Januar 2008 (3.500 KB) - Gudjons Apotheke

Januar 2008 (3.500 KB) - Gudjons Apotheke Januar 2008 (3.500 KB) - Gudjons Apotheke

gudjons.apotheke.de
von gudjons.apotheke.de Mehr von diesem Publisher
02.12.2012 Aufrufe

38 6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM “HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS UND FORSCHUNG” IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007 “KONSTITUTION UND DIATHESE IN DER WIENER SCHULE DER HOMÖOPATHIE” ZUSAMMENFASSUNG DES VORTRAGS VON DR. MED. LEOPOLD DREXLER Die Wiener Schule der Homöopathie Der Begründer der Wiener Schule der Homöopathie war Mathias Dorcsi (1923 – 2001). Die Wiener Schule der Homöopathie bestand im engeren Sinn seit dem Beginn der “Badener Kurse” 1975 bis etwa 1989. Sie ist eine Schule der Begegnung mit dem Kranken, eine Schule des Sehens, Fühlens und Verstehens des Patienten und der Arznei. Sie lehrte, der Intuition ihren Platz in der Homöopathie zu gewähren. Kennzeichen einer Schule ist ein Lehrprogramm, welches ein einheitliches Bild der Homöopathie vermittelt und ein Lehrerteam, das inhaltlich gleiche, jedoch persönlich gefärbte und vor allem widerspruchsfreie Aussagen macht. Nach 1989, dem Umzug Dorcsis nach München, wird die Wiener Schule in den Homöopathiekursen für Kinderärzte in der Deutschen Akademie für Entwicklungsrehabilitation in München, anschließend am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München weiter getragen. Ausbildungskurse im Sinne der Wiener Schule fanden in Tschechien, Slowenien, Ungarn und in weiteren Staaten statt. Heute sind es neben dem Dr. von Haunerschen Kinderspital die Ärzte aus seinem ehemaligen Lehrerteam, sowie viele ehemalige Hörer und „Schüler“ Dorcsis, die den Geist dieser Schule weiter vermitteln. Schon 1964 forderte Mathias Dorcsi in der Zeitschrift für Klassische Homöopathie (KH) die Schaf- Dr. med. Leopold Drexler fung von Schulen, „in denen die Eigengesetzlichkeit der homöopathischen Medizin gelehrt und erlernt werden kann. ... Dort muss nach allen Seiten hin an einer Medizin der Person gearbeitet werden“. Diese Forderung erhob er neuerlich 1971 in der „Acta Homoeopathica“ und forderte Skripten für eine zweijährige Ausbildung in Form von Intensivkursen. Didaktische und inhaltliche Grundlagen wurden am Wiener Ligakongress 1973 erarbeitet. 1975 wurde unter Leitung von Mathias Dorcsi das Ludwig Boltzmann Institut für Homöopathie an der Wiener Poliklinik begründet. Im gleichen Jahr begannen die dreistufigen „Badener Kurse“ mit Kurs I „Organotropie“, in dem der Hörer, ausgehend von seinem klinischen Wissen, schrittweise mit der homöopathischen Methode vertraut gemacht wurde. Im Kurs II wurde „Ätiologie“ in den Mittelpunkt gestellt. Hier wurden die den Menschen prägenden, auslösenden Ursachen behandelt. Im Kurs III wurde auf die Themen „Konstitution und Diathese“ eingegangen. Für Dorcsi ist die Homöopathie eine „personotrope Medizin“, die sich durch die Begriffe von Konstitution und Diathese erfassen und vermitteln lässt. Die Konstitution Konstitution ist die angeborene und erworbene geistig-seelisch-körperliche Verfassung oder die angeborene und erworbene Anpassungs- und Regulationsweise eines Individuums.

