Versuche mit Eiern und Gummibärchen - Deutsche Schule Rom
Versuche mit Eiern und Gummibärchen - Deutsche Schule Rom
Versuche mit Eiern und Gummibärchen - Deutsche Schule Rom
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Regionales Fortbildungszentrum <strong>Rom</strong><br />
D-Abt. Bologna - DS Genua - DS Mailand - DS <strong>Rom</strong><br />
Via Aurelia Antica 397 – 403<br />
I – 00165 <strong>Rom</strong>a<br />
E-mail: dsr@dsrom.de<br />
Dokumentation zur REFO<br />
Entdeckendes Lernen<br />
Zeit: 22.01. - 24.02.2010<br />
Ort: <strong>Deutsche</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Rom</strong><br />
Referentin: Dr. Karin Ernst, Berlin<br />
Dokumentation: Matthias Schopper, DSR
Inhaltsverzeichnis<br />
Ausschreibung <strong>und</strong> Programm .……………………………<br />
Teilnehmerliste …………………………………....………<br />
Verlaufs- <strong>und</strong> Ergebnisprotokolle ........................................<br />
Anhang (Ergänzungen zu den Protokollen)........................<br />
Rückmeldebogen …………………………………….....…<br />
3-4<br />
4<br />
5-29<br />
30-46<br />
47
Ausschreibung <strong>und</strong> Programm<br />
Dr. Karin Ernst | Berlin<br />
Entdeckendes Lernen – Hintergr<strong>und</strong>, Praxis,<br />
Entwicklung<br />
Entdeckendes Lernen ist eine Konzeption von Unterricht, die auf Forschungen zur kindlichen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> zum Lernen zurückgreift, aber die praktische Realisierung im normalen<br />
Schulalltag in den Mittelpunkt stellt. Historisch gesehen ist Entdeckendes Lernen vor allem<br />
<strong>mit</strong> der Curriculum-Forschung im Bereich des naturwissenschaftlichen Lernens in<br />
englischsprachigen Ländern verb<strong>und</strong>en. Reformpädagogische Gr<strong>und</strong>gedanken wie die vielen<br />
Spielarten kindorientierten <strong>und</strong> problembezogenen, aktiven Lernens sind darin wieder zu<br />
finden. Entdeckendes Lernen <strong>und</strong> der Freie Ausdruck in der künstlerischen Gestaltung<br />
ergänzen sich oft in produktiver Weise.<br />
Viele Forscher/innen, Entwickler/innen <strong>und</strong> Schulpraktiker/innen tragen zum besseren<br />
Verständnis <strong>und</strong> zur Weiterentwicklung dieses Ansatzes bei. Im Zuge der Diskussion um die<br />
Abkehr von der Lehrer-zentrierten, fragend-entwickelnden Unterrichtsgestaltung hin zur<br />
Kompetenzentwicklung der Lernenden in konstruktiven Prozessen gewinnt Entdeckendes<br />
Lernen aktuell wieder an Bedeutung.<br />
In dieser Fortbildung geht es darum,<br />
• Entdeckendes Lernen in den Zusammenhang der Schulreform <strong>und</strong><br />
<strong>Schule</strong>ntwicklung einzuordnen <strong>und</strong> eigene Ideen <strong>und</strong> Fragen dazu zu<br />
diskutieren<br />
• in einem Workshop Entdeckendes Lernen selbst zu erfahren <strong>und</strong> <strong>mit</strong> den<br />
eigenen Vorstellungen von gutem Unterricht in Beziehung zu setzen<br />
• an einem Beispiel Entdeckendes Lernen zu planen<br />
• etwas über die Verbindung von realem <strong>und</strong> virtuellem Entdeckendem Lernen<br />
zu erfahren <strong>und</strong> aktuelle Entwicklungen dazu kennen zu lernen.<br />
Wer sich vorher informieren will, ist herzlich eingeladen, folgende Websites anzusehen:<br />
www.entdeckendes-lernen.de<br />
www.explorarium.de<br />
Dort finden Sie viele Artikel <strong>und</strong> Anregungen <strong>und</strong> auch einige Informationen über Dr. Karin<br />
Ernst.
Programm:<br />
Montag, 22.2.10:<br />
Vor<strong>mit</strong>tag: Einführungsvortrag<br />
eigene Zugänge <strong>und</strong> Vorstellungen der Teilnehmenden<br />
drängende Fragen in Bezug auf Unterrichtspraxis <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />
Nach<strong>mit</strong>tag: praktischer Workshop (Fragestellung, Ideenfindung, Wuselphase, Planung)<br />
(Aktuell ist das Thema "Wasser" angedacht, weil sich das gut <strong>mit</strong> mehr<br />
Unterrichtsbeispielen weiterführen ließe. Eine Materialliste wird vorher<br />
verschickt.)<br />
Dienstag, 23.2.10:<br />
Fortsetzung des Workshops (eigenen Fragen nachgehen, Dokumentation, Präsentation)<br />
Mittwoch, 24.2.10:<br />
Vor<strong>mit</strong>tag: Planung von Entdeckendem Lernen für die eigene Klasse<br />
(Alltagsvorstellungen der Lernenden als Ausgangspunkt, Lernprozess,<br />
Materialien, Dokumentation, Bewertung)<br />
Nach<strong>mit</strong>tag: Ausblick auf Entdeckendes Lernen <strong>mit</strong> einer Lernplattform (optional).<br />
Teilnehmerliste:<br />
Name, Vorname <strong>Schule</strong> Schulart<br />
Busch, Carsten<br />
DSM GS-Ltg.<br />
Dohr, Sigrid<br />
Lauff, Katrin<br />
Rainer, Elisabeth<br />
Hänggli, Selina<br />
Hummel, Monika<br />
Holzmann, Ulrike<br />
Iafrate, Lidia<br />
Kahrau, Katalin<br />
Koller, Gerald<br />
DSM GS<br />
DSM GS<br />
DSM GS<br />
DSG GS<br />
DSG Gym<br />
DSR GS<br />
DSR GS<br />
DSR GS<br />
DSR Gym<br />
Wenty, Elisabeth DSR GS
Verlaufs- <strong>und</strong> Ergebnisprotokolle<br />
Protokollantin: Ulrike Holzmann<br />
Datum: 22.02.2010<br />
Uhrzeit: 9.00 Uhr - 10.50 Uhr<br />
Organisatorisches – Vorstellung der Referentin – Vorstellungsr<strong>und</strong>e<br />
Thema:<br />
Entdeckendes Lernen – Von den neuen Qualitäten eines alten<br />
Konzepts 1<br />
Fragen <strong>und</strong> Probleme:<br />
- Was tue ich als Lehrer, wenn ein Kind schon die Antwort zur aktuellen Frage bzw.<br />
zum aktuellen Problem hat.<br />
� Vielleicht hat das Kind eine andere Frage <strong>und</strong> kann daran arbeiten.<br />
� Vielleicht kann das Kind noch tiefer ins Thema einsteigen, Details erforschen.<br />
- Wie lang kann ich einen Forschungsprozess dauern lassen? Wann muss ich<br />
abbrechen?<br />
� In England dauert ein großes Thema etwa 6 – 7 Wochen.<br />
� Manchmal kann man Fragen auch unter einem anderen Thema wieder<br />
aufgreifen.<br />
� Am Ende folgt Dokumentation <strong>und</strong> Ausstellung.<br />
- Kinder benötigen eine andere Methodenkompetenz um auf diese Art arbeiten zu<br />
können.<br />
� Viel Lernbegleitung ist notwendig, viel Dialog.<br />
� Aufbau von Methodenkompetenz braucht Zeit.<br />
� Methodencurriculum innerhalb der <strong>Schule</strong> wäre wichtig, besonders für die<br />
Schnittstelle GS - Gymnasium.<br />
- Als Lehrer muss ich begleiten, beobachten, Schüler integrieren <strong>und</strong> interessieren,<br />
Fragen beantworten.<br />
� Meistens besteht das Problem, dass man zu wenig Zeit <strong>und</strong> zu wenig<br />
Lehrpersonal hat.<br />
- Wie geht man beim Entdeckenden Lernen <strong>mit</strong> der Notengebung um?<br />
� Man kann bewerten, ob das Kind gearbeitet hat, wie aktiv es gearbeitet hat,<br />
wie gut es präsentiert <strong>und</strong> die Lernergebnisse darstellt.<br />
� Mündliche Beurteilung ist möglich. Kinder sollten eine realistische<br />
Rückmeldung über ihre Arbeit bekommen.<br />
� Man kann auch bewerten, wie Kinder von anderen gestellte Quizfragen im<br />
Anschluss an die Präsentation beantworten kann.<br />
� Man braucht als Lehrer auch Zeit, um die Kinder beim Arbeiten zu<br />
beobachten.<br />
1 Vgl. Anhang 4 „Entdeckendes Lernen gestern <strong>und</strong> heute“.
Protokollantin: Lidia Iafrate<br />
Uhrzeit: 11.15 – 13.00<br />
Vom Kind auszugehen ist der entscheidende Punkt.<br />
Konzepte statt Faktenwissen<br />
Kompetenzen als Ziel<br />
Wie sieht der Lernprozess aus? 2<br />
(siehe Anhang)<br />
- Fragen entwickeln<br />
- Erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Herausfinden<br />
- Prozesse dokumentieren<br />
- Ergebnisse präsentieren<br />
- Sinnvolles Material<br />
- Räume innen <strong>und</strong> außen<br />
- Probleme <strong>mit</strong> der „eigenen Frage“<br />
- Fragen eingrenzen<br />
Anleitung ja, aber <strong>mit</strong> offenem Ergebnis!<br />
- Aufgaben, die herausfordern<br />
- Erfahrungen beim Experimentieren<br />
In der Praxis werden die Themen vorgegeben. Dazu werden Fragen entwickelt.<br />
Die verpflichtenden Themen im Rahmenplan sollen <strong>mit</strong> den Themen fürs Entdeckende<br />
Lernen verknüpft werden.<br />
Ideen können aus Büchern bzw. anderen Materialien kommen..<br />
Die Teilnehmer wechseln in den Computerraum über, um sich im Internet in das Kursforum<br />
einzuloggen, ihr Profil zu bearbeiten oder englische Artikel zum Thema „Entdeckendes<br />
Lernen“ zu lesen.<br />
2 S.u. Anhang 3 „Arbeitsphasen beim Entdeckenden Lernen“.
Protokollantin: Katalin Kahrau<br />
Uhrzeit: 14.00 – 16.00 Uhr<br />
Beginn des Workshops<br />
Raum wurde von der Kursleiterin umgebaut, Gruppentische wurden aufgebaut, Materialien<br />
querbeet an die Tische verteilt.<br />
Einstimmung<br />
Teilnehmer stellen die Gegenstände <strong>und</strong> Fotos vor, die sie von zu Hause <strong>mit</strong>gebracht haben<br />
<strong>und</strong> <strong>mit</strong> Wasser verbinden.<br />
Materialien:<br />
Badehaube, Regenschirm, Muschel, Flasche Wasser, Schnorchel, Seife, Quietscheente,<br />
Gummistiefel<br />
Fotos:<br />
Brandung, Meer, Neptun, Therme<br />
Findungsphase<br />
Jetzt sollen alle Teilnehmer eigene Fragen zum Thema Wasser finden. Dafür entwickelt jeder<br />
Teilnehmer eine eigene Mindmap. Nach etwa 10 Minuten werden alle Mindmaps vorgestellt.<br />
Frau Ernst fragt jeden, auf welche Frage er sich beim Workshop konzentrieren möchte oder<br />
welche am Anfang stehen könnte.<br />
Wuselphase<br />
Jeder Teilnehmer versucht Materialien zu finden, die ihm bei der Problemlösung helfen<br />
können. Die Teilnehmer schließen sich zu kleinen Gruppen zusammen. Teilweise werden<br />
schon konkrete <strong>Versuche</strong> durchgeführt.
