12.07.2015 Aufrufe

Download - Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt

Download - Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt

Download - Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Zu Beg<strong>in</strong>nGrußwort des Ratsvorsitzenden <strong>der</strong>Evangelischen Kirche <strong>in</strong> DeutschlandPräses Nikolaus Schnei<strong>der</strong>Der „Tag <strong>der</strong> Arbeit“ e<strong>in</strong> Sonntag ? Der Sonntag e<strong>in</strong> Tag <strong>der</strong> Arbeit ?Diese Fragen <strong>in</strong> ihrem Spannungsverhältnis und mit all ihren Facettenkommen <strong>in</strong> den Blick, wenn, wie <strong>in</strong> diesem Jahr, <strong>der</strong> 1. Mai, an dem<strong>der</strong> „Tag <strong>der</strong> Arbeit“ begangen und gesetzlich geschützt gefeiert wird, auf e<strong>in</strong>en Sonntagfällt. Damit ist e<strong>in</strong> aktuelles Thema angesprochen, bei dem Kirchen und Gewerkschaftendas gleiche Ziel verfolgen. Es geht darum, die Sonntags ruhe zu schützen, unddarum, die Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Menschen gerade an Sonntagen zusichern und zu verbessern.Das Bundesverfassungsgericht hat im Dezember 2009 auf kirchliche Verfas sungsbeschwerdeh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Grundsatzent schei dung zum Schutz des Sonntags getroffen. DieUmsetzung dieser Entschei dung <strong>in</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n ist nicht e<strong>in</strong>fach. Kirchen undGewerkschaften bleiben aufgefor<strong>der</strong>t, hier aufmerksam zu se<strong>in</strong> und darauf h<strong>in</strong>zuwirken,dass <strong>der</strong> Schutz des Sonntags gesichert bleibt.Die Evangelische Kirche <strong>in</strong> Deutsch land weiß den KDA <strong>in</strong> diesem Bemühen als e<strong>in</strong>enengagierten Akteur an ihrer Seite. Er ist e<strong>in</strong> Träger <strong>der</strong> „Allianz für den freien Sonntag“,e<strong>in</strong>em bundesweiten Netzwerk vielfältiger Akteure aus Kirchen und Ge werkschaften.Diese Allianz hat die Kir chen bereits bei ihrer Verfassungsbe schwerde gegen die Aus höh -lung des Sonntags schutzes unterstützt. Wenn nun <strong>der</strong> 1. Mai 2011, <strong>der</strong> „Tag <strong>der</strong> Arbeit“,auf e<strong>in</strong>en Sonntag fällt, so ist dies e<strong>in</strong> guter Anlass, sich an die geme<strong>in</strong>same Aufgabezu er<strong>in</strong>nern, sicherzustellen, dass <strong>der</strong> Sonntag nicht zu e<strong>in</strong>em Tag <strong>der</strong> Arbeit wird.Ich wünsche allen Bemühungen, die sich dieser Aufgabe annehmen, Gottes Segen.Grußwort des Bundesvorsitzendendes Deutschen GewerkschaftsbundesMichael SommerDeutschland sche<strong>in</strong>t die Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzkrise besser überstandenzu haben als an<strong>der</strong>e Staaten. Die guten Wirt schafts daten und dasAusbleiben e<strong>in</strong>es dramatischen E<strong>in</strong>bruchs des Arbeits marktes dür fenjedoch nicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen, dass die Arbeits- und Lebensbe d<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong>Menschen <strong>in</strong> Deutschland weiterh<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong> hohes Maß an Unsicherheit geprägt s<strong>in</strong>d.Teilzeit arbeit, Leiharbeit, M<strong>in</strong>i- und Midi jobs, Altersteilzeit sowie Telearbeit und neueSelbstständigkeit haben zu e<strong>in</strong>em deutlichen Rückgang des Normalarbeits verhältnissesund zu massiver Zunahme nicht existenzsichern<strong>der</strong> Erwerbsarbeit geführt. H<strong>in</strong>zu kommte<strong>in</strong>e neue Leistungs politik <strong>in</strong> den Unternehmen, aber auch <strong>in</strong> öffentlichen Verwaltungen,mit <strong>der</strong> das Konkurrenzpr<strong>in</strong>zip des Marktes verbetrieblicht wird. Beson<strong>der</strong>s deutlichwird die Verlagerung <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Unternehmen auf die Erwerbstätigen beiden sogenannten Randbelegschaften, den Leiharbeitnehmer<strong>in</strong>nen und -arbeitnehmern,befristet Beschäftigten, Werk vertragsnehmern und Praktikanten. Diese wachsendenGruppen s<strong>in</strong>d aus <strong>der</strong> unternehmerischen Verantwortung teilweise bis weitestgehendausgeklammert – mit weitreichenden Konsequenzen für den Arbeits- und Gesundheitsschutz,die Weiterbil dung, die Mitbestimmung, die Innovations fähig keit und dieUnter nehmenskultur.Mit dieser Entwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> schreitet die Vermarktlichung <strong>der</strong> Lebensweltvoran. Verlängerte Ladenöffnungs zeiten und die Aufweichung des Sonn tagsschutzesführen nicht nur zu verschlechterten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen, son<strong>der</strong>n haben weitreichendenegative Folgen für das soziale Leben. Der DGB weiß sich mit dem KDA e<strong>in</strong>ig,sich gegen e<strong>in</strong>e voranschreitende Kommerzialisierung des gesellschaftlichen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>szu engagieren. Für den DGB ist es das M<strong>in</strong>deste, sich weiterh<strong>in</strong> für faire Löhne,gute Arbeit und soziale Sicherheit e<strong>in</strong>zusetzen. Diese Zielsetzung wird im Zentrum des1. Mai 2011 stehen. Ich freue mich, dass sich <strong>der</strong> KDA, wie schon <strong>in</strong> den vergangenenJahren, daran aktiv beteiligt.Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011des Herrn, de<strong>in</strong>es Gottes. Da sollst du ke<strong>in</strong>e Arbeit tun, auch nicht de<strong>in</strong> Sohn, de<strong>in</strong>e Tochter, de<strong>in</strong>3


Zum ThemaWem gehört die Zeit ? –Den Zeiträubern e<strong>in</strong>e Grenze setzenWir müssen nüchtern e<strong>in</strong>gestehen:Wir haben den bisherigen Kampf um denSonntag verloren. E<strong>in</strong> fürchterlicherRückschritt ist e<strong>in</strong>getreten.Die legendäre Kampagne <strong>der</strong> IG MetallAnfang <strong>der</strong> 60er-Jahre mit dem Motto„Vati gehört samstags mir“ hatte e<strong>in</strong>eEpoche <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung angestoßen:mehr Urlaub, die Fünf-Tage-Woche, die 35-Stunden-Woche.Dieser Prozess <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzungist umgedreht worden: 1987 verlangtendie Unternehmen erstmals, den gesetzlichenSonntagsschutz zu lockern. 2003erfolgte die Freigabe von vier verkaufsoffenenSonn- und Feiertagen pro Jahr.2006 hat <strong>der</strong> Bundestag die Gesetz gebungskompetenz <strong>in</strong> Sachen Laden schlussan die Län<strong>der</strong> übertragen. Hessen hat dieschärfste Deregulierung <strong>der</strong> Zeit durchgesetzt– von Montag 0:00 Uhr bis Samstag24:00 Uhr – und spricht sche<strong>in</strong>heiligdavon, den Sonntag zu schützen. Jetztsteht die Arbeitszeitverlängerung auf <strong>der</strong>Tages ordnung: Der Buß- und Bettagwurde zum Arbeitstag, die Wochen arbeits -zeiten fransen aus, <strong>der</strong> Samstag ist längstverloren, die Nachtarbeit nimmt dramatischzu und <strong>der</strong> Sonntagsschutz leidetunter Auszehrung. In Zukunft werde die43- bis 45-Stunden-Woche aber fürimmer mehr Menschen zur Normalitätwerden, so <strong>der</strong> Direktor des Instituts <strong>der</strong>Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther.Die Arbeitgeber geben im wahrsten S<strong>in</strong>ndes Wortes ke<strong>in</strong>e Ruhe.Feiertage s<strong>in</strong>d nicht gottgegeben,son<strong>der</strong>n uns übergebenEs ist gar nicht so, dass e<strong>in</strong>e jahrhun<strong>der</strong>tealteTradition des freien Sonntags erstjetzt unter Druck geraten würde und jetztverteidigt werden müsste. Als sich <strong>in</strong>Deutschland <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Hälfte des19. Jahrhun<strong>der</strong>ts die Industrialisierungimmer mehr durchsetzte, fiel nach undnach auch dieser arbeitsfreie Sonntag.Die erste Denkschrift <strong>der</strong> Inneren Missionaus dem Jahr 1854 for<strong>der</strong>te die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führungdes bereits verdrängten Sonntags.Es dauerte bis 1891, als e<strong>in</strong> Arbeiterschutzgesetz<strong>in</strong> Kraft trat, das nebenBestimmungen zum Betriebsschutz undzur Arbeitsaufsicht auch die Sonntagsruhewie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>führte. Neun Jahre später,4 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011Knecht, de<strong>in</strong>e Magd, de<strong>in</strong> Vieh, auch nicht de<strong>in</strong> Fremdl<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> <strong>in</strong> de<strong>in</strong>er Stadt lebt. 2. Mose 20, 9–10


am 1. Oktober 1900, wurde das ersteLadenschlussgesetz e<strong>in</strong>geführt. Das zeigt:Der freie Sonntag ist e<strong>in</strong>e Errungenschaft<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Zeit und musste mühseligerkämpft werden. Die Errungenschaft desfreien Sonntags steht abermals zurDisposition – und mit ihm <strong>der</strong> Sozialstaat.Erkenntnis 1: Der Sonntag war schone<strong>in</strong>mal verschwunden und musste wie<strong>der</strong>erkämpft werden. Der Sonntagsschutz istTeil <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Sozialstaatsent wicklung.Der freie Sonntag ist e<strong>in</strong>e kulturelleund zivilisatorische Errungenschaft, dieabermals zur Disposition steht. Wer heuteden Sonntag aushöhlt, <strong>der</strong> baut denSozialstaat ab.Wir brauchen e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Bewegung, die dafür sorgt, dass die SonnundFeiertage erhalten bleiben. Der freieSonntag musste erkämpft werden wie <strong>der</strong>Rechts- und Sozialstaat auch. Erst e<strong>in</strong>eKoalition von Kirchen und Gewerkschaftenwar stark genug, das Humanum e<strong>in</strong>erfreien Zeit als Teil <strong>der</strong> sozialstaatlichenEntwicklung politisch durchzusetzen.Die Begründung im Grundgesetz spiegeltdiese erfolgreiche Koalition im Kampffür den Sonntagsschutz mit <strong>der</strong> Formelwi<strong>der</strong>: „Tag <strong>der</strong> Arbeitsruhe und <strong>der</strong>seeli schen Erhebung“ (Art. 140, GG).Erkenntnis 2: Wenn Kirchen undGewerkschaften nicht geme<strong>in</strong>sam für denErhalt des Samstags, des Sonntags undweitere Arbeitszeitverkürzung kämpfen,werden sie am Ende beide als Verliererdastehen.Wir leben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kultur des Konsumismus.Konsumieren wird zum Lebenszielund zu e<strong>in</strong>em Event. Dann kommenFamilien wie zu e<strong>in</strong>em Familienerlebnisam Sonntag <strong>in</strong> die Shopp<strong>in</strong>gcenter. DerKonsumismus hat nicht nur e<strong>in</strong>e glitzernde Vor<strong>der</strong>fassade, son<strong>der</strong>n auchse<strong>in</strong>e Rückseite. Der Sonntag soll dasRad <strong>der</strong> <strong>Dienst</strong>leistungsgesellschaft <strong>in</strong>Schwung br<strong>in</strong>gen. Die Kosten dafür habendie Beschäftigten mit schlechten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungenzu zahlen: Teilzeitarbeit,400-Euro-Jobs, befristete Arbeit. Weraber se<strong>in</strong>en Beitrag zur Umsatzsteigerunggar nicht leisten kann, <strong>der</strong> wird ausgeschlossen:Das s<strong>in</strong>d die Armen, die Hartz-IV-Empfänger. Für sie gibt es Sozialkaufhäuserund Tafeln, wo die Waren, bevorsie entsorgt würden, noch Verwendungf<strong>in</strong>den …Erkenntnis 3: Der Konsumismus f<strong>in</strong>detauf dem Rücken <strong>der</strong>er statt, die gezwungens<strong>in</strong>d, sich mit ihrer Lebenszeit denKonsumwünschen <strong>der</strong> „Konsumbürger“unterzuordnen.Der Druck auf den Sonntag ist e<strong>in</strong> Doppelangriff:Er zerstört die Kultur und bautsozialstaatliche Errungenschaften ab.Beim Kampf um den Sonntag geht es ume<strong>in</strong>en Zielkonflikt zwischen den religiösen,kulturellen und sozialen Gesichtspunktenauf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en und wirtschaftlichen Erwägungen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Der Sonntagist gerade dadurch Sonntag, dass ernichts kostet und nichts br<strong>in</strong>gt. Er hat e<strong>in</strong>eWährung, die nicht an <strong>der</strong> Börse taxiertund <strong>in</strong> Geld e<strong>in</strong>getauscht werden kann,denn kulturelle und soziale Errungenschaften stehen nicht auf e<strong>in</strong>er Ebene mitökonomischen Interessen. Der Sonntagist e<strong>in</strong>e ökonomiefreie und unbewirtschafteteZeit. Können wir uns den Sonntagnoch leisten o<strong>der</strong> lassen die Ladenschlusszeiten möglichen Umsatz entgehen? Wer fragt, ob wir uns den Sonntago<strong>der</strong> den Sozialstaat noch leisten können,glaubt, e<strong>in</strong> kulturelles o<strong>der</strong> soziales Gutverrechnen zu können. Vielleicht bestehtdie größte Gefahr für den Sonntag dar<strong>in</strong>,wenn man nicht mehr davon weiß, dasskulturelle Werte und ökonomische Güternicht zum gegenseitigen Tausch zurVerfügung stehen.Erkenntnis 4: Der Kampf um denSonn tag muss aus <strong>der</strong> Sonntagsfrage heraustreten.Der versprochene Wohlstandund Reichtum macht arm: Mitten im anwachsendenReichtum s<strong>in</strong>d wir so armdran, dass wir sogar kulturelle Werte <strong>der</strong>Feiertagskultur für das Immer-mehrhaben-Wollenopfern.Feiertage zeigen, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaftwichtig ist, und geben Auskunft darüber,wer das Sagen hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesellschaft.Deshalb geht es im Kampf um denerwerbsfreien Sonntag um e<strong>in</strong>e Machtfrage:Wem gehört die Zeit me<strong>in</strong>es Lebensund unserer geme<strong>in</strong>samen Lebenszeit ?Prof. Dr. Franz Segbersapl. Professor für SozialethikUniversität MarburgTag <strong>der</strong> Arbeit 2011+++ Haltet me<strong>in</strong>e Feiertage; ich b<strong>in</strong> <strong>der</strong> Herr, euer Gott. 3. Mose 19,3 +++ Wer arbeitet, dem ist <strong>der</strong>5


