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Qualität sichtbar machen. - BQS Qualitätsreport

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<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>.<br />

<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />

Im Auftrag des<br />

Gemeinsamen Bundesausschusses<br />

nach § 91 SGB V


5<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

334<br />

342<br />

351<br />

355<br />

360<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Editorial<br />

Vorworte<br />

Ergebnisse der Bundesauswertung 2003<br />

Übersicht<br />

Leseanleitung<br />

Berichte<br />

Anhang<br />

Datenbasis<br />

Methoden<br />

Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />

Recherche und Bewertung von Literatur,<br />

Leitlinien und Pflegestandards<br />

Das Verfahren


Dr. Volker D. Mohr<br />

Zeitplan gestrafft –<br />

<strong>Qualität</strong>sinformationen neu strukturiert<br />

Vor rund acht Monaten hat die <strong>BQS</strong> den <strong>BQS</strong>-<br />

<strong>Qualität</strong>sreport 2002 veröffentlicht. Jetzt stellen wir<br />

Ihnen mit dem <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 neue<br />

Informationen zur medizinischen und pflegerischen<br />

<strong>Qualität</strong> der deutschen Krankenhäuser zur Verfügung.<br />

Die Abläufe bei der Datenübermittlung aus den<br />

Krankenhäusern, bei der Auswertung der Daten<br />

und der Bewertung der Ergebnisse konnten so<br />

erfolgreich gestrafft werden, dass die Veröffentlichung<br />

der Bundesauswertung 2003 und ihrer<br />

Bewertung gegenüber den Vorjahren um fast vier<br />

Monate vorverlegt werden konnten.<br />

Der Umfang der verfügbaren Informationen zur<br />

medizinischen und pflegerischen <strong>Qualität</strong> hat im<br />

Vergleich zum Vorjahr noch einmal zugenommen.<br />

Dadurch drohte der <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 ein<br />

unhandliches Druckwerk in der Dimension eines<br />

Versandhauskataloges zu werden. Daher haben wir<br />

ein neues Vorgehen gewählt. Ziel dieses neuen<br />

„Pyramiden-Konzepts“ mit seinen drei Informationsebenen<br />

ist es, die unterschiedlichen Interessen und<br />

Lesegewohnheiten der Nutzer von <strong>BQS</strong>-Informationen<br />

stärker zu unterstützen.<br />

Vor Ihnen liegt als „Spitze der Informationspyramide“<br />

der neue <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003,<br />

der in gedruckter Form knappe Zusammenfassungen<br />

der wichtigsten Ergebnisse und Bewertungen für<br />

die 33 beobachteten Leistungsbereiche enthält.<br />

Dieses Manual bildet die erste Informationsebene<br />

und dient der schnellen Orientierung.<br />

Ausführliche Informationen über 77 bewertete <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

und 88 <strong>Qualität</strong>skennzahlen enthält<br />

die CD-ROM, die Sie als zweite Informationsebene<br />

in der hinteren inneren Umschlagseite des<br />

<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreports 2003 finden. Die Darstellung<br />

vieler <strong>Qualität</strong>sindikatoren wurde um Benchmark-<br />

Grafiken für Krankenhäuser mit niedrigen Fallzahlen<br />

erweitert. Die CD-ROM enthält auch Erläuterungen<br />

zum Datenmanagement, zur Methodik, zur Validierung<br />

der Auswertungen oder zu den Recherchen,<br />

die Grundlage der Bewertungen waren. Alle Inhalte<br />

der CD-ROM sind auch im Internet unter der URL<br />

www.bqs-qualitaetsreport.de zugänglich.<br />

Die dritte Ebene mit der Basis der Pyramide bilden<br />

schließlich alle Statistiken der Bundesauswertung<br />

2003 für 330 <strong>Qualität</strong>sindikatoren und 439 <strong>Qualität</strong>skennzahlen,<br />

die wir Ihnen auch in diesem Jahr<br />

im Internet unter der URL www.bqs-outcome.de<br />

zur Verfügung stellen. Auf mehr als 2.700 Seiten<br />

sind dort Basisstatistiken und sämtliche Kennzahlen<br />

für alle Leistungsbereiche dokumentiert.<br />

Mein Dank gilt allen, die in den Krankenhäusern,<br />

den fachlichen Arbeitsgruppen und Landesgeschäftsstellen<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung in den Bundesländern,<br />

den Fachgruppen auf Bundesebene, bei den Vertragspartnern<br />

der Selbstverwaltung, beim Gemeinsamen<br />

Bundesausschuss nach § 91 Abs. 7 SGB V<br />

und bei der <strong>BQS</strong> diese vielfältige Darstellung zur<br />

medizinischen und pflegerischen <strong>Qualität</strong> ermöglicht<br />

haben.<br />

Der <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 trägt hoffentlich seinen<br />

Teil dazu bei, dass alle Beteiligten – Öffentlichkeit,<br />

Patienten, Versicherte, Leistungserbringer, Kostenträger<br />

und politische Entscheider – die künftige<br />

Gesundheitsversorgung gut informiert und kompetent<br />

gestalten können.<br />

Düsseldorf, im Juli 2004<br />

Dr. Volker D. Mohr<br />

Geschäftsführer<br />

der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH,<br />

Düsseldorf<br />

<strong>BQS</strong>-<br />

<strong>Qualität</strong>sreport<br />

2003<br />

Druckversion<br />

<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />

Langfassung<br />

CD-ROM und www.bqs-qualitaetsreport.de<br />

Bundesauswertung 2003<br />

www.bqs-outcome.de<br />

Dr. Volker D. Mohr<br />

Geschäftsführer der <strong>BQS</strong>,<br />

Düsseldorf<br />

5


6<br />

RA Jörg Robbers<br />

Vorsitzender des Bundeskuratoriums<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

RA Jörg Robbers<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung auf Erfolgskurs<br />

Die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung bleibt auf Erfolgskurs.<br />

Die <strong>BQS</strong> erhält von den Krankenhäusern aussagekräftige<br />

Datensätze über einen breiten Beobachtungshorizont.<br />

Die Partner der Selbstverwaltung<br />

dokumentieren zugleich ihre Handlungsfähigkeit.<br />

Diese Aussagen belegt der neue <strong>Qualität</strong>sreport<br />

2003. Im vierten Jahr des Bundesverfahrens liegen<br />

dank des großen Engagements der Krankenhäuser<br />

umfangreiche Daten vor. Die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter aus den Krankenhäusern lieferten 97%<br />

der erwarteten Datensätze zur Auswertung an die<br />

<strong>BQS</strong>.<br />

Die Akzeptanz des Verfahrens festigt sich somit auf<br />

hohem Niveau. Heute ist allen Beteiligten klar,<br />

welchen Wert die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung hat.<br />

Daten zur <strong>Qualität</strong> in Medizin und Pflege gehören<br />

zum Leistungswettbewerb. Der Wunsch von Patienten<br />

und Versicherten nach fundierter Information<br />

über das Leistungsgeschehen in den Krankenhäusern<br />

ist absolut berechtigt und zu bedienen. Die<br />

<strong>Qualität</strong>sdaten sind wertvoll in Zeiten, in denen<br />

offen über Sparpotenziale nachgedacht wird. Nachgewiesene<br />

<strong>Qualität</strong> rechtfertigt eine angemessene<br />

Finanzierung.<br />

Im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 liegen Daten, Analysen<br />

und Bewertungen für insgesamt 33 Leistungsbereiche<br />

vor. Die Krankenhäuser werden die so<br />

geschaffene Transparenz an ihre Patienten weitergeben.<br />

Die Daten der <strong>BQS</strong> liefern hierzu die<br />

unverzichtbare Grundlage.<br />

Auf der Ebene der Selbstverwaltung sind geänderte<br />

Rechtsgrundlagen umzusetzen. Seit dem 01.01.2004<br />

ist der Gemeinsame Bundesausschuss für die externe<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung das Entscheidungsgremium.<br />

Erste Beschlüsse sind in der neuen Gremienstruktur<br />

gefasst worden. Zielstellung ist es, Verfahrenskontinuität<br />

herzustellen und die bisherigen kompetenten<br />

Vertragspartner und ausführenden Geschäftsstellen<br />

weiterhin einzubinden.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Krankenhäuser,<br />

die Fachgruppen, die Institutionen der<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in den Bundesländern und die<br />

<strong>BQS</strong> haben auch im Jahr 2003 eine beachtliche<br />

Leistung im Dienste der <strong>Qualität</strong> und damit für die<br />

Patienten erbracht. Ihnen gilt im Namen aller Vertragspartner<br />

und Vertragsbeteiligten mein herzlicher<br />

Dank.<br />

Berlin, im Juli 2004<br />

RA Jörg Robbers<br />

Vorsitzender des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung


Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung für alle Patienten<br />

Im Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) ist<br />

eine wichtige Neuerung für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

niedergelegt: Die Beschluss- und<br />

Regelungskompetenzen über das Verfahren der<br />

externen stationären <strong>Qualität</strong>ssicherung sind seit<br />

dem 1. Januar 2004 auf den Gemeinsamen<br />

Bundesausschuss (G-BA) übergegangen, der auf<br />

der Grundlage der bisherigen geleisteten Arbeit die<br />

Aufgaben fortführen wird. Um die Entscheidungsabläufe<br />

für die <strong>Qualität</strong>ssicherung zu straffen und<br />

zu vereinheitlichen, Doppelstrukturen zu vermeiden<br />

sowie personelle und sächliche Mittel zielgerichtet<br />

einzusetzen, wird dem Gemeinsamen Bundesausschuss<br />

auch die Aufgabe übertragen, die Anforderungen<br />

an die <strong>Qualität</strong>ssicherung für zugelassene<br />

Krankenhäuser festzulegen – so begründet der<br />

Gesetzgeber diese Neuregelung.<br />

Die Ergebnisse des Jahres 2003, die hier veröffentlicht<br />

werden, liegen noch vollständig in der Verantwortung<br />

des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />

das – entsprechend der gesetzlichen Regelung –<br />

bis zum 31. Dezember 2003 bestand. Für die<br />

Ergebnisse des Jahres 2004 ist dann erstmalig der<br />

G-BA verantwortlich.<br />

Die gemeinsame Ausrichtung unter der Federführung<br />

des Gemeinsamen Bundesausschusses ist<br />

eine weitere Effizienzsteigerung des Verfahrens in<br />

Hinblick auf die <strong>Qualität</strong>ssicherung im Krankenhaus.<br />

Unser Ziel ist es, möglichst umfassende <strong>Qualität</strong>sergebnisse<br />

für alle behandelten Patienten im<br />

Krankenhaus zu erhalten. Dazu ist es zwingend<br />

erforderlich, den bürokratischen Aufwand für die<br />

Krankenhäuser zur Gewinnung der erforderlichen<br />

Daten zu reduzieren. Für die einzelnen Verfahren<br />

müssen aus der Vielzahl der <strong>Qualität</strong>sindikatoren,<br />

die derzeit dokumentiert werden, die wichtigsten<br />

herausgefiltert werden.<br />

Eine externe stationäre <strong>Qualität</strong>ssicherung muss<br />

nach Vorgabe des Gesetzes §137 SGB V möglichst<br />

die Versorgung aller Patienten, die im Krankenhaus<br />

behandelt werden, abbilden, um Transparenz herzustellen<br />

und langfristig die Ergebnisqualität im<br />

Krankenhaus zu sichern.<br />

Allen Beteiligten am <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />

möchte ich herzlich danken.<br />

Siegburg, im Juli 2004<br />

Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />

Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses<br />

nach § 91 Abs. 7 SGB V<br />

Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />

Vorsitzender des Gemeinsamen<br />

Bundesausschusses<br />

nach § 91 Abs. 7 SGB V<br />

7


8<br />

Übersicht<br />

Ergebnisse der Bundesauswertung 2003<br />

152<br />

269<br />

317<br />

141<br />

242<br />

12<br />

84<br />

94<br />

111<br />

196<br />

206<br />

224<br />

260<br />

31<br />

49<br />

21<br />

57<br />

70<br />

235<br />

301<br />

40<br />

120<br />

132<br />

324<br />

288<br />

277<br />

161<br />

174<br />

186<br />

Kataraktoperation<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Tonsillektomie<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Mammachirurgie<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Koronarangiographie /<br />

