Zur Geschichte des AER

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Zur Geschichte des Altettaler Rings e.V. Der folgende Rückblick auf die Entwicklung des AER von seiner Gründung 1955 bis 2009 soll nicht nur informieren, sondern auch die Anliegen der vielen Vorstände und Beiräte dokumentieren. Aus christlicher Verantwortung heraus wollten die Gründungsväter ein engeres Verhältnis zwischen Jung- und Altettalern begründen, ein Anliegen, dass trotz Rückschlägen und Schwierigkeiten aufgegangen ist. 57 Jahre AER sprechen für sich, dessen Geschichte im Folgenden nicht im Detail ausgebreitet werden soll. Vieles davon wäre noch erwähnenswert, würde jedoch den Rahmen der folgenden Ausführungen sprengen. Weitere Einzelheiten mögen daher einer ausführlicheren Vereinchronik vorbehalten sein. „Schon vor dem 2. Weltkrieg wurden in Ettaler Kreisen, besonders in der damaligen Redaktion des Ettaler Mandl, Stimmen laut, ein nur auf Reminiszenzen beruhendes Verhältnis zwischen Altettal und Kloster zu überwinden und dem Ettaler Geist neue Impulse zu geben, etwa durch Gründung eines Hilfswerks für unverschuldet in Not geratene Kameraden“ (W. Fischer, Informationen des AER e.V. an die Mitglieder, 7./8. Oktober 1967, S. 3). Der Krieg und die Nachkriegszeit verhinderten indes eine Verwirklichung dieses Gedankens. „In einem Brief vom 19. Februar 1953 teilte Pater Emmanuel Dr. Walter Faßbender mit, dass der H.H. Abt Johannes Maria Hoeck der Auffassung sei, P. Emmanuel solle sich dem Aufbau dieses Hilfswerks annehmen. Dr. Walter Faßbender (26-36 + 1972) wolle sich als Jurist und Versicherungsfachmann um einen Satzungsentwurf bemühen“ (W. Fischer, ebd. S. 3). Hier liegen die Wurzeln der engen Bindung des AER an das Kloster. Trotz anlaufenden Wirtschaftswunders herrschte vielerorts noch Not in Deutschland, vor allem an Wohnungen und Geld mangelte es. Dies bekamen natürlich auch viele Ettaler zu spüren. Hinzu kam, dass Abt J.M. Hoeck eine Brücke zwischen den Vorkriegs- respektive Kriegsabsolvien und den Nachkriegsjahrgängen schlagen wollte. Über das enge Zusammengehörigkeitsgefühl der Vorkriegs- und Kriegsgeneration hinaus sollten dem „Ettaler Geist“ neue Impulse gegeben werden. So kam es auf Initiative von Altettalern an Rhein und Ruhr zur Gründung des AER im Frühjahr 1955, der seitdem im Vereinsregister des Amtsgerichts Garmisch-Partenkirchen eingetragen ist. Anlässlich des „Großen Ettaler

<strong>Zur</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> Altettaler Rings e.V.<br />

Der folgende Rückblick auf die Entwicklung <strong>des</strong> <strong>AER</strong> von seiner Gründung<br />

1955 bis 2009 soll nicht nur informieren, sondern auch die Anliegen der vielen<br />

Vorstände und Beiräte dokumentieren. Aus christlicher Verantwortung heraus<br />

wollten die Gründungsväter ein engeres Verhältnis zwischen Jung- und<br />

Altettalern begründen, ein Anliegen, dass trotz Rückschlägen und<br />

Schwierigkeiten aufgegangen ist. 57 Jahre <strong>AER</strong> sprechen für sich, <strong>des</strong>sen<br />

<strong>Geschichte</strong> im Folgenden nicht im Detail ausgebreitet werden soll. Vieles davon<br />

wäre noch erwähnenswert, würde jedoch den Rahmen der folgenden<br />

Ausführungen sprengen. Weitere Einzelheiten mögen daher einer<br />

ausführlicheren Vereinchronik vorbehalten sein.<br />

„Schon vor dem 2. Weltkrieg wurden in Ettaler Kreisen, besonders in der<br />

damaligen Redaktion <strong>des</strong> Ettaler Mandl, Stimmen laut, ein nur auf<br />

Reminiszenzen beruhen<strong>des</strong> Verhältnis zwischen Altettal und Kloster zu<br />

überwinden und dem Ettaler Geist neue Impulse zu geben, etwa durch Gründung<br />

eines Hilfswerks für unverschuldet in Not geratene Kameraden“ (W. Fischer,<br />

Informationen <strong>des</strong> <strong>AER</strong> e.V. an die Mitglieder, 7./8. Oktober 1967, S. 3). Der<br />

