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Theatermagazins - Nationaltheater Mannheim

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TANZ IST GENUGDominique Dumais’ Tracing Isadora widmet sich dem künstlerischen Erbe einer Tanzikone.Ensemble Kevin O’Day Ballett NTMEva-Maria Steinel Wir haben Rilke gesehen, FridaKahlo und auch dein Ballett mit dem Titel RésonancesChopin. Mit Isadora Duncan widmest du dichzum ersten Mal einer Tänzerin und Choreografin.Wie hast du dich ihrem Kosmos genähert?Dominique Dumais Es war wie so oft. Irgendwiehabe ich mich schon immer mit ihr beschäftigt. Alsich noch sehr jung war, habe ich gespürt, dass derklassische Tanz nicht alles ist, da bin ich auf dieeigenwillige Tanzreformerin gestoßen. Jetzt greifeich das Thema wieder auf.Eva-Maria Steinel Isadora Duncan hat als Künstlerinund Mensch ein sehr unkonventionelles Lebengeführt. Sie kam aus den USA, hat sich früh als Tänzerinund Choreografin etabliert, die barfuß und inwallenden Gewändern auftrat. Dadurch wirkte sieextravagant, teilweise sogar kurios. Auch ihr Privatlebenwar für den Beginn des 20. Jahrhundertsäußerst unangepasst: Sie hatte viele Liebhaber,führte ein Leben auf Reisen und war immer auf derSuche.Dominique Dumais Wir nennen es extravagant,aber sie spielt eine wichtige Rolle für die Frauenbewegung.Sie hat ihr Leben so gelebt, wie sie es fürrichtig hielt. Ich empfinde sie als sehr authentischePerson, die schwer gearbeitet hat. Aber mir geht esin meinem Stück vor allem um ihre Ansichten undum die Frage, was Isadora Duncan der Kunst heutezu sagen hat. Ich meine damit weniger einen Stil,als ein wegweisendes künstlerisches Bewusstsein.Sie sagt mir: »Tanz ist genug, Tanz ist eine eigenständigeKunstform«.Eva-Maria Steinel Wie spiegeln sich diese Aspektein deiner Choreografie wieder?Dominique Dumais Sehr unterschiedlich. Im erstenAkt von Tracing Isadora geht es um das Individuum,den Tänzer als Solisten und seine Auseinandersetzungmit der Musik. Wir sehen die Künstler in einemprivaten Rahmen, wie bei der Arbeit in einem Atelier.Im zweiten Teil erkunden wir das Zusammenkommenvon Menschen, die psychologische Ebene.Hier stehen neben Solos auch Duette im Vordergrund.Im dritten Akt widme ich mich Duncans Ideedes Gesamtkunstwerks, mit großem Orchester undeiner weiten, offenen Bühne.Eva-Maria Steinel Es gibt heute noch eine Gruppesogenannter Isadorables, die Duncans Tanz überliefern.Gleichzeitig ist außer einem kurzen Filmschnipselkein bewegtes Material von ihr erhalten.Beschränkt das die Arbeit?Dominique Dumais Ich habe mich viel mit ihrenSchriften beschäftigt. Sie hatte natürlich ihreSchülerinnen, die Isadorables, schien es aber nichtzu mögen, kopiert zu werden. Ich nehme das sehrernst. Ich musste meinen eigenen künstlerischenWeg finden, also habe ich mit Konzepten gearbeitet,die ihr entsprechen: dem Prinzip von Wellenformen,von Licht oder Energieübertragung, dieTRACING ISADORAEin Tanzfonds Erbe-ProjektUraufführung am 28. Februar 2014 um 19.30 Uhr im Opernhausanschließend Premierenfeier im TheatercaféArbeit am ehrlichen Ausdruck, die Erforschung vonKörperschwerpunkten. So haben wir die Anatomievon Bewegungen erkundet. Dazu haben wir miteiner Methode gearbeitet, die sich Axis Syllabusnennt und die Achsen des Körpers austestet.Eva-Maria Steinel Die Erschließung destänzerischen Erbes führt uns immer wieder zumProblem der Rekonstruktion.Dominique Dumais Ja, es ist sehr schwer Tanz zudokumentieren. Es gibt nur wenige gute Verfahren,die alle sehr zeit intensiv sind. Und dann frageich mich: »Ist es das wert? Ist es nicht gut, einfachden Moment zu genießen und die kurze Zeitwertzuschätzen?« Manchmal verpasst man dieHälfte beim Versuch alles festzuhalten. Ich glaube,auch die Vergänglichkeit macht die Schönheit vonTheater aus.Choreografie Dominique Dumais Musikalische Leitung Joseph Trafton Musik John Cage, HenryCowell, Gustav Mahler, Nico Muhly, Kaija Saariaho Bühne, Kostüme, Videokonzept Tatyana vanWalsum Licht Bonnie BeecherMit Michelle Cheung, Zoulfia Choniiazowa, Malthe Clemens, Maria Eugenia Fernández, MiguelGonzález Muelas, Julia Headley, Davidson Jaconello, Dávid Kristóf, Hitomi Kuhara, Tyrel Larson,Brian McNeal, Carolinne de Oliveira, Julie Pécard, Luis Eduardo SayagocKlavier Rainer Böhm/Randolf StöckEs spielt das <strong>Nationaltheater</strong>orchester.Gefördert von Tanzfonds Erbe – Eine Initiative der Kulturstiftung des BundesPreview mit Training am 15. Februar 2014 um 10.00 Uhr im SchauspielhausWeitere Vorstellungen 7., 9. und 21. März 2014

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