Perkutane transluminale Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Koronarchirurgie<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Cholezystektomie<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Appendektomie<br />

Geburtshilfe<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Leistenhernie<br />

Prostataresektion<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

Pflege<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel


10 Leseanleitung<br />

Einleitung<br />

In der Bundesauswertung 2003 wurden für die Analyse<br />

der qualitätsrelevanten Daten verschiedene statistische<br />

Methoden eingesetzt. In diesem Kapitel soll<br />

ein Überblick über die verwendeten Verfahren gegeben<br />

werden. Dem Kapitel vorangestellt ist ein Glossar.<br />

Hier werden häufig gebrauchte statistische Begriffe<br />

beschrieben. Darauf folgt die Standarddarstellung<br />

der <strong>BQS</strong> für die Ergebnisse mit Erläuterungen.<br />

Glossar<br />

Anteil<br />

Siehe Rate<br />

Beziehungszahl<br />

Siehe Verhältnis<br />

Grundgesamtheit<br />

Die Grundgesamtheit eines <strong>Qualität</strong>sindikators ist<br />

die Gesamtzahl der Fälle mit den beschriebenen<br />

Eigenschaften. Was unter einem „Fall“ zu verstehen<br />

ist, ist jeweils abhänig von der Definition der<br />

Grundgesamtheit des <strong>Qualität</strong>sindikators. So kann<br />

damit etwa ein „Patient“, eine „Operation“ bzw.<br />

eine „Intervention“ gemeint sein.<br />

Konfidenzintervall<br />

Siehe Vertrauensbereich<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Der Median ist derjenige Wert, für den 50% der<br />

Krankenhausergebnisse kleiner und 50% der Krankenhausergebnisse<br />

größer sind. Der Median ist ein<br />

Maß, das den Mittelpunkt der Verteilung beschreibt.<br />

Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />

Für das x%-Perzentil der Krankenhausergebnisse<br />

gilt, dass x% der Krankenhausergebnisse kleiner<br />

oder gleich dem x. Perzentil sind. Haben beispielsweise<br />

25% der untersuchten Krankenhäuser eine<br />

Wundinfektionsrate von 1,5% oder kleiner, so ist in<br />

diesem Beispiel 1,5% das 25%-Perzentil.<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Umsetzung von <strong>Qualität</strong>szielen in quantifizierbare<br />

Größen – die <strong>Qualität</strong>sindikatoren – erfolgt<br />

häufig über prozentuale Anteile.<br />

Beispielsweise lässt sich der <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

„Wundheilungsstörungen“ über den prozentualen<br />

Anteil von Wundinfektionen an den dokumentierten<br />

Fällen operationalisieren. Durch Einschränkung<br />

der Bezugspopulation („Grundgesamtheit“) auf<br />

bestimmte Subgruppen (beispielsweise nach Alter,<br />

Geschlecht, ASA etc.) wird der <strong>Qualität</strong>sindikator in<br />

Zusammenhang mit einer weiteren Größe gesetzt.<br />

Rate<br />

Eine Rate beschreibt den prozentualen Anteil einer<br />

Merkmalsausprägung (Zähler) unter allen betrachteten<br />

Merkmalsträgern (Grundgesamtheit). Neben<br />

dem prozentualen Anteil wird in der Regel auch der<br />

so genannte Vertrauensbereich (Konfidenzintervall)<br />

dieses Anteils angegeben.<br />

Referenzbereich<br />

Der Referenzbereich gibt den Bereich eines <strong>Qualität</strong>sindikators<br />

für gute <strong>Qualität</strong> an (sog. Unauffälligkeitsbereich).<br />

Es gibt zwei Arten von Referenzbereichen:<br />

• Referenzbereiche, die durch einen festen Wert<br />

definiert sind (fixer Referenzbereich),<br />

• Referenzbereiche, die durch die Verteilung der<br />

Krankenhausergebnisse festgelegt sind<br />

(Perzentilen-Referenzbereich).<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Die Spannweite gibt den minimalen und maximalen<br />

Wert der Krankenhausergebnisse an. Die Spannweite<br />

ist ein Maß für die Streuung der Verteilung.<br />

Verhältnis<br />

Der Quotient zweier sachlich in Verbindung stehender<br />

Merkmale heißt Beziehungszahl. Dabei ist nicht<br />

wie bei einer Rate (s.o.) der Zähler eine Untermenge<br />

des Nenners. Ein Beispiel für eine Beziehungszahl<br />

ist die Vollständigkeit: das Verhältnis der Datensätze<br />

im Bundesdatenpool 2003 zu den in der VdAK-LKA-<br />

Statistik enthaltenen, für 2002 vereinbarten Leistungen.<br />

Im Weiteren wird die Bezeichung „Verhältnis“<br />

verwendet.<br />

Vertrauensbereich<br />

Der Vertrauensbereich gibt den Wertebereich an,<br />

in dem der prozentuale Anteil mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von 95 % unter Berücksichtigung aller zufälligen<br />

Ereignisse liegt.<br />

Standard-Darstellung<br />

Ergebnisse<br />

Zu den Auswertungen der einzelnen <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

werden die wichtigsten beschreibenden<br />

Statistiken in einer wiederkehrenden Abbildungsform<br />

dargestellt.<br />

Die Ergebnisse in der Bundesauswertung 2003 werden<br />

zunächst als Gesamtrate für alle Patienten mit<br />

dem 95 %-Vertrauensbereich und der Gesamtzahl<br />

der Fälle dargestellt (Kopf der Ergebnistabelle).<br />

Die Verteilung der Krankenhausergebnisse wird in<br />

zwei Säulendiagrammen (Benchmarkgrafiken) dargestellt.<br />

Dabei repräsentiert jede Säule das Ergebnis


eines Krankenhauses. Die Ergebnisse der Krankenhäuser<br />

sind von links nach rechts nach Ergebnissen<br />

sortiert aufgetragen. Krankenhäuser mit den besseren<br />

Ergebnissen stehen rechts.<br />

Die größere Benchmarkgrafik enthält die Ergebnisse<br />

jener Krankenhäuser, die mindestens 20 Fälle in<br />

der Grundgesamtheit des <strong>Qualität</strong>sindikators haben.<br />

Um aber alle Krankenhäuser bei der <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

zu berücksichtigen, werden auch die Ergebnisse<br />

der Krankenhäuser mit 1bis19Fällen in einer<br />

kleineren Benchmarkgrafik dargestellt.<br />

Diese Trennung der Ergebnisse der Krankenhäuser<br />

mit 1 bis 19 und ≥ 20 Fällen in zwei separate<br />

Benchmarkgrafiken trägt dem Umstand Rechnung,<br />

dass einerseits alle Krankenhäuser in der <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

berücksichtigt werden sollen, andererseits<br />

aber die Ergebnisse eines <strong>Qualität</strong>sindikators<br />

für Krankenhäuser mit kleiner Fallzahl einer größeren<br />

statistischen Ungenauigkeit unterliegen.<br />

Die statistische Ungenauigkeit bei Krankenhäusern<br />

mit kleiner Fallzahl ergibt sich aus folgender Konstellation:<br />

Bei 20 Fällen entspricht ein Ereignis im<br />

Zähler des <strong>Qualität</strong>sindikators – z.B. eine Wundinfektion<br />

– 5%. Würden auch Krankenhäuser mit<br />

weniger Fällen aufgenommen, so würde der Indikator<br />

bereits bei einem einzelnen Ereignis – z.B.<br />

einem Fall mit Wundinfektion – stark ausschlagen.<br />

Im Beispiel entspräche eine Wundinfektion bei 10<br />

Fällen einer Rate von 10%, bei fünf Fällen sogar<br />

einer Rate von 20%. Die Verteilung der Krankenhausergebnisse<br />

zeigt für Krankenhäuser mit kleiner<br />

Fallzahl häufiger starke statistische Ausreißer.<br />

Unterhalb der ersten Benchmarkgrafik werden jeweils<br />

der Median und die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

dargestellt.<br />

Die Perzentil-Referenzbereiche werden auf der Basis<br />

der Ergebnisse der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

bestimmt.<br />

Krankenhäuser mit mindestens 20 Fällen, deren Ergebnisse<br />

außerhalb des Referenzbereichs liegen,<br />

werden als auffällig bezeichnet. In vielen Fällen<br />

empfehlen die Fachgruppen, im Strukturierten Dialog<br />

auch jene Krankenhäuser um Stellungnahme zu<br />

bitten, die mit weniger als 20 Fällen den Referenzbereich<br />

nicht erreichen.<br />

Die Anzahl der Krankenhäuser, die ≥ 20, 1 bis 19<br />

und 0 Fälle in der jeweiligen Grundgesamtheit haben,<br />

werden in der Ergebnistabelle jeweils explizit<br />

aufgeführt.<br />

Ergebnisse<br />

Textliche Kurzbeschreibung der Rechenregel zum <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahlder Fälle<br />

Prozentualer Anteil<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Darstellung der Ergebnisse für einen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Gesamtrate. Siehe dazu im Abschnitt Glossar: „Rate“ bzw.<br />

„Verhältnis“. Statt der Gesamtrate kann auch die absolute<br />

Anzahl(„Gesamtzahl“) oder der Median angegeben werden.<br />

Vertrauensbereich der Gesamtrate. Siehe dazu im Abschnitt<br />

Glossar: „Vertrauensbereich“<br />

Anzahlder Fälle in der Grundgesamtheit<br />

Siehe dazu im Abschnitt Glossar: „Grundgesamtheit“<br />

Auffällige Krankenhäuser<br />

außerhalb des Referenzbereichs<br />

Krankenhaus mit<br />

maximaler Rate<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />

Jede Säule repräsentiert<br />

ein Krankenhaus<br />

Krankenhäuser<br />

besser<br />

Krankenhaus mit<br />

minimaler Rate Krankenhäuser mit<br />

einer Rate von 0 %<br />

Krankenhäuser<br />

Siehe dazu im Abschnitt Glossar:<br />

„Median der Krankenhausergebnisse“<br />

Siehe dazu im Abschnitt Glossar: „Spannweite<br />

der Krankenhausergebnisse“<br />

x von y<br />

Siehe dazu im Abschnitt Glossar:<br />

„Referenzbereiche“<br />

z von x (AnzahlKrankenhäuser<br />

außerhalb des Referenzbereichs)<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von y Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

a Krankenhäuser<br />

b Krankenhäuser<br />

11


12<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Herzchirurgie<br />

Dr. Andreas Beckmann<br />

Duisburg<br />

PD Dr. Horst Laube<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Knut-H. Leitz<br />

