Dresdner Bank<br />
angewendet werden konnte, kann darin gesehen werden, dass sich der größte<br />
Teil ihres Aktienkapitals seit der Bankenkrise des Jahres 1932 in Staatsbesitz<br />
befand, wodurch direkt auf die Entscheidungen der Bank Einfluss genommen<br />
werden konnte.<br />
Die Leitung des Volkswirtschaftlichen Sekretariats übernahm Dr. Schmidtlein.<br />
Über ihn als Person, über etwaige Prioritäten, die er der Aufgabenverteilung<br />
innerhalb der Abteilung einräumte, oder über seine Führungsqualitäten konnte<br />
nichts in Erfahrung gebracht werden. Es ist jedoch festzustellen, dass in der<br />
Phase von November 1933 bis Juni 1936, in der er erster Volkswirt der<br />
Dresdner Bank war, die einzelnen Ressorts einen hohen Grad an<br />
Eigenständigkeit aufwiesen. Ein Anhaltspunkt hierfür kann darin gesehen<br />
werden, dass der Schriftverkehr mit den anderen Stellen der Bank nicht mehr<br />
alleinig vom Sekretariat der Abteilung ausging, sondern dass nun auch das<br />
Archiv selbsttätig Korrespondenz erledigte. Für diese verwendete es mit<br />
„Dresdner Bank Archiv“ 68 nicht nur einen individuellen Kopfbogen, sondern es<br />
bekam im September 1935 zu deren Erledigung auch eine eigene Stenotypistin<br />
zugeteilt. 69<br />
Weitere Indikatoren für den neuen Stellenwert, den das Archiv nun gegenüber<br />
der Hauptverwaltung der Abteilung einnahm, können in den<br />
Versetzungsformularen und den Personalberichten gesehen werden. Es war<br />
bei der Dresdner Bank üblich, spezielle Vordrucke zu verwenden, auf welchen<br />
der Ein- oder Austritt eines Angestellten in oder aus ihren Diensten sowie deren<br />
Versetzung innerhalb der Bank vermerkt wurde. Ein Gebrauch dieser<br />
Formblätter für eine Versetzung innerhalb einer Abteilung war jedoch<br />
ungewöhnlich, kann aber für die Volkswirtschaftliche Abteilung jener Jahre<br />
65 HA-DrBk 11231-2001.MS, Bl.303. Vgl. auch HA-DrBk, 7519-2002<br />
66 HA-DrBk E.3523, Schreiben vom 4.10.1933<br />
67 HA-DrBk E.2465, Schreiben vom 23.08.1933<br />
68 HA-DrBk E.5005, Schreiben vom 21.6.1934<br />
69 HA-DrBk E.7913, Schreiben vom 2.9.1935<br />
33
nachgewiesen werden 70 . Auch die Ausfertigung eines Leistungs- und<br />
Führungsberichts für diesen Anlass, die bei einer „normalen“ Versetzung oder<br />
einem Austritt gebräuchlich war, stellte hier ein Novum dar 71 . Doch nicht nur<br />
das Archiv, sondern z. B. auch die Angestelltenbibliothek, die eigentlich nur ein<br />
Bestandteil desselben war, erstellte nun solche Berichte für seine Beschäftigten<br />
eigenständig. 72<br />
Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch das<br />
Börseninformationsbüro. Dieser Geschäftsbereich wurde zum 4. Februar 1935<br />
in „Börsen-Sekretariat“ umbenannt, und dessen Angestellten konnten von da an<br />
nur noch der Form halber zum Volkswirtschaftlichen Sekretariat gehörig<br />
gerechnet werden. Der Leiter der Büros hatte Handlungsvollmacht und die<br />
größtmöglichste Entscheidungsfreiheit. 73<br />
Ob mit dieser Aufteilung der Führungsaufgaben von der zentralen Verwaltung<br />
der Abteilung auf die Ressorts eine Strategie verfolgt wurde oder ob der Grund<br />
dafür in einer möglichen Führungsschwäche des verantwortlichen Leiters<br />
gesehen werden muss, kann nur gemutmaßt werden.<br />
3.1.4 Umstrukturierung und Neuausrichtung der Volkswirtschaftlichen<br />
Abteilung (1936-1939)<br />
Am 1. Juli 1936 erfolgte ein neuerlicher Wechsel in der Führung der Abteilung,<br />
welcher als die zweite Zäsur in ihrer Geschichte angesehen werden kann. Nach<br />
der relativen Stagnation der vorherigen Jahre übernahm nun mit Dr. Kurt<br />
Hunscha (1902-1973) ein Mann deren Leitung, der einer neuen Generation von<br />
Volkswirten angehörte und den Ergeiz besaß, die volkswirtschaftliche Arbeit in<br />
der Dresdner Bank völlig neu zu gestalten. Während in den Jahren um 1900, in<br />
denen Hjalmar Schacht die Wirtschaftswissenschaften studierte, diese Disziplin<br />
an den deutschen Universitäten noch eine Neuheit und Randerscheinung<br />
darstellte, waren sie 1925, als Kurt Hunscha sein Diplom als Volkswirt ablegte,<br />
schon weiterverbreitet und anerkannter. Zum einen waren die Absolventen<br />
dieser Zeit nicht nur auf die neuen Anforderungen, welche von Seiten der<br />
Wirtschaft an sie gestellt wurden, besser vorbereitet, sie waren zum anderen<br />
70<br />
HA-DrBk E.4587, Versetzung von Archiv nach Volkswirtschaftlicher Abteilung am 17.9.1934<br />
71<br />
HA-DrBk Ebd., Leistungs- und Führungsbericht vom 11.10.1934. Vgl. auch HA-DrBk E.4245 Leistungsund<br />
Führungsbericht vom 25.5.1935<br />
72<br />
HA-DrBk, E.2702 Leistungs- und Führungsbericht vom 27.2.1935<br />
73 Vgl. hier 3.3.2<br />
34
auch, durch den verstärkten Konkurrenzkampf untereinander, teilweise strikter<br />
in der Ausführung ihrer Tätigkeiten als ihre Vorgänger.<br />
So sah Hunscha die Arbeit der Volkswirte einer Großbank nicht nur auf die<br />
innerbetriebliche Informationsvermittlung und den direkten und indirekten<br />
Kundendienst beschränkt, sondern er wies ihnen auch die Erfüllung<br />
allgemeinwirtschaftlicher Aufgaben zu. Er vertrat die Auffassung, dass die<br />
Volkswirtschaftlichen Abteilungen der Banken sowohl auf die scheinbare<br />
Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Praxis ausgleichend wirken als auch<br />
eine „Mittlerstellung zwischen Staat und Wirtschaft“ einnehmen müssten. Es<br />
gehöre zu ihrer „besonderen Verpflichtung, zur allgemeinen Aufklärung des<br />
Publikums über die wirtschaftspolitischen Ziele der Regierung nach Kräften<br />
beizutragen“. Dieses Ziel glaubte er über die für die Bankkundschaft zu<br />
erarbeitenden Publikationen erreichen zu können. 74<br />
Als ersten Schritt auf dem Weg zur Umsetzung seiner Vorstellungen straffte er<br />
die Organisation der Abteilung. Er beendete die relative Unabhängigkeit des<br />
Archivs und unterstellte es wieder der zentralen Verwaltung des<br />
Volkswirtschaftlichen Sekretariats, also seiner Person direkt. Dies wird aus dem<br />
Vergleich der Personalberichte für 1935 und 1936 ersichtlich. Im Jahre 1935<br />
stellte der Leiter des Archivs diese für seine Untergebenen noch persönlich aus<br />
und zeichnete sie auch ab. Ferner war unter dem Formularfeld „Büro:“ „Archiv“<br />
vermerkt. Dieser Eintrag war zwar für die Berichte für 1936 schon vorgedruckt,<br />
wurde jedoch gestrichen und durch „Volkswirtschaftl. Abt.“ ersetzt. Nun<br />
übernahm Dr. Hunscha als Leiter wieder die Ausfüllung dieser Formulare für<br />
fast alle Angestellten der Abteilung. 75 Die einzige Ausnahme bildete das<br />
Personal des Börseninformationsbüros, welches seine Sonderstellung vorerst<br />
behielt.<br />
Danach begann er die wissenschaftliche Arbeit der Abteilung aufzuwerten, in-<br />
dem er sie nach wirtschaftsanalytischen Aspekten in verschiedene Ressorts<br />
unterteilte, und diese sukzessive mit jungen und gut ausgebildeten Betriebs-<br />
und Volkswirten besetzte. Meist hatten diese schon Berufserfahrung und waren<br />
vordem hauptsächlich in anderen Stellen der Bank und in Redaktionen von<br />
Wirtschaftzeitungen tätig. Mit dieser personellen Verjüngung und<br />
74 Vgl. Hunscha 1936, S.260<br />
75 HA-DrBk E.6340, Personalbericht für 1935 vom 6.1.1936, HA-DrBk Ebd., Personalbericht für 1936 vom<br />
23.7.1937<br />
35
Neuorganisation des Büros wurde dessen Arbeitseffizienz gesteigert und eine<br />
Erweiterung der Aufgabenfelder ermöglicht.<br />
Die Ausweitung der Tätigkeit betraf v. a. den Bereich der redaktionellen<br />
Bearbeitung der von der Abteilung für die Kunden der Bank herausgegebenen<br />
laufenden und einmaligen Publikationen. Bei den laufenden Veröffentlichungen,<br />
deren Qualität und Informationsgehalt gesteigert werden sollte, handelte es sich<br />
in erster Linie um die Mitteilungsblätter „Außenhandel und<br />
Devisenbewirtschaftung“ und „Wirtschafts-Rundschau“. Im Juli 1937 wurde<br />
außerdem die Zeitschrift „Die blaue Post“, inbegriffen des Redaktionspersonals,<br />
von der Abteilung für Devisenbewirtschaftung übernommen. 76 Daneben wurden<br />
sowohl periodisch erscheinende Hefte, wie die Vierteljahresveröffentlichungen<br />
für den Anlagemarkt, die „Statistischen Übersichten“, die jährlich erscheinenden<br />
Währungstabellen u. ä., als auch eine Vielzahl von einmaligen Broschüren über<br />
die in- und ausländische Wirtschaft für die Information der Bankkunden erstellt.<br />
Im Jahre 1938 sah sich Hunscha dann in die Lage versetzt, die von ihm<br />
angedachte Rolle der Volkswirtschaftlichen Abteilung als Vermittlungsstelle<br />
zwischen Regierung und Bevölkerung durch die Herausgabe von größeren<br />
Sonderveröffentlichungen zu verwirklichen. Unter der Wirkung des am 12. März<br />
1938 erfolgten Anschlusses von Österreich an Deutschland erarbeiteten die<br />
Angestellten der Abteilung eine sechzehnseitige statistische Studie, die unter<br />
dem Titel „Großdeutschland und der südosteuropäische Raum“ herausgegeben<br />
wurde.<br />
Die nächste Gelegenheit für die Anfertigung einer solchen Schrift bot die<br />
auf dem Münchner Abkommen am 29. September 1938 beschlossene<br />
Angliederung der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich. Während<br />
ab dem 1. Oktober mit der Besetzung des Sudetenlandes durch deutsche<br />
Truppen begonnen wurde, arbeiteten die Referenten der Volkswirtschaftlichen<br />
Abteilung und des Börsensekretariats nachweisbar elf Exposees 77 über dessen<br />
wesentlichste Wirtschaftszweige aus. Diese Ausarbeitungen wurden in der Zeit<br />
vom 4. bis zum 11. Oktober dem Vorstand der Bank vorgelegt, sodass dieser<br />
schon einen Tag nach der am 10. Oktober abgeschlossenen Okkupation<br />
umfassend über die wirtschaftliche Situation der sudetendeutschen<br />
Unternehmen informiert war.<br />
76 HA-DrBk E.865, Schreiben vom 12.Juli 1937<br />
36
Im Anschluss begannen die Angestellten der Abteilung mit der redaktionellen<br />
Bearbeitung der Exposees für die geplante Publikation. Diese 88 Seiten<br />
umfassende volkswirtschaftliche Studie erschien dann unter dem Titel „Volk und<br />
Wirtschaft im Sudetenland“ noch im selben Monat, was als ein Beleg für die<br />
Schnelligkeit und Effizienz der Volkswirtschaftlichen Abteilung gesehen werden<br />
kann.<br />
In der gleichen Weise wurde im folgenden Jahr anlässlich der deutschen<br />
Annexion der „Rest-Tschechei“ am 15. März 1939 das Buch „Volk und<br />
Wirtschaft im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren und in der Slowakei“<br />
erarbeitet. Diese Schrift war ähnlich wie die über das Sudetenland aufgebaut,<br />
bestand ebenfalls aus 88 Seiten und wurde im Juni 1939 herausgegeben.<br />
3.1.5 Die Volkswirtschaftliche Abteilung im 2. Weltkrieg (1939-1943)<br />
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 wurde die<br />
Herausgabe dieser Publikationen zunächst fortgesetzt. So erschien noch im<br />
selben Jahr und kurz nach der Okkupation Polens der Band „Volk und<br />
Wirtschaft im ehemaligen Polen“. Nach der Besetzung von Dänemark im April<br />
1940 und der endgültigen Kapitulation Norwegens am 10. Juni desgleichen<br />
Jahres brachte die Volkswirtschaftliche Abteilung der Dresdner Bank den Titel<br />
