Qualität sichtbar machen. - BQS Qualitätsreport
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<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>.<br />
<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />
Im Auftrag des<br />
Gemeinsamen Bundesausschusses<br />
nach § 91 SGB V
5<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
334<br />
342<br />
351<br />
355<br />
360<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Editorial<br />
Vorworte<br />
Ergebnisse der Bundesauswertung 2003<br />
Übersicht<br />
Leseanleitung<br />
Berichte<br />
Anhang<br />
Datenbasis<br />
Methoden<br />
Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />
Recherche und Bewertung von Literatur,<br />
Leitlinien und Pflegestandards<br />
Das Verfahren
Dr. Volker D. Mohr<br />
Zeitplan gestrafft –<br />
<strong>Qualität</strong>sinformationen neu strukturiert<br />
Vor rund acht Monaten hat die <strong>BQS</strong> den <strong>BQS</strong>-<br />
<strong>Qualität</strong>sreport 2002 veröffentlicht. Jetzt stellen wir<br />
Ihnen mit dem <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 neue<br />
Informationen zur medizinischen und pflegerischen<br />
<strong>Qualität</strong> der deutschen Krankenhäuser zur Verfügung.<br />
Die Abläufe bei der Datenübermittlung aus den<br />
Krankenhäusern, bei der Auswertung der Daten<br />
und der Bewertung der Ergebnisse konnten so<br />
erfolgreich gestrafft werden, dass die Veröffentlichung<br />
der Bundesauswertung 2003 und ihrer<br />
Bewertung gegenüber den Vorjahren um fast vier<br />
Monate vorverlegt werden konnten.<br />
Der Umfang der verfügbaren Informationen zur<br />
medizinischen und pflegerischen <strong>Qualität</strong> hat im<br />
Vergleich zum Vorjahr noch einmal zugenommen.<br />
Dadurch drohte der <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 ein<br />
unhandliches Druckwerk in der Dimension eines<br />
Versandhauskataloges zu werden. Daher haben wir<br />
ein neues Vorgehen gewählt. Ziel dieses neuen<br />
„Pyramiden-Konzepts“ mit seinen drei Informationsebenen<br />
ist es, die unterschiedlichen Interessen und<br />
Lesegewohnheiten der Nutzer von <strong>BQS</strong>-Informationen<br />
stärker zu unterstützen.<br />
Vor Ihnen liegt als „Spitze der Informationspyramide“<br />
der neue <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003,<br />
der in gedruckter Form knappe Zusammenfassungen<br />
der wichtigsten Ergebnisse und Bewertungen für<br />
die 33 beobachteten Leistungsbereiche enthält.<br />
Dieses Manual bildet die erste Informationsebene<br />
und dient der schnellen Orientierung.<br />
Ausführliche Informationen über 77 bewertete <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
und 88 <strong>Qualität</strong>skennzahlen enthält<br />
die CD-ROM, die Sie als zweite Informationsebene<br />
in der hinteren inneren Umschlagseite des<br />
<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreports 2003 finden. Die Darstellung<br />
vieler <strong>Qualität</strong>sindikatoren wurde um Benchmark-<br />
Grafiken für Krankenhäuser mit niedrigen Fallzahlen<br />
erweitert. Die CD-ROM enthält auch Erläuterungen<br />
zum Datenmanagement, zur Methodik, zur Validierung<br />
der Auswertungen oder zu den Recherchen,<br />
die Grundlage der Bewertungen waren. Alle Inhalte<br />
der CD-ROM sind auch im Internet unter der URL<br />
www.bqs-qualitaetsreport.de zugänglich.<br />
Die dritte Ebene mit der Basis der Pyramide bilden<br />
schließlich alle Statistiken der Bundesauswertung<br />
2003 für 330 <strong>Qualität</strong>sindikatoren und 439 <strong>Qualität</strong>skennzahlen,<br />
die wir Ihnen auch in diesem Jahr<br />
im Internet unter der URL www.bqs-outcome.de<br />
zur Verfügung stellen. Auf mehr als 2.700 Seiten<br />
sind dort Basisstatistiken und sämtliche Kennzahlen<br />
für alle Leistungsbereiche dokumentiert.<br />
Mein Dank gilt allen, die in den Krankenhäusern,<br />
den fachlichen Arbeitsgruppen und Landesgeschäftsstellen<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung in den Bundesländern,<br />
den Fachgruppen auf Bundesebene, bei den Vertragspartnern<br />
der Selbstverwaltung, beim Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss nach § 91 Abs. 7 SGB V<br />
und bei der <strong>BQS</strong> diese vielfältige Darstellung zur<br />
medizinischen und pflegerischen <strong>Qualität</strong> ermöglicht<br />
haben.<br />
Der <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 trägt hoffentlich seinen<br />
Teil dazu bei, dass alle Beteiligten – Öffentlichkeit,<br />
Patienten, Versicherte, Leistungserbringer, Kostenträger<br />
und politische Entscheider – die künftige<br />
Gesundheitsversorgung gut informiert und kompetent<br />
gestalten können.<br />
Düsseldorf, im Juli 2004<br />
Dr. Volker D. Mohr<br />
Geschäftsführer<br />
der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH,<br />
Düsseldorf<br />
<strong>BQS</strong>-<br />
<strong>Qualität</strong>sreport<br />
2003<br />
Druckversion<br />
<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />
Langfassung<br />
CD-ROM und www.bqs-qualitaetsreport.de<br />
Bundesauswertung 2003<br />
www.bqs-outcome.de<br />
Dr. Volker D. Mohr<br />
Geschäftsführer der <strong>BQS</strong>,<br />
Düsseldorf<br />
5
6<br />
RA Jörg Robbers<br />
Vorsitzender des Bundeskuratoriums<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
RA Jörg Robbers<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung auf Erfolgskurs<br />
Die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung bleibt auf Erfolgskurs.<br />
Die <strong>BQS</strong> erhält von den Krankenhäusern aussagekräftige<br />
Datensätze über einen breiten Beobachtungshorizont.<br />
Die Partner der Selbstverwaltung<br />
dokumentieren zugleich ihre Handlungsfähigkeit.<br />
Diese Aussagen belegt der neue <strong>Qualität</strong>sreport<br />
2003. Im vierten Jahr des Bundesverfahrens liegen<br />
dank des großen Engagements der Krankenhäuser<br />
umfangreiche Daten vor. Die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter aus den Krankenhäusern lieferten 97%<br />
der erwarteten Datensätze zur Auswertung an die<br />
<strong>BQS</strong>.<br />
Die Akzeptanz des Verfahrens festigt sich somit auf<br />
hohem Niveau. Heute ist allen Beteiligten klar,<br />
welchen Wert die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung hat.<br />
Daten zur <strong>Qualität</strong> in Medizin und Pflege gehören<br />
zum Leistungswettbewerb. Der Wunsch von Patienten<br />
und Versicherten nach fundierter Information<br />
über das Leistungsgeschehen in den Krankenhäusern<br />
ist absolut berechtigt und zu bedienen. Die<br />
<strong>Qualität</strong>sdaten sind wertvoll in Zeiten, in denen<br />
offen über Sparpotenziale nachgedacht wird. Nachgewiesene<br />
<strong>Qualität</strong> rechtfertigt eine angemessene<br />
Finanzierung.<br />
Im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 liegen Daten, Analysen<br />
und Bewertungen für insgesamt 33 Leistungsbereiche<br />
vor. Die Krankenhäuser werden die so<br />
geschaffene Transparenz an ihre Patienten weitergeben.<br />
Die Daten der <strong>BQS</strong> liefern hierzu die<br />
unverzichtbare Grundlage.<br />
Auf der Ebene der Selbstverwaltung sind geänderte<br />
Rechtsgrundlagen umzusetzen. Seit dem 01.01.2004<br />
ist der Gemeinsame Bundesausschuss für die externe<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung das Entscheidungsgremium.<br />
Erste Beschlüsse sind in der neuen Gremienstruktur<br />
gefasst worden. Zielstellung ist es, Verfahrenskontinuität<br />
herzustellen und die bisherigen kompetenten<br />
Vertragspartner und ausführenden Geschäftsstellen<br />
weiterhin einzubinden.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhäuser,<br />
die Fachgruppen, die Institutionen der<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in den Bundesländern und die<br />
<strong>BQS</strong> haben auch im Jahr 2003 eine beachtliche<br />
Leistung im Dienste der <strong>Qualität</strong> und damit für die<br />
Patienten erbracht. Ihnen gilt im Namen aller Vertragspartner<br />
und Vertragsbeteiligten mein herzlicher<br />
Dank.<br />
Berlin, im Juli 2004<br />
RA Jörg Robbers<br />
Vorsitzender des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung
Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung für alle Patienten<br />
Im Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) ist<br />
eine wichtige Neuerung für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
niedergelegt: Die Beschluss- und<br />
Regelungskompetenzen über das Verfahren der<br />
externen stationären <strong>Qualität</strong>ssicherung sind seit<br />
dem 1. Januar 2004 auf den Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss (G-BA) übergegangen, der auf<br />
der Grundlage der bisherigen geleisteten Arbeit die<br />
Aufgaben fortführen wird. Um die Entscheidungsabläufe<br />
für die <strong>Qualität</strong>ssicherung zu straffen und<br />
zu vereinheitlichen, Doppelstrukturen zu vermeiden<br />
sowie personelle und sächliche Mittel zielgerichtet<br />
einzusetzen, wird dem Gemeinsamen Bundesausschuss<br />
auch die Aufgabe übertragen, die Anforderungen<br />
an die <strong>Qualität</strong>ssicherung für zugelassene<br />
Krankenhäuser festzulegen – so begründet der<br />
Gesetzgeber diese Neuregelung.<br />
Die Ergebnisse des Jahres 2003, die hier veröffentlicht<br />
werden, liegen noch vollständig in der Verantwortung<br />
des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />
das – entsprechend der gesetzlichen Regelung –<br />
bis zum 31. Dezember 2003 bestand. Für die<br />
Ergebnisse des Jahres 2004 ist dann erstmalig der<br />
G-BA verantwortlich.<br />
Die gemeinsame Ausrichtung unter der Federführung<br />
des Gemeinsamen Bundesausschusses ist<br />
eine weitere Effizienzsteigerung des Verfahrens in<br />
Hinblick auf die <strong>Qualität</strong>ssicherung im Krankenhaus.<br />
Unser Ziel ist es, möglichst umfassende <strong>Qualität</strong>sergebnisse<br />
für alle behandelten Patienten im<br />
Krankenhaus zu erhalten. Dazu ist es zwingend<br />
erforderlich, den bürokratischen Aufwand für die<br />
Krankenhäuser zur Gewinnung der erforderlichen<br />
Daten zu reduzieren. Für die einzelnen Verfahren<br />
müssen aus der Vielzahl der <strong>Qualität</strong>sindikatoren,<br />
die derzeit dokumentiert werden, die wichtigsten<br />
herausgefiltert werden.<br />
Eine externe stationäre <strong>Qualität</strong>ssicherung muss<br />
nach Vorgabe des Gesetzes §137 SGB V möglichst<br />
die Versorgung aller Patienten, die im Krankenhaus<br />
behandelt werden, abbilden, um Transparenz herzustellen<br />
und langfristig die Ergebnisqualität im<br />
Krankenhaus zu sichern.<br />
Allen Beteiligten am <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />
möchte ich herzlich danken.<br />
Siegburg, im Juli 2004<br />
Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />
Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses<br />
nach § 91 Abs. 7 SGB V<br />
Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />
Vorsitzender des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses<br />
nach § 91 Abs. 7 SGB V<br />
7
8<br />
Übersicht<br />
Ergebnisse der Bundesauswertung 2003<br />
152<br />
269<br />
317<br />
141<br />
242<br />
12<br />
84<br />
94<br />
111<br />
196<br />
206<br />
224<br />
260<br />
31<br />
49<br />
21<br />
57<br />
70<br />
235<br />
301<br />
40<br />
120<br />
132<br />
324<br />
288<br />
277<br />
161<br />
174<br />
186<br />
Kataraktoperation<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Tonsillektomie<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Mammachirurgie<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Koronarangiographie /<br />
Perkutane transluminale Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Koronarchirurgie<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Cholezystektomie<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Appendektomie<br />
Geburtshilfe<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Leistenhernie<br />
Prostataresektion<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
Pflege<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel
10 Leseanleitung<br />
Einleitung<br />
In der Bundesauswertung 2003 wurden für die Analyse<br />
der qualitätsrelevanten Daten verschiedene statistische<br />
Methoden eingesetzt. In diesem Kapitel soll<br />
ein Überblick über die verwendeten Verfahren gegeben<br />
werden. Dem Kapitel vorangestellt ist ein Glossar.<br />
Hier werden häufig gebrauchte statistische Begriffe<br />
beschrieben. Darauf folgt die Standarddarstellung<br />
der <strong>BQS</strong> für die Ergebnisse mit Erläuterungen.<br />
Glossar<br />
Anteil<br />
Siehe Rate<br />
Beziehungszahl<br />
Siehe Verhältnis<br />
Grundgesamtheit<br />
Die Grundgesamtheit eines <strong>Qualität</strong>sindikators ist<br />
die Gesamtzahl der Fälle mit den beschriebenen<br />
Eigenschaften. Was unter einem „Fall“ zu verstehen<br />
ist, ist jeweils abhänig von der Definition der<br />
Grundgesamtheit des <strong>Qualität</strong>sindikators. So kann<br />
damit etwa ein „Patient“, eine „Operation“ bzw.<br />
eine „Intervention“ gemeint sein.<br />
Konfidenzintervall<br />
Siehe Vertrauensbereich<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Der Median ist derjenige Wert, für den 50% der<br />
Krankenhausergebnisse kleiner und 50% der Krankenhausergebnisse<br />
größer sind. Der Median ist ein<br />
Maß, das den Mittelpunkt der Verteilung beschreibt.<br />
Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />
Für das x%-Perzentil der Krankenhausergebnisse<br />
gilt, dass x% der Krankenhausergebnisse kleiner<br />
oder gleich dem x. Perzentil sind. Haben beispielsweise<br />
25% der untersuchten Krankenhäuser eine<br />
Wundinfektionsrate von 1,5% oder kleiner, so ist in<br />
diesem Beispiel 1,5% das 25%-Perzentil.<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Umsetzung von <strong>Qualität</strong>szielen in quantifizierbare<br />
Größen – die <strong>Qualität</strong>sindikatoren – erfolgt<br />
häufig über prozentuale Anteile.<br />
Beispielsweise lässt sich der <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
„Wundheilungsstörungen“ über den prozentualen<br />
Anteil von Wundinfektionen an den dokumentierten<br />
Fällen operationalisieren. Durch Einschränkung<br />
der Bezugspopulation („Grundgesamtheit“) auf<br />
bestimmte Subgruppen (beispielsweise nach Alter,<br />
Geschlecht, ASA etc.) wird der <strong>Qualität</strong>sindikator in<br />
Zusammenhang mit einer weiteren Größe gesetzt.<br />
Rate<br />
Eine Rate beschreibt den prozentualen Anteil einer<br />
Merkmalsausprägung (Zähler) unter allen betrachteten<br />
Merkmalsträgern (Grundgesamtheit). Neben<br />
dem prozentualen Anteil wird in der Regel auch der<br />
so genannte Vertrauensbereich (Konfidenzintervall)<br />
dieses Anteils angegeben.<br />
Referenzbereich<br />
Der Referenzbereich gibt den Bereich eines <strong>Qualität</strong>sindikators<br />
für gute <strong>Qualität</strong> an (sog. Unauffälligkeitsbereich).<br />
Es gibt zwei Arten von Referenzbereichen:<br />
• Referenzbereiche, die durch einen festen Wert<br />
definiert sind (fixer Referenzbereich),<br />
• Referenzbereiche, die durch die Verteilung der<br />
Krankenhausergebnisse festgelegt sind<br />
(Perzentilen-Referenzbereich).<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Die Spannweite gibt den minimalen und maximalen<br />
Wert der Krankenhausergebnisse an. Die Spannweite<br />
ist ein Maß für die Streuung der Verteilung.<br />
Verhältnis<br />
Der Quotient zweier sachlich in Verbindung stehender<br />
Merkmale heißt Beziehungszahl. Dabei ist nicht<br />
wie bei einer Rate (s.o.) der Zähler eine Untermenge<br />
des Nenners. Ein Beispiel für eine Beziehungszahl<br />
ist die Vollständigkeit: das Verhältnis der Datensätze<br />
im Bundesdatenpool 2003 zu den in der VdAK-LKA-<br />
Statistik enthaltenen, für 2002 vereinbarten Leistungen.<br />
Im Weiteren wird die Bezeichung „Verhältnis“<br />
verwendet.<br />
Vertrauensbereich<br />
Der Vertrauensbereich gibt den Wertebereich an,<br />
in dem der prozentuale Anteil mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von 95 % unter Berücksichtigung aller zufälligen<br />
Ereignisse liegt.<br />
Standard-Darstellung<br />
Ergebnisse<br />
Zu den Auswertungen der einzelnen <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
werden die wichtigsten beschreibenden<br />
Statistiken in einer wiederkehrenden Abbildungsform<br />
dargestellt.<br />
Die Ergebnisse in der Bundesauswertung 2003 werden<br />
zunächst als Gesamtrate für alle Patienten mit<br />
dem 95 %-Vertrauensbereich und der Gesamtzahl<br />
der Fälle dargestellt (Kopf der Ergebnistabelle).<br />
Die Verteilung der Krankenhausergebnisse wird in<br />
zwei Säulendiagrammen (Benchmarkgrafiken) dargestellt.<br />
Dabei repräsentiert jede Säule das Ergebnis
eines Krankenhauses. Die Ergebnisse der Krankenhäuser<br />
sind von links nach rechts nach Ergebnissen<br />
sortiert aufgetragen. Krankenhäuser mit den besseren<br />
Ergebnissen stehen rechts.<br />
Die größere Benchmarkgrafik enthält die Ergebnisse<br />
jener Krankenhäuser, die mindestens 20 Fälle in<br />
der Grundgesamtheit des <strong>Qualität</strong>sindikators haben.<br />
Um aber alle Krankenhäuser bei der <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
zu berücksichtigen, werden auch die Ergebnisse<br />
der Krankenhäuser mit 1bis19Fällen in einer<br />
kleineren Benchmarkgrafik dargestellt.<br />
Diese Trennung der Ergebnisse der Krankenhäuser<br />
mit 1 bis 19 und ≥ 20 Fällen in zwei separate<br />
Benchmarkgrafiken trägt dem Umstand Rechnung,<br />
dass einerseits alle Krankenhäuser in der <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
berücksichtigt werden sollen, andererseits<br />
aber die Ergebnisse eines <strong>Qualität</strong>sindikators<br />
für Krankenhäuser mit kleiner Fallzahl einer größeren<br />
statistischen Ungenauigkeit unterliegen.<br />
Die statistische Ungenauigkeit bei Krankenhäusern<br />
mit kleiner Fallzahl ergibt sich aus folgender Konstellation:<br />
Bei 20 Fällen entspricht ein Ereignis im<br />
Zähler des <strong>Qualität</strong>sindikators – z.B. eine Wundinfektion<br />
– 5%. Würden auch Krankenhäuser mit<br />
weniger Fällen aufgenommen, so würde der Indikator<br />
bereits bei einem einzelnen Ereignis – z.B.<br />
einem Fall mit Wundinfektion – stark ausschlagen.<br />
Im Beispiel entspräche eine Wundinfektion bei 10<br />
Fällen einer Rate von 10%, bei fünf Fällen sogar<br />
einer Rate von 20%. Die Verteilung der Krankenhausergebnisse<br />
zeigt für Krankenhäuser mit kleiner<br />
Fallzahl häufiger starke statistische Ausreißer.<br />
Unterhalb der ersten Benchmarkgrafik werden jeweils<br />
der Median und die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
dargestellt.<br />
Die Perzentil-Referenzbereiche werden auf der Basis<br />
der Ergebnisse der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
bestimmt.<br />
Krankenhäuser mit mindestens 20 Fällen, deren Ergebnisse<br />
außerhalb des Referenzbereichs liegen,<br />
werden als auffällig bezeichnet. In vielen Fällen<br />
empfehlen die Fachgruppen, im Strukturierten Dialog<br />
auch jene Krankenhäuser um Stellungnahme zu<br />
bitten, die mit weniger als 20 Fällen den Referenzbereich<br />
nicht erreichen.<br />
Die Anzahl der Krankenhäuser, die ≥ 20, 1 bis 19<br />
und 0 Fälle in der jeweiligen Grundgesamtheit haben,<br />
werden in der Ergebnistabelle jeweils explizit<br />
aufgeführt.<br />
Ergebnisse<br />
Textliche Kurzbeschreibung der Rechenregel zum <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahlder Fälle<br />
Prozentualer Anteil<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Darstellung der Ergebnisse für einen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Gesamtrate. Siehe dazu im Abschnitt Glossar: „Rate“ bzw.<br />
„Verhältnis“. Statt der Gesamtrate kann auch die absolute<br />
Anzahl(„Gesamtzahl“) oder der Median angegeben werden.<br />
Vertrauensbereich der Gesamtrate. Siehe dazu im Abschnitt<br />
Glossar: „Vertrauensbereich“<br />
Anzahlder Fälle in der Grundgesamtheit<br />
Siehe dazu im Abschnitt Glossar: „Grundgesamtheit“<br />
Auffällige Krankenhäuser<br />
außerhalb des Referenzbereichs<br />
Krankenhaus mit<br />
maximaler Rate<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />
Jede Säule repräsentiert<br />
ein Krankenhaus<br />
Krankenhäuser<br />
besser<br />
Krankenhaus mit<br />
minimaler Rate Krankenhäuser mit<br />
einer Rate von 0 %<br />
Krankenhäuser<br />
Siehe dazu im Abschnitt Glossar:<br />
„Median der Krankenhausergebnisse“<br />
Siehe dazu im Abschnitt Glossar: „Spannweite<br />
der Krankenhausergebnisse“<br />
x von y<br />
Siehe dazu im Abschnitt Glossar:<br />
„Referenzbereiche“<br />
z von x (AnzahlKrankenhäuser<br />
außerhalb des Referenzbereichs)<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von y Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
a Krankenhäuser<br />
b Krankenhäuser<br />
11
12<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Herzchirurgie<br />
Dr. Andreas Beckmann<br />
Duisburg<br />
PD Dr. Horst Laube<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Knut-H. Leitz<br />
Bremen<br />
Sabine Pfeffer<br />
Stuttgart<br />
Horst Schmidt<br />
Oberursel<br />
Dr. Ernst Spitzenpfeil<br />
Nürnberg<br />
Dr. Ulrike Toellner-Bauer<br />
Marburg<br />
Dr. Marius Torka<br />
Bad Berka<br />
Prof. Dr. Armin Welz<br />
Bonn<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Jan F. Gummert<br />
Leipzig<br />
Dr. Wolfgang Schiller<br />
Bonn<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 1<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Zusammenfassung<br />
Erkrankungen der zwischen der linken Herzkammer<br />
und der Körperhauptschlagader (Aorta) gelegenen<br />
Aortenklappe gehören zu den häufigsten Herzklappenerkrankungen.<br />
Als Ursache kommen degenerative<br />
oder entzündliche Veränderungen der Herzklappe in<br />
Frage. Diese können an der Herzklappe eine<br />
Verengung (Stenose), eine Undichtigkeit (Insuffizienz)<br />
oder eine Kombination aus beidem hervorrufen. Die<br />
Erkrankung kann über einen langen Zeitraum ohne<br />
Symptome bleiben. Die Indikation zur Operation<br />
richtet sich nach der Art und dem Ausmaß der Veränderungen<br />
an der Aortenklappe.<br />
In diesem Leistungsbereich werden ausschließlich<br />
Patienten betrachtet, die sich einem isolierten Ersatz<br />
der Aortenklappe am stillstehenden Herzen unter<br />
Einsatz der Herz-Lungen-Maschine unterziehen mussten.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die<br />
Aspekte der Ergebnisqualität betrachten.<br />
Bei der Untersuchung zum <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Letalität wurde die In-Hospital-Letalität, also der<br />
Anteil der Patienten, die postoperativ im Krankenhaus<br />
verstarben, erfasst. Die Gesamtletalität lag bei<br />
3,48 %. Patienten mit elektiver oder dringlicher<br />
(nicht notfallmäßiger) Operationsindikation hatten<br />
mit 2,98 % ein etwas geringeres Risiko, im Krankenhaus<br />
zu versterben. Im Vergleich mit Daten aus der<br />
wissenschaftlichen Literatur zeigt sich hier nach<br />
Auffassung der Fachgruppe Herzchirurgie eine gute<br />
Versorgungsqualität. Die Fachgruppe hat als<br />
Referenzbereich die 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />
für die Gruppe der Patienten mit<br />
elektiver oder dringlicher Operationsindikation festgelegt.<br />
Dies führt dazu, dass drei Krankenhäuser<br />
auffällig werden, die eine In-Hospital-Letalität über<br />
7,7 % dokumentiert haben. Diese sollen im Rahmen des<br />
Strukturierten Dialoges um eine Stellungnahme<br />
gebeten werden.<br />
Die postoperative Mediastinitis stellt eine seltene,<br />
aber schwere und potenziell tödliche Komplikation<br />
nach herzchirurgischen Eingriffen dar. Unter einer<br />
Mediastinitis versteht man eine tiefe, das Sternum<br />
(Brustbein) und das Mediastinum, die hinter dem<br />
Brustbein gelegene Brusthöhle, umfassende Wundinfektion.<br />
Für den Krankenhausvergleich ist zu<br />
berücksichtigen, dass Patienten unterschiedliche<br />
Risiken für die Entwicklung einer postoperativen<br />
Wundinfektion aufweisen können. Daher wurde für<br />
die Ergebnisse zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator eine<br />
Risikoadjustierung anhand einer international<br />
gebräuchlichen Klassifikation durchgeführt. Die<br />
Gesamtrate der postoperativen Mediastinitis lag bei<br />
0,38%. Dieses Ergebnis spricht nach Auffassung der<br />
Fachgruppe für eine sehr gute Versorgungsqualität<br />
in den deutschen Herzzentren. In der Risikoklasse 0<br />
(Patienten ohne Risikofaktoren für eine postoperative<br />
Mediastinitis) traten lediglich drei Fälle in zwei<br />
Krankenhäusern auf. Die Auslösung eines Strukturierten<br />
Dialogs auf der Basis dieses <strong>Qualität</strong>sindikators<br />
allein ist daher nicht sinnvoll. Die Fachgruppe<br />
wird jedoch die Ergebnisse dieser beiden Krankenhäuser<br />
im Rahmen einer Zeitreihenanalyse weiter<br />
beobachten.
Einleitung<br />
Erkrankungen der Aortenklappe stellen die häufigste<br />
Herzklappenerkrankung des Erwachsenenalters dar.<br />
Als Ursache kommen degenerative oder entzündliche<br />
Veränderungen der Herzklappe in Frage. Diese<br />
können an der Herzklappe eine Stenose, eine Insuffizienz<br />
oder eine Kombination aus beidem hervorrufen.<br />
Der klinische Verlauf und die Indikation zur Operation<br />
variieren je nach zugrunde liegender Erkrankung<br />
und der Art des Vitiums. Während bei<br />
Patienten mit insuffizienter Aortenklappe in vielen<br />
Fällen zunächst eine medikamentöse Therapie mit<br />
Vasodilatatoren empfohlen wird, besteht bei Patienten<br />
mit symptomatischer Aortenklappenstenose<br />
praktisch immer die Indikation zur Operation<br />
(ACC/AHA Guidelines for the Management of Patients<br />
With Valvular Heart Disease (Eagle et al. 1999)).<br />
Für den Ersatz der Aortenklappe stehen mechanische<br />
Klappen, biologische Klappen aus tierischem<br />
Gewebe oder konservierte, menschliche Herzklappen<br />
zur Verfügung. In einigen Zentren wird diese Operation<br />
neuerdings bei einem ausgewählten Patientenkollektiv<br />
in so genannter „Schlüssellochtechnik“<br />
(MIC-Technik) durchgeführt. Nach wie vor stellt<br />
jedoch die Eröffnung des Brustbeins (Sternotomie)<br />
mit nachfolgendem Ersatz der Aortenklappe am stillstehenden<br />
Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-<br />
Maschine das operative Standardvorgehen dar.<br />
Eine operative Rekonstruktion der Aortenklappe ist<br />
hingegen nur in Sonderfällen möglich und wird<br />
daher selten durchgeführt.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die Aspekte<br />
der Ergebnisqualität betrachten.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />
Nierenfunktionsstörung<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen zerebrovaskulären<br />
Komplikation (TIA, Krampf, Parese, Plegie oder Koma)<br />
Möglichst geringe Letalität:<br />
In-Hospital-Letalität<br />
30-Tage-Letalität<br />
Risikoadjustierte 30-Tage-Letalität<br />
Basisstatistik<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und<br />
Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
87.913 Datensätze aus 77 herzchirurgischen Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Herzchirurgische Eingriffe konnten in 2003 in zwei<br />
unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es möglich,<br />
aufgrund einer Übergangsregelung Daten im<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es<br />
liegen in diesem Format 19.426 Datensätze aus<br />
57 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert.<br />
Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 68.487 Datensätze aus 77<br />
Krankenhäusern. Diese konnten in der Bundesauswertung<br />
6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Für den Leistungsbereich Aortenklappenchirurgie<br />
wurden im Jahr 2003 9.120 isolierte aortenklappenchirurgische<br />
Operationen von 74 Krankenhäusern<br />
dokumentiert. 2.060 davon liegen im Format der<br />
<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 vor. Sie wurden aus 57<br />
Krankenhäusern übermittelt. Innerhalb der Datensätze<br />
im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 wurden<br />
7.060 isolierte aortenklappenchirurgische Operationen<br />
in 74 Krankenhäusern dokumentiert, das<br />
Anzahl Anteil<br />
3.876<br />
3.169<br />
806<br />
2.373<br />
3.318<br />
522<br />
26<br />
55,02 %<br />
44,98 %<br />
11,44 %<br />
33,68 %<br />
47,10 %<br />
7,41 %<br />
0,37 %<br />
13
14<br />
Datengrundlage<br />
300 %<br />
250%<br />
200%<br />
150%<br />
100%<br />
50%<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze –<br />
HCH gesamt<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser –<br />
HCH gesamt<br />
Gelieferte OP-<br />
Datensätze –<br />
Aortenklappe,<br />
isoliert<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser –<br />
Aortenklappe,<br />
isoliert<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
entspricht 10 % der für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
dokumentierten herzchirurgischen Leistungen.<br />
Die methodische Prüfung der Vollständigkeit der<br />
herzchirurgischen Datensätze im Bundesdatenpool<br />
2003 wurde auf Basis der von den Krankenhäusern<br />
im Jahr 2002 erbrachten Leistungen durchgeführt.<br />
Die Zahl der Fälle, die im Jahr 2002 abgerechnet<br />
wurden, wurde von den Krankenhäusern, die in<br />
2003 zur Dokumentation in der Herzchirurgie verpflichtet<br />
waren, gegenüber der <strong>BQS</strong> offen gelegt.<br />
Die erwartete Anzahl herzchirurgischer Datensätze<br />
betrug auf dieser Basis 83.832.<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
19.426<br />
57<br />
2.060<br />
57<br />
6.0<br />
68.487<br />
77<br />
7.060<br />
74<br />
Krankenhäuser<br />
Gesamt<br />
87.913<br />
77<br />
9.120<br />
74<br />
Erwartet<br />
83.832<br />
77<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
105 %<br />
100 %<br />
2002<br />
97 %<br />
99 %<br />
Eine Aufteilung dieser erwarteten Datensätze auf die<br />
vier Leistungsbereiche Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />
kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
sowie Mitralklappenchirurgie war<br />
nicht möglich, weil nicht alle Krankenhäuser in<br />
ihrer Auskunft über abgerechnete Fälle in 2002<br />
nach einzelnen Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
unterschieden haben. Daher ist hier eine Betrachtung<br />
der Vollständigkeit mit Bezug auf einzelne<br />
Leistungsbereiche und einzelne Krankenhäuser nicht<br />
möglich.<br />
Aus diesem Grunde wird die krankenhausbezogene<br />
Vollständigkeit der Datenübermittlung für alle<br />
Leistungsbereiche der Herzchirurgie gemeinsam<br />
dargestellt.<br />
Sowohl bezogen auf die Anzahl der gelieferten<br />
Datensätze als auch auf die Anzahl der beteiligten<br />
Krankenhäuser ist die Teilnahme als sehr gut zu<br />
bewerten. Alle registrierten Krankenhäuser haben<br />
Daten übermittelt. Die Vollständigkeit der Datensätze<br />
liegt bis auf wenige Ausnahmen im Bereich<br />
zwischen 80 und 100 %. Vollständigkeiten über<br />
100% wurden erreicht, wenn ein Krankenhaus in<br />
2003 mehr Datensätze dokumentiert hat als in<br />
2002 abgerechnet worden sind; geringere Vollständigkeiten<br />
können auf eine Reduzierung der erbrachten<br />
Leistungen gegenüber dem Vorjahr oder auf<br />
unvollständige Dokumentationsraten hinweisen.<br />
2 Krankenhäuser haben zwar Daten gesendet, konnten<br />
jedoch bezüglich ihrer Vollständigkeit nicht<br />
bewertet werden, da die abgerechneten Zahlen<br />
des Jahres 2002 der <strong>BQS</strong> nicht mitgeteilt wurden.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Mediastinitis ist eine schwere und potenziell<br />
lebensbedrohliche Komplikation in der Herzchirurgie.<br />
Sie tritt in 1 bis 4 % aller Operationen auf. Die<br />
Letalitätsrate wird mit bis zu 25 % angegeben.<br />
Ein Vergleich der Wundinfektionsraten in der Literatur<br />
ist allerdings nur eingeschränkt möglich, da unterschiedliche<br />
Wund-Surveillance-Techniken angewandt<br />
werden und unterschiedliche Definitionen der tiefen<br />
sternalen Wundinfektion existieren (Parisian<br />
Mediastinitis Study Group 1996).<br />
Als Risikofaktoren gelten neben einer ausgeprägten<br />
Adipositas (BMI > 30 kg/m2 ) der insulinpflichtige<br />
Diabetes mellitus und eine erneute Sternotomie<br />
während desselben stationären Aufenthaltes. Auch<br />
die Verwendung von einer oder beiden Arteriae<br />
mammariae internae als Bypassgraft erhöht das<br />
Risiko, postoperativ eine Mediastinitis zu erleiden.<br />
Patientinnen, die wegen eines Mammakarzinoms<br />
bestrahlt worden sind, tragen ebenfalls ein höheres<br />
Risiko für diese Komplikation.<br />
Die routinemäßige prophylaktische perioperative<br />
Kurzzeitantibiotikagabe führt zu einer Reduktion<br />
der postoperativen Mediastinitisrate um etwa 80 %<br />
(Kreter & Woods 1992).<br />
Mindestens 20 % aller Patienten, die sich einer<br />
Herzoperation unterziehen müssen, leiden unter<br />
einem Diabetes mellitus. Der Blutzuckerspiegel sollte<br />
dabei Werte von 200 mg/dl nicht überschreiten<br />
(Furnary et al. 1999). Für diese Patienten hat sich in<br />
der perioperativen Phase die kontinuierliche intravenöse<br />
Insulintherapie als günstig zur Prophylaxe<br />
postoperativer Wundinfektionen erwiesen.<br />
In Anlehnung an den vom National Infections Surveillance<br />
System der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde<br />
CDC entwickelten Risikoscore (Culver<br />
et al. 1991) wird die postoperative Mediastinitisrate<br />
nach Risikoklassen stratifiziert dargestellt.<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Postoperative Mediastinitis<br />
Ergebnisse postoperative Mediastinitis, stratifiziert nach<br />
Einflussfaktoren<br />
postoperative Mediastinitis, tiefe Wundinfektion des Thorax, Sternumrevision wegen<br />
postoperativer Mediastinitis, Rethorakotomie wegen postoperativer Mediastinitis<br />
Grundgesamtheit<br />
Anzahl<br />
%<br />
alle Patienten, die in ihrer ersten OP isoliert<br />
an der Aortenklappe operiert wurden<br />
und<br />
mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />
ohne Mediastinitis und Wundinfektion<br />
des Thorax vor OP<br />
Vertrauensbereich<br />
Referenzbereich<br />
und<br />
Body-Mass-Index BMI* > 30kg/m 2<br />
insulinpflichtigem Diabetes<br />
konsumierendem Tumorleiden<br />
mit Voroperation an Herz/Aorta<br />
Kreatininwert ≥ 1,8 mg/dl bzw.<br />
159 µmo/l vor OP<br />
postoperativer Reanimation<br />
COPD mit Langzeitbronchodil.-Therapie<br />
27 / 7.036<br />
24 / 6.679<br />
4 / 886<br />
1 / 428<br />
2 / 141<br />
1 / 677<br />
3 / 417<br />
1 / 134<br />
4 / 547<br />
* gültige Angaben zu Größe und Gewicht liegen vor<br />
0,38 %<br />
0,35 %<br />
0,23 - 0,53 %<br />
≤ x%<br />
0,45 %<br />
0,23 %<br />
1,42 %<br />
0,15 %<br />
0,72 %<br />
0,75 %<br />
0,73 %<br />
15
16<br />
Ergebnisse<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Postoperative Mediastinitis<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />
Operation isoliert an der Aortenklappe operiert wurden<br />
und die der Risikoklasse 0 zugeordnet sind<br />
Zähler: Patienten mit Mediastinitis oder tiefer Wundinfektion<br />
des Thorax als postoperativer Wundinfektion,<br />
Sternumrevision oder Rethorakotomie wegen<br />
Mediastinitis<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer Mediastinitis, tiefer Wundinfektion des<br />
Thorax, Sternumrevision oder Rethorakotomie wegen postoperativer Mediastinitis<br />
an allen Patienten mit CDC-Risikoklasse 0<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Postoperative Mediastinitis<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,12 %<br />
0,02 - 0,36 %<br />
2.461<br />
0,0%<br />
0,0 - 3,6%<br />
36 von 74<br />
≤ 0,4% (95%-Perzentile)<br />
1 von 36<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 74 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
35 Krankenhäuser<br />
3 Krankenhäuser<br />
Erläuterung der Rechenregel:<br />
Risikoklassen werden gebildet gemäß NNIS<br />
(National Nosocomial Infections Surveillance der<br />
Centers for Disease Control).<br />
Es wird jeweils ein Risikopunkt vergeben, wenn<br />
• ASA ≥ 3,<br />
• OP-Dauer ≥ 75% -Perzentile der OP-<br />
Dauerverteilung der betrachteten Operationsart,<br />
• ein kontaminierter oder septischer Eingriff vorliegt;<br />
Patienten der Risikoklasse 0 haben keinen<br />
Risikopunkt.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 0,4 % (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Rate an<br />
postoperativer Mediastinitis kann bei einzelnen<br />
Krankenhäusern allein aufgrund geringer Fallzahlen<br />
von Jahr zu Jahr zwischen 0,5% und 2,5 % schwanken.<br />
Der Vergleich mit den Daten der Literatur<br />
wird zusätzlich durch die unterschiedliche Definition<br />
der Mediastinitis erschwert. Die Fachgruppe<br />
verzichtet daher auf die Festlegung eines fixen<br />
Referenzbereichs.<br />
Bewertung<br />
Diese Komplikation ist im Jahr 2003 in diesem<br />
Leistungsbereich insgesamt nur in 27 Fällen beobachtet<br />
worden, was einer Rate von 0,38 % entspricht.<br />
Die risikoadjustierte Rate in der Risikoklasse<br />
0 liegt bei 0,12 %. Diese Ergebnisse bewegen sich<br />
im unteren Bereich der aus der Literatur bekannten<br />
Daten und sind nach Auffassung der Fachgruppe<br />
Ausdruck einer sehr guten Versorgungsqualität.<br />
In der Risikoklasse 0 (Patienten ohne Risikofaktoren<br />
nach der Klassifikation der NNIS), für die von der<br />
Fachgruppe die 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />
als Referenzbereich festgelegt worden<br />
ist, sind lediglich drei Fälle mit postoperativer Mediastinitis<br />
in zwei Krankenhäusern aufgetreten. Die<br />
Auslösung eines Strukturierten Dialogs auf der Basis<br />
dieses <strong>Qualität</strong>sindikators allein erscheint daher<br />
nicht sinnvoll. Die Fachgruppe wird jedoch die<br />
Ergebnisse dieser beiden Krankenhäuser im Rahmen<br />
einer Zeitreihenanalyse weiter beobachten.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst geringe Letalität:<br />
In-Hospital-Letalität<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Untersuchung der perioperativen Letalität gehört<br />
zum Standard bei der Betrachtung von postoperativen<br />
Komplikationen. Die In-Hospital-Letalität<br />
erfasst alle Patienten, die während des gleichen<br />
stationären Aufenthaltes im Krankenhaus versterben,<br />
ohne Angaben zum jeweiligen Todeszeitpunkt. Aussagen<br />
zur Ergebnisqualität eines Krankenhauses<br />
sind jedoch nur unter Berücksichtigung der Tatsache<br />
möglich, dass Patienten, die frühzeitig in ein anderes<br />
Krankenhaus verlegt werden und dann dort<br />
versterben, nicht erfasst werden.<br />
Daher wird in der Literatur neben der In-Hospital-<br />
Letalität häufig auch die 30-Tage-Letalität angegeben.<br />
Die 30-Tage-Letalität wird jedoch nicht allein von<br />
der <strong>Qualität</strong> der erbrachten Leistung beeinflusst. Die<br />
medizinischen und pflegerischen Ergebnisse hängen<br />
auch davon ab, welches Risikoprofil die in einem<br />
Krankenhaus behandelten Patienten aufweisen. Eine<br />
Risikoadjustierung wie z.B. nach dem EuroSCORE<br />
ermöglicht hier einen Vergleich der 30-Tage-<br />
Letalitätsraten von Krankenhäusern (Nashef et al.<br />
2002, Roques et al. 1999, Roques et al. 2003).<br />
Eine Risikoadjustierung der In-Hospital-Letalität<br />
findet für die ausgewertete Rate statt, indem Notfalleingriffe<br />
als einer der relevantesten Risikofaktoren<br />
aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Ergebnisse<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Letalität<br />
Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />
OP elektiv oder dringlich isoliert an der Aortenklappe<br />
operiert wurden<br />
Zähler: Patienten, die im Krankenhaus verstorben<br />
sind<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 7,7 % (95%-Perzentile)<br />
für elektive/dringliche Operationen<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die In-Hospital-<br />
Letalität ohne Risikoadjustierung ist ein Parameter,<br />
der z.B. durch das Risikoprofil der operierten<br />
Patienten und die postoperative Verweildauer in<br />
den Krankenhäusern beeinflusst werden kann.<br />
Hierdurch wird auch ein Vergleich mit Daten aus<br />
der Literatur erschwert.<br />
Da derzeit eine Risikoadjustierung unter Berücksichtigung<br />
nur eines Einflussfaktors erfolgt, wird als<br />
Referenzbereich eine Perzentile festgelegt.<br />
3,48 %<br />
3,07 - 3,94 %<br />
7.036<br />
17
18<br />
Ergebnisse<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Letalität<br />
Anteil von Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich, die im Krankenhaus<br />
verstarben<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
In-Hospital-Letalität<br />
Prozent<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 74 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fälle<br />
2,98 %<br />
2,59 - 3,41 %<br />
6.777<br />
3,0 %<br />
0,0 - 10,2 %<br />
70 von 74<br />
≤ 7,7 % (95 %-Perzentile)<br />
3 von 70<br />
4 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
Bewertung<br />
Die In-Hospital-Letalität bei allen Patienten mit isolierter<br />
Operation der Aortenklappe lag in der<br />
Bundesauswertung 2003 bei 3,48 % und bei<br />
Risikoadjustierung durch Ausschluss von Patienten<br />
mit Notfallindikation bei 2,98 %. Diese Raten bewegen<br />
sich im Bereich der aus der Literatur bekannten<br />
Ergebnisse. Dies spricht nach Ansicht der Fachgruppe<br />
Herzchirurgie für eine gute Versorgungsqualität<br />
im internationalen Vergleich.<br />
Im Rahmen des Strukturierten Dialoges wird die Betrachtung<br />
auf das homogene Risikokollektiv der<br />
Patienten mit elektiver oder dringlicher (nicht notfallmäßiger)<br />
Operationsindikation beschränkt. Ein<br />
wichtiger perioperativer Risikofaktor wird so berücksichtigt.<br />
Der für dieses Risikokollektiv festgelegte<br />
Referenzbereich der 95 % - Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />
führt dazu, dass drei Krankenhäuser<br />
mit einer In-Hospital-Letalitätsrate von über 7,7 %<br />
auffällig werden. Diese sollen im Strukturierten<br />
Dialog um eine Stellungnahme gebeten werden.<br />
Informationen aus dem Strukturierten Dialog 2002<br />
im Leistungsbereich Isolierte Koronarchirurgie haben<br />
gezeigt, dass in einzelnen Krankenhäusern eine<br />
gewisse Unterberichtung zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
vorliegt. Angesichts der relativ geringen Fallzahlen<br />
in diesem Leistungsbereich erscheint der Fachgruppe<br />
eine dokumentierte Letalitätsrate von 0 %<br />
plausibel. Eine Zeitreihenanalyse der Krankenhausergebnisse<br />
zu diesem Indikator kann hier jedoch<br />
Hinweise auf eine mögliche Unterberichtung geben.
Ausblick<br />
Die Ergebnisse der Bundesauswertung 2003 zeigen<br />
sowohl im Vergleich mit der internationalen Literatur<br />
als auch mit Blick auf die Ergebnisse des Vorjahres<br />
insgesamt eine auf hohem Niveau stabile Versorgungssituation<br />
bei der operativen Behandlung von<br />
Patienten mit Erkrankungen der Aortenklappe. Die<br />
Ergebnisse einzelner Krankenhäuser zum <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
In-Hospital-Letalität weichen jedoch zum<br />
Teil erheblich von den festgelegten Referenzwerten<br />
ab. Die Intensivierung des Strukturierten Dialoges<br />
mit den auffälligen Krankenhäusern wird daher<br />
zukünftig einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt<br />
der Fachgruppe Herzchirurgie darstellen.<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
19
20<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Literatur<br />
Culver DH, Horan TC, Gaynes RP, Martone WJ,<br />
Jarvis WR, Emori TG, Banerjee S, Edwards JR,<br />
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816-823.
21<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Viszeralchirurgie<br />
Prof. Dr. Hartwig Bauer<br />
Berlin<br />
Dr. Erich Fellmann<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Peter Hermanek<br />
München<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Dr. Henry Jungnickel<br />
Dresden<br />
Prof. Dr. Ernst Kraas<br />
Berlin<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Prof. Dr. Klaus Rückert<br />
Hamburg<br />
Dietmar Rümmelein<br />
Hamburg<br />
Heinrich-Friedrich Siefers<br />
Oelde<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 2<br />
Appendektomie<br />
Zusammenfassung<br />
Die Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendektomie)<br />
ist einer der am häufigsten durchgeführten operativen<br />
Eingriffe in allgemein- und viszeralchirurgischen<br />
Abteilungen.<br />
Für die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung wurden von<br />
der Fachgruppe fünf <strong>Qualität</strong>sziele definiert, von<br />
denen drei für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
ausgewählt wurden. Diese ermöglichen<br />
Aussagen zur <strong>Qualität</strong> der Diagnosestellung bei<br />
Patienten, bei denen der Verdacht auf eine akute<br />
Appendizitis (Wurmfortsatzentzündung) besteht,<br />
sowie zu Rate an Wundinfektionen nach Appendektomie.<br />
Die Diagnose der akuten Appendizitis ist für den<br />
Chirurgen in vielen Fällen schwierig zu stellen, da<br />
sie sich auf unspezifische Zeichen wie rechtsseitige<br />
Unterbauchschmerzen, Fieber, erhöhte Entzündungsparameter<br />
oder Hinweise aus der Vorgeschichte des<br />
Patienten gründet. Bei Frauen sind diese Zeichen<br />
möglicherweise Ausdruck gynäkologischer Erkrankungen,<br />
bei kleinen Kindern und alten Menschen<br />
können sie fehlen. Eine großzügige Indikationsstellung<br />
führt zu einer höheren Rate von nicht notwendigen<br />
Operationen, während eine zu enge Indikationsstellung<br />
möglicherweise mit einer erhöhten<br />
Rate von Perforationen des Wurmfortsatzes (Blinddarmdurchbrüche)<br />
einhergeht. Eine Überprüfung der<br />
klinischen Diagnose „Akute Appendizitis“ kann durch<br />
eine nach der Operation vom Pathologen durchgeführte<br />
feingewebliche Untersuchung des Wurmfortsatzes<br />
erfolgen.<br />
In der Bundesauswertung 2003 lag bei 75,07 %<br />
aller Patienten mit klinischer Verdachtsdiagnose<br />
„Akute Appendizitis“ die histologische Diagnose<br />
„Akute Entzündung“ oder „Perforation“ vor. Das<br />
Ergebnis bewegt sich innerhalb der aus der Literatur<br />
bekannten Daten und ist aus Sicht der Fachgruppe<br />
als Ausdruck akzeptabler Versorgungsqualität<br />
zu werten.<br />
Auffällig ist bei den Ergebnissen zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
eine hohe Spannweite mit Krankenhausergebnissen<br />
zwischen 0,0 und 100,0%.<br />
Bei 53 von 1.092 Krankenhäusern konnte in weniger<br />
als 50,0% der Fälle (5%-Perzentile der Krankenhausergebnisse)<br />
die klinische Verdachtsdiagnose<br />
„Akute Appendizitis“ durch den histologischen Befund<br />
bestätigt werden. Mit diesen Krankenhäusern<br />
soll auf der Landesebene ein Strukturierter Dialog<br />
eingeleitet werden.<br />
Eine histologische Untersuchung durch den Pathologen<br />
fand nach 95,84% aller Operationen statt.<br />
Dieses Ergebnis liegt oberhalb des von der Fachgruppe<br />
festgelegten Referenzwertes von 95% und<br />
wird ebenfalls als Ausdruck akzeptabler Versorgungsqualität<br />
gewertet. Auch bei den Ergebnissen<br />
zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator zeigt sich eine große<br />
Spannweite. 237 von 1.115 Krankenhäusern liegen<br />
außerhalb des Referenzbereichs und sollen im Strukturierten<br />
Dialog auf Landesebene um eine Stellungnahme<br />
gebeten werden.<br />
Die Fachgruppe legt Wert auf die Feststellung, dass<br />
in einem zunehmend marktwirtschaftlich orientierten<br />
Gesundheitswesen ökonomische Gründe keineswegs<br />
zu einer Absenkung der Rate von histologischen<br />
Untersuchungen führen dürfen, da der Chirurg<br />
nur auf diesem Wege eine Rückmeldung über die<br />
<strong>Qualität</strong> seiner Diagnosestellung erhält.
Einleitung<br />
Die Appendektomie ist bereits seit über 20 Jahren<br />
Gegenstand der <strong>Qualität</strong>sbetrachtung im Rahmen<br />
des „Tracer“-Konzepts. Dieses Konzept sieht vor, die<br />
<strong>Qualität</strong> einer chirurgischen Abteilung anhand von<br />
Ergebnissen bestimmter Standardoperationen, so<br />
genannter „Tracer“, zu bewerten. Neben der Cholezystektomie<br />
und der Leistenhernienoperation zeigte<br />
sich die Appendektomie hierfür als besonders<br />
geeignet.<br />
Mit Blick auf die insgesamt sehr geringen Komplikationsraten<br />
in Deutschland konnte in den vergangenen<br />
Jahren eine auf hohem Niveau stabile Versorgungssituation<br />
konstatiert werden. In der Bundesauswertung<br />
2003 lag der Schwerpunkt der Betrachtung<br />
neben einer differenzierteren Analyse zur<br />
postoperativen Wundinfektion vor allem auf der Betrachtung<br />
von zwei Prozessindikatoren, die sich mit<br />
der Überprüfung der Indikationsstellung zur operativen<br />
Entfernung der Appendix vermiformis befassen.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Oft Bestätigung der klinischen Verdachtsdiagnose<br />
„Akute Appendizitis“ durch histologischen Befund<br />
Immer histologische Untersuchung bei der operativen<br />
Behandlung der Appendizitis<br />
Keine Perforation während des stationären Aufenthaltes<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Risikoadjustierung nach den Kriterien der CDC)<br />
Selten allgemeine behandlungsbedürftige<br />
postoperative Komplikationen<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahlmit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
Appendektomie<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
94.894<br />
37.547<br />
31.352<br />
15.700<br />
8.719<br />
1.576<br />
43.262<br />
51.694<br />
62.873<br />
25.921<br />
5.716<br />
378<br />
68<br />
99,94%<br />
39,57%<br />
33,04%<br />
16,55%<br />
9,19%<br />
1,66%<br />
45,56%<br />
54,44%<br />
66,21%<br />
27,30%<br />
6,02%<br />
0,40%<br />
0,07%<br />
22
23<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
215%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Appendektomie<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
119.792 Datensätze aus 1.283 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Appendektomie<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />
dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />
2003 war es noch möglich, aufgrund einer<br />
Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem Format<br />
24.836 Datensätze aus 1.004 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />
übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 94.956 Datensätze<br />
aus 1.223 Krankenhäusern. Diese konnten<br />
in der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />
werden.<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
24.836<br />
1.004<br />
Bundesländer<br />
6.0<br />
94.956<br />
1.223<br />
Gesamt<br />
119.792<br />
1.283<br />
Erwartet<br />
131.422<br />
1.189<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
91%<br />
108%<br />
2002<br />
86%<br />
102%<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />
Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Appendektomie über alle Bundesländer<br />
hat sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig<br />
verbessert und lag insgesamt bei 91%. Dieser Wert<br />
ist für einen Leistungsbereich im dritten Jahr nach<br />
der bundesweit verpflichtenden Einführung als verbesserungsfähig<br />
einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />
Krankenhäuser ist dagegen sehr gut. Sie lag bei<br />
108%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert stark und weist bezogen auf<br />
das Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten<br />
Datensätzen eine hohe Spannweite von 76 bis<br />
215% auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Oft Bestätigung der klinischen Verdachtsdiagnose<br />
„Akute Appendizitis“ durch histologischen Befund<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die klinische Diagnose der akuten Appendizitis ist<br />
im Einzelfall schwierig zu stellen, da sie auf wenig<br />
sensitiven und spezifischen Parametern wie der<br />
Anamnese, dem Vorhandensein von rechtsseitigen<br />
Unterbauchschmerzen und erhöhten Entzündungsparametern<br />
beruht. Insbesondere bei Kindern und<br />
alten Menschen können die typischen Zeichen der<br />
akuten Appendizitis fehlen, während sie bei Frauen<br />
Ausdruck einer gynäkologischen Erkrankung sein<br />
können (Andersson et al. 1999).<br />
Die Rate falsch negativer Appendektomien wird in<br />
der Literatur mit 12 bis 28,8% angegeben. Sie liegt<br />
bei Frauen doppelt so hoch wie bei Männern. Eine<br />
unkritische Diagnosestellung führt zu einer erhöhten<br />
Rate von unnötigen Eingriffen (Andersson et al.<br />
1992, Hale et al. 1997, Koch et al. 2000).<br />
Dagegen führt eine zu kritische Diagnosestellung<br />
möglicherweise zu einer höheren Anzahl von<br />
Patienten mit perforierter Appendizitis. Daher sollte<br />
die Betrachtung der Ergebnisse dieses <strong>Qualität</strong>sindikators<br />
in Verbindung mit den Ergebnissen des<br />
<strong>Qualität</strong>sindikators „Perforation und präoperative<br />
Verweildauer“ erfolgen. Diese sind auf der Ergebnishomepage<br />
der <strong>BQS</strong> unter www.bqs-outcome.de<br />
einzusehen.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Verdacht<br />
auf akute Appendizitis<br />
Zähler: Patienten mit histologischem Befund<br />
„Akut entzündet“ oder „Perforation“<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 50% (5%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Eine unkritische<br />
Diagnosestellung führt zu einer erhöhten Rate von<br />
unnötigen Eingriffen. Die Rate negativer Appendektomien<br />
sollte 20% nicht überschreiten (Siewert et<br />
al. 2002). Dieser Wert lässt sich allerdings anhand<br />
von Daten der Literatur nicht hart genug begründen.<br />
Daher hat sich die Fachgruppe hier für die Festlegung<br />
einer Perzentile entschieden.<br />
Ergebnisse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Appendektomie<br />
Diagnosestellung<br />
Anteilvon Patienten mit histologischem Befund „Akut entzündet“ oder<br />
„Perforation“ an allen Patienten mit Verdacht auf akute Appendizitis<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahlder Fälle<br />
Patienten mit histologischem Befund „Akut entzündet“ oder „Perforation“<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
75,07%<br />
74,78 - 75,35%<br />
87.639<br />
78,3%<br />
0,0 - 100,0%<br />
1.092 von 1.223<br />
≥ 50,0% (5%-Perzentile)<br />
53 von 1.092<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.223 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
126 Krankenhäuser<br />
5 Krankenhäuser<br />
24
25<br />
Appendektomie<br />
Diagnosestellung<br />
Bewertung<br />
Das Ergebnis zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator bewegt<br />
sich innerhalb der aus der Literatur bekannten Daten<br />
und ist als Ausdruck akzeptabler Versorgungsqualität<br />
zu werten. Bei der Bewertung des Ergebnisses<br />
ist zu berücksichtigen, dass bei der histologischen<br />
Beurteilung durch den Pathologen die Anwendung<br />
gleicher Diagnosekriterien nicht vorausgesetzt werden<br />
kann.<br />
Auffällig ist eine hohe Spannweite mit Krankenhausergebnissen<br />
zwischen 0,0 und 100,0%. Bei 53 von<br />
1.092 Krankenhäusern konnte in weniger als 50%<br />
der Fälle (5%-Perzentile der Krankenhausergebnisse)<br />
die klinische Verdachtsdiagnose „Akute Appendizitis“<br />
durch den histologischen Befund bestätigt werden.<br />
Mit diesen Krankenhäusern soll auf der Landesebene<br />
ein Strukturierter Dialog eingeleitet werden,<br />
in dem auch die Ergebnisse zum <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
„Perforation und präoperative Verweildauer“ Berücksichtigung<br />
finden sollen. Die gemeinsame Betrachtung<br />
der Ergebnisse zu diesen beiden Indikatoren<br />
ermöglicht eine ausgewogene Bewertung der<br />
Diagnosestellung.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Immer histologische Untersuchung bei der<br />
operativen Behandlung der Appendizitis<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die histologische Untersuchung der Appendix vermiformis<br />
ermöglicht dem Operateur Rückschlüsse<br />
auf die <strong>Qualität</strong> seiner Diagnosestellung im Rahmen<br />
des <strong>Qualität</strong>smanagements. Sie ist zusätzlich erforderlich<br />
zum Ausschluss von anderen, zum Teil<br />
bösartigen Erkrankungen, die gegebenenfalls eine<br />
weitere Therapie erforderlich <strong>machen</strong>, und von<br />
Veränderungen, die bei makroskopisch unauffälligem<br />
Befund Beschwerden des Patienten erklären, wie<br />
etwa eine nur histologisch zu identifizierende neurogene<br />
Appendikopathie (Di Sebastiano et al.<br />
1999, Güller et al. 2001, Klotter et al. 1998).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit histologischer Untersuchung<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Eine pathologische<br />
Untersuchung als regelmäßiger Bestandteil des Behandlungsablaufs<br />
bei der Appendektomie ist von<br />
größter Wichtigkeit, um die Wertigkeit der diagnostischen<br />
und therapeutischen Schritte zu ermitteln.<br />
Bewertung<br />
Der Anteil von histologischen Untersuchungen nach<br />
Appendektomie liegt innerhalb des von der Fachgruppe<br />
festgelegten Referenzbereichs von ≥ 95%<br />
und ist damit als Ausdruck akzeptabler Versorgungsqualität<br />
zu werten.<br />
Eine 100%ige Rate kann in der Praxis nicht gefordert<br />
werden, da in seltenen Fällen die Appendix<br />
vermiformis aufgrund einer fortgeschrittenen Entzündung<br />
oder eines Abszesses nicht mehr zu identifizieren<br />
ist. Allerdings legt die Fachgruppe Wert auf<br />
die Feststellung, dass ökonomische Gründe keineswegs<br />
zu einer Absenkung der Rate von histologischen<br />
Untersuchungen führen dürfen.<br />
Appendektomie<br />
Histologische Untersuchung<br />
Ergebnisse<br />
Anteilvon Patienten mit histologischer Untersuchung an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahlder Fälle<br />
Patienten mit histologischer Untersuchung<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
Auffällig ist hier die Spannweite der Krankenhausergebnisse.<br />
237 von 1.115 Krankenhäusern liegen<br />
außerhalb des Referenzbereichs von ≥ 95% und<br />
sollen im Strukturierten Dialog um Stellungnahme<br />
gebeten werden.<br />
Im Strukturierten Dialog ist zu berücksichtigen, dass<br />
der histologische Befund bei Entlassung aufgrund<br />
der kurzen postoperativen Verweildauer nach Appendektomie<br />
möglicherweise noch nicht vorgelegen hat.<br />
95,84%<br />
95,71 - 95,97%<br />
94.956<br />
98,9%<br />
0,0 - 100,0%<br />
1.115 von 1.223<br />
≥ 95%<br />
237 von 1.115<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.223 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
108 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
26
27<br />
Appendektomie<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Risikoadjustierung nach den Kriterien der CDC)<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Wundinfektionen und Abszesse sind Komplikationen<br />
im postoperativen Verlauf, die für den Patienten<br />
mit subjektivem Krankheitsgefühl, einem verlängerten<br />
stationären Aufenthalt, verzögerter Erholung und<br />
Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit einhergehen.<br />
Von Seiten der Krankenhäuser wird versucht, das<br />
Wundinfektionsrisiko durch Maßnahmen wie z.B.<br />
den Bau geeigneter Operationsräume, Hygienevorschriften<br />
und die routinemäßige Durchführung einer<br />
Antibiotikaprophylaxe bei bestimmten Operationen<br />
zu reduzieren. Die Effektivität einer Reihe prophylaktischer<br />
Maßnahmen ist in der wissenschaftlichen<br />
Literatur mit hoher Evidenz belegt. Auf der Grundlage<br />
dieser Erkenntnisse hat die US-amerikanische Gesundheitsbehörde<br />
Centers for Disease Control and<br />
Prevention (CDC) Richtlinien erstellt, die detaillierte<br />
Handlungsanweisungen zur Verringerung des postoperativen<br />
Wundinfektionsrisikos geben (Mangram<br />
et al. 1999).<br />
Das Risiko für eine postoperative Wundinfektion<br />
wird jedoch nicht allein durch die <strong>Qualität</strong> der ärztlichen<br />
oder pflegerischen Leistung beeinflusst. Die<br />
CDC haben Risikofaktoren identifiziert und einen<br />
Score zur Beurteilung des präoperativen Wundinfektionsrisikos<br />
entwickelt (Culver et al. 1991). In die<br />
Berechnung dieses Scores gehen die Merkmale<br />
Operationsdauer, ASA-Risikoklasse und präoperative<br />
Wundkontaminationsklasse ein. Die Anwendung<br />
dieses Scores ermöglicht einen Vergleich risikoadjustierter<br />
Wundinfektionsraten.<br />
Für die Definition postoperativer Wundinfektionen<br />
werden die Definitionen der CDC in der Übersetzung<br />
des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />
von nosokomialen Infektionen verwendet<br />
(Steinbrecher et al. 2002).
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse 0<br />
Zähler: Patienten mit postoperativen<br />
Wundinfektionen<br />
Erläuterung der Rechenregel:<br />
Risikoklassen werden gebildet gemäß NNIS<br />
(National Nosocomial Infections Surveillance der<br />
Centers for Disease Control).<br />
Es wird jeweils ein Risikopunkt vergeben, wenn<br />
• ASA ≥ 3,<br />
• OP-Dauer > 75%-Perzentile der OP-Dauerverteilung<br />
in der Grundgesamtheit,<br />
• ein kontaminierter oder septischer Eingriff vorliegt.<br />
Patienten der Risikoklasse 0 haben 0 Risikopunkte.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 5,9% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Ein Vergleich mit<br />
Daten aus der Literatur (Steinbrecher et al. 2002) ist<br />
aufgrund der sehr kurzen postoperativen Verweildauer<br />
deutlich eingeschränkt. Daher hat die Fachgruppe<br />
Viszeralchirurgie hier eine Perzentile als<br />
Referenzbereich festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von Wundinfektionen bei Patienten<br />
der Risikoklasse 0 von 1,66% ist Ausdruck sehr<br />
guter Versorgungsqualität.<br />
Es ist festzustellen, dass die Klassifikationskriterien<br />
der CDC noch nicht durchgängig korrekt angewendet<br />
werden. So wurde in 48,34% der Fälle die Appendektomie<br />
als „aseptischer Eingriff“ dokumentiert,<br />
obwohl Eingriffe an der Appendix gemäß der Definition<br />
der CDC jedoch mindestens als bedingt<br />
aseptische (potenziell kontaminierte) Eingriffe gelten<br />
müssen. Die Zuordnung eines Patienten zur Risikoklasse<br />
0 ist jedoch durch diese Fehldokumentation<br />
nicht beeinflusst, so dass die Bewertung dieser<br />
risikoadjustierten Rate aufrechterhalten werden<br />
kann.<br />
Angesichts der Tatsache, dass eine risikoadjustierte<br />
Differenzierung der postoperativen Wundinfektionsraten<br />
vorgenommen wurde, sind hohe Wundinfektionsraten<br />
in der Risikoklasse 0 von bis zu 16,4%<br />
unbedingt im Strukturierten Dialog zu klären.<br />
Appendektomie<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit Wundinfektionen an allen Patienten mit Risikoklasse 0<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahlder Fälle<br />
Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Prozent<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,66%<br />
1,56 - 1,76%<br />
59.578<br />
0%<br />
0,0 - 16,4%<br />
924 von 1.223<br />
≤ 5,9% (95%-Perzentile)<br />
46 von 924<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.223 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
280 Krankenhäuser<br />
19 Krankenhäuser<br />
28
29<br />
Appendektomie<br />
Ausblick<br />
Das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung hat die<br />
Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />
im Jahr 2004 mit der Begründung ausgesetzt,<br />
dass in Deutschland seit Jahren eine auf<br />
gutem Niveau stabile Versorgungssituation zu beobachten<br />
ist. Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />
als Rechtsnachfolger des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
hat diese Entscheidung für 2005<br />
fortgeschrieben.<br />
In Rheinland-Pfalz besteht für diesen Leistungsbereich<br />
jedoch weiterhin eine Dokumentationsverpflichtung.<br />
Darüber hinaus wird bundesweit in einer<br />
Reihe von Krankenhäusern auf freiwilliger Basis das<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherungsinstrument weiterhin eingesetzt,<br />
um Informationen für das interne <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
zu gewinnen.
Literatur<br />
Andersson RE, Hugander AP, Ghazi SH, Ravn H,<br />
Offenbartl SK, Nystrom PO, Olaison GP.<br />
Diagnostic value of disease history, clinical presentation,<br />
and inflammatory parameters of appendicitis.<br />
World J Surg 1999; 23 (2): 133-140.<br />
Andersson RE, Hugander A, Thulin AJG.<br />
Diagnostic accuracy and perforation rate in appendicitis:<br />
Association with age and sex of the<br />
patient and with appendicectomy rate.<br />
European Journal of Surgery 1992; 158: 37-41.<br />
Culver DH, Horan TC, Gaynes RP, Martone WJ,<br />
Jarvis WR, Emori TG, Banerjee S, Edwards JR,<br />
Tolson JS, Henderson TS, Hughes JM.<br />
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Zentralbl Chir 2000; 125 (2): 185-191.<br />
Mangram AJ, Horan TC, Pearson ML, Silver LC,<br />
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Berlin: Springer; 2002.<br />
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Surveillance postoperativer Wundinfektionen –<br />
Referenzdaten des Krankenhaus-Infektions-<br />
Surveillance-Systems (KISS).<br />
Chirurg 2002; 73 (1): 76-82.<br />
30
31<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Viszeralchirurgie<br />
Prof. Dr. Hartwig Bauer<br />
Berlin<br />
Dr. Erich Fellmann<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Peter Hermanek<br />
München<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Dr. Henry Jungnickel<br />
Dresden<br />
Prof. Dr. Ernst Kraas<br />
Berlin<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Prof. Dr. Klaus Rückert<br />
Hamburg<br />
Dietmar Rümmelein<br />
Hamburg<br />
Heinrich-Friedrich Siefers<br />
Oelde<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 3<br />
Cholezystektomie<br />
Zusammenfassung<br />
Die operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie)<br />
gehört zu den Standardeingriffen in<br />
allgemein- und viszeralchirurgischen Krankenhausabteilungen.<br />
Die Operation ist indiziert bei Vorliegen<br />
von symptomatischen Gallensteinen oder bei einer<br />
Entzündung der Gallenblase. Heutzutage werden<br />
über 90% der als Wahleingriffe (elektive Operation)<br />
durchgeführten Cholezystektomien als laparoskopische<br />
Operationen in so genannter „Schlüssellochtechnik“<br />
durchgeführt.<br />
In die Auswertung der nachfolgend beschriebenen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren gingen ausschließlich Patienten<br />
ein, die sich einer isolierten Operation der Gallenblase<br />
unterzogen haben.<br />
Der <strong>Qualität</strong>sindikator „Selten fragliche Indikation<br />
zur Cholezystektomie“ betrachtet, ob die Indikationsstellung<br />
leitlinienkonform erfolgt ist. Es wurden<br />
alle operierten Patienten mit uncharakteristischen<br />
Schmerzen im rechten Oberbauch erfasst, bei denen<br />
weder ein Gallestau noch ein sicherer Nachweis von<br />
Gallensteinen oder akute Entzündungszeichen vorlagen.<br />
Die Rate von Cholezystektomien mit fraglicher<br />
Operationsindikation gemäß dieser Definition lag<br />
bei 1,89%.<br />
Dieser Anteil von Patienten mit fraglicher Operationsindikation<br />
spiegelt nach Auffassung der Fachgruppe<br />
eine insgesamt gute Versorgungsqualität wider.<br />
Bemerkenswert ist allerdings die Spannweite der<br />
Krankenhausergebnisse, die von 0,0 bis 42,5%<br />
reicht. Dies bedeutet, dass in einem Krankenhaus<br />
bei 42,5% der operierten Patienten die geforderten<br />
Indikationskriterien als nicht erfüllt dokumentiert<br />
wurden.<br />
55 auffällige Krankenhäuser von insgesamt 1.102<br />
Krankenhäusern, deren Ergebnisse oberhalb der<br />
95%-Perzentile der Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
lagen (> 5,8%), sollen im Rahmen des<br />
Strukturierten Dialoges auf Landesebene um<br />
Stellungnahme gebeten werden.<br />
Neben der Indikationsstellung zur Operation wurde<br />
in der Bundesauswertung 2003 auch die Rate der<br />
Reinterventionen betrachtet. Eine Reintervention ist<br />
ein erneuter operativer oder interventioneller Eingriff<br />
nach einer Operation wegen postoperativ aufgetretenen<br />
Komplikationen. Typische Gründe für eine<br />
Reintervention nach Cholezystektomie sind belassene<br />
Gallengangsteine, Gallengangverletzungen,<br />
Blutungen und Entzündungen.<br />
Die Auswertung zum <strong>Qualität</strong>sziel „Geringe Reinterventionsrate“<br />
ergab, dass bei 1,83% aller Cholezystektomien<br />
bzw. 1,56% der laparoskopisch begonnenen<br />
Eingriffe während desselben stationären<br />
Aufenthaltes eine erneute Operation durchgeführt<br />
werden musste. Dieses Ergebnis spricht für eine<br />
sehr gute Versorgungsqualität in deutschen Krankenhäusern.<br />
Allerdings ist auch hier eine erhebliche Spannweite<br />
der Krankenhausergebnisse mit Reinterventionsraten<br />
von 0,0 bis 20,0% zu beobachten.<br />
In 355 von 1.056 Krankenhäusern, die mehr als 20<br />
laparoskopische Cholezystektomien im Jahr 2003<br />
durchgeführt haben, lag die Reinterventionsrate<br />
außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />
Referenzbereiches von ≤ 2%.<br />
Diese Krankenhäuser sollen im Strukturierten Dialog<br />
auf Landesebene um Stellungnahme gebeten<br />
werden.
Einleitung<br />
Durch Gallensteine verursachte Erkrankungen der<br />
Gallenblase gehören zu den häufigsten Erkrankungen<br />
in Europa. Die Prävalenz der Cholelithiasis<br />
wird in Deutschland je nach Region mit 10,5 bis<br />
24,5% der Frauen und 4,9 bis 13,1% der Männer<br />
angegeben (Birth et al. 2003).<br />
Gallensteinträger bleiben in 60 bis 80% der Fälle<br />
asymptomatisch. Die Beschwerdeinzidenz wird<br />
nach Diagnosestellung mit 2 bis 4% pro Jahr in den<br />
ersten zehn Jahren und anschließend mit 1 bis 2%<br />
pro Jahr angegeben. Während bei asymptomatischen<br />
Gallensteinträgern das Risiko, eine steinbedingte<br />
Komplikation zu erleiden, bei nur 0,1% liegt, steigt<br />
es nach Auftreten konkrementbedingter Beschwerden<br />
auf das Zehnfache an (Birth et al. 2003).<br />
Bei der Behandlung des symptomatischen Gallensteinleidens<br />
steht die operative Therapie ganz im<br />
Vordergrund. Die Cholezystektomie gehört zu den<br />
am häufigsten durchgeführten Eingriffen in allgemein-<br />
und viszeralchirurgischen Abteilungen.<br />
Mittlerweile werden über 90% aller elektiven Cholezystektomien<br />
als laparoskopische Eingriffe durchgeführt.<br />
In die Analyse der Ergebnisse zu den nachfolgend<br />
beschriebenen <strong>Qualität</strong>sindikatoren gingen ausschließlich<br />
Patienten ein, die sich einer isolierten<br />
Operation der Gallenblase unterzogen haben.<br />
Patienten, bei denen die Cholezystektomie im<br />
Rahmen eines größeren abdominellen Eingriffs erfolgte,<br />
wurden aus den jeweiligen Grundgesamtheiten<br />
ausgeschlossen, um eine Verfälschung der<br />
Ergebnisse zu vermeiden.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
Cholezystektomie<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Selten fragliche Indikation<br />
Bei Cholestase immer präoperative Abklärung der<br />
extrahepatischen Gallenwege<br />
Möglichst kurze präoperative Verweildauer im<br />
Krankenhaus bei ASA 1 und 2 in Abhängigkeit von der<br />
Dringlichkeit des Eingriffs<br />
Immer Erhebung eines histologischen Befundes<br />
Selten eingriffsspezifische, behandlungsbedürftige<br />
Komplikationen in Abhängigkeit vom OP-Verfahren<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Risikoadjustierung nach den Kriterien der CDC)<br />
Selten allgemeine behandlungsbedürftige postoperative<br />
Komplikationen in Abhängigkeit vom OP-Verfahren<br />
Geringe Reinterventionsrate<br />
Geringe Letalität<br />
Anzahl Anteil<br />
120.796<br />
1.458<br />
20.040<br />
40.459<br />
50.731<br />
8.108<br />
37.977<br />
82.852<br />
32.477<br />
61.357<br />
25.120<br />
1.740<br />
135<br />
99,97%<br />
1,21%<br />
16,59%<br />
33,49%<br />
42,00%<br />
6,71%<br />
31,43%<br />
68,57%<br />
26,88%<br />
50,78%<br />
20,79%<br />
1,44%<br />
0,11%<br />
32
33<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
179%<br />
115%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Cholezystektomie<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
155.655 Datensätze aus 1.257 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Cholezystektomie<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />
dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />
2003 war es noch möglich, aufgrund einer<br />
Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />
Format 34.826 Datensätze aus 1.010 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 120.829<br />
Datensätze aus 1.209 Krankenhäusern. Diese<br />
konnten in der Bundesauswertung 6.0 vollständig<br />
ausgewertet werden.<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
34.826<br />
1.010<br />
6.0<br />
120.829<br />
1.209<br />
155.655<br />
1.257<br />
Erwartet<br />
157.191<br />
1.167<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
99%<br />
108%<br />
2002<br />
98%<br />
103%<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle:<br />
VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung<br />
dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />
ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />
sind Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Cholezystektomie über alle Bundesländer<br />
hat sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig<br />
verbessert und lag insgesamt bei 99%.<br />
Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im dritten<br />
Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />
als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />
der Krankenhäuser ist ebenfalls sehr gut. Sie lag<br />
bei 108%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bezogen auf das<br />
Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen<br />
eine Spannweite von 87 bis 179% auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten fragliche Indikation<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Gemäß der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für<br />
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)<br />
„Leitlinie zur Behandlung von Gallensteinen“ existieren<br />
definierte Indikationen für die operative Entfernung<br />
der Gallenblase (Neubrand et al. 2000):<br />
• die symptomatische Cholelithiasis,<br />
• die asymptomatische Cholelithiasis mit erhöhtem<br />
Risiko für eine bösartige Erkrankung,<br />
• die Cholezystitis.<br />
Das Gallensteinleiden mit Beschwerden (symptomatische<br />
Cholelithiasis) ist eine Indikation zur<br />
Operation.<br />
Das Risiko, nach der erstmaligen Schmerzepisode<br />
weitere Komplikationen zu erleiden, wird auf 1,5%<br />
im Jahr geschätzt. Mögliche Komplikationen sind<br />
z.B. die Entwicklung von Gallengangsteinen, von<br />
akuten und chronischen Entzündungen oder die<br />
Perforation der Gallenblase.<br />
Für die Empfehlung zur operativen Entfernung der<br />
Gallenblase bei der symptomatischen Cholelithiasis<br />
wird in der Leitlinie der DGVS zur Behandlung von<br />
Gallensteinen der Evidenzgrad III angegeben<br />
(Neubrand et al. 2000). Bei der Bewertung dieses<br />
Evidenzgrads ist allerdings zu berücksichtigen, dass<br />
die Indikationsstellung zur Cholezystektomie bereits<br />
zu einer Zeit eingeführt wurde, als evidenzbasierte<br />
Studien zur medizinischen Entscheidungsfindung<br />
noch nicht etabliert waren. Der augenscheinliche<br />
Nutzen dieses Verfahrens hat in der Folge dazu<br />
geführt, dass keine prospektiv-randomisierten<br />
Studien zu dieser Problematik erfolgt sind.<br />
Der Nachweis von Gallensteinen ohne Beschwerdesymptomatik<br />
(asymptomatische Cholelithiasis) stellt<br />
keine Indikation zur Operation dar. 60 bis 80% der<br />
Patienten, bei denen Gallensteine als Nebenbefund<br />
nachgewiesen wurden, bleiben ohne Krankheitserscheinungen.<br />
Die Wahrscheinlichkeit, Beschwerden zu<br />
entwickeln, beträgt in den ersten zehn Jahren nach<br />
der Diagnose 2 bis 4% pro Jahr. Damit ist die Wahrscheinlichkeit,<br />
ernste Komplikationen im weiteren<br />
Verlauf zu erleiden, geringer als das Risiko einer<br />
Gallenblasenentfernung.<br />
Auch das vermutlich leicht erhöhte Gallenblasenkarzinomrisiko<br />
bei Vorliegen von Gallensteinen<br />
rechtfertigt nicht den Eingriff. Gallenblasenkarzinome<br />
treten bei etwa 1% der älteren Personen mit Gallen-<br />
Ergebnisse<br />
50%<br />
45%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Cholezystektomie<br />
Indikation<br />
Anteil von Patienten mit fraglicher Indikation an allen Patienten mit Vergütung<br />
nach Fallpauschalen<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit fraglicher Indikation<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,89%<br />
1,81 - 1,97%<br />
110.235<br />
1,3%<br />
0,0 - 42,5%<br />
1.102 von 1.209<br />
≤ 5,8% (95%-Perzentile)<br />
55 von 1.102<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.209 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
97 Krankenhäuser<br />
10 Krankenhäuser<br />
34
35<br />
Cholezystektomie<br />
Indikation<br />
steinen auf. Ein eindeutiger ursächlicher Zusammenhang<br />
konnte jedoch bisher nicht gezeigt werden.<br />
Der Nachweis einer Porzellangallenblase oder eines<br />
Gallenblasen-Polypen in Kombination mit Gallensteinen<br />
bedeutet ein erhöhtes Risiko einer bösartigen<br />
Entartung. Auch nach Anlage eines Ileumbypass<br />
oder nach ausgedehnter Dünndarmresektion<br />
besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung<br />
eines Gallenblasenkarzinoms. In diesen Fällen ist<br />
trotz Beschwerdefreiheit des Patienten eine Operationsindikation<br />
gegeben.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Fallpauschalen-Fälle<br />
(12.01, 12.02, 12.03, 12.04)<br />
Zähler: Patienten mit uncharakteristischen<br />
Schmerzen im rechten Oberbauch, ohne<br />
Cholestase, ohne sicheren Gallensteinnachweis<br />
und ohne akute Entzündungszeichen<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 5,8% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Bei diesem Indikator<br />
liegt eine hohe Variabilität der Ergebnisse vor.<br />
Es gibt Fälle, in denen eine Cholezystektomie auch<br />
bei fehlenden Symptomen gerechtfertigt ist. Die<br />
Anzahl dieser Fälle ist jedoch anhand der Literatur<br />
nicht exakt quantifizierbar.<br />
Bewertung<br />
Der Anteil von 1,89% Patienten mit fraglicher Operationsindikation<br />
bei Fallpauschalenfällen spricht für<br />
eine leitliniengerechte Indikationsstellung zur Cholezystektomie<br />
und ist Ausdruck guter Versorgungsqualität.<br />
In seltenen Fällen, wie z.B. bei Patienten<br />
mit Porzellangallenblase oder nach Anlage eines<br />
Ileumbypasses ist eine Indikation zur Operation auch<br />
bei fehlender Symptomatik gegeben.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reicht<br />
von 0,0 bis 42,5%. Dies bedeutet, dass in einem<br />
Krankenhaus bei 42,5% der operierten Patienten<br />
die geforderten Indikationskriterien nicht erfüllt<br />
waren.<br />
Die Fachgruppe empfiehlt, mit den 55 auffälligen<br />
Krankenhäusern von insgesamt 1.102 Krankenhäusern,<br />
die den festgelegten Referenzwert von<br />
5,8% (≥ 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse)<br />
überschreiten, einen Strukturierten Dialog zu<br />
führen. Hierbei sollen auch Krankenhäuser mit<br />
weniger als 20 dokumentierten Eingriffen einbezogen<br />
werden. Im Rahmen des Strukturierten Dialogs<br />
können dann Dokumentationsprobleme von tatsächlichen<br />
Versorgungsproblemen differenziert werden.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Geringe Reinterventionsrate in Abhängigkeit vom<br />
OP-Verfahren<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Eine Reintervention ist ein erneuter operativer oder<br />
interventioneller Eingriff nach einer Operation wegen<br />
postoperativ aufgetretenen Komplikationen.<br />
Typische Gründe für eine Reintervention nach Cholezystektomie<br />
sind belassene Gallengangsteine, Gallengangverletzungen,<br />
Blutungen und Entzündungen.<br />
Die Rate der Reinterventionen ist eine Kennzahl für<br />
schwerwiegende Frühkomplikationen, die in wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen zur Bewertung eines<br />
Operationsverfahrens herangezogen wird (Shea et<br />
al. 1996).<br />
Aus der Literatur ist bekannt, dass die operative<br />
Ausgangssituation einen Einfluss auf die Reinterventionsrate<br />
hat. Zum Beispiel ist bei elektiv durchgeführten<br />
Cholezystektomien die Reinterventionsrate<br />
geringer als bei akuten Eingriffen. Bei laparoskopisch<br />
durchgeführten Cholezystektomien ist<br />
seltener eine Reintervention erforderlich als bei<br />
offenen Operationen (Ludwig et al. 2001).<br />
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Schweregrad<br />
der Komplikation, die zur Reintervention führt,<br />
in der Auswertung nicht erfasst wird.<br />
Bei der Bewertung der Ergebnisse der Bundesauswertung<br />
2003 zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator lag der<br />
Schwerpunkt der Betrachtung auf der Gruppe der<br />
Patienten mit laparoskopisch begonnener Operation.<br />
Angesichts der Tatsache, dass heute mehr als 85%<br />
aller Cholezystektomien laparoskopisch begonnen<br />
werden, ist davon auszugehen, dass bei den offenchirurgischen<br />
Eingriffen eine primär negative Selektion<br />
des Patientenkollektivs vorliegt.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit laparoskopisch<br />
begonnener Operation und mit Ausschluss von<br />
Patienten mit nach Sonderentgelt vergüteten<br />
Operationen<br />
Zähler: Patienten mit erforderlicher Reintervention<br />
wegen Komplikationen<br />
Ergebnisse<br />
Cholezystektomie<br />
Reinterventionsrate<br />
Anteil von Patienten mit Reintervention wegen Komplikationen an allen Patienten<br />
Gruppe<br />
Alle Patienten<br />
Laparoskopisch begonnen<br />
Offen-chirurgisch<br />
Ergebnisse<br />
Patienten mit Reintervention wegen Komplikationen<br />
Prozent<br />
30 %<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
20%<br />
16%<br />
12%<br />
8%<br />
4%<br />
0%<br />
Anzahl<br />
2.016<br />
1.555<br />
463<br />
Krankenhäuser<br />
Fälle<br />
110.235<br />
99.778<br />
10.460<br />
Gesamtrate<br />
1,83%<br />
1,56%<br />
4,43%<br />
Anteil von Patienten mit Reintervention wegen Komplikationen an Patienten mit<br />
laparoskopisch begonnener Operation<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,56%<br />
1,48 - 1,64%<br />
99.778<br />
1,3%<br />
0,0 - 20,0 %<br />
1.076 von 1.209<br />
≤ 2%<br />
355 von 1.076<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.209 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
112 Krankenhäuser<br />
21 Krankenhäuser<br />
36
37<br />
Cholezystektomie<br />
Reinterventionsrate<br />
Erläuterung der Rechenregel: Die Operationsart wird<br />
anhand der OPS-Kodierung unterschieden.<br />
Laparoskopisch begonnen: OPS 5-511.1y, 5-511.11,<br />
5-511.2y und 5-511.21<br />
Offen-chirurgisch: OPS 5-511.0y und 5-511.01<br />
Referenzbereich<br />
Für Patienten mit laparoskopisch begonnener<br />
Operation: ≤ 2%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Orientierung an<br />
Ergebnissen einer Metaanalyse (Höbling et al. 1995)<br />
Bewertung<br />
Im Vergleich zu den in der Literatur publizierten<br />
Daten kann sowohl die Reinterventionsrate bei allen<br />
Eingriffen von 1,83% als auch die Rate von 1,56%<br />
bei laparoskopischen Cholezystektomien als Ausdruck<br />
sehr guter Versorgungsqualität gewertet<br />
werden.<br />
Die Spannweite der Ergebnisse ist jedoch sowohl<br />
für Krankenhäuser mit hoher als auch mit niedriger<br />
Fallzahl erheblich und reicht bei Krankenhäusern<br />
mit mehr als 20 laparoskopisch begonnenen Operationen<br />
von 0,0 bis 20,0%. In 355 von 1.056 Krankenhäusern,<br />
die mehr als 20 Fälle im Jahr 2003<br />
dokumentiert haben, lag die Reinterventionsrate<br />
außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />
Referenzbereichs von 2%. Diese Krankenhäuser<br />
sollen im Strukturierten Dialog auf Landesebene<br />
um Stellungnahme gebeten werden.
Ausblick<br />
Die Dokumentation des Leistungsbereichs Cholezystektomie<br />
bleibt auch 2005 verpflichtend für die<br />
externe vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
Wesentliche Indikatoren sowohl zur Prozess- als<br />
auch zur Ergebnisqualität können abgebildet werden<br />
und lassen Rückschlüsse auf die Versorgungsqualität<br />
in deutschen Krankenhäusern zu. Die Datensätze<br />
sind in den vergangenen Jahren optimiert<br />
worden und bleiben für die Jahre 2004 und 2005<br />
stabil. Somit kann anhand der festgelegten <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
die Entwicklung der Versorgungsqualität<br />
bei der Cholezystektomie über mehrere<br />
Jahre hinweg dargestellt werden.<br />
Cholezystektomie<br />
38
39<br />
Cholezystektomie<br />
Literatur<br />
Birth M, Markert U, Bruch H-P.<br />
Risiko der laparoskopischen Cholezystektomie.<br />
Viszeralchirurgie 2003; 38: 60-63.<br />
Ludwig K, Köckerling F, Hohenberger W, Lorenz D.<br />
Die chirurgische Therapie der Cholecysto-/<br />
Choledocholithiasis – Ergebnisse einer deutschlandweiten<br />
Umfrage an 859 Kliniken mit 123.090<br />
Cholecystektomien.<br />
Chirurg 2001; 72: 1171-1178.<br />
Neubrand M, Sackmann M, Caspary W, Feussner H,<br />
Schild H, Lauchart W, Schildberg FW, Reiser M,<br />
Classen M, Paumgartner G, Sauerbruch T.<br />
Leitlinien zur Behandlung von Gallensteinen.<br />
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für<br />
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 021/008,<br />
Entwicklungsstufe 2. März 2000<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004)<br />
Shea JA, Healey MJ, Berlin JA, Clarke JR, Malet PF,<br />
Staroscik RN, Schwartz JS, Williams SV.<br />
Mortality and Complications Associated with<br />
Laparoscopic Cholecystectomy. A Meta-Analysis.<br />
Ann Surg 1996; 224 (5): 609-620.
40<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />
Prof. Dr. Johannes Giehl<br />
Tübingen<br />
Prof. Dr. Michael Greulich<br />
Stuttgart<br />
Prof. Dr. Peter Haußmann<br />
Baden-Baden<br />
Gabriele Kösters<br />
Bonn<br />
Prof. Dr. Rüdiger Krauspe<br />
Düsseldorf<br />
PD Dr. Angela M. Messing-Jünger<br />
Düsseldorf<br />
Dr. Helmut Pfeiffer<br />
Würzburg<br />
Martina Pilgram<br />
Köln<br />
Dr. Horst Poimann<br />
Würzburg<br />
PD Dr. Karsten Schwerdtfeger<br />
Homburg/Saar<br />
Prof. Dr. Wolf-Ingo Steudel<br />
Homburg/Saar<br />
Prof. Dr. A. Wilhelm<br />
Aschaffenburg<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 4<br />
Dekompression bei<br />
Karpaltunnelsyndrom<br />
Zusammenfassung<br />
Das Karpaltunnelsyndrom ist mit einem geschätzten<br />
Auftreten von 1% in der Allgemeinbevölkerung das<br />
häufigste Kompressionssyndrom peripherer Nerven.<br />
Charakteristische Symptome sind nächtliche<br />
Schmerzen und Kribbel-Missempfindungen im Versorgungsgebiet<br />
des Nervus medianus. Konservative<br />
Therapieversuche helfen meistens nur vorübergehend.<br />
Die in diesem Leistungsbereich betrachtete<br />
Operation zur Druckentlastung des Karpaltunnelsyndroms<br />
gehört zu den häufigsten Operationen in<br />
Deutschland. Jährlich werden ca. 300.000 Eingriffe<br />
durchgeführt, von denen etwa 90% ambulant erfolgen.<br />
Für die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung wurden von der<br />
Fachgruppe vier <strong>Qualität</strong>sziele definiert. Die zwei für<br />
die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
ausgewählten <strong>Qualität</strong>sziele „Immer Indikation<br />
ausreichend gesichert“ und „Selten interfaszikuläre<br />
Neurolyse bei offenen Ersteingriffen bei nicht posttraumatischen<br />
Fällen“ betrachten die Indikationsstellung<br />
und einen Aspekt der Ergebnisqualität.<br />
Neben den typischen klinischen Zeichen wie nächtlichen<br />
Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen im<br />
zweiten bis vierten Finger oder – in fortgeschrittenen<br />
Stadien – Schwächen der äußeren Daumenmuskulatur<br />
liefern elektrophysiologische Untersuchungen<br />
einen entscheidenden Beitrag zur Diagnosesicherung<br />
eines Karpaltunnelsyndroms. Eine sorgfältige<br />
Indikationsstellung erfordert daher immer die Durchführung<br />
der elektrophysiologischen Untersuchung<br />
und wird in den Leitlinien dreier wissenschaftlicher<br />
Fachgesellschaften als präoperativ notwendig<br />
bezeichnet. Die Gesamtrate der operierten Patienten<br />
mit erfüllten klinischen und elektrophysiologischen<br />
Indikationskriterien liegt mit 90,40% knapp oberhalb<br />
des von der Fachgruppe festgelegten Referenzbereichs<br />
von 90%. Dieses Ergebnis ist auf die<br />
Gesamtheit der Patienten gesehen zufrieden stellend.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reicht<br />
von 0,0 bis 100,0%. Auffällig waren 83 von 273<br />
Krankenhäusern mit mehr als 20 Fällen in der<br />
Grundgesamtheit. Die Ursachen für die Auffälligkeiten<br />
sollen im Strukturierten Dialog geklärt werden.<br />
Bei offenen Erstoperationen, die nicht wegen Verletzungen<br />
(posttraumatisch) durchgeführt werden, soll<br />
selten ein Eingriff am Nerven selbst, die so genannte<br />
„interfaszikuläre Neurolyse“, durchgeführt werden.<br />
Diese Neurolysen sollen nur bei schweren Vernarbungen<br />
und Wiederholungsoperationen durchgeführt<br />
werden, weil sie die Durchblutung am Nerven schädigen<br />
sowie die Narbenbildung fördern können und<br />
die Durchführung dieser Neurolyse in mehreren<br />
prospektiv-randomisierten Studien im Langzeitverlauf<br />
keine Ergebnisverbesserung im Vergleich zur<br />
reinen Dekompression gezeigt hat. Die Gesamtrate<br />
der Fälle mit durchgeführter interfaszikulärer<br />
Neurolyse liegt bei 7,54% und ist damit deutlich<br />
höher als der von der Fachgruppe festgelegte Referenzbereich<br />
von ≤ 2%. Im Strukturierten Dialog<br />
sollte zunächst geprüft werden, ob in den 107 auffälligen<br />
von 212 Krankenhäusern ein Dokumentationproblem<br />
vorliegt, weil möglicherweise andere<br />
operative Verfahren als interfaszikuläre Neurolyse<br />
kodiert wurden.<br />
Da ein großer Teil der Operationen ambulant erfolgt,<br />
hält die Fachgruppe eine Einbeziehung des ambulanten<br />
operativen Sektors in die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
für sinnvoll. Nach Meinung der Fachgruppe<br />
sollte ein sektorübergreifendes <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />
der Nervendekompressionseingriffe mit<br />
adäquaten Nachbeobachtungszeiten etabliert werden,<br />
das einen Vergleich der Behandlungsergebnisse<br />
nach ambulanten und nach stationären Eingriffen<br />
ermöglicht.
Einleitung<br />
Das Karpaltunnelsyndrom ist mit einer geschätzten<br />
Inzidenz von 1% in der Allgemeinbevölkerung das<br />
häufigste Kompressionssyndrom peripherer Nerven<br />
(Skorpik & Zachs 1998). Die chronische Form dieser<br />
Erkrankung tritt vorwiegend im mittleren und höheren<br />
Lebensalter auf und bevorzugt beim weiblichen<br />
Geschlecht. Ursache ist eine Kompression des<br />
Nervus medianus im Karpaltunnel, die durch eine<br />
Vielzahl von Erkrankungen hervorgerufen werden<br />
kann.<br />
Charakteristische Symptome sind nächtliche Schmerzen<br />
und Kribbelparästhesien im Versorgungsgebiet<br />
des Nervus medianus.<br />
Konservative Therapieversuche helfen meistens<br />
nur vorübergehend.<br />
Die in diesem Leistungsbereich betrachtete operative<br />
Dekompression des Karpaltunnelsyndroms<br />
gehört zu den häufigsten Operationen in Deutschland.<br />
Jährlich werden ca. 300.000 Eingriffe durchgeführt,<br />
von denen etwa 90% ambulant erfolgen.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Immer Indikation ausreichend gesichert<br />
Bei offenen Ersteingriffen soll bei nicht posttraumatischen<br />
Fällen selten eine interfaszikuläre Neurolyse<br />
durchgeführt werden<br />
Bei Rezidivoperationen Wahl einer angemessenen<br />
Schnittführung<br />
Selten spezifische postoperative Komplikationen<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
22.702 Datensätze aus 1.037 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Dekompression<br />
bei Karpaltunnelsyndrom konnten in 2003 in zwei<br />
unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich,<br />
aufgrund einer Übergangsregelung Daten im<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es<br />
liegen in diesem Format 4.391 Datensätze aus<br />
485 Krankenhäusern vor.<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
128%<br />
112%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
4.391<br />
485<br />
6.0<br />
18.311<br />
991<br />
22.702<br />
1.037<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Erwartet<br />
23.740<br />
1.105<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
96%<br />
94%<br />
Anzahl Anteil<br />
22.691<br />
66<br />
1.452<br />
7.021<br />
10.628<br />
3.524<br />
6.330<br />
16.372<br />
5.524<br />
11.189<br />
5.783<br />
198<br />
8<br />
2002<br />
69%<br />
78%<br />
99,95 %<br />
0,29 %<br />
6,40 %<br />
30,94 %<br />
46,84%<br />
15,53 %<br />
27,88 %<br />
72,12 %<br />
24,33 %<br />
49,29 %<br />
25,47 %<br />
0,87 %<br />
0,04 %<br />
41
42<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />
übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 18.311 Datensätze<br />
aus 991 Krankenhäusern. In der Auswertung wurden<br />
die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das<br />
Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />
Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />
Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />
„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />
der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />
Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />
100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
über alle Bundesländer hat sich gegenüber<br />
dem Vorjahr stark verbessert und lag insgesamt bei<br />
96%. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im<br />
zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als relativ gut einzuschätzen. Die<br />
Beteiligung der Krankenhäuser ist ebenfalls gut. Sie<br />
lag bei 94%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bis auf ein Bundesland,<br />
welches nur 23% der erwarteten Datensätze geliefert<br />
hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine mittlere bis<br />
hohe Spannweite von 60 bis 128% auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Immer Indikation ausreichend gesichert<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Neben den typischen klinischen Zeichen wie nächtlichen<br />
Parästhesien, Sensibilitätsstörungen im zweiten<br />
bis vierten Finger oder – in fortgeschrittenen<br />
Stadien – Schwächen und Hypotrophien der lateralen<br />
Daumenmuskulatur liefern elektrophysiologische<br />
Untersuchungen einen entscheidenden Beitrag<br />
zur Diagnosesicherung eines Karpaltunnelsyndroms.<br />
So kann eine Verlängerung der distalen Latenzzeit<br />
bei Reizung mit einem kurzen Stromreiz am Handgelenk<br />
ebenso auf eine Druckläsion des Nervus<br />
medianus hinweisen wie eine Verringerung der sensiblen<br />
Nervenleitgeschwindigkeit oder typische<br />
elektromyographische Veränderungen der vom<br />
Nervus medianus versorgten Muskulatur. Eine sorgfältige<br />
Indikationsstellung erfordert daher immer die<br />
Durchführung der elektrophysiologischen Untersuchung.<br />
In der Regel sollte für eine Operationsindikation<br />
mindestens einer der genannten Tests pathologisch<br />
ausfallen.<br />
Die elektrophysiologische Diagnostik wird in den<br />
Leitlinien dreier wissenschaftlicher Fachgesellschaften<br />
als präoperativ notwendig bezeichnet, ohne<br />
dass hierfür Angaben zum Evidenzgrad vorliegen<br />
(Benatar et al. 2001; Martini et al. 2002; Stöhr et<br />
al. 2002).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit verlängerter motorischer distaler<br />
Latenz oder verzögerter sensibler Nervenleitgeschwindigkeit<br />
oder pathologischer Elektromyographie<br />
sowie mit typischen nächtlichen Parästhesien in<br />
den Fingern zwei bis vier oder sensiblen Störungen,<br />
die mit dem Karpaltunnelsyndrom übereinstimmen<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
Ergebnisse<br />
100 %<br />
90 %<br />
80 %<br />
70 %<br />
60 %<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Indikation<br />
Anteil von Patienten mit verlängerter motorischer distaler Latenz oder verzögerter<br />
sensibler NLG oder pathologischem EMG sowie mit typischen nächtlichen<br />
Parästhesien in den Fingern zwei bis vier oder sensiblen Störungen, die mit dem<br />
Karpaltunnelsyndrom übereinstimmen, an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Ausreichend gesicherte Indikation<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
90,40%<br />
90,01 - 90,78 %<br />
22.702<br />
95,7 %<br />
0,0 - 100,0%<br />
273 von 1.037<br />
≥ 90 %<br />
83 von 273<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.037 Krankenhäusern mit<br />
1-19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
764 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
43
44<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
Indikation<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90% (10%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Es sind (seltene)<br />
Fälle denkbar, in denen allein die klinische Symptomatik<br />
die Indikation zur Operation begründet.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der operierten Patienten mit den beschriebenen<br />
klinischen und elektrophysiologischen<br />
Indikationskriterien liegt mit 90,40% (Vorjahr:<br />
90,51%) knapp oberhalb des von der Fachgruppe<br />
festgelegten Referenzbereichs von ≥ 90%. Dieses<br />
Ergebnis ist auf die Gesamtheit der Patienten gesehen<br />
zufrieden stellend.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reicht<br />
von 0,0 bis 100,0 %. Auffällig waren 83 von 273<br />
Krankenhäusern mit mehr als 20 Fällen in der<br />
Grundgesamtheit.<br />
Im Strukturierten Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />
sollte geklärt werden, ob hier medizinisch<br />
begründete Indikationen bestanden, wie z.B.<br />
Therapieresistenz bei konservativer Behandlung und<br />
klarem Beschwerdebild, aber negativen elektrophysiologischen<br />
Ergebnissen, oder ob in den betroffenen<br />
Krankenhäusern ein Strukturdefizit in der Art<br />
vorliegt, dass die elektrophysiologischen Untersuchungen<br />
grundsätzlich nicht durchgeführt wurden.<br />
Besonders zu berücksichtigen sind Fälle, bei denen<br />
eine elektrophysiologische Untersuchung als unzumutbar<br />
eingestuft werden kann, wie z.B. bei<br />
Kindern, bei frischen Verletzungen mit Einblutung in<br />
den Karpaltunnel, Kompartmentsyndromen nach<br />
Stromverletzungen sowie Verbrennungen und das<br />
akute äußerst schmerzhafte Karpaltunnelsyndrom<br />
bei Schwangeren.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Bei offenen Ersteingriffen soll bei nicht posttraumatischen<br />
Fällen selten eine interfaszikuläre<br />
Neurolyse durchgeführt werden.<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Das Prinzip der Operation besteht in der Dekompression<br />
des Nervus medianus durch die Spaltung<br />
des Retinaculum flexorum. Eingriffe am Nerven<br />
selbst sind nur in Ausnahmefällen notwendig.<br />
Intraneurale Neurolysen, zu denen die interfaszikulären<br />
Neurolysen zu rechnen sind, können die segmentale<br />
Durchblutung am Nerven schädigen sowie<br />
die Narbenbildung fördern und sollen deshalb nur<br />
bei schweren Fibrosen und Reoperationen angewandt<br />
werden (Skorpik & Zachs 1998).<br />
Im Jahr 2004 publizierte die Cochrane Collaboration<br />
eine systematische Übersicht zu verschiedenen<br />
OP-Verfahren beim Karpaltunnelsyndrom (Scholten<br />
et al. 2002). Die Durchführung einer interfaszikulären<br />
Neurolyse führte in mehreren prospektiv-randomisierten<br />
Studien im Langzeitverlauf nicht zu einer<br />
Verminderung karpaltunnelassoziierter Symptome im<br />
Vergleich zur reinen Dekompression. In der genannten<br />
Publikation wurde allerdings eine Tendenz zu<br />
schlechteren Ergebnissen im Langzeitverlauf beobachtet.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit offenen<br />
Operationen (Schnitt nur in Höhe des Handgelenks<br />
oder Schnitt in Höhe des Handgelenks mit<br />
Erweiterung des Schnittes bis in die Hohlhand oder<br />
Schnitt nur in Höhe der Hohlhand oder Schnitt in<br />
Höhe der Hohlhand mit Erweiterung des Schnittes<br />
nach zentral) ohne Patienten mit Rezidiveingriffen<br />
und ohne Patienten mit posttraumatischer Ursache<br />
Zähler: Patienten mit durchgeführter interfaszikulärer<br />
Neurolyse<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 2% (10 %-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Eingriffe am Nervus<br />
medianus selbst sind nur in Ausnahmefällen<br />
notwendig und nach Möglichkeit zu vermeiden, da<br />
zusätzliche Narbenbildungen gefördert werden.<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
OP-Verfahren bei offenen Ersteingriffen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit durchgeführter interfaszikulärer Neurolyse an allen<br />
Patienten mit offenen Ersteingriffen ohne posttraumatische Ursache<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Interfaszikuläre Neurolyse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
7,54 %<br />
7,16 - 7,94 %<br />
17.720<br />
2,2 %<br />
0,0 - 100,0%<br />
212 von 1.037<br />
≤ 2%<br />
107 von 212<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.037 Krankenhäusern mit<br />
1-19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
801 Krankenhäuser<br />
24 Krankenhäuser<br />
45
46<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
OP-Verfahren bei offenen Ersteingriffen<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der Fälle mit durchgeführter interfaszikulärer<br />
Neurolyse liegt bei 7,54% und ist damit<br />
deutlich höher als der von der Fachgruppe festgelegte<br />
Referenzbereich.<br />
Bei der interfaszikulären Neurolyse handelt es sich<br />
nach Auffassung der Fachgruppe um ein potenziell<br />
gefährdendes und ressourcenaufwändiges Verfahren.<br />
Die Fälle, in denen eine interfaszikuläre Neurolyse<br />
bei einem offenen Ersteingriff indiziert sein kann,<br />
wie z.B. beim Neurofibrom, sind selten.<br />
Im Strukturierten Dialog sollte zunächst geprüft werden,<br />
ob in den auffälligen Krankenhäusern möglicherweise<br />
ein Verständnisproblem vorliegt, weil<br />
z.B. auch Epineurotomien als interfaszikuläre<br />
Neurolyse dokumentiert wurden.
Ausblick<br />
Da ein großer Teil der Operationen ambulant erfolgt,<br />
hat das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung die<br />
Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />
für das Jahr 2004 mit der Begründung ausgesetzt,<br />
dass zunächst entsprechende Möglichkeiten<br />
der Betrachtung des ambulanten Sektors geschaffen<br />
werden sollen.<br />
Der Gemeinsame Bundesausschuss als Rechtsnachfolger<br />
des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
hat diese Entscheidung für 2005 fortgeschrieben.<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
Auch die Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />
hält eine Einbeziehung des ambulanten operativen<br />
Sektors in die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung für erforderlich.<br />
Nach Meinung der Fachgruppe sollte ein<br />
sektorübergreifendes <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />
der Nervendekompressionseingriffe mit adäquaten<br />
Nachbeobachtungszeiten etabliert werden, das<br />
einen Vergleich der Behandlungsergebnisse nach<br />
ambulanten und nach stationären Eingriffen<br />
ermöglicht.<br />
47
48<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
Literatur<br />
Benatar N, Haussmann P, Lanz U, Lohmann,<br />
Partecke BD, Wessels D, Wulle Ch, Wüstner-<br />
Hoffmann M.<br />
Karpaltunnelsyndrom. Leitlinie der Deutschen<br />
Gesellschaft für Handchirurgie.<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 005/003,<br />
Entwicklungsstufe 1. Überarbeitet Juni 2001.<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004)<br />
Martini AK, Ranft C, Grünberg U, Bouman H,<br />
Krämer K.<br />
Karpaltunnelsyndrom. In: Deutsche Gesellschaft für<br />
Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Berufsverband<br />
der Ärzte für Orthopädie (Hrsg.).<br />
Leitlinien der Orthopädie. Köln: Ärzte-Verlag; 2002.<br />
93-96.<br />
Scholten RJPM, Gerritsen AAM, Uitdehaag BMJ, van<br />
Geldere D, de Vet HCW, Bouter LM.<br />
Surgical treatment options for carpal tunnel syndrome<br />
(Cochrane Review 2003).<br />
In: The Cochrane Library, Issue 2, 2004. Chichester,<br />
UK: John Wiley & Sons, Ltd.<br />
Skorpik G, Zachs I.<br />
Das Karpaltunnelsyndrom.<br />
Orthopäde 1998; 27 (8): 583-598.<br />
Stöhr M, Assmus H, Bischoff Ch, Haußmann P,<br />
Reiners K, Richter HP, Scheglmann K, Vogt T.<br />
Karpaltunnelsyndrom. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft<br />
für Neurologie.<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 030/020, Entwicklungsstufe<br />
2. Überarbeitet 20.04.2002.<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004).
49<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />
Prof. Dr. Johannes Giehl<br />
Tübingen<br />
Prof. Dr. Michael Greulich<br />
Stuttgart<br />
Prof. Dr. Peter Haußmann<br />
Baden-Baden<br />
Gabriele Kösters<br />
Bonn<br />
Prof. Dr. Rüdiger Krauspe<br />
Düsseldorf<br />
PD Dr. Angela M. Messing-Jünger<br />
Düsseldorf<br />
Dr. Helmut Pfeiffer<br />
Würzburg<br />
Martina Pilgram<br />
Köln<br />
Dr. Horst Poimann<br />
Würzburg<br />
PD Dr. Karsten Schwerdtfeger<br />
Homburg/Saar<br />
Prof. Dr. Wolf-Ingo Steudel<br />
Homburg/Saar<br />
Prof. Dr. A. Wilhelm<br />
Aschaffenburg<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 5<br />
Dekompression bei<br />
Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Zusammenfassung<br />
Beim Sulcus-ulnaris-Syndrom handelt es sich um<br />
ein Engpasssyndrom des Nervus ulnaris im Bereich<br />
des hinteren Ellenbogengelenkes. Charakteristische<br />
Symptome sind Missempfindungen in den vom<br />
Nervus ulnaris versorgten Fingern sowie Schmerzen<br />
bei forcierter Beugung des Ellenbogengelenkes.<br />
Das Prinzip der in diesem Leistungsbereich betrachteten<br />
operativen Behandlung besteht in der Druckentlastung<br />
des Nervs vom Oberarm bis zum Unterarm,<br />
ggf. mit Verlagerung und Neueinbettung des<br />
Nervs.<br />
Zur Bewertung der <strong>Qualität</strong> im Leistungsbereich<br />
„Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom” wurden<br />
zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die die Indikationsstellung<br />
und die Ergebnisqualität betrachten.<br />
Schmerzen und/oder Missempfindungen im vierten<br />
und fünften Finger der Hand können unterschiedliche<br />
Ursachen haben. Elektrophysiologische Untersuchungen<br />
werden durchgeführt, um Schädigungen<br />
des Nervs als Ursache der Beschwerden erkennen<br />
und lokalisieren zu können. Die Indikation zur<br />
Operation ist gegeben, wenn bei nachgewiesener<br />
Schädigung unter konservativer Behandlung keine<br />
Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung der<br />
Symptomatik auftritt, bei anhaltenden Gefühlsstörungen<br />
sowie bei Schwäche bzw. Atrophie der<br />
vom Nervus ulnaris innervierten Muskulatur.<br />
Die Gesamtrate der Fälle mit ausreichend gesicherter<br />
Indikation liegt mit 86,55 % (Vorjahr 86,23 %)<br />
außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />
Referenzbereichs. Hier besteht nach Überzeugung<br />
der Fachgruppe Verbesserungspotenzial. Die<br />
Spannweite der Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />
reicht von 52,4 bis 100,0 %. Allerdings liegen nur<br />
vier von 37 Häusern mit ihren Ergebnissen außerhalb<br />
des festgelegten Referenzbereiches von ≥ 90 %.<br />
Im Strukturierten Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />
soll analysiert werden, wie es zu dem<br />
niedrigen Anteil von elektrophysiologischen Untersuchungen<br />
mit positivem Befund gekommen ist.<br />
Intra- und postoperative Komplikationen beeinträchtigen<br />
den angestrebten Therapieerfolg. Neben<br />
motorischen, sensiblen oder vegetativen Störungen<br />
im Versorgungsgebiet des Nervus ulnaris durch<br />
Nervenläsion kann ein großes Wundhämatom als<br />
Frühkomplikation des Eingriffs auftreten.<br />
Die Gesamtrate der spezifischen postoperativen<br />
Komplikationen bis zur Entlassung von 1,37 %<br />
(2002: 0,97 %) spricht für eine sehr gute Versorgungsqualität<br />
bei der Behandlung von Patienten<br />
mit Sulcus-ulnaris-Syndrom ohne unfallbedingte<br />
Knochendeformation im Ellenbogenbereich. Ein<br />
Krankenhaus weist eine Komplikationsrate von<br />
30,4 % auf. Die Fachgruppe empfiehlt, mit diesem<br />
Krankenhaus unbedingt einen Strukturierten Dialog<br />
einzuleiten und zu analysieren, ob hier primär ein<br />
Dokumentationsproblem oder ein Versorgungsproblem<br />
vorliegt.<br />
Zukünftig sollte nach Meinung der Fachgruppe ein<br />
sektorübergreifendes <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />
der Nervendekompressionseingriffe mit adäquaten<br />
Nachbeobachtungszeiten etabliert werden, das<br />
einen Vergleich der Behandlungsergebnisse von<br />
ambulanten und stationären Eingriffen ermöglicht.
Einleitung<br />
Beim Sulcus-ulnaris-Syndrom handelt es sich um<br />
eine Kompression des Nervus ulnaris im Bereich<br />
des dorsalen Epicondylus humeri medialis. Der<br />
Nerv verläuft hier durch die als Sulcus nervi ulnaris<br />
bezeichnete Knochenrinne, deren Dach proximal<br />
von straffem Bindegewebe und distal vom<br />
Arcus tendineus des Musculus flexor carpi ulnaris<br />
gebildet wird.<br />
Eine Schädigung des Nerven an dieser Stelle kann<br />
durch Veränderungen des Knochenkanals nach<br />
Frakturen im kondylären Humerusbereich, direkt<br />
den Nerv im Sulcus treffende Traumen, pathologische<br />
Prozesse im Ellenbogengelenk (Arthrose,<br />
chronische Polyarthritis), Gicht, Tumoren und anatomische<br />
Varianten in oder über dem Dach des<br />
Sulcus nervi ulnaris verursacht sein.<br />
Charakteristische Symptome sind Parästhesien in<br />
den vom Nervus ulnaris innervierten Fingern sowie<br />
Schmerzen bei forcierter Beugung des Ellenbogengelenkes.<br />
Das Prinzip der in diesem Leistungsbereich betrachteten<br />
operativen Therapie des Sulcus-ulnaris-<br />
Syndroms besteht in der Dekompression des Nervus<br />
ulnaris vom distalen Oberarm bis zum proximalen<br />
Unterarm, ggf. mit Verlagerung und Neueinbettung<br />
des Nervs.<br />
Die Vielfalt der Ursachen für ein Sulcus-ulnaris-<br />
Syndrom lässt keine einheitliche Empfehlung zum<br />
operativen Vorgehen zu.<br />
Der einfachste Eingriff ist die Dekompression, bei<br />
der alle den Nerven komprimierenden Strukturen<br />
gespalten werden. Knöcherne Veränderungen im<br />
Bereich der Ulnarisrinne können eine Glättung der<br />
Rinne erforderlich <strong>machen</strong>.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
Immer Indikation ausreichend gesichert<br />
Selten spezifische postoperative Komplikationen<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
3.672 Datensätze aus 584 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Dekompression<br />
bei Sulcus-ulnaris-Syndrom konnten in 2003 in<br />
zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />
senden. Es liegen in diesem Format 656 Datensätze<br />
aus 221 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />
jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />
3.016 Datensätze aus 524 Krankenhäusern. In der<br />
Auswertung wurden die Datensätze des Formats<br />
5.0.1 auf das Datensatzformat 6.0 überführt, so<br />
dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet<br />
werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />
Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />
„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt.<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
3.667<br />
49<br />
710<br />
1.705<br />
1.046<br />
157<br />
2.136<br />
1.536<br />
1.538<br />
1.649<br />
472<br />
13<br />
0<br />
100%<br />
1,34%<br />
19,36 %<br />
46,50%<br />
28,52%<br />
4,28%<br />
58,17%<br />
41,83%<br />
41,88%<br />
44,91%<br />
12,85%<br />
0,35%<br />
0%<br />
50
51<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
119%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
656<br />
221<br />
Bundesländer Gesamt<br />
6.0<br />
3.016<br />
524<br />
Gesamt<br />
3.672<br />
584<br />
Erwartet<br />
4.582<br />
1.105<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
80 %<br />
53%<br />
2002<br />
58 %<br />
41%<br />
Aufgrund der dort beschriebenen Besonderheit<br />
dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />
über 100 % möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
über alle Bundesländer hat sich<br />
gegenüber dem Vorjahr verbessert und lag insgesamt<br />
bei 80 %. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />
im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als immer noch verbesserungsfähig<br />
einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />
Krankenhäuser ist ebenfalls verbesserungsfähig.<br />
Sie lag bei 53 %.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches nur 16 % der erwarteten Daten<br />
geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine mittlere<br />
Spannweite von 56 bis 119 % auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Immer Indikation ausreichend gesichert<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Schmerzen und/oder Parästhesien im vierten und<br />
fünften Finger der Hand können unterschiedliche<br />
Ursachen haben. Neben einer Kompression des<br />
Nervus ulnaris im Ellenbogenbereich (Sulcus-ulnaris-Syndrom)<br />
kommen differentialdiagnostisch so<br />
unterschiedliche Erkrankungen wie eine Myopathie,<br />
eine myatrophe Lateralsklerose oder ein Thoracicoutlet-Syndrom<br />
in Betracht. Auch eine Kompression<br />
der Nervenwurzeln C7, C8 oder Th1 kann diese<br />
Symptome verursachen. Eine elektrophysiologische<br />
Diagnostik dient der Sicherung einer Neuropathie<br />
des Nervus ulnaris und der Lokalisation der Nervenschädigung.<br />
Die Indikation zur Operation ist gegeben,<br />
wenn unter konservativer Therapie keine<br />
Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung<br />
der Symptomatik auftritt, sowie bei persistierenden<br />
Sensibilitätsstörungen, bei Schwäche bzw.<br />
Atrophie der vom Nervus ulnaris innervierten<br />
Muskulatur.<br />
Die elektrophysiologische Diagnostik wird in den<br />
Leitlinien von zwei wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />
(Benatar et al. 2001, Stöhr et al. 2002)<br />
als präoperativ notwendig bezeichnet, ohne dass<br />
hierfür Angaben zur Evidenz gemacht werden.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit Schmerz und/oder<br />
Parästhesien im fünften und vierten Finger<br />
• oder mit Lokalschmerz des Nervus ulnaris<br />
• oder mit Verlaufsschmerz des Nervus ulnaris<br />
• oder mit motorischer Schwäche im Ausbreitungsgebiet<br />
des Nervus ulnaris<br />
• oder mit sensibler Störung im Ausbreitungsgebiet<br />
des N. ulnaris und Verzögerung der<br />
motorischen Nervenleitgeschwindigkeit oder<br />
Verzögerung der sensiblen Nervenleitgeschwindigkeit<br />
oder pathologischer Elektromyographie.<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Ergebnisse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Indikation<br />
Anteil von Patienten mit gesicherter Indikation an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Ausreichend gesicherte Indikation<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
86,55 %<br />
85,40 - 87,63 %<br />
3.672<br />
96,2%<br />
52,4 - 100,0%<br />
37 von 584<br />
≥ 90%<br />
4 von 37<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 584 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
547 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
52
53<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Indikation<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Es sind seltene<br />
Konstellationen denkbar, in denen die Indikation<br />
zur Operation ausschließlich anhand der klinischen<br />
Symptomatik erfolgen kann, eine apparative Diagnostik<br />
daher nicht erforderlich ist.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der Fälle mit ausreichend gesicherter<br />
Indikation liegt mit 86,55 % (2002: 86,23 %)<br />
außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />
Referenzbereichs. Hier besteht nach Überzeugung<br />
der Fachgruppe Verbesserungspotenzial.<br />
Die Spannweite der Ergebnisse der Krankenhäuser<br />
mit mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />
reicht von 52,4 bis 100,0 %. Vier von 37 Krankenhäusern<br />
liegen mit ihren Ergebnissen außerhalb<br />
des festgelegten Referenzbereiches von ≥ 90 %. Im<br />
Strukturierten Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />
soll analysiert werden, wie die Indikationsstellung<br />
in den Fällen mit elektrophysiologischen<br />
Untersuchungen ohne pathologischen Befund erfolgt<br />
ist.<br />
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen,<br />
dass 547 Krankenhäuser im Jahr 2003<br />
die Durchführung von weniger als 20 Dekompressionen<br />
bei Sulcus-ulnaris-Syndrom dokumentiert<br />
haben.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten spezifische postoperative Komplikationen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Intra- und postoperative Komplikationen beeinträchtigen<br />
den angestrebten Therapieerfolg.<br />
Neben motorischen, sensiblen oder vegetativen<br />
Störungen im Versorgungsgebiet des Nervus ulnaris<br />
durch Nervenläsion kann ein großes Wundhämatom<br />
als typische Frühkomplikation des Eingriffs auftreten.<br />
Bei Rezidiveingriffen und bei unfallbedingten Knochendeformationen<br />
besteht ein besonderes Komplikationsrisiko.<br />
Um ein Patientenkollektiv mit<br />
homogenem Risikoprofil zu betrachten, werden in<br />
der Auswertung diese Fälle aus der Grundgesamtheit<br />
ausgeschlossen.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten ohne Rezidivoperationen<br />
und ohne unfallbedingte Knochendeformation im<br />
Ellenbogenbereich<br />
Zähler: Patienten mit postoperativen motorischen<br />
oder sensiblen Ausfällen, lokalen vegetativen<br />
Störungen oder Wundhämatom/Nachblutung<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Eingeschränkte<br />
Vergleichbarkeit dieses <strong>Qualität</strong>sindikators mit der<br />
Literatur aufgrund der kurzen postoperativen<br />
Verweildauer<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate an spezifischen postoperativen<br />
Komplikationen bis zur Entlassung von 1,37 %<br />
(Vorjahr 0,97 %) spricht für eine sehr gute Versorgungsqualität<br />
bei der Erstoperation von Patienten<br />
mit Sulcus-ulnaris-Syndrom ohne unfallbedingte<br />
Knochendeformation im Ellenbogenbereich.<br />
Ein Krankenhaus mit mindestens 20 Fällen weist<br />
eine Komplikationsrate von 30,4 % auf. Die Fachgruppe<br />
empfiehlt, mit diesem Krankenhaus unbedingt<br />
einen Strukturierten Dialog einzuleiten und<br />
zu analysieren, ob hier primär ein Dokumentationsproblem<br />
oder ein Versorgungsproblem vorliegt.<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Spezifische postoperative Komplikationen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit spezifischen postoperativen Komplikationen an Patienten<br />
ohne Rezidiv und ohne unfallbedingte Knochendeformation im Ellenbogenbereich<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Spezifische postoperative Komplikationen<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,37 %<br />
0,98 - 1,85 %<br />
3.000<br />
0%<br />
0,0 - 30,4 %<br />
27 von 584<br />
≤ 15,0 % (95%-Perzentile)<br />
1 von 27<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 584 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
517 Krankenhäuser<br />
40 Krankenhäuser<br />
54
55<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Ausblick<br />
Das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung hat die<br />
Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />
für das Jahr 2004 mit der Begründung ausgesetzt,<br />
dass diese Prozedur in einer vergleichsweise<br />
geringen Fallzahl durchgeführt wird und das<br />
medizinische Risiko bezogen auf vital bedrohliche<br />
oder invalidisierende Komplikationen vergleichsweise<br />
gering ist. Unter dem Aspekt einer Aufwand-<br />
Nutzen-Betrachtung soll die Dokumentationsverpflichtung<br />
in diesem Leistungsbereich zumindest<br />
bis zur Integration des ambulanten Sektors ausgesetzt<br />
werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />
als Rechtsnachfolger des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
hat diese Entscheidung für 2005 fortgeschrieben.<br />
Auch die Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />
hält eine Einbeziehung des ambulanten operativen<br />
Sektors in die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung für erforderlich.<br />
Nach Meinung der Fachgruppe sollte ein<br />
sektorübergreifendes <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />
der Nervendekompressionseingriffe mit adäquaten<br />
Nachbeobachtungszeiten etabliert werden, das einen<br />
Vergleich der Behandlungsergebnisse nach ambulanten<br />
und nach stationären Eingriffen ermöglicht.