Bremen<br />

Sabine Pfeffer<br />

Stuttgart<br />

Horst Schmidt<br />

Oberursel<br />

Dr. Ernst Spitzenpfeil<br />

Nürnberg<br />

Dr. Ulrike Toellner-Bauer<br />

Marburg<br />

Dr. Marius Torka<br />

Bad Berka<br />

Prof. Dr. Armin Welz<br />

Bonn<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Jan F. Gummert<br />

Leipzig<br />

Dr. Wolfgang Schiller<br />

Bonn<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 1<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Zusammenfassung<br />

Erkrankungen der zwischen der linken Herzkammer<br />

und der Körperhauptschlagader (Aorta) gelegenen<br />

Aortenklappe gehören zu den häufigsten Herzklappenerkrankungen.<br />

Als Ursache kommen degenerative<br />

oder entzündliche Veränderungen der Herzklappe in<br />

Frage. Diese können an der Herzklappe eine<br />

Verengung (Stenose), eine Undichtigkeit (Insuffizienz)<br />

oder eine Kombination aus beidem hervorrufen. Die<br />

Erkrankung kann über einen langen Zeitraum ohne<br />

Symptome bleiben. Die Indikation zur Operation<br />

richtet sich nach der Art und dem Ausmaß der Veränderungen<br />

an der Aortenklappe.<br />

In diesem Leistungsbereich werden ausschließlich<br />

Patienten betrachtet, die sich einem isolierten Ersatz<br />

der Aortenklappe am stillstehenden Herzen unter<br />

Einsatz der Herz-Lungen-Maschine unterziehen mussten.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die<br />

Aspekte der Ergebnisqualität betrachten.<br />

Bei der Untersuchung zum <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Letalität wurde die In-Hospital-Letalität, also der<br />

Anteil der Patienten, die postoperativ im Krankenhaus<br />

verstarben, erfasst. Die Gesamtletalität lag bei<br />

3,48 %. Patienten mit elektiver oder dringlicher<br />

(nicht notfallmäßiger) Operationsindikation hatten<br />

mit 2,98 % ein etwas geringeres Risiko, im Krankenhaus<br />

zu versterben. Im Vergleich mit Daten aus der<br />

wissenschaftlichen Literatur zeigt sich hier nach<br />

Auffassung der Fachgruppe Herzchirurgie eine gute<br />

Versorgungsqualität. Die Fachgruppe hat als<br />

Referenzbereich die 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />

für die Gruppe der Patienten mit<br />

elektiver oder dringlicher Operationsindikation festgelegt.<br />

Dies führt dazu, dass drei Krankenhäuser<br />

auffällig werden, die eine In-Hospital-Letalität über<br />

7,7 % dokumentiert haben. Diese sollen im Rahmen des<br />

Strukturierten Dialoges um eine Stellungnahme<br />

gebeten werden.<br />

Die postoperative Mediastinitis stellt eine seltene,<br />

aber schwere und potenziell tödliche Komplikation<br />

nach herzchirurgischen Eingriffen dar. Unter einer<br />

Mediastinitis versteht man eine tiefe, das Sternum<br />

(Brustbein) und das Mediastinum, die hinter dem<br />

Brustbein gelegene Brusthöhle, umfassende Wundinfektion.<br />

Für den Krankenhausvergleich ist zu<br />

berücksichtigen, dass Patienten unterschiedliche<br />

Risiken für die Entwicklung einer postoperativen<br />

Wundinfektion aufweisen können. Daher wurde für<br />

die Ergebnisse zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator eine<br />

Risikoadjustierung anhand einer international<br />

gebräuchlichen Klassifikation durchgeführt. Die<br />

Gesamtrate der postoperativen Mediastinitis lag bei<br />

0,38%. Dieses Ergebnis spricht nach Auffassung der<br />

Fachgruppe für eine sehr gute Versorgungsqualität<br />

in den deutschen Herzzentren. In der Risikoklasse 0<br />

(Patienten ohne Risikofaktoren für eine postoperative<br />

Mediastinitis) traten lediglich drei Fälle in zwei<br />

Krankenhäusern auf. Die Auslösung eines Strukturierten<br />

Dialogs auf der Basis dieses <strong>Qualität</strong>sindikators<br />

allein ist daher nicht sinnvoll. Die Fachgruppe<br />

wird jedoch die Ergebnisse dieser beiden Krankenhäuser<br />

im Rahmen einer Zeitreihenanalyse weiter<br />

beobachten.


Einleitung<br />

Erkrankungen der Aortenklappe stellen die häufigste<br />

Herzklappenerkrankung des Erwachsenenalters dar.<br />

Als Ursache kommen degenerative oder entzündliche<br />

Veränderungen der Herzklappe in Frage. Diese<br />

können an der Herzklappe eine Stenose, eine Insuffizienz<br />

oder eine Kombination aus beidem hervorrufen.<br />

Der klinische Verlauf und die Indikation zur Operation<br />

variieren je nach zugrunde liegender Erkrankung<br />

und der Art des Vitiums. Während bei<br />

Patienten mit insuffizienter Aortenklappe in vielen<br />

Fällen zunächst eine medikamentöse Therapie mit<br />

Vasodilatatoren empfohlen wird, besteht bei Patienten<br />

mit symptomatischer Aortenklappenstenose<br />

praktisch immer die Indikation zur Operation<br />

(ACC/AHA Guidelines for the Management of Patients<br />

With Valvular Heart Disease (Eagle et al. 1999)).<br />

Für den Ersatz der Aortenklappe stehen mechanische<br />

Klappen, biologische Klappen aus tierischem<br />

Gewebe oder konservierte, menschliche Herzklappen<br />

zur Verfügung. In einigen Zentren wird diese Operation<br />

neuerdings bei einem ausgewählten Patientenkollektiv<br />

in so genannter „Schlüssellochtechnik“<br />

(MIC-Technik) durchgeführt. Nach wie vor stellt<br />

jedoch die Eröffnung des Brustbeins (Sternotomie)<br />

mit nachfolgendem Ersatz der Aortenklappe am stillstehenden<br />

Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-<br />

Maschine das operative Standardvorgehen dar.<br />

Eine operative Rekonstruktion der Aortenklappe ist<br />

hingegen nur in Sonderfällen möglich und wird<br />

daher selten durchgeführt.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die Aspekte<br />

der Ergebnisqualität betrachten.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />

Nierenfunktionsstörung<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen zerebrovaskulären<br />

Komplikation (TIA, Krampf, Parese, Plegie oder Koma)<br />

Möglichst geringe Letalität:<br />

In-Hospital-Letalität<br />

30-Tage-Letalität<br />

Risikoadjustierte 30-Tage-Letalität<br />

Basisstatistik<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und<br />

Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

87.913 Datensätze aus 77 herzchirurgischen Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Herzchirurgische Eingriffe konnten in 2003 in zwei<br />

unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es möglich,<br />

aufgrund einer Übergangsregelung Daten im<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es<br />

liegen in diesem Format 19.426 Datensätze aus<br />

57 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert.<br />

Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 68.487 Datensätze aus 77<br />

Krankenhäusern. Diese konnten in der Bundesauswertung<br />

6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Für den Leistungsbereich Aortenklappenchirurgie<br />

wurden im Jahr 2003 9.120 isolierte aortenklappenchirurgische<br />

Operationen von 74 Krankenhäusern<br />

dokumentiert. 2.060 davon liegen im Format der<br />

<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 vor. Sie wurden aus 57<br />

Krankenhäusern übermittelt. Innerhalb der Datensätze<br />

im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 wurden<br />

7.060 isolierte aortenklappenchirurgische Operationen<br />

in 74 Krankenhäusern dokumentiert, das<br />

Anzahl Anteil<br />

3.876<br />

3.169<br />

806<br />

2.373<br />

3.318<br />

522<br />

26<br />

55,02 %<br />

44,98 %<br />

11,44 %<br />

33,68 %<br />

47,10 %<br />

7,41 %<br />

0,37 %<br />

13


14<br />

Datengrundlage<br />

300 %<br />

250%<br />

200%<br />

150%<br />

100%<br />

50%<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze –<br />

HCH gesamt<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser –<br />

HCH gesamt<br />

Gelieferte OP-<br />

Datensätze –<br />

Aortenklappe,<br />

isoliert<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser –<br />

Aortenklappe,<br />

isoliert<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

entspricht 10 % der für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

dokumentierten herzchirurgischen Leistungen.<br />

Die methodische Prüfung der Vollständigkeit der<br />

herzchirurgischen Datensätze im Bundesdatenpool<br />

2003 wurde auf Basis der von den Krankenhäusern<br />

im Jahr 2002 erbrachten Leistungen durchgeführt.<br />

Die Zahl der Fälle, die im Jahr 2002 abgerechnet<br />

wurden, wurde von den Krankenhäusern, die in<br />

2003 zur Dokumentation in der Herzchirurgie verpflichtet<br />

waren, gegenüber der <strong>BQS</strong> offen gelegt.<br />

Die erwartete Anzahl herzchirurgischer Datensätze<br />

betrug auf dieser Basis 83.832.<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

19.426<br />

57<br />

2.060<br />

57<br />

6.0<br />

68.487<br />

77<br />

7.060<br />

74<br />

Krankenhäuser<br />

Gesamt<br />

87.913<br />

77<br />

9.120<br />

74<br />

Erwartet<br />

83.832<br />

77<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

105 %<br />

100 %<br />

2002<br />

97 %<br />

99 %<br />

Eine Aufteilung dieser erwarteten Datensätze auf die<br />

vier Leistungsbereiche Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />

kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

sowie Mitralklappenchirurgie war<br />

nicht möglich, weil nicht alle Krankenhäuser in<br />

ihrer Auskunft über abgerechnete Fälle in 2002<br />

nach einzelnen Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

unterschieden haben. Daher ist hier eine Betrachtung<br />

der Vollständigkeit mit Bezug auf einzelne<br />

Leistungsbereiche und einzelne Krankenhäuser nicht<br />

möglich.<br />

Aus diesem Grunde wird die krankenhausbezogene<br />

Vollständigkeit der Datenübermittlung für alle<br />

Leistungsbereiche der Herzchirurgie gemeinsam<br />

dargestellt.<br />

Sowohl bezogen auf die Anzahl der gelieferten<br />

Datensätze als auch auf die Anzahl der beteiligten<br />

Krankenhäuser ist die Teilnahme als sehr gut zu<br />

bewerten. Alle registrierten Krankenhäuser haben<br />

Daten übermittelt. Die Vollständigkeit der Datensätze<br />

liegt bis auf wenige Ausnahmen im Bereich<br />

zwischen 80 und 100 %. Vollständigkeiten über<br />

100% wurden erreicht, wenn ein Krankenhaus in<br />

2003 mehr Datensätze dokumentiert hat als in<br />

2002 abgerechnet worden sind; geringere Vollständigkeiten<br />

können auf eine Reduzierung der erbrachten<br />

Leistungen gegenüber dem Vorjahr oder auf<br />

unvollständige Dokumentationsraten hinweisen.<br />

2 Krankenhäuser haben zwar Daten gesendet, konnten<br />

jedoch bezüglich ihrer Vollständigkeit nicht<br />

bewertet werden, da die abgerechneten Zahlen<br />

des Jahres 2002 der <strong>BQS</strong> nicht mitgeteilt wurden.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Mediastinitis ist eine schwere und potenziell<br />