„Zur Wirtschaftsstruktur Skandinaviens im Lichte der neuen Lage“ heraus. Im<br />
Jahre 1941 war unter dem Eindruck des vom 6. bis 17. April dauernden<br />
Feldzuges gegen Jugoslawien und auf Basis der in der bankeigenen Zeitschrift<br />
„Außenhandel und Devisenbewirtschaftung“ erschienenen Artikelserie<br />
„Jugoslawien und seine Wirtschaft“ die Drucklegung eines weiteren Bandes<br />
geplant, in welchem sowohl die allgemeine Struktur der jugoslawischen<br />
Wirtschaft dargestellt als auch ein „allgemeiner Überblick über die bisherigen<br />
Ergebnisse der gebietlichen Neugliederung dieses Raumes vom<br />
wirtschaftlichen Standpunkt aus“ 78 gegeben werden sollte. Dieses Buch wurde<br />
jedoch nicht mehr veröffentlicht.<br />
Hierfür kann der Hauptgrund wohl in dem seit Beginn des Krieges durch<br />
Einberufungen zur Wehrmacht einsetzenden Personalmangel gesehen werden.<br />
Der Personalbestand der Volkswirtschaftlichen Abteilung betrug am 1. August<br />
77 HA-DrBk 13898-2000.E/T83_204, S.6514ff.<br />
78 HA-DrBk 13887-2000.E/T83_193, S.4960, Exposee Nr.874 „Zur territoriellen Neugliederung auf dem<br />
Gebiete des bisherigen Jugoslawiens“ vom 30.6.1941<br />
37
1939 vierzig Angestellte. Von diesen wurden bis September 1940 siebzehn zum<br />
Wehrdienst eingezogen. Als Ersatz für die Dienstverpflichteten wurden ihr zwar<br />
zwölf Bedienstete aus anderen Abteilungen zugewiesen, welche aber erst kurze<br />
Zeit in den Diensten der Bank standen und somit erst ausgebildet werden<br />
mussten. 79<br />
Diese Personalknappheit machte jedoch nicht nur die redaktionelle Bearbeitung<br />
der größeren Sonderveröffentlichungen unmöglich, sondern wirkte sich auch<br />
auf die alltägliche Arbeit der Abteilung aus. Außerdem konnte durch den<br />
Mangel an Mitarbeitern die eigenständige Arbeit des Börsensekretariats nicht<br />
länger aufrechterhalten werden. Dieses wurde am 13. November 1939<br />
aufgelöst. Die Angestellten des Büros wurden der Volkswirtschaftlichen<br />
Abteilung wieder direkt unterstellt 80 , wo sie zwar im beschränkten Umfang ihre<br />
bisherige Tätigkeit der Börseninformation fortsetzen, aber auch für die<br />
Erledigung anderer Aufgaben herangezogen werden konnten.<br />
Neben dem ständig schwindenden Potenzial an Arbeitskräften wirkte sich der<br />
Kriegsbeginn schon bald auch negativ auf den Bereich der<br />
Nachrichtenbeschaffung aus. Zum einen wurde es teilweise unmöglich, sich<br />
über Gesellschaften und Finanzplätze der deutschen Kriegsgegner zu<br />
informieren, wozu so wichtige Volkswirtschaften wie die Großbritanniens und<br />
der Vereinigten Staaten von Amerika gehörten. Zum anderen wurde aber auch<br />
die Versorgung mit Auskünften über die wirtschaftliche Situation inländischer<br />
Unternehmen resp. von denen der befreundeten oder besetzten Staaten von<br />
Kriegsjahr zu Kriegsjahr immer schwieriger.<br />
Als größte Schwierigkeit stellte sich schon früh der weitere reibungslose Bezug<br />
von Geschäftsberichten heraus. Bereits 1940 ergingen „Richtlinien für die<br />
Beschränkung von Veröffentlichungen im Bereich der Wirtschaft“, welche auch<br />
die Abfassung und den Versand von Geschäftsberichten regelte. 81 Mit dieser<br />
Verordnung sollte sichergestellt werden, dass geheimhaltungspflichtiges<br />
Material, wie z. B. Angaben über Art und Umfang von Wehrmachtsaufträgen,<br />
Umsatz- und Bilanzzahlen, aus denen Rückschlüsse auf die Wirtschaftlichkeit<br />
kriegswichtiger Unternehmen gezogen werden konnten etc., nicht in die Hände<br />
der Kriegsgegner fielen.<br />
79 HA-DrBk E.1015, Antrag auf Uk-Stellung vom 2.10.1940<br />
80 HA-DrBk E.8503, Schreiben vom 13.11.1939<br />
81 Vgl. Meyen 1992, S.131<br />
38
Die Verordnung vom 20. Oktober 1943 zur „Einschränkung der<br />
handelsrechtlichen Bekanntmachungen“ verschärfte diese Bestimmungen<br />
nochmals, wodurch die Ausgabe von Geschäftsberichten von Seiten der<br />
Gesellschaften weiter reduziert wurde. Zwar wurde den Großbanken vom<br />
Reichsjustizministerium und der Reichswirtschaftskammer zugesichert, dass sie<br />
wegen ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung auch weiterhin Geschäftsberichte<br />
für ihre Zwecke beziehen konnten, aber viele Unternehmen sahen dennoch von<br />
einer Versendung dieser Berichte ab, um nicht gegen die Verordnung zu<br />
verstoßen.<br />
Zunehmend fielen auch mehr und mehr Geschäftsberichte unter das<br />
Staatsgeheimnis nach § 88 Reichsstrafgesetzbuch (RStGB) 82 , was ihren<br />
Versand zu einer „Geheimsendung“ und somit äußerst schwierig machte. Nach<br />
dem Erhalt dieser Sendungen war nun auch das Archiv gehalten, sowohl die<br />
Akten, in welche die Berichte eingearbeitet wurden, als auch deren Duplikate<br />
unter sicherem Verschluss, d. h. in Eisen- oder Stahlschränken, zu lagern. 83<br />
Diese Publikationsbeschränkungen betrafen aber auch die Tageszeitungen.<br />
Außerdem wurde diesen wegen des herrschenden Papiermangels von der<br />
Reichspressekammer nur eine bestimmte Auflagenhöhe zugestanden, was<br />
Neuabonnements von Zeitungen oder Zeitschriften durch die<br />
Volkswirtschaftliche Abteilung nahezu unmöglich machte, was somit ein<br />
weiteres Problem für deren Versorgung mit Nachrichten darstellte.<br />
In dem Mangel an Personal und den eingeschränkten<br />
Informationsmöglichkeiten können wohl auch die Gründe gesehen werden,<br />
weshalb die Aktenproduktion des Archivs immer geringer wurde. Zwar war<br />
diese schon seit 1930 rückläufig und bewegte sich in den 30er Jahren zwischen<br />
100 und 200 Stück pro Jahr. 1940 reduzierte sich diese Zahl jedoch auf 59.<br />
Dieser Trend setzte sich 1941 und 1942 mit 23 resp. 17 begonnenen Akten fort.<br />
Im Jahre 1943 wurden nur noch zwei Akten 84 neu angelegt, welche zugleich die<br />
letzten nachweisbaren sind.<br />
82 „Staatsgeheimnisse im Sinne der Vorschriften dieses Abschnitts sind Schriften, Zeichnungen, andere<br />
Gegenstände, Tatsachen oder Nachrichten darüber, deren Geheimhaltung vor einer ausländischen<br />
Regierung für das Wohl des Reichs, insbesondere im Interesse der Landesverteidigung erforderlich ist.“,<br />
RStGB § 88, vom 24.04.1934<br />
83 HA-DrBk 45390-2001.BE, Aktennotiz vom 17.9.1943, HA-DrBk Ebd., Rundschreiben betr. Zentrale<br />
Bearbeitung der Geschäftsberichtseingänge, HA-DrBk Ebd., Rundschreiben betr. Geheimhaltung vom<br />
29.8.1944<br />
84 HA-DrBk 65/691; HA-DrBk 65/4204<br />
39
Im März 1943 begann das Archiv, aufgrund der zunehmenden Luftangriffe<br />
alliierter Bomberverbände, besondere Sicherungsmaßnahmen zum Schutz<br />
seiner Bestände vorzunehmen. Auch stellte die große Menge an gesammelten<br />
Druckerzeugnissen im Falle ihrer Entzündung eine erhebliche Gefahrenquelle<br />
für die gesamte Berliner Zentrale dar. Zuerst wurden der Aktenlagerungsraum,<br />
das Büro und der Raum für die Geschäftsberichte mit Sandtüten und<br />
Wasserbehältern nebst Handspritzen versehen und besonders wichtige und<br />
wertvolle Unterlagen in den Keller verbracht. 85<br />
Anfang August des Jahres wurde dann mit der teilweisen Auslagerung des für<br />
die tägliche Arbeit nicht dringend benötigten Materials in innerstädtische<br />
Ausweichlager begonnen. So wurden die Bindeexemplare der Zeitungen bis<br />
1942 in der Kiefholzstraße, die gebundenen Kurszettel der in- und<br />
ausländischen Börsen in der Depositenkasse 63 in der Holzmarktstraße und<br />
sämtliche Duplikate von Geschäftsberichten und Satzungen sowie die<br />
Prospekte am Steubenplatz untergebracht. Außerdem wurden sowohl im Keller<br />
als auch in den drei Ausweichlagern jeweils eine vollständige Sammlung der<br />
Geschäftsberichte der Dresdner Bank von 1873 bis 1942 aufbewahrt. 86<br />
Doch nicht nur die Luftangriffe bedrohten den Bestand des Archivs. Auch die<br />
wegen des herrschenden Papiermangels im Juni 1943 durchgeführte<br />
Altpapiersammlung verminderte dessen Umfang beträchtlich. Diese betraf<br />
hauptsächlich die Duplikate der Geschäftsberichte und Prospekte. 87<br />
3.1.6 Kriegsbedingte Auslagerung des Hauptarchivs (1944-1945)<br />
Durch die zunehmenden Luftangriffe sah sich der Vorstand der Dresdner Bank<br />
veranlasst, am 20. Dezember 1943 die teilweise Verlagerung der Berliner<br />
Zentrale in weniger bedrohte Orte zu beschließen. 88 Durch diese Entscheidung<br />
sollte die weitere Arbeitsfähigkeit der Bank gewährleistet werden.<br />
Zu den von diesen Verlagerungen betroffenen Abteilungen und Büros gehörte<br />
auch das Hauptarchiv der Volkswirtschaftlichen Abteilung. Als Auslagerungsort<br />
wurde das nördlich von Berlin bei Rheinsberg im Landkreis Ruppin gelegene<br />
Dorf Zühlen gewählt. Im März und April 1944 begann der Büroleiter des Archivs<br />
mit den Vorbereitungen für den Umzug. In mehreren Besichtigungen vor Ort<br />
85<br />
HA-DrBk 45390-2001.BE, Luftschutzsicherungsmassnahmen für das Archiv vom 4.3.1943<br />
86<br />
HA-DrBk Ebd., Luftschutzmassnahmen im Hauptarchiv vom 2.8. bis 12.8.1943<br />
87<br />
HA-DrBk Ebd., Aktennotiz vom 12.6.1943<br />
40
informierte er sich über die dort herrschenden Bedingungen und die<br />
anstehenden Probleme bei der Verlagerung und der späteren Arbeit. Als solche<br />
machte er v. a. die schlechte verkehrstechnische Anbindung des Ortes, welche<br />
sowohl den Umzugstransport als auch den nachher notwendig werdenden<br />
Aktenaustausch zwischen Berlin und Zühlen erschwerte, die unangemessene<br />
Lagerung der Akten und Arbeitsmaterialien sowie die Nahrungsmittel- und<br />
Wohnraumknappheit aus.<br />
Er mietete für die Unterbringung des Personals zwei Zimmer und für das aus<br />
Berlin auszulagernde Akten-, Arbeits- und sonstige Material die Säle zweier<br />
Gastwirtschaften an. Dabei war der eine für die Lagerung der Akten und der<br />
andere für das Bogenmaterial sowie als Arbeitsraum und Küche vorgesehen.<br />
Dafür wurde Letzterer durch die Errichtung von Trennwänden in mehrere<br />
Räume unterteilt.<br />
Es war vorgesehen, 10.000 bis 15.000 laufende vertrauliche Akten,<br />
Bogenmaterial, eine Geschäftsberichts- und zwei Auslandskartotheken, zwei<br />
Sortierkästen, Handbücher und das Register auszulagern. Des Weiteren<br />
mussten, um die Weiterführung der Arbeiten des Hauptarchivs an seiner neuen<br />
Wirkungsstätte sicherstellen zu können, auch alle sonstigen Arbeitsmaterialien,<br />
große Teile der Büroeinrichtung und Stahlschränke zur vorschriftgemäßen<br />
Aufbewahrung geheimen Materials von Berlin nach Zühlen transportiert werden.<br />
Für die Unterbringung und Verpflegung der Angestellten war es außerdem<br />
notwendig, u. a. Öfen, Kochherde, Bettgestelle, Kleiderschränke, Geschirr,<br />
Toilettenartikel, Lebensmittel etc. mitzunehmen. Auf die Verfrachtung der<br />
Aktenregale wurde jedoch verzichtet, da deren Umarbeitung als zu aufwendig<br />
angesehen wurde und diese den Transport noch zusätzlich belastet hätten.<br />
Stattdessen wurden ca. 500 m Regale in Zühlen neu angefertigt, was auch den<br />
Vorteil einer optimalen Raumausnutzung bewirkte.<br />
Ein direkter Transport war aufgrund des herrschenden Treibstoffmangels nicht<br />
möglich. Deshalb wurden als alternative Möglichkeiten die Beförderung auf dem<br />
