Abt em. Dr. Thomas Niggl OSB

Abt em. Dr. Thomas Niggl OSB Abt em. Dr. Thomas Niggl OSB

02.12.2012 Aufrufe

Der Herr über Leben und Tod rief am 10. Dezember 2011, in der Nacht zum 3. Advent, dem Sonntag „Gaudete“, den Hochwürdigsten Herrn Abt em. Dr. Thomas Niggl OSB Abt der Benediktinerabtei Weltenburg 1976 - 1995 gestärkt mit den heiligen Sakramenten der Kirche und begleitet vom Gebet der Mitbrüder, in der Abtei Ettal, seinem Professkloster, zu sich in sein himmlisches Reich. Georg Niggl wurde am 22. April 1922 als erstes Kind der Eheleute Georg und Maria Niggl, geb. Pensberger, in Murnau geboren. Ihm folgten noch zwei Schwestern, Theresia und Ottilie. Sein Vater betrieb dort eine Hammerschmiede. Er hätte seinen einzigen Sohn gerne als Nachfolger in seinem Betrieb gesehen. Dessen Wege aber führten 1935 auf Vermittlung seines Heimatpfarrers Martin Lohr in das Scholastikat der Abtei Ettal und an das dortige Gymnsium. Noch als Schüler der damaligen 7. Klasse wurde er am 1. Oktober 1941 zur Nachrichten- Ersatz-Batterie als Funker und Fernsprecher nach München eingezogen und bereits am 27. Dezember nach Russland abgestellt. Am 21. Oktober 1944 wurde der junge Soldat nahe der ostpreußischen Grenze bei Filipow durch einen Kieferdurchschuss schwer verwundet. In den schrecklichen Erfahrungen des Krieges begegnete er der Botschaft von Fatima. Ihr verschrieb er sich für sein ganzes Leben, dass es nie wieder Krieg gebe. Nach Lazarettaufhalten wurde Georg Niggl nach Kriegsende von den Amerikanern am 5. Juli 1945 offiziell aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Nach einigen Wochen, am 15. September d.J., trat er in die Benediktinerabtei Ettal ein und erhielt bei der Einkleidung am 28. September den hl. Thomas von Aquin als Wegbegleiter zur Vollkommenheit. Nach dem Noviziat legte Fr. Thomas am 30. September 1946 die einfache Profess in die Hände von Abt Angelus Kupfer ab, der am Schutzengelfest, 2. Oktober 1949, die feierliche Profess folgte. Abt Angelus schickte den jungen

Der Herr über Leben und Tod rief am 10. Dez<strong>em</strong>ber 2011, in der Nacht zum 3. Advent,<br />

d<strong>em</strong> Sonntag „Gaudete“, den Hochwürdigsten Herrn<br />

<strong>Abt</strong> <strong>em</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Thomas</strong> <strong>Niggl</strong> <strong>OSB</strong><br />

<strong>Abt</strong> der Benediktinerabtei Weltenburg 1976 - 1995<br />

gestärkt mit den heiligen Sakramenten der Kirche und begleitet vom Gebet der Mitbrüder,<br />

in der <strong>Abt</strong>ei Ettal, sein<strong>em</strong> Professkloster, zu sich in sein himmlisches Reich.<br />

Georg <strong>Niggl</strong> wurde am 22. April 1922 als erstes Kind der Eheleute<br />

Georg und Maria <strong>Niggl</strong>, geb. Pensberger, in Murnau geboren. Ihm<br />

folgten noch zwei Schwestern, Theresia und Ottilie. Sein Vater betrieb<br />

dort eine Hammerschmiede. Er hätte seinen einzigen Sohn gerne als<br />

Nachfolger in sein<strong>em</strong> Betrieb gesehen. Dessen Wege aber führten 1935<br />

auf Vermittlung seines Heimatpfarrers Martin Lohr in das Scholastikat<br />

der <strong>Abt</strong>ei Ettal und an das dortige Gymnsium. Noch als Schüler der<br />

damaligen 7. Klasse wurde er am 1. Oktober 1941 zur Nachrichten-<br />

Ersatz-Batterie als Funker und Fernsprecher nach München eingezogen<br />

und bereits am 27. Dez<strong>em</strong>ber nach Russland abgestellt. Am 21. Oktober<br />

1944 wurde der junge Soldat nahe der ostpreußischen Grenze bei Filipow durch einen<br />

Kieferdurchschuss schwer verwundet. In den schrecklichen Erfahrungen des Krieges begegnete er<br />

der Botschaft von Fatima. Ihr verschrieb er sich für sein ganzes Leben, dass es nie wieder Krieg<br />

gebe. Nach Lazarettaufhalten wurde Georg <strong>Niggl</strong> nach Kriegsende von den Amerikanern am 5. Juli<br />