Krieg und die Nachkriegszeit verhinderten in<strong>des</strong> eine Verwirklichung dieses<br />

Gedankens. „In einem Brief vom 19. Februar 1953 teilte Pater Emmanuel Dr.<br />

Walter Faßbender mit, dass der H.H. Abt Johannes Maria Hoeck der Auffassung<br />

sei, P. Emmanuel solle sich dem Aufbau dieses Hilfswerks annehmen. Dr. Walter<br />

Faßbender (26-36 + 1972) wolle sich als Jurist und Versicherungsfachmann um<br />

einen Satzungsentwurf bemühen“ (W. Fischer, ebd. S. 3).<br />

Hier liegen die Wurzeln der engen Bindung <strong>des</strong> <strong>AER</strong> an das Kloster. Trotz<br />

anlaufenden Wirtschaftswunders herrschte vielerorts noch Not in Deutschland,<br />

vor allem an Wohnungen und Geld mangelte es. Dies bekamen natürlich auch<br />

viele Ettaler zu spüren. Hinzu kam, dass Abt J.M. Hoeck eine Brücke zwischen<br />

den Vorkriegs- respektive Kriegsabsolvien und den Nachkriegsjahrgängen<br />

schlagen wollte. Über das enge Zusammengehörigkeitsgefühl der Vorkriegs- und<br />

Kriegsgeneration hinaus sollten dem „Ettaler Geist“ neue Impulse gegeben<br />

werden. So kam es auf Initiative von Altettalern an Rhein und Ruhr zur Gründung<br />

<strong>des</strong> <strong>AER</strong> im Frühjahr 1955, der seitdem im Vereinsregister <strong>des</strong> Amtsgerichts<br />

Garmisch-Partenkirchen eingetragen ist. Anlässlich <strong>des</strong> „Großen Ettaler


Wiedersehens“ im Sommer 1955 fand auch die erste Versammlung <strong>des</strong> <strong>AER</strong><br />

statt, der damals 61 Mitglieder zählte. Erster Vorsitzender wurde der<br />

unvergessene Dr. Walter Faßbender, von Beruf Generaldirektor der ARAG in<br />

Düsseldorf, während Paul Münsterer (30-38), Braumeister in Düsseldorf, das Amt<br />

<strong>des</strong> Schatzmeisters übernahm. Ferdinand Lechner (22-38), Kaufmann in<br />

Düsseldorf, wurde Schriftführer und arbeitete zusammen mit Dr. Brumm (33-34)<br />

den Entwurf einer Satzung aus. Auch ein Sekretariat wurde eingerichtet, das<br />

fortan unter der Leitung von P. Emmanuel stand. Schließlich wäre wiederum Abt<br />

J.M. Hoeck zu nennen, der für die Mitgliedschaft vieler Patres sorgte und im<br />

Beirat wertvolle Arbeit leistete.<br />

Von Anfang an konnte sich unter der Obhut von P. Athanasius eine sehr<br />

enge und äußerst wohlwollende Zusammenarbeit zwischen <strong>AER</strong> und der Mandl-<br />

Redaktion entwickeln, eine Tradition die später H.H. Abt Barnabas nahtlos<br />

fortsetzte. Satzungsgemäß handelt es sich um einen „mildtätigen Verein“, ein<br />

Grundsatz, der trotz wiederholter Statutenänderungen bis heute beibehalten<br />

wurde, in der Erstfassung jedoch noch nicht voll entfaltet war. So heißt es darin,<br />

dass man dazu bereit sei, „Personen, die das Ettaler Gymnasium als Schüler<br />

besucht haben (Alt-Ettaler) oder besuchen, oder als weltliche Lehrer an diesem<br />

Gymnasium tätig waren, bei Eintritt unverschuldeter Notlagen Unterstützungen<br />

zu gewähren. Empfänger einer Unterstützung können auch Hinterbliebene<br />

dieses Personenkreises sein“. Der Ring muss also helfen, wenn die<br />

Unterstützungswürdigkeit besteht, das heißt, die Bezüge <strong>des</strong> Betroffenen nicht<br />

höher liegen als das Vierfache (bei Alleinstehenden das Fünffache) <strong>des</strong><br />

Regelsatzes der Sozialhilfe im Sinne <strong>des</strong> § 28 <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>sozialhilfe-<br />

Gesetzbuches. Der Nachweis der „Unterstützungswürdigkeit“ muss zur<br />

Begutachtung durch Vorstand und Beirat vom Antragsteller erbracht werden. Als<br />