Protokollant / Protokollantin Gerald Koller<br />
Datum: 23.02.10<br />
Uhrzeit: 9.15<br />
Thema: Reflexionsr<strong>und</strong>e<br />
1. Gruppe: <strong>Gummibärchen</strong> in Wasser eingelegt<br />
a) kochendes Wasser – geschmolzen<br />
b) kaltes Wasser – je nach Alter aufgegangen<br />
c) Vergleichsexemplare können noch vermessen werden<br />
Anregungen: Geschmack testen, aufschneiden (Mikroskop)<br />
heutiges Experiment: Eier – weiß – braune Schale – welches braucht länger, Entwicklung<br />
des Eies beim Kochen<br />
Anregungen: <strong>mit</strong> kaltem oder warmen Wasser starten, <strong>mit</strong> Essig, spielt das Alter der Eier<br />
eine Rolle?<br />
2. Gruppe: Mischung von Flüssigkeiten – spielt die Tassenform eine Rolle (bei<br />
einer Tasse muss nicht umgerührt werden um Kaffee <strong>und</strong> Milch zu<br />
mischen)?<br />
a) gefärbte Flüssigkeit von verschiedenen Einfüllhöhen<br />
spielt keine Rolle – Frage: Ist der Versuchsaufbau geeignet?<br />
b) Pipettendruck – spielt keine Rolle<br />
c) Einschüttort – Mitte oder Rand – hier wird weiterexperimentiert<br />
d) Sieht Vermischungsschlieren<br />
Anregungen: Zuerst die gefärbte Flüssigkeit, durchsichtige Becher, Wasser heiß machen,<br />
verschiedene Flüssigkeiten (Öl), andere Gefäße<br />
3. Gruppe: Schwimmkörper – Eis<br />
a) Eiswürfel geht zuerst unter – dann hoch<br />
b) Schwämme sinken auch nach längerer Zeit nicht nach unten<br />
c) Material <strong>und</strong> Oberfläche verursachen das Sinken<br />
Anregungen: Eiswürfel hat Sonderstellung, weitere Experiment um das Schwimmen von<br />
Schiffen zu untersuchen<br />
4. Gruppe: Warum schmeckt Salzwasser salzig, Herauslösen von gelöstem Salz, hat<br />
„normales“ Wasser einen Salzgehalt?<br />
Anregungen: Warum kommt das Salz ins Meer, warum verdursten Schiffbrüchige in einem<br />
Meer aus Salzwasser, „das tote Meer“<br />
Bis 10.00, dann freies Experimentieren + Dokumentation<br />
Diskussion über Deutsch als Unterrichtssprache unter den Schülern, schriftliches DFU –<br />
Material, Dokumentation auf Deutsch
Experimentelles Arbeiten:<br />
Gruppe 2: Fragestellung: „Braucht L. einen Kaffeelöffel?“<br />
Eine Person beharrt morgens beim Frühstück auf „ihrer“ Kaffeetasse<br />
<strong>und</strong> begründet es da<strong>mit</strong>, dass sich hier die Milch besser <strong>mit</strong> dem<br />
Kaffee vermischt als in den anderen Tassen, ohne dass der Kaffee<br />
verrührt werden muss.<br />
Kann das sein?<br />
Vorüberlegung: Von welchen Bedingungen hängt das<br />
Mischungsverhalten zweier Flüssigkeiten ab?<br />
1. „Eingießhöhe“<br />
Einfluss der „Eingießhöhe“ auf das<br />
Mischverhalten der Flüssigkeiten<br />
Versuch: Mit Methylblau gefärbtes<br />
Wasser wird aus verschiedenen Höhen<br />
(10, 20, 30, 40cm) in ein Gefäß <strong>mit</strong><br />
klarem Wasser geschüttet.<br />
Vermutung: Je größer die Eingießhöhe,<br />
desto schneller vermischen sich die<br />
Flüssigkeiten.<br />
Ergebnis: Mit unseren Möglichkeiten<br />
konnte ein Einfluss der Schütthöhe auf das Mischverhalten nicht<br />
beobachtet werden.<br />
Um die Ergebnisse zu präzisieren, wurden verschiedene Fehlerquellen<br />
ausgeschaltet. Zum Beispiel wurde die Pipette (unterschiedlicher<br />
Druck?) durch ein einfaches Glasröhrchen ersetzt.<br />
Im Verlauf der Versuchsreihe ergab sich die neue Fragestellung, ob es<br />
einen Einfluss auf die Mischgeschwin-
digkeit hat, ob das Wasser zentral oder am Rand des Gefäßes auf die<br />
Flüssigkeitsoberfläche auftrifft.<br />
2. „Einschüttort“<br />
Welchen Einfluss auf das<br />
Mischverhalten hat der Einschüttort,<br />
je nachdem, ob die gefärbte<br />
Flüssigkeit zentral in die Mitte der<br />
Tasse geschüttet wird oder gegen<br />
den Gefäßrand<br />
Versuch: Mit Methylblau gefärbtes<br />
Wasser wird zur selben Zeit an zwei<br />
verschiedenen Stellen (Rand<br />
<strong>und</strong> Zentrum) in zwei gleiche<br />
Gefäße <strong>mit</strong> klarem Wasser geschüttet.<br />
Vermutung: Wenn das gefärbte Wasser in die Mitte der Tasse<br />
auftritt, können sich die Flüssigkeiten besser mischen – der Rand<br />
wirkt möglicherweise „bremsend“ auf das Mischverhalten.<br />
Ergebnis: Ein Einfluss des<br />
Einschüttortes auf das Mischverhalten<br />
konnte zum Teil beobachtet werden:<br />
- Die Flüssigkeiten vermischen sich<br />
gleich gut.<br />
- Der Rand wirkt eher beschleunigend<br />
auf die Vermischung – die<br />
Flüssigkeiten mischen sich schneller.
3. „Einfluss der Gefäßwand“<br />
Einfluss der äußeren „Gefäßwand“ auf das Mischverhalten der<br />
Flüssigkeiten<br />
Versuch: Mit Methylblau gefärbtes Wasser wird in Gefäße <strong>mit</strong><br />
unterschiedlichen Gefäßformen geschüttet. Versuchsaufbau <strong>mit</strong><br />
tetraederförmigen, zylinderförmigen, kegelförmigen<br />
(Erlenmeyerkolben) <strong>und</strong> quaderförmigen Gefäßen.<br />
Vermutung: Je nach Gefäßform<br />
vermischen sich die<br />
Flüssigkeiten unterschiedlich.<br />
Ergebnis: Ein Einfluss der<br />
Außenwand der Gefäße auf das<br />
Mischverhalten konnte deutlich<br />
beobachtet werden. Eine r<strong>und</strong>e<br />
Außenform unterstützt die<br />
Mischung, es bilden sich<br />
deutliche Farbschlieren <strong>und</strong> Strömungswirbel, die Flüssigkeiten<br />
durchmischen sich gleichmäßig.<br />
Deutlich unterschiedlich verhielt sich das gefärbte Wasser in eckigen<br />
Gefäßen. Beim quaderförmigen Behälter entsteht nur eine schwache<br />
Kreisbewegung, die Farbspirale bildet sich <strong>mit</strong> Verzögerung, die<br />
Durchmischung dauert länger <strong>und</strong> ist schlechter. Besonders deutlich<br />
war der Unterschied im tetraederförmigen Behälter zu beobachten:<br />
Die Farbmischung fand vor allem in der Gefäß<strong>mit</strong>te statt. Die Ecken<br />
blieben klar, hier war keine Mischung sichtbar.<br />
Wichtige Beobachtung: Bei den beiden r<strong>und</strong>en Gefäßen<br />
(Erlenmeyerkolben <strong>und</strong> Zylinder) mischen sich die Flüssigkeiten<br />
schneller, wenn der Boden zur Außenwand leicht abger<strong>und</strong>et ist.<br />
Die Kaffeetasse hat einen r<strong>und</strong>en Boden <strong>und</strong> wird durch den<br />
verengten Hals an der oberen Tassenwand kugelförmig.
4. „Einfluss von kugelförmiger Gefäßwand <strong>und</strong> größeren<br />
Flüssigkeitsmengen“<br />
Welchen Einfluss haben Gefäßwand der Tasse <strong>und</strong> die Verwendung<br />
größerer Wassermengen auf das Mischverhalten der Flüssigkeiten<br />
Versuch: Mit Methylblau<br />
gefärbtes Wasser wird in Gefäße<br />
<strong>mit</strong> einer kugelförmigen<br />
Gefäßform geschüttet.<br />
Bei der Versuchsdurchführung<br />
werden Wassermengen benutzt,<br />
die eher der Wirklichkeit am<br />
Frühstückstisch entsprechen (20ml<br />
blaues Wasser in 250ml klares<br />
Wasser).<br />
Vermutung: Durch die<br />
Verwendung größerer Wassermengen vermischen sich die<br />
Flüssigkeiten schneller. Die kugelförmige Gefäßform beeinflusst das<br />
Mischverhalten positiv.<br />
Ergebnis: Ein Einfluss der Außenwand der Gefäße auf das<br />
Mischverhalten konnte beobachtet werden. Ein r<strong>und</strong>er Gefäßboden<br />
unterstützt das Mischverhalten.<br />
Deutlich ist zu beobachten, wie die<br />
Flüssigkeit zunächst am Gefäßrand zum<br />
Tassenboden gleitet um sich in der<br />
Aufwärtsbewegung wirbelnd <strong>mit</strong> dem klaren<br />
Wasser zu mischen.<br />
Die größere Flüssigkeitsmenge bewirkt eine<br />
schnellere Durchmischung. Höhere<br />
Fließgeschwindigkeit, stärkere<br />
Strömungsbildung.
5. „Einfluss der Flüssigkeitsart“<br />
Nachdem bisher zu den <strong>Versuche</strong>n nur klares <strong>und</strong> gefärbtes Wasser<br />
verwendet wurde, soll untersucht werden, ob die Erkenntnisse auf<br />
Wasser (Kaffee) <strong>und</strong> Milch<br />
übertragbar sind.<br />
Vermutung: Durch die höhere<br />
Dichte der Milch vermischen<br />
sich die Flüssigkeiten schneller.<br />
Versuch: Die gleichen Mengen<br />
Milch <strong>und</strong> gefärbtes Wasser<br />
werden zeitgleich in zwei<br />
zylinderförmige Gefäße<br />
geschüttet.<br />
Ergebnis:<br />
Die Vermutung bestätigte sich<br />
nicht. Die Milch mischte sich gut<br />
<strong>und</strong> recht schnell, allerdings<br />
merklich langsamer als im<br />
Vergleichsgefäß <strong>mit</strong> gefärbtem<br />
Wasser.<br />
Möglicherweise bewirken der<br />
Fettgehalt der Milch <strong>und</strong> ihre<br />
geringere Viskosität die<br />
verlangsamte Vermischung.<br />
Deutlich wurde bei diesen<br />
<strong>Versuche</strong>n auch noch einmal der<br />
Unterschied, ob die Milch<br />
zentral in die Gefäß<strong>mit</strong>te oder an<br />
den Tassenrand geschüttet wird.
6. Endergebnis:<br />
Möglicherweise ist vor allem die engere Öffnung der Tasse dafür<br />
verantwortlich, dass die Milch am Tassenrand entlang zum<br />
Gefäßboden geleitet wird.<br />
Der r<strong>und</strong>e Boden unterstützt die schnellere Vermischung der<br />
Flüssigkeiten.<br />
Der Kaffeelöffel wird bei der Versuchstasse unnötig – L. hat <strong>mit</strong> ihrer<br />
Behauptung Recht gehabt!<br />
Protokollant / Protokollantin: Monika Hummel<br />
Datum: 24.02.2010<br />
Uhrzeit: 9.00 Uhr<br />
Thema: Vorstellung der „Forschungsergebnisse“<br />
<strong>Versuche</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eiern</strong> <strong>und</strong> <strong>Gummibärchen</strong><br />
(Kahrau, Koller, Holzmann)<br />
<strong>Versuche</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eiern</strong><br />
1) Werden weiße Eier bei gleicher Kochzeit härter als braune Eier?<br />
Zwei gleich schwere Paare weiß/braun werden einmal 5 Min <strong>und</strong> einmal 7 Min.<br />
gekocht:<br />
• Bei 5 Minuten Kochzeit waren beide glibberig, es war kein Unterschied<br />
sichtbar.<br />
• Bei 7 Minuten Kochzeit war das weiße Ei deutlich härter (Dotter).<br />
Ergebnis: Braune Eier werden bei gleicher Kochzeit härter als weiße.<br />
2) Wie hart sind die Eier nach 3,5 bis 6 Minuten kochen?<br />
3,5 Minuten Viel flüssiges Eiweiß um Dotter herum, Dotter flüssig, Kappe<br />
teilweise flüssig<br />
4 Wenig flüssiges Eiweiß, Kappe noch flüssiges Eiweiß<br />
4,5 Gerade kein flüssiges Eiweiß, Kappe sehr weich<br />
5 Eiweiß fest, auch Kappe<br />
5,5 Eiweiß fest<br />
6 Eiweiß fest, Dotter nicht mehr ganz flüssig
Ergebnis: Neue <strong>Versuche</strong> werden <strong>mit</strong> einer Mindestkochdauer von 6 Minuten<br />
durchgeführt.<br />
3) Kochen weiße <strong>und</strong> braune Eier unterschiedlich hart bei gleicher<br />
Kochzeit?<br />
Nach 7,5 Minuten:<br />
• Braun: auch nach dem Nachgaren bleibt Dotter innen flüssig.<br />
• Weiß: nach dem Nachgaren Dotter innen fest.<br />
Mit bloßem Auge ist bei der Dicke der Schale von weißen <strong>und</strong> braunen <strong>Eiern</strong><br />
kein Unterschied auszumachen.<br />
Ergebnis: Weiße Eier sind bei gleicher Kochzeit härter. Die Dicke der Schale<br />
spielt dabei keine Rolle.
