Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Them a : Pflege<br />
4<br />
Ursachen hierfür: Der Faktor<br />
Pflege im volks- und betriebswirtschaftlichen<br />
Sinn<br />
wechselt regelmäßig zwischen<br />
den Extremen „knappes Gut“<br />
und Kostenfaktor, den es in<br />
Grenzen zu halten gilt. Außerdem<br />
wurde der Patient zum<br />
„Kunden“ mit wachsenden<br />
Ansprüchen. Die wissenschaftliche<br />
Untersuchung pflegerischen<br />
Handelns durch die<br />
zunehmende Zahl akademisch<br />
ausgebildeter Pflegewissenschaftler<br />
hat die Wichtigkeit<br />
professioneller Pflege verdeutlicht.<br />
Standards, etwa<br />
zur Vermeidung von Druckgeschwüren,<br />
haben Einzug in die<br />
Rechtsprechung gefunden und<br />
müssen umgesetzt werden.<br />
Dafür ist mehr Zeit für die<br />
eigentliche Pflege notwendig.<br />
All diese Entwicklungen haben<br />
natürlich Auswirkungen auf<br />
die tägliche Arbeit der Pflegenden.<br />
Während früher ein<br />
nicht zu unterschätzender Teil<br />
der täglichen Arbeitszeit auf<br />
Reinigungs- und andere fachfremde<br />
Tätigkeiten fiel, liegt<br />
heute der Schwerpunkt bei der<br />
Pflege von kranken Menschen.<br />
Die „fachfremden“ Tätigkeiten<br />
wurden an oben genannte Personengruppen<br />
„outgesourct“.<br />
Aber auch die Pflege an sich<br />
hat sich verändert. Professionelle<br />
Pflege heute verlangt:<br />
Fachkompetenz<br />
Steuerungs- und Planungskompetenz<br />
Beratungskompetenz.<br />
fachkompetent war eine<br />
ausgebildete Pflegekraft schon<br />
immer. Immer neue Erkenntnisse<br />
der Pflegewissenschaft<br />
führen aber dazu, dass nur<br />
durch ständiges Weiterbilden<br />
der Pflegekräfte auf Station<br />
diese Erkenntnisse ihren Weg<br />
von der Theorie in die Praxis<br />
finden. Ein lebenslanges Lernen<br />
ist für heutige Schwestern<br />
und Pfleger Pflicht.<br />
Aufgrund der kurzen Liegezeit<br />
ist die Steuerung und<br />
Planung des Patientenaufenthalts<br />
extrem wichtig. Schon<br />
am Aufnahmetag wird darum<br />
in vielen Fällen das Entlassmanagement<br />
in Gang gesetzt.<br />
Es wird geprüft, ob der Patient<br />
im Anschluss an den Klinikaufenthalt<br />
eine medizinische<br />
Rehabilitation benötigt oder<br />
weiterhin Pflegebedarf besteht,<br />
entweder ambulant zuhause<br />
oder stationär in einem<br />
Pflegeheim. Organisiert wird<br />
beides im Diakonie- Klinikum<br />
vom Sozialdienst bzw. der<br />
Überleitungspflege. Die<br />
Pflegenden auf Station stellen<br />
zusammen mit dem Arzt den<br />
Bedarf fest und stellen die<br />
richtigen Weichen.<br />
„Weichenstellung“ ist auch<br />
Aufgabe der „primary nurse“,<br />
ein Pflegekonzept, das in<br />
vielen Krankenhäusern umgesetzt<br />
oder erprobt wird.<br />
Eine Pflegekraft ist dabei für<br />
die gesamte Planung und<br />
Steuerung des Aufenthalts<br />
eines Patienten zuständig. Sie<br />
ist erste Ansprechpartnerin<br />
für den Patienten und seine<br />
Angehörigen, ohne dass sie<br />
notwendigerweise auch die<br />
eigentliche Pflege durchführen<br />
muss. Diese kann sie<br />
an andere delegieren. Ihre<br />
Hauptaufgabe ist die reibungslose<br />
Koordination. Dazu<br />
gehört auch, Patienten und<br />
Angehörige zu pflegerischen<br />
Fragen, etwa einer möglichen<br />
häuslichen Weiterversorgung,<br />
zu beraten.<br />
Der Beratungsaspekt nimmt<br />
für Pflegende im Krankenhaus<br />
einen immer höheren<br />
Stellenwert ein, auch im<br />
Hinblick auf die Prävention<br />
von Krankheiten (deshalb die<br />
Umbenennung des Berufs).<br />