„mildtätiger Verein“ unterliegt der <strong>AER</strong> der Aufsicht <strong>des</strong> zuständigen<br />

Finanzamtes, wobei Thesaurieren zum Verlust <strong>des</strong> Mildtätigkeits-Status führen<br />

kann. Die Satzung sieht ferner vor, dass Vorstand und Beirat innerhalb <strong>des</strong><br />

vorgegebenen Rahmens, unbürokratisch, großzügig und absolut diskret<br />

verfahren. Daher betonte Dr. Walter Faßbender auf der Mitgliederversammlung<br />

vom 9.11.1956 ausdrücklich, dass sich der <strong>AER</strong> bewusst auf die Vermittlung<br />

finanzieller Hilfe beschränke (Ettaler Mandl, Jg. 36/9, S. 61), sich jedoch nicht als<br />

elitärer Verein innerhalb der Ettaler Familie verstehe.


Anfangs hielt sich der Mitgliederzulauf ebenso in Grenzen wie die<br />

finanziellen Mittel. Gleichwohl kam die „Idee <strong>des</strong> <strong>AER</strong>“ mehr und mehr zum<br />

Tragen. So stieg die Mitgliederzahl von 61 im Jahr 1955/56 auf immerhin 330<br />

1960. Wesentlich dazu beigetragen hatte die Werbe- und Aufklärungsarbeit von<br />

Pater Prior Dr. Thomas Niggl und P. Direktor Stephan Schaller. Im „Ettaler Mandl“<br />

erschien dann im Jahr 1967 ein Artikel von Studienprofessor Dr. Georg Beck, der<br />

ebenfalls für den Verein warb. Gleichwohl ließ die Öffentlichkeitsarbeit noch zu<br />

wünschen übrig, eine Kritik, die vor allem die damalige Mitgliederversammlung<br />

vorbrachte. Die maßgebliche Ursache hierfür waren interne Probleme nach einer<br />

relativ günstig verlaufenen Gründungs- und Konsolidierungsphase. Berufliche wie<br />

gesundheitliche Gründe spielten hierbei mit, was wiederum Rücktritte und<br />

Wechsel innerhalb <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> zur Folge hatte. Steigende Mitgliederzahlen<br />

trugen das Ihre dazu bei, den Organisations- und Verwaltungsaufwand zu<br />

erhöhen. Anfangs hatte der Vorstand sowohl über die Vergabe von<br />

Unterstützungsgeldern zu befinden, als auch die laufenden Geschäfte zu führen<br />

(P. Magnus, in: Ettaler Mandl Jg. 84, Nr. 1/2). Zu <strong>des</strong>sen Entlastung wurden auf<br />

Anregung von Abt J.M. Hoeck zusätzlich Gutachter für die Vergabe von<br />

Unterstützungen berufen. Zunächst bestand dieser „Beirat“ aus 3<br />

Konventmitgliedern, deren Zahl bis heute auf 9 gestiegen ist. Die oben<br />

aufgezeigten Probleme zeigten sich schon bald nach der Neuwahl und so<br />

kandidierte der alte Vorstand (1955-1960) nicht ein weiteres Mal. Daraufhin<br />

wählte die Mitgliederversammlung Dr. Georg Beck zum neuen Vorsitzenden<br />

sowie Dr. Gerhard Ott (47-51) und Diplomkaufmann Ernst Rieger (34-41) jeweils<br />

zum neuen Schatzmeister und Schriftführer. Schon 1964 traten Ott und Rieger<br />

wieder zurück, woraufhin sich zwei Altettaler spontan bereit erklärten,<br />

einzuspringen: Oberregierungsrat Dr. Heribert Kiefer als Schatzmeister und<br />

Versicherungsdirektor Dr. Walter Fischer (28-31) als Schriftführer. Beide sollten<br />

sich künftig um den <strong>AER</strong> sehr verdient machen. Zunächst galt es, viel<br />

Liegengebliebenes aufzuarbeiten, darunter Rückstände von Mitgliedsbeiträgen<br />

und Verwaltungsangelegenheiten. Hervorzuheben ist, dass Vorstand und Beirat<br />

ehrenamtlich tätig sind bei einem nicht unbeträchtlichen Arbeitsaufwand. Abt Karl<br />

erkannte die gewachsenen Organisationsprobleme sehr bald und stellte nach<br />

einem entsprechenden Beschluss der Mitgliederversammlung vom 31. August<br />

1965 Pater Emmanuel für den Aufbau <strong>des</strong> neueingerichteten Sekretariats frei.<br />

Wie sein Vorgänger war Abt Karl dem Ring sehr zugetan. Seiner Initiative war es<br />

wesentlich zu verdanken, dass ein Großteil <strong>des</strong> Verwaltungsaufwan<strong>des</strong> vom


