Januar 2008 (3.500 KB) - Gudjons Apotheke
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CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />
HOMÖOPATHISCHES PARADIGMA UND PARADOGMA AUF DEM BLUEBERRY HILL<br />
VORTRAG VON UTA SANTOS-KÖNIG / ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />
ich die Verantwortung dafür trage, wie mir die Welt<br />
und der Patient erscheinen, wie ich der Welt und<br />
dem Patienten entgegenkomme.<br />
Wir ermöglichen und verhindern durch unsere besondere<br />
subjektive Präsenz, dass Dinge gesagt oder<br />
verschwiegen werden, durch die Art unserer Fragen<br />
leiten wir die Aufmerksamkeit des Patienten<br />
nach Innen. Er soll in Worte fassen, was er subjektiv<br />
empfindet.<br />
Es ist eine spezielle Dynamik, ein einzigartiger Prozess,<br />
unwiederholbar in dieser Form der Begegnung.<br />
Zwei Subjekte, ein Prozess, der zu einer Gestalt<br />
wird, die, wenn der Prozess glückt, in die Gestalt<br />
einer heilsamen Arznei mündet.<br />
Wie kann dieser Prozess glücken? Diese Frage<br />
scheint mir viel wichtiger als die Frage nach der<br />
„richtigen“ Arznei.<br />
Fragen lenken die Aufmerksamkeit und Energie.<br />
Die Art der Frage bahnt die Art der Antwort und<br />
hat daher Auswirkungen.<br />
Die Frage, ob eine Arznei die (einzig) richtige ist,<br />
hat Auswirkungen. Sie macht eng, weil jede andere<br />
daneben falsch sein muss. Dadurch entsteht ein<br />
mögliches Feld für wechselseitige Abwertung und<br />
Konkurrenz, und das ist ein Hauptgrund, warum<br />
ich das Dogma der einzig richtigen Arznei ablehne.<br />
Ich halte es außerdem für völlig unnötig, ja sogar<br />
für einen Rückfall hinter jede systemische Erkenntnis,<br />
so zu tun, als wären Patient und die heilende<br />
Arznei in einer quasi „objektiven“ Ähnlichkeitsbeziehung<br />
zueinander und als wäre der Einfluss<br />
des Therapeuten vernachlässigbar, wo es<br />
doch sein betrachtendes Auge ist, das die Ähnlichkeit<br />
feststellt, selbst wenn der Patient scheinbar<br />
ohne Zutun des Therapeuten zu seiner Arzneiquelle<br />
gelangt.<br />
Die Frage hingegen, wie ein Prozess glücken kann,<br />
der zu einer guten Arznei führt, lenkt die Aufmerksamkeit<br />
darauf, welche Ressourcen der Therapeut<br />
braucht, was in ihm – über sein Homöopathiewissen<br />
hinaus – geschult werden muss, und das macht<br />
weit, und es bringt den Therapeuten in seine Selbstverantwortung<br />
als aktiver, subjektiver Begleiter.<br />
Wir könnten uns aber auch fragen, ob wir vielleicht<br />
in unserer Anstrengung, von Seminar zu Seminar<br />
zu pilgern und eine bestimmte Methode immer<br />
besser nachzumachen, unser eigenes kreatives Potenzial<br />
verpassen?<br />
Nach diesem Vorwort beschreibt Uta Santos König,<br />
wie sie eine ihr relativ unbekannte Pflanze prüft, die<br />
sie bei einem Patienten nach Lokalsymptomen mit<br />
sehr gutem Erfolg verwendet hatte.<br />
CONDURANGO,<br />
eine mir bis dahin weitgehend unbekannte lateinamerikanische<br />
Pflanzenarznei, hatte ein großes<br />
exulzerierende Basaliom im rechten Mundwinkel<br />
eines Patienten in so eindrucksvoller Weise<br />
und so rasch zum Abheilen gebracht, dass ich<br />
mich aus Dankbarkeit und Neugier eingehender<br />
mit dieser Pflanze, die ich so gut wie nicht kannte<br />
und nur aufgrund eines Lokalsymptoms verordnet<br />
hatte, beschäftigen wollte.<br />
Ich zog mich also ein Wochenende lang in eine<br />
Eremitage zurück, ich aß wenig, saß in Stille, nahm<br />
Condurango C30 mehrmals täglich ein und wartete<br />
darauf, dass sich in mir und durch mich ein<br />
Symptomenbild zeigen würde, das unsere Materia<br />
Medica bereichern könnte.<br />
Was geschah, war, dass ich träumte. Ich hatte vier<br />
Träume hintereinander. Der erste verband mich<br />
zurück zu einer Arzneiprüfung mit Convallaria, die<br />
ich vor mehr als 10 Jahren gemacht hatte.<br />
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