6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM “HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS UND FORSCHUNG” IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007 “KONSTITUTION UND DIATHESE IN DER WIENER SCHULE DER HOMÖOPATHIE” Das Wort Konstitution leitet sich aus den zwei lateinischen Worten „con“ (= zusammen) und „statuere“ (= setzen, stellen) her. Ein Bereich der Konstitution ist angeboren. Es handelt sich hier um den Anteil, der genetisch von den Eltern und Vorfahren vererbt und uns ins Leben mitgegeben wurde. Der andere Anteil ist der in unserem Leben erworbene Anteil, der durch unsere Lebensumstände, Familiensituation, Bildung, Freunde, Menschen, Beziehungen, Ereignisse etc. geformt wurde. All diese Anteile und Bereiche sind ineinander gewoben und machen uns zu dem, der wir heute sind. Konstitution ist weder gut noch schlecht, sondern neutral und wertfrei. Konstitution ist wandelbar, veränderbar durch die Einflüsse von außen und durch unsere Erlebnisse im Inneren. Hier spielen vor allem die auslösenden Ursachen eine Rolle, Ereignisse, die unser Leben, unser Denken und Handeln prägen und somit zu einem Teil unserer Selbst werden. Konstitution ist mehr als die Summe der Symptome. Konstitution umfasst mehr als die im Repertorium gefundenen Gesichtsfarbe von rot oder blass, oder die Leibesbeschaffenheit von dick oder dünn. Konstitution ist ein lebendiger, dynamischer Ausdruck unserer menschlichen Existenz. Hinter rot verbirgt sich warm, feucht, kräftig mit einer guten Prognose. Hinter blass steht kalt, trocken, müde, schwach mit einer vergleichbar schlechteren Prognose. Später kam noch fahl mit der noch schlechteren Prognose hinzu. Die Konstitution ist lehr- und vermittelbar. In der Wiener Schule der Homöopathie wurde dies in der Annäherung zu den Gegensatzpaaren gelehrt: rot – blass, warm – kalt, feucht – trocken, ruhig – unruhig, still – laut, verschlossen – gesellig. Hier gilt es, nicht nur den kranken Menschen zu erfassen, sondern gemäß dem Ähnlichkeitsgesetz die Arznei zu verstehen. Dies geschah vor allem auf zwei Ebenen: im Stufenplan, ursprünglich als 3-bändige Skripten verfasst, ab 1977 im Haug Verlag in Buchform herausgegeben, werden in mehreren Stufen von der Organotropie ausgehend über Ätiologie, Konstitution in unterschiedlichen Rubriken jeweils 12 Arzneien in 3er Gruppen mit nur wenigen Sätzen anhand der Leitsymptome beschrieben. Nachdem nur etwa 150 Arzneien behandelt werden, werden immer wieder dieselben Arzneien von verschiedenen Richtungen und Aspekten beschrieben, so dass im Leser nicht nur ein Arzneibild, sondern vor allem ein Arzneigefühl entsteht. Auf der zweiten Ebene war es die Patientendemonstration mit dem Üben der Arzneimittelfindung anhand des „blauen“, früher „roten“, später „grauen“ Büchleins. Dieses enthielt lediglich das Inhaltsverzeichnis des Stufenplanes mit den Rubriken und den entsprechenden Arzneien. Zunächst wurde die entsprechende Rubrik ausgewählt, dann die jeweiligen Arzneien entweder in die engere Wahl gezogen oder verworfen. Hierzu müssen jedoch die Arzneien des Stufenplanes bekannt und bereits ein Gefühl für sie entwickelt worden sein. Intuition ist ein Teil der ärztlichen Kunst. In einer Zeit der zunehmenden (scheinbaren) „Objektivierbarkeit“ und Nachvollziehbarkeit der Computerrepertorisation ist auch in der Homöopathie die Intuition im Erfassen des Patienten und der Arznei wichtig. Von Anfang an lehrte die Wiener Schule auch den Teil der Intuition ihren Stellenwert einzuräumen: jede Arznei, die einem „einfällt“, sei – ohne zu reflektieren – am rechten Rand des Anamneseblattes sofort aufzuschreiben. Oft können diese intuitiv notierten Arzneien die Arzneiwahl entscheiden. 39

38<br />

6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM<br />

“HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS UND FORSCHUNG”<br />

IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“KONSTITUTION UND DIATHESE IN DER WIENER SCHULE DER HOMÖOPATHIE”<br />