Literatur<br />
Benatar N, Haussmann P, Lanz U, Lohmann,<br />
Partecke BD, Wessels D, Wulle Ch, Wüstner-<br />
Hoffmann M.<br />
Sulcus-Ulnaris-Syndrom. Leitlinie der Deutschen<br />
Gesellschaft für Handchirurgie.<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 005/009,<br />
Entwicklungsstufe 1. Überarbeitet Juni 2001.<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004).<br />
Stöhr M, Assmus H, Bischoff Ch, Haußmann P,<br />
Reiners K, Richter HP, Scheglmann K, Vogt T.<br />
Chronische Ulnarisneuropathie am Ellenbogen.<br />
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für<br />
Neurologie.<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 030/084, Entwicklungsstufe<br />
2. 20. April 2002.<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004).<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
56
57<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Peinemann<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Perinatalmedizin<br />
Heidrun Alexnat<br />
Eberswalde<br />
Dr. Susanne Bauer<br />
Essen<br />
Prof. Dr. Dietrich Berg<br />
Amberg<br />
Prof. Dr. Ludwig Gortner<br />
Homburg/Saar<br />
Dr. Helmut Küster<br />
Greifswald<br />
Dr. Wolfram Lauckner<br />
Rostock<br />
Prof. Dr. Frank Pohlandt<br />
Ulm<br />
Prof. Dr. Klaus Vetter<br />
Berlin<br />
Angelika Völkner<br />
Jena<br />
Prof. Dr. Friedrich Wolff<br />
Köln<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Max Geraedts<br />
Düsseldorf<br />
Dr. Monika Neumann<br />
Düsseldorf<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 6<br />
Geburtshilfe<br />
Zusammenfassung<br />
Im Leistungsbereich Geburtshilfe werden alle Entbindungen<br />
in Krankenhäusern erfasst. Dokumentiert<br />
werden versorgungsrelevante Informationen zur Mutter<br />
und zum Neugeborenen. Von den neun definierten<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren wurden für die Berichterstattung<br />
im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport vier ausgewählt,<br />
die Aspekte der Ergebnisqualität und der Prozessqualität<br />
betrachten. Diese Zusammenfassung stellt<br />
zwei <strong>Qualität</strong>sindikatoren mit besonderer Bedeutung<br />
für den Strukturierten Dialog mit den Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Azidose bei reifen Einlingen mit Nabelarterien-pH-<br />
Bestimmung: Eine Übersäuerung (Azidose) im<br />
Nabelarterienblut weist auf einen Sauerstoffmangel<br />
unter der Geburt hin. Nabelarterien-pH-Werte sind<br />
• normal, wenn der pH-Wert > 7,11 ist.<br />
• grenzwertig bei pH-Werten ≥ 6,99 und ≤ 7,11.<br />
• kritisch, wenn der pH-Wert < 6,99 ist.<br />
Da das Unterschreiten des pH-Wertes 7,00 gehäuft<br />
mit anhaltenden schwerwiegenden Störungen der<br />
Anpassung des Kindes sowie mit einem Anstieg von<br />
Sterblichkeit und Morbidität verknüpft ist, soll der<br />
Anteil der Kinder mit einem Nabelarterien-pH-Wert<br />
unter 7,00 möglichst gering sein. Für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
ist die 75%-Perzentile (0,3%) als obere<br />
Grenze des Referenzbereichs gewählt worden. Bei<br />
1.004 Kindern (0,20%) wurde ein pH-Wert von unter<br />
7,00 dokumentiert. Dieses Ergebnis wird ausgehend<br />
von der klinischen Erfahrung der Fachgruppe als<br />
gute Versorgungsqualität interpretiert.<br />
Von 920 Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen<br />
in der Grundgesamtheit haben 230 den Referenzbereich<br />
nicht erreicht. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
reicht von 0,0 bis 3,7%. Krankenhäuser<br />
mit auffälligen Ergebnissen sollen um eine Stellungnahme<br />
im Strukturierten Dialog gebeten werden.<br />
Antenatale Kortikosteroidtherapie: Eine Frühgeburt<br />
in einem Schwangerschaftsalter von unter 34 Wochen<br />
kann zu einer lebensbedrohlichen Atemnot des<br />
Kindes führen, da die Ausbildung der Lungenreife<br />
noch nicht abgeschlossen ist. Daraus resultierende<br />
schwerwiegende Komplikationen und Sterblichkeit<br />
können durch eine Behandlung mit Kortikosteroiden<br />
vor der Geburt erheblich gesenkt werden.<br />
Internationale Leitlinien empfehlen zur Induktion der<br />
Lungenreife des Kindes dringend eine häufige<br />
antenatale Kortikoidtherapie von Müttern, die bei<br />
drohender Frühgeburt ein Schwangerschaftsalter von<br />
unter 34 Wochen und einen präpartalen stationären<br />
Aufenthalt von mindestens zwei Kalendertagen<br />
haben.<br />
Der Referenzbereich wurde auf ein hohes Niveau von<br />
mindestens 95% festgelegt. Die Gesamtrate für die<br />
Durchführung der antenatalen Kortikosteroidtherapie<br />
betrug 59,06%. Dieser Anteil liegt auch unter Berücksichtigung<br />
der möglichen Gegenanzeigen deutlich<br />
unter dem angestrebten Ziel von mindestens<br />
95%. Hier wird von einer deutlich verbesserungsbedürftigen<br />
Versorgung ausgegangen.<br />
In 114 von 939 Krankenhäusern wurden mindestens<br />
20 Frühgeborene in der oben beschriebenen Grundgesamtheit<br />
versorgt. Davon erreichen 109 nicht den<br />
Referenzbereich. Im Strukturierten Dialog sollen alle<br />
Krankenhäuser mit auffälligen Ergebnissen um eine<br />
Stellungnahme gebeten werden.<br />
Es handelt sich um ein Schwerpunktproblem der<br />
heutigen Geburtshilfe, das aus Sicht der Fachgruppe<br />
im Strukturierten Dialog prioritär behandelt werden<br />
soll. Die Fachgesellschaften sind aufgerufen, eine<br />
separate Leitlinie zur antenatalen Kortikosteroidtherapie<br />
zu erstellen.<br />
Dieses <strong>Qualität</strong>sziel ist von besonderer interdisziplinärer<br />
Bedeutung für die Geburtshilfe wie auch für<br />
die Neonatologie und beruht auf internationalen<br />
Leitlinien.
Einleitung<br />
In der Geburtshilfe wurde Pionierarbeit für die<br />
externe <strong>Qualität</strong>ssicherung geleistet. Aufbauend auf<br />
der Münchner Perinatalstudie (1975 bis 1977)<br />
haben alle Bundesländer schrittweise die Perinatalerhebung<br />
eingeführt. Im Jahr 2001 wurde die <strong>BQS</strong><br />
beauftragt, eine bundeseinheitliche Datenerhebung<br />
und Auswertung zu realisieren. Dies wurde mit der<br />
Etablierung des Leistungsbereichs Geburtshilfe umgesetzt,<br />
in dem die Krankenhausgeburten erfasst<br />
werden.<br />
Ziel des Verfahrens ist der Vergleich des geburtshilflichen<br />
Managements und der Ergebnisqualität<br />
von geburtshilflichen Einrichtungen unter Berücksichtigung<br />
von Risikofaktoren. Für die Auswertung<br />
wurden neun <strong>Qualität</strong>sindikatoren definiert. Das Erhebungsinstrument<br />
besteht aus 194 Datenfeldern.<br />
Im Jahr 2001 wurde erstmalig eine Bundesauswertung<br />
durchgeführt. In der Auswertung wurden<br />
verschiedene methodische Besonderheiten festgestellt,<br />
die durch einen sehr komplexen Datensatz,<br />
durch ein aufwändiges Netz von Plausibilitätsprüfungen<br />
und durch Softwareprobleme verursacht<br />
waren. Dadurch bedingt zeigten sich in dieser Auswertung<br />
implausible Werte für die Anzahl der Totgeborenen.<br />
Die Aussagekraft für diese Fragestellung<br />
konnte in der Bundesauswertung 2003 verbessert<br />
werden.<br />
Auf die besonderen Umstände der Zahlen für perinatale<br />
Mortalität, die sich aus der Zahl der Totgeborenen<br />
und den in den ersten sieben Tagen Gestorbenen<br />
zusammensetzt, wird in den folgenden<br />
Abschnitten besonders eingegangen.<br />
Die Totgeborenen werden sowohl in der Krankenhausstatistik<br />
des Statistischen Bundesamtes (2002:<br />
2.700) als auch in der <strong>Qualität</strong>ssicherung Geburtshilfe<br />
ab einem Gewicht von 500g erfasst. Bei optimaler<br />
Erfassung sollten die Zahlen in beiden Statistiken<br />
annähernd gleich sein. Eine geringere Anzahl<br />
in der <strong>Qualität</strong>ssicherung kann als Problem in der<br />
Erfassung oder in der Weitergabe der Daten interpretiert<br />
werden.<br />
Als Maßnahme der <strong>BQS</strong> zur Verbesserung der Datenqualität<br />
enthielt die Version 6.0 das neue Datenfeld<br />
„Totgeburt ja/nein“. Darüber hinaus waren die<br />
Plausibilitätsregeln und die Ausfüllhinweise überarbeitet<br />
worden. Diese Maßnahmen haben eine spürbare<br />
Annäherung der Auswertungsergebnisse an die<br />
Erwartungswerte bewirkt, dies gilt insbesondere für<br />
die Totgeborenenrate.<br />
Geburtshilfe<br />
Für die „In den ersten sieben Tagen Gestorbenen“<br />
werden höhere Zahlen vom Statistischen Bundesamt<br />
(1.507) berichtet, als sie von der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
erfasst werden können, weil der Datensatz<br />
der <strong>Qualität</strong>ssicherung Geburtshilfe mit der<br />
Entlassung der Mutter abgeschlossen wird. Daher<br />
können in folgenden Fällen Informationsverluste<br />
auftreten:<br />
• Liegt das Datum der Entlassung der Mutter nach<br />
Hause vor Ablauf der ersten sieben Tage, könnnen<br />
häufig Informationen über das Kind nicht von der<br />
Geburtsklinik berücksichtigt werden.<br />
• Werden Kinder in eine Kinderklinik weiterverlegt,<br />
können Rückmeldungen über das Behandlungsergebnis<br />
von der Kinderklinik an die Geburtsklinik<br />
nicht immer berücksichtigt werden.<br />
Für die perinatale Sterblichkeit als der Summe aus<br />
der Anzahl der Totgeborenen und der Anzahl der<br />
„In den ersten sieben Tagen Gestorbenen“ werden<br />
vom Statistischen Bundesamt (4.207; 5,8 pro Tausend<br />
Lebend- und Totgeborene) folglich auch höhere<br />
Zahlen berichtet als in der <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Angemessen häufig Mikroblutuntersuchung bei<br />
Einlingen mit pathologischem CTG (Kardiotokographie)<br />
Angemessen häufig Mikroblutuntersuchung bei Einlingen<br />
mit pathologischem CTG (Kardiotokographie)<br />
und sekundärer Sectio caesarea<br />
Häufig Anwesenheit eines Pädiaters bei Geburt von<br />
lebendgeborenen Frühgeborenen mit einem<br />
Schwangerschaftsalter von 24+0 bis unter 35+0 Wochen<br />
Stets Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes bei<br />
lebendgeborenen Einlingen<br />
Geringe Azidoserate bei reifen lebendgeborenen<br />
Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />
Geringe Anzahl Mütter mit Dammriss Grad III oder IV<br />
bei spontanen Einlingsgeburten<br />
a) Spontane Einlingsgeburten<br />
b) Spontane Einlingsgeburten ohne Episiotomie<br />
c) Spontane Einlingsgeburten mit Episiotomie<br />
Geringe Anzahl revisionsbedürftiger Wundheilungsstörungen<br />
a) Spontangeburt<br />
b) Vaginal-operative Entbindung<br />
c) Sectio caesarea<br />
Häufig antenatale Kortikosteroidtherapie (Lungenreifeinduktion)<br />
bei Geburten in einem Schwangerschaftsalter<br />
unter 34+0 Wochen<br />
a) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />
34+0 Wochen<br />
b) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />
34+0 Wochen mit einem präpartalen stationären<br />
Aufenthalt von mindestens einem Kalendertag<br />
c) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />
34+0 Wochen mit einem präpartalen stationären<br />
Aufenthalt von mindestens zwei Kalendertagen<br />
Selten mütterliche Todesfälle<br />
58
59<br />
Basisstatistik<br />
Alle Geburten<br />
Einlingsschwangerschaften<br />
Mehrlingsschwangerschaften<br />
Alle Kinder<br />
Lebendgeborene<br />
Totgeborene<br />
Geburtshilfe<br />
Kinder aus Einlingsschwangerschaften<br />
Kinder aus Mehrlingsschwangerschaften<br />
Altersverteilung (Jahre)<br />
Anzahl der Mütter<br />
< 18<br />
18 - 29<br />
30 - 34<br />
35 - 39<br />
≥ 40<br />
Ohne Angabe<br />
Schwangerschaftsalter (Wochen)<br />
Anzahl der Kinder<br />
Unter 28+0<br />
28+0 bis unter 32+0<br />
32+0 bis unter 37+0<br />
37+0 bis unter 42+0<br />
42+0 und darüber<br />
Ohne Angabe<br />
Geburtsgewicht<br />
Anzahl der Kinder<br />
Unter 500 g<br />
500 g bis unter 750 g<br />
750 g bis unter 1000 g<br />
1000 g bis unter 1500 g<br />
1500 g bis unter 2000 g<br />
2000 g bis unter 2500 g<br />
2500 g bis unter 3000 g<br />
3000 g bis unter 3500 g<br />
3500 g bis unter 4000 g<br />
4000 g bis unter 4500 g<br />
4500 g und darüber<br />
Ohne Angabe<br />
Entbindungsmodus<br />
Anzahl der Kinder<br />
Spontangeburt<br />
Vaginal-operativ<br />
Sectio caesarea<br />
582.710<br />
573.241<br />
9.469<br />
592.344<br />
590.398<br />
1.946<br />
573.219<br />
19.125<br />
582.710<br />
4.482<br />
266.611<br />
182.423<br />
102.936<br />
19.180<br />
7.078<br />
592.344<br />
3.067<br />
5.216<br />
44.872<br />
529.554<br />
8.577<br />
1.058<br />
592.344<br />
627<br />
1.396<br />
1.585<br />
3.949<br />
7.963<br />
24.283<br />
93.388<br />
213.270<br />
173.982<br />
53.046<br />
8.358<br />
10.497<br />
592.344<br />
399.728<br />
33.042<br />
158.034<br />
100,00%<br />
98,37%<br />
1,62%<br />
100,00%<br />
99,67%<br />
0,33%<br />
96,77%<br />
3,23%<br />
100,00%<br />
0,77%<br />
45,75%<br />
31,31%<br />
17,66%<br />
3,29%<br />
1,22%<br />
100,00%<br />
0,52%<br />
0,88%<br />
7,58%<br />
89,40%<br />
1,45%<br />
0,18%<br />
100,00%<br />
0,11%<br />
0,24%<br />
0,27%<br />
0,67%<br />
1,34%<br />
4,10%<br />
15,77%<br />
36,00%<br />
29,37%<br />
8,95%<br />
1,41%<br />
1,77%<br />
100,00%<br />
67,48%<br />
5,58%<br />
26,68%<br />
Die mütterlichen Sterbefälle wurden als neuer <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
aufgenommen. Für diesen Sentinel<br />
Event Indikator soll jeder dokumentierte mütterliche<br />
Todesfall vom Krankenhaus in einer Einzelfallanalyse<br />
für den Strukturierten Dialog nachvollzogen werden.<br />
Krankenhäuser, die weniger als 20 Geburten dokumentiert<br />
haben, sollen aufgefordert werden zu<br />
erklären, ob sie tatsächlich weniger als 20 Geburten<br />
durchgeführt oder ob sie nur weniger als 20 Geburten<br />
dokumentiert haben. Dieser Schritt dient der<br />
Überprüfung der Dokumentationsqualität.<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
582.710 Datensätze aus 939 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Daten für den Leistungsbereich Geburtshilfe konnten<br />
im Jahr 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />
dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />
2003 war es noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem Format<br />
67.403 Datensätze aus 395 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />
übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 515.307 Datensätze<br />
aus 902 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />
wurden die (Mutter-) Datensätze des Formats 5.0.1<br />
auf das Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle<br />
gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 ermittelt<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004). Dieses Verfahren<br />
wird im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen Besonderheit<br />
dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />
über 100% möglich.<br />
Bezogen auf diese Basis hat sich die gesamte Vollständigkeit<br />
der Datensätze des Leistungsbereichs<br />
Geburtshilfe über alle Bundesländer gegenüber dem<br />
Vorjahr leicht verringert und lag insgesamt bei 90%.<br />
Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im dritten<br />
Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />
als stark verbesserungsfähig einzuschätzen. Die<br />
Beteiligung der Krankenhäuser ist dagegen relativ<br />
gut. Sie lag bei 104%.
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert stark und weist, bezogen auf das<br />
Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen,<br />
eine hohe Spannweite von 70 bis 172% auf.<br />
Als weitere Basis zur Bewertung der Vollständigkeit<br />
wurden vorläufige Daten des Statistischen Bundesamtes<br />
herangezogen. Die Krankenhaus-Statistik<br />
2003 wird erst Mitte des Jahres 2004 vorliegen.<br />
Eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes<br />
bezieht sich auf erste, vorläufige Ergebnisse<br />
aus der Statistik der Geburten, die auf den Angaben<br />
der Standesämter beruht. Danach wurden 715.290<br />
Kinder im Jahr 2003 lebend geboren. Diese Angabe<br />
kann derzeit noch nicht weiter aufgegliedert werden.<br />
Wenn man aber davon ausgeht, dass sich die Zahl<br />
der Totgeborenen seit mehr als zehn Jahren nicht<br />
wesentlich geändert hat und bei ca. 0,38%<br />
(ca. 2.700) liegt, kann man auf eine Gesamtzahl von<br />
ca. 718.000 Geborenen schließen. Ebenfalls relativ<br />
konstant bleibt in jedem Jahr die Anzahl der nicht<br />
stationär durchgeführten Entbindungen (ca. 10.000<br />
pro Jahr). Damit ist es möglich, die Zahl der erwarteten<br />
Datensätze auf 708.000 zu schätzen.<br />
Gemessen an der vergleichsweise geringen Zahl der<br />
an die <strong>BQS</strong> gelieferten Datensätze (582.710) stellt<br />
sich die Frage, wie die relativ hohe Differenz von<br />
ca. 125.000 Datensätzen erklärbar ist. Ende April<br />
2004 wurde dazu eine Umfrage in den Landesgeschäftsstellen<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung durchgeführt,<br />
in der zum Vergleich gefragt wurde, wie viele Datensätze<br />
auf Landesebene eingegangen sind. Auf diese<br />
Umfrage haben 14 von 16 Landesgeschäftsstellen<br />
geantwortet.<br />
Aus den Antworten geht hervor, dass das Datenaufkommen<br />
auf der Landesebene weitgehend den Erwartungen<br />
entsprach, jedoch nicht alle Daten an<br />
die Bundesebene übermittelt wurden. Gründe für<br />
die Nichtübermittlung von Daten sind vor allem<br />
darin zu sehen, dass Datensätze im Format der<br />
<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 auch für das zweite Halbjahr<br />
2003 sowie über das bundesweit gültige Ende<br />
der Datenübermittlungsfrist hinaus von den Krankenhäusern<br />
entgegengenommen wurden. Beide<br />
Verfahrensweisen entsprechen nicht den bundesweit<br />
gültigen Vorgaben für 2003. Sie erklären aber<br />
den Verlust von ca. 38.000 Datensätzen. Der Verbleib<br />
von 87.000 weiteren Datensätzen konnte<br />
nicht ermittelt werden.<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
172%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Geburtshilfe<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
67.403<br />
395<br />
6.0<br />
515.307<br />
902<br />
582.710<br />
939<br />
Erwartet<br />
644.621<br />
903<br />
2003<br />
90%<br />
104%<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2002<br />
92%<br />
103%<br />
60
61<br />
Ergebnisse<br />
Geburtshilfe<br />
Anwesenheit eines Pädiaters bei Frühgeborenen<br />
Anteil von lebendgeborenen Frühgeborenen, bei denen ein Pädiater vor der Geburt<br />
eingetroffen ist, an allen Frühgeborenen mit einem Schwangerschaftsalter von 24+0<br />
bis unter 35+0 Wochen<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Pädiater vor der Geburt eingetroffen<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
69,95%<br />
69,31 - 70,59%<br />
19.760<br />
85,7%<br />
0,0 - 100,0%<br />
232 von 939<br />
≥ 90%<br />
142 von 232<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 939 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
543 Krankenhäuser<br />
164 Krankenhäuser<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Häufig Anwesenheit eines Pädiaters bei Geburt<br />
von lebendgeborenen Frühgeborenen mit einem<br />
Schwangerschaftsalter von 24+0 bis unter 35+0<br />
Wochen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Frühgeborene Kinder sollen durch spezialisierte<br />
Ärzte versorgt werden. Als Zeichen hoher <strong>Qualität</strong><br />
wird angesehen, wenn ein Pädiater (Facharzt für<br />
Kinderheilkunde und Jugendmedizin) vor der Geburt<br />
dieser Kinder anwesend ist und das Kind direkt nach<br />
der Entbindung kinderärztlich versorgt.<br />
In der Historie der Perinatalerhebung war der Pädiater<br />
der für die Behandlung von Frühgeborenen<br />
spezialisierte Arzt. In Zukunft soll für die Behandlung<br />
von Frühgeborenen der im Schwerpunkt Neonatologie<br />
spezialisierte Pädiater hinzugezogen werden,<br />
da sich die Kinderheilkunde deutlich weiterentwickelt<br />
hat. Die Auswertungen der letzten Jahre<br />
zeigen allerdings, dass selbst die bislang schon<br />
geforderte Anwesenheit von Pädiatern nicht in<br />
allen Kliniken ausreichend erfüllt worden ist.<br />
Neben der Anwesenheit eines Neonatologen gibt<br />
die Gesamtorganisation im Krankenhaus den Ausschlag<br />
für das Behandlungsergebnis von Frühgeborenen.<br />
Von besonderer Bedeutung sind dabei:<br />
• Qualifikation der Mitarbeiter<br />
• Ausstattung der Klinik mit Geräten und Räumen<br />
• Eng benachbarte Räume ohne Notwendigkeit zu<br />
einem Transport<br />
• Neben dem Kreißsaal liegende neonatologische<br />
Intensivstation mit einem eigenen, pädiatrischen<br />
24-Stunden-Präsenz-Schichtdienst<br />
• Enge Kooperation der beiden Abteilungen<br />
Geburtshilfe und Neonatologie<br />
• Durchführung von Einzelfallanalysen und regionalen<br />
Konferenzen
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Lebendgeborene Frühgeborene<br />
mit einem Schwangerschaftsalter von 24+0 bis<br />
unter 35+0 Wochen<br />
Zähler: Ja, Pädiater vor Kindsgeburt eingetroffen<br />
Erläuterung der Rechenregel: Bezugsebene ist der<br />
Teildatensatz Kind.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Idealerweise wäre<br />
ein fester Prozentwert von 100% zu wählen. Bei<br />
einer Sturzgeburt kann jedoch die Anwesenheit des<br />
Pädiaters aus zeitlichen Gründen häufig nicht verwirklicht<br />
werden.<br />
Geburtshilfe<br />
Anwesenheit eines Pädiaters bei Frühgeborenen<br />
Bewertung<br />
In 69,95% der Fälle war die Anwesenheit eines<br />
Pädiaters bei diesen Frühgeborenen realisiert.<br />
Dieser Anteil liegt deutlich unter dem angestrebten<br />
Ziel von mindestens 90%.<br />
Bei der Analyse in einem Bundesland wurde für<br />
drei Perinatalzentren festgestellt, dass die Raten<br />
für die Anwesenheit des Pädiaters 0%, 8% und<br />
17% betragen haben. Hier besteht der Verdacht<br />
auf einen softwareabhängigen Dokumentationsfehler.<br />
Es soll eine Ursachenanalyse mit den Beteiligten<br />
erfolgen. Im Strukturierten Dialog wird den<br />
Landesgeschäftsstellen für <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
empfohlen, entsprechende Analysen vorzunehmen.<br />
Krankenhäuser, die den Referenzbereich nicht erreicht<br />
haben, da bei weniger als 90% ihrer Patienten<br />
ein Pädiater bei der Geburt anwesend war, sollen<br />
im Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />
gebeten werden.<br />
62
63<br />
Ergebnisse<br />
Geburtshilfe<br />
Bestimmung Nabelarterien-pH-Wert<br />
Anteil von Einlingen mit Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes an allen<br />
lebendgeborenen Einlingen<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Einlinge mit Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
97,48%<br />
97,44 - 97,52%<br />
571.429<br />
98,7%<br />
0,0 - 100,0%<br />
924 von 939<br />
≥ 95%<br />
146 von 924<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 939 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
15 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Stets Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes bei<br />
lebendgeborenen Einlingen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Bei der Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes<br />
wird nach der Abnabelung eine gefüllte Nabelarterie<br />
punktiert. Aus dieser Blutprobe wird der Säuren-<br />
Basen-Status bestimmt. Die Messung des Nabelarterien-pH-Wertes<br />
gibt retrospektiv eine schnelle<br />
Information über den Gasaustausch des Kindes<br />
während der Geburt. Hiermit wird eine objektive<br />
Zustandsbeschreibung des Kindes erreicht, deren<br />
Dokumentation die Fachgruppe fordert. Sie dient<br />
der Möglichkeit, einen klinisch nicht erkennbaren<br />
behandlungsbedürftigen Zustand zu identifizieren.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Lebendgeborene Einlinge<br />
Zähler: Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes<br />
Erläuterung der Rechenregel: Bezugsebene ist der<br />
Teildatensatz Kind.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Grundsätzlich<br />
sollen alle Kinder durch die Bestimmung des pH-<br />
Wertes aus Nabelarterienblut untersucht werden.<br />
Der Referenzbereich wurde jedoch bewusst nicht<br />
auf = 100%, sondern auf ≥ 95% festgelegt, weil<br />
in wenigen Situationen (zum Beispiel defektes<br />
Messgerät) die Untersuchung nicht erfolgen kann.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 98,7% durchgeführter pH-<br />
Bestimmungen zeigt eine ausgesprochen hohe<br />
Akzeptanz dieser Untersuchung. Dennoch wurde<br />
der Referenzbereich von 146 der Krankenhäuser<br />
mit mindestens 20 Fällen nicht erreicht. Im Strukturierten<br />
Dialog soll mit allen auffälligen Häusern<br />
eine Ursachenanalyse erfolgen.
Geburtshilfe<br />
Azidose bei reifen Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Geringe Azidoserate bei reifen lebendgeborenen<br />
Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Vandenbussche et al. (1999) haben für die Einteilung<br />
der Nabelarterien-pH-Werte eine Klassifikation<br />
empfohlen:<br />
• normal, wenn der pH-Wert größer als 7,11 ist,<br />
• grenzwertig, wenn der pH-Wert zwischen 6,99<br />
und 7,11 liegt,<br />
• kritisch, wenn der pH-Wert kleiner als 6,99 ist.<br />
Das Unterschreiten des Wertes 7,00 ist gehäuft mit<br />
anhaltenden schwerwiegenden Störungen der Adaptation<br />
des Kindes sowie mit einem Anstieg von<br />
Sterblichkeit und Morbidität verknüpft (Goldaber<br />
et al. 1991; ACOG 1998).<br />
98% der routinemäßig gemessenen pH-Werte liegen<br />
im Normbereich von größer als 7,11 oder im Grenzbereich<br />
von 6,99 bis 7,11. Bei 90% der Kinder mit<br />
pH-Werten unterhalb von 6,99 zeigen sich keine<br />
permanenten Konsequenzen (Vandenbussche et al.<br />
1999). In etwa 70% ist eine neonatale Enzephalopathie<br />
Folge von Ereignissen, die vor dem Einsetzen<br />
der zur Geburt führenden Wehen liegen (ACOG/ AAP<br />
2003).<br />
Obwohl die pH-Messung nur einen Teil der kindlichen<br />
Gefährdungen anzeigt und obwohl die Azidoserate<br />
mit dem Auftreten kindlicher Schädigungen<br />
nur gering korreliert, hält die Fachgruppe diesen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
weiterhin für geeignet, da die Ergebnisse nützliche<br />
Hinweise auf die <strong>Qualität</strong> des geburtshilflichen<br />
Managements geben. Der <strong>Qualität</strong>sindikator ist geeignet,<br />
Auffälligkeiten anzuzeigen, die Auslöser für<br />
einen qualitätsverbessernden Strukturierten Dialog<br />
sind.<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Einlingen mit Azidose (pH < 7,00) an allen reifen lebendgeborenen<br />
Einlingen (37+0 bis unter 42+0 Wochen) mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Einlinge mit Azidose (pH < 7,00)<br />
Prozent<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
2%<br />
1,6%<br />
1,2%<br />
0,8%<br />
0,4%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,20%<br />
0,19 - 0,21%<br />
509.025<br />
0,1%<br />
0,0 - 3,7%<br />
920 von 939<br />
< 0,3% (75%-Perzentile)<br />
230 von 920<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 939 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
16 Krankenhäuser<br />
3 Krankenhäuser<br />
64
65<br />
Geburtshilfe<br />
Azidose bei reifen Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Lebendgeborene reife Einlinge<br />
(37+0 bis unter 42+0 Wochen) mit NabelarterienpH-Bestimmung<br />
Zähler: Azidose (pH < 7,00)<br />
Erläuterung der Rechenregel: Bezugsebene ist der<br />
Teildatensatz Kind.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: < 0,3% (75%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Der Anteil von<br />
Kindern mit einem Nabelarterien-pH-Wert von unter<br />
7,00 soll möglichst gering sein.<br />
Für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator sind Perzentil-Werte<br />
als Grenze gewählt worden, weil evidenzbasierte<br />
Kriterien für die Festlegung fixer Werte fehlen. Die<br />
Festlegung der Perzentilwerte ist teilweise mit Blick<br />
auf die Ergebnisse der Bundesauswertung 2002<br />
erfolgt, da hier die besten verfügbaren Versorgungsdaten<br />
für den Auffälligkeitsbereich vorlagen.<br />
Bewertung<br />
Bei 1.004 Kindern (0,20%) wurde ein pH-Wert von<br />
unter 7,00 dokumentiert. Dieses Ergebnis wird ausgehend<br />
von der klinischen Erfahrung von der Fachgruppe<br />
als gute Versorgungsqualität interpretiert.<br />
Von 920 Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen<br />
in dieser Grundgesamtheit liegen 230 Krankenhäuser<br />
mit ihren Ergebnissen außerhalb des Referenzbereichs.<br />
Diese Krankenhäuser sollen um eine<br />
Stellungnahme gebeten werden. Krankenhäuser, die<br />
über mehrere Jahre eine Rate von 0% dokumentiert<br />
haben, sollen ebenfalls um eine Stellungnahme<br />
gebeten werden, da hier möglicherweise die Dokumentationsqualität<br />
hinterfragt werden muss.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Häufig antenatale Kortikosteroidtherapie (Lungenreifeinduktion)<br />
bei Geburten mit einem Schwangerschaftsalter<br />
unter 34+0 Wochen<br />
a) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter<br />
unter 34+0 Wochen<br />
b) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />
34+0 Wochen mit einem präpartalen stationären<br />
Aufenthalt von mindestens einem Kalendertag<br />
c) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />
34+0 Wochen mit einem präpartalen stationären<br />
Aufenthalt von mindestens zwei Kalendertagen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die antenatale Kortikosteroidtherapie wird bei drohender<br />
Frühgeburt an die Mutter verabreicht, um die<br />
Lungenreife beim Kind zu induzieren.<br />
Die antenatale Kortikosteroidtherapie reduziert<br />
bei Frühgeborenen signifikant Sterblichkeit und<br />
Krankheit.<br />
• Sterblichkeit (Crowley 1996). 0,60 (Therapie)<br />
versus 1,0 (keine Therapie).<br />
• Akutes Atemnotsyndrom (Crowley 1996).<br />
0,53 (Therapie) versus 1,0 (keine Therapie). In<br />
einem Schwangerschaftsalter von unter 31 Wochen<br />
wurde 1 Fall mit akutem Atemnotsyndrom verhindert,<br />
wenn 5 Mütter behandelt wurden<br />
(RCOG 2004).<br />
• Intrakranielle Blutungen (Crowley 1996).<br />
In internationalen Leitlinien (NIH 1994; NIH 2000;<br />
RCOG 2004) wurden praktische Empfehlungen festgelegt,<br />
die auf den Ergebnissen von randomisiertkontrollierten<br />
Studien basieren.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Geburten mit einem Schwangerschaftsalter<br />
unter 34+0 Wochen mit einem präpartalen<br />
stationären Aufenthalt von mindestens zwei<br />
Kalendertagen<br />
Zähler: Antenatale Kortikosteroidtherapie (Lungenreifeinduktion)<br />
Erläuterung der Rechenregel: Bezugsebene ist der<br />
Teildatensatz Mutter.<br />
Geburtshilfe<br />
Antenatale Kortikosteroidtherapie<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Geburten mit antenataler Kortikosteroidtherapie an allen Geburten mit<br />
einem Schwangerschaftsalter unter 34+0 Wochen und mit einem präpartalen<br />
stationären Aufenthalt von mindestens zwei Kalendertagen<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Antenatale Kortikosteroidtherapie<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
59,06%<br />
57,86 - 60,25%<br />
6.573<br />
60,5%<br />
5,3 - 97,4%<br />
114 von 939<br />
≥ 95%<br />
109 von 114<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 939 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
400 Krankenhäuser<br />
425 Krankenhäuser<br />
66
67<br />
Geburtshilfe<br />
Antenatale Kortikosteroidtherapie<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Das Ziel ist wegen<br />
der klar belegten Vorteile der Behandlung eigentlich<br />
100%. Basis dieser Forderung sind Angaben in internationalen<br />
Leitlinien (NIH 1994; NIH 2000; RCOG<br />
2004) und in evidenzbasierten Studien (Crowley<br />
1996). Allerdings ist der Verzicht auf eine Therapie<br />
in Einzelfällen begründbar, daher wurde die Grenze<br />
auf einen festen Wert von 95% festgelegt.<br />
Beispiel: Vorliegen von Kontraindikationen.<br />
Bewertung<br />
In 59,06% der Fälle wurde die antenatale Kortikosteroidtherapie<br />
durchgeführt. Diese Gesamtrate liegt<br />
auch unter Berücksichtigung der möglichen Kontraindikationen<br />
deutlich unter dem angestrebten Ziel<br />
von mindestens 95%. Hier wird von einer deutlich<br />
verbesserungsbedürftigen Versorgung ausgegangen.<br />
Krankenhäuser mit auffälligen Ergebnissen sollen<br />
im Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />
gebeten werden.<br />
Es handelt sich um ein Schwerpunktproblem der<br />
heutigen Geburtshilfe, das aus Sicht der Fachgruppe<br />
im Strukturierten Dialog prioritär behandelt werden<br />
soll. Zudem sind die Fachgesellschaften aufgerufen,<br />
eine separate Leitlinie zur antenatalen Kortikosteroidtherapie<br />
zu erstellen.
Ausblick<br />
Bei gefährdeten oder erkrankten Neugeborenen ist<br />
die Zusammenarbeit der geburtshilflichen Abteilung<br />
mit einer neonatologischen Abteilung, die die Weiterbehandlung<br />
der Kinder nach der Geburt übernimmt,<br />
erforderlich.<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren werden in der Geburtshilfe<br />
und in der Neonatologie zurzeit noch getrennt<br />
durchgeführt. Die Gesundheit der Kinder ist von der<br />
Versorgungsqualität beider Fachgebiete abhängig.<br />
Um dieser interdisziplinären Zusammenarbeit Rechnung<br />
zu tragen, wird an der Etablierung von fach-<br />
Geburtshilfe<br />
übergreifenden <strong>Qualität</strong>szielen und an einer gemeinsamen<br />
Auswertung der Daten gearbeitet. Diese Zusammenführung<br />
der <strong>Qualität</strong>ssicherung Geburtshilfe<br />
mit der Neonatalerhebung soll in Zukunft eine vollständige<br />
Erfassung der verlegten Kinder ermöglichen.<br />
Kern der Zusammenführung ist eine Identifikation,<br />
die die Verknüpfung der in der Kinderklinik erhobenen<br />
Daten mit den in der Geburtsklinik erhobenen<br />
Daten eindeutig ermöglicht. Die Entwicklung<br />
ist noch nicht abgeschlossen, daher wird das neue<br />
Verfahren nicht vor dem Jahr 2006 eingesetzt werden<br />
können.<br />
68
69<br />
Geburtshilfe<br />
Literatur<br />
ACOG committee opinion.<br />
Inappropriate use of the terms fetal distress and<br />
birth asphyxia. Number 197, February 1998<br />
(replaces no.137, April 1994). Committee on<br />
Obstetric Practice. American College of<br />
Obstetricians and Gynecologists.<br />
Int J Gynaecol Obstet. 1998; 61: 309-10.<br />
American College of Obstetricians and Gynecologists<br />
and American Academy of Pediatrics: Task Force on<br />
Neonatal Encephalopathy and Cerebral Palsy.<br />
The Neonatal Encephalopathy and Cerebral Palsy:<br />
Defining the Pathogenesis and Pathophysiology.<br />
Executive Summary.<br />
Washington, DC: American College of Obstetricians<br />
and Gynecologists.<br />
www.acog.org/from_home/misc/neonatalEncephal<br />
opathy.cfm?printerFriendly=yes.<br />
(Recherchedatum: 17.06.2004)<br />
Crowley P.<br />
Prophylactic corticosteroids for preterm birth<br />
(Cochrane Review).<br />
In: The Cochrane Library, 1996. Chichester, UK:<br />
John Wiley & Sons, Ltd.<br />
Geraedts M, Neumann M.<br />
Evaluation der <strong>Qualität</strong>sindikatoren in der externen<br />
vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung nach § 137<br />
SGB V im Leistungsbereich Geburtshilfe im Auftrag<br />
der Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
Düsseldorf: Heinrich-Heine-Universität; 2003.<br />
www.bqs-online.de/download/<br />
GA_<strong>BQS</strong>QIG_StellFA1106.pdf<br />
(Recherchedatum: 08.07.2004)<br />
Goldaber KG, Gilstrap LC, Leveno KJ, Dax JS,<br />
McIntire DD.<br />
Pathologic fetal acidemia.<br />
Obstet Gynecol. 1991; 78: 1103 -7.<br />
National Institutes of Health (NIH).<br />
The Effect of Corticosteroids for Fetal Maturation<br />
on Perinatal Outcomes.<br />
NIH Consensus Development Conference Statement<br />
1994.<br />
consensus.nih.gov/cons/095/095_statement.htm.<br />
(Recherchedatum: 17.06.2004)<br />
National Institutes of Health (NIH).<br />
Antenatal Corticosteroids Revisited: Repeat<br />
Courses.<br />
NIH Consensus Development Conference Statement<br />
2000.<br />
consensus.nih.gov/cons/112/112_statement.htm.<br />
(Recherchedatum: 17.06.2004)<br />
Royal College of Obstetricians and Gynaecologists<br />
(RCOG).<br />
Antenatal Corticosteroids to Prevent Respiratory<br />
Distress Syndrome (7); Revised February 2004.<br />
www.rcog.org.uk/resources/Public/<br />
Antenatal_corticosteroids_No7.pdf.<br />
(Recherchedatum: 17.06.2004)<br />
Vandenbussche FPHA, Oepkes D, Keirse MJNC.<br />
The merit of routine cord blood pH measurement<br />
at birth.<br />
J Perinat Med. 1999; 27: 158-65.
70<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Anne Reiter<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Gynäkologie<br />
Angelika Baron<br />
Herten<br />
Dr. Susanne Bauer<br />
Essen<br />
Prof. Dr. Martin Carstensen<br />
Hamburg<br />
Andreas Prof. Dr. Andreas du Bois du Bois<br />
Wiesbaden<br />
Ilse Franzmann-Schmaltz<br />
Wiesbaden<br />
Dr. Kay Goerke<br />
Schwetzingen<br />
Prof. Dr. Siegfried Kunz<br />
Reutlingen<br />
Prof. Dr. Eckhard Petri<br />
Schwerin<br />
Dr. Elisabeth Simoes<br />
Lahr<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Paul Hermanek<br />
Erlangen<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 7<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Zusammenfassung<br />
Bei operativen Entfernungen von Eileitern, Eierstöcken<br />
oder der Gebärmutter ist u.a. die Indikationsstellung<br />
für die <strong>Qualität</strong> der Versorgung von<br />
großer Bedeutung und wird deshalb bei der <strong>BQS</strong><br />
anhand methodisch hochwertiger <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
abgebildet. Aus dem stationären Bereich<br />
wurden bei der <strong>BQS</strong> im Jahr 2003 Daten zu<br />
186.736 gynäkologischen Operationen aus 1.066<br />
Krankenhäusern ausgewertet. Die Fachgruppe hat<br />
im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport drei <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
ausführlich bewertet, die die Indikationsstellung<br />
und die Prozessqualität betrachten.<br />
Indikation bei Eingriffen am Eierstock (Ovar):<br />
Funktionszysten am Ovar sind häufige Zufallsbefunde<br />
bei Frauen im geschlechtsreifen Alter. In den<br />
meisten Fällen verursachen sie keine Beschwerden<br />
und bilden sich spontan zurück. Selten erfordern<br />
sie allerdings eine operative Behandlung, so bei<br />
schmerzhaften Einblutungen oder bei Torsionen<br />
des Ovars. Gelegentlich bleibt die klinische Differenzierung<br />
des „Ovarialtumors“ auch unklar, so<br />
dass eine operative Klärung notwendig wird. In<br />
Deutschland wurden in 28,45 % der Eingriffe am<br />
Ovar Funktionszysten diagnostiziert oder aber es<br />
fehlte ein histologischer Befund. Die Fachgruppe<br />
sieht hier ein Problem der Überversorgung,<br />
obwohl es keinen absoluten Referenzbereich für<br />
diese Rate gibt. Sie empfiehlt deshalb, bei den<br />
174 Krankenhäusern mit überdurchschnittlichen<br />
Raten die Indikationsstellung bei zystischen Eierstockbefunden<br />
zu analysieren.<br />
Indikation bei Hysterektomie: Die operative Entfernung<br />
der Gebärmutter (Hysterektomie) erfolgt<br />
am häufigsten wegen gutartiger Muskelknoten<br />
(Leiomyome) oder Blutungsstörungen. Da sie ernsthafte<br />
Komplikationen zur Folge haben kann und<br />
den definitiven Verlust der Fruchtbarkeit bedeutet,<br />
sollten zunächst Behandlungsalternativen im<br />
Einvernehmen mit der Patientin ausgeschöpft werden.<br />
In Deutschland wurden im Jahr 2003 2.482<br />
Hysterektomien bei Frauen unter 35 Jahren mit<br />
gutartiger Grunderkrankung in 984 von insgesamt<br />
1.027 Krankenhäusern dokumentiert. Da zwingende<br />
Gründe für eine Hysterektomie sehr selten sind,<br />
soll nach Ansicht der Fachgruppe eine Überprüfung<br />
der Indikation in jedem Einzelfall angestrebt<br />
werden.<br />
Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie: Nach<br />
Hysterektomien bei Frauen ab 40 Jahren besteht<br />
ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose oder<br />
Lungenembolie. Diesen gefürchteten Komplikationen<br />
kann effektiv vor allem durch medikamentöse<br />
Maßnahmen vorgebeugt werden. Eine durchschnittliche<br />
Prophylaxerate im Jahr 2003 von<br />
98,04% spricht für ein hohes Versorgungsniveau.<br />
Da eine medikamentöse Prophylaxe bei allen<br />
Patientinnen angewendet werden darf, wurde der<br />
Referenzwert bei 100% festgelegt.<br />
Im Verfahrensjahr 2004 wird die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
zusätzlich zu Entfernungen von Eileitern<br />
und Eierstöcken auch organerhaltende Eingriffe<br />
erfassen. Dadurch soll die Aussagekraft der Krankenhausergebnisse<br />
verbessert werden. Als nächster<br />
Schritt zu diesem Ziel ist eine Einbeziehung auch<br />
ambulant durchgeführter Eingriffe anzustreben.
Einleitung<br />
Im Jahr 2003 wurden in der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
nach §137 SGB V Entfernungen der<br />
Gebärmutter (Hysterektomien), der Eierstöcke oder<br />
der Eileiter verpflichtend erfasst, sofern sie über<br />
Fallpauschalen oder Sonderentgelte abgerechnet<br />
wurden. In der internationalen Literatur werden<br />
große regionale Unterschiede in der Indikationsstellung<br />
zur Hysterektomie beschrieben, so dass<br />
offensichtlich auch andere als medizinische Gründe<br />
die Indikationshäufigkeit beeinflussen (Roos 1984).<br />
Auch bei den Eingriffen an den Eileitern oder<br />
Eierstöcken ist die Indikationsstellung für die<br />
<strong>Qualität</strong> der Versorgung von zentraler Bedeutung.<br />
Deshalb bilden zwei <strong>Qualität</strong>sindikatoren aus dem<br />
Leistungsbereich Gynäkologische Operationen<br />
explizit diesen Prozess der Entscheidung zum operativen<br />
Eingriff ab.<br />
Das gesamte durch die <strong>BQS</strong> eingesetzte Indikatorenset<br />
wurde im Jahr 2002 auf der Grundlage<br />
eines wissenschaftlichen Gutachtens (Geraedts &<br />
Reiter 2001) validiert und überarbeitet. Der Datensatz<br />
wurde für das Verfahrensjahr 2003 an die<br />
methodisch hochwertigen Indikatoren angepasst.<br />
Als problematisch in Bezug auf eine umfassende<br />
Bewertung der Versorgungssituation wird von der<br />
Fachgruppe Gynäkologie eingeschätzt, dass ambulante<br />
Eingriffe derzeit in der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
nicht abgebildet werden. Der Anteil der<br />
stationär durchgeführten Eingriffe schwankt je<br />
nach Krankenhaus und Operationsart. Ambulant<br />
operierte Patientinnen haben aufgrund ihrer<br />
Gesundheitssituation zumeist ein geringes Risiko<br />
für Komplikationen, so dass Verzerrungen in den<br />
vergleichenden Ergebnissen nicht immer auszuschließen<br />
sind.<br />
Die Fachgruppe hat unter den zwölf für diesen Leistungsbereich<br />
definierten <strong>Qualität</strong>sindikatoren drei<br />
zur vertieften Analyse ausgewählt.<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Anzahl mitgültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 29<br />
30 - 39<br />
40 - 49<br />
50 - 59<br />
60 - 69<br />
≥ 70<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patientmitleichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patientmitschwerer Allgemeinerkrankung und<br />
Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patientmitinaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit Organverletzungen<br />
bei allen Operationen<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit Organverletzungen<br />
bei laparoskopischen Operationen<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit Organverletzungen<br />
bei Hysterektomie<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit transurethralem<br />
Dauerkatheter als assistierte Blasenentleerung länger<br />
als 24 Stunden<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit isolierten Ovareingriffen<br />
und fehlender postoperativer Histologie<br />
oder Follikel- oder Luteumzyste oder fehlende<br />
Organpathologie als führender histologischer Befund<br />
Möglichst viele Patientinnen mit organerhaltendem<br />
Ovareingriff bei benigner Histologie<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit Wundinfektionen<br />
nach Hysterektomie<br />
Möglichst viele Patientinnen mit<br />
Antibiotikaprophylaxe bei Hysterektomie<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit Wundinfektionen<br />
nach Hysterektomie bei perioperativer<br />
Antibiotikaprophylaxe<br />
Möglichst wenige Patientinnen < 35 Jahren mit<br />
Hysterektomie bei benigner Histologie<br />
Möglichst viele Patientinnen mit medikamentöser<br />
Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie<br />
Möglichsthäufig Obduktion bei verstorbenen<br />
Patientinnen<br />
Anzahl Anteil<br />
143.407<br />
806<br />
3.894<br />
20.192<br />
52.920<br />
27.016<br />
21.294<br />
17.285<br />
67.385<br />
61.105<br />
14.475<br />
467<br />
49<br />
99,95%<br />
0,56%<br />
2,71%<br />
14,08%<br />
36,90%<br />
18,84%<br />
14,85%<br />
12,05%<br />
46,96%<br />
42,59%<br />
10,09%<br />
0,33%<br />
0,03%<br />
71
72<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
182 %<br />
111 %<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
186.736 Datensätze aus 1.066 Krankenhäusern<br />
übermittelt. Eingriffe für den Leistungsbereich<br />
Gynäkologische Operationen konnten in 2003 in<br />
zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />
senden. Es liegen in diesem Format 43.255 Datensätze<br />
aus 747 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 143.481<br />
Datensätze aus 1.027 Krankenhäusern. Diese<br />
konnten in der Bundesauswertung 6.0 vollständig<br />
ausgewertet werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle:<br />
VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung<br />
dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />
ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort be-<br />
Bundesländer Gesamt<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
43.255<br />
747<br />
6.0<br />
143.481<br />
1.027<br />
186.736<br />
1.066<br />
Erwartet<br />
186.401<br />
1.053<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
100 %<br />
101 %<br />
2002<br />
79 %<br />
86 %<br />
schriebenen Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />
sind Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />
Die Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />
Gynäkologische Operationen über alle<br />
Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />
stark verbessert und lag bei 100 %. Dieser Wert<br />
ist für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr<br />
nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />
als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />
Krankenhäuser mit 101% ist ebenfalls sehr gut zu<br />
bewerten.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bezogen auf das Verhältnis<br />
von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen,<br />
eine hohe Spannweite von 72 bis 182 % auf.<br />
Zur Ergänzung der Bewertung der Vollständigkeit der<br />
teilnehmenden Krankenhäuser wurden auf Wunsch<br />
der Fachgruppe weitere Quellen herangezogen.<br />
Das Statistische Bundesamt meldete für 2001 1.119<br />
Krankenhäuser mit Betten in der Frauenheilkunde<br />
und Geburtshilfe, die nach gynäkologischen (734)<br />
und geburtshilflichen Fachabteilungen (642) unterteilt<br />
wurden (destatis 2003). Nach Ansicht der Fachgruppe<br />
sind diese Fachabteilungszahlen unterschätzt,<br />
da möglicherweise einige gemischte Abteilungen<br />
nur einem der Schwerpunkte zugeordnet<br />
worden sind.<br />
Eine weitere Basis zur Bewertung der Vollständigkeit<br />
der teilnehmenden Krankenhäuser stellt eine<br />
Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische<br />
Onkologie (AGO, persönliche Mitteilung du Bois) mit<br />
1.123 operativ tätigen Kliniken in der Frauenheilkunde<br />
und Geburtshilfe im Jahre 2002 dar.<br />
Ein Vergleich der erwarteten Anzahl der Krankenhäuser<br />
– nach VdAK 1.053, nach AGO 1.123 und<br />
nach destatis 1.119 Einrichtungen (davon 734 mit<br />
gynäkologischen Fachabteilungen) – bezüglich der<br />
Vollständigkeit der Datenlieferungen zeigt, dass die<br />
Teilnahme von 1.066 Krankenhäusern auch bei einer<br />
Bewertung, die über die VdAK-Datengrundlage<br />
hinausgeht, als sehr gut bis gut zu bewerten ist.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit isolierten Ovareingriffen<br />
und fehlender postoperativer Histologie<br />
oder Follikel- oder Luteumzyste oder fehlender Organpathologie<br />
als führender histologischer Befund<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Funktionszysten sind häufige Zufallsbefunde bei<br />
Routineuntersuchungen in der gynäkologischen<br />
Praxis vor allem bei Frauen im geschlechtsreifen<br />
Alter. Sie besitzen Krankheitswert fast ausschließlich<br />
bei Schmerzsymptomatik, zum Beispiel im<br />
Rahmen von Einblutungen oder Torsionen. In den<br />
meisten Fällen sind sie asymptomatisch und bilden<br />
sich spontan zurück. Allerdings bereitet die<br />
Abgrenzung zu echten benignen und malignen<br />
Neoplasien gelegentlich Schwierigkeiten. Zur präoperativen<br />
Differenzierung werden hauptsächlich<br />
die Sonographie, die Dopplersonographie und<br />
eine Beobachtung des Verlaufs herangezogen. Ein<br />
Tumormarker mit hoher Spezifität und Sensitivität<br />
für die präoperative Diagnostik steht derzeit nicht<br />
zur Verfügung.<br />
Querleu et al. (1993) konnten zeigen, dass unter<br />
300 laparoskopischen Operationen wegen Ovarialzysten<br />
nur ein Malignom war, das präoperativ<br />
durch die entsprechende Diagnostik nicht als solches<br />
erkannt wurde. Pascual et al. (1997) belegten<br />
in einer Fall-Kontroll-Studie einen hohen positiven<br />
und negativen prädiktiven Wert für die Dopplersonographie<br />
zur Identifizierung von Funktionszysten.<br />
Osmers (1996) schlägt auf der Basis eines Reviews<br />
aus Literatur und eigenen Studien ein Management<br />
von einfachen Ovarialzysten vor. Dessen Implementierung<br />
soll zu einem Anteil von maximal 15% an<br />
operierten Funktionszysten führen unter Minimierung<br />
des Risikos für „verschleppte“ Malignome.<br />
Die Publikationslage zu dieser Fragestellung entspricht<br />
einer Evidenzstärke III (AHCPR).<br />
Ergebnisse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Indikation bei Ovareingriffen<br />
Anteil von Patientinnen mit fehlender postoperativer Histologie oder Follikel- bzw.<br />
Luteumzyste oder fehlender Organpathologie als führender histologischer Befund<br />
an allen Patientinnen der Grundgesamtheit<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Keine Histologie, Follikel- oder Luteumzyste oder fehlende Organpathologie<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
28,45%<br />
27,80 - 29,11%<br />
18.334<br />
27,5%<br />
0,0 - 100,0%<br />
349 von 1.027<br />
≤ 27,5% (Median)<br />
174 von 349<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.027 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
590 Krankenhäuser<br />
88 Krankenhäuser<br />
73
74<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Indikation bei Ovareingriffen<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit isoliertem<br />
Ovareingriff (ohne Adnektomie bei Mamma-Karzinom)<br />
Zähler: Patientinnen mit fehlender postoperativer<br />
Histologie oder Follikel- bzw. Luteumzyste oder<br />
ohne histologische Organpathologie als führenden<br />
histologischen Befund<br />
Erläuterung der Rechenregel: Isolierte Ovareingriffe<br />
ohne Adnektomien bei Mamma-Karzinom sind<br />
definiert über die OPS-Kodes (Version 2.1)<br />
5-651.0*, 5-651.1*, 5-651.2*, 5-651.3*, 5-652*,<br />
5-653*, 5-659*. Als zusätzliche OPS-Kodes sind<br />
erlaubt: 1*, 5-540*, 5-541.0-3, 5-542*, 5-651.4*,<br />
5-651.5*, 5-651.6*, 5-651.7*, 5-651.x*, 5-651.y*,<br />
5-656*, 5-657*, 5-658*, 5-85*, 5-87*, 5-88*, 5-89*,<br />
5-9*. Das Vorliegen anderer OPS-Kodes wird als<br />
Kombinationsoperation gewertet und führt zum<br />
Ausschluss aus der Grundgesamtheit.<br />
Mammakarzinom ist definiert über eine Entlassungsdiagnose<br />
mit ICD-10-Kode (Version 2.0) C50*.<br />
Eine Ovarektomie oder Salpingoovarektomie wird<br />
definiert über die OPS-Kodes (Version 2.1) 5-652*<br />
oder 5-653*.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 27,5 % (Median)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Es besteht keine<br />
harte Evidenz für einen fixen Referenzbereich. Der<br />
Referenzbereich ist auch eine Frage des gesellschaftlichen<br />
Konsenses über das Verhältnis von Nutzen<br />
(frühzeitige Operation echter Tumore) und Risiken<br />
(überflüssige Operationen bei Follikel- und Corpusluteum-Zysten).<br />
Eine Rate oberhalb des Medians<br />
von 27,5% ist allerdings sehr auffällig. Ein Strukturierter<br />
Dialog für die Hälfte der Krankenhäuser<br />
rechtfertigt sich über die Hinweise aus den Bundesdaten<br />
auf ein Versorgungsproblem.<br />
Bewertung<br />
Operative Eingriffe an den Eierstöcken bergen unabhängig<br />
vom operativen Zugang das Risiko zum<br />
Beispiel von Organverletzungen oder postoperativen<br />
Wundinfektionen und verursachen hohe Kosten.<br />
Deshalb bedürfen sie einer sorgfältigen Indikation.<br />
Klinisch und sonographisch entdeckte einfache<br />
Zysten entsprechen meistens Funktionszysten und<br />
rechtfertigen nur in Ausnahmefällen ein operatives<br />
Vorgehen. Nicht in allen Fällen gelingt allerdings eine<br />
zuverlässige Einschätzung der Natur des Adnexbefundes,<br />
so dass eine operative Klärung notwendig<br />
werden kann. In den Fällen, in denen postoperativ<br />
kein krankhafter histologischer Befund vorliegt oder<br />
in denen kein Gewebe untersucht wurde, muss die<br />
Indikation zur Operation dennoch kritisch hinterfragt<br />
werden. Es gibt aber keinen wissenschaftlich fundierten<br />
Referenzwert für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator.<br />
Verpflichtend war im Jahr 2003 die Erfassung von<br />
Fällen, die mit Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
abgerechnet werden. Der Indikator sollte somit nach<br />
der Definition der Fallpauschalen und Sonderentgelte<br />
nur ablative Eingriffe erfassen.<br />
Eine Gesamtrate unauffälliger Befunde in Deutschland<br />
von 28,45% und die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
von 0,0 bis 100,0% weist auf eine<br />
unkritische Indikationsstellung mit der Folge einer<br />
Überversorgung hin.<br />
Die Fachgruppe einigte sich auf einen Referenzbereich<br />
unterhalb des Medians, der in den Bundesdaten<br />
2003 bei 27,5% liegt. Konkret bedeutet dies,<br />
dass die Indikation für isolierte Ovareingriffe in der<br />
Hälfte der Krankenhäuser im Strukturierten Dialog<br />
überprüft werden soll. Im Strukturierten Dialog muss<br />
ebenfalls überprüft werden, ob Dokumentationsfehler<br />
Ursache von sehr auffälligen Raten sind. Da die<br />
Einweisung zur Operation in aller Regel durch niedergelassene<br />
Gynäkologen erfolgt, bildet dieser<br />
Indikator sektorübergreifend die Versorgung ab.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst wenige Patientinnen < 35 Jahren mit<br />
Hysterektomie bei benigner Histologie<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Hysterektomie ist ein chirurgischer Eingriff mit<br />
einer nicht unerheblichen Morbidität: Mögliche<br />
kurzfristige Komplikationen sind Wundheilungsstörungen,<br />
Organverletzungen und Infektionen.<br />
Mittelfristig können Frauen über Wochen und Monate<br />
unter Schmerzen, Schwäche, Müdigkeit und Abgeschlagenheit<br />
leiden (Rock 2001, DeCherney et al.<br />
2002). Langfristig spielen seltene Folgen wie<br />
Senkungssymptome des Vaginalstumpfes, Dyspareunien,<br />
eventuell Beschwerden durch einen vorzeitigen<br />
Ausfall der ovariellen Hormonproduktion oder<br />
das residual ovarian syndrome (Schmerzen, Vergrößerung<br />
des Ovars und Dyspareunie bei Belassung<br />
der Adnexe) eine Rolle (Bernstein et al. 1998).<br />
Aktuelle Studien konnten dennoch zeigen, dass die<br />
Patientinnenzufriedenheit nach Hysterektomie sehr<br />
hoch ist. Es gibt bisher keine überzeugenden<br />
Hinweise auf nennenswerte Störungen des psychischen<br />
Wohlbefindens oder des Sexualempfindens<br />
(Kjerulff et al. 2000a und 2000b, Carlson et al.<br />
1994, Rannestad et al. 2001, Farrell & Kieser 2000,<br />
Khastgir et al. 2000, Rhodes et al. 1999).<br />
Hinweise, dass weltweit unnötig viele Hysterektomien<br />
durchgeführt werden, haben in der Literatur<br />
vor allem dadurch Bestätigung gefunden, dass<br />
große regionale Unterschiede existieren und offensichtlich<br />
auch andere als rein medizinische Gründe<br />
die Indikationshäufigkeit beeinflussen (Roos 1984).<br />
So war die Hysterektomierate bei Frauen mit geringem<br />
Bildungsgrad doppelt so hoch wie bei Frauen<br />
mit einem akademischen Abschluss und ebenfalls<br />
höher bei Frauen mit geringerem Einkommen<br />
(Kjerulff et al. 1993, Settnes & Jorgensen 1996,<br />
Harlow & Barbieri 1999). Auch war sie niedriger,<br />
wenn die Patientin eine Ärztin war (Domenighetti<br />
et al. 1993). Eine neuere Untersuchung aus den<br />
USA kam zu dem Schluss, dass 70 bis 76% der<br />
Indikationen zur Hysterektomie nicht angemessen<br />
waren. Die Hauptgründe für eine Einstufung der<br />
Indikation als unangemessen lagen in der mangelhaften<br />
Diagnostik und einer unzureichenden<br />
Ausschöpfung alternativer Methoden (Broder et al.<br />
2000).<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Indikation bei Hysterektomie<br />
Die häufigsten Indikationen für die Hysterektomie<br />
stellen Leiomyome und Blutungsstörungen mit<br />
75 % dar (Lefebvre et al. 2002 und 2003).<br />
Leiomyome treten ihrerseits bei ca. 30 bis 80 %<br />
der Frauen im gebärfähigen Alter auf (ACOG 1994,<br />
ACOG 2001). Der Großteil der Myome verursacht<br />
allerdings keine Beschwerden (ACOG 1994) und<br />
bedarf keiner Therapie. Seltenere Indikationen sind<br />
Dysmenorrhoe, Endometriose, Beckenbodensenkungen<br />
oder Prolaps, höhergradige Dysplasien der<br />
Cervix uteri, Endometriumhyperplasien mit Atypien<br />
und chronischer Unterbauchschmerz (Schilling et al.<br />
1999, Lefebvre et al. 2002, Pokras & Hufnagel 1987,<br />
Scialli 1998), wiederkehrende Infektionen des<br />
inneren Genitale und traumatische Schädigungen<br />
(Cosson et al. 1998).<br />
Fast immer gibt es Behandlungsalternativen zur<br />
Hysterektomie: So gilt zum Beispiel für Frauen mit<br />
symptomatischen Myomen, welche ihren Uterus<br />
erhalten wollen, die abdominale Myomentfernung<br />
als sichere und effektive Methode (ACOG 2001).<br />
Bis zu 50 % der Frauen entwickeln jedoch in den<br />
folgenden zehn Jahren erneut Myome und bei 10<br />
bis 26 % ist eine Reoperation nötig (Carlson et al.<br />
1994, Lefebvre et al. 2003, Derman et al. 1991,<br />
Acien & Quereda 1996, Fedele et al. 1995). Ein<br />
direkter Vergleich von Risiken und Vorteilen der<br />
Hysterektomie und der Myomektomie anhand der<br />
Datenlage ist schwierig (AHRQ 2001). Eine andere<br />
Behandlungsoption besteht in einer Myolyse durch<br />
Unterbindung der Blutzufuhr der Myome. Diese<br />
wird bei Patientinnen mit Kinderwunsch derzeit<br />
nicht empfohlen (Lefebvre et al. 2002). Bei Blutungsstörungen<br />
wie der Menorrhagie kann eine orale<br />
medikamentöse Therapie den Blutverlust effektiv<br />
um 20 bis 100 % senken. Sie ist aber mit zum Teil<br />
schweren Nebenwirkungen behaftet (HTAC 2000).<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht in der Applikation<br />
einer gestagenbeladenen Spirale, welche über die<br />
Induktion einer Endometriumatrophie den menstruellen<br />
Blutverlust um bis zu 90 % verringern<br />
kann (Andersson et al. 1994). In einer Metaanalyse<br />
ließen sich keine signifikanten Unterschiede in der<br />
Lebensqualität und Zufriedenheit der Patientinnen<br />
nachweisen, die entweder mit einer gestagenhaltigen<br />
Spirale oder operativ durch eine Endometriumentfernung<br />
oder Hysterektomie behandelt worden<br />
waren, obwohl die Endometriumentfernung signifikant<br />
weniger Nebenwirkungen hatte (Marjoribanks<br />
et al. 2004). Die operative Entfernung des Endometriums<br />
verbietet sich jedoch bei Frauen mit nicht<br />
abgeschlossener Familienplanung.<br />
75
76<br />
Ergebnisse<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Indikation bei Hysterektomie<br />
Experten bestätigen, dass die Indikationsstellung<br />
zur Hysterektomie unter Beachtung eines patientengerechten<br />
und evidenzbasierten Vorgehens<br />
schwierig ist (Schilling et al. 1999, Lefebvre et al.<br />
2002). Als Hilfestellung haben zahlreiche Fachgesellschaften<br />
den Versuch der Formulierung von<br />
Leitlinien zur Angemessenheit der Indikationsstellung<br />
unternommen (Schilling et al. 1999, Lefebvre<br />
et al. 2002, ACOG 1994, 1998a, 1998b, 1998c, 1996<br />
und 2001, RCOG 1998 und 1999).<br />
Anzahl der Patientinnen < 35 Jahre mit Hysterektomie bei benigner Histologie<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patientinnen < 35 Jahre<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Krankenhäuser<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mitmindestens 1 Fall<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
2.482 / 89.532 (= 2,77%)<br />
-<br />
89.532<br />
2<br />
0 - 27<br />
984 von 1.027<br />
0 Hysterektomien<br />
775 von 984<br />
Die jüngeren Empfehlungen der Fachgesellschaften<br />
und Experten sind weitgehend konsistent. Sie spiegeln<br />
den Wandel der Praxis von einer großzügigen<br />
Indikationsstellung hin zu einem differenzierten und<br />
individualisierten Vorgehen unter Ausschöpfung der<br />
alternativen Verfahren wider, ohne sich gleichzeitig<br />
darauf festzulegen, welche Behandlungsmethode<br />
unter welchen Gesichtspunkten als die beste eingestuft<br />
werden sollte. Gefordert wird in besonderem<br />
Maße die gemeinsame Entscheidungsfindung<br />
mit der aufgeklärten Patientin.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit subtotaler<br />
Uterusexstirpation und Uterusexstirpation und ohne<br />
führenden histologischen Befund Karzinom der<br />
Adnexe, Carcinoma in situ, invasives Karzinom la,<br />
invasives Karzinom > la der Cervix uteri oder Karzinom<br />
des Corpus uteri sowie mit gültiger Altersangabe.<br />
Zähler: Patientinnen jünger als 35 Jahre.<br />
Erläuterung der Rechenregel: Die subtotale Uterusexstirpation<br />
bzw. die Uterusexstirpation ist defininiert<br />
über die OPS-Kodes (Version 2.1) 5-682*<br />
bzw. 5-683*. Die Angabe zusätzlicher OPS-Kodes<br />
ist erlaubt.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: 0<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Es gibt sehr seltene,<br />
aber echte Indikationen für eine Hysterektomie<br />
bei benigner Erkrankung auch bei jungen<br />
Frauen (z.B. große Myome, bei denen eine Organerhaltung<br />
anatomisch nicht realisierbar ist).<br />
Deshalb bedeutet nicht jede Auffälligkeit automatisch<br />
schlechte <strong>Qualität</strong>. Allerdings sollte jede Hysterektomie<br />
in dieser Gesamtheit zu einer Überprüfung<br />
der Indikation auch im Hinblick auf das interne<br />
<strong>Qualität</strong>smanagement führen. Erfahrungen in<br />
einzelnen Bundesländern mit einem Referenzwert<br />
0 auf Landesebene zeigten, dass dieser Referenzwert<br />
sinnvoll und praktikabel ist.
Bewertung<br />
Die Indikationsstellung zur Hysterektomie ist<br />
schwierig unter dem Gesichtspunkt der Evidenzbasierung<br />
und der angemessenen Einbeziehung<br />
der Patientin in die Entscheidungsfindung. Weil es<br />
sich häufig um sehr heterogene Beschwerdebilder<br />
und Befunde handelt, ist ein individuell adaptiertes<br />
Vorgehen nötig. Bei der Entscheidung zur<br />
Therapieform spielen nicht nur die subjektive Beeinträchtigung<br />
der betroffenen Frau, sondern auch<br />
der Kinderwunsch oder der Wunsch nach dem<br />
Erhalt des Uterus eine Rolle.<br />
Da es sich bei der Hysterektomie um einen potenziell<br />
komplikationsträchtigen Eingriff handelt, sollten<br />
zunächst organerhaltende Behandlungsverfahren<br />
ausgeschöpft werden. In Deutschland wurden<br />
im Jahr 2003 bei Hysterektomien 1,26 % Organverletzungen<br />
und 1,57 % postoperative Wundinfektionen<br />
dokumentiert.<br />
Es gibt jedoch seltene Situationen bei benigner<br />
Grunderkrankung, in denen eine Hysterektomie<br />
unumgänglich sein kann. Hier seien beispielsweise<br />
die konservativ nicht beherrschbare Atonie im<br />
Wochenbett oder große Myome, bei denen eine<br />
Organerhaltung anatomisch nicht realisierbar ist<br />
(AGO 1999), genannt.<br />
Die genannten Indikationen sind ausgesprochen<br />
selten. Somit ist nach Ansicht der Fachgruppe anzustreben,<br />
dass in der Gruppe der jungen Frauen<br />
unter 35 Jahren mit benigner Grunderkrankung<br />
Hysterektomien nur in begründeten Ausnahmefällen<br />
durchgeführt werden. Jede einzelne Hysterektomie<br />
in dieser Gesamtheit sollte zu einer kritischen<br />
Überprüfung der Indikation auch im Hinblick auf<br />
das interne <strong>Qualität</strong>smanagement führen.<br />
Im Jahr 2003 wurden 2.482 Hysterektomien bei<br />
Frauen unter 35 Jahren mit benigner Grunderkrankung<br />
in 775 Krankenhäusern dokumentiert (Vergleich<br />
2002: 2.322 Fälle). Diese Größenordnung<br />
kann nach Ansicht der Fachgruppe nicht durch die<br />
genannten seltenen Indikationen erklärt werden.<br />
Auch die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
ist mit 0 bis 27 Fällen als hoch anzusehen. Bei<br />
der Berechnung des Indikators wurden Patientinnen<br />
mit Hysterektomie ohne histologischen Befund<br />
den benignen Fällen zugeordnet. In diesen Fällen<br />
muss geklärt werden, warum hier keine Histologie<br />
angefertigt oder dokumentiert wurde.<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Indikation bei Hysterektomie<br />
77
78<br />
Ergebnisse<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie<br />
Anteil von Patientinnen mit medikamentöser Thromboseprophylaxe an allen<br />
Patientinnen mit Hysterektomie und gültiger Altersangabe ≥ 40 Jahre<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Thromboseprophylaxe<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
98,04 %<br />
97,95 - 98,13 %<br />
88.501<br />
100 %<br />
0,0 - 100,0%<br />
886 von 1027<br />
= 100 %<br />
400 von 886<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.027 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
104 Krankenhäuser<br />
37 Krankenhäuser<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst viele Patientinnen mit medikamentöser<br />
Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Thrombosen und Lungenembolien sind mit einer<br />
hohen Morbidität und Letalität behaftet. In entwickelten<br />
Ländern gehören Lungenembolien zu<br />
den häufigsten Todesursachen im Krankenhaus.<br />
Die Behandlung von Folgekrankheiten wie zum<br />
Beispiel die chronisch-venöse Insuffizienz verschlingt<br />
enorme Kosten. Effektive prophylaktische<br />
Maßnahmen sind bekannt: eine niedrig dosierte<br />
Heparinprophylaxe reduziert die Thrombose-Inzidenz<br />
signifikant um 67 %. Auch Lungenembolien treten<br />
signifikant seltener auf. Trotz dieser Erkenntnisse<br />
ist eine hohe regionale Variabilität für die Heparinprophylaxe<br />
nachgewiesen worden (Nicolaides 2001).<br />
Speziell nach gynäkologischen Operationen wird<br />
in Abwesenheit prophylaktischer Maßnahmen bei<br />
gutartiger Grunderkrankung von einer Thrombosehäufigkeit<br />
von 14% (95%-Vertrauensbereich 11 bis<br />
17%), bei bösartiger Grunderkrankung von 22%<br />
(95%- Vertrauensbereich 17 bis 26%) ausgegangen<br />
(Nicolaides 2001). Clark-Pearson et al. (1990)<br />
konnten in einer randomisierten kontrollierten<br />
Studie nachweisen, dass eine Heparinprophylaxe<br />
bei gynäkologisch-onkologischen Patientinnen die<br />
Inzidenz von Thromboembolien von 18% auf 9 %<br />
bzw. 6% je nach Dosierungsschema signifikant<br />
reduziert. Auch Nicolaides (2001) empfiehlt eine<br />
Heparinprophylaxe bei Hysterektomien an Patientinnen<br />
ab 40 Jahren und bei allen Patientinnen mit<br />
Karzinomchirurgie unabhängig vom Alter. Für Hysterektomien<br />
bei Frauen unter 40 Jahren ohne<br />
zusätzliche Risikofaktoren wird das Thromboserisiko<br />
als gering eingestuft. Der Nutzen einer Thromboseprophylaxe<br />
in dieser Patientinnengruppe<br />
bleibt unklar. In dieser Altersklasse muss eine<br />
Abwägung anhand des individuellen Risikoprofils<br />
erfolgen.<br />
Da die Konsensus-Empfehlungen (Nicolaides 2001)<br />
auf der Basis von randomisierten kontrollierten<br />
Studien entwickelt wurden, wird für diesen Indikator<br />
ein Evidenzgrad Ib (AHCPR) erreicht.<br />
Anhand dieses Indikators wird die <strong>Qualität</strong> des<br />
Prozesses gemessen, weil die Erfassung der Ergebnisse<br />
anhand der Raten von Thrombosen und
Embolien methodisch erhebliche Probleme aufweist.<br />
Thrombosen und Embolien treten häufig<br />
erst nach der stationären Entlassung auf, eine<br />
gezielte Erfassung wie in prospektiven Studien<br />
wird in der stationären Routineversorgung in der<br />
Regel nicht durchgeführt.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit Hysterektomie<br />
und einer gültigen Altersangabe ≥ 40 Jahre<br />
Zähler: Patientinnen mit medikamentöser Thromboseprophylaxe<br />
Erläuterung der Rechenregel: Hysterektomien sind<br />
definiert über die OPS-Kodes (Version 2.1) 5-682*,<br />
5-683*, 5-684*, 5-685*, 5-686*. Die Angabe<br />
zusätzlicher OPS-Kodes ist erlaubt.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: = 100 %<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Bei Frauen ab<br />
40 Jahren wird in Konsensus-Empfehlungen<br />
(Nicolaides 2001) eine Thromboseprophylaxe empfohlen.<br />
Da es verschiedene Substanzen zur medikamentösen<br />
Thromboseprophylaxe gibt, kann bei<br />
Kontraindikationen (z.B. Allergie) auf ein Alternativpräparat<br />
zurückgegriffen werden. Deshalb wird der<br />
Referenzbereich bei 100 % angesetzt.<br />
Bewertung<br />
Die Thromboseprophylaxe ist eine effektive Methode<br />
zur Verringerung der postoperativen Morbidität und<br />
Letalität durch Thrombose oder Lungenembolie.<br />
Deshalb wird sie bei allen Operationen mit einem<br />
höheren thromboembolischen Risiko, so auch bei<br />
Hysterektomien an Frauen ab 40 Jahren, empfohlen.<br />
Die durchschnittliche Prophylaxerate in Deutschland<br />
bei dieser Gesamtheit deutet mit 98,04% auf ein<br />
sehr hohes Versorgungsniveau hin.<br />
Für die 400 von 886 Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Hysterektomien bei Frauen ab 40 Jahren<br />
und einer Thromboseprophylaxerate unterhalb des<br />
Referenzwertes von 100% wird eine Ursachenanalyse<br />
empfohlen. Dies gilt ganz besonders für ein Krankenhaus<br />
mit einer Rate von 0%.<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie<br />
79
80<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Ausblick<br />
Seit dem Verfahrensjahr 2004 erfasst die externe<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in Bezug auf die Adnexe nicht<br />
nur die operative Entfernung, sondern auch organerhaltende<br />
Eingriffe. Dadurch werden validere Aussagen<br />
zur Indikationsstellung möglich, als dies<br />
bisher der Fall war. Zur Erläuterung seien folgende<br />
Beispiele genannt: Im <strong>Qualität</strong>sindikator „Indikation<br />
bei Ovareingriffen“ werden organerhaltende<br />
Entfernungen von Funktionszysten bislang nicht<br />
erfasst. Diese Lücke konnte zu erheblichen Verzerrungen<br />
der Ergebnisse führen und ist seit 2004<br />
geschlossen. Ein anderer Indikator „Organerhaltung<br />
bei Ovareingriffen“ wird aus demselben Grund für<br />
das Jahr 2004 zum ersten Mal ausgewertet werden<br />
können.<br />
Erstmalig dokumentationspflichtig ist seit 2004<br />
auch die Konisation der Cervix uteri. Die Tatsache,<br />
dass die Konisation in den Katalog ambulant<br />
durchführbarer Operationen und stationsersetzender<br />
Eingriffe des Vertrages nach § 115 b Abs. 1<br />
SGB V aufgenommen wurde, erfordert eine sektorübergreifende<br />
<strong>Qualität</strong>sbewertung und damit eine<br />
verbesserte Auswertung und Bewertung der Versorgungsqualität<br />
bei gynäkologischen Operationen.
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Gynäkologische Operationen<br />
83
84<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Herzschrittmacher<br />
Prof. Dr. Dieter W. Behrenbeck<br />
Solingen<br />
PD Dr. Steffen Behrens<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Emmeran Gams<br />
Düsseldorf<br />
Dr. Stephan Knoblich<br />
Hagen<br />
Dr. Andreas Koch<br />
Cottbus<br />
Prof. Dr. Andreas Markewitz<br />
Koblenz<br />
Thomas Moser<br />
Ludwigshafen<br />
Janet Peters-Alt<br />
Rüsselsheim<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
Andrea Schlitte<br />
Essen<br />
Horst Schmidt<br />
Oberursel<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Gerd Fröhlig<br />
Homburg<br />
PD Dr. Bernd Lemke<br />
Lüdenscheid<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 8<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Zusammenfassung<br />
Die Überlebensrate für Herzschrittmacherpatienten<br />
ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen.<br />
Mit steigender Lebenserwartung der Schrittmacherträger<br />
steigt auch die Anforderung an die Laufzeit<br />
(Funktionszeit) des Schrittmacheraggregats, da die<br />
Zahl der Wechseloperationen klein gehalten werden<br />
soll. Die Laufzeit eines Schrittmacheraggregats ist<br />
abhängig von der nutzbaren Batteriekapazität und<br />
von seinem Energieverbrauch. Ausreichende, aber<br />
nicht in jedem Einzelfall zufrieden stellende Laufzeiten<br />
sind 5 bis 6 Jahre für ein Zweikammersystem<br />
und 7 bis 8 Jahre für ein Einkammersysterm.<br />
Gelegentlich können bestimmte Kennwerte des<br />
Schrittmachers aber auch eine vorzeitige Batterieerschöpfung<br />
ankündigen. Fabrikationsfehler von<br />
Komponenten des Schrittmacheraggregats (z.B.<br />
der Batterie) oder Mängel der Implantationstechnik<br />
(z.B. ein Isolationsdefekt oder die Akzeptanz einer<br />
Sondenlage mit hohen Reizschwellen) können zu<br />
einer solchen vorzeitigen Batterieerschöpfung führen.<br />
Von der Fachgruppe Herzschrittmacher wurden acht<br />
<strong>Qualität</strong>sziele definiert, von denen zwei für die Berichterstattung<br />
im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport ausgewählt<br />
wurden. Die ausgewählten <strong>Qualität</strong>sindikatoren betrachten<br />
die Indikationsstellung und die Laufzeit der<br />
Aggregate.<br />
Das Gesamtergebnis des <strong>Qualität</strong>sindikators zur<br />
Indikationsstellung zeigt, dass bei 2,95 % (337 von<br />
11.418) der Patienten mit normaler Reizschwelle<br />
(≤2 V) ein Schrittmacher-Aggregatwechsel mit der<br />
Indikation „Vorzeitige Batterieerschöpfung vor Ablauf<br />
der Garantiezeit“ erfolgte. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
betrug 0,0 bis 23,7%.<br />
Dieses Ergebnis lag höher als im internationalen<br />
Vergleich erwartet.<br />
Bei normaler Reizschwelle ist ein vorzeitiger Aggregatwechsel<br />
nur dann indiziert, wenn Isolationsdefekte<br />
der Sonden vorkommen oder bei der Programmierung<br />
der Stimulationsparameter unverhältnismäßige<br />
Sicherheitsmargen eingestellt werden.<br />
Eine vorzeitige Operation führt zu einer zusätzlichen<br />
Belastung der Patienten und zu höheren Kosten.<br />
Die Fachgruppe Herzschrittmacher hat hier deshalb<br />
einen Sentinel-Event-Indikator festgelegt, d.h. sie<br />
empfiehlt den Strukturierten Dialog bei jedem der<br />
337 gemeldeten Fälle mit vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />
bei normaler Reizschwelle.<br />
Bei 84,61% der Einkammersysteme wurde eine<br />
Laufzeit von über 6 Jahren erreicht (Spannweite<br />
der Krankenhausergebnisse 45,5 bis 100,0%). Bei<br />
den Zweikammersystemen lag dieser Wert nur bei<br />
69,42% (Spannweite 36,6% bis 90,0%). Bei den<br />
Einkammersystemen lagen 2 von 26 Krankenhäusern<br />
und bei den Zweikammersystemen 4 von 46<br />
Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen außerhalb<br />
des Referenzbereichs (10%-Perzentile).<br />
Da die genannten Parameter beeinflussbar sind, wird<br />
gefordert, dass in allen Handlungsebenen – bei den<br />
behandelnden Ärzten durch optimierte Programmierung<br />
und bei der Herzschrittmacherindustrie<br />
durch Produktoptimierung – eine Verlängerung der<br />
Laufzeit angestrebt wird. Mit den außerhalb des<br />
Referenzbereichs liegenden Krankenhäusern soll im<br />
Strukturierten Dialog über Verbesserungsmöglichkeiten<br />
diskutiert werden.
Einleitung<br />
Die Behandlung von Herzschrittmacherpatienten<br />
beinhaltet regelmäßige Nachkontrollen des Schrittmachers.<br />
Dabei wird u.a. überprüft, ob ein Austausch<br />
des Schrittmacheraggregats erfolgen muss.<br />
In der Regel ist dies nach 7 bis 8 Jahren durch die<br />
reguläre Batterieerschöpfung der Fall. Gelegentlich<br />
können bestimmte Kennwerte des Schrittmachers<br />
aber auch eine vorzeitige Batterieerschöpfung ankündigen.<br />
Der alleinige Austausch des Schrittmacheraggregats<br />
in seiner „Tasche“ über der Brust stellt einen chirurgisch<br />
einfachen Eingriff dar. Dieser Eingriff wird<br />
daher in einem eigenen kürzer gefassten Datensatz<br />
dokumentiert. Findet ein Schrittmacheraggregatwechsel<br />
zusammen mit anderen Eingriffen, z.B. an<br />
den Sonden statt, so ist dafür der Datensatz „Herzschrittmacherrevision/-explantation“<br />
vorgesehen.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Möglichst selten Schrittmacher-Aggregatwechsel<br />
wegen vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />
Möglichst lange Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />
Möglichst kurze Eingriffsdauer, um das<br />
Infektionsrisiko zu mindern<br />
Möglichst wenig perioperative Komplikationen<br />
Immer Bestimmung der Reizschwellen<br />
Immer Bestimmung der Amplituden<br />
Immer möglichst niedrige Reizschwellen<br />
Immer möglichst hohe intrakardiale Signalamplituden<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
12.484 Datensätze aus 792 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Herzschrittmacher-<br />
Aggregatwechsel konnten im Jahr 2003 in zwei<br />
unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es noch<br />
möglich, aufgrund einer Übergangsregelung Daten<br />
im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden.<br />
Es liegen in diesem Format 2.151 Datensätze aus<br />
393 Krankenhäusern vor.<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Anzahl Anteil<br />
12.481<br />
55<br />
157<br />
561<br />
6.341<br />
5.367<br />
6.299<br />
6.185<br />
0,44%<br />
1,26%<br />
4,50%<br />
50,80%<br />
43,00%<br />
50,46%<br />
49,54%<br />
85
86<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
5.0.1<br />
2.151<br />
393<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
211%<br />
202%<br />
184%<br />
170%<br />
167%<br />
160%<br />
150%<br />
141%<br />
135%<br />
120%<br />
119%<br />
115%<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
Bundesländer Gesamt<br />
6.0<br />
10.333<br />
769<br />
Gesamt<br />
12.484<br />
792<br />
Erwartet<br />
9.232<br />
786<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
135%<br />
101%<br />
2002<br />
87%<br />
73%<br />
135%<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 10.333 Datensätze<br />
aus 769 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />
wurden die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das<br />
Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />
Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für<br />
2002 (Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt.<br />
Eine Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />
„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />
der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />
Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />
100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
über alle Bundesländer hat sich gegenüber<br />
dem Vorjahr stark verbessert und lag insgesamt<br />
bei 135 %. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />
im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als sehr gut einzuschätzen.<br />
Die Beteiligung der Krankenhäuser ist ebenfalls<br />
sehr gut. Sie lag bei 101%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bezogen auf das<br />
Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen,<br />
eine hohe Spannweite von 93 bis 211 % auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst selten Schrittmacher-Aggregatwechsel<br />
wegen vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Behandlung von Herzschrittmacherpatienten<br />
beinhaltet regelmäßige Nachkontrollen des Schrittmachers.<br />
Dabei werden routinemäßig auch die<br />
Austauschkriterien überprüft. Diese Kriterien können<br />
z.B. die Stimulationsfrequenz unter Magnetauflage,<br />
das Stimulationsintervall, die Impulsdauer, die<br />
Batteriespannung oder der Batterieinnenwiderstand<br />
sein. Der für einen Schrittmacher spezifisch empfohlene<br />
Austauschindikator wird ERI (Elective<br />
Replacement Indicator) genannt. Erreicht der ERI<br />
einen Schwellenwert, muss ein elektiver Wechsel<br />
eingeleitet werden (Fischer & Ritter 1997). Ein<br />
anderer, dem ERI vorgeschalteter Batterieerschöpfungsindikator,<br />
ist der IFI (Intensified Followup-Indicator),<br />
der dazu führen sollte, die Kontrolluntersuchungsabstände<br />
zu verkürzen. Eine langfristige<br />
Vorhersage des genauen Zeitpunkts der kompletten<br />
Batterieerschöpfung, auch EOL (End of Life)<br />
genannt, ist meist nicht möglich (Kindermann et al.<br />
2001a).<br />
Fabrikationsfehler von Komponenten des Schrittmacheraggregats<br />
(z.B. der Batterie) oder Mängel<br />
der Implantationstechnik (z.B. ein Isolationsdefekt<br />
oder die Akzeptanz einer Sondenlage mit hohen<br />
Reizschwellen) können zu einer vorzeitigen Batterieerschöpfung<br />
führen, die deutlich vor dem regulären<br />
EOL eines Schrittmachers liegt. Hohe Reizschwellen<br />
lassen eine frühe Batterieerschöpfung erwarten.<br />
Sicheres Kennzeichen für ein EOL ist ein deutlicher<br />
Abfall der Batteriespannung bzw. ein Anstieg des<br />
Batterieinnenwiderstandes.<br />
In der kumulierten Betrachtung der Jahre 1982 bis<br />
2003 des Dänischen Herzschrittmacherregisters<br />
kamen auf insgesamt 6.595 Aggregatwechsel 167<br />
Wechsel (2,5 %) wegen vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />
(Møller & Arnsbo 2003).<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Schrittmacher-Aggregatwechsel wegen<br />
vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit Indikation „Vorzeitige Batterieerschöpfung vor Ablauf der<br />
Garantiezeit“ zum Schrittmacher-Aggregatwechsel an allen Patienten mit normaler<br />
Reizschwelle<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Indikation „Vorzeitige Batterieerschöpfung vor Ablauf der Garantiezeit“<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
337 / 11.418 = 2,95%<br />
2,6 – 3,3%<br />
11.418<br />
0,0%<br />
0,0 - 23,7%<br />
178 von 792<br />
Sentinel Event<br />
84 von 178<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 792 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
607 Krankenhäuser<br />
7 Krankenhäuser<br />
87
88<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Schrittmacher-Aggregatwechsel wegen<br />
vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Reizschwellen<br />
≤ 2V oder mit nicht gemessener Reizschwelle bei<br />
gültiger Angabe eines implantierten Ein- oder<br />
Zweikammersystems<br />
Zähler: Patienten mit Indikation „Vorzeitige<br />
Batterieerschöpfung vor Ablauf der Garantiezeit“<br />
zum Schrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Referenzbereich<br />
Erläuterung des Referenzbereichs: Außerhalb einer<br />
Rückrufaktion ist ein häufiger Grund für einen vorzeitigen<br />
Aggregatwechsel der Anstieg der Reizschwelle.<br />
Bei normaler Reizschwelle ist ein vorzeitiger<br />
Aggregatwechsel nur dann indiziert, wenn<br />
Isolationsdefekte der Sonden vorkommen oder<br />
bei der Programmierung der Stimulationsparameter<br />
unverhältnismäßige Sicherheitsmargen eingestellt<br />
werden. Die Fachgruppe Herzschrittmacher empfiehlt<br />
den Strukturierten Dialog bei jedem gemeldeten<br />
Fall mit vorzeitiger Batterieerschöpfung bei normaler<br />
Reizschwelle.<br />
Bewertung<br />
Das Gesamtergebnis zeigt, dass 2,95% Patienten<br />
mit der Indikation „Vorzeitige Batterieerschöpfung<br />
vor Ablauf der Garantiezeit“ zum Schrittmacher-<br />
Aggregatwechsel Patienten mit einer normalen Reizschwelle<br />
≤ 2V waren. Dieses Ergebnis lag höher als<br />
im internationalen Vergleich erwartet (Møller und<br />
Arnsbo 2003). Dies führt zu einer zusätzlichen Belastung<br />
der Patienten und zu höheren Kosten. Da<br />
es sich ursächlich um Hardwareprobleme oder fehlerhafte<br />
Programmierungen handeln kann, ist die<br />
Überprüfung jedes Einzelfalls (Sentinel Event) im<br />
Strukturierten Dialog gerechtfertigt. Zur Ursachenabklärung<br />
wird der LQS folgender Fragenkatalog<br />
vorgeschlagen:<br />
1. Welche Hersteller und Schrittmacher- bzw.<br />
Sondentypen wurden wegen vorzeitiger<br />
Batterieerschöpfung auffällig?<br />
2. Handelte es sich um prophylaktische Wechsel<br />
wegen Rückrufs (Recall) des Schrittmachers oder<br />
der Sonde(n)?<br />
3. Lag ein Aggregat- oder Sondendefekt vor?<br />
4. Wie hoch war die Reizschwelle des explantierten<br />
Systems?<br />
5. Welche Stimulationsparameter des explantierten<br />
Systems wurden verwendet?<br />
Die Fachgruppe betont die Bedeutung eines Feedbacks<br />
der Ergebnisse des Strukturierten Dialogs<br />
auf die Bundesebene, da v.a. auf dieser Ebene<br />
eine zusammenfassende Bewertung möglicher<br />
Produkt- oder Versorgungsprobleme möglich ist.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst lange Laufzeit des Schrittmacher-<br />
Aggregats<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Überlebensrate für Herzschrittmacherpatienten<br />
ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen.<br />
Brunner et al. (2004) berichten über ein dreißigjähriges<br />
Follow-up (1971 bis 2000) bei Schrittmacherpatienten<br />
(n = 6.505). Die 5-Jahres-Überlebensrate<br />
lag bei 65,6% und die 20-Jahres-Überlebensrate<br />
bei 21,4%. Mit steigender Lebenserwartung<br />
der Schrittmacherträger steigt auch die<br />
Anforderung an die Laufzeit des Schrittmacheraggregats,<br />
da die Zahl der Wechseloperationen<br />
klein gehalten werden sollte.<br />
Die Laufzeit (Funktionszeit) eines Schrittmacheraggregats<br />
ist abhängig von der nutzbaren Batteriekapazität<br />
und von seinem Energieverbrauch. Die<br />
Batteriekapazität ist proportional zu ihrer Größe.<br />
Üblicherweise kommen heutzutage Lithiumiodid-<br />
Batterien zum Einsatz. Der Energieverbrauch wird<br />
durch zahlreiche Faktoren bestimmt, z.B.:<br />
• die Höhe der programmierten Amplitude,<br />
• die Stimulationsfrequenz,<br />
• den Stimulationsmodus (z.B. DDD oder VVI),<br />
• den Widerstand der Sonden (Berger et al. 2003),<br />
• durch zusätzlich programmierte Funktionen wie<br />
z.B. die Frequenzadaptation,<br />
• aber auch den Eigenstromverbrauch des<br />
Aggregats.<br />
Fischer und Ritter (1997) errechnen z.B. für eine<br />
Batteriekapazität von 1,1 Ah und eine Amplitude<br />
von 5 V im DDD-Modus eine Laufzeit von 4,1 Jahren<br />
und im VVI-Modus von 6,2 Jahren. Ausreichende,<br />
aber nicht in jedem Einzelfall zufrieden stellende<br />
Laufzeiten sind 5 bis 6 Jahre für ein Zweikammersystem<br />
und 7 bis 8 Jahre für ein Einkammersystem.<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />
Kindermann et al. (2001b) berichten, dass bei 382<br />
Patienten mit Zweikammersystem die Zeit bis zur<br />
Batterieerschöpfung im Median 8,19 Jahre betrug.<br />
Bei den meisten Patienten (55%) wurde die maximale<br />
Batterielebenszeit, also das reguläre End of<br />
Life (EOL), erreicht, bei 8,6% musste vorzeitig<br />
gewechselt werden, 27% verstarben vor Erreichen<br />
der EOL.<br />
Das dänische Herzschrittmacherregister errechnet<br />
basierend auf den kumulierten Daten von 41.610<br />
Implantationen und 2.732 Wechseln der Jahre 1982<br />
bis 2003 die so genannte Performance der Schrittmacheraggregate<br />
in Dänemark: Nach 10 Jahren<br />
waren noch ca. 74,5 % und nach 15 Jahren noch<br />
ca. 57,9% der Schrittmacheraggregate funktionsfähig<br />
(Møller und Arnsbo 2003).<br />
Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit bekanntem Implantationsdatum und gültiger<br />
Angabe zum explantierten Schrittmacher-System<br />
Gruppe 1: Einkammersysteme (AAI, VVI)<br />
Gruppe 2: Zweikammersysteme (VDD, DDD)<br />
Referenzbereich: Gruppe 1: ≥ 70,0% (10%-Perzentile)<br />
Gruppe 2: ≥ 51,3% (10%-Perzentile)<br />
Laufzeit des SM-Aggregats<br />
Unter 4 Jahre<br />
4 bis 6 Jahre<br />
7 bis 8 Jahre<br />
9 bis 12 Jahre<br />
Über 12 Jahre<br />
Summe<br />
Über 6 Jahre<br />
Vertrauensbereich<br />
Referenzbereich<br />
Gruppe 1<br />
108/3.658<br />
2,95 %<br />
455/3.658<br />
12,44%<br />
1.032/3.658<br />
28,21%<br />
1.420/3.658<br />
38,82 %<br />
643/3.658<br />
17,58 %<br />
3.095/3.658<br />
84,61%<br />
83,40% - 85,76 %<br />
≥ 70,0 %<br />
Gruppe 2<br />
146 / 4.604<br />
3,17 %<br />
1.262/4.604<br />
27,41%<br />
1.891 /4.604<br />
41,07%<br />
1.164 /4.604<br />
25,28%<br />
141/4.604<br />
3,06 %<br />
3.196/4.604<br />
69,42%<br />
68,06% - 70,75%<br />
≥ 51,3%<br />
89
90<br />
Ergebnisse<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />
Anteil von Patienten mit Einkammersystemen mit Laufzeit über 6 Jahre<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats > 6 Jahre<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
84,61 %<br />
83,40 - 85,76 %<br />
3.658<br />
85,4%<br />
45,5 - 100,0%<br />
26 von 792<br />
≥ 70,0% (10%-Perzentile)<br />
2 von 26<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 792 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
586 Krankenhäuser<br />
180 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit bekanntem<br />
Implantationsdatum und gültiger Angabe „AAI“<br />
oder „VVI“ zum explantierten Schrittmacher-System<br />
Zähler: Patienten mit einer Laufzeit des<br />
Schrittmacher-Aggregats > 6 Jahre<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 70,0% (10%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Für die Laufzeit<br />
der Schrittmachersysteme, die im eigenen Haus<br />
implantiert wurden, kann eine Institution nur in eingeschränktem<br />
Maße verantwortlich gemacht werden,<br />
da vor allem produktbedingte Faktoren eine Rolle<br />
spielen. Die Fachgruppe Herzschrittmacher hat deshalb<br />
entschieden, die 10% der Krankenhäuser mit<br />
dem niedrigsten Anteil an Schrittmachersystemen<br />
mit Laufzeit > 6 Jahre als auffällig zu definieren und<br />
in den Strukturierten Dialog einzubeziehen.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit bekanntem<br />
Implantationsdatum und gültiger Angabe „VDD“<br />
oder „DDD“ zum explantierten Schrittmacher-<br />
System<br />
Zähler: Patienten mit einer Laufzeit des<br />
Schrittmacher-Aggregats > 6 Jahre<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 51,3% (10%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Für die Laufzeit<br />
der Schrittmachersysteme, die im eigenen Haus<br />
implantiert wurden, kann eine Institution nur in eingeschränktem<br />
Maße verantwortlich gemacht werden,<br />
da vor allem produktbedingte Faktoren eine Rolle<br />
spielen. Die Fachgruppe Herzschrittmacher hat deshalb<br />
entschieden, die 10% der Krankenhäuser mit<br />
dem niedrigsten Anteil an Schrittmachersystemen<br />
mit Laufzeit > 6 Jahre als auffällig zu definieren und<br />
in den Strukturierten Dialog einzubeziehen.<br />
Bewertung<br />
Bei 84,61% der Einkammersysteme wurde eine<br />
Laufzeit von über 6 Jahren erreicht. Bei den Zweikammersystemen<br />
liegt dieser Wert nur bei 69,42%.<br />
Die Fachgruppe hat hier die 10%-Perzentile als<br />
Referenzbereich festgelegt. Bei den Einkammersystemen<br />
lagen 2 von 26 Krankenhäusern und bei<br />
den Zweikammersystemen 4 von 46 Krankenhäusern<br />
mit mindestens 20 Fällen außerhalb des<br />
Referenzbereichs.<br />
Verschiedene Variablen, wie z.B. ein höherer<br />
Inhibitionsstrom, eine höhere kumulative Stimulationsrate<br />
oder eine energetisch ungünstige Programmierung,<br />
können die Laufzeit verkürzen.<br />
Da die genannten Parameter beeinflussbar sind, wird<br />
gefordert, dass in allen Handlungsebenen, d.h. auf<br />
Ebene der behandelnden Ärzte (optimierte Programmierung)<br />
und der Herzschrittmacherindustrie<br />
(Produktoptimierung) eine Verlängerung der Laufzeit<br />
angestrebt wird. Mit den außerhalb des Referenzbereichs<br />
liegenden Krankenhäusern sollte im Strukturierten<br />
Dialog über Verbesserungsmöglichkeiten<br />
diskutiert werden.<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit Zweikammersystemen mit Laufzeit über 6 Jahre<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats > 6 Jahre<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
69,42 %<br />
68,06 - 70,75%<br />
4.604<br />
66,7%<br />
36,6 - 90,0%<br />
46 von 792<br />
≥ 51,3% (10%-Perzentile)<br />
4 von 46<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 792 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
550 Krankenhäuser<br />
196 Krankenhäuser<br />
91
92<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Ausblick<br />
Seit dem Jahr 2002 ist der Datensatz stabil, auch<br />
für 2005 sind keine Änderungen vorgesehen.<br />
Orientiert an der Ende 2004 erscheinenden aktuellen<br />
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie,<br />
Herz- und Kreislaufforschung wird eine Überarbeitung<br />
von Auswertungskonzept und Datensatz<br />
(für den Betrieb ab 2006) erforderlich werden. Bei<br />
dieser Gelegenheit sollen auch die zahlreichen Anregungen<br />
und Verbesserungsvorschläge der Anwender<br />
zur Optimierung und Verkürzung des Datensatzes<br />
aufgenommen werden.
Literatur<br />
Berger T, Roithinger FX, Antretter H, Hangler H,<br />
Pachinger O, Hintringer F.<br />
The influence of high versus normal impedance<br />
ventricular leads on pacemaker generator longevity.<br />
Pacing Clin Electrophysiol 2003; 26 (11): 2116-2120.<br />
Brunner M, Olschewski M, Geibel A, Bode C,<br />
Zehender M.<br />
Long-term survival after pacemaker implantation:<br />
Prognostic importance of gender and baseline<br />
patient characteristics.<br />
Eur Heart J 2004; 25: 88-95.<br />
Fischer W, Ritter P.<br />
Praxis der Herzschrittmachertherapie.<br />
Heidelberg: Springer-Verlag; 1997.<br />
Kindermann M, Berg M, Pistorius K, Schwerdt H,<br />
Fröhlig G.<br />
Do Battery Depletion Indicators Reliably Predict<br />
the Need for Pulse Generator Replacement?<br />
Pace 2001a; 24: 945-949.<br />
Kindermann M, Schwaab B, Berg M, Fröhlig G.<br />
Longevity of Dual Chamber Pacemakers: Device<br />
and Patient Related Determinants.<br />
Pace 2001b; 24: 810-815.<br />
Møller M, Arnsbo P.<br />
Danish Pacemaker Register - Annual Report 2003,<br />
www.pacemaker.dk/stat2003.pdf<br />
(Recherchedatum:14.06.2004)<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
93
94<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Herzschrittmacher<br />
Prof. Dr. Dieter W. Behrenbeck<br />
Solingen<br />
PD Dr. Steffen Behrens<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Emmeran Gams<br />
Düsseldorf<br />
Dr. Stephan Knoblich<br />
Hagen<br />
Dr. Andreas Koch<br />
Cottbus<br />
Prof. Dr. Andreas Markewitz<br />
Koblenz<br />
Thomas Moser<br />
Ludwigshafen<br />
Janet Peters-Alt<br />
Rüsselsheim<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
Andrea Schlitte<br />
Essen<br />
Horst Schmidt<br />
Oberursel<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Gerd Fröhlig<br />
Homburg<br />
PD Dr. Bernd Lemke<br />
Lüdenscheid<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 9<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Zusammenfassung<br />
Seit Einführung des ersten voll implantierbaren<br />
Herzschrittmachers durch Elmquist und Senning im<br />
Jahre 1958 ist die Herzschrittmachertechnik kontinuierlich<br />
weiterentwickelt worden. Heutzutage<br />
stellen Herzschrittmacher für eine Reihe von Herzrhythmusstörungen<br />
eine sichere und relativ einfach<br />
durchzuführende Behandlungsmöglichkeit dar.<br />
Von der Fachgruppe Herzschrittmacher wurden<br />
19 <strong>Qualität</strong>sziele definiert, von denen vier aus den<br />
Bereichen Indikationsstellung, Systemauswahl sowie<br />
Ergebnisqualität für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<br />
<strong>Qualität</strong>sreport ausgewählt wurden.<br />
Das <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren Herzschrittmacher<br />
hält sich bei der Beurteilung der Indikationsstellung<br />
und der Systemauswahl eng an die gültigen Leitlinien<br />
der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie,<br />
Herz- und Kreislaufforschung. Für die wichtigsten<br />
Herzrhythmusstörungen wurde im Detail überprüft,<br />
ob sich aus den Daten eine Indikation zur Schrittmacherversorgung<br />
ableiten lässt und ob das jeweils<br />
empfohlene Schrittmachersystem gewählt wurde.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass in 95,90%<br />
der Schrittmacherimplantationen die Empfehlungen<br />
der Leitlinie zur Indikationsstellung eingehalten<br />
wurden. Dies ist auch im internationalen Vergleich<br />
ein hervorragendes Ergebnis.<br />
58 von 693 Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Fällen lagen außerhalb des von der Fachgruppe<br />
angesetzten Referenzbereichs von ≥ 90%. Für diese<br />
Krankenhäuser wird der Strukturierte Dialog auf<br />
der Landesebene eingeleitet.<br />
Zu den wichtigsten postoperativen Komplikationen<br />
zählen die Sondendislokationen oder -fehllagen,<br />
die einen erneuten Eingriff notwendig <strong>machen</strong> können.<br />
Da die Sondendislokation eine Komplikation<br />
ist, die in engem Zusammenhang mit dem operativen<br />
Eingriff steht, ist die Dislokationsrate als<br />
Ergebnisindikator gut geeignet. Orientiert an den<br />
Standards des dänischen Herzschrittmacherregisters<br />
sollte sie für Vorhof- und Kammersonden je unter<br />
3% liegen.<br />
Insgesamt wurden bei 2,20% der Patienten Sondendislokationen<br />
dokumentiert. Bezogen auf Patienten<br />
mit implantierten Vorhofsonden betrug die Rate<br />
1,82%, bezogen auf Patienten mit implantierten<br />
Ventrikelsonden 1,21%. Für Vorhofsondendislokationen<br />
lag die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
mit mindestens 20 Fällen bei 0,0 bis 19,4%.<br />
Bei den Ventrikelsondendislokationen betrug die<br />
Spannweite 0,0 bis 19,0%.<br />
131 von 492 Krankenhäusern liegen mit ihren<br />
Ergebnissen für Vorhofsonden, 125 von 700 Krankenhäusern<br />
für Ventrikelsonden außerhalb des Referenzbereiches.<br />
Mit diesen Krankenhäusern soll im<br />
Strukturierten Dialog nach Ursachen gesucht und<br />
Handlungsbedarf identifiziert werden.<br />
Die Fachgruppe ist der Auffassung, dass auch mit<br />
den Krankenhäusern mit weniger als 20 dokumentierten<br />
Fällen, deren Ergebnis bei diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
außerhalb des Referenzbereichs lag, ein<br />
Strukturierter Dialog geführt werden soll.
Einleitung<br />
Seit Einführung des ersten voll implantierbaren<br />
Herzschrittmachers durch Elmquist und Senning im<br />
Jahre 1958 ist die Herzschrittmachertechnik kontinuierlich<br />
weiterentwickelt worden. Heutzutage stellen<br />
Herzschrittmacher für eine Reihe von bradykarden<br />
Rhythmusstörungen, wie z.B. das Sick-Sinus-<br />
Syndrom (SSS) oder den höhergradigen atrioventrikularen<br />
Block, eine sichere und relativ einfach<br />
durchzuführende Therapieoption dar (Gregoratos<br />
1999). In der Regel besteht die Indikation dann,<br />
wenn die Bradykardie zu Symptomen wie z.B.<br />
Bewusstlosigkeit (Synkope) führt. Die Funktion<br />
des Herzschrittmachers ist es, den herzeigenen<br />
Rhythmus wahrzunehmen und bei Unterschreiten<br />
einer bestimmten Herzfrequenz das Herz zu<br />
stimulieren.<br />
In mehreren großen Studien ist untersucht worden,<br />
wie sich der Einsatz von Schrittmachern auf die<br />
Sterblichkeit der Patienten, auf die Komplikationsraten<br />
wie z.B. Schlaganfall oder auf die Lebensqualität<br />
der betroffenen Patienten auswirkt. Je nach<br />
Krankheitsbild und Begleiterkrankungen ist der<br />
Benefit durch antibradykarde Schrittmacher unterschiedlich<br />
einzustufen (Lemke et al. 2003).<br />
Ein neues Indikationsgebiet stellt die fortgeschrittene<br />
Herzinsuffizienz dar, bei der das physiologische<br />
Zusammenspiel der Herzkammern verloren<br />
gehen kann. Ein kardiales Resynchronisations-<br />
(CRT-)System kann hier dafür sorgen, dass durch<br />
Stimulation in den beiden Herzkammern und im<br />
rechten Vorhof die Herzarbeit wieder besser koordiniert<br />
wird.<br />
Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland<br />
jährlich über 50.000 Herzschrittmacher neuimplantiert<br />
werden (www.pacemaker-register.de). Einen<br />
Überblick über die Implantationszahlen in Deutschland<br />
geben die Jahresberichte des Deutschen<br />
Herzschrittmacherregisters, das von 1981 bis<br />
1999 von Prof. Irnich in Gießen geführt wurde und<br />
seit 2000 im Aufgabenbereich der <strong>BQS</strong> liegt. Bis<br />
2001 basierten die Daten auf den ausgewerteten<br />
Durchschlägen der Herzschrittmacherausweise, seit<br />
2002 werden die Register- und <strong>Qualität</strong>ssicherungsdaten<br />
gemeinsam in einem Datensatz elektronisch<br />
erhoben.<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1 Möglichst oft leitlinienkonforme Indikation bei<br />
Herzschrittmacherimplantationen<br />
2 Bei Sinusknotenerkrankungen SM-Implantation nur<br />
bei symptomatischen Patienten<br />
3 Bei AV-Block II. Grades, Typ Wenckebach SM-<br />
Implantation nur bei Patienten mit absoluter oder<br />
relativer Indikation<br />
4 Bei AV-Block II. Grades, Typ Mobitz SM-Implantation<br />
möglichst oft bei symptomatischen Patienten mit<br />
absoluter oder relativer Indikation<br />
5 Bei AV-Block II. bis III. Grades SM-Implantation<br />
möglichst oft mit absoluter oder relativer Indikation<br />
6 Bei Bradykardie-Tachykardie-Syndrom<br />
SM-Implantation nur bei symptomatischen Patienten<br />
7 Bei bradykardem Vorhofflimmern SM-Implantation<br />
nur bei symptomatischen Patienten<br />
8 Möglichst oft leitlinienkonforme Indikationsstellungen<br />
bei seltenen EKG-Befunden<br />
9 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />
bei Sinusknotensyndrom<br />
10 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />
bei Bradykardie-Tachykardie-Syndrom (BTS)<br />
11 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />
bei AV-Block II. oder III. Grades<br />
12 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />
bei bradykardem Vorhofflimmern<br />
13 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />
bei seltenen EKG-Befunden<br />
14 Möglichst kurze Eingriffsdauer<br />
(Minderung des Infektionsrisikos)<br />
15 Möglichst niedriges Flächendosisprodukt<br />
16 Möglichst kurze Durchleuchtungszeit<br />
17 Möglichst wenige perioperative Komplikationen<br />
18 Immer möglichst niedrige Reizschwellen<br />
19 Möglichst hohe intrakardiale Signalamplituden<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Allgemeinzustand<br />
Normal aktiv, versorgt sich selbst<br />
Leicht eingeschränkt, benötigt gelegentlich fremde Hilfe<br />
Deutlich eingeschränkt, benötigt ständig fremde Hilfe<br />
Bettlägerig<br />
Anzahl Anteil<br />
51.866<br />
132<br />
406<br />
2.820<br />
30.345<br />
18.163<br />
27.863<br />
17.448<br />
5.612<br />
981<br />
0,25%<br />
0,78%<br />
5,44%<br />
58,51%<br />
35,02%<br />
53,68%<br />
33,62%<br />
10,81%<br />
1,89%<br />
95
96<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
130%<br />
126%<br />
126%<br />
117%<br />
114%<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
51.904 Datensätze aus 898 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Herzschrittmacher-<br />
Erstimplantation konnten im Jahr 2003 in zwei<br />
unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />
senden. Es liegen in diesem Format 9.718 Datensätze<br />
aus 623 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 42.186 Datensätze<br />
aus 874 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />
wurden die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das<br />
Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />
Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />
konnten.<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
9.718<br />
623<br />
Bundesländer Gesamt<br />
6.0<br />
42.186<br />
874<br />
Gesamt<br />
51.904<br />
898<br />
Erwartet<br />
50.366<br />
870<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
103%<br />
103%<br />
2002<br />
65%<br />
72%<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für<br />
2002 (Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt.<br />
Eine Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />
„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />
der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />
Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />
100 % möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
über alle Bundesländer hat sich gegenüber<br />
dem Vorjahr stark verbessert und lag insgesamt<br />
bei 103%. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />
im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als sehr gut einzuschätzen.<br />
Die Beteiligung der Krankenhäuser ist ebenfalls<br />
sehr gut und lag ebenfalls bei 103%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bezogen auf das<br />
Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten<br />
Datensätzen, eine vergleichsweise geringe Spannweite<br />
von 81 bis 130% auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst oft leitlinienkonforme Indikation bei<br />
Herzschrittmacherimplantationen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
„Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen,<br />
die das Ziel haben, die <strong>Qualität</strong> von<br />
Diagnostik und Therapie zu verbessern und die<br />
effektive und rasche Umsetzung nützlicher medizinischer<br />
Fortschritte in die klinische Praxis zu<br />
unterstützen“ (Hoppe 2003). Leitlinien zu verschiedenen<br />
medizinischen Schwerpunkten werden in<br />
Deutschland von der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen<br />
Fachgesellschaften (AWMF), aber<br />
auch von Berufsverbänden, der Bundesärztekammer,<br />
Krankenhausträgern und ähnlichen<br />
Institutionen publiziert. Leitlinien repräsentieren<br />
den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand<br />
und haben für den Arzt empfehlenden, aber nicht<br />
juristisch bindenden Charakter (Böcker et al. 2003).<br />
Dass die Befolgung von Leitlinien zu messbaren<br />
Verbesserungen der medizinischen Versorgung führen<br />
kann, zeigen zahlreiche Studien (Marciniak et<br />
al. 1998, Szekendi et al. 2003, Denton et al. 2003,<br />
Petersen 2003). Mit <strong>Qualität</strong>sverbesserungsprogrammen<br />
oder Registerprojekten wird versucht,<br />
die Umsetzung von Leitlinien in der klinischen<br />
Praxis zu fördern (Denton et al. 2003, LaBresh et<br />
al. 2003, Roe et al. 2003). Kirchner et al. (2001)<br />
schlagen edukative, finanzielle, organisatorische<br />
und regulative Interventionen vor, um Leitlinien zu<br />
implementieren.<br />
Dennoch zeigt die Versorgungsrealität, dass die<br />
Verbreitung und Akzeptanz medizinischer Leitlinien<br />
oft zu wünschen übrig lässt. Dafür werden verschiedene<br />
Gründe diskutiert (Cabana et al. 1999,<br />
Kirchner et al. 2001, Hoppe 2003). Bei der Bewertung<br />
von 738 Schrittmacher-Fällen eines Krankenhauses<br />
auf Konformität mit der amerikanischen<br />
Leitlinie stellten Irwin et al. fest, dass bei 37<br />
Patienten (5 %) eine Class-IIb-Indikation (eher<br />
nicht indiziert) und bei 30 Patienten (4%) eine<br />
Class-III-Indikation (nicht indiziert) bestand (Irwin<br />
et al. 2003). Auch andere internationale Studien<br />
(Greenspan et al. 1988, Kowey et al. 2002,<br />
Martinelli et al. 2002) weisen darauf hin, dass<br />
Patienten z.T. auch ohne eindeutige Indikation<br />
einen Schrittmacher erhalten.<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Leitlinienkonforme Indikationsstellung<br />
Die engere Orientierung an gültigen Leitlinien kann<br />
zu Kosteneinspaarungen im Gesundheitssystem<br />
führen (Hoppe 2003). Aber auch gegenteilige Effekte<br />
sind möglich. So würde z.B. die Ausweitung der<br />
Indikation zur Schrittmacherimplantation im Rahmen<br />
der Resynchronisationstherapie zu einer Zunahme<br />
der Implantationen und damit (zumindest kurzfristig)<br />
der Kosten führen (Böcker et al. 2003). Für Großbritannien<br />
errechneten Ray et al. Anfang der 1990er<br />
Jahre, dass die konsequente Befolgung der<br />
Schrittmacher-Leitlinien der Fachgesellschaft British<br />
Pacing and Electrophysiology Group (BPEG) in<br />
Großbritannien zu einem deutlichen Kostenanstieg<br />
führen würde (Ray et al. 1992).<br />
Mit der 1996 erschienenen Leitlinie zur Herzschrittmachertherapie<br />
der Deutschen Gesellschaft für<br />
Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung (Lemke<br />
et al. 1996) wurde differenziert zur Indikationsstellung,<br />
aber auch zur Auswahl des richtigen Systems<br />
bei bestimmten Rhythmusstörungen Stellung<br />
genommen. Zur aktuellen Diskussion der Vorteile<br />
so genannter physiologischer oder nicht-physiologischer<br />
Schrittmachermodi wurde die Leitlinie um<br />
einen Kommentar (Lemke et al. 2003) ergänzt. Für<br />
2004 ist die Veröffentlichung einer aktualisierten<br />
Leitlinie vorgesehen.<br />
International anerkannt sind auch die amerikanische<br />
Leitlinie des American College of Cardiology<br />
Foundation und der American Heart Association<br />
(ACC/AHA) zur Schrittmacherversorgung (Gregoratos<br />
et al. 2002) und die europäische Leitlinie<br />
zum Synkopenmanagement (Brignole et al. 2001).<br />
Inhaltlich stimmen die genannten Leitlinien im<br />
Wesentlichen überein. Geringe Abweichungen<br />
bestehen u.a. bei einzelnen Indikationsstellungen.<br />
Ergänzungs- bzw. Verbesserungsvorschläge zur<br />
amerikanischen Leitlinie wurden vorgelegt (Barold<br />
et al. 2003).<br />
Gemäß den genannten Leitlinien stellen symptomatische<br />
bradykarde Rhythmusstörungen die häufigste<br />
Indikation dar. Eine Ausnahme bilden Patienten<br />
mit hypertrophischer Kardiomyopathie mit<br />
Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts<br />
und Patienten mit schwerer linksventrikulärer<br />
Funktionseinschränkung, bei denen die Schrittmachertherapie<br />
auf eine Verbesserung des linksventrikulären<br />
Gradienten bzw. auf eine Verbesserung<br />
der myokardialen Funktion abzielt (Haverkamp<br />
& Breithardt 2002).<br />
97
98<br />
Ergebnisse<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Leitlinienkonforme Indikationsstellung<br />
Anteil von Patienten mit absoluter oder relativer Indikation gemäß Leitlinie<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Indikation gemäß Leitlinie<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
95,90%<br />
95,72 - 96,08%<br />
48.880<br />
97,7%<br />
47,8 - 100,0%<br />
693 von 898<br />
≥ 90%<br />
58 von 693<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 898 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
203 Krankenhäuser<br />
2 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit einem EKG-<br />
Befund, für den eine Leitlinienempfehlung existiert<br />
Zähler: Patienten mit absoluter oder relativer<br />
Indikation gemäß Leitlinie<br />
Erläuterung der Rechenregel: Wörtlich ist in der<br />
deutschen Leitlinie von „Indikation“ (gemeint ist<br />
absolute Indikation), „relative Indikation“ und<br />
„keine Indikation“ die Rede. Wo auf Basis der<br />
Datensätze zwischen absoluter oder relativer<br />
Indikation nicht unterschieden werden kann, wird<br />
von „Indikation“ gesprochen.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Aus der Literatur<br />
ergibt sich kein Anhalt dafür, in welchem Maße<br />
eine Übereinstimmung der klinischen Praxis mit<br />
den gültigen nationalen Leitlinien zu fordern ist.<br />
Die Bundesauswertung 2002 hat gezeigt, dass die<br />
Rate der Übereinstimmung mit der Leitlinie in der<br />
Regel über 90% lag. Die Fachgruppe Herzschrittmacher<br />
hat daher für die Bundesauswertung 2003<br />
den Referenzbereich ≥ 90% für alle <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
zur Indikation festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Die Einhaltung der gültigen deutschen Leitlinie zur<br />
Herzschrittmachertherapie (absolute oder relative<br />
Indikation) in 95,90% der Schrittmacherimplantationen<br />
stellt auch im internationalen Vergleich<br />
(z.B. Irwin et al. 2003) ein hervorragendes Ergebnis<br />
dar.<br />
Bei den Ergebnissen der Krankenhäuser mit mindestens<br />
20 Fällen beträgt die Spannweite 47,8 bis<br />
100,0 %. 58 von 693 Krankenhäusern liegen<br />
außerhalb des von der Fachgruppe angesetzten<br />
Referenzbereichs von ≥ 90%. Für diese Krankenhäuser<br />
sollte der Strukturierte Dialog auf der<br />
Landesebene durchgeführt werden.<br />
Die Fachgruppe Herzschrittmacher ist der Überzeugung,<br />
dass auch mit den auffälligen Krankenhäusern<br />
mit weniger als 20 dokumentierten Fällen<br />
ein Strukturierter Dialog geführt werden soll.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers bei<br />
AV-Block II. oder III. Grades<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Beim permanenten AV-Block kann durch vorhofsynchrone<br />
Kammerstimulation (DDD, VDD) die<br />
Hämodynamik, die Leistungsfähigkeit und die<br />
Symptomatik verbessert werden (Lemke et al.<br />
1996). Allerdings zeigen größere randomisierte<br />
Studien, dass Patienten mit AV-Block bezogen auf<br />
Studienendpunkte wie Vorhofflimmern oder<br />
Letalität weniger von einer „physiologischen“<br />
Stimulation zu profitieren scheinen, als dies bei<br />
Patienten mit SSS der Fall ist (Lamas et al. 1998,<br />
2004, Mattioli et al. 1998).<br />
Die Empfehlung der deutschen Leitlinie (Lemke et<br />
al. 1996) sieht für den permanten AV-Block ein<br />
DDD-System als optimal an. Bei isolierten AV-Überleitungsstörungen<br />
kann ein VDD-System eine<br />
akzeptable Alternative sein, wenn ein SSS ausgeschlossen<br />
wurde. Ein VVI-System ist ungeeignet.<br />
Liegt ein intermittierender AV-Block vor, so wird<br />
als optimal ein DDD-System mit Spezialalgorithmen<br />
empfohlen. Ein konventionelles DDD-System<br />
oder ein VDD-System sind akzeptabel. VVI-Systeme<br />
sind in diesen Fällen nur bei Interventionsfrequenz<br />
unter 45/min akzeptabel, bei höheren Frequenzen<br />
ungeeignet.<br />
Møller und Arnsbo (2003) berichten im Jahresbericht<br />
des Dänischen Herzschrittmacherregisters,<br />
dass im Jahre 2002 in 92% der Fälle mit AV-Block<br />
das empfohlene System implantiert wurde.<br />
Die amerikanische Leitlinie (Gregoratos et al. 2002)<br />
weist darauf hin, dass AAI-Systeme bei AV-Block<br />
ungeeignet sind. In einem Algorithmus empfiehlt<br />
sie den Einsatz von VVI-Systemen,<br />
• wenn chronisches Vorhofflimmern oder eine<br />
atriale Tachyarrhythmie besteht und eine<br />
Reversion in den Sinusrhythmus nicht zu<br />
erwarten ist,<br />
• wenn AV-Synchronizität nicht angestrebt wird.<br />
Wird ein atriales Pacing angestrebt, sind DDD-<br />
Systeme zu verwenden, andernfalls sind bei normaler<br />
Sinusknotenfunktion VDD-Systeme möglich.<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Systemwahl bei AV-Block II. oder III. Grades<br />
Ergebnisse<br />
Anteil Patienten mit optimaler oder akzeptabler Systemwahl bei<br />
AV-Block II. oder III. Grades<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Optimale oder akzeptable Systemwahl bei AVB II.– III. Grades<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
89,31%<br />
88,8 - 89,8 %<br />
17.500<br />
91,7%<br />
50,0 - 100,0%<br />
302 von 898<br />
≥ 90%<br />
119 von 302<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 898 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
566 Krankenhäuser<br />
30 Krankenhäuser<br />
99
100<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Systemwahl bei AV-Block II. oder III. Grades<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten mit AV-Block II. oder<br />
III. Grades, bei denen ein System vom Typ AAI,<br />
VVI, DDD oder VDD implantiert wurde<br />
Zähler: Patienten mit optimaler oder akzeptabler<br />
Systemwahl gemäß Leitlinie<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Aus der Literatur<br />
ergibt sich kein Anhalt dafür, in welchem Maße eine<br />
Übereinstimmung der klinischen Praxis mit den gültigen<br />
nationalen Leitlinien zu fordern ist. Die Bundesauswertung<br />
2002 hat gezeigt, dass die Rate der<br />
Übereinstimmung mit der Leitlinie in der Regel über<br />
90% lag. Das Dänische Herzschrittmacherregister<br />
2002 weist für den AV-Block eine Konformität mit<br />
dem empfohlenen Mode von 92% aus (Møller &<br />
Arnsbo 2003). Die Fachgruppe Herzschrittmacher<br />
hat daher für die Bundesauswertung 2003 den<br />
Referenzbereich ≥ 90% für alle <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
zur Systemwahl festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Mit einer Gesamtrate von 89,31% leitlinienkonformer<br />
Systemauswahl (optimal oder akzeptabel) wird<br />
die von der Fachgruppe festgesetzte Referenzgrenze<br />
von 90% fast erreicht. Auffällig ist, dass bei<br />
16,84% der Patienten mit häufigem Auftreten<br />
eines höhergradigen AV-Blocks (Gruppe 1) ein VVI-<br />
Schrittmacher implantiert wurde.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
50,0 bis 100,0%. 302 von 898 Krankenhäusern<br />
mit mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />
lagen mit ihrem Ergebnis außerhalb des Referenzbereichs.<br />
Die beschriebene Diskrepanz zur Empfehlung der<br />
deutschen Leitlinie mag an der derzeit widersprüchlichen<br />
Studienlage oder an der individuellen<br />
Abwägung der Systemauswahl liegen. Dies gilt es<br />
im Strukturierten Dialog zu klären.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst wenige perioperative Komplikationen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Bei den intra- bzw. perioperativen Komplikationen<br />
bei Herzschrittmachertherapie stehen bradykarde<br />
Arrhythmien, Perforationen von Gefäßen und<br />
Myokard (v.a. bei aktiver Fixation der Sonden, Vlay<br />
2002), Pneumo- bzw. Hämatothorax und Embolien<br />
im Vordergrund. Ein Pneumothorax kann auch verzögert<br />
bis zu 48 Stunden später auftreten. Zu den<br />
postoperativen Komplikationen zählen vor allem<br />
Infektionen und Fehlfunktionen von Elektroden<br />
oder Aggregat. Fehlfunktionen der Sonden sind z.B.<br />
Sondendislokationen oder -fehllagen sowie Reizschwellenanstiege<br />
oder Sensing-Defekte.<br />
Langfristig (Monate bis Jahre nach dem Eingriff)<br />
kann es zu Sondenbrüchen, -dislokationen, -isolationsdefekten<br />
und Reizschwellenanstiegen kommen.<br />
Die Elektrodenkabel können Ursache septischer oder<br />
embolischer Komplikationen sein. Die Verdrehung<br />
des Schrittmacherkabels, z.B. durch Manipulation<br />
des Patienten am Aggregat, wird Twiddler-Syndrom<br />
genannt. Verschiedene technische Störungen können<br />
zu Fehlfunktionen des Schrittmacheraggregats führen:<br />
Der Symptomenkomplex Palpitation und<br />
Schwindel bei Abnahme des Herzminutenvolumens<br />
wird als Schrittmachersyndrom bezeichnet<br />
(Haverkamp & Breithardt 2003). Es wird – wie in<br />
anderen Leistungsbereichen auch – diskutiert, ob<br />
eine Abhängigkeit der Komplikationsrate bei<br />
Herzschrittmachereingriffen von der Erfahrung des<br />
implantierenden Operateurs bzw. des implantierenden<br />
Zentrums besteht (Tobin et al. 2000).<br />
Bei Zweikammersystemimplantationen, die mit<br />
einer längeren Eingriffszeit einhergehen, scheinen<br />
die Komplikationsraten, vor allem Sondendislokationen,<br />
höher zu sein als bei Einkammersystemeingriffen<br />
(Wiegand et al. 2003).<br />
Zu den Komplikationsraten nach Schrittmacherimplantation<br />
liegen aus einigen Studien und Registern<br />
Zahlen vor: In einer Unterstudie zur PASE-Studie<br />
wurden die Komplikationsraten von 407 mit DDD-<br />
Schrittmacher versorgten Patienten >65 Jahre analysiert<br />
(Link et al. 1998). Es wird eine Gesamtkomplikationsrate<br />
von 6,1% und eine Reoperationsrate<br />
von 4,4% berichtet. Am häufigsten (2,2%) waren<br />
Sondendislokationen (1,7% atrial und ventrikulär<br />
0,5%), gefolgt von Pneumothoraces (2,0%).<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Perioperative Komplikationen<br />
Kiviniemi et al. (1999) analysierten retrospektiv<br />
571 Schrittmacherpatienten in Finnland.<br />
Als Frühkomplikationsrate gaben sie 6,7% an, u.a.:<br />
• Pneumothorax (1,1%),<br />
• atriale Sondendislokation (1,1%),<br />
• ventrikuläre Sondendislokation (1,4%),<br />
• revisionspflichtiges Wundhämatom (1,1%),<br />
• Infektion (1,1%).<br />
Als Spätkomplikationsrate wird insgesamt 7,2%<br />
angegeben. Davon entfallen auf Infektion 0,7%,<br />
Sondendislokation der atrialen Sonde 3,3% und<br />
der ventrikuläre Sonde 0,6%.<br />
Tobin et al. (2000, n= 1.332) berichten aus einer<br />
zweijährigen Beobachtungsstudie eines amerikanischen<br />
Krankenhauses folgende Komplikationsraten:<br />
• atriale Sondendislokation (1,2%),<br />
• ventrikuläre Sondendislokation (1,2%),<br />
• behandlungspflichtiger Pneumothorax (1,5%),<br />
• Hämatothorax (0,08%),<br />
• Tod (0,08%).<br />
In einer Unterstudie der MOST-Studie (n= 2.010)<br />
wurde das Auftreten von Komplikationen nach<br />
DDD-Implantation analysiert (Ellenbogen et al. 2003).<br />
Nach 30 Tagen lag die Gesamtkomplikationsrate<br />
bei 4,8%, die Spätkomplikationsrate (bis 3 Jahre)<br />
betrug 7,5%. Die häufigsten Komplikationen nach<br />
30 Tagen waren:<br />
• atriale Sondendislokation (1,7%),<br />
• ventrikuläre Sondendislokation (0,7%),<br />
• ventrikuläre Sondenperforation (0,3%),<br />
• Infektion (0,2%),<br />
• Pneumothorax (1,5%).<br />
In 64% der Komplikationsfälle war ein Reeingriff<br />
notwendig. Es bestand kein Zusammenhang zwischen<br />
der Fixation der Sonde (aktiv/passiv) und<br />
der Sondendislokationsrate.<br />
Das dänische Schrittmacherregister (Møller &<br />
Arnsbo 2003) berichtet aus dem Jahre 2002 von<br />
folgenden perioperativen Komplikationsraten:<br />
Pneumothorax 0,9%, Hämatom < 0,1%, Re-Operation<br />
wegen der Vorhof- bzw. Ventrikelsonde je<br />
1%. Späte Komplikationen waren Infektion 0,6%,<br />
Reoperation wegen Vorhofsonde 0,6% und wegen<br />
Ventrikelelektrode 1,0%. Als „Standard“ legen<br />
Møller et al. (2003) für Implantationszentren fest:<br />
Reoperation wegen Sondendysfunktion oder -dislokation<br />
für Vorhof- und Ventrikelsonden je < 3%,<br />
Reoperation wegen Hämatom 1%, wegen Infektion<br />
< 0,5%, Intervention wegen Pneumothorax < 2%.<br />
101
102<br />
Ergebnisse<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Perioperative Komplikationen<br />
Anteil Patienten mit Sondendislokation einer Vorhofsonde<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Dislokation einer Vorhofsonde<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10 %<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,82%<br />
1,7 - 2,0%<br />
30.956<br />
0,0%<br />
0,0 - 19,4%<br />
492 von 898<br />
≤ 3%<br />
131 von 492<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 898 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
362 Krankenhäuser<br />
44 Krankenhäuser<br />
Nach Überzeugung der Fachgruppe ist insbesondere<br />
die Sondendislokationsrate eine Komplikation,<br />
die am ehesten mit der Technik des Eingriffs im<br />
Zusammenhang steht. Sie eignet sich daher besonders<br />
als Ergebnisindikator.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit implantierter<br />
Vorhofsonde<br />
Zähler: Patienten mit Sondendislokation im Vorhof<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 3%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Orientiert am<br />
dänischen Schrittmacherregister (Møller & Arnsbo<br />
2002) wurde von der Fachgruppe dieser Referenzbereich<br />
gewählt.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit implantierter<br />
Ventrikelsonde<br />
Zähler: Patienten mit Sondendislokation im Ventrikel
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 3%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Orientiert am<br />
dänischen Schrittmacherregister (Møller & Arnsbo<br />
2002) wurde von der Fachgruppe dieser Referenzbereich<br />
gewählt.<br />
Bewertung<br />
Insgesamt wurden bei 2,20% der Patienten Sondendislokationen<br />
dokumentiert. Die Gesamtraten von<br />
1,82% Vorhofsondendislokation bei Patienten mit<br />
implantierter Vorhofsonde und 1,21% Ventrikelsondendislokationen<br />
bei Patienten mit implantierter Ventrikelsonde<br />
liegen innerhalb des Referenzbereichs.<br />
Damit liegen die Ergebnisse dieser Komplikation<br />
eines Herzschrittmachereingriffs in der Größenordnung<br />
des dänischen Herzschrittmacherregisters,<br />
das weltweit die einzige vergleichbare Referenz ist.<br />
Für Vorhofsondendislokationen lag die Spannweite<br />
der Krankenhausergebnisse von 0,0 bis 19,4%.<br />
131 von 492 Krankenhäusern mit mindestens 20<br />
Fällen lagen außerhalb des Referenzbereichs von<br />
≤ 3%. Bei den Krankenhäusern mit weniger als 20<br />
Fällen waren dies 83 von 362 Krankenhäusern.<br />
Bei den Ventrikelsondendislokationen zeigte der<br />
Benchmark der Krankenhausergebnisse folgendes<br />
Ergebnis: Bei einer Spannweite von 0,0 bis 19,0 %<br />
lagen 125 von 700 Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Fällen außerhalb des Referenzbereichs<br />
von ≤ 3%. Bei den Krankenhäusern mit weniger als<br />
20 Fällen waren dies 37 von 195 Krankenhäusern.<br />
Die Fachgruppe tritt dafür ein, auch bei Krankenhäusern<br />
mit geringer Fallzahl bei auffälliger Sondendislokationsrate<br />
einen Strukturierten Dialog einzuleiten.<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Perioperative Komplikationen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil Patienten mit Sondendislokation einer Ventrikelsonde<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Dislokation einer Vorhofsonde<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10 %<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,21%<br />
1,1 - 1,3%<br />
51.187<br />
0,0%<br />
0,0 - 19,0%<br />
700 von 898<br />
≤ 3%<br />
125 von 700<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 898 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
195 Krankenhäuser<br />
3 Krankenhäuser<br />
103
104<br />
Ergebnisse<br />
Anteil Vorhofsonden mit Amplitude ≥ 1,5 mV<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Amplitude ≥ 1,5 mV<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Intrakardiale Signalamplituden<br />
Krankenhäuser<br />
89,88 %<br />
89,53 - 90,22%<br />
29.549<br />
92,6%<br />
40,0 - 100,0%<br />
470 von 898<br />
≥ 80%<br />
53 von 470<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 898 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
381 Krankenhäuser<br />
47 Krankenhäuser<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst hohe intrakardiale Signalamplituden<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Wahrnehmung elektrischer Eigenaktivität des<br />
Herzens und die Abgabe elektrischer Stimulationsimpulse<br />
an das Herz stellen die grundlegenden<br />
Aufgaben des Herzschrittmachers dar.<br />
Wichtiges Kriterium für die Wahrnehmung des<br />
intrakardialen Signals ist die Signalamplitude. Ist<br />
die Wahrnehmungsschwelle, also die Mindestempfindlichkeit<br />
des Schrittmachers, die zur Wahrnehmung<br />
des Signals bei gegebener Amplitude<br />
nötig ist, zu niedrig, können Störsignale (z.B. von<br />
der Skelettmuskulatur) fälschlicherweise als<br />
Eigenaktivität des Herzens gedeutet werden und<br />
zu einer unerwünschten Ausschaltung des Stimulationsimpulses<br />
führen. Anzustreben ist daher eine<br />
niedrige Empfindlichkeitseinstellung, die eine hohe<br />
Signalamplitude voraussetzt.<br />
In zahlreichen Studien ist der Einfluss von Material,<br />
Beschichtung und Fixation auf die elektrophysiologischen<br />
Kennwerte untersucht worden<br />
(z.B. Shandling et al. 1990, de Buitleir et al. 1990,<br />
Svensson et al. 1994, Gumbrielle et al. 1996,<br />
Rusconi et al. 1998, Cornacchia et al. 2000).<br />
Messungen während der Operation werden mit<br />
Reizschwellenmessgeräten durchgeführt. Es ist zu<br />
beachten, dass Ergebnisse verschiedener Messgeräte<br />
unter Umständen nicht ohne weiteres vergleichbar<br />
sind (Fischer & Ritter 1997). Fischer und Ritter<br />
unterscheiden zwischen optimalen und akzeptablen<br />
Werten (nach mehreren Platzierungsversuchen).<br />
Optimal in diesem Sinne ist für die P-Welle im<br />
Vorhof ≥ 3mV, akzeptabel ≥ 2mV. Optimal für die<br />
R-Amplitude im Ventrikel ist demzufolge ≥ 10mV,<br />
akzeptabel ≥ 6mV.<br />
Die Fachgruppe Herzschrittmacher hat in Anlehnung<br />
an die gültigen Empfehlungen (Markewitz et al. 1994)<br />
anzustrebende Grenzbereiche der intrakardialen<br />
Signalamplituden von ≥ 1,5mV bei Vorhofelektroden<br />
und ≥ 4mV bei Ventrikelsonden festgelegt. Ziel ist<br />
es, möglichst oft diese Grenzwerte zu erreichen<br />
bzw. zu überschreiten.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Vorhofsonden mit gültiger<br />
Amplitude außer VDD-Sonden<br />
Zähler: Vorhofsonden mit Amplitude ≥ 1,5mV<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 80%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Orientiert an der<br />
Empfehlung der AG Schrittmacher der Deutschen<br />
Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung<br />
(Markewitz et al. 1994) wurde für<br />
Vorhofsonden ≥ 1,5mV als anzustrebender Wert von<br />
der Fachgruppe festgelegt. Da es keine Anhaltswerte<br />
in der Literatur gibt, wie oft eine Signalamplitude<br />
über dieser Grenze liegen sollte, wurde die 80%-<br />
Grenze von der Fachgruppe als Referenzbereich ausgewählt.<br />
Damit sind alle Krankenhausergebisse, bei<br />
denen weniger als 80% der Vorhofsonden unter<br />
1,5mV Amplitude aufweisen, als auffällig zu werten.<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Intrakardiale Signalamplituden<br />
105
106<br />
Ergebnisse<br />
Anteil Ventrikelsonden mit Amplitude ≥ 4 mV<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Amplitude ≥ 4 mV<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Intrakardiale Signalamplituden<br />
Krankenhäuser<br />
97,81%<br />
97,65 - 97,95%<br />
37.870<br />
100,0%<br />
46,2 - 100,0%<br />
591 von 898<br />
≥ 90%<br />
24 von 591<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 898 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
287 Krankenhäuser<br />
20 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Ventrikelsonden mit gültiger<br />
Amplitude außer bei Patienten mit SM-Abhängigkeit<br />
Zähler: Ventrikelsonden mit Amplitude ≥ 4mV<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich:<br />
Orientiert an der Empfehlung der AG Schrittmacher<br />
der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herzund<br />
Kreislaufforschung (Markewitz et al. 1994)<br />
wurde für Ventrikelsonden ≥ 4mV als anzustrebender<br />
Wert von der Fachgruppe festgelegt. Da es<br />
keine Anhaltswerte in der Literatur gibt, wie oft<br />
eine Signalamplitude über dieser Grenze liegen<br />
sollte, wurde die 90%-Grenze von der Fachgruppe<br />
als Referenzbereich ausgewählt. Das heißt alle<br />
Krankenhausergebisse, bei denen weniger als<br />
90% der Ventrikelsonden unter 4 mV Amplitude<br />
aufweisen, sind als auffällig zu werten.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtergebnisse von 89,88% Vorhofsonden<br />
mit einer Signalamplitude ≥ 1,5 mV und 97,81%<br />
Ventrikelsonden mit einer Signalamplitude ≥ 4 mV<br />
liegen im oberen Referenzbereich. Diese Raten sind<br />
als gutes Ergebnis der Schrittmacherversorgungsqualität<br />
in Deutschland zu bewerten.<br />
Für die Signalamplitude bei Vorhofsonden betrug<br />
die Spannweite der Krankenhausergebnisse mit<br />
mindestens 20 Fällen 40,0 bis 100,0%. Nicht im<br />
Referenzbereich lagen 53 von 470 Krankenhäusern,<br />
bei Krankenhäusern unter 20 Fällen waren 66 von<br />
381 Krankenhäusern auffällig.<br />
Für die Signalamplitude bei Ventrikelsonden lag<br />
die Spannweite der Krankenhäuser mit mindestens<br />
20 Fällen bei 46,2 bis 100,0 %. Nicht im<br />
Referenzbereich lagen 24 von 591 Krankenhäusern,<br />
bei Krankenhäusern unter 20 Fällen waren es 39<br />
von 287.