GottesdienstbaukastenWas ist Gute Arbeit ?Predigt zu Johannes 21,1–14Was ist Gute Arbeit ? Am Sonntag undzugleich 1. Mai als Tag <strong>der</strong> Arbeit könntenwir die Arbeit neu wahrnehmen: alsTeilhabe aller Menschen an auskömmlicherArbeit und am gerechten Genuss<strong>der</strong> Früchte des Lebens aus Gott.Wenn wir hier <strong>der</strong> ArbeitsgeschichteJesu und se<strong>in</strong>er Mit-Arbeitenden alsFischer am See begegnen, können wirzu diesem Verständnis von Arbeit gelangen:Zu Guter Arbeit als Teilhabe alleram Ertrag – <strong>in</strong> Gottes Namen !Jesus zeigt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>(Verse 1–2)Menschen s<strong>in</strong>d durch ihre Arbeit zusammen.Nicht weil sie e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> so toll f<strong>in</strong>deno<strong>der</strong> Freunde s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n weil geme<strong>in</strong>sameArbeit die Ernährung aller ermöglichtund darum lebensnotwendig ist. Fast allevon uns s<strong>in</strong>d heute sehr fern davon, wound wie unsere Nahrung gewonnen wird.Nur wenn Gefährdungen <strong>der</strong> Nah rungskettendurch Skandale <strong>in</strong> das Be wusstse<strong>in</strong><strong>der</strong> Öffentlichkeit treten, kann fürkurze Zeit manchem dämmern: Was wäre,wenn es morgen nichts mehr <strong>in</strong> den Lädenzu kaufen gäbe ? Um die Versor gung allerzu gewährleisten, stellt sich also dieFrage: Wie sieht Gute Arbeit aus ?An Gottes Segen ist alles gelegen(Verse 3–5)Petrus und se<strong>in</strong>e Kollegen begeben sichan die Arbeit, um des geme<strong>in</strong>samenErtrags willen.Was ist demgegenüber oft die Motivationbei uns zur Arbeit und für beruflichenErfolg ? Unser persönlicher Gew<strong>in</strong>n und<strong>der</strong> eigene Vorteil? Der auferstandeneJesus er<strong>in</strong>nert dagegen an Gute Arbeit alsMit-Teilung des Lebens <strong>in</strong> Gottes Namenfür den Nächsten wie für uns.Glaube und Gute Arbeit(Verse 6–7)Aus dem Mangel wird Fülle aufs Wort –durch Jesus: „Werft zur Rechten dieNetze aus !“ Alle<strong>in</strong> auf Hoffnung h<strong>in</strong> handelnse<strong>in</strong>e Jünger – und erleben so ihrengeme<strong>in</strong>samen Ertrag.Sehen wir auf unsere <strong>Arbeitswelt</strong>, sofragt sich: Wie gehen wir mit unserem beruflichenErfolg um ? S<strong>in</strong>d wir stolz alle<strong>in</strong>auf unsere Leistung – und vergessen,auf wie vielen Schultern jeglicher Ertragberuht ?Ob wir – <strong>in</strong> Wirtschaft, Politik undKirche – bereit s<strong>in</strong>d, den Beitrag an<strong>der</strong>eram Erfolg zu würdigen und ihn mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zu teilen o<strong>der</strong> nicht, das entscheidetsich: hier durch Jesu Wort als Gute Arbeit– <strong>in</strong> Gottes Namen. In unserer Gesellschaftsteht lei<strong>der</strong> bisher außer Frage,dass Un ternehmen ihre Gew<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>fahren,ohne den Beschäftigten e<strong>in</strong>en nennenswertenAnteil daran <strong>in</strong> Form höhererLöhne zu geben. Und ebenso wenigschei nen Kapi taleigner und Unternehmensleitungen bereit, zuzugeben, dassdie Rettung ihrer Unternehmen den gewaltigenStaats zuschüssen aus dem Ertrag<strong>der</strong> Arbeiten den und Be schäftigtenzu verdanken ist.Die Jünger Jesu erkennen jedoch alsMit-Arbeitende an Gottes Schöpfung,wem sie den unverhofften Ertrag ihrerArbeit verdanken. Und hier kennt <strong>der</strong>, denman später den „Fels <strong>der</strong> Kirche“ nennenwird, ke<strong>in</strong>en Dünkel. Petrus hat ke<strong>in</strong>eChefallüren. Statt als Boss se<strong>in</strong>e Untergebenenzu mobben und an<strong>der</strong>en diedreckige Arbeit anzuordnen, spr<strong>in</strong>gt erselbst höchstpersönlich <strong>in</strong>s kalte Wasser.Und zieht den Ertrag an Land.Jede[r] ist wertvoll als Mitarbeiter/-<strong>in</strong>(Verse 8–9)So zeigt die Arbeitsgeschichte Jesu:Gute Arbeit br<strong>in</strong>gt geme<strong>in</strong>samen Ertragfür alle !Viel ist heute vom Vorbild <strong>der</strong> Elitendie Rede – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche; wenig aberdavon, <strong>in</strong>wiefern die „Ackermänner“ hierzulandemehr leisten als e<strong>in</strong>e Alle<strong>in</strong>erziehende,e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igungskraft mit mehrerenJobs o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Hartz-IV-Aufstocker, <strong>der</strong>im strömenden Regen die Wochenblättervon Haustür zu Haustür trägt, um e<strong>in</strong> paarEuro mehr zu verdienen, damit er se<strong>in</strong>enK<strong>in</strong><strong>der</strong>n die nötigen Schulsachen kaufenkann.6 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011Schlaf süß. Prediger Salomo 5,11 +++ Du sollst daran denken, dass auch du Knecht <strong>in</strong> Ägyptenland


Die Jünger Jesu als Mit-Arbeiter anGottes Schöpfung wissen dagegen dieArbeit ihres Kollegen Petrus hier richtig zudeuten: E<strong>in</strong>er für alle – alle für e<strong>in</strong>en.An ihren Früchten werdet ihrsie erkennen(Verse 10–11)In <strong>der</strong> Solidarität geme<strong>in</strong>sam Arbeiten<strong>der</strong>f<strong>in</strong>det Petrus die Kraft, den Ertrag für allean Land zu ziehen. Und er rechnet dasGeme<strong>in</strong>same ihrer Arbeit zusammen. Sobr<strong>in</strong>gt durch Jesu Wort die Gute Arbeit<strong>der</strong> Jünger jenen Ertrag hervor, <strong>der</strong> allenzuteil werden kann – <strong>in</strong> Gottes Namen.Dieses Netz besteht die Zerreißprobe. Dageschieht ke<strong>in</strong> Ausschluss aus <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft,ke<strong>in</strong>e Zumutung schlechtbezahlter Leiharbeit und billiger E<strong>in</strong>-Euro-Jobs. Durch Jesus wird hier niemand anden Rand gedrängt. Alle – die großen wiedie kle<strong>in</strong>en Fische – s<strong>in</strong>d im großen Netz<strong>der</strong> Güte Gottes <strong>in</strong> Hülle und Fülle zusammen.So lädt Jesus se<strong>in</strong>e Jünger/-<strong>in</strong>nene<strong>in</strong> zur Teilhabe am Guten – hier und jetzt.Mahl-Zeit ! Auf dass alle satt werden(Verse 12–13)An <strong>der</strong> Tafel Jesu gibt es also ke<strong>in</strong>e Kluftzwischen solchen, <strong>der</strong>en Tische sich biegenvor Fülle o<strong>der</strong> die ihre Reichtümer aufAuslandskonten transferieren, und denjenigen,<strong>der</strong>en Weniges an Bedarf nichte<strong>in</strong>mal mehr die Tafeln <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>wesenarbeitdecken können. Vielmehr: In GottesReich ist <strong>der</strong> Ertrag für alle bestimmt,und niemand hat das Recht, an<strong>der</strong>e vomTisch zu verweisen.Der gute Arbeit-Geber zeigt sichgerecht <strong>in</strong> Gottes Namen(Vers 14)Gottes Wirken zeigt sich <strong>in</strong> Guter Arbeitfür alle und ermöglicht e<strong>in</strong>en Ertrag, <strong>der</strong>teilbar wird. Weil Jesus Anteil gibt amGuten allen gegenüber.Damit ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Nachfolge für unsereGegenwart gesagt, dass aus GuterArbeit <strong>in</strong> Gottes Namen je<strong>der</strong> Frau undjedem Mann e<strong>in</strong> auskömmlicher Lohn zusteht.Und so stellt es auch ke<strong>in</strong>enSündenfall dar, dass Kirche sich e<strong>in</strong>setztfür M<strong>in</strong>destlohn und menschenwürdigeArbeit. Denn mitten im Alltag und <strong>in</strong> <strong>der</strong>Arbeit begegnet Menschen durch JesuWort Gott als die gute Gabe des Lebens.Dazu s<strong>in</strong>d alle e<strong>in</strong>geladen: zur Teilhabeam Ertrag aus Guter Arbeit – <strong>in</strong> GottesNamen.Amen.Dr. Roland PelikanSozialpfarrerKDA BayernTag <strong>der</strong> Arbeit 2011warst und <strong>der</strong> Herr, de<strong>in</strong> Gott, dich von dort herausgeführt hat mit mächtiger Hand und ausgerecktem7


GottesdienstbaukastenDer Sonntag – e<strong>in</strong> Geschenk des Himmelso<strong>der</strong>Wann ist endlich <strong>der</strong> Sabbat vorüber,damit wir wie<strong>der</strong> verkaufen können ?Predigtskizze zu Amos 8,4–7 und 10Heute feiern wir den Sonntag, den Tag<strong>der</strong> Auferstehung, den Protesttag gegenden Tod. Und wir feiern den 1. Mai, denTag <strong>der</strong> Arbeit, den Protesttag für e<strong>in</strong>gutes Leben. Wir feiern Quasimodo geniti,das ist <strong>der</strong> altertümliche late<strong>in</strong>i scheName für diesen ersten Sonntag nachOstern. Und er bedeutet: Wir dürfenuns nach Ostern fühlen „wie die neugeborenenK<strong>in</strong><strong>der</strong>“.Wir wissen: K<strong>in</strong><strong>der</strong> wollen leben, siebrauchen ihr Auskommen, sie brauchenZuwendung und sie brauchen die Aussichtauf e<strong>in</strong>e gute Zukunft. Natürlich giltdas auch für Erwachsene. Genau dies formuliert<strong>der</strong> Deutsche Gewerkschaftsbundmit se<strong>in</strong>em Motto für den heutigen Tag:„Das ist das M<strong>in</strong>deste ! Faire Löhne –Gute Arbeit – Soziale Sicherheit“. Darumberühren sich am heutigen Sonn- undFeiertag Himmel und Erde. Und das sollnicht nur heute so se<strong>in</strong>: Das können wirmitnehmen von diesem Tag.Eigentlich ist das gar nicht so schwer:Im wöchentlichen Rhythmus werden wirdaran er<strong>in</strong>nert. Je<strong>der</strong> Sonntag erzählt unsdavon, weil je<strong>der</strong> Sonntag e<strong>in</strong> Geschenkdes Himmels ist. Der Sonntag ist zum Loslassenda, zum Feiern und Bei-sich-selbst-Se<strong>in</strong>; für Muße, Quatsch und Freund schaft;für Familie, Gottesdienst, K<strong>in</strong><strong>der</strong> undTollerei; für Kunst, Musik und Sich-fallen-Lassen. Am Sonntag sollen wir uns nichte<strong>in</strong>wickeln, nicht unterdrücken o<strong>der</strong> benutzenlassen. Darum hat schon das alteVolk Israel ke<strong>in</strong>e Geschäfte erlaubt undke<strong>in</strong>e Arbeit am Sabbat und an Feiertagen.Dabei wissen wir: Immer gibt es auchstarke Kräfte, die uns den Himmel auf Erdengründlich vermiesen. „Zeit ist Geld“,so sagen sie. Und unsere Arbeits kraftwollen sie möglichst rund um die Uhr. Siebezahlen schlecht und for<strong>der</strong>n ihr Gelddurch unseren Konsum gnadenlos wie<strong>der</strong>zurück. Darum erziehen sie uns zu Geldausgebernund Konsumenten. Sogar am8 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011Arm. Darum hat dir <strong>der</strong> Herr, de<strong>in</strong> Gott, geboten, dass du den Sabbattag halten sollst. 5. Mose 5,15


Sonntag haben sie nur den Profit im Kopf.Sie wollen verkaufen und Geschäfte machenund verwandeln so den Himmel zurHölle.Ja, es ist die Hölle, wenn e<strong>in</strong>e Gesellschaftdabei ist, die letzten noch verbliebenenFenster geme<strong>in</strong>samer Ruhezeitendicht zu machen. Es ist die Hölle, wenne<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft ihre soziale Mitte verliertund nicht mehr zur Ruhe kommt, weilsie <strong>der</strong> Religion des Geldes verfallen ist.Klarsichtig erkannt hat das schon <strong>der</strong>Prophet Amos aus dem Alten Testamentunserer Bibel. Mit e<strong>in</strong>er zornigen Redewendet er sich im 8. Jahrhun<strong>der</strong>t v. Chr.an die Reichen und an die schrankenlosenund betrügerischen Geschäftemacher:„Hört dies, die ihr den Armen zertretet,um die Bedürftigen des Landes zubeseitigen,die ihr sagt: Wann geht <strong>der</strong> Neumondvorüber, damit wir Getreide verkaufen,und <strong>der</strong> Sabbat, damit wir Kornsäckeöffnen,damit wir den Messbecher verkle<strong>in</strong>ernund das Silbergewicht vergrößern,und die Waage fälschen, die schongefälscht ist,um die Hilflosen zu kaufen für Kle<strong>in</strong>geldund die Armen für e<strong>in</strong> Paar Sandalen.Auch den Getreideabfall verkaufen wir !Gott schwört angesichts <strong>der</strong> ArroganzJakobs: Ich werde alle ihre Tatenniemals vergessen.“(Amos 8,4–7)*Die Rede des Amos ist anklagend, hartund erschreckend aktuell. Er redet zudenen, die Arme zertreten und Bedürftigebeseitigen. Und das s<strong>in</strong>d die Gleichen,die ihren Profit auch noch zu den heiligenZeiten <strong>der</strong> Festtage machen wollen. Dasheißt ganz aktuell für uns heute:Sozialstaat und Sonntagsschutz s<strong>in</strong>d zweiSeiten e<strong>in</strong>er Medaille. Denn arbeitsfreieZeiten hebeln das Gesetz des Stärkerenaus. Darum markiert <strong>der</strong> biblische Sabbatund Feiertag deutlich die Grenze zurAusbeutung und zum Diktat des Profits.Kannte etwa Amos schon die juristischenTricks, mit denen heute allenthalben <strong>in</strong>Deutschland Verkaufsveranstaltungen anSonntagen ermöglicht werden ? O<strong>der</strong>waren ihm bereits die sche<strong>in</strong>heiligen Argumentebekannt, mit denen Feste erfundenwerden, damit die Öffnung <strong>der</strong> Läden zuden geltenden Gesetzen passend gemachtwerden ? Wenn es nämlich darumgeht, Profite zu steigern, gibt es offensichtlichke<strong>in</strong> Halten mehr. Nur kollektivesInnehalten kann hier noch helfen. Darumist <strong>der</strong> Sonntag schlicht unersetzlich.Denn e<strong>in</strong> Stück vom Himmel kommt amarbeitsfreien Sonntag zur Erde.Von Betrug spricht Amos, vom Fälschen<strong>der</strong> Waagen. Heute macht man dassubtiler: Man verkle<strong>in</strong>ert unmerklich denInhalt <strong>der</strong> Packungen. Auch dass sichnoch Abfälle verkaufen lassen, kennen wirgut – bis h<strong>in</strong> zum Diox<strong>in</strong> <strong>in</strong> Futtermitteln.Und dass <strong>der</strong> Preis für die Arbeit zumKle<strong>in</strong>geld wird, gilt heute nicht länger nur<strong>in</strong> Late<strong>in</strong>amerika. Das wird zur bitterenErfahrung von immer mehr Menschen <strong>in</strong>unserem Land. „Die Hilflosen kauft ihr mitKle<strong>in</strong>geld“ – so redet Amos zu denGeschäftemachern, die <strong>der</strong> Gier verfallens<strong>in</strong>d. Und dann redet er weiter. Er redetüber die Folgen. Er redet über Gott, <strong>der</strong> <strong>in</strong>das Geschehen e<strong>in</strong>greift:„Ich werde eure Feste <strong>in</strong> Trauerfeiernverwandeln und alle eure Lie<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eTotenklage;Ich br<strong>in</strong>ge auf alle Hüften e<strong>in</strong> Sackgewandund auf jeden Kopf e<strong>in</strong>e Glatze;Ich mache es wie die Trauer um e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziges K<strong>in</strong>d und die Zukunft zu e<strong>in</strong>erbitteren Zeit.“(Amos 8,10)*Ja, es ist wahr: Menschen können dieErde zur Hölle machen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bittereZukunft taumeln. Wir können aber auchden Tanz beenden, <strong>in</strong>dem wir Ruhe gebenund den Sonntag als Geschenk desHimmels verstehen. Doch damit müssenwir auf <strong>der</strong> Erde beg<strong>in</strong>nen: durch unserenE<strong>in</strong>satz für soziale Sicherheit, gute Arbeitund faire Löhne.Mart<strong>in</strong> HuhnIndustrie- und Sozialpfarrer<strong>Kirchlicher</strong> <strong>Dienst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>Industrie- und Sozialpfarramt Nordbaden*Übersetzung: Bibel <strong>in</strong> gerechter SpracheTag <strong>der</strong> Arbeit 2011+++ In sechs Tagen hat <strong>der</strong> Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was dar<strong>in</strong>nen ist,9