Kloster übernommen wurde. Damit sicherte er letztendlich die Fortexistenz <strong>des</strong><br />

<strong>AER</strong>, bis dann Pater Godehard das Sekretariat übernahm und für die<br />

Mitgliederwerbung sorgte.<br />

Unter Georg Beck rückte auf den Jahresversammlungen mehr und mehr die<br />

Gewinnung von Neumitgliedern ins Zentrum der Diskussion. In diesem<br />

Zusammenhang wurde auf die Wichtigkeit persönlicher Initiative hingewiesen<br />

sowie die Anregung <strong>des</strong> Beirats (Pater Emmanuel, Pater Willibald, Pater<br />

Angelus) aufgegriffen, künftig auch Abiturienten anzuwerben. Ebenfalls erörtert<br />

wurde der Vorschlag von Abt J.M. Hoeck, über Studienbeihilfen für Altettaler in<br />

besonderen Notlagen nachzudenken.<br />

Trotz aller Anfangsschwierigkeiten gewann der Ring nach und nach an<br />

Effizienz, eine Entwicklung die sich auch in der folgenden Übersicht von Walter<br />

Fischer spiegelt (nach Ettaler Mandl, Jg. 47/20, Nr. 1/2):<br />

Kapital (in DM) Unterstützungen (in DM) Mitglieder<br />

1955/56 ? 61-100<br />

1956/57 800<br />

1958 900<br />

1959 1.565<br />

1960 23.000 800<br />

1961 1.887 330<br />

1962 1.967<br />

1963 725<br />

1964 1.466<br />

1965 1.925<br />

1966 2.128<br />

1967 2.203<br />

1970 78.000 16.365 403<br />

Gemessen an der Gesamtzahl der Altettaler, hatte der Mitgliederstand noch nicht<br />

die wünschenswerte Höhe erreicht. „Wir müssen unbedingt, soll der Ring für


ernstere Fälle gerüstet sein, zu einem Mitgliederstand und damit zu einem<br />

Kapitalstand kommen, der es ermöglicht, aus der Rendite die Hilfen zu leisten“, so<br />

Walter Fischer (W. Fischer, ebd.). Daher schlug er 1965 vor, das<br />

Vereinsvermögen in einem Rentenfonds anzulegen, ein Vorschlag, der sich<br />

später gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten bewährte.<br />

Seit seinem Bestehen startete der <strong>AER</strong> darüber hinaus Paketaktionen in<br />

Länder <strong>des</strong> damaligen Ostblocks, allen voran die DDR und Ungarn. Hinzu kam<br />

die Hilfsaktion für notleidende Altettaler in Polen, die 1981 durch den selbstlosen<br />

Einsatz <strong>des</strong> ehemaligen Schatzmeisters Josef Korntheuer zustande kam.<br />

Von 1965 bis 1970 amtierte Dr. Beck (+1971) ein zweites Mal als<br />

Vorsitzender. In Dankbarkeit erinnern wir uns an seine Aufgeschlossenheit, sein<br />

freundliches Wesen und sein begeistern<strong>des</strong> Engagement für den <strong>AER</strong>.<br />

Die jährlich anfallende Mitgliederversammlung fand 1970 am 6.<br />

Dezember statt, wobei die Wahl von Vorstand und Beirat die wichtigsten<br />

Tagesordnungspunkte bildeten. Zweifelsohne üben neben dem Vorsitzenden der<br />

Schatzmeister und der Sekretär das arbeitsreichste Amt aus. Daher bat Pater<br />

Emmanuel den neuen Vorstand, ihm von der Arbeit im Sekretariat <strong>des</strong> <strong>AER</strong> zu<br />

entbinden. Ausdrücklich würdigte das „Ettaler Mandl“ die Tätigkeit von Pater<br />

Emmanuel: „Seit der Gründung der Zentralkartei <strong>des</strong> <strong>AER</strong> war Pater Emmanuel<br />

mit einigen Schülern <strong>des</strong> Internats unermüdlich tätig gewesen. Er hatte unzählige<br />

Formblätter geschrieben, die Adressen neu eingetragen und so erst eine<br />

leistungsfähige Grundlage für die Vereinsarbeit geschaffen. Mit dem Rundbrief hat<br />

der den Zusammenhalt der Mitglieder gestärkt“ (Ettaler Mandl, Jg. 50/23, Nr. 2/3).<br />