Ausblick<br />
Seit 2002 ist der Datensatz stabil. Auch für 2005<br />
sind keine größeren Änderungen vorgesehen.<br />
Orientiert an der Ende 2004 erscheinenden aktuellen<br />
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie,<br />
Herz- und Kreislaufforschung wird eine Überarbeitung<br />
von Auswertungskonzept und Datensatz für<br />
den Betrieb des <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahrens ab<br />
2006 erfolgen. Bei dieser Gelegenheit sollen auch<br />
die zahlreichen Anregungen und Verbesserungsvorschläge<br />
der Anwender zur Optimierung und<br />
Verkürzung des Datensatzes aufgegriffen werden.<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
107
108<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
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with a fee-for-service system.<br />
N Engl J Med 2003; 348 (22): 2209-2217.<br />
Ray SG, Griffith MJ, Jamieson S, Bexton RS,<br />
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Pacing and Electrophysiology Group on pacemaker<br />
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Pace 1998; 21: 1943-1948.<br />
109
110<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Shandling AH, Castellanet MJ, Thomas LA,<br />
Messenger JC.<br />
The Influence of Endocardial Electrode Fixation<br />
Status on Acute and Chronic Atrial Stimulation<br />
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Long-Term Complication Rates in Ventricular,<br />
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Pace 2003; 26: 1961-1969.
111<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Herzschrittmacher<br />
Prof. Dr. Dieter W. Behrenbeck<br />
Solingen<br />
PD Dr. Steffen Behrens<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Emmeran Gams<br />
Düsseldorf<br />
Dr. Stephan Knoblich<br />
Hagen<br />
Dr. Andreas Koch<br />
Cottbus<br />
Prof. Dr. Andreas Markewitz<br />
Koblenz<br />
Thomas Moser<br />
Ludwigshafen<br />
Janet Peters-Alt<br />
Rüsselsheim<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
Andrea Schlitte<br />
Essen<br />
Horst Schmidt<br />
Oberursel<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Gerd Fröhlig<br />
Homburg<br />
PD Dr. Bernd Lemke<br />
Lüdenscheid<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 10<br />
Herzschrittmacher-<br />
Revision/-Explantation<br />
Zusammenfassung<br />
Probleme mit dem Herzschrittmacheraggregat, wie<br />
z.B. Fehlfunktion, Infektion, Perforation oder Probleme<br />
mit den Sonden wie z.B. Sondenbruch oder<br />
-dislokation, <strong>machen</strong> in der Regel einen Revisionseingriff<br />
erforderlich. Da eine Verlaufsbeobachtung der<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantationen in der externen<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung derzeit nicht möglich ist, werden<br />
ersatzweise die Daten der Revisionsoperationen für<br />
die Betrachtung der Ergebnisqualität der Erstimplantationen<br />
näher analysiert.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche für<br />
die Ergebnisqualität die Infektion und für die Prozessqualität<br />
die Reizschwellenbestimmung betrachten.<br />
Infektionen stellen eine seltene, aber ernste Komplikation<br />
der Schrittmacherimplantation dar. Die<br />
Infektion kann die Aggregattasche und/oder die<br />
Sonden im Verlauf der Venen bzw. im Herzen selbst<br />
betreffen.<br />
Das Gesamtergebnis von 0,36 % aufgetretener Infektionen<br />
bezogen auf das eigene Implantationsvolumen<br />
eines Krankenhauses kann auch im internationalen<br />
Vergleich als gut gewertet werden. Die<br />
Analyse der Krankenhausergebnisse zeigt jedoch,<br />
dass 59 von 549 Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Fällen bzw. 7 von 45 Krankenhäusern mit weniger<br />
als 20 Fällen eine Rate oberhalb des Referenzbereichs<br />
berichteten. Die Analyse im Rahmen des<br />
Strukturierten Dialogs sollte Fragen zur Strukturqualität<br />
(z.B. Ort der Operation) und Prozessqualität<br />
(z.B. Operationsdauer, Antibiotikagabe) des<br />
vorausgegangenen Eingriffs bzw. zum Risikoprofil<br />
der betroffenen Patienten beinhalten. Ergänzend<br />
sollten der Zeitpunkt des Auftretens der Infektion<br />
und der verursachende Keim erfragt werden.<br />
Die Wahrnehmung elektrischer Eigenaktivität des<br />
Herzens und die Abgabe elektrischer Stimulationsimpulse<br />
an das Herz stellen die grundlegenden<br />
Aufgaben des Herzschrittmachers dar. Wichtiges<br />
Kriterium für die Stimulationsantwort ist die Reizschwelle.<br />
Sie ist definiert als die minimale Menge<br />
an elektrischer Spannung, die das Herz zu erregen<br />
vermag. Grundsätzlich ist es anzustreben, auch bei<br />
Sondenrevisionsoperationen immer eine intraoperative<br />
Reizschwellenbestimmung durchzuführen<br />
und so die Funktionsfähigkeit der Sonden zu überprüfen.<br />
Das Gesamtergebnis von 84,69 % bei Vorhofsonden<br />
bzw. 89,94 % bei Ventrikelsonden, für die die Reizschwelle<br />
bestimmt wurde, ist in Anbetracht der<br />
betrachteten Grundgesamtheit zu niedrig. Es sollten<br />
die Gründe für eine fehlende Angabe der Reizschwelle<br />
im Strukturierten Dialog hinterfragt werden.<br />
Der Referenzbereich (≥ 5%-Perzentile) ließ sich<br />
nicht bestimmen, da lediglich vier Krankenhäuser<br />
(Vorhofsonden) bzw. acht Krankenhäuser (Ventrikelsonden)<br />
mindestens 20 Fälle in der Grundgesamtheit<br />
für diesen Indikator hatten. Ersatzweise wurde<br />
hier das Minimum (> 75,0% bei Vorhofsonden bzw.<br />
> 90,5% bei Ventrikelsonden) als Grenze für den<br />
Referenzbereich herangezogen. Wegen der Bedeutung<br />
des Indikators für die Prozessqualität sollte<br />
der Strukturierte Dialog auch mit Krankenhäusern<br />
mit weniger als 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />
und Ergebnissen außerhalb des Referenzbereichs<br />
geführt werden.
Einleitung<br />
Die Gründe für die Revision oder Explantation eines<br />
Herzschrittmachers sind vielfältig. Bei den Problemen<br />
am Herzschrittmacheraggregat kann es sich<br />
z.B. um eine Fehlfunktion handeln. Aber auch<br />
Infektionen, Perforationen und Ähnliches treten in<br />
seltenen Fällen auf. Bei den Sonden können Komplikationen<br />
wie z.B. Sondenbruch oder -dislokation<br />
die Schrittmacherfunktion beeinträchtigen.<br />
Infektionen und Perforationen von Sonden sind<br />
sehr selten. Häufige Revisionen können auf Mängel<br />
bei den Implantationsoperationen hinweisen.<br />
Da eine Verlaufsbeobachtung aller Herzschrittmacher-<br />
Erstimplantationen in der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
derzeit nicht möglich ist, werden Daten<br />
der Revisionsoperationen als Surrogat für die Ergebnisqualität<br />
der Erstimplantationen näher analysiert.<br />
Die Rate von Revisionsoperationen in einem Krankenhaus<br />
ist aber nur aussagefähig, wenn man sie<br />
auf Patienten bezieht, denen im gleichen Krankenhaus<br />
der Schrittmacher implantiert wurde. Das<br />
Auswertungskonzept berücksichtigt dies bei der<br />
Beurteilung der Indikation zum Revisionseingriff.<br />
Um näherungsweise die Komplikationsraten der<br />
Krankenhäuser vergleichen zu können, wird als<br />
Bezugsgröße das gemeldete Implantationsvolumen<br />
des Krankenhauses im gleichen Jahr verwendet.<br />
Während es im deutschen Herzschrittmacherregister<br />
bis 2001 schwierig war, aus den auf Herzschrittmacherausweis-Durchschlägen<br />
gemeldeten Eingriffen<br />
aussagekräftige Informationen über Revisionen und<br />
Explantationen zu erhalten, ermöglicht die verpflichtende<br />
elektronische Meldung aller Eingriffe seit<br />
2002 erstmals ein umfassendes Bild. Langfristig<br />
soll das auf der Basis der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
betriebene Herzschrittmacherregister<br />
auch die Funktion einer Produktüberwachung mit<br />
Frühwarnfunktion übernehmen.<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Datengrundlage<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Möglichst selten Schrittmacherfehlfunktionen bezogen<br />
auf das Implantationsvolumen der eigenen Institution<br />
Möglichst selten Schrittmachersystemumwandlungen<br />
bezogen auf das Implantationsvolumen der eigenen<br />
Institution<br />
Möglichst selten Schrittmacher-Taschenprobleme<br />
bezogen auf das Implantationsvolumen der eigenen<br />
Institution<br />
Möglichst selten Sondenprobleme bezogen auf das<br />
Implantationsvolumen der eigenen Institution<br />
Möglichst selten Infektionen von Anteilen des<br />
Schrittmachersystems bezogen auf das<br />
Implantationsvolumen der eigenen Institution<br />
Möglichst wenig perioperative Komplikationen<br />
Selten Sondendislokation als perioperative<br />
Komplikation<br />
Immer Bestimmung der Reizschwellen bei<br />
revidierten Sonden<br />
Immer Bestimmung der Amplituden bei<br />
revidierten Sonden<br />
Immer möglichst niedrige Reizschwellen bei<br />
revidierten Sonden<br />
Immer möglichst hohe intrakardiale Signalamplituden<br />
bei revidierten Sonden<br />
Anzahl Anteil<br />
4.039<br />
46<br />
79<br />
273<br />
2.461<br />
1.180<br />
2.169<br />
1.873<br />
1,14%<br />
1,96%<br />
6,76%<br />
60,93%<br />
29,21%<br />
53,66%<br />
46,34%<br />
112
113<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
163%<br />
130%<br />
125%<br />
121%<br />
121%<br />
120%<br />
111%<br />
111%<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
578<br />
205<br />
Bundesländer Gesamt<br />
6.0<br />
3.464<br />
565<br />
Gesamt<br />
4.042<br />
601<br />
Erwartet<br />
3.899<br />
870<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
104%<br />
69%<br />
2002<br />
61%<br />
36%<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
4.042 Datensätze aus 601 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Herzschrittmacher-<br />
Revision/-Explantation konnten in 2003 in zwei<br />
unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es noch<br />
möglich, aufgrund einer Übergangsregelung Daten<br />
im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden.<br />
Es liegen in diesem Format 578 Datensätze aus 205<br />
Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />
übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 3.464 Datensätze<br />
aus 565 Krankenhäusern. In der Auswertung wurden<br />
die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das Datensatzformat<br />
6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />
Datensätze gemeinsam ausgewertet werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Dieses<br />
Verfahren wird im Kapitel „Datenmanagement“<br />
ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />
sind Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Herzschrittmacher-Revision/<br />
-Explantation über alle Bundesländer hat sich<br />
gegenüber dem Vorjahr stark verbessert und lag<br />
insgesamt bei 104%. Das Datenvolumen hat sich,<br />
bezogen auf das Vorjahr, mehr als verdoppelt.<br />
Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im zweiten<br />
Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />
der Krankenhäuser ist jedoch als verbesserungsfähig<br />
einzuschätzen. Sie lag bei 69%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bis auf ein Bundesland,<br />
welches nur 25% der erwarteten Daten geliefert<br />
hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine hohe<br />
Spannweite von 55 bis 163 % auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst selten Infektionen von Anteilen des<br />
Schrittmacher-Systems bezogen auf das Implantationsvolumen<br />
der eigenen Institution<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Infektionen stellen eine seltene, aber ernste Komplikation<br />
der Schrittmacherimplantation dar. Die<br />
Infektion kann die Aggregattasche und/oder die<br />
Sonden im Verlauf der Venen bzw. im Herzen selbst<br />
betreffen. Systemische Infektionen können die<br />
Trikuspidalklappe mit erfassen. Die Bildung von<br />
Thromben ist möglich. Frühe Infektionen nehmen<br />
häufig in der Implantationsoperation selbst ihren<br />
Ursprung, späte Infektionen können nach Perforation<br />
des Schrittmachers entstehen.<br />
Furuya und Lowy weisen auf die Rolle der<br />
„Biofilme“ hin: Von Mikroorganismen stammende<br />
Ablagerungen auf implantierten Schrittmachersonden<br />
beeinträchtigen unter Umständen die<br />
Wirksamkeit von Antibiotika auf Bakterien (Furuya<br />
& Lowy 2003).<br />
Diverse Risikofaktoren wie z.B. Diabetes mellitus,<br />
Immunsuppression oder die Dauer des Eingriffs<br />
werden diskutiert (Karchmer & Longworth 2002).<br />
Die klinischen Infektionszeichen können sehr variabel<br />
sein, die Blutkulturen sind häufig negativ.<br />
Wird ein Erreger nachgewiesen, so handelt es sich<br />
meistens um Staphylokokken (Karchmer &<br />
Longworth 2002). Besonders hoch scheint die<br />
Infektionsgefahr nach Wechsel- und Revisionsoperationen<br />
zu sein. Einzelne Autoren vertreten<br />
die Meinung, dass vor jedem Wechsel überprüft<br />
werden soll, ob die Indikation zum Schrittmacher<br />
wirklich weiter besteht (Bracke etal. 2004). Bei<br />
jungen Herzschrittmacherpatienten, v.a. bei<br />
Patienten mit angeborenen Herzfehlern, scheinen<br />
Infektionen häufiger aufzutreten, u.a. deshalb,<br />
weil bei ihnen die Revisionsrate höher ist (Cohen<br />
etal. 2002, Klug etal. 2003).<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
Indikation zur Revision: Infektion<br />
Ergebnisse<br />
Verhältnis der Anzahl Patienten mit Infektionen von Anteilen des<br />
Schrittmachersystems zum Implantationsvolumen<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Infektion von Anteilen des Schrittmachersystems<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,36 %<br />
-<br />
53.041<br />
0,0%<br />
0,0 - 6,2%<br />
549 von 601<br />
≤ 1%<br />
59 von 549<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 601 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
45 Krankenhäuser<br />
7 Krankenhäuser<br />
114
115<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
Indikation zur Revision: Infektion<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Bezug: Alle in den für den Leistungsbereich<br />
„Herzschrittmacher-Revision/-Explantation“ (09/3)<br />
teilnehmenden Krankenhäusern dokumentierten<br />
Patienten der Leistungsbereiche „Herzschrittmacher-<br />
Erstimplantation“ (09/1) und „Herzschrittmacher-<br />
Aggregatwechsel“ (09/2)<br />
Zähler: Patienten mit Infektion als Indikation zur<br />
Revision bzw. Explantation von Sonden oder mit<br />
Infektion, Perforation als Indikation zur Revision<br />
bzw. Explantation des Schrittmacher-Aggregats bei<br />
vorangegangener Schrittmacher-Operation im selben<br />
Krankenhaus<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 1%<br />
Erläuterung des Referenzbereichs: Orientiert an den<br />
Verlaufsbeobachtungsergebnissen des dänischen<br />
Schrittmacherregisters zu Infektionen nach Schrittmachereingriffen<br />
und den Ergebnissen der Bundesauswertung<br />
2002 hat die Fachgruppe ≤ 1% als<br />
Referenzbereich festgelegt. Das heißt, Krankenhäuser,<br />
bei denen das Verhältnis Revision wegen<br />
Infektion zu Eingriffsvolumen 1/100 überschreitet,<br />
gelten als auffällig.<br />
Bewertung<br />
Das Gesamtergebnis von 0,36% muss auch im<br />
internationalen Vergleich als gut gewertet werden.<br />
Die Analyse der Krankenhausergebnisse zeigt jedoch,<br />
dass 59 von 549 Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Fällen bzw. 7 von 45 Krankenhäusern mit weniger<br />
als 20 Fällen ein Ergebnis oberhalb des<br />
Referenzbereichs berichteten.<br />
Die Analyse im Rahmen des Strukturierten Dialogs<br />
soll Fragen zur Strukturqualität (z.B. Ort der Operation)<br />
und Prozessqualität (z.B. Operationsdauer,<br />
Antibiotikagabe) des vorausgegangenen Eingriffs<br />
bzw. zum Risikoprofil der betroffenen Patienten<br />
beinhalten. Ergänzend sollen der Zeitpunkt des<br />
Auftretens der Infektion und der verursachende<br />
Keim berichtet werden.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Immer Bestimmung der Reizschwellen bei revidierten<br />
Sonden<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Wahrnehmung elektrischer Eigenaktivität des<br />
Herzens und die Abgabe elektrischer Stimulationsimpulse<br />
an das Herz stellen die grundlegenden<br />
Aufgaben des Herzschrittmachers dar.<br />
Wichtiges Kriterium für die Stimulationsantwort ist<br />
die Reizschwelle. Sie ist definiert als die minimale<br />
Menge an elektrischer Ladung, die das Herz zu erregen<br />
vermag. Wegen der direkt verfügbaren Programmier-<br />
und Messoptionen wird die Reizschwelle<br />
in der Praxis als Paar aus Spannung (V) und Impulsdauer<br />
(z.B. 0,5ms) angegeben.<br />
In zahlreichen Studien ist der Einfluss von Material,<br />
Beschichtung und Fixation auf die elektrophysiologischen<br />
Kennwerte untersucht worden (z. B.<br />
Shandling etal. 1990, de Buitleir etal. 1990,<br />
Svensson etal. 1994, Gumbrielle etal. 1996,<br />
Rusconi etal. 1998, Cornacchia etal. 2000).<br />
Grundsätzlich ist es anzustreben, auch bei Sondenrevisionsoperationen<br />
immer eine intraoperative<br />
Reizschwellenbestimmung durchzuführen und so<br />
die Funktionsfähigkeit der Sonden zu überprüfen.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle revidierten Vorhofsonden<br />
bei Patienten mit einem Vorhofsondenproblem als<br />
Indikation zur Revision der Vorhofsonde außer bei<br />
Patienten mit perioperativem Vorhofflimmern<br />
Zähler: Vorhofsonden mit gemessener Reizschwelle<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: > 75,0 % (5 %-Perzentile kann<br />
nicht bestimmt werden, ersatzweise Minimum)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Reizschwellenbestimmung<br />
ist grundsätzlich zu fordern.<br />
Eine evidenzbasierte Grundlage für den Anteil der<br />
Fälle, in dem davon abgewichen werden kann, steht<br />
nicht zur Verfügung. Die Fachgruppe hat daher den<br />
Verteilungskennwert ≥ 5%-Perzentile als Referenzbereich<br />
gesetzt. Wegen der geringen Anzahl der<br />
Krankenhäuser mit mehr als 20 Fällen muss hier<br />
ersatzweise das Minimum genommen werden. In<br />
Zukunft soll der Referenzbereich als fester Wert<br />
definiert werden.<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
Reizschwellenbestimmung bei revidierten Sonden<br />
Ergebnisse<br />
Anteil revidierter Vorhofsonden mit Bestimmung der Reizschwelle bei Patienten<br />
mit Sondenproblemen<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Reizschwellenbestimmung<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
Abbildung 0% 30.2<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
84,69%<br />
81,9 - 87,2%<br />
764<br />
90,4%<br />
75,0 - 96,8%<br />
4 von 601<br />
> 75,0% (5%-Perzentile kann<br />
nicht bestimmt werden,<br />
ersatzweise Minimum)<br />
1 von 4<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 601 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
265 Krankenhäuser<br />
332 Krankenhäuser<br />
116
117<br />
Ergebnisse<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
Reizschwellenbestimmung bei revidierten Sonden<br />
Anteil revidierter Ventrikelsonden mit Bestimmung der Reizschwelle bei Patienten<br />
mit Sondenproblemen<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Reizschwellenbestimmung<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
Abbildung 0% 30.2<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
89,94%<br />
88,2 - 91,5%<br />
1.401<br />
95,1%<br />
90,5 - 100,0%<br />
8 von 601<br />
> 90,5% (5%-Perzentile<br />
kann nicht bestimmt werden,<br />
ersatzweise Minimum)<br />
1 von 8<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 601 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
383 Krankenhäuser<br />
210 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle revidierten Ventrikelsonden<br />
bei Patienten mit einem Ventrikelsondenproblem<br />
als Indikation zur Revision der Ventrikelsonde<br />
Zähler: Ventrikelsonden mit gemessener<br />
Reizschwelle<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: > 90,5% (5%-Perzentile kann nicht<br />
bestimmt werden, ersatzweise Minimum)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Reizschwellenbestimmung<br />
ist grundsätzlich zu fordern.<br />
Eine evidenzbasierte Grundlage dafür, wie oft davon<br />
abgewichen werden kann, steht nicht zur Verfügung.<br />
Die Fachgruppe hat daher den Verteilungskennwert<br />
≥ 5%-Perzentile als Referenzbereich gesetzt. Wegen<br />
der geringen Anzahl der Krankenhäuser mit mehr als<br />
20 Fällen muss hier ersatzweise das Minimum genommen<br />
werden. In Zukunft soll der Referenzbereich<br />
als fester Wert definiert werden.<br />
Bewertung<br />
Das Gesamtergebnis von 84,69 % der Vorhofsonden<br />
bzw. 89,94% der Ventrikelsonden mit bestimmter<br />
Reizschwelle ist in Anbetracht der betrachteten<br />
Grundgesamtheit zu niedrig. Da auf die Grundgesamtheit<br />
der Krankenhäuser mit mindestens 20<br />
Fällen (vier bei Vorhofsonden bzw. acht bei Ventrikelsonden)<br />
die 5%-Perzentile nicht angewendet<br />
werden kann, wird ersatzweise das Minimum<br />
(> 75,0% für Vorhofsonden bzw. > 90,5% für<br />
Ventrikelsonden) als Referenzbereich herangezogen.<br />
Dieser so definierte Referenzbereich sollte auch für<br />
die Krankenhäuser mit weniger als 20 Fällen angewendet<br />
werden. Im Strukturierten Dialog sollten die<br />
Gründe für eine fehlende Angabe der Reizschwelle<br />
hinterfragt werden.
Ausblick<br />
Seit 2002 ist der Datensatz stabil, auch für 2005<br />
sind keine Änderungen vorgesehen. Orientiert an<br />
der für Ende 2004 angekündigten aktuellen Leitlinie<br />
der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herzund<br />
Kreislaufforschung wird eine Überarbeitung<br />
von Auswertungskonzept und Datensatz (für den<br />
Betrieb ab 2006) erforderlich werden. Bei dieser<br />
Gelegenheit sollen auch die zahlreichen Anregungen<br />
und Verbesserungsvorschläge der Anwender zur<br />
Optimierung und Reduktion des Umfangs des<br />
Datensatzes aufgenommen werden.<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
118
119<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
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120<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Dr. Regine Reinstorf<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie<br />
Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />
Leverkusen<br />
Dr. Dieter Decking<br />
Münster<br />
Dr. Rita Engelhardt<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />
Heidelberg<br />
Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />
Dresden-Schönfeld<br />
Dr. Thomas Gaertner<br />
Oberursel<br />
Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />
Bremen<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Marion Lichtinghagen<br />
Wiesbaden<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />
Celle<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Detlef Roggenkemper<br />
Sendenhorst<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />
Berlin<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />
Mannheim<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 11<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Zusammenfassung<br />
Hüftgelenknahe Oberschenkelfrakturen sind häufige<br />
Verletzungen im höheren Lebensalter. Sie stellen<br />
für ältere Patienten nicht nur eine Einschränkung<br />
ihrer Selbstständigkeit im Alltag, sondern häufig<br />
auch eine Lebensbedrohung dar. Ziel der Therapie<br />
ist die schnelle Wiederherstellung der Mobilität<br />
und Belastbarkeit des Patienten, um die Rückkehr<br />
auf das präoperative Aktivitätsniveau zu erreichen.<br />
Unter Berücksichtigung individueller patienten- und<br />
frakturbedingter Anforderungen kommen hüftkopferhaltende<br />
Behandlungsverfahren (Osteosynthese) oder<br />
Gelenkersatzverfahren (Endoprothese) zum Einsatz.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />
Prozessqualität und die Ergebnisqualität betrachten.<br />
Eine verzögerte operative Behandlung nach einer<br />
immobilisierenden Verletzung wie der Schenkelhalsfraktur<br />
ist mit höherer Sterblichkeit und Komplikationsrate<br />
verbunden. Aber nicht alle Patienten<br />
können – etwa aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes<br />
– sofort operiert werden. Deshalb<br />
wurden im Sinne einer Risikostratifizierung für<br />
Patienten mit relativ gutem Allgemeinzustand<br />
(ASA-Klassen 1 und 2) gesonderte Raten berechnet.<br />
Insgesamt wurden 58,85% aller Patienten mit einer<br />
Schenkelhalsfraktur innerhalb der ersten 24 Stunden<br />
nach Krankenhausaufnahme operativ versorgt.<br />
Bei den Patienten mit niedrigem Risikoprofil (ASA-<br />
Klassen 1 und 2), die hüftkopferhaltend operiert<br />
wurden, erfolgte die Operation in 78,98% der Fälle<br />
innerhalb der ersten 24 Stunden. Diese Rate ist<br />
niedriger als erwartet.<br />
Bei der Festlegung des Referenzbereichs von ≥ 95%<br />
für osteosynthetisch versorgte Patienten mit niedrigem<br />
Risikoprofil hat die Fachgruppe Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie berücksichtigt, dass medizinisch<br />
begründete Ausnahmefälle auch in dieser Gruppe<br />
eine Verzögerung der Operation rechtfertigen können.<br />
Eine Analyse der Ergebnisse im Strukturierten<br />
Dialog soll nach Ansicht der Fachgruppe unabhängig<br />
von der Fallzahl mit allen Krankenhäusern, die<br />
bei diesem <strong>Qualität</strong>sindikator außerhalb des Referenzbereichs<br />
liegen, erfolgen.<br />
Die Krankenhausletalität beträgt nach Literaturangaben<br />
zwischen 1,6 und 11%. Im ersten Jahr nach<br />
der Operation ist die Sterblichkeit um 20 bis 35%<br />
höher als in der Vergleichsbevölkerung. Als Einflussfaktoren<br />
der Sterblichkeit nach hüftgelenknaher<br />
Oberschenkelfraktur sind sowohl patientenbedingte<br />
Faktoren wie auch verfahrensbedingte Faktoren<br />
bekannt.<br />
Die Rate der Hospitalletalität nach operativer Versorgung<br />
der Schenkelhalsfraktur lag im Jahr 2003 bei<br />
5,47% und damit im Bereich der in der Literatur<br />
angegebenen Letalitätsraten. Somit kann im internationalen<br />
Vergleich eine gute Versorgungsqualität<br />
in Deutschland festgestellt werden.<br />
Für den Strukturierten Dialog können insbesondere<br />
die risikostratifizierten Ergebnisse anhand der<br />
ASA-Klassifikation verwendet werden. In der Gruppe<br />
der Patienten mit niedrigem Risikoprofil (ASA-Klassen<br />
1 und 2) betrug die Letalitätsrate 1,25%. Die<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse reichte<br />
hier von 0,0 bis 15,6% und lässt erhebliche<br />
Unterschiede der Ergebnisqualität in dieser relativ<br />
homogenen und risikoarmen Patientengruppe<br />
erkennen. Auffällig hohe Raten sollen in jedem Fall<br />
mit den betreffenden Krankenhäusern im Strukturierten<br />
Dialog analysiert werden. Eine Letalitätsrate<br />
von 0,0% bei Krankenhäusern mit hohen Fallzahlen<br />
ist ebenfalls auffällig und lässt die Dokumentationsqualität<br />
fraglich erscheinen. Auch hier soll<br />
eine Analyse im Strukturierten Dialog erfolgen.
Einleitung<br />
Hüftgelenknahe Oberschenkelfrakturen sind häufige<br />
Verletzungen im höheren und hohen Lebensalter.<br />
Untersuchungen zu den Folgen einer hüftgelenknahen<br />
Fraktur zeigen, dass diese mit einem Letalitätsrisiko<br />
von ca. 20 bis 25% in den ersten sechs Monaten<br />
eine besonders hohe Sterblichkeit aufweisen.<br />
Unabhängig vom Lebensalter stellen die hüftgelenknahen<br />
Oberschenkelfrakturen eine Bedrohung der<br />
Selbstständigkeit im Alltag dar.<br />
Vor allem eine verminderte Knochendichte (Osteoporose),<br />
von der insbesondere betagte Frauen<br />
betroffen sind (Cummings & Melton III 2002,<br />
Lofthus et al. 2001, Sanders et al. 1999, Leitlinie<br />
Osteologie (Baum et al. 2003)) führt dazu, dass<br />
bei bereits geringer Krafteinwirkung, zum Beispiel<br />
bei seitlichem Fall auf die Hüfte, eine hüftgelenknahe<br />
Oberschenkelfraktur resultieren kann. Die<br />
Häufigkeit dieser Verletzung wird in Deutschland<br />
mit 110 bis 130 Fällen pro 100.000 Einwohnern<br />
angegeben; aufgrund der Altersentwicklung der<br />
Bevölkerung wird von einer jährlichen Fallzunahme<br />
von 3 bis 5% ausgegangen (Beck & Rüther 2000,<br />
Pfeifer et al. 2001).<br />
Eine optimale Therapie der hüftgelenknahen Femurfraktur<br />
berücksichtigt einerseits anatomische und<br />
andererseits individuelle medizinische und nicht<br />
zuletzt soziale Gegebenheiten.<br />
Ziel der Therapie ist die schnelle Wiederherstellung<br />
der Mobilität und Belastbarkeit des Patienten, um<br />
die Rückkehr auf das präoperative Aktivitätsniveau<br />
zu erreichen.<br />
Die Schenkelhalsfraktur wird nach Lage und Verschiebungsgrad<br />
des Bruches eingeteilt. Unter Berücksichtigung<br />
weiterer patientenbedingter Gegebenheiten<br />
wird daraus die klinische Behandlungsstrategie<br />
abgeleitet.<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 40<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
Kurze präoperative Verweildauer bei Schenkelhalsfraktur<br />
Angemessen häufig osteosynthetische Versorgung bei<br />
Patienten < 65 Jahre mit Schenkelhalsfraktur<br />
Angemessen häufig endoprothetische Versorgung bei<br />
Patienten > 80 Jahre mit Schenkelhalsfraktur<br />
Möglichst oft osteosynthetische Versorgung bei<br />
Graden I und II, möglichst oft endoprothetische<br />
Versorgung bei Graden III und IV<br />
Häufig perioperative Antibiotikaprophylaxe bei<br />
Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
Häufig präoperativesRöntgen in zwei Ebenen<br />
Hoher Anteil an Patienten mit selbstständigem Gehen<br />
bei der Entlassung<br />
Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />
postoperative chirurgische Komplikation bei<br />
Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige<br />
intra- oder postoperative chirurgische Komplikation<br />
bei Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
Selten Implantatfehllage, Implantatdislokation oder<br />
Implantatbruch bei Schenkelhalsfraktur<br />
Selten Fraktur alsbehandlungsbedürftige intra- oder<br />
postoperative chirurgische Komplikation bei<br />
Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
Selten Endoprothesenluxation bei Schenkelhalsfraktur<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />
Selten Wundhämatome/Nachblutungen<br />
Selten thromboembolische Komplikationen<br />
Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />
Komplikation<br />
Geringe Letalität<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Tabelle Art der Versorgung 20.8 bei Schenkelhalsfraktur<br />
Schenkelhalsfraktur (Entlassungsdiagnose)<br />
Osteosynthese<br />
Endoprothese<br />
Anzahl Anteil<br />
38.954<br />
408<br />
2.155<br />
14.014<br />
15.702<br />
6.675<br />
9.573<br />
29.394<br />
1.524<br />
10.171<br />
23.602<br />
3.441<br />
229<br />
32.868<br />
6.358<br />
26.247<br />
99,97%<br />
1,05%<br />
5,53%<br />
35,98%<br />
40,31%<br />
17,14%<br />
24,57%<br />
75,43%<br />
3,91%<br />
26,10%<br />
60,57%<br />
8,83%<br />
0,59%<br />
19,34%<br />
79,86%<br />
121
122<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
214%<br />
118%<br />
112%<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
50.592 Datensätze aus 1.247 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Hüftgelenknahe<br />
Femurfraktur (ohne subtrochantäre Frakturen)<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden. Im<br />
ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />
einer Übergangsregelung Daten im Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen<br />
in diesem Format 11.625 Datensätze aus 990<br />
Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 38.967 Datensätze<br />
aus 1.190 Krankenhäusern. Diese konnten<br />
in der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />
werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
11.625<br />
990<br />
6.0<br />
38.967<br />
1.190<br />
50.592<br />
1.247<br />
Erwartet<br />
49.179<br />
1.155<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
103%<br />
108%<br />
2002<br />
96%<br />
104%<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle:<br />
VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung<br />
dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />
ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort<br />
beschriebenen Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />
sind Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
(ohne subtrochantäre Frakturen) über alle Bundesländer<br />
hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert<br />
und lag insgesamt bei 103%. Dieser Wert<br />
ist für einen Leistungsbereich im dritten Jahr nach<br />
der bundesweit verpflichtenden Einführung als sehr<br />
gut einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser<br />
ist ebenfalls sehr gut. Sie lag bei 108%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bezogen auf das Verhältnis<br />
von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen eine<br />
hohe Spannweite von 85 bis 214% auf.<br />
Zusätzlich zu den ausgewerteten Datensätzen des<br />
Basismoduls wurden 11.180 Datensätze aus 529<br />
Krankenhäusern für den Teildatensatz „Pflege bei<br />
Hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />
Frakturen)“ geliefert.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Kurze präoperative Verweildauer bei Schenkelhalsfraktur<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Eine verzögerte operative Behandlung ist nach einer<br />
immobilisierenden Verletzung wie der Schenkelhalsfraktur<br />
mit höherer Letalität und höheren Komplikationsraten<br />
verbunden.<br />
Die operative Versorgung innerhalb von 24 Stunden<br />
reduziert das Thromboserisiko ebenso wie das Risiko,<br />
eine Lungenembolie zu erleiden. Gleichzeitig steigt<br />
das Risiko, ein Dekubitalulkus zu entwickeln, bei<br />
verzögerter operativer Versorgung.<br />
In der Leitlinie des Scottish Intercollegiate Guideline<br />
Network (SIGN 2002) wird mit einem Evidenzgrad<br />
2+ (Klassifikation nach SIGN) aufgezeigt, dass<br />
eine operative Versorgung später als 24 Stunden<br />
nach Krankenhausaufnahme mit erhöhter Letalität<br />
vergesellschaftet ist. Daraus leitet sich die folgende<br />
Empfehlung mit dem Empfehlungsgrad C (Klassifikation<br />
nach SIGN) ab: Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
sollten so schnell wie möglich innerhalb von<br />
24 Stunden zu Zeiten der allgemeinen Tagesarbeitszeit<br />
einschließlich der Wochenenden operiert werden,<br />
wenn es ihr Allgemeinzustand erlaubt.<br />
Allerdings können nicht alle Patienten – beispielsweise<br />
aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes<br />
– einer sofortigen Operation zugeführt werden. Um<br />
den Einfluss des Allgemeinzustandes auf die Ausprägung<br />
des Indikators abzubilden, wurde im Auswertungskonzept<br />
der <strong>BQS</strong> eine Stratifizierung für<br />
Patienten der Risikoklassen eins und zwei nach ASA<br />
vorgenommen.<br />
Wenn für die Verzögerungen die Organisationsstruktur<br />
oder die personelle und technische Ausstattung<br />
eines Krankenhauses ursächlich sind, sollten diese<br />
Probleme analysiert und beseitigt werden (SIGN<br />
2002).<br />
Für osteosynthetisch versorgte Patienten erhöht<br />
sich mit einer verzögerten Versorgung die Gefahr<br />
einer Hüftkopfnekrose. Dies gilt insbesondere für<br />
die kopferhaltenden osteosynthetischen Verfahren<br />
bei medialen Schenkelhalsfrakturen, die vorzugsweise<br />
beim biologisch jüngeren Menschen anzuwenden<br />
sind. In einer prospektiv randomisierten<br />
Untersuchung konnte gezeigt werden, dass die<br />
Entstehung von Femurkopfnekrosen osteosynthe-<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Präoperative Verweildauer<br />
Präoperative Verweildauer<br />
OP nach<br />
Aufnahme<br />
innerhalb von<br />
< 24 Stunden<br />
Vertrauensbereich<br />
Referenzbereich<br />
24 - 48 Stunden<br />
> 48 Stunden<br />
Gruppe 1<br />
Alle<br />
Patienten<br />
19.342 / 32.868<br />
58,85%<br />
7.431 / 32.868<br />
22,61%<br />
6.095 / 32.868<br />
18,54%<br />
Gruppe 2<br />
osteosynth.<br />
Versorgung<br />
4.571 / 6.358<br />
71,89%<br />
1.072 / 6.358<br />
16,86%<br />
715 / 6.358<br />
11,25%<br />
Gesamt 2003<br />
tisch versorgter medialer Schenkelhalsfrakturen<br />
von der Länge des Intervalls zwischen Unfall- und<br />
Operationszeitpunkt sowie vom primären Dislokationsgrad<br />
der Fraktur abhängig ist (Kuner et al.<br />
1995, Bonnnaire et al. 1995). Ein Verfahrenswechsel<br />
aufgrund eines Osteosyntheseversagens<br />
kann hinsichtlich der Rate an postoperativen<br />
Komplikationen als problematischer eingestuft<br />
werden als die primäre prothetische Versorgung<br />
der proximalen Femurfraktur (Lenich et al. 2002).<br />
Eine entsprechende Leitlinienformulierung wurde<br />
1999 veröffentlicht (Stürmer 2001).<br />
Eine Analyse der externen <strong>Qualität</strong>ssicherungsdaten<br />
der Jahre 1993-1998 aus Westfalen-Lippe zeigte,<br />
dass auch bei kopferhaltender Therapie von Schenkelhalsfrakturen<br />
des jüngeren Menschen eine verzögerte<br />
Behandlung leider nicht unüblich war. Die<br />
Osteosynthese der Schenkelhalsfraktur des jüngeren<br />
Menschen erfolgte in nur knapp 50% der Fälle<br />
bereits am Aufnahmetag (Smektala et al. 2001).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
und osteosynthetischer Versorgung (DHS<br />
oder intramedulläre Stabilisierung oder Verschraubung)<br />
und ASA 1 bis 2<br />
Zähler: Patienten mit OP nach Aufnahme innerhalb<br />
von < 24 Stunden<br />
Erläuterung der Rechenregel: Schenkelhalsfraktur ist<br />
definiert als Entlassungsdiagnose mit ICD-10-Kodes<br />
(Version 2.0) S72.00, S72.01, S72.02, S72.03,<br />
S72.04, S72.05.<br />
Gruppe 3<br />
osteosynth.<br />
Versorgung<br />
ASA 1-2<br />
2.296 / 2.907<br />
78,98%<br />
77,45% - 80,45%<br />
≥ 95%<br />
394 / 2.907<br />
13,55%<br />
217 / 2.907<br />
7,46%<br />
Gruppe 4<br />
endoproth.<br />
Versorgung<br />
14.617/26.247<br />
55,69%<br />
6.296 / 26.247<br />
23,99%<br />
5.334 / 26.247<br />
20,32%<br />
123
124<br />
Ergebnisse<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Präoperative Verweildauer<br />
Anteil von Patienten mit OP nach Aufnahme innerhalb von 24 Std. an allen Patienten<br />
mit Schenkelhalsfraktur, osteosynthetischer Versorgung und ASA 1 oder 2<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit OP nach Aufnahme innerhalb von 24 Std.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
78,98%<br />
77,45 - 80,45%<br />
2.907<br />
85,7%<br />
43,8 - 100,0%<br />
3 von 1.190<br />
≥ 95%<br />
2 von 3<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.090 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
795 Krankenhäuser<br />
392 Krankenhäuser<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Um den Ausnahmekonstellationen<br />
gerecht zu werden (z.B. gerinnungshemmende<br />
Medikation, Wiederaufnahmefälle),<br />
wird der Referenzbereich nicht auf 100%, sondern<br />
auf ≥ 95% festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Insgesamt 58,85% aller Patienten mit einer Schenkelhalsfraktur<br />
wurden innerhalb der ersten 24 Stunden<br />
nach Krankenhausaufnahme operativ versorgt.<br />
Bei den Patienten mit niedrigem präoperativen<br />
Risikoprofil (ASA-Klassen 1 und 2), die hüftkopferhaltend<br />
operiert wurden, erfolgte die Operation in<br />
78,98% der Fälle innerhalb der ersten 24 Stunden.<br />
Diese Rate ist niedriger als erwartet. Bei Patienten<br />
der ASA-Klassen eins und zwei besteht in der Regel<br />
kein medizinischer Grund, die Operation verzögert<br />
durchzuführen. Bei der Bewertung der Rate muss<br />
berücksichtigt werden, dass Patienten mit einer<br />
Fraktur der Grade I oder II auch primär konservativ<br />
behandelt werden können und die Entscheidung<br />
zur Osteosynthese bei diesen Patienten daher sachgerecht<br />
erst später gefallen sein kann.<br />
Dieser Sachverhalt ist bei der Festlegung des Referenzwertes<br />
(≥ 95%) berücksichtigt worden. Im Strukturierten<br />
Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />
soll dieser Aspekt in die Analyse einbezogen werden.<br />
Die Eingrenzung der Grundgesamtheit auf die Patienten<br />
mit ASA-Klassen 1 und 2 hat die Spezifität dieses<br />
<strong>Qualität</strong>sindikators erhöht. Allerdings weisen dadurch<br />
nur drei Krankenhäuser mindestens 20 Fälle in<br />
dieser Grundgesamtheit auf. Nach Meinung der Fachgruppe<br />
sollte auf der Landesebene diskutiert werden,<br />
ob auch bei auffälligen Abteilungen mit Fallzahlen<br />
unter 20 ein Strukturierter Dialog geführt werden<br />
soll.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Geringe Letalität<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die proximale Femurfraktur ist eine Verletzung, die<br />
überwiegend im hohen Lebensalter auftritt und mit<br />
einer erhöhten Letalität verglichen mit gleichaltrigen<br />
Personen ohne dieses Trauma vergesellschaftet ist.<br />
Diese erhöhte Sterblichkeit (Angaben in der Literatur<br />
von 20 bis 35%) besteht über das erste postoperative<br />
Jahr (Elliott et al. 2003, Woolf & Pfleger 2003,<br />
Braithwaite et al. 2003, Goldacre et al. 2002, Fransen<br />
et al. 2002).<br />
Zur Krankenhausletalität bei proximaler Femurfraktur<br />
finden sich Angaben in nicht randomisierten Einzelstudien<br />
von 2,7 bis 11% (Lawrence et al. 2002,<br />
Gerber et al. 1993, Wissing 1996, Richmond et al.<br />
2003).<br />
Als Einflussfaktoren auf die Sterblichkeit nach proximaler<br />
Schenkelhalsfraktur lassen sich sowohl<br />
patientenbedingte Faktoren wie auch verfahrensbedingte<br />
Faktoren identifizieren.<br />
Operationsverfahren<br />
Bezogen auf einen Einjahres-Nachbeobachtungszeitraum<br />
gibt es keinen statistischen Unterschied zwischen<br />
den Letalitätsraten für osteosynthetische<br />
und endoprothetische Versorgung. Innerhalb der<br />
ersten Monate postoperativ ist die Letalitätsrate<br />
bei endoprothetischer Versorgung höher als bei<br />
osteosynthetischer Versorgung (Lu-Yao et al. 1994,<br />
Masson et al. 2004).<br />
Operationszeitpunkt<br />
Eine operative Versorgung später als 24 Stunden<br />
nach stationärer Aufnahme ist mit höherem Thromboserisiko,<br />
höherem Risiko zur Lungenembolie und<br />
einer erhöhten Letalität vergesellschaftet.<br />
Das Risiko, ein Dekubitalulkus zu entwickeln, steigt<br />
bei verzögerter operativer Versorgung (Aussagen<br />
mit Evidenzgrad 2+ nach SIGN).<br />
Eine 2003 publizierte Fallstudie untersuchte den<br />
Einfluss des Operationszeitpunktes auf die Letalität.<br />
Eine operative Versorgung innerhalb der ersten 24<br />
Stunden zeigte nach sechs Monaten eine Sterblichkeitsrate<br />
von 13,9% gegenüber 33,3% bei späterer<br />
Versorgung (Dorotka et al. 2003). Weitere Fallstudien<br />
stützen diese Aussage (Michel et al. 2002,<br />
Elliott et al. 2003, Casaletto & Gatt 2004, Gdalevich<br />
et al. 2004).<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Letalität<br />
Es kann dennoch nicht gefordert werden, dass jeder<br />
Patient innerhalb dieses Zeitraums operiert wird,<br />
da unterschiedliche Patientenfaktoren wie z.B.<br />
Komorbiditäten mit der Notwendigkeit einer längeren<br />
präoperativen Vorbereitungszeit mit berücksichtigt<br />
werden müssen.<br />
Begleiterkrankungen<br />
Anhand der Auswertung administrativer Daten von<br />
417.657 Patienten (Iezzoni et al. 1994) zeigte sich,<br />
dass bei Patienten mit dokumentierten Komplikationen<br />
nach großen Operationen („major surgery“)<br />
im Mittel gleichzeitig 6,5 Komorbiditäten dokumentiert<br />
worden waren. Die relevanteste Erhöhung des<br />
relativen Risikos um den Faktor 3,52 fand sich für<br />
Mangelernährungen („nutritional deficiencies“).<br />
Weitere Komorbiditäten, für welche eine altersadjustierte<br />
relative Risikoerhöhung signifikant<br />
(p
126<br />
Letalität<br />
Letalität<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Letalität<br />
Alle Patienten<br />
Patienten mit osteosynthetischer Versorgung<br />
Patienten mit osteosynthetischer Versorgung<br />
Patienten mit endoprothetischer Versorgung<br />
Patienten mit ASA 1 und 2<br />
Patienten mit ASA 3<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von verstorbenen Patienten an allen Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
und osteosythetischer Versorgung<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Verstorbene Patienten<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
2,89%<br />
2,50 - 3,34%<br />
6.358<br />
2,7%<br />
0,0 - 16,7%<br />
44 von 1.190<br />
≤ 13,6% (95%-Perzentile)<br />
2 von 44<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.190 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
Verstorbene Patienten<br />
1.797 / 32.868<br />
184 / 6.358<br />
184 / 6.358<br />
1.598 / 26.247<br />
123 / 9.833<br />
1.102 / 19.929<br />
5,47%<br />
2,89%<br />
2,89%<br />
6,09%<br />
1,25%<br />
5,53%<br />
890 Krankenhäuser<br />
256 Krankenhäuser<br />
litätsrate von 4% bei Männern im Alter von 64 bis<br />
69 Jahren und von 31% bei Männern von über 90<br />
Jahren (Roberts & Goldacre 2003).<br />
Prozessmanagement<br />
Prozessmanagement und einzelne Outcome-Parameter<br />
werden durch Implementierung eines externen<br />
<strong>Qualität</strong>smanagements in Form eines Audits<br />
verbessert (Freeman 2002). Verbessertes Prozessmanagement<br />
in der Versorgung proximaler Femurfrakturen<br />
konnte eine Reduktion der 30-Tage-Letalität<br />
von 22 auf 7% erreichen (Parker 2000).<br />
Die Letalitätsrate kann somit als valider Indikator<br />
für die Ergebnisqualität bei proximalen Femurfrakturen<br />
eingesetzt werden (AHRQ 2003). Das Ergebnis<br />
kann vom Operateur unmittelbar beeinflusst werden.<br />
Das patientenbedingte Risiko wird anhand der<br />
Risikoklassen nach ASA abgebildet.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
und osteosynthetischer Versorgung (DHS<br />
oder intramedulläre Stabilisierung oder Verschraubung)<br />
Zähler: verstorbene Patienten<br />
Erläuterung der Rechenregel: Schenkelhalsfraktur<br />
ist definiert als Entlassungsdiagnose mit ICD-10-<br />
Kodes (Version 2.0) S72.00, S72.01, S72.02,<br />
S72.03, S72.04, S72.05.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 13,6% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Da die Literaturangaben<br />
zur Letalität von Schenkelhalsfrakturoperationen<br />
sehr unterschiedliche Raten darstellen,<br />
hat die Fachgruppe hier die 95%-Perzentile<br />
als Referenzbereich festgelegt.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
und endoprothetischer Versorgung (TEP oder<br />
monopolare Femurkopfprothese oder Duokopfprothese)<br />
Zähler: Verstorbene Patienten<br />
Erläuterung der Rechenregel: Schenkelhalsfraktur<br />
ist definiert als Entlassungsdiagnose mit ICD-10-<br />
Kodes (Version 2.0) S72.00, S72.01, S72.02,<br />
S72.03, S72.04, S72.05.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />
Ergebnisse<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Letalität<br />
Anteil von verstorbenen Patienten an allen Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
und endoprothetischer Versorgung<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Verstorbene Patienten<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
6,09%<br />
5,80 - 6,38%<br />
26.247<br />
5,0%<br />
0,0 - 28,6%<br />
572 von 1.190<br />
≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />
22 von 572<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.190 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
539 Krankenhäuser<br />
79 Krankenhäuser<br />
127
128<br />
Ergebnisse<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Letalität<br />
Anteil von verstorbenen Patienten an allen Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
und ASA 1 oder 2<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Verstorbene Patienten<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,25%<br />
1,04 - 1,49%<br />
9.833<br />
0,0%<br />
0,0 - 15,6%<br />
114 von 1.190<br />
-<br />
-<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.190 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
947 Krankenhäuser<br />
129 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />
und Risikoklasse ASA 1 oder 2<br />
Zähler: Verstorbene Patienten<br />
Erläuterung der Rechenregel: Schenkelhalsfraktur<br />
ist definiert als Entlassungsdiagnose mit ICD-10-<br />
Kodes (Version 2.0) S72.00, S72.01, S72.02,<br />
S72.03, S72.04, S72.05.<br />
Referenzbereich<br />
Kein Referenzbereich<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der Hospital-Letalität liegt bei 5,47%<br />
und damit im unteren Bereich der in der Literatur<br />
angegebenen Letalitätsraten. Somit kann im internationalen<br />
Vergleich eine gute Versorgungsqualität in<br />
Deutschland festgestellt werden.<br />
Aufgegliedert nach Art der Versorgung lag die Gesamtrate<br />
bei osteosynthetischer Versorgung bei 2,89%<br />
und bei endoprothetischer Versorgung bei 6,09%.<br />
Für den Strukturierten Dialog können insbesondere<br />
die risikostratifizierten Ergebnisse anhand der ASA-<br />
Klassifikation verwendet werden. In der Gruppe der<br />
Patienten mit niedrigem Risikoprofil (ASA-Klassen 1<br />
und 2) betrug die Gesamtrate 1,25%.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reichte<br />
hier von 0,0% bis 15,6% und lässt erhebliche Unterschiede<br />
der Ergebnisqualität in dieser relativ homogenen<br />
und risikoarmen Patientengruppe erkennen.<br />
Auffällig hohe Raten sollen in jedem Fall mit den betreffenden<br />
Abteilungen im Strukturierten Dialog analysiert<br />
werden.<br />
Bei höheren Fallzahlen ist eine Letalitätsrate von 0,0%<br />
auffällig und lässt die Dokumentationsqualität fraglich<br />
erscheinen.
Ausblick<br />
Angesichts der zu verzeichnenden Zunahme von<br />
hüftgelenknahen Oberschenkelfrakturen in den<br />
alternden westlichen Gesellschaften werden große<br />
Anstrengungen zum Verständnis, zur Prävention<br />
und zur Behandlungsoptimierung dieser Verletzung<br />
unternommen. Anzustreben ist eine auf evidenzbasierter<br />
Grundlage und subjektiver Erfahrung gründende<br />
individuelle Entscheidungsfindung zum<br />
optimalen Behandlungsverfahren im spezifischen<br />
Umfeld.<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
Vernetzte Behandlungsstrukturen werden nicht nur<br />
im Rahmen von Verträgen zur integrierten Versorgung<br />
in den nächsten Jahren zu einer Verbesserung<br />
der Versorgung beitragen können. Die systematische<br />
Beobachtung der Ergebnisqualität solcher Versorgungsnetze<br />
kann in den nächsten Jahren stattfindende<br />
Entwicklungen optimieren. Die Möglichkeit<br />
einer Verlaufsbeobachtung der Behandlungsergebnisse<br />
über den stationären Aufenthalt hinaus ist<br />
erforderlich, um einen Vergleich der unterschiedlichen<br />
Konzepte zu ermöglichen.<br />
129
130<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
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Bonjour JP, Rizzoli R.<br />
Survival and potential years of life lost after hip<br />
fracture in men and age-matched women.<br />
Osteoporos Int 2002; 13 (9): 731-737.<br />
Wissing H, Peterson T, Doht A.<br />
Risiko und Prognose hüftgelenknaher Frakturen.<br />
Unfallchirurgie 1996; 22: 74-84.<br />
Woolf AD, Pfleger B.<br />
Burden of major musculoskeletal conditions.<br />
Bull World Health Organ 2003; 81 (9): 646-656.<br />
131
132<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Dr. Regine Reinstorf<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie<br />
Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />
Leverkusen<br />
Dr. Dieter Decking<br />
Münster<br />
Dr. Rita Engelhardt<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />
Heidelberg<br />
Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />
Dresden-Schönfeld<br />
Dr. Thomas Gaertner<br />
Oberursel<br />
Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />
Bremen<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Marion Lichtinghagen<br />
Wiesbaden<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />
Celle<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Detlef Roggenkemper<br />
Sendenhorst<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />
Berlin<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />
Mannheim<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 12<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Zusammenfassung<br />
Hüft-Totalendoprothesen weisen in der Regel eine<br />
Standzeit, d.h. eine Zeitspanne zwischen Erstoperation<br />
und Wechseloperation, von über 15 Jahren<br />
auf. Die Erstimplantation einer solchen Prothese bei<br />
Verschleiß des Hüftgelenks (Koxarthrose) verbessert<br />
die Lebensqualität des betroffenen Patienten deutlich.<br />
Ebenso ist bei schmerzhafter und beeinträchtigender<br />
Prothesenlockerung ein Prothesenwechsel<br />
die angemessene Behandlung der Beschwerden.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />
Prozessqualität und die Ergebnisqualität betrachten.<br />
Für die prognostische Einschätzung und operative<br />
Planung eines Prothesenwechsels muss vor der<br />
Operation bekannt sein, ob eine Infektion des Kunstgelenks<br />
vorliegt. Wenn dies der Fall ist, ist die<br />
Kenntnis von Art und Resistenzen des Erregers notwendig,<br />
um rechtzeitig eine effektive und zielgenaue<br />
medikamentöse Therapie einleiten zu können. Die<br />
Auffälligkeit bereits eines relevanten laborchemischen<br />
Entzündungszeichens erfordert – bei vorherigem<br />
Ausschluss anderer Infektionsquellen – vor der<br />
Wechseloperation eine Gelenkpunktion zum<br />
Erregernachweis.<br />
Bei 46,42 % der Patienten, bei denen Entzündungszeichen<br />
im Labor vorlagen, wurde eine Gelenkpunktion<br />
durchgeführt. Diese Rate ist deutlich niedriger<br />
als erwartet. Hier ist nach Überzeugung der Fachgruppe<br />
ein erhebliches Verbesserungspotenzial<br />
gegeben. Da nur bei 1.131 von 6.485 Fällen<br />
(17,4 %) überhaupt Entzündungszeichen vorlagen,<br />
wiesen lediglich zwei Krankenhäuser mindestens<br />
20 Fälle in der Grundgesamtheit auf. Die Berechnung<br />
der 5%-Perzentile als Referenzbereich ist<br />
daher hier nicht möglich. Nach Meinung der Fachgruppe<br />
sollte auf Landesebene der Strukturierte<br />
Dialog mit allen Krankenhäusern – unabhängig von<br />
der Fallzahl – aufgenommen werden, die keine Gelenkpunktionen<br />
bei Infektionsverdacht dokumentiert<br />
haben.<br />
Epidemiologische Studien belegen, dass bei Prothesenwechseln<br />
höhere Komplikationsraten auftreten<br />
als bei Primäreingriffen. Dies gilt auch für die<br />
Luxation, bei der der Hüftkopf aus der Hüftpfanne<br />
springt. Bei der Endoprothesenluxation<br />
handelt es sich um eine bedeutende Komplikation<br />
der Hüft-TEP-Versorgung. Der Krankenhausaufenthalt<br />
verlängert sich unter Umständen für die betroffenen<br />
Patienten erheblich. Durch die verlängerte Bettruhe<br />
besteht eine erhöhte Gefahr für das Auftreten von<br />
Begleiterkrankungen wie Thrombose, Lungenembolie<br />
oder Dekubitus.<br />
Die Gesamtrate der Endoprothesenluxationen betrug<br />
3,12 %. Diese Rate ist im internationalen Vergleich<br />
als Ausdruck einer guten Versorgungsqualität zu<br />
werten, auch wenn Angaben in der Literatur wegen<br />
der unterschiedlichen Beobachtungszeiträume nur<br />
eingeschränkt mit den vorliegenden Daten verglichen<br />
werden können. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
war mit 0,0 bis 14,3 % erheblich.<br />
Zwei Krankenhäuser lagen außerhalb des von der<br />
Fachgruppe festgelegten Referenzbereichs (95%-<br />
Perzentile, d.h. ≤ 9,1 %). Mit diesen Krankenhäusern<br />
ist auf der Landesebene der Strukturierte<br />
Dialog zu führen.
Einleitung<br />
Implantatwechsel sind bei Implantatlockerung indiziert.<br />
Die Ursache der Implantatlockerung kann ein<br />
Knochensubstanzverlust im Prothesenlager, das<br />
Ausbleiben der Osteointegration bei zementfreien<br />
Prothesen, eine akute oder chronische Infektion des<br />
Prothesenlagers, eine traumatisch bedingte periprothetische<br />
Fraktur oder das Auftreten implantatoder<br />
implantationsspezifischer Probleme sein<br />
(Stürmer 1999).<br />
Die Erstimplantation einer Hüft-Totalendoprothese<br />
bei Verschleiß des Hüftgelenks (Koxarthrose) verbessert<br />
die Lebensqualität des betroffenen Patienten<br />
deutlich. Ebenso verschafft bei schmerzhafter und<br />
beeinträchtigender Prothesenlockerung ein Prothesenwechsel<br />
dem Patienten Linderung (Saleh 2003).<br />
Hüft-Totalendoprothesen haben in der Regel eine<br />
Standzeit, d. h. eine Zeitspanne zwischen Erstoperation<br />
und Wechseloperation, von über 15 Jahren. Der<br />
Anteil an Revisionsoperationen bezogen auf die<br />
Primärimplantation beträgt ca. 8 bis 10 %, wie die<br />
über Jahre dokumentierten Beobachtungen des<br />
schwedischen Endoprothesenregisters zeigen<br />
konnten.<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
Oft eine angemessene Indikation anhand der klinischen<br />
Symptomatik (Schmerzen und Bewegungseinschränkung)<br />
Oft eine angemessene Indikation anhand röntgenologischer<br />
Kriterien oder Entzündungszeichen<br />
Selten Patienten ohne klinische Symptomatik, ohne<br />
röntgenologische Kriterien und ohne Entzündungszeichen<br />
Möglichst oft Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />
Im Verhältnis zur OP-Dauer angemessene Antibiotikaprophylaxe.<br />
Single shot bei OP-Dauer bis 120 min.<br />
Intraoperative Zweitgabe bei OP-Dauer > 120 min.<br />
Immer postoperatives Röntgen in 2 Ebenen<br />
Hoher Anteil an Patienten mit selbstständigem Gehen<br />
bei der Entlassung<br />
Möglichst hoher Anteil an Patienten, bei denen bei<br />
Entlassung eine selbstständige Versorgung in der<br />
täglichen Hygiene möglich ist<br />
Selten Gefäßläsion als intra- oder postoperative chirurgische<br />
Komplikation<br />
Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige intraoder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Implantatfehllage, Implantatdislokation oder<br />
Implantatbruch<br />
Selten Fraktur als behandlungsbedürftige intra- oder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Endoprothesenluxation<br />
Selten Wundinfektion<br />
(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />
Selten Wundhämatom/Nachblutung<br />
Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />
Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />
Komplikation<br />
Geringe Letalität<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 40<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
6.484<br />
54<br />
726<br />
4.369<br />
1.216<br />
119<br />
2.563<br />
3.922<br />
355<br />
3.064<br />
2.901<br />
163<br />
2<br />
99,98 %<br />
0,83 %<br />
11,20 %<br />
67,38 %<br />
18,75 %<br />
1,83 %<br />
39,52 %<br />
60,48 %<br />
5,47 %<br />
47,25 %<br />
44,73 %<br />
2,51 %<br />
0,03 %<br />
133
134<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
620%<br />
120%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
1.838<br />
432<br />
6.0<br />
6.485<br />
782<br />
8.323<br />
838<br />
Erwartet<br />
8.270<br />
752<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
101%<br />
111%<br />
2002<br />
82%<br />
101%<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> 8.323<br />
Datensätze aus 838 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Hüft-Totalendoprothesen<br />
- Wechsel konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden.<br />
Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich,<br />
aufgrund einer Übergangsregelung Daten im Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in<br />
diesem Format 1.838 Datensätze aus 432 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 6.485 Datensätze<br />
aus 782 Krankenhäusern. Diese konnten in<br />
der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />
werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />
Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
über alle Bundesländer hat sich gegenüber dem<br />
Vorjahr verbessert und lag insgesamt bei 101 %.<br />
Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im dritten<br />
Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />
als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />
Krankenhäuser ist ebenfalls sehr gut. Sie lag bei<br />
111 %.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert stark und weist bis auf ein Bundesland,<br />
welches nur 53 % der erwarteten Daten geliefert<br />
hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine sehr hohe<br />
Spannweite von 80 bis 620 % auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst oft Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Ein primär asymptomatischer Gelenkersatz, bei dem<br />
Schmerzen auftreten, deren Ursache nicht erklärbar<br />
ist, hat so lange als infizierter Gelenkersatz zu gelten,<br />
bis das Gegenteil bewiesen ist. In der Regel<br />
wird zunächst die Untersuchung der Leukozytenzahl<br />
und der Entzündungsparameter Blutsenkungsgeschwindigkeit<br />
(BSG) und C-reaktives Protein (CRP)<br />
durchgeführt. Auffälligkeiten bereits eines dieser<br />
Entzündungszeichen führen bei zuvor erfolgtem Ausschluss<br />
anderer Infektionsqellen zur Indikation<br />
einer Gelenkpunktion.<br />
Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie<br />
(Stürmer 2001) fordert ebenso wie die<br />
American Hip Society (Callaghan et al. 1995) bei<br />
Erhöhung bereits eines Entzündungsparameters die<br />
Punktion des unter Infektionsverdacht stehenden<br />
prothetisch versorgten Hüftgelenks unter streng<br />
aseptischen Kautelen.<br />
Für die Planung des Revisionseingriffs ist die<br />
Kenntnis, ob es sich um ein infiziertes Kunstgelenk<br />
handelt, von herausragender Bedeutung. Darüber<br />
hinaus ist das Wissen um Art und Resistenzen des<br />
Erregers notwendig, um rechtzeitig eine effektive<br />
und zielgenaue medikamentöse Therapie einleiten<br />
zu können (Jackson & Schmalzried 2000).<br />
Präoperative Diagnostik<br />
Eine prospektiv angelegte klinische Studie bei 202<br />
Hüftendoprothesenrevisionen wies nach, dass eine<br />
normale BSG in Verbindung mit einem normalen<br />
CRP-Wert eine Infektion nahezu ausschloss. Umgekehrt<br />
war bei Patienten mit bestätigter Infektion eine<br />
Erhöhung von mindestens einem der beiden Entzündungsparameter<br />
festzustellen. Bei dieser Studie<br />
wurden die präoperativen Befunde der Gelenk-<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />
punktion mit intraoperativen Abstrichkulturen und<br />
Gefrierschnittuntersuchungen verglichen. Bei Fällen<br />
mit Erhöhung der Entzündungsparameter wies<br />
eine Gelenkpunktion hinsichtlich der Diagnosestellung<br />
„Hüftgelenkinfektion“ eine Sensitivität von<br />
0,86, eine Spezifizität von 0,94, einen positiven<br />
Vorhersagewert von 0,67 und einen negativen<br />
Vorhersagewert von 0,98 auf (Spangehl et al. 1999).<br />
Eine Fallstudie aus dem Jahr 2002 fand für die präoperative<br />
Gelenkpunktion mit 1,0 eine höchstmögliche<br />
Spezifizität und eine Sensitivität von 0,75<br />
(Virolainen et al. 2002).<br />
In Fällen, bei denen eine Gelenkpunktion der Hüfte<br />
aufgrund von heterotopen Ossifikationen schwierig<br />
ist, kann die CT-gesteuerte Punktion indiziert sein<br />
(Chew et al. 1995).<br />
Intraoperative Diagnostik<br />
Eine weitere klinische Studie fand direkt im entfernten<br />
Prothesenmaterial Erregerkontaminationen auch<br />
dann, wenn Material von anderen Entnahmestellen<br />
keimfrei war.<br />
Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass<br />
vermeintlich aseptische Lockerungen möglicherweise<br />
doch einer schleichenden Infektion angelastet werden<br />
können. Somit ergeben sich Auswirkungen auf<br />
die anzuwendende perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />
und -therapie (Tunney et al. 1998). Weitere<br />
histologische Methoden helfen, schleichende<br />
Infektionen intra- bzw. perioperativ zu verifizieren<br />
(Pandey et al. 2000, Musso et al. 2003).<br />
135
136<br />
Ergebnisse<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />
Anteil von Patienten mit Gelenkpunktion an allen Patienten mit Entzündungszeichen<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit Gelenkpunktion<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
46,42 %<br />
43,48 - 49,38 %<br />
1.131<br />
100,0 %<br />
100,0 - 100,0 %<br />
2 von 782<br />
≥ x % (5% Perzentile, kann<br />
nicht bestimmt werden)<br />
-<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 782 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
398 Krankenhäuser<br />
382 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Entzündungszeichen<br />
im Labor (BSG, CRP, Leukozytose)<br />
Zähler: Patienten mit Gelenkpunktion<br />
Referenzbereich<br />
≥ x% (5% - Perzentile, kann nicht bestimmt werden)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Fachgruppe<br />
fordert immer (100 %) eine Gelenkpunktion bei<br />
Infektionsverdacht. Diese kann in seltenen Fällen<br />
auch vor der stationären Aufnahme erfolgen. Da der<br />
Datensatz hier nicht genau differenziert, kann nicht<br />
sicher ausgeschlossen werden, dass „nein“ angegeben<br />
wurde, wenn die Gelenkpunktion bereits<br />
ambulant durchgeführt worden ist. Die Fachgruppe<br />
hat daher hilfsweise die 5 % - Perzentile als<br />
Referenzbereich festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Bei 46,42 % der Patienten, bei denen Entzündungszeichen<br />
im Labor vorlagen, wurde eine Gelenkpunktion<br />
durchgeführt. Diese Rate ist deutlich niedriger<br />
als erwartet. Hier ist nach Überzeugung der Fachgruppe<br />
ein erhebliches Verbesserungspotenzial gegeben.<br />
Da insgesamt nur bei 1.131 von 6.485<br />
Fällen (17,44 %) überhaupt Entzündungszeichen<br />
vorlagen, wiesen lediglich 2 Krankenhäuser mindestens<br />
20 Fälle in der Grundgesamtheit auf. Die Berechnung<br />
des von der Fachgruppe festgelegten<br />
Referenzbereichs einer 5%-Perzentile ist daher hier<br />
nicht möglich. Nach Meinung der Fachgruppe sollte<br />
auf der Landesebene der Strukturierte Dialog unabhängig<br />
von der Fallzahl mit allen Krankenhäusern<br />
aufgenommen werden, die keine Gelenkpunktionen<br />
bei Infektionsverdacht dokumentiert haben.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten Endoprothesenluxation<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die frühe Luxation der endoprothetisch versorgten<br />
Hüfte ist eine schwerwiegende Komplikation. Sie ist<br />
schmerzhaft und verzögert den Heilungsverlauf.<br />
Durch verlängerte Immobilisation besteht eine erhöhte<br />
Gefahr für das zusätzliche Auftreten von<br />
Komplikationen wie Thrombose, Lungenembolie<br />
oder Dekubitus. Luxationsfolgen können zu einer<br />
dauerhaften Beeinträchtigung des Patienten führen.<br />
Bei wiederholter Luxation muss eine Revisionsoperation<br />
diskutiert werden.<br />
Eine epidemiologische Studie (Mahomed et al. 2003)<br />
und eine Metaanalyse (Saleh et al. 2003) belegen,<br />
dass bei Wechseleingriffen höhere Komplikationsraten<br />
beobachtet werden als bei Primäreingriffen.<br />
Dies gilt insbesondere für die Luxation. Ursächlich<br />
hierfür ist u.a. eine aufgrund ausgedehnter Präparation<br />
geschwächte Weichteilführung des Hüftgelenkes.<br />
Die Spannweite der Ergebnisse der Studien, die<br />
Eingang in die Metaanalyse fanden, beträgt 1,02<br />
bis 36,84 % (Saleh et al. 2003).<br />
Kinkel et al. (2003) geben für 169 Patienten mit<br />
Prothesenwechsel aufgrund aseptischer Lockerung<br />
der künstlichen Hüfte eine Luxationsrate von 8,3%<br />
bezogen auf die ersten drei postoperativen Wochen<br />
an.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit Endoprothesenluxation<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 9,1% (95% - Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Da evidenzbasierte<br />
Literaturergebnisse über zu tolerierende Endoprothesenluxationsraten<br />
nicht zur Verfügung stehen,<br />
hat die Fachgruppe hier die 95%-Perzentile<br />
als Referenzbereich festgelegt.<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Ergebnisse<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Endoprothesenluxation<br />
Anteil von Patienten mit Endoprothesenluxation an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
3,12 %<br />
2,71 - 3,57 %<br />
6.485<br />
0,0 %<br />
0,0 - 14,3 %<br />
79 von 782<br />
≤ 9,1% (95%-Perzentile)<br />
2 von 79<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 782 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
470 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
137
138<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Endoprothesenluxation<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der Endoprothesenluxationen betrug<br />
3,12 %. Diese Rate ist im internationalen Vergleich<br />
als Ausdruck einer guten Versorgungsqualität zu<br />
werten, auch wenn Angaben in der Literatur wegen<br />
der unterschiedlichen Beobachtungszeiträume nur<br />
eingeschränkt mit den vorliegenden Daten verglichen<br />
werden können. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
war mit 0,0 bis 14,3 % erheblich.<br />
Zwei Krankenhäuser lagen außerhalb des von<br />
der Fachgruppe festgelegten Referenzbereichs von<br />
≤ 9,1% (95%-Perzentile). Mit diesen Krankenhäusern<br />
ist auf der Landesebene ein Strukturierter<br />
Dialog zu führen.
Ausblick<br />
Daten zu Komplikations-, Revisions-, aber auch Erfolgsraten<br />
in der Revisionsendoprothetik sind rar<br />
und wenig systematisch publiziert. Die Häufigkeitszunahme<br />
der Primärimplantation als Standardbehandlung<br />
der ausgeprägten Hüftgelenkarthrose<br />
erklärt einerseits die bisher zu verzeichnende Zunahme<br />
an Wechseloperationen, andererseits kann<br />
das schwedische Endoprothesenregister für das Jahr<br />
2002 eine Abnahme an Wechseloperationen feststellen.<br />
Die Autoren zeigen sich erfreut über die daraus<br />
abzuleitende <strong>Qualität</strong>sverbesserung bei der Erstimplantation;<br />
sie schließen aber in ihrer differenzierten<br />
Betrachtung der unterschiedlichen Prothesenverankerungstechniken<br />
den Kommentar an, dass<br />
bestimmte Prothesentypen ein kontinuierlich<br />
anwachsendes Revisionsrisiko gezeigt hätten (The<br />
Swedish National Hip Arthroplasty Register 2002).<br />
Ob sich diese Aussagen auch auf das deutsche<br />
Versorgungssystem übertragen lassen, kann in<br />
Zukunft gegebenenfalls ein zu etablierendes nationales<br />
Endoprothesenregister beantworten.<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
139
140<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Literatur<br />
Callaghan JJ (ed.)<br />
Orthopaedic knowledge update Hip and knee<br />
reconstruction, developed by the Hip Society and<br />
the knee society 1st ed.<br />
Philadelphia: Lippincott, Williams & Wilkins; 1995<br />
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141<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Inna Dabisch<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Gefäßchirurgie<br />
Prof. Dr. Wolfgang Brinckmann<br />
Güstrow<br />
Prof. Dr. Hans-Henning Eckstein<br />
München<br />
Heribert Groh<br />
Bad Mergentheim<br />
Prof. Dr. Johannes Jost<br />
Bielefeld<br />
Dr. Hans-Peter Niedermeier<br />
München<br />
Prof. Dr. Klaus Rückert<br />
Hamburg<br />
Dr. Harro Schindler<br />
Weimar<br />
Gertrud Schmälzle<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Gernold Wozniak<br />
Bottrop<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 13<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Zusammenfassung<br />
Jährlich erleiden etwa 200.000 Menschen in Deutschland<br />
einen Schlaganfall. Etwa 30.000 Schlaganfälle<br />
werden durch eine Verengung (Stenose) der hirnversorgenden<br />
Halsschlagader (extrakranielle Arteria<br />
carotis interna) verursacht.<br />
In internationalen Multicenter-Studien in Europa<br />
und Nordamerika konnte gezeigt werden, dass die<br />
operative Entfernung gefäßverengender Plaques<br />
(Karotis-TEA) bei bestimmten Patientengruppen der<br />
alleinigen medikamentösen Therapie überlegen ist.<br />
Auf dem Boden dieser Studien liegen gesicherte<br />
Erkenntnisse auf dem höchsten Level der evidenzbasierten<br />
Medizin darüber vor, für welche Gruppen<br />
von Patienten eine Operationsindikation besteht<br />
und welche Komplikationsraten nicht überschritten<br />
werden dürfen, damit der Patient von der Operation<br />
profitiert. Die sich aus diesen Erkenntnissen herleitenden<br />
Empfehlungen wurden für das Auswertungskonzept<br />
des Leistungsbereichs Karotis-Rekonstruktion<br />
übernommen.<br />
Für die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung wurden von der<br />
Fachgruppe neun <strong>Qualität</strong>sziele definiert, von denen<br />
drei für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
ausgewählt wurden.<br />
Für Patienten mit einer Verengung der Halsschlagader<br />
ohne Krankheitserscheinungen (asymptomatische<br />
Karotisstenose) besteht eine Operationsindikation<br />
bei einem Stenosegrad von ≥ 60 %. Eine<br />
solche Stenose lag bei 88,85 % der operierten Patienten<br />
vor. Dieses Ergebnis spiegelt eine insgesamt<br />
sorgfältige Indikationsstellung wider. Die Spannweite<br />
der Ergebnisse reichte von 23,5 bis 100,0%.<br />
Auffällig waren 12 von 145 Krankenhäusern, die in<br />
weniger als 80 % der Fälle Patienten mit einer Stenose<br />
von ≥60 % operiert haben. Diese sollen auf der Landesebene<br />
einen Hinweis auf ihr Ergebnis erhalten.<br />
Die Rate postoperativer Schlaganfälle oder Todesfälle<br />
unter allen Patienten mit einer asymptomatischen<br />
Karotisstenose von ≥ 60 % ist mit 2,02 % Ausdruck<br />
guter Versorgungsqualität. Die Spannweite der<br />
Krankenhausergebnisse reichte von 0,0 bis 13,3 %.<br />
Bei der Bewertung dieses Ergebnisses ist zu berücksichtigen,<br />
dass der prophylaktische Effekt der Operation<br />
abhängig ist von der Rate postoperativer<br />
Schlaganfälle oder Todesfälle. Beträgt die Komplikationsrate<br />
0 %, müssen, statistisch betrachtet, 12<br />
Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose operiert<br />
werden, um einen Schlaganfall in den nächsten<br />
5 Jahren zu verhindern. Steigt dieser Anteil auf 8 %<br />
an, erhöht sich diese Zahl auf 1.000 Operationen.<br />
Die Fachgruppe Gefäßchirurgie empfiehlt, mit den<br />
31 auffälligen von insgesamt 116 Krankenhäusern,<br />
die oberhalb des Referenzwertes von < 3 % lagen,<br />
in einen Strukturierten Dialog zu treten. Krankenhäuser<br />
mit kleinen Fallzahlen sind für die geschilderte<br />
Problematik zu sensibilisieren.<br />
Patienten mit einer symptomatischen Karotisstenose<br />
von ≥ 70 %, die bereits einen leichten Schlaganfall<br />
erlitten haben, profitieren von der Operation, wenn<br />
die Rate postoperativer Schlaganfälle oder Todesfälle<br />
unter 6 % bleibt. Die zur Vermeidung eines<br />
Schlaganfalls nötige Anzahl von Operationen liegt<br />
hier bei 6 Eingriffen. In der Bundesauswertung 2003<br />
wurde diese Komplikation in 4,0% der Fälle beobachtet.<br />
Dies ist als gute Versorgungsqualität zu bewerten.<br />
Die Spannweite der Ergebnisse reichte von<br />
0,0 bis 39,5%. Krankenhäuser, sowohl mit hoher<br />
und niedriger Fallzahl, deren Ergebnisse oberhalb<br />
des Referenzwertes von < 6 % lagen, sollten auf der<br />
Landesebene um Stellungnahme gebeten werden.
Einleitung<br />
Jährlich erleiden etwa 200.000 Menschen in Deutschland<br />
einen Schlaganfall. Von diesen werden etwa<br />
30.000 Schlaganfälle durch eine Stenose der extrakraniellen<br />
Arteria carotis interna verursacht. Das<br />
Risiko für einen karotisbedingten Schlaganfall ist<br />
hierbei vom Stenosegrad abhängig und beträgt für<br />
> 50%ige Stenosen 1 bis 2% pro Jahr und für<br />
> 80%ige Stenosen ca. 3% pro Jahr.<br />
Im nachfolgend dargestellten Leistungsbereich<br />
„Karotis-Rekonstruktion“ werden Patienten betrachtet,<br />
die sich einer operativen Entfernung<br />
atherosklerotischer Plaques aus der Arteria carotis<br />
interna (Karotis-Thrombendarterektomie bzw.<br />
Karotis-TEA) unterzogen haben.<br />
In internationalen prospektiv-randomisierten Multicenter-Studien<br />
(ACAS 1995, NASCET 1998, 2002,<br />
ECST 1998, ACST 2004) konnte gezeigt werden, dass<br />
die operierten Patienten in den nächsten 2 bis 8<br />
Jahren wesentlich seltener einen Schlaganfall erleiden<br />
als medikamentös behandelte Patienten mit<br />
Karotisstenosen.<br />
Auf der Grundlage der genannten Studien hat die<br />
American Heart Association eine Leitlinie zur<br />
Karotis-TEA erstellt (Biller et al. 1998), die festlegt,<br />
für welche Patientenkollektive eine Indikation zur<br />
Karotis-TEA besteht und welche Komplikationsraten<br />
nicht überschritten werden dürfen, damit der Patient<br />
von der Operation profitiert. Die Empfehlungen<br />
dieser Leitlinie entsprechen dem höchsten Level<br />
der evidenzbasierten Medizin (Evidenzgrad I,<br />
Empfehlungsgrad A nach den Kriterien der American<br />
Heart Association) und sind in das Auswertungskonzept<br />
des Leistungsbereichs Karotis-Rekonstruktion<br />
übernommen worden.<br />
Für den Vergleich der Ergebnisse der Bundesauswertung<br />
ist die unterschiedliche Definition des<br />
Stenosegrades der Arteria carotis interna in Europa<br />
und Nordamerika zu berücksichtigen. Während der<br />
Stenosegrad in Europa als das Verhältnis vom<br />
Querdurchmesser des geringsten noch durchflossenen<br />
Abschnitts zum geschätzten ursprünglichen<br />
Gefäßdurchmesser beschrieben wird („lokaler<br />
Stenosegrad“, ECST-Kriterien), ist in Nordamerika<br />
der geringste Gefäßdurchmesser innerhalb der<br />
Stenose im Verhältnis zum Gefäßdurchmesser<br />
oberhalb der Stenose gemeint („distaler Stenosegrad“,<br />
NASCET-Kriterien). Eine 50%ige Stenose<br />
nach den NASCET-Kriterien entspricht somit einer<br />
70 %igen Stenose gemäß der Definition der ECST.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Alle Angaben zum Stenosegrad erfolgen in der<br />
Bundesauswertung einheitlich nach der NASCET-<br />
Definition. Sofern die teilnehmenden Krankenhäuser<br />
den Grad der Stenose gemäß den Kriterien der<br />
ECST oder der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall<br />
in der Medizin (DEGUM) dokumentiert hatten,<br />
wurde auf die NASCET-Kriterien umgerechnet.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
Indikation bei asymptomatischer Karotisstenose:<br />
Nur Stenosen operieren mit einem Stenosegrad<br />
≥ 60% (NASCET)<br />
Indikation bei symptomatischer Karotisstenose:<br />
Nur Stenosen operieren mit einem Stenosegrad<br />
≥ 50% (NASCET)<br />
Asymptomatische Stenose ohne kontralateralen Befund:<br />
Angemessene niedrige Rate von perioperativen<br />
Schlaganfällen und Todesfällen, Referenzbereich < 3%<br />
Asymptomatische Stenose mit kontralateralem Befund:<br />
Angemessene niedrige Rate an perioperativen<br />
Schlaganfällen und Todesfällen, Referenzbereich < 5%<br />
Symptomatische Stenose mit Stenosegrad ≥ 70%<br />
(NASCET): Angemessene niedrige Rate von<br />
perioperativen Schlaganfällen oder Todesfällen,<br />
Referenzbereich < 6%<br />
Symptomatische Stenose mit Stenosegrad von<br />
50 bis 69% (NASCET): Angemessene niedrige Rate<br />
von perioperativen Schlaganfällen oder Todesfällen<br />
Referenzbereich < 6%<br />
Niedriger Anteil von Patienten mit schweren<br />
Schlaganfällen oder Tod (Rankin 4, 5, 6)<br />
Selten postoperative Komplikationen<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Neu: Darstellung der Wundinfektion nach den<br />
Kriterien der CDC)<br />
Messmethoden bei Karotisstenose<br />
B<br />
A<br />
C<br />
Distaler Stenosegrad (NASCET)<br />
B-A<br />
* 100 %<br />
B<br />
Lokaler Stenosegrad (ECST)<br />
C-A<br />
* 100 %<br />
C<br />
142
143<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 69<br />
70 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
19.355 Datensätze aus 437 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Karotis-Rekonstruktion<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden.<br />
Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich,<br />
aufgrund einer Übergangsregelung Daten im<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es<br />
liegen in diesem Format 3.692 Datensätze aus<br />
266 Krankenhäusern vor.<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und<br />
Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
119%<br />
112%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
3.692<br />
266<br />
Bundesländer Gesamt<br />
6.0<br />
15.663<br />
422<br />
Gesamt<br />
19.355<br />
437<br />
Erwartet<br />
21.902<br />
446<br />
Anzahl Anteil<br />
19.340<br />
6<br />
63<br />
2.641<br />
7.025<br />
7.506<br />
2.055<br />
44<br />
13.221<br />
6.134<br />
582<br />
6.335<br />
11.700<br />
716<br />
22<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
88 %<br />
98 %<br />
99,92%<br />
0,03%<br />
0,33%<br />
13,66%<br />
36,32%<br />
38,81%<br />
10,63%<br />
0,23%<br />
68,31%<br />
31,69%<br />
3,01%<br />
32,73%<br />
60,45%<br />
3,70%<br />
0,11%<br />
2002<br />
79 %<br />
87 %<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />
jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />
15.663 Datensätze aus 422 Krankenhäusern. In<br />
der Auswertung wurden die Datensätze des<br />
Formats 5.0.1 auf das Datensatzformat 6.0 überführt,<br />
so dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam<br />
ausgewertet werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für<br />
2002 (Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt.<br />
Eine Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />
„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />
der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />
Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />
100 % möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Karotis-Rekonstruktion über alle<br />
Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />
geringfügig verbessert und lag insgesamt bei<br />
88 %. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />
im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung allerdings immer noch als verbesserungsfähig<br />
einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />
Krankenhäuser ist dagegen gut. Sie lag bei 98 %.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bezogen auf das Verhältnis<br />
von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen,<br />
eine mittlere Spannweite von 54 bis 119 % auf.<br />
Nach Auffassung der Fachgruppe Gefäßchirurgie ist<br />
eine bundesweite Vollständigkeit der Datensätze<br />
von 88 % nicht unbedingt Ausdruck einer unvollständigen<br />
Dokumentation. Möglicherweise ist<br />
diese Zahl bedingt durch eine Abnahme operativer<br />
Eingriffe infolge einer zunehmenden Verbreitung<br />
der stentgestützten perkutanen Angioplastie von<br />
extrakraniellen Stenosen der Arteria carotis interna.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Indikation bei asymptomatischer Karotisstenose:<br />
Nur Stenosen operieren mit einem Stenosegrad<br />
≥ 60% (NASCET)<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Bei der Indikationsstellung zur Operation muss<br />
eine sorgfältige Abwägung zwischen dem Risiko der<br />
Operation und dem Risiko eines Schlaganfalles im<br />
natürlichen Verlauf erfolgen. Die Frage nach der<br />
besten Therapie – konservativ oder operativ – wurde<br />
in mehreren prospektiv-randomisierten Studien<br />
sowohl für die asymptomatische als auch die<br />
symptomatische Karotisstenose untersucht. Auf<br />
dem Boden dieser Untersuchungen liegen für die<br />
operative Behandlung gesicherte Indikationen auf<br />
dem höchsten Level der evidenzbasierten Medizin<br />
vor (Evidenzgrad Ia, Empfehlungsgrad A, nach den<br />
Kriterien der American Heart Association) (Biller et<br />
al. 1998).<br />
Für die asymptomatische Karotisstenose besteht<br />
eine Operationsindikation bei einem distalen<br />
Stenosegrad von ≥ 60% (NASCET-Kriterien; Biller<br />
et al. 1998).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten mit asymptomatischer<br />
Karotisstenose (Indikationsgruppe A) unter<br />
Ausschluss der Patienten mit Karotischirurgie unter<br />
besonderen Bedingungen (Indikationsgruppe C)<br />
Zähler: Patienten mit einem Stenosegrad von<br />
≥ 60% (NASCET)<br />
Erläuterung der Rechenregel:<br />
In die Indikationsgruppe A fallen die Patienten, die<br />
innerhalb der letzten 6 Monate ereignisfrei waren,<br />
d.h. bei denen kein neues fokal-neurologisches<br />
Defizit im ipsilateralen Stromgebiet auftrat und die<br />
nicht in die Indikationsgruppe C (Karotischirurgie<br />
unter besonderen Bedingungen) fallen.<br />
In die Indikationsgruppe C (Karotischirurgie unter<br />
besonderen Bedingungen) fallen Patienten mit<br />
Crescendo-TIA, akuter, progredienter Apoplex,<br />
sonstigem Notfall, Aneurysma, Coiling, kombinierter<br />
Karotis-Koronarchirurgie, kombinierter Karotis-Gefäßchirurgie,<br />
besonderer Plaque-Morphologie mit einem<br />
Stenosegrad < 50 % (NASCET) für symptomatische<br />
Karotisstenose, Mehretagen-Rekonstruktionen und<br />
Rezidiveingriffen.<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Indikation bei asymptomatischer Karotisstenose<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit einem Stenosegrad von ≥ 60% (NASCET) an Patienten<br />
der Indikationsgruppe A (asymptomatische Karotisstenose)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit Stenosegrad von ≥ 60% (NASCET)<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
88,85 %<br />
88,21 - 89,47 %<br />
9.804<br />
92,7 %<br />
23,5 - 100,0%<br />
145 von 437<br />
≥ 80 %<br />
12 von 145<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 437 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
254 Krankenhäuser<br />
38 Krankenhäuser<br />
144
145<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Indikation bei asymptomatischer Karotisstenose<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 80%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich:<br />
Es ist zu berücksichtigen, dass bei 10 bis 20% der<br />
Fälle aller Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose<br />
eine hochgradige kontralaterale Stenose<br />
oder ein kontralateraler Karotisverschluss vorliegt.<br />
Bei diesen Patienten kann durchaus auch bei<br />
unter 60%iger ipsilateraler Stenose die Karotis-<br />
TEA indiziert sein.<br />
Bewertung<br />
Das Gesamtergebnis von 88,85 % spricht nach<br />
Ansicht der Fachgruppe für eine insgesamt sorgfältige<br />
Indikationsstellung bei Patienten mit asymptomatischer<br />
Karotisstenose und ist nahezu identisch<br />
mit dem des Vorjahres. Die Spannweite der<br />
Krankenhausergebnisse ist aus Sicht der Fachgruppe<br />
bemerkenswert. In einzelnen Krankenhäusern<br />
liegt der Anteil operativ versorgter Patienten mit<br />
einer asymptomatischen Karotisstenose nach den<br />
genannten Indikationskriterien bei unter 25 %.<br />
Nur 12 der 145 Krankenhäuser mit mehr als<br />
20 Fällen in der Grundgesamtheit erreichen den Referenzbereich<br />
von ≥ 80 % nicht. Mit diesen Krankenhäusern<br />
soll auf der Landesebene eine Analyse der<br />
Ergebnisse erfolgen.
Karotis-Rekonstruktion<br />
Perioperative Schlaganfälle oder Tod bei asymptomatischer Karotisstenose<br />
≥ 60% (NASCET) ohne kontralaterale Stenose ≥ 75% (NASCET) oder<br />
kontralateralen Verschluss<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Asymptomatische Stenose ohne kontralateralen<br />
Befund: Angemessene niedrige Rate an perioperativen<br />
Schlaganfällen und Todesfällen, Referenzbereich<br />
< 3 %<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Karotisthrombendarteriektomie ist eine prophylaktische<br />
Operation, die dem Schlaganfall vorbeugen<br />
soll. Das Risiko der Operation darf daher<br />
das Risiko bei natürlichem Verlauf nicht übersteigen.<br />
Bei Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose<br />
von ≥ 60% (NASCET-Kriterien), bei denen<br />
nicht gleichzeitig eine kontralaterale Stenose ≥<br />
75% (NASCET) vorliegt, darf die Rate an perioperativen<br />
Schlaganfällen oder Todesfällen 3% nicht<br />
überschreiten, wenn der Patient von der Operation<br />
profitieren soll (Evidenzgrad Ia, Empfehlungsgrad<br />
A, nach den Kriterien der American Heart Association;<br />
Biller et al. 1998).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten mit asymptomatischer<br />
Karotisstenose mit einem Stenosegrad ≥ 60%<br />
(NASCET) ohne kontralateralen Verschluss oder<br />
kontralaterale Stenose ≥ 75% (NASCET) unter<br />
Ausschluss der Patienten, die in die Indikationsgruppe<br />
C fallen (Karotischirurgie unter besonderen<br />
Bedingungen)<br />
Zähler: Patienten mit perioperativen Schlaganfällen<br />
oder Tod<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: < 3%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich:<br />
Der festgelegte Referenzbereich basiert auf den<br />
Ergebnissen von prospektiv randomisierten Multicenter-Studien.<br />
Nur wenn die Komplikationsrate innerhalb dieses<br />
Referenzbereichs liegt, profitiert der Patient von der<br />
Operation.<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit perioperativen Schlaganfällen oder Tod an Patienten mit<br />
asymptomatischer Karotisstenose mit einem Stenosegrad ≥ 60% (NASCET) ohne<br />
kontralateralen Verschluss oder kontralaterale Stenose ≥ 75% (NASCET)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit perioperativen Schlaganfällen oder Tod<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
2,02 %<br />
1,71 - 2,37 %<br />
7.333<br />
0,0 %<br />
0,0 - 13,3 %<br />
116 von 437<br />
< 3 %<br />
31 von 116<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 437 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
267 Krankenhäuser<br />
54 Krankenhäuser<br />
146
147<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Perioperative Schlaganfälle oder Tod bei asymptomatischer Karotisstenose<br />
≥ 60% (NASCET) ohne kontralaterale Stenose ≥ 75% (NASCET) oder kontralateralen<br />
Verschluss<br />
NNT (numbers needed to treat) und perioperative<br />
Komplikationsraten<br />
Anzahl notwendiger Operationen<br />
60<br />
30<br />
0<br />
0%<br />
1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 9% 10%<br />
Perioperative Schlaganfallrate/Letalität<br />
Asymptomatische Stenosen (60-99 %)<br />
Symptomatische Stenosen (50-69 %)<br />
Symptomatische Stenosen (70-99%)<br />
Anzahl der notwendigen Operationen, um einen<br />
ipsilateralen Schlaganfall innerhalb von fünf Jahren<br />
zu verhindern („Number needed to treat“ NNT) –<br />
Einfluss der perioperativen Komplikationsrate (auf<br />
Basis der ACAS-Studie sowie „gepoolter“ Daten<br />
aus NASCET und ECST) (<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2002)<br />
Bewertung<br />
Die Rate an perioperativen Schlaganfällen oder<br />
Todesfällen verhält sich umgekehrt proportional<br />
zum prophylaktischen Effekt der Operation. So<br />
können gefäßchirurgische Abteilungen mit einer<br />
Komplikationsrate von 0 % statistisch gesehen<br />
einen ipsilateralen Schlaganfall bei Patienten mit<br />
hochgradiger asymptomatischer Karotisstenose<br />
innerhalb von fünf Jahren verhindern, indem sie 12<br />
Patienten operieren. Steigt die Komplikationsrate<br />
jedoch auf 8 % an, müssten bereits 1.000 Patienten<br />
operiert werden, damit ein ipsilateraler Schlaganfall<br />
im natürlichen Verlauf verhindert würde (Abbildung<br />
„NNT und perioperative Komplikationsraten“).<br />
Unter diesem Aspekt ist die Gesamtrate von 2,02%<br />
an perioperativen Schlaganfällen oder Todesfällen<br />
bei Patienten mit einer asymptomatischen Karotisstenose<br />
von ≥ 60% (NASCET) nach Auffassung der<br />
Fachgruppe als Ausdruck guter Versorgungsqualität<br />
zu werten. Allerdings liegen 31 von 116 Krankenhäusern<br />
mit mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />
außerhalb des festgelegten Referenzbereichs<br />
von < 3 %. Für diesen Referenzbereich liegt<br />
aufgrund der Ergebnisse von prospektiv-randomisierten<br />
Multicenter-Studien ein Evidenzgrad I vor. Die<br />
Fachgruppe empfiehlt daher, mit diesen Krankenhäusern<br />
in einen Strukturierten Dialog zu treten.<br />
Da bei höheren Komplikationsraten die zur Prävention<br />
eines einzigen Schlaganfalls notwendige Zahl<br />
von Operationen erheblich zunimmt, ist aus Sicht<br />
der Fachgruppe eine Sensibilisierung für diese<br />
Problematik gerade auch bei Krankenhäusern mit<br />
kleinen Fallzahlen von Bedeutung. Daher sollten<br />
auch Krankenhäuser mit weniger als 20 dokumentierten<br />
Eingriffen in dieser Grundgesamtheit pro<br />
Jahr in den Strukturierten Dialog einbezogen werden,<br />
sofern sie den festgelegten Referenzbereich<br />
verlassen.
Karotis-Rekonstruktion<br />
Perioperative Schlaganfälle oder Tod bei symptomatischer Karotisstenose<br />
mit einem Stenosegrad ≥ 70% (NASCET)<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Symptomatische Stenose mit Stenosegrad ≥ 70%<br />
(NASCET): Angemessene niedrige Rate an perioperativen<br />
Schlaganfällen oder Todesfällen, Referenzbereich<br />
< 6%<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die NASCET- und ECST-Studien konnten zeigen,<br />
dass besonders Patienten mit hohem Stenosegrad<br />
(≥ 70%, NASCET-Kriterien) und präoperativer<br />
Symptomatik von einer Operation profitieren<br />
(Rothwell et al. 2003). Das Risiko, im Verlauf von<br />
fünf Jahren einen ipsilateralen Schlaganfall zu erleiden,<br />
wird durch die Operation um 16% reduziert<br />
(absolute Risikoreduktion).<br />
Nach Empfehlungen der American Heart Association<br />
darf das perioperative Schlaganfall- und Todesrisiko<br />
6% nicht übersteigen (Evidenzgrad Ia, Empfehlungsgrad<br />
A, nach den Kriterien der American Heart<br />
Association; Biller et al. 1998).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten mit symptomatischer<br />
Karotisstenose mit Stenosegrad ≥ 70% (NASCET),<br />
elektiv, unter Ausschluss der Karotischirurgie unter<br />
besonderen Bedingungen (Indikationsgruppe C)<br />
Zähler: Patienten mit perioperativen Schlaganfällen<br />
oder Tod<br />
Erläuterung der Rechenregel:<br />
Patienten mit symptomatischer Karotisstenose,<br />
elektiv, hatten ipsilateral innerhalb der letzten 6<br />
Monate Amaurosis fugax, Hemisphären-TIA, Apoplex<br />
oder ein sonstiges Ereignis. Ausgeschlossen wird<br />
Karotischirurgie unter besonderen Bedingungen<br />
(Indikationsgruppe C).<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: < 6%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich:<br />
Der festgelegte Referenzbereich basiert auf den<br />
Ergebnissen von prospektiv randomisierten<br />
Multicenter-Studien.<br />
Nur wenn die Komplikationsrate innerhalb dieses<br />
Referenzbereichs liegt, profitiert der Patient von der<br />
Operation.<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit perioperativen Schlaganfällen oder Tod an Patienten mit<br />
symptomatischer Karotisstenose mit Stenosegrad ≥ 70% (NASCET)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit perioperativen Schlaganfällen oder Tod<br />
50%<br />
45%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
4,00%<br />
3,47 - 4,60%<br />
4.794<br />
3,5%<br />
0,0 - 39,5%<br />
82 von 437<br />
< 6%<br />
12 von 82<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 437 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
300 Krankenhäuser<br />
55 Krankenhäuser<br />
148
149<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Perioperative Schlaganfälle oder Tod bei symptomatischer Karotisstenose mit<br />
einem Stenosegrad ≥ 70% (NASCET)<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 4,00% perioperativer Schlaganfälle<br />
oder Todesfälle in diesem Patientenkollektiv<br />
liegt deutlich innerhalb des festgelegten Referenzbereichs<br />
von < 6% und ist als Ausdruck guter Versorgungsqualität<br />
zu werten.<br />
Auch in diesem Patientenkolletiv hat die Rate perioperativer<br />
Schlaganfälle oder Todesfälle Auswirkungen<br />
auf die „Number needed to treat“ (NNT),<br />
also die Zahl der Patienten mit einer symptomatischen<br />
Karotisstenose ≥ 70% (NASCET), die operiert<br />
werden müssen, um im Verlauf von fünf Jahren<br />
einen ipsilateralen Schlaganfall zu verhindern.<br />
Diese sind allerdings nicht so ausgeprägt wie in<br />
der Gruppe der Patienten mit asymptomatischer<br />
Karotisstenose ≥ 60% (NASCET). Bei einer Rate<br />
von 0% an perioperativen Schlaganfällen oder<br />
Todesfällen beträgt die NNT 5. Steigt die Kompli-<br />
kationsrate bis auf 10% an, müssten, statistisch<br />
gesehen, acht Patienten behandelt werden, um im<br />
Verlauf der nächsten fünf Jahre einen ipsilateralen<br />
Schlaganfall in dieser Patientengruppe zu verhindern<br />
(Abbildung „NNT und perioperative Komplikationsraten“).<br />
Die Fachgruppe Gefäßchirurgie empfiehlt, einen<br />
Strukturierten Dialog mit den zwölf auffälligen<br />
Krankenhäusern einzuleiten, die den festgelegten<br />
Referenzbereich verlassen. Auch hier sollten gleichermaßen<br />
auffällige Krankenhäuser mit hoher und<br />
mit niedriger Fallzahl in dieser Grundgesamtheit<br />
einbezogen werden.
Ausblick<br />
Die operative Versorgung extrakranieller Karotisstenosen<br />
stellt ein hocheffektives Verfahren zur<br />
Primär- und Sekundärprophylaxe des ischämischen<br />
Schlaganfalls dar, für das angesichts der Ergebnisse<br />
der Bundesauswertung 2003 in Deutschland<br />
insgesamt eine gute Versorgungssituation besteht.<br />
Eine neue Behandlungsoption besteht in der perkutan<br />
durchführbaren Ballondilatation extrakranieller<br />
Karotisstenosen mit oder ohne Stentimplantation<br />
(stentgestützte Karotis-PTA), die von Radiologen,<br />
Neuroradiologen, Angiologen und Kardiologen<br />
angewandt wird und zunehmend Verbreitung<br />
findet. Insbesondere von neurologischer Seite<br />
wird hierzu jedoch kritisch angemerkt, dass dieser<br />
Eingriff häufig bei Patienten durchgeführt wird, die<br />
eher von einer alleinigen medikamentösen Therapie<br />
profitiert hätten.<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Die Fachgruppe Gefäßchirurgie hat sich daher einstimmig<br />
für die Einführung der externen vergleichenden<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung bei der stentgestützten<br />
Karotis-PTA ausgesprochen. Eine weitere Beratung<br />
zu diesem Themenkomplex soll nach der Veröffentlichung<br />
erster Ergebnisse einer deutschlandweiten<br />
Vergleichsstudie (SPACE-Studie) im Spätsommer<br />
2004 erfolgen.<br />
150
151<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Literatur<br />
Barnett HJM, Meldrum HE, Eliasziw M.<br />
The appropriate use of carotid endarterectomy<br />
(NASCET). CMAJ 2002; 166 (9): 1169-1179.<br />
Barnett HJM, Taylor DW, Eliasziw M, Fox AJ,<br />
Ferguson GG, Haynes RB, Rankin RN, Clagett GP,<br />
Hachinski VC, Sackett DL, Thorpe KE, Meldrum HE.<br />
Benefit of Carotid Endarterectomy in Patients With<br />
Symptomatic Moderate or Severe Stenosis (NASCET).<br />
N Engl J Med 1998; 339 (20): 1415-1425.<br />
Biller J, Feinberg WM, Castaldo JE, Whittemore AD,<br />
Harbaugh RE, Dempsey RJ, Caplan LR, Kresowik<br />
TF, Matchar DB, Toole JF, Easton JD, Adams HP, Jr.,<br />
Brass LM, Hobson RW, Brott TG, Sternau L.<br />
Guidelines for carotid endarterectomy: a statement<br />
for healthcare professionals from a Special Writing<br />
Group of the Stroke Council, American Heart<br />
Association (AHA).<br />
Circulation 1998; 97 (5): 501-509.<br />
<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
gGmbH<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2002.<br />
Düsseldorf: <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH; 2003.<br />
Farrell B, Fraser A, Sandercock P, Slattery J,<br />
Warlow C.<br />
Randomised trial of endarterectomy for recently<br />
symptomatic carotid stenosis: final results of the<br />
MRC European Carotid Surgery Trial (ECST).<br />
Lancet 1998; 351 (1998): 1379-1387.<br />
Halliday A, Mansfield A, Marro J, Peto C, Peto R,<br />
Potter J, Thomas D.<br />
Prevention of disabling and fatal strokes by successful<br />
carotid endarterectomy in patients without<br />
recent neurological symptoms: randomised controlled<br />
trial. MRC Asymptomatic Carotid Surgery<br />
Trial (ACST) Collaborative Group.<br />
Lancet 2004; 363: 1491-1502.<br />
National Institute of Neurological Disorders and<br />
Stroke.<br />
Carotid endarterectomy for patients with asymptomatic<br />
internal carotid artery stenosis (ACAS).<br />
Journal of the Neurological Sciences 1995; 129:<br />
76-77.<br />
Rothwell PM, Eliasziw M, Gutnikow SA, Fox AJ,<br />
Taylor DW, Mayberg MR, Warlow CP, Barnett HJM.<br />
Analysis of pooled data from the randomised<br />
controlled trials of endarterectomy for<br />
symptomatic carotid stenosis.<br />
Lancet 2003; 361: 107-116.
152<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Peinemann<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Augenheilkunde<br />
Leonhard Decker<br />
Münster<br />
Dr. Gisa Franz<br />
Dresden<br />
Angelika Henzel<br />
Bergisch Gladbach<br />
Prof. Dr. Jochen Kammann<br />
Dortmund<br />
Dr. Hans Georg Krumpaszky<br />
Köln<br />
Prof. Dr. Christian Ohrloff<br />
Frankfurt<br />
Prof. Dr. Andreas Scheider<br />
Essen<br />
Dr. Christina Stephan<br />
Augsburg<br />
Prof. Dr. Rainer Sundmacher<br />
Düsseldorf<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Ulrich Schönherr<br />
Linz<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 14<br />
Kataraktoperation<br />
Zusammenfassung<br />
Im Leistungsbereich Kataraktoperation werden stationäre<br />
Eingriffe an Augen dokumentiert, die durch<br />
Linsentrübung sehbeeinträchtigt sind. Die Entfernung<br />
der Linse mit Implantation einer Kunstlinse<br />
wird dokumentiert. Ambulante Eingriffe werden<br />
nicht erfasst. Von insgesamt 15 <strong>Qualität</strong>szielen<br />
wurden zwei für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<br />
<strong>Qualität</strong>sreport ausgewählt. Ein <strong>Qualität</strong>sziel betrachtet<br />
Aspekte der Ergebnisqualität, das andere<br />
<strong>Qualität</strong>sziel betrachtet die Prozessqualität.<br />
Intraoperative Besonderheiten: Glaskörperprolaps<br />
mit vorderer Vitrektomie:<br />
Eine mögliche Komplikation der extrakapsulären<br />
Linsenextraktion ist der Riss der hinteren Linsenkapsel,<br />
durch den es zum Vorfall (Prolaps) des<br />
Glaskörpers in die Vorderkammer kommen kann.<br />
Dieses Ereignis macht in der Regel die so genannte<br />
vordere Entfernung des vorgefallenen Glaskörperanteils<br />
(Vitrektomie) erforderlich.<br />
66.472 Patienten ohne dokumentierte Risiken wurden<br />
mit der Standardindikation mit der Operationsart<br />
Phakoemulsifikation ohne kombinierte Operation<br />
behandelt. Die Gesamtrate von 0,92% für den Glaskörperprolaps<br />
dieser Patienten ist im Vergleich zur<br />
Literatur im unteren erwarteten Bereich.<br />
Bei der Betrachtung der Krankenhausergebnisse<br />
zeigte sich eine Spannweite zwischen 0,0 und<br />
13,0%. Bei allen 609 Patienten, bei denen ein<br />
Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie als<br />
intraoperative Besonderheit dokumentiert wurde,<br />
soll im Rahmen des Strukturierten Dialogs eine<br />
Einzelfallanalyse (Sentinel-Event-Indikator) durchgeführt<br />
werden.<br />
Re-Operation: Komplikationen, die einer erneuten<br />
Operation bedürfen, stellen ein nicht befriedigendes<br />
Ergebnis dar und bedeuten eine Belastung für den<br />
Patienten. Bei 78.800 Patienten mit Standardindikation<br />
und Phakoemulsifikation lag die Gesamtrate<br />
von Re-Operationen bei 0,47%. Die Fachgruppe<br />
stellt fest, dass zurzeit keine geeigneten Vergleichszahlen<br />
in der Literatur existieren, und empfiehlt,<br />
dieses Ergebnis des Jahres 2003 als Vergleichswert<br />
für spätere Verfahrensjahre heranzuziehen. Bei der<br />
Betrachtung der Krankenhausergebnisse zeigte sich<br />
eine Spannweite von 0,0 bis 7,5%. Aufgrund fehlender<br />
Vergleichswerte in der Literatur wurde für<br />
das Erhebungsjahr 2003 kein Referenzbereich festgelegt.<br />
Der Strukturierte Dialog beschränkt sich<br />
auf die Überprüfung der Datenvalidität bei Krankenhäusern<br />
mit einer Fallzahl von mindestens 450<br />
Fällen ohne dokumentierte Re-Operation.<br />
Bei den stationär erbrachten Eingriffen ist die Verweildauer<br />
inzwischen so kurz, dass die Ergebnisqualität<br />
nur eingeschränkt beurteilt werden kann.<br />
Der wichtigste <strong>Qualität</strong>sindikator, die Verbesserung<br />
des Sehvermögens, kann zurzeit nicht abschließend<br />
eingeschätzt werden, da das Ergebnis erst mehrere<br />
Wochen nach dem Eingriff zuverlässig zu erheben<br />
ist.<br />
Die Fachgruppe spricht sich dafür aus, ambulant<br />
durchgeführte Operationen und eine Verlaufsbeobachtung<br />
zur Ermittlung der Ergebnisqualität in die<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung einzubeziehen.