lebensbedrohliche Komplikation in der Herzchirurgie.<br />

Sie tritt in 1 bis 4 % aller Operationen auf. Die<br />

Letalitätsrate wird mit bis zu 25 % angegeben.<br />

Ein Vergleich der Wundinfektionsraten in der Literatur<br />

ist allerdings nur eingeschränkt möglich, da unterschiedliche<br />

Wund-Surveillance-Techniken angewandt<br />

werden und unterschiedliche Definitionen der tiefen<br />

sternalen Wundinfektion existieren (Parisian<br />

Mediastinitis Study Group 1996).<br />

Als Risikofaktoren gelten neben einer ausgeprägten<br />

Adipositas (BMI > 30 kg/m2 ) der insulinpflichtige<br />

Diabetes mellitus und eine erneute Sternotomie<br />

während desselben stationären Aufenthaltes. Auch<br />

die Verwendung von einer oder beiden Arteriae<br />

mammariae internae als Bypassgraft erhöht das<br />

Risiko, postoperativ eine Mediastinitis zu erleiden.<br />

Patientinnen, die wegen eines Mammakarzinoms<br />

bestrahlt worden sind, tragen ebenfalls ein höheres<br />

Risiko für diese Komplikation.<br />

Die routinemäßige prophylaktische perioperative<br />

Kurzzeitantibiotikagabe führt zu einer Reduktion<br />

der postoperativen Mediastinitisrate um etwa 80 %<br />

(Kreter & Woods 1992).<br />

Mindestens 20 % aller Patienten, die sich einer<br />

Herzoperation unterziehen müssen, leiden unter<br />

einem Diabetes mellitus. Der Blutzuckerspiegel sollte<br />

dabei Werte von 200 mg/dl nicht überschreiten<br />

(Furnary et al. 1999). Für diese Patienten hat sich in<br />

der perioperativen Phase die kontinuierliche intravenöse<br />

Insulintherapie als günstig zur Prophylaxe<br />

postoperativer Wundinfektionen erwiesen.<br />

In Anlehnung an den vom National Infections Surveillance<br />

System der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde<br />

CDC entwickelten Risikoscore (Culver<br />

et al. 1991) wird die postoperative Mediastinitisrate<br />

nach Risikoklassen stratifiziert dargestellt.<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Postoperative Mediastinitis<br />

Ergebnisse postoperative Mediastinitis, stratifiziert nach<br />

Einflussfaktoren<br />

postoperative Mediastinitis, tiefe Wundinfektion des Thorax, Sternumrevision wegen<br />

postoperativer Mediastinitis, Rethorakotomie wegen postoperativer Mediastinitis<br />

Grundgesamtheit<br />

Anzahl<br />

%<br />

alle Patienten, die in ihrer ersten OP isoliert<br />

an der Aortenklappe operiert wurden<br />

und<br />

mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />

ohne Mediastinitis und Wundinfektion<br />

des Thorax vor OP<br />

Vertrauensbereich<br />

Referenzbereich<br />

und<br />

Body-Mass-Index BMI* > 30kg/m 2<br />

insulinpflichtigem Diabetes<br />

konsumierendem Tumorleiden<br />

mit Voroperation an Herz/Aorta<br />

Kreatininwert ≥ 1,8 mg/dl bzw.<br />

159 µmo/l vor OP<br />

postoperativer Reanimation<br />

COPD mit Langzeitbronchodil.-Therapie<br />

27 / 7.036<br />

24 / 6.679<br />

4 / 886<br />

1 / 428<br />

2 / 141<br />

1 / 677<br />

3 / 417<br />

1 / 134<br />

4 / 547<br />

* gültige Angaben zu Größe und Gewicht liegen vor<br />

0,38 %<br />

0,35 %<br />

0,23 - 0,53 %<br />

≤ x%<br />

0,45 %<br />

0,23 %<br />

1,42 %<br />

0,15 %<br />

0,72 %<br />

0,75 %<br />

0,73 %<br />

15


16<br />

Ergebnisse<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Postoperative Mediastinitis<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />

Operation isoliert an der Aortenklappe operiert wurden<br />

und die der Risikoklasse 0 zugeordnet sind<br />

Zähler: Patienten mit Mediastinitis oder tiefer Wundinfektion<br />

des Thorax als postoperativer Wundinfektion,<br />

Sternumrevision oder Rethorakotomie wegen<br />

Mediastinitis<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer Mediastinitis, tiefer Wundinfektion des<br />

Thorax, Sternumrevision oder Rethorakotomie wegen postoperativer Mediastinitis<br />

an allen Patienten mit CDC-Risikoklasse 0<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Postoperative Mediastinitis<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,12 %<br />

0,02 - 0,36 %<br />

2.461<br />

0,0%<br />

0,0 - 3,6%<br />

36 von 74<br />

≤ 0,4% (95%-Perzentile)<br />

1 von 36<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 74 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

35 Krankenhäuser<br />

3 Krankenhäuser<br />

Erläuterung der Rechenregel:<br />

Risikoklassen werden gebildet gemäß NNIS<br />

(National Nosocomial Infections Surveillance der<br />

Centers for Disease Control).<br />

Es wird jeweils ein Risikopunkt vergeben, wenn<br />

• ASA ≥ 3,<br />

• OP-Dauer ≥ 75% -Perzentile der OP-<br />

Dauerverteilung der betrachteten Operationsart,<br />

• ein kontaminierter oder septischer Eingriff vorliegt;<br />

Patienten der Risikoklasse 0 haben keinen<br />

Risikopunkt.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 0,4 % (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Rate an<br />

postoperativer Mediastinitis kann bei einzelnen<br />

Krankenhäusern allein aufgrund geringer Fallzahlen<br />

von Jahr zu Jahr zwischen 0,5% und 2,5 % schwanken.<br />

Der Vergleich mit den Daten der Literatur<br />

wird zusätzlich durch die unterschiedliche Definition<br />

der Mediastinitis erschwert. Die Fachgruppe<br />

verzichtet daher auf die Festlegung eines fixen<br />

Referenzbereichs.<br />

Bewertung<br />

Diese Komplikation ist im Jahr 2003 in diesem<br />

Leistungsbereich insgesamt nur in 27 Fällen beobachtet<br />

worden, was einer Rate von 0,38 % entspricht.<br />

Die risikoadjustierte Rate in der Risikoklasse<br />

0 liegt bei 0,12 %. Diese Ergebnisse bewegen sich<br />

im unteren Bereich der aus der Literatur bekannten<br />

Daten und sind nach Auffassung der Fachgruppe<br />

Ausdruck einer sehr guten Versorgungsqualität.<br />

In der Risikoklasse 0 (Patienten ohne Risikofaktoren<br />

nach der Klassifikation der NNIS), für die von der<br />

Fachgruppe die 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />

als Referenzbereich festgelegt worden<br />

ist, sind lediglich drei Fälle mit postoperativer Mediastinitis<br />

in zwei Krankenhäusern aufgetreten. Die<br />

Auslösung eines Strukturierten Dialogs auf der Basis<br />

dieses <strong>Qualität</strong>sindikators allein erscheint daher<br />

nicht sinnvoll. Die Fachgruppe wird jedoch die<br />

Ergebnisse dieser beiden Krankenhäuser im Rahmen<br />

einer Zeitreihenanalyse weiter beobachten.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst geringe Letalität:<br />

In-Hospital-Letalität<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Untersuchung der perioperativen Letalität gehört<br />

zum Standard bei der Betrachtung von postoperativen<br />

Komplikationen. Die In-Hospital-Letalität<br />

erfasst alle Patienten, die während des gleichen<br />

stationären Aufenthaltes im Krankenhaus versterben,<br />

ohne Angaben zum jeweiligen Todeszeitpunkt. Aussagen<br />

zur Ergebnisqualität eines Krankenhauses<br />

sind jedoch nur unter Berücksichtigung der Tatsache<br />

möglich, dass Patienten, die frühzeitig in ein anderes<br />

Krankenhaus verlegt werden und dann dort<br />

versterben, nicht erfasst werden.<br />

Daher wird in der Literatur neben der In-Hospital-<br />

Letalität häufig auch die 30-Tage-Letalität angegeben.<br />

Die 30-Tage-Letalität wird jedoch nicht allein von<br />

der <strong>Qualität</strong> der erbrachten Leistung beeinflusst. Die<br />

medizinischen und pflegerischen Ergebnisse hängen<br />

auch davon ab, welches Risikoprofil die in einem<br />

Krankenhaus behandelten Patienten aufweisen. Eine<br />

Risikoadjustierung wie z.B. nach dem EuroSCORE<br />

ermöglicht hier einen Vergleich der 30-Tage-<br />

Letalitätsraten von Krankenhäusern (Nashef et al.<br />

2002, Roques et al. 1999, Roques et al. 2003).<br />

Eine Risikoadjustierung der In-Hospital-Letalität<br />

findet für die ausgewertete Rate statt, indem Notfalleingriffe<br />

als einer der relevantesten Risikofaktoren<br />

aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Ergebnisse<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Letalität<br />

Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />

OP elektiv oder dringlich isoliert an der Aortenklappe<br />

operiert wurden<br />

Zähler: Patienten, die im Krankenhaus verstorben<br />

sind<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 7,7 % (95%-Perzentile)<br />

für elektive/dringliche Operationen<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die In-Hospital-<br />

Letalität ohne Risikoadjustierung ist ein Parameter,<br />

der z.B. durch das Risikoprofil der operierten<br />

Patienten und die postoperative Verweildauer in<br />

den Krankenhäusern beeinflusst werden kann.<br />

Hierdurch wird auch ein Vergleich mit Daten aus<br />

der Literatur erschwert.<br />

Da derzeit eine Risikoadjustierung unter Berücksichtigung<br />

nur eines Einflussfaktors erfolgt, wird als<br />

Referenzbereich eine Perzentile festgelegt.<br />

3,48 %<br />

3,07 - 3,94 %<br />

7.036<br />

17


18<br />

Ergebnisse<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Letalität<br />

Anteil von Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich, die im Krankenhaus<br />

verstarben<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

In-Hospital-Letalität<br />

Prozent<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 74 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fälle<br />

2,98 %<br />

2,59 - 3,41 %<br />

6.777<br />

3,0 %<br />

0,0 - 10,2 %<br />

70 von 74<br />

≤ 7,7 % (95 %-Perzentile)<br />

3 von 70<br />

4 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

Bewertung<br />

Die In-Hospital-Letalität bei allen Patienten mit isolierter<br />

Operation der Aortenklappe lag in der<br />

Bundesauswertung 2003 bei 3,48 % und bei<br />

Risikoadjustierung durch Ausschluss von Patienten<br />

mit Notfallindikation bei 2,98 %. Diese Raten bewegen<br />

sich im Bereich der aus der Literatur bekannten<br />

Ergebnisse. Dies spricht nach Ansicht der Fachgruppe<br />

Herzchirurgie für eine gute Versorgungsqualität<br />

im internationalen Vergleich.<br />

Im Rahmen des Strukturierten Dialoges wird die Betrachtung<br />

auf das homogene Risikokollektiv der<br />

Patienten mit elektiver oder dringlicher (nicht notfallmäßiger)<br />

Operationsindikation beschränkt. Ein<br />

wichtiger perioperativer Risikofaktor wird so berücksichtigt.<br />

Der für dieses Risikokollektiv festgelegte<br />

Referenzbereich der 95 % - Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />

führt dazu, dass drei Krankenhäuser<br />

mit einer In-Hospital-Letalitätsrate von über 7,7 %<br />

auffällig werden. Diese sollen im Strukturierten<br />

Dialog um eine Stellungnahme gebeten werden.<br />

Informationen aus dem Strukturierten Dialog 2002<br />

im Leistungsbereich Isolierte Koronarchirurgie haben<br />

gezeigt, dass in einzelnen Krankenhäusern eine<br />

gewisse Unterberichtung zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

vorliegt. Angesichts der relativ geringen Fallzahlen<br />

in diesem Leistungsbereich erscheint der Fachgruppe<br />

eine dokumentierte Letalitätsrate von 0 %<br />

plausibel. Eine Zeitreihenanalyse der Krankenhausergebnisse<br />

zu diesem Indikator kann hier jedoch<br />

Hinweise auf eine mögliche Unterberichtung geben.


