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Januar 2008 (3.500 KB) - Gudjons Apotheke

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INHALT<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

In eigener Sache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Internationaler Hahnemann Congress (IHC)<br />

Ettlingen 27. – 29. September 2007<br />

Interview mit Dr. Carl Rudolf Klinkenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 – 5<br />

Ein Schritt zurück, zwei nach vorn<br />

von cand. med. Timo Pfeil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 – 11<br />

Celebrating Links – The Homoeopathic Conference<br />

Heidelberg 19. – 21. Oktober 2007<br />

Interview mit Harry van der Zee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 – 13<br />

Lehrmeinungen, Glaubenssätze und Widersprüche<br />

Homöopathisches Paradigma und Paradogma<br />

auf dem Blueberry Hill<br />

Vortrag von Uta Santos-König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 – 18<br />

Massimo Mangialavoris “Method of Complexity”<br />

Vortrag-Zusammenfassung von Dr. Ose Hein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 – 26<br />

Internationaler Coethener Erfahrungsaustausch (ICE)<br />

Koethen 8. – 10. November 2007<br />

Interview mit Lars Broder Stange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 – 28<br />

Anthroposophische Medizin und Homöopathie –<br />

ähnlich oder gegensätzlich?<br />

von Lars Broder Stange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 – 30<br />

Homöopathie in der ambulanten geriatrischen Versorgung<br />

von Dr. Michael Teut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 – 34<br />

6. Internationales Symposium “Homöopathie in Klinik, Praxis<br />

und Forschung” im Dr. von Haunerschen Kinderspital München<br />

1. Dezember 2007<br />

Interview mit Dr. med Mira Dorcsi-Ulrich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 – 37<br />

Konstitution und Diathese in der Wiener Schule der Homöopathie<br />

von Dr. med. Leopold Drexler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 – 40<br />

Entwicklungsauffälligkeit: Normvarianz oder Grund zur Sorge?<br />

von Dr. med. Angelika Enders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

Genetische Syndrome in der Frühförderung: Was sollten wir wissen?<br />

von Dr. med. Angelika Enders . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Homöopathie bei Entwicklungsauffälligkeiten<br />

von Dr. med. Herbert Pfeiffer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 – 45<br />

<strong>Gudjons</strong>-Mittelliste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 – 23


EDITORIAL<br />

Homöopathie 2007.<br />

Vier internationale Kongresse im Herbst 2007 zeichnen vier Bilder.<br />

Zu Hahnemanns Lebzeiten gab es eine klare Definition<br />

für Homöopathie.<br />

Wie ist das heute?<br />

Die Jagd auf die richtige Arznei ist geblieben, aber es<br />

scheint viele verschiedene richtige Arzneien zu geben, je<br />

nachdem, ob man mit Hahnemann, Kent, v. Boenninghausen,<br />

Dorcsi, Sankaran, Mangialavori oder Scholten<br />

auf die Jagd geht.<br />

Sind wir schlauer geworden seit Hahnemann?<br />

Sind die Modalitäten wichtiger als die Emotionalitäten?<br />

…oder das subjektive Empfinden des Patienten?<br />

Gibt es überhaupt eine Objektivität der Beobachtung?<br />

Die Physiker verneinen diese Frage.<br />

Viele Fragen, wer weiß die Antworten?<br />

Verwandelt sich die Welt, in der wir leben, oder vielleicht nur unsere Sichtweise?<br />

Hier haben die Organisatoren der vier internationalen Kongresse ihre Visionen und<br />

Intentionen dargestellt. Von jedem der vier Kongresse sind im Anschluss an die Interviews<br />

mit den Organisatoren einige kurzgefasste Vorträge abgedruckt.<br />

So kann sich jeder Leser eine eigene Meinung bilden.<br />

Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass der „wissenschaftliche Kern“ der Homöopathie<br />

zeitlos und immer gleich ist.<br />

Was sich ändert sind die Arzneifindungstechniken. Sie werden immer differenzierter.<br />

Die Betrachtung der Arzneirohstoffe, der chemischen Elemente und der Mineral-,<br />

Pflanzen- und Tierreiche wird systematischer angegangen.<br />

Ein Bewusstsein für das Wesenhafte alles Seienden entfaltet sich.<br />

1


2<br />

IN EIGENER SACHE …<br />

Auch im Herstellungslabor geht es um Wachstum und Entfaltung, Struktur und Organisation.<br />

Nach 20 Jahren Aufbau und Entwicklung einer Eigenständigkeit heraus<br />

aus dem <strong>Apotheke</strong>nbetrieb, verlangt das Labor eine sorgfältige Führung neben<br />

fachkundigen und doch liebevollen Mitarbeitern bei der Arzneibereitung.<br />

An dieser Stelle ist ein qualifizierter Geschäftsführer die<br />

beste Lösung.<br />

Hier ist er: Darf ich Ihnen Herrn Roland Heller vorstellen.<br />

Die pharmazeutische Qualifizierung nach AMG § 15 hat<br />

er sich bei Heumann-Pharma, Altana-Pharma und den<br />

Kneipp-Werken erworben.<br />

Der volle Überblick über die Homöopathie von Arnica bis<br />

Zincum, von Anamnese bis Zystitis wurde mit dem Zertifikat<br />

des erfolgreich absolvierten Augsburger Drei-Monats-<br />

Roland Heller<br />

kurs für homöopathischen Ärzte bestätigt.<br />

Vom Herstellen der Arzneiverreibungen über Imprägnieren von Globuli, Schreiben<br />

von SOPs und GMP-relevanten Dokumenten bis zum Erstellen von pharmazeutischen<br />

Verfahrensanweisungen und Herstellprotokollen hat Herr Heller jede Arbeit im Hause<br />

selbst gelernt und vorgenommen.<br />

Mit Sicherheit wird er auch Ihre Fragen optimal<br />

beantworten können, und falls er nun nicht jeden<br />

Trick beim Repertorisieren kennen sollte …<br />

… Gibt es ja immer noch unsere medizinischwissenschaftliche<br />

Hotline von Herrn Dr. Haberstock<br />

in Augsburg, werktags telefonisch erreichbar<br />

unter 0821-56789666 zwischen 12:30 und<br />

Dr. Jörg Haberstock<br />

14:00 Uhr.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>Gudjons</strong>-<strong>Apotheke</strong>, Wankelstrasse 1, D-86391 Stadtbergen<br />

Tel.: +49 821 4441000 • Fax: +49 821 4441001<br />

e-mail: apotheke@gudjons.com • Internet: www.gudjons-apotheke.de<br />

© Gestaltung: Christian Korn, Feuerbachstrasse 6a, D-84034 Landshut • www.apanoua.de<br />

Abbildungen: von den Autoren zur Verfügung gestellt.<br />

Vol. 10 / Nr. 1– 02/<strong>2008</strong>


INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.– 29. SEPTEMBER 2007<br />

INTERVIEW MIT DR. CARL RUDOLF KLINKENBERG<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Lieber Herr Dr. Klinkenberg,<br />

Sie haben eine internationale Homöopathietagung<br />

ausgerichtet. Was waren Ihre Beweggründe dazu?<br />

Dr. Klinkenberg: Der Kongress entstand aus Liebe<br />

zur Homöopathie und aus Begeisterung an den<br />

Erfolgen, die ich jeden Tag erlebe.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Was ist Ihre Intention generell<br />

gewesen?<br />

Dr. Klinkenberg:<br />

Ein internationales<br />

Forum<br />

für Homöopathie<br />

zu schaffen. Nicht<br />

für Sexy Homöopathie,<br />

nicht für<br />

Trendy Homöopathie,<br />

sondern<br />

für Homöopathie.<br />

Ich wollte die besten<br />

Homöopathen<br />

der Welt an einem<br />

Ort versammeln und ihnen Gelegenheit zum Austausch<br />

untereinander und mit den Teilnehmern geben.<br />

Damit meine ich nicht nur die Redner, sondern<br />

wirklich alle, die kommen. Patel, Schroyens,<br />

Rastogi und andere sehr erfahrene Homöopathen<br />

hatten sich als Teilnehmer angemeldet. Da habe<br />

ich die Gelegenheit genutzt und sie um einen eigenen<br />

Beitrag gebeten.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Es gibt ja bereits verschiedenartige<br />

Homöopathietagungen. Was sollte bei Ihrer<br />

Tagung anders sein?<br />

Dr. Klinkenberg: Ich habe die Redner nur nach<br />

qualitativen, nicht nach kommerziellen Gesichtspunkten<br />

eingeladen. So kamen in Deutschland<br />

noch unbekannte Redner wie Carlos Cámpora, der<br />

Teilnehmer des IHC<br />

dann sogar von den Teilnehmern die allerhöchste<br />

Bewertung bekam.<br />

Außerdem wurden die Teilnehmer mit Fragestunden,<br />

Diskussionen und Round Table intensiv eingebunden.<br />

Es ist üblich, dass die Redner nach ihrem Vortrag<br />

abreisen. Auf dem Hahnemann Congress nahmen<br />

sie die ganze Zeit teil. Dies machte einen maximalen<br />

Austausch<br />

aller mit allen<br />

möglich.<br />

Wir haben bewusst<br />

einen<br />

hochwertigen<br />

Rahmen gewählt<br />

und dafür gesorgt,<br />

dass Politiker<br />

und Journalisten<br />

kommen.<br />

Den Rahmen haben<br />

auch die<br />

klassischen Musiker geschaffen. Das nutzt der Homöopathie.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Nach welchen Gesichtspunkten<br />

haben Sie die Referenten ausgewählt ?<br />

Dr. Klinkenberg: Als Homöopathen sind sie<br />

überdurchschnittlich erfolgreich.<br />

Sie erklären ihre Methode so, dass ich sie verstehen<br />

kann. Wenn sie eine Anamnese machen, nehmen<br />

sie die realen Symptome und dichten nichts<br />

hinein. Und damit kann ich in der Praxis arbeiten.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: ...und die Themen?<br />

Dr. Klinkenberg: Ich habe die Referenten gebeten<br />

über ein Thema zu sprechen, mit dem sie<br />

sich persönlich auseinandersetzen. Ich habe sie<br />

3


4<br />

INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.–29. SEPTEMBER 2007<br />

INTERVIEW MIT DR. CARL RUDOLF KLINKENBERG<br />

ermuntert, über ihre Stärken zu sprechen. Carlos<br />

Cámpora zum Beispiel hat große Erfolge bei der<br />

Heilung von psychischen Krankheiten und hat deshalb<br />

darüber gesprochen. Oder Frederik Schroyens<br />

mit seiner fantastischen Repertoriumskenntnis.<br />

Grundlagenthemen und homöopathische Philosophie<br />

waren fürs erste Mal wichtig, damit die<br />

Richtung klar ist.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Wollten Sie eine bestimmte<br />

Information geben, war an eine Art Schulung der<br />

Therapeuten gedacht oder an Themen, über die<br />

man zum Nachdenken angeregt werden soll?<br />

Dr. Klinkenberg: Ein Kongress inspiriert. Er<br />

bringt neueste Forschungen, Erkenntnisse und ist<br />

auch Kontaktbörse.<br />

Mein Eröffnungsvortrag “Was ist ein Symptom” ist<br />

eine Einladung zur Sauberkeit im Denken. Schulung<br />

der inneren Einstellung und Schulung der<br />

wichtigsten Schritte Fallaufnahme, Ausarbeitung,<br />

Mittelwahl, Folgemittel. Darum ging es. Und vor<br />

dem IHC hatte André Saine seinen zweitägigen<br />

Workshop.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Hatten Sie sich ein übergeordnetes<br />

Tagungsthema vorgestellt?<br />

Dr. Klinkenberg: Ich glaube, dass ein Kongress<br />

dann gut ist, wenn jeder Referent ein Thema präsentiert,<br />

für das er sich am meisten selbst interessiert,<br />

für das er Spezialist ist – vorausgesetzt,<br />

das Thema passt. Wenn sich hieraus ein übergeordnetes<br />

Tagungsthema ergibt – noch besser. Die<br />

Teilnehmer haben auch ihre Themen mitgebracht.<br />

Für mich war das Thema erstmal Niveau schaffen.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Wie haben die Teilnehmer die<br />

Vorträge aufgenommen?<br />

Dr. Klinkenberg: Sehr konzentriert, der Saal war<br />

immer voll. Niemand war während der Vorträge<br />

in den Gängen. Die Stille und Aufmerksamkeit war<br />

maximal hoch bis zum Schluss am Samstag Nachmittag.<br />

Für mich war es eine Freude zu sehen, wie<br />

konzentriert auch die Referenten selbst die Vorträge<br />

der anderen Referenten und die Diskussionen<br />

verfolgten. Ich hatte ihnen ja vorher versprochen,<br />

dass die Vorträge so interessant werden, dass<br />

sie davon profitieren.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Gab es interessante Diskussionen?<br />

Dr. Klinkenberg: Ja. Auch die Referenten untereinander<br />

brachten kontroverse Meinungen zum<br />

Ausdruck. Das Material, das Andreas Gärtner aufgenommen<br />

hat, ist es wert, veröffentlicht zu werden.<br />

Die Vorträge und Diskussionen sollen in Buchform<br />

erscheinen. Dafür suchen wir noch Mithelfer.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Haben diese Sie dazu gebracht,<br />

eine ähnliche Veranstaltung in späteren<br />

Jahren zu planen?<br />

Dr. Klinkenberg: Ja, eine Fortsetzung war von<br />

Anfang an geplant und wird von Teilnehmern und<br />

Referenten sehr gewünscht.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Welche Beiträge fanden die<br />

meiste Beachtung?<br />

Dr. Klinkenberg: Die Beiträge von Heiner Frei,<br />

Carlos Cámpora, André Saine und Ubiratan Adler.<br />

Besonders positiv wurden die Vorträge der bei uns<br />

noch nicht so bekannten Rednern aufgenommen.<br />

Die ganz Berühmten wurden kritischer bewertet.<br />

Das liegt vielleicht an der hohen Erwartungshaltung.<br />

Es zeigt aber auch, dass es noch eine Menge<br />

hervorragender Homöopathen gibt, die es zu<br />

entdecken lohnt.


INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.–29. SEPTEMBER 2007<br />

INTERVIEW MIT DR. CARL RUDOLF KLINKENBERG<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Wie beurteilen sie das Interesse<br />

an dieser Veranstaltung?<br />

Dr. Klinkenberg: Es gibt ein großes Interesse<br />

am Hahnemann Congress innerhalb der homöopathischen<br />

Gemeinschaft. Es ist wie mit Coca Cola<br />

und einem guten Bordeauxwein. Nicht jeder<br />

trinkt den Bordeaux.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Wer waren die Teilnehmer?<br />

Dr. Klinkenberg:<br />

60 Prozent<br />

Ärzte und 40 ProzentHeilpraktiker,<br />

fast nur fortgeschritteneHomöopathen.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell:<br />

Wie sind Sie<br />

selbst mit dem<br />

Ergebnis der Tagung<br />

zufrieden?<br />

Dr. Klinkenberg: Mir hat es riesigen Spaß gemacht.<br />

Die Referenten haben schon in der ersten<br />

Mittagspause den Folgekongress geplant. Sie wollen<br />

alle wiederkommen.<br />

Wir bekommen immer noch, Anfang Dezember,<br />

begeisterte Anrufe und E-mails von den Teilnehmern.<br />

Darüber freue ich mich.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Hat sich Ihre Vision erfüllt?<br />

Dr. Klinkenberg: Der Kongress ist ein Schritt in<br />

die richtige Richtung.<br />

Innenhof des Ettlinger Schlosses<br />

Mein Ziel ist es, der Homöopathie wieder den Stellenwert<br />

zu schaffen, der ihr gebührt und den sie<br />

im 19ten Jahrhundert einmal innehatte. Die Homöopathie<br />

war damals die modernste aller medizinischen<br />

Richtungen. Seit dieser Blütezeit haben<br />

sich die konventionelle Medizin und auch unsere<br />

Lebensqualität enorm weiterentwickelt.<br />

Leider hat sich die Homöopathie in den letzten 20<br />

Jahren zurückentwickelt, indem sich ihre Anhänger<br />

für mittelalterliche<br />

Ideen begeistern,<br />

zum Beispiel<br />

Signaturen.<br />

Manche Therapeutenvermischen<br />

die theoriefreie<br />

Methode<br />

mit Vorstellungen<br />

aus dem jetzigen<br />

Zeitgeist, zum<br />

Beispiel mit psychologisierenden<br />

Interpretationen. Manche halten auch an überkommenen<br />

Konzepten fest, die im Licht heutiger<br />

medizinischer Erkenntnisse unhaltbar sind.<br />

Homöopathie wird wieder eine führende Rolle im<br />

Gesundheitswesen übernehmen. Sie wird einer<br />

großen Zahl von Menschen zur Verfügung stehen.<br />

Das ist meine Vision. Um das zu erreichen, brauchen<br />

wir ein hohes Niveau in der Ausbildung. Wir<br />

brauchen eine Methodik, die von der Öffentlichkeit<br />

und von klinischen Medizinern ernst genommen<br />

wird. Dafür setze ich mich ein.<br />

5


6<br />

Wer von diesem Kongress Buntes oder Leichtverdauliches<br />

erwartete, wurde sicherlich bitter<br />

enttäuscht. Nicht, dass Powerpoint und Beamer<br />

verboten waren, jedoch konnte man das all zu Bunte,<br />

Schrille und Extravagante im Programm lange<br />

suchen. Der Kongress schrieb sich die zeitlosen<br />

Grundlagen der Homöopathie als richtungsweisend<br />

für sein Programm<br />

auf die<br />

Fahnen.<br />

André<br />

Saine<br />

und die<br />

IHA<br />

INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.– 29. SEPTEMBER 2007<br />

EIN SCHRITT ZURÜCK, ZWEI NACH VORN<br />

Allen voran im<br />

Programm war<br />

André Saine, der<br />

mit einem 2-Tages-Workshop<br />

über die Lösung<br />

von Fällen mit<br />

seltenen Mitteln und zwei weiteren Vorträgen ein<br />

viel gefragter Redner auf dem Kongress war. Sein<br />

Workshop und sein anschließendes Seminar über<br />

die „Arzneimittelfindung komplizierter Fälle“ war<br />

zweifelsohne einer der Höhepunkte des Kongresses.<br />

Man wurde jedoch den Eindruck nicht los,<br />

dass André Saine nur deshalb den langen Weg nach<br />

Deutschland zurück gelegt hatte, um dem Publikum<br />

seinen seit dem Jahr 2001 gehegten Plan zu<br />

offenbaren, nämlich die International Hahnemannian<br />

Association (IHA) wieder aufleben zu lassen.<br />

Die politische Konnotation dieser Proklamation<br />

war dem geschichtsbeflissenen Homöopathen<br />

schnell klar. Die ursprüngliche ‚International Hahnemannian<br />

Association (IHA)’, wurde als Abspal-<br />

VON CAND. MED. TIMO PFEIL<br />

tung vom ‚American Institute of Homoeopathy<br />

(AIH)’ 1880 gegründet. Adolph Lippe und Co. trieben<br />

damals überaus selbstbewusst einen Keil durch<br />

das AIH, als sich darin Tendenzen zeigten, die unwiderruflich<br />

eine Verwässerung der Hahnemannschen<br />

Homöopathie mit sich gebracht hätten. Neben<br />

A. Lippe waren auch J.H. Allen, C.M. Boger,<br />

J.H. Clarke, J.T.<br />

Kent und E.B.<br />

Nash Mitglieder<br />

in diesem hochkarätigen<br />

Kreis.<br />

Die IHA bestand<br />

in dieser Form bis<br />

1959. Saine nutzte<br />

die Gunst der<br />

Stunde und erklärte<br />

dem er-<br />

stauntenPublikum, dass dieser<br />

Kongress nun der<br />

erste offizielle<br />

und öffentliche Schritt für die Wiederbelebung der<br />

IHA darstellen soll – eine Verfassung der Gesellschaft<br />

liege bereits vor, die Gründung eines Journals<br />

als Publikationsorgan der Mitglieder wird der<br />

nächste anzugehende Schritt sein. Die Bestrebungen<br />

für die Wiederbelebung der IHA sieht Saine<br />

als überaus wichtig für den Fortbestand der Homöopathie<br />

im Allgemeinen. Auf die weitere Entwicklung<br />

können wir gespannt sein…<br />

André Saine nutzte die Gunst der Stunde und<br />

verkündete die Wiederbelebung der „International<br />

Hahnemannian Association (IHA)“<br />

Dr. Peter Minder<br />

und das Bogersche Konzept<br />

Ein vergessener Schatz der Homöopathiegeschichte<br />

wurde von Peter Minder, dem Schweizer<br />

Präsidenten der Ärztegesellschaft für Homöopa-


INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.–29. SEPTEMBER 2007<br />