Einleitung<br />
Die Katarakt ist eine meist altersbedingte Trübung<br />
der Augenlinse. Die Kataraktoperation stellt den<br />
häufigsten operativen Eingriff in Deutschland dar.<br />
Eine Umfrage im Jahr 2002 unter deutschsprachigen<br />
Ophthalmochirurgen ergab eine Anzahl von etwa<br />
450.000 Kataraktoperationen, die an etwa 380 Institutionen<br />
in Deutschland durchgeführt wurden. Etwa<br />
300.000 davon wurden ambulant vorgenommen<br />
(Ober et al. 2003).<br />
Im Jahr 2003 umfasste der Leistungsbereich Kataraktoperationen<br />
die stationär durchgeführten Kataraktoperationen,<br />
die mit einer Fallpauschale oder<br />
einem Sonderentgelt abgerechnet wurden.<br />
Basisstatistik<br />
Kataraktoperation<br />
Altersverteilung Anzahl Anteil<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 40<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Anteil Patienten mit OP-relevanten ophthalmologischen<br />
Risikofaktoren des Auges<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Strenge Indikationsstellung bei Visus ≥ 0,6<br />
Selten Zonulolyse als intraoperative Besonderheit<br />
Selten hintere Kapselruptur ohne Glaskörperprolaps<br />
als intraoperative Besonderheit<br />
Selten Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie als<br />
intraoperative Besonderheit<br />
Selten Kern- oder Rindenverlust in den Glaskörper als<br />
intraoperative Besonderheit<br />
Selten Wundnaht bei Schnittinsuffizienz als intraoperative<br />
Besonderheit<br />
Selten Dezentrierung der künstlichen intraokulären<br />
Linse (IOL) als postoperative Besonderheit<br />
Selten zentrale Hornhautendothel-Dekompensation<br />
als postoperative Besonderheit<br />
Selten Wunddehiszenz als postoperative<br />
Besonderheit<br />
Selten ausgeprägter Vorderkammer-Reizzustand als<br />
postoperative Besonderheit<br />
Selten Re-Operation<br />
Häufiges Erreichen der geplanten Refraktion<br />
(Differenz des sphärischen Äquivalents +/- 1dpt)<br />
Angemessen häufige Bestimmung des Visus am<br />
ersten Tag postoperativ<br />
Oft am ersten Tag postoperativ eine<br />
Visusverbesserung im Vergleich zum präoperativen<br />
Visus erreichen (bei Patienten ohne visusreduzierende<br />
Veränderungen)<br />
Bei Patienten mit visusreduzierenden Veränderungen<br />
verschlechtert sich der Visus nicht<br />
139.105<br />
1.352<br />
6.956<br />
78.836<br />
51.935<br />
26<br />
51.973<br />
100,00%<br />
0,97%<br />
5,00%<br />
56,67%<br />
37,34%<br />
0,02%<br />
37,32%<br />
153
154<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
228%<br />
176%<br />
130%<br />
124%<br />
114%<br />
Kataraktoperation<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
174.180 Datensätze aus 306 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Kataraktoperation<br />
konnten im Jahr 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden. Im ersten<br />
Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />
einer Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-<br />
Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />
Format 34.914 Datensätze aus 179 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />
übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 139.266 Datensätze<br />
aus 296 Krankenhäusern. Diese konnten in<br />
der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />
werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />
konnten.<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
34.914<br />
179<br />
6.0<br />
139.266<br />
296<br />
174.180<br />
306<br />
Erwartet<br />
195.039<br />
306<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
89%<br />
100%<br />
2002<br />
44%<br />
60%<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 ermittelt<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004). Eine Erläuterung<br />
dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />
ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort<br />
beschriebenen Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />
sind Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Kataraktoperation über alle Bundesländer<br />
hat sich gegenüber dem Vorjahr stark verbessert<br />
und lag insgesamt bei 89%. Dieser Wert ist<br />
für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr nach der<br />
bundesweit verpflichtenden Einführung als verbesserungsfähig<br />
einzuschätzen, obwohl sich der Datenbestand<br />
gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt hat.<br />
Die Beteiligung der Krankenhäuser ist dagegen sehr<br />
gut. Sie lag bei 100%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches keine der erwarteten Daten geliefert hat,<br />
bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten zu<br />
erwarteten Datensätzen eine hohe Spannweite von<br />
59 bis 228% auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie<br />
als intraoperative Besonderheit<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Eine mögliche Komplikation der extrakapsulären<br />
Linsenextraktion ist der Riss der hinteren Linsenkapsel,<br />
durch den es zum Vorfall (Prolaps) des<br />
Glaskörpers in die Vorderkammer kommen kann.<br />
Dieses Ereignis macht in der Regel die so genannte<br />
vordere Entfernung des vorgefallenen Glaskörperanteils<br />
(Vitrektomie) erforderlich.<br />
Der Glaskörperprolaps (andere Bezeichnungen: Glaskörperverlust;<br />
vitreous loss) mit vorderer Vitrektomie<br />
ist eine Komplikation, die in der Literatur mit einer<br />
Häufigkeit von 0,15% (Wollensak 1993), von 0,8%<br />
(Powe et al. 1994) und von 1,5% (Lundstroem et<br />
al. 1998) angegeben wird. Nach Phakoemulsifikation<br />
mit Implantation einer intraokulären Linse wird bei<br />
erfahrenen Operateuren eine Rate bis 0,5% berich-<br />
tet (Hagan & Davison 1998), bei in der Ausbildung<br />
stehenden Operateuren liegt die Rate deutlich<br />
höher und kann 1,8% (Corey & Olson 1998) oder<br />
auch 5,0% (Albanis et al. 1998) betragen.<br />
Ziel ist es, möglichst wenig Patienten mit dieser<br />
Komplikation zu haben. Kommt es zu dieser Komplikation,<br />
soll jeder einzelne Verlauf detailliert<br />
analysiert werden. Ziel der Analyse ist es zu klären,<br />
ob vermeidbare Umstände im Krankenhaus an der<br />
Verursachung der Komplikation beteiligt waren, die<br />
in der Zukunft in systematischer Weise verbessert<br />
werden können.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten mit Standardindikation,<br />
mit Operationsart Phakoemulsifikation, ohne Kombinations-OP<br />
und ohne Risiken<br />
Zähler: Patienten mit Glaskörperprolaps mit vorderer<br />
Vitrektomie als intraoperative Besonderheit<br />
Erläuterung der Rechenregel: Standardindikationen<br />
sind: Cataracta nuclearis, cuneiformis, corticalis,<br />
subcapsularis, complicata, juvenilis oder intumescens<br />
& hypermatura.<br />
Kataraktoperation<br />
Intraoperative Besonderheiten:<br />
Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie an Patienten mit<br />
Standardindikation, mit Operationsart Phakoemulsifikation, ohne kombinierte<br />
Operation und ohne Risiken<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie<br />
Prozent<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,92%<br />
0,85 - 0,99%<br />
66.472<br />
0,3%<br />
0,0 - 13,0%<br />
242 von 296<br />
Sentinel Event<br />
130 von 242<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 296 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
27 Krankenhäuser<br />
27 Krankenhäuser<br />
155
156<br />
Kataraktoperation<br />
Intraoperative Besonderheiten:<br />
Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie<br />
Risiken bezüglich eines Glaskörperprolapses mit vorderer<br />
Vitrektomie sind: Augenlänge der operierten<br />
Seite, Grunderkrankung, Risikofaktoren des Auges.<br />
Die Ein- und Ausschlusskriterien für die Grundgesamtheit<br />
sind damit begründet, dass kombinierte<br />
Operationen eine sehr heteroge Gruppe an Eingriffen<br />
darstellen, bei denen möglicherweise spezifische<br />
Gründe für eine Kataraktextraktion vorliegen.<br />
Die Erweiterung des Datensatzes, um auch seltene<br />
Formen adäquat abbilden zu können, erschien nicht<br />
sinnvoll, denn diese Eingriffe erlauben aufgrund<br />
ihrer vergleichsweise geringen Zahl keine Vergleiche<br />
zwischen Leistungserbringern.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: Sentinel Event<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Kein Referenzbereich,<br />
weil die Dokumentation dieser Komplikation<br />
die Analyse des stationären Verlaufs im Rahmen<br />
einer Einzelfallanalyse zur Folge haben soll.<br />
Bewertung<br />
66.472 Patienten ohne dokumentierte Risiken wurden<br />
mit der Standardindikation, mit der Operationsart<br />
Phakoemulsifikation ohne kombinierte Operation<br />
behandelt. Die Gesamtrate von 0,92% für den Glaskörperprolaps<br />
dieser Patienten ist im Vergleich zur<br />
Literatur im unteren erwarteten Bereich.<br />
Bei der Betrachtung der Krankenhausergebnisse<br />
zeigte sich eine Spannweite zwischen 0,0 und<br />
13,0%.<br />
In 130 von 242 Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Fällen und in einem Krankenhaus mit weniger<br />
als 20 Fällen in der Grundgesamtheit ist diese Komplikation<br />
mindestens einmal aufgetreten. Bei allen<br />
609 Patienten, denen ein Glaskörperprolaps mit<br />
vorderer Vitrektomie als intraoperative Besonderheit<br />
dokumentiert wurde, soll im Rahmen des Strukturierten<br />
Dialogs eine Einzelfallanalyse (Sentinel-<br />
Event-Indikator) durchgeführt werden.<br />
Die Fachgruppe bewertet es als auffällig, dass 30<br />
Krankenhäuser mit mindestens 200 Fällen in dieser<br />
Grundgesamtheit diese Komplikation bei keinem<br />
ihrer Patienten angegeben haben. Die Datenvalidität<br />
soll in diesen Krankenhäusern geprüft werden, um<br />
eine Unterdokumentation auszuschließen.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten Re-Operation<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Komplikationen, die einer erneuten Operation bedürfen,<br />
stellen ein nicht befriedigendes Ergebnis<br />
dar und bedeuten eine Belastung für den Patienten.<br />
Betrachtet werden Re-Operationen, die während<br />
desselben stationären Aufenthaltes durchgeführt<br />
wurden.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten mit Standardindikation,<br />
mit Operationsart Phakoemulsifikation, ohne Kombinations-OP<br />
und ohne Risiken<br />
Zähler: Patienten mit Re-Operation notwendig<br />
Erläuterung der Rechenregel: Standardindikationen<br />
sind: Cataracta nuclearis, cuneiformis, corticalis,<br />
subcapsularis, complicata, juvenilis oder intumescens<br />
& hypermatura.<br />
Risiken bezüglich der Re-Operation sind:<br />
Augenlänge der operierten Seite, Risikofaktoren des<br />
Auges, okuläre Voroperation, Glaskörperprolaps mit<br />
vorderer Vitrektomie.<br />
Die Ein- und Ausschlusskriterien für die Grundgesamtheit<br />
sind damit begründet, dass kombinierte<br />
Operationen eine sehr heteroge Gruppe an Eingriffen<br />
darstellen, bei denen möglicherweise spezifische<br />
Gründe für eine Kataraktextraktion vorliegen.<br />
Die Erweiterung des Datensatzes, um auch seltene<br />
Formen adäquat abbilden zu können, erschien nicht<br />
sinnvoll, denn diese Eingriffe erlauben aufgrund<br />
ihrer vergleichsweise geringen Zahl keine Vergleiche<br />
zwischen Leistungserbringern.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: Kein Referenzbereich<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Zurzeit ist keine<br />
Literatur verfügbar, aus der sich ableiten lässt, ab<br />
wann eine Re-Operationsrate als auffällig angesehen<br />
werden kann.<br />
Ergebnisse<br />
10%<br />
9%<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Kataraktoperation<br />
Re-Operation<br />
Anteil von Patienten mit Re-Operation an Patienten mit Standardindikation, mit der<br />
Operationsart Phakoemulsifikation, ohne kombinierte Operation und ohne Risiken<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Re-Operation<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,47%<br />
0,42 - 0,52%<br />
78.800<br />
0,0%<br />
0,0 - 7,5%<br />
246 von 296<br />
-<br />
-<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 296 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
25 Krankenhäuser<br />
25 Krankenhäuser<br />
157
158<br />
Kataraktoperation<br />
Re-Operation<br />
Bewertung<br />
Bei 78.800 Patienten mit Standardindikation und<br />
Phakoemulsifikation lag die Gesamtrate von Re-<br />
Operationen bei 0,47 %. Die Fachgruppe stellt fest,<br />
dass zurzeit keine geeigneten Vergleichszahlen in<br />
der Literatur existieren, und empfiehlt, dieses Ergebnis<br />
des Jahres 2003 als Vergleichswert für spätere<br />
Verfahrensjahre heranzuziehen.<br />
Bei der Betrachtung der Krankenhausergebnisse<br />
zeigte sich eine Spannweite von 0,0 bis 7,5 %.<br />
Aufgrund fehlender Vergleichswerte in der Literatur<br />
wurde für das Erhebungsjahr 2003 kein Referenzbereich<br />
festgelegt.<br />
Die Fachgruppe bewertet es als auffällig, dass 13<br />
Krankenhäuser mit mindestens 450 Fällen in dieser<br />
Grundgesamtheit diese Komplikation bei keinem<br />
ihrer Patienten angegeben haben. Die Datenvalidität<br />
soll in diesen Krankenhäusern geprüft werden, um<br />
eine Unterdokumentation auszuschließen.<br />
Der Strukturierte Dialog beschränkt sich damit auf<br />
die Überprüfung der Datenvalidität. Dabei ist zu<br />
beachten, dass aufgrund der niedrigen Gesamtrate<br />
von 0,47% bei der Interpretation von Ausreißern<br />
die zugrunde liegende Fallzahl besonders zu berücksichtigen<br />
ist, da beispielsweise eine Re-Operation<br />
auf 20 Operationen bereits eine Rate von 5% und<br />
damit etwa die zehnfache Basisrate bedeutet.
Ausblick<br />
Bei den stationär erbrachten Eingriffen der Kataraktchirurgie<br />
ist die Verweildauer kurz, so dass die Ergebnisqualität<br />
nur eingeschränkt beurteilt werden<br />
kann. Der wichtigste <strong>Qualität</strong>sindikator, die Verbesserung<br />
des Sehvermögens, kann zurzeit nicht abschließend<br />
eingeschätzt werden, da das Ergebnis<br />
erst mehrere Wochen nach dem Eingriff zuverlässig<br />
zu erheben ist. Komplikationen mit einer geringen<br />
Häufigkeit werden zurzeit einzeln ausgewertet. Dies<br />
drückt sich in kleinen Zahlen aus. Die Fachgruppe<br />
beabsichtigt, diese Komplikationen zukünftig nach<br />
Gruppen auszuwerten.<br />
In Zukunft ist die Umstellung des Sentinel-Event-<br />
Indikators „Intraoperative Besonderheiten: Glaskörperprolaps<br />
mit vorderer Vitrektomie“ auf einen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator mit ratenbasiertem Referenzbereich<br />
vorgesehen. Dies soll von den Ergebnissen des<br />
Strukturierten Dialogs abhängig gemacht werden.<br />
Kataraktoperation<br />
Die Höhe der Komplikationsraten ist auch vom Ausbildungsstand<br />
des Operateurs abhängig, dessen zukünftige<br />
Miterfassung in Erwägung gezogen werden<br />
soll.<br />
Wegen des zunehmenden Anteils von ambulant<br />
durchgeführten Eingriffen wurde die Dokumentationsverpflichtung<br />
für diesen Leistungsbereich im<br />
Verfahrensjahr 2004 ausgesetzt.<br />
Die Fachgruppe spricht sich dafür aus, ambulant<br />
durchgeführte Operationen und eine Verlaufsbeobachtung<br />
zur Ermittlung der Ergebnisqualität in die<br />
<strong>Qualität</strong>sdarstellung einzubeziehen.<br />
159
160<br />
Kataraktoperation<br />
Literatur<br />
Albanis CV, Dwyer MA, Ernest JT.<br />
Outcomes of extracapsular cataract extraction and<br />
phacoemulsification performed in a university training<br />
program.<br />
Ophthalmic Surg Lasers 1998; 29: 643-8.<br />
Corey RP, Olson RJ.<br />
Surgical outcomes of cataract extractions performed<br />
by residents using phacoemulsification.<br />
J Cataract Refract Surg 1998; 24: 66-72.<br />
Hagan JC 3rd, Davison JA.<br />
Clinical comparison of the Alcon 20,000 Legacy<br />
and 10,000 Master phacoemulsification units.<br />
J Cataract Refract Surg 1998; 24: 693-6.<br />
Lundstroem M, Barry P, Leite E, Seward H, Stenevi U.<br />
1998 European cataract outcome study. Report<br />
from the European cataract outcome study group.<br />
J Cataract Refract Surg 2001; 27: 1176-83.<br />
Ober S, Reuscher A, Wenzel M.<br />
Umfrage von DGII und BVA 2002 zum derzeitigen<br />
Stand der Katarakt- und refraktiven Chirurgie.<br />
Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-<br />
Implantation und Refraktive Chirurgie.<br />
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.<br />
www.dgii.org/umfrage2.html.<br />
(Recherchedatum: 18.06.2004)<br />
Powe NR, Schein OD, Gieser SC, Tielsch JM, Luthra R,<br />
Javitt J, Steinberg EP.<br />
Synthesis of the literature on visual acuity and<br />
complications following cataract extraction with<br />
intraocular lens implantation. Cataract Patient<br />
Outcome Research Team.<br />
Arch Ophthalmol 1994; 112: 239-52.<br />
Wollensak J.<br />
Kataraktchirurgie.<br />
In: Wollensak J. Ophthalmochirurgische<br />
Komplikationen. Stuttgart: Enke; 1993. p. 158-85.
161<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Dr. Regine Reinstorf<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie<br />
Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />
Leverkusen<br />
Dr. Dieter Decking<br />
Münster<br />
Dr. Rita Engelhardt<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />
Heidelberg<br />
Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />
Dresden-Schönfeld<br />
Dr. Thomas Gaertner<br />
Oberursel<br />
Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />
Bremen<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Marion Lichtinghagen<br />
Wiesbaden<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />
Celle<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Detlef Roggenkemper<br />
Sendenhorst<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />
Berlin<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />
Mannheim<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 15<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Zusammenfassung<br />
Der Operationserfolg einer unikompartimentalen<br />
Kniegelenk-Endoprothese hängt vor allem von der<br />
richtigen Indikationsstellung ab. Die typische Indikation<br />
für diese Endoprothese wird im einseitigen,<br />
überwiegend binnenseitigen Kniegelenkverschleiß<br />
bei nicht allzu aktiven Patienten mittleren Alters<br />
gesehen. Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt,<br />
welche die Ergebnisqualität betrachten.<br />
Die postoperative Beweglichkeit lässt sich mit der<br />
international etablierten Neutral-Null-Methode vergleichbar<br />
und überprüfbar untersuchen. Der Indikator<br />
mit dem <strong>Qualität</strong>sziel „Möglichst oft postoperative<br />
Beweglichkeit Extension/Flexion von mindestens<br />
0/0/90“ bildet mit den geforderten Bewegungsausmaßen,<br />
die einen sicheren Gang und Aufstehen von<br />
einem Stuhl ohne Hilfe ermöglichen, einen hohen<br />
Anspruch an die Beuge- und Streckfähigkeit ab.<br />
Bei Kniegelenk-Schlittenprothesen lag die Rate der<br />
Fälle mit erreichter postoperativer Beweglichkeit von<br />
mindestens 0/0/90 bei 60,93% und war fast identisch<br />
mit der entsprechenden Rate bei Knie-Totalendoprothesen<br />
(60,40%). Die Rate entspricht den<br />
Erwartungen der Fachgruppe und spiegelt eine gute<br />
Versorgungsqualität wider. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
war mit 0,9 bis 100,0 % extrem.<br />
Zwei von 43 Krankenhäusern lagen außerhalb des<br />
Referenzbereichs (5%-Perzentile). Dort soll im Strukturierten<br />
Dialog überprüft werden, ob sehr kurze<br />
Verweildauern oder Dokumentationsprobleme die<br />
Ergebnisse mit verursacht haben.<br />
Wundinfektionen in der endoprothetischen Gelenkchirurgie<br />
sind gefürchtete Komplikationen. Im ungünstigen<br />
Fall führen Infektionen zum Prothesenwechsel,<br />
möglicherweise aber auch zum Prothesenverlust<br />
mit der Notwendigkeit einer Versteifungsoperation<br />
des Kniegelenkes oder gar zur Amputation.<br />
Eine Maßnahme zur Infektionsbehandlung hat<br />
in der Regel eine Beeinträchtigung des Patienten,<br />
eine Verlängerung des Aufenthaltes und einen Anstieg<br />
der Kosten zur Folge.<br />
Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
verwendet für die Beurteilung von Infektionsraten<br />
patientenbezogene Risikoklassen und Schweregradeinteilungen<br />
der Wundinfektionen des National<br />
Nosocomial Infections Surveillance System (NNIS)<br />
der amerikanischen Centers for Disease Control<br />
(CDC), die in einer deutschen Übersetzung des<br />
Nationalen Referenzzentrums für die Surveillance<br />
von nosokomialen Infektionen (NRZ) vorliegen.<br />
Bei Schlittenprothesen lag die Rate postoperativer<br />
Wundinfektionen bei 0,43 % und damit erwartungsgemäß<br />
niedriger als bei Knie-Totalendoprothesen.<br />
Mit Blick auf die Vergleichszahlen des NRZ handelt<br />
es sich um ein gutes Versorgungsergebnis. Allerdings<br />
ist bei der NRZ-Rate zu berücksichtigen, dass<br />
hier Knie-TEP- bzw. Schlittenprothesen-Erstimplantationen<br />
und Prothesenwechsel nicht differenziert<br />
werden.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
0,0 bis 4,3 %. Vier Krankenhäuser lagen außerhalb<br />
des Referenzbereichs (≤ 2%). Für Patienten der<br />
Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate der postoperativen<br />
Wundinfektionen 0,40%. Auch bei diesem<br />
Kollektiv ist das Versorgungsergebnis gut. Es wurden<br />
neun oberflächliche und keine tiefe Wundinfektion<br />
dokumentiert. Die Spannweite der Ergebnisse<br />
bei Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen,<br />
betrug hier 0,0 bis 3,0%. Eines von 26 Krankenhäusern<br />
lag außerhalb des Referenzbereichs von 1%.<br />
Anhand der Ergebnisse zeigt sich, dass ein externer<br />
Krankenhausvergleich in Leistungsbereichen<br />
mit geringen Fallzahlen problematisch ist. Dieser<br />
Leistungsbereich wurde daher seit Anfang 2004<br />
von der bundesweiten Dokumentationsverpflichtung<br />
für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung ausgenommen.
Einleitung<br />
Patienten mit Kniegelenkverschleiß weisen u.a. in<br />
Abhängigkeit von der Verschleißursache eine unterschiedliche<br />
Beteiligung der drei Gelenkkompartimente<br />
auf. Ausprägung und Ausmaß der Arthrose beeinflussen<br />
die Wahl des Behandlungsregimes, die Wahl<br />
des Implantats und die Prognose (Callaghan 1995).<br />
Der Operationserfolg einer unikompartimentalen<br />
Kniegelenk-Endoprothese hängt – neben einer optimalen<br />
operativen Technik (Weale 2000, Lindstrand<br />
et al. 2000, Robertsson et al. 2001) – in besonderem<br />
Maße von der richtigen Indikationsstellung ab<br />
(Brown 2001).<br />
Die ideale Indikation für die unikondyläre Schlittenprothese<br />
wird in der medialen posttraumatischen<br />
Arthrose nicht allzu aktiver Patienten mittleren<br />
Alters gesehen. Der Kapsel-Bandapparat und das<br />
femoropatellare Gleitlager sollten intakt und funktionstüchtig,<br />
die Achsenverhältnisse weitgehend<br />
physiologisch sein (Jerosch et al. 1997,<br />
Agneskirchner & Lobenhoffer 2003). Neuere „minimal-invasive“<br />
Operationstechniken versprechen<br />
postoperativ im Vergleich zur Totalendoprothese<br />
schnellere Schmerzfreiheit und Mobilität. Als ein<br />
weiterer Vorteil wird angesehen, dass bei Lockerung<br />
die Wechseloperation einer Schlittenprothese als<br />
unkomplizierter eingeschätzt wird als die Wechseloperation<br />
einer Totalendoprothese.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 40<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Oft eine angemessene Indikation (Schmerzen und<br />
röntgenologische Kriterien)<br />
Grundsätzlich perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />
Angemessene OP-Dauer<br />
Immer postoperatives Röntgen in zwei Ebenen<br />
Selten Transfusionsbedarf von mehr als<br />
zwei Transfusionseinheiten Fremdblut<br />
Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />
Extension/Flexion von mindestens 0/0/90<br />
Hoher Anteil von Patienten mit selbstständigem<br />
Gehen bei der Entlassung<br />
Möglichst hoher Anteil von Patienten, bei denen bei<br />
Entlassung eine selbstständige Versorgung in der täglichen<br />
Hygiene möglich ist<br />
Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige<br />
intra- oder postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Fraktur als behandlungsbedürftige intra- oder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />
Selten Wundhämatome/Nachblutungen<br />
Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />
Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />
Komplikation<br />
Geringe Letalität<br />
Anzahl Anteil<br />
3.745<br />
14<br />
845<br />
2.577<br />
297<br />
12<br />
1.335<br />
2.412<br />
618<br />
2.327<br />
787<br />
15<br />
0<br />
99,95%<br />
0,37%<br />
22,56%<br />
68,81%<br />
7,93%<br />
0,32%<br />
35,63%<br />
64,37%<br />
16,49%<br />
62,10%<br />
21,00%<br />
0,40%<br />
0,00%<br />
162
163<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
4.832 Datensätze aus 477 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Knie-Schlittenprothese<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden. Im ersten<br />
Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />
einer Übergangsregelung Daten im Format der<br />
<strong>BQS</strong> - Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in<br />
diesem Format 1.085 Datensätze aus 206 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />
übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 3.747 Datensätze<br />
aus 434 Krankenhäusern. Diese konnten in der<br />
Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />
werden.<br />
377%<br />
271%<br />
193%<br />
164%<br />
153%<br />
149%<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
1.085<br />
206<br />
6.0<br />
3.747<br />
434<br />
4.832<br />
477<br />
Erwartet<br />
4.541<br />
411<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
106%<br />
116%<br />
2002<br />
69%<br />
88%<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />
Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />
Knie-Schlittenprothese über alle Bundesländer<br />
hat sich gegenüber dem Vorjahr sehr verbessert<br />
und lag insgesamt bei 106 %. Dieser Wert<br />
ist für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr nach<br />
der bundesweit verpflichtenden Einführung als sehr<br />
gut einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser<br />
war ebenfalls sehr gut. Sie lag bei 116%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bezogen auf das Verhältnis<br />
von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen eine<br />
sehr hohe Spannweite von 70 bis 377% auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />
Extension/Flexion von mindestens 0/0/90<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Ziel des künstlichen Kniegelenkersatzes ist die Wiederherstellung<br />
einer schmerzfreien Kniegelenkbeweglichkeit<br />
und Kniegelenkbelastbarkeit. Dies gilt in<br />
gleichem Maße für die Kniegelenkteilendoprothetik<br />
wie für die Kniegelenktotalendoprothetik.<br />
Während in der unmittelbar postoperativen Phase<br />
eine Schmerzfreiheit erfahrungsgemäß nicht erreicht<br />
werden kann, so ist doch eine nahezu vollständige<br />
aktive Streckung und aktive Beugung bis 90 Grad<br />
als postoperativ zu erreichende Grundvoraussetzung<br />
zu fordern, auf der die weitere Übungstätigkeit des<br />
Patienten aufbauen kann. Die postoperative Beweglichkeit<br />
lässt sich mit der international etablierten<br />
Neutral-Null-Methode vergleichbar und überprüfbar<br />
untersuchen. Allgemein gilt die Annahme, dass<br />
Patienten mit Kniegelenkteilersatz rascher als Patienten<br />
mit komplettem Kniegelenkersatz (Newman<br />
et al. 1998, Beard et al. 2002, Yang et al. 2003) eine<br />
ausreichende Gelenkbeweglichkeit erreichen, wobei<br />
die Beugung von 90 Grad häufig eher erreicht wird<br />
als die volle Streckfähigkeit (Barck 2000). Die Notwendigkeit<br />
ausgedehnter Rehabilitationsprogramme<br />
ist umstritten (Weidenhielm et al. 1993).<br />
Streckung<br />
Bei vollständiger Streckung des Kniegelenkes ist<br />
das Gelenk ohne zusätzliche Muskelarbeit stabil.<br />
Dies ist wichtig für das Stehen und die Belastungsphase<br />
beim Gehen (Callaghan et al. 1995). Ein nicht<br />
vollständig zu streckendes Knie muss durch den<br />
Quadrizepsmuskel aktiv gehalten werden, dies verstärkt<br />
den Druck auf das Femoropatellargelenk und<br />
kann zu dauerhaften Schmerzen führen. Zusätzlich<br />
wirken verstärkte Kräfte auf die posteriore Hälfte<br />
des Tibiaplateaus und der Femurkondylen ein. Eine<br />
derartige dauerhafte Fehlbelastung kann Einfluss auf<br />
die Standzeiten der Prothese haben. Ein mildes<br />
postoperatives Streckdefizit kann durch aktive<br />
Übungsbehandlung innerhalb des ersten Jahres<br />
postoperativ ausgeglichen werden (McPherson et<br />
al. 1994).<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Postoperative Beweglichkeit<br />
Beugung<br />
Eine Beugefähigkeit des Kniegelenks von 67 Grad<br />
wird in der Schwungphase des normalen Gangs benötigt.<br />
93 Grad Beugung im Kniegelenk sind notwendig,<br />
um von einem Stuhl ohne zusätzliche Hilfe<br />
aufzustehen. Daraus erklärt sich das Ziel einer postoperativen<br />
Beugefähigkeit von über 90 Grad<br />
(Laubenthal et al. 1972). Andere Autoren konnten<br />
in einer Nachbeobachtungsstudie feststellen, dass<br />
im Falle einer Beugefähigkeit von ≥ 70 Grad zum<br />
Zeitpunkt der Entlassung nach einem Jahr in der<br />
Regel eine Beugefähigkeit von 102 Grad erreicht<br />
worden war (Schurman et al. 1985). Andere Autoren<br />
fordern als akzeptables funktionelles Resultat eine<br />
Beugefähigkeit von mindestens 100 Grad (Itokazu<br />
et al. 1998).<br />
Es gibt Hinweise dafür, dass Patienten mit Kniegelenkersatz<br />
einer intensiveren Nachbehandlung bedürften,<br />
um nicht nur die Schmerzfreiheit bzw.<br />
-reduktion, sondern auch ein optimales funktionelles<br />
Ergebnis zu bewahren (Roos 2003).<br />
Im Vergleich zu „kniegesunden“ Menschen bleiben<br />
allerdings postoperative Einschränkungen zu erwarten<br />
(Jenny et al. 2002, Hassaballa et al. 2003,<br />
Fuchs et al. 2003), dies umso mehr, je eingeschränkter<br />
die Compliance des Patienten ist (Sharma et<br />
al. 1996).<br />
Insgesamt weist die Vielzahl an Fallstudienpublikationen<br />
auf eine Renaissance des Kniegelenkteilersatzes<br />
hin. Damit steigt die Chance, dass zukünftig<br />
auch Ergebnisse aus größeren randomisierten<br />
Studien zur Verfügung stehen, welche die Bewertung<br />
und den Vergleich der funktionellen Ergebnisse<br />
erleichtern. Zurzeit muss man den Kniegelenkteilersatz<br />
an den Maßstäben der Knietotalendoprothetik<br />
messen.<br />
Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie fordert<br />
als Zeichen guter Behandlungsqualität eine<br />
vollständige aktive Streckung und aktive Beugung<br />
bis 90 Grad zum Zeitpunkt der Entlassung. Dieses<br />
funktionelle Ergebnis stellt eine Grundlage für ein<br />
normales Gangbild und die weitere aufbauende und<br />
erhaltende Übungstätigkeit des Patienten dar.<br />
164
165<br />
Ergebnisse<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Postoperative Beweglichkeit<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von mindestens<br />
0/0/90 Grad (Extension/Flexion) an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von mindestens 0/0/90 (Extension/Flexion)<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
60,93%<br />
59,32 - 62,52%<br />
3.637<br />
66,7%<br />
0,9 - 100,0%<br />
43 von 434<br />
≥ 8,3% (5%-Perzentile)<br />
2 von 43<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 434 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
391 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel: Grundgesamtheit: Alle Patienten (eingeschränkt<br />
auf plausible Werte bei Angaben zur<br />
Extension und Flexion)<br />
Zähler: Patienten mit postoperativer aktiver<br />
Beweglichkeit von mindestens 0/0/90 Grad<br />
(Extension/Flexion)<br />
Erläuterung der Rechenregel: Für die Beweglichkeit<br />
gelten als plausible Werte bei Angaben zur<br />
Extension und Flexion: 0 - 10/0 - 150/0 - 150 Grad<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 8,3% (5%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Für das Vorliegen<br />
einer ausreichenden postoperativen Beweglichkeit<br />
liegen vergleichbare Literaturergebnisse mit Angaben<br />
nach der Neutrall-Null-Methode nicht vor. Die Fachgruppe<br />
hat daher die 5%-Perzentile als Referenzbereich<br />
definiert.<br />
Bewertung<br />
Bei Knie-Schlittenprothesen lag die Rate von Fällen<br />
mit erreichter postoperativer Beweglichkeit von<br />
mindestens 0/0/90 Grad bei 60,93 % und war<br />
damit fast identisch der entsprechenden Rate bei<br />
Knie-TEP (60,40%). Diese Rate entspricht den<br />
Erwartungen der Fachgruppe und spiegelt eine<br />
gute Versorgungsqualität wider.<br />
Der Indikator bildet einen hohen Anspruch an die<br />
Beuge- und Streckfähigkeit ab. Ein mildes postoperatives<br />
Streckdefizit kann in der Regel durch aktive<br />
Übungsbehandlung innerhalb des ersten Jahres postoperativ<br />
ausgeglichen werden (McPherson et al.<br />
1994).<br />
Auch bezüglich der Beugefähigkeit stellen 90 Grad<br />
ein optimales Ergebnis dar. Auch Beugefähigkeitswerte,<br />
die diesem sehr nahe kommen (z.B. 80 bis<br />
89 Grad), sind akzeptabel.
Die nach Verweildauer stratifizierten Ergebnisse entsprechen<br />
den Erwartungen. Bei Verweildauern unter<br />
15 Tagen sind die Beweglichkeitsergebnisse deutlich<br />
niedriger als bei längeren Verweildauern. Bei Patienten<br />
mit Verweildauern über 25 Tagen haben vermutlich<br />
Komplikationen vorgelegen.<br />
Die vorliegenden Informationen können für zukünftige<br />
Weiterentwicklungen der Auswertung genutzt<br />
werden. So sollte die postoperative Beweglichkeit<br />
zukünftig nach Beuge- und Streckdefizit getrennt<br />
analysiert werden.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse war<br />
mit 0,9 bis 100,0 % extrem. Zwei von 43 Krankenhäusern<br />
lagen außerhalb des Referenzbereichs<br />
(5%-Perzentile). Bei den Krankenhäusern mit sehr<br />
niedrigen Raten soll im Strukturierten Dialog überprüft<br />
werden, ob sehr kurze Verweildauern oder<br />
Dokumentationsprobleme die auffälligen Ergebnisse<br />
mit verursacht haben können.<br />
Die präoperativen Bewegungsausmaße der betroffenen<br />
Patienten sollen im Strukturierten Dialog zum<br />
Vergleich herangezogen werden. Bei sehr starken<br />
präoperativen Bewegungseinschränkungen kann<br />
hier ggf. die Indikation für die Implantation einer<br />
Schlittenprothese anstelle einer Totalprothese in<br />
Frage gestellt werden.<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Postoperative Beweglichkeit<br />
Patienten mit postoperativer Beweglichkeit von mindestens<br />
0/0/90 Grad (Extension/Flexion)<br />
Verweildauer Anzahl Anteil<br />
≤ 15 Tage<br />
16 - 20 Tage<br />
21 - 25 Tage<br />
> 25<br />
alle Patienten<br />
1.090/1.895<br />
798/1.240<br />
292/428<br />
36/74<br />
2.216/3.637<br />
57,52%<br />
64,36%<br />
68,22%<br />
48,65%<br />
60,93%<br />
166
167<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Wundinfektionen in der endoprothetischen Gelenkchirurgie<br />
sind gefürchtete Komplikationen, da sie<br />
das operative Ergebnis erheblich beeinträchtigen.<br />
Die Kniegelenkendoprothetik gilt als infektionsgefährdeter<br />
als die Hüftgelenkendoprothetik (Ayers<br />
et al. 1997). Im ungünstigen Fall führen Infektionen<br />
zum Prothesenwechsel, möglicherweise aber auch<br />
zum Prothesenverlust mit Notwendigkeit der Versteifungsoperation<br />
des Kniegelenkes oder gar zur Amputation.<br />
Die Infektionsbehandlung hat in der Regel<br />
eine Beeinträchtigung des Patienten, eine Verlängerung<br />
des Aufenthaltes und einen Anstieg der<br />
Kosten zur Folge (Husted & Toftgaard 2002).<br />
Verschiedene patientenbezogene Risikofaktoren, wie<br />
z.B. hohes Lebensalter, Diabetes mellitus, obstruktive<br />
Lungenerkrankungen oder rheumatische Erkrankungen<br />
haben einen Einfluss auf die Infektionsraten<br />
(SIGN 2000). Dies wurde im Auswertungskonzept<br />
durch die Risikoadjustierung berücksichtigt.<br />
Voroperationen am Kniegelenk oder kniegelenknah<br />
können durch z.B. inzisionsbedingte Beeinträchtigung<br />
der Weichteildurchblutung postoperative<br />
Wundheilungsstörungen begünstigen (Wilson et<br />
al. 1990, Callaghan et al. 1995, Ayers et al. 1997,<br />
Lazzarini et al. 2001). Dies wurde im Auswertungskonzept<br />
ebenfalls berücksichtigt.<br />
Aseptisches Operieren, diszipliniertes Verhalten im<br />
Operationssaal (Nicolai et al. 1997) und eine perioperative<br />
Antibiotikaprophylaxe gehören zu den<br />
Standardkomponenten einer Infektionsprophylaxe<br />
(Callaghan et al. 1995).<br />
Operationsbedingte Risikofaktoren wie lange<br />
Operationsdauer und hoher intraoperativer Blutverlust<br />
haben einen Einfluss auf die Infektionsraten<br />
(SIGN 2000).<br />
Die Verwendung von Tourniquets kann zu verlängerter<br />
Gewebehypoxie führen, die wiederum Auswirkung<br />
auf die Wundheilung haben kann (Clarke et<br />
al. 2001).<br />
Zeitgerechtes Entfernen von Wunddrainagen reduziert<br />
die Infektionshäufigkeit (Weiss & Krackow<br />
1993, Mengal et al. 2001, Zamora-Navas et al. 1999)<br />
ebenso wie die rechtzeitige Entfernung von Harnblasenkathetern<br />
(Michelson et al. 1988). Wenn<br />
Wundheilungsprobleme auftreten, sollte eine frühzeitige<br />
chirurgische Reintervention erfolgen, um<br />
eine tiefe Infektion mit den vorgenannten fatalen<br />
Folgen zu vermeiden (Callaghan et al. 1995,<br />
Menderes et al. 2002).<br />
Alle genannten relevanten Prozessparameter könnten<br />
Bestandteil eines klinischen Behandlungspfads<br />
oder einer klinischen Handlungsempfehlung sein.<br />
Nach den Kriterien der AHCPR lässt sich mit dem<br />
Evidenzgrad Ib belegen, dass sich die Komplikationsraten<br />
nach endoprothetischem Hüftgelenk- und<br />
Kniegelenkersatz durch Anwendung klinischer Behandlungspfade<br />
deutlich reduzieren lassen (Douglas<br />
et al. 2001, Dowsey et al. 1999).<br />
Der Zeitpunkt des Auftretens einer Infektion bietet<br />
eine weitere Möglichkeit zur Differenzierung von Infektionsraten.<br />
Die Nomenklatur ist hier nicht einheitlich,<br />
es werden akute Infektionen (bis 12 Wochen<br />
postoperativ), subakute Infektionen (12 bis 52<br />
Wochen postoperativ) und Spätinfektionen (später<br />
als 1 Jahr postoperativ auftretend) beschrieben<br />
(Callaghan et al. 1995). In Einzelstudien werden weitere<br />
Beobachtungszeiträume mit anderen Bezeichnungen<br />
verwendet (Cramer et al. 2001).<br />
Ein Vergleich von Infektionsraten anhand der Literatur<br />
ist aufgrund der verschiedenen benutzten<br />
Definitionen und Beobachtungszeiträume nur eingeschränkt<br />
möglich (Saleh et al. 2002, Abudu et<br />
al. 2002, Virolainen et al. 2002, Peersman et al.<br />
2001, Gaine et al. 2000, Martini et al. 2000,<br />
Hanssen 1999, Segawa et al. 1999, Mauerhan et<br />
al. 1994).<br />
Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> orientiert sich an<br />
den patientenbezogenen Risikoklassen (0 bis 3) und<br />
der Schweregradeinteilung (A1 bis A3) des National<br />
Nosocomial Infections Surveillance Systems (NNIS)<br />
der amerikanischen Centers for Disease Control<br />
(CDC). Das deutsche Nationale Referenzzentrum<br />
(NRZ) hat diese Klassifikationen übernommen.<br />
Das NRZ berichtet aus dem Berichtszeitraum 1997<br />
bis 2003 auf die Risikoklassen bezogen folgende<br />
Infektionsraten im Bereich „Knieendoprothesen“:<br />
• Risikoklasse 0:<br />
• mittlere Infektionsrate 0,75% (n=6.708),<br />
• Risikoklasse 1:<br />
• mittlere Infektionsrate 1,12% (n=7.209),<br />
• Risikoklasse 2:<br />
• mittlere Infektionsrate 2,09% (n=1.678),<br />
• Risikoklasse 3:<br />
• mittlere Infektionsrate 0,0% (n=35),<br />
• alle Risikoklassen:<br />
• mittlere Infektionsrate 1,06%.
Die Wundinfektionsarten verteilten sich wie folgt:<br />
• A1 Infektionen: mittlere Rate: 0,35%<br />
• A2 Infektionen: mittlere Rate: 0,35%,<br />
• A3 Infektionen: mittlere Rate: 0,36%.<br />
Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> weist für alle Risikoklassen<br />
Infektionsraten differenziert nach Wundinfektionsart<br />
aus.<br />
Zu beachten ist, dass bei den Komplikationsraten<br />
des NRZ nicht zwischen Knie-TEP-Ersteingriffen und<br />
-wechsel bzw. Schlittenprotheseneingriffen unterschieden<br />
wird.<br />
Die Betrachtung der Wundinfektionsraten bei Fällen<br />
der Risikoklasse 0 (Patienten ohne relevante infektionsbegünstigende<br />
Risiken) stellt eine adäquate<br />
Risikostratifizierung für den Krankenhausvergleich<br />
dar. Der amerikanische NNIS-Report nennt eine<br />
Infektionsrate von 0,87% bei 53.759 Patienten<br />
(1992 bis 2003) der Risikoklasse 0.<br />
Eine vollständige Beurteilung der Wundinfektionsraten<br />
ist erst bei Etablierung einer Verlaufsbeobachtung<br />
möglich, da nur ca. ein Drittel der tiefen<br />
Infektionen innerhalb der ersten 30 Tage auftritt<br />
und zwei Drittel der tiefen Infektionen erst nach<br />
3 Monaten erkannt werden (Ayers et al.1997,<br />
Callaghan et al. 1995, Wilson et al. 1990).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 2%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Ergebnisse<br />
des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />
von nosokomialen Infektionen (NRZ) gibt einen gepoolten<br />
Mittelwert von 1,1% Wundinfektionsrate<br />
über alle Knieprothesenimplantationen an. Die<br />
Fachgruppe hat daher ≤ 2% (doppelte NRZ-Rate)<br />
als Referenzbereich für Wundinfektionen über alle<br />
Patienten festgelegt.<br />
Ergebnisse<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,43%<br />
0,24 - 0,69%<br />
3.747<br />
0,0%<br />
0,0 - 4,3%<br />
46 von 434<br />
≤ 2%<br />
4 von 46<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 434 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
388 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
168
169<br />
Ergebnisse<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten der<br />
Risikoklasse 0<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
5%<br />
4,5%<br />
4%<br />
3,5%<br />
3%<br />
2,5%<br />
2%<br />
1,5%<br />
1%<br />
0,5%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,40%<br />
0,18 - 0,76%<br />
2.244<br />
0,0%<br />
0,0 - 3,0%<br />
26 von 434<br />
≤ 1%<br />
1 von 26<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 434 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
312 Krankenhäuser<br />
96 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse 0<br />
Zähler: Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 1%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Ergebnisse<br />
des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />
von nosokomialen Infektionen (NRZ) weist für die<br />
Risikoklasse 0 eine Wundinfektionsrate von ca.<br />
0,75 % aus. Die Fachgruppe hat daher ≤ 1% als<br />
Referenzbereich für Wundinfektionen bei Patienten<br />
der Risikoklasse 0 festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Bei Knie-Schlittenprothesen lag die Rate postoperativer<br />
Wundinfektionen bei 0,43 % und damit erwartungsgemäß<br />
niedriger als bei Knie-Totalendoprothesen.<br />
Mit Blick auf die Vergleichszahlen des NRZ<br />
handelt es sich um ein gutes Versorgungsergebnis.<br />
Allerdings ist bei der NRZ-Rate zu berücksichtigen,<br />
dass hier Knie-TEP- bzw. Schlittenprothesenerstimplantationen<br />
und -wechsel nicht differenziert werden.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
0,0 bis 4,3%. Vier Krankenhäuser mit mindestens<br />
20 Fällen lagen hier außerhalb des Referenzbereichs<br />
(≤ 2%).<br />
Für Patienten der Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate<br />
der postoperativen Wundinfektionen 0,40%.<br />
Auch bei diesem Kollektiv mit niedrigem Risiko ist<br />
das Versorgungsergebnis als gut zu bewerten.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
hier 0,0 bis 3,0%. Nur eines von 26 Krankenhäusern<br />
lag hier außerhalb des Referenzbereichs (≤ 1%).
Ausblick<br />
Der Erfolg einer unikompartimentalen Kniegelenk-<br />
Endoprothese hängt – neben einer optimalen operativen<br />
Technik – in besonderem Maß von der richtigen<br />
Indikationsstellung ab (Brown 2001). Nach<br />
Aussagen einer Indikations-Evaluationsstudie sind<br />
nach strenger Abwägung aller wesentlichen klinischen<br />
Parameter nur 4,3% der Gonarthrose-<br />
Patienten für den unikondylären Gelenkersatz<br />
geeignet (Ritter 2004).<br />
Diese Größenordnung findet sich auch im Verhältnis<br />
der für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung dokumentierten<br />
Fälle wieder. Bezogen auf alle Kniegelenk-Endoprothesen-Erstimplantationen<br />
wurden 5,10% als<br />
Knie-Schlittenprothesen implantiert (4.832 Knie-<br />
Schlittenprothesen und 90.004 Knie-Totalendoprothesen).<br />
Damit handelt es sich um ein Kleinmengen-<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
verfahren, das für den Krankenhausvergleich nur<br />
mit methodischen Einschränkungen eingesetzt werden<br />
kann. Lediglich 46 von 434 Krankenhäusern<br />
hatten im Jahre 2003 20 oder mehr unikondyläre<br />
Kniegelenkprothesen implantiert. Daher wurde die<br />
Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />
ab dem Jahr 2004 ausgesetzt.<br />
In der Zukunft wird allerdings möglicherweise eine<br />
Neubewertung erforderlich sein, da mit weiterer<br />
Verbreitung so genannter minimal invasiver Techniken<br />
in diesem Bereich mit ansteigenden Implantationszahlen<br />
zu rechnen ist. So berichtet das<br />
schwedische Knieendoprothesenregister (Annual<br />
Report 2003) ein Ansteigen der minimal invasiven<br />
Implantationstechnik von 15% (1999) auf 46%<br />
beim unikondylären Gelenkersatz im Jahr 2002.<br />
170
171<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
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174<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Dr. Regine Reinstorf<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie<br />
Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />
Leverkusen<br />
Dr. Dieter Decking<br />
Münster<br />
Dr. Rita Engelhardt<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />
Heidelberg<br />
Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />
Dresden-Schönfeld<br />
Dr. Thomas Gaertner<br />
Oberursel<br />
Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />
Bremen<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Marion Lichtinghagen<br />
Wiesbaden<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />
Celle<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Detlef Roggenkemper<br />
Sendenhorst<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />
Berlin<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />
Mannheim<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 16<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Zusammenfassung<br />
Die Verschleißerkrankung des Kniegelenks ist eine<br />
insbesondere ältere Frauen betreffende Erkrankung.<br />
Ziel des endoprothetischen Gelenkersatzes ist die<br />
Wiederherstellung der physiologischen Beinachse,<br />
einer stabilen Bandführung und schmerzfreien Gelenkbeweglichkeit.<br />
Das in den letzten Jahren gewachsene<br />
Vertrauen in das Verfahren führt zu<br />
Steigerungsraten der „Nachfrage“ nach künstlichem<br />
Kniegelenkersatz von über 20% jährlich. Für die<br />
Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport wurden<br />
zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die die Ergebnisqualität<br />
des Eingriffs betrachten.<br />
Die postoperative Beweglichkeit lässt sich mit der<br />
international etablierten Neutral-Null-Methode vergleichbar<br />
und überprüfbar messen. Der Indikator<br />
bildet mit geforderten Bewegungsausmaßen einen<br />
hohen Anspruch an die Beuge- und Streckfähigkeit<br />
ab.<br />
Die Gesamtrate der Patienten mit erreichter postoperativer<br />
Beweglichkeit von mindestens 0/0/90<br />
nach der Neutral-Null-Methode lag bei 60,40%.<br />
Diese Rate entspricht den Erwartungen der Fachgruppe<br />
und spiegelt eine gute Versorgungsqualität<br />
wieder. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
war mit 0,0 bis 100,0% extrem. 33 Krankenhäuser<br />
lagen außerhalb des Referenzbereichs (5%-Perzentile).<br />
Bei den Krankenhäusern mit sehr niedrigen<br />
Raten sollte im Strukturierten Dialog auch überprüft<br />
werden, ob es sich um Fälle mit sehr kurzer<br />
Verweildauer oder um ein Dokumentationsproblem<br />
handelt. Auch die präoperativen Bewegungsausmaße<br />
der betroffenen Patienten sollen im Strukturierten<br />
Dialog zum Vergleich herangezogen werden.<br />
Bei der Weiterentwicklung des Indikators sollen<br />
zukünftig auch die präoperativen Werte in die<br />
Berechnung einfließen.<br />
Wundinfektionen in der endoprothetischen Gelenkchirurgie<br />
sind gefürchtete Komplikationen, da sie<br />
das operative Ergebnis erheblich beeinträchtigen.<br />
Im ungünstigen Fall führen Infektionen zum Prothesenwechsel,<br />
möglicherweise aber auch zum Prothesenverlust<br />
mit Notwendigkeit der Versteifungsoperation<br />
des Kniegelenkes oder gar zur Amputation.<br />
Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie differenziert<br />
bei der Beurteilung von Infektionsraten<br />
nach unterschiedlichen präoperativen patientenbe-<br />
zogenen Risikoklassen und der postoperativen<br />
Wundklassifikation anhand der Kriterien des<br />
National Nosocomial Infections Surveillance System<br />
(NNIS), die in einer deutschen Übersetzung des<br />
Nationalen Referenzzentrums (NRZ) vorliegen.<br />
Die Gesamtrate der postoperativen Wundinfektionen<br />
lag bei 0,99%. Mit Blick auf die Vergleichszahlen<br />
des NRZ (1,06%) handelt es sich um ein gutes<br />
Versorgungsergebnis. Allerdings ist bei der NRZ-Rate<br />
zu berücksichtigen, dass hier Knie-TEP- bzw. Schlittenprothesen-Erstimplantationen<br />
und -wechsel nicht<br />
differenziert werden.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
0,0 bis 20,0%. 147 von 681 Krankenhäusern lagen<br />
außerhalb des Referenzbereichs von ≤ 2%.<br />
Für Patienten der Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate<br />
der postoperativen Wundinfektionen 0,76%<br />
(zum Vergleich: NRZ 0,75 % und NNIS 0,87 %).<br />
Auch bei diesem Kollektiv mit niedrigem Risiko ist<br />
das Versorgungsergebnis gut.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
hier 0,0 bis 9,5%. Immerhin lagen hier 114 von<br />
449 Krankenhäusern außerhalb des Referenzbereichs<br />
von ≤ 1%.<br />
Im Strukturierten Dialog sollte das Augenmerk vor<br />
allem auf die tiefen Wundinfektionen gelegt werden.
Einleitung<br />
Die Verschleißerkrankung des Kniegelenks ist eine<br />
alterskorrelierte Erkrankung, die insbesondere den<br />
weiblichen Teil der älteren Bevölkerung betrifft. Die<br />
Erkrankung ist schmerzhaft, entwickelt sich progredient<br />
und führt mit zunehmender Ausprägung zu<br />
erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit<br />
und zur Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit<br />
im alltäglichen Leben. Ausprägung bzw.<br />
Ausmaß der Arthrose – es kann lediglich ein Teilbereich<br />
(Kompartiment) oder das gesamte Kniegelenk<br />
betroffen sein – beeinflussen die Wahl des Behandlungsregimes,<br />
die Wahl des Implantats und nicht<br />
zuletzt die Prognose (Callaghan et al. 1995).<br />
Unter „Totaler Kniegelenkendoprothetik“ versteht<br />
man den Ersatz des lateralen und medialen Hauptkompartiments<br />
mit oder ohne prothetischem Ersatz<br />
oder Teilersatz der Kniescheibe.<br />
Ziel des endoprothetischen Gelenkersatzes ist die<br />
Wiederherstellung der physiologischen Beinachse,<br />
Herstellung einer stabilen Bandführung und schmerzfreien<br />
Gelenkbeweglichkeit sowie die möglichst uneingeschränkte<br />
Gehfähigkeit des Patienten bei langer<br />
Lebensdauer (Standzeit) der Prothese.<br />
Galten die Verfahren zum alloplastischen Kniegelenkersatz<br />
noch in den 1980er Jahren als unausgereift,<br />
so haben sich Implantate, Operationsverfahren und<br />
Erfahrung der Operateure dahingehend verbessert,<br />
dass inzwischen regelhaft Standzeiten von über<br />
zehn Jahren für die Kniegelenk-Totalendoprothesen<br />
erreicht werden.<br />
Entsprechend wird der künstliche Kniegelenkersatz<br />
von den Patienten „nachgefragt“, was sich im rapiden<br />
Zuwachs der Implantationszahlen von 1999<br />
auf 2000 mit bis zu über 20% (Healy et al. 2002,<br />
Robertson et al. 2001) ausdrückte. Im Verfahren<br />
der externen vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung ist<br />
eine Steigerung der dokumentierten Fälle von über<br />
30 % für die Jahre 2002 auf 2003 festzustellen.<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Oft eine angemessene Indikation (Schmerzen und röntgenologische<br />
Kriterien)<br />
Grundsätzlich perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />
Angemessene OP-Dauer<br />
Immer postoperatives Röntgen in zwei Ebenen<br />
Selten Transfusionsbedarf von mehr als zwei TE<br />
Fremdblut<br />
Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />
Extension/Flexion von mindestens 0/0/90<br />
Hoher Anteil von Patienten mit selbstständigem Gehen<br />
bei der Entlassung<br />
Möglichst hoher Anteil von Patienten, bei denen bei<br />
Entlassung eine selbstständige Versorgung in der<br />
täglichen Hygiene möglich ist<br />
Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige intraoder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Fraktur als behandlungsbedürftige intra- oder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />
Selten Wundhämatome / Nachblutungen<br />
Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />
Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />
Komplikation<br />
Geringe Letalität<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 40<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
70.827<br />
194<br />
7.224<br />
55.164<br />
8.080<br />
165<br />
20.823<br />
50.027<br />
5.348<br />
41.606<br />
23.411<br />
461<br />
24<br />
99,97%<br />
0,27%<br />
10,20%<br />
77,89%<br />
11,41%<br />
0,23%<br />
29,39%<br />
70,61%<br />
7,55%<br />
58,72%<br />
33,04%<br />
0,65%<br />
0,03%<br />
175
176<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
441%<br />
208%<br />
143%<br />
134%<br />
134%<br />
133%<br />
131%<br />
131%<br />
128%<br />
126%<br />
122%<br />
121%<br />
119%<br />
118%<br />
116%<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
19.154<br />
671<br />
6.0<br />
70.850<br />
925<br />
90.004<br />
965<br />
Erwartet<br />
69.108<br />
827<br />
130%<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
130%<br />
117%<br />
2002<br />
101%<br />
102%<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> 90.004<br />
Datensätze aus 965 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Knie-Totalendoprothese<br />
(TEP) konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden. Im<br />
ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />
einer Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-<br />
Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />
Format 19.154 Datensätze aus 671 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />
übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 70.850 Datensätze<br />
aus 925 Krankenhäusern. Diese konnten in der Bundesauswertung<br />
6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />
über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP) über alle<br />
Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr verbessert<br />
und lag insgesamt bei 130%. Dieser Wert ist<br />
für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr nach der<br />
bundesweit verpflichtenden Einführung als sehr gut<br />
einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser ist<br />
ebenfalls sehr gut. Sie lag bei 117%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert, obwohl sie beständig über 100% liegt,<br />
und weist bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine Spannweite von<br />
103 bis 441% auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />
Extension/Flexion von mindestens 0/0/90<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Ziel des künstlichen Kniegelenkersatzes ist die<br />
Wiederherstellung einer schmerzfreien Kniegelenkbeweglichkeit<br />
und Belastbarkeit. Während Schmerzen<br />
und belastender Gang nur subjektiv erhebbar sind,<br />
lässt sich die postoperative Beweglichkeit mit der<br />
international etablierten Neutral-Null-Methode vergleichbar<br />
und überprüfbar untersuchen.<br />
Streckung<br />
Bei vollständiger Streckung ist das Kniegelenk ohne<br />
zusätzliche Muskelarbeit stabil. Dies ist wichtig für<br />
das Stehen und die Belastungsphase beim Gehen.<br />
Ein nicht vollständig zu streckendes Knie muss durch<br />
den Quadrizepsmuskel aktiv gehalten werden, dies<br />
verstärkt den Druck auf das Femoropatellargelenk<br />
und kann zu dauerhaften Schmerzen führen.<br />
Zusätzlich wirken verstärkte Kräfte auf die posteriore<br />
Hälfte des Tibiaplateaus und der Femurkondylen ein.<br />
Eine derartige dauerhafte Fehlbelastung kann Einfluss<br />
auf die Standzeiten der Prothese haben (Callaghan<br />
et al. 1995). Ein mildes postoperatives Streckdefizit<br />
kann in der Regel durch aktive Übungsbehandlung<br />
innerhalb des ersten Jahres postoperativ ausgeglichen<br />
werden (McPherson et al. 1994).<br />
Beugung<br />
Eine Beugefähigkeit des Kniegelenks von 67 Grad<br />
wird in der Schwungphase des normalen Gangs<br />
benötigt, 93 Grad Beugung im Kniegelenk sind notwendig,<br />
um von einem Stuhl ohne zusätzliche Hilfe<br />
aufzustehen. Daraus erklärt sich das Ziel einer postoperativen<br />
Kniegelenk-Beugefähigkeit von über 90<br />
Grad (Laubenthal et al. 1972).<br />
Schurman et al. (1985) konnten in einer Nachbeobachtungsstudie<br />
feststellen, dass im Falle einer<br />
Beugefähigkeit von über 70 Grad zum Zeitpunkt<br />
der Entlassung nach einem Jahr in der Regel eine<br />
Beugefähigkeit von 102 Grad erreicht worden war.<br />
Andere Autoren fordern als akzeptables funktionelles<br />
Resultat eine Beugefähigkeit von mindestens 100<br />
Grad (Itokazu et al. 1998).<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Postoperative Beweglichkeit<br />
Das Behandlungsergebnis kann beeinflusst werden<br />
durch patientenbedingte Faktoren, wie z.B. die präoperative<br />
Bewegungseinschränkung und postoperative<br />
Compliance (Ayers et al. 1997, Ritter et al. 2003,<br />
Sharma et al. 1996), oder durch operationstechnische<br />
oder organisatorische Faktoren (Buvanendran et al.<br />
2003, Dowsey et al. 1999, Ranawat 2003, White et<br />
al. 1999).<br />
Es gibt Hinweise dafür, dass rund einen Monat postoperativ<br />
die bisher erreichte Funktion tendenziell<br />
abnimmt. Genau zu diesem Zeitpunkt sollte mit<br />
weiterem intensivem Training begonnen werden<br />
(Fitzgerald et al. 2004). Patienten mit Kniegelenkersatz<br />
scheinen einer intensiveren Nachbehandlung<br />
zu bedürfen als Patienten mit Hüftendoprothetik, um<br />
ein optimales funktionelles Ergebnis zu bewahren<br />
(Roos 2003).<br />
Zu Art und Umfang notwendiger rehabilitativer Maßnahmen<br />
gibt es keine internationalen Richtlinien<br />
(NIH Consensus Development Conference on Total<br />
Knee Replacement 2003).<br />
Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie fordert<br />
als Ergebnisqualitätsparameter eine vollständige<br />
aktive Streckung sowie eine aktive Beugung bis 90<br />
Grad zum Zeitpunkt der Entlassung. Dieses funktionelle<br />
Ergebnis stellt eine Grundlage für ein normales<br />
Gangbild und die weitere aufbauende und erhaltende<br />
Übungstätigkeit des Patienten dar.<br />
Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von<br />
mindestens 0/0/90 Grad (Extension/Flexion)<br />
Verweildauer Anzahl Anteil<br />
≤ 15 Tage<br />
16 - 20 Tage<br />
21 - 25 Tage<br />
> 25<br />
alle Patienten<br />
14.817/26.619<br />
15.909/24.983<br />
9.324/14.354<br />
2.036/3.722<br />
42.089/69.683<br />
55,66%<br />
63,68%<br />
64,96%<br />
54,70%<br />
60,40%<br />
177
178<br />
Ergebnisse<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Postoperative Beweglichkeit<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten (eingeschränkt auf<br />
plausible Werte bei Angaben zur Extension und<br />
Flexion)<br />
Zähler: Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit<br />
von mindestens 0/0/90 Grad<br />
(Extension/Flexion)<br />
Erläuterung der Rechenregel: Für die Beweglichkeit<br />
gelten als plausible Werte bei Angaben zur Extension<br />
und Flexion: 0 - 10/0 - 150/0 - 150 Grad.<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von mindestens<br />
0/0/90 Grad (Extension/Flexion) an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von mindestens 0/0/90 (Extension/Flexion)<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
60,40%<br />
60,0 - 60,8%<br />
69.683<br />
62,7%<br />
0,0 - 100,0%<br />
677 von 925<br />
≥ 2,4% (5%-Perzentile)<br />
33 von 677<br />
Die nebenstehende Grafikzeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 925 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
247 Krankenhäuser<br />
1 Krankenhäuser<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 2,4% (5%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Für das Vorliegen<br />
einer ausreichenden postoperativen Beweglichkeit<br />
liegen vergleichbare Literaturergebnisse mit Angaben<br />
nach der Neutrall-Null-Methode nicht vor. Die Fachgruppe<br />
hat daher den Verteilungskennwert 5%-<br />
Perzentile als Referenzbereich definiert.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der Patienten mit erreichter postoperativer<br />
Beweglichkeit von mindestens 0/0/90 Grad<br />
nach der Neutral-Null-Methode lag bei 60,40%.<br />
Diese Rate entspricht den Erwartungen der Fachgruppe<br />
und spiegelt eine gute Versorgungsqualität<br />
wider.<br />
Der Indikator bildet einen hohen Anspruch an die<br />
Beuge- und Streckfähigkeit ab. Ein mildes postoperatives<br />
Streckdefizit kann in der Regel durch aktive<br />
Übungsbehandlung innerhalb des ersten Jahres postoperativ<br />
ausgeglichen werden (McPherson et al. 1994).<br />
Bezüglich der Beugefähigkeit stellen 90 Grad ein<br />
optimales Ergebnis dar. Auch Beugefähigkeitswerte,<br />
die diesem sehr nahe kommen (z.B. 80 bis 89 Grad),<br />
sind akzeptabel.<br />
Die Ergebnisse der Stratifizierung nach Verweildauer<br />
entsprechen den Erwartungen. Bei Verweildauern<br />
unter 15 Tagen sind die Beweglichkeitsergebnisse<br />
deutlich niedriger als bei längeren Verweildauern.<br />
Bei Patienten mit Verweildauern von über 25 Tagen<br />
haben vermutlich Komplikationen vorgelegen.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse war mit<br />
0,0 bis 100,0% extrem. 33 von 677 Krankenhäusern<br />
mit mindestens 20 Fällen lagen außerhalb des<br />
Referenzbereichs von ≥ 2,4% (5%-Perzentile). Bei<br />
den Krankenhäusern mit sehr niedrigen Raten sollte<br />
im Strukturierten Dialog auch überprüft werden, ob<br />
es sich um Fälle mit sehr kurzer Verweildauer handelt<br />
oder ob es sich um ein Dokumentationsproblem<br />
handelt. Auch die präoperativen Bewegungsausmaße<br />
der betroffenen Patienten sollen im Strukturierten<br />
Dialog zum Vergleich herangezogen werden.<br />
Die vorliegenden Informationen können für die<br />
Weiterentwicklung der Auswertung genutzt werden.<br />
So sollte die postoperative Beweglichkeit zukünftig<br />
nach Beuge- und Streckdefizit getrennt analysiert<br />
werden. Weiterhin sollten auch die präoperativen<br />
Werte in die Berechnung der Raten einfließen.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Wundinfektionen in der endoprothetischen Gelenkchirurgie<br />
sind gefürchtete Komplikationen, da sie<br />
das operative Ergebnis erheblich beeinträchtigen.<br />
Die Kniegelenk-Endoprothetik gilt als infektionsgefährdeter<br />
als die Hüftgelenk-Endoprothetik (Ayers<br />
et al. 1997). Im ungünstigen Fall führen Infektionen<br />
zum Prothesenwechsel, möglicherweise aber auch<br />
zum Prothesenverlust mit der Notwendigkeit der<br />
Versteifungsoperation des Kniegelenkes oder gar<br />
zur Amputation. Eine Maßnahme zur Infektionsbehandlung<br />
hat in der Regel eine Beeinträchtigung<br />
des Patienten, eine Verlängerung des Aufenthaltes<br />
und einen Anstieg der Kosten zur Folge (Husted &<br />
Toftgaard 2002).<br />
Einige patientenbezogene Risikofaktoren, wie<br />
hohes Lebensalter, Diabetes mellitus, obstruktive<br />
Lungenerkrankung oder systemische Erkrankungen –<br />
auch aus dem rheumatischen Formenkreis – haben<br />
einen Einfluss auf die Infektionsraten (SIGN 2000).<br />
Voroperationen am Kniegelenk oder in der Nähe<br />
des Kniegelenkes können zum Beispiel durch inzisionsbedingte<br />
Beeinträchtigung der Weichteildurchblutung<br />
postoperative Wundheilungsstörungen begünstigen<br />
(Ayers et al. 1997, Callaghan et al. 1995,<br />
Lazzarini et al. 2001, Wilson 1990).<br />
Operationsbedingte Risikofaktoren wie lange Operationsdauer<br />
und hoher intraoperativer Blutverlust<br />
haben ebenfalls einen Einfluss auf die Infektionsraten<br />
(SIGN 2000).<br />
Aseptisches Operieren, diszipliniertes Verhalten im<br />
Operationssaal (Nicolai et al. 1997) und eine perioperative<br />
Antibiotikaprophylaxe gehören zu den<br />
Standardkomponenten einer Infektionsprophylaxe<br />
(Callaghan et al. 1995).<br />
Die Verwendung von Tourniquets kann zu einer<br />
verlängerten Gewebehypoxie führen, welche wiederum<br />
negative Auswirkung auf die Wundheilung<br />
haben kann (Clarke et al. 2001).<br />
Zeitgerechtes Entfernen von Wunddrainagen reduziert<br />
die Infektionshäufigkeit (Mengal et al. 2001,<br />
Weiss 1993, Zamora-Navas 1999) ebenso wie die<br />
zeitige Entfernung von Harnblasenkathetern<br />
(Michelson et al. 1988). Wenn Wundheilungsprobleme<br />
auftreten, sollte eine frühzeitige chirurgische<br />
Reintervention erfolgen, um eine tiefe Infektion mit<br />
den vorgenannten Folgen zu vermeiden (Callaghan<br />
et al. 1995; Menderes et al. 2002).<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Nach den Kriterien der AHCPR lässt sich mit dem<br />
Evidenzgrad Ib belegen, dass sich die Komplikationsraten<br />
nach endoprothetischem Hüftgelenk- und<br />
Kniegelenkersatz durch Anwendung klinischer Behandlungspfade<br />
deutlich reduzieren lassen<br />
(Douglas et al. 2001, Dowsey et al. 1999).<br />
Der Zeitpunkt des Auftretens einer Infektion bietet<br />
eine weitere Möglichkeit zur Differenzierung von<br />
Infektionsraten. Die Nomenklatur ist hier nicht einheitlich,<br />
es werden akute Infektionen (bis zwölf<br />
Wochen postoperativ), subakute Infekte (zwölf bis<br />
52 Wochen postoperativ) und Spätinfekte (später<br />
als ein Jahr postoperativ auftretend) beschrieben<br />
(Callaghan 1995) oder in Einzelstudien andere<br />
Beobachtungszeiträume verwendet (Cramer et al.<br />
2001).<br />
Der Vergleich von Infektionsraten anhand der Literatur<br />
ist aufgrund der verschiedenen benutzten Definitionen<br />
und Beobachtungszeiträume eingeschränkt<br />
(Abudu et al. 2002, Gaine et al. 2000, Hanssen &<br />
Rand 1999, Peersman et al. 2001, Martini et al. 2000,<br />
Mauerhan et al. 1994, Saleh et al. 2002, Virolainen<br />
2002, Segawa et al. 1999).<br />
Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> orientiert sich an<br />
den präoperativen patientenbezogenen Risikoklassen<br />
(0 bis 3) und der postoperativen Wundklassifikation<br />
(A1 bis A3) des National Nosocomial Infections<br />
Surveillance Systems (NNIS) der amerikanischen<br />
Centers for Disease Control (CDC). Das deutsche<br />
Nationale Referenzentrum (NRZ) hat diese Klassifikationen<br />
übernommen.<br />
Das NRZ berichtet aus dem Berichtszeitraum 1997<br />
bis 2003 auf die Risikoklassen bezogen folgende<br />
Infektionsraten im Bereich „Knieendoprothesen“:<br />
• Risikoklasse 0:<br />
mittlere Infektionsrate 0,75% (n=6.708),<br />
• Risikoklasse 1:<br />
mittlere Infektionsrate 1,12% (n=7.209),<br />
• Risikoklasse 2:<br />
mittlere Infektionsrate 2,09% (n=1.678),<br />
• Risikoklasse 3:<br />
mittlere Infektionsrate 0,0% (n=35),<br />
• alle Risikoklassen: mittlere Infektionsrate 1,06%.<br />
Die Wundinfektionsarten verteilten sich wie folgt<br />
• A1 Infektionen: mittlere Rate: 0,35%<br />
• A2 Infektionen: mittlere Rate: 0,35%,<br />
• A3 Infektionen: mittlere Rate: 0,36%.<br />
179
180<br />
Ergebnisse<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,99%<br />
0,92 - 1,06%<br />
70.850<br />
0,0 %<br />
0,0 - 20,0 %<br />
681 von 925<br />
≤ 2%<br />
147 von 681<br />
Die nebenstehende Grafikzeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 925 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
244 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> weist für alle Riskoklassen<br />
Infektionsraten differenziert nach Wundinfektionsart<br />
aus.<br />
Zu beachten ist, dass bei den Komplikationsraten<br />
des NRZ nicht zwischen Knie-TEP-Ersteingriffen und<br />
-wechseln bzw. Schlittenprotheseneingriffen unterschieden<br />
wird.<br />
Eine vollständige Beurteilung der Wundinfektionsraten<br />
ist erst bei Etablierung einer Verlaufsbeobachtung<br />
möglich, da nur ca. ein Drittel der tiefen Infektionen<br />
innerhalb der ersten 30 Tage auftritt und<br />
zwei Drittel der tiefen Infektionen erst nach drei<br />
Monaten erkannt werden (Ayers et al. 1997,<br />
Callaghan et al. 1995, Wilson et al. 1990).<br />
Die Betrachtung der Wundinfektionsraten bei Fällen<br />
der Risikoklasse 0 (Patienten ohne relevante infektionsbegünstigende<br />
Risiken) stellt eine adäquate<br />
Risikostratifizierung für den Krankenhausvergleich<br />
dar. Der amerikanische NNIS-Report nennt eine<br />
Infektionsrate von 0,87% bei 53.759 Patienten<br />
(1992 bis 2003) der Risikoklasse 0.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit postoperativer<br />
Wundinfektion<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 2%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Ergebnisse<br />
des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />
von nosokomialen Infektionen (NRZ) geben für den<br />
Zeitraum 1997 bis 2003 einen gepoolten Mittelwert<br />
von 1,1% Wundinfektionsrate über alle Knie-TEP-<br />
Eingriffe an. Die Fachgruppe hat daher ≤ 2% (doppelte<br />
NRZ-Rate) als Referenzbereich für Wundinfektionen<br />
über alle Patienten festgelegt.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse 0<br />
Zähler: Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 1%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Ergebnisse<br />
des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />
von nosokomialen Infektionen (NRZ) weist für die<br />
Risikoklasse 0 eine Wundinfektionsrate von 0,75 %<br />
aus. Die Fachgruppe hat daher ≤ 1% als Referenzbereich<br />
für Wundinfektionen bei Patienten der<br />
Risikoklasse 0 festgelegt.<br />
Ergebnisse<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektionen der Risikoklasse 0 an<br />
allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,76 %<br />
0,68 - 0,86 %<br />
35.773<br />
0,0 %<br />
0,0 - 9,5%<br />
449 von 925<br />
≤ 1%<br />
114 von 449<br />
Die nebenstehende Grafikzeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 925 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
347 Krankenhäuser<br />
102 Krankenhäuser<br />
181
182<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der postoperativen Wundinfektionen<br />
lag bei 0,99%. Mit Blick auf die Vergleichszahlen<br />
des NRZ (1,06%) handelt es sich um ein gutes<br />
Versorgungsergebnis. Allerdings ist bei der NRZ-<br />
Rate zu berücksichtigen, dass hier Knie-TEP- bzw.<br />
Schlittenprothesen-Erstimplantationen und -wechsel<br />
nicht differenziert werden.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
0,0 bis 20%. Immerhin 147 von 681 Krankenhäusern<br />
lagen außerhalb des Referenzbereichs von<br />
≤2%.<br />
Für Patienten der Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate<br />
der postoperativen Wundinfektionen 0,76%<br />
(zum Vergleich: NRZ 0,75% und NNIS 0,87%).<br />
Auch bei diesem Kollektiv mit niedrigem Risiko ist<br />
das Versorgungsergebnis also gut.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
hier 0,0 bis 9,5%. Immerhin 114 von 449 Krankenhäusern<br />
lagen hier außerhalb des Referenzbereichs<br />
von ≤ 1%.<br />
Im Strukturierten Dialog sollte das Augenmerk vor<br />
allem auf die tiefen Wundinfektionen gelegt werden.
Ausblick<br />
Das vorliegende Verfahren ermöglicht einen guten<br />
Überblick über die Versorgungsqualität im stationären<br />
Bereich.<br />
Die Versorgung in diesem Leistungsbereich ist bestimmt<br />
von rapide wachsenden Implantationsraten,<br />
der großen Anzahl von Implantatherstellern und<br />
Implantatmodellen, sowie Einführung weiterer Techniken<br />
wie der computergestützten Navigation bei<br />
gleichzeitiger Tendenz zu kürzeren Verweildauern.<br />
Für eine Langzeitbeobachtung der Ergebnisse kann<br />
zukünftig auch eine Befragung der Patienten eine<br />
wichtige methodische Weiterentwicklung darstellen.<br />
In Schweden erfolgte im Jahr 2003 erstmals eine<br />
Versendung von Fragebögen an diejenigen 35.000<br />
Patienten, die in der Zeit von 1996 bis 2002 mit<br />
einer Kniegelenkendoprothese versorgt wurden.<br />
Die Ergebnisse werden mit Interesse erwartet und<br />
werden die Diskussion um Indikationsstellung, Verfahrenswahl<br />
und Operationstechnik sehr bereichern.<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
183
184<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
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185
186<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Dr. Regine Reinstorf<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie<br />
Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />
Leverkusen<br />
Dr. Dieter Decking<br />
Münster<br />
Dr. Rita Engelhardt<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />
Heidelberg<br />
Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />
Dresden-Schönfeld<br />
Dr. Thomas Gaertner<br />
Oberursel<br />
Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />
Bremen<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Marion Lichtinghagen<br />
Wiesbaden<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />
Celle<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Detlef Roggenkemper<br />
Sendenhorst<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />
Berlin<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />
Mannheim<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 17<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Zusammenfassung<br />
Seit den 1990er Jahren steigen die Zahlen der Primärimplantationen<br />
von Kniegelenkprothesen stetig.<br />
Bei Prothesenstandzeiten von in der Regel über 10<br />
Jahren sind auch deutliche Anstiege der Zahl von<br />
Wechseloperationen, die insbesondere bei Prothesenlockerungen<br />
angezeigt sind, zu erwarten.<br />
Die Erstimplantation einer Knie-Totalendoprothese<br />
bei Kniegelenkverschleiß verbessert die Lebensqualität<br />
des betroffenen Patienten deutlich. Ebenso verschafft<br />
ein Knieprothesenwechsel, der technisch<br />
anspruchsvoller und komplikationsträchtiger ist, dem<br />
Patienten Linderung der Beschwerden bei Prothesenlockerungen.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />
Ergebnisqualität betrachten.<br />
Prothesenwechseloperationen haben generell ein<br />
höheres Wundinfektionsrisiko als die Primärimplantationen.<br />
Aufgrund ihrer folgenschweren Beeinträchtigungen<br />
der Operationsergebnisse sind sie gefürchtet.<br />
Ihre Vermeidung bzw. adäquate Behandlung<br />
stellt eine Herausforderung an die behandelnden<br />
Ärzte dar.<br />
Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie differenziert<br />
bei der Beurteilung von Infektionsraten<br />
nach unterschiedlichen präoperativen Risikoklassen<br />
und postoperativer Klassifikation der Infektionsschwere<br />
anhand der Kriterien des National<br />
Nosocomial Infections Surveillance Systems (NNIS)<br />
der Centers for Disease Control (CDC), die in einer<br />
deutschen Variante des Nationalen Referenzzentrums<br />
für die Surveillance von nosokomialen Infektionen<br />
(NRZ) vorliegen.<br />
Die Gesamtrate der postoperativen Wundinfektionen<br />
lag bei 2,26 %. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
betrug 0,0 bis 13,0 %. Für Patienten der<br />
Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate der postoperativen<br />
Wundinfektionen 1,49 %, in den meisten<br />
Fällen handelte es sich um oberflächliche Infektionen<br />
(CDC A1). Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
betrug für postoperative Wundinfektionen bei<br />
Patienten dieser Niedrigrisikoklasse 0,0 bis 15,0 %.<br />
Diese Raten deuten auf eine insgesamt gute Versorgungsqualität<br />
hin. Die erheblichen Spannweiten sind<br />
teilweise mit der Inhomogenität des Patientenklientels<br />
zu erklären. Der Vergleich mit den Daten aus<br />
dem NRZ ist hier nur eingeschränkt möglich, da<br />
die NRZ-Infektionsraten nicht zwischen Ersteingriffen<br />
und Wechseleingriffen im Knie-TEP-Bereich<br />
differenzieren.<br />
Reinterventionen sind ungeplante Folgeeingriffe wegen<br />
Komplikationen des Primäreingriffs. Die Gesamtrate<br />
an Komplikationen wird in einer Metaanalyse<br />
zum Ergebnis von Kniegelenk-Endoprothesenwechseln<br />
mit 26,3 % beziffert. Wie viele Komplikationen<br />
zu Folgeeingriffen führen, lässt sich nicht aus<br />
der Literatur ermitteln. Dennoch ist es von großem<br />
praktischem Interesse, wie hoch die<br />
Komplikations- und Reinterventionsrisiken der<br />
Kniegelenk-Endoprothesenwechsel sind, um daraus<br />
in Zukunft Rückschlüsse z.B. bezüglich der<br />
Indikationsstellung zu ziehen.<br />
Die Gesamtrate der Fälle mit erforderlicher Reintervention<br />
lag bei 4,52 %. Diese Rate liegt unter der<br />
von der Fachgruppe erwarteten Reinterventionsrate.<br />
Damit kann insgesamt eine gute Versorgungsqualität<br />
festgestellt werden. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
betrug 0,0 bis 18,2 %. 2 von 50<br />
Krankenhäusern mit mehr als 20 Fällen lagen außerhalb<br />
des Referenzbereichs (95 %-Perzentile). Im<br />
Strukturierten Dialog soll untersucht werden, ob in<br />
diesen Krankenhäusern besonders häufig septische<br />
Wechseleingriffe durchgeführt wurden. Bei septischen<br />
Wechseleingriffen ist eine höhere Reinterventionsrate<br />
plausibel.
Einleitung<br />
Die Erstimplantation einer Knie-Totalendoprothese<br />
(Knie-TEP) bei Gonarthrose verbessert die Lebensqualität<br />
des betroffenen Patienten deutlich. Ebenso<br />
verschafft ein Knieprothesenwechsel dem Patienten<br />
Linderung der Beschwerden bei Prothesenlockerungen<br />
(Saleh et al. 2002).<br />
Knieprothesenwechsel sind indiziert bei Implantatlockerung<br />
bei einer Knie-Totalendoprothese<br />
(Mackay & Siddique 2003) oder fortschreitender<br />
Verschleißerkrankung in den bisher nicht ersetzten<br />
Gelenkanteilen bei Kniegelenkteilersatz sowie bei<br />
erheblicher Funktionsbeeinträchtigung eines prothetisch<br />
versorgten Gelenks, beispielsweise aufgrund<br />
von Problemen der Kniescheibe (Callaghan et al.<br />
1995). Die Indikation zur Wechseloperation einer<br />
Knieprothese wird in hohem Maß individuell und<br />
in enger Abstimmung mit dem Patienten gestellt.<br />
Ein Knieprothesenwechsel ist fachlich anspruchsvoller<br />
als eine Primärimplantation (Callaghan et al.<br />
1995, Saleh et al. 2002). Dies bezieht sich auf die<br />
Auswahl des geeigneten Implantats, auf die geeignete<br />
operative Technik zur Wiederherstellung einer<br />
regelrechten Weichteilbalance und Bandführung<br />
sowie auf das Management intra- und perioperativer<br />
Probleme, wie z.B. den Umgang mit Knochensubstanzverlusten<br />
oder periprothetischen Frakturen.<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Oft eine angemessene Indikation anhand der klinischen<br />
Symptomatik (Schmerzen und Bewegungseinschränkung)<br />
Oft eine angemessene Indikation anhand röntgenologischer<br />
Kriterien oder Entzündungszeichen<br />
Selten Patienten ohne klinische Symptomatik, ohne röntgenologische<br />
Kriterien und ohne Entzündungszeichen<br />
Möglichst oft Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />
Grundsätzlich perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />
Immer postoperatives Röntgen in 2 Ebenen<br />
Hoher Anteil von Patienten mit selbstständigem Gehen<br />
bei der Entlassung<br />
Möglichst hoher Anteil von Patienten, bei denen bei<br />
Entlassung eine selbstständige Versorgung in der<br />
täglichen Hygiene möglich ist<br />
Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige<br />
intra- oder postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Fraktur als behandlungsbedürftige intra- oder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten postoperative Wundinfektion<br />
(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />
Selten Wundhämatome / Nachblutungen<br />
Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />
Selten erforderliche Reinterventionen wegen Komplikation<br />
Geringe Letalität<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 40<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
4.644<br />
39<br />
620<br />
3.399<br />
566<br />
20<br />
1.436<br />
3.208<br />
308<br />
2.492<br />
1.793<br />
50<br />
1<br />
100,00%<br />
0,84%<br />
13,35%<br />
73,19%<br />
12,19%<br />
0,43%<br />
30,92%<br />
69,08%<br />
6,63%<br />
53,66%<br />
38,61%<br />
1,08%<br />
0,02%<br />
187
188<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
928%<br />
161%<br />
160%<br />
143%<br />
138%<br />
132%<br />
132%<br />
129%<br />
128%<br />
124%<br />
121%<br />
118%<br />
116%<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
1.108<br />
295<br />
6.0<br />
4.644<br />
633<br />
5.752<br />
684<br />
Erwartet<br />
4.206<br />
553<br />
137%<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
137%<br />
124%<br />
2002<br />
97%<br />
98%<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> 5.752<br />
Datensätze aus 684 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden.<br />
Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich,<br />
aufgrund einer Übergangsregelung Daten im<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu übermitteln.<br />
Es liegen in diesem Format 1.108 Datensätze<br />
aus 295 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />
übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 4.644 Datensätze<br />
aus 633 Krankenhäusern. Diese konnten in der Bundesauswertung<br />
6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />
sind Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
über alle Bundesländer hat sich gegenüber dem<br />
Vorjahr verbessert und lag insgesamt bei 137 %.<br />
Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im zweiten<br />
Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />
als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />
der Krankenhäuser ist ebenfalls sehr gut. Sie lag<br />
bei 124 %.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert stark und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches nur 52 % der erwarteten Daten geliefert<br />
hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine sehr hohe<br />
Spannweite von 96 bis 928 % auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten postoperative Wundinfektion<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Infektion eines künstlichen Kniegelenkersatzes<br />
ist eine gefürchtete Komplikation, die das Operationsergebnis<br />
in Frage stellt. Im ungünstigen Fall<br />
führen Infektionen zur erneuten Wechseloperation,<br />
möglicherweise aber auch zum Prothesenverlust<br />
mit der Notwendigkeit einer Versteifungsoperation<br />
des Kniegelenkes oder gar zur Amputation. Eine<br />
Maßnahme zur Infektionsbehandlung hat in der<br />
Regel eine Beeinträchtigung des Patienten, eine<br />
Verlängerung des Aufenthaltes und einen Anstieg<br />
der Kosten zur Folge (Husted & Toftgaard 2002).<br />
Einige patientenbezogene Risikofaktoren, wie hohes<br />
Lebensalter, Diabetes mellitus, obstruktive Lungenerkrankung<br />
oder systemische Erkrankungen – auch<br />
aus dem rheumatischen Formenkreis – und operationsbedingte<br />
Risikofaktoren, wie lange Operationsdauer<br />
oder hoher intraoperativer Blutverlust, haben<br />
einen Einfluss auf die Infektionsraten (Culver et al.<br />
1991, Peersman et al. 2001, SIGN 2000).<br />
Die „aseptische Lockerung“ gilt als häufigster Grund<br />
für den Prothesenwechsel (The Swedish Knee<br />
Arthroplasty Register 2003). Die liegende Prothese<br />
stellt für sich schon ein erhöhtes Infektionsrisiko<br />
dar. Lange Operationszeiten und höhere Blutverluste<br />
aufgrund von ausgedehnter Präparation steigern<br />
das Infektionsrisiko beim Prothesenwechsel<br />
zusätzlich im Vergleich zur Primäroperation.<br />
Perioperative Antibiotikaprophylaxe, aseptisches<br />
Operieren und diszipliniertes Verhalten im Operationssaal<br />
gehören zu den Standardvoraussetzungen<br />
der Infektionsprophylaxe (Callaghan et al. 1995,<br />
SIGN 2000). Andererseits können Protheseninfektionen<br />
primär die Indikation zum Prothesenwechsel<br />
begründen, damit steht in diesen Fällen<br />
die Sanierung des Infektionsherdes als operatives<br />
Ziel im Vordergrund und stellt eine außerordentliche<br />
Herausforderung dar.<br />
Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> orientiert sich<br />
an den patientenbezogenen Risikoklassen (0 bis 3)<br />
und der postoperativen Wundklassifikation (A1bis<br />
A3) des National Nosocomial Infections Surveillance<br />
Systems (NNIS) der amerikanischen Centers for<br />
Disease Control (CDC). Das deutsche Nationale<br />
Referenzzentrum (NRZ) hat diese Klassifikationen<br />
übernommen.<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Das NRZ berichtet aus dem Berichtszeitraum<br />
1997 bis 2003 auf die Risikoklassen bezogen<br />
folgende Infektionsraten im Bereich<br />
„Knieendoprothesen“:<br />
• Risikoklasse 0: mittlere Infektionsrate 0,75 %<br />
(n=6.708),<br />
• Risikoklasse 1: mittlere Infektionsrate 1,12 %<br />
(n=7.209),<br />
• Risikoklasse 2: mittlere Infektionsrate 2,09 %<br />
(n=1.678),<br />
• Risikoklasse 3: mittlere Infektionsrate 0,0 %<br />
(n=35),<br />
• alle Risikoklassen: mittlere Infektionsrate 1,06 %.<br />
Die Wundinfektionsarten verteilten sich wie folgt:<br />
• A1-Infektionen: mittlere Rate: 0,35 %,<br />
• A2-Infektionen: mittlere Rate: 0,35 %,<br />
• A3-Infektionen: mittlere Rate: 0,36 %.<br />
Das NNIS veröffentlichte mittlere Infektionsraten<br />
von 0,87 % für Eingriffe der Risikoklasse 0 im<br />
Bereich „Knieprothese“. In den vorliegenden<br />
Publikationen des NNIS und des NRZ werden<br />
Wechseloperationen und Erstimplantationen nicht<br />
differenziert dargestellt.<br />
Infizierte Prothesen als Grund für den Wechsel<br />
führen zu einer höheren Einstufung in der Risikoklassifikation.<br />
Die Betrachtung der Wundinfektionsraten<br />
bei Fällen mit Risikogruppe 0 (Patienten ohne<br />
relevante infektionsbegünstigende Risiken) stellt<br />
daher eine adäquate Risikostratifizierung für den<br />
Krankenhausvergleich dar.<br />
Eine Metaanalyse zum Ergebnis nach Kniegelenk-<br />
Endoprothesenwechsel (Saleh et al. 2002) nennt<br />
Raten differenziert für oberflächliche und tiefe Infektionen,<br />
ohne Angaben zur präoperativen Wundkontamination<br />
und zum Beobachtungszeitraum zu<br />
<strong>machen</strong>. Oberflächliche Infektionen wurden mit<br />
einer Rate von 4,8 % (12 Studien; 24 von 504<br />
Patienten) und tiefe Infektionen mit 6,7 % (25 Studien;<br />
84 von 1.258 Patienten) angegeben.<br />
189
190<br />
Ergebnisse<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
2,26%<br />
1,85 - 2,73%<br />
4.644<br />
0,0%<br />
0,0 - 13,0%<br />
50 von 633<br />
-<br />
-<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 633 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
583 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Referenzbereich<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Da auch septische<br />
Eingriffe in diese Gruppe fallen, hat die Fachgruppe<br />
keinen Referenzbereich festgelegt.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse 0<br />
Zähler: Patienten mit postoperativer<br />
Wundinfektion<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 15,0 % (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Das Nationale<br />
Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen<br />
Infektionen (NRZ) gibt für den Zeitraum 1997<br />
bis 2003 einen gepoolten Mittelwert von 0,75 %<br />
als Wundinfektionsrate für Knie-TEP-Eingriffe bei<br />
Risikoklasse 0 an.<br />
Da bei Wechseleingriffen grundsätzlich höhere Infektionsraten<br />
zu erwarten sind als bei Ersteingriffen,<br />
hat die Fachgruppe die ≤ 95%-Perzentile als<br />
Referenzbereich festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der postoperativen Wundinfektionen<br />
lag bei 2,26 %, die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
betrug 0,0 bis 13,0 %.<br />
Für Patienten der Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate<br />
der postoperativen Wundinfektionen 1,49 %,<br />
die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
hier 0,0 bis 15,0 %.<br />
Diese Raten deuten auf eine insgesamt gute Versorgungsqualität<br />
hin. Die erhebliche Spannweite für<br />
die nicht risikoadjustierte Rate ist mit der Inhomogenität<br />
des Patientenkollektivs bei diesem Eingriff<br />
zu erklären. Für die Bewertung der hohen Spannweite<br />
der Rate für Patienten der Risikoklasse 0 ist<br />
zu berücksichtigen, dass hier für nur ein Krankenhaus<br />
mit mindestens 20 Fällen die sehr auffällige<br />
Rate von 15,0 % ermittelt worden ist. Die Ursachen<br />
dieser Auffälligkeit werden im Strukturierten Dialog<br />
zu klären sein.<br />
Beim Vergleich mit den Daten aus dem NRZ ist zu<br />
berücksichtigen, dass die NRZ-Komplikationsraten<br />
nicht zwischen Ersteingriffen und Wechseleingriffen<br />
für Kniegelenk-Totalendoprothesen differenzieren.<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Ergebnisse<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Postoperative Wundinfektion<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten der<br />
Risikoklasse 0<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,49%<br />
1,02 - 2,10%<br />
2.151<br />
0,0%<br />
0,0 - 15,0%<br />
13 von 633<br />
≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />
0 von 13<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 633 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
470 Krankenhäuser<br />
150 Krankenhäuser<br />
191
192<br />
Ergebnisse<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Reinterventionen wegen Komplikation<br />
Anteil von Patienten mit Reintervention wegen Komplikation an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit Reintervention<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
4,52%<br />
3,94 - 5,16%<br />
4.644<br />
3,3%<br />
0,0 - 18,2%<br />
50 von 633<br />
≤16,7% (95%-Perzentile)<br />
2 von 50<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 633 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
583 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />
Komplikation<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Reinterventionen sind ungeplante Folgeeingriffe<br />
wegen Komplikationen des Primäreingriffs. Die<br />
Gesamtrate an Komplikationen nach Kniegelenk-<br />
Endoprothesenwechsel wird in der Literatur mit<br />
26,3 % (Saleh et al. 2002) angegeben. Wie viele<br />
Komplikationen zu Folgeeingriffen führen, lässt<br />
sich nicht aus der Literatur ermitteln. Dennoch ist<br />
es von großem praktischem Interesse, wie hoch<br />
die Komplikations- und Reinterventionsrisiken der<br />
Knieprothesenwechseloperationen sind, um daraus<br />
in Zukunft Rückschlüsse z.B. bezüglich der<br />
Indikationsstellung zu ziehen.<br />
Möglicherweise ergibt sich aus der längerfristigen<br />
Beobachtung dieses Indikators auch die Empfehlung,<br />
operative Zentren zu bilden, die sich auf<br />
Knie-TEP-Eingriffe spezialisieren, wie es eine amerikanische<br />
Konsensuskonferenz nahe legt (NIH<br />
Consensus Development Conference on Total Knee<br />
Replacement 2003).<br />
Eine australische randomisierte kontrollierte Studie<br />
(Dowsey et al. 1999) beschrieb für Patienten mit<br />
elektiven Gelenkersatz-Operationen, die nach einem<br />
klinischen Behandlungspfad betreut wurden, in<br />
10,8 % der Fälle Komplikationen, bei Kontrollpatienten<br />
in 28 % der Fälle. Eine Wiederaufnahme<br />
erfolgte bei 4,3 % (Behandlungspfad-Gruppe) bzw.<br />
13% (Kontrollgruppe).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit erforderlicher Reintervention<br />
wegen Komplikation
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 16,7 % (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Angaben in der<br />
Literatur zur Reintervention nach Knie-TEP-Eingriffen<br />
weisen für die Verlaufsbeobachtung meist Ein-Jahres-<br />
Zeiträume oder andere Nachbeobachtungszeiträume<br />
auf. Eine Vergleichbarkeit mit dem stationären Beobachtungszeitfenster<br />
der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
ist daher nicht gegeben.<br />
Bei Wechseleingriffen sind grundsätzlich höhere<br />
Komplikationsraten zu erwarten als bei Ersteingriffen.<br />
Die Fachgruppe hat die ≤ 95%-Perzentile<br />
als Referenzbereich festgelegt.<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Reinterventionen wegen Komplikation<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate der Fälle mit erforderlicher Reintervention<br />
lag bei 4,52 %.<br />
Diese Rate lag unter der von der Fachgruppe erwarteten<br />
Reinterventionsrate, so dass insgesamt eine<br />
gute Versorgungsqualität festzustellen ist.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />
0,0 bis 18,2 %. Zwei Krankenhäuser mit mehr als<br />
20 Fällen lagen außerhalb des Referenzbereichs<br />
(95%-Perzentile). Im Strukturierten Dialog soll<br />
untersucht werden, ob in diesen Krankenhäusern<br />
besonders häufig septische Wechseleingriffe durchgeführt<br />
wurden. Bei septischen Wechseleingriffen<br />
ist eine höhere Reinterventionsrate plausibel.<br />
193
194<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Ausblick<br />
Durch den rapiden Anstieg der Operationszahlen<br />
bei den Primäreingriffen ist in Zukunft auch ein<br />
Anstieg der Wechseloperationen zu erwarten (Saleh<br />
et al. 2003). Im vorliegenden Leistungsbereich<br />
wurden im Jahr 2003 33,6 % mehr Wechseloperationen<br />
dokumentiert als im Jahr 2002 (2002: 3.825,<br />
2003: 5.752).<br />
Mit steigenden Wechselzahlen kann es sinnvoll<br />
sein, parallel zur <strong>Qualität</strong>sbewertung der Krankenhäuser<br />
eine differenziertere Betrachtung der<br />
unterschiedlichen Primärimplantationsverfahren<br />
(unikondylär oder bikondylär, zementiert oder<br />
unzementiert, mit oder ohne Patellaersatz, konventionell<br />
oder minimal-invasiv) bezüglich der Wechselhäufigkeiten<br />
und der Gründe für den Prothesenwechsel<br />
vorzunehmen. Solche Analysen könnten im<br />
Rahmen eines Endoprothesenregisters erfolgen.
Literatur<br />
Callaghan JJ (ed.)<br />
Orthopaedic knowledge update<br />
Hip and knee reconstruction, developed by the<br />
Hip Society and the knee society 1st ed.<br />
Philadelphia: Lippincott, Williams & Wilkins; 1995.<br />
Culver DH, Horan TC, Gaynes RP, Martone WJ,<br />
Jarvis WR, Emori TG, Banerjee S, Edwards JR,<br />
Tolson JS, Henderson TS, Hughes JM.<br />
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Am J Med 1991; 91 (Suppl 3B): 152S-157S.<br />
Dowsey MM, Kilgour ML et al.<br />
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MJA 1999; 170: 59-62.<br />
Husted H, Toftgaard JT.<br />
Clinical outcome after treatment of infected primary<br />
total knee arthroplasty.<br />
Acta Orthop Belg 2002; 68 (5): 500-507.<br />
Mackay DC, Siddique MS.<br />
The results of revision knee arthroplasty with and<br />
without retention of secure cemented femoral<br />
components.<br />
J Bone Joint Surg Br 2003; 85 (4): 517-520.<br />
NIH Consensus<br />
Development Conference on Total Knee<br />
Replacement. December 2003.<br />
consensus.nih.gov/cons/117/117cdc_statement<br />
FINAL.html (Recherchedatum: 16.06.2004).<br />
NNIS System.<br />
National Nosocomial Infections Surveillance (NNIS)<br />
System Report, data summary from January 1992<br />
through June 2003, issued August 2003.<br />
Am J Infect Control 2003; 31: 481-498.<br />
Peersman G, Laskin R, Davis J, Peterson M.<br />
Infection in total knee replacement: a retrospective<br />
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Clin Orthop 2001; (392): 15-23.<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Robert-Koch Institut.<br />
Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS)<br />
– Surveillance postoperativer Wundinfektionen –<br />
Modul OP-KISS – Protokoll.<br />
NRZ Nationales Referenzzentrum für Surveillance von<br />
nosokomialen Infektionen. 1-27. 2003. Berlin, NRZ.<br />
Saleh KJ, Rand JA, McQueen DA.<br />
Current status of revision total knee arthroplasty:<br />
how do we assess results?<br />
JBone Joint Surg am 2003; 85 (Supplement 1): 18-20.<br />
Saleh KJ, Dykes DC, Tweedie RL, Mohamed K,<br />
Ravichandran A, Saleh RM, Gioe TJ, Heck DA.<br />
Functional Outcome After Total Knee Arthroplasty<br />
Revision: A Meta-Analysis.<br />
J Arthroplasty 2002; 17 (8): 967-977.<br />
Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN).<br />
Antibiotic Prophylaxis in Surgery: A National<br />
Clinical Guideline.<br />
SIGN Publication 45. 2000. www.sign.ac.uk/<br />
guidelines/published/index.html<br />
(Recherchedatum: 15.05.2004).<br />
The Swedish Knee Arthroplasty Register<br />
– Annual Report 2003 Part I.<br />
www.ort.lu.se/knee/pdf/skar2003.pdf<br />
(Recherchedatum: 15.05.2004).<br />
195
196<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Herzchirugie<br />
Dr. Andreas Beckmann<br />
Duisburg<br />
PD Dr. Horst Laube<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Knut-H. Leitz<br />
Bremen<br />
Sabine Pfeffer<br />
Stuttgart<br />
Horst Schmidt<br />
Oberursel<br />
Dr. Ernst Spitzenpfeil<br />
Nürnberg<br />
Dr. Ulrike Toellner-Bauer<br />
Marburg<br />
Dr. Marius Torka<br />
Bad Berka<br />
Prof. Dr. Armin Welz<br />
Bonn<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Jan F. Gummert<br />
Leipzig<br />
Dr. Wolfgang Schiller<br />
Bonn<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 18<br />
Kombinierte Koronar- und<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Zusammenfassung<br />
In diesem Leistungsbereich werden Patienten<br />
betrachtet, die sich einer gleichzeitigen Operation<br />
an den Herzkranzgefäßen und der Aortenklappe<br />
unterziehen müssen. Diese Patienten stellen eine<br />
besondere Risikogruppe innerhalb der Herzchirurgie<br />
dar. Zum einen liegt das Durchschnittsalter dieser<br />
Patienten zum Zeitpunkt der Operation bei über<br />
72 Jahren und damit um fünf Jahre höher als in<br />
den anderen herzchirurgischen Leistungsbereichen.<br />
Zum anderen liegen neben der koronaren Herzerkrankung<br />
und einer Erkrankung der Aortenklappe<br />
häufig noch andere relevante Begleiterkrankungen<br />
vor, die das perioperative Risiko deutlich erhöhen<br />
können.<br />
Die Fachgruppe Herzchirurgie hat für diesen Leistungsbereich<br />
vier <strong>Qualität</strong>sindikatoren identifiziert,<br />
von denen zwei für den <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport ausgewählt<br />
wurden. Beide betrachten Aspekte der<br />
Ergebnisqualität.<br />
Die In-Hospital-Letalität, also der Anteil an Patienten,<br />
die im Krankenhaus verstarben, lag in diesem<br />
Leistungsbereich bei 6,09 %. In der Gruppe der Patienten<br />
mit elektiver oder dringlicher (nicht notfallmäßiger)<br />
Operationsindikation verstarben 5,60 %<br />
der Patienten. Diese Ergebnisse liegen im unteren<br />
Bereich der aus der Literatur bekannten Daten und<br />
sprechen nach Auffassung der Fachgruppe für eine<br />
gute Versorgungssituation. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
zur In-Hospital-Letalität bei elektiven<br />
oder dringlichen Operationen bewegte sich<br />
zwischen 0 und 30,4 %. Bei der Bewertung dieser<br />
Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass hohe Letalitätsraten<br />
eines Krankenhauses nicht notwendigerweise<br />
durch eine unzureichende Behandlungsquali-<br />
tät verursacht werden müssen. Sie können vielmehr<br />
in der Behandlung eines spezifischen Hochrisikokollektivs<br />
begründet sein. Eine weitergehende Analyse<br />
im Rahmen des Strukturierten Dialoges ist aus<br />
Sicht der Fachgruppe bei drei Krankenhäusern erforderlich,<br />
deren Ergebnisse oberhalb der 95 %-<br />
Perzentile der Krankenhausergebnisse der Gruppe<br />
der Patienten mit elektiver oder dringlicher Operationsindikation<br />
liegen (In-Hospital-Letalität von über<br />
15,2 %).<br />
Der <strong>Qualität</strong>sindikator „Neurologische Komplikationen“<br />
erfasst Patienten, die postoperativ einen<br />
Schlaganfall erlitten haben. Der Schwerpunkt der<br />
Betrachtung lag hier auf der Gruppe der Patienten<br />
mit elektiver oder dringlicher (nicht notfallmäßiger)<br />
Operationsindikation, bei denen präoperativ keine<br />
neurologische Erkrankung vorlag und deren Symptome<br />
postoperativ länger als 72 Stunden anhielten.<br />
In dieser Patientengruppe wurde ein postoperativer<br />
Schlaganfall in durchschnittlich 1,79 % der<br />
Fälle beobachtet. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
reichte von 0,0 bis 8,2 %. Dieses Ergebnis<br />
ist nach Auffassung der Fachgruppe im Vergleich<br />
mit den aus der wissenschaftlichen Literatur<br />
bekannten Daten ungewöhnlich niedrig. Eine mögliche<br />
Ursache sieht die Fachgruppe in einer mit<br />
Beginn des Jahres 2003 geänderten Abfrage im<br />
Datensatz zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator. Dies könnte<br />
dazu geführt haben, dass keine einheitliche Dokumentation<br />
durch die Krankenhäuser stattgefunden<br />
hat. Auf die Festlegung eines Referenzbereiches<br />
wurde daher verzichtet. Die herzchirurgischen Abteilungen<br />
werden nochmals informiert, wie die einheitliche<br />
Dokumentation zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
erfolgen soll.
Einleitung<br />
Die in diesem Leistungsbereich betrachteten Patienten<br />
stellen eine besondere Risikogruppe in der<br />
Herzchirurgie dar. Neben einer koronaren Herzerkrankung<br />
und einer Erkrankung der Aortenklappe<br />
liegen häufig noch andere relevante Begleiterkrankungen<br />
vor. Diese Faktoren führen dazu, dass das<br />
perioperative Risiko dieser Patienten deutlich erhöht<br />
ist.<br />
Da mehr als die Hälfte aller über 70-jährigen Menschen<br />
unter einer koronaren Herzerkrankung leidet,<br />
ist für die Zukunft angesichts der demografischen<br />
Entwicklung mit einer Zunahme von Kombinationseingriffen<br />
an den Koronararterien und der Aortenklappe<br />
zu rechnen.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />
Nierenfunktionsstörung<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen zerebrovaskulären<br />
Komplikation (TIA, Krampf, Parese, Plegie<br />
oder Koma)<br />
Möglichst geringe Letalität:<br />
In-Hospital-Letalität<br />
30-Tage-Letalität<br />
Risikoadjustierte 30-Tage-Letalität<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
87.913 Datensätze aus 77 herzchirurgischen<br />
Krankenhäusern übermittelt.<br />
Herzchirurgische Eingriffe konnten im Jahr 2003 in<br />
zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
möglich, aufgrund einer Übergangsregelung Daten<br />
im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden.<br />
Es liegen in diesem Format 19.426 Datensätze aus<br />
57 Krankenhäusern vor.<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />
jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert.<br />
Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 68.487 Datensätze<br />
aus 77 Krankenhäusern. Diese konnten in der<br />
Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />
werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Für den Leistungsbereich kombinierte Koronar- und<br />
Aortenklappenchirurgie wurden im Jahr 2003 6.561<br />
Operationen von 77 Krankenhäusern dokumentiert.<br />
1.369 davon liegen im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
5.0.1 vor. Sie wurden aus 57 Krankenhäusern<br />
übermittelt. Innerhalb der Datensätze im Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 wurden 5.192 kombinierte<br />
koronar- und aortenklappenchirurgische Operationen<br />
in 77 Krankenhäusern dokumentiert, das<br />
entspricht 7 % der für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
dokumentierten herzchirurgischen Leistungen.<br />
Die methodische Prüfung der Vollständigkeit der<br />
herzchirurgischen Datensätze im Bundesdatenpool<br />
2003 wurde auf Basis der von den Krankenhäusern<br />
im Jahr 2002 erbrachten Leistungen durchgeführt.<br />
Die Zahl der Fälle, die im Jahr 2002 abgerechnet<br />
wurden, wurde von den Krankenhäusern, die in<br />
2003 zur Dokumentation in der Herzchirurgie verpflichtet<br />
waren, gegenüber der <strong>BQS</strong> offen gelegt.<br />
Die erwartete Anzahl herzchirurgischer Datensätze<br />
betrug auf dieser Basis 83.832.<br />
Basisstatistik<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und<br />
Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
3.414<br />
1.776<br />
357<br />
1.728<br />
2.601<br />
488<br />
16<br />
65,78 %<br />
34,22 %<br />
6,88 %<br />
33,30 %<br />
50,12 %<br />
9,40 %<br />
0,31 %<br />
197
198<br />
Datengrundlage<br />
300 %<br />
250%<br />
200%<br />
150%<br />
100%<br />
50%<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze –<br />
HCH gesamt<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser –<br />
HCH gesamt<br />
Gelieferte OP-<br />
Datensätze –<br />
Kombinierte KoronarundAortenklappenchirurgie<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser –<br />
Kombinierte KoronarundAortenklappenchirurgie<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Eine Aufteilung dieser erwarteten Datensätze auf<br />
die vier Leistungsbereiche Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />
kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
sowie Mitralklappenchirurgie war<br />
nicht möglich, weil nicht alle Krankenhäuser in<br />
ihrer Auskunft über abgerechnete Fälle in 2002<br />
nach einzelnen Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
unterschieden haben. Daher ist hier eine Betrachtung<br />
der Vollständigkeit mit Bezug auf einzelne<br />
Leistungsbereiche und einzelne Krankenhäuser<br />
nicht möglich.<br />
Aus diesem Grunde wird die krankenhausbezogene<br />
Vollständigkeit der Datenübermittlung für alle<br />
Leistungsbereiche der Herzchirurgie gemeinsam<br />
dargestellt.<br />
Sowohl bezogen auf die Anzahl der gelieferten<br />
Datensätze als auch auf die Anzahl der beteilig-<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
19.426<br />
57<br />
1.369<br />
57<br />
6.0<br />
68.487<br />
77<br />
5.192<br />
77<br />
Krankenhäuser<br />
Gesamt<br />
87.913<br />
77<br />
6.561<br />
77<br />
Erwartet<br />
83.832<br />
77<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
105%<br />
100%<br />
2002<br />
97%<br />
99%<br />
ten Krankenhäuser ist die Teilnahme als sehr gut<br />
zu bewerten. Alle registrierten Krankenhäuser<br />
haben ihre Daten übermittelt. Die Vollständigkeit<br />
der Datensätze liegt bis auf wenige Ausnahmen im<br />
Bereich zwischen 80 und 100 %. Vollständigkeiten<br />
über 100 % wurden erreicht, wenn ein Krankenhaus<br />
in 2003 mehr Datensätze dokumentiert hat,<br />
als in 2002 abgerechnet worden sind; geringere<br />
Vollständigkeiten können auf eine Reduzierung<br />
der erbrachten Leistungen gegenüber dem Vorjahr<br />
oder auf unvollständige Dokumentationsraten<br />
hinweisen.<br />
Zwei Krankenhäuser haben zwar Daten gesendet,<br />
konnten jedoch bezüglich ihrer Vollständigkeit<br />
nicht bewertet werden, da die abgerechneten<br />
Zahlen des Jahres 2002 der <strong>BQS</strong> nicht mitgeteilt<br />
wurden.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen zerebrovaskulären<br />
Komplikation (TIA, Krampf, Parese, Plegie<br />
oder Koma)<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Postoperative neurologische Komplikationen werden<br />
unterteilt in Typ 1- und Typ 2-Defizite. Unter<br />
dem Begriff Typ 1 -Defizit versteht man größere<br />
fokale Schädigungen, die sich klinisch als TIA oder<br />
Apoplex sowie Stupor und Koma äußern können.<br />
Das Typ 2-Defizit beschreibt eine eher diffuse globale<br />
zerebrale Schädigung mit konsekutiver postoperativer<br />
Verschlechterung der intellektuellen und<br />
kognitiven Fähigkeiten sowie ein postoperatives<br />
Durchgangssyndrom. Bei der Betrachtung dieses<br />
<strong>Qualität</strong>sindikators werden ausschließlich Typ 1-<br />
Defizite ausgewertet, da diese aufgrund ihres eindeutigen<br />
klinischen Bildes in der vergleichenden<br />
<strong>Qualität</strong>sdarstellung besser abgebildet werden<br />
können.<br />
In einer Untersuchung von Roach et al. (1996) traten<br />
Typ 1-Defizite bei 3,1 % aller Patienten nach koronarchirurgischen<br />
Eingriffen auf. Sie verursachten<br />
21 % aller Todesfälle bei koronarchirurgischen<br />
Eingriffen, elf zusätzliche Behandlungstage auf der<br />
Intensivstation und verdoppelten die Krankenhausaufenthaltsdauer.<br />
Zusätzlich bestand gegenüber<br />
Patienten ohne diese Komplikation ein sechsfach<br />
erhöhtes Risiko für die Verlegung in ein Pflegeheim.<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Neurologische Komplikationen<br />
Als Risikofaktoren für postoperative Typ 1-Defizite<br />
gelten ein Patientenalter über 70 Jahre, die Atherosklerose<br />
der proximalen Aorta, die Dauer der extrakorporalen<br />
Zirkulation, präoperativ bestehende<br />
neurologische Defizite, der Diabetes mellitus und<br />
die arterielle Hypertonie. Aber auch Patienten, bei<br />
denen postoperativ die Implantation einer intraaortalen<br />
Ballonpumpe erforderlich ist, sowie<br />
Patienten mit bestehender Stenose der Arteria<br />
carotis interna tragen ein erhöhtes Risiko, postoperativ<br />
einen Schlaganfall zu erleiden (ACC/AHA<br />
Guidelines for Coronary Artery Bypass Graft<br />
Surgery, Eagle et al. 1999).<br />
Bei vorliegender Atherosklerose der proximalen<br />
Aorta ist eine Änderung der operativen Strategie<br />
denkbar. Eine Möglichkeit besteht im Verzicht auf<br />
den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine und der<br />
Operation am schlagenden Herzen („Off-Pump“-<br />
Eingriff). Die Leitlinie der American Heart Association<br />
gibt zu diesen therapeutischen Alternativen<br />
jedoch keine Empfehlung ab.<br />
199
200<br />
Ergebnisse<br />
Neurologische Komplikationen ≥ 24h bis ≤ 72h<br />
Prozent<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Neurologische Komplikationen<br />
Anteil von Patienten mit zerebrovaskulärem Ereignis bis zur Entlassung (≥ 24h bis<br />
≤ 72h) an allen Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich und ohne neurologische<br />
Erkrankung bzw. nicht nachweisbarem neurologischem Defizit (Rankin 0) präoperativ<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,72 %<br />
0,50 - 1,01 %<br />
4.691<br />
0,0 %<br />
0,0 - 3,9 %<br />
69 von 77<br />
-<br />
-<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 77 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
8 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />
OP elektiv oder dringlich kombiniert koronar- und<br />
aortenklappenchirurgisch versorgt wurden und ohne<br />
neurologische Erkrankung bzw. ohne nachweisbares<br />
neurologisches Defizit (Rankin 0)<br />
Zähler: Patienten mit postoperativem zerebrovaskulärem<br />
Ereignis bis zur Entlassung mit einer<br />
Dauer von ≥ 24h bis ≤ 72h.<br />
Referenzbereich<br />
Derzeit ist kein Referenzbereich festgelegt.<br />
Die Ergebnisse der Auswertung liegen deutlich unter<br />
den Vergleichszahlen der Literatur (Frye et al.<br />
1992, Roach et al. 1996). Nach Ansicht der Fachgruppe<br />
könnte hier ein systematisches „Underreporting“<br />
durch die Kliniken vorliegen. Auf die<br />
Festlegung eines Referenzbereichs wird daher verzichtet.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />
OP elektiv oder dringlich kombiniert koronar- und<br />
aortenklappenchirurgisch versorgt wurden und ohne<br />
neurologische Erkrankung bzw. ohne nachweisbarem<br />
neurologischen Defizit (Rankin 0)<br />
Zähler: Patienten mit postoperativem zerebrovaskulärem<br />
Ereignis bis zur Entlassung mit einer Dauer<br />
von ≥ 72h.<br />
Referenzbereich<br />
Derzeit ist kein Referenzbereich festgelegt.<br />
Die Ergebnisse der Auswertung liegen deutlich unter<br />
den Vergleichszahlen der Literatur. Nach Ansicht der<br />
Fachgruppe könnte hier ein systematisches „Underreporting“<br />
durch die Kliniken vorliegen. Auf die Festlegung<br />
eines oberen Referenzbereichs wird daher<br />
verzichtet.<br />
Bewertung<br />
Die Ergebnisse der Bundesauswertung liegen deutlich<br />
unter den Vergleichszahlen der Literatur (Frye<br />
et al. 1992, Roach et al. 1996). Nach Ansicht der<br />
Fachgruppe könnte hier eine systematische Unterberichtung<br />
zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator durch die<br />
Krankenhäuser vorliegen, da angesichts einer Zunahme<br />
der Risikofaktoren für einen perioperativen<br />
Schlaganfall (Alter ≥ 70 Jahre, periphere AVK) ein<br />
solches Ergebnis nicht plausibel erscheint.<br />
Eine mögliche Ursache sieht die Fachgruppe in einer<br />
veränderten Abfrage zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
im herzchirurgischen Datensatz. Im Jahr 2003 wurde<br />
erstmals eine spezifische Angabe zum Schweregrad<br />
des neurologischen Defizits anhand der Klassifikation<br />
nach Rankin in den Datensatz aufgenommen.<br />
Möglicherweise wurde jedoch noch nicht in allen<br />
Krankenhäusern realisiert, nach welchen Grundsätzen<br />
die Dokumentation zu erfolgen hat. Im<br />
Dialog mit der wissenschaftlichen Fachgesellschaft<br />
und den Krankenhäusern sollen zusätzliche Informationen<br />
zur Dokumentation der Daten zu diesem<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator vermittelt werden.<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Neurologische Komplikationen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit zerebrovaskulärem Ereignis bis zur Entlassung (> 72h) an allen<br />
Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich und ohne neurologische Erkrankung bzw.<br />
nicht nachweisbarem neurologischen Defizit (Rankin 0) präoperativ<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Neurologische Komplikationen ≥72h<br />
Prozent<br />
10%<br />
9%<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
30%<br />
25%<br />
20 %<br />
15%<br />
10 %<br />
5%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,79 %<br />
1,43 - 2,21 %<br />
4.691<br />
0,0 %<br />
0,0 - 8,2 %<br />
69 von 77<br />
-<br />
-<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 77 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
8 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
201
202<br />
Ergebnisse<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Letalität<br />
Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
6,09%<br />
5,46 - 6,78%<br />
5.187<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst geringe Letalität:<br />
In-Hospital-Letalität<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Erfassung der perioperativen Letalität gehört<br />
zum Standard bei der Betrachtung von postoperativen<br />
Komplikationen. Die In-Hospital-Letalität<br />
erfasst alle Patienten, die während des gleichen<br />
stationären Aufenthaltes im Krankenhaus versterben.<br />
Aussagen zur Ergebnisqualität eines Krankenhauses<br />
sind nur unter Berücksichtigung der Tatsache<br />
möglich, dass Patienten, die frühzeitig in ein anderes<br />
Krankenhaus verlegt werden und dann dort<br />
versterben, nicht erfasst werden. Daher wird in der<br />
Literatur neben der In-Hospital-Letalität häufig auch<br />
die 30-Tage-Letalität angegeben.<br />
Die 30-Tage-Letalität wird jedoch nicht allein von<br />
der <strong>Qualität</strong> der erbrachten Leistung beeinflusst. Die<br />
medizinischen und pflegerischen Ergebnisse hängen<br />
auch davon ab, welches Risikoprofil die in<br />
der Klinik behandelten Patienten aufweisen. Eine<br />
Risikoadjustierung wie z.B. nach dem EuroSCORE<br />
ermöglicht hier einen Vergleich der 30-Tage-<br />
Letalitätsraten von Krankenhäusern (Nashef et al.<br />
2002, Roques et al. 1999, Roques et al. 2003).<br />
Eine Risikoadjustierung der In-Hospital-Letalität<br />
findet für die ausgewertete Rate statt, indem Notfalleingriffe<br />
als einer der relevantesten Risikofaktoren<br />
aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen<br />
werden.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />
OP elektiv oder dringlich kombiniert koronar- und<br />
aortenklappenchirurgisch versorgt wurden<br />
Zähler: Patienten, die im Krankenhaus verstorben<br />
sind<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 15,2% (95%-Perzentile)<br />
für elektive/dringliche Operationen<br />
Erläuterung zum Referenzbereich:<br />
Die In-Hospital-Letalität ohne Risikoadjustierung<br />
ist ein Parameter, der z.B. durch das Risikoprofil<br />
der operierten Patienten und die postoperative<br />
Verweildauer in den Krankenhäusern beeinflusst<br />
werden kann. Hierdurch wird auch ein Vergleich mit<br />
Daten aus der Literatur erschwert.<br />
Da derzeit eine Risikoadjustierung unter Berücksichtigung<br />
nur eines Einflussfaktors erfolgt, wird als<br />
Referenzbereich eine Perzentile festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Die Krankenhausletalitätsrate von 6,09 % spricht für<br />
eine im internationalen Vergleich gute Versorgungssituation<br />
bei der operativen Behandlung von Patienten,<br />
bei denen sowohl eine koronare Herzerkrankung<br />
als auch ein Aortenklappenvitium vorliegt<br />
(STS Database 2003). Bei Patienten mit elektiver<br />
oder dringlicher (nicht notfallmäßiger) Operationsindikation<br />
lag das Risiko, im Krankenhaus zu versterben,<br />
mit durchschnittlich 5,60% etwas niedriger.<br />
Allerdings reichte die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
in diesem Risikokollektiv von 0,0 bis<br />
30,4%.<br />
Angesichts der aus der Literatur bekannten Daten<br />
hält die Fachgruppe den Referenzbereich der 95%-<br />
Perzentile für sachgerecht. Hierdurch werden drei<br />
Krankenhäuser auffällig, die eine Krankenhausletalitätsrate<br />
von ≥ 15,2% dokumentiert haben.<br />
Diese sollen im Strukturierten Dialog um eine<br />
Stellungnahme gebeten werden.<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Ergebnisse<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Letalität<br />
Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben,<br />
an allen Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
In-Hospital-Letalität<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30 %<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
5,60 %<br />
4,98 - 6,28 %<br />
5.014<br />
5,4%<br />
0,0 - 30, 4%<br />
70 von 77<br />
≤ 15,2% (95%-Perzentile)<br />
3 von 70<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 77 Krankenhäusern mit<br />
1-19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
7 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
203
204<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Ausblick<br />
Die Ergebnisse der Bundesauswertung 2003 zeigen<br />
sowohl im Vergleich mit der internationalen<br />
Literatur als auch mit Blick auf die Ergebnisse<br />
des Vorjahres insgesamt eine stabile Versorgungssituation<br />
bei der operativen Behandlung dieses<br />
Risikokollektivs. Die Ergebnisse einzelner Krankenhäuser<br />
liegen jedoch zum Teil erheblich außerhalb<br />
der festgelegten Referenzbereiche. Die Intensivierung<br />
des Strukturierten Dialoges mit den auffälligen<br />
Krankenhäusern wird daher zukünftig einen wesentlichen<br />
Arbeitsschwerpunkt der Fachgruppe Herzchirurgie<br />
darstellen.