4) Gibt es einen Unterschied, ob ein oder viele Eier im selben Topf gekocht<br />
werden?<br />
Nach 7,5 Minuten:<br />
• Ei im 6er Topf: innen noch weich<br />
• Ei im Topf allein: innen fester, Rand <strong>und</strong> Dotter fest <strong>und</strong> gelb<br />
Ergebnis: Eier werden schneller hart wenn sie im Topf allein kochen.<br />
5) Stimmt die Aussage, dass Kochen <strong>mit</strong> Deckel viel Energie spart<br />
(schneller die Siedetemperatur erreicht wird)?<br />
Ein Liter Wasser ohne Deckel 6:40 Min <strong>und</strong> <strong>mit</strong> Deckel 6:10 Min.<br />
Ergebnis: Unterschiede sind nicht so groß wie vermutet aber existent.<br />
<strong>Versuche</strong> <strong>mit</strong> <strong>Gummibärchen</strong><br />
Was passiert, wenn man <strong>Gummibärchen</strong> ins Wasser legt?<br />
Vermutung:<br />
- <strong>Gummibärchen</strong> nehmen kaltes Wasser auf <strong>und</strong> werden größer.<br />
Versuch 1:<br />
Verschiedene <strong>Gummibärchen</strong> werden für 19 St<strong>und</strong>en in einen Becher <strong>mit</strong> kaltem<br />
Wasser gelegt.<br />
1 fruittella-Elefant<br />
1 Haribo (MHD 2010)<br />
1 Haribo (3,5 Jahre alt)<br />
1 Haribo (7 Jahre alt = Ötzi)
Nach etwa 5 Minuten bilden sich um alle Bärchen herum kleine Bläschen.
Nach 19 St<strong>und</strong>en:
Elefant<br />
Haribo 2010<br />
Haribo 3,5<br />
Haribo 7<br />
sichtbare Veränderung gemessene<br />
Größenveränderung<br />
viel größer,<br />
2,6 cm -> 4 cm<br />
Bläschen,<br />
liegt am Boden<br />
viel größer,<br />
Bläschen,<br />
schwebt im Wasser<br />
größer,<br />
Bläschen,<br />
schwebt im Wasser<br />
größer,<br />
keine Bläschen,<br />
farbiger Kern,<br />
Auflösungserscheinungen,<br />
liegt am Boden,<br />
Teilchen lösen sich von der<br />
Oberfläche,<br />
Farbe verteilt sich am<br />
Boden<br />
2,1 cm -> 3,4 cm<br />
1,7 cm -> 3,1 cm<br />
1,9 cm -> Kern 2,5 cm<br />
<strong>mit</strong> „Hof“ 3,7 cm
Geschmack <strong>und</strong><br />
Aussehen des<br />
Wassers<br />
Elefant - leichter Gu-bä-<br />
Geschmack <strong>und</strong> –<br />
geruch<br />
- leicht rosa<br />
Haribo 2010 - schmeckt kaum<br />
nach Gu-bä<br />
- fast klar<br />
Haribo 3,5 - schmeckt noch<br />
weniger nach Gubä<br />
- riecht kaum<br />
- etwas gelber als<br />
2010<br />
Haribo 7 - Geschmack wie<br />
Haribo 3,5<br />
- riecht kaum<br />
- Farbe nur am<br />
Boden<br />
Gewichts-<br />
Zunahme durch<br />
Wasseraufnahme<br />
11,1 g<br />
(trocken 6,8 g<br />
nass 17,9 g)<br />
5,1 g<br />
(trocken 2,2 g<br />
nass 7,3 g)<br />
4,1 g<br />
(trocken 1,7 g<br />
nass 5,8 g)<br />
1,8 g<br />
(trocken 1,8 g<br />
nass 3,6 g)<br />
Beobachtung am<br />
aufgeschnittenen<br />
Gu-bä<br />
kräftigste Farbe an<br />
der dicksten Stelle<br />
gleichmäßig<br />
entfärbt<br />
dunkler Kern<br />
Innerer festerer<br />
<strong>und</strong> kräftiger<br />
gefärbter Kern,<br />
Außenbereich<br />
glibbriger, mehr<br />
gelöst, heller<br />
gefärbt
Versuch 2:<br />
Haribo <strong>Gummibärchen</strong> (MHD 2010) wird <strong>mit</strong> kochendem Wasser übergossen.<br />
Nach 2 Minuten ist das Gu-bä geschmolzen <strong>und</strong> verteilt ich am Boden des<br />
Glases.<br />
Das Wasser schmeckt süßlich.<br />
� Der Zucker des Gu-bä löst sich im heißen Wasser.<br />
Gewichtsveränderung:<br />
trockenes Gu-bä: 2,2 g<br />
nasses, verformtes Gu-bä: 6,5 g<br />
� 4,3 g Wasser wurden aufgenommen.
Schwimmen <strong>und</strong> Sinken – Warum schwimmt ein Schiff?<br />
(E. Wenty, L. Iafrate)<br />
Erste Ideen:<br />
Fragestellung: Warum sinken große Schiffe nicht, obwohl sie so schwer sind?<br />
<strong>Versuche</strong>:<br />
1. Untersuchen verschiedener Materialien auf ihre Schwimmfähigkeit<br />
Material sinkt sinkt nicht Auffälligkeiten<br />
Korken x legt sich flach, eine Hälfte unter<br />
Wasseroberfläche, eine<br />
Holzstückchen eckig<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong><br />
oberhalb W.<br />
x legt sich flach, eine Hälfte unter<br />
Wasseroberfläche, eine<br />
oberhalb W.<br />
Synthetikschwämmchen x legt sich flach, eine Hälfte unter<br />
Wasseroberfläche, eine<br />
oberhalb W.<br />
Plastikverschluss x legt sich flach, eine Hälfte unter<br />
Wasseroberfläche, eine<br />
oberhalb W.<br />
Wäscheklammer x legt sich flach, eine Hälfte unter<br />
Wasseroberfläche, eine<br />
oberhalb W.<br />
Radiergummi, eckig x legt sich flach, eine Hälfte unter<br />
Wasseroberfläche, eine
Holz- <strong>und</strong> Plastikperle x<br />
oberhalb W.<br />
legt sich flach, eine Hälfte unter<br />
Wasseroberfläche, eine<br />
oberhalb W.<br />
Radiergummi, groß u.<br />
r<strong>und</strong><br />
x<br />
Steine verschiedener x<br />
Größe<br />
Eiswürfel sinkt erst<br />
<strong>und</strong> kommt<br />
dann wieder<br />
hoch<br />
Der größte Teil des Eiswürfels<br />
liegt unter der<br />
Wasseroberfläche<br />
Beobachtungen:<br />
Ob ein Schiff sinkt, hängt a) vom Material,<br />
b) vom Gewicht <strong>und</strong><br />
c) von der Form ab.<br />
Wir haben gesehen, dass Formen, die flach auf der Wasseroberfläche auflagen<br />
<strong>und</strong> leicht waren, nicht untergingen. Holz <strong>und</strong> Kunststoff schwammen sehr gut.
2. Untersuchen verschiedener Bootsformen <strong>und</strong> ihrer Belastbarkeit<br />
(verwendetes Material: Plastilin <strong>und</strong> Holzperlen)<br />
Welche Bootsform schwimmt am besten?<br />
Wir haben beobachtet, dass es wichtig war, wie viel „Auflagefläche“ die<br />
Plastilinboote hatten.<br />
Flache, kanuförmige Boote waren oft zu schwer <strong>und</strong> gingen unter.<br />
Außerdem sahen wir:<br />
Schalenförmige Boote <strong>mit</strong> großer „Auflagefläche“ schwammen am<br />
besten. Ein hoher Bordrand war wichtig, da<strong>mit</strong> das Boot sich trotz<br />
„Tiefgang“ nicht <strong>mit</strong> Wasser füllte.<br />
Kanuförmige Boote müssen sehr leicht sein, um nicht unterzugehen.<br />
Wie belastbar sind die verschiedenen Bootstypen?<br />
Bootstyp Bootsgewicht Lastgewicht Beobachtungen<br />
sehr große<br />
Schale<br />
112.5g 95g Perlen müssen<br />
gleichmäßig<br />
verteilt werden.<br />
große Schale 21g 29,5g Bei einer Perle<br />
mehr sinkt das<br />
Boot.<br />
kleine Schale 19g 12g x<br />
kleine Schale,<br />
leicht<br />
11g 11g x<br />
Beobachtungen:<br />
Wir konnten nicht beobachten, dass die Belastbarkeit nur von der Größe der<br />
Schiffe abhängig wäre. Daraus ergab sich die nächste Versuchsreihe, die die<br />
Bootsformen genauer unter die Lupe nahmen.
Wie viele Perlen tragen drei verschiedene Bootsformen, die ein gleiches<br />
Gewicht haben?<br />
Bootstyp Bootsgewicht Lastgewicht Beobachtungen<br />
große Schale 28g 30,5g Perlen müssen<br />
gleichmäßig<br />
verteilt werden.<br />
trichterförmiges 28g 34,2g sehr stabile<br />
Boot<br />
Wasserlage<br />
Kanu 28g 9,6g sehr unstabil<br />
Beobachtungen:<br />
Bei gleichem Gewicht sahen wir, dass die Trichterform bei einem Boot eine<br />
höhere Belastbarkeit erzeugte.<br />
Beim großen Boot mussten die Perlen gleichmäßig auf die „Ladefläche“ verteilt<br />
werden <strong>und</strong> durften nicht an einer Stelle angehäuft werden, sonst ging das Boot<br />
frühzeitig unter, ohne seine volle Tragfähigkeit ausgeschöpft zu haben.<br />
Das Kanu konnte, trotz gleichmäßiger Verteilung, nur wenig beladen werden.
Offene Fragen:<br />
- Wie verhalten sich andere Materialien (Aluminium, Holz, Papier, ...) bei<br />
den bereits praktizierten Versuchsabläufen?<br />
- In welchem Zusammenhang steht die Bootsform zur Geschwindigkeit<br />
eines Bootes?<br />
- Gibt es Unterschiede bei Salz- <strong>und</strong> Süßwasser, wie Boote schwimmen?<br />
- Haben große Schiffe luftgefüllte Hohlräume, die das Gewicht eines<br />
Schiffes „verringern“ oder nach oben drücken?<br />
Letzte Gruppe beschäftigte sich <strong>mit</strong> der Fragestellung:<br />
Warum schmeckt das Meerwasser salzig?<br />
Vermutung: Salz kommt ins Wasser durch äußere Einflüsse.<br />
Versuchsaufbau:<br />
Wasser wurde <strong>mit</strong> Salz angereichert, das Wasser zum Verdunsten gebracht <strong>und</strong><br />
der Rest geschmacklich geprüft.<br />
Ergebnis: salziger Geschmack <strong>und</strong> kristallartiger Rückstand auf dem Topfboden.<br />
Der Rest war salzig. Die Frage inwieweit sind andere Stoffe im Wasser gelöst,<br />
die nun im Rückstand sich befinden.<br />
Süßwasser wurde zur Kontrolle ebenfalls verdampft, Reste waren zu beobachten<br />
die jedoch nicht salzig geschmeckt haben.<br />
Vermutung dass hier Kalkrückstände übrig blieben konnten nicht weiter<br />
untersucht werden.<br />
Diskussion über die Umsetzung in der <strong>Schule</strong>.<br />
Wichtig ist den Denkprozess der Schüler nachzuempfinden <strong>und</strong> besonders<br />
interessant ist, die Fehlersuche <strong>und</strong> Weiterentwicklung der Versuchsmethoden<br />
<strong>und</strong> –durchführungen.<br />
Kaffeepause ☺<br />
Kindliche Vorstellungen <strong>und</strong> Lernbegleitung<br />
Am Beispiel „Was passiert <strong>mit</strong> (diesem Ding) im Wasser.<br />
Vortrag von Frau Dr. Ernst (siehe Anlage)<br />
Diskussion über die kindliche Vorstellungen <strong>und</strong> Erfahrungen.