1945 offiziell aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Nach einigen Wochen, am 15. Sept<strong>em</strong>ber<br />

d.J., trat er in die Benediktinerabtei Ettal ein und erhielt bei der Einkleidung am 28. Sept<strong>em</strong>ber den<br />

hl. <strong>Thomas</strong> von Aquin als Wegbegleiter zur Vollkommenheit. Nach d<strong>em</strong> Noviziat legte Fr. <strong>Thomas</strong><br />

am 30. Sept<strong>em</strong>ber 1946 die einfache Profess in die Hände von <strong>Abt</strong> Angelus Kupfer ab, der am<br />

Schutzengelfest, 2. Oktober 1949, die feierliche Profess folgte. <strong>Abt</strong> Angelus schickte den jungen


Ordensmann zum Studium der Philosophie und Theologie nach Eichstätt, wo er im Kolleg St.<br />

Benedikt der <strong>Abt</strong>ei Plankstetten wohnte. Im Heiligen Jahr 1950 wurde Fr. <strong>Thomas</strong> von Michael<br />

Kardinal Faulhaber am 29. Juni zusammen mit 40 weiteren Weihekandidaten im Dom von Freising<br />

zum Priester geweiht. Schon während des Pastoralkurses immatrikulierte sich der junge Pater für<br />

klassische und deutsche Philologie an der Ludwig- Maximilian-Universität in München. Doch im<br />

Schuljahr 1951/52 schickte ihn der neu erwählte <strong>Abt</strong> Johannes M. Hoeck als Lateinlehrer und<br />

Präfekt in sein Professkloster Scheyern. Danach nahm er das Studium in München wieder auf.<br />

Gleichzeitig besuchte er Vorlesungen bei Prof. <strong>Dr</strong>. Franz Dölger am Byzantinistisch-<br />

neugriechischen Institut. 1955 promovierte er in dies<strong>em</strong> Fach mit einer Arbeit über den Patriarchen<br />

Philotheos Kokkinos von Konstantinopel (1353- 1354 und 1364 – 1376), der eine wichtige Rolle im<br />

Hesychastenstreit spielte.<br />

Nach d<strong>em</strong> Staatsexamen und d<strong>em</strong> Referendariat begann P. <strong>Thomas</strong> 1956 seine Tätigkeit als<br />

Lehrer in den Fächern Latein, Griechisch und Geschichte am Ettaler Gymnasium. Mehrere Jahre<br />

hatte er auch das Amt des stellvertretenden Schulleiters inne. Er verstand es, seine umfassende<br />

humanistische Bildung an junge Menschen weiterzugeben. P. <strong>Thomas</strong> war bei seinen Schülern<br />

beliebt und geschätzt, nicht zuletzt weil er durch seine sportliche Kondition etwa bei Bergtouren<br />

oder beim Eishockeyspiel beeindruckte. <strong>Abt</strong> <strong>Dr</strong>. Karl Groß ernannte nach seiner Wahl P. <strong>Thomas</strong><br />

am 17. Sept<strong>em</strong>ber 1961 zum Prior.<br />

Nachd<strong>em</strong> die <strong>Abt</strong>ei Weltenburg seit 1968 durch einen Prioradministrator aus den einigen Reihen<br />

geleitet worden war, wandte sich der Konvent in der Sorge um die Zukunft des eigenen Hauses an<br />

die <strong>Abt</strong>ei Ettal mit der Bitte um einen Oberen. So wurde der Ettaler Prior <strong>Dr</strong>. <strong>Thomas</strong> <strong>Niggl</strong> am 5.<br />

Sept<strong>em</strong>ber 1973 zum Administrator für drei Jahre gewählt. Die Wähler bestätigten das einmal<br />

ausgesprochene Vertrauen durch die Wahl zum <strong>Abt</strong> am 2. Juni 1976. Bischof <strong>Dr</strong>. Rudolf Graber,<br />

der an der Phil.-Theol. Hochschule in Eichstätt einer der Lehrer des erwählten <strong>Abt</strong>es gewesen war,<br />

erteilte ihm am Vortag des Benediktusfestes, 10. Juli 1976 die Beneditkion zum <strong>Abt</strong>. Altabt <strong>Thomas</strong><br />

berichtet in seinen „Biographischen Notizen“: „Bevor ich Ettal verließ, betete ich vor d<strong>em</strong><br />

Gnadenbild U.L. Frau Stifterin und versprach, ihr großes Anliegen, die Fatimabotschaft, so weit ich<br />

kann, in Weltenburg zu verwirklichen in der Hoffnung, gerade dadurch das Kloster gegen alle<br />