EIN SCHRITT ZURÜCK, ZWEI NACH VORN<br />

thie, gehoben. In seinem zweiteiligen Vortrag führte<br />

er in das Homöopathie-Konzept von C.M. Boger<br />

ein. Boger praktizierte über 40 Jahre lang als<br />

Nachfahre deutscher Einwanderer in Parkersburg<br />

(Virginia). Wie C. Dunham war er dank seiner<br />

Sprachkenntnisse nicht auf die häufig mit Fehlern<br />

behafteten Übersetzungen der deutschen homöopathischen<br />

Literatur angewiesen. Er arbeitete sich<br />

intensiv in die Schriften Bönninghausens ein, die<br />

ihm als Grundlage<br />

und Orientierung<br />

für eigene<br />

Arbeiten dienten.<br />

Peter Minder<br />

zeichnete in seinem<br />

Vortrag Bogers<br />

Weg von seiner<br />

Bewunderung<br />

Bönninghausens<br />

und dem daraus<br />

resultierenden<br />

„Bönninghausens<br />

Characteristic and Repertory“ bis zur Veröffentlichung<br />

seiner eigenen zwei äußerst prägnanten<br />

Werke ‚Synoptic Key’ und ‚General Analysis’ nach.<br />

Bogers Homöopathiekonzept bildet eine methodologische<br />

Brücke zwischen den großen Pionieren<br />

wie Bönninghausen, Lippe und dem vom Swedenborgianismus<br />

geprägten Kent.<br />

Peter Minder zeigte anschaulich die zwei möglichen<br />

Wege, die man mit den Werken Bogers in der<br />

Fallanalyse einschlagen kann. Ohne jedoch gleich<br />

hiermit Verwirrung stiften zu wollen, sollte man<br />

sich kurz vor Augen führen, was denn nun überhaupt<br />

charakteristische Symptome sind. Unter dem<br />

Oberbegriff der sog. charakteristischen Symptome<br />

lassen sich im Grunde zwei Symptomengruppen<br />

subsumieren: Erstens die eigentlichen cha-<br />

rakteristischen Symptome, d.h. diese Symptome,<br />

die nur einem Mittel oder wenigen Mitteln eigen<br />

sind und zweitens Geniussymptome im Sinne Bönninghausens.<br />

Geniussymptome einer Arznei umfassen<br />

nun all jene Empfindungen, Modalitäten<br />

oder Begleitsymptome etc., die sich bei der Arzneimittelprüfung<br />

bei einem oder mehreren Prüfern<br />

an verschiedenen Körperregionen gezeigt haben.<br />

D.h. diese Symptome durchlaufen quasi wie<br />

ein roter Faden<br />

das Symptomenbild<br />

der Arznei.<br />

Die dritten und<br />

vierten Grade im<br />

Therapeutischen<br />

Taschenbuch<br />

(TBB) repräsentieren<br />

die Genuissymptome<br />

der Arznei. Zum<br />

Konzentrierte Zuhörer beim IHC<br />

Beispiel sind zwei<br />

weitläufig bekannte<br />

Geniussymptome von Rhus-t „Agg. in der<br />

Ruhe“ und „Agg. nach Bewegung“. Diesen Sachverhalt<br />

nun erst einmal klargestellt, macht das Bogersche<br />

Konzept leichter verständlich: Wenn bei<br />

der Durchsicht der Patientenanamnese klar wird,<br />

dass detailreiche, charakteristische Symptome vorhanden<br />

sind, benutzt man Bogers ausführliches<br />

„Characteristics and Repertory“. Hier ähnelt das<br />

Vorgehen dem der Kentschen Repertorisationsmethode.<br />

Fehlen jedoch präzise Angaben zu den<br />

Symptomen, so ist es möglich, Bogers „Minirepertorien“<br />

Synoptic Key und General Analysis heran<br />

zu ziehen. In diesen beiden Repertorien ist der<br />

Geniusgedanke Bönninghausens geradezu in<br />

Form gegossen. Die Rubriken sind klein und beinhalten<br />

nur diese Arzneimittel, die dem Genius des<br />

7


8<br />

INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.–29. SEPTEMBER 2007<br />

EIN SCHRITT ZURÜCK, ZWEI NACH VORN<br />

Symptoms entsprechen. Bei der Arzneimittelwahl<br />

werden nur eine Hand voll besonders hervorstechender<br />

Symptome herangezogen. Ins Gewicht fallen<br />

vor allem diese Symptome, bei denen der Geniusgedanke<br />

auch auf Seiten der Patientensymptomatik<br />

erfüllt wird. Peter Minder macht diesen<br />

Kniff Bogers anhand eines Beispiels einleuchtend:<br />

Leidet der Patient unter brennenden Magenschmerzen<br />

sowie einem brennenden Hautausschlag,<br />

dann zieht<br />

sich die Empfindung<br />

„Brennen“<br />

wie ein roter Faden<br />

durch die<br />

Symptomatik des<br />

Patienten. Aus<br />

diesem Grund<br />

würde man z.B.<br />

die Rubrik<br />

„Brennen – stechend“<br />

im General<br />

Analysis konsultieren.<br />

Dasselbe gilt nicht nur für Empfindungen,<br />

sondern gleichermaßen auch für Modalitäten<br />

und generalisierbare, objektive Symptome.<br />

Auch Symptome in der Familienanamnese werden<br />

unter diesem Aspekt mit berücksichtigt. Ohne großen<br />

philosophischen Unterbau und Abstraktionen<br />

kann man hier mit der Bogerschen Herangehensweise<br />

klar und praktisch Informationen aus<br />

der hereditären Belastung des Patienten für die Arzneifindung<br />

verwerten. Exakte Lokalisationen des<br />

Beschwerdebildes (Kopf, Rücken, Zähne etc.) werden<br />

erst dann mitberücksichtigt, wenn pathologische,<br />

objektive Gewebeveränderungen vorliegen.<br />

Peter Minder veranschaulichte die Vorgehensweise<br />

Bogers am Ende seines Vortrags an einem Fallbeispiel<br />

aus seiner Praxis, das hier nur gekürzt wie-<br />

Vortragssaal im Ettlinger Schloss<br />

dergegeben werden kann: Es handelt sich um einen<br />

45-jährigen Mann, der schon seit seiner Pubertät<br />

unter Arthropathia psoriatica leidet; sein<br />

Großvater mütterlicherseits hatte auch Psoriasis.<br />

Seit 14 Monaten klagt er über zunehmende Gelenkschmerzen<br />

abwechselnd an verschiedenen Gelenken<br />

des ganzen Körpers, die Schwellungen wandern<br />

von Gelenk zu Gelenk. Seit acht Jahren bestehen<br />

viele Warzen an beiden Händen; friert schon<br />

immer sehr<br />

leicht. Familienanamnese:<br />

Vater<br />

starb an Creutzfeld-Jakob-Krankheit,<br />

Mutter hat<br />

seit einigen Jahren<br />

eine schwere<br />

Multiple Sklerose,<br />

sein Bruder<br />

seit vielen Jahren<br />

atopische Ekzeme,<br />

der Vater der<br />

Mutter leidet an chronischer Migräne.<br />

Da wirklich charakteristische, detailreiche, d.h.<br />

vollständige Symptome fehlen, wird der Fall mithilfe<br />

der General Analysis repertorisiert. Folgende<br />

Symptome bzw. Rubriken der General Analysis<br />

charakterisieren den Fall, gehen im Sinne Bogers<br />

durch die individuelle Patientensymptomatik bzw.<br />

der überindividuellen Familiensymptomatik.<br />

„Haut (GA 120)“: Denn die Haut, sowohl beim Patienten<br />

als auch bei seinem Bruder sind Schauplatz<br />

von objektiv sichtbaren, pathologischen Veränderungen.<br />

„Gelenke (GA 095)“: Denn die arthritischen Beschwerden<br />

bringen sichtbare lokale Symptome<br />

hervor (Ödem).


INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.–29. SEPTEMBER 2007<br />

„Kopf (GA 156)“: Sowohl Vater (CFJ), Mutter (MS)<br />

sowie ihr Vater (chronische Migräne) war der<br />

Kopf/ZNS Hauptschauplatz des körperlichen Leidens.<br />

Die Arzneien Bell, Calc, Sil und Sulph gehen durch<br />

alle Rubriken. Anhand der konstitutionellen Kälteempfindlichkeit,<br />

einer vorhandenen Kopfschmerzsymptomatik<br />

und dem obligatorischen Materia<br />

Medica-Abgleich, wurde diese Auswahl auf die<br />

Arznei Silicea heruntergebrochen, die in einer Q3,<br />

Q6, Q12, Q18,<br />

C1000 und XM in<br />

langen Abständen<br />

gegeben, den Patientenbeschwerdefrei<br />

machten.<br />

Peter Minder holte<br />

das Publikum<br />

dort ab, wo es<br />

stand. Ohne den<br />

in der BönninghausschenDenkweise<br />

Vertrauten<br />

zu langweilen<br />

noch die Neuhinzugekommenen zu überfordern,<br />

zeigte er das verblüffend Universelle an Bogers Homöopathiekonzept:<br />

Die Fallanalyse lässt sich in ihrem<br />

Vorgehen nicht auf ein Schema oder gar Muster<br />

reduzieren. Allem voran – bei Boger wie auch<br />

sonst in der Homöopathie – steht die Leitregel,<br />

dass die Arzneifindung per Repertorium nie einseitig,<br />

schematisch oder reduktionistisch sein<br />

kann, sondern sich immer dem gegebenen Fall und<br />

dessen individueller Symptomatik anzupassen hat.<br />

Dr. Heiner Frei und die Methode<br />

nach von Bönninghausen<br />

EIN SCHRITT ZURÜCK, ZWEI NACH VORN<br />

Der klare und fundierte Vortrag vom Schweizer<br />

Kinderarzt Heiner Frei zeigte wieder einmal, wie<br />

viel homöopathischer, genialer Geist in von Bönninghausens<br />

Werk steckt. Freis bemerkenswerte<br />

Berner ADH/ADHS-Doppelblindstudie (2001-<br />

2005) wies einen signifikanten Vorteil von Homöopathie<br />

gegenüber Placebo auf. Frei arbeitete<br />

dabei nach der Methode von Bönninghausen und<br />

sichert die Mittelwahl mit der Polaritätsanalyse<br />

nach von Bönninghausen ab. Sein Vortrag brachte<br />

dem Publikum die erkenntnisreichen Früchte<br />

nahe, die er im<br />

Zuge seiner Berner<br />

Studie ernten<br />

konnte. Durch<br />

Misserfolge zu<br />

Beginn der Studie<br />

enttäuscht, fand<br />

Frei heraus, welcheSchwachstellen<br />

sein Vorgehen<br />

beinhaltete: Es<br />

waren zunächst<br />

Heiner Frei teilte mit dem Publikum die Früchte seiner die Symptomen-<br />

ADHS-Doppelblindstudie<br />

schilderungen<br />

durch die Eltern<br />

der kleinen Patienten sowie die Verwendung subjektiver<br />

Symptome, die zur falschen Arznei führten.<br />

Darüber hinaus ergab eine zu starke Gewichtung<br />

auf subjektive Empfindungen und Gemütssymptome<br />

des Patienten häufig eine falsche<br />

Mittelauswahl. Doch welche Symptome werden<br />

vom Patienten am zuverlässigsten übermittelt, welche<br />

können zur Arzneimittelwahl herangezogen<br />

werden? Freis Erkenntnis ist mehr als einleuchtend<br />

und äußerst praxisrelevant. Zum einen bieten die<br />

sog. Grundmodalitäten des Erkrankten eine hohe<br />

Verschreibungssicherheit: „Bei einem Menschen<br />

in China kann Kälte genauso die Beschwerden verschlimmern<br />

wie hier in Europa“, so Frei. Weiter<br />

sind Modalitäten, zu denen ein gegenteiliges, d.h.<br />

9


10<br />

INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.–29. SEPTEMBER 2007<br />

EIN SCHRITT ZURÜCK, ZWEI NACH VORN<br />

polares Symptom existiert (z.B. Durst/Durstlosigkeit),<br />

in Bezug auf die Arzneimittelwahl sehr hoch<br />

einzustufen. Entweder hat man Durst oder nicht,<br />

entweder verschlimmert Kälte oder nicht, das sind<br />

feststehende Tatsachen, sie bedürfen keiner Interpretation<br />

oder Spekulation. Um Treffsicherheit<br />

und Effizienz weiter steigern zu können, entwickelte<br />

Frei einen Fragebogen, in den der Patient<br />

selbst seine eigenen Symptome in die Sprache des<br />

Repertoriums<br />

übersetzen kann.<br />

Damit umging<br />

Frei elegant eine<br />

zusätzliche Interpretationsmöglichkeit(=Fehlerquelle).<br />

Weiter<br />

brach Frei in seinem<br />

Vortrag eine<br />

Lanze für die He-<br />

ranziehung der<br />

pathognomonischen<br />

Symptome<br />

des Patienten, die<br />

seit dem fehlinterpretierten Aufsatz von Carroll<br />

Dunham „Pathognomonic Symptoms and Characteristic<br />

Symptoms“ aus dem Jahre 1866 in Verrufenheit<br />

geraten waren.<br />

Die Schatzkiste des Dr. Srinivasan<br />

öffnete für das Publikum seine Fallakten aus rund<br />

50-jähriger Praxiserfahrung. Er zeigte sein Vorgehen<br />

an Hand von vielen Praxisbeispielen, in denen<br />

eine einzige Arzneimittelgabe die Heilung des<br />

Falles vollbrachte. So berichtete er einen kleinen<br />

Ausschnitt aus einer homöopathischen Begleittherapie<br />

bei einer 45-jährigen Frau mit einem duktalen<br />

Mamma-Karzinom. Eine Staffel Chemotherapie<br />

hatte sie schon hinter sich gebracht, jedoch<br />

hatte sie nun Angst vor den Nebenwirkungen weiterer<br />

Chemotherapien. Der Tumor war steinhart,<br />

stechende Schmerzen wie von Nägeln agg. in der<br />

Nacht. Ihre Menopause begann vor einem Jahr. Sie<br />

neigt zu allergischen Hautläsionen mit starkem<br />

Juckreiz. Sie arbeitet täglich für mehrere Stunden<br />

an einem Handwebestuhl. Herr Srinivasan fragte<br />

nach einer emotionalen Ursache oder einem psychischen<br />

Trauma, jedoch fand er dafür keine Anhaltspunkte.<br />

Er<br />

begann mit Carbo<br />

animals Q1, dann<br />

Q2, worauf die<br />

Schwellung kleiner<br />

wurde, anschließendwurde<br />

sie rot, als ob<br />

ein Abszess zur<br />

Entleerung erscheinen<br />

würde.<br />

Nach kurzer Zeit<br />

begann sich die<br />

faltige Haut des<br />

Tumors und das<br />

umliegende Gewebe abzuschälen und bald kam es<br />

zur Absonderung eines übel riechenden, eitrigen<br />

Sekrets. Dabei blutete es stark. Die eitrige Absonderung,<br />

das ulzeröse Geschehen und das Blutungsgeschehen<br />

gaben die Grundlage für die Verschreibung<br />

von Phosphorus Q1 und Q2. Die Absonderungen<br />

wurden weniger und tolerierbar. Es<br />

gab nach Phosphorus keine weiteren Symptome<br />

für eine Folgeverschreibung.<br />

KR Srinivasan öffnete für das Publikum seine Fallakten<br />

aus 50-jähriger Praxisarbeit<br />

Die meisten Referenten des IHCs machten deutlich,<br />

wie man mit dem Wissen der alten, zeitlosen<br />

Meister wie zum Beispiel Bönninghausen (Heiner<br />

Frei) und Boger (Peter Minder) Krankheiten unserer<br />

Zeit klar und vor allem nachvollziehbar heilen<br />

kann. Sie versuchten dabei nicht das Rad neu


INTERNATIONAL HAHNEMANN CONGRESS (IHC)<br />

ETTLINGEN 27.–29. SEPTEMBER 2007<br />

EIN SCHRITT ZURÜCK, ZWEI NACH VORN<br />

Herr Dr. Klinkenberg dankt allen Referenten des IHC am Ende der Tagung<br />

zu erfinden, sondern das schon Vorliegende sinnvoll<br />

anzuwenden. Der IHC konnte zeigen, dass das<br />

Alte der Homöopathie gar nicht so alt ist, sondern<br />

in einer Zeit des homöopathischen Methodenplu-<br />

ralismus aktueller und nötiger ist denn je. Ein Blick<br />

zurück zeigte sich dabei erneut als horizonterweiternd,<br />

nicht als anachronistisch: Ein Schritt zurück<br />

bedeutet in diesem Fall, zwei nach vorn.<br />

Cand. med.<br />

Timo A. Pfeil<br />

Heiliggeiststraße 9<br />

69117 Heidelberg<br />

11


12<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Im Oktober dieses Jahres wurde<br />

der 20. Geburtstag von Homoeopathic Links mit<br />

einem großen Congress in Heidelberg gefeiert.<br />

Mehr als 1000 Teilnehmer aus 43 Nationen waren<br />

gekommen, um dabei zu sein. Homoeopathic<br />

Links ist eine internationale Zeitschrift für Homöopathen,<br />

die von Beat Spring zum ersten Mal<br />

herausgegeben<br />

wurde.<br />

Harry van der<br />

Zee: Ja, Beat<br />

Spring und Lorraine<br />

Taylor haben<br />

mit Links<br />

1987 angefangen.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell:<br />

Wie und<br />

wann sind Sie dazu<br />

gekommen,<br />

Herr van der Zee?<br />

Harry van der Zee: Eigentlich hat alles so angefangen:<br />

Am Ende der Vithoulkas Seminare in<br />

London wollten viele der Teilnehmer miteinander<br />

in Verbindung bleiben, um zu hören, wie die Fälle<br />

laufen und um von einander zu lernen. Dadurch<br />

hat sich unser newsletter schnell in ein internationales<br />

Journal verwandelt. Ich kam 1995 dazu<br />

und habe die erste Ausgabe für 1996 vorbereitet.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Als Sie 1995 einstiegen, hatten<br />

Sie sicher bestimmte Vorstellungen, wie Sie das<br />

Heft gestalten wollten. Oder haben Sie die grundsätzliche<br />

Idee von Beat Spring und Lorraine Taylor<br />

übernommen? Vielleicht wollten Sie auch eigene,<br />

weitere Ideen verwirklichen?<br />

CELERBRATING LINKS<br />

THE HOMOEOPATHIC CONFERENCE<br />

HEIDELBERG 19.– 21. OKTOBER 2007<br />

INTERVIEW MIT HARRY VAN DER ZEE<br />

Harry van der Zee: Beat Spring und Lorraine<br />

Taylor hatten sich ein wunderbares Konzept ausgedacht<br />

und „Gastautoren“ für einzelne Ausgaben<br />

eingeladen. Damit haben sie sich einerseits weniger<br />

unter Druck gesetzt und es entstand zum anderen<br />

eine größere Vielfalt an Artikeln und Autoren.<br />

Als wir – Jean Pierre Jansen, Corrie Hiwat und<br />

ich – Links übernahmen,<br />

waren<br />

wir sehr angetan<br />

von dem Konzept<br />

und hatten vor,<br />

dabei zu bleiben<br />

und die Artikel<br />

langsam qualitativ<br />

zu verbessern.<br />

Links war eine<br />

Plattform für Homöopathen<br />

rund<br />

um die Welt, die<br />

unabhängig von<br />

allen Organisationen und Schulen waren. Es war eine<br />

Zeitschrift für und von Homöopathen. Sowohl die<br />

Leser, als auch die Schreiber kamen aus allen Ländern<br />

der Erde.<br />

Wir hatten allerdings das Gefühl, dass es zu wenig<br />

Kommunikation mit den Ländern gab, in denen wenig<br />

Englisch gesprochen wurde. Deshalb wurde es<br />

zu einem unserer Ziele, Ausgaben in anderen Sprachen<br />

herauszugeben. So entstand 1996 eine tschechische<br />

Ausgabe, später folgten dann spanische,<br />

russische und japanische Versionen.<br />

Dr. Massimo Mangialavori und Harry van der Zee<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Wie haben sich Stil und Inhalt<br />

in den folgenden Jahren entwickelt? Hat sich<br />

Ihre Intention mit verändert?


CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

Harry van der Zee: Links bietet allen Homöopathen<br />

eine organisations- und schulenunabhängige<br />

Plattform. Diese Plattform wird hauptsächlich<br />

zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch genutzt,<br />

wie man Fallaufnahmen und Fallanalysen verbessern<br />

und ein tieferes Verständnis für alte und neue<br />

Arzneien entwickeln kann. Präsentation von Fällen,<br />

Materia Medica, Arzneimittelprüfungen und<br />

Artikel über Philosophie und Meinungsaustausch<br />

stellen noch immer den Hauptinhalt dar.<br />

Im Laufe der Jahre haben wir für die Dauer der<br />

Beobachtung der Fälle und der „Follow-ups“ den<br />

Standard erhöht. Da die Verifizierung von homöopathischem<br />

Wissen auf einer großen Zahl von<br />

individuellen Fallgeschichten beruht, muss von den<br />

Vorstellungen dieser Fallbeispielen und speziell<br />

den „Follow-ups“ eine hohe Qualität verlangt werden.<br />

Dies ist und bleibt ein wichtiges Thema. In<br />

der kommenden Ausgabe wird allen Abonnenten<br />

ein Fragebogen gesendet, um deren Meinung zu<br />

erfahren, wie die Zeitschrift sich weiterhin entwickeln<br />

soll. Links ist wirklich ein Journal von und<br />

für Homöopathen der ganzen Welt. Deshalb ist uns<br />

ihre Meinung über die Richtung, die wir einschlagen<br />

sollen, wichtig.<br />

Ich persönlich glaube, dass die Homöopathie eindrucksvolle<br />

Fortschritte in Bezug auf Fallaufnahme,<br />

Fallanalyse und Materia Medica Forschung erzielt<br />

hat.<br />

Trotzdem haben wir weitgehend unser größtes Potenzial<br />

vernachlässigt, nämlich die Behandlung von<br />

INTERVIEW MIT HARRY VAN DER ZEE<br />

Epidemien. Der Weg über den „Genius epidemicus“<br />

ermöglicht eine Behandlung von sehr vielen<br />

Menschen mit höchstmöglichen Ergebnissen. Epidemien<br />

einschließlich Infektionskrankheiten und<br />

kollektiven Traumen sind die Ursache von vielen<br />

individuellen und chronischen Beschwerden in<br />

Folgegenerationen. Wenn wir diese behandeln, arbeiten<br />

wir näher an der Ursache der Krankheiten<br />

und können gleichermaßen heilen und vorbeugen.<br />

Ich selbst habe seit einigen Jahren mit der Behandlung<br />

von AIDS in Afrika zu tun. Besonders in<br />

Entwicklungsländern hat die Homöopathie viel zu<br />

bieten, weil hier Epidemien von viel größerer Bedeutung<br />

sind als individuelle Erkrankungen. Die<br />

Homöopathie, preiswert, effektiv, ohne Nebenwirkungen<br />

oder Therapieresistenzen, ist eine wunderbare<br />

Lösung für die Behandlung von Epidemien<br />

wie AIDS, Malaria, Tbc oder der erwarteten Vogelgrippe.<br />

Ich hoffe, dass Links über diese Themen in naher<br />

Zukunft mehr berichten wird. Ich habe für Mai<br />

<strong>2008</strong> eine Konferenz zu dem Thema Homöopathie<br />

in Entwicklungsländern in Holland geplant und<br />

hoffe, dass viele Menschen, die in Entwicklungsländern<br />

aktiv sind, kommen, um Erfahrungen auszutauschen<br />

und voneinander zu lernen.<br />

Für Interessenten an dem Afrikaprojekt hier die<br />

Website: www.arhf.nl.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Vielen Dank für den informativen<br />

Bogen über die vergangenen 20 Jahre bis<br />

heute und morgen, lieber Harry van der Zee.<br />

13


14<br />

Ich habe gute Freunde, die – anstatt wie ich<br />

nach Italien zu Massimo Mangialavori – zehn<br />

Jahre lang nach Indien gefahren sind und ähnlich<br />

begeistert von der Bombay-Schule der Homöopathieberichteten.Inzwischen<br />

habe ich<br />

etliche Krankengeschichten<br />

ein<br />

und derselben<br />

Arznei aus der<br />

italienischen<br />

und der indischen<br />

Schule<br />

verglichen und<br />

Folgendes festgestellt:<br />

Ein beliebiger, gut dokumentierter Fall der Arznei<br />

von Mangialavori hat absolut nichts gemeinsam<br />

mit einem beliebigen, gut dokumentierten<br />

Fall derselben Arznei X von Sankaran, selbst<br />

wenn beide Fälle gleichermaßen tiefgreifende Heilungen<br />

und ein zehnjähriges Follow-up aufweisen<br />

und in diesem Zeitraum keine andere Arznei gegeben<br />

wurde. Sankaran hätte sicherlich etwas anderes<br />

für Mangialavoris Fall verschrieben und umgekehrt.<br />

Da beide im Verordnen von Arzneien sehr<br />

versiert sind, wären beide offensichtlich bei einem<br />

hohen Anteil der Fälle erfolgreich, auch wenn sie<br />

aus sehr unterschiedlichen Gründen verschiedene<br />

Arzneien anwenden. Was könnte dies bedeuten,<br />

abgesehen davon, dass es der fundamentalistischen<br />

Vorstellung widerspricht, dass es „nur eine<br />

richtige Arznei gibt, und dass, falls es zwei gibt,<br />

CELEBRATING LINKS<br />

THE HOMOEOPATHIC CONFERENCE<br />

HEIDELBERG 19.– 21. OKTOBER 2007<br />

LEHRMEINUNGEN, GLAUBENSSÄTZE UND WIDERSPRÜCHE<br />

HOMÖOPATHISCHES PARADIGMA UND PARADOGMA AUF DEM BLUEBERRY HILL<br />

VORTRAG VON UTA SANTOS-KÖNIG / ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

Frau <strong>Gudjons</strong>, Roland Heller, Dr. Ulrich Fischer<br />

eine nicht so tiefgreifend wie die andere wirkt“?<br />

Gibt es eine Meta-Theorie, die beide (und weitere)<br />

Modelle umfassen könnte und die über eine<br />

einfache, respektvolle Koexistenz nach dem Motto<br />

„Viele Wege<br />

führen nach<br />

Rom“ hinausgeht?<br />

Es scheint jedenfalls<br />

die Arznei als<br />

ein objektives<br />

Bild, über das ein<br />

weitgehender homöopathischer<br />

Konsensus besteht,<br />

nicht mehr<br />

zu geben. Es gibt<br />

ein Mangialavori-Bild, ein Sankaran-Bild, und natürlich<br />

etliche andere auch.<br />

Wenden wir also unsere Aufmerksamkeit dem Therapeuten<br />

zu. Wer ist jener, vom optimistischen, aufgeklärten<br />

Hahnemann noch als vorurteilsfreier Beobachter<br />

bezeichnete Dritte im Bund mit Patient<br />

und Arznei?<br />

Wir sitzen alle auf dem Stuhl des Therapeuten mit<br />

all unserer Geschichte, unseren Vorurteilen, unseren<br />

Glaubenssätzen, unserer jeweiligen Gestimmtheit.<br />

Wir sitzen da als Kommunizierende und<br />

damit als „in Sprache Handelnde“, also als SUB-<br />

JEKTE, eben so sehr wie unsere Patienten.<br />

Subjektivität ist nicht vermeidbar, und Subjektivität<br />

hat nichts zu tun mit Beliebigkeit, sondern ich<br />

meine damit authentisches Dasein, wissend, dass


CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

HOMÖOPATHISCHES PARADIGMA UND PARADOGMA AUF DEM BLUEBERRY HILL<br />

VORTRAG VON UTA SANTOS-KÖNIG / ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

ich die Verantwortung dafür trage, wie mir die Welt<br />

und der Patient erscheinen, wie ich der Welt und<br />

dem Patienten entgegenkomme.<br />

Wir ermöglichen und verhindern durch unsere besondere<br />

subjektive Präsenz, dass Dinge gesagt oder<br />

verschwiegen werden, durch die Art unserer Fragen<br />

leiten wir die Aufmerksamkeit des Patienten<br />

nach Innen. Er soll in Worte fassen, was er subjektiv<br />

empfindet.<br />

Es ist eine spezielle Dynamik, ein einzigartiger Prozess,<br />

unwiederholbar in dieser Form der Begegnung.<br />

Zwei Subjekte, ein Prozess, der zu einer Gestalt<br />

wird, die, wenn der Prozess glückt, in die Gestalt<br />

einer heilsamen Arznei mündet.<br />

Wie kann dieser Prozess glücken? Diese Frage<br />

scheint mir viel wichtiger als die Frage nach der<br />

„richtigen“ Arznei.<br />

Fragen lenken die Aufmerksamkeit und Energie.<br />

Die Art der Frage bahnt die Art der Antwort und<br />

hat daher Auswirkungen.<br />

Die Frage, ob eine Arznei die (einzig) richtige ist,<br />

hat Auswirkungen. Sie macht eng, weil jede andere<br />

daneben falsch sein muss. Dadurch entsteht ein<br />

mögliches Feld für wechselseitige Abwertung und<br />

Konkurrenz, und das ist ein Hauptgrund, warum<br />

ich das Dogma der einzig richtigen Arznei ablehne.<br />

Ich halte es außerdem für völlig unnötig, ja sogar<br />

für einen Rückfall hinter jede systemische Erkenntnis,<br />

so zu tun, als wären Patient und die heilende<br />

Arznei in einer quasi „objektiven“ Ähnlichkeitsbeziehung<br />

zueinander und als wäre der Einfluss<br />

des Therapeuten vernachlässigbar, wo es<br />

doch sein betrachtendes Auge ist, das die Ähnlichkeit<br />

feststellt, selbst wenn der Patient scheinbar<br />

ohne Zutun des Therapeuten zu seiner Arzneiquelle<br />

gelangt.<br />

Die Frage hingegen, wie ein Prozess glücken kann,<br />

der zu einer guten Arznei führt, lenkt die Aufmerksamkeit<br />

darauf, welche Ressourcen der Therapeut<br />

braucht, was in ihm – über sein Homöopathiewissen<br />

hinaus – geschult werden muss, und das macht<br />

weit, und es bringt den Therapeuten in seine Selbstverantwortung<br />

als aktiver, subjektiver Begleiter.<br />

Wir könnten uns aber auch fragen, ob wir vielleicht<br />

in unserer Anstrengung, von Seminar zu Seminar<br />

zu pilgern und eine bestimmte Methode immer<br />

besser nachzumachen, unser eigenes kreatives Potenzial<br />

verpassen?<br />

Nach diesem Vorwort beschreibt Uta Santos König,<br />

wie sie eine ihr relativ unbekannte Pflanze prüft, die<br />

sie bei einem Patienten nach Lokalsymptomen mit<br />

sehr gutem Erfolg verwendet hatte.<br />

CONDURANGO,<br />

eine mir bis dahin weitgehend unbekannte lateinamerikanische<br />

Pflanzenarznei, hatte ein großes<br />

exulzerierende Basaliom im rechten Mundwinkel<br />

eines Patienten in so eindrucksvoller Weise<br />

und so rasch zum Abheilen gebracht, dass ich<br />

mich aus Dankbarkeit und Neugier eingehender<br />

mit dieser Pflanze, die ich so gut wie nicht kannte<br />

und nur aufgrund eines Lokalsymptoms verordnet<br />

hatte, beschäftigen wollte.<br />

Ich zog mich also ein Wochenende lang in eine<br />

Eremitage zurück, ich aß wenig, saß in Stille, nahm<br />

Condurango C30 mehrmals täglich ein und wartete<br />

darauf, dass sich in mir und durch mich ein<br />

Symptomenbild zeigen würde, das unsere Materia<br />

Medica bereichern könnte.<br />

Was geschah, war, dass ich träumte. Ich hatte vier<br />

Träume hintereinander. Der erste verband mich<br />

zurück zu einer Arzneiprüfung mit Convallaria, die<br />

ich vor mehr als 10 Jahren gemacht hatte.<br />

15


16<br />

CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

HOMÖOPATHISCHES PARADIGMA UND PARADOGMA AUF DEM BLUEBERRY HILL<br />

VORTRAG VON UTA SANTOS-KÖNIG / ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

Die nächsten drei Träume nahmen Bezug zur Homöopathie<br />

und waren sehr klare, zum Teil sehr<br />

humorvolle Bilder zu meinen homöopathischen<br />

Fragen, und wie immer, wenn aus dem Urgrund<br />

des Unbewussten Bedeutungsvolles auftaucht, war<br />

ich zutiefst berührt. Ich nahm diese Bilder sehr,<br />

sehr ernst und ließ mich von ihnen leiten.<br />

Ich fühlte mich durch diese vier Condurangoträume<br />

bestätigt und aufgefordert,<br />

meinen eigenen<br />

homöopathischen Weg zu<br />

gehen.<br />

Nachdem ich wieder zu<br />

Hause war, las ich über<br />

Condurango nach und erfuhr,<br />

dass lateinamerikanische<br />

Schamanen diese<br />

Pflanze verwenden, um mit<br />

ihrer Hilfe Klarheit in ihren<br />

Fragen zu erhalten. Genau<br />

das hatte ich erlebt.<br />

Diese Erfahrung war das<br />

Tor zu einem Experiment,<br />

das Uta Santos König mit<br />

einer Patientin, einer Medizinstudentin, anschließend<br />

unternahm.<br />

Die verwendete Arznei stellt sie aus dem Blut<br />

der Patientin selbst her. Das Blut wurde der Patientin<br />

während eines Trancezustands entnommen,<br />

in dem sie sich in einem emotionalen<br />

Zustand befand, der mit ihrer Krankheit in<br />

Beziehung stand.<br />

Die Patientin hatte vor Jahren ein Non-Hodgkin<br />

Lymphom, das erfolgreich mit Zytostatika behandelt<br />

worden war. Die damals erlebten Gefühle,<br />

Ängste und Traumen stiegen jetzt aus der<br />

Tiefe ihres Wesens auf, und das war der Grund,<br />

warum sie ihre Ärztin konsultiert hatte.<br />

Nach einigen Versuchen mit unklaren Ergebnissen<br />

des potenzierten Eigenbluts in C12 folgten<br />

weitere intensive Gespräche. Dann wird der Versuch<br />

mit erneut entnommenem, potenziertem<br />

Trance-Blut wiederholt.<br />

Die Patientin schrieb:<br />

Liebe Frau Dr. Santos-König,<br />

ich habe mir Ihren Rat zu Herzen genommen<br />

und mich auf den Akt der<br />

Verpuppung konzentriert<br />

und darauf vertraut,<br />

dass es funktionieren<br />

wird – dass die<br />

Puppe aufbricht.<br />

In dieser Zeit habe ich<br />

oft vom Sterben geträumt,<br />

ich sterbe, Menschen,<br />

die ich kenne,<br />

sterben – aber es waren<br />

keine Alpträume... sondern<br />

eher ein Gefühl von<br />

Normalität, dass Sterben<br />

oder Absterben ein na-<br />

Condurango<br />

türlicher Prozess ist.<br />

Nach diesen Träumen habe<br />

ich mich besser gefühlt... Manchmal habe<br />

ich seit dem das tiefe, innere Gefühl, mich dem<br />

Lebensstrom hingeben zu ... Ich denke, ich gebe<br />

ein Stück Verantwortung ab. Ich habe nicht<br />

mehr so stark das Gefühl, für alles verantwortlich<br />

zu sein. Stattdessen habe ich jetzt<br />

manchmal das Gefühl, das Leben leitet mich,<br />

als hätte ich meinen Lebensfaden gefunden,<br />

der mich entlang meines Weges führt, und der<br />

Weg ist gut so, wie er ist. ... Das sind völlig<br />

neue Ansätze für mich, die mein Leben wirklich<br />

bereichern. So habe ich mich tatsächlich<br />

verpuppt, und ich muss gestehen, ich fühle<br />

mich als recht prächtiger Schmetterling!


CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

HOMÖOPATHISCHES PARADIGMA UND PARADOGMA AUF DEM BLUEBERRY HILL<br />

VORTRAG VON UTA SANTOS-KÖNIG / ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

Wir sehen uns nach ein paar Wochen wieder<br />

und sie erzählt:<br />

Es war wie ein Geburtsprozess, die Angst, dass der<br />

Kokon nicht platzen könnte. Dann habe ich total<br />

losgelassen, und dann hat es funktioniert. Die wichtigste<br />

Erkenntnis war, dass ich zu mir sehr, sehr<br />

streng bin, mir viel abverlange. ..<br />

Es war ein trauriger Prozess. Ich habe vier Stunden<br />

geheult, wie lieblos ich mir selber gegenüber<br />

bin, auch anderen gegenüber<br />

streng und lieblos.......,dann<br />

bin ich eingeschlafen<br />

und gereinigt<br />

aufgewacht....<br />

Ich sage mir, niemand<br />

kann dich so gern haben,<br />

wie du selber, und niemand<br />

kann so streng<br />

sein.... jetzt ist es ganz tief<br />

im Herzen.<br />

Ich bin eine ganz zarte,<br />

sensible Person, vielleicht<br />

brauche ich jetzt<br />

den Panzer gar nicht<br />

mehr so.<br />

Ich habe viel mehr Energie, die Müdigkeit ist weg.<br />

Fühle mich einfach wohl.<br />

Keinerlei Beschwerden, Verdauung funktioniert<br />

prächtig, keine schlaflosen Nächte, kein Grübeln,<br />

auch nicht mehr so angespannt.<br />

Ich hatte die verwegene Hoffnung, dass sich so ein<br />

tiefer Wandel auch objektivieren lassen müsste. Ich<br />

hatte von der Quantenfraktalbildanalyse des Blutes<br />

gehört und Kontakt mit Peter Pfaffenbichler aufgenommen,<br />

der diese Technik entwickelt hat. Wir<br />

hatten besprochen, dass ich PatientInnenblut vor<br />

und nach meiner Behandlung schicken würde.<br />

Hier das Blut der jungen Patientin vorher und<br />

nachher (siehe Seite 18).<br />

Und dazu ein paar Worte vom Experten.<br />

MANDALA<br />

Das Bild eines Mandala entspricht meinem<br />

derzeitigen Verständnis von tiefen Heilungsprozessen<br />

am besten.<br />

Vom äußeren Rand eines Mandala aus gibt es<br />

verschiedene Eingangstüren<br />

zu einem<br />

Weg in die Mitte,<br />

wobei ich mit<br />

„Mitte“ Gesundheit<br />

in ihrer umfassenden,<br />

körperlichen,<br />

seelischen und spirituellen<br />

Bedeutung<br />

meine, ein nie ganz<br />

erreichtes Ideal, –<br />

und „Eingangstür“<br />

ist die Metapher für<br />

die jeweilige Arznei-<br />

Mandala<br />

information, die als<br />

„Einstieg“ in der Begegnung<br />

zwischen Therapeut und Patient auftaucht.<br />

Die Schritte führen zur selben Mitte.<br />

Das Ziel ist dasselbe, und die Prozesse kommen<br />

einander, je weiter man sie geht, immer näher.<br />

Die Frage ist, OB wir den Einstieg gefunden<br />

haben, nicht welcher Einstieg der richtige ist.<br />

Der Weg vom Rand zum Zentrum ist von jedem<br />

Punkt aus gleich lang, und den Weg geht<br />

der Patient alleine, unterschiedlich schnell,<br />

je nachdem auch, wie seine Lebensumstände<br />

förderlich oder hinderlich für ihn sind.<br />

Das relativiert auf heilsame Weise die Bedeutung<br />

des Therapeuten. Seine Aufgabe, sei-<br />

17


18<br />

CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

HOMÖOPATHISCHES PARADIGMA UND PARADOGMA AUF DEM BLUEBERRY HILL<br />

VORTRAG VON UTA SANTOS-KÖNIG / ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