Ausblick<br />

Die Ergebnisse der Bundesauswertung 2003 zeigen<br />

sowohl im Vergleich mit der internationalen Literatur<br />

als auch mit Blick auf die Ergebnisse des Vorjahres<br />

insgesamt eine auf hohem Niveau stabile Versorgungssituation<br />

bei der operativen Behandlung von<br />

Patienten mit Erkrankungen der Aortenklappe. Die<br />

Ergebnisse einzelner Krankenhäuser zum <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

In-Hospital-Letalität weichen jedoch zum<br />

Teil erheblich von den festgelegten Referenzwerten<br />

ab. Die Intensivierung des Strukturierten Dialoges<br />

mit den auffälligen Krankenhäusern wird daher<br />

zukünftig einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt<br />

der Fachgruppe Herzchirurgie darstellen.<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

19


20<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Literatur<br />

Culver DH, Horan TC, Gaynes RP, Martone WJ,<br />

Jarvis WR, Emori TG, Banerjee S, Edwards JR,<br />

Tolson JS, Henderson TS, Hughes JM.<br />

Surgical Wound Infection Rates By Wound Class,<br />

Operative Procedure, and Patient Risk Index<br />

Am J Med 1991; 91 (Suppl 3B): 152S-157S.<br />

Eagle KA, Guyton RA, Davidoff R, Ewy GA, Fonger<br />

J, Gardner TJ, Gott JP, Hermann HC, Marlow RA,<br />

Nugent WC, O´Connor GT, Orszulak TA, Rieselbach<br />

RE, Yusuf S, Winters WL.<br />

ACC/AHA guidelines for coronary artery bypass<br />

graft surgery: a report of the American College of<br />

Cardiology/American Heart Association Task Force<br />

on Practice Guidelines.<br />

(Committee to Revise the 1991 Guidelines for<br />

Coronary Artery Bypass Graft Surgery). J Am Coll<br />

Cardiol 1999; 34 (4): 1262-1347.<br />

Furnary AP, Zerr KJ, Grunkemeier GL, Starr A.<br />

Continuous intravenous insulin infusion reduces<br />

the incidence of deep sternal wound infection in<br />

diabetic patients after cardiac surgical procedures.<br />

Ann Thorac Surg 1999; 67 (2): 352-360.<br />

Kreter B, Woods M.<br />

Antibiotic prophylaxis for cardiothoracic operations.<br />

Meta-analysis of thirty years of clinical trials.<br />

J Thorac Cardiovasc Surg 1992; 104 (3): 590-599.<br />

Nashef SAM, Roques F, Hammill BG, Peterson ED,<br />

Michel P, Grover FL, Wyse RKH, Ferguson TB.<br />

Validation of European System for Cardiac<br />

Operative Risk Evaluation (EuroSCORE) in North<br />

American cardiac surgery.<br />

Eur J Cardio-Thorac Surg 2002; 22: 101-105.<br />

Parisian Mediastinitis Study Group.<br />

Risk Factors for Deep Sternal Wound Infection after<br />

Sternotomy: A Prospective, Multicenter Study.<br />

J Thorac Cardiovasc Surg 1996; 111 (6): 1200-1207.<br />

Roques F, Michel P, Goldstone AR, Nashef SA.<br />

The logistic EuroSCORE.<br />

Eur Heart J 2003; 24 (9): 881-882.<br />

Roques F, Nashef SAM, Michel P, Gauducheau E,<br />

de Vincentiis C, Baudet E, Cortina J, David M,<br />

Faichney A, Gavrielle F, Gams E, Harjula A, Jones<br />

MT, Pinna Pintor P, Salamon R, Thulin L.<br />

Risk factors and outcome in European cardiac surgery:<br />

analysis of the EuroSCORE multinational<br />

database of 19030 patients.<br />

Eur J Cardio-Thorac Surg 1999; 1999 (15):<br />

816-823.


21<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Dr. Bernd Gruber<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Viszeralchirurgie<br />

Prof. Dr. Hartwig Bauer<br />

Berlin<br />

Dr. Erich Fellmann<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Peter Hermanek<br />

München<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Dr. Henry Jungnickel<br />

Dresden<br />

Prof. Dr. Ernst Kraas<br />

Berlin<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Prof. Dr. Klaus Rückert<br />

Hamburg<br />

Dietmar Rümmelein<br />

Hamburg<br />

Heinrich-Friedrich Siefers<br />

Oelde<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 2<br />

Appendektomie<br />

Zusammenfassung<br />

Die Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendektomie)<br />

ist einer der am häufigsten durchgeführten operativen<br />

Eingriffe in allgemein- und viszeralchirurgischen<br />

Abteilungen.<br />

Für die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung wurden von<br />

der Fachgruppe fünf <strong>Qualität</strong>sziele definiert, von<br />

denen drei für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

ausgewählt wurden. Diese ermöglichen<br />

Aussagen zur <strong>Qualität</strong> der Diagnosestellung bei<br />

Patienten, bei denen der Verdacht auf eine akute<br />

Appendizitis (Wurmfortsatzentzündung) besteht,<br />

sowie zu Rate an Wundinfektionen nach Appendektomie.<br />

Die Diagnose der akuten Appendizitis ist für den<br />

Chirurgen in vielen Fällen schwierig zu stellen, da<br />

sie sich auf unspezifische Zeichen wie rechtsseitige<br />

Unterbauchschmerzen, Fieber, erhöhte Entzündungsparameter<br />

oder Hinweise aus der Vorgeschichte des<br />

Patienten gründet. Bei Frauen sind diese Zeichen<br />

möglicherweise Ausdruck gynäkologischer Erkrankungen,<br />

bei kleinen Kindern und alten Menschen<br />

können sie fehlen. Eine großzügige Indikationsstellung<br />

führt zu einer höheren Rate von nicht notwendigen<br />

Operationen, während eine zu enge Indikationsstellung<br />

möglicherweise mit einer erhöhten<br />

Rate von Perforationen des Wurmfortsatzes (Blinddarmdurchbrüche)<br />

einhergeht. Eine Überprüfung der<br />

klinischen Diagnose „Akute Appendizitis“ kann durch<br />

eine nach der Operation vom Pathologen durchgeführte<br />

feingewebliche Untersuchung des Wurmfortsatzes<br />

erfolgen.<br />

In der Bundesauswertung 2003 lag bei 75,07 %<br />

aller Patienten mit klinischer Verdachtsdiagnose<br />

„Akute Appendizitis“ die histologische Diagnose<br />

„Akute Entzündung“ oder „Perforation“ vor. Das<br />

Ergebnis bewegt sich innerhalb der aus der Literatur<br />

bekannten Daten und ist aus Sicht der Fachgruppe<br />

als Ausdruck akzeptabler Versorgungsqualität<br />

zu werten.<br />

Auffällig ist bei den Ergebnissen zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

eine hohe Spannweite mit Krankenhausergebnissen<br />

zwischen 0,0 und 100,0%.<br />

Bei 53 von 1.092 Krankenhäusern konnte in weniger<br />

als 50,0% der Fälle (5%-Perzentile der Krankenhausergebnisse)<br />

die klinische Verdachtsdiagnose<br />

„Akute Appendizitis“ durch den histologischen Befund<br />

bestätigt werden. Mit diesen Krankenhäusern<br />

soll auf der Landesebene ein Strukturierter Dialog<br />

eingeleitet werden.<br />

Eine histologische Untersuchung durch den Pathologen<br />

fand nach 95,84% aller Operationen statt.<br />

Dieses Ergebnis liegt oberhalb des von der Fachgruppe<br />

festgelegten Referenzwertes von 95% und<br />

wird ebenfalls als Ausdruck akzeptabler Versorgungsqualität<br />

gewertet. Auch bei den Ergebnissen<br />

zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator zeigt sich eine große<br />

Spannweite. 237 von 1.115 Krankenhäusern liegen<br />

außerhalb des Referenzbereichs und sollen im Strukturierten<br />

Dialog auf Landesebene um eine Stellungnahme<br />

gebeten werden.<br />

Die Fachgruppe legt Wert auf die Feststellung, dass<br />

in einem zunehmend marktwirtschaftlich orientierten<br />

Gesundheitswesen ökonomische Gründe keineswegs<br />

zu einer Absenkung der Rate von histologischen<br />

Untersuchungen führen dürfen, da der Chirurg<br />

nur auf diesem Wege eine Rückmeldung über die<br />

<strong>Qualität</strong> seiner Diagnosestellung erhält.


Einleitung<br />

Die Appendektomie ist bereits seit über 20 Jahren<br />

Gegenstand der <strong>Qualität</strong>sbetrachtung im Rahmen<br />

des „Tracer“-Konzepts. Dieses Konzept sieht vor, die<br />

<strong>Qualität</strong> einer chirurgischen Abteilung anhand von<br />

Ergebnissen bestimmter Standardoperationen, so<br />

genannter „Tracer“, zu bewerten. Neben der Cholezystektomie<br />

und der Leistenhernienoperation zeigte<br />

sich die Appendektomie hierfür als besonders<br />

geeignet.<br />

Mit Blick auf die insgesamt sehr geringen Komplikationsraten<br />

in Deutschland konnte in den vergangenen<br />

Jahren eine auf hohem Niveau stabile Versorgungssituation<br />

konstatiert werden. In der Bundesauswertung<br />

2003 lag der Schwerpunkt der Betrachtung<br />

neben einer differenzierteren Analyse zur<br />

postoperativen Wundinfektion vor allem auf der Betrachtung<br />

von zwei Prozessindikatoren, die sich mit<br />

der Überprüfung der Indikationsstellung zur operativen<br />

Entfernung der Appendix vermiformis befassen.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Oft Bestätigung der klinischen Verdachtsdiagnose<br />

„Akute Appendizitis“ durch histologischen Befund<br />

Immer histologische Untersuchung bei der operativen<br />

Behandlung der Appendizitis<br />

Keine Perforation während des stationären Aufenthaltes<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Risikoadjustierung nach den Kriterien der CDC)<br />

Selten allgemeine behandlungsbedürftige<br />

postoperative Komplikationen<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahlmit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

Appendektomie<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

94.894<br />

37.547<br />

31.352<br />

15.700<br />

8.719<br />

1.576<br />

43.262<br />

51.694<br />

62.873<br />

25.921<br />

5.716<br />

378<br />

68<br />

99,94%<br />

39,57%<br />

33,04%<br />

16,55%<br />

9,19%<br />

1,66%<br />

45,56%<br />

54,44%<br />

66,21%<br />

27,30%<br />

6,02%<br />

0,40%<br />

0,07%<br />

22


23<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

215%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Appendektomie<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