GottesdienstbaukastenLiturgische ElementeGottesdienst, Gebete, KyrieHerr Jesus Christus,<strong>der</strong> Sonntag gibt je<strong>der</strong> Woche Rhythmus,Struktur und e<strong>in</strong> Stück Freiheit.Mit <strong>der</strong> Gefährdung des Sonntags setzenwir e<strong>in</strong> wertvolles Geschenk aufs Spiel.Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage !Herr, erbarme dich.Es gibt auch Menschen, die Angst habenvor dem Sonntag.Sie fürchten statt <strong>der</strong> Ruhe Langeweile,statt E<strong>in</strong>kehr E<strong>in</strong>samkeit, statt Bes<strong>in</strong>nung<strong>in</strong>nere Leere.Christus, erbarme dich.Der Sonntag ist <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft,ob im geme<strong>in</strong>samen Gottesdienst, <strong>in</strong> <strong>der</strong>Familie o<strong>der</strong> mit Freunden.Hier f<strong>in</strong>den wir die Chance, nicht die Zeitzu vertreiben,son<strong>der</strong>n sie zu füllen mit <strong>in</strong>tensivem Leben.Herr, erbarme dich.Der Herr erbarme sich unser.Er vergebe uns, wo wir gleichgültig undegoistisch waren.Er stärke und ermutige uns, unserenGlauben zu leben — jeden Werktag undjeden Sonntag.Amen.Aus: Aktionsheft „Allianz für den freien Sonntag“FürbittengebetGott, du bist unsere Zuversicht und unserMut beim Arbeiten und beim Feiern:Wir bitten für unsere Gesellschaft und füralle, die <strong>in</strong> ihr tätig s<strong>in</strong>d,<strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie und im Geschäftsleben, <strong>in</strong>Industrie und Landwirtschaft,<strong>in</strong> den <strong>Dienst</strong>leistungsbetrieben, Behördenund Ämtern, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik und wo immeres sei:Dass alle Arbeit von Gott gesegnet sei unduns und an<strong>der</strong>en helfe,s<strong>in</strong>nvoll, erfüllt und menschenwürdig zu leben.• Geme<strong>in</strong>de: Gott, erhöre uns.Wir bitten für die Männer und Frauen <strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>,die sich für den <strong>Dienst</strong> als Betriebs- undPersonalräte zur Verfügung stellenund dabei Kraft, Zeit und Fantasiee<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen,dass sie gewissenhaft und mutigGerechtigkeit suchenund für ihre Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegene<strong>in</strong>treten.• Geme<strong>in</strong>de: Gott, erhöre uns.Wir bitten für die Gewerkschafter<strong>in</strong>nenund Gewerkschafter,dass sie <strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>treten für Gerechtigkeitund menschengerechte Arbeitsbed<strong>in</strong>gungenauch <strong>in</strong> wirtschaftlich schwierigen Zeitennicht den Mut verlieren.• Geme<strong>in</strong>de: Gott, erhöre uns.Wir bitten für die Arbeitgeber<strong>in</strong>nen undArbeitgeber,dass ihnen stets bewusst ist,dass die Verfügung über Eigentum undKapital e<strong>in</strong>e Verpflichtung mit sich br<strong>in</strong>gt,dass sie bei all ihren Planungen undEntscheidungendas Wohl <strong>der</strong> Beschäftigten nicht aus denAugen verlieren.• Geme<strong>in</strong>de: Gott, erhöre uns.Wir bitten für die Menschen, die von Erwerbslosigkeitbedroht o<strong>der</strong> betroffen s<strong>in</strong>d,dass sie ihr Selbstwertgefühl und ihrenMut nicht verlierenund dass sie Arbeit f<strong>in</strong>den und jenenpolitischen Respekt, <strong>der</strong> ihnen gebührt.Und wir bitten für ihre Familien,dass sie die Kraft haben, dies nicht alsMakel zu empf<strong>in</strong>den,son<strong>der</strong>n als Abschnitt e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>enBelastung und Herausfor<strong>der</strong>ung.• Geme<strong>in</strong>de: Gott, erhöre uns.Amen.Lie<strong>der</strong>Bewahre uns GottBrich mit den Hungrigen de<strong>in</strong> BrotGott gab uns Atem, damit wir lebenHerr, wir bitten: Komm und segne unsIn Gottes Namen fang ich anKomm, Herr, segne unsLobet den Herren, all, die ihn ehrenSonne <strong>der</strong> Gerechtigkeit10 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete <strong>der</strong> Herr den Sabbattag und heiligte ihn. 2. Mose 20,11


SegenWir gehen aus <strong>der</strong> Ruhe <strong>in</strong> die neue Wocheund bitten Gott um se<strong>in</strong>en Segen:Gott, segne und behüte uns dort, wo wirarbeiten <strong>in</strong> Industrie und Verwaltung,Handel und Handwerk und <strong>Dienst</strong>leistung.Herr, lass de<strong>in</strong> Angesicht über unsleuchten dort, wo wir zuhause s<strong>in</strong>d:<strong>in</strong> unseren Familien, bei Freunden und Nachbarn.Gott, sei uns gnädig dort, wo wir unsengagieren <strong>in</strong> Kirche und Gesellschaftfür de<strong>in</strong>e gute Botschaft.Gott, erhebe de<strong>in</strong> Angesicht auf unsund gib uns Frieden.Zeig uns, dass unser Leben mehr ist als alles,was wir daraus machen können.Du, Gott, bist unser Friede.Amen.Aus: Aktionsheft „Allianz für den freien Sonntag“FeierabendEndlich abgelöst für e<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>utendie Füße schmerzen<strong>der</strong> Rücken verspanntDie Augen schließendie Bil<strong>der</strong> bleibendie Schlange voller Wagendas Piepsen <strong>der</strong> ScannerSchönen Feierabend hatte e<strong>in</strong>e Kund<strong>in</strong> gesagtnett geme<strong>in</strong>tLieber Gott ich möchte aussteigenStrand auf TeneriffaGouda im Son<strong>der</strong>angebothat Florian Mathe geschafftLieber Gott hilf mirnoch zwei Stundenhoffentlich kriege ich den früheren BusKlaus hat gekochtSilke wird schon schlafenSie lächelt im SchlafNur noch zwei Stundenme<strong>in</strong>e Familieich habe Arbeit Gott sei DankAlles hat se<strong>in</strong>e Zeitund alles Vorhaben unter dem Himmelse<strong>in</strong>e Stunde.Arbeiten hat se<strong>in</strong>e Zeit;Von <strong>der</strong> Arbeit ausruhen hat se<strong>in</strong>e Zeit;Schaffen hat se<strong>in</strong>e Zeit;Sich am Geschaffenen freuen hat se<strong>in</strong>e Zeit;Funktionieren hat se<strong>in</strong>e Zeit;Visionieren hat se<strong>in</strong>e Zeit;Wissen anwenden hat se<strong>in</strong>e Zeit;Neues Wissen lernen hat se<strong>in</strong>e Zeit;Wachse<strong>in</strong> hat se<strong>in</strong>e Zeit;Schlafen hat se<strong>in</strong>e Zeit;Eiligse<strong>in</strong> hat se<strong>in</strong>e Zeit;Müßigse<strong>in</strong> hat se<strong>in</strong>e Zeit;Weckerkl<strong>in</strong>geln hat se<strong>in</strong>e Zeit;Von <strong>der</strong> Sonne geweckt werdenhat se<strong>in</strong>e Zeit;Zeitung lesen hat se<strong>in</strong>e Zeit;Gedichte lesen hat se<strong>in</strong>e Zeit;Der Arbeitsweg hat se<strong>in</strong>e Zeit;Ins Blaue fahren hat se<strong>in</strong>e Zeit;Der Blaumann hat se<strong>in</strong>e Zeit;Der Sonntagsanzug hat se<strong>in</strong>e Zeit;Der weiße Kittel hat se<strong>in</strong>e Zeit;Das Sonntagskostüm hat se<strong>in</strong>e Zeit;Das K<strong>in</strong>o hat se<strong>in</strong>e Zeit;Das Theater hat se<strong>in</strong>e Zeit;Das Eis am Stiel hat se<strong>in</strong>e Zeit;Der Kaffeehausbesuch hat se<strong>in</strong>e Zeit;Das Morgenmüsli hat se<strong>in</strong>e Zeit;Der Brunch hat se<strong>in</strong>e Zeit;Auf den Verkehr achten hat se<strong>in</strong>e Zeit;In die Luft gucken hat se<strong>in</strong>e Zeit;Mit beiden Be<strong>in</strong>en auf dem Boden stehenhat se<strong>in</strong>e Zeit;die Be<strong>in</strong>e baumeln lassen hat se<strong>in</strong>e Zeit.Der Alltag hat se<strong>in</strong>e Zeit!Der Sonntag hat se<strong>in</strong>e Zeit ?Mart<strong>in</strong>a Spohrfrei nach Prediger 3,1–11, Die BibelNimm den Sonntag als e<strong>in</strong> Fest:Trage immer saubere Klei<strong>der</strong>und sprenge Parfum auf De<strong>in</strong> Haar !Genieße den Tag mit dem Menschen,den Du liebst, solange er dauert …Gott hat dir diesen Tag geschenkt.Mart<strong>in</strong>a Spohrfrei nach Prediger 9,8–9, Die BibelMart<strong>in</strong> Huhn<strong>in</strong>: Gott <strong>in</strong> vielen Stimmen, Mannheim 2001Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011+++ Besser e<strong>in</strong>e Hand voll mit Ruhe als beide Fäuste voll mit Mühe und Haschen nach W<strong>in</strong>d. Prediger11


GottesdienstbaukastenDu sollst den Feiertag heiligen !Dialog-Bauste<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gottesdienst zum Thema FeiertagsheiligungDer/die Pfarrer/-<strong>in</strong> verliest das 3. Gebot:„Du sollst den Feiertag heiligen“ und„Gedenke des Sabbattages, dass du ihnheiligest. Sechs Tage sollst du arbeitenund alle de<strong>in</strong>e Werke tun. Aber am siebentenTage ist <strong>der</strong> Sabbat des Herrn,de<strong>in</strong>es Gottes. Da sollst du ke<strong>in</strong>e Arbeittun, auch nicht de<strong>in</strong> Sohn, de<strong>in</strong>e Tochter,de<strong>in</strong> Knecht, de<strong>in</strong>e Magd, de<strong>in</strong> Vieh,auch nicht de<strong>in</strong> Fremdl<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> <strong>in</strong> de<strong>in</strong>erStadt lebt. Denn <strong>in</strong> sechs Tagen hat <strong>der</strong>Herr Himmel und Erde gemacht und dasMeer und alles, was dar<strong>in</strong>nen ist, undruhte am siebenten Tage. Darum segnete<strong>der</strong> Herr den Sabbattag und heiligte ihn.“Er/Sie will mit se<strong>in</strong>er/ihrer Rede fortfahren…Pfarrer/-<strong>in</strong>: Liebe Geme<strong>in</strong>de …Geme<strong>in</strong>demitglied (steht auf und fälltihm/ihr <strong>in</strong>s Wort): Entschuldigung Herr/Frau Pfarrer/-<strong>in</strong>, dass ich re<strong>in</strong>platze. Abermir ist nicht ganz klar, was das eigentlichheißt „den Feiertag heiligen“.Pfarrer/-<strong>in</strong>: „Heiligen“ bedeutet so vielwie etwas von den gewöhnlichen D<strong>in</strong>genunterscheiden, ihm e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>eBedeutung geben. „Den Feiertag heiligen“bedeutet demnach, das Beson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>essolchen Tages zu würdigen. Für jedene<strong>in</strong>zelnen Menschen und damit für diegesamte Gesellschaft ist es wichtig,solche Zeiten <strong>der</strong> Ruhe und Bes<strong>in</strong>nung zuhaben, um sich zum Beispiel zu vergewissern,ob <strong>der</strong> beschrittene Weg noch<strong>der</strong> richtige ist – zum Wohle für sichselbst und für an<strong>der</strong>e – und gegebenenfallsauch die Richtung zu wechseln …Geme<strong>in</strong>demitglied: Dann wäre es ja e<strong>in</strong>richtiges Drama, wenn wir solche Tagenicht mehr zur Verfügung hätten – wodiese Bes<strong>in</strong>nung doch so wichtig ist …Pfarrer/-<strong>in</strong>: Ja, das wäre <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat sehrtraurig ! Und damit s<strong>in</strong>d nicht nur unserebekannten Feiertage geme<strong>in</strong>t. Ich habeja zu Beg<strong>in</strong>n vorgelesen, dass <strong>der</strong> siebteTag, <strong>der</strong> Sabbat – das ist <strong>in</strong> unsererchristlichen Tradition <strong>der</strong> Sonntag –geheiligt werden soll … Unser Sonntagist also auch solch e<strong>in</strong> Feiertag. Er kehrt <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em festen Rhythmus wöchentlichwie<strong>der</strong>. Der Sonntag ist DER Feiertagüberhaupt.Geme<strong>in</strong>demitglied: Das heißt ja, wirkönnen ganz regelmäßig <strong>in</strong> uns gehen,uns aus ruhen und bes<strong>in</strong>nen ?Pfarrer/-<strong>in</strong>: Ja, das heißt es. Der Alltagbraucht ganz an<strong>der</strong>e Fähigkeiten von unsMenschen als <strong>der</strong> Feiertag. Zum Alltagz. B. gehört die Arbeit. Es zählen Selbstkontrolle,Sach lich keit, Genauigkeit,Sorgfalt, Zuverlässig keit, Pünktlichkeit.Ganz an<strong>der</strong>e Fähigkeiten h<strong>in</strong>gegen gehörenzum Sonntag. Hier wird gebraucht,was <strong>der</strong> Alltag zurückdrängt: Gefühle,Gemüt, Ergriffenheit, Feiern, Freiheit,Wahrnehmen <strong>der</strong> Schönheit und <strong>der</strong> Fülledes Lebens. Unser Bewusstse<strong>in</strong> und unserDenken hat die Möglichkeit, über dasPraktische und Nützliche h<strong>in</strong>auszuwachsen.Unser Blick weitet sich … Und dasist wahrlich e<strong>in</strong> Fest !Geme<strong>in</strong>demitglied: Also, ich muss sagen,über diese Bedeu tung des Sonntags habeich noch nie so richtig nachgedacht.Aber jetzt f<strong>in</strong>de ich es eigentlich umso erschrecken<strong>der</strong>,dass dieser unentbehrlicheTag immer wie<strong>der</strong> im Gespräch ist, wennes um Ladenöffnungs zeiten geht. Me<strong>in</strong>eGüte, da steht ja ganz schön was auf demSpiel …Pfarrer/-<strong>in</strong>: Ja, da haben Sie recht. Aberlei<strong>der</strong> ist es gar ke<strong>in</strong> Spiel. Der Wert desSonntags sche<strong>in</strong>t vielen Menschen nichtmehr bewusst zu se<strong>in</strong>. We<strong>der</strong> denen, dieihn zum E<strong>in</strong>kaufen nutzen wollen, nochdenen, die ihre Geschäfte öffnen wollen …Geme<strong>in</strong>demitglied (fällt ihm/ihr <strong>in</strong>s Wort):… und ausgetragen wird es auf demRücken <strong>der</strong>er, die an den Sonntagen arbeitengehen müssen. Ich denke da e<strong>in</strong>fachmal weiter: Im Augenblick geht es ja nurum e<strong>in</strong>ige Sonntage im Jahr. Aber das ist12 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011Salomo 4,6 +++ Sechs Tage soll man arbeiten, aber am siebenten Tag ist Sabbat, völlige Ruhe, heilig


estimmt nur die Spitze des Eisbergs –d. h., wenn e<strong>in</strong>mal damit angefangen wird,geht es ganz schnell dazu über, immermehr Sonntage zu öffnen und dafür auchdie Gesetze zu än<strong>der</strong>n, und schneller alswir gucken können, wird dann auch <strong>in</strong>allen an<strong>der</strong>en Bereichen gearbeitet (undke<strong>in</strong>er kann mehr sonntags e<strong>in</strong>kaufengehen …). Ja, wenn wir erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>eRund-um-die-Uhr-Gesellschaft haben,gibt es überhaupt ke<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>samenRuhezeiten mehr …Pfarrer/-<strong>in</strong>: Ganz genau. Unsere Beziehungenmüssen gepflegt werden und dasbraucht geme<strong>in</strong>same Zeit. Es ist gar nichtauszudenken, was gesellschaftlichpassieren würde, wenn es diese geme<strong>in</strong>samenZeiten nicht mehr gäbe. Vieleklagen doch schon jetzt über die zunehmendeVere<strong>in</strong>zelung …Geme<strong>in</strong>demitglied: Das ist ja unglaublich,was da alles dranhängt. Ich glaube, soweit denken die meisten Menschen garnicht, die es heute ganz gut f<strong>in</strong>den, wenndie Geschäfte auch sonntags aufhaben.(Lacht) Ha, die „heiligen“ lieber denFeiertag <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kaufsmeile, anstatt malüber se<strong>in</strong>en Wert nachzudenken …Pfarrer/-<strong>in</strong>: Da sprechen Sie e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressantenAspekt an: Das E<strong>in</strong>kaufen dientnicht länger nur <strong>der</strong> Bedürfnisbefriedi gung,son<strong>der</strong>n ist e<strong>in</strong> Wert an sich geworden.E<strong>in</strong> Fest sozusagen …Geme<strong>in</strong>demitglied: Me<strong>in</strong>en Sie ?Pfarrer/-<strong>in</strong>: Ja, schauen Sie sich doch maldie ganzen neuen Galerien an, mit demganzen Glitzer, den Cafés und so. Das istwie e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Welt – vielleicht sehendar<strong>in</strong> die Menschen e<strong>in</strong>en neuen S<strong>in</strong>n ?!Geme<strong>in</strong>demitglied (aufgebracht):Das ist doch ke<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n. Das ist die Verschleierungvon Kommerz ! (Nachdenklich)Aber vielleicht haben Sie recht:Die Möglichkeit, zu je<strong>der</strong> Tages- undNachtzeit e<strong>in</strong>kaufen gehen zu können,wird uns heute als neue Freiheit verkauft.Aber das ist doch ke<strong>in</strong>e Freiheit, das istnach wie vor Abhängigkeit. Freiheit istdoch etwas ganz an<strong>der</strong>es …Pfarrer/-<strong>in</strong>: Freiheit me<strong>in</strong>t frei se<strong>in</strong> von denalltäglichen Abhängigkeiten und Verfügbarkeiten;Zeit haben für Menschen undD<strong>in</strong>ge, die mir außerhalb des Alltags nochwichtig s<strong>in</strong>d; Zeit haben für Bes<strong>in</strong>nung …Geme<strong>in</strong>demitglied: Genau ! Es geht umZeit ! Nur mit Zeit kann man nämlich überden S<strong>in</strong>n des Lebens nachdenken.Kommerz kann jedenfalls nicht <strong>der</strong> S<strong>in</strong>ndes Lebens se<strong>in</strong> !Pfarrer/-<strong>in</strong> (lächelt): Sie sagen es !Geme<strong>in</strong>demitglied: Na wenn das ke<strong>in</strong>Grund ist, den Feiertag zu heiligen undden Sonntag zu schützen ?!Pfarrer/-<strong>in</strong>: Das war e<strong>in</strong> gutes Schlusswortfür unser Gespräch. Ich danke Ihnen.Geme<strong>in</strong>demitglied: Ich danke Ihnenauch ! (setzt sich)Mart<strong>in</strong>a SpohrDiplom-Sozialökonom<strong>in</strong>Referat Wirtschaft-Arbeit-SozialesEvangelische Kirche von Kurhessen-WaldeckTag <strong>der</strong> Arbeit 2011dem Herrn. Wer e<strong>in</strong>e Arbeit tut am Sabbattag, soll des Todes sterben. 2. Mose 31,15 +++ Der Sabbat13