ne kreative, schöpferische, subjektive Aufgabe<br />

ist es, im Gespräch mit dem Patienten eine<br />

Türe zu finden, und danach den Patienten seinen<br />

Weg gehen zu lassen, ohne dass wir der<br />

weit verbreiteten Therapeuten-Krankheit<br />

namens „Omnipotentopathie“ anheim fallen.<br />

Wir sind mit unseren Arzneien nicht für alles<br />

zuständig.<br />

Dr. Ose Hein<br />

Jutastr. 13<br />

80636 München<br />

Sie kennen sicher das nette Lied „BLUEBERRY<br />

HILL“. Ich wünsche Ihnen, dass Sie am Sonntagabend<br />

von diesem Kongress in Heidelberg – oder<br />

frei ins Englische übersetzt, – von diesem Kongress<br />

in Blueberry Hill sagen mögen, wie es in dem Lied<br />

heißt:<br />

„I found my thrill, my homoeopathic thrill on Blueberry<br />

Hill“<br />

Uta Santos-König<br />

uta@santos.koenig.at


Massimos Methode im Umgang mit der Homöopathie<br />

hat nach meinem Dafürhalten ein<br />

unserer Zeit weit vorausschauendes Verständnis ermöglicht<br />

und lässt eine strukturierte Erkenntnis<br />

zu, die sehr gute, auch für Kollegen nachvollziehbare<br />

Ergebnisse gebracht hat. Seine Methode hat<br />

zu einer inneren<br />

Landkarte von<br />

homöopathischen<br />

Arzneifamilien<br />

mit ihren dazugehörigen<br />

Themen<br />

geführt, was mir<br />

und vielen Anderen<br />

zu einer enormenstrukturellen<br />

Hilfe bei der<br />

Fallanalyse und<br />

Verordnung der<br />

konstitutionellen<br />

Arznei geworden ist.<br />

In Heidelberg hat Massimo sein Modell anhand der<br />

differenzierten Darstellung von Oleum animale vorgestellt<br />

(s.u.). Er hat ebenfalls ausgeführt, in welcher<br />

Tradition die Denkweise der Zeit Hahnemanns<br />

stand. Damit wurde deutlich, dass Massimos<br />

Methode durchaus im Einklang mit der Denkart<br />

Hahnemanns steht. Es war die Zeit des Wandels<br />

von analogem zu mehr logischem Denken.<br />

Dies führte damals ganz allgemein zu einer Verarmung<br />

und Reduktion des analogen Denkens auf<br />

ein einzelnes, oberflächliches Attribut einer Substanz<br />

anstelle der Analogie zu einem PROZESS. Dieser<br />

Wandel in der westlichen Kultur veränderte damals<br />

das Konzept der bis dahin vorherrschenden<br />

CELEBRATING LINKS<br />

THE HOMOEOPATHIC CONFERENCE<br />

HEIDELBERG 19.– 21. OKTOBER 2007<br />

MASSIMO MANGIALAVORIS “METHOD OF COMPLEXITY”<br />

EINE ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

Signaturenlehre auf dramatische Weise, vergleichbar<br />

mit der Reduktion eines Filmes auf nur<br />

ein Bild, eines Gedichtes auf nur ein Wort, eines<br />

Arzneimittels auf nur ein Symptom. Hahnemann<br />

tat sein Bestes, um uns zu zeigen, dass Ähnlichkeit<br />

ein komplexes Modell meint, das NICHT auf<br />

einzelnen Symptomen<br />

basiert,<br />

sondern auf einer<br />

ORGANISATION<br />

von Symptomen.<br />

Ähnlichkeit ist also<br />

eine Organisation<br />

von Symptomen<br />

mit innerem<br />

Zusammenhang<br />

(Kohärenz) und<br />

insofern ein rationales<br />

Modell,<br />

um die Wirksamkeit<br />

einer Substanz mit Hilfe einer homöopathischen<br />

Arzneiprüfung (AMP) sowie über den Beweis<br />

ihrer Effizienz in der klinischen Anwendung<br />

zu demonstrieren. In die gleiche Richtung weist<br />

M.Mangialavoris Methode: sie fordert uns auf, das<br />

analytische Vorgehen um die Strukturierung der<br />

ORGANISATION von Symptomen nach ihrem inneren<br />

Zusammenhang und um die analoge Betrachtungsweise<br />

der vielschichtigen Aspekte einer<br />

Substanz zu erweitern.<br />

Messestand des Labor <strong>Gudjons</strong> in Heidelberg<br />

v. links: Herr Heller, Frau <strong>Gudjons</strong>, Dr. Klinkenberg<br />

Mit Hilfe der „Method of Complexity“ lässt sich diese<br />

Organisation von Symptomen nach ihrem inneren<br />

Zusammenhang, ihrer Kohärenz abbilden.<br />

Mit dieser Struktur entstehen die Themen und, in<br />

der Folge daraus erarbeitet, die Arznei-Familien.<br />

19


20<br />

CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

MASSIMO MANGIALAVORIS “METHOD OF COMPLEXITY”<br />

VORTRAG-ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

Was ist das Gemeinsame, was sind die gemeinsamen<br />

Themen und was unterscheidet die eine von<br />

der anderen Arznei? Dazu ist die theoretische<br />

Struktur der „Method of Complexity“ hilfreich, die<br />

sich wie folgt gliedert:<br />

Die theoretische Struktur der “Method of<br />

Complexity” von Massimo Mangialavori:<br />

A) Studium des inneren Zusammenhanges einer<br />

Substanz<br />

durch:<br />

• Studium<br />

der Substanz<br />

an<br />

sich, ihre<br />

Beschreibung,chemischenEigenschaften<br />

• Studium<br />

der Toxikologie<br />

und der<br />

traditionellen Verwendung einer Substanz<br />

• Studium der mythologischen Dimensionen<br />

und Legenden sowie deren ritueller Gebrauch<br />

B) Organisation der Symptome nach ihrem inneren<br />

Zusammenhang (Kohärenz), resultierend<br />

aus AMP und zuverlässiger klinischer Erfahrung.<br />

Die Suche nach einer möglichen Kohärenz<br />

durch das Studium einer Substanz<br />

C) Erforschen der “Überlebens- Strategien” dieser<br />

Substanzen sowie welche Strategie ein<br />

Mensch (bzw. ein anderes biologisches System),<br />

der diese Substanz als Heilmittel benötigt,<br />

bewusst oder unbewusst gewählt hat, um<br />

sein Überleben zu sichern<br />

Dr. M. Mangialavori vor seinem Vortrag<br />

am <strong>Gudjons</strong>-Stand<br />

D) Die Definition der fundamentalen, wichtigsten<br />

“Themen” einer Arznei (als Resultat der Erkenntnisse<br />

aus A-C)<br />

E) Die mögliche Beziehung zu anderen Arzneien,<br />

basierend auf diesen möglichen gemeinsamen<br />

Themen (Konzept der homöopathischen Familie)<br />

F) Zuverlässige, klinische Bestätigung mit Langzeitverlauf<br />

unter<br />

einer Arznei<br />

Dieses Vorgehen<br />

macht die Vielschichtigkeit<br />

auch im Ergebnis<br />

aus und führt zu<br />

den fundamentalen,charakteristischen<br />

Themen einer<br />

Substanz. Entsprechend<br />

dem<br />

“Model of Complexity”<br />

ist es von<br />

grundlegender<br />

Bedeutung, den inneren Zusammenhang (Kohärenz)<br />

und die Ähnlichkeit zwischen der Substanz,<br />

dem Arzneimittel und der erfolgreichen klinischen<br />

Anwendung (klinische Evidenz) durch Verlaufsbeobachtungen<br />

von Patienten (die mehrere Jahre<br />

ausschliesslich mit einer Arznei behandelt wurden)<br />

herauszuarbeiten.<br />

Diese Kohärenz basiert:<br />

• Auf der pathogenetischen Aktivität und/oder toxikologischen<br />

Wirkung einer Substanz auf ein<br />

biologisches System<br />

• Studium der ethno-antropologischen Informationen,<br />

Geschichte, Mythen und Legenden<br />

sowie der traditionellen Verwendung


• Der Ähnlichkeit (similitude) zwischen den<br />

wichtigsten Anpassungs- Strategien einer Substanz<br />

und den wichtigsten Strategien eines biologischen<br />

Systems<br />

Die Anwendung dieser theoretischen Struktur am<br />

Beispiel von OLEUM ANIMALE inklusive der klinischen<br />

Verifizierung über Langzeit-Verlaufs-Beobachtungen<br />

von Patienten, die mehrere Jahre ausschließlich<br />

mit dieser Arznei behandelt wurden,<br />

führten Massimo<br />

zu folgenden Informationen<br />

und<br />

Themen:<br />

Zu A):<br />

CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

MASSIMO MANGIALAVORIS “METHOD OF COMPLEXITY”<br />

VORTRAG-ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

– Oleum animale<br />

(auch<br />

„Dippels Öl“<br />

genannt nach<br />

seinem Erfinder)<br />

wird aus<br />

dem Geweih<br />

des Hirsches<br />

gewonnen,<br />

„stag’s horn“, indem es mehreren komplizierten<br />

chemischen Prozessen unterworfen<br />

wird. Man findet einen hohen Gehalt an (flüchtigem)<br />

Kohlenstoff und Stickstoff.<br />

– Oleum animale wurde in der traditionellen Medizin<br />

und in der Alchemie für Kopfschmerzen<br />

und neurologische Erkrankungen,bei Epilepsie,<br />

Neuralgien, Katalepsie etc. angewendet.<br />

– Das Thema Prometheus und das “Monster”,<br />

das ohne Erfolg versuchte, den Vater zufrieden<br />

zu stellen, indem er Außerordentliches vollbrachte,<br />

aber... Dies Thema ergab sich aus der<br />

Einlassung auf die mit dieser Substanz verbundenen<br />

Mythen und Legenden, die Massimo<br />

in Heidelberg im Einzelnen geschildert hat<br />

(Johann C. Dippel und dessen Verbindung zur<br />

Frankenstein-Thematik)<br />

Oleum animale (auch “Dippels Öl” genannt)<br />

wird aus dem Geweih des Hirsches gewonnen<br />

– das Symbol der “deciduous stag’s horns”: der<br />

Verlust der männlichen Kraft.<br />

Zu B):<br />

Die Symptome im Repertorium sind in der Regel<br />

als Ergebnis aus AMP (hier gut geprüft durch Nenning<br />

und Trinks) und zuverlässiger klinischer Erfahrung<br />

zustande gekommen, zumindest bei den<br />

zu früheren Zeiten ins Repertorium aufgenommenen<br />

Arzneien.<br />

Wenn man die<br />

Symptome im Repertorium,<br />

die<br />

von Ol-an aufgeführt<br />

sind, entsprechend<br />

ihres<br />

inneren Zusammenhangesordnet,<br />

lassen sich<br />

diese in Symptom-Gruppeneinteilen.<br />

Für Ol-an<br />

ergeben sich<br />

dann Gruppierungen,<br />

die sich unter folgenden Überschriften<br />

subsummieren lassen:<br />

Rückzug, Kongestion, brennende Schmerzen, Obstruktion/Erstickungsgefühl,<br />

Steifigkeit/Blockade,<br />

ineffektive Anstrengungen und Hypochondrie.<br />

Zu F): Die klinische Evidenz<br />

Fallbeispiele (in Form einer kurzen Übersicht) zu<br />

Ol-an:<br />

Fall 1 (Verlaufsbeobachtung über 5 Jahre unter<br />

Behandlung mit Ol-an)<br />

war der einer 41-jährigen Frau, die extrem langsam<br />

in ihren Bewegungen war, da sie darüber die<br />

Schmerzen reduzieren konnte. Sie hatte uner-<br />

Fortsetzung auf Seite 24<br />

21


22<br />

LISTE ALLER ERHÄLTLICHEN ARZNEIMITTEL / FEBRUAR <strong>2008</strong><br />

● Abies canadensis<br />

Abies nigra<br />

Abrotanum<br />

Absinthium<br />

Acalypha indica<br />

Aceticum acidum<br />

● Acid. phenylaethylbarb.<br />

Acidum salicylicum<br />

Aconitum *<br />

Adonis vernalis<br />

Aesculus hippoc.<br />

Aethiops antimon.<br />

Aethusa cynapium<br />

Agaricus *<br />

Agnus castus *<br />

● Agraphis nutans<br />

Ailanthus gland.<br />

Alchemilla vulg.<br />

Alcoholus<br />

Aletris farinosa<br />

Alfalfa<br />

Allium cepa *<br />

Allium sativum<br />

Aloe soc. *<br />

Aloe vera *<br />

Alumen<br />

Alumina *<br />

● Alumina silicata<br />

Aluminium<br />

● Aluminium phos.<br />

● Amalgam<br />

Ambra *<br />

● Amethyst<br />

Ammonium carb.<br />

Ammonium mur.<br />

Anacardium orient. *<br />

Anagallis arv.<br />

Anantherum<br />

● Androctonus<br />

Angustura vera<br />

Anhalonium<br />

Anthemis nobilis<br />

Antimonium crud. *<br />

Antimonium tart. *<br />

● Apis male<br />

Apis mellifica *<br />

Apisinum *<br />

Apocynum cannab.<br />

Apomorphinum<br />

● Aqua Bad Ragaz<br />

Aqua marina<br />

Aralia racemosa<br />

Aranea diad.<br />

● Aranea diad. Hinterl.<br />

Argentum met. *<br />

Argentum muriaticum<br />

Argentum nitricum *<br />

● Argentum phos.<br />

Aristolochia clem. *<br />

Arnica *<br />

Arsenicum album *<br />

Arsenicum hydrogen.<br />

Arsenicum jodatum *<br />

Arsenicum met.<br />

Arsenicum sulf. flav.<br />

Artemisia vulg.<br />

Arum maculatum<br />

Arum triphyllum<br />

Arundo mauritanica<br />

Asa foetida<br />

Asarum europaeum<br />

Asparagus off.<br />

● Astacus<br />

Asterias rub.<br />

Atropinum sulfuricum<br />

Aurum ars.<br />

● Aurum bromatum<br />

Aurum colloidale<br />

Aurum jodatum<br />

Aurum met. *<br />

Aurum mur. nat. *<br />

Aurum muriaticum *<br />

Aurum sulfuratum<br />

Avena sativa<br />

● Ayahuasca<br />

● Bacillinum<br />

● Badiaga<br />

Bambus<br />

Baptisia<br />

Barium aceticum<br />

Barium carb. *<br />

Barium jodatum<br />

Barium muriaticum<br />

● Barium phos.<br />

Barium sulf.<br />

Basalt<br />

● BCG Vaccine<br />

Belladonna *<br />

Bellis perennis *<br />

Benzoicum acid.<br />

Berberis *<br />

Berberis aquifolium<br />

● Bilirubinum<br />

Bismutum metallicum<br />

Bismutum subnitricum<br />

● Blatta americana<br />

● Blatta orientalis<br />

Borax *<br />

● Bothrops lanceolatus<br />

Bovista<br />

● Brassica napus<br />

● Bromazanil ®<br />

Bromum *<br />

Bryonia *<br />

Bufo rana *<br />

Butyricum acidum<br />

Cactus *<br />

Cadmium sulph.<br />

Caladium seguinum<br />

Calcium ars.<br />

Calcium bromatum<br />

Calcium carb. *<br />

Calcium fluoratum *<br />

Calcium jod. *<br />

Calcium mur.<br />

Calcium phos. *<br />

● Calcium silicatum<br />

Calcium sulf. *<br />

● Calculus renalis<br />

Calendula *<br />

Camphora *<br />

Cantharis *<br />

Capsicum *<br />

Carbo animalis *<br />

Carbo veg. *<br />

Carbolicum acidum<br />

Carboneum sulf.<br />

● Carcinosinum<br />

Cardiospermum<br />

Carduus marianus<br />

● Castor equi<br />

Caulophyllum *<br />

Causticum *<br />

Ceanothus amer.<br />

● Cenchris<br />

Chamomilla *<br />

Chelidonium *<br />

Chelone glabra<br />

China *<br />

Chininum<br />

Chininum ars. *<br />

Chininum hydr.<br />

Chininum sulf.<br />

Chlorum<br />

Chocolate<br />

● Cholesterolum<br />

Chromium oxidatum<br />

Cicuta virosa<br />

Cimicifuga *<br />

Cina *<br />

Cinnabaris<br />

Cinnamomum<br />

● Citrullus lanatus<br />

● Citrus limonum<br />

Citrus vulg.<br />

● Cladonia rangiferina<br />

Clematis recta *<br />

Cobaltum nitricum<br />

● Coca Cola ®<br />

● Coccinella sept.<br />

Cocculus *<br />

● Coccus cacti<br />

Cochlearia arm.<br />

● Codeinum phos.<br />

Coffea cruda *<br />

● Coffea tosta<br />

Colchicum *<br />

Collinsonia canad.<br />

Colocynthis *<br />

● Comocladia<br />

Condurango<br />

Conium *<br />

Convallaria<br />

Copaiva<br />

Corallium rubrum *<br />

● Cortisonum<br />

Crataegus oxyacantha<br />

Crocus sativus *<br />

● Crotalus cascavella<br />

● Crotalus horridus<br />

Croton tiglium *<br />

● Culex musca<br />

Cuprum arsenic.<br />

Cuprum metallicum *<br />

● Cuprum phos.<br />

Cuprum sulfuricum<br />

Curare<br />

Cyclamen *<br />

● Cymbopogon citr.<br />

Cypripedium pub.<br />

Cytisus laburnum<br />

Diamant<br />

● Diazepam<br />

Digitalis *<br />

Dioscorea vill.<br />

● Dipsacus silvestris<br />

● Dolichos pruriens<br />

● Dopamin<br />

● Doryphora<br />

● DPT Vaccine<br />

Drosera *<br />

● DT Vaccine<br />

Dulcamara *<br />

● Eagleblood<br />

Echinacea angustif.<br />

Eichhornia crassipes<br />

● Elaphomyces<br />

● Elaps corallinus<br />

Elaterium off.<br />

● Encepur<br />

Ephedra vulgaris<br />

Equisetum hyemale<br />

Erigeron canad.<br />

Eucalyptus globulus<br />

Eupatorium perf. *<br />

Euphorbium<br />

Euphrasia *<br />

Fabiana imbr.<br />

Fagopyrum esculentum<br />

Ferrum ars.<br />

Ferrum jodatum<br />

Ferrum metallicum *<br />

Ferrum muriaticum<br />

Ferrum phosphor. *<br />

Ficus religiosa<br />

Filipendula ulmaria<br />

Fluoricum acidum *<br />

● Formica rufa<br />

Formicicum acidum<br />

Fragaria vesca<br />

● FSME Vaccine ®<br />

Fucus vesiculosus<br />

● Funiculus umbilicalis<br />

● Gadus morrhua<br />

● Galanthus nivalis<br />

Galega<br />

Gallicum acidum<br />

Galphimia glauca<br />

● Gammastrahlen<br />

● Gardasil® Impfstoff<br />

● Gelee royale<br />

Gelsemium *<br />

● Gentiana acaulis<br />

Geranium robertianum<br />

● Germanium<br />

Ginkgo biloba<br />

Ginseng<br />

● Gletscherwasser<br />

Glonoinum *<br />

Gnaphalium polyceph.<br />

Gossypium herbaceum<br />

Granatum<br />

Granit<br />

Graphites *<br />

Gratiola off.<br />

Grindelia robusta<br />

Guajacum<br />

● Guaninum<br />

Gummi arabicum<br />

● Gunpowder<br />

Hamamelis *<br />

Harpagophytum proc.<br />

Hedera helix<br />

Hekla lava *<br />

Helleborus *<br />

● Heloderma<br />

Hepar sulfuris *<br />

● Hepatitis A Vaccine<br />

● Hepatitis B Vaccine<br />

● Heracleum<br />

Hippomane man.<br />

● Hippomanes<br />

Hippuricum acidum<br />

● Homarus<br />

Hura brasiliensis<br />

Hydrastis *<br />

Hydrocotyle asiatica<br />

Hydrogenium<br />

● Hydrophis<br />

Hyoscyamus *<br />

Hypericum *<br />

Ignatia *<br />

● Ilex mate<br />

Indium metallicum<br />

● Infanrix hexa ® Vacc.<br />

● Influenza Vacc.<br />

● Interferonum<br />

Ipecacuanha *<br />

Iridium metallicum<br />

Iris *<br />

Jaborandi<br />

Jodum *<br />

Juglans regia<br />

● Juncus effusus<br />

Juniperus communis<br />

Kalium ars. *<br />

Kalium bichromicum *<br />

Kalium bromatum<br />

Kalium carbonicum *<br />

Kalium chloricum<br />

Kalium cyan.<br />

● Kalium ferrocyanatum<br />

Kalium jodatum *<br />

Kalium mur.<br />

Kalium nitricum<br />

Kalium phos. *<br />

● Kalium silicatum<br />

Kalium sulf. *<br />

Kalmia<br />

Karlsbad M¸hlenbr.<br />

Karlsbad Sprudel<br />

● Katha edolis<br />

Kreosotum *<br />

● Lac asinum<br />

● Lac cameli


LISTE ALLER ERHÄLTLICHEN ARZNEIMITTEL / FEBRUAR <strong>2008</strong><br />

● Lac caninum<br />

● Lac caprinum<br />

● Lac defloratum<br />

● Lac delphinum<br />

● Lac equinum<br />

● Lac felinum<br />

● Lac humanum<br />

● Lac ovinum<br />

● Lachesis *<br />

● Lachnanthes tinct.<br />

Lacticum acidum<br />

Lactuca virosa<br />

Lamium album<br />

Lapis albus<br />

● Lapis lazuli<br />

● Larix decidua<br />

● Larus argentatus<br />

Lathyrus sativus<br />

Latrodectus mac. *<br />

Laurocerasus off. *<br />

Ledum *<br />

Lemna minor<br />

● Leontopodium alp.<br />

● Leopardschnurrbart<br />

● Leukeran ®<br />

Lilium tigrinum *<br />

Limestone<br />

● Limulus cyclops<br />

● Linognathus<br />

Lithium carb.<br />