Literatur<br />
Eagle KA, Guyton RA, Davidoff R, Ewy GA, Fonger J,<br />
Gardner TJ, Gott JP, Hermann HC, Marlow RA,<br />
Nugent WC, O´Connor GT, Orszulak TA, Rieselbach<br />
RE, Yusuf S, Winters WL.<br />
ACC/AHA guidelines for coronary artery bypass<br />
graft surgery: a report of the American College of<br />
Cardiology/American Heart Association Task Force<br />
on Practice Guidelines. (Committee to Revise the<br />
1991 Guidelines for Coronary Artery Bypass Graft<br />
Surgery).<br />
J Am Coll Cardiol 1999; 34 (4): 1262-1347.<br />
Frye RL, Kronmal R, Schaff HV, Myers WO, Gersh BJ.<br />
Participants in the Coronary Artery Surgery Study.<br />
Stroke in coronary artery bypass graft surgery: an<br />
analysis of the CASS experience.<br />
Intern J Cardiol 1992; 36: 213-221.<br />
Nashef SAM, Roques F, Hammill BG, Peterson ED,<br />
Michel P, Grover FL, Wyse RKH, Ferguson TB.<br />
Validation of European System for Cardiac<br />
Operative Risk Evaluation (EuroSCORE) in North<br />
American cardiac surgery.<br />
Eur J Cardio-Thoracic Surg 2002; 22: 101-105.<br />
Roach GW, Kanchuger M, Mora Mangano C,<br />
Nweman M, Nussmeier N, Wolman R, Aggarwal A,<br />
Marshall K, Graham SH, Ley C, Ozanne G, Mangano DT.<br />
Adverse Cerebral Outcomes after Coronary Bypass<br />
Surgery.<br />
N Engl J Med 1996; 335 (25): 1857-1863.<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Roques F, Michel P, Goldstone AR, Nashef SA.<br />
The logistic EuroSCORE.<br />
Eur Heart J 2003; 24 (9): 881-882.<br />
Roques F, Nashef SAM, Michel P, Gauducheau E, de<br />
Vincentiis C, Baudet E, Cortina J, David M, Faichney<br />
A, Gavrielle F, Gams E, Harjula A, Jones MT, Pinna<br />
Pintor P, Salamon R, Thulin L.<br />
Risk factors and outcome in European cardiac surgery:<br />
analysis of the EuroSCORE multinational<br />
database of 19030 patients.<br />
Eur J Cardio-Thoracic Surg 1999; (15): 816-823.<br />
The Society of Thoracic Surgeons (STS).<br />
Adult Cardiovascular Surgery National Database –<br />
Fall 2003, Executive Summary Contents.<br />
www.ctsnet.org/file/STSNationalDatabaseFall2003<br />
ExecutiveSummary_Adult_Revised.pdf<br />
(Recherchedatum: 03.05.2004)<br />
205
206<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Kardiologie<br />
Prof. Dr. Dieter W. Behrenbeck<br />
Solingen<br />
Prof. Dr. Günter Breithardt<br />
Münster<br />
Prof. Dr. Christian W. Hamm<br />
Bad Nauheim<br />
Prof. Dr. Hans-W. Höpp<br />
Köln<br />
Dr. Stephan Knoblich<br />
Hagen<br />
Dr. Benny Levenson<br />
Berlin<br />
Claudia Sanmann<br />
Hamburg<br />
Andrea Schlitte<br />
Essen<br />
Dr. Manfred Schwartau<br />
Hannover<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Dr. Alexander Albrecht<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Tassilo Bonzel<br />
Fulda<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 19<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Zusammenfassung<br />
Die Koronarangiographie ist eine invasive Technik,<br />
die wie bisher keine andere diagnostische Methode<br />
eine exakte Aussage über den Zustand der Herzkranzgefäße<br />
(Koronararterien) ermöglicht. Mit ihr<br />
lässt sich die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit<br />
(KHK) sichern oder ausschließen und das Ausmaß<br />
einer bekannten KHK beurteilen.<br />
Internationale Leitlinien geben für verschiedene<br />
Ausprägungen der KHK differenzierte Empfehlungen<br />
dazu ab, wann eine Koronarangiographie indiziert<br />
ist. Es herrscht Übereinstimmung, dass bei Patienten<br />
mit bekannter oder vermuteter KHK die Koronarangiographie<br />
indiziert ist, wenn sich daraus mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit eine therapeutische<br />
Konsequenz, z.B. ein Koronarbypass oder eine<br />
Dilatation (PTCA) ergibt. Zudem sollten in der<br />
Regel klinische Symptome, z.B. Angina pectoris,<br />
oder die nichtinvasive Diagnostik wie etwa das<br />
Belastungs-EKG auf eine Durchblutungsstörung<br />
(Ischämie) des Herzmuskels hinweisen. Fehlt die<br />
Angina pectoris oder liegen keine sonstigen<br />
Ischämiezeichen vor, so ist eine Koronarangiographie<br />
nur in begründeten Einzelfällen angezeigt.<br />
Bei einer kleinen Anzahl von Fällen wird eine<br />
Koronarangiographie begleitend auch bei anderen<br />
Herzkrankheiten wie z. B. bei Herzklappenfehlern<br />
durchgeführt.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden vier <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die die<br />
Indikationsstellung sowie die Ergebnisqualität<br />
betrachten.<br />
Die Gesamtrate der Patienten mit klinischen Zeichen<br />
der KHK oder nachgewiesener Ischämie lag im Jahr<br />
2003 bei 89,67% der Patienten, die im Rahmen<br />
einer gezielten KHK-Diagnostik koronarangiographiert<br />
wurden. Die Erfüllung einer leitlinienkonformen<br />
Indikationsstellung ist damit sehr hoch. Aus<br />
diesen Daten ergibt sich kein Anhalt für eine zu<br />
großzügige Indikationsstellung im Sinne einer Fehlund<br />
Überversorgung.<br />
Bei den Krankenhäusern mit mehr als 20 Fällen, die<br />
in weniger als 76,5% der Fälle (das entspricht der<br />
5%-Perzentile) eine leitlinienkonforme Indikationsstellung<br />
aufweisen, sieht die Fachgruppe Diskussionsbedarf<br />
in Form eines Strukturierten Dialogs<br />
auf Landesebene.<br />
Die Perkutane transluminale Koronarangioplastie<br />
(Aufdehnung der Herzkranzgefäße, PTCA) ist der<br />
am weitesten verbreitete Kathetereingriff. Die PTCA<br />
stellt zunehmend eine Alternative zur Bypass-<br />
Operation dar. Insbesondere durch neuere Stenttechniken<br />
(z.B. Medikamente freisetzende Stents)<br />
hat sich die dauerhafte Erfolgsrate in den letzten<br />
Jahren deutlich verbessert.<br />
Die seltenen, aber schweren Komplikationen Tod,<br />
Herzinfarkt oder Schlaganfall werden international<br />
als Major Adverse Cardiac and Cerebrovascular<br />
Events (MACCE) zusammengefasst. Die Gesamtrate<br />
für MACCE bei PTCA lag 2003 bei 1,19%. Dies<br />
spricht generell für eine hohe Versorgungsqualität<br />
in Deutschland. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
reicht von 0,0 bis 8,3% bei Krankenhäusern<br />
mit mindestens 20 Fällen. Im Sinne der<br />
95%-Perzentile sind 14 von 288 Krankenhäusern<br />
im Strukturierten Dialog um Stellungnahme zu<br />
ihren relativ hohen Komplikationsraten zu bitten.
Einleitung<br />
Unter einer Koronarangiographie versteht man die<br />
Darstellung der Herzkranzgefäße mittels Röntgenkontrastmittel.<br />
Dazu wird über die Arteria femoralis<br />
oder seltener die Arteria radialis ein Katheter bis<br />
zum Herzen vorgeschoben und das Kontrastmittel<br />
in die Abgänge der Koronarien injiziert.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
Angemessene Anzahl an Koronarangiographien und<br />
PTCA pro Jahr<br />
Der Indikationsmix, d. h. die Verteilung der führenden<br />
Indikationen zur Koronarangiographie, sollte angemessen<br />
sein<br />
Möglichst oft Ischämiezeichen bei führender Indikation<br />
KHK oder Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss KHK, d. h.<br />
die Indikation sollte durch Klinik und Befunde gestützt<br />
werden<br />
Möglichst selten asymptomatische Behandlungsfälle<br />
ohne Ischämiekriterium in der kardialen Anamnese<br />
Möglichst selten Koronarangiographien als elektive<br />
Kontrolle nach Koronarintervention ohne<br />
Ischämiekriterium in der kardialen Anamnese<br />
Möglichst selten Koronarangiographien mit „Ausschluss<br />
KHK“ als führende Diagnose nach Herzkatheter, wenn<br />
die führende Indikation zur Koronarangiographie<br />
„Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss KHK“ war<br />
Möglichst oft ein angemessener „Mix“ der Therapieempfehlungen<br />
in Abhängigkeit von der Indikation<br />
Möglichst wenig Behandlungsfälle mit alleiniger<br />
„sonstiger“ Symptomatik<br />
Möglichst selten Erst-PTCA ohne Symptomatik und<br />
ohne Ischämienachweis<br />
Möglichst wenig Einzeitig-PTCA mit Diagnose „KHK<br />
mit Lumeneinengung geringer als 50%“<br />
Möglichst selten PTCA mit prognostischer Indikation<br />
bei asymptomatischen Patienten<br />
Möglichst oft Erreichen des wesentlichen Interventionsziels<br />
bei PTCA an komplettem Gefäßverschluss<br />
Selten intra- oder postprozedurale Komplikationen<br />
bei Koronarangiographie(n)<br />
Selten intra- oder postprozedurale Komplikationen<br />
bei PTCA<br />
Möglichst selten intraoperative Komplikationen bei<br />
PTCA mit Standardkonstellation<br />
Selten intra- oder postprozedurale MACCE (Major<br />
Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) bei<br />
Koronarangiographie(n)<br />
Selten intra- oder postprozedurale MACCE (Major<br />
Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) bei PTCA<br />
Selten Todesfälle bei PTCA<br />
Selten Todesfälle bei Koronarangiographien<br />
Selten intraprozedurale koronare Verschlüsse (des<br />
dilatierten Gefäßes) oder postprozedurale Herzinfarkte<br />
bei PTCA<br />
Möglichst niedriges Flächendosisprodukt bei Koronarangiographien<br />
Möglichst niedriges Flächendosisprodukt bei PTCA<br />
Möglichst geringe Kontrastmittelmenge bei Koronarangiographien<br />
Möglichst geringe Kontrastmittelmenge bei PTCA<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Wie keine andere diagnostische Methode ermöglicht<br />
die Koronarangiographie exakte Aussagen über<br />
die Morphologie der Koronararterien. Mit ihr lässt<br />
sich die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit<br />
sichern oder ausschließen oder das Ausmaß einer<br />
neu aufgetretenen oder länger bestehenden koronaren<br />
Herzkrankheit beurteilen. Sie unterstützt den<br />
behandelnden Arzt bei der individuellen Therapieentscheidung,<br />
ob keine Behandlung notwendig ist,<br />
ob konservativ vorgegangen werden kann oder ob<br />
eine Revaskularisation in Form einer Katheterintervention<br />
oder eines herzchirurgischen Eingriffs indiziert<br />
ist. Für diese Entscheidung ist die diagnostische<br />
Koronarangiographie unabdingbare Voraussetzung<br />
und in absehbarer Zeit nicht durch nichtinvasive<br />
Verfahren ersetzbar. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />
dass die koronare Herzkrankheit als<br />
chronische Erkrankung einer kontinuierlichen Entwicklung<br />
unterliegt, die zwar durch konservative<br />
Maßnahmen (Medikamente, Lebensstil) beeinflussbar<br />
ist, aber bei den meisten erkrankten Patienten<br />
wiederholter Revaskularisationsmaßnahmen bedarf.<br />
Es ist auch zu berücksichtigen, dass die Kenntnis<br />
des Koronarstatus mittels Koronarangiographie für<br />
einzelne kardiale und nichtkardiale Eingriffe erforderlich<br />
sein kann. Dieses kann in Krankenhäusern,<br />
die auf solche Eingriffe spezialisiert sind, zu einem<br />
hohen Anteil der Diagnose „Auschluss einer KHK“<br />
führen.<br />
Die 1977 von Grüntzig eingeführte Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA, international<br />
gebräuchlich ist der Begriff PCI) mit und ohne<br />
Stentimplantation ist die am weitesten verbreitete<br />
Katheterintervention. Dabei wird ein Katheter, an<br />
dessen Ende ein kleiner Ballon befestigt ist, über<br />
einen Führungsdraht bis zur Koronarstenose vorgeschoben.<br />
Durch Füllung des Ballons wird die<br />
Stenose aufgeweitet (dilatiert). Eine entscheidene<br />
Verbesserung der Erfolgsrate erfuhr das Verfahren<br />
duch die Einführung der Stenttechnik. Mit Stents,<br />
kleinen im Koronargefäß entfalteten Metallgittern,<br />
lassen sich verengte Gefäßabschnitte häufig dauerhaft<br />
offen halten. Durch die neue Entwicklung<br />
von medikamentenfreisetzenden Stents kann die<br />
Restenoserate weiter drastisch gesenkt werden.<br />
Bei eingetretenem oder drohendem akutem Koronarverschluss<br />
mit der Folge eines lebensbedrohlichen<br />
Herzinfarkts wird durch die sofortige Rekanalisation<br />
mit Sicherung eines ungehinderten Koronarflusses<br />
die Akuterkrankung in eine stabile klinische<br />
Situation überführt. Für die bedrohliche<br />
Akuterkrankung hat sich, auch in den Leitlinien,<br />
inzwischen der Begriff „Akutes Koronarsyndrom“<br />
(ACS) durchgesetzt.<br />
207
208<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Leistungszahlen der Herzkatheterlabore<br />
(Mannebach et al. 2003)<br />
Jahr<br />
1994<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
diagnostische Herzkatheter<br />
357.747<br />
515.510<br />
561.623<br />
594.898<br />
611.882<br />
641.973<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
18 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 69<br />
70 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Koronarinterventionen (PCI)<br />
88.380<br />
153.257<br />
166.132<br />
180.336<br />
195.280<br />
208.178<br />
Anzahl Anteil<br />
418.855<br />
7.845<br />
105.234<br />
147.831<br />
126.363<br />
31.582<br />
277.513<br />
141.342<br />
100%<br />
1,87%<br />
25,12%<br />
35,29%<br />
30,17%<br />
7,54%<br />
66,25%<br />
33,74%<br />
Die Zunahme der Bedeutung der diagnostischen<br />
und der therapeutischen Herzkathetereingriffe in<br />
Deutschland lässt sich an der Entwicklung der Leistungszahlen<br />
der Herzkatheterlabore in Deutschland<br />
abmessen (Mannebach & Horstkotte 2003).<br />
Schwerpunkt der Betrachtungen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
sind die Indikationsstellung zu diesen<br />
invasiven Verfahren, die Erfolgsraten und die<br />
Komplikationsraten. Insbesondere zur Indikationsstellung<br />
liegen umfangreiche deutsche, amerikanische<br />
und europäische Leitlinien vor.<br />
Datengrundlage<br />
Für die Dokumentation der Herzkatheterinterventionen<br />
im Leistungsbereich Koronarangiographie/<br />
Perkutane transluminale Koronarangioplastie (PTCA)<br />
stand in 2003 eine Teildatensatzstruktur zur Verfügung.<br />
Je Aufenthalt war einmal ein Basisdatensatz<br />
zu dokumentieren. Angaben zur Prozedur erfolgten<br />
danach in einem Teildatensatz „Prozedur“,<br />
dem ein weiterer Teildatensatz zugeordnet wurde,<br />
welcher die Angaben zur Koronarangiographie<br />
und/oder zur PTCA enthielt. Aus der Zuordnung<br />
des Prozedur-Teildatensatzes war ersichtlich, ob<br />
es sich um ein ein- oder zweizeitiges Vorgehen<br />
handelte.<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
174.758 Teildatensätze PTCA aus 335 Krankenhäusern<br />
sowie 492.388 Teildatensätze Koronarangiographie<br />
aus 401 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />
einer Übergangsregelung Daten im Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. In diesem<br />
Format konnten PTCA in zwei verschiedenen Datensätzen<br />
dokumentiert werden: im Datensatz PTCA<br />
(20/2) sowie im Datensatz Koronarangiographie/<br />
Perkutane transluminale Koronarangioplastie (21/3).<br />
Die Teildatensätze wiesen keine Unterschiede auf,<br />
so dass die Dokumentationen aus beiden Datensätzen<br />
in der Auswertung 5.0.1 zusammengeführt<br />
werden konnten. Nach dieser Zusammenführung<br />
lagen für die PTCA 30.027 Datensätze aus 203 Krankenhäusern<br />
vor. Es wurden außerdem 83.562 Datensätze<br />
aus 259 Krankenhäusern für die Koronarangiographie<br />
dokumentiert.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Die <strong>BQS</strong> erhielt für die PTCA<br />
144.731 Datensätze aus 322 Krankenhäusern, von<br />
denen 143.630 ausgewertet werden konnten. Für<br />
die koronarangiographischen Eingriffe erhielt die<br />
<strong>BQS</strong> 408.826 Datensätze aus 382 Krankenhäusern,<br />
von denen 405.262 Datensätze ausgewertet werden<br />
konnten.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt.<br />
Die Vollständigkeit der Datensätze bezüglich der<br />
PTCA über alle Bundesländer hat sich ebenfalls<br />
gegenüber dem Vorjahr stark verbessert und lag<br />
insgesamt bei 143%. Dieser Wert ist für einen<br />
Leistungsbereich im dritten Jahr nach der bundesweit<br />
verpflichtenden Einführung als sehr gut ein-
zuschätzen, ebenso die Beteiligung der Krankenhäuser,<br />
die bei 121% lag. Die Beteiligung der<br />
Bundesländer im Verfahrensjahr 2003 variiert auch<br />
hier sehr stark und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches keine Daten geliefert hat, und bis auf ein<br />
Bundesland, zu welchem keine ausreichenden<br />
Angaben über vereinbarte Leistungen vorliegen, bezogen<br />
auf das Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten<br />
Datensätzen eine sehr hohe Spannweite<br />
von 93 bis 374% auf.<br />
Als weitere Basis zur Bewertung der Vollständigkeit<br />
der Datengrundlage wurde der 19. Bericht über die<br />
Leistungszahlen der Herzkatheterlabore in der Bundesrepublik<br />
Deutschland (Mannebach & Horstkotte<br />
2003) hinzugezogen. Für den stationären Bereich<br />
wurden dort für 2002 nach Umfragen in den Herzkatheterlabors<br />
179.360 PTCA aus 289 Krankenhäusern<br />
angegeben. Für die 174.458 gelieferten<br />
Datensätze ergibt sich damit eine Vollständigkeit<br />
von 97% (2002: 78%). Bezogen auf die Anzahl<br />
der teilnehmenden Krankenhäuser zeigt sich, dass<br />
sich im Vergleich zu den 289 im Jahr 2002 freiwillig<br />
an der zitierten Umfrage teilnehmenden Krankenhäusern<br />
335 Häuser an der externen vergleichenden<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung beteiligt haben (116%).<br />
Die Vollständigkeit der Datensätze bezüglich der<br />
Koronarangiographie über alle Bundesländer hat<br />
sich gegenüber dem Vorjahr stark verbessert und<br />
lag auf Basis der VdAK-Bewertung insgesamt bei<br />
168%. Auch dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />
im dritten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als außerordentlich gut<br />
einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser<br />
ist ebenfalls sehr gut. Sie lag bei 110%. Die Beteiligung<br />
der Bundesländer im Verfahrensjahr 2003<br />
variiert stark und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches lediglich 1% der erwarteten Daten geliefert<br />
hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine sehr hohe Spannweite<br />
von 114 bis 508% auf.<br />
Die Fachgruppe stellt bei Würdigung des hohen<br />
Datenaufkommens 2003 dennoch fest, dass aufgrund<br />
der fehlenden Datenlieferung aus einem<br />
Bundesland u.U. große Leistungsvolumina der<br />
<strong>Qualität</strong>sbetrachtung entzogen wurden und eventuelle<br />
länderspezifische Charakteristika nicht<br />
bewertet werden können.<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Datengrundlage Koronarangiographie<br />
500%<br />
400%<br />
300%<br />
200%<br />
100%<br />
0%<br />
508%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
5.0.1<br />
83.562<br />
259<br />
Datengrundlage PTCA<br />
400 %<br />
350 %<br />
300%<br />
250 %<br />
200 %<br />
150 %<br />
100 %<br />
50 %<br />
0%<br />
2743%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
6.0<br />
408.826<br />
382<br />
Bundesländer<br />
492.388<br />
401<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
30.027<br />
203<br />
6.0<br />
144.731<br />
322<br />
174.758<br />
335<br />
Erwartet<br />
293.563<br />
366<br />
Erwartet<br />
122.135<br />
276<br />
2003<br />
168%<br />
110%<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
143%<br />
121%<br />
2002<br />
119%<br />
104%<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2002<br />
130%<br />
99%<br />
209
210<br />
Ergebnisse<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Indikation zur Koronarangiographie: Ischämiezeichen<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst oft Ischämiezeichen bei führender Indikation<br />
KHK oder Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss<br />
KHK, d.h. die Indikation sollte durch die klinische<br />
Situation des Patienten und Befunde gestützt werden<br />
Anteil von Koronarangiographien bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom oder mit<br />
stabiler Angina pectoris oder mit Ruhe- oder Belastungsdyspnoe oder mit objektiven<br />
(apparativen) Ischämiezeichen bei Belastung (Belastungs-EKG oder andere Tests) an<br />
allen Koronarangiographien mit führender Indikation „Bekannte KHK“ oder „Verdacht<br />
auf KHK bzw. Ausschluss KHK“<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Koronarsyndrom, Angina pectoris, Dyspnoe oder Ischämiezeichen<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
89,67%<br />
89,55 - 89,79%<br />
264.524<br />
91,9%<br />
60,2 - 100,0%<br />
327 von 381<br />
≥ 76,5% (5%-Perzentile)<br />
16 von 327<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 381 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
41 Krankenhäuser<br />
13 Krankenhäuser<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die internationalen Leitlinien (Scanlon et al. 1999,<br />
Bertrand et al. 2002, Van de Werf et al. 2003, Braunwald<br />
et al. 2002, Gibbons et al. 2002, Hamm 2004a,<br />
Hamm 2004b, Dietz & Rauch 2003) geben für verschiedene<br />
Ausprägungen der KHK differenzierte<br />
Empfehlungen dazu ab, wann eine Koronarangiographie<br />
indiziert ist. Es herrscht Übereinstimmung,<br />
dass bei KHK-Patienten die invasive Diagnostik der<br />
Koronarangiographie dann indiziert ist, wenn eine<br />
therapeutische Konsequenz im Sinne einer Revaskularisation<br />
zu erwarten ist. Zudem sollte in der Regel<br />
die klinische Situation des Patienten oder die nichtinvasive<br />
Diagnostik auf eine kardiale Ischämie hinweisen.<br />
Fehlt eine Angina pectoris oder liegen keine<br />
sonstigen Ischämiezeichen vor, so ist eine Koronarangiographie<br />
nur in begründeten Einzelfällen indiziert.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Koronarangiographien mit<br />
führender Indikation „Bekannte KHK“ oder „Verdacht<br />
auf KHK“ bzw. „Ausschluss KHK“<br />
Zähler: Koronarangiographien bei Patienten mit<br />
akutem Koronarsyndrom oder mit Ruhe- oder Belastungsdyspnoe<br />
oder mit objektiven apparativen<br />
Ischämiezeichen bei Belastung<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 76,5% (5%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Eine evidenzbasierte<br />
Rate für Koronarangiographien mit eindeutiger<br />
KHK-Indikation als Referenzbereich lässt sich aus<br />
der Literatur nicht ableiten. Das breite Indikationsspektrum<br />
lässt in seltenen Fällen auch Herzkathetereingriffe<br />
angebracht erscheinen, in denen keine eindeutigen<br />
KHK-Zeichen vorliegen. Die Fachgruppe hat<br />
sich daher für die ≥ 5%-Perzentile der Krankenhausverteilung<br />
als Referenzbereich entschieden.<br />
Bewertung<br />
Die Erfüllung einer leitlinienkonformen Indikationsstellung<br />
ist mit fast 90% der Fälle sehr hoch. Aus<br />
diesen Daten ergibt sich kein Anhalt für eine zu<br />
großzügige Indikationsstellung im Sinne einer<br />
Fehl- und Überversorgung. Bei den 16 Krankenhäusern<br />
mit mindestens 20 Fällen, die in weniger<br />
als 76,5% der Fälle eine leitlinienkonforme Indikationsstellung<br />
aufweisen, sieht die Fachgruppe<br />
Diskussionsbedarf in Form eines Strukturierten<br />
Dialogs auf Landesebene.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst selten Koronarangiographien mit „Ausschluss<br />
KHK“ als führende Diagnose nach Herzkatheter,<br />
wenn die führende Indikation zur Koronarangiographie<br />
„Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss<br />
KHK“ war“<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Koronarangiographie liefert morphologische Befunde<br />
über das Koronargefäßsystem. Dabei werden<br />
vor allem Art und Ausmaß eventuell vorhandener<br />
Stenosen beurteilt. Als Stenoseschweregrade sind<br />
geläufig: bis 25% (Plaquebildung), Stenosen bis<br />
50% (gering), 51 bis 75% (mittelgradig), > 75 bis<br />
99% (hochgradig) und 100% (Totalverschluss).<br />
Generell kann die KHK in einem Koronargefäß bis<br />
Stenosegrad unter 50% als unbedeutend und ab<br />
Stenosegrad 50% als bedeutend in Bezug auf eine<br />
Intervention bezeichnet werden.<br />
Die Erfassung von Ischämiezeichen unterliegt einer<br />
gewissen Unschärfe und die von Angina pectoris-<br />
Symptomen einer gewissen Subjektivität. Die „Vorhersagewahrscheinlichkeit“<br />
in Bezug auf KHK ist in<br />
hohem Maße vom Erfahrungsstand des Arztes abhängig.<br />
Mit Analyse der ex post gestellten Diagnose(n) nach<br />
der durchgeführten Koronarangiographie sind indirekt<br />
Rückschlüsse über die ex ante erfolgte Indikationstellung<br />
vor dem Eingriff möglich. Die internationalen<br />
Leitlinien nehmen zu dieser speziellen<br />
Fragestellung nicht direkt Stellung.<br />
Die seltene führende Diagnose „Ausschluss KHK“<br />
nach Herzkatheter kann somit als <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
verwendet werden.<br />
Das PTCA-Register der Arbeitsgemeinschaft Leitender<br />
Kardiologischer Krankenhausärzte (ALKK) berichtet<br />
von folgender Verteilung der Diagnosen in den<br />
Jahren 2001 bis 2002: Ausschluss KHK in 9,4%,<br />
KHK-Stenose < 50% in 9,0%, KHK-Stenose ≥ 50%<br />
in 69,5% sowie Kardiomyopathie in 2,8%, Aortenklappenerkrankung<br />
in 3,2%, Mitralklappenerkrankung<br />
in 1,0%, andere Vitien in 0,2%, Aortenaneurysma<br />
in 0,2%, hypertensive Herzerkrankung in<br />
3,7%, sonstige Erkrankung in 1,0% der Fälle<br />
(Gottwik et al. 2003).<br />
In Zusammenschau der vier Register-Jahresberichte<br />
der <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Invasivkardiologie<br />
(QuIK) des Bundes Niedergelassener Kardiologen<br />
(BNK) seit 1999 ist eine deutliche Abnahme des<br />
Befundes „keine bedeutsame organische Herzer-<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Indikation zur Koronarangiographie: Ausschluss KHK<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Koronarangiographien mit führender Diagnose nach Herzkatheter<br />
„Ausschluss KHK“ an allen Koronarangiographien mit Indikation „Verdacht auf KHK<br />
bzw. Ausschluss KHK“<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Diagnose nach Herzkatheter „Ausschluss KHK“<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
23,94%<br />
23,73 - 24,15%<br />
158.939<br />
26,2%<br />
0,0 - 100,0%<br />
315 von 381<br />
≤ 48,3% (95%-Perzentile)<br />
15 von 315<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 381 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
51 Krankenhäuser<br />
15 Krankenhäuser<br />
211
212<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Indikation zur Koronarangiographie: Ausschluss KHK<br />
Führende Diagnose nach Herzkatheter (bei Koronarangiographie<br />
mit Indikation „V. a. KHK bzw. Ausschluss KHK“<br />
„Ausschluss KHK“<br />
KHK mit Lumeneinengung geringer als 50%<br />
funktionelle 1- oder 2-Gefäßerkrankung<br />
funktionelle 3-Gefäßerkrankung<br />
Hauptstammstenose<br />
(nicht bypassgeschützt) ab 50%<br />
38.043/158.939<br />
25.629/158.939<br />
44.569/158.939<br />
21.162/158.939<br />
2.776/158.939<br />
23,94%<br />
16,12%<br />
28,04%<br />
13,31%<br />
1,75%<br />
krankung“ (von 1999 17,2% auf 2002 12,3%), aber<br />
auch eine deutliche Zunahme des Befundes „hämodynamisch<br />
unbedeutende KHK“ (von 1999 7,6%<br />
auf 2002 13,7%) zu verzeichnen. Weitere Befunde<br />
2002 waren: KHK 68,8%, Vitium 6,2%, kongenitales<br />
Vitium 0,4%, Myokarderkrankung 5,1%, Perikarderkrankung<br />
0,1% und andere Herz- und Kreislauferkrankungen<br />
5,1% (Levenson et al. 2003).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Koronarangiographien mit<br />
Indikation „Verdacht auf KHK“ bzw. „Ausschluss<br />
KHK“<br />
Zähler: Koronarangiographien mit führender Diagnose<br />
nach Herzkatheter „Ausschluss KHK“<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 48,3% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Nur in seltenen<br />
Fällen sollten Koronarangiographien durchgeführt<br />
werden zum Ausschluss einer KHK bzw. beim Verdacht<br />
auf KHK. Eine evidenzbasierte Rate von Eingriffen<br />
dieser Indikation und tatsächlicher Diagnose<br />
„Ausschluss KHK“ nach dem Eingriff, also für Eingriffe,<br />
die ggf. überflüssig waren, lässt sich in der<br />
Literatur nicht belegen. Die Fachgruppe hat sich daher<br />
für die ≤ 95%-Perzentile der Krankenhausverteilung<br />
als Referenzbereich entschieden.<br />
Bewertung<br />
In 23,94% der Fälle mit der Indikation „Verdacht<br />
auf KHK“ bzw. „Ausschluss KHK“ wurde tatsächlich<br />
eine angiographisch fassbare KHK ausgeschlossen.<br />
Das heißt in diesen Fällen kann aus der ex post-<br />
Betrachtung heraus u.U. eine zu großzügige Indikationsstellung<br />
vermutet werden.<br />
Allerdings lag in 16,12% der genannten Fälle eine<br />
KHK mit Lumeneinengung geringer als 50% vor, bei<br />
der in der Regel zwar eine Intervention durch Dilatation<br />
oder Bypass-Operation nicht gegeben ist, bei<br />
der aber eine intensive konservative Therapie angezeigt<br />
ist. Die Spannweite der Krankenhäuser mit<br />
mindestens 20 Fällen betrug 0,0 bis 100,0%. Mit<br />
den 15 Krankenhäusern, welche außerhalb des<br />
Referenzbereichs von ≤ 48,3% (95%-Perzentile)<br />
liegen, sollte der Strukturierte Dialog aufgenommen<br />
werden.
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Indikation zur Koronarangiographie: Therapieempfehlungen<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst oft ein angemessener „Mix“ der Therapieempfehlungen<br />
in Abhängigkeit von der Indikation<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Als Kriterium für einen Hinweis auf einen „Overuse“,<br />
also eine zu häufig gestellte Indikation der Koronarangiographie,<br />
wird häufig das Verhältnis von therapeutischen<br />
zu diagnostischen Eingriffen analysiert.<br />
Dabei folgt man der Vorstellung, dass eine Diagnostik<br />
vor allem dann durchgeführt werden soll, wenn<br />
sich daraus eine therapeutische Konsequenz ergibt.<br />
Grundsätzlich ist für die KHK in den letzten 15<br />
Jahren eine Verschiebung von der herzchirurgischen<br />
zur interventionellen Therapie zu beobachten, da<br />
sich zunehmend nicht nur Eingefäßerkrankungen,<br />
sondern auch (unkomplizierte) Mehrgefäßerkrankungen<br />
für einen Kathetereingriff eignen (Erbel et<br />
al. 2002).<br />
In den amerikanischen Leitlinien wird ein Verhältnis<br />
PTCA zu Koronarangiographien von 35% als angemessen<br />
betrachtet (Bashore et al. 2001, Smith et<br />
al. 2001). Gemäß den Daten des SCA&I-Registers<br />
lag es 1998 in den USA bei 31,9% (Sheldon 2000).<br />
In Deutschland lag 2002 dieser Anteil nach Datenlage<br />
des ALKK-Registers bei 30,3%. Bezieht man<br />
die Bypass-Operation mit in die Interventionen ein,<br />
so betrug das Verhältnis von Intervention zu Diagnostik<br />
43,2%, im europäischen Vergleich lag<br />
Deutschland damit auf Platz 4 von 8 Ländern<br />
(Gottwik et al. 2003).<br />
Das QuIK-Register (Levenson et al. 2003) berichtet<br />
aus dem Jahre 2002 über folgende Verteilung der<br />
Therapieempfehlungen: keine Therapie 8,4%, PTCA<br />
26,9%, Bypass-Operation 13% und medikamentöse<br />
Therapie für die verbleibenden Fälle.<br />
Therapieempfehlung nach Koronarangiographie<br />
keine<br />
medikamentös<br />
interventionell<br />
herzchirurgisch<br />
sonstige<br />
Therapieempfehlung<br />
Koronarangiographien mit<br />
Therapieempfehlung „interventionell“<br />
Koronarangiographien mit<br />
Therapieempfehlung „herzchirurgisch“<br />
Koronarangiographien mit Therapieempfehlung<br />
„interventionell“ oder „herzchirurgisch“ (Summe)<br />
Koronarangiographien mit<br />
Therapieempfehlung „interventionell“<br />
Koronarangiographien mit<br />
Therapieempfehlung „herzchirurgisch“<br />
Koronarangiographien mit Therapieempfehlung<br />
„interventionell“ oder „herzchirurgisch“ (Summe)<br />
12.589<br />
204.580<br />
126.517<br />
56.553<br />
5.023<br />
31.208/158.939<br />
20.004/158.939<br />
51.212/158.939<br />
36.021/105.585<br />
10.255/105.585<br />
46.276/105.585<br />
3,11%<br />
50,48%<br />
31,22%<br />
13,95%<br />
1,24%<br />
Koronarangiographien mit Indikation „Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss KHK“<br />
Koronarangiographien mit Indikation „bekannte KHK“<br />
19,64%<br />
12,59%<br />
32,22%<br />
34,12%<br />
9,71%<br />
43,83%<br />
213
214<br />
Ergebnisse<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Indikation zur Koronarangiographie: Therapieempfehlungen<br />
Anteil von Koronarangiographien mit Therapieempfehlung „interventionell“ oder<br />
„herzchirurgisch“ an allen Koronarangiographien mit Indikation „Verdacht auf KHK<br />
bzw. Ausschluss KHK“<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Therapieempfehlung „interventionell“ oder „herzchirurgisch“<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
32,22%<br />
31,99 - 32,45%<br />
158.939<br />
30,2%<br />
0,0 - 57,7%<br />
315 von 381<br />
≥ 10,7% (5%-Perzentile)<br />
15 von 315<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 381 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
51 Krankenhäuser<br />
15 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Koronarangiographien mit<br />
Indikation „Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss KHK“<br />
Zähler: Koronarangiographien mit Therapieempfehlung<br />
„interventionell“ oder „herzchirurgisch“<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 10,7% (5%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: In der Literatur<br />
lässt sich kein evidenzbasiertes Verhältnis von diagnostischen<br />
und therapeutischen Herzkathetereingriffen<br />
belegen. Die Fachgruppe hat sich daher für<br />
die ≥ 5%-Perzentile der Krankenhausverteilung als<br />
Referenzbereich entschieden. Das heißt die 5 % der<br />
Krankenhausergebnisse mit dem niedrigsten Anteil<br />
an diagnostischen Kathetereingriffen mit therapeutischer<br />
Konsequenz gelten als auffällig.
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Indikation zur Koronarangiographie: Therapieempfehlungen<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Koronarangiographien mit<br />
Indikation „bekannte KHK“<br />
Zähler: Koronarangiographien mit Therapieempfehlung<br />
„interventionell“ oder „herzchirurgisch“<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 25,0% (5%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: In der Literatur<br />
lässt sich kein evidenzbasiertes Verhältnis von diagnostischen<br />
und therapeutischen Herzkathetereingriffen<br />
belegen. Die Fachgruppe hat sich daher für<br />
die ≥ 5%-Perzentile der Krankenhausverteilung als<br />
Referenzbereich entschieden. Das heißt die 5% der<br />
Krankenhausergebnisse mit dem niedrigsten Anteil<br />
an diagnostischen Kathetereingriffen mit therapeutischer<br />
Konsequenz gelten als auffällig.<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Koronarangiographien mit Therapieempfehlung „interventionell“ oder<br />
„herzchirurgisch“ an allen Koronarangiographien mit Indikation „bekannte KHK“<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Therapieempfehlung „interventionell“ oder „herzchirurgisch“<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
43,83%<br />
43,53 - 44,13%<br />
105.585<br />
43,3%<br />
4,0 - 85,8%<br />
271 von 381<br />
≥ 25,0% (5%-Perzentile)<br />
13 von 271<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 381 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
67 Krankenhäuser<br />
43 Krankenhäuser<br />
215
216<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Indikation zur Koronarangiographie: Therapieempfehlungen<br />
Bewertung<br />
Bei 31,22% aller Koronarangiographien wurde die<br />
Therapieempfehlung zur interventionellen Behandlung<br />
gegeben und in 13,95% zur herzchirurgischen<br />
Operation. Somit wurde in 45,17% aller Fälle eine<br />
Revaskularationsindikation gestellt. Das entspricht<br />
den aus der internationalen Literatur bekannten<br />
Größenordnungen.<br />
In der Gruppe der 158.939 Koronarangiographien,<br />
welche mit der Indikation „Verdacht auf KHK/Ausschluss<br />
KHK“ durchgeführt wurden, wurde in<br />
19,64% der Fälle die Empfehlung zur interventionellen<br />
Therapie und in 12,59% zur herzchirurgischen<br />
Operation gegeben. In der Summe wurde<br />
also in 32,22% eine revaskularisierende Behandlung<br />
empfohlen.<br />
Auch in der Gruppe mit der Indikation „Bekannte<br />
KHK“ wurde in 43,83% der Fälle die Therapieempfehlung<br />
für revaskularisierende Maßnahmen<br />
(interventionell 34,12% und herzchirurgisch 9,71%)<br />
in näherungsweiser Übereinstimmung mit internationalen<br />
Daten ausgesprochen, auch wenn aufgrund<br />
unterschiedlicher Grundgesamtheiten ein direkter<br />
Vergleich nicht möglich ist.<br />
Die Angemessenheit der diagnostischen Koronarangiographie<br />
ist abhängig von der Häufigkeit der<br />
daraus resultierenden notwendigen Revaskularisation.<br />
Aus dieser Sicht rechtfertigen die hier festgestellten<br />
Interventionsquoten die Zahl der diagnostischen<br />
Koronarangiographien.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reicht<br />
von 0,0 bis 57,7% bzw. 4,0 bis 85,8%. Mit den<br />
Krankenhäusern, die in weniger als 10,7% der<br />
Fälle (5%-Perzentile) eine Revaskularisationsindikation<br />
empfohlen haben, soll eine Analyse im<br />
Strukturierten Dialog erfolgen.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten intra- oder postprozedurale MACCE (Major<br />
Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) bei<br />
Koronarangiographie(n)<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Koronarangiographie ist mit einem geringen, im<br />
Einzelfall aber u.U. schwerwiegenden Risiko für<br />
Komplikationen verbunden. Das Risiko nimmt mit<br />
dem Alter, dem Krankheitsschweregrad, der Dringlichkeit<br />
und den Begleiterkrankungen zu. Zu den<br />
schweren Komplikationen zählen Tod, Myokardinfarkt<br />
und Schlaganfall (MACCE, Major Adverse Cardiac<br />
and Cerebrovascular Events).<br />
Aus dem niedergelassenen Bereich in Deutschland<br />
wurden für das Jahr 2002 die Raten für intraoperative<br />
Komplikationen bei 68.832 diagnostischen<br />
Koronarangiographien berichtet: Herzinfarkt 0,004%,<br />
Schlaganfall 0,03%, Tod 0,02%. Bei 54.990 Fällen<br />
wurden postoperative Komplikationen mit folgenden<br />
Raten erfasst: Herzinfarkt 0,05%, Schlaganfall<br />
0,03%, Tod 0,10% (<strong>Qualität</strong>ssicherung in der Invasiv-Kardiologie<br />
QuIK, Levenson et al. 2003).<br />
Aus dem ALKK-Register wird für 56.492 Koronarangiographien<br />
eine MACCE-Rate von 0,63% gemeldet<br />
(Zeymer & Senges 2004, Daten aus 2003). Diese<br />
Zahlen beinhalten alle Todesfälle während des gesamten<br />
stationären Aufenthalts.<br />
Im Register für Koronarangiographie und PCI in<br />
Österreich im Jahr 2002 wird von 0,046% Todesfällen<br />
und 0,038% Myokardinfarkten bei 41.051<br />
Koronarangiographien berichtet (Mühlberger et al.<br />
2003).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Koronarangiographie(n),<br />
aber ohne PTCA<br />
Zähler: Patienten mit intra- oder postprozedural<br />
mindestens einer TIA bzw. einem Schlaganfall oder<br />
postprozedural mit einem Herzinfarkt oder mit Exitus<br />
im Herzkatheterlabor oder postprozeduralem Tod<br />
bzw. Tod während des Krankenhausaufenthaltes<br />
infolge einer Komplikation<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
MACCE bei Koronarangiographie(n)<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit Exitus im Herzkatheterlabor oder mindestens einer TIA / einem<br />
Schlaganfall intraprozedural oder Herzinfarkt postprozedural oder TIA / Schlaganfall<br />
postprozedural oder Tod postprozedural bzw. Tod während des Krankenhausaufenthaltes<br />
infolge einer Komplikation an allen Patienten mit Koronarangiographie(n)<br />
(Ausschluss: Patienten mit PTCA)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
MACCE<br />
Prozent<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,30%<br />
0,28 - 0,32%<br />
279.257<br />
0,2%<br />
0,0 - 10,5%<br />
334 von 381<br />
≤ 1,1% (95%-Perzentile)<br />
16 von 334<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 381 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
45 Krankenhäuser<br />
2 Krankenhäuser<br />
217
218<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
MACCE bei Koronarangiographie(n)<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 1,1% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Zur zu erwartenden<br />
Rate der Komplikationen lassen sich Ergebnisse<br />
aus Registern oder aus dem ambulanten Bereich<br />
näherungsweise heranziehen. Da die Beobachtungszeiträume<br />
hier aber meistens deutlich länger als der<br />
stationäre Aufenthalt sind und die Komplikationen<br />
zum Teil anders definiert wurden, ist eine direkte<br />
Vergleichbarkeit nicht gegeben. Die Fachgruppe legt<br />
daher die ≤ 95%-Perzentile als Referenzbereich fest.<br />
In den Folgejahren ist die Festlegung von absoluten<br />
Referenzwerten vorgesehen.<br />
Für 2003 gelten somit die 5% der Krankenhausergebnisse<br />
mit dem höchsten Anteil von MACCE<br />
bei Koronarangiographien als auffällig.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate für MACCE bei Koronarangiographien<br />
ist mit 0,30% niedriger als im ALKK-Register mit<br />
0,63% und vergleichbar mit den Daten des QuIK-<br />
Registers (Zeymer & Senges 2004, Levenson et al.<br />
2003). Aufgrund der unterschiedlichen Datendefinition,<br />
Beobachtungszeiträume und Datenakquisition<br />
ist eine Vergleichbarkeit mit Daten aus anderen Registern<br />
aber nur eingeschränkt gegeben. Die <strong>BQS</strong>-<br />
Definition von Komplikationen bezieht sich auf einen<br />
Zeitraum von maximal 36 Stunden nach dem letzten<br />
Eingriff, da Komplikationen außerhalb dieses Zeitraums<br />
wahrscheinlich nicht mehr mit dem Eingriff<br />
im Zusammenhang stehen. Vor diesem Hintergrund<br />
erscheint der Fachgruppe eine Komplikationsrate von<br />
0,30% als eine realistische Abbildung des Leistungsgeschehens.<br />
Die Spannweite der MACCE-Raten auf Krankenhausebene<br />
liegt zwischen 0,0 und 10,5%. Mit den 16<br />
Krankenhäusern, die außerhalb des Referenzbereichs<br />
(≤ 1,1%, 95%-Perzentile) liegen, soll der<br />
Strukturierte Dialog geführt werden. Weiterhin auffällig<br />
im Sinne der Dokumentationsqualität erscheint<br />
der Fachgruppe eine MACCE-Rate von 0% bei hoher<br />
Fallzahl. Die Fachgruppe empfiehlt, dies auf Landesebene<br />
besonders zu überprüfen.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten intra- oder postprozedurale MACCE (Major<br />
Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) bei<br />
PTCA<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Bei einem interventionellen Herzkathetereingriff sind<br />
grundsätzlich die gleichen Komplikationen möglich<br />
wie bei einem diagnostischen Herzkathetereingriff.<br />
Die Tatsache, dass bei der PTCA über die reine Kontrastmittelinjektion<br />
hinaus an der Koronararterie<br />
manipuliert wird, führt dazu, dass schwerwiegende<br />
Komplikationen wie Koronarverschluss, Herzinfarkt<br />
und Tod hier häufiger auftreten. Als seltene, aber<br />
lebensgefährliche Komplikationen der PTCA kommen<br />
Koronarperforationen oder das unbeabsichtigte Verbleiben<br />
von Katheterbestandteilen in der Koronararterie<br />
(z.B. Führungsdraht, Stent) hinzu, die in der<br />
Regel einen Notfalleingriff erforderlich <strong>machen</strong> (Fejka<br />
et al. 2002, Tugtekin et al. 2003, Fasseas 2004).<br />
Die früher gefürchtete Komplikation des akuten<br />
Gefäßverschlusses lässt sich mit der Stenttechnik<br />
heutzutage deutlich besser beherrschen<br />
(Bestehorn 2001).<br />
Zu den schweren Komplikationen Tod, Herzinfarkt<br />
und Schlaganfall liegen aus verschiedenen Registern<br />
und Studien Vergleichszahlen vor: Bashore et al.<br />
stellen in einer Übersicht Komplikationsraten größerer<br />
Studien bzw. Register von 1996 bis 2000 in<br />
den USA dar und registrieren eine Letalitätsrate von<br />
0,3 bis 2,5%, eine Infarktrate von 0,4 bis 2,8%<br />
und neurologische Komplikationen von 0,0 bis 9,4%<br />
(Bashore et al. 2001). Notfall-PTCA bei Myokardinfarkt<br />
weisen hier deutlich höhere Komplikationsraten<br />
als elektive Eingriffe auf (z.B. Letalität 1,2 bis<br />
7,0%).<br />
Andere Autoren (Williams et al. 2000) berichten aus<br />
den amerikanischen National Heart Lung and Blood<br />
Institute Registries von 1998 über 2,8% Myokardinfarkte<br />
und 1,9% Todesfälle.<br />
Das National Cardiovascular Data Registry (ACC-<br />
NCDR) der USA berichtet aus den Jahren 1998 bis<br />
2000 bei 146.907 Koronarinterventionen eine<br />
Letalitätsrate von 1,4% und eine Myokardinfarktrate<br />
von 0,4% (Anderson et al. 2002).<br />
Das deutsche ALKK-Register teilt für 30.683 Patienten<br />
eine MACCE-Rate von 2,27% mit (Zeymer &<br />
Senges 2004, Daten aus dem Jahr 2003). Diese<br />
Zahlen beinhalten alle Todesfälle während des gesamten<br />
stationären Aufenthalts.<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Ergebnisse<br />
10%<br />
9%<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
MACCE bei PTCA<br />
Anteil von Patienten mit Exitus im Herzkatheterlabor oder mindestens einer TIA /einem<br />
Schlaganfall intraprozedural oder Herzinfarkt postprozedural oder TIA/Schlaganfall<br />
postprozedural oder Tod an allen Patienten mit PTCA (einschließlich Einzeitig-PTCA)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
MACCE<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
20%<br />
16%<br />
12%<br />
8%<br />
4%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,19%<br />
1,13 - 1,24%<br />
139.598<br />
1,0%<br />
0,0 - 8,3%<br />
288 von 381<br />
≤ 3,2% (95%-Perzentile)<br />
14 von 288<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 381 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
33 Krankenhäuser<br />
60 Krankenhäuser<br />
219
220<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
MACCE bei PTCA<br />
Ausführliche Daten zu den Komplikationen bei PTCA<br />
im niedergelassenen Bereich in Deutschland bieten<br />
die Jahresberichte des Registers <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
in der Invasiv-Kardiologie QuIK (Levenson et al.<br />
2003). Im Jahr 2002 wurden bei 18.823 PTCA folgende<br />
Raten für intraoperative Komplikationen gemeldet:<br />
Herzinfarkt 0,06%, Schlaganfall 0,02%,<br />
Tod 0,09%. Für 16.474 Fälle wurden folgende<br />
Raten für postoperative Komplikationen berichtet:<br />
Herzinfarkt 0,36%, Schlaganfall 0,07%, Tod<br />
0,20%.<br />
Das österreichische PTCA-Register (Mühlberger et al.<br />
2003) weist 2002 eine Letalitätsrate von 0,75%<br />
(bei elektiver PTCA 0,26%) und eine Myokardinfarktrate<br />
von 0,95% auf.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit PTCA<br />
Zähler: Patienten mit intra- oder postprozedural<br />
mindestens einer TIA bzw. einem Schlaganfall oder<br />
postprozedural mit einem Herzinfarkt oder mit Exitus<br />
im Herzkatheterlabor oder postprozeduralem Tod<br />
bzw. Tod während des Krankenhausaufenthaltes<br />
infolge einer Komplikation<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 3,2% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Zur zu erwartenden<br />
Rate der Komplikationen lassen sich Ergebnisse aus<br />
Registern oder aus dem ambulanten Bereich näherungsweise<br />
heranziehen. Da die Beobachtungszeiträume<br />
hier aber meistens deutlich länger als der<br />
stationäre Aufenthalt sind und die Komplikationen<br />
zum Teil anders definiert wurden, ist eine direkte<br />
Vergleichbarkeit nicht gegeben. Die Fachgruppe<br />
legt daher die ≤ 95%-Perzentile als Referenzbereich<br />
fest. In den Folgejahren ist die Festlegung<br />
von absoluten Referenzwerten vorgesehen.<br />
Für 2003 gelten die 5% der Krankenhausergebnisse<br />
mit dem höchsten Anteil von MACCE bei PTCA<br />
als auffällig.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate MACCE bei PTCA ist mit 1,19% im<br />
Vergleich zum deutschen ALKK-Register etwas niedriger.<br />
Aufgrund der unterschiedlichen Datendefinition,<br />
Beobachtungszeiträume und Datenakquisition ist<br />
eine Vergleichbarkeit mit Daten aus anderen Registern<br />
nur eingeschränkt gegeben. Die <strong>BQS</strong>-Definition<br />
von Komplikationen bezieht sich auf einen<br />
Zeitraum von maximal 36 Stunden nach dem letzten<br />
Eingriff, da Komplikationen außerhalb dieses<br />
Zeitraums wahrscheinlich nicht mehr mit dem Eingriff<br />
im Zusammenhang stehen. Vor diesem Hintergrund<br />
erscheint der Fachgruppe Kardiologie eine<br />
Komplikationsrate von 1,19% als eine realistische<br />
Abbildung des Leistungsgeschehens.<br />
Die Spannweite der MACCE-Raten auf Krankenhausebene<br />
liegt zwischen 0,0 und 8,3%. Mit den 14<br />
Krankenhäusern, die außerhalb des Referenzbereichs<br />
(≤ 3,2%, 95%-Perzentile) liegen, soll der<br />
Strukturierte Dialog geführt werden. Weiterhin auffällig<br />
im Sinne der Dokumentationsqualität erscheint<br />
der Fachgruppe eine MACCE-Rate von 0,0% bei<br />
hoher Fallzahl. Die Fachgruppe empfiehlt, dies auf<br />
Landesebene besonders zu überprüfen.
Ausblick<br />
Der seit 2003 eingesetzte Datensatz soll bis 2005<br />
stabil bleiben und nur im Rahmen von Fehlerkorrekturen<br />
verändert werden. Für 2006 ist dann eine<br />
Aktualisierung und Anpassung an neue Leitlinien<br />
geplant.<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
221
222<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
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Herholz H, Kaltenbach M, Reifart N, Sauer G,<br />
Silber S, Troger B.<br />
4. Bericht des Bundesverbandes Niedergelassener<br />
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J Kardiol 2003; 10 (11): 496-502.<br />
Scanlon PJ, Faxon DP, Audet AM, Carabello B,<br />
Dehmer GJ, Eagle KA, Legako RD, Leon DF, Murray<br />
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Sheldon WC.<br />
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Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Tugtekin SM, Alexiou K, Kappert U, Matschke K,<br />
Gulielmos V, Knaut M.<br />
Chirurgische Therapie nach traumatischen interventionellen<br />
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Z Kardiol 2003; 92 (10): 833-836.<br />
Van de Werf F, Ardissino D, Betriu A, Cokkinos DV,<br />
Falk E, Fox KA, Julian D, Lengyel M, Neumann FJ,<br />
Ruzyllo W, Thygesen C, Underwood SR, Vahanian A,<br />
Verheugt FW, Wijns W.<br />
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The Task Force on the Management of Acute<br />
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Eur Heart J 2003; 24 (1): 28-66.<br />
Williams DO, Holubkov R, Yeh W, Bourassa MG,<br />
Al Bassam M, Block PC, Coady P, Cohen H,<br />
Cowley M, Dorros G, Faxon D, Holmes DR, Jacobs A,<br />
Kelsey SF, King SB, III, Myler R, Slater J, Stanek V,<br />
Vlachos HA, Detre KM.<br />
Percutaneous coronary intervention in the current<br />
era compared with 1985-1986: the National Heart,<br />
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Circulation 2000; 102 (24): 2945-2951.<br />
Zeymer U, Senges L, KL-Neuhaus-Datenzentrum<br />
der ALKK, Ludwigshafen,<br />
persönliche Mitteilung 2004<br />
223
224<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Herzchirurgie<br />
Dr. Andreas Beckmann<br />
Duisburg<br />
PD Dr. Horst Laube<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Knut-H. Leitz<br />
Bremen<br />
Sabine Pfeffer<br />
Stuttgart<br />
Horst Schmidt<br />
Oberursel<br />
Dr. Ernst Spitzenpfeil<br />
Nürnberg<br />
Dr. Ulrike Toellner-Bauer<br />
Marburg<br />
Dr. Marius Torka<br />
Bad Berka<br />
Prof. Dr. Armin Welz<br />
Bonn<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Jan F. Gummert<br />
Leipzig<br />
Dr. Wolfgang Schiller<br />
Bonn<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 20<br />
Koronarchirurgie<br />
Zusammenfassung<br />
Die koronare Herzerkrankung (KHK) gehört zu den<br />
häufigsten Erkrankungen und Todesursachen in der<br />
industrialisierten Welt. Neben der Behandlung mit<br />
Arzneimitteln oder interventionell mit Herzkatheter<br />
besteht mit der Koronarchirurgie eine dritte Möglichkeit,<br />
die gestörte Durchblutung des Herzmuskels<br />
zu verbessern.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden drei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die sowohl<br />
Aspekte der Prozess- als auch der Ergebnisqualität<br />
betrachten.<br />
Die Sterblichkeit nach herzchirurgischen Eingriffen<br />
(Letalität) stellt den wichtigsten Indikator der Ergebnisqualität<br />
dar. Bei Patienten mit elektiver oder<br />
dringlicher Operationsindikation lag die durchschnittliche<br />
Krankenhausletalität bei 2,52 %, die<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse reichte von<br />
0,34 bis 18,18 %. Diese Rate liegt niedriger, als im<br />
Vergleich mit internationalen Zahlen erwartet. Hier<br />
kann eine sehr gute Versorgungsqualität konstatiert<br />
werden.<br />
Für diesen Indikator wurde die 95%- Perzentile<br />
als Referenzbereich festgelegt. Dies bedeutet, dass<br />
drei Krankenhäuser, deren Letalitätsrate bei elektiv<br />
oder dringlich durchgeführten Eingriffen über<br />
5 % lag, im Strukturierten Dialog um eine<br />
Stellungnahme gebeten werden sollen. Auffällig<br />
erscheinen der Fachgruppe allerdings auch vier<br />
Krankenhäuser mit einer Letalitätsrate von unter<br />
1 %, mit denen ein Strukturierter Dialog zur<br />
Daten- und Dokumentationsqualität geführt werden<br />
soll.<br />
Die Ergebnisse zum <strong>Qualität</strong>sziel „Angemessener<br />
Anteil von Operationen mit Verwendung der linksseitigen<br />
IMA (innere Brustwandarterie)“ zeigten,<br />
dass bei 86,44 % aller Patienten mit elektiver/dringlicher<br />
Operationsindikation die linksseitige Arteria<br />
mammaria interna als Bypass-Gefäß verwendet<br />
wurde. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
lag zwischen 0 und 97,6 %. Als Referenzbereich<br />
ist die 5%-Perzentile festgelegt worden, so dass<br />
die drei auffälligen von insgesamt 77 Krankenhäusern,<br />
die bei weniger als 62,4 %(5%-Perzentile)<br />
ihrer Patienten die IMA verwendet haben, im<br />
Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />
gebeten werden sollen. Ergebnisse unterhalb dieser<br />
Rate lassen sich nicht sicher allein durch ein spezielles<br />
Patientenkollektiv erklären.<br />
Die postoperative Mediastinitis stellt eine seltene,<br />
aber schwere und potenziell tödliche Komplikation<br />
nach herzchirurgischen Eingriffen dar. Für den Krankenhausvergleich<br />
ist zu berücksichtigen, dass<br />
Patienten unterschiedliche Risikoprofile aufweisen<br />
können. Daher wurde für die Ergebnisse zu diesem<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator eine Risikoadjustierung anhand<br />
einer international gebräuchlichen Klassifikation<br />
durchgeführt. In der Risikoklasse 0 (Patienten ohne<br />
Risikofaktoren) trat eine postoperative Mediastinitis<br />
in 0,53 % der Fälle auf. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
reichte von 0,0 bis 6,3%. Diese<br />
Ergebnisse liegen im unteren Bereich der in der<br />
Literatur angegebenen Mediastinitisraten.<br />
Die als obere Grenze des Referenzbereichs festgelegte<br />
95%-Perzentile führt dazu, dass die drei von<br />
insgesamt 64 Krankenhäusern mit einer Mediastinitisrate<br />
von über 2,2 % im Strukturierten Dialog um<br />
eine Stellungnahme gebeten werden.
Einleitung<br />
Die koronare Herzerkrankung (KHK) zählt zu den<br />
häufigsten Erkrankungen der industrialisierten<br />
Welt. Bei dieser Erkrankung kommt es infolge von<br />
Verengungen in den Herzkranzgefäßen zu einer<br />
Minderdurchblutung der von diesen Gefäßen versorgten<br />
Abschnitte des Herzmuskels. Die Minderdurchblutung<br />
macht sich klinisch als Angina-<br />
Pectoris-Beschwerden bemerkbar. Der Verschluss<br />
eines Koronargefäßes führt zum akuten<br />
Myokardinfarkt.<br />
Als Therapieoptionen bei koronarer Herzerkrankung<br />
stehen die medikamentöse, die interventionelle<br />
(PTCA und Stent) und die chirurgische<br />
Behandlung zur Verfügung.<br />
Koronarchirurgische Operationen <strong>machen</strong> einen Anteil<br />
von über 60 % aller herzchirurgischen Eingriffe<br />
aus. Hierbei werden stenosierte Koronararterien<br />
mithilfe von Bypass-Grafts, in der Regel autologen<br />
Venen oder der Arteria mammaria interna, überbrückt.<br />
In der Bundesauswertung 2003 werden in der isolierten<br />
Koronarchirurgie wie in den übrigen herzchirurgischen<br />
Leistungsbereichen ausschließlich<br />
Eingriffe mit Verwendung der Herz-Lungen-<br />
Maschine betrachtet. Die Operation am stillstehenden<br />
Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-<br />
Maschine gilt nach wie vor als Standardverfahren<br />
in der Herzchirurgie. Die Bypassoperation am<br />
schlagenden Herzen ist derzeit auf ausgewählte<br />
Patientenkollektive beschränkt.<br />
Nachdem im Jahr 2002 mit der Einführung des<br />
logistischen EuroSCORE (www.euroscore.org) ein<br />
Instrument zur Risikoadjustierung der 30-Tage-<br />
Letalität in die Auswertung aufgenommen wurde,<br />
liegt der Fokus für die Bundesauswertung 2003<br />
auf der Intensivierung des Strukturierten Dialoges<br />
mit den Krankenhäusern, deren Ergebnisse von<br />
der Fachgruppe Herzchirurgie als auffällig bewertet<br />
wurden.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden drei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die sowohl<br />
Aspekte der Prozess- als auch der Ergebnisqualität<br />
betrachten.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Koronarchirurgie<br />
Angemessener Anteilvon Operationen mit Verwendung<br />
der linksseitigen IMA (innere Brustwandarterie)<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />
Nierenfunktionsstörung<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen zerebrovaskulären<br />
Komplikation (TIA, Krampf, Parese, Plegie<br />
oder Koma)<br />
Möglichst geringe Letalität:<br />
In-Hospital-Letalität<br />
30-Tage-Letalität<br />
Risikoadjustierte 30-Tage-Letalität<br />
Basisstatistik<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und<br />
Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
33.211<br />
10.147<br />
3.790<br />
14.976<br />
20.622<br />
3.838<br />
132<br />
76,60%<br />
23,40%<br />
8,74%<br />
34,54%<br />
47,56%<br />
8,85%<br />
0,30%<br />
225
226<br />
Datengrundlage<br />
300 %<br />
250%<br />
200%<br />
150%<br />
100%<br />
50%<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze –<br />
HCH gesamt<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser –<br />
HCH gesamt<br />
Gelieferte<br />
Datensätze –<br />
Koronarchirurgie,<br />
isoliert<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser –<br />
Koronarchirurgie,<br />
isoliert<br />
Koronarchirurgie<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
87.913 Datensätze aus 77 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Herzchirurgische Eingriffe konnten im Jahr 2003 in<br />
zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
möglich, aufgrund einer Übergangsregelung Daten<br />
im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden.<br />
Es liegen in diesem Format 19.426 Datensätze<br />
aus 57 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert.<br />
Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 68.487 Datensätze aus 77<br />
Krankenhäusern. Diese konnten in der Bundesauswertung<br />
6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
19.426<br />
57<br />
12.493<br />
57<br />
6.0<br />
68.487<br />
77<br />
43.542<br />
77<br />
Krankenhäuser<br />
Gesamt<br />
87.913<br />
77<br />
56.035<br />
77<br />
Erwartet<br />
83.832<br />
77<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
105%<br />
100%<br />
2002<br />
97%<br />
99%<br />
Für den Leistungsbereich Koronarchirurgie wurden<br />
im Jahr 2003 56.035 isolierte koronarchirurgische<br />
Operationen von 77 Krankenhäusern dokumentiert.<br />
12.493 davon liegen im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
5.0.1 vor. Sie wurden aus 57 Krankenhäusern<br />
übermittelt. Im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0<br />
wurden 43.542 isolierte koronarchirurgische<br />
Operationen in 77 Krankenhäusern dokumentiert.<br />
Die methodische Prüfung der Vollständigkeit der<br />
herzchirurgischen Datensätze im Bundesdatenpool<br />
2003 wurde auf Basis der von den Krankenhäusern<br />
im Jahr 2002 erbrachten Leistungen durchgeführt.<br />
Die Zahl der Fälle, die im Jahr 2002 abgerechnet<br />
wurden, wurde von den Krankenhäusern, die in<br />
2003 zur Dokumentation in der Herzchirurgie verpflichtet<br />
waren, gegenüber der <strong>BQS</strong> offen gelegt.<br />
Die erwartete Anzahl herzchirurgischer Datensätze<br />
betrug auf dieser Basis 83.832.<br />
Eine Aufteilung dieser erwarteten Datensätze auf<br />
die vier Leistungsbereiche Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />
kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
sowie Mitralklappenchirurgie war<br />
nicht möglich, weil nicht alle Krankenhäuser in<br />
ihrer Auskunft über abgerechnete Fälle in 2002<br />
nach einzelnen Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
unterschieden haben. Daher ist hier eine Betrachtung<br />
der Vollständigkeit mit Bezug auf einzelne<br />
Leistungsbereiche und einzelne Krankenhäuser<br />
nicht möglich.<br />
Aus diesem Grunde wird die krankenhausbezogene<br />
Vollständigkeit der Datenübermittlung für alle<br />
Leistungsbereiche der Herzchirurgie gemeinsam<br />
dargestellt.<br />
Sowohl bezogen auf die Anzahl der gelieferten<br />
Datensätze als auch auf die Anzahl der beteiligten<br />
Krankenhäuser ist die Teilnahme als sehr gut zu<br />
bewerten. Alle registrierten Krankenhäuser haben<br />
Daten übermittelt. Die Vollständigkeit der Datensätze<br />
liegt bis auf wenige Ausnahmen im Bereich zwischen<br />
80 und 100 %. Vollständigkeiten über 100 % wurden<br />
erreicht, wenn ein Krankenhaus in 2003 mehr Datensätze<br />
dokumentiert hat, als in 2002 abgerechnet<br />
worden sind; geringere Vollständigkeiten können<br />
auf eine Reduzierung der erbrachten Leistungen<br />
gegenüber dem Vorjahr oder auf unvollständige<br />
Dokumentation hinweisen.<br />
Zwei Krankenhäuser haben zwar Daten gesandt,<br />
konnten jedoch bezüglich ihrer Vollständigkeit<br />
nicht bewertet werden, da die abgerechneten<br />
Zahlen des Jahres 2002 der <strong>BQS</strong> nicht mitgeteilt<br />
wurden.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Angemessener Anteil von Operationen mit<br />
Verwendung der linksseitigen Arteria mammaria<br />
interna (innere Brustwandarterie)<br />
Koronarchirurgie<br />
Verwendung der linksseitigen Arteria mammaria interna<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Auswahl des Bypass-Materials in der Koronarchirurgie<br />
ist von entscheidender Bedeutung, da<br />
der Verschluss eines Bypassgefäßes unmittelbare<br />
Auswirkungen auf die kardiale Morbidität und<br />
Letalität hat.<br />
Als Bypassgefäße werden hauptsächlich Beinvenen<br />
oder die innere Brustwandarterie (Arteria mammaria<br />
interna, IMA) verwendet.<br />
Autologe Venen unterliegen im Laufe der Zeit morphologischen<br />
Veränderungen, die zu einer Stenose<br />
bzw. einem Verschluss des Bypassgefäßes führen<br />
können (Grondin et al. 1984). So sind zehn Jahre<br />
nach einer Bypassoperation nur noch 41 % aller<br />
Venenbypässe offen (Barner et al. 1985). Bei<br />
Verwendung der IMA als Bypass-Graft ist diese<br />
Rate mit 83 % mehr als doppelt so hoch.<br />
Gleichzeitig treten signifikant weniger Angina pectoris-Beschwerden<br />
oder Myokardinfarkte auf.<br />
Ebenfalls wird seltener eine Reoperation oder<br />
PTCA zur Eröffnung stenosierter Gefäße erforderlich.<br />
Die 10-Jahres-Überlebensrate ist ebenfalls<br />
höher (Acinapura et al. 1989, Loop et al. 1986).<br />
Die American Heart Association bezeichnet die<br />
routinemäßige Verwendung der IMA zur<br />
Anastomose mit dem Ramus interventricularis<br />
anterior der linken Herzkranzarterie (RIVA oder<br />
LAD) in ihrer Leitlinie als allgemein akzeptiertes<br />
Standardverfahren in der Bypasschirurgie, ohne<br />
dass hier eine Festlegung zum Evidenzgrad oder<br />
eine Empfehlung ausgesprochen wird (ACC/AHA<br />
Guidelines for Coronary Artery Bypass Grafting<br />
(Eagle et al. 1999)).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle elektiven oder dringlichen<br />
isoliert koronarchirurgischen Operationen mit<br />
Verwendung eines Grafts<br />
Zähler: Operationen mit Verwendung der IMA<br />
(linke ITA) als Graft<br />
Ergebnisse<br />
Anteilkoronarchirurgischer Operationen mit Verwendung der linksseitigen IMA an<br />
allen Operationen mit Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahlder Fälle<br />
Verwendung der linksseitigen IMA<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 62,4 % (5%-Perzentile)<br />
Krankenhäuser<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Bei den Ergebnissen<br />
zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator zeigte sich<br />
eine hohe Variabilität der Krankenhausergebnisse.<br />
Die Verwendung der Arteria mammaria interna als<br />
Bypassgraft wird zwar in den Leitlinien als<br />
Standardverfahren in der Bypasschirurgie aufgeführt.<br />
Aus der Literatur lassen sich jedoch keine<br />
absoluten Werte herleiten, die trennscharf die<br />
Differenzierung zwischen guter und verbesserungsbedürftiger<br />
<strong>Qualität</strong> ermöglichen. Daher hat die<br />
Fachgruppe Herzchirurgie hier eine Perzentile als<br />
Referenzbereich festgelegt.<br />
86,44 %<br />
86,10 - 86,77 %<br />
39.778<br />
91,1 %<br />
0,0 - 97,6 %<br />
77 von 77<br />
≥ 62,4% (5%-Perzentile)<br />
3 von 77<br />
227
228<br />
Koronarchirurgie<br />
Verwendung der linksseitigen Arteria mammaria interna<br />
Bewertung<br />
Da aufgrund verschiedener Gegebenheiten (z.B.<br />
nach Voroperationen) die Verwendung der Arteria<br />
mammaria interna nicht immer möglich ist, kann<br />
eine Rate von oder nahe 100 % nicht erwartet<br />
werden. Die in der Bundesauswertung 2003<br />
ermittelte Gesamtrate von 86,44 % kann daher als<br />
Ausdruck guter Versorgungsqualität gewertet werden.<br />
Als Referenzbereich ist die 5%-Perzentile festgelegt<br />
worden, so dass die Krankenhäuser, die bei<br />
weniger als 62,4 % (5%-Perzentile) ihrer Patienten<br />
die IMA verwendet haben, im strukturierten Dialog<br />
um eine Stellungnahme gebeten werden sollen.<br />
Ergebnisse unterhalb dieser Rate lassen sich aus<br />
Sicht der Fachgruppe nicht sicher allein durch ein<br />
spezielles Patientenkollektiv erklären.<br />
In einem Krankenhaus wurde eine Rate von 0 %<br />
Verwendung der linksseitigen Arteria mammaria<br />
interna dokumentiert. Die Fachgruppe vermutet,<br />
dass diese Rate durch ein Dokumentationsproblem<br />
begründet ist, da nicht erwartet wird,<br />
dass auf die Verwendung der IMA in einer herzchirurgischen<br />
Abteilung vollständig verzichtet wird.<br />
Eine Klärung des Sachverhalts wird im<br />
Strukturierten Dialog erfolgen.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />
Mediastinitis<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Mediastinitis ist eine schwere und potenziell<br />
lebensbedrohliche Komplikation in der Herzchirurgie.<br />
Sie tritt bei 1 bis 4 % aller Operationen<br />
auf. Die Letalitätsrate wird mit bis zu 25 % angegeben.<br />
Der Vergleich der Wundinfektionraten in der Literatur<br />
ist allerdings nur eingeschränkt möglich, da<br />
unterschiedliche Wund-Surveillance-Techniken<br />
angewandt werden und unterschiedliche Definitionen<br />
der tiefen sternalen Wundinfektion existieren<br />
(Parisian Mediastinitis Study Group 1996).<br />
Als Risikofaktoren gelten neben einer ausgeprägten<br />
Adipositas (Body Mass Index > 30 kg/m2 ) der<br />
insulinpflichtige Diabetes mellitus und eine erneute<br />
Sternotomie während desselben stationären<br />
Aufenthaltes. Auch die Verwendung von einer oder<br />
beiden Arteriae mammariae internae als Bypassgraft<br />
erhöht das Risiko, postoperativ eine<br />
Mediastinitis zu erleiden. Patientinnen, die wegen<br />
eines Mammakarzinoms bestrahlt worden sind,<br />
tragen ebenfalls ein höheres Risiko für diese<br />
Komplikation.<br />
Die routinemäßige prophylaktische perioperative<br />
Kurzzeitantibiotikagabe führt zu einer Reduktion<br />
der postoperativen Mediastinitisrate um etwa<br />
80 % (Kreter & Woods 1992).<br />
Mindestens 20 % aller Patienten, die sich einer<br />
Herzoperation unterziehen, leiden unter einem<br />
Diabetes mellitus. Der Blutzuckerspiegel sollte<br />
dabei Werte von 200 mg/dl nicht überschreiten<br />
(Furnary et al. 1999). Für diese Patienten hat sich<br />
in der perioperativen Phase die kontinuierliche<br />
intravenöse Insulintherapie als günstig zur Prophylaxe<br />
postoperativer Wundinfektionen erwiesen.<br />
In Anlehnung an den vom National Infections Surveillance<br />
System der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde<br />
CDC entwickelten Risikoscore wird<br />
die postoperative Mediastinitisrate nach Risikoklassen<br />
stratifiziert dargestellt (Culver et al. 1991).<br />
Koronarchirurgie<br />
Postoperative Mediastinitis<br />
Ergebnisse postoperative Mediastinitis, stratifiziert nach<br />
Einflussfaktoren<br />
Postoperative Mediastinitis, tiefe Wundinfektion des Thorax, Sternumrevision wegen<br />
postoperativer Mediastinitis, Rethorakotomie wegen postoperativer Mediastinitis<br />
Grundgesamtheit<br />
Anzahl<br />
%<br />
alle Patienten, die in ihrer ersten OP isoliert<br />
koronarchirurgisch operiert wurden<br />
und<br />
mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich ohne<br />
Mediastinitis und Wundinfektion<br />
des Thorax vor OP<br />
Vertrauensbereich<br />
Referenzbereich<br />
und<br />
beidseitiger Verwendung der IMA<br />
Body-Mass-Index BMI* > 30 kg /m 2<br />
insulinpflichtigem Diabetes<br />
konsumierendem Tumorleiden<br />
mit Voroperation an Herz/Aorta<br />
Kreatininwert ≥ 1,8 mg/dlbzw.<br />
159 µmo/lvor OP<br />
postoperativer Reanimation<br />
COPD mit Langzeitbronchodil.-Therapie<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse<br />
0, die in ihrer ersten Operation isoliert koronarchirurgisch<br />
versorgt wurden<br />
Zähler: Patienten mit Mediastinitis oder tiefer Wundinfektion<br />
des Thorax als postoperativer Wundinfektion,<br />
Sternumrevision oder Rethorakotomie wegen<br />
Mediastinitis<br />
Erläuterung der Rechenregel: Risikoklassen wurden<br />
gebildet gemäß NNIS (National Nosocomial<br />
Infections Surveillance) der Centers for Disease<br />
Control (Culver et al. 1991).<br />
Es wird jeweils ein Risikopunkt vergeben, wenn<br />
• ASA ≥ 3<br />
• OP-Dauer > 75%-Perzentile der OP-Dauerverteilung<br />
der betrachteten Operationsart<br />
• ein kontaminierter oder septischer Eingriff<br />
vorliegt.<br />
Patienten der Risikoklasse 0 haben keinen<br />
Risikopunkt.<br />
352 / 43.297<br />
313 / 39.680<br />
21 / 3.217<br />
59 / 5.217<br />
76 / 4.893<br />
12 / 605<br />
11 / 2.031<br />
27 / 2.233<br />
23 / 731<br />
48 / 2.346<br />
* gültige Angaben zu Größe und Gewicht liegen vor<br />
0,81 %<br />
0,79%<br />
0,70 - 0,88 %<br />
≤ x%<br />
0,65 %<br />
1,13 %<br />
1,55 %<br />
1,98 %<br />
0,54%<br />
1,21 %<br />
3,15 %<br />
2,05 %<br />
229
230<br />
Ergebnisse<br />
Koronarchirurgie<br />
Postoperative Mediastinitis<br />
Anteilvon Patienten mit postoperativer Mediastinitis, tiefer Wundinfektion des<br />
Thorax, Sternumrevision und Rethorakotomie wegen postoperativer Mediastinitis<br />
an allen Patienten mit CDC-Risikoklasse 0<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahlder Fälle<br />
Postoperative Mediastinitis<br />
8%<br />
7%<br />
6%<br />
5%<br />
4%<br />
3%<br />
2%<br />
1%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
0,53 %<br />
0,42 - 0,67 %<br />
14.051<br />
0,0 %<br />
0,0 - 6,3%<br />
64 von 77<br />
≤ 2,2% (95%-Perzentile)<br />
3 von 64<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 77 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
10 Krankenhäuser<br />
3 Krankenhäuser<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 2,2% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Rate an postoperativer<br />
Mediastinitis kann bei einzelnen Krankenhäusern<br />
allein aufgrund geringer Fallzahlen von<br />
Jahr zu Jahr zwischen 0,5 und 2,5% schwanken.<br />
Der Vergleich mit den Daten der Literatur wird<br />
zusätzlich durch die unterschiedliche Definition<br />
der Mediastinitis erschwert. Die Fachgruppe verzichtete<br />
daher auf die Festlegung eines fixen<br />
Referenzbereiches.<br />
Bewertung<br />
Die Ergebnisse zu diesem Indikator liegen sowohl<br />
für die nicht risikoadjustierte Mediastinitisrate mit<br />
0,81 % als auch in der Risikoklasse 0 (Patienten<br />
ohne Risikofaktoren nach der Klassifikation der<br />
NNIS) mit 0,53 % im unteren Bereich der in der<br />
Literatur angegebenen Vergleichsdaten.<br />
Die als Referenzbereich festgelegte 95%-Perzentile<br />
führt dazu, dass drei auffällige Krankenhäuser mit<br />
einer Mediastinitisrate von über 2,2% von insgesamt<br />
64 Krankenhäusern im Strukturierten Dialog<br />
um eine Stellungnahme gebeten werden.<br />
Angesichts der deutlichen Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
für diesen risikoadjustierten Indikator<br />
ist seitens der Fachgruppe Herzchirurgie<br />
diskutiert worden, inwieweit die Verwendung<br />
unterschiedlicher Definitionen der tiefen sternalen<br />
Wundinfektion Auswirkungen auf die dokumentierten<br />
Raten haben können. In den Ausfüllhinweisen<br />
zum Datensatz für die herzchirurgischen Leistungsbereiche<br />
ist eine klare, international gebräuchliche<br />
Definition dargestellt. Im Strukturierten Dialog mit<br />
den Krankenhäusern, deren Ergebnisse oberhalb<br />
des festgelegten Referenzwertes liegen, soll daher<br />
u.a. analysiert werden, ob die Diagnosestellung<br />
der Mediastinitis gemäß dieser Definition erfolgt ist.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst geringe Letalität:<br />
In-Hospital-Letalität<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Untersuchung der perioperativen Letalität<br />
gehört zum Standard bei der Betrachtung von<br />
postoperativen Komplikationen. Die In-Hospital-<br />
Letalität erfasst alle Patienten, die während des<br />
gleichen stationären Aufenthaltes im Krankenhaus<br />
versterben, ohne Angaben zum jeweiligen Todeszeitpunkt.<br />
Aussagen zur Ergebnisqualität eines<br />
Krankenhauses sind jedoch nur unter Berücksichtigung<br />
der Tatsache möglich, dass Patienten, die<br />
frühzeitig in ein anderes Krankenhaus verlegt werden<br />
und dann dort versterben, nicht erfasst werden.<br />
Daher wird in der Literatur neben der In-Hospital-<br />
Letalität häufig auch die 30-Tage-Letalität angegeben.<br />
Die Letalitätsraten werden jedoch nicht allein von<br />
der <strong>Qualität</strong> der erbrachten Leistung beeinflusst.<br />
Die medizinischen und pflegerischen Ergebnisse<br />
hängen auch davon ab, welches Risikoprofil die<br />
im einzelnen Krankenhaus behandelten Patienten<br />
aufweisen. Eine Risikoadjustierung wie z.B. nach<br />
dem EuroSCORE ermöglicht hier einen Vergleich<br />
der 30-Tage-Letalitätsraten von Krankenhäusern<br />
(Nashef et al. 2002, Roques et al. 1999, Roques et<br />
al. 2003).<br />
Eine Risikoadjustierung der In-Hospital-Letalität<br />
findet für die ausgewertete Rate statt, indem Notfalleingriffe<br />
als einer der relevantesten Risikofaktoren<br />
aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen werden.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer<br />
ersten OP elektiv oder dringlich isoliert koronarchirurgisch<br />
versorgt wurden<br />
Zähler: Patienten, die im Krankenhaus verstorben<br />
sind<br />
Ergebnisse<br />
Referenzbereich<br />
Koronarchirurgie<br />
Referenzbereich: ≤ 5,0% (95%-Perzentile)<br />
für elektive/dringliche Operationen<br />
Letalität<br />
Anteilvon Patienten, die im Krankenhaus verstarben<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahlder Fälle<br />
Ergebnisse<br />
Anteilvon Patienten, die im Krankenhaus verstarben, an allen Patienten mit<br />
OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahlder Fälle<br />
In-Hospital-Letalität<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die In-Hospital-<br />
Letalität ohne Risikoadjustierung ist ein<br />
Parameter, der z. YB. durch das Risikoprofil der<br />
operierten Patienten und die postoperative<br />
Verweildauer in den Krankenhäusern beeinflusst<br />
werden kann. Hierdurch wird auch ein Vergleich<br />
mit Daten aus der Literatur erschwert.<br />
Da derzeit eine Risikoadjustierung unter Berücksichtigung<br />
nur eines Einflussfaktors erfolgt, wird<br />
als Referenzbereich eine Perzentile festgelegt.<br />
3,15 %<br />
2,99 - 3,32 %<br />
43.297<br />
2,52 %<br />
2,36 - 2,67 %<br />
39.729<br />
2,4 %<br />
0,3 - 18,2 %<br />
77 von 77<br />
≤5,0 % (95%-Perzentile)<br />
3 von 77<br />
231
232<br />
Koronarchirurgie<br />
Letalität<br />
Bewertung<br />
Die Hospitalletalitätsrate bei Patienten mit isolierter<br />
koronarchirurgischer Operation lag in der<br />
Bundesauswertung 2003 für alle Patienten bei<br />
3,15 % und unter Ausschluss von Patienten mit<br />
Notfallindikationen bei 2,52 %. Diese Raten liegen<br />
nach Ansicht der Fachgruppe niedriger, als im<br />
Vergleich mit internationalen Zahlen erwartet.<br />
Diese Raten können als sehr gute Versorgungsqualität<br />
in den deutschen herzchirurgischen<br />
Abteilungen gewertet werden. Informationen aus<br />
dem Strukturierten Dialog 2002 haben allerdings<br />
gezeigt, dass in einigen Abteilungen eine<br />
Unterberichtung erfolgt ist. In diesem Verfahren<br />
wurde die Dokumentationsqualität von vier<br />
Krankenhäusern mit auffällig niedriger Letalitätsrate<br />
in der Bundesauswertung 2002 überprüft. Bei<br />
drei Krankenhäusern konnten Probleme bei der<br />
primären Dokumentation oder der Verwendung der<br />
QS-Dokumentationssoftware identifiziert werden.<br />
Zwei dieser drei Krankenhäuser weisen in der<br />
Bundesauswertung 2003 unauffällige<br />
Letalitätsraten auf.<br />
Auch in der Bundesauswertung 2003 wurden wieder<br />
vier Krankenhäuser identifiziert, die eine für<br />
alle koronarchirurgischen Eingriffe dokumentierte<br />
Hospitalletalität von ≤ 1% aufweisen und daher in<br />
Bezug auf Dokumentationsqualität auffällig sind.<br />
Mit diesen Krankenhäusern wird ein Strukturierter<br />
Dialog erfolgen. Eines dieser Krankenhäuser war<br />
auch bereits im Jahr 2002 auffällig, so dass nun<br />
eine vertiefte Analyse und die Vereinbarung von<br />
Prozessverbesserungen mit der Abteilungsleitung<br />
erfolgen wird.<br />
Im Gegensatz zum Jahr 2002 ist im Jahr 2003<br />
allerdings von keiner Abteilung eine Hospitalletalität<br />
von 0 % dokumentiert worden.<br />
Als Referenzbereich wurde von der Fachgruppe<br />
Herzchirurgie die 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />
für die Gruppe der Patienten mit<br />
elektiver bzw. dringlicher Operationsindikation<br />
festgelegt. Damit werden die drei Krankenhäuser<br />
mit einer Rate von über 5,0 % im Strukturierten<br />
Dialog kontaktiert.<br />
Durch die Beschränkung der Analyse auf das<br />
homogene Risikokollektiv der Patienten mit elektiver<br />
oder dringlicher Operationsindikation wird ein<br />
wichtiger perioperativer Risikofaktor berücksichtigt.<br />
Die nach dem EuroSCORE risikoadjustierte Rate<br />
der 30-Tages-Letalität liegt aufgrund der<br />
Unvollständigkeit des freiwilligen 30-Tage-Followup<br />
für kein einziges der auffälligen Krankenhäuser<br />
vor und kann daher zum Krankenhausvergleich<br />
nicht herangezogen werden.
Ausblick<br />
Die Adjustierung der 30-Tage-Letalität nach dem<br />
logistischen EuroSCORE wird in der Literatur kontrovers<br />
diskutiert. Die notwendige vollständige<br />
Erhebung eines 30-Tage-Follow-up wird derzeit nur<br />
von etwa 20 % der Krankenhäuser mit herzchirurgischen<br />
Abteilungen durchgeführt. Eine Bewertung<br />
der Letalitätsrate unter Berücksichtigung des<br />
Risikoprofils der behandelten Patienten ist daher<br />
nur für eine Minderheit der Krankenhäuser möglich.<br />
Zusätzlich hat sich in den letzten Jahren gezeigt,<br />
dass der logistische EuroSCORE die erwartete<br />
30-Tage-Letalität überschätzt.<br />
Für die Bundesauswertung 2004 ist daher die<br />
Entwicklung eines logistischen Regressionsmodells<br />
vorgesehen, das eine verbesserte Risikoadjustierung<br />
ermöglicht.<br />
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt wird die Überarbeitung<br />
des Datensatzes Herzchirurgie sein, um<br />
den deutschen herzchirurgischen Zentren einen<br />
Vergleich auch auf europäischer Ebene im Rahmen<br />
des EACTS-Reports zu ermöglichen.<br />
Koronarchirurgie<br />
233
234<br />
Koronarchirurgie<br />
Literatur<br />
Acinapura AJ, Rose DM, Jacobowitz IJ, Kramer MD,<br />
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www.ctsnet.org/file/STSNationalDatabaseFall2003E<br />
xecutiveSummary_Adult_Revised.pdf<br />
(Recherchedatum: 03.05.2004)
235<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Viszeralchirurgie<br />
Prof. Dr. Hartwig Bauer<br />
Berlin<br />
Dr. Erich Fellmann<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Peter Hermanek<br />
München<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Dr. Henry Jungnickel<br />
Dresden<br />
Prof. Dr. Ernst Kraas<br />
Berlin<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Prof. Dr. Klaus Rückert<br />
Hamburg<br />
Dietmar Rümmelein<br />
Hamburg<br />
Heinrich-Friedrich Siefers<br />
Oelde<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 21<br />
Leistenhernie<br />
Zusammenfassung<br />
Unter einer Hernie versteht man eine Vorverlagerung<br />
von Eingeweideanteilen durch eine angeborene oder<br />
erworbene Lücke in der Bauchwand. Die häufigste<br />
Form ist die Leistenhernie („Leistenbruch“). Da es<br />
keine spontane Heilung der Hernienerkrankung gibt<br />
und immer die Gefahr der Einklemmung (Inkarzeration)<br />
von Eingeweiden in der Bruchlücke gegeben<br />
ist, besteht die adäquate Therapie in der operativen<br />
Versorgung. Hierbei werden unterschiedliche Operationsverfahren<br />
angewandt. Bei den endoskopischen<br />
Operationen wird in so genannter „Schlüssellochtechnik“<br />
die Lücke in der Bauchwand von innen<br />
mithilfe eines Kunststoffnetzes verschlossen. Bei<br />
den offenen Eingriffen erfolgt die Versorgung über<br />
einen Schnitt in der Leiste. Dies kann, je nach<br />
Operationstechnik, ebenfalls mithilfe eines Kunststoffnetzes<br />
geschehen.<br />
Leistenhernienoperationen gehören zu den häufigsten<br />
operativen Eingriffen in Deutschland.<br />
Das <strong>Qualität</strong>sziel „Geringe Reinterventionsrate“<br />
betrachtet den Anteil an Reinterventionen während<br />
desselben stationären Aufenthaltes. Eine Reintervention<br />
ist ein erneuter operativer oder interventioneller<br />
Eingriff nach einer Operation wegen postoperativ<br />
aufgetretenen Komplikationen und stellt eine Kennzahl<br />
für eine schwerwiegende Frühkomplikation dar.<br />
Die in der Bundesauswertung 2003 beobachtete<br />
durchschnittliche Reinterventionsrate von 1,15 %<br />
ist nach Auffassung der Fachgruppe Viszeralchirurgie<br />
Ausdruck einer sehr guten Versorgungsqualität bei<br />
der operativen Versorgung von Leistenhernien in<br />
Deutschland.<br />
Während jedoch einige Krankenhäuser keine Reinterventionen<br />
nach Leistenhernienoperationen dokumentiert<br />
haben, steigt diese Rate in anderen Krankenhäusern<br />
bis auf 12,5 % an.<br />
Die Fachgruppe Viszeralchirurgie empfiehlt, auf der<br />
Landesebene einen Strukturierten Dialog mit 58 auffälligen<br />
Krankenhäusern von insgesamt 1.187 Krankenhäusern<br />
einzuleiten, deren Ergebnis oberhalb der<br />
95 %-Perzentile der Krankenhausergebnisse (Reinterventionsrate<br />
≤ 4,2 %) liegt.<br />
Ein Wundhämatom (Bluterguss) oder eine postoperative<br />
Nachblutung wurde bei 1,87% aller Patienten<br />
beobachtet. Auch dieses Ergebnis spiegelt nach<br />
Auffassung der Fachgruppe eine sehr gute Versorgungsqualität<br />
wider. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
war jedoch auch bei diesem Indikator<br />
erheblich und reichte von 0,0 bis 18,4 %.<br />
56 von 1.187 Krankenhäusern, die mehr als 20 Leistenhernienoperationen<br />
im Jahr 2003 dokumentiert<br />
haben, liegen außerhalb des Referenzbereiches von<br />
> 6,1 % (95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse)<br />
und sollen auf Landesebene im Rahmen des Strukturierten<br />
Dialoges um eine Stellungnahme gebeten<br />
werden.<br />
Bei der Bewertung der insgesamt sehr guten Ergebnisse<br />
ist zu berücksichtigen, dass die Rezidivquote,<br />
also das erneute Auftreten einer Leistenhernie nach<br />
erfolgter Operation, die als zentrales Ergebniskriterium<br />
in der Leistenhernienchirurgie gilt, nicht in die<br />
<strong>Qualität</strong>sdarstellung eingeht. Rezidive treten nach<br />
unterschiedlich langen Zeiträumen auf und die betroffenen<br />
Patienten lassen sich möglicherweise dann<br />
in einem anderen Krankenhaus operieren. Die Verknüpfung<br />
der Daten dieser Patienten von Erst- und<br />
Wiederholungsoperation ist jedoch derzeit nicht<br />
möglich.
Einleitung<br />
Hernienoperationen sind, wie die Cholezystektomie<br />
und die Appendektomie, seit über 20 Jahren Bestandteil<br />
der externen vergleichenden <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
im Rahmen des „Tracer“-Konzeptes. Die<br />
Leistenhernienreparation ist die häufigste allgemeinchirurgische<br />
Operation in Deutschland und kann<br />
von Chirurgen im Krankenhaus, aber auch ambulant<br />
durchgeführt werden. Sie wird daher als<br />
„Tracer“ herangezogen, der Rückschlüsse auf die<br />
<strong>Qualität</strong> einer chirurgischen Abteilung zulässt.<br />
Bei der operativen Behandlung von Leistenhernien<br />
existiert eine Vielzahl von Operationsverfahren.<br />
Neben konventionellen Verfahren mit oder ohne<br />
Netzimplantation haben in den letzten Jahren die<br />
endoskopischen Operationstechniken starke Verbreitung<br />
gefunden. Die Vor- und Nachteile der jeweiligen<br />
Verfahren sind Gegenstand einer intensiven und<br />
bisweilen emotional geführten Diskussion in der<br />
wissenschaftlichen Literatur.<br />
Für die Berichterstattung zu den Ergebnissen der<br />
Bundesauswertung 2003 in diesem Leistungsbereich<br />
werden zwei <strong>Qualität</strong>sindikatoren dargestellt, die<br />
postoperative Frühkomplikationen betreffen. Hierbei<br />
geht es jedoch nicht darum, anhand der Ergebnisse<br />
eine Methodenbewertung verschiedener Operationsverfahren<br />
vorzunehmen. Vielmehr soll eine vergleichende<br />
Darstellung und Bewertung der Ergebnisqualität<br />
deutscher Krankenhäuser bei der operativen<br />
Versorgung von Leistenhernien erfolgen.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Geringe Reinterventionsrate<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Risikoadjustierung nach den Kriterien der CDC)<br />
Selten Wundhämatom oder postoperative<br />
Nachblutung<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 10<br />
10 - 19<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
Leistenhernie<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
203.743 Datensätze aus 1.291 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Leistenhernie<br />
konnten im Jahr 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden. Im ersten<br />
Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />
einer Übergangsregelung Daten im Format der<br />
<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />
Format 48.441 Datensätze aus 974 Krankenhäusern<br />
vor, von denen 46.469 Datensätze ausgewertet<br />
werden konnten.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 155.302<br />
Datensätze aus 1.246 Krankenhäusern. Davon<br />
konnten in der Bundesauswertung 6.0 154.017<br />
Datensätze ausgewertet werden.<br />
Anzahl Anteil<br />
154.017<br />
10.727<br />
2.918<br />
20.855<br />
45.537<br />
62.894<br />
11.086<br />
128.909<br />
25.108<br />
60.164<br />
66.387<br />
26.271<br />
1.118<br />
77<br />
100 %<br />
6,96 %<br />
1,89 %<br />
13,54 %<br />
29,57 %<br />
40,84 %<br />
7,20 %<br />
83,70 %<br />
16,30 %<br />
39,06 %<br />
43,10 %<br />
17,06 %<br />
0,73 %<br />
0,05 %<br />
236
237<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
176 %<br />
104 %<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Leistenhernie<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung<br />
dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />
ausführlich dargestellt. Aufgrund der<br />
dort beschriebenen Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />
sind Vollständigkeiten über 100 %<br />
möglich.<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
48.441<br />
974<br />
6.0<br />
155.302<br />
1.246<br />
203.743<br />
1.291<br />
Erwartet<br />
241.093<br />
1.222<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
85 %<br />
106 %<br />
2002<br />
77 %<br />
98 %<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Leistenhernie über alle Bundesländer<br />
hat sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig<br />
verbessert und lag insgesamt bei 85 %. Dieser Wert<br />
ist für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr nach<br />
der bundesweit verpflichtenden Einführung als verbesserungsfähig<br />
einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />
Krankenhäuser ist dagegen sehr gut. Sie lag bei<br />
106 %.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bezogen auf das Verhältnis<br />
von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen eine<br />
hohe Spannweite von 69 bis 176 % auf.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Geringe Reinterventionsrate<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Eine Reintervention ist ein erneuter operativer oder<br />
interventioneller Eingriff nach einer Operation wegen<br />
postoperativ aufgetretenen Komplikationen. Anlass<br />
zur Reintervention können beispielsweise Blutungen,<br />
Organverletzungen, Wundheilungsstörungen oder<br />
die frühe Netzdislokation nach endoskopischen<br />
Operationen sein.<br />
Die Rate der Reinterventionen ist eine Kennzahl für<br />
schwerwiegende Frühkomplikationen, die in wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen zur Bewertung eines<br />
Operationsverfahrens herangezogen wird.<br />
Zu berücksichtigen ist, dass mit diesem Indikator<br />
die Rezidivquote, die als zentrales Ergebniskriterium<br />
in der Leistenhernienchirurgie gilt, nicht erfasst wird.<br />
Für die Leistenhernienchirurgie liegen zu diesem<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator nur sehr wenige Daten aus hochwertigen<br />
Studien vor.<br />
Methodik<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit Reintervention<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 4,2 % (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Fachgruppe<br />
Viszeralchirurgie hat zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
eine Perzentile als Referenzbereich festgelegt, da<br />
sich der angewandte Beobachtungszeitraum von<br />
den Angaben der Literatur unterscheidet (Liem et<br />
al. 1997, Neumayer et al. 2004) und damit kaum<br />
vergleichbare Ergebnisse vorliegen.<br />
Bewertung<br />
Die durchschnittliche Reinterventionsrate von 1,15 %<br />
spricht für eine sehr gute Versorgungsqualität bei<br />
der operativen Behandlung von Leistenhernien in<br />
Deutschland.<br />
Während jedoch einige Krankenhäuser keine Reinterventionen<br />
nach Leistenhernienoperationen dokumentiert<br />
haben, steigt diese Rate in anderen Krankenhäusern<br />
bis auf 12,5 %.<br />
Die Fachgruppe Viszeralchirurgie empfiehlt, auf der<br />
Ergebnisse<br />
Leistenhernie<br />
Reinterventionsrate<br />
Anteil von Patienten mit Reintervention an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit Reintervention<br />
Prozent<br />
20 %<br />
18 %<br />
16 %<br />
14 %<br />
12 %<br />
10 %<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
60 %<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
Landesebene einen Strukturierten Dialog mit 58 auffälligen<br />
Krankenhäusern von 1.187 Krankenhäusern<br />
einzuleiten, deren Ergebnis oberhalb der 95%-Perzentile<br />
der Krankenhausergebnisse (Reinterventionsrate<br />
> 4,2 %) liegt.<br />
1,15 %<br />
1,09 - 1,2 %<br />
154.017<br />
0,9%<br />
0,0 - 12,5%<br />
1.187 von 1246<br />
≤ 4,2% (95% - Perzentile)<br />
58 von 1.187<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.246 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
59 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
238
239<br />
Ergebnisse<br />
Leistenhernie<br />
Wundhämatome oder postoperative Nachblutung<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten Wundhämatom oder postoperative Nachblutung<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Rate der Nachblutungen und Wundhämatome<br />
stellt eine Kennzahl für postoperative Frühkomplikationen<br />
dar, die in wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
zum Vergleich unterschiedlicher Operationsverfahren<br />
in der Leistenhernienchirurgie herangezogen<br />
wird.<br />
Anteil von Patienten mit Wundhämatom oder postoperativer Nachblutung an allen<br />
Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit Wundhämatom oder postoperativer Nachblutung<br />
20 %<br />
18 %<br />
16 %<br />
14 %<br />
12 %<br />
10 %<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
60 %<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10 %<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,87%<br />
1,80 - 1,94 %<br />
154.017<br />
1,5 %<br />
0,0 - 18,4 %<br />
1.187 von 1.246<br />
≤ 6,1 % (95% - Perzentile)<br />
56 von 1.187<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.246 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
59 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
In prospektiv randomisierten Studien fanden sich<br />
Raten zwischen 5 % und 16,4 % bei endoskopischen<br />
Operationen sowie 3 % und 13,6 % bei offenchirurgischen<br />
Eingriffen (Liem et al. 1997, Neumayer<br />
et al. 2004).<br />
Der Vergleich dieser Ergebnisse ist allerdings problematisch,<br />
da sich bei den offenen und den endoskopischen<br />
Operationen die Operationstechniken<br />
jeweils unterscheiden. Auch der Beobachtungszeitraum<br />
differiert in den Untersuchungen.<br />
Methodik<br />
Grundgesamtheit: alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit Wundhämatom und / oder<br />
Nachblutung<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 6,1 % (95% - Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Fachgruppe<br />
Viszeralchirurgie hat aufgrund der hohen Variabilität<br />
der Ergebnisse und des im Vergleich zur Literatur<br />
unterschiedlichen Beobachtungszeitraums eine<br />
Perzentile als Referenzbereich zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Der Anteil an postoperativen Wundhämatomen oder<br />
postoperativen Nachblutungen liegt niedriger als<br />
die in der Literatur angegebenen Komplikationsraten<br />
(Lammers et al. 2001, Liem et al. 1997,<br />
Neumayer et al. 2004) und kann als Ausdruck<br />
sehr guter Versorgungsqualität gewertet werden.<br />
Allerdings weisen auch bei diesem Indikator die<br />
Ergebnisse eine sehr hohe Spannweite auf, die von<br />
0,0 bis 18,4 % reicht.<br />
56 auffällige Krankenhäuser von 1.187 Krankenhäusern,<br />
deren Rate von Wundhämatomen oder<br />
Nachblutungen nach Leistenhernienoperationen<br />
oberhalb der 95% - Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />
(> 6,1 %) liegt, sollen auf Landesebene im<br />
Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme gebeten<br />
werden.
Ausblick<br />
Für diesen Leistungsbereich besteht im Jahr 2004<br />
und 2005 keine Verpflichtung zur externen vergleichenden<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung im stationären Sektor.<br />
Für die Umsetzung der externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
beim ambulanten Operieren hält die Fachgruppe<br />
jedoch eine sektorübergreifende Nutzung des<br />
<strong>Qualität</strong>smessinstruments in diesem Leistungsbereich<br />
für sinnvoll. Erforderlich ist auch die<br />
Etablierung einer Verlaufsbeobachtung, um Aussagen<br />
zum wichtigsten <strong>Qualität</strong>sindikator nach<br />
Leistenhernienoperationen, der Rezidivquote, zu<br />
ermöglichen.<br />
Leistenhernie<br />
240
241<br />
Leistenhernie<br />
Literatur<br />
Lammers BJ, Meyer HJ, Huber H-G, Groß-Weege W,<br />
Röher H-D.<br />
Entwicklungen bei der Leistenhernie vor dem<br />
Hintergrund neu eingeführter Eingriffstechniken im<br />
Kammerbereich Nordrhein.<br />
Chirurg 2001; 72: 448-452.<br />
Liem MSL, van der Graaf Y, van Steensel CJ,<br />
Boelhouwer RU, Clevers G-J, Meijer WS, Stassen<br />
LPS, Vente JP, Weidema WF, Schrijvers AJP, van<br />
Vroonhoven TJMV.<br />
Comparison of conventional anterior surgery and<br />
laparoscopic surgery for inguinal-hernia repair.<br />
N Engl J Med 1997; 336 (22): 1541-1547.<br />
Neumayer L, Giobbie-Hurder A, Jonasson O,<br />
Fitzgibbons R, Jr., Dunlop D, Gibbs J, Reda D,<br />
Henderson W.<br />
Open mesh versus laparoscopic mesh repair of<br />
inguinal hernia.<br />
N Engl J Med 2004; 350 (18): 1819-1827.
242<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Anne Reiter<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Mammachirurgie<br />
Prof. Dr. Gunter Bastert<br />
Heidelberg<br />
Prof. Dr. Werner Böcker<br />
Münster<br />
Dr. Herbert Karl Büchels<br />
Augsburg<br />
Dr. Martina Dombrowski<br />
Berlin<br />
Dr. Steffen Handstein<br />
Görlitz<br />
Prof. Dr. Rolf Kreienberg<br />
Ulm<br />
Dr. Wolfram Lauckner<br />
Rostock<br />
Dr. Adolf Lorenz-Wangard<br />
Koblenz<br />
Marion Maasch<br />
Ludwigshafen<br />
Prof. Dr. Manfred Schönfelder<br />
Leipzig<br />
Christa Schulte<br />
Wilhelmshaven<br />
Prof. Dr. Thomas Schwenzer<br />
Dortmund<br />
Prof. Dr. Diethelm Wallwiener<br />
Tübingen<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Dr. Holger Dieterich<br />
Rheinfelden<br />
Prof. Dr. Klaus Jaeger<br />
Brühl<br />
Prof. Dr. Klaus-Dieter Schulz<br />
Marburg<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 22<br />
Mammachirurgie<br />
Zusammenfassung<br />
Die Behandlung der Erkrankung Brustkrebs hat sich<br />
in den vergangenen Jahren durch neue Therapieverfahren<br />
und neue Versorgungsstrukturen und<br />
-konzepte (Brustzentren, Disease-Management-Programme)<br />
gewandelt. Für viele der jährlich ca.<br />
47.500 Neuerkrankten gibt es Behandlungsalternativen<br />
mit vergleichbaren Überlebensraten.<br />
Vorrangiges Ziel ist in diesen Situationen die bestmögliche<br />
Lebensqualität. Um die Betroffenen konsequent<br />
in den Entscheidungsprozess mit einbeziehen<br />
zu können, bedarf es transparenter Informationen<br />
zu Therapieverfahren und Leistungserbringern. Vier<br />
der auf der Basis hochwertiger Leitlinien entwickelten<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren hat die Fachgruppe ausführlich<br />
bewertet. Zwei davon, die die Indikationsstellung<br />
und Aspekte der Prozessqualität betrachten, werden<br />
hier zusammengefasst dargestellt.<br />
Die Indikation zur brusterhaltenden Therapie ist der<br />
Wunsch der Patientin nach Organerhalt. Voraussetzungen<br />
dafür sind unter anderem tumorbiologische<br />
Eigenschaften des Brustkrebses, aber auch<br />
das Einverständnis der Patientin insbesondere zur<br />
obligaten Nachbestrahlung der Restbrust. In<br />
Deutschland wurde bei günstigen Tumorgrößen bis<br />
2cm in 75,78% der Fälle brusterhaltend operiert.<br />
Es ist nicht möglich und erstrebenswert, hier feste<br />
Raten als <strong>Qualität</strong>sstandard festzulegen. Bei den<br />
Krankenhäusern mit den niedrigsten oder aber auch<br />
höchsten Raten besteht die Vermutung, dass die<br />
Präferenz der Patientin oder tumorbiologische<br />
Kriterien nicht ausreichend in die Entscheidung<br />
eingeflossen sind. Eine vertiefte Analyse der<br />
Ergebnisse wird für 20 auffällige Krankenhäuser<br />
von insgesamt 211 Krankenhäusern empfohlen.<br />
Hormonrezeptoren ermöglichen die Stimulation<br />
des Zellwachstums im Brustdrüsengewebe durch<br />
die weiblichen Geschlechtshormone. Die routinemäßige<br />
Bestimmung der unterschiedlich ausge-<br />
prägten Rezeptordichte im Tumorgewebe gilt als<br />
Standard, da der Krankheitsverlauf günstiger bei<br />
Frauen mit rezeptorpositiven Tumoren ist. Unter<br />
Einbeziehung zusätzlicher Faktoren wird eine individuell<br />
adaptierte Therapie eingeleitet, wodurch<br />
das Behandlungsergebnis verbessert werden kann.<br />
Rezeptoren können dabei als primärer Ansatzpunkt<br />
speziell antiöstrogen wirksamer Medikamente<br />
genutzt werden. Eine Rezeptoranalyse wurde bei<br />
96,50% der Brustkrebsoperationen dokumentiert.<br />
Bei diesem insgesamt hohen Versorgungsniveau<br />
lagen allerdings 85 von 469 Krankenhäusern<br />
außerhalb des angestrebten Bereiches von über<br />
95%. Bei diesen Krankenhäusern sollen die<br />
Ursachen der Auffälligkeit geklärt werden.<br />
Mit dem Ziel einer umfassenderen Bewertung der<br />
Versorgung werden seit 2004 nicht nur bösartige,<br />
sondern auch gutartige Gewebeveränderungen der<br />
Brust in die <strong>Qualität</strong>ssicherung einbezogen. Indirekt<br />
werden dadurch Rückschlüsse auf die <strong>Qualität</strong> der<br />
vorausgegangenen Diagnostik ermöglicht. Zum<br />
Zwecke einer hohen Transparenz des gesamten<br />
Leistungsgeschehens und eines gleichzeitig vertretbaren<br />
Dokumentationsaufwandes fordert die<br />
Fachgruppe eine sektor- und fachübergreifende<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung der gesamten Versorgungskette.<br />
Das bereits implementierte Verfahren der<br />
<strong>BQS</strong> kann auf dem Weg zu diesem Ziel einen<br />
wichtigen Beitrag leisten.
Einleitung<br />
Die Erkrankung Brustkrebs hat in den vergangenen<br />
Jahren national und international eine hohe gesundheitspolitische<br />
Bedeutung erlangt. Infolgedessen<br />
haben sich auch in Deutschland neue Versorgungsstrukturen<br />
und -konzepte entwickelt: Ein flächendeckendes<br />
Mammographie-Screening für Frauen<br />
von 50 bis 69 Jahren wird in eigenständigen Organisationseinheiten<br />
derzeit schrittweise ausgebaut,<br />
Disease-Management-Programme (DMP) sind in<br />
einzelnen Regionen Deutschlands bereits implementiert<br />
und erste Brustzentren sind zertifiziert.<br />
Die so angestrebte Schwerpunktbildung hat eine<br />
höhere medizinische Versorgungsqualität der betroffenen<br />
Frauen zum Ziel.<br />
Die Auswirkungen dieser Eingriffe in das Versorgungssystem<br />
werden in Bezug auf die Versorgungsqualität<br />
jedoch nur punktuell wissenschaftlich überprüft.<br />
Fehlentwicklungen mit negativen Folgen für<br />
gesunde und erkrankte Menschen und letztlich<br />
auch für die ökonomische Situation im Gesundheitswesen<br />
sind nicht auszuschließen. Um diese<br />
zu vermeiden, empfiehlt die Ständige Kongresskommission<br />
Deutscher Kongress für Versorgungsforschung<br />
eine langfristige und verstärkte Förderung<br />
der Gesundheitsversorgungsforschung (Memorandum<br />
zur Versorgungsforschung in Deutschland 2004).<br />
Die gesellschaftliche Dimension der Erkrankung<br />
Brustkrebs wird aus folgenden Angaben ersichtlich:<br />
Es handelt sich um ein schwerwiegendes<br />
Krankheitsbild mit ca. 47.500 Neuerkrankungen<br />
pro Jahr (Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener<br />
Krebsregister in Deutschland 2004) und<br />
mit potenziell lebensbedrohlichem Charakter. Neue<br />
diagnostische und therapeutische Verfahren haben<br />
sich in den vergangenen Jahren etabliert: Sentinel-<br />
Lymphknoten-Biopsie (Entfernung des Wächterlymphknotens),<br />
primäre (neoadjuvante) Chemotherapie,<br />
neue rekonstruktive Verfahren zur Wiederherstellung<br />
der Brustform und -größe haben u.a.<br />
das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten<br />
erweitert. Die Behandlung ist häufig langwierig<br />
und wird auf der Basis individueller Parameter<br />
festgelegt. Für viele Betroffene gibt es Therapieoptionen<br />
mit vergleichbaren Überlebensraten, so<br />
dass in diesen Situationen der Erhalt der Lebensqualität<br />
ein vorrangiges Ziel ist. Konkret bedeutet<br />
dies, dass die Betroffene in den Entscheidungsprozess<br />
maßgeblich auf der Basis umfassender<br />
und verständlicher Informationen einzubinden ist.<br />
Der Leitfaden „Patientenrechte in Deutschland“<br />
des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale<br />
Sicherung greift explizit dieses Thema auf.<br />
Außer der Information zu Behandlungsalternativen<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
Mammachirurgie<br />
Angemessene Rate entdeckter Malignome bei<br />
offenen Biopsien<br />
Möglichst viele Eingriffe mit postoperativem Präparatröntgen<br />
nach präoperativer Markierung durch bildgebende<br />
Verfahren<br />
Möglichst viele Patientinnen mit immunhistochemischer<br />
Hormonrezeptoranalyse bei invasivem Mammakarzinom<br />
Möglichst viele Patientinnen mit Angabe von pT, pN<br />
und M bei invasivem Mammakarzinom<br />
Möglichst viele Patientinnen mit tumorfreiem<br />
Präparateschnittrand nach Exzision maligner Herde<br />
Möglichst viele Patientinnen mit Angabe des<br />
Pathologen zum Sicherheitsabstand<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit Axilladissektion<br />
bei DCIS oder papillärem in situ-Karzinom<br />
Möglichst viele Patientinnen mit Axilladissektion bei<br />
invasivem Mammakarzinom<br />
Möglichst viele Patientinnen mit Entfernung von mindestens<br />
zehn Lymphknoten bei Axilladissektion bei<br />
invasivem Mammakarzinom<br />
Angemessene Indikationsstellung zur brusterhaltenden<br />
Therapie bei Tumorstadium pT1 oder pT2<br />
Möglichst viele Patientinnen mit Nachbestrahlung bei<br />
brusterhaltender Therapie bei invasivem<br />
Mammakarzinom<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit Revisions-<br />
Operationen aufgrund von intra- bzw. postoperativen<br />
Komplikationen<br />
Möglichst wenige Patientinnen mit postoperativen<br />
Wundinfektionen<br />
Möglichst viele Patientinnen mit geplanter adjuvanter<br />
medikamentöser Therapie bei lymphknotenpositivem<br />
Mammakarzinom<br />
Möglichst viele Patientinnen mit geplanter adjuvanter<br />
endokriner Therapie bei rezeptorpositivem<br />
Mammakarzinom<br />
Möglichst viele Patientinnen mit geplanter adjuvanter<br />
Chemotherapie bei rezeptornegativem Befund<br />
Möglichst viele Patientinnen mit Meldung an ein epidemiologisches<br />
Krebsregister oder Tumorzentrum<br />
Möglichst viele Patientinnen mit geringem zeitlichem<br />
Abstand zwischen prätherapeutischer histologischer<br />
Diagnose und Operationsdatum bei Ersteingriff<br />
243
244<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 29<br />
30 - 39<br />
40 - 49<br />
50 - 59<br />
60 - 69<br />
70 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
Mammachirurgie<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
Tabelle 20.8<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
33.977<br />
83<br />
273<br />
1.613<br />
5.174<br />
6.885<br />
10.195<br />
6.735<br />
3.019<br />
234<br />
33.744<br />
11.690<br />
15.734<br />
6.295<br />
233<br />
ist für die Patientin von Bedeutung, welche Leistungserbringer<br />
welche Therapien in welcher <strong>Qualität</strong><br />
erbringen. Diese Forderung nach Transparenz<br />
im Leistungsgeschehen ist jedoch zum jetzigen<br />
Zeitpunkt eingeschränkt durch unterschiedliche<br />
Verfahren der <strong>Qualität</strong>sbewertung: <strong>Qualität</strong> wird in<br />
den neuen Versorgungsstrukturen DMP und zertifizierte<br />
Brustzentren unterschiedlich definiert.<br />
Bundesweit einheitlich und flächendeckend implementiert<br />
ist allerdings die externe vergleichende<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung nach §137 SGB V für den stationären<br />
Bereich. Die von der <strong>BQS</strong> eingesetzten<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren als indirektes Maß für Versorgungsqualität<br />
wurden für das Verfahrensjahr<br />
2003 grundlegend überarbeitet und erweitert. Sie<br />
basieren auf hochwertigen Leitlinien (Stufe-3-Leitlinie<br />
„Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“<br />
(Schulz & Albert 2003); Stufe-3-Leitlinie „Diagnostik,<br />
Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms<br />
der Frau“ (Deutsche Krebsgesellschaft<br />
und beteiligte medizinisch-wissenschaftliche<br />
Fachgesellschaften 2004)) und unterstützen damit<br />
deren Implementierung in der Praxis, sind wie<br />
diese interdisziplinär ausgerichtet und mit einem<br />
angemessenen Dokumentationsaufwand verbunden.<br />
Zur Veranschaulichung hat die Fachgruppe unter<br />
den 18 für die Mammachirurgie definierten<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren vier zur vertieften Diskussion<br />
ausgewählt.<br />
26<br />
99,99%<br />
0,24%<br />
0,80%<br />
4,75%<br />
15,23%<br />
20,26%<br />
30,01%<br />
19,82%<br />
8,88%<br />
0,69%<br />
99,31%<br />
34,41%<br />
46,31%<br />
18,53%<br />
0,69%<br />
0,08%<br />
Datengrundlage<br />
Für das Jahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> für den<br />
Leistungsbereich Mammachirurgie insgesamt<br />
42.997 Datensätze aus 995 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Mammachirurgische Eingriffe konnten im Jahr 2003<br />
in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />
senden.<br />
Es war darüber hinaus möglich, die Datensätze<br />
dieses Formats in zwei verschiedenen Leistungsbereichen<br />
zu dokumentieren. Im Leistungsbereich<br />
Gynäkologie (15/1) haben vorwiegend gynäkologische<br />
Abteilungen, im Leistungsbereich Mammachirurgie<br />
(18/1) haben vorwiegend chirurgische<br />
Abteilungen ihre Eingriffe dokumentiert. Die Zuordnung<br />
zu den beiden Leistungsbereichen war im<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 nicht strikt, so<br />
dass die mammachirurgischen Eingriffe aus beiden<br />
Datensätzen in der Auswertung 5.0.1 zusammengeführt<br />
werden konnten. Es liegen in diesem<br />
Format 8.999 Datensätze aus 600 Krankenhäusern<br />
vor, von denen 8.979 Datensätze ausgewertet<br />
werden konnten.<br />
Der größte Teil der mammachirurgischen Eingriffe<br />
wurde jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr<br />
bevorzugten Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0<br />
dokumentiert und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />
33.978 Datensätze aus 936 Krankenhäusern. Diese<br />
konnten in der Bundesauswertung 6.0 vollständig<br />
ausgewertet werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />
Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />
„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />
der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />
Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />
100% möglich.