119.792 Datensätze aus 1.283 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Appendektomie<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />

dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />

2003 war es noch möglich, aufgrund einer<br />

Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem Format<br />

24.836 Datensätze aus 1.004 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />

übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 94.956 Datensätze<br />

aus 1.223 Krankenhäusern. Diese konnten<br />

in der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />

werden.<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

24.836<br />

1.004<br />

Bundesländer<br />

6.0<br />

94.956<br />

1.223<br />

Gesamt<br />

119.792<br />

1.283<br />

Erwartet<br />

131.422<br />

1.189<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

91%<br />

108%<br />

2002<br />

86%<br />

102%<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />

Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Appendektomie über alle Bundesländer<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig<br />

verbessert und lag insgesamt bei 91%. Dieser Wert<br />

ist für einen Leistungsbereich im dritten Jahr nach<br />

der bundesweit verpflichtenden Einführung als verbesserungsfähig<br />

einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />

Krankenhäuser ist dagegen sehr gut. Sie lag bei<br />

108%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert stark und weist bezogen auf<br />

das Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten<br />

Datensätzen eine hohe Spannweite von 76 bis<br />

215% auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Oft Bestätigung der klinischen Verdachtsdiagnose<br />

„Akute Appendizitis“ durch histologischen Befund<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die klinische Diagnose der akuten Appendizitis ist<br />

im Einzelfall schwierig zu stellen, da sie auf wenig<br />

sensitiven und spezifischen Parametern wie der<br />

Anamnese, dem Vorhandensein von rechtsseitigen<br />

Unterbauchschmerzen und erhöhten Entzündungsparametern<br />

beruht. Insbesondere bei Kindern und<br />

alten Menschen können die typischen Zeichen der<br />

akuten Appendizitis fehlen, während sie bei Frauen<br />

Ausdruck einer gynäkologischen Erkrankung sein<br />

können (Andersson et al. 1999).<br />

Die Rate falsch negativer Appendektomien wird in<br />

der Literatur mit 12 bis 28,8% angegeben. Sie liegt<br />

bei Frauen doppelt so hoch wie bei Männern. Eine<br />

unkritische Diagnosestellung führt zu einer erhöhten<br />

Rate von unnötigen Eingriffen (Andersson et al.<br />

1992, Hale et al. 1997, Koch et al. 2000).<br />

Dagegen führt eine zu kritische Diagnosestellung<br />

möglicherweise zu einer höheren Anzahl von<br />

Patienten mit perforierter Appendizitis. Daher sollte<br />

die Betrachtung der Ergebnisse dieses <strong>Qualität</strong>sindikators<br />

in Verbindung mit den Ergebnissen des<br />

<strong>Qualität</strong>sindikators „Perforation und präoperative<br />

Verweildauer“ erfolgen. Diese sind auf der Ergebnishomepage<br />

der <strong>BQS</strong> unter www.bqs-outcome.de<br />

einzusehen.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Verdacht<br />

auf akute Appendizitis<br />

Zähler: Patienten mit histologischem Befund<br />

„Akut entzündet“ oder „Perforation“<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 50% (5%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Eine unkritische<br />

Diagnosestellung führt zu einer erhöhten Rate von<br />

unnötigen Eingriffen. Die Rate negativer Appendektomien<br />

sollte 20% nicht überschreiten (Siewert et<br />

al. 2002). Dieser Wert lässt sich allerdings anhand<br />

von Daten der Literatur nicht hart genug begründen.<br />

Daher hat sich die Fachgruppe hier für die Festlegung<br />

einer Perzentile entschieden.<br />

Ergebnisse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Appendektomie<br />

Diagnosestellung<br />

Anteilvon Patienten mit histologischem Befund „Akut entzündet“ oder<br />

„Perforation“ an allen Patienten mit Verdacht auf akute Appendizitis<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahlder Fälle<br />

Patienten mit histologischem Befund „Akut entzündet“ oder „Perforation“<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

75,07%<br />

74,78 - 75,35%<br />

87.639<br />

78,3%<br />

0,0 - 100,0%<br />

1.092 von 1.223<br />

≥ 50,0% (5%-Perzentile)<br />

53 von 1.092<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.223 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

126 Krankenhäuser<br />

5 Krankenhäuser<br />

24


25<br />

Appendektomie<br />

Diagnosestellung<br />

Bewertung<br />

Das Ergebnis zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator bewegt<br />

sich innerhalb der aus der Literatur bekannten Daten<br />

und ist als Ausdruck akzeptabler Versorgungsqualität<br />

zu werten. Bei der Bewertung des Ergebnisses<br />

ist zu berücksichtigen, dass bei der histologischen<br />

Beurteilung durch den Pathologen die Anwendung<br />

gleicher Diagnosekriterien nicht vorausgesetzt werden<br />

kann.<br />

Auffällig ist eine hohe Spannweite mit Krankenhausergebnissen<br />

zwischen 0,0 und 100,0%. Bei 53 von<br />

1.092 Krankenhäusern konnte in weniger als 50%<br />

der Fälle (5%-Perzentile der Krankenhausergebnisse)<br />

die klinische Verdachtsdiagnose „Akute Appendizitis“<br />

durch den histologischen Befund bestätigt werden.<br />

Mit diesen Krankenhäusern soll auf der Landesebene<br />

ein Strukturierter Dialog eingeleitet werden,<br />

in dem auch die Ergebnisse zum <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

„Perforation und präoperative Verweildauer“ Berücksichtigung<br />

finden sollen. Die gemeinsame Betrachtung<br />

der Ergebnisse zu diesen beiden Indikatoren<br />

ermöglicht eine ausgewogene Bewertung der<br />

Diagnosestellung.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Immer histologische Untersuchung bei der<br />

operativen Behandlung der Appendizitis<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die histologische Untersuchung der Appendix vermiformis<br />

ermöglicht dem Operateur Rückschlüsse<br />

auf die <strong>Qualität</strong> seiner Diagnosestellung im Rahmen<br />

des <strong>Qualität</strong>smanagements. Sie ist zusätzlich erforderlich<br />

zum Ausschluss von anderen, zum Teil<br />

bösartigen Erkrankungen, die gegebenenfalls eine<br />

weitere Therapie erforderlich <strong>machen</strong>, und von<br />

Veränderungen, die bei makroskopisch unauffälligem<br />

Befund Beschwerden des Patienten erklären, wie<br />

etwa eine nur histologisch zu identifizierende neurogene<br />

Appendikopathie (Di Sebastiano et al.<br />

1999, Güller et al. 2001, Klotter et al. 1998).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit histologischer Untersuchung<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Eine pathologische<br />

Untersuchung als regelmäßiger Bestandteil des Behandlungsablaufs<br />

bei der Appendektomie ist von<br />

größter Wichtigkeit, um die Wertigkeit der diagnostischen<br />

und therapeutischen Schritte zu ermitteln.<br />

Bewertung<br />

Der Anteil von histologischen Untersuchungen nach<br />

Appendektomie liegt innerhalb des von der Fachgruppe<br />

festgelegten Referenzbereichs von ≥ 95%<br />

und ist damit als Ausdruck akzeptabler Versorgungsqualität<br />

zu werten.<br />

Eine 100%ige Rate kann in der Praxis nicht gefordert<br />

werden, da in seltenen Fällen die Appendix<br />

vermiformis aufgrund einer fortgeschrittenen Entzündung<br />

oder eines Abszesses nicht mehr zu identifizieren<br />

ist. Allerdings legt die Fachgruppe Wert auf<br />

die Feststellung, dass ökonomische Gründe keineswegs<br />

zu einer Absenkung der Rate von histologischen<br />

Untersuchungen führen dürfen.<br />

Appendektomie<br />

Histologische Untersuchung<br />

Ergebnisse<br />

Anteilvon Patienten mit histologischer Untersuchung an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahlder Fälle<br />

Patienten mit histologischer Untersuchung<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

Auffällig ist hier die Spannweite der Krankenhausergebnisse.<br />

237 von 1.115 Krankenhäusern liegen<br />

außerhalb des Referenzbereichs von ≥ 95% und<br />

sollen im Strukturierten Dialog um Stellungnahme<br />

gebeten werden.<br />

Im Strukturierten Dialog ist zu berücksichtigen, dass<br />

der histologische Befund bei Entlassung aufgrund<br />

der kurzen postoperativen Verweildauer nach Appendektomie<br />

möglicherweise noch nicht vorgelegen hat.<br />

95,84%<br />

95,71 - 95,97%<br />

94.956<br />

98,9%<br />

0,0 - 100,0%<br />

1.115 von 1.223<br />

≥ 95%<br />

237 von 1.115<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.223 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

108 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

26


27<br />

Appendektomie<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Risikoadjustierung nach den Kriterien der CDC)<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Wundinfektionen und Abszesse sind Komplikationen<br />

im postoperativen Verlauf, die für den Patienten<br />

mit subjektivem Krankheitsgefühl, einem verlängerten<br />

stationären Aufenthalt, verzögerter Erholung und<br />

Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit einhergehen.<br />

Von Seiten der Krankenhäuser wird versucht, das<br />

Wundinfektionsrisiko durch Maßnahmen wie z.B.<br />

den Bau geeigneter Operationsräume, Hygienevorschriften<br />

und die routinemäßige Durchführung einer<br />

Antibiotikaprophylaxe bei bestimmten Operationen<br />

zu reduzieren. Die Effektivität einer Reihe prophylaktischer<br />

Maßnahmen ist in der wissenschaftlichen<br />

Literatur mit hoher Evidenz belegt. Auf der Grundlage<br />

dieser Erkenntnisse hat die US-amerikanische Gesundheitsbehörde<br />

Centers for Disease Control and<br />

Prevention (CDC) Richtlinien erstellt, die detaillierte<br />

Handlungsanweisungen zur Verringerung des postoperativen<br />

Wundinfektionsrisikos geben (Mangram<br />

et al. 1999).<br />

Das Risiko für eine postoperative Wundinfektion<br />

wird jedoch nicht allein durch die <strong>Qualität</strong> der ärztlichen<br />

oder pflegerischen Leistung beeinflusst. Die<br />

CDC haben Risikofaktoren identifiziert und einen<br />

Score zur Beurteilung des präoperativen Wundinfektionsrisikos<br />

entwickelt (Culver et al. 1991). In die<br />

Berechnung dieses Scores gehen die Merkmale<br />

Operationsdauer, ASA-Risikoklasse und präoperative<br />

Wundkontaminationsklasse ein. Die Anwendung<br />

dieses Scores ermöglicht einen Vergleich risikoadjustierter<br />

Wundinfektionsraten.<br />

Für die Definition postoperativer Wundinfektionen<br />

werden die Definitionen der CDC in der Übersetzung<br />

des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />

von nosokomialen Infektionen verwendet<br />

(Steinbrecher et al. 2002).