Eisenbahnweg durch Loren, Fahrbehälter oder Waggons oder auf dem<br />
Wasserweg durch Kähne geprüft. 89 Wie und wann dieser Transport letztlich<br />
erfolgte, ist nicht bekannt.<br />
88 Vgl. Meyen 1992, S.131<br />
89 HA-DrBk 45390-2001.BE, Aktennotizen vom 17.3.1944, 23.3.1944, 28.4.1944, 17.3.1945<br />
41
Vermutlich dürfte er jedoch nicht vor Juli 1944 stattgefunden haben, da die<br />
Verlagerung des Hauptarchivs erst Ende Juni 1944 durch die<br />
„Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe“ befürwortet und von der<br />
Planungsstelle des Oberpräsidenten der Provinz Mark Brandenburg genehmigt<br />
wurde. Am 4. Juli 1944 wurde dem Büroleiter die Vollmacht erteilt, „alle im<br />
Zusammenhang mit dieser Verlagerung und Neueinrichtung des Hauptarchivs<br />
stehenden Handlungen selbständig vorzunehmen“ 90 .<br />
Am 7. Juli 1944 siedelte er mit zwei Angestellten nach Zühlen über. Zwei Tage<br />
später folgten diesen noch drei Mitarbeiter, sodass die neue Außenstelle der<br />
Volkswirtschaftlichen Abteilung am 10. Juli 1944 seine Tätigkeit mit einem aus<br />
sechs Personen bestehenden Team aufnehmen konnte. Außerdem wurde für<br />
die Verpflegung der Angestellten eine Köchin von der Kantine der Berliner<br />
Zentrale nach Zühlen „abkommandiert“. 91<br />
Die nun bestehende räumliche Distanz zwischen dem Gesellschaftsarchiv<br />
und der Hauptbank und die sich daraus ergebenden Störungen der eng<br />
verflochtenen Arbeitsprozesse innerhalb der Abteilung machten eine<br />
kontinuierliche Fortsetzung der Tätigkeiten für beide Seiten unmöglich. Es<br />
stellte sich die Frage, wie das weiterhin notwendige gemeinsame Lektorat<br />
wichtiger Zeitungen durch Wirtschafts- und Hauptarchiv und der Austausch der<br />
Zeitungsartikel über die Entfernung erfolgen sollte. Daneben mussten, da nicht<br />
alle Gesellschaftsakten nach Zühlen ausgelagert worden waren, permanent<br />
Akten zwischen Berlin und der Ausweichstelle transportiert werden. Der Grund,<br />
weshalb ein Teil des Archivbestandes in der Zentrale verblieben war, ist wohl in<br />
dem in Zühlen herrschenden Platzmangel zu sehen. 92<br />
Anfänglich erfolgte dieser Material- und Aktentransport drei mal wöchentlich<br />
durch einen allein dafür abgestellten Mitarbeiter der Abteilung. Im Oktober 1944<br />
wurde dieser jedoch einer anderen Stelle der Bank zugeteilt 93 , sodass von da<br />
an die Transporte von den Angestellten des Hauptarchivs selbst vorgenommen<br />
werden mussten. Im Februar 1945 wurden, nach dem Ausfall von zwei<br />
Mitarbeitern durch Einberufung zum Volkssturm resp. durch Krankheit, diese<br />
Fahrten immer schwerer realisierbar, wodurch es zu Materialstauungen kam.<br />
90 HA-DrBk Ebd., Handlungsvollmacht vom 4.7.1944<br />
91 HA-DrBk E.782, Schreiben vom 4.7.1944<br />
92 Die Vermutung, dass nicht alle Gesellschaftsakten verlagert wurden, ergibt sich aus der Annahme, dass<br />
Gesamtbestand des Hauptarchivs 36.000 Akten umfasste, aber nur der Transport von 15.000 Akten<br />
vorgesehen war. Vgl. hier 3.2.3, sowie HA-DrBk 45390-2001.BE, Aktennotiz vom 17.3.1944<br />
42
Es konnten nur noch kleinere Kurierfahrten in unregelmäßigen Zeitabständen<br />
unternommen werden. Aus diesem Grund und durch die immer häufiger<br />
vorkommenden Telefonsperrungen und –ausfälle war die erforderliche<br />
Aufrechterhaltung eines kontinuierlichen Kontakts mit der Hauptbank nicht mehr<br />
gewährleistet, was die weitere Arbeit des Hauptarchivs zumindest erschwerte,<br />
wenn nicht gar unmöglich machte. 94<br />
Ebenfalls gestaltete sich für die Berliner Zentrale die Fortführung ihrer<br />
Tätigkeiten durch die sich zuspitzende Kriegslage Anfang 1945 immer<br />
schwieriger. Da die Hauptstadt zunehmend vom übrigen Reich isoliert wurde,<br />
beschloss Hunscha im Februar des Jahres, den Leiter des Ressorts für<br />
Außenhandelsfragen und Auslandsbeobachtung nach Hamburg zu entsenden,<br />
damit dieser von dort aus die Verbindung zu den außerhalb von Berlin<br />
befindlichen Vorstandsmitgliedern mit der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
aufrechterhalten und somit deren weitere Versorgung mit volkswirtschaftlich<br />
wichtigen Nachrichten sicherstellen konnte. Dieser Verbindungsmann sollte,<br />
solang dies möglich war, den Kontakt mit Berlin halten und, wenn dieser nicht<br />
mehr hergestellt werden könnte, selbstverantwortlich die weitere Informierung<br />
des Vorstands übernehmen. Außerdem hatte er zu prüfen, ob ein Teil der<br />
Publikationen der Abteilung, deren Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt<br />
eingestellt worden war, nach Beendigung des Krieges von der Hamburger<br />
Filiale erstellt werden könnte. Am 5. März 1945 nahm dieser Mittelsmann seine<br />
Arbeit als verantwortlicher Leiter der Hamburger Außenstelle auf. 95<br />
Nach einem Luftangriff am 3. Februar 1945, bei dem erneut ein Teil der<br />
Büroräume der Abteilung vernichtet wurde, plante diese, weiteres Material<br />
und Personal nach Zühlen zu verlagern. 96 Dazu kam es jedoch nicht mehr. Am<br />
29. April wurde das Dorf von sowjetischen Truppen besetzt. Kurz zuvor floh der<br />
Büroleiter mit der letzten verbliebenen Angestellten. Sie nahmen sämtliche<br />
Register mit, welche sie jedoch auf der Flucht verloren, und überließen die<br />
Akten und das weitere Material des Gesellschaftsarchivs sich selbst. 97 Damit<br />
endete die über 60 Jahre dauernde erfolgreiche bankarchivische Arbeit der<br />
Dresdner Bank.<br />
93 HA-DrBk E.7104, Versetzung vom 17.7.1944, HA-DrBk Ebd. Schreiben vom 18.10.1944<br />
94 HA-DrBk 45390-2001.BE, Schreiben vom 22.2.1945<br />
95 HA-DrBk E.2325, Dienstanweisung vom 2.2.1945, HA-DrBk Ebd., Bescheinigung vom 28.4.1960<br />
96 HA-DrBk 45390-2001.BE, Schreiben vom 14.2.1945<br />
97 HA-DrBk E.10035, Schreiben vom 16.12.1945<br />
43
Die Volkswirtschaftliche Abteilung in Berlin stellte ihre Tätigkeit am 28. April<br />
1945 aufgrund des vom sowjetischen Stadtkommandanten Bersarin erteilten<br />
Befehls Nr. 1 ein, welcher besagte, dass alle Banken der Stadt zu schließen<br />
seien. 98 Nach dem Zweiten Weltkrieg führte zunächst die Hamburger<br />
Ausweichstelle die volkswirtschaftlichen Arbeiten für die Bank weiter, bis 1948<br />
Dr. Kurt Hunscha, der zwischenzeitlich als Volkswirtschaftlicher Berater der<br />
ruhenden Dresdner Bank in Berlin tätig gewesen war, den Aufbau und die<br />
Leitung einer neuen Volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank in<br />
Frankfurt am Main übernahm. Im Jahre 1952 wurde er deren Direktor und im<br />
Juli 1960 Leiter des neugeschaffenen Volkswirtschaftlichen Sekretariats.<br />
Was mit den in der Zentrale und den drei Ausweichlagern verbliebenen<br />
Beständen des Hauptarchivs, wie z. B. den angenommenen weiteren<br />
Gesellschaftsakten, den Bindeexemplaren der Zeitungen, den gebundenen<br />
Kurszettel der in- und ausländischen Börsen, den Geschäftsberichts- und<br />
Satzungsduplikaten, den Prospekten etc., und denen des Wirtschaftsarchivs<br />
und der Fachbibliothek geschah, ist nicht bekannt. Vermutlich müssen sie als<br />
vernichtet angesehen werden.<br />
98 Vgl. Meyen 1992, S.139<br />
44
3.2 Organisationsstruktur der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
3.2.1 Referate<br />
Die wichtigste Aufgabe der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank,<br />
welche im Jahre 1903 ihre Arbeit aufnahm 99 , bestand in der laufenden<br />
Unterrichtung ihrer Direktion und Dienststellen „über alle für die<br />
Geschäftsgestaltung wesentlichen Vorgänge der allgemeinen und finanziellen<br />
Entwicklung im In- und Ausland“ 100 . Die Ausführung dieses Auftrags setzte eine<br />
systematische Wirtschaftsbeobachtung voraus, die sich nach verschiedenen<br />
Kriterien unterteilen ließ. Die Differenzierung der Arbeit anhand dieser<br />
Unterscheidungsmerkmale führte dazu, dass im Laufe der Jahre einzelne<br />
Referate in der Abteilung entstanden. Während die Einrichtungen des Archivs<br />
nur den Hilfsapparat zur Aufgabenerfüllung und das Börseninformationsbüro<br />
eine spezielle Form des Nachrichtendienstes darstellten, wurden in diesen<br />
Ressorts die eigentlichen wirtschaftsanalytischen und -statistischen Arbeiten<br />
ausgeführt. Bei den dort tätigen Referenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />
handelte es sich größtenteils um diplomierte oder promovierte Betriebs- und<br />
Volkswirte mit guten fremdsprachlichen Kenntnissen. Sie unterstanden dem<br />
Abteilungsdirektor direkt, waren aber für die Leitung ihrer Aufgabenbereiche<br />
selbstverantwortlich.<br />
Wie viele und welche Ressorts in den Jahren vor 1938 existierten, lässt sich<br />
aufgrund fehlender Organisationspläne der Abteilung aus heutiger Sicht nicht<br />
mehr feststellen. Daraus folgt auch, dass für diese Zeit keine exakte Aussage<br />
über die Betätigungsfelder der Arbeitsgebiete, und wie stark diese voneinander<br />
getrennt waren gemacht werden kann. Für das Jahr 1938 ist die Schaffung der<br />
Ressorts für die Beobachtung der deutschen Wirtschaft und für<br />
Außenhandelsfragen und Auslandsbeobachtung nachweisbar.<br />
Das Ressort für die Beobachtung der deutschen Wirtschaft befasste sich in<br />
erster Linie mit der allgemeinen inländischen Konjunkturentwicklung. Dafür<br />
sammelte und verglich es alle erhältlichen Informationen über die<br />
Kreditsituation in Deutschland. Ebenfalls beobachtete es die geschäftlichen<br />
Tendenzen einzelner Branchen mit dem Ziel, den Kreditbedarf und die<br />
Kreditwürdigkeit von Unternehmen besser beurteilen zu können. Für diese<br />
99 Vgl. hier 3.1.2<br />
45
Branchenbeobachtung wertete es hauptsächlich Statistiken über die<br />
Warenmärkte aus und fertigte eigene Marktanalysen über diese an.<br />
Für die allgemeine Konjunkturbeobachtung der „wichtigsten weltwirtschaftlichen<br />
Länder“ war das Ressort für Außenhandelsfragen und Auslandsbeobachtung<br />
zuständig. Außerdem befasste sich dieses mit den Staaten, die bedeutende<br />
Außenhandelspartner und währungspolitisch wichtig waren, sowie mit denen,<br />
die als Anleiheschuldner an den Börsen vertreten waren. 101<br />
Ab November 1939 gab es zudem ein Ressort für die Beobachtung der in- und<br />
ausländischen Börsen. Dieses nahm die Aufgaben des aufgelösten<br />
Börseninformationsbüros wahr. Über das Bestehen weiterer möglicher<br />
Sachgebiete, wie die Beobachtung der in- und ausländischen Banken oder<br />
Konzernverflechtungen, ist nichts bekannt.<br />
Die Hauptarbeit, welche die wissenschaftlichen Dezernenten zu leisten hatten,<br />
bestand in der Anfertigung von wirtschaftsanalytischen und -statistischen<br />
Exposés für die Direktion und die Abteilungen der Dresdner Bank. Diese<br />
Berichte behandelten sowohl allgemeine volkswirtschaftliche, kredit- und<br />
außenwirtschaftliche als auch bilanzkritische Themen und wurden mit dem<br />
täglichen Pressebericht in Umlauf gebracht.<br />
Darüber hinaus erarbeiteten die Referenten die „Interne Spezialinformation“.<br />
Diese beinhaltete politische und vertrauliche Meldungen, die ausschließlich für<br />
die Geschäftsleitung bestimmt waren.<br />
Die redaktionelle Bearbeitung von Publikationen für die Bankkundschaft bildete<br />