GottesdienstbaukastenWas kostet uns <strong>der</strong>Sonntag ?Anregungen für e<strong>in</strong>e kirchliche Ansprache anlässliche<strong>in</strong>er weltlichen Veranstaltung zum Thema SonntagsschutzDer Sonntag ist für die jüdisch-christlicheGlaubenstradition nicht irgende<strong>in</strong>Thema neben an<strong>der</strong>en, son<strong>der</strong>n die zentraleund unverzichtbare Kernbotschaft,um <strong>der</strong>en Verwirklichung zu kämpfenund zu streiten, sich lohnt. Der Sabbatund <strong>der</strong> Sonntag stehen stellvertretendfür alles Humane, alles Soziale, allesRecht. Im jüdischen Sabbat und demchristlichen Sonntag steckt e<strong>in</strong>e ArtÜber lebenscode für Lebensgeme<strong>in</strong>schaften– wer ihn abschafft, wer dessenS<strong>in</strong>n nicht mehr versteht, ihn alsWettbewerbs h<strong>in</strong><strong>der</strong>nis betrachtet undals verlorenen Arbeitstag verrechnet,verrechnet sich fundamental und br<strong>in</strong>gtsich um e<strong>in</strong>e lebensdienliche Zukunft.Wer fragt „Was kostet uns <strong>der</strong> Sonntag ?“,<strong>der</strong> hat den Sonntag bereits zum Abschussfreigegeben. Wer fragt, was <strong>der</strong>Sonntag kostet, hat ihn bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enArbeitstag verwandelt und den Gew<strong>in</strong>nberechnet, <strong>der</strong> uns entgeht, wenn wir ihnungenutzt verstreichen lassen. Und damitist <strong>der</strong> Sonntag zerstört. Der Sonntagist nämlich gerade darum Sonntag, weiler nichts kostet und ökonomisch nichtsbr<strong>in</strong>gt (Fulbert Steffenski spricht vomSonntag als von e<strong>in</strong>em „liebenswertenNichtsnutz“).Wem <strong>der</strong> Feiertag nicht mehr heilig ist,<strong>der</strong> sieht natürlich e<strong>in</strong>en Zwang, ihn ab zuschaffen,wenn die Produktionsunterbrechungzu teuer wird. Man könnte zugespitztverallgeme<strong>in</strong>ernd formulieren:Wer den Gew<strong>in</strong>n als vornehmlichenS<strong>in</strong>n des Wirtschaftens begreift, wird <strong>der</strong>Versuchung anheimfallen, Symbole undTage wie Sonntage und Feiertage immerwie<strong>der</strong> <strong>in</strong>frage zu stellen, weil alles, wasdas Gew<strong>in</strong>nmachen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, letztlich alsgefährlich und als geschäftsschädigend,ja als Uns<strong>in</strong>n, begriffen wird.Die Diskussion und das Nachdenken überden freien Sonntag ist Anstoß und Anlassgleichermaßen, über den <strong>in</strong>dividuellen wiegesellschaftlichen Umgang mit <strong>der</strong> Zeitnachzudenken und die Bedeutung vonPausen, Unterbrechungen und Lebensrhythmenverstärkt <strong>in</strong> den Blick zu nehmen.Zeitnischen und Zeitoasen werdenunter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen ebensowie alle an<strong>der</strong>en ungenutzten Zeiten zu„Störun gen“ im Betrieb, da sie als „unnütz“ersche<strong>in</strong>en, sobald man sie durch dieZeit-ist-Geld-Brille betrachtet.E<strong>in</strong> System aber, das ke<strong>in</strong>e regenerativenRäume und Zeiten dazwischen, ke<strong>in</strong>e heilsamenUnterbrechungen, ke<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>en14 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011ist um des Menschen willen gemacht und nicht <strong>der</strong> Mensch um des Sabbats willen. Markus 2,27 +++


und großen Sonntage mehr kennt undkultiviert, steuert zwangsläufig auf se<strong>in</strong>enZusammenbruch zu. Wachstum um desWachstums willen ist ke<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Zweckund schon gar ke<strong>in</strong> vernünftiges Ziel.Sozialer Zusammenhalt, aber auch gesellschaftlicheund <strong>in</strong>dividuelle Stabilitäts<strong>in</strong>d auf heilsame Unterbrechungen, aufZeiten des Dazwischen angewiesen.Das enorme Prozesstempo <strong>der</strong> unsumgebenden elektronischen Zauberge rätetrennt uns zunehmend vom Puls unserereigenen Natur und lässt uns die Rhyth men<strong>der</strong> äußeren (Natur) vergessen.Was an dieser Entwicklung beson<strong>der</strong>sbeunruhigt: Neben e<strong>in</strong>er bestimmten undbewährten Sozialkultur bleiben Menschenauf <strong>der</strong> Strecke. Menschen, die nicht mithaltenkönnen o<strong>der</strong> nicht mithalten wollen.Denn die Zeit-ist-Geld-Logik bestraft undbenachteiligt alle jene Personen, die sichZeit lassen, die mit ihren Mitmenschen,<strong>der</strong> Natur und mit sich selbst fürsorglich,achtsam und liebevoll umgehen und dieLiebe und Freundschaft schnellem Geldund hohem Tempo vorziehen. Und sie bestraftnoch härter die, die nicht mithaltenkönnen, weil <strong>in</strong> ihnen bestimmte körperliche,seelische und soziale Voraussetzungendafür nicht vorhanden o<strong>der</strong> verbrauchts<strong>in</strong>d …Bei diesen Fragen geht es um mehr alsum e<strong>in</strong>e Spielwiese für wertkonservativeGutmenschen. Es geht um die Substanzunserer Gesell schaft, unserer Lebenswelt,unserer <strong>Arbeitswelt</strong>.Bildung, Liebe, Freundschaft, Genuss,Kunst und Kultur entfalten sich nicht aufden superschnellen Highways des Kapital-transfers. Sie gedeihen und reifen nur aufden kurvigen, holprigen und zuweilenauch staubigen Wegen und Umwegen desExperimentierens, des Suchens undAus probierens.Unserem Land und se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>wohner/-<strong>in</strong>nen mangelt es ganz und gar nicht anSchnellstraßen – ganz Deutschland liegtan <strong>der</strong> Autobahn. Es fehlt auch nicht anTrubel und Ablenkung und den meistenfehlt es nicht e<strong>in</strong>mal an Geld.Doch besteht e<strong>in</strong> allseitig spürbaresDefizit an Geduld, an Bes<strong>in</strong>nung, an Ortenund Zeiten des Nachdenkens und <strong>der</strong> Ruhe.Es lohnt sich, ja es ist dr<strong>in</strong>gend geboten,darüber nachzudenken,■■wie schnell wir unser Leben leben wollen,■■was uns letztlich wirklich wichtig ist undwas uns gut tut,■■wie viel Tempo genug ist,■■an welchen Stellen die Dynamik, dasTempo, <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsprozessentschleunigt werden muss,■■■■■■■■wie wir die richtige Balance zwischenDynamik und Entschleunigung f<strong>in</strong>den,damit „Wirtschaften im <strong>Dienst</strong> <strong>der</strong>Menschen“ ke<strong>in</strong> Schlagwort bleibt,wie ich mit me<strong>in</strong>er Zeit umgehe und wiemit me<strong>in</strong>er Zeit umgegangen wird,wo es noch geme<strong>in</strong>same Erfahrungenmit Solidarität und mit geme<strong>in</strong>samenfreien, nicht verwertbaren, unproduktivenZeiten gibt,und wie sich <strong>der</strong> freie Sonntag rettenund neu gew<strong>in</strong>nen lässt.Herbert LucanIndustrie- und Sozialpfarrer i. R.Referat Wirtschaft-Arbeit-SozialesEvangelische Kirche von Kurhessen-WaldeckTag <strong>der</strong> Arbeit 2011Sechs Tage sollt ihr sammeln; aber <strong>der</strong> siebente Tag ist <strong>der</strong> Sabbat, an dem wird nichts da se<strong>in</strong>.15


H<strong>in</strong>tergrundAuf dem Weg <strong>in</strong> dieRund-um-die-Uhr-Gesellschaft ?Sonntage werden immer häufiger zu Werktagen.Zugleich breiten sich Samstags- und Abendarbeit aus.Verlässliche Sozialzeiten nehmen ab.10,7 Millionen Menschen <strong>in</strong> Deutschlandmüssen auch an Sonn- und Feiertagenzur Arbeit gehen – drei Millionen mehrals noch Mitte <strong>der</strong> 90er-Jahre.Mikrozensus-Daten zeigen, dass heuteschon gut jede[r] vierte Erwerbstätige<strong>in</strong> Deutschland (28 Prozent) davonbe troffen ist – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bundeslän<strong>der</strong>nwie Berl<strong>in</strong> bereits jede[r] dritte.Die Ausbreitung <strong>der</strong> Sonntagsarbeit betrifftfast alle Wirtschaftszweige. Immermehr Menschen arbeiten „gelegentlich“o<strong>der</strong> „regelmäßig“ an Sonn- und Feiertagen.Die Zahl <strong>der</strong>jenigen, die „ständig“sonn- und feiertags arbeiten, nimmt dagegenleicht ab. Der Trend zur Sonntagsarbeitrührt offenbar nicht von den klassischenSonntagsarbeiter/-<strong>in</strong>nen wiePfarrer/-<strong>in</strong>nen, Krankenschwestern, Gastwirt/-<strong>in</strong>nen,Künstler/-<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Polizist/-<strong>in</strong>nen, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satz trotz o<strong>der</strong> geradewegen des Sonntags immer schon unbestrittennotwendig war. Vielmehr s<strong>in</strong>dneue Berufsgruppen betroffen, die früherkaum sonntags arbeiten mussten, etwaVerkäufer/-<strong>in</strong>nen, Industriearbeiter/-<strong>in</strong>nen,Bauarbeiter o<strong>der</strong> Angestellte <strong>in</strong> diversen<strong>Dienst</strong>leistungsbranchen.Der Anstieg <strong>der</strong> Sonntagsarbeit hatsich im vergangenen Jahrzehnt starkbeschleunigt. 2009 hat die Kurve aufgrund<strong>der</strong> Wirtschaftskrise, <strong>in</strong> <strong>der</strong> vieleBetriebe eher Kurzarbeit als Son<strong>der</strong>schichtene<strong>in</strong>legten, e<strong>in</strong>en Knick. Dienoch nicht vor liegenden Daten für dasAufschwung-Jahr 2010 werden voraussichtlicherneut e<strong>in</strong> Plus an Sonntagserwerbstätigkeitausweisen.(siehe Grafik: Sonntagsarbeit <strong>in</strong>Deutschland 1995–2009)Neben <strong>der</strong> Sonntagsruhe verlieren auchan<strong>der</strong>e Säulen unserer Zeitkultur anVerb<strong>in</strong>dlichkeit. Auch <strong>der</strong> freie Samstagund <strong>der</strong> Feierabend s<strong>in</strong>d für fast dieHälfte <strong>der</strong> Erwerbstätigen nicht mehrselbstverständlich. Verlässliche Zeit<strong>in</strong>selnfür die Familie und den Freundeskreis,für Erledigun gen am Samstag, für denSportvere<strong>in</strong>, ehrenamtliches Engagement,Kultur und Erholung werden weniger.E<strong>in</strong>e „Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft“kündigt sich an.(siehe Grafik: Atypische Arbeitszeiten <strong>in</strong>Deutschland 1995–2009)Philip BüttnerDiplom-SoziologeSozialwissenschaftlicher ReferentKDA-Bayern16 Tag <strong>der</strong> Arbeit 20112. Mose 16,26 +++ Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebenten Tag sollst du ruhen, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit des


Sonntagsarbeit <strong>in</strong> Deutschland 1995–2009Anzahl <strong>der</strong> Erwerbstätigen, die gelegentlich, regelmäßig o<strong>der</strong>ständig an Sonn- und Feiertagen arbeiten müssen (<strong>in</strong> Millionen)12 Mio.10 Mio.• gelegentlich8 Mio.6 Mio.4 Mio.2 Mio.050 %45 %40 %199519961997199819992000200120022003200420052006200720082009Atypische Arbeitszeiten <strong>in</strong> Deutschland 1995–2009Anteile <strong>der</strong> Erwerbstätigen, die auch samstags, sonntags,abends, nachts o<strong>der</strong> im Schichtdienst arbeiten (<strong>in</strong> Prozent)• regelmäßig• ständig• Samstagsarbeit• Abendarbeit35 %30 %25 %20 %15 %10 %5 %0 %Berechnungen: Allianz für den freien Sonntag199519961997199819992000200120022003200420052006200720082009• Sonn- undFeiertagsarbeit• Nachtarbeit• SchichtarbeitTag <strong>der</strong> Arbeit 2011Pflügens und des Erntens. 2. Mose 34,21 +++ Wer ist unter euch, <strong>der</strong> se<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Schaf, wenn es ihm17