Von den Wahlvorschlägen für den ersten Vorsitzenden griff Walter Fischer<br />

zunächst Pater Prior Thomas Niggl auf. Dieser jedoch hielt sich an den Rat von<br />

Pater Stephan, der auf seine übermäßige Arbeitsbelastung im klösterlichen und<br />

schulischen Bereich hinwies und lehnte ab. Daraufhin einigte man sich, Gerd<br />

Horschitz (29-34), Chefredakteur <strong>des</strong> „Wirtschaftskuriers“, zum neuen<br />

Vorsitzenden zu wählen. Neuer Schatzmeister wurde Paul Hubman (54-59), von<br />

Beruf Brauereibesitzer, neuer Schriftführer der Hotelier Alois Wandinger.<br />

Der neue Vorstand übernahm einen wohl verfassten Verein, <strong>des</strong>sen<br />

Vermögen bis 1973 auf 95.000 DM stieg, während die Hilfsgelder mit jährlich rund<br />

12.000 DM zu Buche schlugen. Zugleich wuchs die Mitgliederzahl von 1970 403


auf 1973 500 an. Gleichwohl gehörten interne Probleme und Schwierigkeiten<br />

noch nicht der Vergangenheit an. Nachdem Heribert Kiefer Unregelmäßigkeiten in<br />

der Finanzverwaltung festgestellt hatte, wurde der Schatzmeister nicht entlastet<br />

und eine Wiedergutmachung erreicht. Zugleich schrumpfte die Zahl der<br />

Unterstützungszusagen, nicht zuletzt wegen allzu bürokratischer Abläufe. In der<br />

Folge wuchs das Vereinsvermögen weiter an auf 140.000 DM. Außerdem<br />

ergaben sich weitere Veränderungen im Vorstand: Nachdem Heribert Kiefer als<br />

neuer Schatzmeister eingesprungen war, übernahm Pater Quirin im Jahr 1977<br />

das Sekretariat von Pater Godehard.<br />

Damit waren jedoch noch nicht sämtliche Probleme aus der Welt<br />

geschaffen. So wies das Finanzamt auf die sich öffnende Schere zwischen<br />

Kapitalzuwachs und schrumpfenden Hilfszahlungen hin. Der Status der<br />

„Mildtätigkeit“ geriet hierdurch in Gefahr, eine Gefahr, die erst in den folgenden<br />

Jahren wieder abgewendet werden konnte (Pater Magnus, in: Ettaler Mandl Jg.<br />

84, Nr.1/2). Auch die Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Sekretariat<br />

gestaltete sich in der zweiten Amtsperiode von Gerd Horschitz nicht mehr so<br />

reibungslos wie bisher – allen Bemühungen von Pater Quirin zum Trotz.<br />

Gleichwohl kandidierte Gerd Horschitz bei der ordentlichen<br />

Mitgliederversammlung im Dezember 1980 für eine dritte Amtsperiode, stieß<br />

jedoch in Pater Quirin auf einen Gegenkandidaten. Hinter dem langjährigem<br />

Vorsitzenden stand vor allem eine Reihe von Altettalern der Vorkriegsgeneration,<br />

doch bei der anschließenden Abstimmung erhielt weder dieser noch Pater Quirin<br />

die Mehrheit. Statt<strong>des</strong>sen wurde mit einem Vorsprung von nur zwei Stimmen<br />

Oberstudienrat Eberhard Hille (1945-50) zum Nachfolger von Gerd Horschitz<br />

gewählt. Letzterer jedoch focht das Abstimmungsresultat an und erhob dagegen<br />

Einspruch beim Registergericht in Garmisch-Partenkirchen. Nachdem die<br />

Eingabe zurückgewiesen worden war, verfassten einige Anhänger <strong>des</strong> bisherigen<br />

Vorsitzenden ein Rundschreiben und erhoben ihre „Bedenken“ gegen die<br />

„Vorgänge“. Pater Angelus bemühte sich daraufhin um eine Richtigstellung, aber<br />

auch um Schadenbegrenzung. Nicht wenige Altettaler waren von den<br />

Dissonanzen irritiert und legten ihre Mitgliedschaft nieder, da sie ihrer Auffassung<br />

nach einem „mildtätigen Verein“ nicht zustanden. Andererseits erhielt der Verein,<br />

allen voran der neue Vorsitzende sowie Schriftführer Paul Münsterer und<br />

Schatzmeister Josef Korntheuer (52- 57), viel Zuspruch in der Krise.