Lobelia inflata<br />

● Luesinum<br />

Luffa operculata<br />

Luna<br />

Lycopodium *<br />

Lycopus virginicus<br />

● Lyssinum<br />

Magnesium carb. *<br />

● Magnesium fluoratum<br />

● Magnesium hydroxyd<br />

Magnesium mur. *<br />

Magnesium phos. *<br />

Magnesium sulf.<br />

Magnetis pol. arct.<br />

Magnetis pol. austr.<br />

Magnetis poli ambo<br />

● Manasarova<br />

Mandragora off.<br />

Manganum acet.<br />

Manganum carb. *<br />

Marble<br />

● Masern Vaccine<br />

● Mater perlarum<br />

● Medorrhinum *<br />

● Medusa<br />

● Melatonin<br />

Melilotus alba<br />

Melilotus officinalis<br />

Mentha piperita<br />

Menyanthes trifoliata<br />

● Mephites putorius<br />

Merc. jod. rub.<br />

● Merc. praec. albus<br />

● Merc. praec. flav.<br />

Mercurialis perennis<br />

Mercurius corr.<br />

Mercurius cyan.<br />

● Mercurius oxid. rub.<br />

Mercurius sol. *<br />

Mercurius vivus H. *<br />

● Methotrexat<br />

Mezereum *<br />

Millefolium<br />

● MMR Vaccine<br />

● Mondstein<br />

● Moschus<br />

● Mumio = Asphalt<br />

● Murex<br />

Muriaticum acid. *<br />

● Musa paradisiaca<br />

Myristica seb.<br />

Myrrha<br />

Naja trip. *<br />

Natrium ars.<br />

Natrium brom.<br />

Natrium carb. *<br />

Natrium fluor.<br />

● Natrium hydroxyd<br />

Natrium jod.<br />

Natrium mur. *<br />

● Natrium mur. Tibet<br />

● Natrium nitricum<br />

Natrium phos.<br />

Natrium sal.<br />

Natrium sil.<br />

Natrium sulf. *<br />

Neon<br />

Niccolum<br />

Nicotinum<br />

● Niobium sulfuricum<br />

Nitricum acidum *<br />

Nuphar luteum<br />

Nux mosch. *<br />

● Nux mosch. e rad.<br />

Nux vomica *<br />

Ocimum basilicum<br />

Ocimum sanctum<br />

Oenanthe aquatica<br />

Okoubaka aubrevillei *<br />

Oleander<br />

● Oleum animale<br />

● Oleum jecoris aselli<br />

Olibanum sacrum *<br />

● Olivin<br />

● Oniscus asellus<br />

Opium *<br />

● Opuntia vulgaris<br />

Origanum majorana<br />

Origanum vulgare<br />

● Ornithogalum umb.<br />

● Oryza s. flores<br />

● Ossa sepiae<br />

● Ovi gallinae pellicula<br />

● Oxalat - Nierenstein<br />

Oxalicum acidum<br />

Oxygenium<br />

● Ozon<br />

Paeonia officinalis<br />

Palladium met.<br />

Paris quadrifolia<br />

Passiflora incarnata<br />

● Pecten jacobaeus<br />

● Pentavac ®<br />

● Pertussis Vacc.<br />

Petasites<br />

Petiveria tetrandra<br />

Petroleum *<br />

● Petroleum (Roh?l)<br />

Petroselinum sativum<br />

Phosphoricum acid. *<br />

Phosphorus *<br />

Physostigma ven.<br />

Physostigminum<br />

Phytolacca *<br />

Picrinicum acid. *<br />

Pilocarpinum<br />

Piper methysticum<br />

● Placenta<br />

Plantago major<br />

Platinum met. *<br />

Platinum muriaticum<br />

Plumbum aceticum<br />

Plumbum met. *<br />

Podophyllum *<br />

● Polio-oral virelon ® vacc.<br />

● Pollen-Mix<br />

● Polyaethylen-Plastik<br />

Populus tremuloides<br />

● Prednisolonum<br />

● Prionurus australis<br />

● Propolis<br />

Prunus spinosa<br />

● Psorinum<br />

● Psylocybe cub.<br />

● Psylocybe cyan.<br />

● Psylocybe mex.<br />

● Ptelea trifoliata<br />

Pulsatilla prat. *<br />

● Pyrogenium *<br />

Quassia amara<br />

● Quercus<br />

● Rabivac ®<br />

Ranunculus bulb.<br />

Ranunculus sceleratus<br />

Raphanus sativus<br />

Ratanhia peruviana<br />

Rauwolfia serpentina<br />

Rheum *<br />

Rhododendron chry.<br />

Rhus tox. *<br />

● Rhus venenata<br />

● Ribes rubrum<br />

Ricinus communis<br />

Robinia pseudacacia<br />

● Rosa damascena<br />

Rosmarin off.<br />

● Röteln Vacc.<br />

● Rubin<br />

Rubus fruct.<br />

Rubus idaeus<br />

Rumex *<br />

Ruta *<br />

Sabadilla<br />

Sabal serrulata<br />

Sabina<br />

Saccharum album<br />

● Salix alba<br />

● Salvia divinorum<br />

Salvia officinalis<br />

Sambucus nigra *<br />

Sanguinaria *<br />

● Sanguis draconi<br />

Sanicula aqua *<br />

Sarothamnus scoparius<br />

Sarsaparilla off.<br />

● Scarlatinum<br />

Scrophularia nodosa<br />

● Secale cereale<br />

Secale cornutum *<br />

Selenium<br />

Senega off.<br />

Sepia *<br />

● Serotoninum<br />

● Serum anguillae<br />

Silicea *<br />

Sinapis nigra<br />

● Sodalith<br />

Sol<br />

Solanum lycopersicum<br />

Solanum nigrum<br />

Solanum tub.<br />

Solidago virg. *<br />

● Sphingurus<br />

Spigelia *<br />

Spongia *<br />

Squilla maritima<br />

Stannum met. *<br />

Staphisagria *<br />

Sticta *<br />

Stramonium *<br />

Strontium carbonicum<br />

● Strontium metallicum<br />

Strophantus hisp.<br />

Strychninum nitr.<br />

Strychninum purum<br />

Succinum purum<br />

Sulfur *<br />

Sulfur jodatum<br />

Sulfuricum acid. *<br />

Symphoricarpus<br />

Symphytum off. *<br />

Syzygium jambol.<br />

Tabacum *<br />

Tarantula hisp. *<br />

Taraxacum officinale<br />

Taxus baccata<br />

Tellurium met.<br />

Terebinthina<br />

● Terminalia arjuna<br />

● Tetanol ® Vacc.<br />

● Tetraclinis articulata<br />

Teucrium marum verum<br />

Thallium aceticum<br />

Thallium metallicum<br />

● Thallium sulfuricum<br />

Thea sinensis<br />

Thlaspi bur. past.<br />

Thuja *<br />

● Thymolum<br />

Thymus vulgaris<br />

● Thyreoidinum<br />

● Tigerschnurrbart<br />

Tilia europaea<br />

● Triticum e seminibus<br />

● Tuberculinum bov.<br />

● Tuberculinum Koch *<br />

● Twinrix ® Vacc.<br />

● Uricum acidum<br />

Urtica dioica<br />

Urtica urens *<br />

Ustilago maydis<br />

Uva ursi<br />

Valeriana off.<br />

● Venus mercenaria<br />

Veratrum album *<br />

Veratrum viride<br />

Verbascum *<br />

● Vermiculite<br />

● Vespa crabro<br />

● Vibhuti<br />

Viburnum opulus<br />

Vinca minor<br />

Viola odorata<br />

Viola tricolor *<br />

● Vipera aspis<br />

Vipera berus<br />

● Virus reg. ap.<br />

Viscum alb.<br />

● Wei?e Lilie<br />

Wiesb. Kochbr.<br />

Wolfram<br />

X-Ray<br />

Xanthoxylum am.<br />

● Yohimbinum<br />

● Yttrium sulfuricum<br />

Zincum aceticum<br />

Zincum metall. *<br />

Zincum phos.<br />

Zincum val.<br />

Zingiber officinale<br />

● Zirconium phos.<br />

● Diese Arzneien sind ausschließlich<br />

direkt über die<br />

<strong>Gudjons</strong>-<strong>Apotheke</strong> erhältlich.<br />

* Diese Arzneien sind in<br />

C30, C200 und C1000<br />

auch als Einzeldosis (12<br />

große Globuli = 0,5 gr.)<br />

verfügbar<br />

Sie haben Ihre gewünschte<br />

Arznei auf dieser Liste nicht<br />

gefunden? – Wir besorgen<br />

Ihnen jede erhältliche Arznei<br />

weltweit.<br />

<strong>Gudjons</strong> <strong>Apotheke</strong><br />

Wankelstr. 1<br />

D-86391 Stadtbergen<br />

Tel.: +49 821 4441000<br />

Fax: +49 821 4441001<br />

www.gudjons-apotheke.de<br />

23


24<br />

CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

Fortsetzung von Seite 21<br />

MASSIMO MANGIALAVORIS “METHOD OF COMPLEXITY”<br />

VORTRAG-ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

trägliche Schmerzen und Steifigkeitsgefühl im<br />

Kreuzbein. Die Diagnose war: Entzündung der Nervenwurzeln.<br />

Sie litt außerdem an chron. Entzündung<br />

der Ohren seit Kindheit mit deutlicher Hörminderung<br />

und chron. Absonderungen aus den<br />

Ohren. Über Jahre litt sie an starkem Husten, so<br />

dass sie Angst hatte, zu ersticken. Sie hatte außerdembesonders<br />

starke Beschwerdenaufgrund<br />

einer fehlendenZahnanlage.<br />

Sie hatte nur<br />

12 Zähne. Der<br />

Unter- und Oberkiefer<br />

war zu<br />

kurz, was sie ihr<br />

Leben lang entstellt<br />

hatte und ihr<br />

gesamtes Lebensgefühl<br />

bestimmte,<br />

das durch Depression gekennzeichnet war. In ihrer<br />

Ehe hatte sie sich immer dem Erwartungsdruck<br />

ihres Mannes gebeugt, hatte versucht, seinem Anspruch<br />

zu entsprechen, ebenso wie früher dem des<br />

Vaters, von dem sie sich nie akzeptiert gefühlt hatte.<br />

Seit Kindheit hatte sie den Eindruck, andere<br />

Menschen würden denken sie sei ein Monster.<br />

Fall 2 (Verlaufsbeobachtung über mehr als<br />

5 Jahre unter Ol-an)<br />

war der eines 16-jährigen Jungen, der gerade an<br />

einem Akustikus-Neurinom operiert worden war.<br />

Auch er bewegte sich extrem langsam. Als kleines<br />

Kind fiel er oft in Ohnmacht. Seit seinem 6. Lebensjahr<br />

litt er an epileptischen Anfällen, nach denen<br />

er nie wach bleiben konnte, sondern einschlief.<br />

Auch er hatte kongenital fehlende Zähne. Bei ihm<br />

waren es die oberen 2 Schneidezähne, die fehlten.<br />

Andere Beschwerden waren noch: chron. Kopfschmerzen,<br />

mit unerträglichem Hitzegefühl im<br />

Kopf, besonders in Folge von emotionalem Stress<br />

und eine gewisse Verwirrung. Er träumte oft von<br />

dem Monster, das Frankenstein erschaffen hatte.<br />

Er hatte hohe Erwartungen an sich selbst, und<br />

wenn er keinen Erfolg hatte, wurde er sehr wütend.<br />

Das Letzte was er wollte war, seinen Vater und<br />

seine Freunde zu enttäuschen, was seiner Ansicht<br />

nach aber der Fall<br />

war.<br />

Zu C):<br />

Das Erkennen<br />

der Überlebensstrategie<br />

eines<br />

Systems ist deshalb<br />

von so grosser<br />

Bedeutung,<br />

weil sie etwas<br />

Zentrales über<br />

Dr. M. Mangialavori in der Pause nach seinem Vortrag die Arznei aussagt<br />

und sich in der<br />

Spiegelung des Patienten ebenso zentral zeigt. Bei<br />

Drogen z.B. ist eine Überlebensstrategie die der<br />

(Selbst-)Betäubung, Analgesie, um arbeits- und<br />

einsatzfähig zu bleiben. Bei Ol-an wäre eine Strategie<br />

u.a. die, sich enorm anzustrengen, ohne dass<br />

sich aber der gewünschte Erfolg einstellt.<br />

Zu D):<br />

Aus der Anwendung der „Method of Complexity“<br />

ergeben sich also folgende kennzeichnende Themen<br />

und Informationen, die für Ol-an bedeutsam<br />

sind:<br />

– Das Thema Prometheus und das „Monster“,<br />

das versucht,den Erwartungen des Vaters gerecht<br />

zu werden, aber es nie schafft, selbst nicht<br />

durch die aussergewöhnlichsten Taten<br />

– Das Thema des Verlustes der männlichen Kraft


CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

MASSIMO MANGIALAVORIS “METHOD OF COMPLEXITY”<br />

VORTRAG-ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

Allgemeine Pathologien:<br />

– Uneffektive Bemühungen ganz allgemein<br />

– Stirnkopfschmerz, Kopfschmerz im Zusam- – zurückgewiesen zu werden<br />

menhang mit Ernährung<br />

– Rezidiv. Otitiden, Hörminderung<br />

– Parästhesien, Taubheit, Juckreiz ohne Ausschlag<br />

– Nervenentzündungen, Radiculitis, Trigeminus-<br />

Neuralgie, klonische Konvulsionen<br />

– Fehlende<br />

Zahnanlage,<br />

Kiefergelenke<br />

(war evident<br />

in den Fällen)<br />

Zu E):<br />

Das Konzept der homöopathischen Familien<br />

Dies Konzept ist lediglich eine mögliche Perspektive<br />

unter vielen (wie auch das Konzept der Miasmen,<br />

der Königreiche oder akademische Klassifikationen<br />

wie in der Botanik etc.). In der Praxis<br />

hat es sich jedoch<br />

als sehr sinnvoll<br />

erwiesen, diese<br />

homöopathischen<br />

Arznei-Familien<br />

– Ohnmacht<br />

herauszuarbei-<br />

– Depressiver<br />

ten.<br />

Rückzug<br />

Horizontale Be-<br />

Wahrnehmungen<br />

ziehungen zu an-<br />

im Körper:<br />

deren Arzneien<br />

– Kälte des un-<br />

ergeben sich zum<br />

teren Körpers<br />

mit Hitze des<br />

Das Konzept der homöopathischen Familien<br />

am Beispiel von Oleum animale<br />

einen aus dem<br />

Zusammenhang<br />

oberen Kör-<br />

der Ausgangspers<br />

Substanzen, am Beispiel von Ol-an mit:<br />

– Sich nach oben bewegende Energie<br />

• Tierischen Arzneien wie: Cerv, Mosch<br />

– Penetrierende Schmerzen, oft von hinten nach • Ölen (meist tierischen Ursprungs) wie:<br />

vorn sich erstreckend<br />

Ol-j, Ol-suc, Lec, Ichth, Pix,…<br />

– Rigidität, geblocktes, gebrochenes Gefühl • Carbo ähnlichen Substanzen: Carb-an, Carb-<br />

– Teile des Körpers nahezu abwesend und Verv,<br />

Graph, Adam, Germ, Carbn-s, Carb-ac...<br />

langen zu reiben<br />

Vertikale Beziehungen ergeben sich zum anderen<br />

– Fremdkörpergefühl<br />

aufgrund der gemeinsamen fundamentalen The-<br />

– Völlegefühl, Kongestion, Schwere- versus men einer Arznei, am Beispiel von Ol-an mit:<br />

Leeregefühl<br />

• Einigen Rutaceen: Ang, Xan, Ptel, Dict…<br />

– Abweisend, repulsiv<br />

(typisch ist auch hier u. a., viel zu viel zu<br />

Mögliche Hauptängste:<br />

– die Unfähigkeit, die väterlichen Erwartungen<br />

zu erfüllen<br />

tun, überaktiv, hohe Erwartungen an sich<br />

selbst, sowie die Tendenz, sich zurückzuziehen<br />

...)<br />

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26<br />

CELEBRATING LINKS – HEIDELBERG 19. – 21. OKTOBER 2007<br />

MASSIMO MANGIALAVORIS “METHOD OF COMPLEXITY”<br />

VORTRAG-ZUSAMMENFASSUNG VON DR. OSE HEIN<br />

• Einigen Fabaceen: Dol, Der, Lath, Mim-p…<br />

(haben u. a. eine neurologische Pathologie als<br />

Schwerpunkt auf körperlicher Ebene gemeinsam<br />

und auch hier das Thema der extremen<br />

Anstrengungen, die aber keinen Erfolg<br />

bringen...)<br />

• Einigen Silicea- ähnlichen Arzneien: Cast-eq,<br />

Bamb-a, Equis, Sphing… (haben u. a die<br />

Steifheit/Blockade gemeinsam und auch<br />

hier: so gut man kann immer besser zu werden)<br />

Ein homöopathisches Arzneimittel wie Ol-an oder<br />

eine Droge wie Agar spiegelt ganz andere zentrale<br />

Themen als ein Magnesium- Salz. Das Leben eines<br />

Homöopathen vereinfacht sich ungemein,<br />

wenn z.B. diese 3 Arzneien für einen Patienten mit<br />

Epilepsie bei der Repertorisation in die engere<br />

Wahl kommen, denn nun haben wir die Möglichkeit,<br />

auch in Arzneifamilien zu denken, anstatt nur<br />

auf das einzelne Arzneimittel zu schauen.<br />

Die Methode Massimo Mangialavoris führt zu vielschichtiger,<br />

lebendiger Kenntnis und Erkenntnis sowohl<br />

bezogen auf die Arznei in ihren verschiedenen<br />

Dimensionen als auch bezogen auf den Patienten<br />

in seiner komplexen Struktur. Das Wichtigste<br />

aber ist, dass dadurch die Verschreibung der konstitutionell<br />

passenden Arznei oft viel besser gelingt.<br />

Darin liegt ihre besondere Qualität in der Praxis.<br />

Homepage Massimo Mangialavori:<br />

www.mangialavori.com<br />

Das Kongresshaus in Heidelberg mit Park


INTERNATIONALER COETHENER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH<br />

8.–10. NOVEMBER 2007<br />

INTERVIEW MIT LARS BRODER STANGE, VORSITZENDER<br />

DES DEUTSCHEN ZENTRALVEREINS HOMÖOPATHISCHER ÄRZTE E.V.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Warum hat<br />

der Deutsche Zentralverein homöopathischer<br />

Ärzte e. V.<br />

(DZVhÄ) den ICE initiiert?<br />

Lars Broder Stange: Der Internationale<br />

Coethener Erfahrungsaustausch<br />

(ICE) entstand<br />

aus dem Bedürfnis, ein interaktives<br />

Forum für wissenschaftlich<br />

bedeutsame Impulse aus dem<br />

Bereich der Homöopathie zu<br />

schaffen.<br />

Das ist auf den größeren Kongressen wie z.B. der<br />

Jahrestagung nur eingeschränkt möglich.<br />

Der ICE findet seit 2001, dem Jahr der Gründung<br />

des InHom, regelmäßig im Herbst jeden Jahres in<br />

Köthen statt. Initiator und bisheriger Leiter ist der<br />

Arzt für Allgemeinmedizin Gerhard Bleul, der sich<br />

damals als zweiter Vorsitzender des DZVhÄ und<br />

später als Leiter von InHom enorm für ICE und In-<br />

Hom engagiert hat.<br />

Es ist ein Treffen engagierter homöopathischer Ärztinnen<br />

und Ärzte , die sich unter einem Schwerpunktthema<br />

zusammenfinden, um sich fachlich<br />

über die Vorträge auszutauschen. Es gibt genügend<br />

Raum für Diskussionen und eigene Überlegungen<br />

aller Teilnehmer.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Der Veranstalter ist das Europäische<br />

Institut für Homöopathie (InHom).<br />

Wofür steht das Institut?<br />

Lars Broder Stange: Das Europäische Institut<br />

für Homöopathie(InHom) wurde zusammen mit<br />

der Homöopathie-Stiftung am 19. April 2001 vom<br />

Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte<br />

(DZVhÄ) in Köthen gegründet.<br />

Das InHom ist als wissenschaftliches<br />

Institut mit dem Ziel gegründet<br />

worden, die verstreuten<br />

wissenschaftlichen Bemühungen<br />

um die Homöopathie möglichst<br />

zu bündeln und weitere<br />

Arbeiten anzuregen. Themen<br />

wie Arzneimittelprüfungen, Therapie-Studien,Falldokumentation,<br />

Pharmakologie und Fragen<br />

Lars Broder Stange<br />

zum Wissenschaftsverständnis<br />

der Homöopathie werden hier<br />

behandelt und dokumentiert. Die Aktivitäten des<br />

InHom umfassen neben Forschungsprojekten die<br />

Organisation von Fortbildungen, die Dokumentation<br />

und Publikationen.<br />

Aus diesem Institut heraus soll eine von der Tagespolitik<br />

unabhängige Wissenschaftsgesellschaft<br />

für Homöopathie entstehen.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Warum ist die Reihe an Köthen<br />

gebunden?<br />

Lars Broder Stange: Köthen spielt in der Geschichte<br />

der Homöopathie eine besondere Rolle,<br />

weil Hahnemann hier 14 Jahre ungestört forschen<br />

und arbeiten konnte. Sein großes Spätwerk,<br />

die „Chronischen Krankheiten“, ist in Köthen entstanden.<br />

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte<br />

e.V. ist 1829 hier gegründet worden.<br />

So lag es nahe, da auch die Stadt Köthen mit dem<br />

DZVhÄ eine Partnerschaft zur Förderung der Homöopathie<br />

eingegangen ist, ein zukunftsweisendes<br />

Projekt hier anzusiedeln.<br />

27


28<br />

INTERNATIONALER COETHENER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH (ICE)<br />

8.–10. NOVEMBER 2007<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Welches sind die Ziele der<br />

