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040 axt 06-10 Schule Albisriederp - Architektur & Technik

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44 | <strong>Architektur</strong> | Schulhaus <strong>Albisriederp</strong>latz, Zürich/ZH a+t 6|<strong>10</strong>


Einsichten und Weitsichten paaren sich in denUnterrichtsräumen. Das Mobiliar lässt sich freiplatzieren.Die Architekten nennen ihr Werk «Freiluftschuleim Park». Und die Bilder bestätigen, dass esdiesen Namen verdient. Es ist aber mehr alsdas: Der über einem gemeinsamen Sockelgeschossaus drei annähernd identischen Volumenund Verbindungsbalkonen bestehende Komplexreagiert mit seiner Erscheinung auch auf die spezifischeUmgebung. Nimmt man den namensgebenden<strong>Albisriederp</strong>latz als Ausgangspunkt,so befindet sich die <strong>Schule</strong> hinter dem Fragmenteiner geschlossenen Blockrandbebauung, alsogewissermassen in einem Hof. Allerdings löstsich dieser Blockrand wenige Meter hinter dem<strong>Albisriederp</strong>latz auf und geht über in verschiedeneEinzelbauten und Zwischenräume. Diagonalgegenüber des Platzes erheben sich im selbenGeviert die in den 1970er-Jahren errichtetenHardau-Wohnhochhäuser des Architekten MaxPeter Kollbrunner. Die neue <strong>Schule</strong> scheint dieseheterogene Bebauung und die als Park gestaltetenFreiflächen zu ordnen und zu gliedern. Wieeine Naht – oder vielleicht eher wie ein Reissverschluss– rafft und strafft sie den Raum desweitläufigen Gevierts.einfachIm Schulhaus <strong>Albisriederp</strong>latz werden zwölfOberstufenklassen unterrichtet. Der Oberstufenschulhausneubauersetzt Mietprovisorien,die in den späteren 1990er-Jahren als Reaktionauf die starke Zunahme der Schülerzahlen imSchulkreis Limattal erstellt wurden.Das <strong>Architektur</strong>büro Studer Simeon Bettler hatbeim öffentlichen Wettbewerb, der im Jahre 2002meintDieses Projekt fällt unter den Bauten jüngerer,qualitätsvoller Schweizerarchitektur dadurchauf, dass es nicht an jüngere, qualitätsvolleSchweizerarchitektur erinnert. Qualitätsvollist die <strong>Architektur</strong> allerdings durchaus. Mandenkt aber viel eher an die Niederlande – andie Freiluftschule von Johannes Duiker inAmsterdam etwa oder auch an Arbeiten vonHerman Hertzberger. Formal hält sich der Baubewusst zurück, er präsentiert sich primär alsLösung für eine spezifische Situation und einespezifische Nutzung. Er will optimale Bedingungenschaffen und eine möglichst grosseVariation an Unterrichtsarten zulassen. Hinterdiesem Anspruch tritt die repräsentativeFunktion des Bautyps Schulhaus kaum inErscheinung – man könnte die Anlage auf denersten Blick auch für eine Fertigungsstättevon Präzisionschronometern halten.Der neutrale, fast will man sagen industrielleCharakter des Gebäudes wird veredelt durchdie sanfte Abkehr vom rechten Winkel, eineexquisite Materialwahl und ein diskretes aberdennoch fast überall präsentes Farbkonzept.Nimmt man das ohne Weiteres wahr? Oderwird die Wahrnehmung der Schülerinnen undSchüler gerade dadurch geschärft? Das Zweitewäre diesem interessanten Werk zu wünschen.Manuel Pestalozzi6|<strong>10</strong> a+t Schulhaus <strong>Albisriederp</strong>latz, Zürich/ZH | <strong>Architektur</strong> | 45