Inwieweit verändern sich die Erfahrungen der Kinder aufgr<strong>und</strong> der<br />
gesellschaftlichen Einflüsse <strong>und</strong> inwieweit können wir dies so in der <strong>Schule</strong><br />
auffangen.<br />
Arbeitsphasen beim Entdeckenden Lernen<br />
Vorstellung von Frau Dr. Ernst (siehe Anlage)<br />
Diskussion über die Realisierung im Schulalltag:<br />
* Schulstrukturelle Rahmenbedingungen:<br />
Wie ist es möglich an einer Fragestellung über mehrere Wochen<br />
fächerübergreifend zu arbeiten?<br />
* Umsetzungsmöglichkeiten Lernwerkstatt<br />
Beispiel: Gang übers Schulgelände: Aus Beobachtungen wurden Fragen<br />
formuliert, denen dann nachgegangen wurde. Lehrkraft begleitet Schüler <strong>und</strong><br />
dem Lernprozess.<br />
* Entdeckendes Lernen im Alltag ohne Lernwerkstatt möglich?<br />
Entdeckendes Lernen planen<br />
Kurzvortrag von Frau Dr. Ernst (siehe Anlage)<br />
Diskussion: Schwierigkeiten beim Entdeckenden Lernen <strong>und</strong> Lösungsansätze:<br />
* Schüler die Angst haben Fehler zu machen.<br />
* Schüler die sich nicht einbringen.<br />
* Schüler die nicht entdecken wollen.<br />
Fazit: Arbeitsweise muss eingeübt werden, selbständiges Lernen muss trainiert<br />
werden, auch entdeckendes Lernen kann nicht immer alle Kinder motivieren.<br />
Diskussion: Widerstände des Entdeckenden Lernen:<br />
Räumlichkeiten:<br />
- Klassenräume sind zu klein, sind <strong>mit</strong> Tischen schon vollgestellt<br />
- Tischgruppen haben keine Platz.<br />
- Gibt es Möglichkeiten für Schränke oder Regalen?<br />
- Andere Lösungsansätze: Entrümpeln, Rollwagen,<br />
„Wohnmobilkonstruktionen“<br />
- Ausweichmöglichkeiten für Gruppen im Flur aufgr<strong>und</strong> von<br />
Brandschutzregelungen nicht möglich.<br />
- Methode an Räumlichkeit anpassen: Materialienkisten für Schultische,<br />
handelnde Lernansätze nutzen
Wenn räumliche Probleme nicht überwindet werden können – was können wir<br />
trotzdem umsetzen:<br />
- Nur eine Fragestellung der Schüler für alle Schüler nutzen (klein<br />
anfangen, dann ausbauen)<br />
- Bei Projektwoche, oder –tage nutzen<br />
- Themen die möglich sind <strong>mit</strong> geringem Materialeinsatz umzusetzen<br />
- Außenbereiche wie Wiesen nutzen<br />
Große Gruppen<br />
Lernplattform nutzen<br />
Computerdokumentation motiviert Schüler, zudem kann dadurch die<br />
schülerindividuelle Arbeitsweise gut genutzt werden (Lehrerentlastung)<br />
Eltern<br />
Information über Methode oft sinnvoll.<br />
Einbindung von Eltern als Unterstützung.<br />
Material:<br />
Beschaffung nicht immer das Problem, vielmehr die Stellfläche fehlt um<br />
aktuelle Materialien über Tage stehen zu lassen.<br />
Leistungsbewertung:<br />
- Keine Leistungsbewertung im üblichen Notensystem<br />
- Lernentwicklung <strong>und</strong> Lernzuwachs dokumentieren (prozessbegleitende<br />
Bewertung)<br />
- Problematik der Lernstanderhebungen, Lehrplanerfüllung kontra<br />
unüberprüfbare Kompetenzen <strong>und</strong> „Lernfreiräume“.<br />
- Testfragen zu Präsentationen<br />
- Präsentationen kriterienorientierte bewerten<br />
Vorbereitungsintensiv:<br />
- Persönliches Vorwissen (müssen wir immer alles wissen?)<br />
- Materialbeschaffung (können Schüler die Sachen <strong>mit</strong>bringen?)<br />
- Schüler bringen italienische Bücher <strong>und</strong> nicht deutschsprachige <strong>mit</strong><br />
- <strong>Schule</strong>igene Bücherei nutzen<br />
13.00 Uhr – Mittagspause bzw. Abreise der Kollegen aus Genua <strong>und</strong> Mailand
Anhang (Ergänzungen zu den Protokollen)<br />
1. Entdeckendes Lernen lernen - Gr<strong>und</strong>lagen (Dr. Karin Ernst, Berlin)<br />
Begriffserklärungen<br />
Entdeckendes Lernen als Lernansatz hat verschiedene Quellen:<br />
• die Reformpädagogik (Vertrauen auf den Lernwillen <strong>und</strong> die Lernfähigkeit von Kindern),<br />
• die genetische Erkenntnistheorie Piagets <strong>und</strong> seiner MitarbeiterInnen <strong>und</strong> NachfolgerInnen<br />
(Lernen als aktive Konstruktion von Begriffen <strong>und</strong> Denkstrukturen, die sich immer weiter<br />
entwickeln können),<br />
• einige Strömungen der modernen Naturwissenschaftsdidaktik (nicht Fakten lernen, sondern<br />
naturwissenschaftliche Untersuchungsweisen anwenden, um aktiv zu Erkenntnissen zu kommen),<br />
• die Curriculum- <strong>und</strong> Schulreform der 60er Jahre in England <strong>und</strong> den USA (Aufmerksamkeit für<br />
das tatsächliche Lernen von Kindern),<br />
• aktuelle Forschungen zum Lernen.<br />
Entdeckendes Lernen als Konzeption ist heute am ehesten dem Konstruktivismus zuzuordnen.<br />
Da sich Entdeckendes Lernen vom traditionellen Unterricht gr<strong>und</strong>legend unterscheidet, muss<br />
es aufgr<strong>und</strong> persönlicher experimenteller Erfahrungen <strong>mit</strong> diesem Lernen <strong>und</strong> dem<br />
Nachdenken darüber (möglichst zusammen <strong>mit</strong> anderen) aktiv konstruiert werden.<br />
• Ein Workshop zum Entdeckenden Lernen ist eine Lernform für Erwachsene, durch die<br />
exemplarisch die wesentlichen Elemente dieser Lernweise erfahren werden können, um<br />
die Unterschiede zum traditionellen Lernen deutlich zu machen <strong>und</strong> das Nachdenken über<br />
Lernen anzuregen. In einem Workshop stehen alltägliche Fragen aus dem Umgang <strong>mit</strong><br />
natürlichen <strong>und</strong>/oder technischen Phänomenen im Mittelpunkt. Er mündet in der<br />
Dokumentation <strong>und</strong> Präsentation von Lernprozessen <strong>und</strong> Ergebnissen <strong>und</strong> gibt dabei dem<br />
Freien Ausdruck Raum.<br />
• Eine Lernwerkstatt ist eine feste Einrichtung, in der man aufgr<strong>und</strong> ihrer Ausstattung<br />
besonders gut „entdeckend lernen“ kann, die aber auch als Treffpunkt <strong>und</strong> Beratungsstelle<br />
für PädagogInnen fungiert, die ihren Unterricht verändern wollen. Inzwischen gibt es auch<br />
Lernwerkstätten für Kinder in <strong>Schule</strong>n, die jedoch oft die Gefahr in sich bergen,<br />
Entdeckendes Lernen Kurze <strong>und</strong> besondere Zeiten im Unterrichtsalltag zu begrenzen.<br />
Gr<strong>und</strong>entscheidungen über Lernen, auf denen Entdeckendes Lernen beruht<br />
• Das Lernen orientiert sich an den Lernenden, ihrer Aktivität, ihrer Suche nach<br />
Verstehen <strong>und</strong> Sinn. Es enthält deshalb immer einen Anteil persönlicher bedeutsamer<br />
Erkenntnis.<br />
• Im Lernen entsteht ein direkter Bezug zur „Sache“ als Teil der Welt, die sich vom<br />
menschlichen Geist nur durch mehr oder weniger erfolgreiche Verständniskonstruktionen<br />
erfassen lässt, ohne je vollständig verstanden werden zu können. Dieses gr<strong>und</strong>sätzliche
Anderssein der Sache wird bei Naturphänomenen besonders deutlich, <strong>und</strong> es wird hier zu<br />
einer besonderen Herausforderung, aber auch Verständnisgrenze.<br />
• Lernen ist deshalb prinzipiell unabgeschlossen. Fakten <strong>und</strong> sicheres Wissen spielen nur<br />
eine temporäre Rolle; wichtiger sind Fragen, die sich in immer neue Fragen<br />
ausdifferenzieren können, <strong>und</strong> Denkstrukturen, die sich entwickeln <strong>und</strong> ermöglichen, die<br />
Welt (<strong>und</strong> sich selbst) immer besser zu verstehen. Es geht nicht darum, möglichst viel<br />
Wissen abzudecken, sondern Zusammenhänge aufzudecken.<br />
• Die Lernfähigkeit wächst <strong>mit</strong> der kindlichen Entwicklung, <strong>und</strong> die verschiedenen<br />
Stadien kindlicher Denkentwicklung sind auch Anteile im Denken Erwachsener. Das<br />
Erfassen <strong>mit</strong> allen Sinnen, das Wiedererkennen, Ordnen <strong>und</strong> Zuordnen, das konkrete<br />
Manipulieren <strong>und</strong> Untersuchen von Gegenständen <strong>und</strong> Gegebenheiten <strong>und</strong> schließlich das<br />
Schlussfolgern <strong>und</strong> Übertragen von Erkenntnissen auf neue Situationen sind solche<br />
Stadien <strong>und</strong> Anteile, die sich bei Kindern erst nach <strong>und</strong> nach herausbilden <strong>und</strong> bei<br />
Erwachsenen in vielfältigen Schleifen immer wieder neu durchlaufen werden. Dieses<br />
Lernen schließt Gefühl, Intuition <strong>und</strong> Phantasie <strong>mit</strong> ein.<br />
• Lernen erfolgt im Dialog <strong>und</strong> in der Gemeinschaft. Im Gespräch <strong>mit</strong> anderen klären sich<br />
die eigenen Gedanken <strong>und</strong> werden Schlussfolgerungen als mehr oder auch weniger<br />
sinnvoll erkannt. Die Lehrenden <strong>und</strong> die Materialien der Lernumgebung helfen,<br />
Beziehungen zu anderen, historisch <strong>und</strong> kulturell bedingten Deutungsmöglichkeiten<br />
herzustellen. Persönliche Erkenntnis wird da<strong>mit</strong> zu einem Teil allgemeiner Erkenntnis,<br />
ohne den emotionalen Wert persönlicher Bedeutsamkeit zu verlieren.<br />
Phasen eines Workshops zum Entdeckenden Lernen<br />
• Einführende Aktivität(en), die auf Lernen neugierig machen,<br />
• Entwicklung von Ideen für persönliche Fragestellungen, denen im Workshop nachgegangen<br />
werden kann,<br />
• Brainstorming zum vertraut werden <strong>mit</strong> der eigenen Frage, Aktivieren des persönlichen<br />
Fragekontextes,<br />
• assoziative Annäherung an die eigene Frage, Suche nach geeigneter Materialien, Erprobung<br />
von Untersuchungsmethoden, Bau von Versuchseinrichtungen, usw.<br />
• Zuspitzung der Fragestellung, gezieltes Experimentieren, dabei Aufzeichnungen über<br />
Vorgehensweise <strong>und</strong> Ergebnisse anfertigen,<br />
• Auswertung <strong>und</strong> Dokumentation des Untersuchungsprozesses <strong>und</strong> seiner Ergebnisse, neue<br />
Fragen,<br />
• Präsentation in der Gruppe,<br />
• wenn möglich: allgemeine Schlussfolgerungen in Bezug auf Lernen.<br />
Bei einem mehrtägigen Workshop finden in der Regel zu Beginn <strong>und</strong> am Ende einer<br />
Lerneinheit Gespräche in der gesamten Gruppe statt, in denen der Fortgang der Arbeit<br />
besprochen wird <strong>und</strong> anstehende Fragen von allgemeinem Interesse geklärt werden können.