eine weitere wichtige Tätigkeit für die Sachbearbeiter der Abteilung. Dabei<br />
handelte es sich zum einen um die Zeitschriften „Türkische und ägyptische<br />
Wirtschaftsberichte“, „Außenhandel und Devisenbewirtschaftung“, „Blaue<br />
Blätter“, „Wirtschafts-Rundschau“ und zum anderen um einmalig oder<br />
periodisch erscheinende Kundenbroschüren über die in- und ausländische<br />
Wirtschaft 102 . Außerdem wurden in der Volkswirtschaftlichen Abteilung in<br />
unregelmäßigen Abständen größere Sonderveröffentlichungen ausgearbeitet.<br />
Des Weiteren waren die Referenten mit dem laufenden Informationsdienst<br />
befasst, d. h., sie lasen ausländische Presseerzeugnisse auf Firmen- und<br />
Wirtschaftsmeldungen hin und erteilten schriftliche und telefonische Auskünfte.<br />
100 Hunscha 1936, S.257<br />
101 Vgl. Ebd., S.259<br />
102 siehe Abb. 1 und 2.<br />
46
Zudem führten die Angestellten des Büros eine nach Branchen geordnete<br />
Chronik über Gesetzgebung und Wirtschaftslage. 103<br />
Abb. 1 und 2: Kundenbroschüren der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
Quelle: Dresdner Bank (Hrsg.): Zeitgemäße Geldanlagen, Berlin 1933. Dresdner Bank (Hrsg.):<br />
Anlagewerte 1939. Deutsche Renten, Deutsche Brauwirtschaft, Berlin 1939.<br />
3.2.2 Börseninformationsbüro<br />
Ein wesentliches Geschäftsfeld der Banken liegt in der Vermittlung des Handels<br />
mit Aktien für ihre Kunden. Dabei setzen diese eine seriöse und kompetente<br />
Beratung über die in Frage kommenden Wertpapiere voraus. Um diese<br />
Auskunft erteilen zu können, müssen sich die Kreditinstitute zunächst selbst<br />
möglichst umfassend und sachlich über die Effekten kundig machen.<br />
Zur Erfüllung dieser Aufgabe konnten die deutschen Großbanken vor dem<br />
Zweiten Weltkrieg neben diversen Handbüchern natürlich auch auf die<br />
gesammelten Unternehmensinformationen, welche eine Beurteilung der<br />
103 HA-DrBk E.788, Leistungs- und Führungsbericht vom 23.4.1938, HA-DrBk E.2999, Leistungs- und<br />
Führungsbericht vom 8.10.1940, HA-DrBk E.5005, Leistungs- und Führungsbericht vom 9.10.1941<br />
47
wirtschaftlichen Lage einer Gesellschaft und somit auch des Werts seiner<br />
Börsenpapiere ermöglichte, in ihren Archiven zurückgreifen.<br />
Dr. Hjalmar Schacht, der zu jener Zeit Leiter des Archivs der Dresdner Bank<br />
war, wies schon 1912 in seinen Vorträgen über „Einrichtung, Betrieb und<br />
volkswirtschaftliche Bedeutung der Großbanken“ auf diesen Umstand hin. In<br />
seinen Ausführungen erwähnte er, dass „bei machen Großbanken ein<br />
besonderes Informationsbureau, welches lediglich die Aufgabe verfolgt, alle<br />
Anfragen über Wertpapiere möglichst eingehend und sachgemäß zu<br />
beantworten“ 104 bestünde. Eine Dienststelle mit dieser Funktion wurde bei<br />
seinem damaligen Arbeitgeber aber erst 20 Jahre später eingerichtet.<br />
Der Anlass für die Schaffung eines „Börseninformationsbüros“ bei der Dresdner<br />
Bank ist in ihrer im März 1932 erfolgten Vereinigung mit der Danatbank, wo<br />
eine Einrichtung gleichen Namens bereits bestand, zu sehen. Am 9. Mai 1932,<br />
also wenige Tage nach der Fusion, wurde der bisherige Abteilungsleiter des<br />
Börsenbüros mit dem Aufbau und der Leitung dieser Stelle betraut. 105 Die neue<br />
Einrichtung wurde der Volkswirtschaftlichen Abteilung zugeordnet, und sein<br />
Personal setzte sich aus vormaligen Angestellten des Börsenbüros der<br />
Dresdner Bank 106 und des Börseninformationsbüros der Danatbank 107<br />
zusammen. Für dessen Leiter, der auch die Funktion eines stellvertretenden<br />
Direktors innehatte, bedeutete diese Subordination unter die Führung des<br />
seinerzeit fungierenden Ersten Volkswirts der Bank, Dr. Oskar Mohrus, de facto<br />
eine Herabsetzung. Er behielt jedoch die Vollmacht zur auftragsweisen zweiten<br />
Unterschrift und konnte die Erledigung der Aufgaben und die Führung des<br />
Büros relativ unabhängig von diesem wahrnehmen.<br />
Die erste Unterschrift leistete in abteilungsinternen Angelegenheiten<br />
selbstverständlich der Direktor des Volkswirtschaftlichen Sekretariats und bei<br />
den ausgehenden Schreiben die Mitarbeiter des Börsenbüros. Auch erging bei<br />
einer Abwesenheit des Büroleiters die Zeichnungsvollmacht nicht an dessen<br />
Stellvertreter, dem Kontrolleur der Auskunftsstelle, sondern wurde von einem<br />
Angestellten des Börsenbüros vorgenommen. 108 Aus dieser engen Verzahnung<br />
der zwei Dienststellen lässt sich schlussfolgern, dass eine Hauptaufgabe des<br />
104 Schacht 1912, S.33<br />
105 HA-DrBk E.2465<br />
106 HA-DrBk E.8519, HA-DrBk E.8503<br />
107 HA-DrBk E.6495<br />
108 HA-DrBk E.8519, Schreiben vom 3.7.1936<br />
48
Börseninformationsbüros in der gegenseitigen Informationsvermittlung und<br />
-verwertung zwischen dem Börsenbüro und der Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
bestand.<br />
Die Mitarbeiter des Büros, Korrespondenten und Sachbearbeiter, informierten<br />
sich über die an den deutschen und ausländischen Börsen gehandelten<br />
Wertpapiere. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden mittels telefonischer und<br />
schriftlicher Effekten- und Kursauskünfte über Aktien und Renten an die<br />
Kundschaft weitergegeben. Außerdem wurden Effektenbroschüren und eine<br />
Vierteljahresbroschüre publiziert. Der stellvertretende Leiter des<br />
Börsensekretariats war als Kontrolleur bei der Erteilung von Effektenauskünften<br />
tätig. 109<br />
Das Börsensekretariat stellte zum 13. November 1939 seine Arbeit ein, und<br />
dessen Mitarbeiter wurden auf die restliche Volkswirtschaftlichen Abteilung<br />
aufgeteilt. Dort waren sie zwar auch weiterhin für Börsenauskünfte zuständig,<br />
erledigten aber auch eine Vielzahl an anderen Aufgaben. Der Grund für die<br />
Aufgabe dieses Büros, ist in dem seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs<br />
herrschenden Personalmangel zu sehen. 110<br />
3.2.3 Archiv<br />
Das Archiv der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank gliederte sich<br />
in das Hauptarchiv und das Wirtschaftsarchiv sowie in die Fachbibliothek und<br />
die Angestelltenbibliothek. Da über das Wirtschaftsarchiv und die beiden<br />
Bibliotheken keine Informationen ermittelt werden konnten, bezieht sich<br />
nachfolgende Darstellung ausschließlich auf den Aufbau, die Tätigkeiten und<br />
die Bestände des Hauptarchivs.<br />
Das Hauptarchiv, das auch als Gesellschafts- und Ausleihearchiv bezeichnet<br />
wurde, war die älteste und ursprünglichste Einrichtung der Abteilung. Es<br />
leistete, indem es alle verfügbaren Nachrichten über bedeutende und die Bank<br />
interessierende Unternehmen des In- und Auslandes sammelte und in eigens<br />
dafür angelegte Akten 111 dauerhaft aufbewahrte, die Basisarbeit der<br />
Wirtschaftsinformation.<br />
109 HA-DrBk E.8519<br />
110 Vgl. hier 3.1.5<br />
111 siehe Abb. 3<br />
49
Abb. 3: Gesellschaftsakte des Hauptarchivs der Dresdner Bank<br />
Quelle: HA-DrBk 65/11412 Löwenbrauerei AG, Freiburg (Breisgau).<br />
Mit der Erfüllung dieser Aufgabe waren in erster Linie Registraturarbeiten<br />
verbunden, die von einem Stammpersonal, das aus mindestens acht<br />
Angestellten 112 bestand, ausgeführt wurden. Neben diesen fachlich und<br />
technisch gut ausgebildeten Beamten gab es für die weniger anspruchsvollen<br />
Tätigkeiten noch eine Reihe weiterer Beschäftigter mit geringerer Qualifikation,<br />
sodass der Gesamtpersonalbestand des Büros weit höher lag.<br />
Zu den Arbeiten, die eine bessere Ausbildung erforderten, zählten das<br />
verantwortliche Lesen der Zeitungen, die Auswertung von Börsen- und<br />
Gesellschaftsnachrichten für die Akten, der Versand und die Anforderung von<br />
Geschäftsberichten, Satzungen, Prospekten etc. und die ständige Überprüfung<br />
der Bestände. Über die Anzahl der Zeitungen und Zeitschriften, die im Archiv<br />
gelesen wurden, lässt sich nur für das Jahr 1943 eine ungefähre Aussage<br />
treffen. In diesem Jahr mussten durch die Angestellten des Hauptarchivs<br />
„durchschnittlich täglich annähernd 30 Zeitungen bzw. verschiedene Ausgaben<br />
dieser, ausschliesslich der grossen Anzahl von Auslandszeitungen,<br />
112 HA-DrBk E.9167, Antrag auf Uk-Stellung vom 3.9.1941<br />
50
Presseberichten usw.“ 113 bearbeitet werden. Es ist aber davon auszugehen,<br />
dass diese Zahl vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs resp. vor der<br />
Machtübernahme in Deutschland durch die NSDAP bei weitem höher lag.<br />
Die wichtigsten Informationsquellen waren der „Deutsche Reichsanzeiger“ und<br />
der „Preussische Staatsanzeiger“, die in je vier Schnitt- und einem<br />
Bindeexemplar vorhanden waren, und für deren Lektorat besondere<br />
Anweisungen existierten. 114 Diese und eine ganze Reihe weiterer Schriften<br />
wurden vom Haupt- und vom Wirtschaftsarchiv gleichzeitig ausgewertet.<br />
Das Lesen der ausländischen Presse wurde in der Hauptsache von den<br />
Referenten der Volkswirtschaftlichen Abteilung übernommen. Aus einem<br />
ebenfalls aus dem Jahr 1943 stammenden Arbeitsplan geht hervor, dass in<br />
diesem Jahr in der gesamten Abteilung 57 periodisch erscheinende<br />
Publikationen bearbeitet wurden. 115<br />
Die beim verantwortlichen Lesen der Zeitungen und Zeitschriften markierten<br />
Artikel, welche für die Aufnahme in die Akten des Haupt- und des<br />
Wirtschaftsarchivs, in das Finanzjournal, in die bankpolitische Mappe etc.<br />
bestimmt waren, wurden anschließend nachgelesen, mit einem<br />
Zeitungsstempel versehen und ausgeschnitten. Die nächsten Arbeitsschritte<br />
bestanden nun darin, die Ausschnitte nach dem jeweiligen Verwendungszweck,<br />
nach Buchstaben, und schließlich nach den Aktennummern zu sortieren. Dabei<br />
war jeweils ein Bearbeiter für bestimmte Buchstaben und Aktennummern<br />
zuständig.<br />
Ob die Buchstabensortierung nach dem Anfangsbuchstaben des<br />
Firmennamens, nach einem Branchen- oder Länderschlüssel o. ä. erfolgte, und<br />
ob diese Buchstaben mit der inneren Ordnung der Akten, d. h. mit den<br />
Aktennummern, in einem direkten Zusammenhang standen, kann aus heutiger<br />
Sicht, aufgrund des fehlenden Aktenregisters, nicht mehr geklärt werden.<br />
An einem bestimmten „Auslegungstag“ wurden die Artikel dann feinnummeriert,<br />
in sich geordnet und redundante Meldungen aussortiert. Zum Schluss erfolgte<br />
das Einkleben der Ausschnitte 116 in die Akten. 117<br />
113<br />
HA-DrBk 45390-2001.BE, Rationelle Arbeitsverflechtung in der Volkswirtschaftlichen Abteilung vom<br />
12.10.1943<br />
114<br />
HA-DrBk Ebd., Lesen des „Deutschen Reichsanzeigers“ und „Preussischen Staatsanzeigers“<br />
115<br />
Vgl. Anlage 1. HA-DrBk Ebd., Arbeitsplan für das Lektorat von Zeitungen und Zeitschriften für 1943<br />
116<br />
siehe Abb. 4<br />
117<br />
HA-DrBk 45390-2001.BE, Richtlinien für die Handhabung der Sortierkästen vom 25.2.1943, HA-DrBk<br />
Ebd., Sachliche und technische Anhaltspunkte für die Archivarbeit<br />
51
Abb. 4: Beispiel einer Zeitungsausschnittsseite<br />
Quelle: HA-DrBk 65/11412 Löwenbrauerei AG, Freiburg (Breisgau).<br />
Derartige Verrichtungen, die für das „A-Jour-Halten“ der Akten notwendig<br />