Aufgrund der kurzen Verweildauer<br />
von Patienten im<br />
Kranken haus ist eine vollständige<br />
Genesung oft nicht<br />
möglich, so dass eine begonnene<br />
Therapie zuhause<br />
fortgeführt werden muss.<br />
Patienten und Angehörige<br />
sind dabei oft überfordert,<br />
z.B. bei der Körperpflege mit<br />
Einschränkungen des Bewegungsapparates,<br />
der Einnahme<br />
von Medikamenten, im<br />
Umgang mit medizinischen<br />
Geräten. Sind Patienten nach<br />
einem Klinikaufenthalt weiterhin<br />
pflegebedürftig, bedeutet<br />
dies auch für Angehörige einen<br />
enormen Einschnitt in ihr<br />
bisheriges Leben. Die Familien<br />
über die Möglichkeiten einer<br />
häuslichen Versorgung aufzuklären,<br />
sie in Pflegetechniken<br />
einzuweisen und bereits in der<br />
Klinik in die Pflege mit einzubeziehen,<br />
ist ein Aufgabenfeld<br />
für Pflegende.<br />
Unsere Arbeit mit Patienten<br />
als „nur“ Pflege zu bezeichnen,<br />
greift zu kurz. Die Pflege<br />
am Patienten ist hoch komplex<br />
und bedarf einer langjährigen<br />
Ausbildung. Pflege auf<br />
einer Allgemeinstation reicht<br />
heutzutage von verschiedenen<br />
Lagerungstechniken,<br />
schmerzarmen Mobilisationen,<br />
aktivierenden oder beruhigenden<br />
Waschungen und<br />
Einreibungen, Beobachtungen<br />
der Haut und des Allgemeinzustands<br />
von Patienten zum<br />
frühzeitigen Erkennen negativer<br />
oder positiver Entwicklungen<br />
bis zur Hilfestellung bei<br />
Ausscheidungen. Auch diesen<br />
Punkt professionell zu betrachten<br />
und anzusprechen ist<br />
nichts, was die Pflege berufe<br />
diskreditiert.<br />
aus der Pflegedirektion:<br />
Sehr geehrte Damen und<br />
Herren,<br />
liebe Schwestern und Brüder,<br />
es freut mich, dass in der<br />
aktuellen <strong>Ausgabe</strong> Berichte<br />
über die Pflege und<br />
Betreuung von Menschen<br />
ein Schwerpunkt sind. Der<br />
Auftrag des Herrn an uns,<br />
Kranke zu heilen, zu pflegen<br />
und zu trösten wird immer<br />
der wichtigste Antrieb für<br />
ein diakonisches Krankenhaus<br />
bleiben – allen Zukunftsängsten<br />
und Sorgen<br />
zum Trotz.<br />
In den Berichten aus den<br />
unterschiedlichen Geschäftsbereichen<br />
erfahren<br />
Sie, wie sich junge und<br />
engagierte Frauen und<br />
Männer in einem Pflegeberuf<br />
ausbilden lassen. Ich<br />
bin dankbar, dass wir vielen<br />
Bewerberinnen und Bewerbern<br />
anschließend einen<br />
Arbeitsplatz im Klinikum<br />
anbieten konnten.<br />
Stationsleitungskonferenz am 22.10.2009 im Nikolaihaus<br />
Der Wandel im deutschen<br />
Gesundheitswesen ist permanent,<br />
die Folgen spüren wir<br />
auch hier im Diak. Besonders<br />
unseren langjährigen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern<br />
bin ich zu Dank verpflichtet;<br />
nur durch sie ist es möglich,<br />
Kontinuität und Sicherheit<br />
in turbulenten Zeiten zu<br />
bewahren.<br />
Auch für das Jahr <strong>2010</strong> stehen<br />
wieder neue Herausforderungen<br />
an. Als Beispiele seien<br />
gezielte und fein abgestimmte<br />
ärztliche, pflegerische und<br />
therapeutische Interventionen<br />
(Erbringung sogenannter<br />
Komplexleistungen) oder die<br />
zunehmende elektronische<br />
Datenverarbeitung genannt.<br />
Ich danke allen, die junge<br />
Menschen im Familien- oder<br />
Freundes- und Bekanntenkreis<br />
auf die pflegerischen Berufe<br />
oder Studiengänge hinweisen<br />
und Mut machen, sich darauf<br />
einzulassen.<br />
Ihr Olaf Blazek, Pflegedirektor<br />
und Team<br />
5