2. Entdeckendes Lernen planen<br />
Eigene Vorbereitung<br />
Persönliche Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Thema<br />
• eigene Erinnerungen<br />
• eigene Fragen <strong>und</strong> Ideen<br />
• Materialsichtung zu Thema <strong>und</strong> Lernmöglichkeiten<br />
Sachanalyse:<br />
• Worauf kommt es an? Was ist der Witz? (Konzepte)<br />
• Welche Alltagsvorstellungen kann man vermuten? Wo könnten „kritische Barrieren“<br />
liegen?<br />
• Welche „Metapher“ steckt in der Aufgabe? Welche Erinnerungen <strong>und</strong> persönlichen<br />
Zugänge könnten geweckt werden? Wie kann man sie sichtbar machen <strong>und</strong> da<strong>mit</strong><br />
umgehen?<br />
• Was sollte vermieden werden? Wie sollte man deshalb die Aufgabe stellen?<br />
erste Materialsuche – Aktivierung der Kinder bedenken<br />
eigene aktive Vorbereitung durch Entdeckendes Lernen<br />
• Welche Fragen entstehen?<br />
• Welche Barrieren tauchen auf?<br />
• Welche Lösungsideen entstehen?<br />
• Welche Hilfs<strong>mit</strong>tel sind nützlich?<br />
Grobe Planung:<br />
• Einstieg<br />
• Ablauf<br />
• Zeitlicher Umfang der einzelnen Arbeitsphasen<br />
• Zusammenstellung von Arbeitsmaterial <strong>und</strong> Literatur<br />
• Wie soll das Arbeitsmaterial arrangiert werden?
Der Einstieg in die Arbeit<br />
Kriterien für den Einstieg:<br />
• auf das Problem/die Sache konzentrieren<br />
• Fragen, Ideen, Vermutungen,... wecken<br />
• vielfältige Zugangsmöglichkeiten für die Lernenden eröffnen<br />
• Erinnerungen wecken<br />
• eine erste „forschende“ Aktivität ermöglichen<br />
Arrangements für den Einstieg<br />
• Anregungstisch, gemeinsame Sammlung<br />
• Exemplarische Aktivität<br />
• Mindmap<br />
• Gespräch<br />
Arbeitsphasen<br />
• Einstieg<br />
• Wuselphase<br />
• konkrete Vorhaben <strong>und</strong> Arbeitsbeginn<br />
• kritische Diskussion <strong>und</strong> „zweite Fragen“<br />
• Dokumentation<br />
• Präsentation<br />
• Reflexion<br />
Die Lernbegleitung<br />
• Gesprächsführung: echtes Interesse, kompetenter Dialog<br />
• Praktische Hilfen<br />
• Gedanken ordnen helfen<br />
• Ergebnisse neu formulieren helfen<br />
• Hinweise geben
3. Arbeitsphasen beim Entdeckenden Lernen<br />
Durchführung<br />
Besprechen<br />
Planen<br />
Experimentieren<br />
Beobachten<br />
Diskutieren<br />
Vertiefen<br />
Notizen machen<br />
Neue Ideen<br />
Erste eigene Ideen,<br />
Vorstellungen, Fragen<br />
sammeln<br />
(Brainstorming, Clustern,<br />
Gespräch)<br />
„Wuselphase“<br />
Material sichten, suchen, probieren,<br />
nachfragen, lesen, Kontext des<br />
Problems erk<strong>und</strong>en, eigene Frage<br />
finden<br />
Präsentation<br />
Vortrag, Poster, Ausstellung,<br />
Gedankenaustausch<br />
Hypothese / Vermutung<br />
formulieren<br />
Arbeitsplan machen,<br />
verabreden:<br />
Wer arbeitet woran?<br />
Ordnen<br />
Lernprozesse <strong>und</strong> Ergebnisse<br />
dokumentieren,<br />
durchdenken <strong>und</strong> verarbeiten
4. Entdeckendes Lernen gestern <strong>und</strong> heute 3<br />
Was ist Entdeckendes Lernen?<br />
Entdeckendes Lernen ist eine Konzeption von Unterricht, die auf Forschungen zur kindlichen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> zum Lernen zurückgreift, aber die praktische Realisierung im normalen<br />
Schulalltag in den Mittelpunkt stellt. Historisch gesehen ist Entdeckendes Lernen vor allem<br />
<strong>mit</strong> der Curriculum-Forschung im Bereich des naturwissenschaftlichen Lernens in<br />
englischsprachigen Ländern verb<strong>und</strong>en. Reformpädagogische Gr<strong>und</strong>gedanken wie die vielen<br />
Spielarten kindorientierten <strong>und</strong> problembezogenen, aktiven Lernens sind darin wieder zu<br />
finden. Oft ist eine Betonung von Unterrichtsideen, die sich dem Spektrum des Entdeckenden<br />
Lernens zuordnen lassen, <strong>mit</strong> allgemeinen gesellschaftlichen Reformbewegungen verb<strong>und</strong>en.<br />
Entdeckendes Lernen ist keine „Pädagogik“ <strong>mit</strong> einem festen Set von Materialien <strong>und</strong> Regeln<br />
<strong>und</strong> einer Leitfigur, wie z.B. die Montessori-Pädagogik, <strong>und</strong> keine abgeschlossene didaktische<br />
Theorie, die man in einem Handbuch einfach nachlesen <strong>und</strong> danach anwenden kann. Viele<br />
Forscher/innen, Entwickler/innen <strong>und</strong> Schulpraktiker/innen tragen zum besseren Verständnis<br />
<strong>und</strong> zur Weiterentwicklung bei. Und trotz der vielen Unterrichtsmaterialien, die das Wort<br />
„entdecken“ im Titel tragen, ist Entdeckendes Lernen im eigentlichen Sinne nicht der<br />
pädagogische Mainstream oder gar in Deutschland verbreitet.<br />
Vom Namen her ist Entdeckendes Lernen die Übersetzung von „Discovery Learning“, einer<br />
Bezeichnung, die in den 1960er Jahren besonders in den USA (J. Bruner) verbreitet war. Vor<br />
allem dort wird jedoch seit den 1980er Jahren von „Inquiry based education“ oder schlicht<br />
„Inquiry“ gesprochen.<br />
Der Gr<strong>und</strong>: „Discovery Learning“ lege zu sehr nahe, dass etwas Neues entdeckt werde,<br />
„Inquiry“ hingegen beschreibe den Prozess des Herausfindens, der – besonders bei Kindern –<br />
eher ein Wiederentdecken <strong>und</strong> Weiterdenken vorhandener Erkenntnisse als die Entdeckung<br />
von etwas ganz Neuem sei. Im deutschsprachigen Raum gibt es keine neue Bezeichnung, was<br />
manchmal zu dem Schluss führt, Entdeckendes Lernen sei längst überholt.<br />
Das Verhältnis zur konstruktivistischen Pädagogik, die man als moderne Variante<br />
Entdeckenden Lernens begreifen könnte, ist verzwickt <strong>und</strong> kann hier, wie so vieles andere,<br />
nur angedeutet werden. Konstruktivistische Theorien lassen sich bereits in den frühen 1980er<br />
Jahren in wissenschaftlichen Studien zum kindorientierten, aktiven Lernen finden (z.B. in<br />
„Inquiry into Meaning“ , einer großen Untersuchung zum Lesen lernen).<br />
Neuere Unterrichtstheorien <strong>und</strong> Praxisbeispiele, die sich auf den<br />
modernen Konstruktivismus berufen, erscheinen jedoch oft konstruiert <strong>und</strong> glatt, so als fehle<br />
ihnen die umfangreiche Erfahrung, die die Inquiry-orientierten Curricula aus der alltäglichen<br />
<strong>und</strong> differenzierten Auseinandersetzung <strong>mit</strong> tatsächlichen kindlichen Lernprozessen<br />
reflektieren. Auch bemühen sich seit den 1990er Jahren viele Vertreter/ innen des<br />
Entdeckenden Lernen, ihr Verhältnis zum Konstruktivismus zu bestimmen, den sie als<br />
theoretischen Rahmen begrüßen, der die Vielfalt ihrer Denkansätze <strong>und</strong> die Differenziertheit<br />
ihrer Ergebnisse aber nicht wahrnimmt.<br />
3 Dokumentation von Dr. Karin Ernst im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Was sind eigentlich Sonnentaler?“<br />
Konzepte <strong>und</strong> Projekte zur Verbesserung der naturwissenschaftlichen Bildung<br />
Fachtagung - 23.09.2008 wannseeFORUM Berlin
Ein Blick in die Geschichte <strong>und</strong> in andere Länder<br />
Für mich beginnt Entdeckendes Lernen in England <strong>mit</strong> „Nuffield Junior Science“ (1964-67),<br />
einem der ersten Curriculum-Projekte der Nuffield Fo<strong>und</strong>ation, das international großen<br />
Einfluss hatte <strong>und</strong> in Auszügen auch auf Deutsch erschienen ist 4 .<br />
In England, wie auch in anderen westlichen Ländern,hatte der „Sputnik-Schock“ den Ruf<br />
nach einer besseren naturwissenschaftlichen Bildung laut werden lassen. Doch war dieses<br />
Ereignis nur der Anlass, um Reformideen deutlich zu machen, die aus der Kritik von<br />
Naturwissenschaftlern an der Art des schulischen Wissenserwerbs, genauso aber auch aus den<br />
veränderten Sozialisationsbedingungen in der Nachkriegszeit <strong>und</strong> der da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen<br />
Sorge um das Wohl armer Kinder <strong>und</strong> Kinder aus Einwandererfamilien erwuchsen.<br />
Hinzu kam ein stetig wachsendes Interesse an der Lehr- <strong>und</strong> Lernforschung. Die Nuffield<br />
Fo<strong>und</strong>ation setzte Ende der 1950er Jahre eine ganze Reihe von Projekten zur Entwicklung<br />
modernen Unterrichts in Gang, schwerpunktmäßig in Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften.<br />
In den Lehrerhandbüchern von Nuffield Junior Science finden wir Hinweise auf folgende<br />
Merkmale modernen Unterrichts, die sich später in anderen Projekten ebenfalls wiederfinden:<br />
Die Kinder lernen aktiv durch Experimentieren, Ausprobieren, Herstellen.<br />
Sie arbeiten in kleinen Gruppen zur selben Zeit an unterschiedlichen Aktivitäten.<br />
Die Lehrkräfte bemühen sich, den aktuellen Entwicklungstand der Kinder wahrzunehmen <strong>und</strong><br />
sie individuell zu fördern. Sie orientieren sich dabei oft an der Entwicklungspsychologie von<br />
Jean Piaget, die in England früh rezipiert <strong>und</strong> <strong>mit</strong> eigenen Forschungen (Susan <strong>und</strong> Nathan<br />
Isaacs) verb<strong>und</strong>en wurde.<br />
Die Klassenräume haben sich in Lernlandschaften <strong>mit</strong> verschiedenen Arbeitsecken<br />
verwandelt.<br />
Man findet Regale <strong>mit</strong> Materialien <strong>und</strong> Büchern, ein Wasserbecken <strong>mit</strong> Experimentiergeräten,<br />
möglicherweise Bausteine, Werkzeuge, Staffeleien.<br />
Es wird in der Regel alltägliches Material verwandt <strong>und</strong> recycelt, nicht nur, um Geld zu<br />
sparen, sondern um eine Brücke vom Alltagsleben zur genaueren, wissenschaftlichen<br />
Untersuchung zu schlagen.<br />
Die Unterrichtsplanung zeigt - <strong>und</strong> das werden wir als Muster später immer wieder finden –<br />
ein „Spider Web“ ähnlich einer Mindmap, um deutlich zu machen, dass verschiedene<br />
Lernwege möglich sind, das Thema einen komplexen Zusammenhang bildet <strong>und</strong> in viele<br />
Richtung fortgeführt werden kann. Liest man die Unterrichtsprotokolle aus diesem Projekt,<br />
die zu diesem Zeitpunkt Ergebnis <strong>und</strong> Anleitung zugleich sind, dann erscheint es ganz<br />
natürlich, dass dieses Lernen viel sinnvoller ist als das traditionelle dass Lehrer/innen es<br />
aufgr<strong>und</strong> der Beispiele guter Praxis in ihrem eigenen Kontext realisieren können, dass sich<br />
Kinder darauf gerne einlassen <strong>und</strong> mehr <strong>und</strong> motivierter lernen als früher, dass es den<br />