waren, konnten auch von weniger gut geschultem Personal ausgeführt werden.<br />
Diese Angestellten waren außerdem für den turnusmäßig erfolgenden<br />
Schalterdienst bei der Ausgabe der Akten verantwortlich. 118 Die anfallenden<br />
Buchbinderarbeiten, wie z. B. das Anlegen neuer Akten, wurden von einem<br />
eigens hierfür angestellten Arbeiter durchgeführt. 119<br />
Die Registraturarbeiten unterstanden der Arbeits- und Büroaufsicht eines<br />
Bürovorstehers. Dieser war neben den verwaltungstechnischen Arbeiten auch<br />
für die Korrespondenz mit den Interessenten verantwortlich. 120<br />
Das Hauptarchiv erfasste alles verfügbare Material über sämtliche deutschen<br />
AGs und Forschungsgesellschaften und über GmbHs ab einer bestimmten<br />
Kapitalmindestsumme. Hierbei waren v. a. Nachrichten und<br />
Bekanntmachungen über Kapitalveränderungen, Dividenden, Abschlüsse,<br />
Personalien des Vorstands, Aufsichtsrats, Geschäftsführers,<br />
118<br />
Vgl. HA-DrBk 6495, HA-DrBk E.4587, HA-DrBk E.9094, HA-DrBk E.1319, HA-DrBk E.2511, Leistungsund<br />
Führungsberichte<br />
119<br />
HA-DrBk E.685, Tätigkeits- und Leistungsbericht vom 1.3.1943<br />
120<br />
HA-DrBk E.727, Leistungs- und Führungsbericht vom 8.10.1940<br />
52
Anleihebegebungen etc. von Interesse. Für die ausländischen Gesellschaften<br />
wurde ebenfalls als Kriterium für die mögliche Auswertung eine Mindestsumme<br />
des Aktienkapitals in der jeweiligen Landeswährung festgelegt. Ausgenommen<br />
davon waren die Gesellschaften, deren Bilanzsumme das fünffache dieses<br />
Betrages überstieg sowie alle Banken und Firmen mit deutscher Beteiligung.<br />
Darüber hinaus wurden auch Meldungen z. B. über Länder- und<br />
Gemeindeanleihen, Staatshaushalte, in- und ausländische Notenbanken,<br />
Strukturveränderungen bei allen deutschen und den ausländischen<br />
Hauptbörsen etc. gesammelt. 121<br />
Den größten und wichtigsten Bestand des Hauptarchivs bildeten die<br />
Gesellschaftsakten. Bereits im Jahre 1912 umfasste dieser „12000<br />
Aktenstücke“ 122 . Inwieweit deren Anzahl in den folgenden Jahren bis zur<br />
Einstellung der bankarchivischen Tätigkeit im April 1945 noch gesteigert<br />
werden konnte, ist nicht mehr exakt ermittelbar.<br />
Einen Anhaltspunkt für die Bestimmung der Bestandsgröße bieten zwei aus<br />
dem Jahre 1943 überlieferte Arbeitspläne für das Sortieren der<br />
Zeitungsausschnitte nach Buchstaben und Nummern. Aus diesen geht hervor,<br />
dass die Angestellten Akten mit den Nummern von 1 bis 36.000 zu bearbeiten<br />
hatten 123 , was die Vermutung zulässt, dass der Gesamtbestand an<br />
Gesellschaftsakten 36.000 Stück betrug.<br />
Neben diesen Akten besaß das Hauptarchiv weitere umfangreiche<br />
Materialsammlungen wie Geschäftsberichts- und Satzungsduplikate,<br />
gebundene Kurszettel in- und ausländischer Börsen, Prospekte,<br />
Bindeexemplare wichtiger Zeitungen und Zeitschriften,<br />
Centralverbandsrundschreiben etc. Außerdem waren in dessen Räumlichkeiten<br />
die Entstehungsakten der Dresdner Bank und ihrer Tochtergesellschaften, die<br />
Geschäftsberichte der Bank seit deren Gründung sowie die Belegexemplare der<br />
Arbeiten der Abteilung untergebracht. 124<br />
121<br />
HA-DrBk 45390-2001.BE, Kapital-Mindestsummen als Maßstab für die Auswertung des für das<br />
Gesellschaftsarchivs bestimmten Materials, HA-DrBk Ebd., Sachliche und technische Anhaltspunkte für<br />
die Archivarbeit<br />
122<br />
Schacht 1912, S.33<br />
123<br />
HA-DrBk 45390-2001.BE, Arbeitseinteilung vom 2.4.1943, HA-DrBk Ebd., Arbeitseinteilung vom<br />
2.11.1943<br />
124<br />
HA-DrBk Ebd., Luftschutzmassnahmen im Hauptarchiv vom 2.8. bis 12.8.1943<br />
53
4 Die Geschichte des Bestands des ehemaligen Hauptarchivs der<br />
Dresdner Bank nach 1945<br />
4.1 Von Zühlen nach Potsdam (1945-1968)<br />
Mit der Flucht des Büroleiters am 29. April 1945 hatte das Hauptarchiv der<br />
Volkswirtschaftlichen Abteilung als „lebende“ Registratur zu bestehen<br />
aufgehört. Dessen Akten waren somit zu Archivmaterial im tatsächlichen Sinne<br />
geworden. Dieses war jedoch schon bald von seiner Vernichtung bedroht.<br />
Wenige Tage nach der Besetzung von Zühlen ordnete ein sowjetischer<br />
Divisionsstab die Räumung des Saals, in welchem die Akten gelagert wurden,<br />
innerhalb von zwei Stunden an. Diese wurden vor das Haus geworfen. Der<br />
Bürgermeister und der Pfarrer des Dorfes nahmen sich der Dokumente an und<br />
brachten sie in der Garage des Letzteren unter, wodurch sie vorerst vor ihrer<br />
Zerstörung bewahrt wurden.<br />
Die Dresdner Bank hatte großes Interesse an der Bewahrung der Akten ihres<br />
Bankarchivs, da es das einzige einer deutschen Großbank war, das den<br />
Zweiten Weltkrieg relativ vollständig und schadlos überstanden hatte. Durch<br />
eine baldige Wiederinbesitznahme dieser Bestände versprach sie sich einen<br />
Vorsprung gegenüber ihren Konkurrenten. 125<br />
In der Zeit vom 22. bis 29. August 1945 unternahmen Mitarbeiter der<br />
Volkswirtschaftlichen Abteilung, die in ungekündigtem Dienstverhältnis standen<br />
und seit dem 1. Juli gehaltlos beurlaubt waren, eine Fahrt nach Zühlen mit dem<br />
Ziel, nach dem Verbleib der Akten zu forschen und über die Lagerung und die<br />
Sicherstellung des noch vorhandenen Materials zu verhandeln. Zur Sicherung<br />
der Akten wurde der schnellstmöglichste Rücktransport von Zühlen nach Berlin<br />
und deren Unterbringung in der Depositenkasse am Steubenplatz empfohlen. 126<br />
Um die Rückführung des Archivmaterials vorzubereiten, fuhr eine ehemalige<br />
Archivangestellte für den Zeitraum vom 9. bis 16. November 1945 erneut nach<br />
Zühlen. 127<br />
Diese Rückholaktion wurde jedoch wegen mangelnder Transportmöglichkeiten<br />
nie realisiert. Die Akten verblieben in der Garage des Dorfpfarrers. Diese wurde<br />
1947 von einem örtlichen Polizisten versiegelt, da die Zühlener Bevölkerung<br />
125 HA-DrBk Ebd., Aktennotiz vom 17.3.1945<br />
126 Vgl. Anlage 2 Bericht über die vom 22.8.45 bis 29.8.45 getätigte Fahrt nach Zühlen i. d. Mark. HA-DrBk<br />
50996-2001.BE<br />
54
das Archivmaterial zur Feuerung und für ähnliche Zwecke missbrauchte.<br />
Anfang der 50er Jahre wurde das gesamte Material dann von Behörden der<br />
Deutschen Demokratischen Republik (DDR) abtransportiert. 128<br />
Wie viele Akten aufgrund ihrer zweckentfremdeten Verwendung durch die<br />
Dorfbevölkerung vernichtet wurden, lässt sich nicht genau bestimmen. Wenn<br />
davon ausgegangen wird, dass nie mehr als 15.000 Akten von Berlin nach<br />
Zühlen verlagert wurden, so ergäbe sich zu den überlieferten 14.500 Akten des<br />
Bestands „Volkswirtschaftliche Dokumentation“ eine Differenz von 500 Stück,<br />
was einen relativ geringen Verlust bedeuten würde. Ebenfalls können für die<br />
Zeit bis 1968 keine Aussagen über den Verbleib oder die Verwendung des<br />
Archivmaterials gemacht werden, da nicht bekannt ist, welche Behörde der<br />
DDR den Abtransport der Akten vornahm.<br />
Im Frühjahr 1968 plante das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR die<br />
„Durchführung von Maßnahmen auf der Grundlage von dokumentarischen<br />
Material“. 129 Eines dieser Vorhaben, die Aktion „Contra“, richtete sich gegen<br />
„die neonazistische Entwicklung in Westdeutschland“ und sollte u. a.<br />
nachweisen, „daß die Dresdner Bank die bevorzugte Bank der SS-Führung<br />
war“. 130 Bei der Recherche nach Dokumenten zur Realisierung dieses<br />
Vorhabens stellte sich heraus, dass im Keller des Deutschen<br />
Wirtschaftsinstituts (DWI) in Berlin ca. 25-30 Tonnen Aktenmaterial der<br />
Dresdner Bank, der Deutschen Bank und der Zulassungsstelle des<br />
Börsenvereins lagerten. Der Leiter des DWI gab an, dass das Material „von<br />
verschiedensten Instituten überführt wurde“ und für die Arbeiten des DWI kaum<br />
Verwendung fand. Deshalb wurde es auch nicht geordnet oder archiviert. Er<br />
erklärte sich mit einer Einsichtnahme der Bestände durch das MfS<br />
einverstanden. 131<br />
Diese Grobsichtung ergab, dass ca. 35.000 Akten deutscher Banken im Keller<br />
des DWI untergebracht waren, wovon die Bestände der Dresdner Bank mit ca.<br />
18.000 Akten und die der Deutschen Bank mit ca. 12.000 Akten den größten<br />
Teil ausmachten. 132 Bei den Aktenbeständen der Dresdner Bank handelte es<br />
127<br />
HA-DrBk E.688, Bescheinigung vom 22.11.1945, HA-DrBk Ebd., Bestätigung der Fahrt vom 14.1.1946<br />
128<br />
HA-DrBk 50996-2001.BE, Aktennotiz vom 1.9.2000<br />
129<br />
BStU-Archiv HA IX/11 AS 53/68a, Bl.3<br />
130<br />
BStU-Archiv Ebd., Bl.6<br />
131<br />
BStU-Archiv HA IX/11 FV 87/70 Bd.1 Teil 1., Bl.9f., Aktenvermerk vom 17.4.1968<br />
132<br />
BStU-Archiv Ebd., Bl.11, Information über die bei dem Deutschen Wirtschaftsarchiv lagernden<br />
Aktenbestände der Deutschen Bank und der Dresdner Bank<br />
55
sich um die Gesellschaftsakten ihres ehemaligen Hauptarchivs. Ob das DWI die<br />
Akten selbst aus Zühlen abtransportierte oder ob sich diese zwischenzeitlich<br />
noch bei einer anderen Behörde befanden, ist unbekannt. Die Differenz<br />
zwischen den angegebenen ca. 18.000 Akten und den tatsächlich überlieferten<br />
14.500 lässt sich mit einer Fehleinschätzung der Bestandsgröße durch die<br />
Mitarbeiter des MfS erklären.<br />
Die fälschliche Bestimmung des Bestandsumfangs sollte 30 Jahre später noch<br />
für Aufsehen sorgen. Nachdem 1998 bekannt wurde, dass das MfS im Frühjahr<br />
1968 den Bestand gesichtet hatte und von ca. 18.000 Akten ausging,<br />
beauftragte die Dresdner Bank, welche mittlerweile wieder im Besitz des<br />
Bestands war, die Historiker des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts nach dem<br />
Verbleib der fehlenden Dokumente zu forschen. Die Geschichtsforscher, die in<br />
erster Linie die Rolle der Bank im 3. Reich untersuchten, kamen jedoch auch zu<br />
dem Schluss, dass sich die Mitarbeiter des MfS bezüglich der Größe des<br />
Bestands geirrt haben mussten. 133<br />
Der Leiter des DWI gab bei dieser Sichtung zu verstehen, dass von Seiten<br />
seines Institutes kein Interesse an den Akten besteht, und er sie deshalb an das<br />
Deutsche Zentralarchiv (DZA) Potsdam, dem zentralen Staatsarchiv der DDR,<br />
übergeben wollte. Dort sollten sie allerdings möglichst so gelagert werden, dass<br />
sie von der Forschung und anderen Interessenten jederzeit benutzt werden<br />
könnten. Er „machte darauf aufmerksam, daß im In- und Ausland das<br />
Vorhandensein dieser Akten beim DWI bekannt ist und bei Anfragen Auskunft<br />
über deren Verbleib gegeben werden muß“. 134<br />
Das MfS stimmte dem Vorschlag einer Übergabe der Bestände an das DZA<br />
Potsdam zu, nachdem es feststellte, dass mit deren Auswertung ca. 50<br />
Mitarbeiter für ein halbes Jahr beschäftigt gewesen wären. Auch sahen sie in<br />
der Aufbewahrung des Archivmaterials im DZA Potsdam den Vorteil, dass<br />
dieses dort vor unbefugter Benutzung geschützt war resp. diese kontrolliert<br />
werden konnte. 135 Neben den genannten Gründen, ist anzunehmen, dass das<br />
MfS auch festgestellt haben dürfte, dass die ausschließlich gesammelte<br />
133 Der Spiegel 47(1998), S.18<br />