ICE- Reihe?<br />

Lars Broder Stange: Kurz gesagt, es sollen Forschungskonzepte<br />

und Inhalte einem kritischen und<br />

interessierten Fachpublikum vorgestellt und gemeinsam<br />

diskutiert werden, möglichst über die<br />

Landesgrenzen hinweg.<br />

Themenschwerpunkte waren bisher u. a. Arzneimittelprüfungen,<br />

Forschung in<br />

Deutschland und<br />

Europa, Behandlungen<br />

von Krebs<br />

und ADHS , Homöopathie<br />

im<br />

klinischen Alltag ,<br />

Prävention und<br />

Geriatrie, und<br />

der „subjektive<br />

Faktor Arzt“ in<br />

der Behandlung.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell:<br />

Wie unterscheidet sich die Reihe von den<br />

DZVhÄ-Jahrestagungen?<br />

Lars Broder Stange: Durch ihre Themenzentriertheit,<br />

ihre geringere Teilnehmerzahl und damit<br />

die Möglichkeit, sich intensiv mit den gebotenen<br />

Themen auseinanderzusetzen. Die Jahrestagungen<br />

haben das Ziel, Antworten auf die jeweiligen<br />

Fragen der Zeit zu geben und neue Fragen zu<br />

entwickeln.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Wie lauten die Themenschwerpunkte<br />

für <strong>2008</strong>?<br />

Lars Broder Stange: Das ICE 8 wird vom 20.<br />

bis 22. 11. <strong>2008</strong> stattfinden und sich der homöo-<br />

INTERVIEW MIT LARS BRODER STANGE<br />

Vortrag von Prof. Dr. sc. med. Klaus-Roland Jahn,<br />

Charité Berlin während des ICE 7<br />

pathischen Behandlung schwerer Pathologien widmen.<br />

Fachlich geleitet wird es von Angelika Gutge-Wickert.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Werden die ICE-Beiträge veröffentlicht?<br />

Lars Broder Stange: Grundsätzlich ja.<br />

Fünf Tagungen des InHom sind als Audio- CDs dokumentiert,<br />

die<br />

Publikationen liegen<br />

als Berichte<br />

größtenteils im<br />

PDF- Format vor.<br />

Drei Publikationen<br />

sind in gebundener<br />

Form<br />

erhältlich.<br />

Bei Interesse<br />

wenden Sie sich<br />

bitte an:<br />

Europäisches Institut für Homöopathie (InHom)<br />

Springstraße 28<br />

D-06366 Köthen (Anhalt)<br />

Mail: info@inhom.de<br />

Web: www.inhom.de<br />

Alle Informationen zu Publikationen und Veranstaltunger<br />

erhalten Sie hier:<br />

Christoph Trapp<br />

Presse- & Öffentlichkeitsarbeit<br />

Deutscher Zentralverein<br />

homöopathischer Ärzte<br />

Am Hofgarten 5<br />

D-53113 Bonn<br />

Tel +49 (0)228/2425332<br />

Fax +49 (0)228/2425331<br />

presse@dzvhae.de,<br />

www.welt-der-homoeopathie.de


INTERNATIONALER COETHENER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH<br />

8.–10. NOVEMBER 2007<br />

“ANTHROPOSOPHISCHE MEDIZIN UND HOMÖOPATHIE –<br />

ÄHNLICH ODER GEGENSÄTZLICH?”<br />

ZUSAMMENFASSUNG DES VORTRAGS VON LARS BRODER STANGE<br />

Podiumsdiskussion Anthroposophie/Homöopathie von links nach rechts: Dr. Matthias Girke, Dr. Jens-Uwe<br />

Goos, Dr. Gerhard Bleul, Lars Broder Stange und Curt Kösters<br />

„Das Höchste wäre zu begreifen, dass alles Faktische<br />

schon Theorie ist. Die Bläue des Himmels<br />

offenbart uns das Grundgesetz der Chromatik.<br />

Man suche nur nichts hinter den Phänomenen,<br />

sie selbst sind die Lehre.“<br />

Goethe, Maximen und Reflexionen<br />

Unter diesem Thema trafen sich am 9. November<br />

2007 in Köthen im Rahmen des ICE<br />

7 Vertreter der anthroposophischen Medizin und<br />

der Homöopathie zu einem ersten öffentlichen Gedankenaustausch.<br />

Es diskutierten miteinander: der Internist Dr. Matthias<br />

Girke als Vorstand im Dachverband Anthroposophische<br />

Medizin in Deutschland (DAMID),<br />

der Frauenarzt Dr. Jens-Uwe Goos als praktizierender<br />

anthroposophischer und homöopathischer<br />

Arzt, Lars Broder Stange und Curt Kösters als homöopathische<br />

Allgemeinärzte und Vorstandsmitglieder<br />

des DZVhÄ.<br />

Die Gesprächsleitung lag in den bewährten Händen<br />

von Gerhard Bleul.<br />

Nach einer Vorstellungsrunde ging es im ersten Teil<br />

des Gesprächs, an dem sich das Auditorium bald<br />

lebhaft beteiligte, um die Stellung der potenzierten<br />

Arznei im therapeutischen Kontext. Es wurde<br />

deutlich, dass es seitens der anthroposophischen<br />

Ärzte (und bei Kenntnis der Quellenlage) keine<br />

grundsätzlichen Bedenken gegen die Anwendung<br />

von Hochpotenzen gibt, wenn sie lege artis angewendet<br />

werden.<br />

Dr. Girke: „Wir haben die Arzneien von den Homöopathen<br />

geklaut, aber wir sind freundliche Diebe!“<br />

Auf der anderen Seite sollten die Kollegen, die<br />

kombinierte Hochpotenzen im Rahmen des anthroposophischen<br />

Therapiekonzeptes über längere<br />

Zeit verordnen, Kenntnisse über das Auftreten<br />

möglicher Arzneiprüfungssymptome haben,<br />

um Schaden vom Patienten abzuwenden. Das fand<br />

29


30<br />

INTERNAT. COETHENER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH (ICE)<br />

8.–10. NOVEMBER 2007<br />

“ANTHROPOSOPHISCHE MEDIZIN UND HOMÖOPATHIE –<br />

einhellige Zustimmung, und eine Folgerung war,<br />

dass im Unterricht der anthroposophischen Kollegen<br />

ausführlichere Kenntnisse über Arzneimittelbilder<br />

vermittelt werden sollten.<br />

Der sogenannte „Placeboeffekt“ ist für die Anthroposophen<br />

kein Thema. Hier bemerkte der Kollege<br />

Michael Teut: Sind wir Homöopathen durch<br />

die regelmäßig wiederkehrende Placebo-Diskussion<br />

traumatisiert, weil wir dann immer im Blickpunkt<br />

sind? Sind wir immer das Opfer?<br />

Möglicherweise liegt es an unserem – historisch<br />

gesehen – hohen Anspruch, von Konzept und Praxis<br />

her die „bessere Medizin“ zu sein, während sich<br />

die anthroposophische Medizin von Beginn an als<br />

Ergänzung der naturwissenschaftlich begründeten<br />

Medizin verstand.<br />

Die differenzierte Anamnesetechnik der Homöopathie<br />

wurde einhellig als wichtiger Baustein jeder<br />

individuellen Behandlung anerkannt.<br />

Die Unterstützung des Gesundungspotentials<br />

(„Saltogenese“) findet in der Anthroposophie eine<br />

hohe Aufmerksamkeit.<br />

Durch z.B. Kunsttherapie oder Atemtherapie wird<br />

die seelische Ebene angesprochen. Die biographische<br />

Arbeit („Was will mir meine Krankheit jetzt<br />

sagen? Was will ich?“), die auch die „Würde des<br />

Krankseins“ nicht aus dem Blick verliert, will zur<br />

Lebensstiländerung und zum Gewinnen einer erneuerten<br />

Lebensperspektive verhelfen. Diese differenzierte<br />

„Diätetik“ ist ein Feld, in dem wir Homöopathen<br />

durchaus Anregungen und Erweiterungen<br />

des vielleicht manchmal sehr konkret aufgefassten<br />

Behandlungsauftrages („Die Warze muss<br />

weg!“) lernen können.<br />

Ob die (auch mythologischen) Zusammenhänge,<br />

in die die Anthroposophie die Naturstoffe als Ausgangsbasis<br />

der Arzneien stellt, in homöopathischen<br />

ÄHNLICH ODER GEGENSÄTZLICH?”<br />

Schulen eine Entsprechung haben, bzw. wo sie differieren,<br />

wäre eine eigene Untersuchung wert.<br />

Der „anthroposophisch-weltanschauliche Überbau“<br />

wurde von einigen Zuhörern als schwer verständlich<br />

bewertet, und als ein Rückzugsgebiet gesehen,<br />

in das sich der Anthroposoph gewissermaßen<br />

wie in einen Schutzraum zurückziehen<br />

kann und sich nicht weiter erklären muss.<br />

Homöopathie wird dagegen oft als klarer konturiert<br />

und transparenter („quasi handwerklich“)<br />

wahrgenommen. Homöopathie als „Kind der Aufklärung“<br />

ist der möglichst vorurteilslosen Beobachtung<br />

verpflichtet. Demgegenüber betonte der<br />

Kollege Girke, dass die Anthroposophie primär<br />

kein Lehrgebäude („Überbau“), sondern eine (Erkenntnis-)<br />

Methode sei. Damit wäre ein Dialog<br />

über methodologische Fragen und Konzepte<br />

durchaus denkbar und wünschenswert.<br />

Wir können ungeheuerlich viel voneinander lernen<br />

und sollten diese Diskussion als einen Start<br />

für eine weitere Vertiefung sehen, so Girke.<br />

Auch das Publikum wünschte sich gemeinsame<br />

Forschungsprojekte und kasuistische Studien im<br />

Dialog.<br />

Festzuhalten war:<br />

Beide Methoden zeichnen sich durch<br />

– eine ganzheitliche Sichtweise<br />

– ein dynamisches Krankheitsverständnis und<br />

– die Individualisierung aus.<br />

Es wäre weiter zu untersuchen, ob wir den oben<br />

zitierten Goethe-Ausspruch ähnlich oder verschieden<br />

interpretieren! Wir stehen am Anfang eines<br />

hoffentlich folgenreichen Gespräches mit dem<br />

beiderseitigen Mut, Einsicht zu haben und freuen<br />

uns auf eine Fortsetzung!<br />

Lars Broder Stange<br />

1.Vorsitzender DZVhÄ


INTERNATIONALER COETHENER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH<br />

8.–10. NOVEMBER 2007<br />

“HOMÖOPATHIE IN DER AMBULANTEN GERIATRISCHEN VERSORGUNG”<br />

ZUSAMMENFASSUNG DES VORTRAGS VON DR. MICHAEL TEUT<br />

Homöopathie in der Geriatrie<br />

Geriatrische Patienten leiden häufig unter schwerwiegenden<br />

Einschränkungen der Mobilität und Autonomie.<br />

Endstrecken von individuellen Erkrankungsbiographien,<br />

die sich in schweren Organpathologien<br />

und Multimorbidität niederschlagen.<br />

Viele chronische Erkrankungen sind auch konventionell<br />

nicht<br />

vernünftig therapierbar,<br />

und es<br />

fehlen therapeutische<br />

Alternativen.<br />

Häufige geriatrische<br />

Probleme<br />

sind z.B. Erschöpfungszustände,Schwindel,Gangstörungen,<br />

Sturzgefahr,<br />

che Medikamente einzusparen. Ideal wäre es,<br />

wenn die Anzahl der eingenommenen konventionellen<br />

Arzneien auf eine Zahl zwischen drei und<br />

fünf reduziert werden könnte. Dies entspricht den<br />

Empfehlungen geriatrischer Leitlinien zur Pharmakotherapie,<br />

stellt sich aber leider im Alltag als<br />

häufig unrealistisch heraus. Nichtarzneiliche Therapiemöglichkeiten<br />

sollten voll ausgeschöpft werden,insbesondereBewegungstherapie,<br />

Sport,<br />

Physiotherapie<br />

und ordnungstherapeutische<br />

Maßnahmen,<br />

Schlafhygiene,<br />

Ernährung und<br />

Trinken und psychosoziales<br />

Hemiparese und Baustelle: In diesem Gebäude wird im Jahr 2009 die neue<br />

postapoplekti- Europäische Bibliothek für Homöopathie in Köthen eröffnet<br />

sche Residuen,<br />

Morbus Parkinson, kognitive Störungen und Demenzen,<br />

Frakturen, Traumata, Kachexie, Exsikkose,<br />

chronische Schmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

chronische Bronchitis, Pneumonien<br />

und Diabetes mellitus mit Folgekomplikationen.<br />

Ein großes Problem stellen Multimedikation und<br />

unerwünschte Arzneiwirkungen dar. Das wichtigste<br />

Ziel der homöopathischen Therapie besteht in der<br />

Anregung der Selbstheilung. Bei schweren Organpathologien<br />

sind die Selbstheilungspotentiale<br />

eingeschränkt, so dass realistische Therapieziele<br />

die Linderung akuter und chronischer Krankheiten<br />

und die Steigerung der Lebensqualität und des<br />

Wohlbefinden sind. Wichtig ist es insbesondere,<br />

die Autonomie und Gesundheits-Kompetenz des alten<br />

Patienten zu fördern und nebenwirkungsrei-<br />

Wohlbefinden.<br />

Demenzerkrankungen<br />

Patienten, die unter einer Demenz erkrankt sind,<br />

haben in der geriatrischen Praxis einen großen Anteil.<br />

Die Häufigkeit dementieller Erkrankungen<br />

steigt mit dem zunehmenden Alter. Während in der<br />

Altersgruppe zwischen 65 und 69 Jahren nur 1,2%<br />

an einer Demenz leiden, beträgt der Anteil bei den<br />

über 90jährigen 35%, die Anzahl der Dementen<br />

verdoppelt sich in der Altersgruppe alle 5 Jahre.<br />

Die häufigste Demenz ist mit ca. 50-60% die Alzheimer-Demenz,<br />

gefolgt von der gefäßbedingten<br />

vaskulären Demenz mit ca. 20%. Darüberhinaus<br />

gibt es zahlreiche weitere Ursachen für Demenzerkrankungen.<br />

31


32<br />

INTERNATIONALER COETHENER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH (ICE)<br />

8.–10. NOVEMBER 2007<br />

“HOMÖOPATHIE IN DER AMBULANTEN GERIATRISCHEN VERSORGUNG”<br />

Im Folgenden möchte ich einige Beispiele aufzeigen,<br />

wie mit dem General Analysis Repertorium<br />

von C. M. Boger bei Demenzpatienten vorgegangen<br />

werden kann.<br />

Als Zentralrubrik (Hauptsymptom) bietet sich, sofern<br />

keine andere charakteristische Beschwerde<br />

im Vordergrund steht, die Rubrik „Gedächtnis, Erinnerungsvermögen“<br />

an.<br />

Gedächtnis, Erinnerungsvermögen:<br />

Anac, Arn,<br />

Aur, Bar-c, Bell,<br />

Calc-c, Cann,<br />

Con, Hell, Hyo,<br />

Lach, Lyc, Merc,<br />

Nat-m, Nux-m,<br />

OP, Pho-ac, Stap,<br />

Sul<br />

Diese Rubrik<br />

kann mit verschiedenenspezifizierendenRubriken<br />

kombiniert<br />

werden. Diese Rubrik richtet sich nach der individuellen<br />

Ausprägung (Charakterisierung) der Demenz.<br />

Das Schema hat sich klinisch bewährt. Ich<br />

möchte zeigen, wie man mit dem begrenztem Rubrikensatz<br />

der General Analysis die klinische Hauptsymptomatik<br />

gut abbilden kann.<br />

Kasuistik: Demenz bei<br />

Normaldruckhydrozephalus<br />

Anamnese und Befund<br />

Die 76jährige Patientin leidet unter einem Normaldruckhydrozephalus,<br />

Diabetes mellitus, Adipositas,<br />

Hypertonie, chronischen Wirbelsäulen-<br />

Schmerzen bei Osteoarthritis, Hyperlipoproteinä-<br />

Kongressteilnehmer Dr. Heinz Kant<br />

im Gespräch mit dem Refernten<br />

mie und steht unter einer Schmerztherapie mit Tramadolor<br />

® . Es findet sich seit über einem Jahr eine<br />

progrediente kognitive Störung und Gangstörung.<br />

Im CCT findet sich ein fortgeschrittener Normaldruckhydrozephalus<br />

als Ursache der demenziellen<br />

Entwicklung. Die neurologische und geriatrische<br />

Klinik lehnte eine Drainage-Therapie aufgrund<br />

des fortgeschrittenen Befundes ab. In der<br />

Untersuchung war ein erneutes kognitives Assessmentaufgrund<br />

fehlender<br />

Sprechfähigkeit<br />

nicht durchführbar,<br />

Verlust der<br />

Gehfähigkeit, Ataxie,<br />

Erschöpfung<br />

und Apathie. Eine<br />

Urin- und Stuhlinkontinenz<br />

war<br />

neu hinzugekom-<br />

men, die Patientin<br />

saß im Rollstuhl.<br />

Fallanalyse und Repertorisation<br />

Es werden für die Repertorisation folgende General<br />

Analysis-Rubriken kombiniert:<br />

Gedächtnis, Erinnerungsvermögen<br />

Inaktivität (Apathie)<br />

Koordinationsstörung<br />

Inkontinenz<br />

Ergebnis (Anzahl der Rubriken): Sul (4), Arn (3),<br />

Bell (3), Con (3), Hyo (3), Pho-ac (3)<br />

Verschreibung<br />

Die Patientin erhält Acidum phosphoricum LM VI<br />

2 x tgl. 5° über 6 Wochen und 12 Sitzungen Physiotherapie.


Verlauf<br />

INTERNATIONALER COETHENER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH (ICE)<br />

8.–10. NOVEMBER 2007<br />

“HOMÖOPATHIE IN DER AMBULANTEN GERIATRISCHEN VERSORGUNG”<br />

Nach 6 Wochen ist das Gedächtnis deutlich gebessert,<br />

eine Unterhaltung ist möglich und die Patientin<br />

ist über kurze Strecken gehfähig, die Urin-<br />

/Stuhlinkontinenz besteht nicht mehr. Der Erfolg<br />

konnte über 6 Monte Nachbeobachtungszeit stabilisiert<br />

werden.<br />

Weitere Kasuistiken von Patienten<br />

mit demenziellen Erkrankungen<br />

Ein 87jähriger Mann mit einer vaskulären Demenz<br />

wurde aufgrund eines Drehschwindels mit Verschlechterung<br />

durch Bewegung mit gutem symptomatischem<br />

Erfolg mit Conium maculatum behandelt.<br />

Ein Mann mit einem fortgeschrittenen Korsakow-Syndrom<br />

mit den Leitsymptomen Aggression,<br />

Kotschmieren und Zupfen an den Windeln<br />

wurde mit Hyoscyamus und Agaricus behandelt.<br />

Darunter verbesserten sich Kognition, Verhalten<br />

und Inkontinenz. Der Patient war zuletzt zu einem<br />

strukturierten Gespräch fähig und konnte aus dem<br />

Bett mobilisiert werden.<br />

Inkontinenz<br />

Ein großes Problem im Alter stellen Urin- und Stuhlinkontinenz<br />

dar. Hier sollten auch ihre Ursachen<br />

diagnostisch abgeklärt und möglichst kausal behandelt<br />

werden. Häufig lassen sich zumindest in<br />

Bezug auf die Lebensqualität Verbesserungen erzielen.<br />

Zur homöopathischen Begleittherapie hat sich folgende<br />

General-Analysis-Rubrik bewährt:<br />

Inkontinenz, Stuhl, Urin, sexuell, etc.: Alo, Arn, Ars,<br />

Bell, Caus, Chin, Con, Dios, Gel, Hyo, Mur-ac, Natm,<br />

Pho, Pho-ac, Pod, Pul, Sele, Sep, Stap, Sul.<br />

Bei Urininkontinenz sind aus meiner Erfahrung die<br />

wichtigsten Arzneien Causticum, Acidum phosphoricum,<br />

Staphisagria, Pulsatilla, Sepia.<br />

Bei Stuhlinkontinenz kommen besonders in Frage<br />

Aloe, Hyoscyamus, Acidum phosphoricum, es<br />

sollte auch an Opium gedacht werden.<br />

Kasuistik – Blaseninkontinenz<br />

und Apoplex<br />

Anamnese und Untersuchungsbefund<br />

Die 75jährige Patientin erlitt vor einem Jahr einen<br />

ischämischem Insult, im CCT vaskuläre Leukenzephalopathie,<br />

außerdem besteht eine Karotisstenose,<br />

eine Hyperlipoproteinämie, Hyperthyreose<br />

und eine Urininkontinenz. Sie klagt über Erschöpfung,<br />

hat keine Kraft mehr, schwere Beine.<br />

Beim Gehen das Gefühl von Schwanken, wie betrunken,<br />

Fallneigung nach links, aber kein Schwindelgefühl.<br />

Ihre Stimme hört sich, wenn sie spricht,<br />

seit dem Schlaganfall subjektiv anders an. Es besteht<br />

ein trockener Reizhusten und Urinabgang<br />

beim Husten und bei Anstrengungen. Wenn die<br />

Blase voll ist, kann es zu unkontrollierbarem Harnabgang<br />

kommen. In der BWS und LWS stechende<br />

Schmerzen. Seit dem Schlaganfall besteht ein nicht<br />

kontrollierbares Lachen und Weinen bei traurigen<br />

oder lustigen Geschichten. Sie leidet unter Durchschlafstörungen<br />

und wacht alle 2 h auf. Sie ist mitfühlend,<br />

will Menschen helfen. Sie fühlt sich häufig<br />

frostig und ist durstig.<br />

Fallanalyse und Repertorisation<br />

Es werden für die Repertorisation folgende Rubriken<br />

kombiniert:<br />

Inkontinenz, Stuhl, Urin, sexuell, etc (General Analysis)<br />

Mitfühlend, Mitleid (Phatak-Repertorium)<br />

Schmerz, Stechen(Phatak-Repertorium)<br />

Als einzige Arznei geht Causticum durch alle Rubriken.<br />

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34<br />

INTERNATIONALER COETHENER ERFAHRUNGSAUSTAUSCH (ICE)<br />

8.–10. NOVEMBER 2007<br />

“HOMÖOPATHIE IN DER AMBULANTEN GERIATRISCHEN VERSORGUNG”<br />

Verschreibung<br />

Die Patientin erhält Causticum Q3 5 Tropfen zur<br />

Nacht.<br />

Verlauf<br />

Nach 20 Tagen ist der Schlaf besser, der trockener<br />

Reizhusten viel besser, die Urininkontinenz<br />

deutlich gebessert. Nach 46 Tagen ist die Urininkontinenz<br />

verschwunden, der Husten weg, die Mobilität<br />

gut, die Patientin fühlt sich topfit.<br />

Verschreibung: Causticum Q4 jeden 3. Tag 5 Tropfen.<br />

Nach 60 Tagen liegt Normalbefinden vor, keine<br />

Beschwerden mehr, Causticum wird abgesetzt.<br />

Wohnhaus Samuel Hahnemanns in Köthen<br />

Ausblick<br />

Wie Sie an den geschilderten Fallbeispielen gesehen<br />

haben, eignet sich die Arbeitsweise mit den<br />

Bogerschen Repertorien und dem Phatak-Repertorium<br />

gut zur geriatrischen Versorgung, da sie<br />

pragmatisch klinisch ausgerichtet sind, sich schwere<br />

Pathologien gut abbilden und die Methode außerdem<br />

zeitsparend ist.


