Dronabinol in der Schmerztherapie/Palliativmedizin
Dronabinol in der Schmerztherapie/Palliativmedizin
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Dosis bewegt sich zwischen 200 und<br />
1.600 µg unabhängig von <strong>der</strong> Basisschmerztherapie.<br />
Die Applikation erfolgt,<br />
bis die Wirkung e<strong>in</strong>getreten ist. Beson<strong>der</strong>s<br />
bewährt hat sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />
Fentanyl bei geplanten mediz<strong>in</strong>ischen<br />
o<strong>der</strong> pflegerischen Maßnahmen. Die bei<br />
Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen<br />
häufig auftretende Mundtrockenheit<br />
o<strong>der</strong> Übelkeit, sowie die höheren<br />
Kosten schränken den Gebrauch<br />
allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>. 4<br />
Zur Behandlung von Durchbruchschmerzen<br />
werden auch sogenannte<br />
„Koanalgetika“ e<strong>in</strong>gesetzt, also Medikamentengruppen,<br />
die nicht zu den klassischen<br />
Schmerzmitteln zählen. Bei neuropathischen<br />
Schmerzen werden zur<br />
Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schießenden Durchbruchschmerzen<br />
Antiepileptika (z.B.Gabapent<strong>in</strong>)<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.Abdom<strong>in</strong>elle Spasmen<br />
können durch die Gabe von N-Butyl-Scopolam<strong>in</strong><br />
(Buscopan ® ) o<strong>der</strong> auch<br />
Octreotid (Sandostat<strong>in</strong> ® ) bei Vorliegen<br />
e<strong>in</strong>er malignen gastro<strong>in</strong>test<strong>in</strong>alen Obstruktion<br />
sehr gut behandelt werden.Das<br />
Auftreten von Harnblasenkrämpfen (z.B.<br />
durch Tumore<strong>in</strong>bruch <strong>in</strong> die Blase o<strong>der</strong><br />
Harnblasenkathetern) erweist sich <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>satz von Oxybut<strong>in</strong> (Ditropan ® , auch<br />
als Pflasterform) als effektiv. Bei <strong>der</strong><br />
Versorgung von malignen Wunden o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>er ausgeprägten Stomatitis können<br />
Morph<strong>in</strong>lösungen zur lokalen Applika-<br />
tion e<strong>in</strong>gesetzt werden. Durchbruchschmerzen,die<br />
belastungsabhängig durch<br />
Knochenmetastasen entstehen, machen<br />
die Entwicklung von neuen Konzepten<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Therapie <strong>der</strong> Wahl ist <strong>der</strong>zeit<br />
e<strong>in</strong> prophylaktisches, multimodales<br />
Behandlungskonzept, bestehend aus<br />
Bisphosphonaten, Physiotherapie, Bestrahlung<br />
(auch hypofraktionär) <strong>der</strong><br />
frakturgefährdeten o<strong>der</strong> schmerzhaften<br />
Skelettanteile und bei diffuser ossärer<br />
Metastasierung,gegebenenfalls auch e<strong>in</strong>e<br />
Radionuklidtherapie. Erfahrungsgemäß<br />
stellt die <strong>Schmerztherapie</strong> bei diesen Patienten<br />
e<strong>in</strong>e große Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />
Angst ist <strong>in</strong> aller Regel für viele Menschen<br />
e<strong>in</strong> schwer artikulierbares Symptom.<br />
So kommt es gar nicht selten vor,<br />
dass Angst als Schmerzen kommuniziert<br />
werden. Die Gabe e<strong>in</strong>es schnell wirksamen<br />
und hauptsächlich anxiolytisch wirksamen<br />
Benzodiazep<strong>in</strong>s (Temesta ® , 0,5–<br />
2,5 mg) kann <strong>in</strong> dieser Situation sowohl<br />
diagnostisch als auch therapeutisch zum<br />
E<strong>in</strong>satz kommen.<br />
Insgesamt hat die Behandlung von<br />
Durchbruchschmerzen bei Tumorpatienten<br />
mit e<strong>in</strong>er begrenzten Lebenserwartung<br />
zwar Fortschritte erzielt, ist aber oft<br />
noch nicht befriedigend gewährleistet.Patienten<br />
berichten nicht <strong>in</strong> ausreichendem<br />
Maße von ihren Beschwerden, so dass <strong>der</strong><br />
behandelnde Arzt gezielt nach dem Auf-<br />
DURCHBRUCHSCHMERZEN<br />
treten von Durchbruchschmerzen fragen<br />
muss. Durch die erhöhte Sensibilisierung<br />
und den Fortschritten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schmerztherapie</strong><br />
durch die Weiterentwicklungen <strong>der</strong><br />
Opioide, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bezüglich ihrer<br />
Applikationsformen, wird sich <strong>in</strong> Zukunft<br />
auch die Behandlung <strong>der</strong> Durchbruchschmerzen<br />
verbessern.<br />
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use study. Palliative Medic<strong>in</strong>e 2004;18:698-704<br />
OA Dr. Imke Strohscheer<br />
Universitäre Palliativmediz<strong>in</strong>ische<br />
E<strong>in</strong>richtung am<br />
LKH-Universitätskl<strong>in</strong>ikum Graz<br />
Auenbruggerplatz 20, A-8036 Graz<br />
Tel.: 0316-38587784<br />
imke.strohscheer@kl<strong>in</strong>ikum-graz.at<br />
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