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2010 | Ausgabe 1

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Them a : Pflege<br />

4<br />

Ursachen hierfür: Der Faktor<br />

Pflege im volks- und betriebswirtschaftlichen<br />

Sinn<br />

wechselt regelmäßig zwischen<br />

den Extremen „knappes Gut“<br />

und Kostenfaktor, den es in<br />

Grenzen zu halten gilt. Außerdem<br />

wurde der Patient zum<br />

„Kunden“ mit wachsenden<br />

Ansprüchen. Die wissenschaftliche<br />

Untersuchung pflegerischen<br />

Handelns durch die<br />

zunehmende Zahl akademisch<br />

ausgebildeter Pflegewissenschaftler<br />

hat die Wichtigkeit<br />

professioneller Pflege verdeutlicht.<br />

Standards, etwa<br />

zur Vermeidung von Druckgeschwüren,<br />

haben Einzug in die<br />

Rechtsprechung gefunden und<br />

müssen umgesetzt werden.<br />

Dafür ist mehr Zeit für die<br />

eigentliche Pflege notwendig.<br />

All diese Entwicklungen haben<br />

natürlich Auswirkungen auf<br />

die tägliche Arbeit der Pflegenden.<br />

Während früher ein<br />

nicht zu unterschätzender Teil<br />

der täglichen Arbeitszeit auf<br />

Reinigungs- und andere fachfremde<br />

Tätigkeiten fiel, liegt<br />

heute der Schwerpunkt bei der<br />

Pflege von kranken Menschen.<br />

Die „fachfremden“ Tätigkeiten<br />

wurden an oben genannte Personengruppen<br />

„outgesourct“.<br />

Aber auch die Pflege an sich<br />

hat sich verändert. Professionelle<br />

Pflege heute verlangt:<br />

Fachkompetenz<br />

Steuerungs- und Planungskompetenz<br />

Beratungskompetenz.<br />

fachkompetent war eine<br />

ausgebildete Pflegekraft schon<br />

immer. Immer neue Erkenntnisse<br />

der Pflegewissenschaft<br />

führen aber dazu, dass nur<br />

durch ständiges Weiterbilden<br />

der Pflegekräfte auf Station<br />

diese Erkenntnisse ihren Weg<br />

von der Theorie in die Praxis<br />

finden. Ein lebenslanges Lernen<br />

ist für heutige Schwestern<br />

und Pfleger Pflicht.<br />

Aufgrund der kurzen Liegezeit<br />

ist die Steuerung und<br />

Planung des Patientenaufenthalts<br />

extrem wichtig. Schon<br />

am Aufnahmetag wird darum<br />

in vielen Fällen das Entlassmanagement<br />

in Gang gesetzt.<br />

Es wird geprüft, ob der Patient<br />

im Anschluss an den Klinikaufenthalt<br />

eine medizinische<br />

Rehabilitation benötigt oder<br />

weiterhin Pflegebedarf besteht,<br />

entweder ambulant zuhause<br />

oder stationär in einem<br />

Pflegeheim. Organisiert wird<br />

beides im Diakonie- Klinikum<br />

vom Sozialdienst bzw. der<br />

Überleitungspflege. Die<br />

Pflegenden auf Station stellen<br />

zusammen mit dem Arzt den<br />

Bedarf fest und stellen die<br />

richtigen Weichen.<br />

„Weichenstellung“ ist auch<br />

Aufgabe der „primary nurse“,<br />

ein Pflegekonzept, das in<br />

vielen Krankenhäusern umgesetzt<br />

oder erprobt wird.<br />

Eine Pflegekraft ist dabei für<br />

die gesamte Planung und<br />

Steuerung des Aufenthalts<br />

eines Patienten zuständig. Sie<br />

ist erste Ansprechpartnerin<br />

für den Patienten und seine<br />

Angehörigen, ohne dass sie<br />

notwendigerweise auch die<br />

eigentliche Pflege durchführen<br />

muss. Diese kann sie<br />

an andere delegieren. Ihre<br />

Hauptaufgabe ist die reibungslose<br />

Koordination. Dazu<br />

gehört auch, Patienten und<br />

Angehörige zu pflegerischen<br />

Fragen, etwa einer möglichen<br />

häuslichen Weiterversorgung,<br />

zu beraten.<br />

Der Beratungsaspekt nimmt<br />

für Pflegende im Krankenhaus<br />

einen immer höheren<br />

Stellenwert ein, auch im<br />

Hinblick auf die Prävention<br />

von Krankheiten (deshalb die<br />