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse 0<br />

Zähler: Patienten mit postoperativen<br />

Wundinfektionen<br />

Erläuterung der Rechenregel:<br />

Risikoklassen werden gebildet gemäß NNIS<br />

(National Nosocomial Infections Surveillance der<br />

Centers for Disease Control).<br />

Es wird jeweils ein Risikopunkt vergeben, wenn<br />

• ASA ≥ 3,<br />

• OP-Dauer > 75%-Perzentile der OP-Dauerverteilung<br />

in der Grundgesamtheit,<br />

• ein kontaminierter oder septischer Eingriff vorliegt.<br />

Patienten der Risikoklasse 0 haben 0 Risikopunkte.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 5,9% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Ein Vergleich mit<br />

Daten aus der Literatur (Steinbrecher et al. 2002) ist<br />

aufgrund der sehr kurzen postoperativen Verweildauer<br />

deutlich eingeschränkt. Daher hat die Fachgruppe<br />

Viszeralchirurgie hier eine Perzentile als<br />

Referenzbereich festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate von Wundinfektionen bei Patienten<br />

der Risikoklasse 0 von 1,66% ist Ausdruck sehr<br />

guter Versorgungsqualität.<br />

Es ist festzustellen, dass die Klassifikationskriterien<br />

der CDC noch nicht durchgängig korrekt angewendet<br />

werden. So wurde in 48,34% der Fälle die Appendektomie<br />

als „aseptischer Eingriff“ dokumentiert,<br />

obwohl Eingriffe an der Appendix gemäß der Definition<br />

der CDC jedoch mindestens als bedingt<br />

aseptische (potenziell kontaminierte) Eingriffe gelten<br />

müssen. Die Zuordnung eines Patienten zur Risikoklasse<br />

0 ist jedoch durch diese Fehldokumentation<br />

nicht beeinflusst, so dass die Bewertung dieser<br />

risikoadjustierten Rate aufrechterhalten werden<br />

kann.<br />

Angesichts der Tatsache, dass eine risikoadjustierte<br />

Differenzierung der postoperativen Wundinfektionsraten<br />

vorgenommen wurde, sind hohe Wundinfektionsraten<br />

in der Risikoklasse 0 von bis zu 16,4%<br />

unbedingt im Strukturierten Dialog zu klären.<br />

Appendektomie<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit Wundinfektionen an allen Patienten mit Risikoklasse 0<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahlder Fälle<br />

Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Prozent<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,66%<br />

1,56 - 1,76%<br />

59.578<br />

0%<br />

0,0 - 16,4%<br />

924 von 1.223<br />

≤ 5,9% (95%-Perzentile)<br />

46 von 924<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.223 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

280 Krankenhäuser<br />

19 Krankenhäuser<br />

28


29<br />

Appendektomie<br />

Ausblick<br />

Das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung hat die<br />

Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />

im Jahr 2004 mit der Begründung ausgesetzt,<br />

dass in Deutschland seit Jahren eine auf<br />

gutem Niveau stabile Versorgungssituation zu beobachten<br />

ist. Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />

als Rechtsnachfolger des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

hat diese Entscheidung für 2005<br />

fortgeschrieben.<br />

In Rheinland-Pfalz besteht für diesen Leistungsbereich<br />

jedoch weiterhin eine Dokumentationsverpflichtung.<br />

Darüber hinaus wird bundesweit in einer<br />

Reihe von Krankenhäusern auf freiwilliger Basis das<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherungsinstrument weiterhin eingesetzt,<br />

um Informationen für das interne <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

zu gewinnen.


Literatur<br />

Andersson RE, Hugander AP, Ghazi SH, Ravn H,<br />

Offenbartl SK, Nystrom PO, Olaison GP.<br />

Diagnostic value of disease history, clinical presentation,<br />

and inflammatory parameters of appendicitis.<br />

World J Surg 1999; 23 (2): 133-140.<br />

Andersson RE, Hugander A, Thulin AJG.<br />

Diagnostic accuracy and perforation rate in appendicitis:<br />

Association with age and sex of the<br />

patient and with appendicectomy rate.<br />

European Journal of Surgery 1992; 158: 37-41.<br />

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Referenzdaten des Krankenhaus-Infektions-<br />

Surveillance-Systems (KISS).<br />

Chirurg 2002; 73 (1): 76-82.<br />

30


31<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Dr. Bernd Gruber<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Viszeralchirurgie<br />

Prof. Dr. Hartwig Bauer<br />

Berlin<br />

Dr. Erich Fellmann<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Peter Hermanek<br />

München<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Dr. Henry Jungnickel<br />

Dresden<br />

Prof. Dr. Ernst Kraas<br />

Berlin<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Prof. Dr. Klaus Rückert<br />

Hamburg<br />

Dietmar Rümmelein<br />

Hamburg<br />

Heinrich-Friedrich Siefers<br />

Oelde<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 3<br />

Cholezystektomie<br />

Zusammenfassung<br />

Die operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie)<br />

gehört zu den Standardeingriffen in<br />

allgemein- und viszeralchirurgischen Krankenhausabteilungen.<br />

Die Operation ist indiziert bei Vorliegen<br />

von symptomatischen Gallensteinen oder bei einer<br />

Entzündung der Gallenblase. Heutzutage werden<br />

über 90% der als Wahleingriffe (elektive Operation)<br />

durchgeführten Cholezystektomien als laparoskopische<br />

Operationen in so genannter „Schlüssellochtechnik“<br />

durchgeführt.<br />

In die Auswertung der nachfolgend beschriebenen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren gingen ausschließlich Patienten<br />

ein, die sich einer isolierten Operation der Gallenblase<br />

unterzogen haben.<br />

Der <strong>Qualität</strong>sindikator „Selten fragliche Indikation<br />

zur Cholezystektomie“ betrachtet, ob die Indikationsstellung<br />

leitlinienkonform erfolgt ist. Es wurden<br />

alle operierten Patienten mit uncharakteristischen<br />

Schmerzen im rechten Oberbauch erfasst, bei denen<br />

weder ein Gallestau noch ein sicherer Nachweis von<br />

Gallensteinen oder akute Entzündungszeichen vorlagen.<br />

Die Rate von Cholezystektomien mit fraglicher<br />

Operationsindikation gemäß dieser Definition lag<br />

bei 1,89%.<br />

Dieser Anteil von Patienten mit fraglicher Operationsindikation<br />

spiegelt nach Auffassung der Fachgruppe<br />

eine insgesamt gute Versorgungsqualität wider.<br />

Bemerkenswert ist allerdings die Spannweite der<br />

Krankenhausergebnisse, die von 0,0 bis 42,5%<br />

reicht. Dies bedeutet, dass in einem Krankenhaus<br />

bei 42,5% der operierten Patienten die geforderten<br />

Indikationskriterien als nicht erfüllt dokumentiert<br />

wurden.<br />

55 auffällige Krankenhäuser von insgesamt 1.102<br />

Krankenhäusern, deren Ergebnisse oberhalb der<br />

95%-Perzentile der Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

lagen (> 5,8%), sollen im Rahmen des<br />

Strukturierten Dialoges auf Landesebene um<br />

Stellungnahme gebeten werden.<br />

Neben der Indikationsstellung zur Operation wurde<br />

in der Bundesauswertung 2003 auch die Rate der<br />

Reinterventionen betrachtet. Eine Reintervention ist<br />

ein erneuter operativer oder interventioneller Eingriff<br />

nach einer Operation wegen postoperativ aufgetretenen<br />

Komplikationen. Typische Gründe für eine<br />

Reintervention nach Cholezystektomie sind belassene<br />

Gallengangsteine, Gallengangverletzungen,<br />

Blutungen und Entzündungen.<br />

Die Auswertung zum <strong>Qualität</strong>sziel „Geringe Reinterventionsrate“<br />

ergab, dass bei 1,83% aller Cholezystektomien<br />

bzw. 1,56% der laparoskopisch begonnenen<br />

Eingriffe während desselben stationären<br />

Aufenthaltes eine erneute Operation durchgeführt<br />

werden musste. Dieses Ergebnis spricht für eine<br />

sehr gute Versorgungsqualität in deutschen Krankenhäusern.<br />

Allerdings ist auch hier eine erhebliche Spannweite<br />

der Krankenhausergebnisse mit Reinterventionsraten<br />

von 0,0 bis 20,0% zu beobachten.<br />

In 355 von 1.056 Krankenhäusern, die mehr als 20<br />

laparoskopische Cholezystektomien im Jahr 2003<br />

durchgeführt haben, lag die Reinterventionsrate<br />

außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />

Referenzbereiches von ≤ 2%.<br />

Diese Krankenhäuser sollen im Strukturierten Dialog<br />

auf Landesebene um Stellungnahme gebeten<br />

werden.


Einleitung<br />

Durch Gallensteine verursachte Erkrankungen der<br />

Gallenblase gehören zu den häufigsten Erkrankungen<br />

in Europa. Die Prävalenz der Cholelithiasis<br />

wird in Deutschland je nach Region mit 10,5 bis<br />

24,5% der Frauen und 4,9 bis 13,1% der Männer<br />

angegeben (Birth et al. 2003).<br />

Gallensteinträger bleiben in 60 bis 80% der Fälle<br />

asymptomatisch. Die Beschwerdeinzidenz wird<br />

nach Diagnosestellung mit 2 bis 4% pro Jahr in den<br />

ersten zehn Jahren und anschließend mit 1 bis 2%<br />

pro Jahr angegeben. Während bei asymptomatischen<br />

Gallensteinträgern das Risiko, eine steinbedingte<br />

Komplikation zu erleiden, bei nur 0,1% liegt, steigt<br />

es nach Auftreten konkrementbedingter Beschwerden<br />

auf das Zehnfache an (Birth et al. 2003).<br />

Bei der Behandlung des symptomatischen Gallensteinleidens<br />

steht die operative Therapie ganz im<br />

Vordergrund. Die Cholezystektomie gehört zu den<br />

am häufigsten durchgeführten Eingriffen in allgemein-<br />

und viszeralchirurgischen Abteilungen.<br />

Mittlerweile werden über 90% aller elektiven Cholezystektomien<br />

als laparoskopische Eingriffe durchgeführt.<br />

In die Analyse der Ergebnisse zu den nachfolgend<br />

beschriebenen <strong>Qualität</strong>sindikatoren gingen ausschließlich<br />

Patienten ein, die sich einer isolierten<br />

Operation der Gallenblase unterzogen haben.<br />

Patienten, bei denen die Cholezystektomie im<br />

Rahmen eines größeren abdominellen Eingriffs erfolgte,<br />

wurden aus den jeweiligen Grundgesamtheiten<br />

ausgeschlossen, um eine Verfälschung der<br />

Ergebnisse zu vermeiden.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

Cholezystektomie<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Selten fragliche Indikation<br />

Bei Cholestase immer präoperative Abklärung der<br />

extrahepatischen Gallenwege<br />

Möglichst kurze präoperative Verweildauer im<br />

Krankenhaus bei ASA 1 und 2 in Abhängigkeit von der<br />

Dringlichkeit des Eingriffs<br />

Immer Erhebung eines histologischen Befundes<br />

Selten eingriffsspezifische, behandlungsbedürftige<br />

Komplikationen in Abhängigkeit vom OP-Verfahren<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Risikoadjustierung nach den Kriterien der CDC)<br />