Kindern, aber auch den gesellschaftlichen Erfordernissen entspricht.<br />
Zur selben Zeit setzt sich in England eine umfassende Reform der frühkindlichen Bildung<br />
(Infant School, 5-7-jährige) <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>schule durch, die im Plowden Report „Children<br />
and their Primary Schools“, 1967, umfassend dokumentiert wird. Charakteristisch für diesen<br />
Ansatz, der als „Informal Education“ oder „Integrated Day“ beschrieben wird, ist die<br />
Orientierung am individuellen Entwicklungsstand der Kinder, das Schaffen von Situationen<br />
aktiven Lernens, in dem die Kinder beobachtet <strong>und</strong> beraten werden können, die<br />
Rhythmisierung des Schultages anstelle der Aufteilung in feste Unterrichtsst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die<br />
4 E. Chittenden, A. Bussis, M. Amarel, E. Klausner: Inquiry into Meaning. An Investigation of Learning to Read. Hillsdale 1985.<br />
z.B. Catherine T. Fosnot: Enquiring teachers, enquiring learners. A constructivist approach for teaching. New York/London 1989<br />
Relevante Artikel wurden in den 1990er Jahren vom „Institute for Inquiry“ des Exploratoriums in San Francisco<br />
zusammengetragen: www.exploratorium.edu/IFI/resources/index.html; www.nuffieldcurriculumcentre.org/go/minisite/<br />
OurHistory/Introduction.htmlvgl. E. Klewitz/H. Mitzkat (Hrsg.): Praxis des naturwissenschaftlichen Unterrichts. Protokolle aus den Klassen<br />
1-6. Stuttgart 1979
Bereitschaft der Lehrkräfte, selbst weiter zu lernen <strong>und</strong> ihre Tätigkeit auch ein Stück weit als<br />
Alltagsforschung zu begreifen 5 .<br />
Entdeckendes Lernen in seiner naturwissenschaftlichen Ausrichtung wird in diesem Setting<br />
zu einem Teilbereich aktiven Lernens - anders gesagt, auch Lesen <strong>und</strong> Schreiben lassen sich<br />
entdecken, Erkenntnisse aus entdeckenden Lernprozessen in freien Texten zum Ausdruck<br />
bringen.<br />
Die Pädagogische Reform beeinflusst den Schulbau <strong>und</strong> setzt sich in Raumplänen<br />
um („Open Plan School“), bei denen Klassen nicht mehr voneinander abgegrenzt sind,<br />
sondern sich als halboffene „Home Bases“ um große, für alle zugängliche <strong>und</strong> in<br />
Aktivitätszonen gegliederte A r b e i t s b e r e i c h e gruppieren.<br />
Dies alles geschah unter den Alltagsbedingungen der öffentlichen <strong>Schule</strong> in Klassen, die in<br />
der Regel mehr als 30 Kinder hatten. Die Reformprogramme wurden besonders in<br />
Arbeitervierteln <strong>und</strong> in Gegenden <strong>mit</strong> vielen armen <strong>und</strong> Immigrantenfamilien umgesetzt. Zu<br />
den Zielen gehörte es auch, den Kindern Bedingungen ges<strong>und</strong>en Aufwachsens zu bieten, denn<br />
der ges<strong>und</strong>heitliche Zustand der Kinder aus den Sozialbau-Siedlungen erschien bedauerlich<br />
schlecht. Lichtdurchflutete Klassenräume <strong>und</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Spielmöglichkeiten draußen in<br />
geschützten <strong>und</strong> teilweise überdachten Innenhöfen oder Terrassenflächen waren<br />
selbstverständlich.<br />
Entdeckendes <strong>und</strong> informelles Lernen waren staatlich gewollte Reformen, die zunächst <strong>mit</strong><br />
Mitteln einer privaten Stiftung in Gang kamen, aber zunehmend auch aus anderen Quellen<br />
unterstützt wurden.<br />
Den Nuffield-Projekten folgten bis in die 1980er Jahre weitere Projekte, die weit über die<br />
Beschreibung von guten Praxisbeispielen hinausgingen, so das Curriculum „Science 5/13“,<br />
vielfältige Unterrichtsmaterialien, Lerneinheiten für die Lehrerausbildung, ein<br />
Fernstudienprogramm zur Fortbildung <strong>und</strong> wissenschaftliche Detailstudien 6 .<br />
In anderen englischsprachigen Ländern gab es parallele Entwicklungen. In den USA<br />
orientierte sich das Curriculum „Elementary Science Study“ ebenfalls am fragenden,<br />
forschenden Lernen der Kinder einerseits, an den Anregungen, die man aus der Piagetschen<br />
Entwicklungspsychologie für die <strong>Schule</strong> gewinnen konnte, auf der anderen Seite. Durch<br />
Entwicklungshilfe-Programme wurden die Ansätze in das Afrika der nachkolonialen Zeit<br />
gebracht („African Primary Science Program“).<br />
Obwohl besonders die Nuffield- <strong>und</strong> Science- 5/13-Materialien zum Teil ins <strong>Deutsche</strong><br />
übersetzt wurden <strong>und</strong> in Rahmenplan-Präambeln gerne vom Entdeckenden Lernen <strong>und</strong> der<br />
individuellen Förderung von Kindern die Rede war, wurde der gr<strong>und</strong>legende Ansatz des<br />
Entdeckenden Lernens in Deutschland kaum rezipiert. Mögliche Gründe dafür könnten sein:<br />
die Hinwendung zum einzelnen Kind im Lernprozess <strong>und</strong> das Anknüpfen an seinem<br />
beobachtbaren Entwicklungsstand widersprach den damals wirksamen Vorstellungen<br />
progressiver Erziehung, scheinbar aber auch der angestrebten Verwissenschaftlichung des<br />
Gr<strong>und</strong>schulunterrichts 7 , die vorhandene Schul- <strong>und</strong> Unterrichtsstruktur <strong>und</strong> insbesondere die<br />
Vorstellungen der Lehrkräfte vom Lehren ließen sich nicht so schnell verändern 8 , es wurde<br />
nur selten erkannt, dass auch Lehrer/ innen anders hätten lernen müssen, die Sprachbarriere<br />
wirkte sich auf die differenzierte Rezeption hemmend aus.<br />
5<br />
vgl. Children and their Primary Schools. London: HMSO 1976. Auszugsweise in Deutsch: Kinder, <strong>Schule</strong>, Elternhaus.<br />
Hrsg. v. H. Belser, P.-M.Roeder, H. Thomas. Frankfurt/M., Berlin, München 1972<br />
Dieser Ansatz wird später in Projekten für „Enquiring Teachers“ ausgebaut.<br />
6<br />
Zu den Bedingungen der englischen Gr<strong>und</strong>schulreform vgl. ausführlich Lillian Weber: The English Infant School and Informal Education.<br />
Englewood Cliffs 1972, S. 62-137.<br />
5 Einige Hinweise finden sich in der Einleitung zur deutschen Fassung des Plowden Reports, S. 9ff.<br />
6 vgl. ein Beispiel in E. Klewitz / H. Mitzkat: Entdeckendes Lernen <strong>und</strong> Offener Unterricht. Braunschweig 1977, S. 229-240<br />
7 Informationen <strong>und</strong> eine Digitale Bibliothek auf der Website: www.entdeckendes-lernen.de
In Deutschland, gerade auch in Berlin, verbreitete sich die Idee des „Offenen Unterrichts“,<br />
wodurch die Schultage informeller strukturiert wurden <strong>und</strong> den Kindern mehr<br />
Wahlmöglichkeiten <strong>und</strong> individuellere Lernweisen zugebilligt wurden. Doch wurde die Idee<br />
des strukturierten „Lehrens“ in Form von Wochenplänen, später auch Lernstationen<br />
weitgehend aufrecht erhalten.<br />
Die Leitideen des Entdeckenden Lernens wurden in der Lernwerkstatt an der TU Berlin<br />
aufgenommen <strong>und</strong> in engem Austausch <strong>mit</strong> Partnereinrichtungen in den USA <strong>und</strong><br />
Kollegen/innen aus einigen deutschen Lernwerkstätten <strong>und</strong> aus anderen Ländern weiter<br />
entwickelt. Inzwischen werden sie auch durch den Verein „Entdeckendes Lernen e.V.“ 9<br />
gepflegt <strong>und</strong> in neue Arbeitszusammenhänge eingebracht. Seit den 1990er Jahren gibt es neue<br />
Curriculum-Projekte, die auf den inzwischen erarbeiteten Erkenntnissen der Lernforschung,<br />
vor allem auch zur Veränderung von Alltagsvorstellungen („Conceptual Change“) aufbauen,<br />
so „Nuffield Primary Science“ in England (SPACE-Project) <strong>und</strong> „Insights“ in den USA 10 .<br />
Anregungen aus der Lernforschung<br />
Welche Erkenntnisse aus der Lernforschung es inzwischen sinnvoll erscheinen lassen,<br />
Entdeckendes Lernen als ein zukunftsträchtiges Konzept von Unterricht neu in den Blick zu<br />
nehmen, habe ich an anderer Stelle ausführlicher dargestellt 11 .<br />
Hier nur eine kurze Skizze wesentlicher Aussagen:<br />
Sinn des Lernens ist die Entwicklung <strong>und</strong> Veränderung von Konzepten (Denkstrukturen) in<br />
Auseinandersetzung <strong>mit</strong> der Umwelt. „Conceptual Change“ findet im Leben immer wieder<br />
statt, da immer wieder neue Erfahrungen integriert werden müssen.<br />
Anlass für Veränderungen in den Denkstrukturen sind „Irritationen“. Sie entstehen, wenn eine<br />
Erklärung, die man einmal für etwas gef<strong>und</strong>en hat,nicht mehr so richtig zu neuen Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Informationen passt. Deshalb muss eine Umorganisation im eigenen Denksystem<br />
stattfinden.<br />
Konzeptentwicklung findet nur in authentischen Lernprozessen statt, d.h. Lernprozessen,<br />
die für den Menschen in seiner jeweiligen Situation Sinn machen <strong>und</strong> nötig sind. Hier gibt es<br />
eine Brücke zum „natürlichen Lernen“, das im Alltag jenseits der <strong>Schule</strong> stattfindet.<br />
Authentische Lernprozesse sind aber im organisierten Unterricht durchaus möglich.<br />
Konzeptentwicklung enthält als Komponente immer auch eine Deutung der Welt. Diese ist<br />
persönlich, muss aber nicht auch richtig oder auch nur angemessen sein. Deshalb gibt es eine<br />
Verständigung über Deutungen in der sozialen Gruppe bzw. im größeren kulturellen<br />
Zusammenhang.<br />
Konzepte beziehen sich auf Erkenntnisse. Informationen (Fakten) können an Konzepte<br />
angelagert werden <strong>und</strong> sie ausformen, ohne sie zu verändern.<br />
Konzepte, die in einer bestimmten Situation entwickelt <strong>und</strong> gewonnen wurden (konkrete<br />
Operationen) können durch Transfer auf ähnliche Situationen übertragen werden. Hierdurch<br />
entstehen allmählich Abstraktionen. Gr<strong>und</strong>sätzlich kann man davon ausgehen, dass für den<br />
einzelnen Menschen in vielen Erkenntnisbereichen gleichzeitig Entwicklungsbedarf besteht.<br />
Deshalb können auch Irritationen zum Zwecke organisierten Lernens arrangiert werden, um<br />
die Konzeptentwicklung anzuregen – es kann Unterricht geplant werden. Die Entscheidung<br />
darüber, aus einer solchen Anregung aktiv etwas zu machen, liegt jedoch bei dem/der<br />
einzelnen Lernenden.<br />
Nicht immer liegt der dringendste Konzeptentwicklungsbedarf vielleicht gerade dort, wo<br />
10<br />
Vgl. ausführlich zu diesen neuen Entwicklungen: Karin Ernst: Lernen <strong>mit</strong> Sinn <strong>und</strong> Verstand. www.entdeckendes-lernen.<br />
de/3biblio/theorie/Sinn.pdf<br />
11<br />
vgl. ebda. Dort sind auch die Grafiken zu finden, die ich<br />
in der Präsentation gezeigt habe.