Die Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />
Mammachirurgie hat sich gegenüber dem<br />
Vorjahr verbessert und lag insgesamt bei 93%.<br />
Dieser Wert ist allerdings für einen Leistungsbereich<br />
im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als verbesserungsfähig<br />
einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser<br />
ist ebenfalls als verbesserungsfähig zu betrachten.<br />
Sie lag bei 94%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bezogen auf das<br />
Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten<br />
Datensätzen eine hohe Spannweite von 55 bis<br />
144% auf.<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
144%<br />
126%<br />
114%<br />
Mammachirurgie<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
8.999<br />
600<br />
6.0<br />
33.978<br />
936<br />
42.977<br />
995<br />
Erwartet<br />
46.446<br />
1.062<br />
2003<br />
93%<br />
94%<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2002<br />
75%<br />
74%<br />
245
246<br />
Mammachirurgie<br />
Postoperatives Präparatröntgen<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst viele Eingriffe mit postoperativem Präparatröntgen<br />
nach präoperativer Markierung durch<br />
bildgebende Verfahren<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Nicht tastbare, nur mammographisch und/oder<br />
sonographisch nachweisbare, abklärungsbedürftige<br />
Gewebsläsionen erfordern weitere diagnostische<br />
Maßnahmen bis zum Vorliegen eines definitiven<br />
pathologischen Befundes. Der diesbezügliche Entscheidungs-<br />
und Prozessablauf ist als Algorithmus<br />
in der Stufe-3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung<br />
in Deutschland“ (Schulz & Albert 2003) wiedergegeben.<br />
Mindestens 70% aller nicht tastbaren,<br />
aber abklärungsbedürftigen Läsionen sollen vor<br />
der Indikationsstellung für eine offene diagnostische<br />
oder therapeutische Operation durch die<br />
Anwendung interventioneller Techniken (Stanzbiopsie,<br />
Vakuumbiopsie) histologisch abgeklärt<br />
sein (Schulz & Albert 2003, European Commission<br />
2001). Eine primär offene Biopsie ist beispielsweise<br />
bei brustwandnahen Tumoren oder bei entsprechender<br />
Entscheidung der Patientin sachgerecht.<br />
Ziel einer aus diagnostischen Gründen durchgeführten<br />
offenen Biopsie ist die sichere und komplette<br />
Entfernung eines apparativ suspekten<br />
Gewebsareals. Ist der nicht palpable Befund<br />
bereits operativ durch Stanze oder Vakuumbiopsie<br />
als invasives Karzinom identifiziert, besteht nunmehr<br />
das Ziel, den Tumor lokal vollständig mit<br />
tumorfreien Resektionsrändern zu exzidieren, d.h.<br />
eine R0-Resektion zu erreichen. Methodisch sind<br />
folgende Schritte einzuleiten: Die nicht tastbare<br />
Läsion muss präoperativ durch möglichst exakte<br />
Platzierung eines Markierungsdrahtes eindeutig<br />
lokalisiert werden, wobei dies je nach Struktur<br />
des Befundes radiologisch oder sonographisch<br />
erfolgen kann. Es ist essenziell, das exzidierte<br />
Gewebe unmittelbar nach seiner Entfernung mit<br />
der Methode zu untersuchen, die für die Markierung<br />
verwendet wurde (Präparat-Radiographie,<br />
Präparat-Sonographie). Nur durch die genannten<br />
Maßnahmen ist eine leitlinien-konforme, qualitätsgesicherte<br />
Befundentfernung zu realisieren.<br />
Weitere Leitlinien erwähnen die hier zur Diskussion<br />
stehende Untersuchung als selbstverständlich und<br />
essenziell, ohne auf <strong>Qualität</strong>sindikatoren einzugehen<br />
(BSCR-17 2003, Blamey et al. 2000, Perry NM<br />
und EUSOMA Working Party 2001, American College<br />
of Radiology Standards 1998). Da es sich hier um<br />
eine wesentliche Schnittstellenproblematik inner-<br />
halb der Versorgungskette handelt, finden sich<br />
entsprechende Hinweise gesondert aufgeführt für<br />
Operateure (Schulz & Albert 2003, S. 80 bis 83,<br />
S. 99, S. 115, European Commission 2001, S. 217),<br />
Radiologen (Schulz & Albert 2003, S. 114, European<br />
Commission 2001, S. 155) und Pathologen (Schulz<br />
& Albert 2003, S. 86, European Commission 2001,<br />
S. 176 und 177).<br />
Auch in den Richtlinien zur Durchführung der<br />
Screening-Mammographie in Deutschland wird die<br />
Präparat-Radiographie als Bestandteil der Diagnosekette<br />
aufgelistet (Bundesausschuss der Ärzte und<br />
Krankenkassen 01.12.2003).<br />
Als weitere Informationen in diesem thematischen<br />
Umfeld sind folgende Aspekte relevant:<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung und <strong>Qualität</strong>sindikatoren einschlägiger<br />
Leitlinien (Schulz & Albert 2003, European<br />
Commission 2001) fordern, dass in ≥ 95%<br />
aller nicht tastbaren Befunde bei Vorliegen einer<br />
positiven Präparat-Radiographie oder -Sonographie<br />
das zu exzidierende Areal im Rahmen des operativen<br />
Ersteingriffes komplett entfernt sein muss. Der<br />
Pathologe kann und muss voraussetzen, dass ihm<br />
als weitere Arbeitsgrundlage mindestens 90% aller<br />
bei nicht tastbaren Läsionen angefertigten Präparat-<br />
Radiographien (oder -Sonographien) unmittelbar<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
Insgesamt sind folgende Schlussfolgerungen zu<br />
ziehen:<br />
Der Verzicht auf eine apparative Überprüfung<br />
operativ entfernter, abklärungsbedürftiger Gewebsareale<br />
erhöht das Risiko erheblich, falsch-negative<br />
Befunde zu erhalten. Der Verzicht führt außerdem<br />
sehr viel häufiger zu einer inkompletten Tumorentfernung<br />
mit den daraus erwachsenden Konsequenzen.<br />
Vorrangig wird in einer Vielzahl von Arbeiten<br />
übereinstimmend über eine deutlich erhöhte Rate<br />
lokaler Rezidive berichtet (DiBiase et al. 1998, Meric<br />
et al. 2003, Obedian & Haffty 2000), die scheinbar<br />
auch nicht durch eine Erhöhung der postoperativen<br />
Strahlendosis zu vermeiden ist (DiBiase et al. 2002).<br />
Auch der Prozess der Fernmetastasierung sowie<br />
das krankheitsfreie Intervall werden durch intramammäre<br />
Tumorreste negativ beeinflusst, obwohl<br />
die eine oder andere Arbeitsgruppe glaubt, diesem<br />
Phänomen mit radikaler lokaler und systemischer<br />
Therapie begegnen zu können. Die Ergebnisse sind<br />
widersprüchlich (Assersohn et al. 1999, Park et al.<br />
2000).<br />
Fazit ist, dass fast jede nationale oder internationale<br />
Empfehlung oder Leitlinie die Durchführung<br />
einer Präparat-Radiographie oder -Sonographie als
essenziellen Bestandteil der Versorgungskette auffasst,<br />
obwohl Metaanalysen oder prospektiv randomisierte<br />
Studien nicht verfügbar sind (Evidenz-<br />
Level IV, AHCPR).<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Operationen mit präoperativer<br />
Markierung durch bildgebende Verfahren<br />
(Mammographie)<br />
Zähler: Alle Operationen mit postoperativem<br />
Präparatröntgen<br />
Erläuterung der Rechenregel:<br />
Bezug: Teildatensatz OP<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Dieser Referenzbereich<br />
entspricht den Anforderungen aus der<br />
Stufe-3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung in<br />
Deutschland“ (Schulz & Albert 2003) und der Stufe-<br />
3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge<br />
des Mammakarzinoms der Frau“ (Deutsche Krebsgesellschaft<br />
und beteiligte medizinisch-wissenschaftliche<br />
Fachgesellschaften 2004).<br />
Bewertung<br />
Die Fachgruppe hat einen Referenzbereich von<br />
über 90% festgelegt. Dieser wird jedoch nur von<br />
zehn von 91 Krankenhäusern mit mindestens 20<br />
Fällen in der Grundgesamtheit erreicht, so dass hier<br />
auf ein ernsthaftes Versorgungsproblem geschlossen<br />
werden muss.<br />
Im Vergleich zu den Daten aus 2002 (4.697 von<br />
19.173 = 24,50%) hat nur scheinbar eine Verbesserung<br />
der Versorgungssituation stattgefunden. In<br />
dem Verfahrensjahr 2002 war der Begriff der präoperativen<br />
Markierung nicht ausreichend spezifiziert,<br />
so dass hier wahrscheinlich zusätzlich Patientinnen<br />
ohne Markierung in der Grundgesamtheit erfasst<br />
wurden. Die Daten aus 2003 sind somit erstmals<br />
als valide einzuschätzen und sind nicht mit den<br />
Ergebnissen des Vorjahres vergleichbar.<br />
Da dieser Prozessindikator die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
wichtiger Schnittstellen in der Versorgungskette<br />
abbildet, ist er auch weiterhin von herausragender<br />
Bedeutung.<br />
Mammachirurgie<br />
Postoperatives Präparatröntgen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Operationen mit postoperativem Präparatröntgen nach präoperativer<br />
Markierung durch Mammographie<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Operationen mit postoperativem Präparatröntgen<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
36,02%<br />
34,89 - 37,16%<br />
6.996<br />
18,2%<br />
0,0 - 100,0%<br />
91 von 936<br />
≥ 90%<br />
81 von 91<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 936 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
637 Krankenhäuser<br />
208 Krankenhäuser<br />
247
248<br />
Mammachirurgie<br />
Hormonrezeptoranalyse<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst viele Patientinnen mit immunhistochemischer<br />
Hormonrezeptoranalyse bei invasivem<br />
Mammakarzinom<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Vor über 30 Jahren wurde der Nachweis von<br />
Östrogen- (ER) und Progesteron-Rezeptoren (PR)<br />
in Gewebsproben menschlicher Mammakarzinome<br />
als Indikator für eine eventuell noch vorhandene<br />
Hormonabhängigkeit individueller Tumoren herangezogen<br />
(Jensen et al. 1967, Maass et al. 1972,<br />
Horwitz & McGuire 1975). Diese Untersuchungsmethode<br />
wurde damit Grundlage eines selektiven<br />
Einsatzes nebenwirkungsarmer endokriner Behandlungsmaßnahmen.<br />
Die Weiterentwicklung des<br />
Rezeptornachweises zur Routineanalyse ergab folgende<br />
Ansatzpunkte für Diagnose und Therapie:<br />
• die Verwendung als Prognosefaktor,<br />
• die Verwendung als prädiktiver Parameter im<br />
Rahmen der Therapieplanung,<br />
• die Nutzung als primärer Ansatzpunkt antihormoneller,<br />
speziell antiöstrogen wirksamer<br />
Medikamente.<br />
Die prädiktive Bedeutung für die Therapieplanung<br />
hat höchste Relevanz. In den Anfängen der klinischen<br />
Anwendung von Rezeptorbestimmungen<br />
galt ein positiver Befund als ein wesentlicher<br />
Indikator für eine generelle, noch vorhandene<br />
Hormonabhängigkeit und damit als geeignet für<br />
ein breites Spektrum seinerzeit üblicher endokriner<br />
Behandlungsmaßnahmen (Jensen et al. 1967,<br />
Maass et al. 1972).<br />
Diese Erfahrungen bezogen sich zunächst auf die<br />
inkurable, fernmetastasierte Erkrankung, ließen<br />
sich jedoch später auch auf den adjuvanten, kurativen<br />
Behandlungsansatz erfolgreich übertragen.<br />
Tumoren, in denen sowohl ER als auch PR nachgewiesen<br />
werden konnten, sprachen häufiger und<br />
besser an auf eine endokrine Therapie im Vergleich<br />
zu Fällen, die nur eine der beiden Rezeptor-<br />
Entitäten aufwiesen (Übersicht bei Jonat & Maass<br />
1982).<br />
Seit Beginn der siebziger Jahre wurden ER nicht<br />
mehr nur als Indikatoren einer Hormonabhängigkeit<br />
gesehen, sondern als unmittelbares „target“<br />
für antiöstrogen wirksame Substanzen genutzt<br />
(Übersicht bei Buzdar 2001), sei es über eine<br />
direkte Blockade oder eine Modulation der<br />
Rezeptoren. Bei fortgeschrittenen, metastasierten<br />
Mammakarzinomen erwies sich eine relativ nebenwirkungsarme<br />
Therapie mit Hormonantagonisten<br />
einer nebenwirkungsreichen Chemotherapie zumindest<br />
gleichwertig oder sogar überlegen, sofern der<br />
Rezeptorbefund im Tumorgewebe positiv war<br />
(Fossati et al. 1998, Stockler et al. 2000).<br />
Inzwischen liegen auch umfangreiche klinische<br />
Studiendaten zum adjuvanten, das heißt kurativen<br />
Einsatz der Antiöstrogene speziell des Tamoxifen<br />
vor. Mit einer fünfjährigen oralen Behandlung<br />
nach lokaler Primärtherapie ergibt sich bei Frauen<br />
mit einem positiven Rezeptorstatus des Tumors<br />
eine eindeutige Verbesserung des rezidivfreien<br />
und Gesamtüberlebens (Fisher et al. 1996). Diese<br />
Form der adjuvanten Behandlung ist sowohl bei<br />
prä- als auch bei postmenopausalen Frauen wirksam.<br />
Unter Bezug auf umfassende Metaanalysen<br />
ist die rezeptorbezogene adjuvante Tamoxifen-<br />
Behandlung gegenwärtig als Methode der Wahl zu<br />
betrachten (Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative<br />
Group 1992, Early Breast Cancer Trialists’<br />
Collaborative Group 1998).<br />
Methode der Hormonrezeptoranalyse:<br />
Initial erfolgte die Rezeptorbestimmung biochemisch<br />
über einen Liganden-Bindungsassay. Mit Verfügbarkeit<br />
spezifischer Antikörper wurden immunhistochemische<br />
Bestimmungsmethoden entwickelt, die<br />
inzwischen die biochemischen Analysen weitgehend<br />
verdrängt haben (Harvey et al. 1999, Cross et<br />
al. 2001). Dies gilt sowohl für die ER als auch für<br />
die PR. Im Hinblick auf die semiquantitativen<br />
Befunde sind qualitätssichernde Maßnahmen von<br />
besonderer Relevanz (Rhodes et al. 2000a, Rhodes<br />
et al. 2000b).<br />
In allen Leitlinien und Konsensus-Empfehlungen<br />
gehört die immunhistochemische ER- und PR-<br />
Bestimmung obligat in die Primärdiagnostik und,<br />
sofern Gewebe verfügbar ist, auch in die Rezidivdiagnostik<br />
(Leitlinien siehe gesonderte Aufstellung).<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der<br />
Rezeptorbestimmung eine prognostische Bedeutung<br />
auf dem Evidenzlevel IIa (AHCPR), eine prädiktive<br />
Bedeutung auf dem Level Ia (AHCPR) und der<br />
immunhistochemischen Untersuchungsmethode ein<br />
Level IIa (AHCPR) zugeordnet werden kann.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit führendem<br />
histologischem Befund invasives Mammakarzinom:<br />
60 = Invasiv-duktales Karzinom<br />
61 = Invasiv-lobuläres Karzinom<br />
62 = Tubuläres Karzinom<br />
63 = Sonstige invasive Karzinome<br />
Zähler: Patientinnen mit immunhistochemischer<br />
Hormonrezeptorenanalyse<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Dieser Referenzbereich<br />
entspricht dem Referenzbereich aus der<br />
Stufe-3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung in<br />
Deutschland“ (Schulz & Albert 2003).<br />
Bewertung<br />
Als prognostischer und prädiktiver Faktor handelt<br />
es sich bei der Bestimmung des Hormonrezeptorstatus<br />
um eine international anerkannte Standarduntersuchung<br />
in der Diagnostik und Therapie des<br />
Mammakarzinoms.<br />
Im Vergleich zum Verfahrensjahr 2002 (94,71%)<br />
wurde eine Analyse der Hormonrezeptoren bei<br />
invasivem Mammakarzinom signifikant häufiger<br />
dokumentiert. Das Ergebnis deutet mit durchschnittlich<br />
96,50% auf ein hohes medizinisches<br />
Versorgungsniveau in Bezug auf dieses Verfahren.<br />
Die Zahlen belegen, dass die immunhistochemische<br />
Hormonrezeptoranalyse als Standard in 384 von<br />
469 deutschen Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Fällen an Brustkrebspatientinnen etabliert ist.<br />
Bei den 85 von 469 Krankenhäusern außerhalb<br />
des Referenzbereiches, insbesondere bei dem<br />
Krankenhaus mit dem Wert 0%, soll auf Landesebene<br />
im Strukturierten Dialog eine Ursachenanalyse<br />
erfolgen. Zusätzlich zu <strong>Qualität</strong>smängeln<br />
in der Versorgung – wie z.B. mangelhafte Kooperation<br />
mit der Pathologie – müssen an dieser<br />
Stelle auch Dokumentationsfehler erwogen werden.<br />
Auch für die Krankenhäuser mit weniger als 20<br />
Fällen in der Grundgesamtheit empfiehlt die Fachgruppe<br />
den Strukturierten Dialog bei Unterschreiten<br />
des Referenzbereiches.<br />
Ergebnisse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Mammachirurgie<br />
Hormonrezeptoranalyse<br />
Anteil von Patientinnen mit immunhistochemischer Hormonrezeptorenanalyse an<br />
allen Patientinnen mit invasivem Mammakarzinom<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patientinnen mit immunhistochemischer Hormonrezeptorenanalyse<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
96,50%<br />
96,28 - 96,70%<br />
30.124<br />
98,9%<br />
0,0 - 100,0%<br />
469 von 936<br />
≥ 95%<br />
85 von 469<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 936 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
432 Krankenhäuser<br />
35 Krankenhäuser<br />
249
250<br />
Mammachirurgie<br />
Angabe Sicherheitsabstand<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst viele Patientinnen mit Angabe des<br />
Pathologen zum Sicherheitsabstand<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Ein ausreichend großer Sicherheitsabstand eines<br />
invasiven Mammakarzinoms zum Resektionsrand<br />
bei brusterhaltender Therapie (BET) ist von hoher<br />
prognostischer Relevanz. Verschiedene Studien<br />
(Veronesi et al. 1990a, Veronesi et al. 1990b,<br />
Veronesi et al. 1990c) konnten zeigen, dass die<br />
Rezidivrate bei der BET kleiner Tumoren nicht nur<br />
durch eine postoperative Strahlentherapie, sondern<br />
auch durch das Ausmaß der Exzision maßgeblich<br />
beeinflusst werden kann: Die Rezidivrate<br />
nach 3 bis 5 Jahren Beobachtungszeit ließ sich<br />
durch eine radikalere Exzision von 7% auf 2,2%<br />
reduzieren.<br />
Gerade bei kleinen Tumoren ist die lokale Kontrolle<br />
von besonderer Bedeutung, da diese Tumoren in<br />
überwiegender Zahl noch nicht hämatogen gestreut<br />
haben. Die Nottingham-Gruppe hat in zwei großen<br />
Studien von 263 bzw. 275 Frauen mit primären<br />
Mammakarzinomen zeigen können, dass bei Einhaltung<br />
eines Resektionsrandes von mindestens<br />
5mm histologisch die Rezidivrate bei BET von<br />
Tumoren unter 3cm von 21% auf 2,2% über<br />
einen Beobachtungszeitraum von 36 Monaten<br />
gesenkt werden kann (Locker et al. 1989,<br />
Sibbering et al. 1995).<br />
Nicht nur beim invasiven Mammakarzinom, sondern<br />
auch beim duktalen in-situ-Karzinom (DCIS) ist der<br />
Sicherheitsabstand von entscheidender prognostischer<br />
Bedeutung: Der natürliche Verlauf eines DCIS<br />
oder eines unzureichend therapierten DCIS ist<br />
durch Rezidivraten von etwa 30 bis 50% über<br />
Beobachtungszeiträume von wenigen Jahren bis zu<br />
mehreren Jahrzehnten gekennzeichnet (Silverstein<br />
2002). Die Hälfte dieser Rezidive stellen invasive<br />
Karzinome dar.<br />
Eine Heilung ist möglich, wenn der Tumor komplett<br />
operativ entfernt wird. So beträgt in zwei<br />
verschiedenen Studien die Rezidivrate beim DCIS<br />
nach Mastektomie 1%, die Letalität 1,3 % bzw.<br />
1,7% (Barth et al. 1995, Fowble et al. 1997). Im<br />
letzten Jahrzehnt hat sich beim DCIS zunehmend<br />
die BET mit oder ohne postoperative Bestrahlung<br />
etabliert, wobei die ausschließliche BET kleineren<br />
Läsionen vorbehalten ist. Die Rezidivrate bei<br />
einem tumorfreien Exzidatrand von 1cm und mehr<br />
lässt sich bei der BET eines DCIS auf 3% reduzieren.<br />
Dieselbe Studie fand einen Anstieg der Rezidivrate<br />
auf 20% bei tumorfreien Resektionsrändern<br />
von 1 bis 10mm, unter 1mm sogar auf 58%<br />
(Silverstein et al. 1999).<br />
Sowohl für invasive Karzinome als auch für das<br />
DCIS ergibt sich also die zwingende Notwendigkeit<br />
der Bestimmung des metrischen Sicherheitsabstandes<br />
bei entsprechender systematischer morphologischer<br />
Aufarbeitung.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patientinnen bei führendem<br />
histologischem Befund „maligne“ (Schlüssel 7,<br />
Kodes 53-56, 60-63, 71) unter Ausschluss von<br />
Patientinnen mit präoperativer tumorspezifischer<br />
Therapie<br />
Zähler: Patientinnen mit Angabe des Pathologen<br />
zum Sicherheitsabstand<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: entspricht dem<br />
Referenzwert aus der Stufe-3-Leitlinie Brustkrebs-<br />
Früherkennung in Deutschland (Schulz & Albert<br />
2003)<br />
Bewertung<br />
Die Angabe des Sicherheitsabstandes ist in 66,71%<br />
der Fälle erfolgt. Da nur 50 von 453 Krankenhäusern<br />
mit mindestens 20 Operationen an malignen<br />
Brusterkrankungen den Referenzbereich erreichen,<br />
scheint hier ein ernsthaftes <strong>Qualität</strong>sproblem<br />
zu bestehen. Neben tatsächlichen Mängeln in der<br />
Versorgung sind Dokumentationsfehler zu erörtern.<br />
Definitive Aussagen auch zur Versorgungsqualität<br />
bezüglich der Angabe eines Sicherheitsabstandes<br />
sind allerdings erst nach der Analyse im Strukturierten<br />
Dialog möglich.<br />
Dieser Indikator ist auch deswegen von besonderer<br />
Bedeutung, weil er die wichtige Schnittstelle zwischen<br />
der Chirurgie und Pathologie abbildet.<br />
Bei der Bewertung der Ergebnisse zu bedenken ist<br />
die Tatsache, dass eine Angabe des Sicherheitsabstandes<br />
nicht automatisch bedeutet, dass dieser<br />
ausreichend groß ist (siehe auch <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
„Tumorfreier Präparateschnittrand“, Bundesauswertung<br />
2003). Die wissenschaftliche Diskussion<br />
zum Ausmaß des Sicherheitsabstandes ist derzeit<br />
nicht abgeschlossen. Daher werden in diesem Jahr<br />
die Ergebnisse des <strong>Qualität</strong>sindikators „Tumorfreier<br />
Präparateschnittrand“ zur Darstellung der Versorgungssituation<br />
verwendet, eine <strong>Qualität</strong>sbewertung<br />
anhand eines Referenzbereiches soll jedoch nicht<br />
erfolgen.<br />
Ergebnisse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Mammachirurgie<br />
Angabe Sicherheitsabstand<br />
Anteil von Patientinnen mit Angabe des Pathologen zum Sicherheitsabstand an allen<br />
Patientinnen mit malignem Befund und ohne präoperative tumorspezifische Therapie<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patientinnen mit Angabe des Pathologen zum Sicherheitsabstand<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
66,71%<br />
66,16 - 67,25%<br />
28.945<br />
73,6%<br />
0,0 - 100,0%<br />
453 von 936<br />
≥ 95%<br />
403 von 453<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 936 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
453 Krankenhäuser<br />
30 Krankenhäuser<br />
251
252<br />
Mammachirurgie<br />
Indikation zur brusterhaltenden Therapie<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Angemessene Indikationsstellung zur brusterhaltenden<br />
Therapie bei Tumorstadium pT1<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Bis Mitte der 1980er Jahre galt die Entfernung der<br />
Brust (Mastektomie) und der Lymphknoten in der<br />
Achselhöhle als Standardtherapie bei Brustkrebs.<br />
Seither haben randomisiert kontrollierte Studien<br />
gezeigt, dass sich bei kleinen Tumoren die Überlebensraten<br />
nicht unterscheiden zwischen Frauen<br />
mit Mastektomie und Frauen mit brusterhaltender<br />
Therapie (BET) (Early Breast Cancer Trialists’<br />
Collaborative Group 1995, Fisher et al. 2002, Poggi<br />
et al. 2003, Veronesi et al. 2002). Obligat bei der<br />
BET ist eine Nachbestrahlung der Restbrustdrüse,<br />
welche nicht nur zeitaufwändig ist, sondern auch<br />
mit Nebenwirkungen an dem bestrahlten Hautareal<br />
verbunden sein kann. In Bezug auf die Überlebensraten<br />
sind beide Behandlungsalternativen gleichwertig<br />
mit einem Evidenzgrad Ia (AHCPR).<br />
Weniger Klarheit herrscht bezüglich der Lokalrezidiv-<br />
Raten: Eine kanadische Leitlinie (Scarth et al. 2002)<br />
geht auf der Basis einer systematischen Literaturübersicht<br />
von vergleichbaren Rezidivraten nach<br />
BET (3,3 bis 20%) und nach Mastektomie (2,3 bis<br />
14%) bei Studiendauern von 6 bis 15 Jahren aus.<br />
Neuere Publikationen kommen zu widersprüchlichen<br />
Ergebnissen: Veronesi et al. (2002) fanden in ihrer<br />
randomisiert kontrollierten Studie nach einer<br />
Verlaufsbeobachtung von 20 Jahren eine höhere<br />
Rezidivrate nach BET (8,8% vs. Mastektomie<br />
2,3%, n = 701). Dagegen fanden Fisher et al.<br />
(2002) günstigere Rezidivraten 20 Jahre nach BET<br />
(2,7%, Mastektomie 10,2%, n = 1.851).<br />
Studien, welche sich mit Aspekten der Lebensqualität<br />
nach beiden Operationsverfahren auseinander<br />
setzen, sind selten und häufig methodisch<br />
schwach. Ein systematischer Review randomisiert<br />
kontrollierter Studien (Irwig et al. 1997) ergab ein<br />
besseres Körperbild („body image“) nach Brusterhaltung,<br />
für andere Aspekte wie psychisches und<br />
sexuelles Wohlbefinden konnte kein Unterschied<br />
belegt werden. Die German Breast Cancer Study<br />
Group (GBSG 1995) kommt in ihrer Observationsstudie<br />
zu dem Schluss, dass nicht so sehr das<br />
Operationsverfahren, sondern seine Akzeptanz<br />
durch die Patientin entscheidend ist für die postoperative<br />
Lebensqualität.<br />
Unbedingt empfohlen wird allerdings, dass bei gegebener<br />
Indikation zur Brusterhaltung die Patientin<br />
unter Kenntnis aller Vor- und Nachteile maßgeblich<br />
in den Entscheidungsprozess eingebunden wird<br />
(Stufe-3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge<br />
des Mammakarzinoms der Frau“, Deutsche<br />
Krebsgesellschaft und beteiligte medizinisch-wissenschaftliche<br />
Fachgesellschaften 2004; Scarth et<br />
al. 2002, Breast Cancer Disease Site Group 2003).<br />
Der Indikator eignet sich in besonderem Maße,<br />
die Einbeziehung des Patientinnenwunsches zu<br />
betrachten. Extrem hohe oder extrem niedrige<br />
Raten für die BET weisen darauf hin, dass eine<br />
ausgewogene Entscheidungsfindung möglicherweise<br />
nicht erfolgt ist.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit invasivem<br />
Mammakarzinom im Stadium pT1<br />
Zähler: Patientinnen mit brusterhaltender Therapie<br />
bei gegebener Indikation<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 55,0% und ≤ 93,8% (5%-<br />
Perzentile bis 95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: In der Literatur<br />
schwanken die Angaben für die brusterhaltende<br />
Therapie (BET) bei pT1 zwischen 60 und 75%.<br />
Die Forderung eines „shared decision making“<br />
erschwert das Festlegen von absoluten Referenzbereichen.<br />
Hohe Referenzbereiche bergen das<br />
Risiko, dass der Wunsch der Patientin oder aber<br />
definierte histologische Kriterien als Voraussetzung<br />
für eine BET nicht ausreichend berücksichtigt werden.<br />
Außerdem liegen international keine eindeutigen<br />
Definitionen für den Begriff BET vor. Deshalb<br />
soll nur bei Krankenhäusern mit sehr hohen und<br />
sehr niedrigen Raten die Indikationsstellung im<br />
Strukturierten Dialog hinterfragt werden.<br />
Bewertung<br />
Unbedingte Voraussetzung für eine BET sind anerkannte,<br />
meist histopathologische Kriterien (siehe<br />
auch Stufe-3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und<br />
Nachsorge des Mammakarzinoms der Frau“,<br />
Deutsche Krebsgesellschaft und beteiligte medizinisch-wissenschaftliche<br />
Fachgesellschaften 2004). In<br />
einer europäischen Leitlinie („European Guidelines<br />
for Quality Assurance in Mammography Screening-<br />
Fourth edition“, Office for Official Publications of the<br />
European Communities, voraussichtliche Publikation<br />
Anfang 2005) werden diese Kriterien ebenfalls differenziert<br />
dargestellt. Da die Überlebensraten nach<br />
BET und Mastektomie bei gegebener Indikation
identisch sind, handelt es sich hier um echte<br />
Therapiealternativen mit dem Ziel einer möglichst<br />
hohen Lebensqualität. Die Miteinbeziehung der<br />
Patientin im Sinne eines „shared decision making“<br />
wird deswegen nicht nur in Leitlinien gefordert<br />
(Scarth et al. 2002, Breast Cancer Disease Site Group<br />
2003). „Shared decision making“ oder auch partizipative<br />
Entscheidungsfindung wird definiert als<br />
Interaktionsprozess, bei dem Patient und Arzt unter<br />
gleichberechtigter aktiver Beteiligung auf Basis<br />
geteilter Information zu einer gemeinsam verantworteten<br />
Übereinkunft kommen (Giersdorf et al.<br />
2004). Eine kanadische Studie konnte nachweisen,<br />
dass von 69,6% der Patientinnen, die für eine BET<br />
bei Brustkrebs in Frage kamen, nur 48,0% sich tatsächlich<br />
für eine solche entschieden. Für Frauen im<br />
Stadium I der Erkrankung waren es 57,0% von<br />
82%. Die übrigen Frauen bevorzugten die<br />
Mastektomie (Tyldesley et al. 2003).<br />
Auch in Deutschland wird dem Prinzip des „shared<br />
decision making“ seit einigen Jahren größere<br />
Bedeutung verliehen: Der Leitfaden „Patientenrechte<br />
in Deutschland“ des Bundesministeriums für<br />
Gesundheit und Soziale Sicherung (2003) greift<br />
explizit dieses Thema auf. Speziell für Brustkrebs<br />
ist in der Risikostruktur-Ausgleichsverordnung für<br />
DMP als Grundsatz festgelegt, dass „die Entscheidungsfindung<br />
für jeden Behandlungsschritt in<br />
Diskussion mit der aufgeklärten Patientin erfolgen<br />
sollte“. Im Rahmen eines Förderschwerpunktes des<br />
Bundesministeriums für Gesundheit und Soziales<br />
konnten Entscheidungshilfen für Brustkrebspatientinnen<br />
entwickelt und validiert werden, darunter<br />
auch zur Übereinkunft einer Mastektomie<br />
oder einer BET (Vodermaier et al. 2004).<br />
Diesem Umstand trägt der Datensatz der <strong>BQS</strong><br />
Rechnung, indem er den Wunsch der Patientin in<br />
Bezug auf die BET ausdrücklich erfasst.<br />
Die ausgewertete BET-Rate von 75,78% im Stadium<br />
pT1 in Deutschland wird durch die Fachgruppe als<br />
hoch eingeschätzt. Es sollte angestrebt werden,<br />
dass alle Frauen, die nach medizinischen Kriterien<br />
und nach eigenem Wunsch für eine BET geeignet<br />
sind, diese Therapie auch tatsächlich erfahren können.<br />
Es ist allerdings nicht möglich und erstrebenswert,<br />
feste Raten als <strong>Qualität</strong>sstandard für die<br />
Gesamtversorgung festzulegen. Deshalb hat die<br />
Fachgruppe den Referenzbereich zwischen der 5und<br />
95%-Perzentile festgelegt: Für die 20 Krankenhäuser<br />
mit mindestens 20 Brustkrebsfällen im<br />
Stadium pT1 und mit einer BET-Rate unter 55,0%<br />
bzw. über 93,8% liegt die Vermutung nahe, dass<br />
Mammachirurgie<br />
Indikation zur brusterhaltenden Therapie<br />
das Prinzip des „shared decision making“ oder<br />
histologische Kriterien nicht ausreichend berücksichtigt<br />
wurden. Eine vertiefte Analyse ist für diese<br />
Krankenhäuser im Strukturierten Dialog erforderlich.<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patientinnen mit brusterhaltender Therapie an allen Patientinnen mit<br />
invasivem Mammakarzinom im Tumorstadium pT1<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patientinnen mit brusterhaltender Therapie<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
75,78%<br />
75,04 - 76,52%<br />
13.041<br />
78,0%<br />
45,5 - 100,0%<br />
211 von 936<br />
≥ 55,0% - ≤ 93,8% (5 - 95%-Perzentile)<br />
20 von 211<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 936 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
596 Krankenhäuser<br />
129 Krankenhäuser<br />
253
254<br />
Mammachirurgie<br />
Ausblick<br />
Im Verfahrensjahr 2003 wurde in der externen<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung die operative Behandlung bösartiger<br />
Tumoren der Brust abgebildet, sofern sie<br />
per Fallpauschale oder Sonderentgelt abgerechnet<br />
wurden. Dies war nur bei Eingriffen mit Axilladissektion<br />
der Fall. Ab 2004 sind alle Eingriffe an Brust<br />
oder Achselhöhle, die wegen gut- oder bösartiger<br />
Tumoren durchgeführt werden, dokumentationspflichtig.<br />
Dadurch wird erstmalig die nicht minder<br />
komplexe Behandlung nicht invasiver Karzinome<br />
(DCIS und LCIS) konsequent in die <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
mit einbezogen. Durch das derzeit auszubauende<br />
Mammographie-Screening ist eine Zunahme<br />
dieser Vorläufer-Läsionen zu erwarten. Durch das<br />
Abbilden von Operationen bei benigner Histologie<br />
wird auf der Basis der Daten 2004 eine valide<br />
Aussage zum Vorwurf einer Fehlversorgung durch<br />
„operative Überbehandlung“ (Sachverständigenrat<br />
für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen<br />
2000/2001) möglich sein. Dabei werden Eingriffe<br />
bei benignen pathohistologischen Befunden –<br />
analog zum geringeren Behandlungsaufwand –<br />
zukünftig in einem gekürzten Datensatz erfasst<br />
Das Verhältnis von benignen zu malignen Befunden<br />
bei offenen Biopsien ermöglicht indirekt Rückschlüsse<br />
auf die <strong>Qualität</strong> der Diagnostik. Dies<br />
kann jedoch nur ein erster Schritt in Richtung<br />
einer sektorübergreifenden <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
sein. Zum Zwecke einer hohen Transparenz des<br />
Leistungsgeschehens mit vertretbarem Dokumentationsaufwand<br />
fordert die Fachgruppe eine<br />
sektor- und fachübergreifende <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
der gesamten Versorgungskette. Wichtige Parameter<br />
zur Darstellung der Transparenz und<br />
Effektivität der Früherkennung können auch die<br />
länderbezogene prozentuale Verteilung der<br />
Tumorstadien und der länderbezogene Medianwert<br />
der Gesamttumorgröße sein. Dabei sollen die<br />
<strong>Qualität</strong>sziele und die Datenerfassung unabhängig<br />
von den Versorgungsstrukturen (DMP, Brustzentren)<br />
einheitlich definiert sein. Das bereits implementierte<br />
Verfahren der <strong>BQS</strong> kann auf dem Weg zu diesem<br />
Ziel einen wichtigen Beitrag leisten.<br />
Der Zusammenschluss von Leistungserbringern in<br />
Brustzentren, DMP oder im Rahmen von Integrierten<br />
Versorgungsverträgen nach §140d SGB V könnte<br />
zukünftig nicht nur eine Bewertung der Versorgungsqualität<br />
auf der Ebene einzelner Leistungserbringer,<br />
sondern auch auf der Ebene solcher Verbundzentren<br />
erfordern.
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255
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Cancer 2003; 98 (4): 697-702.<br />
Remmele W, Stegner HE.<br />
Vorschlag zur einheitlichen Definition eines<br />
Immunreaktiven Score (IRS) für den<br />
Immunhistochemischen Östrogenrezeptor-Nachweis<br />
(ER-ICA) im Mammmakarzinomgewebe.<br />
Pathologe 1987; 8 (3): 138-140.<br />
Rhodes A, Jasani B, Balaton AJ, Miller KD.<br />
Immunohistochemical demonstration of oestrogen<br />
and progesterone receptors: correlation of standards<br />
achieved on in house tumours with that<br />
achieved on external quality assessment material<br />
in over 150 laboratories from 26 countries.<br />
J Clin Pathol 2000a; 53 (4): 292-301.<br />
257
258<br />
Mammachirurgie<br />
Rhodes A, Jasani B, Balaton AJ, Barnes DM,<br />
Miller KD.<br />
Frequency of oestrogen and progesterone receptor<br />
positivity by immunohistochemical analysis in<br />
7016 breast carcinomas: correlation with patient<br />
age, assay sensitivity, threshold value, and mammographic<br />
screening.<br />
J Clin Pathol 2000b; 53 (9): 688-696.<br />
Rhodes A, Jasani B, Barnes DM, Bobrow LG,<br />
Miller KD.<br />
Reliability of immunohistochemical demonstration<br />
of oestrogen receptors in routine practice: interlaboratory<br />
variance in the sensitivity of detection<br />
and evaluation of scoring systems.<br />
J Clin Pathol 2000c; 53 (2): 125-130.<br />
Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im<br />
Gesundheitswesen.<br />
Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit: Band III<br />
Über-, Unter- und Fehlversorgung Gutachten<br />
2000/2001.<br />
Saez S, Cheix F, Asselain B.<br />
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www.cmaj.ca/cgi/content/ full/167/2/154<br />
(Recherchedatum: 15.06.2004)<br />
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München: W. Zuckschwerdt Verlag; 2003<br />
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Without Radical Excision in Primary Operable<br />
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Eur Surg 2004; 36: 41-45<br />
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Clin Oncol (R Coll Radiol ) 2003; 15 (3): 144-155.<br />
Veronesi U, Banfi A, Salvadori B, Luini A, Saccozzi<br />
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Breast conservation is the treatment of choice in<br />
small breast cancer: long-term results of a randomized<br />
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Eur J Cancer 1990a; 26 (6): 668-670.<br />
Veronesi U, Salvadori B, Luini A, Banfi A, Zucali R,<br />
Del Vecchio M, Saccozzi R, Beretta E, Boracchi P,<br />
Farante G,<br />
Conservative treatment of early breast cancer.<br />
Long-term results of 1232 cases treated with quadrantectomy,<br />
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Ann Surg 1990b; 211 (3): 250-259.
Veronesi U, Volterrani F, Luini A, Saccozzi R, Del<br />
Vecchio M, Zucali R, Galimberti V, Rasponi A, Di Re<br />
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Quadrantectomy versus lumpectomy for small size<br />
breast cancer.<br />
Eur J Cancer 1990c; 26 (6): 671-673.<br />
Veronesi U, Cascinelli N, Mariani L, Greco M,<br />
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Twenty-Year Follow-up of a Randomized Study<br />
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N Engl J Med 2002; 347 (16): 1227-1232.<br />
Vodermaier A, Caspari C, Köhm J, Bauerfeind I,<br />
Kahlert S, Untch M.<br />
Partizipative Entscheidungsfindung beim primären<br />
Mammakarzinom.<br />
Z ärztl Fortbild Qual Gesundh wes 2004; 98: 127-133<br />
Wenger CR, Beardslee S, Owens MA, Pounds G,<br />
Oldaker T, Vendely P, Pandian MR, Harrington D,<br />
Clark GM, McGuire WL.<br />
DNA ploidy, S-phase, and steroid receptors in<br />
more than 127,000 breast cancer patients.<br />
Breast Cancer Res Treat 1993; 28 (1): 9-20.<br />
Mammachirurgie<br />
259
260<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Thölen<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe<br />
Herzchirurgie<br />
Dr. Andreas Beckmann<br />
Duisburg<br />
PD Dr. Horst Laube<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Knut-H. Leitz<br />
Bremen<br />
Sabine Pfeffer<br />
Suttgart<br />
Horst Schmidt<br />
Oberursel<br />
Dr. Ernst Spitzenpfeil<br />
Nürnberg<br />
Dr. Ulrike Toellner-Bauer<br />
Marburg<br />
Dr. Marius Torka<br />
Bad Berka<br />
Prof. Dr. Armin Welz<br />
Bonn<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Jan F. Gummert<br />
Leipzig<br />
Dr. Wolfgang Schiller<br />
Bonn<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 23<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Zusammenfassung<br />
Erkrankungen der zwischen linkem Herzvorhof und<br />
linker Herzkammer gelegenen Mitralklappe werden<br />
vorwiegend durch rheumatische oder bakterielle Entzündungen<br />
hervorgerufen und nehmen in der Regel<br />
einen chronisch fortschreitenden Verlauf. Die durch<br />
die Erkrankung ausgelösten Veränderungen können<br />
an der Mitralklappe Verengungen (Stenosen), Undichtigkeiten<br />
(Insuffizienzen) oder eine Kombination aus<br />
beidem verursachen. Zum Zeitpunkt der Operation<br />
liegen oft relevante Begleiterkrankungen des Herzens<br />
wie Herzrhythmusstörungen und/oder eine Herzmuskelschwäche<br />
(Herzinsuffizienz) vor, die das Risiko<br />
der Operation erhöhen können.<br />
In der Bundesauswertung 2003 wurden ausschließlich<br />
Patienten betrachtet, die sich einer isolierten<br />
Mitralklappenoperation am stillstehenden Herzen<br />
unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine unterziehen<br />
mussten. Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<br />
<strong>Qualität</strong>sreport wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt,<br />
die Aspekte der Ergebnisqualität betrachten.<br />
Die durchschnittliche Krankenhausletalität lag in der<br />
Bundesauswertung 2003 bei 4,25%. Für Eingriffe<br />
mit elektiver oder dringlicher (nicht notfallmäßiger)<br />
Operationsindikation betrug sie 3,61%. Dieses Ergebnis<br />
spricht für eine im internationalen Vergleich<br />
gute Versorgungsqualität. Allerdings imponierte eine<br />
erhebliche Spannweite der Krankenhausletalitätsraten.<br />
Während einige Krankenhäuser keinen einzigen<br />
Todesfall dokumentiert haben, verstarben in<br />
einem Krankenhaus 23,8% der Patienten nach elektiv<br />
oder dringlich durchgeführten Mitralklappenoperationen.<br />
Diese Rate ist nicht notwendigerweise<br />
Ausdruck einer auffälligen Behandlungsqualität, sondern<br />
kann z.B. durch die Behandlung eines spezifischen<br />
Hochrisikokollektivs bedingt sein. Im Strukturierten<br />
Dialog soll daher gemeinsam mit diesem<br />
Krankenhaus eine Analyse der möglichen Ursachen<br />
für dieses Ergebnis durchgeführt werden.<br />
In die Analyse zum <strong>Qualität</strong>sziel „Selten postoperative<br />
Nierenfunktionsstörungen“ gingen Patienten<br />
ohne präoperativ bestehende Nierenerkrankung ein,<br />
die postoperativ eine akute Funktionsstörung der<br />
Niere entwickelten. Dies war im Durchschnitt bei<br />
6,17% aller nierengesunden Patienten der Fall.<br />
Dieses Ergebnis liegt nach Auffassung der Fachgruppe<br />
Herzchirurgie im zu erwartenden Bereich und<br />
ist Ausdruck einer unauffälligen Versorgungsqualität.<br />
Die Ergebnisse der Krankenhäuser wiesen jedoch<br />
erhebliche Unterschiede auf. Der Anteil an Patienten<br />
mit postoperativer Nierenfunktionsstörung variierte<br />
zwischen 0,0 und 67,3%. Die Beeinträchtigung der<br />
postoperativen Nierenfunktion ist in der Regel vorübergehend,<br />
nur eine Minderheit dieser Patienten<br />
wird dauerhaft dialysepflichtig. Der behandelnde<br />
Arzt kann durch therapeutische Maßnahmen nur in<br />
begrenztem Umfang Einfluss auf das Ergebnis zu<br />
diesem <strong>Qualität</strong>sindikator nehmen, da bestimmte<br />
Begleiterkrankungen des Patienten das Auftreten<br />
einer Nierenfunktionsstörung nach Herzoperationen<br />
begünstigen können. Die Fachgruppe Herzchirurgie<br />
hält aus diesen Gründen lediglich zwei Krankenhäuser<br />
für auffällig, die den festgelegten Referenzbereich<br />
von 7% in allen herzchirurgischen Leistungsbereichen<br />
überschritten haben. Diese Krankenhäuser<br />
sollen im Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />
gebeten werden.
Einleitung<br />
Wesentliche Ursachen für eine Mitralklappenerkrankung<br />
sind neben dem rheumatischen Fieber degenerative<br />
Veränderungen der Mitralklappe und Veränderungen<br />
im Rahmen der koronaren Herzerkrankung.<br />
Die Erkrankung kann zu einer Stenose, einer<br />
Insuffizienz oder einer Kombination aus beidem<br />
führen. Abgesehen von seltenen Akutkomplikationen<br />
kann die Erkrankung über einen langen Zeitraum<br />
klinisch inapparent verlaufen.<br />
Die Indikation zur Operation und das Operationsverfahren<br />
(Ersatz oder Rekonstruktion der Mitralklappe)<br />
variieren je nach zugrunde liegender Erkrankung<br />
und der Art des Vitiums (Bonow et al.<br />
1998).<br />
Die perkutan durchführbare Valvuloplastie ist lediglich<br />
einem ausgewählten Patientenkollektiv mit<br />
Mitralklappenstenose vorbehalten und nicht<br />
Gegenstand der <strong>Qualität</strong>sbetrachtung in diesem<br />
Leistungsbereich.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die Aspekte<br />
der Ergebnisqualität betrachten.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
ASA<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />
Nierenfunktionsstörung<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />
zerebrovaskulären Komplikation<br />
(TIA, Krampf, Parese, Plegie oder Koma)<br />
Möglichst geringe Letalität:<br />
In-Hospital-Letalität<br />
30-Tage-Letalität<br />
Risikoadjustierte 30-Tage-Letalität<br />
Basisstatistik<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
1.343<br />
1.226<br />
290<br />
786<br />
1.296<br />
182<br />
15<br />
52,28%<br />
47,72%<br />
11,29%<br />
30,60%<br />
50,45%<br />
7,08%<br />
0,58%<br />
261
262<br />
Datengrundlage<br />
300 %<br />
250%<br />
200%<br />
150%<br />
100%<br />
50%<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze –<br />
HCH gesamt<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser –<br />
HCH gesamt<br />
Gelieferte OP-<br />
Datensätze –<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser –<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
87.913 Datensätze aus 77 herzchirurgischen<br />
Krankenhäusern übermittelt.<br />
Herzchirurgische Eingriffe konnten in 2003 in zwei<br />
unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es möglich,<br />
aufgrund einer Übergangsregelung Daten im Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen<br />
in diesem Format 19.426 Datensätze aus 57 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten Format<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert. Hier<br />
erhielt die <strong>BQS</strong> 68.487 Datensätze aus 77 Krankenhäusern.<br />
Diese konnten in der Bundesauswertung<br />
6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
19.426<br />
57<br />
804<br />
57<br />
6.0<br />
68.487<br />
77<br />
2.590<br />
74<br />
Krankenhäuser<br />
Gesamt<br />
87.913<br />
77<br />
3394<br />
74<br />
Erwartet<br />
83.832<br />
77<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
105%<br />
100%<br />
2002<br />
97%<br />
99%<br />
Für den Leistungsbereich Mitralklappenchirurgie<br />
wurden im Jahr 2003 3.394 Operationen von<br />
74 Krankenhäusern dokumentiert. 804 davon liegen<br />
im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 vor. Sie<br />
wurden aus 57 Krankenhäusern übermittelt. Innerhalb<br />
der Datensätze im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
6.0 wurden 2.590 Operationen in 74 Krankenhäusern<br />
dokumentiert, das entspricht 4% der für<br />
die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung dokumentierten<br />
herzchirurgischen Leistungen.<br />
Die methodische Prüfung der Vollständigkeit der<br />
herzchirurgischen Datensätze im Bundesdatenpool<br />
2003 wurde auf Basis der von den Krankenhäusern<br />
im Jahr 2002 erbrachten Leistungen durchgeführt.<br />
Die Zahl der Fälle, die im Jahr 2002 abgerechnet<br />
wurden, wurde von den Krankenhäusern, die in<br />
2003 zur Dokumentation in der Herzchirurgie verpflichtet<br />
waren, gegenüber der <strong>BQS</strong> offen gelegt.<br />
Die erwartete Anzahl herzchirurgischer Datensätze<br />
betrug auf dieser Basis 83.832.<br />
Eine Aufteilung dieser erwarteten Datensätze auf die<br />
vier Leistungsbereiche Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />
kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
sowie Mitralklappenchirurgie war<br />
nicht möglich, weil nicht alle Krankenhäuser in ihrer<br />
Auskunft über abgerechnete Fälle in 2002 nach<br />
einzelnen Fallpauschalen und Sonderentgelten unterschieden<br />
haben. Daher ist hier eine Betrachtung der<br />
Vollständigkeit mit Bezug auf einzelne Leistungsbereiche<br />
und einzelne Krankenhäuser nicht möglich.<br />
Aus diesem Grunde wird die krankenhausbezogene<br />
Vollständigkeit der Datenübermittlung für alle<br />
Leistungsbereiche der Herzchirurgie gemeinsam<br />
dargestellt.<br />
Sowohl bezogen auf die Anzahl der gelieferten<br />
Datensätze als auch auf die Anzahl der beteiligten<br />
Krankenhäuser ist die Teilnahme als sehr gut zu<br />
bewerten. Alle registrierten Krankenhäuser haben<br />
Daten übermittelt. Die Vollständigkeit der Datensätze<br />
liegt bis auf wenige Ausnahmen im Bereich<br />
zwischen 80 und 100%. Vollständigkeiten über<br />
100% wurden erreicht, wenn ein Krankenhaus in<br />
2003 mehr Datensätze dokumentiert hat als in<br />
2002 abgerechnet worden sind; geringere Vollständigkeiten<br />
können auf eine Reduzierung der<br />
erbrachten Leistungen gegenüber dem Vorjahr oder<br />
auf unvollständige Dokumentationsraten hinweisen.<br />
2 Krankenhäuser haben zwar Daten gesendet, konnten<br />
jedoch bezüglich ihrer Vollständigkeit nicht bewertet<br />
werden, da die abgerechneten Zahlen des<br />
Jahres 2002 der <strong>BQS</strong> nicht mitgeteilt wurden.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Seltenes Auftreten einer postoperativen Nierenfunktionsstörung<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Herzchirurgische Operationen werden überwiegend<br />
unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt.<br />
Während der extrakorporalen Zirkulation<br />
kommt es zu einer Umverteilung des renalen Blutflusses<br />
mit konsekutiver Abnahme der Durchblutung<br />
im Bereich des Nierenmarks sowie zu einer Erhöhung<br />
des renalen vaskulären Widerstands. Renaler Blutfluss<br />
und glomeruläre Filtrationsrate nehmen ab.<br />
Diese Veränderungen können zu einer postoperativen<br />
Nierenfunktionsstörung führen.<br />
Insbesondere sind Patienten in höherem Lebensalter<br />
(> 70 Jahre), Patienten mit präoperativer Herzinsuffizienz,<br />
insulinpflichtigem Diabetes mellitus und<br />
präexistierender Nierenerkrankung gefährdet.<br />
Die Letalität ist bei Patienten mit postoperativer<br />
Nierenfunktionsstörung deutlich erhöht. Sie beträgt<br />
19% gegenüber 0,9% bei Patienten ohne renale<br />
Komplikationen und steigt bis auf 63%, wenn eine<br />
Dialysebehandlung erforderlich wird (Mangano et<br />
al. 1998).<br />
In der Leitlinie der American Heart Association werden<br />
keine prophylaktischen oder therapeutischen<br />
Maßnahmen genannt, die die Rate an postoperativen<br />
Nierenfunktionsstörungen günstig beeinflussen<br />
können (ACC/AHA Guidelines for Coronary Artery<br />
Bypass Grafting) (Eagle et al. 1999).<br />
Eine Risikoadjustierung findet statt, indem in die<br />
Bewertung der Ergebnisse zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
ausschließlich Patienten mit elektiver<br />
oder dringlicher Operationsindikation eingingen,<br />
die präoperativ unauffällige Retentionsparameter<br />
(Kreatinin ≤ 1,4mg/dl oder ≤ 124µmol/l) aufwiesen.<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Postoperative Nierenfunktionsstörung<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit einer Differenz des Kreatininwertes post- zu präoperativ von<br />
≥ 0,7mg/dl und einem postoperativen Kreatininwert von > 200µmol/l bzw. 2,3mg/dl<br />
an allen Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich und einem präoperativen<br />
Kreatininwert ≤ 124µmo/l bzw. 1,4mg/dl<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Postoperative Nierenfunktionsstörungen<br />
Prozent<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
6,17%<br />
5,11 - 7,37%<br />
1.832<br />
3,0%<br />
0,0 - 67,3%<br />
27 von 74<br />
≤ 7%<br />
7 von 27<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 74 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
47 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
263
264<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Postoperative Nierenfunktionsstörung<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />
Operation elektiv oder dringlich isoliert an der<br />
Mitralklappe operiert wurden und für die je eine<br />
gültige Angabe zum prä- und postoperativen<br />
Kreatininwert vorliegt, wobei der präoperative<br />
Wert ≤ 124µmol/l (≤ 1,4mg/dl) ist.<br />
Zähler: Patienten mit einer Differenz des Kreatininwertes<br />
post- zu präoperativ von 0,7mg/dl und<br />
einem postoperativen Kreatininwert > 200µmol/l<br />
(> 2,3mg/dl)<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 7%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Der Referenzbereich<br />
zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator wurde auf<br />
der Basis von Ergebnissen einer prospektiven<br />
Multicenter-Studie festgelegt (Mangano et al. 1998).<br />
Bewertung<br />
Die in der Bundesauswertung 2003 beobachtete<br />
Rate von 6,17% an postoperativen Nierenfunktionsstörungen<br />
in der Gruppe der Patienten mit elektiver<br />
oder dringlicher Operationsindikation und präoperativ<br />
normalen Retentionswerten (Kreatinin ≤ 1,4mg/dl<br />
bzw. ≤ 124µmol/l) liegt nach Auffassung der Fachgruppe<br />
im erwarteten Bereich und ist Ausdruck unauffälliger<br />
Versorgungsqualität.<br />
Die Ursachen für eine postoperative Nierenfunktionsstörung<br />
sind zahlreich. Neben patientenbezogenen<br />
Risikofaktoren spielen hier auch prozessbezogene<br />
Faktoren, wie beispielsweise das perioperative<br />
Flüssigkeitsmanagement, eine Rolle. Die Beeinträchtigung<br />
der postoperativen Nierenfunktion ist jedoch<br />
in der Regel vorübergehend, nur eine Minderheit<br />
dieser Patienten wird dauerhaft dialysepflichtig.<br />
Daher bewertet die Fachgruppe Herzchirurgie lediglich<br />
zwei Krankenhäuser als auffällig, deren Rate<br />
an postoperativen Nierenfunktionsstörungen in allen<br />
vier herzchirurgischen Leistungsbereichen außerhalb<br />
des festgelegten Referenzbereichs von ≤ 7% lag. Im<br />
Strukturierten Dialog mit diesen Krankenhäusern<br />
soll eine weitere Analyse der genannten Einflussfaktoren<br />
erfolgen.<br />
Aus der Analyse der Rückmeldungen erhofft sich die<br />
Fachgruppe Rückschlüsse bezüglich einer Weiterentwicklung<br />
dieses Indikators.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst geringe Letalität:<br />
In-Hospital-Letalität<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Untersuchung der perioperativen Letalität<br />
gehört zum Standard bei der Betrachtung von<br />
postoperativen Komplikationen. Die In-Hospital-<br />
Letalität erfasst alle Patienten, die während des<br />
gleichen stationären Aufenthaltes im Krankenhaus<br />
versterben, ohne Angaben zum jeweiligen Todeszeitpunkt.<br />
Aussagen zur Ergebnisqualität eines Krankenhauses<br />
sind jedoch nur unter Berücksichtigung<br />
der Tatsache möglich, dass Patienten, die frühzeitig<br />
in ein anderes Krankenhaus verlegt werden und<br />
dann dort versterben, nicht erfasst werden. Daher<br />
wird in der Literatur neben der In-Hospital-Letalität<br />
häufig auch die 30-Tage-Letalität angegeben.<br />
Die 30-Tage-Letalität wird jedoch nicht allein von<br />
der <strong>Qualität</strong> der erbrachten Leistung beeinflusst.<br />
Die medizinischen und pflegerischen Ergebnisse<br />
hängen auch davon ab, welches Risikoprofil die in<br />
einem Krankenhaus behandelten Patienten aufweisen.<br />
Eine Risikoadjustierung wie z.B. nach dem<br />
EuroSCORE ermöglicht einen Vergleich der 30-<br />
Tage-Letalitätsraten von Krankenhäusern (Nashef<br />
et al. 2002, Roques et al. 1999, Roques et al.<br />
2003).<br />
Eine Risikoadjustierung der In-Hospital-Letalität<br />
findet für die ausgewertete Rate statt, indem Notfalleingriffe<br />
als einer der relevantesten Risikofaktoren<br />
aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />
OP elektiv oder dringlich isoliert an der Mitralklappe<br />
versorgt wurden<br />
Zähler: Patienten, die im Krankenhaus verstorben<br />
sind<br />
Ergebnisse<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Letalität<br />
Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben,<br />
an allen Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
In-Hospital-Letalität<br />
Prozent<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
4,25%<br />
3,50 - 5,10%<br />
2.544<br />
3,61%<br />
2,90 - 4,44%<br />
2.410<br />
2,7%<br />
0,0 - 23,8%<br />
39 von 74<br />
≤ 16,7% (95%-Perzentile)<br />
1 von 39<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 74 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
35 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
265
266<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Letalität<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 16,7% (95%-Perzentile für elektive/dringliche<br />
Operationen)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die In-Hospital-<br />
Letalität ohne Risikoadjustierung ist ein Parameter,<br />
der z.B. durch das Risikoprofil der operierten Patienten<br />
und die postoperative Verweildauer in den<br />
Krankenhäusern beeinflusst werden kann. Hierdurch<br />
wird auch ein Vergleich mit Daten aus der<br />
Literatur erschwert.<br />
Da derzeit eine Risikoadjustierung unter Berücksichtigung<br />
nur eines Einflussfaktors erfolgt, wird<br />
als Referenzbereich eine Perzentile festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Bei der operativen Versorgung von Patienten mit<br />
Erkrankungen der Mitralklappe bewegt sich die<br />
beobachtete In-Hospital-Letalität mit 4,25% an der<br />
unteren Grenze der aus der Literatur bekannten<br />
Ergebnisse. Die Zahl der operativen Eingriffe liegt<br />
in diesem Leistungsbereich jedoch deutlich niedriger<br />
als in den übrigen herzchirurgischen Leistungsbereichen.<br />
39 von 74 herzchirurgischen Abteilungen<br />
haben im Jahr 2003 mehr als 20 isolierte Operationen<br />
an der Mitralklappe dokumentiert.<br />
In der Gruppe der Patienten mit elektiver oder<br />
dringlicher (nicht notfallmäßiger) Operationsindikation<br />
lag die In-Hospital-Letalität bei 3,61%.<br />
Methodenbedingt überschreitet lediglich ein Krankenhaus<br />
mit einer Hospitalletalität von 23,8% den<br />
für dieses Risikokollektiv festgelegten Referenzwert<br />
der 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse.<br />
Im Rahmen des Strukturierten Dialoges soll<br />
gemeinsam mit diesem Krankenhaus eine Analyse<br />
der zugrunde liegenden Ursachen erfolgen.
Ausblick<br />
Das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung hat die<br />
Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />
aufgrund der relativ geringen Fallzahlen<br />
für das Jahr 2004 ausgesetzt. Der Gemeinsame<br />
Bundesausschuss als Rechtsnachfolger des Bundeskuratoriums<br />
hat diese Entscheidung für 2005 fortgeschrieben.<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
267
268<br />
Mitralklappenchirurgie<br />
Literatur<br />
Bonow RO, Carabello B, de Leon AC, Edmunds<br />
LHJ, Fedderly BJ, Freed MD, Gaasch WH, McKay<br />
CR, Nishimura RA, O'Gara PT, O'Rourke RA,<br />
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Eagle KA, Guyton RA, Davidoff R, Ewy GA, Fonger<br />
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Cardiology / American Heart Association Task Force<br />
on Practice Guidelines. (Committee to Revise the<br />
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Mangano CM, Diamondstone LS, Ramsay JG,<br />
Aggarwal A, Herskowitz A, Mangano DT.<br />
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Revascularization: Risk Factors, Advers Outcomes,<br />
and Hospital Resource Utilization.<br />
Ann Intern Med 1998; 128 (3): 194-203.<br />
Nashef SAM, Roques F, Hammill BG, Peterson ED,<br />
Michel P, Grover FL, Wyse RKH, Ferguson TB.<br />
Validation of European System for Cardiac<br />
Operative Risk Evaluation (EuroSCORE) in North<br />
American cardiac surgery.<br />
Eur J Cardio-Thorac Surg 2002; 22: 101-105.<br />
Roques F, Michel P, Goldstone AR, Nashef SA.<br />
The logistic EuroSCORE.<br />
EurHeart J 2003; 24 (9): 881-882.<br />
Roques F, Nashef SAM, Michel P, Gauducheau E,<br />
de Vincentiis C, Baudet E, Cortina J, David M,<br />
Faichney A, Gavrielle F, Gams E, Harjula A, Jones<br />
MT, Pinna Pintor P, Salamon R, Thulin L.<br />
Risk factors and outcome in European cardiac surgery:<br />
analysis of the EuroSCORE multinational<br />
database of 19030 patients.<br />
Eur J Cardio-Thorac Surg 1999; 1999 (15): 816-823.
269<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe HNO<br />
Prof. Dr. Thomas Deitmer<br />
Dortmund<br />
Dr. Luc Deleye<br />
Schweinfurt<br />
Prof. Dr. Michael Handrock<br />
Hamburg<br />
Dr. Mathias Christian Heißenberg<br />
Nürnberg<br />
Prof. Dr. Karl-Bernd Hüttenbrink<br />
Köln<br />
Dr. Astrid König<br />
Amsterdam<br />
Birgit Lottko<br />
Essen<br />
Schwester Nicola Maria Schmitt<br />
Stuttgart<br />
Dr. Wolfgang Uphaus<br />
Neuss<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 24<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Zusammenfassung<br />
Bei der Nasenscheidewandkorrektur handelt es sich<br />
um eine häufige HNO-ärztliche Operation, bei der<br />
eine Deviation (Verbiegung) der Nasenscheidewand<br />
korrigiert wird. Die Wiederherstellung einer physiologischen<br />
Nasenatmung steht als wesentlicher<br />
Aspekt in Bezug auf die Lebensqualität im Vordergrund.<br />
Die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport erfolgt<br />
anhand von zwei <strong>Qualität</strong>szielen, die die Indikationsstellung<br />
und Aspekte der Ergebnisqualität betrachten.<br />
Die Indikationsstellung muss kritisch erfolgen, da<br />
die Operation auch eine Verschlechterung der Nasenatmung<br />
bedingen kann und da Komplikationen<br />
auftreten können. Die Kriterien des <strong>Qualität</strong>sziels<br />
„Häufig ausreichende Indikation“ orientieren sich<br />
an den Indikationen zur Operation der Nasenseptumdeviation<br />
gemäß der Leitlinie der Deutschen<br />
Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopfund<br />
Hals-Chirurgie.<br />
Die Gesamtrate von 99,3% für eine ausreichende<br />
Indikationsstellung zeigt, dass die relevanten Indikationskriterien<br />
in fast allen Fällen berücksichtigt<br />
wurden. Damit kann eine gute Versorgungsqualität<br />
festgestellt werden. Fünf Krankenhäuser in Deutschland<br />
lagen mit Ihren Ergebnissen unter dem Referenzbereich<br />
von ≥ 90%. Die Fachgruppe HNO vermutet,<br />
dass hier Dokumentationsprobleme vorliegen<br />
könnten. Dies soll im Strukturierten Dialog analysiert<br />
werden.<br />
In der Basisauswertung fällt auf, dass für 71 Fälle<br />
die präoperative Beurteilung des Allgemeinzustandes<br />
des Patienten zu einer Zuordnung zu den<br />
Risikoklassen 4 und 5 nach ASA geführt hat. Den<br />
Angaben entsprechend befanden sie sich in schlechtem<br />
gesundheitlichen Zustand. Für diese Fälle soll<br />
kritisch hinterfragt werden, ob die Zuordnung zu<br />
den Risikoklassen zutreffend erfolgt ist. Bei korrekter<br />
Zuordnung ist zu hinterfragen, ob bei diesen<br />
Patienten mit sehr hohem präoperativem Risiko die<br />
Indikationsstellung nach anerkannten Kriterien begründbar<br />
ist.<br />
Das zweite <strong>Qualität</strong>sziel „Selten behandlungspflichtige<br />
Komplikationen“ wurde ausgewählt, da eine<br />
niedrige Rate behandlungspflichtiger Komplikationen<br />
einen wesentlichen Aspekt guter operativer Ergebnisqualität<br />
abbildet. Als häufigste und wichtigste<br />
behandlungspflichtige Komplikationen nach Korrektur<br />
der Nasenscheidewandverbiegung werden die<br />
Blutungskomplikationen für die <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
betrachtet.<br />
Die Gesamtrate von 2,37% behandlungspflichtiger<br />
Komplikationen ist nach Ansicht der Fachgruppe im<br />
Rahmen der klinischen Erfahrung akzeptabel. Ein<br />
Vergleich der Ergebnisse mit Daten aus der Literatur<br />
ist aufgrund unterschiedlicher Beobachtungszeiträume<br />
nicht möglich. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
von 0,0 bis 57,6% ist auffällig. Mit<br />
Krankenhäusern mit einer Rate behandlungspflichtiger<br />
Komplikationen von über 7,8% (Referenzbereich:<br />
95%-Perzentile) soll im Strukturierten Dialog<br />
eine Analyse der Ergebnisse erfolgen.<br />
Die Fachgruppe HNO weist darauf hin, dass mit einer<br />
Verlaufsbeobachtung, die die erreichten funktionellen<br />
Verbesserungen nach sechs Monaten erfasst, eine<br />
erheblich bessere Beurteilung der Ergebnisqualität<br />
in diesem Leistungsbereich möglich ist.<br />
Aufgrund dieser methodischen Probleme macht die<br />
Fachgruppe HNO darauf aufmerksam, dass andere<br />
Leistungsbereiche der HNO-Heilkunde für eine <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
besser geeignet sind. Die endonasale<br />
Nasennebenhöhlen-Chirurgie wäre hierfür ein gesundheitsökonomisch<br />
wie medizinisch relevanter<br />
Leistungsbereich.
Einleitung<br />
Bei der Nasenscheidewandkorrektur handelt es sich<br />
um eine häufige HNO-ärztliche Operation. Die Wiederherstellung<br />
einer physiologischen Nasenatmung<br />
steht als wesentlicher Aspekt in Bezug auf die Lebensqualität<br />
im Vordergrund. Auch zur Vorbeugung<br />
von Infektionen der oberen Luftwege ist die Korrektur<br />
der Nasenscheidewand indiziert.<br />
Die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport erfolgt<br />
anhand von zwei <strong>Qualität</strong>szielen, die die Indikationsstellung<br />
und Aspekte der Ergebnisqualität betrachten.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
Häufig ausreichende Indikation<br />
Selten behandlungspflichtige Komplikationen<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
88.089 Datensätze aus 718 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Nasenscheidewandkorrektur<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />
Datensatzformaten dokumentiert werden. Im<br />
ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />
einer Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-<br />
Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />
Format 18.368 Datensätze aus 425 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 69.721 Datensätze<br />
aus 698 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />
wurden die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das<br />
Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />
Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />
konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />
Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Nasenscheidewandkorrektur über<br />
alle Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />
stark verbessert und lag insgesamt bei 109%.<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Geschlecht<br />
ASA<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
männlich<br />
weiblich<br />
196%<br />
136%<br />
132%<br />
131%<br />
120%<br />
116%<br />
114%<br />
114%<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
18.368<br />
425<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im<br />
zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />
der Krankenhäuser ist ebenfalls gut. Sie lag<br />
bei 96%.<br />
Die Beteiligung variiert zwischen den Bundesländern<br />
im Verfahrensjahr 2003 und weist, bis auf ein<br />
Bundesland, welches keine der erwarteten Daten<br />
geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine hohe<br />
Spannweite von 74 bis 196% auf.<br />
Bundesländer Gesamt<br />
6.0<br />
69.721<br />
698<br />
Gesamt<br />
88.089<br />
718<br />
Erwartet<br />
80.832<br />
748<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
109%<br />
96%<br />
Anzahl Anteil<br />
88.031<br />
6.664<br />
42.444<br />
29.380<br />
9.333<br />
210<br />
59.036<br />
29.053<br />
60.664<br />
24.374<br />
2.980<br />
66<br />
5<br />
2002<br />
71%<br />
73%<br />
99,93 %<br />
7,57%<br />
48,21%<br />
33,37%<br />
10,60%<br />
0,24%<br />
67,02%<br />
32,98%<br />
68,87%<br />
27,67%<br />
3,38%<br />
0,07%<br />
0,01%<br />
270
271<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Indikation<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Häufig ausreichende Indikation<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Indikationsstellung muss kritisch erfolgen, da<br />
die Operation auch eine Verschlechterung der Nasenatmung<br />
bedingen kann und da – wie bei jedem<br />
Eingriff – Komplikationen auftreten können.<br />
Eine nicht ausreichende Indikationsstellung gefährdet<br />
den von Patient und Operateur erwarteten Erfolg<br />
der Operation.<br />
Die Kriterien des <strong>Qualität</strong>sziels „Häufig ausreichende<br />
Indikation“ orientieren sich an den Indikationen zur<br />
Operation der Nasenseptumdeviation gemäß der<br />
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-<br />
Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Hierzu<br />
gehören die ständig oder intermittierend behinderte<br />
Nasenatmung mit Folgen wie beispielsweise Mundatmung,<br />
Nasennebenhöhlenerkrankungen, Schnarchen,<br />
Otitis media, Mittelohrbelüftungsstörungen<br />
oder besondere Kopfschmerzformen.<br />
Formveränderungen der äußeren Nase und des<br />
Nasenstegs als alleinige Operationsindikation entsprechen<br />
nicht der Anforderung des <strong>Qualität</strong>sziels.<br />
Ein methodisches Problem besteht darin, dass die<br />
einzelnen Indikationen über Messwerte schwer erfassbar<br />
sind. So ist beispielsweise der Stellenwert<br />
einer Rhinomanometrie, also der Prüfung des nasalen<br />
Atemwegwiderstands, fraglich. Die Beurteilung<br />
der Ergebnisse zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator ist aus<br />
diesen methodischen Gründen eingeschränkt, aber<br />
derzeit nicht besser operationalisierbar.<br />
Die Fachgruppe HNO weist darauf hin, dass eine<br />
retrospektive Betrachtung anhand des Operationsergebnisses<br />
besser wäre, wie z.B. die Erfassung<br />
funktioneller Verbesserungen nach sechs Monaten.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit mindestens einer der Indikationen<br />
Nasenatmungsbehinderung, Zustand nach<br />
Trauma, chronische Sinusitis oder Schlafapnoesyndrom<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Weitere, in der<br />
Kennzahl nicht berücksichtigte konsensbasierte<br />
Indikationen sind erfahrungsgemäß sehr selten.<br />
Nach Schätzung der Fachgruppe betrifft dies weniger<br />
als 10% der Eingriffe.
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 99,30% mit ausreichender<br />
Indikation zeigt, dass relevante Indikationskriterien<br />
in fast allen Fällen berücksichtigt wurden und damit<br />
eine gute Versorgungsqualität festgestellt werden<br />
kann.<br />
Fünf Krankenhäuser in Deutschland lagen mit ihren<br />
Ergebnissen unter dem Referenzbereich von ≥ 90%.<br />
Die Fachgruppe vermutet, dass hier Dokumentationsprobleme<br />
vorliegen könnten. Diese Ergebnisse sollen<br />
im Strukturierten Dialog analysiert werden.<br />
In der Basisauswertung fällt auf, dass für 71 Fälle<br />
die präoperative Beurteilung des Allgemeinzustandes<br />
der Patienten zu einer Zuordnung zu den Risikoklassen<br />
4 und 5 nach ASA geführt hat. Für diese<br />
Fälle soll kritisch hinterfragt werden, ob die Zuordnung<br />
zu den Risikoklassen zutreffend erfolgt ist.<br />
Bei korrekter Zuordnung ist zu hinterfragen, ob bei<br />
diesen Patienten mit sehr hohem präoperativem<br />
Risiko die Indikationsstellung nach anerkannten<br />
Kriterien begründbar ist.<br />
Ergebnisse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Indikation<br />
Anteil von Patienten mit mindestens einer der Indikationen Nasenatmungsbehinderung,<br />
Z.n. Trauma, chronische Sinusitis oder Schlafapnoesyndrom an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Ausreichende Indikation<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Prozent<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
99,30%<br />
99,24 - 99,36%<br />
88.089<br />
100,0%<br />
0,0 - 100,0%<br />
579 von 718<br />
≥ 90%<br />
5 von 579<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 718 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
139 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
272
273<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Behandlungspflichtige Komplikationen<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten behandlungspflichtige Komplikationen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Eine niedrige Rate behandlungspflichtiger Komplikationen<br />
bildet einen wesentlichen Aspekt guter<br />
operativer Ergebnisqualität ab. Als häufigste und<br />
wichtigste behandlungspflichtige Komplikationen<br />
nach Korrektur der Nasenscheidewandverbiegung<br />
werden die Blutungskomplikationen für die <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
betrachtet.<br />
Die Deformität der äußeren Nase und die septale<br />
Perforation können meist nicht während der stationären<br />
Behandlung erfasst werden, es erfolgt<br />
daher auch keine Abfrage im Datensatz.<br />
Um die Häufigkeit von Blutungskomplikationen für<br />
ein Kollektiv mit homogenem Risikoprofil zu betrachten,<br />
werden Fälle mit den Nebendiagnosen<br />
Gerinnungsstörung, Immunsuppression oder medikamentös<br />
behandlungspflichtiger Bluthochdruck aus<br />
der Grundgesamtheit ausgeschlossen.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten ohne eine der folgenden<br />
erschwerenden Nebendiagnosen: Gerinnungsstörung,<br />
Immunsuppression oder medikamentös<br />
behandlungspflichtiger Bluthochdruck<br />
Zähler: Patienten mit behandlungspflichtiger Komplikation<br />
Nachblutung oder Septumhämatom<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 7,8% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Der Referenzbereich<br />
wird als Perzentile festgelegt, da uneinheitliche<br />
Definitionen von Komplikationen in der Literatur<br />
keine Definition eines fixen Referenzwertes ermöglichen.<br />
Unterschiedliche Beobachtungszeiträume<br />
kommen in der Literatur und der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
zur Anwendung (in der <strong>Qualität</strong>ssicherung ist der<br />
Beobachtungszeitraum auf den stationären Verlauf<br />
beschränkt).
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 2,37% behandlungspflichtiger<br />
Komplikationen ist nach Ansicht der Fachgruppe<br />
HNO im Rahmen der klinischen Erfahrung akzeptabel.<br />
Ein Vergleich dieses Ergebnisses mit Daten aus<br />
der Literatur ist nicht möglich, da insbesondere<br />
unterschiedliche Beobachtungszeiträume betrachtet<br />
werden. In der Literatur werden Komplikationen in<br />
der Regel über einen längeren Zeitraum erfasst als<br />
die Dauer des stationären Aufenthalts, der den vorliegenden<br />
Ergebnissen zu Grunde liegt. Darüber hinaus<br />
werden uneinheitliche Definitionen für die Komplikationen<br />
verwendet. Daher wurde der Referenzbereich<br />
als 95%-Perzentile festgelegt.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse von<br />
0,0 bis 57,6% ist erheblich. Dies ist insbesondere<br />
auffällig, da durch den Ausschluss von Patienten<br />
mit Nebendiagnosen, die auf eine besondere<br />
Blutungsgefährdung hinweisen, eine Risikoadjustierung<br />
erfolgt ist. Krankenhäuser mit Raten behandlungspflichtiger<br />
Komplikationen von über<br />
7,8% (95%-Perzentile) sind auffällig und sollen<br />
im Strukturierten Dialog um eine weitere Analyse<br />
gebeten werden.<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Behandlungspflichtige Komplikationen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit behandlungspflichtigen Komplikationen an Patienten ohne<br />
erschwerende Nebendiagnose<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Behandlungspflichtige Komplikationen<br />
Prozent<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
2,37%<br />
2,27 - 2,48%<br />
83.678<br />
1,2%<br />
0,0 - 57,6%<br />
574 von 718<br />
≤ 7,8% (95%- Perzentile)<br />
29 von 574<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 718 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
144 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
274
275<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Ausblick<br />
Die Fachgruppe HNO weist darauf hin, dass mit einer<br />
Verlaufsbeobachtung, die die erreichten funktionellen<br />
Verbesserungen nach sechs Monaten erfasst, eine<br />
erheblich bessere Beurteilung der Ergebnisqualität<br />
in diesem Leistungsbereich möglich ist.<br />
Aufgrund dieser methodischen Probleme macht die<br />
Fachgruppe HNO darauf aufmerksam, dass andere<br />
Leistungsbereiche der HNO-Heilkunde für die externe<br />
<strong>Qualität</strong>sdarstellung besser geeignet sind. Die<br />
endonasale Nasennebenhöhlen-Chirurgie wäre hierfür<br />
ein gesundheitsökonomisch wie medizinisch<br />
relevanter Leistungsbereich.
Literatur<br />
Ganzer U, Arnold W.<br />
Septumdeviation. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft<br />
für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und<br />
Hals-Chirurgie.<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 017/016, Entwicklungsstufe<br />
1. 03. August 1996<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004)<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
276
277<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Frank Peinemann<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe PTA<br />
Dr. Klaus Amendt<br />
Mannheim<br />
Prof. Dr. Klaus Bohndorf<br />
Augsburg<br />
Prof. Dr. Hans Henning Eckstein<br />
München<br />
Judith Frey<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Michael Galanski<br />
Hannover<br />
Dr. Ute Grünn<br />
Berne<br />
Prof. Dr. Lothar Heuser<br />
Bochum<br />
Dr. Marcel Hofmann<br />
Vogtareuth<br />
Dr. Jürgen Ranft<br />
Bottrop<br />
Dr. Ilse Reiner-Theisen<br />
Berlin<br />
Jan Richter<br />
Halle<br />
Prof. Dr. Karl-Ludwig Schulte<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Giovanni Torsello<br />
Münster<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 25<br />
Perkutane transluminale Angioplastie<br />
(PTA)<br />
Zusammenfassung<br />
Im Leistungsbereich Perkutane transluminale Angioplastie<br />
(PTA) werden stationäre Kathetereingriffe an<br />
chronisch verengten oder verschlossenen Beckenund<br />
Beinarterien dokumentiert. Ziel des Eingriffs ist<br />
die Verbesserung des Blutflusses.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden drei <strong>Qualität</strong>sindikatoren ausgewählt, die<br />
die Indikationsstellung und Aspekte der Ergebnisqualität<br />
betrachten.<br />
Indikation nach Fontaine-Stadium: Das Fontaine-<br />
Stadium klassifiziert die Durchblutungsinsuffizienz<br />
bei arteriellen Verschlusskrankheiten. Es ist eine<br />
weit verbreitete Schweregradeinteilung, die unverzichtbar<br />
für die Indikationsstellung und Behandlung<br />
ist. In der Regel soll die PTA bei möglichst vielen<br />
Patienten mit einem Fontaine-Stadium von IIb, III<br />
oder IV durchgeführt werden. 92,87% der behandelten<br />
Patienten lagen innerhalb dieser Stadien. Es<br />
gab allerdings deutliche Unterschiede in den einzelnen<br />
Krankenhäusern. Die Spannweite reichte von<br />
54,5 bis 100,0%. 99 von insgesamt 324 Krankenhäusern<br />
haben den Referenzbereich von mindestens<br />
90% nicht erreicht. Die Gründe dafür sollen im<br />
Strukturierten Dialog geklärt werden.<br />
Postinterventionelle Komplikationen: Nach der<br />
Durchführung einer PTA können schwerwiegende<br />
behandlungsbedürftige Komplikationen auftreten,<br />
die möglichst selten sein sollen. In internationalen<br />
Untersuchungen wurden schwerwiegende<br />
Komplikationen bei 5,60% der Patienten nach PTA<br />
berichtet (TASC 2000). Diese Rate wird für die Bundesauswertung<br />
als Referenzwert verwendet: Der prozentuale<br />
Anteil der postoperativen Komplikationen<br />
nach PTA soll weniger als 5% betragen.<br />
Behandlungsbedürftige postinterventionelle Komplikationen<br />
wurden bei 3,53% der Patienten dokumentiert.<br />
Im Vergleich mit der empfohlenen Rate<br />
kann das Ergebnis als Ausdruck guter Versorgungsqualität<br />
gewertet werden. Die einzelnen Krankenhäuser<br />
berichten über verschieden hohe Komplikationsraten<br />
von 0,0 bis 17,6%. Die möglichen Ursachen<br />
hierfür sollen im Strukturierten Dialog mit<br />
112 von 342 Krankenhäusern untersucht werden,<br />
deren Ergebnisse außerhalb des Referenzbereichs<br />
von < 5% liegen.<br />
Postinterventionelle Rest-Stenose: Die Bestimmung<br />
der postinterventionellen Verengung der Gefäße,<br />
der Rest-Stenose, ist eine Erfolgskontrolle. Die vor<br />
der PTA gemessene Stenose soll nach der PTA möglichst<br />
geringgradig sein, also möglichst weit unterhalb<br />
von 30% des Gefäß8urchmessers. Dies kann<br />
für Patienten gefordert werden, bei denen eine PTA<br />
in den Etagen Becken oder Oberschenkel/Knie<br />
durchgeführt wurde. Für dieses <strong>Qualität</strong>sziel wurde<br />
eine Gesamtrate von 89,90% erreicht. Die Ergebnisse<br />
der einzelnen Krankenhäuser lagen zwischen<br />
27,7 und 100,0%. Da der Referenzbereich auf<br />
mindestens 90% festgelegt ist, soll mit den 123<br />
von 281 Krankenhäusern, die außerhalb dieses<br />
Referenzbereichs liegen, ein Strukturierter Dialog<br />
geführt werden.
Einleitung<br />
Eine Perkutane transluminale Angioplastie (PTA) ist<br />
ein Kathetereingriff an peripheren Arterien. Ziel ist<br />
die Aufdehnung von Verengungen und Verschlüssen<br />
mittels Ballonkatheter zur Verbesserung des Blutflusses.<br />
Zusätzlich zur Dehnung mittels Katheterballons<br />
werden auch Gefäßprothesen (Stents) und<br />
Gerinnsel auflösende Medikamente verwendet. Der<br />
Erfolg des Eingriffs wird durch Dopplerverschlussdruckmessungen<br />
an Armen und Beinen sowie durch<br />
Angiographie vor und nach der Intervention objektiviert.<br />
Für den Leistungsbereich PTA werden Eingriffe<br />
dokumentiert, die an den Beckenarterien und an<br />
den Beinarterien (Oberschenkel/Knie und Unterschenkel)<br />
vorgenommen werden.<br />
Mit der PTA wird die periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />
(pAVK) behandelt, die durch eine Unterbrechung<br />
des arteriellen Blutstromes infolge einengender<br />
Wandveränderungen und Verlegung des<br />
Gefäßdurchmessers charakterisiert ist. Schmerzen<br />
beim Gehen (Schaufensterkrankheit), nicht heilende<br />
Wunden an den Beinen und der Verlust der<br />
Gehfähigkeit durch Amputation sind Folgen dieser<br />
Krankheit. Gut belegte Risikofaktoren sind Rauchen,<br />
hohe Blutfettwerte, hoher Blutdruck und Diabetes<br />
mellitus.<br />
Für die Entwicklung und Bewertung der <strong>Qualität</strong>sziele<br />
konnte auf Empfehlungen zurückgegriffen werden,<br />
die sowohl aus deutschen wie auch aus internationalen<br />
Leitlinien stammen. Besondere Beachtung<br />
findet dabei das internationale Dokument TASC<br />
(Trans-Atlantic Inter-Society Consensus), das im<br />
Jahr 2000 unter der Beteiligung von vielen Fachgesellschaften<br />
herausgegeben wurde (TASC 2000).<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
Fontaine-Stadium<br />
Fontaine-Stadium bestimmt<br />
Fontaine-Stadium I<br />
Fontaine-Stadium IIa<br />
Fontaine-Stadium IIb<br />
Fontaine-Stadium III<br />
Fontaine-Stadium IV<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
Bei allen Patienten Bestimmung des Fontaine-Stadiums<br />
In der Regel Behandlung von möglichst vielen Patienten<br />
mit einem Fontaine-Stadium von IIb, III oder IV<br />
Möglichst oft Abstimmung der Indikation mit anderer<br />
Fachrichtung<br />
Häufige Überprüfung des Fontaine-Stadiums I, IIa<br />
oder IIb mit dem Laufband<br />
Immer gerinnungshemmende Medikation während<br />
der PTA<br />
Möglichst ausnahmslos präinterventionelle Messung<br />
des Dopplerverschlussdrucks und des systemischen<br />
Blutdrucks bei Patienten mit einem Fontaine-Stadium<br />
von I, IIa, IIb oder III<br />
Möglichst wenig Re-Interventionen auf einer Gefäßetage<br />
derselben Seite innerhalb von 12 Monaten<br />
Oft Stents bei PTA in der Beckenetage mit Beckenarterienverschluss<br />
und/oder mit erschwerten<br />
Bedingungen am Gefäß<br />
Immer Kontrolle des Ergebnisses postinterventionell<br />
durch Angiogramm mit Darstellung der peripheren<br />
Strombahn bei PTA in den Etagen Oberschenkel/Knie<br />
oder Unterschenkel<br />
Möglichst ausnahmslos postinterventionelle (bis fünf<br />
Tage) Messung des Dopplerverschlussdrucks und des<br />
systemischen Blutdrucks bei Patienten mit einem<br />
Fontaine-Stadium von I, IIa, IIb oder III<br />
Häufiger Nachweis einer Verbesserung des Knöchel-<br />
Arm-Index der behandelten Seite(n) bei Patienten mit<br />
einem Fontaine-Stadium von I, IIa oder IIb<br />
Selten behandlungsbedürftige postinterventionelle<br />
Komplikationen<br />
Hoher Anteil einer geringgradigen (unterhalb von<br />
30%) postinterventionellen Rest-Stenose bei<br />
Patienten mit einer PTA in den Etagen Oberschenkel/<br />
Knie oder Becken<br />
Anzahl Anteil<br />
41.465<br />
1<br />
185<br />
8.409<br />
26.889<br />
5.981<br />
26.587<br />
14.900<br />
38.305<br />
243<br />
2.489<br />
23.593<br />
4.424<br />
7.556<br />
100%<br />
0,00%<br />
0,45%<br />
20,28%<br />
64,85%<br />
14,42%<br />
64,08%<br />
35,91%<br />
100%<br />
0,63%<br />
6,50%<br />
61,59%<br />
11,55%<br />
19,73%<br />
278
279<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
113 %<br />
113%<br />
111%<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
41.487 Datensätze aus 503 Krankenhäusern übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Perkutane transluminale<br />
Angioplastie (PTA) konnten im Jahr 2003<br />
in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />
senden. Es liegen in diesem Format 6.324 Datensätze<br />
aus 308 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 35.163 Datensätze<br />
aus 482 Krankenhäusern.<br />
Da der Datensatz weitgehend stabil belassen wurde,<br />
ließen sich die meisten Datenfelder des alten<br />
und neuen Datensatzformates ohne Informationsverlust<br />
aufeinander beziehen. Bei der Darstellung<br />
von zwei <strong>Qualität</strong>sindikatoren war dies nicht mög-<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
6.324<br />
308<br />
6.0<br />
35.163<br />
482<br />
41.487<br />
503<br />
Erwartet<br />
44.362<br />
497<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
94%<br />
101%<br />
2002<br />
52%<br />
66%<br />
lich. In diesen Fällen wurde jeweils getrennt nach<br />
den beiden Formaten ausgewertet.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />
über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />
Perkutane transluminale Angioplastie<br />
(PTA) über alle Bundesländer hat sich gegenüber<br />
dem Vorjahr stark verbessert und lag insgesamt<br />
bei 94%. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />
im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />
der Krankenhäuser ist sehr gut. Sie lag bei<br />
101%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert stark und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches lediglich 5% der erwarteten Daten geliefert<br />
hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine hohe<br />
Spannweite von 40 bis 113% auf.<br />
Die Deutsche Röntgengesellschaft führt seit dem<br />
Jahr 1998 freiwillige Erhebungen im Rahmen der<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung durch. Im Jahr 2003 wurden von<br />
45 Instituten 20.728 Interventionen dokumentiert<br />
(AGIR 2003). Im Unterschied zum <strong>BQS</strong>-Verfahren<br />
wurden sowohl stationäre als auch ambulante Eingriffe<br />
dokumentiert. Zusätzlich wurden auch Interventionen<br />
an folgenden Gefäßen erfasst, die im<br />
<strong>BQS</strong>-Verfahren nicht in die Dokumentation einbezogen<br />
sind: Arteria renalis, Dialyse-Shunt, Aorta abdominalis,<br />
Arteria carotis interna, Arteria subclavia.<br />
Aufgrund dieser methodischen Unterschiede ist ein<br />
Vergleich der Gesamtraten beider Verfahren nicht<br />
begründet.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
In der Regel Behandlung von möglichst vielen Patienten<br />
mit einem Fontaine-Stadium von IIb, III<br />
oder IV<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Für die Indikationsstellung und die Planung des<br />
therapeutischen Vorgehens ist die Kenntnis des<br />
klinisch definierten Stadiums wichtig. Die Einteilung<br />
der Erkrankungsschwere in Stadien erfolgt in der<br />
Klassifikation nach Fontaine. Diese Bestimmung wird<br />
vor jeder PTA als diagnostisches Standardkriterium<br />
gefordert (DGG 1997 Becken, DGG 1997 Oberschenkel,<br />
DGG 1997 Knie, DGG 1997 Unterschenkel).<br />
Es besteht für Patienten mit peripherer arterieller<br />
Verschlusskrankheit eine Indikation zur PTA, wenn<br />
ein Fontaine-Stadium IIb, III oder IV bestimmt<br />
wurde.<br />
Bei einem Fontaine-Stadium III oder IV besteht eine<br />
absolute Indikation zur Therapie. Das Fontaine-Stadium<br />
II gilt als relative Anzeige, da primär konservatives<br />
Vorgehen empfohlen ist. Für kürzere Gehstrecken<br />
(Fontaine-Stadium IIb) kann insbesondere<br />
bei Vorliegen von weiteren Faktoren das therapeutische<br />
Vorgehen gerechtfertigt sein.<br />
Das Fontaine-Stadium IIa kann in Ausnahmefällen<br />
eine Indikation darstellen, insbesondere, wenn die<br />
Gehstrecke nicht als alleiniges Entscheidungskriterium<br />
herangezogen oder eine konservative Behandlung<br />
nicht durchgeführt werden kann (Beispiele:<br />
Re-Stenose, koronare Herzkrankheiten, chronischobstruktive<br />
Lungenkrankheiten, Claudicatio spinalis,<br />
Koxarthrose).<br />
Das Fontaine-Stadium I stellt keine Indikation zur<br />
PTA dar, eine konservative Behandlung ist vorrangig.<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Indikation nach Fontaine-Stadium<br />
Fontaine-Klassifikation der peripheren arteriellen<br />
Verschlusskrankheit<br />
(modifiziert nach Cetin & Baumgartner 2004)<br />
Stadium<br />
Stadium I<br />
Stadium IIa<br />
Stadium IIb<br />
Stadium III<br />
Stadium IV<br />
Klinische Beschreibung<br />
Nachgewiesene Stenose oder Verschluss, eventuell fehlende<br />
Pulse, keine Symptome des Patienten<br />
Claudicatio intermittens, schmerzfreie Gehstrecke 200 Meter und<br />
darüber<br />
Claudicatio intermittens, schmerzfreie Gehstrecke unter 200 Meter<br />
Ruheschmerzen<br />
Ulkus/Nekrose/Gangrän<br />
280
281<br />
Ergebnisse<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Indikation nach Fontaine-Stadium<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: PTA bei Patienten mit bestimmtem<br />
Fontaine-Stadium<br />
Zähler: PTA bei Fontaine-Stadium IIb und höher<br />
Erläuterung der Rechenregel: Werden mehrere PTA<br />
bei einem Patienten durchgeführt, so wird jede PTA<br />
einzeln gezählt.<br />
Anteil von PTA bei Patienten mit Fontaine-Stadium IIb und höher an allen PTA bei<br />
Patienten mit bestimmtem Fontaine-Stadium<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Fontaine-Stadium II b und höher<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
92,87%<br />
92,61 - 93,12%<br />
38.305<br />
94,5%<br />
54,5% - 100,0%<br />
324 von 503<br />
≥ 90%<br />
99 von 324<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 503 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
169 Krankenhäuser<br />
10 Krankenhäuser<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Der Anteil Patienten,<br />
bei denen das Fontaine-Stadium bestimmt<br />
wurde, soll an allen Patienten mit PTA mindestens<br />
90% betragen. Für Patienten mit peripher arterieller<br />
Verschlusskrankheit besteht eine Indikation zur<br />
PTA, wenn ein Fontaine-Stadium IIb, III oder IV bestimmt<br />
wurde. Daher sollte der Anteil dieser Patienten<br />
möglichst hoch sein. Eine höhere Referenzgrenze<br />
ist nicht sinnvoll, weil das Fontaine-Stadium IIa in<br />
Ausnahmefällen auch eine Indikation darstellen<br />
kann.<br />
Bewertung<br />
Für dieses <strong>Qualität</strong>sziel wurde – bezogen auf die Patienten,<br />
bei denen das Fontaine-Stadium bestimmt<br />
wurde – eine Gesamtrate von 92,87% erreicht.<br />
Diese Rate ist als Ausdruck einer guten Versorgungsqualität<br />
mit Blick auf die Indikationsstellung zu werten.<br />
Auffällig ist die hohe Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
von 54,5 bis 100,0%. 324 Krankenhäuser<br />
haben mindestens 20 Fälle in dieser Grundgesamtheit.<br />
Davon erreichen 99 Krankenhäuser nicht<br />
den Referenzbereich, da weniger als 90% ihrer Patienten<br />
ein Fontaine-Stadium von IIb oder höher<br />
haben. Diese Krankenhäuser sollen im Strukturierten<br />
Dialog um eine Stellungnahme gebeten werden.<br />
169 Krankenhäuser haben weniger als 20 Fälle in<br />
dieser Grundgesamtheit. Davon erreichen 58 Krankenhäuser<br />
nicht den Referenzbereich. Auch diese<br />
Krankenhäuser sollen im Strukturierten Dialog um<br />
eine Stellungnahme gebeten werden.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten behandlungsbedürftige postinterventionelle<br />
Komplikationen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Nach der Durchführung einer PTA können schwerwiegende,<br />
behandlungsbedürftige Komplikationen<br />
auftreten, die möglichst selten auftreten sollen:<br />
• Transfusionspflichtige Blutung am Zugang<br />
• Perforation<br />
• Verschluss, lokal<br />
• Dissektion (Aufspaltungen der Arterienwand<br />
• infolge Innenwandschaden)<br />
• Periphere Komplikationen (zum Beispiel<br />
• Embolie)<br />
In internationalen Untersuchungen wurden schwerwiegende<br />
Komplikationen bei 5,60% der Patienten<br />
nach PTA berichtet (TASC 2000). Diese Rate wird für<br />
die Bundesauswertung als Referenzwert verwendet:<br />
Der prozentuale Anteil der postoperativen Komplikationen<br />
nach PTA soll weniger als 5% betragen.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle PTA<br />
Zähler: PTA bei Patienten mit behandlungsbedürftiger(n)<br />
postinterventioneller(n) Komplikation(en)<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: < 5%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: In internationalen<br />
Untersuchungen wurden schwerwiegende Komplikationen<br />
bei 5,60% der Patienten nach PTA beschrieben<br />
(TASC 2000). Daher soll der Anteil der Datensätze,<br />
in denen eine oder mehrere der oben<br />
genannten Komplikationen dokumentiert wurden, an<br />
allen Patienten mit PTA einen Prozentanteil von<br />
weniger als 5% betragen. Ein Ergebnis außerhalb<br />
des Referenzbereiches von < 5% bedeutet nicht automatisch,<br />
dass in den betroffenen Krankenhäusern<br />
eine schlechte Versorgungsqualität vorliegt. Die<br />
Komplikationsrate ist vom Patientenprofil des Krankenhauses<br />
abhängig. Diese Risikosituation muss bei<br />
einer Beurteilung in differenzierter Weise berücksichtigt<br />
werden.<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Postinterventionelle Komplikationen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit mindestens einer behandlungsbedürftigen postinterventionellen<br />
Komplikation an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Postinterventionelle Komplikationen<br />
Prozent<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40 %<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
3,53%<br />
3,36 - 3,71%<br />
41.487<br />
3,3%<br />
0,0 - 17,6%<br />
342 von 503<br />
< 5%<br />
112 von 342<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 503 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
161 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
282
283<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Postinterventionelle Komplikationen<br />
Bewertung<br />
Für dieses <strong>Qualität</strong>sziel wurde – bezogen auf alle<br />
Patienten, bei denen eine PTA vorgenommen wurde<br />
– eine Gesamtrate von 3,53% erreicht. Im Vergleich<br />
mit einer in der internationalen Literatur veröffentlichten<br />
Komplikationsrate von 5,6% (TASC 2000)<br />
kann die Komplikationsrate von 3,53% als Ausdruck<br />
guter Versorgungsqualität gewertet werden.<br />
Auffällig ist die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
von 0,0% bis 17,6%. 342 Krankenhäuser<br />
haben mindestens 20 Fälle in dieser Grundgesamtheit.<br />
Die verschiedenen möglichen Ursachen hierfür<br />
sollen im Rahmen des Strukturierten Dialogs mit<br />
denjenigen Krankenhäusern geklärt werden, deren<br />
Ergebnisse außerhalb des Referenzbereichs von<br />
< 5% liegen.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Postinterventionelle Rest-Stenose mit einem Grad<br />
von unter 30% bei Patienten mit einer PTA in den<br />
Etagen Becken oder Oberschenkel/Knie<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die Bestimmung der postinterventionellen Rest-<br />
Stenose ist eine Erfolgskontrolle. Die Durchführung<br />
erfolgt durch eine angiographisch-röntgenmorphometrische<br />
semiquantitative Erfassung des Stenosegrades<br />
vor und direkt nach der Behandlung. Die vor<br />
der PTA gemessene Stenose soll nach der PTA möglichst<br />
geringgradig sein, also möglichst weit unterhalb<br />
von 30% des Gefäßdurchmessers. Dies kann<br />
für Patienten gefordert werden, bei denen eine PTA<br />
in den Etagen Becken oder Oberschenkel/Knie<br />
durchgeführt wurde (DGG 1997 Becken, DGG 1997<br />
Oberschenkel, DGG 1997 Knie). Die Verengungen in<br />
der Unterschenkeletage sind häufig langstreckig und<br />
werden daher nicht gemeinsam mit den Verengungen<br />
der höher gelegenen Etagen betrachtet.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: PTA in der Oberschenkel- oder<br />
Beckenetage mit dokumentiertem postinterventionellem<br />
Grad der Rest-Stenose der behandelten Seite<br />
und Etage<br />
Zähler: PTA mit einer Rest-Stenose mindestens einer<br />
behandelten Seite und Etage von ≤ 30% des Gefäßdurchmessers<br />
Erläuterung der Rechenregel: Werden mehrere PTA<br />
bei einem Patienten durchgeführt, so wird jede PTA<br />
einzeln gezählt.<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Postinterventionelle Rest-Stenose<br />
PTA der Oberschenkel-/Knie-Etage<br />
PTA der Beckenetage<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die postinterventionell<br />
gemessene Rest-Stenose soll möglichst geringgradig<br />
und möglichst weit unterhalb von 30%<br />
des Gefäßdurchmessers sein. Dies kann für die<br />
überwiegende Mehrheit der Patienten gefordert<br />
werden, bei denen eine PTA in den Etagen Becken<br />
(DGG 1997 Becken) oder Oberschenkel/Knie (DGG<br />
1997 Oberschenkel, DGG 1997 Knie) durchgeführt<br />
wurde.<br />
PTA mit einer Rest-Stenose mindestens einer<br />
behandelten Seite und Etage von < 30% des<br />
Gefäßdurchmessers<br />
86,87%<br />
94,07%<br />
284
285<br />
Ergebnisse<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Postinterventionelle Rest-Stenose<br />
Anteil von PTA mit postinterventionellem Grad der Rest-Stenose < 30% an allen PTA<br />
in der Oberschenkel- oder Beckenetage mit dokumentiertem Grad der Rest-Stenose<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Rest-Stenose ≤ 30%<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
89,90%<br />
89,56 - 90,23%<br />
31.774<br />
91,1%<br />
27,7 - 100%<br />
281 von 503<br />
≥ 90%<br />
123 von 281<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 503 Krankenhäusern mit<br />
1 bis 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
174 Krankenhäuser<br />
48 Krankenhäuser<br />
Bewertung<br />
Für das <strong>Qualität</strong>sziel wurde – bezogen auf die Patienten,<br />
bei denen eine PTA in der Oberschenkel-/<br />
Knie-Etage oder Beckenetage vorgenommen und<br />
der postinterventionelle Grad der Rest-Stenose der<br />
behandelten Seite und Etage dokumentiert wurde –<br />
eine Gesamtrate von 89,90% erreicht. Diese Rate<br />
ist als Ausdruck einer guten Versorgungsqualität mit<br />
Blick auf die Ergebnisqualität zu werten.<br />
Eine differenzierte Betrachtung nach der Beckenetage<br />
einerseits und der Oberschenkel-/Knie-Etage<br />
andererseits ist sinnvoll, da für die Beckenetage<br />
eine höhere Messgenauigkeit angenommen wird als<br />
für die Oberschenkel-/Knie-Etage. Für die Beckenetage<br />
wurde eine Gesamtrate von 94,07% erreicht,<br />
während in der Oberschenkel-/Knie-Etage die Gesamtrate<br />
bei 86,87% lag. Diese Werte entsprechen<br />
der Erwartung. Die Messungenauigkeit in der Oberschenkel-/Knie-Etage<br />
ist höher als in der Beckenetage.<br />
Dies kann zu einer Überschätzung des Rest-<br />
Stenosegrades führen. Darüber hinaus besteht in<br />
der Oberschenkel-/Knie-Etage häufiger eine andere<br />
klinische Situation (Beispiel: Vorkommen von längeren<br />
Stenosen). Ein niedriger Rest-Stenosegrad ist<br />
somit in der Oberschenkel-/Knie-Etage schwieriger<br />
zu erreichen. Daher will die Fachgruppe diese differenzierte<br />
Darstellung mit getrennten Referenzbereichen<br />
für die Zukunft in Erwägung ziehen.<br />
Auffällig ist die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
von 27,7 bis 100,0%. Die 123 außerhalb des<br />
Referenzbereichs von ≥ 90% liegenden Krankenhäuser<br />
von insgesamt 281 Krankenhäusern sollen<br />
angesprochen werden, um die verschiedenen<br />
Ursachen hierfür klären zu können.
Ausblick<br />
Der Leistungsbereich PTA bildet einen Teil der Eingriffe<br />
zur Behandlung der peripheren arteriellen<br />
Verschlusskrankheit ab. Eine Erweiterung der Betrachtung<br />
auf offen-chirurgische Eingriffe und die Einbeziehung<br />
einer Verlaufsbeobachtung ist Voraussetzung<br />
für eine umfassende Bewertung des<br />
Behandlungsergebnisses. Weil diese Voraussetzungen<br />
derzeit nicht bestehen, wurde die<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />
ab dem Verfahrensjahr 2004 ausgesetzt, bis<br />
eine sektorübergreifende <strong>Qualität</strong>sdarstellung möglich<br />
ist. Mittelfristig sollte eine diagnoseorientierte<br />
<strong>Qualität</strong>sdarstellung unter Einbeziehung anderer<br />
Behandlungsverfahren sowohl konservativer als<br />
auch operativer Art angestrebt werden.<br />
286
287<br />
Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />
Literatur<br />
Arbeitsgemeinschaft Gefäßerkrankung und interventionelle<br />
Radiologie (AGIR) der Deutschen<br />
Röntgengesellschaft (DRG).<br />
AGIR Auswertung 2003.<br />
www.drg-agir.de/AGIRAuswertung2003.pdf.<br />
(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />
Cetin C, Baumgartner I.<br />
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK).<br />
Schweiz Med Forum.<br />
2004; 4: 216-23.<br />
www.medicalforum.ch/pdf_d/2004/2004-09/<br />
2004-09-361.PDF. (Recherchedatum: 02.06.2004)<br />
DGA Deutsche Gesellschaft für Angiologie,<br />
Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.<br />
Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der arteriellen<br />
Verschlusskrankheit der Becken-Beinarterien<br />
Stand Juli 2001.<br />
VASA. 2001; 30 Suppl 57: S1-19.<br />
www.dgangiol.de/dgall2.pdf.<br />
(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />
DGG Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.<br />
Leitlinie zu Bauchaorten- und Beckenarterienverschlüssen<br />
1997 (Leitlinie zur Diagnostik und<br />
Therapie von Stenosen und Verschlüssen der<br />
infrarenalen Aorta und der Beckenarterien).<br />
www.uni-duesseldorf.de/AWMF.<br />
(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />
DGG Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.<br />
Leitlinie zu Oberschenkelarterienverschlüssen<br />
1997 (Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von<br />
Stenosen und Verschlüssen der Arteria femoralis<br />
superficialis und profunda femoris).<br />
www.uni-duesseldorf.de/AWMF.<br />
(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />
DGG Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.<br />
Leitlinie zum Popliteaverschluss 1997<br />
(Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von<br />
Stenosen und Verschlüssen der Arteria poplitea).<br />
www.uni-duesseldorf.de/AWMF/. (Recherchedatum:<br />
02.06.2004)<br />
DGG Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.<br />
Leitlinie zu Stenosen und Verschlüssen der<br />
Unterschenkelarterien 1997 (Leitlinie zur<br />
Diagnostik und Therapie von chronischen<br />
Stenosen und Verschlüssen der Arteria tibialis,<br />
anterior, posterior und peronea).<br />
www.uni-duesseldorf.de/AWMF.<br />
(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />
Roth FJ, Bochmann C.<br />
Angioplastie und lokale Fibrinolyse bei der peripheren<br />
arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK).<br />
In: Heuser L. Standards zur Durchführung minimal<br />
invasiver bildgesteuerter Eingriffe.<br />
www.drg-agir.de/Standards.pdf.<br />
(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />
TASC Working Group.<br />
Management of peripheral arterial disease (PAD).<br />
TransAtlantic Inter-Society Consensus (TASC).<br />
www.tasc-pad.org/. (Recherchedatum: 02.06.2004)
288<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Andrea Trümner<br />
Burkhard Fischer<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Pflege<br />
Angela Dick<br />
Bremen<br />
Prof. Dr. Astrid Elsbernd<br />
Esslingen<br />
Käthe Harms<br />
Ludwigshafen<br />
Hans-Dieter Hübinger<br />
Worms<br />
Elsbeth Kosthorst<br />
Essen<br />
Ulrike Reus<br />
Münster<br />
Daniela Riese<br />
Siegburg<br />
Prof. Dr. Doris Schiemann<br />
Osnabrück<br />
Hans-Joachim Standke<br />
Berlin<br />
Stand: Juni 2004<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Heinz Fürst<br />
Offenbach<br />
Prof. Dr. Eva-Maria Panfil<br />
Frankfurt/Main<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 26<br />
Pflege<br />
Zusammenfassung<br />
Ein Dekubitus (Druckgeschwür durch Wundliegen)<br />
ist eine durch länger anhaltenden Druck entstandene<br />
Wunde der Haut und des darunter liegenden<br />
Gewebes. Ein Dekubitus stellt immer eine schwerwiegende<br />
Komplikation dar.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden drei <strong>Qualität</strong>sziele aus den beiden pflegerischen<br />
Teildatensätzen ausgewählt, die in den<br />
orthopädisch-unfallchirurgischen Leistungsbereichen<br />
„Hüftgelenknahe Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />
Frakturen)“ und „Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose“<br />
integriert waren.<br />
Diese drei <strong>Qualität</strong>sziele befassten sich mit der<br />
Prozess- und Ergebnisqualität der Dekubitusprophylaxe<br />
(Vorbeugung von Dekubitalgeschwüren).<br />
Zu diesem Thema liegt seit dem Jahr 2000 ein evi-<br />
denzbasierter Expertenstandard des Deutschen Netzwerks<br />
für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der Pflege vor.<br />
Die Dekubitusinzidenz (Rate der während des Krankenhausaufenthaltes<br />
neu auftretenden Dekubitalgeschwüre)<br />
ist ein international verwendeter Indikator<br />
für Pflegequalität. Im Leistungsbereich „Pflege<br />
bei hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />
Frakturen)“ werden zumeist sehr alte Patienten<br />
erfasst, die aufgrund ihrer Immobilität sowie durch<br />
Schmerz und Trauma in besonderem Maße gefährdet<br />
sind, einen Dekubitus zu entwickeln. Die Rate<br />
neu aufgetretener höhergradiger Dekubitalulzera<br />
(Grade 2 bis 4) lag bei 4,00%. Raten aus nationalen<br />
und internationalen Erhebungen zeigen eine hohe<br />
Variationsbreite, so dass der Vergleich schwierig ist.<br />
Die Fachgruppe Pflege bewertet die Rate als insgesamt<br />
vertretbar. Allerdings zeigt sich eine hohe<br />
Spannweite von 0,0 bis 16,7% für Krankenhäuser<br />
mit mindestens 20 Fällen. Die Fachgruppe hat als<br />
Referenzbereich die 80%-Perzentile festgelegt.<br />
Krankenhäuser, bei denen bei mehr als 8,6%<br />
(≥ 80%-Perzentile) ihrer Patienten ein Dekubitus<br />
mindestens des Grades 2 während des stationären<br />
Aufenthalts neu aufgetreten ist, sind auffällig. 32<br />
von 162 Krankenhäusern mindestens als 20 Fällen<br />
in der Grundgesamtheit liegen außerhalb des Referenzbereichs.<br />
Mit diesen Krankenhäusern soll im<br />
Strukturierten Dialog eine Ursachenanalyse erfolgen.<br />
Im Leistungsbereich „Pflege bei Totalendoprothese<br />
(TEP) bei Koxarthrose“ werden ebenfalls Patienten<br />
erfasst, die ein hohes Gefährdungspotenzial für<br />
einen Dekubitus aufweisen. Für diese Patienten<br />
beträgt die Rate der Dekubitusinzidenz für Ulzera<br />
der Grade 2 bis 4 0,89%. Die Fachgruppe wertet<br />
diese Rate als Ausdruck guter Versorgungsqualität.<br />
Die Spannweite von 0,0 bis 11,5% für die Kranken-<br />
häuser mit mehr als 20 Fällen zeigt erhebliche<br />
Unterschiede der Ergebnisqualität. Die obere Grenze<br />
des Referenzbereichs liegt bei 1,7% ( 80%-Per-<br />
zentile). 43 von 218 Krankenhäusern mit einer Fall-<br />
zahl von mindestens 20 Fällen liegen außerhalb<br />
des Referenzbereichs.<br />
Wie die Ergebnisse im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />
zeigen, handelt es sich bei der Dekubitusprophylaxe<br />
um einen relevanten Versorgungsbereich, für den<br />
<strong>Qualität</strong>sunterschiede zwischen Krankenhäusern<br />
<strong>sichtbar</strong> wurden.<br />
Im Jahr 2004 konzentriert sich die <strong>Qualität</strong>sdar-<br />
stellung für die Pflege ausschließlich auf die Ergebnisqualität<br />
der Dekubitusprophylaxe. Der Teildatensatz<br />
Pflege wurde dazu in fünf orthopädisch-unfallchirurgische<br />
und drei herzchirurgische Leistungsbereiche<br />
integriert.
Einleitung<br />
Für Daten aus pflegerischen Teildatensätzen lagen<br />
im Jahr 2003 zum zweiten Mal Auswertungsergebnisse<br />
vor. Die Teildatensätze waren dem urologischen<br />
Leistungsbereich „Prostataresektion“ und<br />
den beiden orthopädisch-unfallchirurgischen Leistungsbereichen<br />
„Hüftgelenknahe Femurfraktur (ohne<br />
subtrochantäre Frakturen)“ und „Totalendoprothese<br />
(TEP) bei Koxarthrose“ angeschlossen. Die<br />
Datensätze waren im Vergleich zum Vorjahr geringfügig<br />
verändert. Neben den Abfragen zum Pflegeprozess,<br />
der Einstufung in Pflegestufen nach der<br />
Systematik der PPR (Pflegepersonalregelung) und<br />
der Durchführung von Pflegemaßnahmen waren<br />
für die orthopädisch-unfallchirurgischen Leistungsbereiche<br />
die Datenfelder zur Dekubitusprophylaxe<br />
präzisiert.<br />
Die Bewertung konzentriert sich auf die Indikatoren<br />
zur Dekubitusprophylaxe. Die Risikoerfassung, das<br />
Neu-Auftreten eines Dekubitus während des stationären<br />
Aufenthaltes (Dekubitusinzidenz) und die Veränderung<br />
des Dekubitusstatus bei Patienten, die<br />
mit einem Dekubitus aufgenommen werden, stehen<br />
im Mittelpunkt der vorliegenden Auswertung.<br />
Ein Dekubitus (Druckgeschwür durch Wundliegen)<br />
ist eine durch länger anhaltenden Druck entstandene<br />
Wunde der Haut und des darunter liegenden<br />
Gewebes. Ein Dekubitus stellt immer eine schwerwiegende<br />
Komplikation dar, die im Zusammenhang<br />
mit einer schweren Erkrankung, langer Immobilität<br />
oder Bewusstseinseinschränkung eines Patienten<br />
entstehen kann. Ein betroffener Patient leidet aufgrund<br />
der Wunde an starken Schmerzen und ist oft<br />
über Monate pflegebedürftig. Im nationalen Expertenstandard<br />
„Dekubitusprophylaxe in der Pflege“<br />
wird ausgedrückt, dass die Vorbeugung eines Dekubitus,<br />
die Dekubitusprophylaxe, zu den originären<br />
Betätigungsfeldern der Pflege gehört (DNQP 2004).<br />
Auch aus medizinischer, ethischer und ökonomischer<br />
Perspektive muss es das zentrale Anliegen sein,<br />
Druckgeschwüre konsequent durch erfolgreiche und<br />
kooperativ erbrachte Vorbeugemaßnahmen zu verhindern<br />
(Robert Koch-Institut 2002).<br />
Pflege<br />
Schätzungen zufolge entwickeln jedes Jahr weit über<br />
400.000 Menschen in Deutschland einen Dekubitus<br />
(Robert Koch-Institut 2002). Die Inzidenzraten<br />
(Raten der Neuerkrankungen) variieren in Abhängigkeit<br />
zu dem Versorgungssektor bzw. der Krankenhausabteilung,<br />
z.B. 7 bis 38% in der Akutpflege<br />
und 7 bis 23,9% in der Langzeitpflege (National<br />
Pressure Ulcer Advisory Panel et al. 2001).<br />
Leffmann (2004) hingegen gibt weit niedrigere<br />
Raten an. Bezogen auf alle Krankenhäuser in Hamburg<br />
ließ sich in den Jahren 1998 bis 2003 eine<br />
Rate von 0,9 bis 1,5% identifizieren.<br />
Die beiden Teildatensätze aus den orthopädischunfallchirurgischen<br />
Leistungsbereichen „Pflege bei<br />
hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />
Frakturen)“ und „Pflege bei Totalendoprothese (TEP)<br />
bei Koxarthrose“ waren für die Krankenhäuser im<br />
Jahr 2003 verpflichtend zu dokumentieren. Es wurden<br />
jedoch keine Abschläge wirksam, wenn der<br />
medizinische Datensatz ohne den pflegerischen<br />
Teildatensatz übermittelt wurde.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
„Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />
Frakturen)“ und „Pflege bei Totalendoprothese<br />
(TEP) bei Koxarthrose“<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Immer schriftliche Erhebung der Pflegeanamnese<br />
Immer schriftliche Pflegeziele formuliert<br />
Immer schriftliche Planung der Pflegemaßnahmen<br />
Immer schriftliche Bewertung der Pflegeergebnisse<br />
Oftgezielte Mobilisation durch Pflegekraft<br />
Immer Risikoeinschätzung für Dekubitus innerhalb<br />
der ersten 24 Stunden der pflegerischen Versorgung<br />
Möglichstwenig Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen<br />
wurden, werden mitDekubitus entlassen.<br />
Hohe Rate an Patienten, die mit Dekubitus aufgenommen<br />
und ohne Dekubitus entlassen wurden<br />
Häufig Erhaltoder Verbesserung der PPR Pflegestufe A<br />
im Vergleich Entlassung zur Aufnahme<br />
Häufig Erhaltoder Verbesserung der PPR Pflegestufe S<br />
im Vergleich Entlassung zur Aufnahme<br />
„Pflege bei Prostataresektion“<br />
Immer schriftliche Erhebung der Pflegeanamnese<br />
Immer schriftliche Pflegeziele formuliert<br />
Immer schriftliche Planung der Pflegemaßnahmen<br />
Immer schriftliche Bewertung der Pflegeergebnisse<br />
Immer präoperative Genitalhygiene<br />
Immer gezielte Mobilisation durch Pflegekraft<br />
Häufig Erhaltoder Verbesserung der PPR Pflegestufe A<br />
im Vergleich Entlassung zur Aufnahme<br />
Häufig Erhaltoder Verbesserung der PPR Pflegestufe S<br />
im Vergleich Entlassung zur Aufnahme<br />
289
290<br />
Pflege<br />
Basisstatistik „Pflege bei hüftgelenknaher<br />
Femurfraktur (ohne subtrochantäre Frakturen)“<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mitgültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patientmitleichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patientmitschwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patientmitinaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
8.777<br />
20<br />
75<br />
467<br />
3.140<br />
3.586<br />
1.489<br />
2.151<br />
6.626<br />
326<br />
2.204<br />
5.389<br />
808<br />
Basisstatistik „Pflege bei Totalendoprothese (TEP)<br />
bei Koxarthrose“<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mitgültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patientmitleichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patientmitschwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patientmitinaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
50<br />
100,00%<br />
0,23%<br />
0,85%<br />
5,32%<br />
35,77%<br />
40,86%<br />
16,96%<br />
24,51%<br />
75,49%<br />
3,71<br />
25,11<br />
61,40<br />
9,21<br />
0,57<br />
Anzahl Anteil<br />
20.846<br />
3<br />
260<br />
3.607<br />
14.607<br />
2.274<br />
95<br />
8.182<br />
12.666<br />
2.313<br />
12.565<br />
5.830<br />
136<br />
4<br />
99,99%<br />
0,01%<br />
1,25%<br />
17,30%<br />
70,07%<br />
10,91%<br />
0,46%<br />
39,25%<br />
60,75%<br />
11,10%<br />
60,27%<br />
27,96%<br />
0,65%<br />
0,02%<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> für<br />
die Leistungsbereiche Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
(ohne subtrochantäre Frakturen), Totalendoprothese<br />
(TEP) bei Koxarthrose und Prostataresektion insgesamt<br />
229.517 Datensätze aus 1.311 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Unter diesen Datensätzen befanden sich insgesamt<br />
55.315 Teildatensätze Pflege aus 632 Krankenhäusern.<br />
Ebenso wie die Datensätze der medizinischen<br />
Dokumentationen wurden die Teildatensätze<br />
Pflege im Jahr 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />
dokumentiert. Im ersten Halbjahr 2003<br />
war es möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />
senden. Es liegen in diesem Format 11.676 Teildatensätze<br />
Pflege aus 411 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />
jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />
43.639 Teildatensätze Pflege aus 564 Krankenhäusern.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />
des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />
konnten.
Die Vollständigkeit der dokumentierten Teildatensätze<br />
Pflege wurde auf Basis der Anzahl dokumentierter<br />
Datensätze der medizinischen Dokumentationen<br />
berechnet. Ziel war eine vollständige Dokumentation,<br />
d.h. jeder Datensatz sollte mit dem entsprechenden<br />
Teildatensatz Pflege gesendet werden<br />
(Vollständigkeit = 100%).<br />
Insgesamt wurden in der Pflege für die Leistungsbereiche<br />
Prostataresektion 17.747 Teildatensätze<br />
(aus 196 Krankenhäusern), Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
(ohne subtrochantäre Frakturen) 11.180 Teildatensätze<br />
(aus 529 Krankenhäusern) und Totalendoprothese<br />
(TEP) bei Koxarthrose 26.388 Teildatensätze<br />
(aus 487 Krankenhäusern) geliefert.<br />
Betrachtet über alle Leistungsbereiche, die einen<br />
Teildatensatz Pflege aufweisen (Pflege bei hüftgelenknaher<br />
Femurfraktur (ohne subtrochantäre Frakturen),<br />
Pflege bei Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
und Pflege bei Prostataresektion), lag die<br />
Vollständigkeit dieser gelieferten Teildatensätze bei<br />
24% bezüglich der Dokumentation und bei 48%<br />
bezüglich der teilnehmenden Krankenhäuser. Damit<br />
wurde gegenüber dem Vorjahr eine leichte Steigerung<br />
erzielt. Allerdings ist dieser Wert für einen<br />
Leistungsbereich im zweiten Jahr der bundesweiten<br />
Einführung als verbesserungsfähig zu betrachten.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bezogen auf das<br />
Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen<br />
eine Spannweite von 0 bis 45% auf, wobei<br />
ein Bundesland keine Daten geliefert hat und drei<br />
Bundesländer lediglich eine Vollständigkeit von<br />
2 bis 9% aufweisen.<br />
Pflege<br />
Basisstatistik „Pflege bei Prostataresektion“<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mitgültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 40<br />
40 – 59<br />
60 – 79<br />
80 – 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patientmitleichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patientmitschwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patientmitinaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
5.0.1<br />
11.676<br />
411<br />
Bundesländer Gesamt<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
6.0<br />
43.639<br />
564<br />
55.315<br />
632<br />
Erwartet<br />
229.517<br />
1.311<br />
Anzahl Anteil<br />
14.012<br />
4<br />
1.074<br />
11.090<br />
1.717<br />
127<br />
14.012<br />
0<br />
1.523<br />
7.756<br />
4.527<br />
200<br />
8<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
24%<br />
48%<br />
99,99%<br />
0,03%<br />
7,66%<br />
79,15%<br />
12,25%<br />
0,91%<br />
100,00%<br />
0,00%<br />
10,87%<br />
55,34%<br />
32,30%<br />
1,43%<br />
0,06%<br />
2002<br />
18%<br />
39%<br />
291
292<br />
Ergebnisse<br />
Pflege<br />
Risikoeinschätzung für Dekubitus<br />
Anteil von Patienten mit Risikoeinschätzung an allen Patienten der Grundgesamtheit<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Dekubitusrisiko eingeschätzt<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
73,09%<br />
72,58 - 73,60%<br />
29.625<br />
80,5%<br />
0,0 - 100,0%<br />
310 von 564<br />
= 100%<br />
278 von 310<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 564 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
211 Krankenhäuser<br />
43 Krankenhäuser<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Immer Risikoeinschätzung für Dekubitus innerhalb<br />
der ersten 24 Stunden der pflegerischen Versorgung<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Zur Dekubitusprophylaxe in der Pflege wurde im<br />
Jahr 2000 ein evidenzbasierter Expertenstandard<br />
vom Deutschen Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />
in der Pflege (DNQP) der Fachöffentlichkeit vorgestellt.<br />
Auf Grundlage dieses Standards werden die<br />
pflegerischen <strong>Qualität</strong>sindikatoren der <strong>BQS</strong>, die sich<br />
auf die Dekubitusprophylaxe beziehen, entwickelt.<br />
Der Dekubitus (ein Druckgeschwür durch Wundliegen)<br />
stellt für den Patienten immer eine schwerwiegende<br />
Komplikation dar, die im Zusammenhang<br />
mit einer schweren Erkrankung, langer Immobilität<br />
oder Bewusstseinseinschränkung eines Patienten<br />
entstehen kann. Mit Hilfe einer Einschätzung des<br />
Dekubitusrisikos soll das individuelle Risiko des<br />
Patienten erfasst werden, ein Druckgeschwür zu<br />
entwickeln. Die Einschätzung des Dekubitusrisikos<br />
sollte unmittelbar zu Beginn der Aufnahme eines<br />
Patienten in das Krankenhaus erfolgen, da diese<br />
Information zur weiteren Pflegeplanung von Bedeutung<br />
ist. Zu diesem Zweck erfolgt entweder die<br />
Anwendung einer standardisierten Skala oder eine<br />
klinische Beurteilung der Patienten ohne Anwendung<br />
einer Skala. Skalen und Scores sind Einschätzungsinstrumente,<br />
die helfen sollen, den<br />
Zustand eines Patienten, dessen Erkrankung oder<br />
dessen Gefährdung zu erfassen. Sie können ebenfalls<br />
helfen, die Schwere einer Krankheit nach Ausprägungsgraden<br />
zu differenzieren, um individualisierte<br />
Maßnahmen, wie z.B. eine Dekubitusprophylaxe,<br />
zu planen. Sie sollten als Ausgangspunkt<br />
und Gedächtnishilfe eingesetzt werde, eine klinische<br />
Beurteilung jedoch nicht ersetzen. Als überflüssig<br />
kann sich der Einsatz einer Skala dann erweisen,<br />
wenn ein Risiko oder eine Erkrankung offensichtlich<br />
vorhanden ist. Mit Hilfe einer Dekubitusrisikoskala<br />
wird „die Aufmerksamkeit Pflegender auf die wesentlichen<br />
Aspekte des Dekubitusrisikos gerichtet“, so<br />
lautet die Kommentierung zum Expertenstandard<br />
„Dekubitusprophylaxe in der Pflege“ (DNQP 2004,<br />
S. 83). Eine formale Risikoeinschätzung wird seitens<br />
des DNQP empfohlen. Im weiteren Pflegeverlauf<br />
sollte die Einschätzung des Dekubitusrisikos in<br />
regelmäßigen Intervallen wiederholt werden.