Diese konnte jedoch nicht sogleich überwunden werden, da Gerd Horschitz<br />

nach wie vor die Rechtmäßigkeit der Wahl vom Dezember 1980 bestritt. Zudem<br />

zog er die ordnungsgemäße Ladung zur Mitgliederversammlung im Dezember<br />

1981 in Zweifel. Letztlich ging es um den Termin der Einladung, die Frage, ob der<br />

Poststempel oder der Tagesstempel gelte. Zwischen beiden lag nur ein Tag<br />

Differenz, für den neuen Vorsitzenden Anlass genug, die Sitzung vor dem<br />

Tagesordnungspunkt „Entlastung <strong>des</strong> Vorstands“ abzubrechen und eine erneute<br />

Mitgliederversammlung für Januar 1982 einzuberufen. Diese wiederholte die<br />

Vorstandswahlen vom Dezember 1980 und bestätigte die alte wie neue Führung<br />

mit respektabler Mehrheit.<br />

Für diese stellte sich nun die Frage, wie verlorenes Vertrauen<br />

wiederhergestellt und verlorene Mitglieder zurückgewonnen werden konnten.<br />

Tatsächlich fehlte es nicht an Zuspruch von Seiten zahlreicher Mitglieder, allen<br />

voran <strong>des</strong> Konvents, aus <strong>des</strong>sen Reihen 17 Stimmen Ansporn und Ermutigung<br />

gaben. Hinzu kam die reibungslose Kooperation mit dem Sekretariat unter Pater<br />

Quirin sowie die tatkräftige Unterstützung <strong>des</strong> Vorsitzenden durch den<br />

Schatzmeister und den Schriftführer. Positiv hervorzuheben wären ferner Dr.<br />

Heribert Kiefer und Walter Fischer, die dem Vorstand und dem Beirat mit Rat und<br />

Tat zur Seite standen. Außerdem wurde ein Rundbrief verfasst, um die vielen<br />

verunsicherten Mitglieder über die Vorgänge aufzuklären, verbunden mit dem<br />

Appell, weiterhin zum <strong>AER</strong> zu halten. Schließlich sollte für den Ring auch auf<br />

Klassentreffen in Ettal sowie bei periodischen Zusammenkünften auswärts<br />

geworben werden. Es galt den Negativtrend bei den Mitgliedern zu stoppen,<br />

deren Zahl 1983 nur noch bei 380 gegenüber 500 im Jahr 1983 lag. Zugleich<br />

wurden Versuche, die Zweckbestimmung <strong>des</strong> Vereins zu ändern, wie etwa diesen<br />

als Stiftung zu organisieren oder an spekulativen Bankengeschäften zu beteiligen,<br />

zurückgewiesen. Auch die Philosophie der „Mildtätigkeit“ sollte wieder zu ihrem<br />

Recht kommen. Die anfangs nur wenigen Unterstützungsfälle wurden im Rahmen<br />

<strong>des</strong> Möglichen bewusst unbürokratisch und großzügig gehandhabt. So kehrte<br />

langsam wieder Ruhe in die Reihen <strong>des</strong> <strong>AER</strong> ein, obschon die Mitgliederzahlen<br />

nach wie vor zu Wünschen übrig ließen.<br />

Auch eine redaktionelle Änderung der Satzung wurde notwendig und von<br />

Eberhard Hille zusammen mit Germar Spaett (46-50) umgesetzt. Betroffen<br />

hiervon war unter anderem Paragraph 3 der alten Satzung: Verlust der


Mitgliedschaft „durch unehrenhaften Lebenswandel oder unehrenhafte<br />

Handlungen“. Dieser wurde gestrichen zugunsten <strong>des</strong> Passus „wenn ein Mitglied<br />

sich vereinsschädigend verhält…“.<br />

Während der Amtsperiode von Eberhard Hille kam es zu mehrfachen<br />

Wechseln <strong>des</strong> Schatzmeisters. Nach drei Jahren erfolgreicher Arbeit stellte Josef<br />

Korntheuer sein Amt zur Verfügung. Als Nachfolger konnte Diplom-Ingenieur Dr.<br />

Wolfgang Grützner (45-50) gewonnen werden, der sich trotz hoher<br />

Arbeitsbelastung bereit erklärte, die Arbeit vorübergehend zu übernehmen. 1984<br />

wurde er durch den Bankkaufmann Felix Pfirstinger abgelöst, der seine Funktion<br />

in den vielen Jahren bis 1996 mit großen persönlichem Einsatz und Erfolg<br />

ausübte.<br />

Aus familiären Gründen kandidierte Eberhard Hille im Jahr 1986 nicht erneut<br />

für das Amt <strong>des</strong> Vorsitzenden. Die Wogen hatten sich mittlerweile geglättet und<br />

auch der Fortbestand <strong>des</strong> <strong>AER</strong> schien gesichert. Ganz im Zeichen der<br />