die Provokation stattgef<strong>und</strong>en hat. Eigentlich sollte es dann dem/der Lernenden möglich sein,<br />
an etwas anderem zu arbeiten. Das macht herkömmliches Unterrichten, in dessen Mittelpunkt<br />
ein bestimmter Inhalt steht, nicht gerade einfach.<br />
Eine besondere Problematik entsteht dadurch, dass die Umorganisation von Deutungsmustern<br />
anstrengend <strong>und</strong> risikoreich ist, so dass es eine starke Tendenz gibt, an vorhandenen Mustern<br />
festzuhalten.<br />
Aus dieser Beobachtung <strong>und</strong> vielen darauf fußenden empirischen Studien ist die Forschung<br />
im Bereich der Veränderung von Konzepten („Conceptual Change“) entstanden.<br />
Bruce Watson <strong>und</strong> Richard Kopnicek illustrieren die Wirksamkeit vorhandener Konzepte <strong>und</strong><br />
die Schwierigkeiten ihrer Veränderung eindrucksvoll am Beispiel einer Unterrichtssequenz<br />
zum Thema „Wärme“ in einer 3. Klasse 12 :<br />
Als eigene Erfahrungen brachten die Kinder in den Unterricht <strong>mit</strong>, dass sie sich, wenn es<br />
draußen kalt ist, „warm anziehen“ müssen. Daraus schlossen sie, dass der Pullover, die<br />
Mütze oder die warme Decke die Wärmequelle se. Die Lehrerin schlug ihnen vor, ihre Ideen<br />
zu überprüfen, statt sie ihnen auszureden. Die Kinder wickelten deshalb ein Thermometer in<br />
eine Mütze ein <strong>und</strong> sagten voraus, dass die Temperatur steigen würde.Leider war das nicht<br />
der Fall. Sie vermuteten, das läge an den Löchern in der Mütze, durch die die Wärme wieder<br />
entweichen würde. Deshalb wickelten sie das Thermometer nicht nur in die Mütze, sondern<br />
auch in Schlafsäcke, Teppiche <strong>und</strong> vieles andere ein, von dem sie glaubten, es würde<br />
„wärmen“. Auch verlängerten sie die Zeit, warteten über das Wochenende oder eine ganze<br />
Woche lang. Trotzdem stieg auf keinem Thermometer die Temperatur an.<br />
Erst jetzt waren die meisten von ihnen bereit, dem Deutungsvorschlag der Lehrerin zu folgen,<br />
dass alles, was warm halte, die vorhandene Wärme daran hindere, zu entweichen, es also der<br />
eigene Körper sei, der die Wärme produziere.<br />
Das SPACE 13 -Curriculum der Nuffield Fo<strong>und</strong>ation bietet leicht nachvollziehbare Beispiele,<br />
wie man Unterricht entwickeln kann, der Kinder dabei unterstützt, ihre Ideen in angemessene<br />
Erkenntnisse über die Welt zu verwandeln. Das „Insights“-Projekt in den USA ist einen<br />
ähnlichen Weg gegangen.<br />
Die Anregungen aus der Lernforschung möchte ich folgendermaßen zusammenfassen:<br />
Lernen ist ein Akt der individuellen Konstruktion von Erkenntnis <strong>und</strong> Sinn<br />
Lernen findet in konkreten - sozialen, kulturellen <strong>und</strong> materiellen - Kontexten statt<br />
ein Teil des Lernens besteht im Aufbau von kognitiven Strukturen, an die aktuelles Wissen<br />
angelagert wird diese Strukturen sind nur aktiv <strong>und</strong> durch Erfahrungen, Konflikte <strong>und</strong><br />
Irritationen zu verändern<br />
Lernende brauchen dabei oft Unterstützung, um <strong>mit</strong> den Unsicherheiten <strong>und</strong> Risiken, die in<br />
einem wirklichen Lernprozess liegen, umgehen zu können.<br />
Was bedeutet das für Entdeckendes Lernen heute?<br />
Allgemeine Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Wer Entdeckendes Lernen noch nicht praktisch erfahren hat, neigt dazu, es <strong>mit</strong> Mythen zu<br />
umgeben. Oft gibt es die Vorstellung, dass „alles aus den Kindern selbst kommen“ müsse.<br />
Wird ein Gespräch in der gesamten Lerngruppe beobachtet oder erklärt die Lehrerin oder der<br />
Lehrer etwas für alle, kommt Enttäuschung auf, der dann oft ein gewisses Gefühl der<br />
12 vgl. B. Watson/R. Kopnicek: Unterricht für <strong>und</strong> durch ‚conceptual change‘: Auseinandersetzung <strong>mit</strong> kindlichen<br />
Konzepten in Lernprozessen. In: Phi Delta Kappa, Mai 1990, Seite 680-684, www.entdeckendes-lernen.de/3biblio/theorie/<br />
conceptualchange.htm Über das Beispiel hinaus ist der Artikel insgesamt sehr lesenswert.<br />
13 Science Processes and Concept Exploration Project, frühe 1990er Jahre
Befriedigung folgt: Es funktioniert eben doch nicht, der bisherige Unterricht ist letztlich<br />
erfolgreicher <strong>und</strong> realistischer, Entdeckendes Lernen etwas für die Projektwoche.<br />
Entdeckendes Lernen ist komplex <strong>und</strong> enthält viele verschiedene Elemente. Ich versuche, drei<br />
wichtige Merkmale herauszustellen, die den gr<strong>und</strong>legenden Unterschied zum traditionellen<br />
Unterricht ausmachen.<br />
1. Lernen ist keine Weitergabe von Wissen, sondern ein aktiver Prozess, den die Lernenden<br />
selbst gestalten müssen. Sie haben dabei die Möglichkeit, eigene Fragen <strong>und</strong> Sichtweisen zu<br />
thematisieren, sie dürfen in der Gruppe unterschiedliche Wege gehen <strong>und</strong> sie finden aktive<br />
<strong>und</strong> wertschätzende Unterstützung durch andere. Das wichtigste Merkmal der Lerntätigkeit ist<br />
der Dialog - <strong>mit</strong> Sachen <strong>und</strong> <strong>mit</strong> anderen Menschen.<br />
2. Ziel ist nicht so sehr die Aneignung von Informationen („Faktenwissen“), sondern die<br />
Erarbeitung der begrifflichen Gr<strong>und</strong>struktur eines Lerngegenstandes.<br />
Dabei entstehen Deutungsmuster für Fakten <strong>und</strong> Erfahrungen, Erkenntnisse über die Welt.<br />
In jedem Erkenntnisprozess ist persönliche Bedeutung aufgehoben.<br />
3. Trotzdem lässt sich Unterricht planen. Er beginnt möglicherweise <strong>mit</strong> einer interessanten<br />
Ausgangsfrage, die dazu einlädt, eigene Vermutungen zu überprüfen. Die unterschiedlichsten<br />
Ideen <strong>und</strong> Erklärungsansätze können diskutiert <strong>und</strong> überprüft werden. Es ist normal, zunächst<br />
eine „falsche Vorstellung“ zu haben, sie wird ernst genommen, aber auch hinterfragt. Nicht<br />
immer kommen alle Lernenden im abgesteckten zeitlichen Rahmen zu adäquaten<br />
Erkenntnissen. Die Lernbegleitung bleibt hier auf der Spur.<br />
Elemente im Prozess Entdeckenden Lernens<br />
Seit den ersten Unterrichtsprotokollen aus dem Nuffield Projekt sind Entdeckende<br />
Lernprozesse immer wieder beschrieben <strong>und</strong> genauer unter die Lupe genommen worden. Ich<br />
gebe im Folgenden einen Überblick über die einzelnen Stadien <strong>und</strong> ihre Bedeutung.<br />
Der Beginn<br />
Entdeckendes Lernen erfordert, wie jedes andere Lernen auch, einen Beginn, eine Einführung,<br />
eine Konzentration auf das Thema. In der <strong>Schule</strong> muss der Prozess in der Regel gestartet<br />
werden. Dazu gibt es eine Reihe von Möglichkeiten: ein einführendes Gespräch, einen<br />
Anregungstisch <strong>mit</strong> interessanten Materialien <strong>und</strong> Büchern oder auch eine herausfordernde<br />
Aufgabe, bei der die Lösung nicht gleich auf der Hand liegt.<br />
Erste Aktionen der Lernenden<br />
Die Lernenden nehmen Kontakt <strong>mit</strong> der Sache auf: durch eine Frage, die sie interessiert, wenn<br />
vielleicht auch nur vage, durch die gestellte Aufgabe, durch Stöbern im Material, durch<br />
eigene Erinnerungen. Sie w<strong>und</strong>ern sich vielleicht über etwas an der Sache, sind irritiert,<br />
denken nach, usw.<br />
Nun sind sie aufgefordert, selbst einen Einstieg in das Thema zu finden. Dabei hilft ein<br />
individuelles oder gemeinsames Brainstorming oder ein Schreibgespräch, vielleicht auch die<br />
Erk<strong>und</strong>ung des Anregungstisches, unterstützt durch ein begleitendes Gespräch.<br />
Die Wuselphase oder „Messing about...“<br />
Um der Frage nachzugehen, der Herausforderung zu begegnen, ist in der Regel eine<br />
assoziative „Wuselphase“ („Messing about“ nach David Hawkins 1970) nötig, in der alles<br />
Mögliche ausprobiert <strong>und</strong> wieder verworfen wird, Zugänge <strong>und</strong> Hypothesen getestet werden,<br />
Material erk<strong>und</strong>et wird. Diese Phase erfordert intensive, aber auch sensible <strong>und</strong>
zurückhaltende Lernbegleitung. Manche Lernende müssen überhaupt erst in Kontakt <strong>mit</strong> dem<br />
Thema kommen, andere haben schnell eine zündende Idee, wieder andere beginnen <strong>mit</strong> etwas,<br />
aber lassen es liegen. Ziel der Wuselphase ist es, den Kontakt <strong>mit</strong> der Sache tragfähig zu<br />
machen <strong>und</strong> möglichst viele persönliche „Bremsen“ auszuschalten. Manche Lernende machen<br />
in der neuen Lernsituation zuerst einmal etwas, das sie schon können, um sich besser zu<br />
verorten. Andere brauchen besonders viel Ermutigung, wieder andere eine erste konkrete<br />
Aufgabe, die ihnen überhaupt einen Zugang zum Thema ermöglicht. Die Wuselphase ist<br />
chaotisch, anstrengend, erfordert Geduld <strong>und</strong> Gespräche, Beobachtung, Unterstützung,<br />
Distanz, Ermutigung, usw. Sie führt im Idealfall zum „Passen“ zwischen Lerngegenstand <strong>und</strong><br />
Lernendem/r, verbindet <strong>mit</strong> dem, was man schon weiß oder denkt, <strong>und</strong> produziert Material,<br />
das sich zu ordnen lohnt. In der Wuselphase entsteht die „eigene Frage“.<br />
Die „eigene Frage“<br />
Mindestens seit dem Nuffield Projekt ist die eigene Frage, die den Lernprozess antreibt,<br />
Ankerpunkt <strong>und</strong> Rätsel zugleich. Viele Dokumentationen von Lernprozessen zeigen ihre<br />
Kraft <strong>und</strong> Berechtigung 14 .<br />
Ob Hubert Dyasi nun meinte, es sei „like falling in love with the question“ oder Martin<br />
Wagenschein konstatiert, dass „die Sache trägt“ - immer geht es um die Motivation, die von<br />
innen kommt <strong>und</strong> die oft einen Prozess hoher Konzentration <strong>und</strong> Einsicht in Zusammenhänge<br />
einleitet.<br />
Doch schafft die Suche nach der eigenen Frage auch Probleme: Sie zeigt sich nicht immer<br />
sofort <strong>und</strong> klar.<br />
Sie kann sich aus Irritationen, Unklarheiten <strong>und</strong> Handlungen heraus kristallisieren.<br />
Sie verschwindet oft, wenn sie sich zu früh zeigen soll.<br />
Sie braucht Zeit, um überzeugend zu sein.<br />
Sie ist ein sehr unschulisches Konzept.<br />
Deshalb gibt es gute Unterrichtsmaterialien wie die Kartei „Learning through Science“, die<br />
Fragen in den Raum stellen, an denen man <strong>mit</strong> seinen eigenen Vermutungen andocken kann,<br />
<strong>und</strong> die erste Wege aufzeigen, wie man diesen Fragen erfolgreich nachgehen kann.<br />
Re-Formulierung der eigenen Frage, Arbeitsplanung<br />
Nach der Wuselphase ist es möglich, die Frage neu <strong>und</strong> besser zu stellen bzw. die Aufgabe<br />
oder das Problem für sich zu strukturieren. Es kommt zur Planung eines geordneteren<br />
Vorgehens. Material <strong>und</strong> Werkzeuge werden bereit gelegt, evtl. auch erst besorgt. Die<br />
Anfangsidee oder Ausgangsfrage wird „kleiner“ oder konkreter. Zeit <strong>und</strong> Raum werden in<br />