134 BStU-Archiv HA IX/11 FV 87/70 Bd.1 Teil 1, Bl.13, Information über die bei dem Deutschen<br />
Wirtschaftsarchiv lagernden Aktenbestände der Deutschen Bank und der Dresdner Bank<br />
135 BStU-Archiv Ebd., Bl.14, Vorschläge zur Auslagerung der bei dem Deutschen Wirtschaftsarchiv<br />
lagernden Aktenbestände der Deutschen Bank und der Dresdner Bank<br />
56
Unternehmensnachrichten enthaltenden Akten für die Durchführung ihrer<br />
geplanten Aktion uninteressant waren.<br />
4.2 Der Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“ des Deutschen Zentralarchivs<br />
Potsdam (1969-1992)<br />
Im Jahre 1968 wurde das im DWI lagernde Aktenmaterial der deutschen<br />
Großbanken vom DZA Potsdam übernommen. Dort hätte zuerst versucht<br />
werden müssen, da die Aktenregister der Bestände nicht überliefert waren,<br />
deren innere Ordnung zu rekonstruieren. Weshalb darauf verzichtet wurde und<br />
im Jahre 1970 sofort mit der Verzeichnung begonnen wurde, ist unerklärlich.<br />
Zunächst wurde den Akten von den Angestellten des DZA Potsdam eine neue<br />
Signatur gegeben. Bei der Signaturvergabe wurden die Aktendeckel im unteren<br />
Drittel handschriftlich mit einer roten Nummer versehen. Unverständlich ist<br />
dabei, warum für die 14.500 Akten des ehemaligen Hauptarchivs der Dresdner<br />
Bank eine Nummerierung von 1 bis 20.074 vorgenommen wurde. Anzunehmen<br />
ist, dass sich die Bestände der Dresdner Bank, der Deutschen Bank und der<br />
Zulassungsstelle des Börsenvereins im DWI oder bei der Übergabe an das DZA<br />
Potsdam vermischten und eine Ordnung des Materials nach den jeweiligen<br />
Banken erst nach der Nummerierung erfolgte. So sind die scheinbar fehlenden<br />
Nummern, wahrscheinlich auf den Akten der anderen Banken zu finden.<br />
Die Verzeichnung des Bestands, der den Namen „Ba 1. Dresdner Bank“ erhielt,<br />
wurde auf Karteikarten vorgenommen. Für die Titelbildung wurden, wie aus der<br />
Abb. 5 ersichtlich ist, alle auf dem Aktendeckel stehenden Angaben über Name,<br />
Sitz und Gesellschaftsform des Unternehmens herangezogen, d. h., es wurden<br />
nicht nur die letzten gültigen Firmenbezeichnungen aufgenommen, sondern<br />
auch alle früheren und gestrichenen, wobei die Streichung ebenfalls auf der<br />
Karteikarte vorgenommen wurde. Bei der Bestimmung der Laufzeit der Akte<br />
stützten sich sie Angestellten des DZA Potsdam auf die Erscheinungsjahre der<br />
eingeklebten Zeitungsausschnitte. So bestimmte das Jahr, in welchem der erste<br />
Artikel erschienen war, den Laufzeitanfang, und das Jahr, aus dem die letzte<br />
Meldung stammte, das Laufzeitende.<br />
57
Abb. 5: Findkarteikarte für den Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“<br />
Quelle: HA-DrBk 45340-2001.BE Findkartei.<br />
Außerdem wurden auf der Karteikarte zwei Signaturen vermerkt. In der rechten<br />
oberen Ecke wurde die gültige Archivsignatur notiert und oben links die an der<br />
Akte unten links angebrachte 136 , von der angenommen wurde, dass sie „aus<br />
einer früheren, vorarchivischen Bearbeitung (im Deutschen Wirtschaftsarchiv)“<br />
stamme, und nicht die Registratursignatur sei. 137<br />
Dazu ist anzumerken, dass es sich hierbei durchaus nicht um die vom<br />
Hauptarchiv in der Berliner Zentrale verwendete Aktennummer handelt. Diese<br />
wurde von der heute ersichtlichen überklebt und kann somit nicht mehr<br />
rekonstruiert werden. Aber die Annahme, dass diese neuere Signatur von den<br />
Mitarbeitern des DWI vergeben wurde, ist relativ unwahrscheinlich, da die Akten<br />
dort „nicht ausgewertet und ohne Registrierungsvermerk abgelegt“ 138 wurden.<br />
Viel näher liegt die Vermutung, dass die Neunummerierung der Akten von den<br />
Angestellten des Gesellschaftsarchivs selbst durchgeführt wurde, und zwar kurz<br />
vor dessen Verlagerung Anfang Juli 1944. Dafür spricht, dass der für die<br />
136 Vgl. Abb. 3<br />
137 Vgl. Anlage 3, HA-DrBk 50996-2001.BE, Schreiben vom 24.3.1983<br />
138 BStU-Archiv HA IX/11 FV 87/70 Bd.1 Teil 1, Bl.11, Information über die bei dem Deutschen<br />
Wirtschaftsarchiv lagernden Aktenbestände der Deutschen Bank und der Dresdner Bank<br />
58
Transportvorbereitung zuständige Büroleiter vermerkte, dass er Personal „zum<br />
Bündeln und Numerieren von schätzungsweise 10 bis 15000 Akten“ 139<br />
benötigte. Der Sinn dieser Änderung der Aktennummern könnte in einer<br />
besseren Benutzbarkeit der Akten in dem veränderten Arbeitsumfeld gelegen<br />
haben.<br />
Des Weiteren wurde eine Seitenzählung vorgenommen. Dabei wurden die<br />
Satzungen, Geschäftsberichte und die einzelnen mit Zeitungsausschnitten<br />
beklebten Seiten laufend nummeriert. 140 Das Ergebnis dieser Zählung wurde<br />
jedoch nicht auf der Karteikarte, sondern am Ende der jeweiligen Akte vermerkt.<br />
An gleicher Stelle zeichnete der Bearbeiter der Akte die Verzeichnung mit<br />
Datum und Unterschrift ab.<br />
Bei der Verzeichnung waren außerdem die, vermutlich vom MfS der DDR<br />
vorgegebenen, „Hinweise zur Erfassung und Verzeichnung der Aktenbestände<br />
deutscher Großbanken“ zu beachten. Diese Regeln zielten darauf ab,<br />
Unterlagen aufzuspüren, mit denen sich die Beeinflussung der<br />
nationalsozialistischen Politik durch die Banken beweisen ließ. Da der Inhalt der<br />
Akten des ehemaligen Archivs der Dresdner Bank jedoch ausschließlich<br />
volkswirtschaftlichen Charakters war, werden diese Richtlinien keine<br />
Anwendung gefunden haben. 141<br />
Die entstandene Findkartei 142 umfasste fünfzehn Karteikästen. Da vor der<br />
Erfassung des Bestands auf die Schaffung einer inneren Ordnung verzichtet<br />
wurde, musste nun wenigstens dieses Findhilfsmittel, damit es seinen Zweck,<br />
die Recherche nach einzelnen Akten zu ermöglichen, erfüllen konnte,<br />
methodisch geordnet werden.<br />
Es wurde eine Systematik erstellt, welche die Akten zunächst in die<br />
Hauptgruppen „Inland“ und „Ausland“ unterteilte. Die Hauptgruppe „Inland“<br />
umfasste alle in Deutschland ansässigen Firmen. Sie wurde dann nach<br />
sachlichen Aspekten weiter aufgegliedert, d. h., die Unternehmen wurden nach<br />
„Industriezweigen und anderen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />
Bereichen“ getrennt. Alle Gesellschaften, die ihren Sitz außerhalb Deutschlands<br />
hatten, wurden in die Hauptgruppe „Ausland“ aufgenommen. Diese wurde dann<br />
139<br />
HA-DrBk 45390-2001.BE, Aktennotiz vom 17.3.1944<br />
140<br />
Vgl. Abb. 4<br />
141<br />
HA-DrBk 50998-2001.BE, Hinweise zur Erfassung und Verzeichnung der Aktenbestände deutscher<br />
Großbanken<br />
142 HA-DrBk 45340-2001.BE, Findkartei<br />
59
nach geographischen Gesichtspunkten weiter untergliedert, d. h., es erfolgte<br />
eine Unterteilung nach Kontinenten, Kontinentteilen und einzelnen Staaten.<br />
Eine zusätzliche Gliederung nach sachlichen Kategorien, wie in der<br />
Hauptgruppe „Inland“ geschehen, wurde hier nicht vorgenommen. 143<br />
Nach der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 begann die<br />
Dresdner Bank nach dem Verbleib ihrer Akten, welche nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone resp. späteren<br />
DDR verblieben waren, zu forschen. In diesem Zusammenhang nahm sie auch<br />
Kontakt mit dem Bundesarchiv Koblenz (BAK) auf, welches die<br />
Rechtsnachfolge des DZA Potsdam angetreten hatte, und somit nunmehr auch<br />
für den Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“ zuständig war.<br />
Im Sommer 1991 kam es zu einer Zusammenkunft von Vertretern der Bank und<br />
dem Leiter der Abteilung des Bundesarchivs in Potsdam. Bei diesem Treffen<br />
wurde hauptsächlich die zukünftige Nutzung des Bestands besprochen. Es<br />
standen drei Möglichkeiten der weiteren Handhabe zur Debatte. Zum einen<br />
konnte die Dresdner Bank, unter der Bedingung, dass „das Material der<br />
Öffentlichkeit zugänglich“ bleibt, den gesamten Bestand übernehmen. Zum<br />
anderen wurde an den Abschluss eines Depositalvertrages zwischen der Bank<br />
und dem BAK gedacht, womit die Akten in Potsdam verblieben wären. Ebenso<br />
wäre es möglich gewesen, nur einzelne wesentliche Akten zu verfilmen. 144<br />
Die Dresdner Bank entschied sich schließlich für die vollständige Übernahme<br />
des Bestands. Daraufhin handelte sie mit dem BAK ein Abkommen aus, in<br />
welchem sich das BAK zur Rückgabe des in Potsdam lagernden<br />
Archivmaterials bereit erklärte. Die Bank verpflichtete sich ihrerseits, die<br />
allgemeine Nutzung der Archivalien weiterhin zu gewährleisten. Außerdem<br />
wurde ihr die bei der Verzeichnung angefertigte Findkartei kostenlos<br />
überlassen. 145 Der Vertrag wurde am 2. November 1992 unterzeichnet.<br />
143 Vgl. Anlage 3, HA-DrBk 50996-2001.BE, Schreiben vom 24.3.1983. Vgl. auch Anlage 5, Der Thesaurus<br />
des Bestands „65.Volkswirtschaftliche Dokumentation“ wurde auf Grundlage der Systematik der Findkartei<br />
erstellt. Es wurden zwar während der zweiten Verzeichnung Modifizierungen vorgenommen, aber der<br />
Grundcharakter des ursprünglichen Gliederungsschemas ist dennoch noch gut erkennbar.<br />
144 HA-DrBk Ebd., Archivunterlagen der Dresdner Bank in Berlin und den neuen Bundesländern vom<br />
13.6.1991<br />
60
4.3 Der Bestand „65. Volkswirtschaftliche Dokumentation“ des<br />
Historischen Archivs der Dresdner Bank AG (1993-2003)<br />
Im Frühjahr 1993 wurden die Akten von Potsdam nach Berlin transportiert, wo<br />
sie im Altbankarchiv der Dresdner Bank am Mehringdamm untergebracht<br />
wurden. Die Lagerung erfolgte in großen Stapeln auf hohen Regalen nach<br />
laufender Nummer. Der Bestand wurde in erster Linie von Wirtschaftshistorikern<br />
genutzt und zur Recherche wurde weiterhin die von Potsdam mitübernommene<br />
Findkartei verwendet.<br />
Am 1. Januar 2000 wurde das Altbankarchiv Berlin zur Außenstelle des im<br />
Oktober 1999 gegründeten Historischen Archivs der Dresdner Bank. Das<br />
Historische Archiv, das seinen Sitz in der Moselstraße in Frankfurt/Main hat und<br />
Bestandteil der Abteilung „Corporate Center Unternehmenskommunikation“ ist,<br />
fing nun sukzessive mit der Erschließung seiner Bestände unter Zuhilfenahme<br />
von Mitteln der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV) an. Dafür wurde und<br />
wird die Doris Land-Software „Faust 3.0“, eine mehrdimensionale Retrival-<br />
Datenbank, die in erster Linie für einen Einsatz in Archiven und Bibliotheken<br />
entwickelt wurde, verwendet.<br />
Im Februar 2002 wurde auch mit der edv-gestützten Erfassung 146 des<br />
Archivmaterials des ehemaligen Hauptarchivs der Dresdner Bank begonnen.<br />
Bei dieser zweiten Verzeichnung des Bestands beschränkten sich die<br />
Archivangestellten jedoch nicht darauf, die Informationen von den Karteikarten<br />
der Findkartei in die Datenbank zu übernehmen, sondern es wurde jede<br />
einzelne Akte erneut bearbeitet. Außerdem wurden die Akten nach<br />
abgeschlossener Verzeichnung in Archivkartons umgebettet.<br />
Der Bestand erhielt die Signatur „65“ und wurde von nun an unter der<br />
Bezeichnung „65. Volkswirtschaftliche Dokumentation“ geführt. Die vom DZA<br />
Potsdam bei der ersten Verzeichnung im Jahre 1970 vergebenen Signaturen<br />
wurden beibehalten. Ihnen wurde lediglich die Bestandssignatur „65“<br />