6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM<br />

“HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS UND FORSCHUNG”<br />

IM DR. VON HAUNERSCHEN KINDERSPITAL MÜNCHEN<br />

1. DEZEMBER 2007<br />

INTERVIEW MIT FRAU DR. MED. MIRA DORCSI-ULRICH<br />

,Am 1.12.07 fand zum 6. Mal<br />

das Internationale Symposium<br />

„Homöopathie in Klinik, Praxis<br />

und Forschung“ im Dr. von<br />

Haunerschen Kinderspital der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München statt.<br />

Auch in diesem Jahr war das<br />

Symposium mit über 220 Teilnehmern<br />

gut besucht.<br />

Dieses Symposium wird gemeinsam<br />

vom Dr. von Haunerschen<br />

Kinderspital und dem Verein Globulus<br />

e.V. veranstaltet. Globulus ist ein gemeinnütziger<br />

Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht<br />

hat, die ärztliche Homöopathie in den Kinderkliniken<br />

zu fördern. Dabei ist der Schwerpunkt<br />

bisher das Dr. von Haunersche Kinderspital, in<br />

dem das Homöopathie-Team durch Krankenkassen<br />

und Spendengelder finanziert wird. Frau<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich und Frau Dr. Sigrid Kruse<br />

sind die Zentralfiguren dieses Vereins.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Liebe Mira Dorcsi-Ulrich, das<br />

Internationale Symposium „Homöopathie in Klinik,<br />

Praxis und Forschung“ ist ein Teil der Visionen,<br />

die Sie vor Jahren verwirklichen wollten. Wie<br />

ist es dazu gekommen?<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich: Die Entwicklung zu<br />

dem, was heute realisiert ist, verlief in Stufen. Auslöser<br />

war der Wunsch von Herrn Prof. Hellbrügge,<br />

Mathias Dorcsi für die Homöopathie-Ausbildung<br />

in den Münchner Kinderarzt-Kursen zu gewinnen.<br />

Das war im Jahr 1989. Mathias Dorcsi sag-<br />

Dr. med. Mira Dorcsi-Ulrich<br />

te zu. So wurden in den nächsten<br />

8 Jahren 160 Kinderärzte im<br />

Kinderzentrum (= Deutsche<br />

Akademie für Entwicklungsrehabilitation<br />

e.V.) in Homöopathie<br />

ausgebildet. Dadurch entstand<br />

die Vision zur Integration<br />

der Homöopathie in die Universität.<br />

Sie wurde initiiert, als 1995 im<br />

Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

das Modellprojekt „Homöopathie<br />

in der Pädiatrie“<br />

durch die 6-jährige Finanzierung der Karl und Veronica<br />

Carstens-Stiftung ermöglicht wurde.<br />

Gleich anfangs wurde deutlich, dass eine wirkliche<br />

Integration der Homöopathie des Dialoges zwischen<br />

den Vertretern der klinischen Medizin und<br />

denen der Homöopathie bedurfte. Bedenken Sie,<br />

hier begegnen sich verschiedene Welten mit unterschiedlichen<br />

Denkmustern, Lebenslandschaften<br />

und Werten.<br />

Gedanken über eine Verwirklichung eines solchen<br />

Dialogs führten nach und nach zu der Idee und<br />

Grundstruktur unseres Symposiums. Zu einem<br />

Thema unserer Wahl sprechen die Vertreter der<br />

klinischen Medizin und die der Homöopathie jeweils<br />

aus ihrer Sicht und ihrem Erfahungsschatz.<br />

Anschließend gibt es eine Diskussion zwischen den<br />

Vertretern beider Richtungen.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Das könnte doch zu heftigen<br />

Wortwechseln führen, wenn die Weltbilder so weit<br />

auseinander liegen. Wie sind die Diskussionen<br />

denn verlaufen?<br />

35


36<br />

6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM “HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS<br />

UND FORSCHUNG” IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

INTERVIEW MIT FRAU DR. MED. MIRA DORCSI-ULRICH<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich: Unser Motto für diese<br />

Symposien lautet: „Wir wollen uns in Achtung<br />

und Achtsamkeit begegnen“. Die Diskussionsbeiträge<br />

verlaufen inzwischen harmonisch und unterstützen<br />

unser Anliegen, gemeinsam mit dem geringsten<br />

Risiko den besten Weg zur Heilung unserer<br />

kleinen Patienten zu finden. Beim letzten<br />

Symposium kam es zu besonders lebhaften und<br />

konstruktiven Diskussionen in diesem Sinne.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Wer waren denn die Zuhörer?<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich: Ärzte, Heilpraktiker,<br />

Krankenschwestern, Hebammen, Ergo- und Physiotherapeuten<br />

und Studenten der Medizin. Bei<br />

dem diesjährigen Symposium war ein hoher Anteil<br />

der Ärzteschaft vertreten.<br />

Die gespannte und respektvolle Aufmerksamkeit<br />

während der Vorträge sprachen für sich.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Wie ist es möglich, ein Symposium<br />

in dieser Form zustande zu bringen?<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich: 1. Das Thema Homöopathie<br />

als personotrope Medizin, hier vorgestellt<br />

nach der Wiener Schule von Mathias Dorcsi,<br />

weckt bei vielen Ärzten Interesse an dieser Heilmethode.<br />

2. Das Modellprojekt Homöopathie in der Kinderheilkunde,<br />

seit 1995 geleitet von Dr. Sigrid Kruse,<br />

ist deutschlandweit zu einem Projekt mit Vorbildcharakter<br />

in pädiatrischen Kliniken geworden.<br />

An einigen Kinderkliniken besteht der Wunsch, das<br />

Modell zu übernehmen, so dass diese Ärzte gerne<br />

zum Symposium kommen. Frau Dr. Katharina Adam<br />

und Frau Stefanie Schetzek gehören ebenfalls zum<br />

homöopathischen Ärzteteam, das an der gewaltigen<br />

Organisation für ein solches Symposium arbeitet.<br />

Ich danke ihnen allen von ganzem Herzen.<br />

3. Dem Dr. von Haunerschen Kinderspital verdanken<br />

wir den Rahmen und den Ort, dieses Symposium<br />

durch zu führen. Herr Prof. Reinhardt, der<br />

Klinikchef dieses renommierten Kinderspitals, hat<br />

in diesem Jahr mit seiner Einführungsrede “das<br />

Miteinander” besonders betont.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Was war Ihre Grundintention,<br />

einen solchen Kongress zu schaffen ?<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich: Die drei Grundintentionen<br />

haben sich über die Jahrzehnte nicht geändert:<br />

1. Die Integration der Homöopathie in die Universitätskinderklinik<br />

2. In Deutschland entwickelt sich ein tiefes Verständnis<br />

und der Wunsch nach ökologischer Medizin<br />

in Form der „Komplementären alternativen<br />

Medizin“ (KAM) und besonders der Homöopathie.<br />

Diesen Wunsch unterstützen wir. Homöopathie ist<br />

der grösste und älteste deutsche medizinische “Exportartikel”<br />

in die Länder dieser Erde, z.B. nach<br />

Indien und Südamerika.<br />

3. Eine Brücke zu schmieden zwischen der Homöopathie<br />

und der klinischen Medizin und dadurch<br />

auch den Dialog zwischen den Ärzten und<br />

den Patienten zu finden.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Kann die große Beteiligung<br />

beim 6. Symposium an dem speziellen Thema<br />

„Konstitution und Diathese“ liegen?<br />

Dr. Mira Dorcsi-Ulrich: Ja, das mag sein. Es<br />

ist auch mein persönliches Lebensthema, Konstitution<br />

und Diathese beim Menschen zu ergründen.<br />

Darüber denke ich schon nach, seit ich 1983 in<br />

Baden bei Wien zum ersten Mal an den Wiener<br />

Kursen von Mathias Dorcsi teilgenommen habe.


6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM “HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS<br />

UND FORSCHUNG” IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

INTERVIEW MIT FRAU DR. MED. MIRA DORCSI-ULRICH<br />

Damit können wir eine Prognose der Erkrankung<br />

des Patienten stellen. Das ist ein zentrales Thema<br />

für mich als Ärztin. Sollte ich eines Tages selbst erkranken,<br />

will ich auch eine solche Aussage zur<br />

Prognose von einem qualifizierten Homöopathen<br />

erhalten.<br />

<strong>Gudjons</strong> aktuell: Vielen Dank für den tiefen Einblick<br />

in Ihre Welt der Homöopathie und die Hintergründe<br />

des Symposiums, liebe Mira Dorcsi-Ulrich.<br />

Das Homöopathie-Team v. links:<br />

Dr. Katharina Adam, Dr. Mira Dorcsi-Ulrich, Dr. med. Sigrid Kruse, Stefanie Schetzek<br />

Das nächste Symposium<br />

“Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung”<br />

findet am 15.11.<strong>2008</strong> statt.<br />

Die Zusammenfassung der Vorträge der letzten Jahre erhalten Sie bei<br />

Dr. med. Sigrid Kruse<br />

Tel.: 089-5160-7724<br />

mail: sigrid.kruse@med.uni-muenchen.de<br />

oder Herunterladen von: www.globulus.org<br />

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38<br />

6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM<br />

“HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS UND FORSCHUNG”<br />

IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“KONSTITUTION UND DIATHESE IN DER WIENER SCHULE DER HOMÖOPATHIE”<br />

ZUSAMMENFASSUNG DES VORTRAGS VON DR. MED. LEOPOLD DREXLER<br />

Die Wiener Schule<br />

der Homöopathie<br />

Der Begründer der Wiener<br />

Schule der Homöopathie war<br />

Mathias Dorcsi (1923 – 2001).<br />

Die Wiener Schule der Homöopathie<br />

bestand im engeren Sinn<br />

seit dem Beginn der “Badener<br />

Kurse” 1975 bis etwa 1989.<br />

Sie ist eine Schule der Begegnung<br />

mit dem Kranken, eine Schule des<br />

Sehens, Fühlens und Verstehens<br />

des Patienten und der Arznei. Sie lehrte, der Intuition<br />

ihren Platz in der Homöopathie zu gewähren.<br />

Kennzeichen einer Schule ist ein Lehrprogramm,<br />

welches ein einheitliches Bild der Homöopathie<br />

vermittelt und ein Lehrerteam, das inhaltlich gleiche,<br />

jedoch persönlich gefärbte und vor allem widerspruchsfreie<br />

Aussagen macht.<br />

Nach 1989, dem Umzug Dorcsis nach München,<br />

wird die Wiener Schule in den Homöopathiekursen<br />

für Kinderärzte in der Deutschen Akademie für<br />

Entwicklungsrehabilitation in München, anschließend<br />

am Dr. von Haunerschen Kinderspital der<br />

Universität München weiter getragen. Ausbildungskurse<br />

im Sinne der Wiener Schule fanden<br />

in Tschechien, Slowenien, Ungarn und in weiteren<br />

Staaten statt. Heute sind es neben dem Dr. von Haunerschen<br />

Kinderspital die Ärzte aus seinem ehemaligen<br />

Lehrerteam, sowie viele ehemalige Hörer<br />

und „Schüler“ Dorcsis, die den Geist dieser Schule<br />

weiter vermitteln.<br />

Schon 1964 forderte Mathias Dorcsi in der Zeitschrift<br />

für Klassische Homöopathie (KH) die Schaf-<br />

Dr. med. Leopold Drexler<br />

fung von Schulen, „in denen die<br />

Eigengesetzlichkeit der homöopathischen<br />

Medizin gelehrt und<br />

erlernt werden kann. ... Dort<br />

muss nach allen Seiten hin an einer<br />

Medizin der Person gearbeitet<br />

werden“. Diese Forderung<br />

erhob er neuerlich 1971 in der<br />

„Acta Homoeopathica“ und forderte<br />

Skripten für eine zweijährige<br />

Ausbildung in Form von Intensivkursen.<br />

Didaktische und<br />

inhaltliche Grundlagen wurden<br />

am Wiener Ligakongress 1973 erarbeitet. 1975<br />

wurde unter Leitung von Mathias Dorcsi das Ludwig<br />

Boltzmann Institut für Homöopathie an der Wiener<br />

Poliklinik begründet. Im gleichen Jahr begannen<br />

die dreistufigen „Badener Kurse“ mit Kurs I<br />

„Organotropie“, in dem der Hörer, ausgehend von<br />

seinem klinischen Wissen, schrittweise mit der homöopathischen<br />

Methode vertraut gemacht wurde.<br />

Im Kurs II wurde „Ätiologie“ in den Mittelpunkt gestellt.<br />

Hier wurden die den Menschen prägenden,<br />

auslösenden Ursachen behandelt. Im Kurs III wurde<br />

auf die Themen „Konstitution und Diathese“ eingegangen.<br />

Für Dorcsi ist die Homöopathie eine<br />

„personotrope Medizin“, die sich durch die Begriffe<br />

von Konstitution und Diathese erfassen und vermitteln<br />

lässt.<br />

Die Konstitution<br />

Konstitution ist die angeborene und erworbene<br />

geistig-seelisch-körperliche Verfassung oder die<br />

angeborene und erworbene Anpassungs- und Regulationsweise<br />

eines Individuums.


6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM “HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS<br />

UND FORSCHUNG” IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“KONSTITUTION UND DIATHESE IN DER WIENER SCHULE DER HOMÖOPATHIE”<br />

Das Wort Konstitution leitet sich aus den zwei lateinischen<br />

Worten „con“ (= zusammen) und „statuere“<br />

(= setzen, stellen) her. Ein Bereich der Konstitution<br />

ist angeboren. Es handelt sich hier um den<br />

Anteil, der genetisch von den Eltern und Vorfahren<br />

vererbt und uns ins Leben mitgegeben wurde.<br />

Der andere Anteil ist der in unserem Leben erworbene<br />

Anteil, der durch unsere Lebensumstände,<br />

Familiensituation, Bildung, Freunde, Menschen,<br />

Beziehungen, Ereignisse etc. geformt wurde.<br />

All diese Anteile und Bereiche sind ineinander<br />

gewoben und machen uns zu dem, der wir heute<br />

sind. Konstitution ist weder gut noch schlecht, sondern<br />

neutral und wertfrei.<br />

Konstitution ist wandelbar, veränderbar durch die<br />

Einflüsse von außen und durch unsere Erlebnisse<br />

im Inneren. Hier spielen vor allem die auslösenden<br />

Ursachen eine Rolle, Ereignisse, die unser<br />

Leben, unser Denken und Handeln prägen und<br />

somit zu einem Teil unserer Selbst werden.<br />

Konstitution ist mehr als die Summe der Symptome.<br />

Konstitution umfasst mehr als die im Repertorium<br />

gefundenen Gesichtsfarbe von rot oder<br />

blass, oder die Leibesbeschaffenheit von dick oder<br />

dünn. Konstitution ist ein lebendiger, dynamischer<br />

Ausdruck unserer menschlichen Existenz. Hinter<br />

rot verbirgt sich warm, feucht, kräftig mit einer guten<br />

Prognose. Hinter blass steht kalt, trocken, müde,<br />

schwach mit einer vergleichbar schlechteren<br />

Prognose. Später kam noch fahl mit der noch<br />

schlechteren Prognose hinzu.<br />

Die Konstitution ist lehr- und vermittelbar. In der<br />

Wiener Schule der Homöopathie wurde dies in der<br />

Annäherung zu den Gegensatzpaaren gelehrt: rot<br />

– blass, warm – kalt, feucht – trocken, ruhig –<br />

unruhig, still – laut, verschlossen – gesellig.<br />

Hier gilt es, nicht nur den kranken Menschen zu<br />

erfassen, sondern gemäß dem Ähnlichkeitsgesetz<br />

die Arznei zu verstehen. Dies geschah vor allem<br />

auf zwei Ebenen: im Stufenplan, ursprünglich als<br />

3-bändige Skripten verfasst, ab 1977 im Haug Verlag<br />

in Buchform herausgegeben, werden in mehreren<br />

Stufen von der Organotropie ausgehend über<br />

Ätiologie, Konstitution in unterschiedlichen Rubriken<br />

jeweils 12 Arzneien in 3er Gruppen mit nur<br />

wenigen Sätzen anhand der Leitsymptome beschrieben.<br />

Nachdem nur etwa 150 Arzneien behandelt<br />

werden, werden immer wieder dieselben<br />

Arzneien von verschiedenen Richtungen und Aspekten<br />

beschrieben, so dass im Leser nicht nur<br />

ein Arzneibild, sondern vor allem ein Arzneigefühl<br />

entsteht.<br />

Auf der zweiten Ebene war es die Patientendemonstration<br />

mit dem Üben der Arzneimittelfindung<br />

anhand des „blauen“, früher „roten“, später „grauen“<br />

Büchleins. Dieses enthielt lediglich das Inhaltsverzeichnis<br />

des Stufenplanes mit den Rubriken<br />

und den entsprechenden Arzneien. Zunächst<br />

wurde die entsprechende Rubrik ausgewählt, dann<br />

die jeweiligen Arzneien entweder in die engere<br />

Wahl gezogen oder verworfen. Hierzu müssen jedoch<br />

die Arzneien des Stufenplanes bekannt und<br />

bereits ein Gefühl für sie entwickelt worden sein.<br />

Intuition ist ein Teil der ärztlichen Kunst. In einer<br />

Zeit der zunehmenden (scheinbaren) „Objektivierbarkeit“<br />

und Nachvollziehbarkeit der Computerrepertorisation<br />

ist auch in der Homöopathie die<br />

Intuition im Erfassen des Patienten und der Arznei<br />

wichtig. Von Anfang an lehrte die Wiener Schule<br />

auch den Teil der Intuition ihren Stellenwert einzuräumen:<br />

jede Arznei, die einem „einfällt“, sei –<br />

ohne zu reflektieren – am rechten Rand des Anamneseblattes<br />

sofort aufzuschreiben. Oft können diese<br />

intuitiv notierten Arzneien die Arzneiwahl entscheiden.<br />

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40<br />

6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM “HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS<br />

UND FORSCHUNG” IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“KONSTITUTION UND DIATHESE IN DER WIENER SCHULE DER HOMÖOPATHIE”<br />