H<strong>in</strong>tergrundDas Bundesverfassungsgericht stärktden SonntagsschutzIn se<strong>in</strong>em Urteil vom 1. Dezember 2009erklärte das Bundesverfassungsgerichtdie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> praktizierte Ladenöffnungan allen vier Adventssonntagen für nichtverfassungsgemäß. Damit brachtendie Verfassungsrichter e<strong>in</strong>en aus <strong>der</strong>Weimarer Reichsverfassung stammendenArtikel unseres Grundgesetzes zuneuer Geltung: „Der Sonntag und diestaatlich anerkannten Feiertage bleibenals Tage <strong>der</strong> Arbeitsruhe und <strong>der</strong> seelischenErhebung gesetzlich geschützt.“Doch welche weiteren Konsequenzenwird das Karlsruher Urteil haben ? In se<strong>in</strong>erausführlichen Begründung bietet <strong>der</strong>Richterspruch gute Hebel, den SonnundFeiertagsschutz <strong>in</strong> Deutsch landwie<strong>der</strong> zu stärken. Diese Hebel müssennun auch politisch genutzt werden.Sonntagsschutz ist Grundrechtsschutz !Die Bedeutung des freien Sonntags istdurch das Urteil des Bundesverfassungsgerichtsaufgewertet worden. Im SonnundFeiertagsschutz konkretisieren sichdem Gericht zufolge verschiedene Grundrechtewie das <strong>der</strong> Religionsfreiheit, <strong>der</strong>körperlichen Unversehrtheit, des Schutzesvon Ehe und Familie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ver-e<strong>in</strong>igungsfreiheit. Dar<strong>in</strong>, dass Sonn- undFeiertage dem ökonomischen Nutzendenkene<strong>in</strong>e Grenze ziehen und demMenschen um se<strong>in</strong>er selbst willen dienen,sehen die Verfassungsrichter e<strong>in</strong>enBezug zum höchsten Verfassungsgut:<strong>der</strong> Menschenwürde.Ausnahmen dürfen nicht zurRegel werden !Ausnahmen von <strong>der</strong> Sonntagsruhe müssenlaut Bundesverfassungsgericht alssolche erkennbar bleiben. Das Regel-Ausnahme-Verhältnis darf somit nicht aufden Kopf gestellt werden, wie etwa bei<strong>der</strong> pauschalen Öffnung an allen Adventssonntagen.Dieses Verhältnis ist nachdem Urteil aber auch für an<strong>der</strong>e Aus nahmen– etwa Kur- und Bä<strong>der</strong>orte-Regelungen,die Sonntagsverkauf fast rundums Jahr ermöglichen – kritisch zuüberprüfen.Jede Ausnahme bedarf e<strong>in</strong>esöffentlichen Interesses !Sonntagsöffnungen im E<strong>in</strong>zelhandel müssenim öffentlichen Interesse stehen.Dieses muss umso bedeutsamer se<strong>in</strong>, jeumfangreicher die Verkaufsveranstal tun gen18 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011am Sabbat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Grube fällt, nicht ergreift und ihm heraushilft ? Wie viel mehr ist nun e<strong>in</strong> Mensch als


s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> bloßes „Shopp<strong>in</strong>g<strong>in</strong>te res se“von Kunden o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> wirtschaftlichesInte res se von Händlern recht fertigen dagegenlaut Bundesver fassungsgerichtke<strong>in</strong>e verkaufsoffenen Sonntage.Der größte Teil <strong>der</strong> sonntäglichenShopp<strong>in</strong>g events – <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ebenso wie <strong>in</strong>an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n – ist aber nachBeobach tung <strong>der</strong> Sonntagsallianz ganzoffen kommerziell motiviert und mussdaher neu <strong>in</strong>frage gestellt werden. AuchAusnahmen für Sonntagsarbeit <strong>in</strong> an<strong>der</strong>enBranchen s<strong>in</strong>d darauf zu überprüfen, obsie nicht bloßem Profitkalkül folgen unddamit verfassungswidrig s<strong>in</strong>d. Und womitkönnte e<strong>in</strong> Sonntagsshopp<strong>in</strong>g überhauptbegründet werden ? Diese Frage lässt dasUrteil offen. Das „Versor gungs<strong>in</strong>teresse<strong>der</strong> Bevölkerung“ kann als Begründungangesichts nicht vorhande ner Notlagenund langer werktäglicher Öffnungszeiten<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel kaum überzeugen.Shopp<strong>in</strong>g dient nicht <strong>der</strong>seelischen Erhebung !Die Behauptung, Shopp<strong>in</strong>g selbst diene<strong>der</strong> seelischen Erhebung und stehe deshalbnicht im Wi<strong>der</strong>spruch zum Sonntagsschutz,ist mit dem Verfassungsurteilzurückzuweisen. E<strong>in</strong>kaufen ist e<strong>in</strong>e werktäglicheTätigkeit. E<strong>in</strong>kaufsevents bee<strong>in</strong>trächtigendie Sonn- und Feiertage sogardoppelt, da sie beson<strong>der</strong>s viele Be schäf-tigte betreffen und zugleich den öffentlichenCharakter des Tages verän<strong>der</strong>n.Der Sonntagsschutz gilt24 Stunden lang !Der freie Sonntag lässt sich nach demUrteil nicht mehr <strong>in</strong> schützenswerte undweniger schützenswerte Abschnitte unterteilen.Mit <strong>der</strong> bloßen Schonung <strong>der</strong>üblichen Gottesdienstzeiten muss mansich nicht zufriedengeben. Der ganze Taggenießt laut Bundesverfassungsgerichte<strong>in</strong>e staatliche Schutzgarantie.Das Grundgesetz schützt bewusstden Sonntag als Ruhetag !Die Verfassung nimmt mit dem Schutz<strong>der</strong> Sonn- und Feiertage e<strong>in</strong>e Wertungvor, die auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> christlich-abendländischenTradition wurzelt. Der freie Sonntagkann nicht mit dem Verweis auf dieFeiertage an<strong>der</strong>er Religionen <strong>in</strong>fragegestellt werden.Sonntagsschutz ist e<strong>in</strong>e Staatsgarantie,die sich e<strong>in</strong>klagen lässt !Mit <strong>der</strong> Zulassung ihrer Verfassungsbeschwerdes<strong>in</strong>d die Klagemöglichkeiten<strong>der</strong> Kirchen vor den Verfassungs- o<strong>der</strong>Verwaltungsgerichten auch künftig erweitertworden. Dies gilt ebenso für an<strong>der</strong>eGrundrechtsträger wie etwa e<strong>in</strong>zelneBeschäftigte o<strong>der</strong> Gewerkschaften.Aus: Sieben Hebel für e<strong>in</strong>en besseren Sonntagsschutz. Information <strong>der</strong> Allianz für den freien Sonntag.Freizügigkeit am EuropäischenArbeitsmarkt – Chance o<strong>der</strong> Bedrohung ?Am 1. Mai 2011 fällt e<strong>in</strong>e entscheidendeHürde für Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen aus vielenLän<strong>der</strong>n Osteuropas: Sie brauchenke<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>te Arbeitserlaubnis mehr,um e<strong>in</strong>e Tätigkeit <strong>in</strong> Deutschlandaufzuneh men.Sieben Jahre nach Beitritt <strong>der</strong> neuen EU-Mitgliedslän<strong>der</strong> Estland, Lettland, Litauen,Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechienund Ungarn gelten auch für sie die vollenFreizügigkeitsregelungen. Für Rumänienund Bulgarien haben die bestehendenBeschränkungen bei <strong>der</strong> Arbeitsaufnahmenoch bis Anfang 2014 Bestand. Mit <strong>der</strong>Frei zügigkeit <strong>der</strong> Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen wirde<strong>in</strong> weiterer Schritt zur Verwirklichunge<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Marktes <strong>in</strong> <strong>der</strong> EUrealisiert, <strong>der</strong> auf den vier GrundfreiheitenFreiheit des Personenverkehrs, desWarenverkehrs, des Kapitalverkehrs undvon <strong>Dienst</strong>leistungen beruht.Mit den offenen Grenzen wurden dieTüren für Missbrauch weit geöffnet. SoTag <strong>der</strong> Arbeit 2011e<strong>in</strong> Schaf ! Darum darf man am Sabbat Gutes tun. Matthäus 12,11–12 +++ Und er sah die Ruhe, dass19


H<strong>in</strong>tergrundtummelten sich an deutschen Großbaustellenstatt Subkontraktsfirmen ausPortugal plötzlich Hun<strong>der</strong>te von sche<strong>in</strong>barselbstständigen Handwerkern aus Poleno<strong>der</strong> Bulgarien; o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaftneben den über die Vermittlung <strong>der</strong>Agentur für Arbeit angeworbenen und damitsozialversicherungspflichtig angemeldetenSaisonarbeitskräften e<strong>in</strong>e Viel zahlvon Menschen, die ohne Arbeits erlaubnistätig waren. Ähnliche Phänomene beobachteteman im Pflege bereich: Mit <strong>der</strong>vergleichsweise preisgünstigen Be schäftigungvon Haus haltshilfen aus Polen o<strong>der</strong>Rumänien konnten berufstätige Angehörigeweiterh<strong>in</strong> ihrer Tätigkeit nachgehenund die Betreuung <strong>der</strong> Pflegebedürftigenwar trotzdem rund um die Uhr gesichert.Ver mittelt werden diese Arbeitskräftenicht selten über Schlepperfirmen, dievon den ger<strong>in</strong>gen Löhnen nochmals ihrenAnteil kassieren. Die Grenze vom sche<strong>in</strong>barfreiwillig abgeschlossenen Vertrag zurZwangs arbeit ist dabei fließend.Diese Negativbeispiele geben H<strong>in</strong>weise,wo es bei e<strong>in</strong>er vollen Freizügigkeit ameuropäischen Arbeitsmarkt dr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong>Regelungen bedarf. Ohne gesetzlicheM<strong>in</strong>destlöhne nach <strong>der</strong> Entsende richt l<strong>in</strong>ieist <strong>in</strong> vielen Branchen dem Lohn dum p<strong>in</strong>gTür und Tor geöffnet.E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s wichtiger Bereich isthierbei die Leiharbeit. Die E<strong>in</strong>haltung vonArbeitsschutz und Sozialversicherungspflichtbedarf entsprechen <strong>der</strong> Kontrollenund – bei Zuwi<strong>der</strong>handlung – Bestra fung<strong>der</strong> H<strong>in</strong>termänner. Gleich zeitig brauchenlegal und illegal beschäftige Migrant/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en leichten Zugang zu Beratungund rechtlicher Vertre tung, ohne dass siesanktioniert werden.Und nicht zuletzt ist die Angleichung<strong>der</strong> Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> EU angesichts weiter bestehen<strong>der</strong>großer wirtschaftlicher Gegensätzee<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe.Der KDA arbeitet im Rahmen deseuropäischen Netzwerkes CALL (ChurchAction on Labour and Life) an diesenFra gen mit dem Ziel, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> EUsozialen Rechten und M<strong>in</strong>deststandardsm<strong>in</strong>des tens <strong>der</strong> gleiche Stellenwertbeigemessen wird wie wirtschaftlichenInteressen und dem Wettbewerb.Klaus-Peter Spohn-LogéSozialsekretärIndustrie- und Sozialpfarramt Nordbaden20 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011sie gut ist, und das Land, dass es lieblich ist. 1. Mose 49,15 +++ Sechs Jahre sollst du de<strong>in</strong> Land besäen


12 gute Gründe für den freien SonntagTHEOLOGISCH: Der freie Sonntag huldigt <strong>der</strong> Schöpfung und ist das Zeichen,dass Gott <strong>der</strong> Herr <strong>der</strong> Schöpfung ist. Die Feier des Sonntags er<strong>in</strong>nert an dieAuferstehung Christi.SOZIOLOGISCH: Der freie Sonntag dient <strong>der</strong> Sozialkultur. Er schafft e<strong>in</strong>esynchronisierte Zeitstruktur, die es den Menschen ermöglicht, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> undfüre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu leben. Der freie Sonntag stärkt alle Geme<strong>in</strong>schaftsformen, seienes Familien, Kirchengeme<strong>in</strong>den, Nachbarschaften, Freundeskreise o<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e.ÖKONOMISCH: Der freie Sonntag ermöglicht die Balance von Arbeit undRuhe; er erneuert die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Arbeitenden und ist kreativeSchöpfungspause.PSYCHOLOGISCH: Der freie Sonntag lädt e<strong>in</strong> zum Innehalten und zurReflektion. Er trennt das Gewesene vom Kommenden. Er ermöglicht den Blick aufWesentliches und auf uns selbst.BIOLOGISCH: Der freie Sonntag rhythmisiert Spannung und Entspannung,er verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t Erschöpfung und die Ausbeutung <strong>der</strong> körperlichen und seelischenRessourcen.ANTHROPOLOGISCH: Der freie Sonntag ist dem Menschen angemessen –wir müssen nicht hetzen, managen, organisieren. Der freie Sonntag steht für gutesLeben. „Hier b<strong>in</strong> ich Mensch, hier darf ich‘s se<strong>in</strong>“ (J. W. Goethe).PHILOSOPHISCH: Der freie Sonntag verschafft Menschen Freiheit und lädt e<strong>in</strong>,uns von Zwängen zu emanzipieren. Der freie Sonntag lässt die Menschenkontemplatives Verhalten wie<strong>der</strong>erlernen.POLITOLOGISCH: Der freie Sonntag ist e<strong>in</strong> Wert, <strong>der</strong> von vielen Menschenund Institutionen unterstützt wird. Er ist so e<strong>in</strong> machtvoller Faktor gegen dasherrschende (Zeit-)Regime ökonomischer Verwertbarkeit.HISTORISCH: Der freie Sonntag ist Teil <strong>der</strong> Woche; diese ist die e<strong>in</strong>zige vonMenschen geschaffene Zeitstruktur und <strong>in</strong> 5.000 Jahren gewachsen.Diese Struktur hat sich <strong>in</strong> mehreren großen Religionen und Kulturen durchgesetzt.JURISTISCH: Der freie Sonntag ist auf höchster Ebene juristisch geschützt;dies fand Nie<strong>der</strong>schlag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weimarer Verfassung (Artikel 139) und im BonnerGrundgesetz (Artikel 140). Laut Bundesverfassungsgericht stellt die staatlicheSonntagsschutzgarantie zugleich e<strong>in</strong>en Schutz von Ehe und Familie,Religionsfreiheit, Vere<strong>in</strong>igungsfreiheit und weiteren Grundrechten dar.STRUKTURPOLITISCH: Der freie Sonntag stärkt den Mittelstand gegenüberKonzernen, Familienbetriebe gegenüber Filialisten, wohnortnahe E<strong>in</strong>zelhändlergegenüber <strong>der</strong> Konkurrenz auf <strong>der</strong> „grünen Wiese“.ÄSTHETISCH: Der freie Sonntag ermöglicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche e<strong>in</strong>en Blickauf urbane Strukturen ohne hetzende Menschen mit Aktenkoffern o<strong>der</strong> unschönenPlastiktüten.Nach Textvorlage von: Mart<strong>in</strong> Becher, Allianz für den freien Sonntag, Bayern.Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011und se<strong>in</strong>e Früchte e<strong>in</strong>sammeln. Aber im siebenten Jahr sollst du es ruhen und liegen lassen, dass die21


H<strong>in</strong>tergrundReligion prägt Arbeit menschlichVon <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> UnterbrechungStichtag 1. Mai 2011: Die Öffnung desdeutschen Arbeitsmarktes für Osteuropabeg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>em Sonntag !Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen aus acht mittelundosteuropäischen Staaten wird dievolle Freizügigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Union gewährt.E<strong>in</strong> guter Tag für Europa ?Es gibt berechtigte Ängste, dass dieLöhne <strong>in</strong> Deutsch land unter Druck kommen.Denn das Gefälle <strong>der</strong> Löhne istenorm. Seit Jahren engagieren sich Gewerkschaften, politische Gruppierun genund an<strong>der</strong>e zivile Gruppen (wie z. B. <strong>der</strong>KDA) für e<strong>in</strong>en M<strong>in</strong>destlohn, um Gefahrendes Lohn- und Sozialdump<strong>in</strong>gs zu m<strong>in</strong>imieren.Das politische Engagement fürdiesen M<strong>in</strong>deststandard ist ausgesprochenwichtig für e<strong>in</strong> soziales Europa.Aber es ist nur das e<strong>in</strong>e Standbe<strong>in</strong>.Dass die Öffnung mit e<strong>in</strong>em Sonntag beg<strong>in</strong>nt– und dann noch mit dem 1. Mai,dem Tag <strong>der</strong> Arbeit – lässt mich darübernachdenken, wie wichtig nicht nur Lohn-,son<strong>der</strong>n auch Zeitm<strong>in</strong>deststandards s<strong>in</strong>d.Ich gehe <strong>der</strong> Frage nach, welchen Beitragverschiedene Religionen dazu leisten,dass nicht alle Zeiten Arbeitszeiten s<strong>in</strong>d.Noch prägt die christliche Religion dieZeitstrukturen <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> – zum<strong>in</strong>desthier <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong> vielen Teilen<strong>der</strong> EU.Das politische und kirchliche Engagementfür den arbeitsfreien Sonntag istgerade jetzt wichtig – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong>alles liberalisiert werden soll – auch dieArbeitszeiten.„Anyth<strong>in</strong>g goes“ – das ist e<strong>in</strong> Satzdes Neoliberalismus, aber nicht e<strong>in</strong> Satz<strong>der</strong> Bibel ! Es geht nicht alles und immerzu je<strong>der</strong> Zeit, es ist nicht immer allesmöglich, son<strong>der</strong>n jedes hat se<strong>in</strong>e Zeit.Zum Glück ist nicht alle Zeit Arbeitszeit –die Bibel gibt ganz deutliche Zeitstruk turenvor: Der 7. Tag ist <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Ruhe.Am 7. Tage ruhte Gott von se<strong>in</strong>er Arbeit.Von <strong>der</strong> Arbeit zu ruhen – und zwar geme<strong>in</strong>sam,um Zeit füre<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu haben …Wie wichtig diese geme<strong>in</strong>samen Zeitoasen<strong>in</strong> unserer beschleunigten Gesell-schaft s<strong>in</strong>d, wird <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Beiträgendieser KDA-Broschüre nachdrücklich beschrieben.Übrigens ist diese ZeitoaseSonntag auch e<strong>in</strong> notwendiger Schutzgegen e<strong>in</strong>e eigene Ausbeutung. „Ich mussmir ganz mühsam wie<strong>der</strong> den Sonntagzurücker obern“, erzählt mir e<strong>in</strong>e Abteilungsleiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es großen Unternehmens,„ich habe gedacht, dass ich immer leistungsfähigerwerde, wenn ich alle mir verfügbarenZeiten ausschöpfe. Aber jetztb<strong>in</strong> ich selbst so erschöpft – und wenn ichmir den Sonntag nicht bewahren kann, andem ich ke<strong>in</strong>e Mails beantworte, dann b<strong>in</strong>ich bald total ausgebrannt und fertig.“Auf e<strong>in</strong>er Tagung <strong>der</strong> EvangelischenAkademie Bad Boll „Religion prägt Arbeit.Prägt Arbeit Religion ?“ äußerten sichVertreter/-<strong>in</strong>nen verschiedener Religionenauch zu <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Bedeutungvon Unterbrechung für e<strong>in</strong>e menschenwürdigeArbeit. Aus dem danach erschienenenTagungsband hier e<strong>in</strong>ige Auszüge:Sehr e<strong>in</strong>drücklich hat Barbara Traub, Vorstandssprecher<strong>in</strong><strong>der</strong> Israelitischen Re li -gions geme<strong>in</strong>schaft Württemberg daraufh<strong>in</strong>gewiesen, dass wir e<strong>in</strong>e „Verpflich tunghaben, allem Lebendigen, was uns auf <strong>der</strong>Welt anvertraut ist, also unseren Mitmenschen,Pflanzen und Tieren, dieses Anrecht,am siebenten Tag zu ruhen, zuermöglichen. Der Rhythmus von Her vorbr<strong>in</strong>gen,Schaf fen, Arbeiten und Ruhen iste<strong>in</strong> göttliches Gebot, das wir Men schenzu erfüllen haben“. (vgl. Esther Kuhn-Luz,Hrsg.: Reli gion prägt Arbeit, S. 33, editionakademie 25)Sie beschreibt, dass es neben e<strong>in</strong>emgesellschaftspolitischen Diskurs auch ganzkonkrete Auswirkungen auf die Arbeitssituationgibt. Viele orthodoxe Juden undJüd<strong>in</strong>nen „ziehen es daher vor, Berufe zuwählen, <strong>in</strong> denen sie selbstständig ihreArbeitszeit gestalten können, um dieSabbat- und Feiertagsruhe e<strong>in</strong>halten zukönnen.“ (ebenda, S. 42)E<strong>in</strong> ganz an<strong>der</strong>er Beitrag kommt aus demBuddhismus. Johannes Litsch, Mitbe grün<strong>der</strong>des AK „Buddhismus und Öko nomie“,beschreibt den Zusammenhang von Ar beit22 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011Armen unter de<strong>in</strong>em Volk davon essen; und was übrig bleibt, mag das Wild auf dem Felde fressen. 2.