vorangestellt.<br />
145 Vgl. Anlage 4, Ebd., Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Dresdner Bank AG<br />
vom 2.11.1992<br />
146 siehe Abb.6<br />
61
Abb.6: „Faust 3.0“-Erfassungsmaske<br />
Quelle: HA-DrBk<br />
Auch wurde zunächst die in Potsdam erstellte Bestandsgliederung<br />
weitestgehend übernommen. Dieser Grundstock stellte sich jedoch während<br />
der Verzeichnisarbeit an vielen Stellen als unpraktikabel, veraltet oder<br />
indifferent heraus und musste deshalb fortwährend modifiziert werden. So<br />
wurden z. B. die Unterlagen, welche Unternehmen aus Großbritannien und<br />
Frankreich betrafen, aufgrund ihres enormen Umfangs nachträglich noch nach<br />
Branchen unterteilt. Des Weiteren wurde, um eine einheitliche politisch-<br />
geographische Zuordnung der ausländischen Unternehmen zu gewährleisten,<br />
was sich v. a. bei den häufigen Grenzverschiebungen der ost- und<br />
südosteuropäischen Staaten als problematisch erwies, als Stichjahr das Jahr<br />
1937 festgesetzt, d. h., die Gesellschaft wurde dem Land zugeordnet, in<br />
welchem sich sein Firmensitz im Jahr 1937 befand. 147<br />
Im Gegensatz zur Potsdamer Verzeichnung wurde für die Titelbildung<br />
ausschließlich der letzte gültige Name des Unternehmens nebst Sitz und<br />
Gesellschaftsform herangezogen. Bei ausländischen Firmen wurde er in<br />
147 Vgl. Anlage 5, Thesaurus des Bestands "65.Volkswirtschaftliche Dokumentation" des Historischen<br />
Archivs der Dresdner Bank AG (Stand: 18.05.2004)<br />
62
Originalsprache wiedergegeben. Alle weiteren auf dem Aktendeckel<br />
vorkommenden oder in der Akte erwähnten Gesellschaften wurden in das<br />
Datenbankfeld „Firmen“ aufgenommen. Ferner wurde eine genauere<br />
Seitenzählung vorgenommen, d. h., es wurden nicht nur die Seiten mit den<br />
eingeklebten Zeitungsausschnitten gezählt, sondern auch die der<br />
Geschäftsberichte, Satzungen u. ä. Die Ermittlung der Laufzeit der Akte erfolgte<br />
analog der ersten Verzeichnung. Ebenso wurde auch die ältere Signatur mit<br />
aufgenommen.<br />
Zudem wurden die wichtigsten in der Akte vorkommenden Sprachen unter<br />
Verwendung des aus drei Buchstaben bestehenden Codes der ISO-639 148 und,<br />
falls dies erforderlich war, Angaben über deren Erhaltungszustand erfasst. Der<br />
physische Zustand des Materials ist in Anbetracht seiner von Zeit zu Zeit<br />
erfolgten unsachgemäßen Lagerung, wie etwa in der Zühlener Garage oder in<br />
den Kellerräumen des DWI, und seines Alters generell noch gut. Dennoch<br />
weisen einzelne Akten erhebliche mechanische Beschädigungen sowie<br />
Schimmelpilzbefall und Wasserschäden auf und müssen restauriert werden.<br />
Bis zum heutigen Tage sind auf diese Art und Weise 11.500 Akten verzeichnet<br />
wurden, was einem Anteil von achtzig Prozent am Gesamtbestand entspricht.<br />
Bei den noch nicht erfassten Dokumenten handelt es sich hauptsächlich um<br />
solche, die sich mit in Deutschland ansässigen Firmen befassen.<br />
Ende des Jahres 2003 wurde die Berliner Außenstelle des Historischen Archivs<br />
aufgegeben. Deren Bestände wurden nach Frankfurt am Main transportiert und<br />
lagern seither in den Magazinräumen des Archivs.<br />
4.4 Ausblick<br />
Nach Ansicht des Historischen Archivs der Dresdner Bank besteht ein hohes<br />
allgemeines öffentliches Interesse an dem Bestand „Volkswirtschaftliche<br />
Dokumentation“. Die größte Beachtung dürften ihm wohl, wie schon heute, die<br />
Forscher der Wirtschaftsgeschichte entgegenbringen. Aus diesem Grund ist<br />
seine Publikation in mittelbarer Zukunft angedacht.<br />
148 ISO 639-2 : 1998 – Codes for the representation of names of languages – Part 2 : Alpha-3 code<br />
63
Die Präsentation der Erschließungsergebnisse soll auf elektronischem Weg,<br />
d. h. über das Internet, erfolgen. An die Herausgabe eines Findbuches ist nicht<br />
gedacht, da dieses zu kostspielig wäre und nur einen geringen<br />
Verbreitungsgrad hätte. Eine Veröffentlichung des Bestands im Internet<br />
hingegen hat den Vorteil, dass, da er online recherchierbar ist, ein bedeutend<br />
größeres Publikum angesprochen werden kann. Außerdem ist diese<br />
Präsentationsform erheblich billiger.<br />
Zur Erreichung dieses Ziels müssen die erfassten Daten, d. h. die Metadaten,<br />
zunächst aus der „Faust 3.0“-Datenbank mittels einer Exportmaske in ein<br />
Standard-Austauschformat übertragen werden. Hierfür soll EAD (Encoded<br />
Archival Description) in der Beschreibungssprache XML (Extensible Markup<br />
Language) zur Anwendung kommen. Da XML zunächst nur die Inhalte durch<br />
tags beschreibt, müssen außerdem noch Stylesheets angefertigt werden,<br />
welche die Layoutaussage treffen. Die Mittel zur Anschaffung dieser<br />
Stylesheets und des für die Erstellung XML-konformer Dokumente notwendigen<br />
Editors sind im Etat des Archivs eingestellt.<br />
Bisher stehen aber einer möglichen Internet-Präsentation des Bestands noch<br />
außerordentliche Hindernisse im Wege. Das größte Problem ist dabei die<br />
enorme Datenmenge. So umfassen allein die Rohdaten zur Zeit ca. 10<br />
Megabyte. Die Einstellung dieser Daten auf den Server der Internet-Redaktion<br />
der Dresdner Bank würde, wenn aus dem Internet heraus in dem Bestand<br />
recherchiert wird, zu beträchtlichen Performanceverlusten des Rechners führen,<br />
weshalb diese Möglichkeit von den Redakteuren abgelehnt wird.<br />
Infolgedessen ist von Seiten des Archivs der Erwerb oder die externe<br />
Anmietung eines eigenen Servers geplant. Mit diesem könnte keinesfalls nur<br />
die Veröffentlichung des Bestands „Volkswirtschaftliche Dokumentation“<br />
sondern auch eine komplette Internet-Präsentation des Archivs realisiert<br />
werden. Die Mittel für die Anschaffung dieses Rechners sind ebenfalls im Etat<br />
für das Jahr 2004 eingestellt und bewilligt. Für den Internet-Auftritt des<br />
Historischen Archivs der Dresdner Bank müssen jedoch noch zahlreiche<br />
Vorarbeiten geleistet werden, sodass dieser vermutlich nicht vor dem Jahr 2005<br />
erfolgen kann.<br />
64
5 Quellen- und Literaturverzeichnis<br />
5.1 Ungedruckte Quellen<br />
Historisches Archiv der Dresdner Bank AG<br />
65/691 Generalgouvernement, Krakau.<br />
65/4087 Skandinaviska Jute Spinneri & Väfveri AB,<br />
Okerström.<br />
65/4204 Landesbank für Böhmen – Zentralbank der<br />
Sparkassen in Böhmen und Mähren, Prag.<br />
65/8548 Mines de Bouxwiller, Bouxwiller (Bas-Rhin).<br />
65/11412 Löwenbrauerei AG, Freiburg (Breisgau).<br />
65/12689 Cartonnagen-Maschinen-Industrie- und<br />
45340-2001.BE Findkartei.<br />
Faconschmiede AG, Berlin.<br />
45390-2001.BE Volkswirtschaftliche Abteilung. Hauptarchiv. 1943 -<br />
1945.<br />
49923-2001.BE Aufsichtsrat der Dresdner Bank, Dresden. Personal-<br />
und Abteilungssachen der stellvertretenden<br />
Direktoren in Berlin, 1. 23.04.1895 - 13.06.1924.<br />
50996-2001.BE Ehemalige DDR, Ordner 2.<br />
50998-2001.BE Hinweise zur Erfassung und Verzeichnung der<br />
Aktenbestände deutscher Großbanken.<br />
13887-2000.E/T83_193 Sekretariat Dr. Rasche. Aufsichtsratsakten.<br />
13887-2000.E/T83_204 Konsortialabteilung. Sudetenland.<br />
11231-2001.MS<br />
7519-2002<br />
E. 288<br />
E. 353<br />
E. 566<br />
E. 644<br />
65
E. 685<br />
E. 688<br />
E. 727<br />
E. 780<br />
E. 781<br />
E. 782<br />
E. 788<br />
E. 865<br />
E. 1015<br />
E. 1098<br />
E. 1319<br />
E. 1607<br />
E. 1643<br />
E. 1846<br />
E. 2325<br />
E. 2326<br />
E. 2465<br />
E. 2511<br />
E. 2702<br />
E. 2747<br />
E. 2840<br />
E. 2901<br />
E. 2927<br />
E. 2999<br />
E. 3035<br />
E. 3311<br />
E. 3523<br />
E. 3841<br />
E. 3953<br />
E. 4176<br />
E. 4245<br />
E. 4381<br />
E. 4587<br />
E. 5005<br />
66
E. 5378<br />
E. 5623<br />
E. 5866<br />
E. 6050<br />
E. 6061<br />
E. 6128<br />
E. 6340<br />
E. 6495<br />
E. 6524<br />
E. 6658<br />
E. 6744<br />
E. 6857<br />
E. 7027<br />
E. 7085<br />
E. 7104<br />
E. 7420<br />
E. 7583<br />
E. 7662<br />
E. 7755<br />
E. 7894<br />
E. 7913<br />
E. 8010<br />
E. 8483<br />
E. 8519<br />
E. 8903<br />
E. 9094<br />
E.10035<br />
Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der<br />
ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik<br />
MfS HA IX/11 FV 87/70 Bd. 1 Teil 1<br />
MfS HA IX/11 AS 53/68 a<br />
MfS HA IX/11 AS 53/68 b<br />
67
5.2 Literatur<br />
BRENNEKE, Adolf 1953: Archivkunde. Ein Beitrag zur Theorie und Geschichte<br />
des europäischen Archivwesens, S.429-433, Leipzig<br />
BUCHWALD, Bruno 1904: Die Technik des Bankbetriebes. Ein Hand- und<br />
Lehrbuch des praktischen Bank- und Börsenwesens, Berlin<br />
-1924: 8.(vollst. umgearb.) Aufl., S.99<br />
DEMETER, Karl 1936: Private Wirtschaftsarchive in Berlin, in: Archivalische<br />
Zeitschrift, 11(1936), 3.F., S.104-112<br />
FRANZ, Eckhart G. 1999: Einführung in die Archivkunde, 5.,aktualisierte Aufl.,<br />
Darmstadt<br />
GABLER 1988: Bank-Lexikon, 10.vollst. überarb. und erw. Aufl., S.242,<br />
Wiesbaden<br />
HERTLEIN, Adolf 1920: Die Statistik im Dienste der Bankorganisation, S.28,<br />
S.86-95, S.110-113, Leipzig<br />
HUNSCHA, Kurt 1936: Die Aufgaben der Volkswirtschaftlichen Abteilung einer<br />
Großbank, in: Zahlungsverkehr und Bankbetrieb, 18(1936), Nr.12, S.257-260<br />
JÜDELL, Felix 1929: Dresdner Bank. Ihre Entwicklung von 1872-1914, S.94,<br />
97, Berlin<br />
KOHLERMANN 1931: Aus den Erfahrungen eines Bankarchivars, in:<br />
Bankwissenschaft, 8(1931/32), H.19, S.645-648<br />
LEITNER, Friedrich 1925: Bankbetrieb und Bankgeschäfte, 7.Aufl., S.132-134,<br />
Frankfurt a.M.<br />
LINHARDT, Hanns 1926: Die Kontrolle im Bankbetrieb, S.26, Stuttgart<br />
MEYEN, Hans G. 1992: 120 Jahre Dresdner Bank. Unternehmens-Chronik<br />
1872-1992, Frankfurt a.M.<br />
NEUSS, Erich 1954: Aktenkunde der Wirtschaft 1. Kapitalistische Wirtschaft,<br />
S.40f., Berlin<br />
OBST, Georg 1910: Bankarchive, in: Zeitschrift für Handelswissenschaft und<br />
Handelspraxis, H.12, S. 411-415, Leipzig<br />
OBST, Georg 1921: Das Bankgeschäft 1. Verkehrstechnik und<br />
Betriebseinrichtungen, 5.Aufl., S.500f., 529ff., Abb.3, Stuttgart<br />
PFENNIG, Konrad 1923: Das Bankarchiv. Ein Beitrag zur Lehre vom<br />
Bankbetrieb und vom wirtschaftlichen Nachrichtenwesen, Berlin<br />
68
POHL, Manfred 1974: Dokumentation in der Bankgeschichte. Kurzfassung<br />
eines Vortrages vor dem Dokumentationsring Frankfurter Banken, in: Archiv<br />
und Wirtschaft, 7(1974), H.4, S.22-24<br />
POHL, Manfred 1974: Dokumentation und Historisches Archiv im Bankwesen.<br />
Möglichkeiten der Zusammenarbeit, in: Bankbetrieb 10(1974), S.402-408<br />
POHL, Manfred 1976: Gedanken zur Entstehung und Bedeutung der großen<br />
Bankarchive. Zwei beispielhafte Beiträge von 1910 und 1929, in:<br />
Bankhistorisches Archiv, 2(1976), H.1, S.46-52<br />
POHL, Manfred 1973: Organisationsschemata im Bankgewerbe vor 1914.<br />
Kurzreferat vor der Fachgruppe 5 des 48.Deutschen Archivtages in<br />
Würzburg, in: Archiv und Wirtschaft, 6(1973), H.4, S.107-112<br />
REUTER, Franz 1937: Schacht, S.23, Stuttgart<br />
SAYLE, Hans 1975: Das Wirtschaftsarchiv der Bayerischen Hypotheken- und<br />
Wechsel-Bank, in: Bankhistorisches Archiv 2(1975), S.53-58<br />