Die betroffenen Patienten, die in den beiden Leistungsbereichen<br />
„Schenkelhalsfraktur“ und „Totalendoprothese<br />
bei Koxarthrose“ erfasst werden, gehören<br />
zu einer Patientengruppe, bei der ein hohes<br />
Dekubitusrisiko zu erwarten ist. Die Patienten mit<br />
Schenkelhalsfraktur gehören zu den sehr alten<br />
Patienten (der Altersmedian liegt bei 81 Jahren,<br />
57,8% sind älter als 80 Jahre), die zumeist akut<br />
aufgrund von Stürzen oder Unfällen in das Krankenhaus<br />
kommen. Schmerzen und ggf. ein Streckverband<br />
schränken die Beweglichkeit stark ein. Zur<br />
Operation einer Totalendoprothese bei Koxarthrose<br />
werden Patienten aufgenommen, die zwar jünger<br />
sind (Median 69 Jahre), die jedoch aufgrund von<br />
Schmerzen ebenfalls in ihrer Mobilität eingeschränkt<br />
sind. Daher besteht auch bei dieser Patientengruppe<br />
ein hohes Dekubitusrisiko. Unmittelbar nach der Aufnahme<br />
in das Krankenhaus sind prophylaktische<br />
Maßnahmen zur Vermeidung eines Dekubitus individuell<br />
für den Patienten zu planen und einzuleiten.<br />
Hierbei ist die Einschätzung des Dekubitusrisikos<br />
bei der Planung der Pflegemaßnahmen notwendig.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten mit dokumentiertem<br />
Pflegedatensatz aus den Modulen 17/1 und 17/2<br />
Zähler: Patienten mit Risikoeinschätzung für<br />
Dekubitus<br />
Erläuterung der Rechenregel: Risikoeinschätzung für<br />
Dekubitus = 1 (ja) bedeutet, dass hierzu eine Skala<br />
verwendet worden sein muss (vgl. Ausfüllhinweis).<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: = 100%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die systematische<br />
Einschätzung des Dekubitusrisikos ist bei der betrachteten<br />
Patientengruppe unabdingbar.<br />
Im nationalen Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe<br />
in der Pflege“ (DNQP 2004) wird ausgedrückt,<br />
dass eine „Risikoeinschätzung mit einer<br />
Skala erfolgen sollte“. In den Ausfüllhinweisen<br />
wurde festgelegt, dass eine Skala verwendet werden<br />
muss. Auf diesen Widerspruch ist im Strukturierten<br />
Dialog hinzuweisen.<br />
Die Fachgruppe ist sich bewusst, dass ggf. aus<br />
Machbarkeitsgründen auf Landesebene mit Perzentilen<br />
gearbeitet werden muss.<br />
Pflege<br />
Risikoeinschätzung für Dekubitus<br />
Bewertung<br />
Die Einschätzung des Dekubitusrisikos wurde in<br />
73,09% der Fälle angegeben. Damit liegt die Rate<br />
des Jahres 2003 noch unterhalb des Vorjahresergebnisses<br />
von 74,3%. Die Fachgruppe hält eine<br />
Rate von 73,09% für nicht zufrieden stellend.<br />
Hierbei stützt sich die Fachgruppe auf den nationalen<br />
Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in<br />
der Pflege“, der empfiehlt, die erste Risikoeinschätzung<br />
„unmittelbar zu Beginn des pflegerischen<br />
Auftrags“ bei jedem Patienten durchzuführen, „bei<br />
dem die Gefährdung nicht ausgeschlossen werden<br />
kann“ (DNQP 2004). Diese Empfehlung lässt sich in<br />
der britischen Leitlinie des „Royal College of<br />
Nursing“ ebenfalls finden (Rycroft-Malone &<br />
McInnes 2001).<br />
In dem Ausfüllhinweis zu diesem Indikator wurde<br />
darauf hingewiesen, dass die Einschätzung des<br />
Dekubitusrisikos mit einer Skala erfolgen muss. Es<br />
liegt jedoch in der internationalen Literatur nur eine<br />
geringe Evidenz vor, dass die standardisierte Einschätzung<br />
mit einer Skala einen Vorteil gegenüber<br />
einer Einschätzung ohne Skala hat (NICE 2003).<br />
Auf diesen Widerspruch möchte die Fachgruppe in<br />
der Bewertung der Krankenhausergebnisse hinweisen.<br />
Grundsätzlich ist eine Risikoeinschätzung bei<br />
jedem dieser Patienten in den beiden Leistungsbereichen<br />
zu fordern. Es ist jedoch nicht auszuschließen,<br />
dass Pflegepersonen in dem Datensatz<br />
ein „Nein“ angekreuzt haben, da sie keine Skala<br />
zur Einschätzung verwendet hatten, obwohl sie eine<br />
klinische Einschätzung ohne eine Skala durchgeführt<br />
hatten.<br />
Die Fachgruppe Pflege hat einen Referenzwert von<br />
100% festgelegt. 278 von 310 Krankenhäusern, die<br />
mindestens 20 Fälle in dieser Grundgesamtheit dokumentiert<br />
hatten, liegen außerhalb des Referenzbereichs.<br />
Für den Strukturierten Dialog geht die<br />
Empfehlung zur Nachfrage, mit welchem Erfolg die<br />
Dekubitusprophylaxe in den auffälligen Krankenhäusern<br />
sichergestellt werden konnte. Aufgrund<br />
der hohen Zahl auffälliger Krankenhäuser kann die<br />
Verwendung von Perzentilen praktikabler sein. Bei<br />
der Festlegung des Referenzwertes sollte jedoch<br />
nicht der irreführende Eindruck erweckt werden,<br />
dass eine Risikoeinschätzung für Dekubitus in weniger<br />
als 100% der Fälle erfolgen sollte.<br />
293
294<br />
Pflege<br />
Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts<br />
bei Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen wurden<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst wenig Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen<br />
wurden, werden mit Dekubitus entlassen.<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Mit diesem <strong>Qualität</strong>sindikator wird die Rate der<br />
Dekubitalulzera gemessen, die während des stationären<br />
Aufenthaltes bei Patienten mit einer hüftgelenknahen<br />
Femurfraktur oder einer Totalendoprothese<br />
bei Koxarthrose neu auftreten (= Messung<br />
der Inzidenz). Im <strong>Qualität</strong>sziel wird formuliert, dass<br />
diese Rate möglichst niedrig sein soll. Ein Dekubitus<br />
ist eine schwerwiegende Komplikation, die für den<br />
Patienten mit einem hohen persönlichen Leidensdruck,<br />
Schmerzen und langer Heilungsdauer verbunden<br />
ist. In der ökonomischen Betrachtung verursacht<br />
ein Dekubitus hohe Kosten durch den erhöhten<br />
Pflegeaufwand, eine kostenintensive Therapie<br />
und verlängerte Krankenhausverweildauer. Diese<br />
Konsequenzen können zumeist bei einer wirkungsvollen<br />
Prophylaxe verhindert werden.<br />
Schätzungen zufolge entwickeln jedes Jahr weit über<br />
400.000 Menschen in Deutschland einen Dekubitus<br />
(Robert Koch-Institut 2002). Die Inzidenzraten<br />
(Häufigkeit des Auftretens einer Neuerkrankung<br />
während des stationären Aufenthalts) variieren in<br />
Abhängigkeit zu dem Versorgungssektor bzw. der<br />
Krankenhausabteilung: Ältere Menschen sind aufgrund<br />
mangelnder Kompensationsmöglichkeiten im<br />
Bezug auf die Risikofaktoren besonders gefährdet<br />
(z.B. mangelnde Elastizität der Haut). Ebenso gefährdet<br />
sind Patienten mit definierten Risikofaktoren<br />
wie z.B. eingeschränkter Mobilität oder eingeschränktem<br />
Bewusstsein sowie Patienten mit bestimmten<br />
Begleiterkrankungen (arterielle Verschlusskrankheit,<br />
Diabetes mellitus, neurologische Erkrankungen,<br />
neurologische Störungen wie z.B. Lähmungen).<br />
Um die Schwere der Erkrankung einschätzen zu<br />
können, wird der Dekubitus nach einer Gradierungsskala<br />
eingeteilt. International gebräuchlich ist die<br />
Skala der NPUAP von 1989 (National Pressure Ulcer<br />
Advisory Panel), die auch in Deutschland eine weite<br />
Verbreitung gefunden hat (siehe Tabelle „Gradeinteilung<br />
des Dekubitus“). Problematisch diskutiert wird<br />
Gradeinteilung des Dekubitus (nach NPUAP 1989)<br />
Grad 1<br />
Grad 2<br />
Grad 3<br />
Grad 4<br />
Rötung (nicht wegdrückbar)<br />
Läsion der Haut<br />
Läsion der Unterhaut und/oder Faszie und/oder Muskel<br />
Läsion von Knochen und/oder Gelenk<br />
die sichere Einschätzung von Grad 1 (Allman 1997),<br />
mit der eine anhaltende, umschriebene Rötung gemeint<br />
ist. Da hier die Haut noch intakt ist, fällt es<br />
nicht immer leicht, diesen Zustand als Dekubitus zu<br />
erkennen. Der Übergang von Grad 1 zu Grad 2, bei<br />
dem dann ein Defekt der Haut vorliegt, stellt unter<br />
Umständen den Übergang in einen chronischen Verlauf<br />
dar. Umso wichtiger ist die frühzeitige Identifikation<br />
eines Dekubitus. Patienten mit einem Dekubitus<br />
ersten Grades erhalten bewegungsfördernde<br />
und lagerungstherapeutische Maßnahmen, die zur<br />
Prophylaxe eingesetzt werden. Diese Maßnahmen<br />
sind dem Aufgabenbereich der Pflege zuzuordnen.<br />
Ab Dekubitus Grad 2 werden zusätzlich behandlungstherapeutische<br />
Maßnahmen notwendig, die<br />
ärztlicherseits verordnet werden müssen.<br />
Die Kalkulation der Folgekosten gelingt nur mit Einschränkungen.<br />
Das Robert Koch-Institut geht in seiner<br />
Gesundheitsberichterstattung auf die Problematik<br />
der Kostenkalkulation ein und beziffert die<br />
täglichen Mehrkosten für Personal und Material mit<br />
umgerechnet ca. 49 bis 66 € pro Patient (Robert<br />
Koch-Institut 2002).<br />
Dekubitusinzidenz<br />
Die Inzidenzraten für Dekubitus bei Patienten mit<br />
einer Hüftfraktur werden in der internationalen Literatur<br />
mit 8,8% von 9.400 Patienten (Baumgarten<br />
et al. 2003), 19,1% von 17.402 Patienten (Stotts<br />
1999) und mit 29% bei 101 Patienten (Gunningberg<br />
2001) angegeben.<br />
Bei Patienten aus unterschiedlichen Untersuchungskollektiven<br />
liegen die Spannweiten der Dekubitusinzidenz<br />
(Anteil der Neuerkrankungen während des<br />
stationären Aufenthalts) zwischen 7 bis 38% in der<br />
Akutpflege und 7 bis 23,9% in der Langzeitpflege<br />
(National Pressure Ulcer Advisory Panel et al. 2001).<br />
Für bundesdeutsche Krankenhäuser wird eine Prävalenzrate<br />
(Anteil aller Erkrankten während des stationären<br />
Aufenthalts) von 10% vermutet (Robert<br />
Koch-Institut 2002). Die internationalen Studien zeigen<br />
eine hohe Spannweite der Inzidenz und eignen<br />
sich nur begrenzt zum Vergleich. Aus einer nationalen<br />
Studie, in der die Dekubitusinzidenzraten über<br />
mehrere Jahre dargestellt werden, lassen sich bedingt<br />
Vergleichszahlen heranziehen. Leffmann (2004) berichtet<br />
aus den Jahren 1998 bis 2003 und gibt eine<br />
Dekubitusinzidenz von 0,9 bis 1,5% an. Die bei der<br />
Landesgeschäftsstelle für <strong>Qualität</strong>ssicherung in<br />
Hamburg erhobenen Daten stammen aus der Vollerhebung<br />
der Hamburger Krankenhäuser und
Pflege<br />
Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts<br />
bei Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen wurden<br />
beziehen sich auf alle Krankenhauspatienten. Aus<br />
einer weiteren nationalen Studie (Dassen et al. 2003)<br />
lassen sich zwar die Prävalenzraten für Patienten<br />
mit einem bestehenden Dekubitusrisiko ableiten,<br />
die Rate der neu entstehenden Ulzera jedoch nicht.<br />
Ein Vergleich ist hier nicht möglich.<br />
Aus der internationalen Literatur lassen sich keine<br />
spezifischen Dekubitusinzidenzraten bei Patienten<br />
identifizieren, die einen Hüftgelenkersatz aufgrund<br />
von Verschleißerscheinungen erhalten haben.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten ohne Dekubitus bei<br />
Aufnahme<br />
Zähler: Patienten mit Dekubitus Grad 2 oder höher<br />
bei Entlassung<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 8,6% (80%-Perzentile) für Leistungsbereich<br />
„Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur<br />
(ohne subtrochantäre Frakturen)“<br />
≤ 1,7% (80%-Perzentile) für Leistungsbereich „Pflege<br />
bei Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose“<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: In der Literatur<br />
zeigt sich eine hohe Variabilität der Dekubitusinzidenzraten<br />
bei dieser Patientengruppe. Im ersten<br />
Jahr der Erfassung wird auf die Festlegung einer<br />
festen Rate verzichtet.<br />
Bewertung<br />
Dekubitusinzidenz Grad 2 bis 4 bei hüftgelenknaher<br />
Femurfraktur<br />
Die Rate von Dekubitalulzera der Grade 2 bis 4 betrug<br />
4,00%. Der Vergleich mit Raten aus der internationalen<br />
Literatur ist schwierig, denn es werden<br />
keine Differenzierungen nach Dekubitusgraden vorgenommen.<br />
Die Raten der Bundesauswertung liegen<br />
vermutlich etwas unterhalb der internationalen Vergleichsraten<br />
(Baumgarten et al. 2003, Stotts 1999),<br />
die sich auf die Grade 1 bis 4 beziehen. Daher kann<br />
die Fachgruppe insgesamt von einer vertretbaren<br />
Versorgungsqualität sprechen, wenn zum Vergleich<br />
internationale Raten herangezogen werden. Aus<br />
dem deutschsprachigen Raum liegen keine direkten<br />
Vergleichszahlen vor. Somit kann die Bewertung nur<br />
mit Zurückhaltung vorgenommen werden.<br />
Auffällig zeigt sich die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
bei mindestens 20 Fällen. Sie liegen<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit Dekubitus Grad 2 oder höher bei Entlassung an Patienten<br />
ohne Dekubitus bei Aufnahme (Leistungsbereich „Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur<br />
(ohne subtrochantäre Frakturen)“)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Dekubitusinzidenz (Grad 2 oder höher)<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
bei Patienten mit Dekubitusgrad 2 bis 4 zwischen<br />
0,0 und 16,7% (Median 3,0%).<br />
Krankenhäuser<br />
Die Fachgruppe Pflege hat als Referenzbereich die<br />
80%-Perzentile festgelegt, so dass die Krankenhäuser,<br />
bei denen mehr als 8,6% (80%-Perzentile)<br />
ihrer Patienten ein Dekubitus ab Grad 2 während<br />
des stationären Aufenthalts neu aufgetreten war,<br />
4,00%<br />
3,59 - 4,45%<br />
8.216<br />
3,0%<br />
0,0 - 16,7%<br />
162 von 465<br />
≤ 8,6% (80%-Perzentile)<br />
32 von 162<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 465 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
298 Krankenhäuser<br />
5 Krankenhäuser<br />
295
296<br />
Ergebnisse<br />
Pflege<br />
Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts<br />
bei Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen wurden<br />
Anteil von Patienten mit Dekubitus Grad 2 oder höher bei Entlassung an Patienten<br />
ohne Dekubitus bei Aufnahme (Leistungsbereich „Pflege bei Totalendoprothese (TEP)<br />
bei Koxarthrose“)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Dekubitusinzidenz Grad 2 bis 4<br />
20%<br />
18%<br />
16%<br />
14%<br />
12%<br />
10%<br />
8%<br />
6%<br />
4%<br />
2%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten mit Dekubitus (Grad 1 bis 4) bei Entlassung an allen Patienten,<br />
die ohne Dekubitus aufgenommen wurden<br />
BAW 2003<br />
(Teildatensatz Pflege)<br />
BAW 2002<br />
BAW 2001<br />
Krankenhäuser<br />
Dekubitus Grad 1 bis 4<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
(ohne subtrochantäre<br />
Frakturen)<br />
Anzahl<br />
502/8.216<br />
693/37.803<br />
433/18.834<br />
Krankenhäuser<br />
Anteil<br />
6,11%<br />
1,83%<br />
2,30%<br />
Totalendoprothese (TEP) bei<br />
Koxarthrose<br />
Anzahl<br />
237/20.468<br />
400/107.999<br />
215/45.064<br />
0,89%<br />
0,77 - 1,03%<br />
20.468<br />
0,0%<br />
0,0 - 11,5%<br />
218 von 433<br />
≤ 1,7% (80%-Perzentile)<br />
43 von 218<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 433 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
214 Krankenhäuser<br />
1 Krankenhäuser<br />
Anteil<br />
1,33%<br />
0,37%<br />
0,48%<br />
im Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />
gebeten werden sollen. 32 von 162 Krankenhäusern,<br />
die mindestens 20 Fälle in der Grundgesamtheit<br />
dokumentiert hatten, liegen oberhalb der 80%-Perzentile.<br />
Diese Krankenhäuser sollen in den Strukturierten<br />
Dialog einbezogen werden.<br />
Dekubitusinzidenz Grad 2 bis 4 bei TEP bei Koxarthrose<br />
Die Dekubitusinzidenz für Patienten mit elektiver<br />
Hüft-Endoprothetik betrug 0,89%. Diese Rate bezieht<br />
sich auf Dekubitalulzera der Grade 2 bis 4.<br />
Nach Bewertung der Fachgruppe Pflege deutet das<br />
Ergebnis auf eine hohe Versorgungsqualität hin. Vergleichbare<br />
Dekubitusraten aus der Literatur liegen<br />
nicht vor. Eine Spannweite von 0,0 bis 11,5% in<br />
der Gruppe der Krankenhäuser, die mindestens 20<br />
Fälle zur Auswertung gegeben hatten, zeigt eine erhebliche<br />
Heterogenität der Ergebnisse. Die obere<br />
Grenze des Referenzbereichs, die bei der 80 %-Perzentile<br />
festgelegt wurde, liegt bei 1,7%. 43 von<br />
218 Krankenhäusern mit einer Fallzahl von mindestens<br />
20 Fällen liegen außerhalb des Referenzbereichs.<br />
Mit diesen Krankenhäusern soll ein Strukturierter<br />
Dialog geführt werden.<br />
Dekubitusinzidenz Grad 1 bis 4<br />
Innerhalb der pflegerischen Teildatensätze konnte<br />
eine Dekubitusrate von Ulzera der Grade 1 bis 4<br />
(alle Ulzera) von 6,11% (Teildatensatz Pflege bei<br />
hüftgelenknaher Femurfraktur) und 1,33% (Teildatensatz<br />
Pflege bei TEP bei Koxarthrose) erhoben<br />
werden.<br />
Der Vergleich mit den Raten der Vorjahre zeigt, dass<br />
2003 wesentlich höhere Raten dokumentiert wurden.<br />
Durch eine differenzierte Abfrage der Dekubitusgrade<br />
wurde eine vollständigere Dokumentation möglich.<br />
Für die Dekubitusraten der Grade 1 bis 4 hat die<br />
Fachgruppe Pflege keine Referenzbereiche festgelegt,<br />
da oftmals eine valide Einschätzung von Ulzera<br />
des Grades 1 schwierig ist. Mit der Konzentration<br />
auf die Fälle, bei denen ein Dekubitus Grad 2 bis 4<br />
dokumentiert wurde, möchte die Fachgruppe zudem<br />
den Fokus auf die schwereren Komplikationen<br />
richten.<br />
Im Verfahrensjahr 2004 und 2005 wird sich die Abfrage<br />
zur Dekubitusprophylaxe auf die Dokumentation<br />
der neu auftretenden Fälle (Inzidenz) und die<br />
Veränderung des Dekubitusstatus bei bestehendem<br />
Dekubitus richten.
Pflege<br />
Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts<br />
bei Patienten, die mit Dekubitus aufgenommen wurden<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Hohe Rate an Patienten, die mit Dekubitus aufgenommen<br />
und ohne Dekubitus entlassen wurden<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Mit der Erfassung, ob ein Patient bereits bei der<br />
Aufnahme eines oder mehrere Ulzera aufwies, wird<br />
ein Ausgangsstatus erhoben. Durch die Erfassung<br />
bei Entlassung ist es möglich, eine Aussage zur Verbesserung<br />
oder zur Verschlechterung des Zustandes<br />
des Patienten während des stationären Aufenthalts<br />
zu <strong>machen</strong>. Eine hohe Rate an Patienten, die mit<br />
Dekubitus aufgenommen und ohne Dekubitus entlassen<br />
wurden, deutet auf eine gute Versorgungsleistung<br />
des Krankenhauses hin. Ärztliche Therapie<br />
und pflegerische Maßnahmen müssen gleichermaßen<br />
zur Heilung eines Dekubitus eingesetzt werden.<br />
Auf ein multidisziplinäres Vorgehen wird auch im<br />
Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege<br />
hingewiesen (DNQP 2004).<br />
Nicht immer lässt sich der Entstehungsort eines<br />
Dekubitus lückenlos nachweisen. Aus juristischer,<br />
ärztlicher und pflegerischer Verantwortung ist jedoch<br />
die Dokumentation des Dekubitusstatus zu<br />
Beginn und bei Beendigung der pflegerischen und<br />
medizinischen Behandlung geboten (Robert Koch-<br />
Institut 2002). Zusätzlich ist die Erhebung des Dekubitusstatus<br />
mit Blick auf Haftungsfragen notwendig.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Patienten, die mit Dekubitus<br />
aufgenommen wurden<br />
Zähler: Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen<br />
wurden<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: kein Referenzbereich<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Raten sind zu<br />
gering für einen Vergleich. Das erhobene Ergebnis<br />
liefert sowohl Informationen zu pflegerischer Prophylaxe<br />
wie auch medizinischer Therapie.<br />
Bewertung<br />
Dekubitusstatus bei hüftgelenknaher Femurfraktur<br />
Bei 28,70% (161 Fälle) der Patienten wurde angegeben,<br />
dass sie mit einem Dekubitus aufgenommen<br />
und ohne einen Dekubitus entlassen wurden. Von<br />
den 161 Patienten, die bei der Entlassung keinen<br />
Dekubitus mehr aufwiesen, hatten 63 bei der Auf-<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten ohne Dekubitus bei Entlassung an Patienten mit Dekubitus bei<br />
Aufnahme (Leistungsbereich „Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />
Frakturen)“)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
kein Dekubitus bei Entlassung<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
nahme einen Dekubitus mindestens der Grade 2<br />
bis 4.<br />
Vergleichszahlen zur Bewertung dieser Ergebnisse<br />
liegen weder aus nationaler noch internationaler<br />
Literatur vor. Um weitergehende Maßnahmen der<br />
<strong>Qualität</strong>sverbesserung einzuleiten, sieht die Fachgruppe<br />
die Notwendigkeit der Durchführung und<br />
Publikation von Studien in Deutschland. Diese sollten<br />
sich in vertieften Analysen u.a. mit der Entstehung,<br />
Wirkung und Management von Dekubitusprophylaxe<br />
befassen.<br />
28,70%<br />
24,99 - 32,64%<br />
561<br />
28,1%<br />
28,1 - 28,1%<br />
1 von 465<br />
kein Referenzbereich<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 465 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
215 Krankenhäuser<br />
249 Krankenhäuser<br />
297
298<br />
Ergebnisse<br />
Pflege<br />
Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts bei<br />
Patienten, die mit Dekubitus aufgenommen wurden<br />
Anteil von Patienten ohne Dekubitus bei Entlassung an Patienten mit Dekubitus bei<br />
Aufnahme (Leistungsbereich „Pflege bei Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose“)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
ohne Dekubitus bei Entlassung<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
81,58%<br />
77,30 - 85,35%<br />
380<br />
99,1%<br />
99,1 - 99,1%<br />
1 von 433<br />
kein Referenzbereich<br />
keine<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 433 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
81 Krankenhäuser<br />
351 Krankenhäuser<br />
Dekubitusstatus bei TEP bei Koxarthrose<br />
Bei 81,58% (310 von 380) Patienten wurde angegeben,<br />
dass sie mit einem Dekubitus aufgenommen<br />
und ohne einen Dekubitus entlassen wurden. Bei<br />
70 Patienten (18,41%) blieb ein Dekubitus bestehen.<br />
Bei einer großen Anzahl von Patienten wurde<br />
eine Abheilung des Druckgeschwürs während des<br />
stationären Aufenthalts dokumentiert.<br />
Auch hier liegen keine Vergleichszahlen aus der<br />
Literatur vor, auf deren Basis weitergehende Maßnahmen<br />
der <strong>Qualität</strong>sverbesserung eingeleitet werden<br />
könnten.<br />
Ein Vergleich der Raten beider Leistungsbereiche<br />
ist ohne weitere und vertiefende Analysen nicht<br />
möglich. Zudem erlaubt das unterschiedliche Patientenkollektiv<br />
keinen direkten Vergleich der Raten.<br />
Das Abheilen eines Dekubitus stellt einen wichtigen<br />
Behandlungserfolg dar. Dieser Erfolg für den Patienten<br />
kann jedoch keiner einzelnen Maßnahme alleine<br />
zugeschrieben werden. Die Wirkung von pflegerischen<br />
Maßnahmen, gezielter Prophylaxe und ärztlicher<br />
Therapie sind gleichermaßen verantwortlich.<br />
Aus diesem Grund hat die Fachgruppe Pflege dem<br />
<strong>Qualität</strong>sziel keinen Referenzwert zugeordnet. Es<br />
muss das Ziel eines jeden Krankenhauses sein, die<br />
Rate der Verbesserungen weiter zu erhöhen.
Ausblick<br />
Die Ergebnisse der Bundesauswertung Pflege zeigen,<br />
dass die pflegerische Versorgungsqualität im stationären<br />
Bereich eine hohe Spannweite aufweist. Bezogen<br />
auf die Dekubitusinzidenz lassen sich Krankenhäuser<br />
mit niedrigen Raten identifizieren, aber<br />
auch Krankenhäuser, die weit außerhalb des von<br />
der Fachgruppe festgelegten Referenzbereichs lagen.<br />
Im Strukturierten Dialog soll die Diskussion mit<br />
diesen Krankenhäusern angestoßen werden. Hier<br />
erfolgt in einem ersten Schritt beispielsweise die<br />
Nachfrage nach dem internen Dekubitusmanagement<br />
des jeweiligen auffälligen Krankenhauses. Der<br />
Strukturierte Dialog wird von den Landesgeschäftsstellen<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung durchgeführt. Noch<br />
sind jedoch nicht in allen Bundesländern Arbeitsstrukturen<br />
für die Pflege vorhanden, die eine fachliche<br />
Begleitung eines Strukturierten Dialogs ermöglichen.<br />
Um den Prozess der <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
anstoßen zu können, müssen arbeitsfähige Strukturen<br />
auf der Landesebene geschaffen werden.<br />
Im Verfahrensjahr 2004 wird eine Konzentration der<br />
<strong>Qualität</strong>sdarstellung auf die Dekubitusprophylaxe<br />
erreicht. Mit Hilfe von zwei <strong>Qualität</strong>szielen wird die<br />
Ergebnisqualität der Dekubitusprophylaxe erhoben.<br />
Der Teildatensatz Pflege wurde in fünf orthopädischunfallchirurgische<br />
Leistungsbereiche und in drei<br />
Leistungsbereiche der Herzchirurgie integriert. Darüber<br />
hinaus plädiert die Fachgruppe Pflege für eine<br />
verpflichtende Erhebung von Daten zur Ergebnisqualität<br />
der Dekubitusprophylaxe bei weiteren Patientengruppen.<br />
Es handelt sich um einen validen<br />
Indikator, der Aussagen zur Versorgungsqualität in<br />
einem für den Patienten sehr relevanten Bereich zulässt.<br />
Pflege<br />
Der pflegerische Teildatensatz Dekubitusprophylaxe<br />
nimmt engen Bezug auf den evidenzbasierten Expertenstandard,<br />
der im Jahre 2000 vom Deutschen<br />
Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der Pflege<br />
(DNQP) entwickelt und von der Fachöffentlichkeit<br />
konsentiert wurde.<br />
Auch aus den nachfolgenden Expertenstandards<br />
zum pflegerischen Entlassungsmanagement (DNQP<br />
2002), pflegerischen Schmerzmanagement (DNQP<br />
2003) und dem künftigen Expertenstandard Sturzprophylaxe,<br />
der im Oktober 2004 der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt werden wird, lassen sich Indikatoren, die<br />
die Ergebnisqualität ausdrücken, entwickeln. Die<br />
Fachgruppe Pflege hält es für dringend erforderlich,<br />
innerhalb der nächsten Jahre weitere evidenzbasierte<br />
und operationalisierbare Indikatoren für die Pflege<br />
innerhalb der externen vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
einzusetzen.<br />
299
300<br />
Pflege<br />
Literatur<br />
Allman RM.<br />
Pressure ulcer prevalence incidence, risk factors,<br />
and impact.<br />
Clinics in Geriatric Medicine 1997; 13 (3): 421-436.<br />
Baumgarten M, Margolis D, Berlin JA, Strom BL,<br />
Garino J, Kagan SH, Kavesh W, Carson JL.<br />
Risk factors for pressure ulcers among elderly hip<br />
fracture patients.<br />
Wound Repair Regen 2003; 11 (2): 96-103.<br />
Dassen T, Heinze C, Lahmann N, Lohrmann C,<br />
Mertens E, Tannen A.<br />
Pflegeabhängigkeit, Sturzereignisse, Inkonzinenz,<br />
Dekubitus.<br />
Prävalenz-Erhebung 2003. Institut für Medizin-/<br />
Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft,<br />
Humbold-Universität (Hrsg.). Berlin; 2003.<br />
Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in<br />
der Pflege (DNQP).<br />
Expertenstandard: Entlassungsmanagement in der<br />
Pflege.<br />
Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der<br />
Pflege (Hrsg.). Osnabrück; 2002.<br />
Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in<br />
der Pflege (DNQP).<br />
Arbeitstexte zur 3. Konsensus-Konferenz in der<br />
Pflege. Thema: Schmerzmanagement.<br />
Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der<br />
Pflege (Hrsg.). Osnabrück; 2003.<br />
Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in<br />
der Pflege (DNQP).<br />
Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der<br />
Pflege: Entwicklung – Konsentierung – Implementierung.<br />
Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der<br />
Pflege (Hrsg.). Osnabrück; 2004.<br />
Gunningberg L, Lindholm C, Carlsson M, Sjödén P.<br />
Reduced incidence of pressure ulcers in patients<br />
with hip fractures: a 2-year follow-up of quality<br />
indicators.<br />
Intern J Qual Health Care 2001; 13 (5): 399-407.<br />
Leffmann CJ.<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in der Dekubitusprophylaxe.<br />
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2004; 37<br />
(2): 100-108.<br />
National Institute for Clinical Excellence (NICE).<br />
The use of pressure-relieving devices (beds, mattresses<br />
and overlays) for prevention of pressure<br />
ulcers inprimary and secondary care. 2003.<br />
www.nice.org.uk<br />
(Recherchedatum: 14.05.2004)<br />
National Pressure Ulcer Advisory Panel (NPUAP).<br />
Consensus Development Conference 1989.<br />
www.npuap.org/archive/positn6.htm<br />
(Recherchedatum: 17.05.2004)<br />
National Pressure Ulcer Advisory Panel, Cuddigan J,<br />
Berlowitz DR, Ayello EA.<br />
Pressure Ulcers In America: Prevalence, Incidence,<br />
and Implications for the Future – An Executive<br />
Summary of the National Pressure Ulcer Advisory<br />
Panel Monograph.<br />
Advanc Skin Wound Care 2001; 14 (4).<br />
Robert Koch-Institut.<br />
Dekubitus.<br />
Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 12.<br />
Berlin: Robert Koch-Institut; 2002.<br />
Rycroft-Malone J, McInnes J.<br />
Pressure ulcer risk assessment and prevention.<br />
Recommendations 2001.<br />
London: Royal College of Nursing (RCN); 2001.<br />
Stotts NA.<br />
Risk of Pressure Ulcer Development in Surgical<br />
Patients: A review of the Literature.<br />
Advanc Wound Care 1999; 12 (3): 127-136.
301<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Urologie<br />
Dr. Stefan Ebner<br />
Göttingen<br />
Dr. Klaus Elsebach<br />
Erfurt<br />
Heinz Fürst<br />
Offenbach<br />
Prof. Dr. Hansjörg Melchior<br />
Kassel<br />
Dr. Klaus Ottmann<br />
München<br />
Prof. Dr. Theodor Senge<br />
Castrop-Rauxel<br />
Ruza Stopic<br />
Essen<br />
Prof. Dr. Wolfgang Weidner<br />
Gießen<br />
Dr. Christoph von Zastrow<br />
Hannover<br />
Prof. Dr. Harald Schulze<br />
(✝ 18.1.2004)<br />
Dortmund<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 27<br />
Prostataresektion<br />
Zusammenfassung<br />
Die Benigne Prostatahyperplasie (BPH) kann als<br />
Volkskrankheit bezeichnet werden, da sie sich bei<br />
mehr als 50% aller Männer über 60 Jahren feststellen<br />
lässt. Führt eine BPH zu klinischen Symptomen,<br />
so bieten sich in fortgeschrittenen<br />
Stadien als Therapieoptionen die transurethrale<br />
Resektion der Prostata (TUR bzw. TURP) und die<br />
offene Adenomektomie an.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden vier <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />
Indikationsstellung, die Prozessqualität und die<br />
Ergebnisqualität betrachten.<br />
Der Erfolg des Eingriffs scheint nicht primär von der<br />
resezierten Prostatagewebemenge abzuhängen, d.h.<br />
ein Patient kann auch dann von einem Eingriff profitieren,<br />
wenn nur wenig Prostatagewebe reseziert<br />
wurde, z.B. bei neurologischen Erkrankungen. Eine<br />
hohe Rate von Fällen mit niedrigen Resektionsgewichten<br />
in einer urologischen Abteilung kann aber<br />
Ausdruck einer Vorgehensweise sein, bei der den<br />
Patienten in mehreren Eingriffen immer wieder kleine<br />
Prostatagewebemengen entfernt werden. Bei diesen<br />
Abteilungen sollte nach Überzeugung der Fachgruppe<br />
das Behandlungsmanagement hinterfragt<br />
werden.<br />
Die Gesamtrate von 3,01% (2002: 3,13%) Fällen<br />
mit einem Resektionsgewicht unter 5g ist gemessen<br />
am internationalen Standard ein sehr gutes<br />
Ergebnis. Somit kann insgesamt eine sehr gute<br />
Versorgungsqualität festgestellt werden.<br />
Bei 40 von 404 Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Fällen und bei 4 Krankenhäusern mit weniger<br />
als 20 Fällen lag der Anteil von Fällen mit einem<br />
Resektionsgewicht < 5g außerhalb des Referenzbereichs<br />
von bis zu 7,1% (90%-Perzentile). Nach<br />
Meinung der Fachgruppe sollte mit allen bei diesem<br />
Indikator auffälligen Krankenhäusern unbedingt der<br />
Strukturierte Dialog erfolgen.<br />
Der Verbesserung der Symptomatik durch eine TUR<br />
muss die perioperative Morbidität und Letalität<br />
gegenübergestellt werden. Wesentliche Komplikationen<br />
sind Blutungen und Infektionen.<br />
Die Gesamtkomplikationsrate (transfusionspflichtige<br />
Blutung, klinisch relevante Harnwegsinfektion, operative<br />
Revision, Nachresektion oder Koagulation)<br />
betrug 11,80% (2001: 11,41%). Diese Rate weist<br />
gegenüber der internationalen Literatur eine unauffällige<br />
Versorgungsqualität auf. Aufgrund unterschiedlicher<br />
Beobachtungszeiträume und unterschiedlicher<br />
Definitionen der Komplikationen sind<br />
die Zahlen allerdings nur bedingt vergleichbar.<br />
59 von 418 Krankenhäusern mit mindestens 20<br />
Fällen lagen außerhalb des von der Fachgruppe<br />
festgelegten Referenzbereiches von ≤ 20%.<br />
Bemerkenswert erscheint der Fachgruppe, dass in<br />
den Krankenhäusern mit weniger als 20 Fällen die<br />
Komplikationsrate z.T. sehr hoch liegt.
Einleitung<br />
Die Benigne Prostatahyperplasie (BPH) kann als<br />
Volkskrankheit bezeichnet werden, da sie sich bei<br />
mehr als 50% aller Männer über 60 Jahren feststellen<br />
lässt. Aber nur bei 15 bis 30% von diesen<br />
liegt ein Symptomenkomplex aus Pollakisurie (häufigem<br />
Harndrang), Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen),<br />
imperativem Harndrang oder Nachträufeln<br />
vor, der LUTS (Lower urinary tract syndrome)<br />
genannt wird (Thorpe & Neal 2003). Streng genommen<br />
handelt es sich bei der „Prostatahyperplasie“<br />
um eine histologische Diagnose, die in der Praxis<br />
zur Bezeichnung eines ganzen Krankheitsbildes<br />
verwendet wird. Die Prostatavergrößerung korreliert<br />
aber weder mit der Obstruktion, also der<br />
Harnabflussstörung, noch mit dem LUTS. Die deutschen<br />
Leitlinien sprechen daher von einem „Benignen<br />
Prostatasyndrom (BPS)“ (Palmtag et al. 2003).<br />
Vorrangiges Ziel jeder Therapie ist die Verbesserung<br />
der Symptomatik und damit der Lebensqualität<br />
des Patienten. Je nach Ausprägung der Erkrankung<br />
und Leidensdruck des Patienten stehen dem Arzt<br />
unterschiedliche Therapieoptionen zur Verfügung.<br />
Neben dem kontrollierten Zuwarten und der medikamentösen<br />
Therapie sind verschiedene chirurgische<br />
Verfahren etabliert, von denen die transurethrale<br />
Resektion der Prostata (TUR oder TURP) als<br />
Standardverfahren gilt. Heutzutage seltener, vor<br />
allem bei besonders großem Prostatavolumen,<br />
kommt die offene Adenomektomie zum Einsatz<br />
(Berges et al. 2003). Nach Schätzungen der amerikanischen<br />
Fachgesellschaft AUA ist die Sterblichkeit<br />
an der BPH von 7,47 pro 100.000 Patienten (1990<br />
bis 1994) auf 0,26 pro 100.000 Patienten (1995<br />
bis 1999) gesunken (AUA 2003b).<br />
Die ökonomische Relevanz dieser Erkrankung und<br />
ihrer Therapie ist erheblich. Bereits 1990 wurden<br />
allein in den USA bei 259 Millionen Einwohnern<br />
ca. 2,3 Milliarden US-Dollar für die BPH-Therapie<br />
aufgewendet (Holtgrewe 1995).<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
Prostataresektion<br />
Möglichst selten Resektionsgewicht < 5g<br />
Bevorzugt Operationen von Patienten mit hohem<br />
subjektivem Leidensdruck<br />
Angemessenes Verhältnis von Standard- /<br />
Sonderindikationen<br />
Selten Resektion bei Patienten mit Prostatavolumen<br />
< 20 cm 2<br />
Selten Resektion bei Patienten mit Sonderindikation<br />
und Prostatavolumen < 20 cm 2<br />
Häufig eine umfassende präoperative Diagnostik<br />
Wenig spezifische intra-/postoperative<br />
Komplikationen bei offenen Adenomektomien<br />
Selten spezifische intra-/postoperative<br />
Komplikationen bei TUR<br />
Oft postoperative Kontrolle von Uroflow oder Restharn<br />
Selten postoperativ signifikanter Restharn (≥ 100 ml)<br />
Selten Entlassung mit Katheter<br />
Selten operative Revision / Nachresektion /<br />
Koagulation<br />
Immer postoperative histologische Untersuchung<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
OP-Verfahren<br />
Offen-chirurgische Operationen<br />
Transurethrale Operationen<br />
Sonstige dokumentierte Operationen<br />
ASA<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
60.754<br />
3<br />
62<br />
4.784<br />
47.914<br />
7.991<br />
5.198<br />
51.558<br />
4.045<br />
7.867<br />
33.144<br />
18.908<br />
811<br />
40<br />
99,97%<br />
0,00%<br />
0,10%<br />
7,87%<br />
78,87%<br />
13,15%<br />
8,55%<br />
84,84%<br />
6,66%<br />
12,95%<br />
54,54%<br />
31,11%<br />
1,33%<br />
0,07%<br />
302
303<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
130%<br />
121%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Prostataresektion<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
60.770 Datensätze aus 481 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Prostataresektion<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />
dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />
2003 war es noch möglich, aufgrund einer<br />
Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-<br />
Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />
Format 11.555 Datensätze aus 324 Krankenhäusern<br />
vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 49.215<br />
Datensätze aus 466 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />
wurden die Datensätze des Formats 5.0.1<br />
auf das Datensatzformat 6.0 überführt, so dass<br />
alle gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet<br />
werden konnten.<br />
Das Datensatzvolumen hat sich im Vergleich zum<br />
Vorjahr nahezu verdoppelt.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />
wurde in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
11.555<br />
324<br />
6.0<br />
49.215<br />
466<br />
60.770<br />
481<br />
Erwartet<br />
66.093<br />
472<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
92 %<br />
102 %<br />
2002<br />
59%<br />
77 %<br />
(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />
Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />
„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />
der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />
Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />
über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Prostataresektion über alle<br />
Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />
sehr verbessert und lag insgesamt bei 92%.<br />
Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im<br />
zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />
der Krankenhäuser ist sehr gut. Sie lag<br />
bei 102%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches nur 15% der erwarteten Daten<br />
geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von<br />
ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen eine<br />
Spannweite von 77 bis 130% auf.<br />
Zusätzlich zu den ausgewerteten Datensätzen<br />
des Basismoduls wurden 17.747 Datensätze aus<br />
196 Krankenhäusern für den Teildatensatz<br />
„Pflege bei Prostataresektion“ geliefert.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Möglichst selten Resektionsgewicht < 5g<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Das Resektionsgewicht wird postoperativ in der<br />
Regel vom Pathologen bestimmt und dokumentiert.<br />
Es ist somit ein gut objektivierbarer Parameter.<br />
Das durchschnittliche Resektionsgewicht bei TUR<br />
liegt zwischen ca. 19 und ca. 26g (Green et al. 1996<br />
(25,6g), Borboroglu et al. 1999 (18,8g), Hakenberg<br />
et al. 2001 (24,7g), Mebust et al. 2002 (22g)). Eine<br />
Autorengruppe berichtete, dass bei 12,61% von<br />
3.885 Patienten das Resektionsgewicht < 5g lag<br />
(Mebust et al. 2002).<br />
Zwischen präoperativ sonografisch gemessenem<br />
Prostatavolumen und tatsächlich resezierbarem<br />
Prostatagewebe besteht eine hohe Korrelation. Will<br />
man wissen, welcher Anteil vom präoperativ per Ultraschall<br />
gemessenen Prostatavolumen entfernt<br />
wurde, muss man das Gewicht des Resektats mit<br />
1,2 multiplizieren, um den Gewebeschrumpfungseffekt<br />
zu berücksichtigen. Eine vollständige Resektion<br />
des gesamten Prostatagewebes wird routinemäßig<br />
nicht durchgeführt. In einer Studie an 432<br />
Operationen wurde festgestellt, dass in der Regel<br />
pro Eingriff nicht mehr als 50% des Volumens der<br />
Prostata reseziert werden (Green et al. 1996).<br />
Prostataresektion<br />
Indikation: Prostataresektionsgewicht<br />
Kein eindeutiger Zusammenhang besteht zwischen<br />
Resektionsmenge und OP-Erfolg. Bei 138 Patienten<br />
wurde gezeigt, dass es nach der TUR zwar zur signifikanten<br />
Verbesserung des Uroflows, des Restharns<br />
und des IPSS-Scores kam, Resektionsgewicht und<br />
Symptomverbesserung aber nicht signifikant korrelierten<br />
(Hakenberg et al. 2001).<br />
Der Erfolg des Eingriffs scheint also nicht primär von<br />
der resezierten Gewebemenge abzuhängen, d.h. ein<br />
Patient kann auch dann von einem Eingriff profitieren,<br />
wenn nur wenig reseziert wurde, z.B. bei neurologischen<br />
Erkrankungen.<br />
Eine hohe Rate von Fällen mit niedrigen Resektionsgewichten<br />
in einer Fachabteilung kann aber Ausdruck<br />
einer Vorgehensweise sein, bei der dem Patienten<br />
in mehreren Eingriffen immer wieder kleine<br />
Prostatagewebemengen entfernt werden. Daher ist<br />
nach Überzeugung der Fachgruppe immer dann das<br />
Behandlungsmanagement zu hinterfragen, wenn<br />
bei sehr vielen Patienten kleine Mengen reseziert<br />
werden.<br />
304
305<br />
Ergebnisse<br />
Resektionsgewicht < 5g<br />
Prozent<br />
30%<br />
25%<br />
20 %<br />
15%<br />
10 %<br />
5%<br />
0%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10 %<br />
5%<br />
0%<br />
Prostataresektion<br />
Indikation: Prostataresektionsgewicht<br />
Anteil von Patienten mit Resektionsgewicht < 5g an allen Patienten mit gültiger<br />
Angabe zum Resektionsgewicht<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
3,01%<br />
2,87 - 3,16%<br />
53.508<br />
1,7%<br />
0,0 - 25,0%<br />
404 von 481<br />
≤ 7,1% (90%-Perzentile)<br />
40 von 404<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 481 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
62 Krankenhäuser<br />
15 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit einer Angabe<br />
zum Resektionsgewicht<br />
Zähler: Patienten mit Resektionsgewicht < 5g<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 7,1% (90%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Literatur, aus der<br />
sich eine exakte Rate zur Einhaltung einer Mindestgewichtsgrenze<br />
bei der Indikationsstellung zur TUR<br />
evidenzbasiert festlegen ließe, steht nicht zur Verfügung.<br />
Die Fachgruppe wählte daher den Verteilungskennwert<br />
90%-Perzentile als Referenzbereich.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 3,01% (2002: 3,13%) Fällen<br />
mit einem Resektionsgewicht unter 5g ist gemessen<br />
am internationalen Standard ein sehr gutes<br />
Ergebnis. Somit kann insgesamt eine sehr gute<br />
Versorgungsqualität festgestellt werden.<br />
Bei 40 von 404 Krankenhäusern mit mindestens<br />
20 Fällen und bei 4 Krankenhäusern mit weniger<br />
als 20 Fällen lag der Anteil von Fällen mit einem<br />
Resektionsgewicht < 5g außerhalb des Referenzbereichs<br />
von bis zu 7,1% (90%-Perzentile). Nach<br />
Meinung der Fachgruppe soll auch mit den Krankenhäusern<br />
mit wenigen Fällen unbedingt der<br />
Strukturierte Dialog erfolgen.
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten ohne Angabe des<br />
Resektionsgewichts<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 5%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Da die Bestimmung<br />
des Resektionsgewichts als Standard jedes<br />
Prostataeingriffs zu fordern ist, definiert die Fachgruppe<br />
hier den fixen Referenzbereich ≤ 5%.<br />
Bewertung<br />
Der Anteil der Patienten ohne Resektionsgewichtsbestimmung<br />
lag bei 11,95 %. Bei 211 von 428<br />
Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen lag dieser<br />
Anteil außerhalb des von der Fachgruppe empfohlenen<br />
Referenzbereichs von ≤ 5 %. 3 Krankenhäuser<br />
von diesen hatten das Resektionsgewicht<br />
in keinem Fall bestimmt. Letzteres traf auch für 12<br />
der Krankenhäuser mit weniger als 20 Fällen zu.<br />
Bei allen Krankenhäusern, die das Resektionsgewicht<br />
in keinem Fall bestimmt hatten, sollen im<br />
Strukturierten Dialog die Gründe für dieses Vorgehen<br />
erfragt werden.<br />
Prostataresektion<br />
Indikation: Prostataresektionsgewicht<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten ohne Resektionsgewichtsbestimmung an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Keine Resektionsgewichtbestimmung<br />
100 %<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
11,95 %<br />
11,69 - 12,21 %<br />
60.770<br />
4,9 %<br />
0,0 – 100,0 %<br />
428 von 481<br />
≤ 5%<br />
211 von 428<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 481 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
53 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
306
307<br />
Prostataresektion<br />
Indikation: IPSS-Score<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Bevorzugt Operationen von Patienten mit hohem<br />
subjektivem Leidensdruck<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Zur Quantifizierung der Beschwerden wurden in<br />
der Urologie mehrere Symptomenscores entwickelt.<br />
Diese Scores sind entweder vom Untersucher<br />
(z.B. Boyarsky-Index, (Boyarsky et al. 1976),<br />
Madsen-Iversen-(MMAP-)Score (Madsen und<br />
Iversen 1983)) oder vom Patienten (z.B. Maine<br />
Medical Assessment Programme Symptom Score<br />
(Fowler, Jr. et al. 1988), Dänischer Symptomenscore<br />
DAN-PSS (Hald et al. 1991)) auszufüllen. Auch wenn<br />
es kein Symptom gibt, das identisch in allen Scores<br />
abgefragt wird, so haben die Scores gemeinsam,<br />
dass sie versuchen, die physische und psychische<br />
(subjektiv empfundene) Beeinträchtigung des<br />
Patienten durch diese Beschwerden zu messen.<br />
Von Barry et al. wurde 1992 der American Urological<br />
Association (AUA-)Symptomindex veröffentlicht<br />
(Barry et al. 1992). 1994 erhielt die weiterentwickelte<br />
Version AUA-7 die Empfehlung des<br />
International Consensus Committees unter der<br />
Schirmherrschaft der WHO. Der Symptomindex<br />
stellt somit das weltweit empfohlene Symptomenbeurteilungssystem<br />
für Prostatapatienten dar. Die<br />
deutsche Übersetzung dieses Scores ist der Internationale<br />
Prostata-Symptom-Score (IPSS). Der<br />
IPSS umfasst folgende 7 Symptome: unvollständige<br />
Blasenentleerung, Pollakisurie, unterbrochene<br />
Miktion, Urge, abgeschwächter Harnstrahl, Startprobleme<br />
bei der Miktion, Nykturie. Jeder Frage<br />
wird vom Patienten ein Punktwert von „0“ (niemals)<br />
bis „5“ (fast immer) zugewiesen.<br />
Als Symptomatikkategorien werden empfohlen: 0<br />
bis 7 Punkte leichtgradig, 8 bis 19 Punkte mittelgradig<br />
und 20 bis 35 Punkte hochgradig symptomatisch.<br />
Zusätzlich kann aus verschiedenen Fragen<br />
ein irritativer und ein obstruktiver Score errechnet<br />
werden.<br />
Das International Consensus Committee empfiehlt<br />
eine zusätzliche Frage zum Zielkriterium Lebensqualität<br />
(0 bis 6 Punkte). Sie soll die Aussage<br />
ermöglichen, ob eine therapeutische Maßnahme<br />
über die Symptomverbesserung hinaus weitere<br />
Relevanz für die Lebensqualität des Patienten<br />
hat. Die mit dem IPSS gestellte Lebensqualitätsfrage<br />
ist in der Praxis am weitesten verbreitet<br />
(Batista-Miranda et al. 2001).<br />
Der IPSS-Score dient in erster Linie der Beurteilung<br />
von Symptomveränderungen im Laufe einer Therapie,<br />
nicht zur Diagnostik. Die Spezifität ist eher<br />
gering, d. h. auch bei anderen Erkrankungen wie<br />
der Blasenausgangsstenose oder der Detrusorinstabilität<br />
werden vergleichbare Scores wie bei der<br />
BPH erreicht (Hakenberg 1997, Schulze 2002).<br />
Aufgrund der Kürze gilt er als praktikabel, andere<br />
Scores mit zusätzlichen Skalen, z.B. Belästigungsskalen<br />
(z. B. DAN-PSS), sind eher für Studien geeignet.<br />
Ein Vergleich der vier wichtigsten genannten Scores<br />
zeigte hohe Aussagekraft bei allen Scores, aber<br />
eine besonders hohe Sensitivität beim IPSS<br />
(Barry et al. 1992).<br />
Verschiedene Studien haben den IPSS-Scores bei<br />
unterschiedlichen Fragestellungen validiert. Ein<br />
IPSS-Score von > 28 geht z.B. mit über 90%iger<br />
Wahrscheinlichkeit mit einer Obstruktion einher<br />
(Netto et al. 1996). Allerdings werden auch deutliche<br />
intraindividuelle Schwankungen beobachtet<br />
(Witjes et al. 1996).<br />
Die S1-Leitlinie der deutschen Urologen empfiehlt<br />
bei geringen Beschwerden, d.h. bei einem IPSS-<br />
Score von < 8, ein kontrolliertes Zuwarten (Berges<br />
et al. 2003).<br />
Die AUA-Leitlinien fassen die Studienergebnisse<br />
zum IPSS-Score bei TUR zusammen: 3 bis 9 Monate<br />
bzw. 10 bis 16 Monate nach TUR liegt der Score<br />
ca. 15 Punkte, 16 Monate nach TUR noch ca. 14<br />
Punkte niedriger als präoperativ (AUA 2003a).<br />
Zusammengefasst ist die Anwendung des IPSS-<br />
Scores als ein Kriterium für die Indikationsstellung<br />
zur Operation eine Empfehlung internationaler<br />
Leitlinien. Für den bei diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
verwendeten Schwellenwert IPSS > 20 oder<br />
Lebensqualitätsindex > 3 besteht ein Expertenkonsens,<br />
jedoch keine evidenzbasierte Grundlage.
Einflussfaktoren<br />
Alter, Zeitpunkt der Befragung<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit einer gültigen Angabe zum<br />
IPSS<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 20%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die Bestimmung<br />
eines Symptomenscores ist – auch gemäß Leitlinie<br />
– möglichst vor jedem Prostataeingriff zu fordern.<br />
Die Fachgruppe hat hier den fixen Referenzbereich<br />
≥ 20% festgelegt.<br />
Bewertung<br />
Eine Gesamtrate von nur 38,20 % (2002: 42,11 %)<br />
Fällen mit Bestimmung des IPSS-Scores ist bedenkenswert.<br />
Unter dem Gesichtspunkt, dass die Lebensqualität<br />
des Patienten einen hohen Stellenwert einnehmen<br />
sollte, sollte hier eine häufigere Verwendung<br />
des IPSS angestrebt werden. Bei den Häusern mit<br />
weniger als 20 Fällen haben mehr als die Hälfte (26<br />
von 53) den IPSS überhaupt nicht bestimmt.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse ist mit<br />
0 bis 100 % extrem hoch. Mit den außerhalb des<br />
Referenzbereichs liegenden Krankenhäusern sollen<br />
die Gründe für die geringen IPSS-Dokumentationsraten<br />
erörtert werden.<br />
Ergebnisse<br />
100 %<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Prostataresektion<br />
Indikation: IPSS-Score<br />
Anteil Patienten mit bestimmtem und gültigem IPSS<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Erhebung IPSS<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
38,20 %<br />
37,81 - 38,58%<br />
60.770<br />
38,3 %<br />
0,0 - 100,0 %<br />
428 von 481<br />
≥ 20%<br />
176 von 428<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 481 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
53 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
308
309<br />
Ergebnisse<br />
Prostataresektion<br />
Indikation: IPSS-Score<br />
Anteil Patienten mit einem hohen subjektiven Leidensdruck (IPSS ≥ 20 oder L > 3)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Hoher subjektiver Leidensdruck<br />
100 %<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
79,58 %<br />
79,09 - 80,06 %<br />
26.835<br />
79,3 %<br />
6,5 - 100,0%<br />
280 von 481<br />
≥ 58,1 % (10%-Perzentile)<br />
27 von 280<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 481 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
124 Krankenhäuser<br />
77 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit bestimmtem<br />
und gültigem IPSS oder Lebensqualitätsindex<br />
Zähler: Patienten mit IPSS ≥ 20 oder<br />
Lebensqualitätsindex > 3<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 58,1% (10%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Zwar liegen für<br />
den in den DGU-Leitlinien empfohlenen IPSS-Score<br />
aus internationalen Studien Empfehlungen vor, ab<br />
welchem Punktwert eine Indikation zum Eingriff<br />
anzunehmen ist. Ein evidenzbasierter Anhalt dafür,<br />
wie oft ein IPSS-Score von über 20 vorliegen sollte,<br />
ist aber nicht ableitbar. Die Fachgruppe wählte<br />
daher den Verteilungskennwert 10%-Perzentile als<br />
Referenzbereich.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 79,58 % Patienten mit hohem<br />
Leidensdruck (IPSS > 20 oder Lebensqualitätsindex > 3)<br />
– bezogen auf die mit IPSS dokumentierten Fälle –<br />
ist ein gutes Ergebnis. Es zeigt, dass bei der<br />
Indikationsstellung der hohe Leidensdruck der<br />
Patienten angemessen berücksichtigt wurde. Da ein<br />
fixer Referenzbereich nicht festgelegt wurde, führt<br />
die Festlegung der 10%-Perzentile (≥ 58,1%) dazu,<br />
dass 27 der 280 Krankenhäuser mit mindestens 20<br />
Fällen in den Strukturierten Dialog einbezogen werden<br />
sollten.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten spezifische intra-/postoperative<br />
Komplikationen bei TUR<br />
Prostataresektion<br />
Spezifische intra-/postoperative Komplikationen bei TUR<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Der Verbesserung der Symptomatik durch eine<br />
TUR muss die perioperative Morbidität und<br />
Letalität gegenübergestellt werden. Wesentliche<br />
Komplikationen sind Blutungen und Infektionen.<br />
Mebust et al. teilen eine intraoperative Rate von<br />
6,9 % (transfusionspflichtige Blutung 2,5%, TUR-<br />
Syndrom 2,0%, Herzrhythmusstörungen 1,1%,<br />
Extravasat 0,9%) mit. Postoperativ betrug die<br />
Gesamtkomplikationsrate 18 % (Harnverhalt 6,5%,<br />
Blutungen 3,9%, Blasentamponade 3,3%,<br />
Infektionen 2,3%) (Mebust et al. 2002). Andere<br />
Autoren berichten über einen Zeitraum von acht<br />
Jahren aus einem Operationszentrum von folgenden<br />
Gesamtkomplikationsraten: intraoperativ<br />
2,5%, postoperativ 10,8% und spät postoperativ<br />
nach einer mittleren Beobachtungszeit von 42<br />
Monaten 8,5% (Borboroglu et al. 1999).<br />
Die Gabe von Transfusionen lässt sich als<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator verwenden. Bei Patienten mit<br />
präoperativ normalem Hämoglobinwert (Hb) und<br />
einer Resektion von weniger als 30g ist normalerweise<br />
keine Bluttransfusion notwendig (Kirollos<br />
& Campbell 1997). Nach Einschätzung von Pientka<br />
(1998) dürfte die Transfusionshäufigkeit nach TUR<br />
in guten Zentren bei 1 % liegen, in ca. 2,2 % der<br />
Fälle sind chirurgische Interventionen wegen einer<br />
Blutung notwendig. Die Studienanalyse in der<br />
aktuellen Leitlinie der amerikanischen Fachgesellschaft<br />
AUA weist allerdings eine Rate signifikanter<br />
Hämaturien von 6% (Median) und eine Transfusionsrate<br />
von 8% (Median) aus (AUA 2003a).<br />
Die postoperativen Infektionen lassen sich unterteilen<br />
in Harnwegsinfekte und Epididymitiden. Es<br />
wurden für TUR eine Harnwegsinfektionsrate von<br />
15,5% und eine Epididymitisrate von 1,0%<br />
(Median) errechnet (McConnell et al. 1994). Die<br />
AUA-Leitlinie weist eine Gesamtinfektionsrate von<br />
6% Infektionen aus (AUA 2003a).<br />
Ein weiteres Problem stellt die postoperative<br />
Harninkontinenz dar, wobei im Krankheitsverlauf<br />
„natürliche“ Inkontinenzfälle berücksichtigt werden<br />
müssen (Haab et al. 1996). Die AUA-Leitlinien<br />
berichten hier von einer Inkontinenzrate von 3%<br />
im Median (AUA 2003a). Wasson et al. (1995) fanden<br />
im randomisierten Vergleich TUR gegenüber<br />
kontrolliertem Zuwarten nach 3 Jahren keine<br />
erhöhte Harninkontinenz- bzw. Impotenzrate bei<br />
chirurgischer Versorgung.<br />
Für Blasenhals- und Harnröhrenstrikturen nach<br />
TUR geben McConnell et al. (1994) eine Rate von<br />
3,1%, für Impotenz von 13,6% an. Die aktuelleren<br />
Analysen der AUA-Leitlinien weisen hier im<br />
Median 7% für Harnröhrenstrikturen und 10% für<br />
Erektionsstörungen aus (AUA 2003a).<br />
310
311<br />
Ergebnisse<br />
Prostataresektion<br />
Spezifische intra-/postoperative Komplikationen bei TUR<br />
Anteil von Patienten mit mindestens einer spezifischen intra-/postoperativen<br />
Komplikation an allen Patienten mit TUR<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Intra- oder postoperative Komplikationen<br />
100 %<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
11,80%<br />
11,52 - 12,08%<br />
51.559<br />
9,9%<br />
0,0 - 100,0 %<br />
418 von 481<br />
≤ 20%<br />
59 von 418<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 481 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
55 Krankenhäuser<br />
8 Krankenhäuser<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit TUR<br />
Zähler: Patienten mit mindestens einer spezifischen<br />
intra- oder postoperativen Komplikation<br />
(behandlungsbedürftiges TUR-Syndrom, transfusionspflichtige<br />
Blutung, klinisch relevante Harnwegsinfektion,<br />
operative Revision, Nachresektion oder<br />
Koagulation)<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 20%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: „Mindestens<br />
eine Komplikation“ umfasst eine heterogene Gruppe<br />
von schwerwiegenden und weniger schwerwiegenden<br />
Komplikationen. Die Rate lag in der Bundesauswertung<br />
2002 über 10%. Die Fachgruppe legt<br />
einen Referenzbereich bis 20% fest. Auf Festlegung<br />
von Referenzbereichen für jede einzelne<br />
Komplikation wird verzichtet.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 11,80% (2002: 11,41%) weist<br />
gegenüber der internationalen Literatur eine unauffällige<br />
Versorgungsqualität auf. Aufgrund unterschiedlicher<br />
Beobachtungszeiträume und unterschiedlicher<br />
Definitionen der Komplikationen sind<br />
die Zahlen allerdings nur bedingt vergleichbar.<br />
59 von 418 Krankenhäusern mit mindestens 20<br />
Fällen lagen außerhalb des von der Fachgruppe<br />
festgelegten Referenzbereichs von ≤ 20%.<br />
Bemerkenswert erscheint der Fachgruppe, dass in<br />
den Krankenhäusern mit weniger als 20 Fällen die<br />
Komplikationsrate teilweise sehr hoch liegt.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Immer postoperative histologische Untersuchung<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Die digitale rektale Untersuchung und die<br />
Bestimmung des PSA-Wertes sind einfache und<br />
effektive Screening-Methoden zur Früherkennung<br />
eines Prostata-Karzinoms. Auch wenn durch die<br />
PSA-Bestimmung die Zahl der erst durch<br />
Operation erkannten Karzinome weiter abgenommen<br />
hat, so ist eine histologische Untersuchung<br />
als Routinemaßnahme bei Operationen einer BPH<br />
weiterhin zu fordern. Allerdings stellt sich in seltenen<br />
Fällen ex post heraus, dass auch trotz unauffälligen<br />
histologischen Befundes ein Karzinom<br />
vorgelegen hat (Kawamura et al. 1992, Ye et al.<br />
1995).<br />
Bei 72 von 1.127 Patienten (6,4 %), die sich mit<br />
der Diagnose BPH einer Prostataoperation unterzogen<br />
und bei denen sowohl der digitale<br />
Tastbefund als auch der PSA-Test negativ ausgefallen<br />
waren, wurde durch die histopathologische<br />
Untersuchung des Resektates ein inzidentelles<br />
Prostatakarzinom diagnostiziert (Zigeuner et al.<br />
2003). Andere Autoren dokumentierten eine Rate<br />
von 12 % histologisch gesicherter inzidenteller<br />
Karzinome bei 683 wegen BPH operierten<br />
Patienten (Vecchioli 1992).<br />
Eine positive Korrelation zwischen der Frequenz<br />
der TUR-Eingriffe und der Zahl der entdeckten<br />
inzidentellen Prostatakarzinome wird gesichtet.<br />
Auch die Erhöhung der Zahl der untersuchten<br />
histologischen Schnitte bei der pathologischen<br />
Begutachtung soll zu einer höheren Rate entdeckter<br />
inzidenteller Karzinome führen (Levy et al. 1993).<br />
Ergebnisse<br />
100 %<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50 %<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Prostataresektion<br />
Histologische Untersuchung<br />
Anteil von Patienten mit postoperativer histologischer Untersuchung an allen<br />
Patienten ohne Aufnahmediagnose Prostatakarzinom<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Histologische Untersuchung<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60 %<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
96,92 %<br />
96,78 - 97,07 %<br />
55.821<br />
99,1%<br />
13,6 - 100,0%<br />
426 von 481<br />
≥ 95%<br />
59 von 426<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 481 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
51 Krankenhäuser<br />
4 Krankenhäuser<br />
312
313<br />
Prostataresektion<br />
Histologische Untersuchung<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten ohne<br />
Aufnahmediagnose C61 Prostatakarzinom<br />
Zähler: Patienten mit histologischer Untersuchung<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die histologische<br />
Untersuchung bei Prostataeingriffen ist klinischer<br />
Standard. Die Fachgruppe fordert mit dem<br />
festgelegten Referenzbereich daher, dass in ≥ 95 %<br />
der Fälle diese Untersuchung erfolgen sollte,<br />
andernfalls liegt eine Auffälligkeit vor.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 96,92% (2002: 97,88%)<br />
Patienten mit histologischer Untersuchung des<br />
Resektats ist als Hinweis auf eine gute Versorgungsqualität<br />
zu werten. Auffällig ist eine extreme Spannweite<br />
von 13,6% bis 100,0%. Es erscheint der<br />
Fachgruppe sinnvoll, mit allen Krankenhäusern –<br />
unabhängig von ihrer Fallzahl – den Strukturierten<br />
Dialog einzuleiten, wenn der empfohlene Referenzbereich<br />
von ≥ 95% nicht erreicht wird.
Ausblick<br />
Wie im Jahr zuvor zeigt die Bundesauswertung<br />
2003, dass im Bereich der operativen Therapie<br />
der Volkskrankheit Prostatahyperplasie die<br />
Versorgungsqualität in Deutschland hoch ist. Es<br />
ließ sich jedoch eine teilweise erhebliche Spannweite<br />
der Krankenhausergebnisse feststellen. Bei<br />
auffälligen Krankenhäusern, d.h. Krankenhäusern,<br />
deren Ergebnisse außerhalb des von der Fachgruppe<br />
festgelegten Referenzbereichs lagen, soll<br />
im Strukturierten Dialog die Diskussion angestoßen<br />
werden.<br />
Die Fachgruppe bedauert, dass das <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />
Prostataresektion seit 2004 in den<br />
meisten Bundesländern von der Dokumentationspflicht<br />
ausgenommen ist. Sie plädiert für eine<br />
Weiterführung und Weiterentwicklung des Messinstruments.<br />
Prostataresektion<br />
314
315<br />
Prostataresektion<br />
Literatur<br />
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316
317<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Dr. Bernd Gruber<br />
Jan Hendrik Seidel<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe HNO<br />
Prof. Dr. Thomas Deitmer<br />
Dortmund<br />
Dr. Luc Deleye<br />
Schweinfurt<br />
Prof. Dr. Michael Handrock<br />
Hamburg<br />
Dr. Mathias Christian Heißenberg<br />
Nürnberg<br />
Prof. Dr. Karl-Bernd Hüttenbrink<br />
Köln<br />
Dr. Astrid König<br />
Amsterdam<br />
Birgit Lottko<br />
Essen<br />
Schwester Nicola Maria Schmitt<br />
Stuttgart<br />
Dr. Wolfgang Uphaus<br />
Neuss<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 28<br />
Tonsillektomie<br />
Zusammenfassung<br />
Bei der Tonsillektomie (Entfernung der Rachenmandeln)<br />
handelt es sich um eine häufige HNO-ärztliche<br />
Operation. Die wichtigsten Indikationen zur Tonsillektomie<br />
sind nach einer Leitlinie der Deutschen<br />
Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopfund<br />
Halschirurgie chronische Entzündungen, übermäßige<br />
Vergrößerungen der Tonsillen und Abszesse<br />
(Ganzer & Arnold 2001). Erforderlich ist eine strenge<br />
Indikationsstellung zur Tonsillektomie, da bei diesem<br />
Eingriff sehr schwerwiegende Komplikationen<br />
auftreten können.<br />
Für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung wurden von der<br />
Fachgruppe HNO fünf <strong>Qualität</strong>sziele definiert, von<br />
denen zwei für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
ausgewählt wurden.<br />
Anhand der beiden <strong>Qualität</strong>sziele „Häufig Tonsillektomie<br />
mit Adenotomie bei Kindern und Jugendlichen,<br />
selten bei Erwachsenen“ und „Selten behandlungspflichtige<br />
Nachblutungen bei Patienten ohne Gerinnungsstörung<br />
und ohne medikamentös behandlungspflichtigen<br />
Bluthochdruck“ werden die Indikationsstellung<br />
und die Ergebnisqualität bewertet.<br />
Eine Tonsillektomie mit gleichzeitiger Adenotomie<br />
(Entfernung der Gaumenmandeln) soll bei Erwachsenen<br />
selten durchgeführt werden, da im Erwachsenenalter<br />
die Gaumenmandeln stark zurückgebildet<br />
sind. Dieser Kombinationseingriff ist in der<br />
Regel bei Kindern indiziert.<br />
Für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator wurde eine Gesamtrate<br />
von 9,27% ermittelt. Das heißt, dass bei Erwachsenen<br />
(Alter ab 20 Jahren) in 9,27% der Fälle mit der<br />
Tonsillektomie auch eine Adenotomie durchgeführt<br />
worden ist. Aus klinischer Erfahrung bewertet die<br />
Fachgruppe dieses Ergebnis als akzeptabel und Ausdruck<br />
sachgerechter Indikationsstellung. Auffällig ist<br />
allerdings die Spannweite mit Krankenhausergebnissen<br />
zwischen 0,0 und 100,0%. 132 Krankenhäuser<br />
lagen mit ihren Ergebnissen oberhalb des<br />
Referenzbereichs von ≤ 10% und sollen im Strukturierten<br />
Dialog um eine Stellungnahme gebeten<br />
werden.<br />
Das <strong>Qualität</strong>sziel „Selten behandlungspflichtige Nachblutungen<br />
bei Patienten ohne Gerinnungsstörung<br />
und ohne medikamentös behandlungspflichtigen<br />
Bluthochdruck“ betrachtet die Nachblutung als die<br />
gefürchtetste Komplikation nach einer Tonsillektomie.<br />
Nachblutungen innerhalb der ersten 24 Stunden<br />
lassen am ehesten Rückschlüsse auf die <strong>Qualität</strong><br />
der Operation zu.<br />
Die ermittelte Gesamtrate von 1,74 % Nachblutungen<br />
innerhalb der ersten 24 Stunden wird als sehr gutes<br />
Ergebnis bewertet. Auffällig ist allerdings die sehr<br />
hohe Spannweite von 0,0 bis 90,7 %. Für die Bewertung<br />
muss berücksichtigt werden, dass trotz der<br />
Eingrenzung der Dokumentation auf behandlungspflichtige<br />
Nachblutungen unterschiedliche Vorgehensweisen<br />
bei der Dokumentation die Ergebnisse beeinflussen<br />
können. Auch dieser Aspekt soll im Strukturierten<br />
Dialog analysiert werden.<br />
Die Fachgruppe hält für die Betrachtung der Ergebnisqualität<br />
bei der Tonsillektomie die Möglichkeit<br />
der Erfassung von Nachblutungen nach Entlassung<br />
aus der stationären Behandlung für eine wichtige<br />
methodische Weiterentwicklung. Durch Nachblutungen<br />
bedingte Todesfälle sind dramatische Ereignisse,<br />
die durch eine weitere Verkürzung der stationären<br />
Aufenthalte möglicherweise zunehmen werden.<br />
Eine Diskussion über die Entwicklung der Verweildauern<br />
ist nach Ansicht der Fachgruppe erforderlich,<br />
auch wenn diese in Deutschland im internationalen<br />
Vergleich eher lang sind. Dieser Sachverhalt kann<br />
allerdings gesundheitspolitisch gut begründet werden,<br />
wenn auch nur wenige Todesfälle von Kindern<br />
durch die längeren Verweildauern vermieden und<br />
damit höhere Kosten gerechtfertigt werden.
Einleitung<br />
Bei der Tonsillektomie handelt es sich um eine häufige<br />
HNO-ärztliche Operation. Indikationen zur Tonsillektomie<br />
sind z.B. die chronische Tonsillitis, die<br />
Hyperplasie der Tonsille und der Peritonsillarabszess.<br />
Erforderlich ist eine strenge Indikationsstellung zur<br />
Tonsillektomie, da die Komplikationen im Verhältnis<br />
zum Eingriff schwerwiegend sind, wie beispielsweise<br />
lebensbedrohliche Nachblutungen bei ansonsten<br />
gesunden Kindern.<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Selten leitende Indikation „Sonstiges“<br />
Angemessene Altersverteilung<br />
Häufig Tonsillektomie mit Adenotomie bei Kindern<br />
und Jugendlichen, selten bei Erwachsenen<br />
Selten behandlungspflichtige Nachblutungen bei<br />
Patienten ohne Gerinnungsstörung und ohne medikamentös<br />
behandlungspflichtigen Bluthochdruck<br />
Selten behandlungspflichtige Nachblutungen<br />
bei allen Patienten<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
116.345 Datensätze aus 734 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Tonsillektomie<br />
konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />
dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />
2003 war es noch möglich, aufgrund einer<br />
Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem Format<br />
22.850 Datensätze aus 458 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
korrekt im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />
93.495 Datensätze aus 715 Krankenhäusern. In<br />
der Auswertung wurden die Datensätze des Formats<br />
5.0.1 auf das Datensatzformat 6.0 überführt,<br />
so dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet<br />
werden konnten.<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />
Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Tonsillektomie<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Tonsillektomie über alle Bundesländer<br />
hat sich gegenüber dem Vorjahr sehr verbessert<br />
und lag insgesamt bei 87 %. Dieser Wert<br />
ist dennoch für einen Leistungsbereich im zweiten<br />
Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />
als verbesserungsfähig einzuschätzen. Die<br />
Beteiligung der Krankenhäuser dagegen ist gut.<br />
Sie lag bei 98 %.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />
welches lediglich 3 % der erwarteten Daten<br />
geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />
zu erwarteten Datensätzen eine hohe<br />
Spannweite von 70 % bis 206 % auf.<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 20<br />
20 - 39<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
≥ 80<br />
ASA<br />
206%<br />
116%<br />
112%<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
5.0.1<br />
22.850<br />
458<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Bundesländer Gesamt<br />
6.0<br />
93.495<br />
715<br />
Gesamt<br />
116.345<br />
734<br />
Erwartet<br />
133.320<br />
750<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
87 %<br />
98 %<br />
Anzahl Anteil<br />
116.343<br />
69.625<br />
37.389<br />
7.799<br />
1.480<br />
50<br />
96.980<br />
18.079<br />
1.233<br />
50<br />
3<br />
2002<br />
60 %<br />
71 %<br />
99,99%<br />
59,84%<br />
32,14%<br />
6,70%<br />
1,27%<br />
0,04%<br />
83,36%<br />
15,54%<br />
1,06%<br />
0,04%<br />
0%<br />
318
319<br />
Ergebnisse<br />
Tonsillektomie<br />
Tonsillektomie mit Adenotomie<br />
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Häufig Tonsillektomie mit Adenotomie bei Kindern<br />
und Jugendlichen, selten bei Erwachsenen<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
Mit der Entfernung der Tonsillen kann die Adenotomie,<br />
d.h. die operative Entfernung der Rachenmandeln<br />
(Adenoide), kombiniert werden. Dieser<br />
Eingriff ist in der Regel bei Kindern indiziert, wenn<br />
es zu rezidivierenden Infekten der Luftwege kommt<br />
oder die Hyperplasie der Rachenmandel die Nasen-<br />
Anteil von Patienten mit Tonsillektomie und gleichzeitiger Adenotomie<br />
an Erwachsenen ( ≥ 20 Jahre) mit gültiger Altersangabe<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Tonsillektomie mit Adenotomie<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
9,27 %<br />
9,01 - 9,54 %<br />
46.718<br />
2,6 %<br />
0,0 - 100,0%<br />
567 von 734<br />
≤ 10 %<br />
132 von 567<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 734 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
144 Krankenhäuser<br />
23 Krankenhäuser<br />
atmung oder die Tubenbelüftung behindert. Im Erwachsenenalter<br />
sind die Adenoide stark zurückgebildet.<br />
Eine Entfernung ist deutlich seltener als bei<br />
Kindern indiziert.<br />
Bei ausgeprägten Adenoiden im Erwachsenenalter<br />
muss zum Ausschluss eines Malignoms immer eine<br />
histologische Untersuchung des Resektats erfolgen.<br />
Das <strong>Qualität</strong>sziel wurde auf der Basis eines Expertenkonsenses<br />
festgelegt.<br />
Methodik<br />
Rechenregel: Grundgesamtheit: alle Patienten mit<br />
gültiger Altersangabe ab 20 Jahren<br />
Zähler: Patienten mit Tonsillektomie mit<br />
Adenotomie<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 10%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Die gemeinsame<br />
Bewertung der Bundesdaten aus 2002 und Probedaten<br />
aus 2003 lässt einen Referenzbereich von<br />
≤ 10% sinnvoll erscheinen. Es besteht jedoch keine<br />
harte Evidenz aus Literaturdaten für diese Festlegung.<br />
Bewertung<br />
Die Gesamtrate von 9,27 % Tonsillektomien mit<br />
gleichzeitigen Adenotomien bei Erwachsenen (Alter<br />
ab 20 Jahren) wird aus der klinischen Erfahrung als<br />
akzeptabel und als Ausdruck sachgerechter Indikationsstellung<br />
bewertet. Spezifische Daten aus der<br />
Literatur, die für eine weitergehende Bewertung<br />
dieses Ergebnisses herangezogen werden könnten,<br />
stehen nicht zur Verfügung. Daher erfolgte auch die<br />
Festlegung des Referenzbereichs von ≤ 10 % auf der<br />
Basis der Ergebnisse vorangegangener Auswertungen.<br />
Auffällig ist die sehr hohe Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
von 0,0 bis 100,0%. 132 Krankenhäuser<br />
in Deutschland liegen mit ihren Ergebnissen<br />
außerhalb des Referenzbereichs. Eine Analyse im<br />
Strukturierten Dialog ist erforderlich. Die Kenntnis<br />
der Ursachen für die auffälligen Ergebnisse kann<br />
auch für die Weiterentwicklung des <strong>Qualität</strong>sindikators<br />
und des Referenzbereichs genutzt werden.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Selten behandlungspflichtige Nachblutungen bei<br />
Patienten ohne Gerinnungsstörung und ohne medikamentös<br />
behandlungspflichtigen Bluthochdruck<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
Eine sehr schwerwiegende Komplikation nach einer<br />
Tonsillektomie ist die Nachblutung. Am häufigsten<br />
tritt sie am Operationstag, am ersten oder zweiten<br />
Tag nach der Operation sowie am fünften oder<br />
sechsten postoperativen Tag auf. Gelegentlich wird<br />
eine Nachblutung auch nach bis zu drei Wochen<br />
beobachtet. Nachblutungen innerhalb der ersten<br />
24 Stunden können am ehesten auf die Operationstechnik<br />
bezogen werden und können somit Rückschlüsse<br />
auf die <strong>Qualität</strong> der Operation geben.<br />
Nachblutungsraten in der Literatur sind schwierig zu<br />
vergleichen, da unterschiedliche Nachbeobachtungszeiträume<br />
und vor allem unterschiedliche Definitionen<br />
zur Erfassung der Nachblutung eingesetzt<br />
werden.<br />
Eine Risikostratifizierung erfolgt, indem Patienten<br />
ohne Bluthochdruck und ohne Gerinnungsstörungen<br />
aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen werden.<br />
Damit kann ein um präexistente Faktoren einer<br />
Blutungsneigung bereinigtes, homogenes Kollektiv<br />
betrachtet werden.<br />
Methodik<br />
Rechenregel: Grundgesamtheit: Patienten ohne Gerinnungsstörung<br />
und ohne medikamentös behandlungsbedürftigen<br />
Bluthochdruck<br />
Zähler: Nachblutungen innerhalb der ersten 24h<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≤ 10,8% (95%-Perzentile)<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Evidenzbasierte<br />
Kriterien für die Festlegung eines festen Wertes fehlen,<br />
da in der Literatur und der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
andere Beobachtungszeiträume betrachtet werden.<br />
Ebenfalls werden in der Literatur uneinheitliche<br />
Definitionen für die Erfassung einer Nachblutung<br />
verwendet.<br />
Ergebnisse<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Tonsillektomie<br />
Nachblutung<br />
Anteil von Patienten mit behandlungspflichtigen Nachblutungen an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Nachblutung<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
4,70%<br />
4,58 - 4,82%<br />
116.345<br />
3,0%<br />
0,0 - 91,5%<br />
686 von 734<br />
≤ 10,8 % (95 %-Perzentile)<br />
34 von 686<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 734 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
48 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
320
321<br />
Ergebnisse<br />
Tonsillektomie<br />
Nachblutung<br />
Anteil von Patienten mit behandlungspflichtigen Nachblutungen innerhalb der<br />
ersten 24h an Patienten ohne Gerinnungsstörung und ohne medikamentös<br />
behandlungspflichtigen Bluthochdruck (Risikostandardisierung)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Nachblutung innerhalb der ersten 24h<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
1,74%<br />
1,67 - 1,82%<br />
114.931<br />
0,7%<br />
0,0 - 90,7%<br />
686 von 734<br />
≤ 4,9 % (95%-Perzentile)<br />
34 von 686<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis 19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 734 Krankenhäusern mit<br />
1-19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
48 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
Bewertung<br />
Die nicht risikostratifizierte Gesamtrate der Nachblutungen<br />
von 4,70 % bezogen auf alle Patienten<br />
und den gesamten stationären Aufenthalt ist als<br />
Ausdruck unauffälliger Versorgungsqualität anzusehen.<br />
Für den externen <strong>Qualität</strong>svergleich erfolgt zusätzlich<br />
insbesondere die Betrachtung des risikostandardisierten<br />
<strong>Qualität</strong>sindikators „Nachblutungen bei Patienten<br />
ohne präoperatives Blutungsrisiko innerhalb<br />
der ersten 24 Stunden“. Die Gesamtrate von 1,74 %<br />
für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator wird von der Fachgruppe<br />
HNO als sehr gutes Ergebnis bewertet.<br />
Die Spannweite der Krankenhausergebnisse von<br />
0,0 bis 90,7 % ist allerdings auffällig, insbesondere<br />
da ein risikostandardisiertes Kollektiv betrachtet<br />
wird. Für die Bewertung muss berücksichtigt werden,<br />
dass trotz der Eingrenzung der Dokumentation auf<br />
behandlungspflichtige Nachblutungen unterschiedliche<br />
Vorgehensweisen bei der Dokumentation die<br />
Ergebnisse beeinflussen können. Auch dieser Aspekt<br />
soll im Strukturierten Dialog analysiert werden.
Ausblick<br />
Die Fachgruppe hält für die Betrachtung der Ergebnisqualität<br />
bei der Tonsillektomie die Möglichkeit<br />
der Erfassung von Nachblutungen nach Entlassung<br />
aus der stationären Behandlung für eine wichtige<br />
methodische Weiterentwicklung. Durch Nachblutungen<br />
bedingte Todesfälle sind dramatische Ereignisse,<br />
die durch eine weitere Verkürzung der stationären<br />
Aufenthalte möglicherweise zunehmen können.<br />
Tonsillektomie<br />
Eine Diskussion über diese Entwicklung der Verweildauer<br />
ist nach Ansicht der Fachgruppe erforderlich,<br />
auch wenn die Verweildauern in Deutschland<br />
im internationalen Vergleich eher lang sind. Diese<br />
Situation kann allerdings gesundheitspolitisch gut<br />
begründet werden, wenn auch nur wenige Todesfälle<br />
von Kindern durch die längeren Verweildauern<br />
vermieden und damit höhere Kosten gerechtfertigt<br />
werden.<br />
322
323<br />
Tonsillektomie<br />
Literatur<br />
Ganzer U, Arnold W.<br />
Chronische Tonsillitis. Leitlinie der Deutschen<br />
Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,<br />
Kopf- und Hals-Chirurgie.<br />
AWMF-Leitlinienregister, Nr. 017/024,<br />
Entwicklungsstufe 1. Überarbeitet Juni 2001<br />
www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />
(Recherchedatum: 01.06.2004)
324<br />
<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />
Oliver Boy<br />
Dr. Regine Reinstorf<br />
Inna Dabisch<br />
Mitglieder der<br />
Fachgruppe Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie<br />
Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />
Leverkusen<br />
Dr. Dieter Decking<br />
Münster<br />
Dr. Rita Engelhardt<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />
Heidelberg<br />
Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />
Dresden-Schönfeld<br />
Dr. Thomas Gaertner<br />
Oberursel<br />
Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />
Bremen<br />
Dr. Matthias Hübner<br />
Oberursel<br />
Marion Lichtinghagen<br />
Wiesbaden<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />
Celle<br />
Jovita Ogasa<br />
Köln<br />
Detlef Roggenkemper<br />
Sendenhorst<br />
Dr. Volker Sänger<br />
Eichstätt<br />
PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />
Berlin<br />
Weitere<br />
Sachverständige<br />
Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />
Berlin<br />
Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />
Mannheim<br />
Stand: Juni 2004<br />
Kapitel 29<br />
Totalendoprothese (TEP)<br />
bei Koxarthrose<br />
Zusammenfassung<br />
Die Implantation des Hüftgelenkersatzes ist die<br />
Methode der Wahl zur Behandlung des fortgeschrittenen<br />
Hüftgelenkverschleißes. Sie ist patientenorientiert,<br />
kosteneffektiv und wird weltweit jährlich<br />
bei ca. einer Million Menschen durchgeführt.<br />
Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />
Ergebnisqualität betrachten.<br />
Eine postoperative Infektion bei einem elektiven,<br />
standardisierten und aseptischen chirurgischen<br />
Eingriff wie der Implantation eines Gelenkersatzes<br />
ist eine schwere Komplikation, die das weitere<br />
Leben des Patienten erheblich beeinträchtigen kann.<br />
Die Wirksamkeit der perioperativen Antibiotikaprophylaxe<br />
ist für die Vermeidung von Protheseninfektionen<br />
in der Hüftendoprothetik unbestritten,<br />
evidenzbasierte Empfehlungen finden sich in internationalen<br />
Leitlinien zur Endoprothetik und zur<br />
Antibiotikaprophylaxe.<br />
Insgesamt wurde bei 97,58% aller Patienten in diesem<br />
Leistungsbereich eine Antibiotikaprophylaxe<br />
durchgeführt. Damit kann eine gute Versorgungsqualität<br />
bei der Hüft-TEP-Versorgung in Deutschland<br />
festgestellt werden.<br />
Im Krankenhausvergleich liegen 71 von 795 Krankenhäusern<br />
außerhalb des von der Fachgruppe<br />
geforderten Referenzbereichs von ≥ 95%. Auffällig<br />
ist besonders ein Krankenhaus, das in keinem Fall<br />
eine Antibiotikaprophylaxe dokumentiert hat. Hier<br />
soll im Strukturierten Dialog festgestellt werden,<br />
ob es sich um ein Dokumentations- oder ein Versorgungsproblem<br />
handelt.<br />
Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie betrachtet<br />
es als ein notwendiges und praktikables<br />
Ziel, dass möglichst viele Patienten zum Zeitpunkt<br />
der Entlassung gehfähig sind, zumal es sich um<br />
einen Eingriff handelt, der die Funktion des beeinträchtigten<br />
Hüftgelenkes wiederherstellen soll. An<br />
das Erreichen der Gehfähigkeit lassen sich weitere<br />
Mobilisation und Kräftigung anschließen. Das endgültige<br />
funktionelle Ergebnis einer Hüftgelenkoperation<br />
wird in der Regel erst nach einem Jahr<br />
postoperativ erreicht.<br />
98,95% aller Patienten waren bei ihrer Entlassung<br />
zumindest mit einer Gehhilfe gehfähig. Dieses Ergebnis<br />
weist auf eine gute Versorgungsqualität bei<br />
Hüft-TEP-Implantationen in Deutschland hin. Ein<br />
Referenzbereich wurde auf der Basis eines Expertenkonsenses<br />
bei ≥ 90% festgelegt. Die Spannweite<br />
der Ergebnisse ist mit 32,3 bis 100,0% beträchtlich,<br />
dennoch lagen lediglich 6 von 793 Krankenhäusern<br />
mit mindesten 20 Fällen außerhalb des<br />
Referenzbereichs und sollen im Strukturierten<br />
Dialog angesprochen werden.
Einleitung<br />
Arthrotische Gelenkerkrankungen sind häufig und<br />
treten vorwiegend in höherem Lebensalter auf. Angesichts<br />
der demografischen Entwicklung nimmt<br />
die Häufigkeit zu (Woolf 2003). Gelenkverschleißerkrankungen<br />
beeinträchtigen den betroffenen Menschen<br />
durch Schmerzen und Funktionseinbußen<br />
erheblich in seiner Lebensqualität. Die Behandlungskosten<br />
für Erkrankungen des Bewegungsapparats<br />
müssen in westlichen Nationen mit 1 bis 3 % des<br />
Bruttosozialprodukts veranschlagt werden<br />
(Reginster 2002, Merx 2003).<br />
Beim hochgradigen Hüftgelenkverschleiß ist der<br />
endoprothetische Gelenkersatz die Behandlungsmethode<br />
der Wahl. Er hat das Ziel, dem Patienten<br />
Schmerzfreiheit und eine alltagstaugliche Hüftgelenkbeweglichkeit<br />
bei langer Lebensdauer (Standzeit)<br />
der Prothese wiederherzustellen.<br />
Ca. 15% aller über 65-jährigen Menschen leiden<br />
in westlichen Ländern an einer radiologisch bestätigten<br />
Koxarthrose. Die Endoprothesenimplantationsraten<br />
in den 1990er Jahren variierten allerdings<br />
in OECD-Staaten zwischen 50 und 130 Eingriffen<br />
pro 100.000 Einwohner (Merx 2003).<br />
Das statistische Bundesamt sah in Deutschland im<br />
Jahr 2000 bei Frauen die Koxarthrose mit 78.160<br />
Kodierungen an 18. Stelle der Krankenhausentlassungsdiagnosen<br />
(destatis 2003).<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
Basisstatistik<br />
Altersverteilung<br />
Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />
< 40<br />
40 - 59<br />
60 - 79<br />
80 - 89<br />
≥ 90<br />
Geschlecht<br />
männlich<br />
weiblich<br />
ASA<br />
Oft eine angemessene Indikation anhand<br />
röntgenologischer Kriterien<br />
Oft eine angemessene Indikation anhand der<br />
klinischen Symptomatik (Schmerzen und<br />
Bewegungseinschränkung)<br />
Grundsätzlich Antibiotikaprophylaxe<br />
Angemessene OP-Dauer<br />
Selten Bluttransfusionen mit Fremdblut<br />
Immer postoperatives Röntgen in 2 Ebenen<br />
Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />
Extension/Flexion von mindestens 0/0/70<br />
Hoher Anteil an Patienten mit selbstständigem Gehen<br />
bei der Entlassung<br />
Möglichst hoher Anteil an Patienten, bei denen bei<br />
Entlassung eine selbstständige Versorgung in der<br />
täglichen Hygiene möglich ist<br />
Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige<br />
intra- oder postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Implantatfehllage, Implantatdislokation oder<br />
Implantatbruch<br />
Selten Fraktur alsbehandlungsbedürftige intra- oder<br />
postoperative chirurgische Komplikation<br />
Selten Endoprothesenluxation<br />
Selten postoperative Wundinfektionen<br />
(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />
Selten Wundhämatome/Nachblutungen<br />
Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />
Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />
Komplikation<br />
Geringe Letalität<br />
ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />
ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />
ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />
und Leistungseinschränkung<br />
ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />
ständige Lebensbedrohung<br />
ASA 5: Moribunder Patient<br />
Anzahl Anteil<br />
91.524<br />
1.370<br />
15.955<br />
63.762<br />
10.045<br />
392<br />
36.027<br />
55.524<br />
10.749<br />
54.123<br />
25.950<br />
702<br />
27<br />
99,97%<br />
1,50%<br />
17,43%<br />
69,67%<br />
10,97%<br />
0,43%<br />
39,35%<br />
60,65%<br />
11,74%<br />
59,12%<br />
28,34%<br />
0,77%<br />
0,03%<br />
325
326<br />
Datengrundlage<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
Gelieferte<br />
Datensätze<br />
Teilnehmende<br />
Krankenhäuser<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
Datengrundlage<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
118.155 Datensätze aus 1.160 Krankenhäusern<br />
übermittelt.<br />
Eingriffe für den Leistungsbereich Totalendoprothese<br />
(TEP) bei Koxarthrose konnten in 2003 in<br />
zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />
werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />
noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />
Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />
senden. Es liegen in diesem Format 26.604 Datensätze<br />
aus 818 Krankenhäusern vor.<br />
Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />
im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />
Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />
und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 91.551 Datensätze<br />
aus 1.099 Krankenhäusern. Diese konnten<br />
in der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />
werden.<br />
Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />
Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />
nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten.<br />
318%<br />
192%<br />
130%<br />
123%<br />
116%<br />
115%<br />
113%<br />
111%<br />
Bundesländer<br />
Geliefert<br />
Spezifikation Gesamt<br />
5.0.1<br />
26.604<br />
818<br />
6.0<br />
91.551<br />
1.099<br />
118.155<br />
1.160<br />
Erwartet<br />
105.609<br />
1.034<br />
112%<br />
Gesamt<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
112%<br />
112%<br />
2002<br />
105%<br />
107%<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />
LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />
Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />
dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />
Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />
sind Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />
Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />
Leistungsbereichs Totalendoprothese (TEP) bei<br />
Koxarthrose über alle Bundesländer hat sich<br />
gegenüber dem Vorjahr verbessert und lag insgesamt<br />
bei 112%. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />
im dritten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />
Einführung als sehr gut einzuschätzen.<br />
Die Beteiligung der Krankenhäuser ist ebenfalls<br />
sehr gut. Sie lag bei 112%.<br />
Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />
2003 variiert und weist bezogen auf das Verhältnis<br />
von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen<br />
eine Spannweite von 95 bis 318% auf.<br />
Zusätzlich zu den ausgewerteten Datensätzen des<br />
Basismoduls wurden 26.388 Datensätze aus 487<br />
Krankenhäusern für den Teildatensatz „Pflege bei<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose“ geliefert.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Grundsätzlich Antibiotikaprophylaxe<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Eine postoperative Infektion bei einem elektiven,<br />
standardisierten und aseptischen chirurgischen Eingriff<br />
wie der Implantation eines Gelenkersatzes ist<br />
eine schwere Komplikation, die das individuelle<br />
Operationsergebnis erheblich beeinträchtigen kann.<br />
Lange Hospitalisationszeiten, Antibiotikatherapie<br />
und Reoperationen führen zu einer erheblichen<br />
Kostensteigerung im Vergleich zu unkompliziert<br />
verlaufenden Fällen (Palmer 2002).<br />
Die Wirksamkeit der perioperativen Antibiotikaprophylaxe<br />
ist für die Vermeidung von Protheseninfekten<br />
in der Hüftendoprothetik (Evidenzgrad Ib<br />
nach SIGN) unbestritten und findet sich in den<br />
internationalen Leitlinien zur Endoprothetik ebenso<br />
wie in internationalen Leitlinien zur Antibiotikaprophylaxe<br />
(SIGN 2000, Mangram et al. 1999,<br />
Bernasconi & Francioli 2000, Stürmer et al. 1999,<br />
ASHP Therapeutic Guidelines 1999, Dellinger et al.<br />
1994, Arbeitskreis Krankenhaushygiene der AWMF<br />
2004).<br />
Die Implantation von Fremdmaterialien erhöht das<br />
Risiko einer Wundinfektion (Gristina & Costerton<br />
1984). Dieses Risiko gilt es durch schonende<br />
Operationstechniken, möglichst kurze Operationszeiten<br />
und durch eine angemessene Antibiotikaprophylaxe<br />
zu minimieren.<br />
Eine angemessene Antibiotikaprophylaxe reduziert<br />
die Rate an Wundinfektionen unter Vermeidung von<br />
Nebenwirkungen, wie z.B. der Clostridium-difficile-<br />
Kolitis, und begünstigt nicht die Ausbildung von<br />
antibiotikaresistenten Keimen.<br />
„Single shot“-Prophylaxe<br />
In einer randomisierten kontrollierten Studie zur<br />
Antibiotikaprophylaxe beim Hüftgelenkersatz<br />
(Wymenga et al. 1992) konnte kein statistisch signifikanter<br />
Unterschied von perioperativer einmaliger<br />
zu dreimaliger Antibiotikagabe gefunden werden.<br />
Die SIGN 45-Guideline empfiehlt die einmalige<br />
(„single shot“) Antibiotikagabe mit dem<br />
Evidenzgrad Ib (SIGN 45).<br />
Clostridium-difficile-Kolitis tritt nach single shot-<br />
Prophylaxe seltener auf als nach länger dauernder<br />
Antibiotikagabe (Privitera et al. 1991).<br />
Zum Zeitpunkt der Hautinzision sollten wirksame<br />
Gewebespiegel des verwendeten Antibiotikums erreicht<br />
sein. Dies ist in der Regel gegeben, wenn das<br />
Antibiotikum zwischen 2 Stunden und 30 Minuten<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
Perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />
Perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />
Grundgesamtheit: Gruppe 1: Alle Patienten<br />
Gruppe 2: Operationsdauer ≤ 120 min<br />
Gruppe 3: Operationsdauer > 120 min<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Gesamt 2003<br />
Patienten mit perioperativer<br />
Antibiotikaprophylaxe<br />
Vertrauensbereich<br />
Referenzbereich<br />
davon<br />
single shot<br />
intraoperative Zweitgabe<br />
oder öfter<br />
Gruppe 1<br />
Alle<br />
Patienten<br />
89.296/91.512<br />
97,58%<br />
97,48% - 97,68%<br />
≥ 95%<br />
68.239 / 89.296<br />
76,42%<br />
21.057 / 89.296<br />
23,58%<br />
zuvor appliziert wird. Die in diesem Zeitfenster verabreichte<br />
Einmalgabe ist mit den geringsten Wundinfektionsraten<br />
korreliert. Frühere oder spätere<br />
Gabe lassen schlechtere Ergebnisse erwarten<br />
(Classen et al. 1992). Nach SIGN 45 kann dieses<br />
Vorgehen mit dem Empfehlungsgrad A eingestuft<br />
werden.<br />
Gruppe 2<br />
OP-Dauer<br />
≤ 120 min<br />
81.193/83.235<br />
97,55%<br />
62.587/81.193<br />
77,08%<br />
18.606/81.193<br />
22,92%<br />
Viele Antibiotika haben relativ kurze Halbwertzeiten<br />
von 1 bis 2 Stunden. Daher wird diskutiert, bei<br />
Operationszeiten von mehr als 2 Stunden eine<br />
intraoperative Zweitgabe zu verabreichen. Die Verfasser<br />
der SIGN-Guideline weisen jedoch darauf hin,<br />
dass in intraoperativen Studien auch nach 5 Stunden<br />
Operationszeit noch wirksame Spiegel eines<br />
Antibiotikums mit angegebener Halbwertzeit gemessen<br />
wurden (Van Dijk-Van Dam 1996). Sie empfehlen<br />
daher, grundsätzlich die intraoperative Zweitgabe<br />
bei länger dauernden Operationen zu erwägen,<br />
diese aber in das Ermessen des Operateurs zu<br />
stellen. Auch bei hohen Blutverlusten (ab 1500 ml)<br />
wird eine Wiederholungsdosis des Antibiotikums<br />
empfohlen (SIGN Empfehlungsgrad B).<br />
In einer randomisierten Studie (Dehne et al. 2001)<br />
konnten bei Nutzung eines Autotransfusionssystems<br />
keine verminderten Serum- und Knochengewebespiegel<br />
im Vergleich zur OP ohne Nutzung eines Retransfusionssystems<br />
nachgewiesen werden. Vier Stunden<br />
nach Antibiotikaapplikation wurden im Knochengewebe<br />
allerdings Antibiotikakonzentrationen unterhalb<br />
des Wirkspiegels gemessen. Die Autoren empfehlen<br />
daher bei länger dauernden Operationen die<br />
intraoperative Zweitgabe des Antibiotikums.<br />
Prophylaxe 24 Stunden perioperativ<br />
Die ASHP Therapeutic Guidelines (1999) empfehlen<br />
im Gegensatz zu SIGN die Gabe von 1g Cefazolin<br />
bei Narkoseeinleitung und weitere 8-stündige Gabe<br />
über 24 Stunden.<br />
Gruppe 3<br />
OP-Dauer<br />
> 120 min<br />
8.103/8.277<br />
97,90%<br />
5.652/8.103<br />
69,75%<br />
2.451/8.103<br />
30,25%<br />
327
328<br />
Ergebnisse<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
Perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />
Eine aktuelle Evaluation aus dem norwegischen<br />
Endoprothesenregister kommt zu folgendem Ergebnis:<br />
Revisionsraten nach Hüftgelenktotalendoprothesenimplantation<br />
waren am geringsten, wenn<br />
folgendes Schema zur Antibiotikaprophylaxe angewandt<br />
wurde: 4-malige Gabe eines parenteralen<br />
Antibiotikums (Cephalosporin oder Penicillin) plus<br />
Verwendung eines antibiotikahaltigen Knochenzements<br />
(Engesaeter et al. 2003).<br />
Anteil von Patienten mit perioperativer Antibiotikaprophylaxe an allen Patienten<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten mit perioperativer Antibiotikaprophylaxe<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Krankenhäuser<br />
97,58%<br />
97,48 - 97,68%<br />
91.512<br />
100,0%<br />
0,0 - 100,0%<br />
795 von 1.099<br />
≥ 95%<br />
71 von 795<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.099 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
304 Krankenhäuser<br />
0 Krankenhäuser<br />
Antibiotikahaltiger Knochenzement<br />
Die Ergebnisse aus dem norwegischen Endoprothesenregister<br />
(Engesaeter et al. 2003) weisen tendenziell<br />
darauf hin, dass die routinemäßige Verwendung<br />
von antibiotikahaltigem Knochenzement<br />
die Raten tiefer Wundinfekte reduziert.<br />
Leitlinien mit Hinweisen zur Verwendung antibiotikahaltigen<br />
Knochenzements stehen zurzeit nicht zur<br />
Verfügung.<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />
Zähler: Patienten mit Antibiotikaprophylaxe<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 95%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Da der Nutzen<br />
einer Antibiotikagabe bei Endoprotheseneingriffen<br />
in der Literatur belegt ist, hat die Fachgruppe<br />
einen Referenzbereich von ≥ 95% festgelegt. Nur<br />
in seltenen begründeten Fällen sollte auf eine<br />
Antibiotikagabe verzichtet werden. Da zur Art und<br />
Häufigkeit der Applikation keine evidenzbasierten<br />
Erkenntnisse bestehen, wurde kein Referenzbereich<br />
für die intraoperative Zweitgabe festgelegt. Im<br />
Strukturierten Dialog sollte erfragt werden, ob ggf.<br />
statt peripherer Antibiotikaprophylaxe Antibiotika<br />
im Zement verwendet wurden.<br />
Bewertung<br />
Insgesamt wurde bei 97,58% aller Patienten in diesem<br />
Leistungsbereich eine Antibiotikaprophylaxe<br />
durchgeführt. Damit kann eine gute Versorgungsqualität<br />
bei der Hüft-TEP-Versorgung in Deutschland<br />
festgestellt werden. Im Krankenhausvergleich liegen<br />
71 von 795 Krankenhäusern außerhalb des von<br />
der Fachgruppe geforderten Referenzbereichs von<br />
≥ 95%. Besonders auffällig ist ein Krankenhaus,<br />
in dem in keinem Fall eine Antibiotikaprophylaxe<br />
dokumentiert worden ist. Hier soll im Strukturierten<br />
Dialog analysiert werden, ob es sich um ein Dokumentations-<br />
oder ein Versorgungsproblem handelt.
<strong>Qualität</strong>sziel<br />
Hoher Anteil an Patienten mit selbstständigem<br />
Gehen bei der Entlassung<br />
<strong>Qualität</strong>sindikator<br />
Ziel des künstlichen Hüftgelenkersatzes ist die<br />
Wiederherstellung einer schmerzfreien Hüftgelenkbeweglichkeit<br />
und -belastbarkeit, insbesondere einer<br />
schmerzfreien Gehfähigkeit. Bei den meisten Patienten<br />
bestehen auch 6 Monate nach der Operation<br />
noch Gangauffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten<br />
(Madsen et al. 2004). Ihr individuelles endgültiges<br />
funktionelles Ergebnis erreichen Patienten in der<br />
Regel erst gegen Ende des ersten postoperativen<br />
Jahres (Roder et al. 2003).<br />
Eine amerikanische Publikation merkt kritisch an,<br />
dass Patienten im Jahr 2000 mit schlechterer Funktion<br />
aus der stationären Behandlung entlassen wurden<br />
als 10 Jahre zuvor, als die durchschnittliche<br />
Liegezeit noch 4,4 Tage länger war (Ganz et al.<br />
2003).<br />
Kontrovers wird die Frage diskutiert, wie viel physikalische<br />
Therapie und Rehabilitationsmaßnahmen<br />
notwendig sind, damit die Patienten ihre Gehfähigkeit<br />
schnell, sicher und anhaltend erreichen (Wang<br />
et al. 1998, Wang et al. 2002, Whitney & Parkman<br />
2002, Munin et al. 1998, Ganz et al. 2003, Kane et<br />
al. 2000, Maire et al. 2003, Kishida et al. 2001).<br />
In einer prospektiv randomisierten Studie konnte<br />
nachgewiesen werden, dass unter Anwendung klinischer<br />
Behandlungspfade eine schnellere Mobilisation<br />
(„ambulation“) erreicht werden konnte. Zur<br />
<strong>Qualität</strong> der Gehfähigkeit wird in dieser Publikation<br />
nicht Stellung genommen (Dowsey et al. 1999).<br />
Abhängig von patientenbedingten (Alter, Begleiterkrankungen,<br />
Compliance), operationsbedingten<br />
(OP-Zugang zementfreie Verankerungstechnik) und<br />
prozessbedingten (multidisziplinärer Behandlungsansatz)<br />
Einflüssen können Mobilisation, Gehfähigkeit<br />
und ausreichende Gangsicherheit in unterschiedlichen<br />
Zeiträumen erreicht werden.<br />
Die Gehfähigkeit bei Entlassung (ggf. unter Schmerzmedikation<br />
und unter Zuhilfenahme von Gehhilfen)<br />
ist eine Grundvoraussetzung für die Durchführung<br />
weiterer ambulanter oder stationärer Rehabilitationsmaßnahmen.<br />
In der Literatur finden sich keine Angaben, wie viele<br />
Patienten dieses Ziel bis zur Entlassung erreichen<br />
sollen.<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
Gehfähigkeit bei Entlassung<br />
Gehfähigkeit bei Entlassung<br />
Gesamt 2003<br />
Patienten, bei denen bei Entlassung selbstständiges<br />
Gehen (mit Gehhilfe) möglich ist<br />
nicht selbstständig gehfähige Patienten<br />
davon<br />
operationsbedingt<br />
nicht operationsbedingt<br />
Ergebnisse<br />
Anteil von Patienten, bei denen bei Entlassung selbstständiges Gehen (mit<br />
Gehhilfe) möglich ist, an allen Patienten (risikostandardisiert)<br />
Gesamtrate<br />
Vertrauensbereich<br />
Gesamtzahl der Fälle<br />
Patienten, bei denen bei Entlassung selbstständiges Gehen (mit Gehhilfe) möglich ist<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Median der Krankenhausergebnisse<br />
Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />
Referenzbereich<br />
Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
Prozent 100%<br />
20%<br />
0%<br />
Krankenhäuser<br />
Anzahl<br />
89.697 / 90.650<br />
108/953<br />
845/953<br />
Krankenhäuser<br />
98,95%<br />
98,88 - 99,01%<br />
90.650<br />
99,7%<br />
32,3 - 100,0%<br />
793 von 1.099<br />
≥ 90%<br />
6 von 793<br />
Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />
Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />
1 bis19 Fällen.<br />
Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />
von 1.099 Krankenhäusern mit<br />
1 - 19 Fällen<br />
0 Fällen<br />
98,95%<br />
11,33%<br />
88,67%<br />
%<br />
305 Krankenhäuser<br />
1 Krankenhäuser<br />
329
330<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
Gehfähigkeit bei Entlassung<br />
Methodik<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Alle Patienten mit folgenden<br />
Entlassungsgründen:<br />
• Behandlung regulär beendet<br />
• Behandlung beendet, nachstationäre<br />
Behandlung vorgesehen<br />
• Verlegung in ein anderes Krankenhaus<br />
• Entlassung in eine Rehabilitationseinrichtung<br />
Zähler: Patienten, bei denen bei Entlassung<br />
selbstständiges Gehen (mit Gehhilfe) möglich ist.<br />
Referenzbereich<br />
Referenzbereich: ≥ 90%<br />
Erläuterung zum Referenzbereich: Eine<br />
Vergleichbarkeit mit Literaturergebnissen ist wegen<br />
unterschiedlicher Definitionen, aber auch wegen<br />
unterschiedlicher Beobachtungszeiträume (z.B.<br />
Einbeziehung der Rehabilitation) nicht gegeben.<br />
Die Fachgruppe hält als Expertenkonsens eine<br />
Perzentile – d.h. einen relativen Verteilungskennwert<br />
– als Referenzbereich dennoch nicht für geeignet,<br />
da ein geringer Grad der Gehfähigkeit dann<br />
akzeptiert würde, wenn das Gesamtniveau der Ergebnisse<br />
niedrig wäre. Für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
wurde daher der feste Referenzbereich ≥ 90% festgelegt.<br />
Bei Hüft-TEP ist eine höhere Gehfähigkeitsrate<br />
als bei Knie-TEP zu fordern.<br />
Bewertung<br />
98,95% aller Patienten waren bei Entlassung zumindest<br />
mit einer Gehhilfe gehfähig. Lediglich 108<br />
Patienten waren operationsbedingt nicht gehfähig.<br />
Dieses Ergebnis weist auf eine gute Versorgungsqualität<br />
bei Hüft-TEP-Operationen in Deutschland hin.<br />
Da die internationale Literatur keinen Anhalt für einen<br />
evidenzbasierten Referenzwert für postoperative Gehfähigkeit<br />
nach Hüft-TEP gibt, hat die Fachgruppe im<br />
Expertenkonsens den Referenzbereich von 90% festgelegt.<br />
Bei den Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen<br />
lag die Spannweite zwischen 32,3 und 100,0%. 6<br />
von 793 Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen<br />
lagen außerhalb des Referenzbereichs. Mit diesen<br />
Krankenhäusern soll der Strukturierte Dialog auf<br />
Landesebene eingeleitet werden.
Ausblick<br />
Während allgemein anerkannt und belegt ist, dass<br />
die Implantation einer Hüftgelenk-Totalendoprothese<br />
die Methode der Wahl zur Behandlung der fortgeschrittenen<br />
Verschleißerkrankung des Hüftgelenks<br />
darstellt, so gibt es bezüglich unterschiedlicher Implantatdesigns<br />
und operationstechnischer Verfahren<br />
keine eindeutigen Aussagen. Die Einrichtung eines<br />
Endoprothesenregisters könnte neben validen<br />
Zahlen zum Krankenhausvergleich den Einfluss<br />
dieser Faktoren auf das Behandlungsergebnis<br />
<strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>.<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
331
332<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
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333
334<br />
Kapitel 30<br />
Datenbasis<br />
Tabelle 1: Bundesdatenpool 2003<br />
Datensätze<br />
Minimal-<br />
Datensätze<br />
5.0.1<br />
514.577<br />
Geliefert<br />
Spezifikation<br />
6.0<br />
2.257.971<br />
27.769<br />
Gesamt<br />
Erwartet<br />
2.800.317 2.896.086<br />
Vollständigkeit<br />
2003<br />
97%<br />
Abbildung 1: Verteilung der Vollständigkeit<br />
der gelieferten Datensätze nach Leistungsbereichen<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
168%<br />
139%<br />
137%<br />
135%<br />
130%<br />
129%<br />
112%<br />
Koro<br />
PTCA<br />
17/7<br />
09/2<br />
17/5<br />
21/3<br />
17/2<br />
05/1<br />
17/6 HCH<br />
09/3<br />
09/1<br />
17/1<br />
17/3<br />
15/1<br />
12/1<br />
Leistungsbereiche<br />
Abbildung 2: Verteilung der Vollständigkeit<br />
der gelieferten Datensätze nach Bundesländern<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
169%<br />
115%<br />
01/1<br />
20/1<br />
18/1<br />
14/1<br />
12/2<br />
16/1<br />
13/1<br />
10/2<br />
07/1<br />
12/3<br />
01/2<br />
14/1P<br />
Pflege Ges.<br />
17/2P<br />
17/1P<br />
20/2<br />
2002<br />
86%<br />
Ges.<br />
Zu Datensatzkennzeichen vergleiche Kapitel<br />
„Methoden“,4 Tabelle 1 ( z.B. 16/1 = Geburtshilfe)<br />
Bundesländer Gesamt<br />
Datengrundlage<br />
Umfang des Bundesdatenpools<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
2.800.317 Datensätze für die externe vergleichende<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung übermittelt (Tabelle 1).<br />
Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />
im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002 (Quelle:<br />
VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Die Bewertung der<br />
Vollständigkeit wurde analog 2002 durchgeführt.<br />
Die Methodik ist am Ende des Kapitels erläutert.<br />
Aufgrund der dort beschriebenen Besonderheit<br />
dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />
über 100 % möglich. In einigen Leistungsbereichen<br />
wurden zwei- bis dreimal so viele Datensätze wie<br />
im Jahr 2002 erfasst (Abbildung 1). Die Datensätze<br />
für die herzchirurgischen Leistungsbereiche wurden<br />
zu 105 % (2002: 97 %) geliefert. Die Vollständigkeit<br />
der Datensätze des Bundesdatenpools 2003 über<br />
alle Bundesländer (Abbildung 2) hat sich gegenüber<br />
2002 stark verbessert und lag insgesamt bei<br />
97% (2002: 86%). Die Beteiligung der Bundesländer<br />
im Verfahrensjahr 2003 variiert.<br />
Administrative Anforderungen<br />
an das Datenmanagement<br />
Verträge und Vereinbarungen<br />
Die im Jahr 2003 gültigen Verträge über die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
bei Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
und die <strong>Qualität</strong>ssicherung Herz verpflichteten<br />
die Krankenhäuser, Daten in elektronischer Form<br />
zu übermitteln. Die Vertragswerke über die externe<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung (Tabelle 2) legten ferner fest,<br />
dass die von den Krankenhäusern elektronisch gelieferten<br />
Datensätze vollständig und plausibel sein<br />
müssen. Die Prüfungen auf Vollständigkeit und Plausibilität<br />
anhand der von der Bundesebene vorgegebenen<br />
Kriterien erfolgten durch die Landesgeschäftsstellen<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung beziehungsweise<br />
die <strong>BQS</strong>.