Die Diathese<br />

Während die Konstitution die leiblich-seelisch-geistige<br />

Verfassung in der Gesundheit ist, bezieht sich<br />

die Diathese auf das Verhalten oder die Reaktionsweise<br />

in der Krankheit. Diathese ist die angeborene<br />

und erworbene Organschwäche und Systemminderwertigkeit.<br />

Es ist die angeborene und<br />

erworbene Krankheitsbereitschafts-Tendenz<br />

und/oder der Prozess in der Krankheit.<br />

Wir kennen die 3 Diathesen: die lymphatische (I),<br />

die lithämische (II) und die destruktive (III).<br />

Die tuberkulinische, exsudative, hypotone Diathese<br />

enthält die Qualitäten schwächlich, spärlich, unzulänglich,<br />

ängstlich, schüchtern, gehemmt.<br />

Die Lithämie, auch produktive, hypertonische, hypertrophe,<br />

gonorrhoische Diathese, umfasst die Eigenschaften<br />

stark, überschüssig, übertrieben,<br />

prahlerisch, aufdringlich, euphorisch.<br />

Die destruktive Diathese zeigt vor allem die Tendenz<br />

zur Destruktion. Sie umfasst die Begriffe atonisch,<br />

atrophisch, zerfallend, gereizt, gehässig, zerstörerisch,<br />

feindselig, läppisch, geschwätzig.<br />

Allen diesen Diathesen hat Dorcsi immer wieder<br />

neu einteilend die Arzneien zugeordnet und sowohl<br />

in Tabellen aufgeführt als auch in seiner Arzneimittellehre<br />

beschrieben. Seine Arzneibeschreibungen<br />

in seinen Skripten wie in seinen Büchern<br />

beginnt er mit den Hinweisen zur Konstitution und<br />

Diathese. Erst anschließend folgt die Rubrik der<br />

Beschwerden, den klinischen Hinweisen, dann folgen<br />

Ätiologie und Modalitäten, Stimmung, Benehmen,<br />

Leibsymptome und das Kopf-zu-Fuß-<br />

Schema.<br />

Über die Konstitution und Diathese haben wir die<br />

Möglichkeiten, den Menschen (und die Arznei) zu<br />

verstehen und ihm mit der entsprechenden Arznei<br />

zu einer neuen Stufe der Gesundheit zu verhelfen.<br />

Dr. med. Leopold Drexler<br />

Zeughausgasse 3/27<br />

A-6800 Feldkirch<br />

Tel.: 0043-(0)5522-72813<br />

Fax: 0043-(0)5522-72813<br />

e-mail: dr.drexler@gmx.at<br />

Internet: www.dr-drexler.at<br />

Dr. med. Leopold Drexler bei seinem Vortrag im Hörsaal des<br />

Dr. von Haunerschen Kinderspitals der LMU München


6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM<br />

“HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS UND FORSCHUNG”<br />

IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“ENTWICKLUNGSAUFFÄLLIGKEIT: NORMVARIANZ ODER GRUND ZUR SORGE?”<br />

ZUSAMMENFASSUNG DES VORTRAGS VON DR. MED. ANGELIKA ENDERS<br />

Die kindliche Entwicklung ist<br />

gekennzeichnet durch Individualität,<br />

Adaptivität und Variabilität.<br />

Kinder entwickeln sich individuell<br />

unterschiedlich. Die Unterschiede<br />

sind so groß, dass jedes<br />

Kind in seiner Art einmalig<br />

ist. Allein schon die Konstitution<br />

des Kindes (z.B. großer Kopf,<br />

Hypermobilität der Gelenke,<br />

Muskelhypotonie) wird unter<br />

biomechanischen Aspekten auf<br />

seine motorische Entwicklung Einfluss nehmen.<br />

Temperament, Aufmerksamkeit, Emotionalität<br />

und Kognition werden das motorische Verhalten<br />

prägen. Jeder von uns entwickelt so sein individuelles<br />

Gangbild, an dem wir ihn oft schon von<br />

weitem erkennen.<br />

Reifungsprozesse im Zentralnervensystem verlaufen<br />

vorwiegend genetisch determiniert. Entwicklungsprozesse<br />

antworten dagegen adaptiv auf Vorgaben,<br />

welche durch die Umfeldbedingungen,<br />

durch familiäre und kulturelle Forderungen gestellt<br />

werden, in denen und mit denen ein Kind aufwächst<br />

und zu leben hat.<br />

Untersuchungen der individuellen Entwicklung von<br />

Kindern zeigen im einzelnen Verlauf scheinbare<br />

„Auffälligkeiten“ der kindlichen Entwicklung, die<br />

erklärt werden müssen. Warum ist z.B. ein Kind<br />

schon einmal einige Schritte frei gegangen, oder<br />

es hat schon mal „Mama“ oder „Papa“ gesagt?<br />

Dann aber war die neu erworbene Fähigkeit zur<br />

Enttäuschung der Eltern trotz aller Ermunterungen<br />

wieder verschwunden. Nach Tagen oder Wo-<br />

Dr. med. Angelika Enders<br />

chen ist die Fähigkeit wieder abrufbar<br />

und wird nun auch endgültig<br />

beibehalten. Solche Aufschübe<br />

nennen wir Inkonsistenzen.<br />

Sie sind charakteristisch<br />

für eine adaptive, unauffällige<br />

Entwicklung. Neue Entwicklungsschritte,<br />

die sich anbahnen,<br />

stehen nicht von heute auf morgen<br />

stabil zur Verfügung, sie<br />

müssen erst vollständig automatisiert<br />

werden.<br />

Kinder werden in der Regel auch<br />

in den einzelnen Entwicklungspfaden wie der<br />

Sprachentwicklung, Körpermotorik, Spielentwicklung<br />

sowie emotionalen und sozialen Entwicklung<br />

eine unterschiedliche Dynamik aufweisen.<br />

Die motorische Entwicklung kann beispielsweise<br />

rasch, die Sprachentwicklung dagegen eher<br />

langsam verlaufen oder gerade umgekehrt. Das<br />

einzelne Kind ist oftmals in den jeweiligen Entwicklungsbereichen<br />

unterschiedlich weit entwickelt.<br />

Wir sprechen dann von einer intraindividuellen<br />

Variabilität. Nachweislich gibt es auch transkulturelle<br />

Unterschiede für den Zeitpunkt des Erlernens<br />

bestimmter Entwicklungsschritte.<br />

Da sich das kindliche Nervensystem noch in einem<br />

dynamischen Reifungs- und Differenzierungsprozess<br />

befindet, ist die fundierte Kenntnis der normalen<br />

Entwicklung und ihrer Variabilität grundlegende<br />

Voraussetzung, um im Rahmen einer entwicklungsneurologischen<br />

Beurteilung ein Kind<br />

nicht vorschnell als abnorm oder pathologisch abzustempeln.<br />

Variabilität ist eines der wichtigsten<br />

Optimierungskriterien hinsichtlich des neurologischen<br />

Verhaltens.<br />

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42<br />

6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM<br />

“HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS UND FORSCHUNG”<br />

IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“GENETISCHE SYNDROME IN DER FRÜHFÖRDERUNG: WAS SOLLTEN WIR WISSEN?”<br />

ZUSAMMENFASSUNG DES VORTRAGS VON DR. MED. ANGELIKA ENDERS<br />

Kinder mit genetischen Syndromen sind oft<br />

schon wegen ihres syndromspezifischen Aussehens<br />

als „Blickdiagnose“ erkennbar. Als Beispiel<br />

lässt sich hierfür der typische Gesichtsausdruck eines<br />

Kindes mit Down-Syndrom anführen. Gezielt<br />

achten wir dann auf bekannte, assoziierte körperliche<br />

Merkmale oder Anlageanomalien. Nicht<br />

selten imponieren uns Kinder jedoch primär durch<br />

ihre Entwicklungsretardation und weisen charakteristische,<br />

syndromspezifische Entwicklungsprofile<br />

und/oder Verhaltensbesonderheiten auf.<br />

Von Verhaltensphänotypen spricht man, wenn eine<br />

Kombination von bestimmten Entwicklungsund<br />

Verhaltensbesonderheiten bei Kindern mit einem<br />

definierten genetischen Syndrom mit einer höheren<br />

Wahrscheinlichkeit auftritt als bei Kindern<br />

mit einer Störung der Entwicklung aus anderer Ursache<br />

(Finegan 1998).<br />

Welchen Nutzen kann das Wissen um den „Verhaltensphänotyp“<br />

von Kindern mit genetischen Syndromen<br />

haben?<br />

Die Kenntnis spezifischer Verhaltensbesonderheiten<br />

kann wesentlich zur Syndromzuordnung im<br />

frühen Kindesalter beitragen. Viele Syndrome sind<br />

auch heute noch erst nach klinischer Verdachtsdiagnose<br />

genetisch nachweisbar.<br />

Bei der Diagnosevermittlung an die Eltern und Erstberatung<br />

ist es wichtig, nicht nur auf die spezifischen<br />

Schwierigkeiten einzugehen, sondern die Familien<br />

auch auf die Stärken ihrer Kinder aufmerksam<br />

zu machen und so Perspektiven der Entwicklungs-<br />

und Fördermöglichkeiten zu eröffnen.<br />

Das Wissen um die syndromspezifischen Gemeinsamkeiten<br />

der Kinder kann Eltern auch von<br />

Schuldgefühlen entlasten, wenn sie mit schwierigen<br />

Verhaltensweisen konfrontiert sind. Zu diesen<br />

spezifischen Entwicklungsstörungen rechnen nicht<br />

selten auch eine belastende Ernährungs- oder<br />

Schlafproblematik.<br />

Es ist wesentlich, die inter- und intraindividuelle<br />

Variabilität von Entwicklungsmerkmalen bei Kindern<br />

des gleichen Syndroms zu kennen.<br />

So ist die kognitive Entwicklung von Kindern mit<br />

Prader-Willi-Syndrom oder Williams-Beuren-Syndrom<br />

sehr unterschiedlich.<br />

Die Mitteilung von charakteristischen Entwicklungs-<br />

und Verhaltensrisiken kann potentiell auch<br />

negative Auswirkungen haben. Sie kann zu einer<br />

sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden.<br />

Die frühe diagnostische Zuordnung einer Entwicklungsproblematik<br />

ist eine wesentliche Grundlage<br />

für die Beratung der Familie und der therapeutischen<br />

Empfehlungen. Die Festlegung einer Diagnose<br />

soll nicht zu Schubladendenken verführen,<br />

nicht zur Stigmatisierung.<br />

Eltern wollen ihr Kind verstehen und es auf seinem<br />

Weg bestmöglich begleiten.<br />

Dr. med. Angelika Enders<br />

Zentrum für Entwicklungsneurologie und Frühförderung<br />

im Dr. von Haunerschen Kinderspital<br />

Lindwurmstr. 4, D- 80337 München<br />

Tel.: 0049 (0)89 5150 2881<br />

Fax: 0049 (0)89 5160 4903<br />

e-mail: Angelika.Enders@med.uni-muenchen.de


6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM<br />

“HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS UND FORSCHUNG”<br />

IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“HOMÖOPATHIE BEI ENTWICKLUNGSAUFFÄLLIGKEITEN”<br />

ZUSAMMENFASSUNG DES VORTRAGS VON DR. MED. HERBERT PFEIFFER<br />

Lasst die Kinder zu mir kommen,<br />

hindert sie nicht daran,<br />

denn für solche ist das Reich<br />

Gottes (Markus 10, 14).<br />

Dieser Satz steht für die Verantwortung,<br />

die Kinderärzte<br />

bei der Behandlung von Kindern<br />

haben. Sie sollen mit ihrer<br />

Therapie dazu beitragen, dass<br />

die Kinder nicht nur physische,<br />

psychische, intellektuelle und<br />

soziale Gesundheit erlangen,<br />

sondern auch ihre Geistseele<br />

entfalten können. Die Kinderärzte haben eine große<br />

Erziehungsaufgabe, die darin besteht, den Eltern<br />

zu helfen, ihre Kinder in Liebe und zur Liebe<br />

zu erziehen. Die Homöopathie ist eine Therapie,<br />

die in alle Bereiche des kindlichen Lebens hinein<br />

wirkt und die Entwicklung positiv beeinflusst. Jede<br />

Entwicklungsauffälligkeit ist Ansatz für eine antimiasmatische<br />

Therapie. Sowohl die akuten wie<br />

die chronischen Erkrankungen oder Störungen<br />

sind Ausdruck der vorhandenen und wirksamen<br />

Miasmen. Akute Erkrankungen sind meist eine vorübergehende<br />

Erscheinung des vorherrschenden<br />

Miasmas. Im Anschluss an die akute homöopathische<br />

Behandlung sollten wir nach den chronischen<br />

Symptomen des Miasmas suchen. Dabei helfen<br />

uns die Entwicklungsauffälligkeiten, die uns anamnestisch<br />

oder durch die Untersuchung zugänglich<br />

sind. In der Praxis erfolgt zuerst die übliche<br />

medizinische Diagnostik, um zu einer klinischen<br />

Diagnose zu kommen und um klinische Befunde<br />

zu haben, die im Laufe der homöopathischen<br />

Therapie kontrolliert werden können. Von Anfang<br />

Dr. med. Herbert Pfeiffer<br />

an wird jedes Symptom auf seinen<br />

miasmatischen Stellenwert<br />

überprüft. Die miasmatischen<br />

Symptome bestimmen die Therapie,<br />

erlauben eine Prognose<br />

und sind die Prüfsteine unserer<br />

Therapie. Die primäre und die<br />

sekundäre (persönliche) Miasmatik<br />

zeigen uns die vorhandenen<br />

diathetischen Belastungen<br />

an. Der Katalog der Risikonummern<br />

des Vorsorgeheftes weist<br />

uns auf die vielfältigen pränatalen<br />

Belastungen hin. Ein Kind kommt in die Praxis<br />

und zeigt uns häufig prima vista einen Teil seiner<br />

miasmatischen Pathologie, die uns bei der<br />

Anamneseerhebung in der Gesamtheit der Symptome<br />

zugänglich wird. Neben den anderen Untersuchungen<br />

hat die Entwicklungsdiagnostik eine<br />

große Bedeutung, da hierbei funktionelle Entwicklungsauffälligkeiten<br />

sichtbar gemacht werden<br />

können. Eine zentrale Stellung hat die Prüfung der<br />

Lagereaktionen nach Vojta, die ein Abbild der<br />

Funktion des zentralen Nervensystems und der posturalen<br />

Reifung gibt. Je mehr Risikofaktoren in der<br />

Schwangerschaft auf das Kind eingewirkt haben,<br />

um so häufiger sind die Lagereaktionen auffällig,<br />

woraus sich die Therapiebedürftigkeit ergibt. Die<br />

Prüfung der Meilensteine der Entwicklung des Kindes<br />

kann schon früh eine Entwicklungsauffälligkeit<br />

anzeigen. Die Zeitangaben sollten bei jedem<br />

Kind, auch den früh- oder mangelgeborenen Kindern,<br />

ohne Abzüge angewandt werden, um keine<br />

Therapiezeit zu versäumen. In den beiden Repertoriumsrubriken,<br />

„langsam oder spät Sprechen<br />

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44<br />

6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM “HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS<br />

UND FORSCHUNG” IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“HOMÖOPATHIE BEI ENTWICKLUNGSAUFFÄLLIGKEITEN”<br />

lernen“ und „spät Gehen lernen“ finden wir die<br />

bedeutsamsten Arzneimittel für die Behandlung der<br />

Entwicklungsauffälligkeiten. Sowohl für die Störung<br />

der Sprachentwicklung wie der motorischen<br />

Entwicklung finden wir fast übereinstimmend dieselben<br />

Arzneien.<br />

Die Aufgabe der Kinderärzte ist es, so früh wie möglich<br />

die Symptome zu erkennen, die miasmatisch<br />

sind und für die Entwicklung eine Bedeutung haben.<br />

Viele dieser Symptome sind in unsere Materia<br />

Medica eingeflossen. Wir können die einzelnen<br />

Symptome miasmatisch verstehen. Neurophysiologisch<br />

gesehen äußern sich die Entwicklungsauffälligkeiten<br />

mit einem bestimmten Muskeltonus,<br />

der auf den vier Grundformen hypoton,<br />

hyperton, athetotisch und ataktisch beruht, die eine<br />

zugeordnete Gehirnlokalisation haben. Die homöopathischen<br />

Arzneien haben einen Bezug zu<br />

den vier Grundformen des Muskeltonus. Zum Verständnis<br />

der neurophysiologischen Auffälligkeiten<br />

ist die Kenntnis der tonischen Muster, des asymmetrischen<br />

und symmetrischen tonischen Nackenreflexes<br />

und des tonischen Labyrinthreflexes<br />

von großer Bedeutung. Sie erklären viele der alltäglichen<br />

Beschwerden und Krankheiten der Bevölkerung.<br />

Sie zeigen uns aber immer von früh an<br />

die Entwicklungsauffälligkeiten, die an Bildern aus<br />

dem täglichen Leben zu sehen sind, ganz besonders<br />

beim Sport. Sie haben auch Auswirkung auf<br />

die Psyche, denn die Sensomotorik bestimmt die<br />

Psychomotorik. Freud nannte die Muskulatur das<br />

Organ der Seele. Entwicklungsauffälligkeiten sind<br />

zunehmend häufiger, da die Zahl der Risikokinder<br />

zugenommen hat, insbesondere die Frühgeborenen,<br />

mit zum Teil sehr kurzer Gestationsdauer.<br />

Entwicklungsauffälligkeiten sind in der Regel durch<br />

eine zentrale Koordinationsstörung verursacht, was<br />

sich durch die Aktivität von tonischen Mustern be-<br />

legen lässt. Es gibt zahlreiche klinische Hinweise<br />

auf eine zentrale Koordinationsstörung, die sich<br />

in besonderen Schwächen oder Störungen in den<br />

verschiedenen Lebensaltern äußert.<br />

Homöopathische Behandlung<br />

Die homöopathische Behandlung einer zentralen<br />

Koordinationsstörung und damit die Bestimmung<br />

der homöopathischen Arznei, des Simile, bezieht<br />

sich auf die Gesamtheit der Symptome. Diese ergeben<br />

sich aus der Anamnese, dem Gestationsalter,<br />

dem Rückstand in der posturalen Entwicklung,<br />

den abnormen Antworten bei den Lagereaktionen,<br />

der Störung des Muskeltonus, dem Auftreten unkoordinierter<br />

und pathologischer Bewegungen,<br />

dem Auftreten anderer motorischer Auffälligkeiten,<br />

den Fehlhaltungen und dem Verhalten.<br />

Es ist das große Anliegen der Kinderärzte, so früh<br />

wie möglich bei Entwicklungsauffälligkeiten mit einer<br />

homöopathischen Behandlung beginnen zu<br />

können. Diese Therapie ist nicht invasiv, aber intensiv,<br />

da sie im miasmatischen Sein des Menschen<br />

wirksam wird und damit das Leben ganz wesentlich<br />

beeinflussen wird. So ergeben sich schon homöopathische<br />

Therapiemöglichkeiten in der pränatalen<br />

Entwicklung, wie bei Hyperemesis,<br />

Schreckereignissen, Gebrauch von Drogen aller<br />

Art. In der perinatalen Phase können alle Arten von<br />

Störungen des Geburtsverlaufes, auch bedrohliche<br />

Störungen, die sich in einem niedrigen APGAR-<br />

Wert oder einer Atemstörung zeigen, homöopathisch<br />

behandelt werden. In der postnatalen Phase<br />

werden dann die eigentlichen Entwicklungsauffälligkeiten<br />

sichtbar, um so deutlicher, je älter<br />

das Kind wird. Das unterstreicht die Bedeutung der<br />

ganz frühen Behandlung. Deshalb werden gerade<br />

die Einzelheiten der frühen Behandlungsmöglichkeiten<br />

von Auffälligkeiten aufgezeigt.


6. INTERNATIONALES SYMPOSIUM “HOMÖOPATHIE IN KLINIK, PRAXIS<br />

UND FORSCHUNG” IN MÜNCHEN – 1. DEZEMBER 2007<br />

“HOMÖOPATHIE BEI ENTWICKLUNGSAUFFÄLLIGKEITEN”<br />

Leo erfuhr erst spät eine gezielte homöopathische<br />

Behandlung seines schweren Entwicklungsrückstandes.<br />

Auf Grund seiner Vorgeschichte und seiner<br />

extremen Frühgeburt wäre die homöopathische<br />

Behandlung schon viel früher möglich gewesen.<br />

Doch war ihm dies auf Grund von widrigen<br />

Umständen nicht vergönnt. Trotzdem hat ihm<br />

die Homöopathie bis heute sehr viel geholfen.<br />

Je weiter sich die Homöopathie als wichtiges Mittel<br />

der Behandlung auch schwerer Pathologien verbreitet<br />

und akzeptiert wird, um so mehr vergrößert<br />

sich die Chance anderer Kinder, in den Genuss<br />

dieser segensreichen Behandlungsform zu<br />

kommen. Die Homöopathie ersetzt keine andere<br />

notwendige Therapie, wie hier die neurophysiologische<br />

Behandlung (TPM = Therapiekonzept<br />

Pfeiffer-Meisel). Sie ist aber die erfolgreichste Arzneitherapie<br />

der Entwicklungsauffälligkeiten.<br />

Am Schluss mag wieder ein Satz aus der Bibel stehen,<br />

um den Kinderärzten zu zeigen, in welchem<br />

Auftrag und mit welcher Verantwortung die homöopathische<br />

Therapie von Entwicklungsauffälligkeiten<br />

durchzuführen ist:<br />

Und wer ein solches Kind in meinem Namen<br />

aufnimmt, der nimmt mich auf (Matthäus<br />

18:5).<br />

Dr. med. Herbert Pfeiffer<br />

Arzt für Kinder- und Jugendmedizin, Homöopathie<br />

Fichtestr. 14 A,<br />

D-65719 Hofheim am Taunus<br />

Tel.: 0049 (0)6192-7015<br />

e-mail: dr.pfeiffer@gmx.net<br />

6. Internationales Symposium “Homöopathie in Klinik, Praxis und Forschung”<br />

im Hörsaal des Dr. von Haunerschen Kinderspitals der LMU München<br />

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