SCHACH, Eugen 1911: Buchhalterische Einrichtungen in einem mittleren<br />
Bankbetriebe, S.239-243, in: Carl Porges/ W. Rehmer/ Eugen Schach:<br />
Bankorganisation, S.185-246, Leipzig<br />
SCHACHT, Hjalmar 1953: 76 Jahre meines Lebens, S.132-136, Bad<br />
Wörishofen<br />
SCHACHT, Hjalmar 1912: Einrichtung, Betrieb und volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung der Großbanken, S.33, Beiträge zur staats- und<br />
rechtswissenschaftlichen Fortbildung H.4, Hannover<br />
STEIN, Hans-Hermann 1976: Dokumentation, Bibliothek und Archive in der<br />
Kreditwirtschaft – Zusammenarbeit und Abgrenzung, in: Bankhistorisches<br />
Archiv 2(1976), S.45-49<br />
5.3 Verwendete Publikationen der Volkswirtschaftlichen Abteilung der<br />
Dresdner Bank<br />
Dresdner Bank (Hrsg.):<br />
- Anlagewerte 1939. Deutsche Renten, Deutsche Brauwirtschaft, Berlin<br />
1939<br />
- Die wirtschaftlichen Kräfte der Welt, Berlin 1927<br />
o 3.Ausg., Berlin 1930<br />
69
- Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands, Berlin 1913<br />
o 2.Ausg., Berlin 1914<br />
o 3.Ausg., Berlin 1917<br />
- Die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands im Kriege, Berlin 1916<br />
- Die wirtschaftlichen Kräfte im Wandel der Konjunktur<br />
- Großdeutschland und der südosteuropäische Raum. Eine statistische<br />
Studie, Berlin 1938<br />
- Volk und Wirtschaft im ehemaligen Polen, Berlin 1939<br />
- Volk und Wirtschaft im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren und in der<br />
Slowakei. Eine volkswirtschaftliche Studie, Berlin 1939<br />
- Volk und Wirtschaft im Sudetenland. Eine volkswirtschaftliche Studie,<br />
Berlin 1938<br />
- Zeitgemäße Geldanlagen, Berlin 1933<br />
- Zur Wirtschaftsstruktur Skandinaviens im Lichte der neuen Lage, Berlin<br />
1940<br />
70
Anlage 1<br />
Liste der 1943 von der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Dresdner Bank<br />
gelesenen Zeitungen und Zeitschriften<br />
1. Berliner Börsen-Zeitung<br />
2. Berliner Börsen-Berichte<br />
3. Deutsche Allgemeine Zeitung<br />
4. Völkischer Beobachter<br />
5. Der Angriff<br />
6. Berliner Lokal-Anzeiger<br />
7. National-Zeitung, Essen<br />
8. Deutsche Bergwerks-Zeitung<br />
9. Kölnische Zeitung<br />
10. Rheinisch-Westfälische Zeitung<br />
11. Münchner Neueste Nachrichten<br />
12. Neue Leipziger Tageszeitung<br />
13. Hannoverscher Kurier<br />
14. Der Neue Tag, Prag<br />
15. Die Wirtschaft, Prag<br />
16. Das Reich<br />
17. Ostdeutscher Beobachter<br />
18. Das Schwarze Korps<br />
19. Deutscher Handels-Dienst<br />
20. Neuer Wirtschaftsdienst<br />
21. Centralverbands-Rundschreiben<br />
22. Deutsche Sparkassen-Zeitung<br />
23. Die Landware<br />
24. Deutsche Verkehrsnachrichten<br />
25. Hamburger Fremdenblatt<br />
26. Textil-Zeitung<br />
27. Neues Wiener-Tagblatt<br />
28. Der Stürmer<br />
29. Nachrichten für den Außenhandel<br />
30. Brüsseler Zeitung<br />
71
31. Deutsche Ukraine-Zeitung<br />
32. Deutsche Zeitung in Kroatien<br />
33. Deutsche Zeitung in den Niederlanden<br />
34. Deutsche Zeitung in Norwegen<br />
35. Deutsche Zeitung in Griechenland<br />
36. Deutsche Zeitung im Ostland<br />
37. Donau-Zeitung<br />
38. Pester Lloyd<br />
39. Grenzbote<br />
40. Pariser Zeitung<br />
41. Ost-Express<br />
42. Südost-Echo<br />
43. Europa-Kabel<br />
44. Børsen<br />
45. Il Sole<br />
46. Coriere de la Sera<br />
47. Echo de la Bourse<br />
48. Financieel Weekblad<br />
49. Het financieel archief<br />
50. Agence Economique et Financiere<br />
51. Amtlicher Anzeiger für das Generalgouvernement<br />
52. Amtliches Kursblatt<br />
53. Amtsblatt für das Protektorat<br />
54. Guide Pratique<br />
55. Deutscher Reichs-Anzeiger<br />
56. Sammelliste aufgerufener Wertpapiere<br />
Quelle: HA-DrBk 45390-2001.BE Arbeitsplan für das Lektorat von Zeitungen und Zeitschriften für 1943<br />
72
Anlage 2<br />
Bericht über die vom 22.8.45 bis 29.8.45 getätigte Fahrt nach Zühlen i. d. Mark<br />
73
Quelle: HA-DrBk 50996-2001.BE Ehemalige DDR, Ordner 2<br />
74
Anlage 3<br />
Beschreibung des Bestands „80 Ba 1. Dresdner Bank“ vom 24.03.1983<br />
Quelle: HA-DrBk 50996-2001.BE Ehemalige DDR, Ordner 2<br />
75
Anlage 4<br />
Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Dresdner Bank AG<br />
über die Rückgabe des Bestands „80 Ba 1. Dresdner Bank“ vom 2. November<br />
1992<br />
Quelle: HA-DrBk 50996-2001.BE Ehemalige DDR, Ordner 2<br />
76
Anlage 5<br />
Thesaurus des Bestands "65. Volkswirtschaftliche Dokumentation" des<br />
Historischen Archivs der Dresdner Bank AG (Stand: 18.05.2004)<br />
65. Volkswirtschaftliche Dokumentation<br />
65.0. Gliederung der Volkswirtschaftlichen Dokumentation<br />
65.1. Deutschland<br />
65.1.1. Industrie<br />
65.1.1.1. Energieindustrie<br />
65.1.1.2. Bergbau<br />
65.1.1.3. Hüttenwesen, Stahl und Eisenwerke<br />
65.1.1.4. Chemische Industrie<br />
65.1.1.4.1. Erd- und Mineralöle<br />
65.1.1.4.2. Chemiefaser, Gummi, Linoleum<br />
65.1.1.4.3. Pharmazie, Kosmetik, Haushaltschemie<br />
65.1.1.5. Baumaterialienindustrie<br />
65.1.1.6. Maschinenbau<br />
65.1.1.7. Fahrzeug- und Schiffbau<br />
65.1.1.8. Elektrotechnik (Telefon, Telegrafie)<br />
65.1.1.9. Feinmechanik, Apparatebau, Optik<br />
65.1.1.10. Leichtindustrie<br />
65.1.1.10.1. Holz- und Kulturwaren<br />
65.1.1.10.2. Textil- und Bekleidungsindustrie<br />
65.1.1.10.3. Zellstoff, Papier und polygrafische<br />
Gewerbe<br />
65.1.1.10.4. Leder-, Schuh- und Rauchwaren<br />
65.1.1.10.5. Porzellan, Steingut, Glas<br />
65.1.1.11. Lebensmittelindustrie<br />
65.1.1.11.1. Brauerei, Malzfabriken<br />
65.1.1.11.2. Genussmittel<br />
65.1.1.11.3. Mühlen (Getreide- und Ölmühlen)<br />
65.1.1.11.4. Zucker-, Back- und Süßwarenindustrie<br />
65.1.1.11.5. Sonstige Lebensmittelindustrie<br />
65.1.2. Verkehrs- und Transportwesen<br />
65.1.2.1. Allgemeine See- und Binnenschifffahrt,<br />
Luftverkehr, Straßenbahn, Kraftverkehr<br />
65.1.2.2. Eisenbahnen<br />
65.1.2.3. Speditionen, Hafen-, Lagerungsgesellschaften<br />
65.1.3. Handel<br />
65.1.3.1. Allgemeiner Handel, Großhandel und Kaufhäuser<br />
65.1.3.2. Handel- und Gaststättengewerbe<br />
65.1.4. Geld- und Kreditwesen, Vermögens- und<br />
Grundstücksverwertung und -verwaltung, Versicherung<br />
65.1.4.1. Banken, Sparkassen, Kreditinstitute<br />
65.1.4.2. Wohnungsbau, Siedlungsgesellschaften,<br />
Grundstücksverwaltung und -verwertung<br />
65.1.4.3. Revisions- und Treuhandgesellschaften<br />
65.1.4.4. Krankenkassen und Versicherungen<br />
65.1.5. Kunst und Kultur<br />
65.1.6. Verlage und Presse<br />
65.1.7. Kur- und Pflegeeinrichtungen<br />
77
65.1.8. Inland, Verschiedenes<br />
65.2. Ausland<br />
65.2.1. Europa<br />
65.2.1.1. Großbritannien und Irland<br />
65.2.1.1.1. Industrie<br />
65.2.1.1.1.1. Energieindustrie<br />
65.2.1.1.1.2. Montanindustrie<br />
65.2.1.1.1.3. Chemische Industrie<br />
65.2.1.1.1.4. Baumaterialienindustrie<br />
65.2.1.1.1.5. Maschinenbau<br />
65.2.1.1.1.6. Fahrzeug- und Schiffbau<br />
65.2.1.1.1.7. Elektrotechnik<br />
65.2.1.1.1.8. Feinmechanik<br />
65.2.1.1.1.9. Leichtindustrie<br />
65.2.1.1.1.10. Lebens- und Genussmittelindustrie<br />
65.2.1.1.2. Landwirtschaft<br />
65.2.1.1.3. Bauwirtschaft<br />
65.2.1.1.4. Verkehrs- und Transportwesen<br />
65.2.1.1.5. Handel<br />
65.2.1.1.6. Geld- und Kreditwesen, Versicherung,<br />
Grundstücksgesellschaften<br />
65.2.1.1.7. Beteiligungsgesellschaften<br />
65.2.1.1.8. Kunst und Kultur<br />
65.2.1.1.9. Verlage und Presse<br />
65.2.1.1.10. Verschiedenes<br />
65.2.1.2. Frankreich und Monaco<br />
65.2.1.2.1. Industrie<br />
65.2.1.2.1.1. Energieindustrie<br />
65.2.1.2.1.2. Montanindustrie<br />
65.2.1.2.1.3. Chemische Industrie<br />
65.2.1.2.1.4. Baumaterialienindustrie<br />
65.2.1.2.1.5. Maschinenbau<br />
65.2.1.2.1.6. Fahrzeug- und Schiffbau<br />
65.2.1.2.1.7. Elektrotechnik<br />
65.2.1.2.1.8. Feinmechanik<br />
65.2.1.2.1.9. Leichtindustrie<br />
65.2.1.2.1.10. Lebens- und Genussmittelindustrie<br />
65.2.1.2.2. Landwirtschaft<br />
65.2.1.2.3. Bauwirtschaft<br />
65.2.1.2.4. Verkehrs- und Transportwesen<br />
65.2.1.2.5. Handel<br />
65.2.1.2.6. Geld- und Kreditwesen, Versicherung,<br />
Grundstücksgesellschaften<br />
65.2.1.2.7. Beteiligungsgesellschaften<br />
65.2.1.2.8. Kunst und Kultur<br />
65.2.1.2.9. Verlage und Presse<br />
65.2.1.2.10. Verschiedenes<br />
65.2.1.3. Benelux-Länder<br />
65.2.1.3.1. Belgien<br />
65.2.1.3.2. Niederlande<br />
65.2.1.3.3. Luxemburg<br />
78
Quelle: HA-DrBk<br />
65.2.1.4. Skandinavien<br />
65.2.1.4.1. Dänemark<br />
65.2.1.4.2. Norwegen<br />
65.2.1.4.3. Schweden<br />
65.2.1.4.4. Island<br />
65.2.1.4.5. Finnland<br />
65.2.1.5. Baltikum<br />
65.2.1.5.1. Litauen<br />
65.2.1.5.2. Lettland<br />
65.2.1.5.3. Estland<br />
65.2.1.6. UdSSR<br />
65.2.1.7. Polen und Danzig<br />
65.2.1.8. Tschechoslowakei<br />
65.2.1.9. Österreich<br />
65.2.1.10. Ungarn<br />
65.2.1.11. Balkanländer und Griechenland<br />
65.2.1.11.1. Jugoslawien und Albanien<br />
65.2.1.11.2. Rumänien<br />
65.2.1.11.3. Bulgarien<br />
65.2.1.11.4. Griechenland<br />
65.2.1.12. Schweiz und Liechtenstein<br />
65.2.1.13. Spanien und Portugal<br />
65.2.1.14. Italien<br />
65.2.2. Amerika<br />
65.2.2.1. USA<br />
65.2.2.2. Kanada<br />
65.2.2.3. Mittelamerika<br />
65.2.2.3.1. Mexiko<br />
65.2.2.3.2. übriges Mittelamerika<br />
65.2.2.4. Südamerika<br />
65.2.2.4.1. Brasilien<br />
65.2.2.4.2. Argentinien<br />
65.2.2.4.3. Chile<br />
65.2.2.4.4. Venezuela<br />
65.2.2.4.5. Kolumbien<br />
65.2.2.4.6. übriges Südamerika<br />
65.2.3. Afrika<br />
65.2.3.1. Nordafrika<br />
65.2.3.2. West-, Zentral-, Ostafrika<br />
65.2.3.3. Südliches Afrika<br />
65.2.4. Asien<br />
65.2.4.1. Vorderasien<br />
65.2.4.1.1. Türkei<br />
65.2.4.1.2. Palästina<br />
65.2.4.1.3. Libanon<br />
65.2.4.2. Indien und mittlerer Osten<br />
65.2.4.3. Hinterindien, Indochina und malaiische Inselwelt<br />
65.2.4.4. Ostasien<br />
65.2.5. Australien und Ozeanien<br />
65.2.6. Ausland, Verschiedenes<br />
79
Abkürzungsverzeichnis<br />
AG Aktiengesellschaft<br />
BAK Bundesarchiv Koblenz<br />
BStU Bundesbeauftragter für die Unterlagen des<br />
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR<br />
DDR Deutsche Demokratische Republik<br />
DWI Deutsches Wirtschaftsinstitut<br />
DZA Potsdam Deutsches Zentralarchiv Potsdam<br />
EAD Encoded Archival Description<br />
EDV Elektronische Datenverarbeitung<br />
Danatbank Darmstädter und Nationalbank<br />
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />
HA-DrBk Historisches Archiv der Dresdner Bank AG<br />
IuD-Stelle Information- und Dokumentationsstelle<br />
KGaA Kommanditgesellschaft auf Aktien<br />
MfS Ministerium für Staatssicherheit<br />
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />
PR Public Relation<br />
RStGB Reichsstrafgesetzbuch<br />
Uk-Stellung Unabkömmlichkeits-Stellung<br />
XML Extensible Markup Language<br />
80
Abbildungsverzeichnung<br />
Abb. 1 und 2 Kundenbroschüren der Volkswirtschaftlichen Abteilung 47<br />
Abb. 3 Gesellschaftsakte des Hauptarchivs der Dresdner Bank 50<br />
Abb. 4 Beispiel einer Zeitungsausschnittsseite 52<br />
Abb. 5 Findkarteikarte für den Bestand „Ba 1. Dresdner Bank“ 58<br />
Abb. 6 „Faust 3.0“-Erfassungsmaske 62<br />
81