Dank der grosszügigen Verglasung und denjedem Unterrichtsraum zugeordnetenAussenplattformen ist die Nähe zur parkartigenUmgebung besonders eng.ausgeschrieben wurde, die Chance gepackt, sichnicht nur über die städtebauliche Setzung desGebäudes und dessen architektonischen AusdruckGedanken zu machen, sondern auch zudessen Betrieb.Das Gebäude weist eine einfache statischeStruktur auf. Kerne im Zentrum und Stützen imFassadenbereich tragen die Bodenplatten. DieKerne enthalten die Erschliessung, auf den selbenSymmetrieachsen liegen auch die Haupteingängeins Schulhaus. Die Anordnung derTragstruktur erlaubt in den Obergeschosseneine flexible Raumeinteilung mit unterschiedlichenZugangsmöglichkeiten. Das Oberstufenschulhausversteht sich als allseitig ungerichtetesGebäude. Es gibt kein Hinten oder Vorne,kein Links und Rechts. Die leichten Abschrägungender Fassadenflächen unterstützen diesenwichtigen Entwurfsgedanken, der sich leichtauf den gewünschten Unterrichtsbetrieb übertragenlassen.Klassen-lWie schon seit eh und je reagiert der architektonischeEntwurf des Schulhauses auf die aktuellstenZielvorgaben des Erziehungswesens. Esträgt der Erkenntnis Rechnung, dass, obwohldas traditionelle Schulzimmer noch nicht ganzausgedient hat, neue pädagogische Lehrformenwie Teamteaching, Gruppenarbeiten, individuelleFörderungen, klassenübergreifende Projekteund so weiter auch nach passenden architektonischenTypologien verlangen.Das Oberstufenschulhaus <strong>Albisriederp</strong>latz bieteteine offene Struktur an. Flexible Nutzungensind nicht nur möglich, sondern erwünscht. Diedrei vertikalen Trakte bilden Grundrissflächen,auf denen Clusters oder Klassenzimmerverbändeoptimal eingerichtet werden können. Das«Normklassenzimmer» im Schulhaus <strong>Albisriederp</strong>latzhat einen L-fömigen Grundriss, der dieAbspaltung eines Spezialbereichs für Gruppenarbeiten,Lehrervorbereitung, Computer-Bildungetc. möglich macht. Zu jedem Klassenzimmergehört auch eine Aussenplattform, die als Freiluftklassenzimmer,als Pausenbereich oder alsKontaktbörse zwischen den verschiedenen Klassentraktengenutzt werden kann.Beton und holzDie Zurückhaltung, welche die Erscheinung diesesSchulhauses prägt, erstreckt sich auch aufdie Materialisierung. Die Fassade wird durch eineRahmenkonstruktion aus Betonelementen undGlasfüllungen mit einer Pfosten/Riegel-Konstruktionaus Metall gebildet. Textile Ausstellmarkisenschützen vor der Sonneneinstrahlung underlauben dennoch den freien Blick in den Quartierpark.Im Innenraum schliesst ein Sitzmöbelaus Eichenholz an die Fassade, welches zugleichdie Medienführung und Quelllüftung aufnimmt.Die Farbgebung wird innen wie aussen durch dieeingesetzten Materialien bestimmt. Im Kontrastdazu sollen innen angebrachte Vorhänge aufallen Ebenen ein sich stets veränderndes Farbenspielergeben.Das Schulhaus ist mit einer kontrolliertenBedarfslüftung ausgestattet, wodurch dasGebäude auch die Anforderungen des Minergie-Standardserfüllt. Ausserdem verfügt jedesSchulzimmer zusätzlich über vier öffenbareFensterflügel, denn die Verbindung zum Aussenraumund dessen Einbindung in den Innenraumsteht im Zentrum der Schulanlage. nDie Architektendie Studer Simeon Bettler Gmbh ist inZürich domiziliert. nebst einem abgeschlossenenarchitekturstudium und mehrjährigererfahrung im Baubereich bringt jedes derdrei Geschäftsleitungsmitglieder seinbesonderes Steckenpferd in die gemeinsameFirma mit ein. die Synergie der verschiedenenTätigkeitsfelder architektur, Fotografie,Publizistik und Kultur soll das auge für gutearchitektonische ansätze schärfen undqualitativ hochstehende lösungen hervorbringen.Christian Studer, ArchitektHTL SWB, 1974Vorkurs KunstgewerbeschuleZürichStudium Zürcher HochschuleWinterthur ZHWAuslandsemester <strong>Architektur</strong>schule derKöniglich Dänischen KunstakademieVorstand SWB Ortsgruppe InnerschweizZentralvorstand SWB (Schweiz. Werkbund)Anita Simeon, dipl. ArchitektinETH, 1972Studium ETH Zürich, Mitarbeitam Institut gta Ausstellungenan der ETH Zürich, Chefredaktorinder Zeitschrift «Umbauen+Renovieren»,Archithema Verlag AG, ZürichLorenz Bettler, Architekt HTL,1971Studium Zürcher HochschuleWinterthur ZHWMitarbeit bei Margrit Althammerund René Hochuli,Architekten BSA, ZürichMitarbeit am Institut gtaAusstellungen an der ETH ZürichJüngere ProjekteNeubau Modefiliale Bernie's, Bahnhofstrasse,Zürich, 20<strong>10</strong>Architektonische Gartengestaltung, Dübendorf,2008Neubau Druckerei Karl Schwegler AG, Zürich,200746 | <strong>Architektur</strong> | Schulhaus <strong>Albisriederp</strong>latz, Zürich/ZH a+t 6|<strong>10</strong>

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