petroglyphen im valle del encanto - StoneWatch
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Für Forschungsarbeit wird viel Zeit benötigt<br />
In einer Zeit, da unsere sogenannten Politiker von heute auf<br />
morgen Finanzminister, Verkehrsminister oder anderes werden<br />
können, ist es nicht erstaunlich, dass Freunde der<br />
Felsbilder nach einem Besuch von nur einigen Tagen glauben,<br />
alles zu wissen. Sie halten Vorträge und schreiben<br />
Berichte, die einen Hund jammern lassen können. Wir beiden<br />
haben 21 Jahre hart gearbeitet, ehe wir die erste Veröffentlichung<br />
wagten. Dann jedoch waren wir nicht mehr so<br />
schnell aufs Kreuz zu legen. Wer erst einmal tausende von<br />
Felsgravuren buchstäblich unter den Fingern gehabt hat,<br />
weiss wovon er spricht.<br />
Woher habt Ihr das Wissen um das „älteste Boot der Erde“,<br />
woher die Kenntnisse über den „Oben-ohne-Stil“ oder die erstaunlichen<br />
Bumerangs, die ganz unvorhergesehen in Skandinavien<br />
auftauchten und nun mit Eurem Namen zusammenhängen?<br />
Unser Gehe<strong>im</strong>nis ist damit zu erklären, dass wir nicht etwa<br />
jede winzige Erkenntnis hinausschrien, die wir gefunden zu<br />
haben glaubten. Kontinuierlich schloss sich eine Erkenntnis<br />
an die andere. Ja, oft mussten wir den Mut aufbringen, unsere<br />
Erfahrungen wieder zu korrigieren, bis wir endlich sicher<br />
waren, einen echten Forschungserfolg errungen zu haben.<br />
Wir lernten die Fragen von Wissenschaftlern und Laien kennen,<br />
die als Besucher kamen. Wir erkannten sofort, dass viele<br />
der in Stein gravierten Bilder nicht leicht zu entschlüsseln<br />
waren. Man musste zeigen, wie einst ein Boot gestaltet war.<br />
Jenes Zeichen stellte eine Torsionsfalle dar. Eine Rekonstruktion<br />
musste zeigen, wie sie wirkte. Dieser „Haken“ war<br />
ein Bumerang. Wir zeigten, wie er zuverlässig zurückkam.<br />
Aus alledem wurde <strong>im</strong> Zusammenhang mit Felsbildern die<br />
„exper<strong>im</strong>entelle Archäologie“, als Erfahrung aus tausenden<br />
Steingravuren vor Ort.<br />
Wie sieht das mit der Altersversorgung aus?<br />
Nun, da wir die schwierigen Forschungsreisen in die Kletterregionen<br />
der Alpen oder nach jenseits des Polarkreises aufgeben<br />
mussten, die gefahrvollen Überquerungen der Katarakte<br />
des Nämforsen <strong>im</strong> Norden Schwedens nicht mehr<br />
durchführen kann, wurden der Wohnwagen und der Zugwagen<br />
verschenkt. Wir können zurückblicken auf 28 Felsbild-Sonderausstellungen<br />
<strong>im</strong> In- und Ausland. Weit über einhundert<br />
Lichtbildvorträge wurden gehalten und recht viele<br />
Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Broschüren und<br />
Büchern fanden allgemein Zust<strong>im</strong>mung.<br />
Noch <strong>im</strong>mer warten eine Unmenge wissenschaftlicher<br />
Daten, die wir bei den Arbeiten auf den Felsen gewonnen<br />
haben, auf Bearbeitung. Gewiss hatten wir uns stets recht<br />
viel vorgenommen. Wenn wir jetzt zurückblicken, wird uns<br />
klar, weshalb wir <strong>im</strong>mer auf die Sonntagspause oder einen<br />
Urlaub ohne jede Tätigkeit verzichten mussten. Doch wir<br />
haben das Nichtstun nie vermisst. Die Felsbildforschung zog<br />
uns zauberhaft in ihren Bann.<br />
50<br />
Goethe schrieb: „Auf so manches Glück der Welt lernt man<br />
bald verzichten. Was uns bis zuletzt gefällt sind Bilder und<br />
Geschichten.“<br />
Wenn wir über das auf den Felsen fixierte Papier hinwegrieben<br />
und <strong>im</strong>mer neue Motive hervorzauberten, dann war uns<br />
der Erfolg Lohn genug. Wir möchten nicht mit jenen tauschen,<br />
die allein das sich von-der-Sonne-braun-backen-lassen<br />
als erstrebenswert ansehen. Der Sinn der Felsbildforschung<br />
ist mehr, viel mehr.<br />
Doch jedesmal, wenn ich junge Menschen auffordere, unsere<br />
umfangreiche Arbeit fortzusetzen, kommt prompt die<br />
Frage: „Und wie sieht es mit der Altersversorgung aus?“<br />
Ich bin jetzt 85 Jahre alt und finde es noch zu früh, über „das<br />
Alter“ nachzudenken. Albert Einstein sprach es klar aus:<br />
„Nichts kann schöner sein als das Wunderbare. Wer da ohne<br />
Empfindung bleibt, wer sich nicht versenken kann und nicht<br />
das tiefe Erzittern der verzauberten Seele kennt, der könnte<br />
ebensogut tot sein: Er hat schon geschlossene Augen.“