H<strong>in</strong>tergrundund Achtsamkeit, dem umfassendenSchutz und Erhalt des Lebens. „Der Buddhaordnet die Arbeit bzw. den Lebensunterhaltnicht e<strong>in</strong>er abgetrennten, verselbstständigten, alles dom<strong>in</strong>ierenden, nur ihreneigenen Gesetzen gehorchen den Ökonomie,son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ethik zu. Arbeiten iste<strong>in</strong>e ethische, e<strong>in</strong>e moralische Tätig keit.Ihr Zweck ist nicht die rücksichtsloseAusbeutung (…), nicht die effektive Nutzungund Verwertung <strong>der</strong> Ware Arbeitskraft(…), nicht die massenhafte Herstellungvon beliebigen Konsumwaren (…),nicht die spekulative Vermehrung, Akkumulationund Aneignung all dessen alsGew<strong>in</strong>n, Rendite und Kapital. Das budd his -tische Verständnis von Arbeit ist Lebens -bewahrung, Lebensschutz, Lebens fürsorge: also allseitige Acht sam keit undtätiges Mitgefühl.“ (ebenda, S. 81)Der Buddhismus kennt ke<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samenRuhetag, aber sehr wohl die Notwendigkeitgeme<strong>in</strong>samer Unterbrechungen,denn nur so ist Achtsamkeit möglich.„Auf mich selbst achtend, achte ich aufden an<strong>der</strong>en, auf den an<strong>der</strong>en achtend,achte ich auf mich selbst.“ (SatipatthanaSamyutta, Nr. 19; zit nach ebenda, S. 82)Daraus entwickelt sich e<strong>in</strong>e kritische E<strong>in</strong>stellunggegenüber e<strong>in</strong>er globalisiertenÖkonomie des Geldes, die nicht mehrnach Verantwortung, son<strong>der</strong>n nur nochnach Rendite fragt – und immer mehrMenschen zu „Arbeitskraftunterneh mer/-<strong>in</strong>nen“ macht – zu kreativen, flexiblen,eigenverantwortlichen und dadurch aberauch zu schutzlosen Selbstvermarkterndes eigenen „Humankapitals“.Um das zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, so Paul Schobel,jahrzehntelang katholischer Betriebs seelsorger<strong>in</strong> Böbl<strong>in</strong>gen/Stuttgart, müsse sichdie Kirche e<strong>in</strong>mischen mit e<strong>in</strong>er „Theo logie<strong>der</strong> Erwerbsarbeit“, die sich dem Menschenbild des Sabbats verdankt. „DieSab bat ruhe ist e<strong>in</strong>e kollektive Ruhe, <strong>in</strong> <strong>der</strong>auch alle gleich werden und sich die sozia -len Unterschiede aufheben. Der Sabbatbirgt <strong>in</strong> sich revolutionäres Poten zial.“(ebenda, S. 46) Er klärt den Blick auf dierealen Unterschiede: Die e<strong>in</strong>en em pf<strong>in</strong>denihre Arbeit immer mehr als Qual, weil eske<strong>in</strong>e Grenzen mehr gibt, die an<strong>der</strong>enohne Er werbsarbeit erleben ganz massivGren zen, weil sie nicht mehr dazugehören.Dieser doppelten „S<strong>in</strong>nkrise <strong>der</strong> Arbeit“steht die Befreiungsgeschichte des Exo dusgegenüber: Aus unmäßiger Arbeit und unwürdigerBehandlung befreit Gott zu e<strong>in</strong>emAufbruch <strong>in</strong> e<strong>in</strong> gelobtes Land. NichtReichtum für alle, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Orien tierungan den wirklichen Bedürf nissenlernen sie auf ihrem Wüstenweg.Dazu gehört dann auch <strong>der</strong> Respekt<strong>der</strong> Religionen im unternehmerischenHan deln, so wie es Dr. Roland Pelikan,Wirtschafts- und Sozialpfarrer <strong>in</strong> Bayern,beschrieben hat. (ebenda, S. 138 ff.) Inden globalisierten Unternehmen arbeitenMen schen mit sehr unterschiedlicher religiöserund kultureller Prägung mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>– da wird die geme<strong>in</strong>same Arbeit zue<strong>in</strong>em Lernfeld, an<strong>der</strong>e Perspektiven kennenund respektieren zu lernen. „Diversity-Mana ge ment“ bedeutet dann, die An<strong>der</strong>sartigkeit <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en wahrzunehmen undsich davon auch irritieren und verän<strong>der</strong>nzu lassen; e<strong>in</strong>en globalen Blick zu bekommenauf die Fragen nach S<strong>in</strong>n und Würdedes Lebens – auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit; und wasdie verschiedenen religiösen Feste – vonWeihnachten über Chanukka, Ramadano<strong>der</strong> Yul – dazu beitragen.Fazit: Religion prägt Arbeit menschlich,weil sie den Menschen als soziales undverantwortungsvolles Wesen versteht.Aus dieser Haltung heraus entsteht e<strong>in</strong>Verstän d nis von Arbeit, das von geme<strong>in</strong>samenUnterbrechungen gekennzeichnetist, um sich Zeit zu nehmen für die Fragenach Würde und S<strong>in</strong>n des Lebens – unddazu gehört die Arbeit. In früheren Zusam -men hängen hieß das „ora et labora“ …Esther Kuhn-LuzWirtschafts- und Sozialpfarrer<strong>in</strong><strong>Kirchlicher</strong> <strong>Dienst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Prälatur StuttgartStudienleiter<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Evangelischen Akademie Bad BollTag <strong>der</strong> Arbeit 2011Mose 23,10–11 +++ Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst. 2. Mose 20,8 +++ Sechs Jahre23


H<strong>in</strong>tergrundErste europäischeKonferenz zumSchutz desarbeitsfreienSonntagsAm 24. März 2010 trafen sich <strong>in</strong> BrüsselVertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter von 72 Organisationen,überwiegend Gewerkschaf ten,Kirchen, kirchliche Verbände und Organisationen<strong>der</strong> Zivilgesellschaft aus verschiedenenLän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> EuropäischenUnion. Aus Deutschland waren u. a. <strong>der</strong>DGB, ver.di, die EKD sowie das Zentralkomitee<strong>der</strong> deutschen Katholiken, dieKAB, katholische Betriebsseelsorge,KDA und BVEA beteiligt. Die Konferenzverfolgte die Absicht, die Debatte überden Sonntagsschutz auf europäischerEbene anzuregen. Mit e<strong>in</strong>em Aufrufwandten sich die Delegierten an dieStaats- und Regierungschefs <strong>der</strong> 27EU-Staaten, die am 25. März 2010 zumFrühjahrsgipfel zusammentraten.Aufruf für den arbeitsfreien SonntagWir, die Unterzeichner, glauben, dass – imPr<strong>in</strong>zip – allen Bürgern <strong>der</strong> EuropäischenUnion das Recht auf e<strong>in</strong>en arbeitsfreienSonntag zukommt. Selbstverständlichschließt dies nicht Ausnahmen für dieBereitstellung notwendiger <strong>Dienst</strong>e aus,noch berührt es die wichtige Rolle <strong>der</strong>Sozialpartner beim Aushandeln vonTarif verträgen.Der Schutz des arbeitsfreien Sonntagsist von überragen<strong>der</strong> Bedeutung für dieGesundheit <strong>der</strong> Arbeitnehmer, die Vere<strong>in</strong>barkeitvon Beruf und Familienleben sowiefür das Leben <strong>der</strong> Zivilgesellschaft <strong>in</strong>sgesamt.Dieser geme<strong>in</strong>same wöchentlicheRuhetag stärkt den sozialen Zusammenhalt<strong>in</strong> unseren Gesellschaften – e<strong>in</strong> Zusammenhalt,<strong>der</strong> durch die gegenwärtigeWirtschaftskrise ernsthaft gefährdet ist.Gesetze zum Schutz des arbeitsfreienSonntags zu liberalisieren. Wir rufen Sieauf, sich für den Schutz und die För<strong>der</strong>ungdes arbeitsfreien Sonntags als e<strong>in</strong>esPfeilers des Europäischen Sozialmodellsim Rahmen <strong>der</strong> jeweiligen nationalenRechtsordnungen e<strong>in</strong>zusetzen.Wir appellieren an die Europäische Kommission,das Europäische Sozialmodell,welches von Millionen von Bürgern <strong>in</strong>ganz Europa herbeigesehnt wird, wirksamzu stärken. Insbeson<strong>der</strong>e richten wir andie Europäische Kommission die dr<strong>in</strong>gendeBitte, sicherzustellen, dass dieGesetz gebung <strong>der</strong> EU und die Regeln desB<strong>in</strong>nenmarktes den zentralen Stellenwertdes arbeitsfreien Sonntags im Leben <strong>der</strong>Arbeitnehmer und <strong>der</strong> Gesellschaft alsGanzes garantieren und dass das Pr<strong>in</strong>zipdes arbeitsfreien Sonntags ke<strong>in</strong>em neuenDruck ausgesetzt wird.Wir appellieren an die Mitglie<strong>der</strong> desEuro päischen Parlamentes, zu gewährleisten, dass jegliche relevante EU-Gesetz -gebung den Schutz des Sonntags alswöchentlichen Ruhetag für alle EU-Bürgerrespektiert und för<strong>der</strong>t.Schließlich rufen wir alle europäischenBürger dazu auf, e<strong>in</strong>e künftige Bürger <strong>in</strong>itiativezum Schutz des arbeitsfreien Sonntagszu unterzeichnen.Wir s<strong>in</strong>d zuversichtlich, dass die ersteEuropäische Konferenz zum Schutz desarbeitsfreien Sonntags <strong>der</strong> Startschussfür e<strong>in</strong> ständiges Kooperationsnetzwerkzwischen den Organisatoren und Unter stüt -zern <strong>der</strong> Konferenz se<strong>in</strong> wird. Wir erwarten,dass diese Kooperation den Weg fürdie Gründung <strong>der</strong> ersten EuropäischenAllianz für den freien Sonntag ebnen wird.Brüssel, den 24. März 2010Wir appellieren deshalb an die StaatsundRegierungschefs <strong>der</strong> 27 EU-Mitgliedstaaten,die sich morgen zu ihrem Frühjahrsgipfeltreffen, dem wachsendenökonomischen Druck zu wi<strong>der</strong>stehen,24 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011sollst du de<strong>in</strong> Feld besäen und sechs Jahre de<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>berg beschneiden und die Früchte e<strong>in</strong>sammeln,


Aus <strong>der</strong> PraxisMite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> für die SonntagsruheEs gibt verschiedene Motive,für den freien Sonntag e<strong>in</strong>zutreten.Das Thema ermög lichtneue gesellschaftlicheKoali tionen. E<strong>in</strong>e davon istdie „Allianz für den freienSonntag“.„Sonntags ke<strong>in</strong> Verkauf. Dusollst den Tag des Herrn heiligen.“So lautete die Annoncee<strong>in</strong>es Mode geschäfts <strong>in</strong> <strong>der</strong>„Ma<strong>in</strong> Post“ anlässlich e<strong>in</strong>esverkaufsoffenen Sonntags <strong>in</strong>Würzburg. Das war für mancheLeser e<strong>in</strong>e Überraschung.Gewöhnlich werben Geschäftean Verkaufs sonntagen mitSon<strong>der</strong>rabatten, Hüpfburgeno<strong>der</strong> Freibier, aber nicht mitBibelzitaten und geschlos senenLadentüren.Doch <strong>der</strong> fränkische Herrenausstattervertritt ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelme<strong>in</strong>ung.Viele, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>emittelständische, familiengeprägteUnternehmen lehnenSonntagsarbeit aus religiösen,familiären o<strong>der</strong> auch wirtschaftlichenMotiven ab. Während diegroßen HandelskonzerneSonntags öffnungen vorantreiben,s<strong>in</strong>d viele kle<strong>in</strong>ere Betriebe,die durch solche Events oftmehr Kosten als Nutzen haben,dagegen. Das Beispiel signalisiert:Die Kirchen s<strong>in</strong>d nichtalle<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrem Engagement fürden Sonntagsschutz. Mitstreitergibt es <strong>in</strong> allen gesellschaftlichenBereichen. Das eröffnetdie Chance, neue Bündnisse zuschmieden.Auch bei <strong>der</strong> kirchlichen Verfassungsklagegegen die extensivenBerl<strong>in</strong>er Sonntagsöff nungenwurde dies deutlich. DieKirchen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Karlsruhe <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er für manchen Beteiligtennoch ungewohnten Partnerschaftmit <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten <strong>Dienst</strong>leistungsgewerkschaft ver.dierfolgreich aufgetreten.Das Verfassungsgericht sprachvon e<strong>in</strong>er „motivischen Allianzzwi schen religions- und arbeitsverfassungspolitischen Bestrebungen“.Auf <strong>der</strong> Gegen seitestand e<strong>in</strong>e ebenfalls überraschendeKoali tion aus Wirtschaftsvertretern und rot-rotemBerl<strong>in</strong>er Senat. Die Sonntagsfrageliegt offenbar quer zumüblichen Lagerdenken.Wenn die schleichende Erosiondes Sonntags gestoppt werdensoll, braucht es e<strong>in</strong> breitesZu sam menwirken unterschiedlicherAkteure. So erklärten dieEKD und die Deutsche Bischofs -konferenz bereits 1999: „Es iste<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Aufgabe <strong>in</strong><strong>der</strong> Zivilgesellschaft, den grundsätzlichen Konsens über denSchutz des Sonntags zu wahren.Auch beim E<strong>in</strong>treten für denSonntag ist <strong>der</strong> Kirche dasZusammenwirken mit an<strong>der</strong>engesellschaftlichen Kräften wichtig.“(aus: „Men schen brauchenden Sonntag“)Dieser Gedanke trägt die„Allianz für den freien Sonntag“,e<strong>in</strong>e Initiative, die kirchliche undgewerkschaftliche Verbände2006 bundesweit <strong>in</strong>s Lebenriefen. Hauptträger s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>Kirch liche <strong>Dienst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong><strong>der</strong> EKD (KDA), <strong>der</strong> Bundesverband EvangelischerArbeit nehmer organisationen(BVEA), die Katholische Arbeitnehmer bewegung (KAB), dieBetriebs seelsorge und ver.di.Über die sen Kreis h<strong>in</strong>auswerden Unter stützer <strong>in</strong> allengesell schaft lichen Bereichenangefragt.So haben sich ganz unterschiedlicheOrganisationen wieUmwelt-, Sport-, Frauen- undSozialverbände, aber auchVertreter/-<strong>in</strong>nen aus dem Handwerkund Führungskräfte organisationenangeschlossen.Die Chancen des Bündnissesliegen dar<strong>in</strong>, auf allen politischenEbenen, auf denen überSonn- und Feiertagsarbeit entschiedenwird, den Sonn tags -schutz stark zu machen o<strong>der</strong>überhaupt wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerungzu rufen.Neue Sonntagsallianzen entstehensowohl auf Län<strong>der</strong>ebene –so bereits <strong>in</strong> Baden-Württemberg,Bayern, Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Hessen, Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz o<strong>der</strong> im Saarland – alsauch <strong>in</strong> vielen Kom mu nen undRegionen. In Bayern etwa engagierensich über 40 regionaleAllianzen, oft unter Beteili gung<strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>den vor Ort,gegen die kommunalen verkaufsoffenenSonntage.Auch auf höheren politischenEbenen, bis h<strong>in</strong> zur EuropäischenUnion, mischt sich dieSonn tagsallianz e<strong>in</strong>. Kontakte zuähnlichen Sonntags <strong>in</strong>itiativen <strong>in</strong>an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d geknüpft.Mit ihnen tritt die Allianz für dieWie<strong>der</strong>aufnahme des Sonn tagsschutzes<strong>in</strong> die EU-Arbeitszeitrichtl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> und unterstützt e<strong>in</strong>erstes europäisches Bür gerbegehrenzu diesem Thema.Es gibt viele gute Gründe, fürden Sonntags schutz e<strong>in</strong>zutreten.Im Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vielergesellschaftlicher Kräfte liegtdie Chance, die Sonn- undFeier tage vor weiterer Ökonomisierung zu bewahren.Machen Sie mit !Informationen, Material undMitmachmöglich keiten unterwww.allianz-fuer-den-freiensonntag.dePhilip BüttnerDiplom-SoziologeSozialwissenschaftlicher ReferentKDA-BayernTag <strong>der</strong> Arbeit 2011aber im siebenten Jahr soll das Land dem Herrn e<strong>in</strong>en feierlichen Sabbat halten; da sollst du de<strong>in</strong> Feld25