Beruhigung der Lage stand sodann die Mitgliederversammlung vom Dezember<br />

1986, die Paul Münsterer zum neuen Vorsitzenden, Dr. Peter Cammerer (76-82)<br />

zum Schriftführer und Felix Pfirstinger (48-52) zum Schatzmeister bestellte. Das<br />

Hauptziel der Gewinnung neuer Mitglieder konnte innerhalb weniger Jahre<br />

erreicht werden, stieg doch die entsprechende Zahl bis 1991 auf 490 an, und<br />

damit fast wieder auf den Höchststand von 1973. Der Umfang der<br />

Unterstützungszahlungen im Zeitraum von 1986/86 bis 1991 belief sich auf<br />

insgesamt 200.000 DM, Aktivitäten, die von einer umfassenden<br />

Informationskampagne im „Ettaler Mandl“ begleitet wurden (u.a. Ettaler Mandl Jg.<br />

67/40, Nr. 1, S. 93-97 u. 98 f.). Diese richtete sich vor allem an Nicht-Mitglieder,<br />

mit dem Ziel, sie in das Wirken <strong>des</strong> <strong>AER</strong> einzubeziehen. Darüber hinaus sollten<br />

künftig regelmäßig die Schülereltern informiert werden, und zwar anlässlich der<br />

alljährlich stattfindenden Elternabende. Dabei erhielt der Verein tatkräftige<br />

Unterstützung von Seiten <strong>des</strong> damaligen Internatsdirektors Pater Rupert Sarach.<br />

Schließlich ging es darum, auch die Oberklassen auf die Arbeit <strong>des</strong> <strong>AER</strong><br />

aufmerksam zu machen sowie die Leiter der Altettaler Treffs noch mehr als bisher<br />

in die Werbearbeit einzubeziehen.<br />

Paul Münsterer (+2001) trat im Jahr 1992 als Vorsitzender zurück, nachdem er<br />

sich für den Ring seit 1955 mit großer Hingabe als Schatzmeister und Beirat<br />

engagiert hatte. Zu seinem Nachfolger wurde Pater Magnus gewählt, dem mit


Felix Pfirstinger als Schatzmeister und Dr. Peter Cammerer als Schriftführer zwei<br />

bewährte und motivierte Mitarbeiter zur Seite standen. Gleich zu Anfang nahmen<br />

Vorstand und Beirat eine umfangreiche Satzungsänderung vor, hielten jedoch am<br />

Grundsatz der „Mildtätigkeit“ fest. Die wichtigste Neureglung betraf den Passus<br />

„…bei Eintritt unverschuldeter Notlagen“ unter § 1, der durch die Formulierung<br />

„ Eintritt von Notlagen“ ersetzt wurde. Zudem ermöglichte die neue Fassung<br />

Zuwendungen aus Kapitalerträgen an eine steuerbegünstigte Körperschaft<br />

respektive eine Körperschaft <strong>des</strong> öffentlichen Rechts. Im Klartext hieß dies, dass<br />

auch Anträge <strong>des</strong> Gymnasiums oder <strong>des</strong> Internats berücksichtigt werden konnten,<br />

soweit die Erfolgsrechnung <strong>des</strong> jeweiligen Geschäftsjahres einen entsprechenden<br />

Überschuss aufweisen sollte. Ansonsten bildeten Alt- und Jungettaler samt<br />

Angehörigen sowie Lehrer und Erzieher in Schule und Internat weiterhin den Kern<br />

der potentiell Zuwendungsberechtigten. Nicht ausgenommen von den<br />

Neuregelungen blieb die Mitgliederversammlung, wozu es in der revidierten<br />

Satzung hieß: „Für Beschlüsse, die eine Veränderung der in der Satzung<br />

verankerten Mildtätigkeit bewirken, ist nun eine Mehrheit von zwei Dritteln aller<br />

abstimmenden Mitglieder notwendig“.<br />

Auch administrative Neuerungen blieben nicht aus. Im März 1996 setzte<br />

Pater Magnus durch, die gesamte Verwaltung <strong>des</strong> Vereins in Ettal zu<br />

zentralisieren. Sein Vorschlag, die Buchführung auf EDV umzustellen und<br />

entsprechend zu vernetzen, fand jedoch nicht ungeteilte Zustimmung, so dass der<br />

Schriftführer Dr. Peter Cammerer und der Schatzmeister Felix Pfirstinger ihre<br />