Betracht gezogen. Es wird klar, dass es um eine konkrete Untersuchung <strong>mit</strong> eigenen Mitteln<br />
<strong>und</strong> Methoden geht, nicht nur um das Zusammentragen von Informationen.<br />
Untersuchung, Experiment, Erk<strong>und</strong>ung<br />
Die Methoden, <strong>mit</strong> denen nun gearbeitet wird, können sehr unterschiedlich sein, müssen aber<br />
natürlich zur Aufgabe passen. Es geht um „Originalbegegnung“. Nur dadurch entsteht ein<br />
Kontakt zwischen den bisherigen Vorstellungen der Lernenden über das Problem <strong>und</strong> neuen<br />
Erkenntnissen, die sie bei ihrer Untersuchung erwerben. Die Erkenntnisse anderer werden<br />
einbezogen. Das Lesen von Büchern kann aus vielen Gründen sinnvoll sein, sollte aber nicht<br />
die einzige Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Thema darstellen. Lesen hilft z.B., die Relevanz des<br />
Themas einzuordnen, eine geeignete Untersuchungsmethode zu finden, auf Fragen zu stoßen,<br />
14 Außer in den Unterrichtsbeispielen, die in den verschiedenen Curricula dokumentiert sind, sind eigene Fragen auch<br />
in den Dokumentationen der Lernwerkstatt-Fachtagung zu finden. Siehe www.entdeckendes-lernen.de/5verein/webshop.htm
die auch für andere offen sind, Gr<strong>und</strong>informationen oder weiterführende Informationen zu<br />
sammeln, die nicht selbst erk<strong>und</strong>et werden können.<br />
Reflexion <strong>und</strong> Lernbegleitung<br />
Zwischendurch ist es immer wieder wichtig, zu ordnen, was man herausgef<strong>und</strong>en hat, <strong>und</strong><br />
über den eigenen Weg nachzudenken, denn in der Regel ist noch vieles unklar.<br />
Bei der Reflexion hilft die Lernbegleitung durch verschiedene Methoden:<br />
Sie lässt sich die bisherigen Untersuchungen <strong>und</strong> Gedanken berichten. Das allein trägt oft<br />
zum Ordnen der Gedanken bei. Weiter hilft dabei das Nachfragen <strong>und</strong> spiegelnde Ordnen.<br />
"Du hast also zuerst... <strong>und</strong> dann... Und du wolltest..." Wenn die Lernenden ratlos sind, kann<br />
die Begleitung einen Weg vorschlagen, der sich aus dem bisherigen ergibt. Sie kann aus ihrer<br />
größeren Sachkenntnis meist beurteilen, ob ein eingeschlagener Weg gänzlich in die Irre<br />
führt, oder ob vielleicht nur zu schnell Ergebnisse erwartet werden, <strong>und</strong> deshalb Frust<br />
aufgekommen ist.<br />
Sie kann modellhaft ein Stück weiterarbeiten. Sie kann einfach <strong>mit</strong>helfen, etwas halten, etwas<br />
suchen usw. <strong>und</strong> auf diese Weise ihre Unterstützung deutlich machen. Dabei entstehen oft<br />
informellere Gespräche auf gleicher Ebene, die der Reflexion <strong>und</strong> Problemlösung auf die<br />
Sprünge helfen. Die Reflexion sollte in Stichworten festgehalten werden. Bei der Reflexion<br />
sollten auch die Irrwege <strong>und</strong> falschen Vermutungen notiert werden, denn sie verweisen auf<br />
Anknüpfungspunkte in der bisherigen Konzeptstruktur, die nun neu sortiert werden muss.<br />
Später, wenn eine neue tragfähige Struktur entstanden ist, werden die Fehler oft vergessen,<br />
kommen aber vielleicht wieder hoch, wenn die neue Struktur durch etwas anderes angetastet<br />
wird. Bei der Reflexion helfen auch die Gruppengespräche <strong>und</strong> die informellen Kontakte<br />
untereinander.<br />
Reflexion findet öfter statt, sie ist keine einzelne, einmalig vorkommende Phase.<br />
Dokumentation<br />
Durch die Dokumentation des Arbeits-, Lern- <strong>und</strong> Problemlösungsprozesses wird das<br />
konkrete Vorgehen noch einmal geordnet <strong>und</strong> ein Stück weit abstrahiert<br />
<strong>und</strong> in eine Symbolstruktur eingeb<strong>und</strong>en. D.h. es wird aufgeschrieben, gezeichnet,<br />
fotografiert, um das Geschehen für andere nachvollziehbar zu machen. Dabei sind andere<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Methoden nötig als beim Untersuchen. Manche Lernende blühen hierbei erst<br />
auf, weil sie mehr gestalterische als untersuchende Fähigkeiten haben.<br />
Präsentation<br />
Die Präsentation stellt das (vorläufige) Ende einer Projekteinheit dar. Es geht hierbei darum,<br />
dass andere das Lernen nachvollziehen können. Zeigen <strong>und</strong> Erläutern von Produkten,<br />
Versuchsgeräten <strong>und</strong> -aufbauten, Zwischenergebnissen usw. ist dabei interessant. Allerdings<br />
sollte die Präsentation auf das Publikum ausgerichtet sein <strong>und</strong> vorher gut strukturiert werden.<br />
Es sind wieder andere Fähigkeiten gefragt als beim Untersuchen <strong>und</strong> Dokumentieren:<br />
Vor einer größeren Gruppe reden, sich darstellen, illustrieren, spannend erzählen, klar<br />
erzählen, usw.<br />
Offene <strong>und</strong> neue Fragen<br />
Es bleiben auf jeden Fall offene Fragen <strong>und</strong> ungelöste Probleme übrig. Sie sollten benannt<br />
werden.<br />
Vielleicht sind sie Anknüpfungspunkt für andere? Außerdem bleibt oft nur das, was noch<br />
ungelöst ist, im Gedächtnis <strong>und</strong> führt zu neuen Untersuchungen.<br />
All dies macht Entdeckendes Lernen komplex, herausfordernd, wandlungsfähig, anstrengend,<br />
befriedigend, zukunftsträchtig.
Aktuelle Chancen für Entdeckendes Lernen<br />
Seit 2005 gibt es neue Rahmenlehrpläne für die Berliner <strong>Schule</strong>n, in denen der<br />
Wissenserwerb nicht mehr im Mittelpunkt steht, sondern in denen vielfältige Kompetenzen<br />
beschrieben werden, die es zu erwerben gilt. Erkenntnisse moderner Lerntheorien wurden<br />
aufgenommen, Chancen für eine andere Art der Unterrichtsgestaltung zeigen sich.<br />
Auch naturwissenschaftliches Lernen nimmt einen hohen Stellenwert ein. Das sind<br />
förderliche Bedingungen, um Entdeckendes Lernen endlich Praxis<br />
werden zu lassen.<br />
Das Projekt „eXplorarium“ - www.explorarium.de - in dem eLearning <strong>mit</strong> moderner<br />
Pädagogik verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> im Schulalltag erprobt wird, zeigt, wie<br />
es gelingen kann.<br />
5. Space „Science Explorers“
6. Space „Topic Web Explorers“
7. Space „Schwimmen“<br />
Frag<br />
Ideen der<br />
Beispiele für<br />
Aktivitäten<br />
Sinkt alles,<br />
was aus<br />
Metall ist?<br />
„Es sinkt,<br />
weil es aus<br />
Metall ist “<br />
Teste, was <strong>mit</strong><br />
anderen<br />
Gegenstände<br />
n aus Metall im<br />
W<br />
Teste, was <strong>mit</strong><br />
Probestücken<br />
verschiedener<br />
Holzsorten im<br />
Wasser passiert.<br />
Finde heraus, was<br />
<strong>mit</strong> den Sachen<br />
passiert, wenn<br />
weniger Wasser im<br />
Was passiert in<br />
einem<br />
kleineren<br />
„Es<br />
schwimmt,<br />
weil es aus<br />
Schwim<br />
mt alles,<br />
was aus<br />
Holz ist?<br />
„Es<br />
schwimmt,<br />
weil<br />
„Es<br />
schwimmt,<br />
weil es<br />
Was<br />
passiert<br />
<strong>mit</strong><br />
leichte<br />
n<br />
Untersuche, wie sich<br />
verschiedene<br />
Sachen aus Holz im<br />
Wasser verhalten<br />
Teste Sachen<br />
im Wasser, die<br />
Löcher<br />
Sinken alle<br />
Sachen, die<br />
Löcher<br />
„Es sinkt,<br />
weil es<br />
ö h<br />
Was passiert <strong>mit</strong><br />
[diesem Ding] im<br />
Wasser?<br />
„Es sinkt,<br />
weil es<br />
schwer<br />
Sinken alle<br />
schweren<br />
„Es sinkt,<br />
weil es<br />
groß<br />
Untersuche, was <strong>mit</strong><br />
schweren <strong>und</strong><br />
leichten<br />
Gegenständen im<br />
„Es<br />
schwimm<br />
t weil es<br />
Kindliche Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Lernbegleitung<br />
Schwimme<br />
n alle<br />
kleinen<br />
Kannst du<br />
etwas Großes<br />
finden, das<br />
Kannst du<br />
etwas Kleines<br />
finden, dass<br />
nicht<br />
Miss das Gewicht<br />
des Gegenstandes<br />
<strong>mit</strong> einer Waage<br />
<strong>und</strong> beobachte,<br />
was <strong>mit</strong> ihm im<br />
Wasser passiert<br />
Untersuche<br />
, wie sich<br />
kleine <strong>und</strong><br />
große<br />
Gegenstän<br />
Untersuche,<br />
was <strong>mit</strong><br />
einem<br />
großen<br />
Gegenstand<br />
passiert, z.B.<br />
einem Block<br />
aus<br />
© Nuffield Junior Science,<br />
SPACE Curriculum
Rückmeldebogen<br />
Referentin: Dr. Karin Ernst, Berlin Thema: Entdeckendes Lernen<br />
Gesamteindruck zur Leitung:<br />
1 Didaktisch sehr gut<br />
2 Fachlich sehr gut<br />
meine Bewertung zum Inhalt der Veranstaltung:<br />
3 Der Inhalt erschien mir aktuell<br />
4 Der Bezug zur Praxis erschien mir angemessen<br />
5 Die vorgestellten Beispiele/Verfahren waren für mich sehr hilfreich<br />
0 6 3 1 0<br />
2 5 1 2 0<br />
6 1 3 0 0<br />
1 3 4 2 0<br />
1 2 4 3 0<br />
sehr schlecht<br />
sehr schlecht<br />
veraltet<br />
nicht vorhanden<br />
nicht hilfreich<br />
meine Bemerkungen dazu: Ich hätte mir noch mehr konkrete Beispiele <strong>und</strong> Erfahrungen gewünscht (1); die Inhalte der<br />
REFO waren nicht neu <strong>und</strong> eher einseitig/eindimensional - Thema der REFO eher<br />
„Lernwerkstätten“ (1)<br />
mein Urteil zur Kooperation in der Teilnehmergruppe:<br />
6 Die Kommunikation empfand ich als vertrauensvoll<br />
7 Die Zusammenarbeit war konzentriert, effektiv<br />
8 Schwierige Themen wurden offen angesprochen<br />
9 Die Arbeitsergebnisse fand ich sofort umsetzbar<br />
8 2 0 0 0<br />
7 3 0 0 0<br />
6 4 0 0 0<br />
0 4 2 2 2<br />
sehr angespannt<br />
äußerst uneffektiv<br />
ausgeklammert<br />
kaum umsetzbar<br />
meine Bemerkungen dazu: sehr nette Gruppe (2), Referentin war etwas träge in der Diskussionsführung (1), es war sehr<br />
schön, Kollegen kennenzulernen (1)<br />
mein Urteil über die Unterbringung <strong>und</strong> die Organisation:<br />
10 Die Hotelzimmer sind sehr zu empfehlen<br />
11<br />
Information <strong>und</strong> Betreuung vor Ort waren<br />
meine Bereitschaft zur Anwendung bzw. Weiterarbeit:<br />
12 Ich bin gr<strong>und</strong>sätzlich an der Weiterentwicklung<br />
des Themas interessiert.<br />
Wenn ja<br />
13 a) dies sollte in einer Arbeitsgruppe an<br />
meinem Schulort stattfinden.<br />
14 b) dies sollte auch durch Gedankenaustausch<br />
in der Region stattfinden.<br />
15 Mit der aktiven Umsetzung der vorgestellten<br />
Methoden will ich demnächst beginnen<br />
16 Ich bin an einer weiterführenden Fortbildung<br />
(SchiLF) interessiert<br />
sehr gut<br />
ja<br />
ja<br />
ja<br />
ja<br />
sehr<br />
0 5 1 0 0<br />
6 0 0 1 0<br />
9 1<br />
6 0<br />
4 2<br />
8 0<br />
6 2<br />
nicht zu empfehlen<br />
mangelhaft<br />
nein<br />
nein<br />
nein<br />
nein<br />
gar nicht<br />
Weitere Anregungen: Für die weiterführenden Veranstaltungen sollten mehr innerschulische Kapazitäten genutzt<br />
als erneute Referenten von außen herangezogen werden, um die besondere Situation der schulischen<br />
Gegebenheiten besser ausnutzen zu können (1). Eine solche Fortbildung braucht mehr Zeit, bedingt durch die<br />
praktische Arbeit – noch mehr praktische Beispiele wären wünschenswert gewesen, waren aber zeitlich nicht<br />
möglich. (1)