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Dronabinol in der Schmerztherapie/Palliativmedizin

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den Händen und Füßen kontaktiert. Die<br />

Schmerzen waren <strong>in</strong> den Füßen stärker<br />

als <strong>in</strong> den Händen, von brennendem, stechendem<br />

Charakter. Die Schmerzstärke<br />

wurde auf e<strong>in</strong>er Skala von 0 = ke<strong>in</strong><br />

Schmerz, 10 = unerträglicher Schmerz<br />

mit 7–8 angegeben.<br />

Diagnose: neuropathischer Schmerz –<br />

diabetische Polyneuropathie.<br />

Therapie:<br />

• Tramadol (ke<strong>in</strong>e Besserung);<br />

• Amitryptil<strong>in</strong> (abgesetzt, da <strong>der</strong> Patient<br />

über Herzrasen klagte);<br />

• Gabapent<strong>in</strong> (NW Schw<strong>in</strong>del);<br />

• Pregabal<strong>in</strong> (<strong>der</strong> Patient entwickelte<br />

Sehstörungen).<br />

In weiterer Folge wurde dem Patient<br />

auch e<strong>in</strong>e Neurostimulationssonde implantiert,die<br />

zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e gute Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> beiden Be<strong>in</strong>en brachte. Das<br />

System musste aufgrund e<strong>in</strong>er Wund<strong>in</strong>fektion<br />

wie<strong>der</strong> explantiert werden.<br />

Im Zeitraum 2003–2006 wurde <strong>der</strong> Patient<br />

e<strong>in</strong>gestellt auf Oxycodon (beg<strong>in</strong>nend<br />

mit 2 x 20 mg, gesteigert auf 2 x 100 mg)<br />

und Lamotrig<strong>in</strong> 2 x 100 mg.<br />

Im August 2006 kam es wie<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />

Schmerzverschlechterung. Die Schmerzstärke<br />

wurde auf e<strong>in</strong>er Skala von 0 bis 10<br />

mit 4–5 angegeben. Es wurde <strong>Dronab<strong>in</strong>ol</strong><br />

2–3 x 2,5 mg verordnet,dann gesteigert auf<br />

2–3 x 5 mg.Im September 2006 war <strong>der</strong> Patient<br />

sehr zufrieden. Er berichtete über<br />

e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität.<br />

Aktuelle Therapie:<br />

• Oxycodon 2 x 100 mg,<br />

• Lamotrig<strong>in</strong> 2 x 100 mg,<br />

• Venlafax<strong>in</strong> 75 mg,<br />

• <strong>Dronab<strong>in</strong>ol</strong> 2–3 x 6 (5 mg) Tropfen.<br />

Beim letzten Kontakt im Februar 2007<br />

hat <strong>der</strong> Patient <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

von 70%.<br />

52-jährige Patient<strong>in</strong><br />

Erstvorstellung im Februar 2005 mit<br />

starken Schmerzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> spastischen<br />

l<strong>in</strong>ken Hand von brennendem und e<strong>in</strong>schießendem<br />

Charakter – ebenso wie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Gesichtshälfte, teilweise <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

gesamten l<strong>in</strong>ken Körperhälfte. Die Patient<strong>in</strong><br />

hatte 11/2003 e<strong>in</strong>en Insult mit<br />

Hemiparese l<strong>in</strong>ks.<br />

Diagnose: Thalamussyndrom – neuropathischer<br />

Schmerz<br />

Die Schmerzstärke wird auf e<strong>in</strong>er Skala<br />

von 0 bis 10 mit 6–7 angegeben.<br />

Therapieversuch:<br />

• Clomipram<strong>in</strong> 2 x 25 mg;<br />

• Amitryptil<strong>in</strong> 25 mg 0-0-0-1.<br />

Damit konnte noch ke<strong>in</strong>e zufrieden stellende<br />

Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung erzielt werden.<br />

Es wurde Oxycodon 10 mg 2 x 1 dazugegeben<br />

und dann zusätzlich auf Pregabal<strong>in</strong><br />

(beg<strong>in</strong>nend mit 150 mg, gesteigert auf<br />

3 x 1, Tagesdosis 450 mg) umgestellt. Es<br />

wurde Oxycodon 3 x 60 mg,Amitryptil<strong>in</strong><br />

50 mg abends e<strong>in</strong>genommen. Damit<br />

konnte bis Mai 2005 e<strong>in</strong>e zufrieden stellende<br />

Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung erzielt werden.<br />

Im Juni 2005 kommt es wie<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />

Verschlechterung. Es wurde e<strong>in</strong>e Ketam<strong>in</strong>austestung<br />

durchgeführt, jedoch nach<br />

ger<strong>in</strong>ger Dosis aufgrund e<strong>in</strong>es Taubheitsgefühles<br />

im Mund wie<strong>der</strong> abgebrochen.<br />

Oxycodon wurde mittlerweile erhöht auf<br />

2 x 80 mg, Amitryptil<strong>in</strong> 50 mg. Durch die<br />

Oxycodon-Erhöhung konnte <strong>in</strong> den letzten<br />

sechs Monaten e<strong>in</strong>e gute Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

erzielt werden.<br />

Im Februar 2006 klagte die Patient<strong>in</strong><br />

wie<strong>der</strong> über zunehmende Schmerzen<br />

„als ob die Nerven blank liegen würden.“<br />

Oxycodon wurde <strong>in</strong>sgesamt auf 3 x 160<br />

mg, dann auf 3 x 200 mg gesteigert.<br />

Im April 2006 teilt die Patient<strong>in</strong> mit,<br />

dass sie zwischendurch das Gefühl hätte,<br />

„ke<strong>in</strong>e Haut mehr zu haben“.<br />

Im Dezember 2006 kommt es erneut<br />

zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung, die Patient<strong>in</strong><br />

kann nicht mehr schlafen und klagt über<br />

e<strong>in</strong>e Schmerzstärke von 5–6 auf e<strong>in</strong>er<br />

Skala von 0 bis 10.<br />

Es wird <strong>Dronab<strong>in</strong>ol</strong><br />

verabreicht.<br />

Begonnen wird<br />

mit 3 x 5 mg, die<br />

Patient<strong>in</strong> teilt mit,<br />

dass sich die<br />

Schmerzstärke<br />

auf 2–3 verr<strong>in</strong>gert<br />

hätte. Sie kann<br />

auch wie<strong>der</strong> schlafen<br />

und schil<strong>der</strong>t,<br />

dass sie auch das<br />

Gefühl hätte, dass<br />

die Muskulatur<br />

gelockert wäre.<br />

Letzter Besuch<br />

<strong>der</strong> Patient<strong>in</strong> im<br />

mg<br />

SCHMERZTHERAPIE/PALLIATIVMEDIZIN<br />

April 2007. Die Patient<strong>in</strong> hat folgende<br />

medikamentöse E<strong>in</strong>stellung:<br />

• Oxycodon 3 x 200 mg,<br />

• Pregabal<strong>in</strong> 3 x 150 mg,<br />

• <strong>Dronab<strong>in</strong>ol</strong> 3 x 5 mg,<br />

• Amitryptil<strong>in</strong> wurde abgesetzt.<br />

Damit hat die Patient<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e zufrieden<br />

stellende Schmerzl<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, erhöhte<br />

Schlafqualität und e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebensqualität.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Indikation ist die Verwendung<br />

von <strong>Dronab<strong>in</strong>ol</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Palliativmediz<strong>in</strong><br />

zur Behandlung von Übelkeit, Erbrechen<br />

und Appetitlosigkeit. E<strong>in</strong>e Metaanalyse<br />

von Tramer et al. zeigt, dass<br />

Cannab<strong>in</strong>oide bei therapierefraktärer,<br />

chemotherapie<strong>in</strong>duzierter Übelkeit und<br />

Erbrechen antiemetisch effektiver s<strong>in</strong>d als<br />

Metoclopramid, Haloperidol und Domperidron.<br />

7 Meiri et al untersuchten den<br />

Effekt von <strong>Dronab<strong>in</strong>ol</strong> alle<strong>in</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit Ondansetron versus<br />

Ondansetron alle<strong>in</strong> bei chemotherapie<strong>in</strong>duzierter<br />

Übelkeit und Erbrechen. In dieser<br />

Untersuchung konnte gezeigt werden,<br />

dass Dehydrocannab<strong>in</strong>ol ebenso effektiv<br />

wie Ondansetron ist bei <strong>der</strong> Therapie von<br />

chemotherapie<strong>in</strong>duzierter Übelkeit und<br />

Erbrechen, die Komb<strong>in</strong>ation konnte ke<strong>in</strong>en<br />

zusätzlichen Effekt belegen. 8<br />

Davis untersuchte orale Nabilone-Kapseln<br />

bei chemotherapie<strong>in</strong>duzierter Übelkeit<br />

und Erbrechen und kommt mit se<strong>in</strong>er<br />

Untersuchung zur Schlussfolgerung:<br />

Nabilone ist überlegen Placebo, Domperidon<br />

und Prochlorperaz<strong>in</strong> aber nicht<br />

Metoclopramid o<strong>der</strong> Chlorpromaz<strong>in</strong>. 9<br />

Der Mechanismus <strong>der</strong> antiemetischen<br />

Wirkung <strong>der</strong> Cannab<strong>in</strong>oide ist noch nicht<br />

e<strong>in</strong>deutig geklärt, die Wirkung sche<strong>in</strong>t<br />

<strong>Dronab<strong>in</strong>ol</strong>-Dosierung<br />

Zeitraum<br />

1/2008 5<br />

Abbildung 2

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