Aus <strong>der</strong> Praxis„E<strong>in</strong> Toaster im Haushalt reicht !“Interview mit Rolf Stenzel, Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong>Karstadt Hannover, Mitglied des Gesamtbetriebsratesund Mitglied <strong>der</strong> TarifkommissionEgbers: Rolf, Du wirst <strong>in</strong> diesem Jahr 60,arbeitest seit 44 Jahren bei Karstadt undbist seit 25 Jahren Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong>.Du bist also e<strong>in</strong> echtes Urgeste<strong>in</strong>.Stenzel: Das stimmt. Es hat den Vorteil,dass ich die Beschäftigten im Hause allepersönlich kenne. Ich kenne ihre privatenGeschichten, ich weiß um ihre Nöte.Egbers: Stichwort Arbeitszeit: Die Ladenschlussgesetzgebungist <strong>in</strong> den letztenJahren immer weiter liberalisiert worden.In Nie<strong>der</strong>sachsen dürfen die Läden momentanwerktags rund um die Uhr öffnen.Außerdem an vier Sonntagen im Jahr mitweitreichenden Ausnahmeregelungenz. B. für Kur- und Badeorte. Wie wirkt sichdas auf Hannover aus ?Stenzel: Im Großraum Hannover gibt esfast wöchentlich irgendwo e<strong>in</strong> Möbelhauso<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Stadtteil, <strong>in</strong> dem man auch amSonntag o<strong>der</strong> abends noch e<strong>in</strong>kaufengehen kann. Für die City gibt es e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternenVerständigungsprozess zwischenBetriebsräten und Geschäftsführungen<strong>der</strong> großen Kaufhäuser. Anfänglich hattene<strong>in</strong>ige Läden bis 22:00 Uhr geöffnet.Inzwischen schließen die meisten Häuser,bis auf wenige Ausnahmen bei Events wie„late night shopp<strong>in</strong>g“, werktags um 20:00Uhr. Die Umsätze s<strong>in</strong>d nach 20:00 Uhr soger<strong>in</strong>g, dass es sich nicht rechnet.Egbers: Und wie ist das mit den Umsätzenan den verkaufsoffenen Sonntagen ?Stenzel: Die Sonntagsöffnungen lohnensich nicht wirklich, weil dann Umsätze generiertwerden, die aus den normalenWochentagen herausgezogen werden. Were<strong>in</strong>en hochwertigen Toaster am Sonn tagkauft, kauft ihn <strong>in</strong> <strong>der</strong> kommenden Wochenicht noch e<strong>in</strong>mal. Die Kauf kraft <strong>der</strong> Konsumentenerhöht sich ja nicht, nur weil ese<strong>in</strong> größeres Zeitfenster gibt, <strong>in</strong> dem manshoppen gehen kann. Der Vorteil für diegroßen Kaufhäuser ist aber, dass sie denkle<strong>in</strong>en Läden die Kundschaft weg neh men,weil viele kle<strong>in</strong>e Läden sich die langenÖffnungszeiten nicht leisten können.Egbers: Welche Auswirkungen haben dielangen Öffnungszeiten auf die Beschäftigtenim E<strong>in</strong>zelhandel ?Stenzel: Die allgeme<strong>in</strong>en Betriebskostens<strong>in</strong>d natürlich gestiegen. Das erhöht denKostendruck, <strong>der</strong> auf die BeschäftigtenBeschäftigtenentwicklung im E<strong>in</strong>zelhandel nach ZeitkategorienDie Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten hatseit 2006 um –0,3 % (–7.100 Personen)abgenommen. Das Arbeitszeitvolumenliegt mit –0,2 % nur ger<strong>in</strong>gfügig unterdem Ausgangsniveau von2006 (–6 Mio. Stunden).2006 = 100 %100,9100,3101,4100,4ausschließlich ger<strong>in</strong>gfügigentlohnte Beschäftigtesozialvers.-pflichtigTeilzeit-Beschäftigte100,099,999,8Arbeitszeitvolumen99,799,7Beschäftigte <strong>in</strong>sgesamtDen höchsten Rückgang verzeichnendie Vollzeit arbeits verhältnisse mit knapp–20.000 Personen bzw. –1,4 % <strong>in</strong> denvergangenen beiden Jahren.99,398,6Vollzeitbeschäftigte2006 2007* 2008**vorläufige DatenQuelle: Statistisches Bundesamt (DESTATIS), WSI-Tarifarchiv, Bundesagentur für Arbeit26 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011nicht besäen noch de<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>berg beschneiden. 3. Mose 25,3–4 +++ E<strong>in</strong> jegliches hat se<strong>in</strong>e Zeit und


abgewälzt wird: Bei Karstadt z. B. werdenmomentan nur noch über Zeitarbeit billigeKräfte gewonnen. Selbst Auszubildendewerden nur noch mit viel Druck seitensdes Betriebsrates übernommen. DieZeitarbeitskräfte s<strong>in</strong>d nicht nur billiger,son<strong>der</strong>n auch flexibler e<strong>in</strong>setzbar, weil sienicht dem tariflich festgelegten Arbeitszeitsystemunterliegen. Der Zwang, Kostenzu reduzieren, verschärft die Tendenzzu prekärer Beschäftigung. So habenviele Zeitarbeitskräfte e<strong>in</strong>en Vertrag von15 Wochenstunden, werden aber je nachBedarf mal mehr, mal weniger e<strong>in</strong>gesetzt.Sie müssen spätestens vier Tage vor Beg<strong>in</strong>n<strong>der</strong> Schicht <strong>in</strong>formiert werden. In <strong>der</strong>Praxis werden sie aber oft erst am Tagvorher angerufen. Im Übrigen hat <strong>der</strong> Betriebsratbei <strong>der</strong> E<strong>in</strong> stellung von Zeitarbeitskräftenke<strong>in</strong> Mit bestimmungsrecht –kollektive Mit spra che rechte werden soausgehebelt. Aus Unter nehmenssicht istdiese Praxis mehr als fragwürdig, denndie Bedienungs- und Beratungsqualitätleiden und die Kundenorientierung ist<strong>in</strong>frage gestellt.Egbers: Ist Arbeit am Sonntag Pflicht ?Stenzel: Ne<strong>in</strong>, Sonntagsarbeit basiert aufFreiwilligkeit. Es gibt dafür 100 ProzentZuschlag, wobei ungefähr die Hälfte denFreizeitausgleich nimmt, während sich diean<strong>der</strong>e Hälfte das Geld auszahlen lässt.Aber es wird nonverbal Druck ausgeübt,weil es nicht immer e<strong>in</strong>fach ist, die erfor<strong>der</strong>licheAnzahl an Kräften zu f<strong>in</strong>den. Sobekommen die e<strong>in</strong>zelnen Abteilungen fastjeden Morgen die angestrebten und dietatsächlichen Planumsätze. Das erhöhtden Druck enorm, Arbeitszeiten zu akzeptieren,die eigentlich nicht gewünschts<strong>in</strong>d. Wenn man berücksichtigt, dass imE<strong>in</strong>zelhandel ca. 70 Prozent Frauen arbeitenund davon etliche alle<strong>in</strong>erziehend s<strong>in</strong>d,so br<strong>in</strong>gt das e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bri sanz mitsich. Die Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie undBeruf ist e<strong>in</strong>e permanente Problematik.Egbers: S<strong>in</strong>d neue Arbeitsplätze geschaffenworden ?Stenzel: Ne<strong>in</strong>. Die Umsätze s<strong>in</strong>d nicht gestiegen,weil die Konsumenten, wie schongesagt, nicht mehr Geld <strong>in</strong> <strong>der</strong> Taschehaben. Und das Arbeitsvolumen ist auchnicht gestiegen. Die Zahl <strong>der</strong> Vollzeitbeschäftigtenhat kont<strong>in</strong>uierlich abgenom-men, dafür s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e M<strong>in</strong>ijobsh<strong>in</strong>zugekommen. (siehe Grafik)Egbers: Du hast zusammen mit e<strong>in</strong>emKollegen Klage gegen die Sonntags öffnungenbeim Bundesverfassungsgerichte<strong>in</strong>gereicht. Mit welchem Ergebnis ?Stenzel: Die Klage wurde abgewiesen mit<strong>der</strong> Begründung, dass die eigene Betroffenheitnicht genügend nachgewiesenwerden konnte, weil wir freiwillig amSonntag gearbeitet hätten. Nun werdenBeschäftigte gesucht, die die Voraussetzungenerfüllen, und dann e<strong>in</strong>e Klagee<strong>in</strong>reichen. In diesem Zusammenhangs<strong>in</strong>d die Klagen <strong>der</strong> Kirchen zusammenmit ver.di gegen die Sonntagsöffnungen<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und den neuen Bundeslän<strong>der</strong>nzu begrüßen.Egbers: Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie undBeruf – wie hast Du das persönlich erlebt ?Stenzel: Ich arbeite seit e<strong>in</strong>igen JahrenTeilzeit, um mehr Zeit für me<strong>in</strong>e Tochter zuhaben und weil me<strong>in</strong>e Frau nach ihremStudium e<strong>in</strong> attraktives Jobangebot hatte.Ich habe diese Zeit sehr positiv erlebt,weil ich me<strong>in</strong>e Tochter viel <strong>in</strong>tensiver habeaufwachsen sehen, als das sonst möglichgewesen wäre. Das würde ich um nichts<strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt missen wollen. Ich würde esje<strong>der</strong>zeit wie<strong>der</strong> so machen, weil ich dadurchan Lebensqualität gewonnen habe.Es war klasse, morgens im K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartendie Purzel da zu sehen. Manchmal habeich auch ausgeholfen, wenn Personalausfiel. Das hat Spaß gemacht. Abendswar ich richtig geschafft, fix und fertig.Da bekommt man e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Blick fürdie Leistung <strong>der</strong> Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>Kitas.Egbers: Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>in</strong>Teilzeit – wie geht das ?Stenzel: Man hält sich für unentbehrlich.Ich habe aber festgestellt: Das ist allesQuatsch. Man muss sich an<strong>der</strong>s organisieren,Absprachen mit Kolleg/-<strong>in</strong>nentreffen, man kriegt das h<strong>in</strong>. Entscheidendist die Frage, was man will.Das Interview führte:Gerda EgbersReferent<strong>in</strong> für Wirtschaft, Arbeit, SozialesHaus kirchlicher <strong>Dienst</strong>eEvangelisch-lutherische Landeskirche HannoversTag <strong>der</strong> Arbeit 201127alles Vorhaben unter dem Himmel hat se<strong>in</strong>e Stunde. Prediger Salomo 3,1 +++ Sechs Tage sollst du


Material„Gott hat sich „nichtausgeruht weil er müdewar. (…) Er war nichtmüde. (…) Am siebtenTag hat (…) er sich dieRuhe ausgedacht und siedann gemacht. Unddarum ist die Ruhe dasaller allergrößte Wun<strong>der</strong>.“Aus: Fynn: „Hallo MisterGott, hier spricht Anna“.Wilhelm Heyne Verlag,München.„Der arbeitsfreieSonntag ist e<strong>in</strong>ekulturelle Errun gen -schaft, die wir nichtleicht fertig aufgebendürfen. Wir brauchene<strong>in</strong>en Tag, <strong>der</strong> unsdaran er<strong>in</strong>nert, dassLeben mehr ist alsdas, was wir leisten.“Petra Bahr,Kulturbeauftragte desRates <strong>der</strong> EKD, 2008„Mit dem Aufsehen erregenden Urteil desBundes verfassungs gerichts vom 1.12.2009 wird <strong>der</strong>grundgesetzlich garantierte Schutz des Sonntagsdeutlich gestärkt. Damit werden wirtschaftlicheInteressen dem Kulturgut e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen freienZeit im wöchentlichen Rhythmus untergeordnet.Die sonntägliche von Kommerz und Profitdenkenbefreite Zeit wird durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichtsals e<strong>in</strong>e gesellschaftliche undsoziale Errungenschaft betont.“Aus: Sonntagsschutz und sozialverträgliche Arbeitszeiten– e<strong>in</strong>e Dokumen ta tion <strong>der</strong> Fachtagung <strong>der</strong>Allianz für den freien Sonntag Baden-WürttembergGeschichten, Gedichte und ZitateDu sollst Dich selbst unterbrechenZwischen Arbeit und Konsumierensoll Stille se<strong>in</strong> und Freude,dem Gruß des Engels zu lauschen:fürchte dich nicht.Zwischen Aufräumen und Vorbereitensollst du es <strong>in</strong> dir s<strong>in</strong>gen hören,das alte Lied <strong>der</strong> Sehnsucht:Maranatha, komm, Gott, komm!Zwischen Wegschaffen und Vorplanensollst du dich er<strong>in</strong>nern,an den ersten Schöpfungsmorgen,De<strong>in</strong>en und aller Anfang.Als die Sonne aufg<strong>in</strong>g ohne Zweckund du nicht berechnet wurdest<strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit, die niemandem gehört –außer dem Ewigen.Dorothee SölleWarten, bis die Seele nachkommtMan erzählt: E<strong>in</strong>e Expedition mit e<strong>in</strong>er großenTrägerkolonne g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> tagelangen Fußmärschen<strong>in</strong> das Innere Afrikas. Die Forscher hattenschweres Gepäck, das von den E<strong>in</strong>geborenengetragen werden musste. Aber dieSchwarzen zeigten ke<strong>in</strong>e Spur von Müdigkeito<strong>der</strong> Erschöpfung. Jeden Abend erreichten siedas gesteckte Ziel. So g<strong>in</strong>g das Tag für Tag.E<strong>in</strong>es Morgens aber waren die Träger nichtmehr zum Weitergehen zu bewegen. Auf dieFragen und Bitten <strong>der</strong> Forscher antwortetensie schließlich: „Wir s<strong>in</strong>d viele Tage h<strong>in</strong>durch,gelaufen, aber unsere Seelen kommen dabe<strong>in</strong>icht mit. Wir warten jetzt, bis unsere Seelenuns wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>geholt haben.“Aus: Den Sonntag feiern. Hrsg.: H. Rüenauver/H. Z<strong>in</strong>gel. Kösel-Verlag, München 1992.SonntagmorgenDie Straßen gähnen müde und verschlafen.Wie e<strong>in</strong> Museum stumm ruht die Fabrik.E<strong>in</strong> Schupo träumt von e<strong>in</strong>em Paragraphen.Und irgendwo macht irgendwer Musik.Die Stadtbahn fährt, als tät sie’szum Vergnügen.Und man fliegt aus, durch Wan<strong>der</strong>kluftverschönt.Man tut, als müsste man den Zugnoch kriegen.Heut muss man nicht –doch man Für ist’s diesen so gewöhnt. Text liegenke<strong>in</strong>e Abdruckrechte fürDie Fenster <strong>der</strong> Geschäfte s<strong>in</strong>d verriegeltUnd schlafendigitalesich wieMedienMenschenaugenvor:aus. –Die Sonntagsklei<strong>der</strong>MaschariechenKaléko:frischgebügelt.Das lyrische Stenogrammheft,E<strong>in</strong> Duft von Rosenkohl durchziehtdas Haus. Gedichte aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong>Großstadt.Man liest die wohlbeleibte MorgenzeitungUndRowohlt,was <strong>der</strong> Ausverkauferschienenab morgenJunibr<strong>in</strong>gt.2007.Die Uhr tickt leis. – Es rauscht dieWasserleitung,Wozu e<strong>in</strong> Mädchen schrill von Liebe s<strong>in</strong>gt.Auf dem Balkon sitzt man, von Lichtumflossen.E<strong>in</strong> Grammophon kräht e<strong>in</strong>en Tango fern …Man holt sich se<strong>in</strong>e erstenSommersprossenUnd fühlt sich wohl. –Das ist <strong>der</strong> Tag des Herrn!Mascha Kaléko: Das lyrische Stenogrammheft,Gedichte aus <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Großstadt.Rowohlt, erschienen Juni 2007.28 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011de<strong>in</strong>e Arbeit tun; aber am siebenten Tage sollst du feiern, auf das de<strong>in</strong> R<strong>in</strong>d und Esel ruhen und de<strong>in</strong>er