Ämter niederlegten. Während sich Diplomsparkassenbetriebswirt Michael<br />

Utschneider (85-94) bereit erklärte, die Funktion <strong>des</strong> Schriftführers zu<br />

übernehmen, sollte Bankkaufmann Karl-Heinz Haaser (55-64) die Aufgaben <strong>des</strong><br />

Schatzmeisters wahrnehmen. Beide haben dem <strong>AER</strong> über viele Jahre hinweg mit<br />

ausgewiesener Kompetenz und großem persönlichem Einsatz gedient.<br />

Zwischen 1992 und 1994 stiegen die Unterstützungsleistungen <strong>des</strong> Vereins<br />

beträchtlich an. Allein 1994 erhielten 14 Alt- und Jungettaler Zahlungen von<br />

insgesamt 63.570 DM, Gelder, die zum Teil aus Spendenaktionen stammten.<br />

Gleichwohl mussten einige Wertpapiere verkauft werden, mit der Folge, dass sich<br />

Kapitalstock und Renditen reduzierten. Nur ein Drittel der Unterstützungen<br />

konnten aus Kapitalerträgen gespeist werden, ein Dilemma, dass den Vorstand<br />

dazu veranlasste, die Mitgliederversammlung vom 1. April 1995 über eine


Erhöhung der Jahresbeiträge zu befragen. Laut einstimmigen Beschluss sollten<br />

die Beiträge ab 1996 heraufgesetzt werden, und zwar für Mitglieder unter 30<br />

Jahren im ersten Jahr auf 10 DM und in den folgenden Jahren auf 20 DM. Alle<br />

übrigen Mitglieder sollten fortan jährlich 60 DM entrichten, woraus sich<br />

Mehreinahmen von rund 13.000 DM pro Jahr ergaben.<br />

Eine positive Tendenz wiesen auch die Mitgliederzahlen auf, die bis 1994 auf<br />

528 stiegen. Überdies wurde die Werbearbeit <strong>des</strong> Rings fortgesetzt sowie im<br />

Herbst 1995 eine Spendenaktion unter allen Altettalern und Altettalerinnen<br />

durchgeführt. Für den Vorstand und den Beirat war all dies mit erheblichen<br />

Arbeits- und Zeitaufwand verbunden. Hervorgehoben werden muss vor allem die<br />

Kompetenz und der Einsatz von Frau Gertraud Rödel. Zugleich stiegen die<br />

Mitgliederzahlen weiter an, bis 2008 auf über 700. Ebenfalls aufgestockt werden<br />

konnte das Grundkapital <strong>des</strong> Vereins, das 2006 bei 186.000 Euro lag. An<br />

Unterstützungszahlungen fielen im Zeitraum von 1995 bis 2005 ca. 570.000 Euro<br />

an, ein Niveau, das bis 2009 weitgehend stabil blieb. Dazu hatte nicht zuletzt die<br />

Kompetenz und der Einsatz von Beirat und Vorstand sowie <strong>des</strong> langjährigen<br />

Vorsitzenden Pater Magnus beigetragen, bis dieser im April 2009 verstarb. Umso<br />

mehr erschütterte uns das Bekanntwerden seiner massiven Verstrickungen in den<br />

Ettaler Missbrauchsskandal wenige Monate später. Besonders betroffen hat uns,<br />

dass Pater Magnus als einer der Haupttäter wiederholten sexuellen Mißbrauchs<br />

schuldig geworden ist und viele der Opfer bis heute darunter leiden. Die heute im<br />

Altettaler Ring Verantwortlichen sehen es <strong>des</strong>halb als ihre Aufgabe an, die<br />

Aufarbeitung der Vergangenheit aktiv zu begleiten und eine gemeinsame Zukunft<br />

zu gestalten.<br />

Damit schließt der Überblick zur <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>AER</strong>, von <strong>des</strong>sen „alter<br />

Garde“ heute niemand mehr lebt. Erst jüngst, am 19. März 2012, mussten wir von<br />

dem so verdienten Dr. Heribert Kiefer Abschied nehmen, der an den<br />

Vereinssitzungen noch teilnahm, als er bereits von schwerer Krankheit gezeichnet<br />

war. Heute liegen die Geschicke <strong>des</strong> Vereins weitgehend in den Händen der<br />

jüngeren Generation. Hervorgehoben werden müssen die seit über zwei Jahren<br />

amtierende Vorsitzende Stephanie Heinzeller-Scharffenberg (78-87),<br />

Schatzmeisterin Andrea Zahler und Schriftführer Josef Bräu, welche die<br />

Geschäfte mit großem Elan und Geschick führen. Gottes Segen für die Zukunft !


Eberhard Hille (45-50)

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