ZUSAMMENFASSUNG DES VORTRAGS VON DR. MED. LEOPOLD DREXLER<br />

Die Wiener Schule<br />

der Homöopathie<br />

Der Begründer der Wiener<br />

Schule der Homöopathie war<br />

Mathias Dorcsi (1923 – 2001).<br />

Die Wiener Schule der Homöopathie<br />

bestand im engeren Sinn<br />

seit dem Beginn der “Badener<br />

Kurse” 1975 bis etwa 1989.<br />

Sie ist eine Schule der Begegnung<br />

mit dem Kranken, eine Schule des<br />

Sehens, Fühlens und Verstehens<br />

des Patienten und der Arznei. Sie lehrte, der Intuition<br />

ihren Platz in der Homöopathie zu gewähren.<br />

Kennzeichen einer Schule ist ein Lehrprogramm,<br />

welches ein einheitliches Bild der Homöopathie<br />

vermittelt und ein Lehrerteam, das inhaltlich gleiche,<br />

jedoch persönlich gefärbte und vor allem widerspruchsfreie<br />

Aussagen macht.<br />

Nach 1989, dem Umzug Dorcsis nach München,<br />

wird die Wiener Schule in den Homöopathiekursen<br />

für Kinderärzte in der Deutschen Akademie für<br />

Entwicklungsrehabilitation in München, anschließend<br />

am Dr. von Haunerschen Kinderspital der<br />

Universität München weiter getragen. Ausbildungskurse<br />

im Sinne der Wiener Schule fanden<br />

in Tschechien, Slowenien, Ungarn und in weiteren<br />

Staaten statt. Heute sind es neben dem Dr. von Haunerschen<br />

Kinderspital die Ärzte aus seinem ehemaligen<br />

Lehrerteam, sowie viele ehemalige Hörer<br />

und „Schüler“ Dorcsis, die den Geist dieser Schule<br />

weiter vermitteln.<br />

Schon 1964 forderte Mathias Dorcsi in der Zeitschrift<br />

für Klassische Homöopathie (KH) die Schaf-<br />

Dr. med. Leopold Drexler<br />

fung von Schulen, „in denen die<br />

Eigengesetzlichkeit der homöopathischen<br />

Medizin gelehrt und<br />

erlernt werden kann. ... Dort<br />

muss nach allen Seiten hin an einer<br />

Medizin der Person gearbeitet<br />

werden“. Diese Forderung<br />

erhob er neuerlich 1971 in der<br />

„Acta Homoeopathica“ und forderte<br />

Skripten für eine zweijährige<br />

Ausbildung in Form von Intensivkursen.<br />

Didaktische und<br />

inhaltliche Grundlagen wurden<br />

am Wiener Ligakongress 1973 erarbeitet. 1975<br />

wurde unter Leitung von Mathias Dorcsi das Ludwig<br />

Boltzmann Institut für Homöopathie an der Wiener<br />

Poliklinik begründet. Im gleichen Jahr begannen<br />

die dreistufigen „Badener Kurse“ mit Kurs I<br />

„Organotropie“, in dem der Hörer, ausgehend von<br />

seinem klinischen Wissen, schrittweise mit der homöopathischen<br />

Methode vertraut gemacht wurde.<br />

Im Kurs II wurde „Ätiologie“ in den Mittelpunkt gestellt.<br />

Hier wurden die den Menschen prägenden,<br />

auslösenden Ursachen behandelt. Im Kurs III wurde<br />

auf die Themen „Konstitution und Diathese“ eingegangen.<br />

Für Dorcsi ist die Homöopathie eine<br />

„personotrope Medizin“, die sich durch die Begriffe<br />

von Konstitution und Diathese erfassen und vermitteln<br />

lässt.<br />

Die Konstitution<br />

Konstitution ist die angeborene und erworbene<br />

geistig-seelisch-körperliche Verfassung oder die<br />

angeborene und erworbene Anpassungs- und Regulationsweise<br />

eines Individuums.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!