„Die Ökonomisierungaller Lebens be reiche darfnicht grenzenlos weitergehen.(…) Die Arbeit amWochen ende o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>Nacht belastet dieGesundheit beson<strong>der</strong>sund muss deshalb aufdas not wen dige Maßreduziert werden.“Annelie Buntenbach,Vorstands mitglied des DGB,2010„Am Sonntag braucheich ke<strong>in</strong>e Uhr.Am Sonntag bleibt dieZeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schublade.“Werner Mitsch„Das Beste am Sonntag ist, dass man sich niekomplett anziehen muss. Meistens komme ichnicht e<strong>in</strong>mal dazu, mir die Socken anzuziehen.“Sir Peter Ust<strong>in</strong>overschienen <strong>in</strong>: 1001 Bonmots von Peter Ust<strong>in</strong>ov,www.brigitte.de/kultur/leute/ust<strong>in</strong>ov„Das Schönste am Sonntagist <strong>der</strong> Freitagabend.“He<strong>in</strong>z Erhardt„Du bist <strong>der</strong> Tag, an demnie mand etwas von unsfor<strong>der</strong>t. Und wer es dochtut, wird mit e<strong>in</strong>em mildenLächeln auf De<strong>in</strong>e Exis tenzverwiesen. Du bist wiee<strong>in</strong> großer Bru<strong>der</strong>.Du be schützt uns vorZeitdieben, Stressmachern,Immermehrwollern.“An<strong>der</strong>e Zeiten e. V.:www.machmalSonntag.de/LieberSonntagKle<strong>in</strong>e Stadt am SonntagmorgenDas Wetter ist recht gut geraten.Der Kirchturm träumt vom lieben Gott.Die Stadt riecht ganz und garnach Bratenund auch e<strong>in</strong> bißchen nach Kompott.Am Sonntag darf man lange schlafen.Die Gassen s<strong>in</strong>d so gut wie leer.Zwei alte Tanten, die sich trafen,bestreiten rüstig den Verkehr.Für diesen Text liegenke<strong>in</strong>e Abdruckrechte fürSie führen wie<strong>der</strong> mal die altenGespräche, digitale denn Medien das hält vor: gesund.Die Fenster gähnen sanft und haltensich dieErichGard<strong>in</strong>enKästner:vor den Mund.„Kle<strong>in</strong>e Stadt amDer neue Herr Provisor lauertSonntagmorgen“,auf se<strong>in</strong> gestärktes Oberhemd.Er flucht, erschienen weil es so lange <strong>in</strong>: dauert.Man merkt daran: Er ist hier fremd.Doktor Erich Kästnerslyrische Hausapotheke© Atrium Verlag, Zürich 1936Er will den Gottesdienst besuchen,denn das erheischt die Tradition.Die und Stadt Thomas ist kle<strong>in</strong>. Man Kästner soll nichtfluchen.Paul<strong>in</strong>e br<strong>in</strong>gt das Hemd ja schon!Die Stunden machen kle<strong>in</strong>e Schritteund heben ihre Füße kaum.Die Langeweile macht Visite.Die Tanten flüstern über Dritte.Und drüben, auf des Marktes Mitte,schnarcht leise <strong>der</strong> Kastanienbaum.Erich Kästner: „Kle<strong>in</strong>e Stadt am Sonntagmorgen“,erschienen <strong>in</strong>: Doktor Erich Kästnerslyrische Hausapotheke © Atrium Verlag,Zürich 1936 und Thomas Kästner„… die Geschichte des Sabbats und desSonntags begann damit, dass sich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>eSte<strong>in</strong>klopfergruppe <strong>in</strong> Ägypten gefragt hat,warum es eigentlich Herren und Knechtegäbe. Ihre Antwort: Es gibt ke<strong>in</strong>en Grunddafür. Sie folgerten: Dann gibt es auch ke<strong>in</strong>enGrund, dass wir uns hier für den Pharao zuTode sch<strong>in</strong>den lassen.Sie beschlossen: Wir hauen ab. Sie flohen <strong>in</strong>die Wüste und bauten e<strong>in</strong>e Gegen ge sell schaftzum ägyptischen Sklaven haus auf, über dessenbewun<strong>der</strong>nswerte Kultur leis tungen dieFlüchtl<strong>in</strong>ge ke<strong>in</strong> Wort verloren.Sie kannten den Preis, es war ihr Schweiß, ihrBlut, ihre Gesundheit, ihr Leben. Kultur warimmer nur möglich auf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er ausgebeuteten,selber von <strong>der</strong> Kultur ausgeschlossenenMasse. Jene ehemaligen Sklaven habendarüber nachgedacht, ob das stimmt, undihre Antwort war <strong>der</strong> Sabbat.Sechs Tage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche arbeitete Israel,ganz Israel, es gab ke<strong>in</strong>e Ober schicht, die <strong>der</strong>Arbeit enthoben war. Sechs Tage <strong>in</strong> <strong>der</strong>Woche gehörte ganz Israel zur Unterschicht.Aber am siebten Tag gehörte ganz Israel zurOberschicht, weil je<strong>der</strong> und jede Herr undHerr<strong>in</strong> war, auch <strong>der</strong> Knecht und die Magd,sogar die Tiere. Am Sabbat er<strong>in</strong>nerte sichganz Israel se<strong>in</strong>er Geschichte, man erzähltee<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, las <strong>in</strong> alten Texten, versammelte sichöffentlich, ke<strong>in</strong>er wurde ausgeschlossen.Bildung für alle war e<strong>in</strong>e Nebenwirkung <strong>der</strong>geme<strong>in</strong>samen Sabbatheiligung.So lernte das Volk, dass es sich Vor aus setzungenverdankt, die es selbst nicht geschaffenhat und selbst niemals schaffen kann.“Christian Nürnberger, <strong>in</strong> Chrismon, 02.12.2009Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011Sklav<strong>in</strong> Sohn und <strong>der</strong> Fremdl<strong>in</strong>g sich erquicken. 2. Mose 23,12–13 +++ Sechs Tage sollst du arbeiten;29


MaterialLiteraturtipps und Internetl<strong>in</strong>ksAktiv für den freien SonntagArgumente, Ideen und An regungenfür und Erfahrungsberichtevon AktionenHrsg.: Allianz für den FreienSonntag Deutschland,Ketteler-Verlag, Waldmünchen2010.Sonntags – Erf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong>Freiheit.An<strong>der</strong>e Zeiten e. V.Alle<strong>in</strong>vertrieb: www.an<strong>der</strong>ezeiten.de,Hamburg 2009.Lieber Sonntag …52 Geschichten und Texte zumSonntag.Hrsg.: Betriebsseelsorge, KAB u. a.,Eigenverlag BetriebsseelsorgeErw<strong>in</strong> Helmer, Diözese Augsburg2010.Gerechte Teilhabe.Befähigung zu Eigenverantwortungund Solidarität.EKD-Denkschrift,Hannover 2006.Sozialer Protestantismus undGewerkschaftsbewegung.Kaiserreich – WeimarerRepublik – BundesrepublikDeutschland.Hrsg.: Frank von Auer und FranzSegbers, Bund-Verlag, Köln 1995.Das Café am Rande <strong>der</strong> Welt.E<strong>in</strong>e Erzählung über den S<strong>in</strong>ndes Lebens.In e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Café amRande <strong>der</strong> Welt wird John, e<strong>in</strong>stets gestresster Manager, mitFragen nach dem S<strong>in</strong>n desLebens konfrontiert. Dabei verän<strong>der</strong>tsich se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellungzum Leben und zu se<strong>in</strong>enBeziehungen. So gerät dieseReise letztlich zu e<strong>in</strong>er Reisezum eigenen Selbst.John Strelecky,dtv-Verlag, München 2009.Den Sonntag feiern.Hrsg.: H. Rüenauver/H. Z<strong>in</strong>gel.Kösel-Verlag, München 1992.Der Sonntag <strong>in</strong> Gefahr.Probleme und Positionen.Hrsg.: KDA, Stimme <strong>der</strong>Arbeit Verlag, Boll 1999.Sonntagsschutz und sozialverträglicheArbeitszeiten –e<strong>in</strong>e Dokumentation <strong>der</strong> Fachtagung<strong>der</strong> Allianz für den freienSonntag Baden-Württem berg.Mit Beiträgen von JürgenR<strong>in</strong><strong>der</strong>spacher (SozialwissenschaftlichesInstitut <strong>der</strong> EKD),Damian Preisner (Richter amBVG) u. v. a.Hrsg.: Allianz für den freienSonntag Baden-Württem berg,Bezugsadresse: KDA-Stuttgart,Büchsenstr. 37/1, 70174 Stuttgart,E-Mail: Simon.Lademann@ev-akademie-boll.deOhne Sonntag gibt es nurnoch Werktage.Die soziale und kulturelleBedeutung des Wochenendes.Jürgen P. R<strong>in</strong><strong>der</strong>spacher,Dietz-Verlag, Bonn 1999.Zeit – Der Stoff aus dem dasLeben ist.E<strong>in</strong>e Gebrauchs anleitung.E<strong>in</strong> Sachbuch im allerbestenS<strong>in</strong>ne. Der studierte Physiker undehemalige Spiegel-Redak teurträgt e<strong>in</strong>e Unmenge komplizierterFachliteratur <strong>in</strong> an schau licherund lesbarer Weise zusam men.Er zeigt, wie wir unsere Zeit aufmerksamerwahrnehmen undbesser nutzen können.Stefan Kle<strong>in</strong>,Verlag Fischer, Frankfurt/M. 2008.Sabbat und Sonntag.Plädoyer für e<strong>in</strong>e sabbattheologischbegründetekirchliche Zeitpolitik.Uwe Becker,Neukirchener Verlag,Neukirchen-Vluyn 2006.Unruhig werden, um die Ruhezu bewahren.Hrsg.: Vere<strong>in</strong>te <strong>Dienst</strong>leistungsgewerkschaftver.di,Berl<strong>in</strong> 2009.Für e<strong>in</strong>e Zukunft <strong>in</strong> Solidaritätund Gerechtigkeit.Wort des Rates <strong>der</strong> EvangelischenKirche <strong>in</strong> Deutschlandund <strong>der</strong> Deutschen Bischofskonferenzzur wirtschaftlichenund sozialen Lage <strong>in</strong> Deutsch landHannover/Ma<strong>in</strong>z 1997.www.ekd.de/sonntagsruhe/endlich-sonntagDie Initiative „Gott sei Dank, esist Sonntag“ wurde von <strong>der</strong> EKDgeme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaftChristlicher Kirchen<strong>in</strong>s Leben gerufen. Die Web-Seiten bieten u. a. Argumente undMaterialien für den Erhalt desSonntagsschutzes.www.allianz-fuer-den-freiensonntag.deDie „Allianz für den freien Sonntag“wurde 2006 gegründet und ist e<strong>in</strong>deutschlandweites Netzwerk ausunterschiedlichen Gruppen undAkteuren. Kirchen und Gewerkschaftens<strong>in</strong>d ebenso vertretenwie Familienverbände und Nichtregierungsorganisatio nen. Grundsatzerklärungund Regeln für dieSonntagsallianzen, Stellungnahmenzum Urteil des Bundesverfassungsgerichts und Presseerklärungens<strong>in</strong>d ebenso dort zuf<strong>in</strong>den wie ergänzende Infor mationen, Materialien, zahlreicheAk tions anregungen zum Sonntagsschutz. Außerdem Be richteund L<strong>in</strong>ks zu vielen Sonn tagsallianzen<strong>in</strong> den Bundes län <strong>der</strong>nund regionalen Initiativen.http://e<strong>in</strong>zelhandel.verdi.de/ladenschluss/allianz_fuer_den_freien_sonntagHier f<strong>in</strong>den sich Informationen zurDebatte um den Ladenschlussund um Sonntagsöffnung.www.machmalsonntag.deHomepage zur Sonntagsaktiondes Verlages An<strong>der</strong>e Zeiten e. V.,Hamburg. Hier gibt es das Buch„Sonntags. Erf<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Frei heit“,Postkarten, Plakate und vielean<strong>der</strong>e Ideen und Anregungen.www.free-sunday.de„Sonntags gehören Mami undPapi mir“, Erste EuropäischeBürger<strong>in</strong>itiative für e<strong>in</strong>en europaweitenSonntagsschutz.www.kda-ekd.deDie Homepage des Kirchlichen<strong>Dienst</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong> mitvielen Informationen, regionalenAnsprechpartner/-<strong>in</strong>nen, Veranstaltungenund Publikationen.30 Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011<strong>der</strong> siebente Tag aber ist e<strong>in</strong> feierlicher Sabbat, heilige Versammlung. Ke<strong>in</strong>e Arbeit sollt ihr an ihm tun.


Impressum„Das ist das M<strong>in</strong>deste!Faire Löhne – Gute Arbeit –Soziale Sicherheit.“DGB-Motto zum 1. Mai 2011Im Auftrag des KDA-Bundesvorstandes erstellt von:Gerda EgbersReferent<strong>in</strong> fürWirtschaft, Arbeit, SozialesHaus kirchlicher <strong>Dienst</strong>eEvangelisch-lutherischeLandeskirche HannoversHannoveregbers@kirchliche-dienste.deMart<strong>in</strong> HuhnIndustrie- und Sozialpfarrer<strong>Kirchlicher</strong> <strong>Dienst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>Industrie- und SozialpfarramtNordbadenMannheimkda.huhn@t-onl<strong>in</strong>e.deEsther Kuhn-LuzWirtschafts- und Sozialpfarrer<strong>in</strong><strong>Kirchlicher</strong> <strong>Dienst</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> Prälatur StuttgartStudienleiter<strong>in</strong> an <strong>der</strong> EvangelischenAkademie Bad Bollesther.kuhn-luz@ev-akademie-boll.deHerbert LucanIndustrie- und Sozialpfarrer i. R.Referat Wirtschaft-Arbeit-SozialesEvangelische Kirchevon Kurhessen-WaldeckKasselherbert.lucan@web.deDr. Roland PelikanSozialpfarrerKDA BayernMünchenPelikan@kda-muenchen.deKoord<strong>in</strong>ation:Mart<strong>in</strong>a SpohrDipl.-Sozialökonom<strong>in</strong>,Fachreferent<strong>in</strong>Referat Wirtschaft-Arbeit-SozialesEvangelische Kirchevon Kurhessen-WaldeckKasselmart<strong>in</strong>a.spohr@ekkw.deUnter Mitwirkung von:Dr. Axel BraßlerGeschäftsführerBundesgeschäftsstelle des KDAHannovera.brassler@kda-ekd.deVerantwortlich:Peter JanowskiPfarrer, Bundesvorsitzen<strong>der</strong><strong>Kirchlicher</strong> <strong>Dienst</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>KDA-BundesgeschäftsstelleBlumhardtstraße 230625 Hannoverawus.herborn@t-onl<strong>in</strong>e.deFotos/Bil<strong>der</strong>:Sämtliche Karikaturen <strong>in</strong> diesem Heft:Thomas Plaßmann, EssenSeite 2: KDASeite 3: EKD (Schnei<strong>der</strong>),DGB (Sommer)Seite 27: Gerda EgbersGestaltung und Realisation:Layout, Grafiken: Holger Giebelerwww.giebelerdesign.netLektorat: Dr. Angelika Fallert-Müllerwww.fallert-mueller.deDruck: Direkt Druck- undVerlagsservice GmbH, DarmstadtAuflage: 8.000Februar 2011Das Team „Arbeitshilfe1. Mai 2011“ freut sichüber alle Rückmeldungenzu diesem Heft!Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>dwir aber an Ihren Erfahrun genmit <strong>der</strong> Umsetzung. MailenSie uns Ihre Entwürfe undAktionen an genannte E-Mail-Adressen. Wir würden gernIhre An regungen <strong>in</strong> unsereweitere Arbeit aufnehmen.Tag <strong>der</strong> Arbeit 2011Denn es ist e<strong>in</strong> Sabbat für den Herrn, überall, wo ihr wohnt. 3. Mose 23,3 +++ Übersetzung: Mart<strong>in</strong> Luther31


<strong>Kirchlicher</strong> <strong>Dienst</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitswelt</strong>Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<strong>in</strong> <strong>der</strong> EKDKDA GeschäftsstelleBlumhardtstraße 230625 HannoverTelefon: 0511 55474131www.kda-ekd.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!