Auslöser für die Dokumentation 2003<br />
Mit der Ergänzungsvereinbarung zur <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
für 2003, die zum 01.01.2003 in Kraft<br />
trat, wurden die einbezogenen Leistungen für die<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
und für die <strong>Qualität</strong>ssicherung Herz festgelegt<br />
(Tabelle 3). Sie wurden durch die Vertragspartner<br />
und Vertragsbeteiligten konsentiert, durch<br />
deren Landesgliederungen und die Landesgeschäftsstellen<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung an die Krankenhäuser<br />
weitergegeben und auf der Homepage der <strong>BQS</strong> veröffentlicht.<br />
Tabelle 2: Gesetze, Verträge und<br />
Vereinbarungen im Jahr 2003<br />
Quelle<br />
§ 135a SGB V: Verpflichtung zur<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
§ 137 SGB V: <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
bei zugelassenen Krankenhäusern<br />
§ 108 SGB V: Zugelassene<br />
Krankenhäuser<br />
Vertrag über die Entwicklung<br />
geeigneter <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />
in Krankenhäusern<br />
nach § 137 SGB V sowie über<br />
das Zustandekommen entsprechenderUmsetzungsvereinbarungen<br />
(Kuratoriumsvertrag)<br />
Zweite Ergänzungsvereinbarung<br />
zur <strong>Qualität</strong>ssicherung nach<br />
§ 137 SGB V (für das Jahr 2003)<br />
Anlage zu § 3 Abs. 2 des<br />
Kuratoriumsvertrages:<br />
Finanzierungsvereinbarung<br />
gemäß § 137 SGB V<br />
Vertrag über die Beauftragung<br />
der Bundesgeschäftsstelle<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung (<strong>BQS</strong> gGmbH)<br />
zur Entwicklung und Umsetzung<br />
von <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />
im Krankenhaus (Beauftragungsvertrag)<br />
Mustervereinbarung zwischen<br />
<strong>BQS</strong> und LQS nach § 3 Abs. 2<br />
Finanzierungsvereinbarung<br />
Vereinbarung nach § 137 SGB V<br />
über Maßnahmen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
bei Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelten für nach<br />
§ 108 SGB V zugelassene Krankenhäuser(Umsetzungsvereinbarung<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung bei<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelten)<br />
Vereinbarung nach § 137 SGB V<br />
über Maßnahmen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Herz für nach<br />
§ 108 SGB V zugelassene Krankenhäuser(Umsetzungsvereinbarung<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung Herz)<br />
Adresse<br />
www.bqs-online.de/<br />
download/SGB-5-040130.pdf<br />
www.bqs-online.de/<br />
vertraege/Kuratoriumsvertrag_<br />
06.12.2002.pdf<br />
www.bqs-online.de/download/<br />
ergaenzungsvereinbarung2003-<br />
20021121.pdf<br />
www.bqs-online.de/<br />
vertraege/Finanzierung_Stand_<br />
06.12.02.pdf<br />
www.bqs-online.de/<br />
vertraege/Vertraege_nach_%a7<br />
_137_SGB_V/Beauftragung_<br />
<strong>BQS</strong>%20_Stand_20.09.00_.pdf<br />
www.bqs-online.de/<br />
vertraege/Muster-Vereinbarung<br />
_2003.pdf<br />
www.bqs-online.de/vertraege/<br />
Vereinbarung_QS_FP_SE_Stand<br />
_06.12.02.pdf<br />
www.bqs-online.de/vertraege/<br />
Vereinbarung_Herz_und_Kika_<br />
Stand_06.12.02.pdf<br />
Datenbasis<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurde die externe<br />
vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung mit dem System<br />
der <strong>Qualität</strong>ssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
für alle Krankenhäuser fortgesetzt. Für<br />
die Krankenhäuser, die das DRG-System schon 2003<br />
einführten, mussten dennoch im Jahr 2003 das eingeführte<br />
Verfahren mit den Auslösern Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte und die Erhebung analog der<br />
V2/V3- Statistik fortgeführt werden. Zur Unterstützung<br />
dieser Häuser stellte die <strong>BQS</strong> die „Orientierungshilfe<br />
für Optionshäuser“ zur Verfügung.<br />
Tabelle 3: Auslöser 2003 – einbezogene<br />
Leistungen und Orientierungshilfen<br />
Quelle<br />
Katalog der einbezogenen Leistungen<br />
und die Verfahrensregeln<br />
für die <strong>Qualität</strong>ssicherung bei<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
Orientierungshilfe für Optionshäuser<br />
für die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
bei Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />
Katalog der einbezogenen Leistungen<br />
und die Verfahrensregeln<br />
für die <strong>Qualität</strong>ssicherung Herz<br />
Orientierungshilfe für Optionshäuser<br />
für die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Herz<br />
Adresse<br />
www.bqs-online.de/<br />
download/qsfpse-2003anhang-1a-kel-20021218.pdf<br />
www.bqs-online.de/<br />
download/qsfpse-2003anhang-1b-orientierungshilfeoptionshaeuser-20021121.pdf<br />
www.bqs-online.de/<br />
download/qsherz-2003anhang-1a-kel-20021121.pdf<br />
www.bqs-online.de/<br />
download/qsherz-2003anhang-1b-orientierungshilfeoptionshaeuser-20021121.pdf<br />
Klassifikationen, Prozeduren- und<br />
Entgeltkataloge<br />
Grundlage für die Definition der Dokumentationsverpflichtung<br />
in den Katalogen der einbezogenen<br />
Leistungen und der <strong>Qualität</strong>smessinstrumente<br />
selbst sind bundesweit geltende Katalogwerke, die<br />
im Jahr 2003 für die Verschlüsselung von Diagnosen,<br />
Prozeduren und Entgelten eingesetzt wurden<br />
(Tabelle 4).<br />
Tabelle 4: Für das Jahr 2003 gültige<br />
Klassifikationen, Prozeduren- und<br />
Entgeltkataloge<br />
Quelle<br />
Adresse<br />
ICD-10-SGB-V Version 2.0 für das www.dimdi.de/de/<br />
Jahr 2003<br />
klassi/diagnosen/icd10/<br />
htmlsgbv 20/fr-icd.htm<br />
OPS-301 Version 2.1 für das www.dimdi.de/de/klassi/<br />
Jahr 2003<br />
prozeduren/ops301/<br />
erwopshtml21/fr-ops.htm<br />
Fallpauschalen- und Sonderent- www.dkgev.de/alte_<br />
geltkataloge für das Jahr 2003 seite/pub/newzip/fpse2002_v<br />
20_2001-12-03.zip<br />
335
336<br />
Datenbasis<br />
Datenschutz<br />
Der Datenschutz hat für die <strong>BQS</strong> einen hohen Stellenwert,<br />
da die an die <strong>BQS</strong> übermittelten Daten<br />
sensible Informationen von Patienten und Krankenhäusern<br />
enthalten. Patienten und Krankenhäuser<br />
benötigen die Gewissheit, dass ihre Daten nur unter<br />
Beachtung aller datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />
genutzt werden. Aus Verantwortung für dieses<br />
Anliegen der Patienten und Krankenhäuser hat die<br />
<strong>BQS</strong> ein mehrstufiges Sicherungsverfahren entwickelt:<br />
Die Daten aus Krankenhäusern und Landesgeschäftsstellen<br />
werden prinzipiell verschlüsselt übermittelt.<br />
Die <strong>BQS</strong> setzt hierbei mit Triple DES (Data<br />
Encryption Standard) ein Verschlüsselungsverfahren<br />
mit besonders hohem Standard ein. Dieses Verfahren<br />
wird auch für den elektronischen Zahlungsverkehr<br />
der Banken angewendet, um sicherzustellen, dass<br />
der elektronische Datenaustausch nicht abgehört<br />
wird.<br />
Auch die übermittelten Daten selbst werden gesichert:<br />
• Alle Daten sind personenanonymisiert. Schon das<br />
Krankenhaus übermittelt Patientendaten nur<br />
unter anonymisierten Identifikationsnummern.<br />
Nur das exportierende Krankenhaus ist in der<br />
Lage, die Zuordnung einer anonymisierten Identifikationsnummer<br />
zu einem Patienten aufzulösen.<br />
• Die Landesgeschäftsstelle für <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
pseudonymisiert das Krankenhaus, bevor dessen<br />
Daten an die <strong>BQS</strong> gesendet werden.<br />
Nur die exportierende Landesgeschäftsstelle für<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung ist in der Lage, die Zuordnung<br />
eines pseudonymisierten Krankenhauses aufzulösen.<br />
Alle Mitarbeiter der <strong>BQS</strong> sind vertraglich zur Einhaltung<br />
der gesetzlichen Datenschutzbestimmungen<br />
verpflichtet.<br />
Technische Umsetzung<br />
Technische Anforderungen an das<br />
Datenmanagement<br />
Die technischen Anforderungen an die Verfahren zur<br />
Datenerfassung, Plausibilitätsprüfung und Datenübermittlung<br />
wurden in formalen Regelwerken<br />
zusammengefasst, die für den Erfassungszeitraum<br />
1. Januar bis 31. Dezember 2003 Gültigkeit besaßen<br />
(Tabelle 5). Diese Regelwerke werden ausgehend<br />
von den Auswertungskonzepten und der inhaltlichen<br />
Datensatzdefinition entwickelt.<br />
Tabelle 5: Spezifikationen für QS-<br />
Dokumentationssoftware 2003<br />
Quelle<br />
<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 (gültig<br />
bis 30.06.2003). Die <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
5.0.1 ist auf der Homepage<br />
der <strong>BQS</strong> aus Aktualitätsgründen<br />
nicht mehr verfügbar. Die Informationen<br />
über Änderungen von Spezifikation<br />
5.0.1 nach 6.0 stehen jedoch<br />
zum Download zur Verfügung<br />
<strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 mit technischer<br />
Dokumentation<br />
Service Release 1 zur <strong>BQS</strong>-<br />
Spezifikation 6.0<br />
Service Release 2 zur <strong>BQS</strong>-<br />
Spezifikation 6.0<br />
Sie enthalten für die dokumentationspflichtigen<br />
Leistungsbereiche jeweils die Datensätze, Schlüsseldefinitionen,<br />
Plausibilitätsregeln und Exportformate.<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden sie<br />
in der <strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />
6.0 zusammengefasst und am 19.07.2002<br />
veröffentlicht. Im Verfahrensjahr 2003 wurden zwei<br />
Service-Releases veröffentlicht, welche Anpassungen<br />
an die Klassifikationen, Prozeduren- und Entgeltkataloge<br />
sowie Verbesserungen innerhalb der<br />
Definitionen und Plausibilitätsprüfungen der Datensätze<br />
enthielten.<br />
Aufgrund der in der Zweiten Ergänzungsvereinbarung<br />
zur <strong>Qualität</strong>ssicherung nach § 137 SGB V (für<br />
das Jahr 2003) formulierten Übergangsregelung war<br />
es im Verfahrensjahr 2003 unter bestimmten Bedingungen<br />
(nicht rechtzeitiges Bereitstellen der<br />
Software nach <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 seitens des<br />
Softwareanbieters) noch zulässig, Daten des ersten<br />
Halbjahres im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1<br />
zu senden.<br />
Adresse<br />
www.bqs-online.de/<br />
informatik/spez-60Delta501.zip<br />
www.bqs-online.de/<br />
informatik/spez-60.zip<br />
www.bqs-online.de/<br />
informatik/TechDok-60.zip<br />
www.bqs-online.de/<br />
informatik/Spez60-SR1.zip<br />
www.bqs-online.de/<br />
download/Spez-60-SR2.zip
Umsetzung in Krankenhaus-<br />
Anwendungssoftware<br />
Die <strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />
definiert die technischen Anforderungen<br />
für die Erstellung von Software zur Erfassung,<br />
Plausibilitätsprüfung und Übermittlung von Daten<br />
für die externe vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
Sie enthält zusammen mit der Technischen Dokumentation<br />
alle Informationen, die Softwareentwickler<br />
für die Integration der QS-Dokumentation in<br />
ihre Krankenhaus-Anwendungssoftware brauchen.<br />
Im Verfahrensjahr 2003 wurden innerhalb der Datensätze<br />
für die 32 medizinischen und pflegerischen<br />
Leistungsbereiche mit 330 <strong>Qualität</strong>szielen rund<br />
2.420 Datenfelder und rund 3.000 Plausibilitätsregeln<br />
bereitgestellt (Bezug: Format der <strong>BQS</strong>-<br />
Spezifikation 6.0).<br />
Mit der <strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />
werden grundsätzlich zwei Ziele verfolgt:<br />
Einerseits stellen externe <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren,<br />
die einen Vergleich der <strong>Qualität</strong> von Krankenhausleistungen<br />
zum Ziel haben, eine Reihe von<br />
methodischen Anforderungen an die Datenerhebung,<br />
Datenerfassung und Plausibilitätsprüfung. Deren<br />
Umsetzung durch unterschiedliche Programme beinhaltet<br />
grundsätzlich die Gefahr einer Verzerrung<br />
der Daten. Die Vorgaben der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
dienen dazu, durch einheitliche Festlegung von<br />
Datenfeldbeschreibungen, Plausibilitätsregeln,<br />
Grundsätzen der Benutzerschnittstellengestaltung<br />
und Datenübermittlungsformaten die Erhebung von<br />
validen, reliablen und vergleichbaren Daten zu unterstützen.<br />
Andererseits sollen die Krankenhäuser<br />
dabei unterstützt werden, die Mehrfacherfassung<br />
und redundante Datenhaltung für Abrechnungszwecke,<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung und medizinische Dokumentation<br />
im Krankenhaus zu vermeiden und<br />
damit den Dokumentationsaufwand so weit wie<br />
möglich zu reduzieren. Dies kann am besten durch<br />
eine Integration der Datenerfassung und -verwaltung<br />
in die bestehenden medizinischen Dokumentationssysteme<br />
realisiert werden. Die <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
dient dabei als Vorgabe für die Ergänzung bestehender<br />
medizinischer Dokumentations- und Krankenhausinformationssysteme<br />
um eine Komponente<br />
für die Erfassung, Plausibilitätsprüfung und Übermittlung<br />
von Daten für die externe vergleichende<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
Die <strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />
wurde 2003 von einer Vielzahl von Softwareherstellern<br />
in ihren Produkten umgesetzt. In einigen<br />
Datenbasis<br />
Softwarehäusern erfolgt das Einlesen und Interpretieren<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation in die Softwareprodukte<br />
(sog. Parsing) bereits automatisiert über ein<br />
Entwicklungssystem.<br />
Die <strong>BQS</strong> veröffentlicht auf ihrer Homepage jeweils<br />
aktuelle Übersichten über Softwareanbieter und<br />
den Leistungsumfang ihrer Produkte.<br />
Datenübermittlung und -import<br />
Datenübermittlung<br />
Die Datenübermittlung wurde im Jahr 2003 elektronisch<br />
durchgeführt. Ein Verschlüsselungsverfahren<br />
für die Datenübermittlung per E-Mail stand<br />
ab 01.01.2003 zur Verfügung. Zusätzlich war der<br />
Versand von CD-ROM oder Disketten möglich. Für<br />
die Übermittlung der Daten in den Bundesdatenpool<br />
wurden im Jahr 2003 unterschiedliche Datenübermittlungswege<br />
genutzt (Abbildung 3):<br />
• Das indirekte Verfahren für die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Fallpauschalen und Sonderentgelte sowie das<br />
• Direktverfahren für die <strong>Qualität</strong>ssicherung Herz.<br />
QS-Dokumentation<br />
• Erfassung<br />
• Plausibilitätsprüfung<br />
• Anonymisierter Export<br />
Datenentgegennahme und<br />
Datenrückbestätigung<br />
FP/SE<br />
Landesdatenpool<br />
Bundesdatenpool<br />
HCH<br />
Abbildung 3: Datenübermittlungswege für<br />
das Jahr 2003<br />
337
338<br />
Datenbasis<br />
Datenweg beim indirekten Verfahren<br />
Im indirekten Verfahren der Datenübermittlung<br />
sendet das dokumentierende Krankenhaus seine<br />
Datensätze der zuständigen Landesgeschäftsstelle<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung. Voraussetzung dafür ist eine<br />
Registrierung der Dokumentationssysteme des Krankenhauses<br />
durch die Landesgeschäftsstelle. Diese<br />
Registrierung sichert die korrekte Zuordnung der<br />
Daten. Beim Datenexport im Krankenhaus werden<br />
die in der <strong>BQS</strong>-Spezifikation definierten Plausibilitätsregeln<br />
angewendet, die prüfen, ob ein Datensatz<br />
korrekt dokumentiert wurde. Beim Import in<br />
den Datenpool des Landes werden diese Regeln<br />
nochmals durchlaufen und der Datensatz wird zur<br />
Sicherheit ein zweites Mal geprüft.<br />
Das Krankenhaus erhält für jeden gesendeten<br />
Datensatz ein Importprotokoll. Fehler in der<br />
Datenübermittlung und beim Import werden in<br />
diesem Protokoll dokumentiert. Das Krankenhaus<br />
kann auf Basis dieser Meldungen eine Korrektur<br />
und Neueinsendung der Daten vornehmen.<br />
Nachdem die Datensätze der Krankenhäuser voll-<br />
Abbildung 4: Importdaten nach Leistungsbereichen<br />
(nur Datensätze im indirekten Verfahren)<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
07/1<br />
05/1<br />
01/2<br />
10/2<br />
12/2<br />
01/2<br />
12/1<br />
03/1<br />
18/1<br />
17/6<br />
17/1<br />
12/3<br />
Leistungsbereiche<br />
17/7<br />
17/2<br />
17/5<br />
14/1<br />
17/3<br />
20/1<br />
21/3<br />
20/2<br />
09/2<br />
09/3<br />
09/1<br />
15/1<br />
16/1<br />
Abbildung 5: Importraten in den Bundesdatenpool nach<br />
Bundesländern (nur Datensätze im indirekten Verfahren)<br />
100 %<br />
90%<br />
80 %<br />
70 %<br />
60%<br />
50 %<br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
10 %<br />
0%<br />
gesamt<br />
Bundesländer gesamt<br />
ständig und plausibel in den jeweiligen Datenpool<br />
des Bundeslandes importiert worden sind, erfolgen<br />
seitens der Landesgeschäftsstellen die Vorbereitungen<br />
für die Übermittlung der Daten in den<br />
Bundesdatenpool. Dazu ist es jeweils notwendig,<br />
die zwar personenanonymisierten, aber krankenhausbezogenen<br />
Daten in einem weiteren Schritt<br />
auch in Bezug auf das Krankenhaus zu pseudonymisieren.<br />
Einzig die zuständigen Institutionen auf<br />
der Landesebene sind in der Lage, die Pseudonymisierung<br />
aufzulösen.<br />
Nach der Pseudonymisierung werden die Datensätze<br />
an den Zentralen Datenservice (ZDS) der <strong>BQS</strong><br />
gesendet. Dessen technische Durchführung obliegt<br />
der quant – Service für das Gesundheitswesen<br />
GmbH, Hamburg. Hier erfolgt der Import in den<br />
Bundesdatenpool, nachdem jeder Datensatz nochmals<br />
die Plausibilitätsprüfungen der <strong>BQS</strong> durchlaufen<br />
hat. Auch in diesem Verfahren erhält der<br />
Absender der Daten, also die jeweilige Landesgeschäftsstelle<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung, eine Rückprotokollierung<br />
und kann ggf. auf Fehler reagieren.<br />
Datenweg beim direkten Verfahren<br />
Im Direktverfahren der Datenübermittlung sendet<br />
das dokumentierende Krankenhaus seine Datensätze<br />
direkt an den Zentralen Datenservice (ZDS)<br />
der <strong>BQS</strong>. Voraussetzung dafür ist ebenfalls eine<br />
Registrierung der Dokumentationssysteme des<br />
Krankenhauses, die im Direktverfahren von der<br />
<strong>BQS</strong> durchgeführt wird. Die Vorgehensweisen bei<br />
der Plausibilitätsprüfung, der Anonymisierung, dem<br />
Datenexport, der Datenübermittlung sowie dem<br />
Datenimport in den Bundesdatenpool entsprechen<br />
denen des indirekten Verfahrens.<br />
Datenimport in den Bundesdatenpool<br />
Die Übermittlungsfrist für die Daten der externen<br />
vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung an die Bundesebene<br />
wurde 2003 erstmals bundeseinheitlich umgesetzt.<br />
Sie endete am 15.03.2004, so dass der<br />
Datenimport für die Bundesauswertung 2003 im<br />
Vergleich zum Vorjahr frühzeitiger abgeschlossen<br />
werden konnte.<br />
In den Leistungsbereichen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
für Fallpauschalen und Sonderentgelte hat sich ein<br />
Bundesland nicht an der Übersendung von Daten<br />
zur Kataraktchirurgie sowie zur Nasenscheidewandkorrektur<br />
beteiligt. Darüber hinaus hat ein weiteres<br />
Bundesland keine Daten zur Koronarangiographie/<br />
PTCA geliefert. Ein Bundesland hat sich nicht an<br />
der Pflege-Dokumentation beteiligt, zwei weitere<br />
haben lediglich geringe Anzahlen von Teildaten-
sätzen Pflege geliefert. Seitens einiger Landesgeschäftsstellen<br />
wurden nicht alle Daten an die<br />
Bundesebene übermittelt. Gründe für die Nichtübermittlung<br />
von Daten sind vor allem darin zu sehen,<br />
dass Datensätze im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />
5.0.1 auch für das zweite Halbjahr 2003 sowie über<br />
das bundesweit gültige Ende der Datenübermittlungsfrist<br />
hinaus von den Krankenhäusern entgegengenommen<br />
wurden. Alle für die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Herz registrierten Krankenhäuser haben ihre Daten<br />
geliefert.<br />
Für die Ermittlung der Importraten wurde die Anzahl<br />
der als fehlerhaft zurückgewiesenen und bis zum<br />
Ende der Frist für die Datenübermittlung nicht korrigierten<br />
Datensätze im indirekten Verfahren betrachtet<br />
(Abbildung 4 und 5). Die Importraten sind im<br />
Vergleich zu 2002 verbesserungsfähig. Sie bewegen<br />
sich sowohl bezogen auf die Leistungsbereiche als<br />
auch bezogen auf die einzelnen Bundesländer im<br />
Bereich oberhalb der 90%-Marke (2002: oberhalb<br />
der 98%-Marke).<br />
Datenformate in der Bundesauswertung<br />
2003<br />
Aufgrund der Zweiten Ergänzungsvereinbarung zur<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung nach § 137 SGB V war es im<br />
Verfahrensjahr 2003 zulässig, Daten des ersten<br />
Halbjahres im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1<br />
zu senden. Datensätze eines Leistungsbereiches<br />
liegen daher in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />
vor:<br />
• Im Format der Spezifikation 5.0.1 liegen 514.577<br />
Datensätze vor.<br />
• Im Format der Spezifikation 6.0 liegen 2.257.971<br />
Datensätze für die medizinische Dokumentation<br />
sowie 27.769 Minimaldatensätze (MDS) vor<br />
(Tabelle 6).<br />
Tabelle 6: Verteilung der Datensatzformate<br />
des Bundesdatenpools 2003<br />
Datensatzformat<br />
<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1<br />
(bis 30.06.2003)<br />
<strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0<br />
Datensätze<br />
18%<br />
82%<br />
In einer Reihe von Leistungsbereichen war es<br />
möglich, nach umfangreichen Anpassungen in der<br />
Auswertung die Datensätze des Formats 5.0.1 auf<br />
das Datensatzformat 6.0 zu überführen (Mapping),<br />
so dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam<br />
ausgewertet werden konnten. In einigen Leistungsbereichen<br />
war es allerdings nur möglich, den Basisdatensatz<br />
zu mappen. Tabelle 7 listet diese so<br />
genannten „gemappten“ Leistungsbereiche auf.<br />
Datenbasis<br />
Tabelle 7: Leistungsbereiche mit Überführung<br />
des Datensatzformats 5.0.1 in<br />
das Datensatzformat 6.0 (Mapping)<br />
Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />
Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />
Geburtshilfe<br />
Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />
Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Nasenscheidewandkorrrektur<br />
Perkutane transluminale Angioplastie<br />
Prostataresektion<br />
Tonsillektomie<br />
Bei anderen Leistungsbereichen erfolgten mit <strong>BQS</strong>-<br />
Spezifikation 6.0 Überarbeitungen des Datensatzes.<br />
Hier war eine gemeinsame Auswertung beider gelieferten<br />
Datensatzformate nicht möglich, da die<br />
Datenfelder des alten und neuen Formates nicht<br />
ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />
werden konnten (Tabelle 8).<br />
Tabelle 8: Leistungsbereiche mit<br />
separater Auswertung der<br />
Datensatzformate 5.0.1 und 6.0<br />
Aortenklappenchirurgie, isoliert<br />
Appendektomie<br />
Cholezystektomie<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur (ohne subtrochantäre Frakturen)<br />
Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Kataraktoperation<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />
Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />
Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
Koronarchirurgie, isoliert<br />
Leistenhernie<br />
Mammachirurgie<br />
Mitralklappenchirurgie, isoliert<br />
Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur<br />
(ohne subtrochantäre Frakturen)<br />
Pflege bei Prostataresektion<br />
Pflege bei Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
Pflege: Leistungsbereich-übergreifende Auswertung<br />
PTCA (nur 5.0.1)<br />
Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />
Bei der Bewertung der Vollständigkeit dieser<br />
Leistungsbereiche ist zu beachten, dass sich die<br />
beschriebene Datengrundlage des Datenmanagements<br />
immer auf die Anzahl aller gelieferten Datensätze<br />
bezieht, während sich die Datengrundlage<br />
der Bundesauswertungen auf die ausgewerteten<br />
Datensätze bezieht, d.h. auf die Datensätze nach<br />
dem Format 5.0.1 der <strong>BQS</strong>-Spezifikation oder auf<br />
die Datensätze nach dem Format 6.0.<br />
339
340<br />
Datenbasis<br />
Vollständigkeitsanalyse<br />
Datengrundlage<br />
Die Anzahl der im Verfahrensjahr 2003 erwarteten<br />
Datensätze wurde geschätzt auf Grundlage der für<br />
2002 von den Krankenhäusern vereinbarten Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte. Diese Vereinbarungszahlen<br />
wurden vom Verband der Angestellten-<br />
Krankenkassen/Arbeiter-Ersatzkassen-Verband e.V.<br />
(VdAK/AEV), Siegburg, in einer Statistik zusammengefasst<br />
und der <strong>BQS</strong> für die Durchführung der<br />
Vollständigkeitsanalyse zur Verfügung gestellt.<br />
Diese Daten stellten für die <strong>BQS</strong> die beste verfügbare<br />
Grundlage zur Bewertung der Vollständigkeit<br />
dar. Andere Datengrundlagen standen nicht gleichzeitig<br />
für alle Leistungsbereiche und für alle Bundesländer<br />
zur Verfügung.<br />
Nicht alle Krankenhäuser, die im Jahr 2002 Leistungen<br />
mit Dokumentationspflicht für die externe<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung erbracht und Datensätze übermittelt<br />
haben, waren in der Datenbasis des VdAK<br />
enthalten. In vielen Krankenhäusern war die Anzahl<br />
der für das Jahr 2001 vereinbarten Leistungen niedriger<br />
oder höher als die Anzahl der im Jahr 2002<br />
erbrachten Leistungen, für die Datensätze dokumentiert<br />
und übermittelt wurden. Damit unterschätzt<br />
die Vollständigkeitsanalyse den Leistungsumfang:<br />
Vollständigkeitsraten über 100% sind in einzelnen<br />
Leistungsbereichen möglich.<br />
Aufgrund dieser Unschärfen in der Bewertung der<br />
Vollständigkeit auf Basis der VdAK-Zahlen wurde<br />
nach Lösungswegen gesucht, um die Genauigkeit<br />
der aktuellen Vollständigkeitsanalyse in einigen<br />
Leistungsbereichen durch Verwendung zusätzlicher<br />
externer Quellen zu erhöhen. Für die Leistungsbereiche<br />
Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />
Mitralklappenchirurgie und kombinierte Koronarund<br />
Aortenklappenchirurgie, PTCA, Geburtshilfe<br />
und Pflege wurden andere Informationsquellen für<br />
die Vollständigkeitsanalyse herangezogen, die<br />
jeweils in den Kapiteln für die betreffenden Leistungsbereiche<br />
dargestellt werden.<br />
Methodik der Bewertung der<br />
Vollständigkeit<br />
Die Vollständigkeit des Bundesdatenpools wurde<br />
berechnet für Datensätze als Quotient aus der<br />
Anzahl der gelieferten bzw. ausgewerteten Datensätze<br />
und der Anzahl der erwarteten Datensätze<br />
und für Krankenhäuser als Quotient aus der Anzahl<br />
der teilnehmenden Krankenhäuser und der Anzahl<br />
der erwarteten Krankenhäuser. Dieser Quotient<br />
wird als Prozentzahl dargestellt und gibt Auskunft<br />
über die Repräsentativität der Datenbasis für den<br />
jeweils betrachteten Leistungsbereich.<br />
Die Ergebnisse der Bewertung der Vollständigkeit<br />
2003 sind mit denen des Jahres 2002 vergleichbar,<br />
da die Sollzahlen nach der gleichen Systematik<br />
berechnet wurden und verfahrensjahrübergreifend<br />
die gleiche Unschärfe aufweisen. Tabelle 9 zeigt<br />
die Kategorien, nach denen zur Darstellung der<br />
Vollständigkeit unterschieden werden muss.<br />
Tabelle 9: Kategorien von Datensätzen<br />
und Krankenhäusern<br />
Erwartete Datensätze<br />
Gelieferte Datensätze<br />
Ausgewertete Datensätze<br />
Erwartete Krankenhäuser<br />
Teilnehmende Krankenhäuser<br />
Anzahl vereinbarter FP/ SE für<br />
2002<br />
Quelle: VdAK (LKA V2/V3 2004)<br />
Anzahl plausibler und vollständiger<br />
Datensätze<br />
Anzahl der in die Bundesauswertung<br />
2003 einbezogenen<br />
Datensätze<br />
Anzahl der Krankenhäuser, die<br />
FP/SE für 2002 vereinbart haben<br />
Quelle: VdAK (LKA V2/V3 2004)<br />
Anzahl der Krankenhäuser,<br />
deren Daten im Bundesdatenpool<br />
2003 enthalten sind<br />
Minimaldatensatz<br />
Ab <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 war es möglich, einen<br />
Ersatzdatensatz zur Dokumentation zu verwenden,<br />
wenn zwar eine Fallpauschale oder ein Sonderentgelt<br />
aus dem Katalog der einbezogenen Leistungen<br />
vergütet wurde, aber die erbrachte Leistung in<br />
dem entsprechenden Leistungsbereich nicht dokumentiert<br />
werden konnte. Beispielsweise sind im<br />
Leistungsbereich Leistenhernien ausschließlich<br />
Leistenhernien einschl. ihrer Rezidive zu dokumentieren.<br />
Für alle anderen Hernientypen ist dieser<br />
Ersatzdatensatz, der auch als Minimaldatensatz<br />
(MDS) bezeichnet wird, zu verwenden. Weitere<br />
Leistungsbereiche, in denen der MDS aufgrund<br />
besonderer Vergütungsvereinbarungen zum Einsatz<br />
kam, waren Karotis-Rekonstruktion, Perkutane transluminale<br />
Angioplastie (PTA) sowie Koronarangiographie/Perkutane<br />
transluminale Koronarangioplastie<br />
(PTCA).<br />
Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />
27.769 Minimaldatensätze übermittelt. Davon sind<br />
23.093 (83%) dem Leistungsbereich Leistenhernien<br />
zuzuordnen. Weitere 2.958 Datensätze<br />
sind nach inhaltlicher Prüfung keinem dokumentationspflichtigen<br />
Leistungsbereich zuzuordnen. Die<br />
restlichen 1.718 Minimaldatensätze verteilen sich<br />
gleichmäßig auf alle anderen Leistungsbereiche,<br />
lassen aber keine Systematik bezüglich einer<br />
Zuordnung erkennen.
Ausblick<br />
Aus der Übergangsregelung für zwei Datensatzformate<br />
haben sich im Jahr 2003 Erschwernisse für<br />
die Datenerfassung in den Krankenhäusern und die<br />
Auswertung der übermittelten Daten ergeben.<br />
Diese Schwierigkeiten werden ab 2004 entfallen,<br />
weil mit der Umsetzung der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 7.0<br />
ganzjährig ein einheitliches Datenformat für die<br />
Datenerfassung und Datenübermittlung genutzt<br />
werden kann.<br />
Ebenfalls ab 2004 wird auf der Grundlage des<br />
neuen Auslöseverfahrens „QS-Filter“ ein für die<br />
Zwecke der externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung besser<br />
geeignetes Verfahren für die Bewertung der Vollständigkeit<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Datenbasis<br />
Literatur<br />
Verband der Angestellten-Krankenkassen e.V./<br />
Arbeiter-Ersatzkassen-Verband e.V. (VdAK/AEV).<br />
In den Anlagen V2 und V3 der Leistungs- und<br />
Kalkulationsaufstellung 2001 für das Jahr 2002<br />
vereinbarte Anzahl der Sonderentgelte und Fallpauschalen.<br />
Interne Statistik, Mitteilung an <strong>BQS</strong> (Mai 2004).<br />
341
342<br />
Kapitel 31<br />
Methoden<br />
<strong>Qualität</strong> messen und vergleichen<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> zu <strong>machen</strong>, das heißt medizinische<br />
und pflegerische <strong>Qualität</strong> zu messen und zu vergleichen.<br />
Die <strong>BQS</strong> entwickelt die dazu erforderlichen<br />
<strong>Qualität</strong>smessinstrumente. Die Krankenhäuser<br />
sammeln die für die Messung erforderlichen Daten.<br />
Die <strong>BQS</strong> stellt anschließend die Ergebnisse im Vergleich<br />
dar. Dieser Vergleich erlaubt den Krankenhäusern<br />
eine Standortbestimmung bezüglich der<br />
<strong>Qualität</strong> der von ihnen erbrachten Leistungen und<br />
ist Ausgangspunkt für das medizinische und pflegerische<br />
Benchmarking, also die Suche nach den<br />
besten Wegen zur Erreichung von <strong>Qualität</strong>szielen.<br />
Die folgenden Darstellungen beschreiben die Verfahren,<br />
Grundlagen und Quellen, die den in diesem<br />
<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport dargestellten Ergebnissen zugrunde<br />
liegen. Alle Angaben zu den Webseiten beziehen<br />
sich auf den Stichtag 7. Juli 2004.<br />
Inhalte der <strong>Qualität</strong>smessung:<br />
Leistungsbereiche in der externen<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung 2003<br />
Die Verfahren der verbindlichen externen vergleichenden<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in Deutschland werden<br />
seit Anfang 2001 inhaltlich und organisatorisch von<br />
der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
gGmbH (<strong>BQS</strong>) in Düsseldorf umgesetzt.<br />
Inhaltlich erstreckten sie sich im Jahr 2003 auf insgesamt<br />
33 Leistungsbereiche. Alle 33 Leistungsbereiche<br />
wurden 2003 unter gleichen administrativen,<br />
inhaltlichen und technischen Rahmenbedingungen<br />
durchgeführt.<br />
Tabelle 1 zeigt die 33 Leistungsbereiche, die in der<br />
Bundesauswertung 2003 enthalten sind. In der<br />
Tabelle sind die Leistungsbereiche den <strong>BQS</strong>-Fachgruppen<br />
zugeordnet, die im Jahr 2004 die Bewertung<br />
des jeweiligen Leistungsbereiches in der Bundesauswertung<br />
2003 vorgenommen haben. Die<br />
Spalten 3 bis 5 führen das Datensatzkennzeichen<br />
und die Anzahl der Datenfelder in der Datensatzversion<br />
6.0 auf. Die Anzahl der Teilauswertungen<br />
nach den Datensatzversionen 5.0.1, 6.0 oder<br />
eines gemappten Datensatzes 5.0.1/6.0 wird in<br />
den Spalten 6 bis 8 dargestellt. Die Spalten 9 bis<br />
11 spiegeln die Anzahl der <strong>Qualität</strong>sindikatoren in<br />
der Bundesauswertung 2003 und im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
wider. Einzelne <strong>Qualität</strong>sindikatoren werden<br />
durch mehr als eine Kennzahl dargestellt. Die<br />
Anzahl der Kennzahlen im Leistungsbereich wird in<br />
den Spalten 12 und 13 aufgeführt. Insgesamt sind<br />
für die 32 Leistungsbereiche mit Auswertung von<br />
Datensätzen der Version 6.0 331 <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
und 439 Kennzahlen ausgewertet worden.<br />
Entwicklung von <strong>Qualität</strong>smessverfahren<br />
Im Jahr 1973 wurde unter dem Begriff „Tracer“ ein<br />
Verfahren beschrieben, das die Darstellung der<br />
<strong>Qualität</strong> im Gesundheitswesen erlaubt (Kessner<br />
1973). Seit 1975 wurde dieses Konzept in Deutschland<br />
systematisch angewandt, zunächst in der Geburtshilfe,<br />
danach vor allem in der Chirurgie und<br />
später in verschiedenen anderen Fächern.<br />
Das ursprüngliche Tracer-Verfahren wurde seit Mitte<br />
der 1990er Jahre mit Elementen der Indikator-<br />
Methode kombiniert, bei der anhand von Kennzahlen<br />
gemessen wird, in welchem Umfang ein<br />
zuvor definiertes <strong>Qualität</strong>sziel erreicht wird. Die<br />
Entwicklung von Messinstrumenten zur <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
durch die <strong>BQS</strong> folgt dieser Indikator-<br />
Methode. Sie orientiert sich methodisch eng an den<br />
internationalen Standards zur externen vergleichenden<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung (JCAHO 1990).<br />
Messinstrumente zur <strong>Qualität</strong>sdarstellung werden<br />
nach einem standardisierten Ablauf entwickelt.<br />
Nach Abschluss der Verfahrensentwicklung ist eine<br />
zeitlich unbefristete Anwendung eines Messinstruments<br />
nicht sinnvoll. Daher sollte eine Nutzungszeit<br />
festgelegt werden, nach deren Ablauf das Verfahren<br />
inhaltlich und methodisch überprüft und<br />
überarbeitet wird (Mohr 2002).<br />
Folgende Teilschritte finden sowohl für die Entwicklung<br />
neuer als auch die Überarbeitung bereits bestehender<br />
<strong>Qualität</strong>smessinstrumente Anwendung<br />
(Abbildung 1).<br />
Evidenzbasierung<br />
Die Entwicklung von <strong>Qualität</strong>smessverfahren durch<br />
die <strong>BQS</strong> und die Fachgruppen erfolgt auf der Basis<br />
möglichst hochwertiger, aktueller wissenschaftlicher<br />
Studien und Evidenz-basierter Leitlinien. Die Aussagekraft<br />
dieser Studien und Leitlinien wird nach<br />
den Richtlinien zur Evidenz-basierten Medizin bewertet,<br />
die im Kapitel „Recherche und Bewertung<br />
von Literatur, Leitlinien und Pflegestandards“ ausführlich<br />
dargestellt sind.<br />
Die methodische <strong>Qualität</strong> von Leitlinien wird bei<br />
Bedarf im Verfahren zum Leitlinien-Clearing der<br />
Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen<br />
Fachgesellschaften (AWMF) und des Ärztlichen<br />
Zentrums für <strong>Qualität</strong> in der Medizin (ÄZQ)<br />
überprüft (ÄZQ 1999).
Tabelle 1: Übersicht der Leistungsbereiche in der Bundesauswertung 2003<br />
(alphabetisch nach Fachgruppen sortiert)<br />
Fachgruppen<br />
Augenheilkunde<br />
Gefäßchirurgie<br />
Gynäkologie<br />
Herzchirurgie<br />
Herzschrittmacher<br />
HNO<br />
Kardiologie<br />
Mammachirurgie<br />
Nervenkompressionssyndrome<br />
Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie<br />
Perinatalmedizin<br />
Pflege<br />
PTA<br />
Urologie<br />
Viszeralchirurgie<br />
15 Fachgruppen<br />
Leistungsbereiche<br />
Kataraktoperation<br />
Karotis-Rekonstruktion<br />
Gynäkologische Operationen<br />
Koronarchirurgie, isoliert<br />
Aortenklappenchirurgie, isoliert<br />
Kombinierte Koronar- und<br />
Aortenklappenchirurgie<br />
Mitralklappenchirurgie, isoliert<br />
Herzschrittmacher-<br />
Erstimplantation<br />
Herzschrittmacher-<br />
Aggregatwechsel<br />
Herzschrittmacher-Revision/<br />
-Explantation<br />
Nasenscheidewandkorrektur<br />
Tonsillektomie<br />
Koronarangiographie /<br />
Perkutane transluminale<br />
Koronarangioplastie (PTCA)<br />
PTCA (nur Spezifikation 5.0.1)<br />
Mammachirurgie<br />
Dekompression bei<br />
Karpaltunnelsyndrom<br />
Dekompression bei Sulcusulnaris-Syndrom<br />
Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />
(ohne subtrochantäre Frakturen)<br />
Totalendoprothese (TEP) bei<br />
Koxarthrose<br />
Hüft-Totalendoprothesen-<br />
Wechsel<br />
Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />
Knie-Totalendoprothesen-<br />
Wechsel<br />
Knie-Schlittenprothese<br />
Geburtshilfe<br />
Pflege bei hüftgelenknaher<br />
Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />
Frakturen)<br />
Pflege bei Totalendoprothese<br />
(TEP) bei Koxarthrose<br />
Pflege bei Prostataresektion<br />
Pflege: Leistungsbereichübergreifende<br />
Auswertung<br />
Perkutane transluminale<br />
Angioplastie (PTA)<br />
Prostataresektion<br />
Appendektomie<br />
Cholezystektomie<br />
Leistenhernie<br />
Datensatzkennzeichen<br />
03/1<br />
10/2<br />
15/1<br />
HCH<br />
HCH<br />
HCH<br />
HCH<br />
09/1<br />
09/2<br />
09/3<br />
05/1<br />
07/1<br />
21/3<br />
20/2<br />
18/1<br />
01/1<br />
01/2<br />
17/1<br />
17/2<br />
17/3<br />
17/5<br />
17/7<br />
17/6<br />
16/1<br />
17/1<br />
Pflege<br />
17/2<br />
Pflege<br />
14/1<br />
Pflege<br />
Pflege<br />
Gesamt<br />
20/1<br />
14/1<br />
12/2<br />
12/1<br />
12/3<br />
33<br />
Datenfelder<br />
(v6.0)<br />
91<br />
100<br />
49<br />
289<br />
108<br />
76<br />
233<br />
32<br />
30<br />
73<br />
84<br />
54<br />
50<br />
82<br />
100<br />
109<br />
86<br />
100<br />
86<br />
194<br />
24<br />
24<br />
12<br />
0<br />
85<br />
66<br />
54<br />
76<br />
53<br />
2.420<br />
V<br />
5.0.1<br />
Auswertung für<br />
V<br />
6.0<br />
21 21 11<br />
V 5.0.1 + V 6.0<br />
gemappt<br />
Methoden<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
15<br />
9<br />
12<br />
5<br />
4<br />
4<br />
4<br />
19<br />
8<br />
11<br />
2<br />
5<br />
24<br />
(9)<br />
18<br />
4<br />
2<br />
17<br />
19<br />
18<br />
16<br />
16<br />
16<br />
9<br />
10<br />
10<br />
8<br />
2<br />
13<br />
13<br />
5<br />
9<br />
3<br />
330<br />
Davon in <strong>BQS</strong>-<br />
<strong>Qualität</strong>sreport<br />
2003<br />
2<br />
3<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
2<br />
4<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
5<br />
(0)<br />
4<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
4<br />
5<br />
3<br />
4<br />
3<br />
2<br />
2<br />
77<br />
<strong>Qualität</strong>skennzahlen<br />
17<br />
9<br />
18<br />
10<br />
9<br />
9<br />
9<br />
38<br />
15<br />
19<br />
2<br />
5<br />
28<br />
(10)<br />
19<br />
4<br />
4<br />
24<br />
20<br />
19<br />
17<br />
17<br />
17<br />
15<br />
11<br />
11<br />
8<br />
2<br />
15<br />
25<br />
6<br />
13<br />
4<br />
439<br />
343<br />
Davon in <strong>BQS</strong>-<br />
<strong>Qualität</strong>sreport<br />
2003<br />
2<br />
3<br />
3<br />
3<br />
2<br />
3<br />
2<br />
6<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
6<br />
(0)<br />
4<br />
2<br />
2<br />
4<br />
2<br />
2<br />
3<br />
3<br />
3<br />
4<br />
3<br />
3<br />
6<br />
3<br />
2<br />
2<br />
88
344<br />
Evidenzbasierung<br />
Methoden<br />
<strong>Qualität</strong>sziele<br />
Die Moderation des Entwicklungsprozesses von<br />
<strong>Qualität</strong>smessverfahren folgt einem fest strukturierten<br />
Ablauf und beginnt mit der Definition der<br />
<strong>Qualität</strong>sziele. <strong>Qualität</strong>sziele können sich auf den<br />
Versorgungsprozess oder auf das Behandlungsergebnis<br />
beziehen. In der internationalen Literatur<br />
wird anstelle des <strong>Qualität</strong>sziels oft ein indicator<br />
statement festgelegt (JCAHO 1990).<br />
Am Anfang steht die Ergänzung des Halbsatzes<br />
„Gute <strong>Qualität</strong> ist, wenn ...“. Bei der Definition<br />
von <strong>Qualität</strong>szielen für die Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
wird dieser Halbsatz zum Beispiel<br />
wie folgt weitergeführt: „Gute <strong>Qualität</strong> in der Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />
ist, wenn<br />
• ... eine leitlinienkonforme Systemwahl<br />
getroffen wird.“<br />
• ... eine ausreichende intrakardiale Signalamplitude<br />
erreicht wird.“<br />
• ... selten Sondendislokationen auftreten.“<br />
<strong>Qualität</strong>sziele<br />
Auswertungskonzept<br />
• <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
• Kennzahlen<br />
• Einflussfaktoren und Adjustierung<br />
• Auffälligkeits- und Referenzbereich<br />
• Musterauswertungsentwurf<br />
Datensatzdefinition und<br />
Ausfüllhinweise<br />
Auswertungsroutinen und<br />
Musterauswertung<br />
Abbildung 1: Entwicklung von<br />
<strong>Qualität</strong>smessverfahren<br />
Neben dem <strong>Qualität</strong>sziel wird zu jedem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />
in der Rationalen eine ausführliche Begründung<br />
dokumentiert, in der auch die im Zusammenhang<br />
mit dem Indikator zugrunde liegende<br />
wissenschaftliche Literatur und Leitlinien zitiert<br />
werden.<br />
Die <strong>Qualität</strong>sziele für das Jahr 2003 sind auf der<br />
Homepage der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de) unter der<br />
Rubrik > LEISTUNGSBEREICHE > VERFAHRENSJAHR<br />
2003 > ALPHABETISCHE LISTE (<strong>Qualität</strong>smerkmale,<br />
<strong>Qualität</strong>sziele) und in den <strong>BQS</strong>-Geschäftsberichten<br />
2001/2002 und 2002/2003 dokumentiert.<br />
Anschließend wird ausgehend von den <strong>Qualität</strong>szielen<br />
ein Auswertungskonzept aus <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
und Einflussfaktoren entwickelt.<br />
Auswertungskonzepte<br />
Die <strong>Qualität</strong>smessung erfolgt in der Regel über die<br />
Ermittlung des Anteils (Rate) von erwünschten oder<br />
unerwünschten Ereignissen (Zähler) an allen Merkmalsträgern<br />
in einer definierten Grundgesamtheit.<br />
Die Rechenvorschriften (Rechenregel), die Identifizierung<br />
der benötigten Daten (Datensatz), die Einund<br />
Ausschlusskriterien für die Grundgesamtheit<br />
und die Verfahren zur Risikoadjustierung für eine<br />
angemessene Berücksichtigung von Einflussfaktoren<br />
werden in einem Auswertungskonzept (Rechenregeltabelle)<br />
und einem Musterauswertungsentwurf zusammengefasst.<br />
Für die im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 bewerteten<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren wird die Rechenregel standardisiert<br />
dargestellt:<br />
Rechenregel:<br />
Grundgesamtheit: Definition der Ein- und ggf.<br />
Ausschlusskriterien für die Grundgesamtheit<br />
Zähler: Definition der Ein- und ggf. Ausschlusskriterien<br />
für den Zähler<br />
Erläuterung der Rechenregel: Hier werden Hinweise<br />
zur Berechnung der Kennzahl für den Indikator<br />
und auf Besonderheiten für die Interpretation der<br />
Berechnungvorschrift gegeben.<br />
In der Regel wird der Anteil (Rate) bestimmt. In<br />
diesen Fällen wird die Definition der Ein- und Ausschlusskriterien<br />
für den Zähler auf die Merkmalsträger<br />
in der Grundgesamtheit bestimmt. Die Zählermenge<br />
ist also eine Teilmenge der Grundgesamt-
heit. Auf eine Wiederholung der Ein- und Ausschlusskriterien<br />
der Grundgesamtheit wird verzichtet.<br />
Anders verhält es sich bei Verhältnissen (Verhältniszahl,<br />
Ratio). Hier ist die durch die Zählerkriterien<br />
definierte Menge nicht Teilmenge der Grundgesamtheit.<br />
Einige <strong>Qualität</strong>sindikatoren sind nicht raten- oder<br />
verhältnisbasiert, sondern aggregieren kontinuierliche<br />
Messgrößen. Hierunter fällt die Bildung des<br />
Medians der OP-Dauer bei orthopädisch-unfallchirurgischen<br />
Leistungsbereichen oder die 75%-Perzentile<br />
des Flächendosisprodukts bei der Herzschrittmacher-Erstimplantation.<br />
In diesen Fällen werden<br />
beim Zählerkriterium die Aggregatfunktion und<br />
die zu aggregierende Messgröße angegeben.<br />
Eine weitere, auch selten angewendete Alternative<br />
zu ratenbasierten Indikatoren ist die Bestimmung<br />
der absoluten Anzahl in der Zählermenge. Ein Beispiel<br />
hierfür ist der <strong>Qualität</strong>sindikator „Indikation<br />
bei Hysterektomie“ im Leistungsbereich „Gynäkologische<br />
Operationen“.<br />
Musterauswertungsentwürfe<br />
Musterauswertungsentwüfe dienen der Festlegung<br />
der textlichen und gestalterischen Konzeption der<br />
Bundesauswertung. Hierbei kommt es insbesondere<br />
auf eine für den Leser der Bundesauswertung<br />
verständliche sprachliche Formulierung der Rechenregeln<br />
und eine intuitiv verständliche Anordnung<br />
der Ergebnisse an.<br />
Musterauswertungsentwürfe wurden für alle Leistungsbereiche<br />
als Basis für die Bundesauswertungen<br />
2003 durch die <strong>BQS</strong> erstellt. Der Schwerpunkt<br />
lag auf denjenigen Leistungsbereichen, für die sich<br />
der Datensatz vom Verfahrensjahr 2002 zu 2003<br />
(von Version 5.0.1 zu 6.0) verändert hat oder neuund<br />
weiterentwickelte <strong>Qualität</strong>sindikatoren zur Anwendung<br />
kommen.<br />
Die Musterauswertungen für das Jahr 2002 sind<br />
auf der Homepage der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de)<br />
unter der Rubrik > LEISTUNGSBEREICHE > VERFAH-<br />
RENSJAHR 2003 > MUSTERAUSWERTUNGEN dokumentiert.<br />
Einflussfaktoren und Risikoadjustierung<br />
Das Risiko eines Patienten für eine postoperative<br />
Komplikation oder für die Letalität ist eingriffs- und<br />
diagnosebezogen unterschiedlich hoch. Das Ergebnis<br />
wird unter anderem von der Schwere der Erkrankung,<br />
dem Vorliegen von Begleiterkrankungen,<br />
krankheitsunabhängigen Merkmalen wie Alter oder<br />
Methoden<br />
Geschlecht, der Operationsmethode und der postoperativen<br />
Versorgung bestimmt. Bei der Beurteilung<br />
der Ergebnisse einer Operation müssen daher<br />
jene Einflussfaktoren erkannt und berücksichtigt<br />
werden, die direkte Auswirkungen auf die Ergebnisqualität<br />
bzw. die gemessenen <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
haben, um dann den <strong>Qualität</strong>svergleich fair<br />
zu gestalten.<br />
Ein rein deskriptiver Vergleich zwischen Teilnehmern<br />
ohne Risikoadjustierung würde zu unzulässigen<br />
Schlussfolgerungen führen: Teilnehmer mit Niedrigrisiko-Patienten<br />
würden besser bewertet als solche<br />
mit Hochrisiko-Patienten. Die Adjustierung von<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren erfolgt daher auf der Basis<br />
von bekannnten, in der Literatur beschriebenen<br />
oder in Vorjahres- und Sonderauswertungen identifizierten<br />
Einflussfaktoren.<br />
Die Auswertungskonzepte für das Verfahrensjahr<br />
2003 berücksichtigen daher in unterschiedlichem<br />
Maße die verfügbaren Verfahren zur Risikoadjustierung<br />
(Tabelle 2).<br />
Werden keine Einflussfaktoren identifiziert, wird<br />
die „rohe“ Rate des Indikators für die <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />
herangezogen. Während Ergebnisindikatoren<br />
häufig einer Risikoadjustierung bedürfen, sind<br />
Prozessindikatoren oft ohne Adjustierung anwendbar.<br />
Tabelle 2: Methoden zur Adjustierung von <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
Adjustierungs-Methode Beschreibung Beispiel<br />
Stratifizierung<br />
Risikostandardisierte<br />
Fallkonstellation<br />
Standardisierung<br />
(direkt oder indirekt)<br />
Logistische Regression<br />
Aufteilen der Grundgesamtheit nach<br />
Ausprägung des Einflussfaktors<br />
Einschluss von Fällen mit vergleichbaren<br />
Risiken und Ausschluss von<br />
Fällen mit abweichenden Risiken<br />
Die Ergebnisse eines Krankenhauses<br />
werden auf die Risikoverteilung aller<br />
Krankenhäuser hochgerechnet, um<br />
sie mit den Gesamtergebnissen zu<br />
vergleichen, oder die Ergebnisse aller<br />
Krankenhäuser auf die Risikoverteilung<br />
des einzelnen Krankenhauses<br />
heruntergerechnet, um sie mit den<br />
Ergebnissen des einzelnen Krankenhauses<br />
zu vergleichen.<br />
Nach Bestimmung des Umfangs des<br />
Einflusses der Einflussfaktoren wird<br />
für jeden Patienten das individuelle<br />
Risiko berechnet. Das mittlere Risiko<br />
aller Patienten eines Krankenhauses<br />
ergibt die erwartete Rate des Indikators.<br />
Für den Vergleich zwischen Krankenhäusern<br />
wird die Differenzbzw.<br />
das Verhältnis von beobachtetem zu<br />
erwartetem Risiko herangezogen.<br />
Schenkelhalsfraktur<br />
(Letalität/ASA)<br />
PTCA<br />
Kataraktoperation<br />
Wird derzeit in <strong>BQS</strong>-<br />
Verfahren nicht<br />
angewandt<br />
Koronarchirurgie,<br />
Aortenklappenchirurgie,Kombinierte<br />
Koronar- und<br />
Aortenklappenchirurgie,Mitralklappenchirurgie<br />
345
346<br />
Methoden<br />
Referenzbereiche und Auffälligkeitsbereiche<br />
für Datenvalidität<br />
Teil der Entwicklung der Auswertungskonzepte ist<br />
die Definition von Auffälligkeits- und Referenzbereichen.<br />
Die Grenzen der Referenzbereiche legen<br />
fest, dass außerhalb dieses Bereichs liegende Ergebnisse<br />
auffällig sind, und geben Hinweise auf<br />
verbesserungswürdige <strong>Qualität</strong> geben. Sie dienen<br />
als Auslöser für den Strukturierten Dialog.<br />
Die Definition von Referenzbereichen orientiert sich<br />
dabei an den Ergebnissen, die sich aus der wissenschaftlichen<br />
Literatur, der Analyse eigener Erhebungen<br />
oder aus den Erkenntnissen der klinischen<br />
Praxis ableiten lassen. Die Festlegung der Referenzbereiche<br />
sollte einerseits möglichst frühzeitig<br />
erfolgen, erfordert aber andererseits oft erste Auswertungsergebnisse,<br />
wenn die wissenschaftliche<br />
Literatur hierzu keine ausreichenden oder sich stark<br />
unterscheidende Ergebnisse enthält.<br />
Für die Bundesauswertung 2003 sind – bis auf<br />
wenige begründete Ausnahmen – für alle <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
Referenzbereiche festgelegt wor-<br />
Bundesdatenpool<br />
Auswertung<br />
Bewertung<br />
Berichterstattung<br />
Strukturierter<br />
Dialog<br />
Abbildung 3: Durchführung der Auswertung auf der<br />
Basis des Bundesdatenpools mit anschließender<br />
Bewertung, Berichterstattung und Auslösen des<br />
Strukturierten Dialogs<br />
den. Die Begründung für die Festlegung des Referenzbereiches<br />
wird jeweils in der Erläuterung zum<br />
Referenzbereich dargelegt. Kriterien für die<br />
Entscheidung über Referenzwerte waren insbesondere<br />
• Evidenz aus der wissenschaftlichen Literatur,<br />
• die beobachtete Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
in den Bundesauswertungen 2001<br />
bis 2003 und<br />
• die Anzahl der Krankenhäuser, für die ein Strukturierter<br />
Dialog mit den verfügbaren Ressourcen<br />
auf der Landesebene durchführbar erscheint.<br />
Eine umfassende Darstellung über die Festlegung<br />
von Referenzbereichen und ihre Anwendung bei<br />
der Bewertung der Ergebnisse der Bundesauswertung<br />
2003 ist im Kapitel „Indikatoren und Bewertung“<br />
zu finden.<br />
Neben Referenzbereichen, die jene Ausprägungen<br />
eines <strong>Qualität</strong>sindikators umfassen, die Ausdruck<br />
guter Indikations-, Prozess- oder Ergebnisqualität<br />
sind, werden auch Auffälligkeitsbereiche für Datenvalidität<br />
bestimmt. Hierbei geht es darum, auffällig<br />
niedrige Raten unerwünschter Ereignisse in der<br />
Ergebnisqualitätsmessung oder unplausibel hohe<br />
Raten bei Messung von Indikations- oder Prozessqualität<br />
systematisch und nachvollziehbar zu identifizieren,<br />
um im Rahmen des Strukturierten Dialogs<br />
die Validität der hierzu gelieferten Daten zu überprüfen.<br />
Datensatzdefinitionen<br />
Aus dem Auswertungskonzept werden der benötigte<br />
Datensatz bzw. sinnvolle zukünftige Datensatzänderungen<br />
abgeleitet. Der Datensatz muss alle<br />
Informationen enthalten, die für die vollständige<br />
Umsetzung der geplanten Auswertung einschließlich<br />
der Adjustierung erforderlich sind. Dazu werden alle<br />
erforderlichen Items und Antwortmöglichkeiten festgelegt.<br />
Alle Datensätze werden in der <strong>BQS</strong>-Spezifikation für<br />
QS-Dokumentationssoftware definiert. Die Definition<br />
der Anforderungen an die Datensätze ist in der<br />
<strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />
auf der Homepage der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de)<br />
unter der Rubrik > INFORMATIK & SOFTWARE ><br />
SPEZIFIKATION 2003 abrufbar.<br />
Zur Visualisierung sind die Datensätze zusätzlich<br />
als Dokumentationsbögen unter der Rubrik<br />
> LEISTUNGSBEREICHE > VERFAHRENSJAHR 2003 ><br />
GESAMTÜBERSICHT/DATENSÄTZE dokumentiert.
Übergangsweise sind im Verfahrensjahr 2003 auch<br />
die Datensätze der Version 5.0.1 zur Anwendung<br />
gekommen. Die entsprechenden Dokumentationsbögen<br />
und die <strong>BQS</strong>-Spezifikation sind ebenfalls auf<br />
der Homepage der <strong>BQS</strong> dokumentiert.<br />
Ausfüllhinweise<br />
Um eine einheitliche Dokumentation in den Datensätzen<br />
der <strong>BQS</strong>-Spezifikation und damit auch die<br />
Vergleichbarkeit der daraus ermittelten Ergebnisse<br />
zu erreichen, werden bei Bedarf einzelne Items und<br />
Antwortmöglichkeiten der Datensätze in Form von<br />
Ausfüllhinweisen näher erläutert.<br />
Im Jahr 2003 standen für alle Leistungsbereiche<br />
Ausfüllhinweise zur Verfügung. Diese sind auf der<br />
Homepage der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de) unter der<br />
Rubrik > LEISTUNGSBEREICHE > VERFAHRENSJAHR<br />
2003 > GESAMTÜBERSICHT/DATENSÄTZE dokumentiert.<br />
Bundesauswertung 2003<br />
Die Durchführung der Auswertung auf der Basis<br />
des Bundesdatenpools mit anschließender Bewertung,<br />
Berichterstattung und Auslösung des Strukturierten<br />
Dialogs ist in Abbildung 3 dargestellt.<br />
Auswertungsroutinen und Musterauswertungen<br />
Grundlage für die Programmierung der Auswertungsroutinen<br />
der Bundesauswertung 2003 waren<br />
einerseits die in den Auswertungskonzepten und<br />
Musterauswertungsentwürfen niedergelegten Festlegungen<br />
und Rechenregeln und andererseits die<br />
bereits für das Verfahrensjahr 2002 validierten Auswertungsroutinen.<br />
Methoden<br />
Die Auswertung erfolgte für 11 Leistungsbereiche<br />
für einen gemappten Datensatz 5.0.1 und 6.0.<br />
Alle übrigen Datensätze wurden jeweils nach<br />
Version getrennt ausgewertet. Tabelle 3 gibt hierzu<br />
einen Überblick.<br />
Eine Auswertung ausschließlich für das Datensatzformat<br />
5.0.1 erfolgte für den Datensatz PTCA<br />
(20/2 = ohne vorausgehende Koronarangiographie).<br />
Dieser ist ab Version 6.0 im Datensatz<br />
Koronarangiographie und PTCA (21/3) aufgegangen.<br />
Eine Auswertung ausschließlich im Datensatzformat<br />
6.0 erfolgte für die Leistungsbereich-übergreifende<br />
Auswertung „Pflege“ für die Leistungsbereiche<br />
„Pflege bei Prostataresektion“, „Pflege<br />
bei hüftgelenknaher Femurfraktur“ und „Pflege<br />
bei TEP bei Koxarthrose“.<br />
Die den Auswertungsroutinen zugrunde liegenden<br />
Rechenregeln sind in der <strong>Qualität</strong>sindikatoren-<br />
Datenbank dokumentiert und stehen allen Landesgeschäftsstellen<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung zur Verfügung.<br />
Allgemein verfügbar sind die Musterauswertungen<br />
für das Jahr 2003 auf der Homepage<br />
der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de) unter der Rubrik ><br />
LEISTUNGSBEREICHE > VERFAHRENSJAHR 2003 ><br />
MUSTERAUSWERTUNGEN.<br />
Tabelle 3: Auswertungsteile in der Bundesauswertung 2003<br />
Separate Auswertung der Datensätze 6.0<br />
Separate Auswertung der Datensätze 5.0.1<br />
Gemeinsame Auswertung der Datensätze 5.0.1 und 6.0 (Mapping)<br />
Summe<br />
davon Auswertungen mit Datensätzen 6.0<br />
davon Auswertungen mit Datensätzen 5.0.1<br />
21<br />
21<br />
11<br />
53<br />
32<br />
32<br />
347
348<br />
Methoden<br />
Validierung von Rechenregeln,<br />
Probeauswertung und Erstellung der<br />
Bundesauswertung<br />
Die Bundesauswertung 2003 wurde für alle 33<br />
Leistungsbereiche nach einem einheitlichen Vorgehen<br />
entwickelt, geprüft und freigegeben. Jede<br />
Auswertung hat mehrere Arbeitsschritte durchlaufen,<br />
die in Tabelle 4 beschrieben werden.<br />
Im ersten Quartal 2004 wurden die Auswertungsroutinen<br />
anhand von Probeauswertungen validiert.<br />
Für 21 Leistungsbereiche in der Bundesauswertung,<br />
die sich ohne Mapping auf die Datensätze der Version<br />
5.0.1 beziehen, konnte auf die validierten Aus-<br />
Tabelle 4: Arbeits- und Prüfplan zur Bundesauswertung 2003<br />
Schritt<br />
Musterauswertungs<br />
entwurf<br />
Probedatenpool<br />
Probeauswertung<br />
Version 0.1<br />
Probeauswertung<br />
Version 1.0<br />
Musterauswertung<br />
Version 1.0<br />
Bundesdatenpool<br />
Bundesauswertung<br />
Version 0.1<br />
Bundesauswertung<br />
Version 0.2<br />
Bundesauswertung<br />
Version 1.0<br />
(Vorabversion)<br />
Bundesauswertung<br />
Version 1.0<br />
Aufgabe<br />
Layout und Verständlichkeit<br />
prüfen<br />
Rechenregeln sowie statistische<br />
und inhaltliche Validität<br />
prüfen<br />
Korrekturen prüfen<br />
Information für die<br />
Landesgeschäftsstellen für<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung (LQS) über<br />
Layout der Bundesauswertung<br />
Statistische und inhaltliche<br />
Validität prüfen<br />
Korrekturen prüfen und inhaltliche<br />
Bewertung, Berichterstattung<br />
und Freigabe durch<br />
die Fachgruppen<br />
Korrekturen prüfen und Freigabe<br />
durch den Unterausschuss<br />
Externe stationäre<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung des G-BA<br />
Freigabe durch den Gemeinsamen<br />
Bundesausschuss nach<br />
§ 91 Abs. 7 SGB V (G-BA) und<br />
Veröffentlichung auf <strong>BQS</strong>-<br />
Homepage<br />
-<br />
Datenbasis<br />
Unvollständiger<br />
Datenpool<br />
Unvollständiger<br />
Datenpool<br />
-<br />
BundesdatenpoolBundesdatenpool<br />
Bundesdatenpool<br />
Bundesdatenpool<br />
Termin<br />
Oktober und<br />
November 2003<br />
Dezember 2003<br />
Dezember und<br />
Januar 2004<br />
Bis 31.03.2004<br />
31.03.2004<br />
April 2004<br />
April bis Mai 2004<br />
Mai bis Juni 2004<br />
30.06.2004<br />
17.08.2004<br />
LQS:Landesgeschäftsstelle für <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />
Unterausschuss: Unterausschuss Externe stationäre<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung des G-BA, G-BA:Gemeinsamer<br />
Bundesausschuss nach § 91 Abs. 7 SGB V<br />
wertungsroutinen der Bundesauswertung 2002 zurückgegriffen<br />
werden. Hier wurde die Prüfung der<br />
Probeauswertungen auf die Anpassung an das neue<br />
Verfahrensjahr und die Korrektur bekannter Fehler<br />
beschränkt.<br />
Die Auswertungen für die 32 Leistungsbereiche mit<br />
Datensätzen der Version 6.0 wurden umfassend<br />
validiert. Die statistische Validierung erfolgte durch<br />
den jeweilen Projektleiter Biometrie bei der <strong>BQS</strong>,<br />
die inhaltliche Validierung durch den Projektleiter<br />
Medizin und Pflege sowie durch die jeweilige<br />
Fachgruppe.<br />
Die Validierung und Freigabe der Probeauswertungen<br />
erfolgte in jeweils zwei Schritten. Nach der<br />
statistischen und inhaltlichen Validierung wurden<br />
die notwendigen Korrekturen und Verbesserungen<br />
eingearbeitet. Nach einer abschließenden Prüfung<br />
erfolgte die Freigabe für die Berechnung der Bundesauswertung.<br />
Anders als in der Bundesauswertung 2002 wurde<br />
die inhaltliche Freigabe der Auswertung durch die<br />
Fachgruppen bereits auf der Basis der Probeauswertungen<br />
getroffen. Die Bundesauswertung wurde<br />
auf der Basis der gleichen Auswertungsroutinen<br />
berechnet wie die letzte freigegebene Probeauswertung.<br />
Diese Vorverlegung der abschließenden<br />
Validierung der Auswertungsroutinen von der Phase<br />
der Erstellung der Bundesauswertung in die Probeauswertung<br />
ermöglicht eine frühere Veröffentlichung<br />
der Bundesauswertung als in den Vorjahren.<br />
Ein Erratum zur Bundesauswertung dokumentiert<br />
eventuell verbliebene Fehler und Auffälligkeiten.<br />
Der Bundesdatenpool wurde von der <strong>BQS</strong> über das<br />
relationale Datenbank-Managementsystem IBM<br />
Informix 9.3 gepflegt. Mit Hilfe einer 4GL (fourth<br />
generation language) wurden die Kennzahlen für<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren und Basisauswertungen berechnet.<br />
Dabei erfolgte die Berechnung von Anteilen<br />
der Vertrauensbereiche nach dem Normentwurf<br />
DIN 55 303, Teil 6 (Ausschuss <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
und angewandte Statistik (AQS) im DIN Deutsches<br />
Institut für Normung e.V. 1989).<br />
Eine Leseanleitung zu den Statistiken, Tabellen<br />
und Grafiken in den Berichten zu den Leistungsbereichen<br />
findet sich im Kapitel „Leseanleitung“.
Validierung von<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
Die Validierung eines <strong>Qualität</strong>smessverfahrens erstreckt<br />
sich vor allem auf drei Bereiche: das Messinstrument,<br />
die Daten und das Auswertungskonzept.<br />
Das Messinstrument mit Datensatz und Ausfüllhinweisen<br />
soll einen Anwendungsversuch unter Praxisbedingungen<br />
(Prätest) durchlaufen, um eine inhaltlich<br />
trennscharfe und verwechslungsfreie Datenerfassung<br />
zu gewährleisten. Unklarheiten bei der<br />
Formulierung in den Bezeichnungen von Datenfeldern<br />
und Antwortmöglichkeiten müssen in diesem<br />
Anwendungsversuch beseitigt werden.<br />
Die im Verfahren erhobenen Daten sollten möglichst<br />
frühzeitig auf ihre Plausibilität geprüft werden.<br />
Dabei werden Regeln genutzt, die bei der Ableitung<br />
des Datensatzes festgelegt wurden. Außerdem kann<br />
eine Validierung der Datenqualität durch die Überprüfung<br />
der Übereinstimmung von klinischer Dokumentation<br />
in der Patientenakte mit den für das<br />
Messverfahren übermittelten Daten in Form von<br />
Datenvalidierungs-Audits erfolgen.<br />
Für die Validierung von Auswertungskonzepten und<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren werden Kriterien verwendet,<br />
wie sie zum Beispiel die Arbeitsgruppe <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
des Ärztlichen Zentrums für <strong>Qualität</strong> in<br />
der Medizin (ÄZQ) zusammengefasst hat (ÄZQ 2002).<br />
Dabei werden insbesondere die Diskriminationsfähigkeit<br />
und Reliabilität, aber auch Spezifität,<br />
Sensitivität, interne und externe Validität oder die<br />
Anwendbarkeit von <strong>Qualität</strong>sindikatoren geprüft.<br />
Vor 2001 wurden auf der Bundesebene keine systematischen<br />
Prüfungen der Validität der Auswertungskonzepte<br />
der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
durchgeführt. Prätests waren für die Leistungsbereiche<br />
Prostataresektion, Koronarangiographie und<br />
PTCA durchgeführt worden. Erfahrungen aus den<br />
ersten Monaten der bundesweit verbindlichen Erfassung<br />
in 10 Leistungsbereichen (Stufe 1) konnten<br />
bei der Überarbeitung dieser Instrumente berück-<br />
Methoden<br />
sichtigt werden. In einzelnen Bundesländern wurden<br />
Untersuchungen der Validität auf der Basis<br />
der dort erhobenen Daten angestoßen. Die <strong>BQS</strong><br />
hat im Jahr 2002 für die <strong>Qualität</strong>sindikatoren des<br />
Leistungsbereichs Geburtshilfe eine wissenschaftliche<br />
Validierung der <strong>Qualität</strong>sindikatoren beauftragt.<br />
Die Ergebnisse der bereits abgeschlossenen Validierungsprüfungen<br />
in den Bundesländern (Geraedts<br />
& Reiter 2001, Scharf 2001) und einer von der<br />
<strong>BQS</strong> beauftragten Überprüfung (Geraedts &<br />
Neumann 2003) waren Grundlage für die Aktualisierung<br />
der Auswertungskonzepte, die Streichung<br />
von nicht mehr erforderlichen Inhalten und die<br />
Weiterentwicklungsarbeit, die bis April 2003 von<br />
der <strong>BQS</strong> in Zusammenarbeit mit den Fachgruppen<br />
durchgeführt wurde.<br />
Entwicklungsstand der <strong>Qualität</strong>smessverfahren<br />
für 2003<br />
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Vorgeschichte befanden<br />
sich die Anfang 2001 von der <strong>BQS</strong> zur<br />
Weiterpflege übernommenen Messinstrumente für<br />
die <strong>Qualität</strong>ssicherung auf sehr unterschiedlichem<br />
Entwicklungsniveau. Art und Umfang der Anwendung<br />
von <strong>Qualität</strong>szielen und <strong>Qualität</strong>sindikatoren variierte<br />
zwischen den Leistungsbereichen. Die Weiterentwicklung<br />
der Messinstrumente und ihre Ausrichtung<br />
nach einheitlichen methodischen Kriterien<br />
erfolgten seit Mitte 2001 kontinuierlich durch die<br />
Fach- und Expertengruppen und die <strong>BQS</strong>. Diese<br />
Arbeiten wurden für die Datenerhebung, Datenübermittlung<br />
und Datenauswertung des Erhebungsjahres<br />
2002 für einen Teil der Leistungsbereiche<br />
erstmals wirksam. Im Jahr 2002 konnten diese<br />
Arbeiten auch für die übrigen Leistungsbereiche<br />
abgeschlossen werden, so dass für das Jahr 2003<br />
erstmals in allen Leistungsbereichen durch die <strong>BQS</strong><br />
und ihre Fachgruppen überarbeitete <strong>Qualität</strong>smessinstrumente<br />
zum Einsatz kamen.<br />
349
350<br />
Methoden<br />
Literaturverzeichnis<br />
Ärztliche Zentralstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (ÄZQ).<br />
Beurteilung klinischer Messgrößen des <strong>Qualität</strong>smanagements<br />
– <strong>Qualität</strong>skriterien und -Indikatoren<br />
in der Gesundheitsversorgung. Konsenspapier der<br />
Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />
und der AWMF.<br />
Z ärztl Fortbild Qualsich 2002; 5 (96).<br />
Ärztliche Zentralstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (ÄZQ),<br />
Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung.<br />
Das Leitlinien-Clearingverfahren.<br />
Dtsch Arztbl 1999; 96: 2105-2106<br />
Ausschuß <strong>Qualität</strong>ssicherung und angewandte<br />
Statistik (AQS) im DIN Deutsches Institut für<br />
Normung e.V. DIN 55303 Teil 6.<br />
Statistische Auswertung von Daten – Testverfahren<br />
und Vertrauensbereiche für Anteile. DIN Deutsches<br />
Institut für Normung e.V. (Hrsg.).<br />
DIN 55303 Teil 6. 1-12. Deutschland; 1989.<br />
Bassler D., Antes G.<br />
Wie erhalte ich Antwort auf meine Fragen?<br />
In: Kunz R et al (Hrsg.). Lehrbuch evidenzbasierte<br />
Medizin in Klinik und Praxis. Köln: Deutscher Ärzte<br />
Verlag; 2000. 89-97.<br />
<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
gGmbH (Hrsg.)<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. Geschäftsbericht<br />
2001/2002.<br />
ISBN 3-00-009985-9<br />
Düsseldorf, 2002<br />
<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
gGmbH (Hrsg.)<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. Geschäftsbericht<br />
2002/2003.<br />
ISBN 3-9808704-1-3<br />
Düsseldorf, 2003<br />
<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
gGmbH (Hrsg.)<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />
2001.<br />
ISBN 3-9808704-2-1<br />
Düsseldorf, 2002<br />
<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
gGmbH (Hrsg.)<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2002.<br />
ISBN 3-9808704-4-8<br />
Düsseldorf, 2003<br />
Geraedts M, Neumann M.<br />
Evaluation der <strong>Qualität</strong>sindikatoren in der externen<br />
vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung nach § 137<br />
SGB V im Leistungsbereich Geburtshilfe im Auftrag<br />
der Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
Düsseldorf: Heinrich-Heine Universität; 2003.<br />
www.bqs-online.de/download/<br />
GA_<strong>BQS</strong>QIG_StellFA1106.pdf<br />
Geraedts M., Reiter A.<br />
Evaluation der <strong>Qualität</strong>sindikatoren in der operativen<br />
Gynäkologie sowie Empfehlungen für die<br />
Modifikation des Erhebungsbogens und der<br />
Indikatoren.<br />
Gutachten im Auftrag der Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Hessen. Düsseldorf: Heinrich-Heine-<br />
Universität; 2001.<br />
Joint Commission on Accreditation of Healthcare<br />
Organizations (JCAHO).<br />
Primer on indicator development and application.<br />
Measuring quality in health care.<br />
The Joint Commission on Accreditation of Healthcare<br />
Organizations (editor), Oakbrooke Terrace, Illinois:<br />
JCAHO; 1990<br />
Kessner DM, Kalk CE, Singer J<br />
Assessing health quality – the case for tracers.<br />
N Engl J Med 1973; 288: 189-194<br />
Mohr, VD<br />
Validität der Tracerdiagnosen heute und in Zukunft.<br />
In: Ekkernkamp A., Scheibe O. (Hrsg.), <strong>Qualität</strong>smanagement<br />
in der Medizin – Handbuch für Klinik<br />
und Praxis, Landsberg: Ecomed-Verlag; 2002<br />
Scharf H.<br />
Erfahrungen aus der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
in der Orthopädie im Bundesland Baden-Württemberg.<br />
Vortrag vor der Fachgruppe Orthopädie beim<br />
Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung. 29.06.2001.
351<br />
Kapitel 32<br />
Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />
Im vorliegenden <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport werden die<br />
Auswertungsergebnisse von <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
bewertet, um Aussagen zur Versorgungsqualität in<br />
deutschen Krankenhäusern zu <strong>machen</strong>. Die<br />
Bewertungen erfolgen auf der Basis international<br />
üblicher Methoden. Im Folgenden werden die<br />
Grundlagen und die Vorgehensweisen für diese<br />
Bewertungen dargestellt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) unterscheidet in ihren Definitionen<br />
zur <strong>Qualität</strong> der Krankenhausversorgung zwischen<br />
den Dimensionen Versorgungsleistung (performance)<br />
und Versorgungsqualität (quality) (WHO 2003).<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren: Beobachtung<br />
Die Beobachtung der Versorgungsleistung ist ohne<br />
den Einsatz von <strong>Qualität</strong>sindikatoren nicht möglich<br />
(Mainz 2003a). Die Ergebnisse der <strong>BQS</strong>-Bundesauswertungen<br />
(www.bqs-outcome.de) stellen ausgewählte<br />
Aspekte der Versorgungsleistung für alle<br />
deutschen Krankenhäuser dar.<br />
Referenzbereiche: Bewertung<br />
Für die Bewertung der Versorgungsqualität erfolgt<br />
ein Vergleich mit Vorgaben oder Erwartungswerten.<br />
Diese normativen oder empirischen Vorgaben sind<br />
von den Fachgruppen bei der <strong>BQS</strong> für die meisten<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren als Referenzbereiche festgelegt<br />
worden. Ergebnisse innerhalb der Referenzbereiche<br />
sind als unauffällige Versorgungsqualität<br />
zu werten, während Ergebnisse außerhalb der<br />
Referenzbereiche Auffälligkeiten kennzeichnen.<br />
Auffälligkeit: Analyse<br />
Die Analyse dieser Auffälligkeiten erfolgt gemeinsam<br />
mit den betreffenden Krankenhäusern. Im Rahmen<br />
der externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung wird dieser<br />
Kommunikationsprozess als „Strukturierter Dialog“<br />
bezeichnet (nähere Informationen unter: „Was<br />
geschieht mit auffälligen Ergebnissen?“). Die im<br />
<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport dargestellten Bewertungen<br />
sind insofern vorläufig, da die Kenntnis der Ergebnisse<br />
aus dem Strukturierten Dialog mit den auffälligen<br />
Krankenhäusern erst eine definitive Bewertung<br />
ermöglicht. Diese Vorgehensweise folgt internationalen<br />
Empfehlungen, wie beispielsweise der<br />
US-amerikanischen Joint Commission für die Entwicklung<br />
und Anwendung von Evaluationsinstrumenten<br />
der medizinisch-pflegerischen Versorgung (JCAHO<br />
1990), die auch in Europa angewendet werden<br />
(Mainz 2003a, GMDS 2003).<br />
Wer legt die Referenzbereiche fest<br />
und bewertet die Auswertungsergebnisse?<br />
Die Bewertung der Auswertungsergebnisse der<br />
externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung wird von den<br />
Fachgruppen bei der <strong>BQS</strong> vorgenommen. Die<br />
Fachgruppen sind mit ausgewiesenen Experten für<br />
die jeweiligen Leistungsbereiche besetzt, die von<br />
den Partnern der Selbstverwaltung (Bundesärztekammer,<br />
Deutsche Krankenhausgesellschaft,<br />
Deutscher Pflegerat, Spitzenverbände der Krankenkassen,<br />
Verband der privaten Krankenversicherung,<br />
wissenschaftliche Fachgesellschaften) benannt<br />
worden sind. Diese Besetzungspraxis gewährleistet<br />
ausgewogene Einschätzungen, da die unterschiedlichen<br />
Ziele und Perspektiven der Beteiligten eine<br />
einseitig interessengeleitete Bewertung verhindern.<br />
In einigen Leistungsbereichen werden die Leistungen<br />
von Angehörigen verschiedener medizinischer Fachgebiete<br />
erbracht. In diesen Fällen werden auch die<br />
Fachgruppen interdisziplinär besetzt.<br />
Wie wurden die Referenzbereiche<br />
festgelegt?<br />
Für die Festlegung der Referenzbereiche verwenden<br />
die Fachgruppen bei der <strong>BQS</strong> folgende Informationsquellen:<br />
1.Leitlinien<br />
2.Wissenschaftliche Fachliteratur<br />
3.Referenzerhebungen (Daten aus klinischen oder<br />
epidemiologischen Registern, deutsche oder<br />
internationale Referenzdaten zur Infektionsepidemiologie,<br />
Auswertungen aus <strong>Qualität</strong>ssicherungsprojekten)<br />
Die Fachgruppen und die <strong>BQS</strong> prüfen, ob eine<br />
Vergleichbarkeit der Daten aus diesen Quellen mit<br />
den Ergebnissen der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
gegeben ist. Die Vergleichbarkeit kann hauptsächlich<br />
aus folgenden Gründen eingeschränkt sein:<br />
• unterschiedliche Beobachtungszeiträume,<br />
• unterschiedliche Patientenkollektive,<br />
• unterschiedliche Definitionen.<br />
Zur Verdeutlichung ein Beispiel: In wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen werden Sterblichkeitsraten<br />
häufig über einen Zeitraum von 30 Tagen erfasst.<br />
Der Beobachtungszeitraum für die externe<br />
<strong>Qualität</strong>sdarstellung ist dagegen auf den stationären<br />
Aufenthalt begrenzt. Damit ist der Zeitraum der<br />
Beobachtung erstens variabel und zweitens in der<br />
Regel kürzer. Man kann also die Ergebnisse der<br />
wissenschaftlichen Untersuchungen nicht mit denen<br />
der externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung gleichsetzen.
Stehen verwertbare Datenquellen nicht zur Verfügung<br />
oder ist die erforderliche Vergleichbarkeit nicht<br />
gegeben, legen die Fachgruppen bei der <strong>BQS</strong> die<br />
Referenzbereiche durch einen Expertenkonsens auf<br />
der Basis klinischer Erfahrung fest. In diesen<br />
Fällen sind in der Regel keine festen Werte, sondern<br />
Perzentilen als Referenzbereiche definiert<br />
worden. Bei der Festlegung von Perzentilen wird<br />
berücksichtigt, dass die Anzahl der auffälligen<br />
Häuser unter dem Aspekt der praktischen<br />
Umsetzbarkeit des Strukturierten Dialogs möglichst<br />
nicht zu hoch sein sollte.<br />
Für einige Indikatoren werden obere und untere<br />
Perzentilen als Grenzen für den Referenzbereich<br />
festgelegt. Beispiel: Die Indikationsstellung zur<br />
brusterhaltenden Operation beim Mammakarzinom<br />
muss unter Berücksichtigung vielfältiger Bedingungen<br />
erfolgen. Bei Krankenhäusern mit extrem<br />
hohen oder extrem niedrigen Raten brusterhaltender<br />
Operationen muss daher gleichermaßen hinterfragt<br />
werden, ob bei der Indikationsstellung diese<br />
Bedingungen ausreichend differenziert berücksichtigt<br />
worden sind. Diese Vorgehensweise folgt internationalen<br />
Standards (JCAHO 1990, Mainz 2003a,<br />
GMDS 2003).<br />
Wie wurde die Versorgungsqualität<br />
bewertet?<br />
Der <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport bewertet die Versorgungs-<br />
qualität in deutschen Krankenhäusern für zwei<br />
Perspektiven:<br />
1. Die Bewertung der Gesamtrate erfasst das Ergebnis<br />
für alle Patienten des jeweiligen <strong>Qualität</strong>sindikators<br />
und macht daher eine Aussage zur<br />
<strong>Qualität</strong> der Gesamtversorgung im stationären<br />
Bereich. Für <strong>Qualität</strong>sindikatoren mit festen<br />
Grenzen der Referenzbereiche wird der Grad der<br />
Zielerreichung bewertet: Liegt die Gesamtrate<br />
innerhalb des Referenzbereichs? Für <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
mit Perzentilen als Grenze des<br />
Referenzbereichs erfolgt die Bewertung auf der<br />
Basis klinischer Erwartungswerte durch einen<br />
Expertenkonsens.<br />
2. Der Blick auf die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />
und die Zahl der auffälligen Krankenhäuser<br />
zeigt, in welchem Maße die <strong>Qualität</strong> der<br />
Gesamtversorgung flächendeckend erreicht wird.<br />
Es kann die Situation entstehen, dass insgesamt<br />
eine gute Versorgungsqualität festgestellt wird,<br />
weil die auf alle Patienten bezogene Gesamtrate<br />
im Referenzbereich („grünen Bereich“) liegt.<br />
Dennoch ist es möglich, dass eine relevante<br />
Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />
Anzahl von Krankenhäusern gemessen am<br />
Referenzbereich auffällige Ergebnisse zeigt. Diese<br />
Situation kann dann eintreten, wenn die auffälligen<br />
Krankenhäuser mit ihren Ergebnissen nur knapp<br />
außerhalb der Referenzbereichsgrenzen liegen<br />
oder ihre Ergebnisse auf relativ kleinen Fallzahlen<br />
basieren.<br />
Welche Anforderungen werden an<br />
die <strong>Qualität</strong>sindikatoren gestellt?<br />
Die verwendeten <strong>Qualität</strong>sindikatoren müssen hohe<br />
methodische Anforderungen für die Entwicklung<br />
und den Einsatz erfüllen, um eine <strong>Qualität</strong>sbewertung<br />
zu ermöglichen (Booth & Collopy 1997,<br />
Council on Medical Service 1988, Eddy 1998,<br />
Geraedts et al. 2003, GMDS 2003, JCAHO 1990,<br />
Mainz 2003b, Rubin et al. 2001).<br />
Entscheidend ist die Validität des Indikators. Das<br />
heißt, dass ein klares <strong>Qualität</strong>sziel formuliert sein<br />
soll und dass belegbar sein soll, warum das<br />
Erreichen dieses Ziels als Ausdruck guter <strong>Qualität</strong><br />
angesehen werden kann (JCAHO 1990). Darüber<br />
hinaus werden an den Indikator Anforderungen<br />
gestellt, die gewährleisten, dass die Messung mit<br />
erforderlicher Zuverlässigkeit und Genauigkeit<br />
erfolgt. Hierfür ist auch die Form der Datenerhebung<br />
von besonderer Bedeutung. Die Datenerhebung<br />
für die Indikatoren der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
in Deutschland erfolgt als zeitnahe Dokumentation<br />
klinischer Daten. Dies wird als bestmögliche Form<br />
der Datenerfassung angesehen (Rubin et al. 2001).<br />
Ein idealer Indikator erfüllt alle methodischen Anforderungen.<br />
Er misst exakt und zuverlässig (reliabel),<br />
ist für jedermann verständlich, zeigt jede<br />
Auffälligkeit an (Sensitivität des Indikators), zeigt<br />
ausschließlich Auffälligkeiten an (Spezifität des<br />
Indikators) und bedarf keiner Interpretation, da<br />
jede Auffälligkeit als <strong>Qualität</strong>smangel angesehen<br />
werden kann. Nicht nur der „gesunde Menschenverstand“<br />
sagt, dass solche Indikatoren nicht zur<br />
Verfügung stehen können (Eddy 1998, Mainz 2003b,<br />
Kazandjian et al. 1995, Clancy 1997). Beim Einsatz<br />
der tatsächlich verfügbaren Indikatoren müssen<br />
daher den Anwendern die Stärken und Schwächen<br />
der einzelnen Indikatoren im jeweiligen Einsatzbereich<br />
bewusst sein. Die von den Indikatoren<br />
angezeigten Auffälligkeiten bedürfen daher immer<br />
einer weitergehenden Analyse und können für das<br />
einzelne Krankenhaus nicht automatisch als<br />
Ausdruck schlechter <strong>Qualität</strong> interpretiert werden.<br />
(Rosenthal et al. 1998, Kazandjian et al. 1995).<br />
352
353<br />
Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />
Was geschieht mit auffälligen<br />
Ergebnissen?<br />
Ein auffälliges Ergebnis kann durch unzureichende<br />
Versorgungsqualität, durch Dokumentationsfehler<br />
oder durch methodische Limitationen des Indikators<br />
zustande kommen (Booth & Collopy 1997,<br />
Kazandjian et al. 1995). Die erforderliche Analyse<br />
auffälliger Ergebnisse der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
erfolgt im Rahmen des Strukturierten<br />
Dialogs. Hierbei werden von den Expertengremien<br />
auf der Landesebene diejenigen Krankenhäuser<br />
identifiziert, in denen Maßnahmen erforderlich<br />
sind, um eine Verbesserung der Versorgungsqualität<br />
zu erreichen. Die Informationen aus den Analysen<br />
des Strukturierten Dialogs werden von den Fachgruppen<br />
auf der Bundesebene genutzt, damit auf<br />
dieser Grundlage die methodische Weiterentwicklung<br />
der eingesetzten <strong>Qualität</strong>sindikatoren erfolgen kann<br />
und somit Nutzen und Wirtschaftlichkeit des Verfahrens<br />
kontinuierlich verbessert werden können.<br />
Welchen Nutzen haben die<br />
<strong>Qualität</strong>sdarstellung und die<br />
<strong>Qualität</strong>sbewertung?<br />
1. Kontinuierliche <strong>Qualität</strong>sverbesserung der medi-<br />
zinischen Versorgungsqualität:<br />
Im Mittelpunkt steht, dass der Prozess der kontinuierlichen<br />
<strong>Qualität</strong>sverbesserung dem einzelnen<br />
Krankenhaus und dem einzelnen Patienten<br />
zugute kommt. Die Ergebnisse medizinischer<br />
Kennzahlen ermöglichen dem einzelnen<br />
Krankenhaus eine wertvolle Standortbestimmung,<br />
die zu belegbaren Verbesserungen der<br />
Versorgung führen kann (Portelli et al. 1997,<br />
Collopy 1994).<br />
Benchmarkkreise, in denen die Ergebnisse entweder<br />
offen oder anonymisiert diskutiert werden,<br />
sind ein wirkungsvolles Instrument der <strong>Qualität</strong>sverbesserung,<br />
das auch ergänzend zu den vielerorts<br />
praktizierten Fallkonferenzen eingesetzt<br />
werden kann. In vielen Krankenhäusern wird<br />
zunehmend erkannt, dass die Diskussion über<br />
die Gestaltung medizinischer Prozesse auf der<br />
Basis von Ergebnissen medizinischer Kennzahlen<br />
sehr konkret und zielgerichtet erfolgen kann.<br />
Dabei ist nicht nur die Aufdeckung von<br />
„Schwächen“ ein Antrieb zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung.<br />
Die Orientierung an den „Besten“ im<br />
Sinne eines Benchmarking kann ebenfalls wichtige<br />
Impulse geben für eine verbesserte<br />
Versorgungsqualität. Dabei ist Benchmarking<br />
„der ständige Prozess des Strebens eines<br />
Unternehmens nach Verbesserung seiner<br />
Leistungen und nach Wettbewerbsvorteilen durch<br />
Orientierung an den jeweiligen Bestleistungen<br />
in der Branche oder an anderen Referenzleistungen“<br />
2. Informationen für epidemiologische und klinische<br />
Forschung:<br />
Auffällige Gesamtraten eines <strong>Qualität</strong>sindikators<br />
und die Kenntnis der weitergehenden Analysen<br />
im Strukturierten Dialog identifizieren Versorgungsprobleme<br />
im jeweiligen Leistungsbereich.<br />
Studien zur Versorgungsforschung und klinische<br />
Forschungsprojekte können in Kenntnis der<br />
Ergebnisse zielgenauer geplant und durchgeführt<br />
werden.<br />
3. Unterstützung der Entwicklung und Implementierung<br />
von Leitlinien:<br />
Berufsverbände und wissenschaftliche Fachgesellschaften<br />
werden in die Lage versetzt, durch<br />
Entwicklung oder Weiterentwicklung von Leitlinien<br />
die klinische Praxis in problematischen Bereichen<br />
gezielt zu beeinflussen. Für die Implementierung<br />
von Leitlinien in die klinische Versorgung sind<br />
Indikatoren unverzichtbar (AWMF und ÄZQ 2001).<br />
4. Informationen für Politik und Selbstverwaltung:<br />
Politik und Selbstverwaltung erhalten Informationen,<br />
die eine qualitätsorientierte Ressourcenallokation<br />
unterstützen (McGlynn 1998).
Literaturverzeichnis<br />
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und<br />
Ärztliche Zentralstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (ÄZQ).<br />
Das Leitlinien-Manual von AWMF und ÄZQ:<br />
Entwicklung und Implementierung von Leitlinien in<br />
der Medizin.<br />
Z ärztl Fortbild Qual sich (ZaeFQ) 2001<br />
95[Supplement I], 1-84.<br />
Booth JL, Collopy BT.<br />
A national clinical indicator database: issues of<br />
reliability and validity.<br />
Aust Health Rev 1997; 20 (4): 84-95.<br />
Clancy CM.<br />
Ensuring Health Care Quality: An AHCPR<br />
Perspective.<br />
Clin Therapeutics 1997; 19 (6): 1564-1571.<br />
Collopy BT.<br />
Clinical Indicators as a Stimulus to QA in Hospitals<br />
- An Early Report.<br />
Intern J Qual Health Care 1994; 6 (4): 331-338.<br />
Council on Medical Service.<br />
Guidelines for Quality Assurance.<br />
J Am Med Assoc 1988; 259 (17): 2572-2573.<br />
Eddy DM.<br />
Performance Measurement: Problems And<br />
Solutions.<br />
Health Affairs 1998; 17 (4): 7-25.<br />
Geraedts M, Selbmann HK, Ollenschläger G.<br />
Critical appraisal of clinical performance measures<br />
in Germany.<br />
Intern J Qual Health Care 2003; 15 (1): 79-85.<br />
Joint Commission on Accreditation of Healthcare<br />
Organizations (JCAHO).<br />
Primer on Indicator Development and Application.<br />
Measuring Quality in Health Care.<br />
The Joint Commission on Accreditation of<br />
Healthcare Organizations, (Hrsg.). Oakbrooke<br />
Terrace, Illinois: JCAHO; 1990.<br />
Kazandjian VA, Wood P, Lawthers J.<br />
Balancing Science and Practice in Indicator<br />
Development: The Maryland Hospital Association<br />
Quality Indicator (QI) Project ® .<br />
Intern J Qual Health Care 1995; 7 (1): 39-46.<br />
Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />
Mainz J.<br />
Defining and classifying clinical indicators for quality<br />
improvement.<br />
Intern J Qual Health Care 2003a; 15 (6): 523-530.<br />
Mainz J.<br />
Developing evidence-based clinical indicators: a<br />
state of the art methods primer.<br />
Int J Qual Health Care 2003b; 15 (Suppl. I): i5-i11.<br />
McGlynn EA.<br />
Choosing and Evaluating Clinical Performance<br />
Measures.<br />
J Qual Improvement 1998; 24 (9): 470-479.<br />
Portelli R, Williams J, Collopy B.<br />
Using clinical indicators to change clinical practice.<br />
J Qual Clin Pract 1997; 17 (4): 195-202.<br />
Rosenthal GE, Hammar PJ, Way LE, Shipley SA,<br />
Doner D, Wojtala B, Miller J, Harper DL.<br />
Using Hospital Performance Data in Quality<br />
Improvement: The Cleveland Health Quality Choice<br />
Experience.<br />
J Qual Improvement 1998; 24 (7): 347-360.<br />
Rubin HR, Pronovost P, Diette GB.<br />
From a process of care to a measure: the development<br />
and testing of a quality indicator.<br />
Int J Qual Health Care 2001; 13 (6): 489-496.<br />
Sens B, Fischer B.<br />
GMDS-Arbeitsgruppe "<strong>Qualität</strong>smanagement in der<br />
Medizin": Begriffe und Konzepte des <strong>Qualität</strong>smanagements.<br />
Informatik, Biometrie und Epidemiologie in Medizin<br />
und Biologie 2003; 34[1], 1-61.<br />
WHO Regional Office for Europe.<br />
Measuring hospital performance to improve the<br />
quality of care in Europe. January 2003.<br />
www.euro.who.int/Document/E78873.pdf, Seite 8.<br />
(Recherchedatum: 15.06.2004)<br />
354
355<br />
Kapitel 33<br />
Recherche und Bewertung von Literatur,<br />
Leitlinien und Pflegestandards<br />
Den Bewertungen der Ergebnisse, den Begründungen<br />
für die Referenzbereiche, den Erläuterungen und<br />
den Interpretationshilfen für die einzelnen <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />
im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport liegen Informationen<br />
aus Literatur-, Pflegestandard- und Leitlinienanalysen<br />
zu Grunde. Im Folgenden werden die Vorgehensweisen<br />
beschrieben, die für systematische<br />
Literatur- und Leitlinienrecherchen und die Bewertung<br />
der verwendeten Quellen eingesetzt worden<br />
sind.<br />
Quellensuche und Quellenbewertung<br />
Basierend auf den Methoden der wissenschaftlichen<br />
Literatur- und Informationsrecherche wird ein hohes<br />
Maß an Genauigkeit und Seriosität und eine kritische<br />
Quellenbetrachtung – insbesondere für Informationen<br />
aus dem Internet – gefordert, um die<br />
beste verfügbare Evidenz identifizieren zu können.<br />
Die Nachprüfbarkeit der Informationen, d.h. die<br />
genaue Literatur- bzw. Quellenangabe, muss ebenfalls<br />
gewährleistet werden können.<br />
Zur Durchführung der gezielten medizinisch-wissenschaftlichen<br />
Internet- und Datenbankrecherche werden<br />
zunächst die Suchbegriffe, die Suchfrage und<br />
die Suchstrategie festgelegt. Um eine möglichst vollständige<br />
Identifikation von relevanter Literatur erreichen<br />
zu können, haben sich die folgenden<br />
Schritte als geeignet herausgestellt. Sie wurden von<br />
David L. Sackett als die fünf Schritte der Evidenz<br />
basierten Medizin (EbM) zur Lösung eines konkreten<br />
Problems beschrieben (Kunz & Fritsche 1999):<br />
1. Klinisches Problem bzw. Thema festlegen<br />
2. Definition einer wichtigen, suchbaren Frage bzw.<br />
Festlegung von Stichworten<br />
3. Auswahl der wahrscheinlichsten Evidenzquelle<br />
und Auswahl anderer Informationsquellen<br />
4. Erstellung einer Suchstrategie<br />
5. Kritische Bewertung der Evidenz<br />
Schritt 1 und 2 dienen der Konkretisierung des<br />
Themenfeldes. Die Eingrenzung von Suchbegriffen<br />
und Verschlagwortung wird vorgenommen. Ziel ist<br />
es, die Suchbegriffe so einzugrenzen, dass möglichst<br />
eine überschaubare Anzahl von relevanten<br />
Ergebnissen gefunden wird.<br />
Im Schritt 3 und 4 werden die Datenbanken und<br />
Informationsquellen ausgewählt, die bezogen auf<br />
die Suchfragen eine hohe Relevanz erwarten lassen.<br />
Zunächst werden nationale und internationale Leitlinien<br />
bzw. Pflegestandards identifiziert. Leitlinien<br />
sind „systematisch entwickelte Darstellungen und<br />
Empfehlungen mit dem Zweck, Ärzte und Patienten<br />
bei der Entscheidung über zweckdienliche Maßnahmen<br />
der Krankenversorgung (Prävention, Diagnostik,<br />
Therapie und Nachsorge) unter spezifischen klinischen<br />
Umständen zu unterstützen. Sie geben den<br />
Stand des Wissens [...] über effektive und zweckdienliche<br />
Krankenversorgung zum Zeitpunkt der<br />
‚Drucklegung’ wieder“ (AWMF 2000, zitiert im<br />
Leitlinien-Manual der AWMF und ÄZQ 2001). Für<br />
die Pflege hat sich im deutschsprachigen Raum<br />
der Begriff „Pflegestandard“ eingebürgert.<br />
Im 5. Schritt werden die Rechercheergebnisse bei<br />
der <strong>BQS</strong> einer kritischen Betrachtung unterzogen<br />
und die Ergebnisse extrahiert. Es folgt die Bewertung<br />
der Literatur.<br />
Leitlinienrecherche<br />
Die Leitlinienrecherche findet in folgenden Datenbanken<br />
bzw. bei folgenden Leitlinienanbietern statt<br />
(hier in alphabetischer Reihenfolge):<br />
Datenbank<br />
Agency for Healthcare Research<br />
and Quality, USA (AHRQ)<br />
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen<br />
Fachgesellschaften (AWMF)<br />
Ärztliches Zentrum für <strong>Qualität</strong><br />
in der Medizin (ÄZQ)<br />
Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />
in der Pflege (DNQP)<br />
Guideline International Network<br />
(GIN)<br />
The National Guideline<br />
Clearinghouse (NGC)<br />
The National Institute for Clinical<br />
Excellence – a Special Health<br />
Authority for England and Wales<br />
(NICE)<br />
The Scottish Intercollegiate<br />
Guidelines Network (SIGN)<br />
Adresse<br />
www.ahrq.gov/<br />
www.uni-duesseldorf.de/<br />
awmf/ll/index.html<br />
www.leitlinien.de/<br />
www.dnqp.de<br />
www.g-i-n.net<br />
www.guideline.gov/<br />
www.nice.org.uk/<br />
Cat.asp?pn=professional&<br />
cn=toplevel&ln=en<br />
www.sign.ac.uk/<br />
Wissensnetzwerk der Universität www.evidence.de/<br />
Witten/Herdecke (evidence.de)<br />
Die Leitlinien oder Pflegestandards dieser Anbieter<br />
wurden in unterschiedlicher methodischer <strong>Qualität</strong><br />
erstellt. Hervorzuheben sind die schottischen Leitlinien<br />
(SIGN), die sehr sorgfältig und übersichtlich<br />
dargestellt sind. Bei einigen Leitlinien liegt das<br />
letzte Datum der Aktualisierung länger als fünf<br />
Jahre zurück, z.B. bei einigen Leitlinien der AWMF,<br />
so dass diese als alleinige Quellen nicht ausreichen.
Auch bei der AHRQ sind einige zum Teil sehr hochwertige<br />
Leitlinien älter als acht Jahre. Einzelne<br />
Aspekte wurden aus diesen älteren Leitlinien herangezogen<br />
(z.B. für die Prostatahyperplasie), es<br />
erfolgte jedoch immer eine Literaturrecherche nach<br />
neuerer Literatur.<br />
Da Leitlinien unter monetären, juristischen und<br />
betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen entstehen,<br />
die auch die kulturellen Besonderheiten<br />
eines Landes widerspiegeln, werden sie mit Blick<br />
auf die Übertragbarkeit in das Verfahren der externen<br />
vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung einer kritischen<br />
Würdigung unterzogen.<br />
Literaturrecherche<br />
Oft reicht eine Leitlinienrecherche alleine nicht aus<br />
und eine systematische Suche nach medizinischpflegerischer<br />
Literatur ist in spezialisierten Datenbanken<br />
notwendig. Mit der Suche in der Pubmed,<br />
einer Einrichtung der Nationalen Bibliothek für<br />
Medizin in den USA, die kostenlos über das Internet<br />
zur Verfügung gestellt wird, wird zumeist begonnen.<br />
Hier lässt sich die Suche auf Primärliteratur<br />
(z.B. nach bestimmten Studientypen wie randomisierte<br />
kontrollierte Studien (RCT)) und auf<br />
Sekundärliteratur, d.h. bereits bewertete Literatur,<br />
wie sie in Metaanalysen und Reviews zu finden ist,<br />
einschränken. Für die Suche nach systematischen<br />
Übersichtsarbeiten („systematic reviews“) eignet<br />
sich die Datenbank der Cochrane Collaboration, die<br />
die Rechercheergebnisse in Volltexten zur Verfügung<br />
stellt. Hier sind ebenfalls bereits Bewertungen vorgenommen<br />
worden. In so genannten HTA-Berichten<br />
(„health technology assessment“), das sind Übersichtsarbeiten,<br />
die eine Bewertung von medizinischer<br />
Technologie und medizinischen Verfahren vornehmen,<br />
lassen sich ebenfalls bereits bewertete<br />
Informationen erfassen. Diese sind in der internationalen<br />
Datenbank des „Centre for Reviews and<br />
Dissemination“ zu finden. Deutsche HTA-Berichte<br />
sind in der HTA-Datenbank des DIMDI (Deutsches<br />
Institut für medizinische Dokumentation und Information)<br />
zu recherchieren.<br />
Folgende Übersicht zeigt die Datenbanken, die bei<br />
der <strong>BQS</strong> zur Recherche herangezogen werden (in<br />
alphabetischer Reihenfolge):<br />
Datenbank<br />
Centers for Disease Control and<br />
Prevention<br />
Centre for Reviews and<br />
Dissemination<br />
Cinahl (Index von Pflegeliteratur)<br />
„Clinical evidence“ des British<br />
Medical Journal<br />
Cochrane Library<br />
Deutsches Institut für medizinische<br />
Dokumentation und<br />
Information (freie Datenbanken)<br />
Medpilot (Datenbankrecherche<br />
von ZbMed und DIMDI)<br />
Pubmed, Medline<br />
Adresse<br />
www.cdc.gov/<br />
www.york.ac.uk/inst/<br />
crd/welcome.htm<br />
Anbieter: www.kfinder.<br />
com/membersearch/<br />
login.cgi?getloginpage=1<br />
www.clinicalevidence.com<br />
www.updatesoftware.com/clibng/<br />
cliblogon.htm<br />
www.dimdi.de<br />
www.medpilot.de<br />
www.ncbi.nlm.nih.gov/<br />
entrez/query.fcgi<br />
Über das Internet werden zusätzlich die wichtigsten<br />
deutschsprachigen Fachzeitschriften nach entsprechenden<br />
Stichwörtern durchsucht. Ferner erfolgt<br />
per Internet die Durchsicht des American College<br />
of Physicians Journal Clubs (ACP-Journal Club), die<br />
als Quelle von Sekundärliteratur geeignet ist.<br />
Trotz aller Bemühung um Vollständigkeit einer Literatur-<br />
und Informationsrecherche gibt es Gründe für<br />
eine unvollständige Recherche. Diese können im<br />
so genannten „Bias“ liegen. Damit ist eine systematische<br />
Verzerrung von Ergebnissen gemeint, die<br />
durch die Art der Darstellung („publication bias“),<br />
durch sprachliche Hürden („foreign-language bias“)<br />
oder durch fehlerhafte Indexierung in Datenbanken<br />
(„retrieval bias“) vorkommen kann (Kunz et al. 1999).<br />
356
357<br />
Weitere Informationsquellen<br />
Internationale Datenbanken oder Anbieter zu Quali-<br />
tätsindikatoren werden als Informationsquellen<br />
herangezogen:<br />
Datenbank<br />
Adresse<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren des www.qualitymeasures.ahrq.gov/<br />
National Quality Measures<br />
Clearinghouse<br />
Verein Outcome<br />
www.vereinoutcome.ch/<br />
Bewertung von Literatur,<br />
Leitlinien und Pflegestandards<br />
Die Bewertung der verwendeten Literaturstellen<br />
erfolgt mit Hilfe von Einteilungen zu Evidenzstufen<br />
(englisch: levels of evidence, im Deutschen synonym<br />
verwendet: Evidenzgrade, Evidenzhierarchien,<br />
Evidenzklassen, Evidenzstärken, Evidenzlevel). Die<br />
Bewertung von einzelnen therapeutischen oder<br />
diagnostischen Maßnahmen wird in Leitlinien oder<br />
in Metaanalysen/Reviews nach Empfehlungsgraden<br />
vorgenommen (englisch: recommendation grades,<br />
im Deutschen synonym verwendet: Empfehlungsklassen,<br />
Empfehlungsstärken).<br />
Vorschläge von Evidenzstufen (LOE) und Empfehlungsgraden (Grades)<br />
für die Bewertung medizinischen und pflegerischen Wissens<br />
LOE<br />
III<br />
II-2<br />
II-1<br />
I<br />
Grades<br />
Grades of<br />
Recommendations<br />
sind nicht<br />
eindeutig<br />
zuordenbar<br />
A-E<br />
Canadian Task<br />
Force 1979<br />
LOE<br />
IV<br />
III<br />
IIb<br />
IIa<br />
Ib<br />
Ia<br />
Grades<br />
Grades of<br />
Recommendations<br />
werden<br />
nicht angegeben<br />
AHCPR<br />
1992<br />
LOE<br />
VII<br />
VI<br />
V<br />
IV<br />
III<br />
II<br />
I<br />
Grades<br />
AHCPR<br />
1994<br />
C<br />
B<br />
A<br />
LOE<br />
IV<br />
III<br />
IIb<br />
IIa<br />
Ib<br />
Ia<br />
Grades<br />
D<br />
C<br />
B<br />
A<br />
North of England<br />
Guideline Development<br />
Project 1998<br />
LOE<br />
IV<br />
III<br />
IIb<br />
IIa<br />
Ib<br />
Ia<br />
Es gibt eine Vielzahl von Einteilungen von Evidenzstufen<br />
und von Empfehlungsgraden. In der unten<br />
stehenden Tabelle sind sieben der wichtigsten<br />
Evidenzstufen mit den entsprechenden<br />
Einteilungen der Empfehlungsgrade nebeneinander<br />
gestellt. Die Übersicht verdeutlicht, dass sich die<br />
verschiedenen Einteilungen nicht auf einen „kleinsten<br />
gemeinsamen Nenner“ zurückführen oder aufeinander<br />
abbilden (engl. „mappen“) lassen. Daher<br />
hat die <strong>BQS</strong> entschieden, die Angabe der<br />
Evidenzstufe oder des Empfehlungsgrades mit<br />
dem ausdrücklichen Verweis auf die verwendete<br />
Einteilung vorzunehmen. In einzelnen Fällen konnten<br />
die Einschätzungen der Evidenz seitens der<br />
<strong>BQS</strong> vorgenommen werden. Hier wurden die<br />
Evidenzstufen der US-amerikanischen Agency for<br />
Health Care Policy and Research (AHCPR 1992)<br />
verwendet, die in einer Übersetzung des Ärztlichen<br />
Zentrums für <strong>Qualität</strong> in der Medizin (AWMF & ÄZQ<br />
2001) vorliegt.<br />
Eine Konsentierung der Rechercheergebnisse<br />
erfolgt auf der Grundlage von bewerteter Literatur<br />
(Leitlinien, Pflegestandards, Metaanalysen, Reviews,<br />
HTA-Berichten) durch die Fachgruppen der <strong>BQS</strong> oder<br />
bei fehlender bewerteter Literatur aufgrund des<br />
Expertenkonsenses in den Fachgruppen der <strong>BQS</strong>.<br />
Grades<br />
SIGN<br />
2001<br />
C<br />
B<br />
A<br />
LOE<br />
V<br />
IV<br />
IIIb<br />
IIIa<br />
IIc<br />
IIb<br />
IIa<br />
Ic<br />
Ib<br />
Ia<br />
Grades<br />
Oxford<br />
2001<br />
D<br />
C<br />
B<br />
A<br />
LOE<br />
IV<br />
III<br />
II-<br />
II+<br />
II++<br />
I-<br />
I+<br />
I++<br />
Grades<br />
SIGN<br />
2004<br />
D<br />
C<br />
B<br />
A
Kritische Aspekte der Nutzung<br />
und Bewertung evidenzbasierter<br />
Literatur und Leitlinien<br />
Die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin sind<br />
eine entscheidende Grundlage für externe <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen.<br />
Evidenzbasierte Literatur<br />
und Leitlinien ermöglichen die Entwicklung von<br />
validen <strong>Qualität</strong>sindikatoren (Antes et al. 1999).<br />
Für die Darstellung der <strong>Qualität</strong>sindikatoren und<br />
die Festlegung der Referenzbereiche wurde im<br />
<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport die Evidenzquelle dargestellt<br />
und gegebenenfalls bewertet. Für die Interpretation<br />
dieser Darstellung müssen einige kritische Aspekte<br />
beachtet werden. Insbesondere muss die mögliche<br />
Fehlinterpretation vermieden werden, dass hohe<br />
Evidenzstufen immer eine höhere Aussagekraft<br />
haben als niedrigere Evidenzstufen und damit<br />
automatisch „besser“ sind.<br />
1. Die Einteilungen der Evidenzstufen sind nicht<br />
linear: Der Goldstandard sind systematische<br />
Übersichtsarbeiten. In der häufig verwendeten<br />
Klassifikation von AHCPR und ÄZQ entsprechen<br />
diese systematischen Übersichten für prospektiv<br />
randomisierte Studien der Evidenzstufe Ia, während<br />
das Vorliegen einer einzigen prospektiv<br />
randomisierten Studie (ohne Bewertung deren<br />
methodischer <strong>Qualität</strong>) eine Einstufung nach Ib<br />
begründet. Beide Fälle werden in manchen<br />
Darstellungen als Evidenzstufe I dargestellt,<br />
ohne dass so deutlich wird, dass ein gravierender<br />
Unterschied in der Aussagekraft vorliegt.<br />
Erst seit kurzer Zeit werden systematische Übersichten<br />
auch für Studien der Evidenzstufe II differenziert<br />
dargestellt (SIGN 2004).<br />
2. Eine Studie der Evidenzstufe III ist für manche<br />
Fragestellungen aussagekräftiger als eine prospektiv<br />
randomisierte Untersuchung.<br />
Für die Festlegung von Referenzbereichen bei<br />
Ergebnisindikatoren (Beispiel: Sterblichkeitsrate)<br />
ist eine umfangreiche Beobachtungsstudie aussagekräftig.<br />
Die Ergebnisse prospektiv randomisierter<br />
Studien lassen sich – insbesondere bei<br />
kleinen Fallzahlen – für diese Fragestellung oft<br />
nicht verallgemeinern (externe Validität) (Antes<br />
2004, Perleth&Raspe 2000).<br />
3. Bislang erfolgte die Zuordnung zu Evidenzstufen<br />
meist nur über den Typ der Untersuchung. Die<br />
methodische <strong>Qualität</strong> der jeweiligen Untersuchungen<br />
wird erst seit kurzer Zeit für die Zuordnung<br />
zu den Evidenzstufen systematisch berücksichtigt<br />
(Perleth & Raspe 2000, SIGN 2004).<br />
4. Für manche Fragestellungen können aus ethischen<br />
Gründen prospektiv randomisierte Studien<br />
nicht mehr durchgeführt werden und kann damit<br />
eine Evidenzstufe I nicht mehr erreicht werden.<br />
Der Nutzen einer operativen Entfernung des<br />
Wurmfortsatzes (Appendektomie) bei akuter<br />
Entzündung ist unbestritten, aber nicht durch<br />
eine prospektiv randomisierte Studie belegt.<br />
Der Nutzen der Behandlung kann nur auf der<br />
Evidenzstufe des Expertenkonsenses belegt<br />
werden.<br />
358
359<br />
Literatur<br />
Antes G.<br />
Die Evidenz-Basis von klinischen Leitlinien, Health<br />
Technology Assessments und Patienteninformation<br />
als Grundlage für Entscheidungen in der Medizin.<br />
Z ärztl Fortbild Qual sich (ZaeFQ) 2004; 98: 180-184.<br />
Antes G, Bassler D, Galandi D.<br />
Systematische Übersichtsarbeiten – Ihre Rolle in<br />
einer Evidenz-basierten Gesundheitsversorgung.<br />
Dtsch Arztebl 1999; 96 (10): B-476-B-480.<br />
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und<br />
Ärztliche Zentralstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (ÄZQ).<br />
Das Leitlinien-Manual von AWMF und ÄZQ:<br />
Entwicklung und Implementierung von Leitlinien in<br />
der Medizin.<br />
Z ärztl Fortbild Qual sich (ZaeFQ) 95<br />
[Supplement I], 1-84. 2001.<br />
AHCPR.<br />
Heart Failure.<br />
Clinical Practice Guideline No. 11. AHCPR<br />
Publication No. 94-0612: June 1994.<br />
www.ahcpr.gov/clinic/cpgarchv.htm<br />
AHCPR.<br />
Acute Pain Management: Operative or Medical<br />
Procedures and Trauma.<br />
Clinical Practice Guideline No. 1. AHCPR Publication<br />
No. 92-0032: February 1992.<br />
www.ahcpr.gov/clinic/cpgarchv.htm<br />
(Recherchedatum: 15.06.2004)<br />
Canadian Task Force on the Periodic Health<br />
Examination.<br />
The periodic health examination.<br />
CMAJ 1979; 121: 1193-1254.<br />
Eccles M, Freemantle N, Mason J.<br />
North of England evidence based guideline development<br />
project: guideline on the use of aspirin<br />
as secondary prophylaxis for vascular disease in<br />
primary care. North of England Aspirin Guideline<br />
Development Group.<br />
BMJ 1998; 316 (7140): 1303-1309.<br />
Kunz R, Fritsche L (Hrsg).<br />
Deutsche Ausgabe: Evidenzbasierte Medizin.<br />
Sacket DL, Richardson WS, Rodenberg W, Haynes<br />
RB.<br />
Evidence-based Medicine. How to practice and<br />
teach EBM.<br />
W. Zuckschwerdt: München; 1999<br />
Oxford-Centre for Evidence-Based Medicine.<br />
Levels of Evidence and Grades of<br />
Recommendations.<br />
May 2001.<br />
www.cebm.net/levels_of_evidence.asp<br />
Perleth M, Raspe H.<br />
Levels of Evidence – Was sagen sie wirklich aus?<br />
Z ärztl Fortbild Qual sich (ZaeFQ) 2000; 94: 699-700.<br />
SIGN.<br />
Hypertension in Older People.<br />
Publication No. 49. January 2001.<br />
www.sign.ac.uk/guidelines/published/<br />
index.html<br />
(Recherchedatum: 15.06.2004)<br />
SIGN.<br />
A guideline developers’ handbook.<br />
Publication No. 50. May 2004.<br />
www.sign.ac.uk/guidelines/fulltext/50/<br />
section6.html<br />
(Recherchedatum: 15.06.2004)
360<br />
Kapitel 34<br />
Das Verfahren<br />
Ende 2000 haben die Selbstverwaltungspartner –<br />
die Spitzenverbände der Krankenkassen und der<br />
Verband der privaten Krankenversicherung sowie<br />
die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) unter<br />
Beteiligung der Bundesärztekammer und des<br />
Deutschen Pflegerates – auf der Grundlage des<br />
§ 135a Abs. 2 SGB V und des § 137 SGB V<br />
Verträge für die Umsetzung der gesetzlichen<br />
Vorschriften geschlossen. Damit schufen sie ab<br />
dem 1. Januar 2001 die Grundlage für die externe<br />
vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung für alle nach<br />
§ 108 SGB V zugelassenen Krankenhäuser.<br />
Gemeinsamer Bundesausschuss<br />
Mit dem GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) änder-<br />
ten sich die Entscheidungsstrukturen des <strong>BQS</strong>-Verfahrens<br />
grundlegend. An die Stelle des Bundeskuratoriums<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung trat seit dem 1. Januar<br />
2004 der Gemeinsame Bundesausschuss nach § 91<br />
Bundesebene<br />
Landesebene<br />
Gemeinsamer<br />
Bundesausschuss<br />
§ 91 Abs. 7 SGB V<br />
Unterausschuss<br />
„Externe stationäre<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung“<br />
Lenkungsgremien<br />
Externe vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung auf der<br />
Grundlage des § 137 SGB V: Verfahrensebenen,<br />
beteiligte Gremien und Institutionen ab 2004<br />
SGB V (G-BA). Damit liegt gemäß § 137 Abs. 1<br />
SGB V die Beschlusskompetenz für Maßnahmen<br />
der <strong>Qualität</strong>ssicherung für nach § 108 zugelassene<br />
Krankenhäuser beim Gemeinsamen Bundesausschuss<br />
in der Besetzung nach § 91 Abs. 7 SGB V.<br />
Dieser hat die Aufgaben des Bundeskuratoriums<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung als Steuerungsorgan übernommen.<br />
Zu seiner Unterstützung hat der Gemeinsame Bundesausschuss<br />
nach § 91 Abs. 7 SGB V einen Unterausschuss<br />
„Externe stationäre <strong>Qualität</strong>ssicherung“<br />
eingerichtet. Er berät den Gemeinsamen Bundesausschuss<br />
in allen Fragen der verpflichtenden externen<br />
vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung in der stationären<br />
Versorgung – einschließlich der Vergütungsabschläge<br />
bei Nichteinhaltung der Verpflichtungen.<br />
Über die Mitberatung im Unterausschuss „Externe<br />
stationäre <strong>Qualität</strong>ssicherung“ wird auch weiterhin<br />
die Beteiligung des bisherigen Vertragspartners<br />
Fachgruppen<br />
Arbeitsgruppen<br />
Krankenhäuser<br />
LQS<br />
Landesgeschäftsstellen<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung
PKV-Verband und der Vertragsbeteiligten Bundesärztekammer<br />
und Deutscher Pflegerat sichergestellt.<br />
Nicht mehr vertreten sind diese im Beschlussgremium<br />
nach § 91 Abs. 7 SGB V, das sich aus je neun<br />
stimmberechtigten Vertretern der DKG und der<br />
Spitzenverbände der Krankenkassen, drei unparteiischen<br />
Mitgliedern und neun nicht stimmberechtigten<br />
Patientenvertretern zusammensetzt. Entscheidungen<br />
werden mehrheitlich getroffen.<br />
Vorsitzender<br />
Unparteiische Mitglieder<br />
Spitzenverbände der<br />
Krankenkassen<br />
Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />
Das Verfahren<br />
Der Gemeinsame Bundesausschuss baut auf der<br />
Vorarbeit des Bundeskuratoriums auf und führt<br />
diese fort. Die Verträge für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
werden derzeit an die neue gesetzliche<br />
Grundlage und Auftraggeberkonstellation angepasst.<br />
Gemeinsamer Bundesausschuss<br />
nach<br />
§ 91 Abs. 7 SGB V<br />
(Stand Juni 2004)<br />
Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />
Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />
Dr. Erich Standfest<br />
Hans-Jürgen Hofmann<br />
Dr. Hans Jürgen Ahrens<br />
Dr. SK Harald Deisler<br />
Dr. Rolf Hoberg<br />
Dr. Werner Gerdelmann<br />
Gert Nachtigal<br />
Dr. Doris Pfeiffer<br />
Wolfgang Schmeinck<br />
Rolf Stadié<br />
Rolf Stuppardt<br />
Dr. Rudolf Koesters<br />
Joachim Manz<br />
Volker Odenbach<br />
Wolfgang Pföhler<br />
Jörg Robbers<br />
Dr. Nicole Schlottmann<br />
Dr. Martin Walger<br />
Prof. Dr. Hans-Fred Weiser<br />
Richard Zimmer<br />
361
362<br />
Das Verfahren<br />
Bundeskuratorium<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Das Bundeskuratorium war seit Abschluss des „Ver-<br />
trages über die Entwicklung geeigneter <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />
in Krankenhäusern nach<br />
§ 137 SGB V sowie über das Zustandekommen<br />
entsprechender Umsetzungsvereinbarungen (Kuratoriumsvertrag)“<br />
im Jahr 2000 das zentrale Beratungs-<br />
und Beschlussgremium für den externen<br />
<strong>Qualität</strong>svergleich in den deutschen Krankenhäusern.<br />
Die vier so genannten „Bänke“ der Selbstverwaltungspartner,<br />
also die Spitzenverbände der<br />
Krankenkassen einschließlich des Verbandes der privaten<br />
Krankenversicherung, die Deutsche Krankenhausgesellschaft,<br />
die Bundesärztekammer und der<br />
Deutsche Pflegerat, entsandten jeweils bis zu neun<br />
Mitglieder in dieses Gremium. Entscheidungen<br />
wurden im Konsens getroffen.<br />
Bundesebene<br />
Landesebene<br />
Bundeskuratorium<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Lenkungsgremien<br />
Externe vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung auf der<br />
Grundlage des § 137 SGB V: Verfahrensebenen,<br />
beteiligte Gremien und Institutionen bis zum 31.<br />
Dezember 2003<br />
Der Gemeinsame Bundesausschuss baut auf den<br />
Entwicklungen und Beschlüssen des Bundeskuratoriums<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in den Jahren 2001 bis<br />
2003 auf. Die inhaltliche Verantwortung für das<br />
Verfahrensjahr 2003 des <strong>BQS</strong>-Verfahrens lag beim<br />
Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />
Im „Vertrag über die Beauftragung der Bundesge-<br />
schäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (<strong>BQS</strong> gGmbH) zur<br />
Entwicklung und Umsetzung von <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />
im Krankenhaus (Beauftragungsvertrag)“<br />
wurde die <strong>BQS</strong> ab Anfang 2001 mit der Leitung<br />
und Koordination der inhaltlichen Entwicklung<br />
und organisatorischen Umsetzung der externen vergleichenden<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in den deutschen<br />
Krankenhäusern beauftragt.<br />
Fachgruppen<br />
Arbeitsgruppen<br />
Krankenhäuser<br />
LQS<br />
Landesgeschäftsstellen<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung
<strong>BQS</strong>-Fachgruppen<br />
Das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung setzt zur<br />
inhaltlichen Betreuung Fachgruppen ein, die aus<br />
Experten der jeweiligen medizinischen Fachgebiete<br />
und der Pflege bestehen. Die Fachgruppen sind<br />
Dreh- und Angelpunkt der inhaltlichen Arbeit. Ihre<br />
Mitglieder erarbeiten zusammen mit der <strong>BQS</strong> Vorschläge<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren, entwickeln<br />
<strong>Qualität</strong>sindikatoren für die Messung von qualitätsrelevanten<br />
Zusammenhängen und wirken an der<br />
Bewertung der Ergebnisse mit.<br />
Als Mitglieder der Fachgruppen werden Experten<br />
aus Medizin und Pflege paritätisch von den Partnern<br />
der Selbstverwaltung berufen. Auch die jeweils<br />
betroffenen wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />
entsenden ein Mitglied in die Fachgruppen.<br />
Die <strong>BQS</strong>-Fachgruppen auf Bundesebene arbeiten<br />
eng mit den fachlichen Arbeitsgruppen in den Ländern<br />
zusammen.<br />
Partner auf Landesebene<br />
Die Umsetzung der anspruchsvollen und komple-<br />
xen <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren erfolgt in enger<br />
Zusammenarbeit mit den Lenkungsgremien, den<br />
fachlichen Arbeitsgruppen und den Landesgeschäftsstellen<br />
für <strong>Qualität</strong>ssicherung (LQS) in den einzelnen<br />
Bundesländern. Wichtige inhaltliche Impulse<br />
zu den <strong>Qualität</strong>smessverfahren kommen aus den<br />
fachlichen Arbeitsgruppen auf Landesebene. Die<br />
Analysen, Bewertungen und Empfehlungen der Bundesauswertungen<br />
liefern die Basis für den Strukturierten<br />
Dialog mit den Krankenhäusern über die<br />
Ergebnisse der externen vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
Der Dialog über die Ergebnisse, die<br />
Analyse von Auffälligkeiten und die Vereinbarung<br />
von konkreten Maßnahmen zur Umsetzung der<br />
Empfehlungen bilden die Hauptaufgaben der<br />
Beteiligten auf Landesebene.<br />
Umfassende Informationen zur Landesebene finden<br />
sich auf der <strong>BQS</strong>-Homepage www.bqs-online.de.<br />
Vorsitzender<br />
Spitzenverbände der<br />
Krankenkassen<br />
Verband der Privaten<br />
Krankenversicherung<br />
Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />
Bundesärztekammer<br />
Deutscher Pflegerat<br />
Sachverständige<br />
Gäste<br />
Das Verfahren<br />
Bundeskuratorium<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
(bis 31.12.2003)<br />
(Stand Dezember 2003)<br />
Jörg Robbers<br />
Günter Köpke<br />
Karl-Dieter Menzel<br />
Udo Reschke<br />
Theo Riegel<br />
Dr. Beate Schmucker<br />
Johann M. von Stackelberg<br />
Dieter Wittmeyer<br />
Dr. Theodor Uhr<br />
PD Dr. D. Blumenberg<br />
Dr. Dieter Borchmann<br />
Bernd-Ulrich Drost<br />
Bernd Krämer<br />
Joachim Manz<br />
Jörg Robbers<br />
Dr. Josef Siebig<br />
Dr. Martin Walger<br />
Dr. Ursula Auerswald<br />
Prof. Dr. Ingo Flenker<br />
Prof. Dr. Frieder Hessenauer<br />
Dr. Günther Jonitz<br />
Dr. Michael Reusch<br />
Franz J. Stobrawa<br />
Prof. Dr. Dr. Karsten Vilmar<br />
Claudia Artz<br />
Hedwig Francois-Kettner<br />
Gudrun Gille<br />
Käthe Harms<br />
Martina Klenk<br />
Heinz Lepper<br />
Marie-Luise Müller<br />
Klaus Notz<br />
Elfriede Zoller<br />
Prof. Dr. Martin Hansis<br />
Dr. Hans-Georg Krumpaszky<br />
Prof. Dr. Hans-Konrad Selbmann<br />
Dr. Thomas Beck<br />
Dr. Johannes Bruns<br />
Niklas Cruse<br />
Dr. Hiltrud Kastenholz<br />
Dr. Jens-Uwe Schreck<br />
Christiane Schoppe<br />
Dr. Christof Veit<br />
363
364<br />
Saarland<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Bremen<br />
Hessen<br />
Baden-Württemberg<br />
Das Verfahren<br />
Landesgeschäftsstellen für<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Baden-Württemberg<br />
GeQiK-Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung im Krankenhaus bei<br />
der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft e.V.<br />
Birkenwaldstraße 151, 70191 Stuttgart<br />
Bayern<br />
BAQ-Geschäftsstelle Bayerische Arbeitsgemeinschaft für<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in der stationären Versorgung bei der<br />
Bayerischen Krankenhausgesellschaft e.V.<br />
Westenriederstraße 19, 80331 München<br />
Berlin<br />
<strong>Qualität</strong>sbüro Berlin<br />
Friedrichstraße 231, 10969 Berlin<br />
Brandenburg<br />
Landesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Landesärztekammer Brandenburg<br />
Dreifertstraße 12, 03044 Cottbus<br />
Schleswig-Holstein<br />
Hamburg<br />
Niedersachsen<br />
Thüringen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Bayern<br />
Brandenburg<br />
Berlin<br />
Sachsen<br />
Bremen<br />
<strong>Qualität</strong>sbüro Bremen<br />
Anne-Conway-Straße 10, 28359 Bremen<br />
Hamburg<br />
EQS-Externe <strong>Qualität</strong>ssicherung Hamburg<br />
Grevenweg 89, 20537 Hamburg<br />
Hessen<br />
GQH-Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung Hessen bei der<br />
Hessischen Krankenhausgesellschaft e.V.<br />
Frankfurter Straße 10-14, 65760 Eschborn<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>Qualität</strong>sbüro bei der Krankenhausgesellschaft<br />
Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />
Lankower Straße 6, 19057 Schwerin<br />
Niedersachsen<br />
Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung bei der<br />
Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft e.V.<br />
Thielenplatz 3, 30159 Hannover<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Regionalvertretung Nordrhein<br />
Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf<br />
Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Regionalvertretung Westfalen-Lippe<br />
Gartenstraße 210-214, 48147 Münster<br />
Rheinland-Pfalz<br />
SQMed-gemeinnützige Gesellschaft zur Sicherung der<br />
<strong>Qualität</strong> in der medizinischen Versorgung mbH<br />
Wilhelm-Theodor-Römfeld-Str. 34, 55130 Mainz<br />
Saarland<br />
QBS-<strong>Qualität</strong>sbüro im Saarland<br />
Saarländische Krankenhausgesellschaft e.V.<br />
Talstraße 30, 66119 Saarbrücken<br />
Sachsen<br />
Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung bei der<br />
Sächsischen Landesärztekammer<br />
Schützenhöhe 16, 01099 Dresden<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung bei der<br />
Ärztekammer Sachsen-Anhalt<br />
Doctor-Eisenbart-Ring 2, 39120 Magdeburg<br />
Schleswig-Holstein<br />
Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein e.V.<br />
Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Feldstraße 75, 24105 Kiel<br />
Thüringen<br />
Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung bei der<br />
Landesärztekammer Thüringen<br />
Im Semmicht 33, 07751 Jena-Maua
Im Auftrag des<br />
Gemeinsamen Bundesausschusses<br />
nach § 91 SGB V<br />
Impressum<br />
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist Eigentum der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
gGmbH. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung<br />
der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere<br />
für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in<br />
elektronischen Systemen.<br />
Im Sinne der besseren Lesbarkeit dieses Berichtes wurde meistens die grammatikalisch männliche<br />
Sprachform gewählt. Wenn im folgenden Text die männliche Sprachform genannt ist, ist damit sowohl<br />
die männliche als auch die weibliche Sprachform gemeint.<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />
Herausgeber: Volker D. Mohr, Jochen Bauer, Klaus Döbler,<br />
Olaf Eckert, Burkhard Fischer, Constanze Woldenga<br />
Düsseldorf 2004<br />
Redaktion: Felix Höfele<br />
Design & Realisation: Aspekte Kommunikation, Düsseldorf<br />
Produktion: Schotte, Krefeld<br />
ISBN 3-9808704-5-6<br />
<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />
Copyright © by <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />
Alle Rechte vorbehalten<br />
Printed in Germany<br />
Kontakt<br />
Weitere Informationen zur <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />
erhalten Sie über die Internet-Adresse:<br />
www.bqs-online.de<br />
www.bqs-qualitaetsreport.de<br />
www.bqs-outcome.de<br />
365<br />
Eine Übersicht über Publikationen und<br />
Informationsmaterial der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />
erhalten Sie unter:<br />
<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />
Tersteegenstraße 12<br />
40474 Düsseldorf<br />
Telefon: 0211/280729-0<br />
Telefax: 0211/280729-99<br />
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