Hoffnung zu retten.“ Seine tiefe Marienverehrung brachte er auch durch seinen Wahlspruch „Per<br />

Mariam ad Jesum“ zum Ausdruck.<br />

Die große Sorge des neuen <strong>Abt</strong>es war der klösterliche Nachwuchs. Nach und nach traten<br />

zahlreiche Kandidaten ein. <strong>Abt</strong> <strong>Thomas</strong> führte sie als Novizenmeister in das monastische Leben<br />

ein und nahm ihre Profess entgegen. Freilich blieben auch Enttäuschungen nicht aus. Denn viele,<br />

die er aufgenommen hatte, verließen dass Kloster wieder. Wie schwierig die personelle Lage im<br />

Konvent über Jahre hinweg war, wird auch dadurch deutlich, dass <strong>Abt</strong> <strong>Thomas</strong> von 1989 – 1995<br />

neben seinen sonstigen Verpflichtungen selbst die Aufgabe des Pfarrers von Weltenburg<br />

übernahm.


Nachd<strong>em</strong> die klösterliche Landwirtschaftsschule 1972 geschlossen worden war, galt es, d<strong>em</strong><br />

Konvent ein neues Arbeitsfeld zu erschließen. Dieses tat sich in der Katholischen<br />

Erwachsenenbildung auf im Rahmen der Weltenburger Akad<strong>em</strong>ie e.V., die bereits 1969 gegründet<br />

worden war. Zu dies<strong>em</strong> Zweck wurden 1974/75 die Räumlichkeiten der eh<strong>em</strong>aligen Schule zur<br />

Begegnungsstätte St. Georg umgebaut. Im 2. Stock entstanden 18 modern ausgestattete Zimmer.<br />

Für den Gästebetrieb wurde 1982 auch die St. Nikolauskapelle im Dachgeschoss ausgebaut. Für<br />

die Durchführung der S<strong>em</strong>inare in der Begegnungsstätte entstand 1984 als Tochtergründung der<br />

Weltenburger Akad<strong>em</strong>ie die Heimvolkshochschule e.V. Ein besonderer Höhepunkt der Amtszeit<br />

von <strong>Abt</strong> <strong>Thomas</strong> waren die Feierlichkeiten zum 150. Jahrestag der Wiedergründung des Klosters<br />

am 31. Mai 1992.<br />

Das vielfältige Wirken von <strong>Abt</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Thomas</strong> <strong>Niggl</strong> wurde auch öffentlich anerkannt durch die<br />

Verleihung des Bayerischen Verdienstordens am 20. Juni 1985 aus den Händen des damaligen<br />

Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.<br />

Nachd<strong>em</strong> <strong>Abt</strong> <strong>Thomas</strong> 22 Jahre das Kloster Weltenburg geleitet hatte, trat er am 2. Oktober 1995<br />

von sein<strong>em</strong> Amt zurück. Als zweiten Wohnsitz wählte er sein Professkloster Ettal, wo ihn die<br />

Mitbrüder gerne willkommen hießen. Auch wenn er die Verantwortung der Leitung nicht mehr zu<br />

tragen hatte, setzte er sich noch lange nicht zur Ruhe. Seine weitreichenden seelsorglichen<br />

B<strong>em</strong>ühungen für unterschiedliche Gruppen führte er auch im Alter weiter, bis er an Weihnachten<br />

2008 schwer erkrankte. Nach ein<strong>em</strong> längeren Krankenhausaufenthalt bezog er ein Zimmer in der<br />

Infermerie. Dort wurde Altabt <strong>Thomas</strong> bis zu sein<strong>em</strong> letzten At<strong>em</strong>zug liebevoll betreut und gepflegt.<br />

Dafür sind wir <strong>Abt</strong> Barnabas und den Mitbrüdern des Ettaler Konventes, besonders Fr. Konstantin,<br />

sehr dankbar und sagen an dieser Stelle ein herzliches „Vergelt's Gott“.<br />

Wir hoffen und beten, dass alles adventliche Sehnen und Warten sich für unseren verstorbenen<br />

Altabt <strong>Thomas</strong> erfüllt und ihm die ewige Freude beim Herrn geschenkt wird.<br />

<strong>Abt</strong>ei Weltenburg, 11. Dez<strong>em</strong>ber 2011<br />

<strong>Abt</strong> <strong>Thomas</strong> M. Freihart <strong>OSB</strong> und der Konvent der <strong>Abt</strong>ei Weltenburg<br />

Pontifikalrequi<strong>em</strong> am Donnerstag, 15. Dez<strong>em</strong>ber 2011, 10.30 Uhr in der <strong>Abt</strong>eikirche<br />

Weltenburg, anschließend Beisetzung in der Klostergruft.<br />

9.45 Uhr Sammelrosenkranz

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