Umbenennung des Berufs).<br />

Aufgrund der kurzen Verweildauer<br />

von Patienten im<br />

Kranken haus ist eine vollständige<br />

Genesung oft nicht<br />

möglich, so dass eine begonnene<br />

Therapie zuhause<br />

fortgeführt werden muss.<br />

Patienten und Angehörige<br />

sind dabei oft überfordert,<br />

z.B. bei der Körperpflege mit<br />

Einschränkungen des Bewegungsapparates,<br />

der Einnahme<br />

von Medikamenten, im<br />

Umgang mit medizinischen<br />

Geräten. Sind Patienten nach<br />

einem Klinikaufenthalt weiterhin<br />

pflegebedürftig, bedeutet<br />

dies auch für Angehörige einen<br />

enormen Einschnitt in ihr<br />

bisheriges Leben. Die Familien<br />

über die Möglichkeiten einer<br />

häuslichen Versorgung aufzuklären,<br />

sie in Pflegetechniken<br />

einzuweisen und bereits in der<br />

Klinik in die Pflege mit einzubeziehen,<br />

ist ein Aufgabenfeld<br />

für Pflegende.<br />

Unsere Arbeit mit Patienten<br />

als „nur“ Pflege zu bezeichnen,<br />

greift zu kurz. Die Pflege<br />

am Patienten ist hoch komplex<br />

und bedarf einer langjährigen<br />

Ausbildung. Pflege auf<br />

einer Allgemeinstation reicht<br />

heutzutage von verschiedenen<br />

Lagerungstechniken,<br />

schmerzarmen Mobilisationen,<br />

aktivierenden oder beruhigenden<br />

Waschungen und<br />

Einreibungen, Beobachtungen<br />

der Haut und des Allgemeinzustands<br />

von Patienten zum<br />

frühzeitigen Erkennen negativer<br />

oder positiver Entwicklungen<br />

bis zur Hilfestellung bei<br />

Ausscheidungen. Auch diesen<br />

Punkt professionell zu betrachten<br />

und anzusprechen ist<br />

nichts, was die Pflege berufe<br />

diskreditiert.<br />

aus der Pflegedirektion:<br />

Sehr geehrte Damen und<br />

Herren,<br />

liebe Schwestern und Brüder,<br />

es freut mich, dass in der<br />

aktuellen <strong>Ausgabe</strong> Berichte<br />

über die Pflege und<br />

Betreuung von Menschen<br />

ein Schwerpunkt sind. Der<br />

Auftrag des Herrn an uns,<br />

Kranke zu heilen, zu pflegen<br />

und zu trösten wird immer<br />

der wichtigste Antrieb für<br />

ein diakonisches Krankenhaus<br />

bleiben – allen Zukunftsängsten<br />

und Sorgen<br />

zum Trotz.<br />

In den Berichten aus den<br />

unterschiedlichen Geschäftsbereichen<br />

erfahren<br />

Sie, wie sich junge und<br />

engagierte Frauen und<br />

Männer in einem Pflegeberuf<br />

ausbilden lassen. Ich<br />

bin dankbar, dass wir vielen<br />

Bewerberinnen und Bewerbern<br />

anschließend einen<br />

Arbeitsplatz im Klinikum<br />

anbieten konnten.<br />

Stationsleitungskonferenz am 22.10.2009 im Nikolaihaus<br />

Der Wandel im deutschen<br />

Gesundheitswesen ist permanent,<br />

die Folgen spüren wir<br />

auch hier im Diak. Besonders<br />

unseren langjährigen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern<br />

bin ich zu Dank verpflichtet;<br />

nur durch sie ist es möglich,<br />

Kontinuität und Sicherheit<br />

in turbulenten Zeiten zu<br />

bewahren.<br />

Auch für das Jahr <strong>2010</strong> stehen<br />

wieder neue Herausforderungen<br />

an. Als Beispiele seien<br />

gezielte und fein abgestimmte<br />

ärztliche, pflegerische und<br />

therapeutische Interventionen<br />

(Erbringung sogenannter<br />

Komplexleistungen) oder die<br />

zunehmende elektronische<br />

Datenverarbeitung genannt.<br />

Ich danke allen, die junge<br />

Menschen im Familien- oder<br />

Freundes- und Bekanntenkreis<br />

auf die pflegerischen Berufe<br />

oder Studiengänge hinweisen<br />

und Mut machen, sich darauf<br />

einzulassen.<br />

Ihr Olaf Blazek, Pflegedirektor<br />

und Team<br />

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