Selten allgemeine behandlungsbedürftige postoperative<br />

Komplikationen in Abhängigkeit vom OP-Verfahren<br />

Geringe Reinterventionsrate<br />

Geringe Letalität<br />

Anzahl Anteil<br />

120.796<br />

1.458<br />

20.040<br />

40.459<br />

50.731<br />

8.108<br />

37.977<br />

82.852<br />

32.477<br />

61.357<br />

25.120<br />

1.740<br />

135<br />

99,97%<br />

1,21%<br />

16,59%<br />

33,49%<br />

42,00%<br />

6,71%<br />

31,43%<br />

68,57%<br />

26,88%<br />

50,78%<br />

20,79%<br />

1,44%<br />

0,11%<br />

32


33<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

179%<br />

115%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Cholezystektomie<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

155.655 Datensätze aus 1.257 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Cholezystektomie<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />

dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />

2003 war es noch möglich, aufgrund einer<br />

Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />

Format 34.826 Datensätze aus 1.010 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 120.829<br />

Datensätze aus 1.209 Krankenhäusern. Diese<br />

konnten in der Bundesauswertung 6.0 vollständig<br />

ausgewertet werden.<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

34.826<br />

1.010<br />

6.0<br />

120.829<br />

1.209<br />

155.655<br />

1.257<br />

Erwartet<br />

157.191<br />

1.167<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

99%<br />

108%<br />

2002<br />

98%<br />

103%<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle:<br />

VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung<br />

dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />

ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />

sind Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Cholezystektomie über alle Bundesländer<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig<br />

verbessert und lag insgesamt bei 99%.<br />

Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im dritten<br />

Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />

als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />

der Krankenhäuser ist ebenfalls sehr gut. Sie lag<br />

bei 108%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bezogen auf das<br />

Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen<br />

eine Spannweite von 87 bis 179% auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten fragliche Indikation<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Gemäß der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für<br />

Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)<br />

„Leitlinie zur Behandlung von Gallensteinen“ existieren<br />

definierte Indikationen für die operative Entfernung<br />

der Gallenblase (Neubrand et al. 2000):<br />

• die symptomatische Cholelithiasis,<br />

• die asymptomatische Cholelithiasis mit erhöhtem<br />

Risiko für eine bösartige Erkrankung,<br />

• die Cholezystitis.<br />

Das Gallensteinleiden mit Beschwerden (symptomatische<br />

Cholelithiasis) ist eine Indikation zur<br />

Operation.<br />

Das Risiko, nach der erstmaligen Schmerzepisode<br />

weitere Komplikationen zu erleiden, wird auf 1,5%<br />

im Jahr geschätzt. Mögliche Komplikationen sind<br />

z.B. die Entwicklung von Gallengangsteinen, von<br />

akuten und chronischen Entzündungen oder die<br />

Perforation der Gallenblase.<br />

Für die Empfehlung zur operativen Entfernung der<br />

Gallenblase bei der symptomatischen Cholelithiasis<br />

wird in der Leitlinie der DGVS zur Behandlung von<br />

Gallensteinen der Evidenzgrad III angegeben<br />

(Neubrand et al. 2000). Bei der Bewertung dieses<br />

Evidenzgrads ist allerdings zu berücksichtigen, dass<br />

die Indikationsstellung zur Cholezystektomie bereits<br />

zu einer Zeit eingeführt wurde, als evidenzbasierte<br />

Studien zur medizinischen Entscheidungsfindung<br />

noch nicht etabliert waren. Der augenscheinliche<br />

Nutzen dieses Verfahrens hat in der Folge dazu<br />

geführt, dass keine prospektiv-randomisierten<br />

Studien zu dieser Problematik erfolgt sind.<br />

Der Nachweis von Gallensteinen ohne Beschwerdesymptomatik<br />

(asymptomatische Cholelithiasis) stellt<br />

keine Indikation zur Operation dar. 60 bis 80% der<br />

Patienten, bei denen Gallensteine als Nebenbefund<br />

nachgewiesen wurden, bleiben ohne Krankheitserscheinungen.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, Beschwerden zu<br />

entwickeln, beträgt in den ersten zehn Jahren nach<br />

der Diagnose 2 bis 4% pro Jahr. Damit ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

ernste Komplikationen im weiteren<br />

Verlauf zu erleiden, geringer als das Risiko einer<br />

Gallenblasenentfernung.<br />

Auch das vermutlich leicht erhöhte Gallenblasenkarzinomrisiko<br />

bei Vorliegen von Gallensteinen<br />

rechtfertigt nicht den Eingriff. Gallenblasenkarzinome<br />

treten bei etwa 1% der älteren Personen mit Gallen-<br />

Ergebnisse<br />

50%<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Cholezystektomie<br />

Indikation<br />

Anteil von Patienten mit fraglicher Indikation an allen Patienten mit Vergütung<br />

nach Fallpauschalen<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit fraglicher Indikation<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,89%<br />

1,81 - 1,97%<br />

110.235<br />

1,3%<br />

0,0 - 42,5%<br />

1.102 von 1.209<br />

≤ 5,8% (95%-Perzentile)<br />

55 von 1.102<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.209 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

97 Krankenhäuser<br />

10 Krankenhäuser<br />

34


35<br />

Cholezystektomie<br />

Indikation<br />

steinen auf. Ein eindeutiger ursächlicher Zusammenhang<br />

konnte jedoch bisher nicht gezeigt werden.<br />

Der Nachweis einer Porzellangallenblase oder eines<br />

Gallenblasen-Polypen in Kombination mit Gallensteinen<br />

bedeutet ein erhöhtes Risiko einer bösartigen<br />

Entartung. Auch nach Anlage eines Ileumbypass<br />

oder nach ausgedehnter Dünndarmresektion<br />

besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung<br />

eines Gallenblasenkarzinoms. In diesen Fällen ist<br />

trotz Beschwerdefreiheit des Patienten eine Operationsindikation<br />

gegeben.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Fallpauschalen-Fälle<br />

(12.01, 12.02, 12.03, 12.04)<br />

Zähler: Patienten mit uncharakteristischen<br />

Schmerzen im rechten Oberbauch, ohne<br />

Cholestase, ohne sicheren Gallensteinnachweis<br />

und ohne akute Entzündungszeichen<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 5,8% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Bei diesem Indikator<br />

liegt eine hohe Variabilität der Ergebnisse vor.<br />

Es gibt Fälle, in denen eine Cholezystektomie auch<br />

bei fehlenden Symptomen gerechtfertigt ist. Die<br />

Anzahl dieser Fälle ist jedoch anhand der Literatur<br />

nicht exakt quantifizierbar.<br />

Bewertung<br />

Der Anteil von 1,89% Patienten mit fraglicher Operationsindikation<br />

bei Fallpauschalenfällen spricht für<br />

eine leitliniengerechte Indikationsstellung zur Cholezystektomie<br />

und ist Ausdruck guter Versorgungsqualität.<br />

In seltenen Fällen, wie z.B. bei Patienten<br />

mit Porzellangallenblase oder nach Anlage eines<br />

Ileumbypasses ist eine Indikation zur Operation auch<br />

bei fehlender Symptomatik gegeben.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reicht<br />

von 0,0 bis 42,5%. Dies bedeutet, dass in einem<br />

Krankenhaus bei 42,5% der operierten Patienten<br />

die geforderten Indikationskriterien nicht erfüllt<br />

waren.<br />

Die Fachgruppe empfiehlt, mit den 55 auffälligen<br />

Krankenhäusern von insgesamt 1.102 Krankenhäusern,<br />

die den festgelegten Referenzwert von<br />

5,8% (≥ 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse)<br />

überschreiten, einen Strukturierten Dialog zu<br />

führen. Hierbei sollen auch Krankenhäuser mit<br />

weniger als 20 dokumentierten Eingriffen einbezogen<br />

werden. Im Rahmen des Strukturierten Dialogs<br />

können dann Dokumentationsprobleme von tatsächlichen<br />

Versorgungsproblemen differenziert werden.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Geringe Reinterventionsrate in Abhängigkeit vom<br />

OP-Verfahren<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Eine Reintervention ist ein erneuter operativer oder<br />

interventioneller Eingriff nach einer Operation wegen<br />

postoperativ aufgetretenen Komplikationen.<br />

Typische Gründe für eine Reintervention nach Cholezystektomie<br />

sind belassene Gallengangsteine, Gallengangverletzungen,<br />

Blutungen und Entzündungen.<br />

Die Rate der Reinterventionen ist eine Kennzahl für<br />

schwerwiegende Frühkomplikationen, die in wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen zur Bewertung eines<br />

Operationsverfahrens herangezogen wird (Shea et<br />

al. 1996).<br />

Aus der Literatur ist bekannt, dass die operative<br />

Ausgangssituation einen Einfluss auf die Reinterventionsrate<br />

hat. Zum Beispiel ist bei elektiv durchgeführten<br />

Cholezystektomien die Reinterventionsrate<br />

geringer als bei akuten Eingriffen. Bei laparoskopisch<br />

durchgeführten Cholezystektomien ist<br />

seltener eine Reintervention erforderlich als bei<br />

offenen Operationen (Ludwig et al. 2001).<br />

Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Schweregrad<br />

der Komplikation, die zur Reintervention führt,<br />

in der Auswertung nicht erfasst wird.<br />

Bei der Bewertung der Ergebnisse der Bundesauswertung<br />

2003 zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator lag der<br />

Schwerpunkt der Betrachtung auf der Gruppe der<br />

Patienten mit laparoskopisch begonnener Operation.<br />

Angesichts der Tatsache, dass heute mehr als 85%<br />

aller Cholezystektomien laparoskopisch begonnen<br />

werden, ist davon auszugehen, dass bei den offenchirurgischen<br />

Eingriffen eine primär negative Selektion<br />

des Patientenkollektivs vorliegt.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit laparoskopisch<br />

begonnener Operation und mit Ausschluss von<br />

Patienten mit nach Sonderentgelt vergüteten<br />

Operationen<br />

Zähler: Patienten mit erforderlicher Reintervention<br />

wegen Komplikationen<br />

Ergebnisse<br />

Cholezystektomie<br />

Reinterventionsrate<br />

Anteil von Patienten mit Reintervention wegen Komplikationen an allen Patienten<br />

Gruppe<br />

Alle Patienten<br />

Laparoskopisch begonnen<br />

Offen-chirurgisch<br />

Ergebnisse<br />

Patienten mit Reintervention wegen Komplikationen<br />

Prozent<br />

30 %<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

20%<br />

16%<br />

12%<br />

8%<br />

4%<br />

0%<br />

Anzahl<br />

2.016<br />

1.555<br />

463<br />

Krankenhäuser<br />

Fälle<br />

110.235<br />

99.778<br />

10.460<br />

Gesamtrate<br />

1,83%<br />

1,56%<br />

4,43%<br />

Anteil von Patienten mit Reintervention wegen Komplikationen an Patienten mit<br />

laparoskopisch begonnener Operation<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,56%<br />

1,48 - 1,64%<br />

99.778<br />

1,3%<br />

0,0 - 20,0 %<br />

1.076 von 1.209<br />

≤ 2%<br />

355 von 1.076<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.209 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

112 Krankenhäuser<br />

21 Krankenhäuser<br />

36


37<br />

Cholezystektomie<br />

Reinterventionsrate<br />

Erläuterung der Rechenregel: Die Operationsart wird<br />

anhand der OPS-Kodierung unterschieden.<br />

Laparoskopisch begonnen: OPS 5-511.1y, 5-511.11,<br />

5-511.2y und 5-511.21<br />

Offen-chirurgisch: OPS 5-511.0y und 5-511.01<br />

Referenzbereich<br />

Für Patienten mit laparoskopisch begonnener<br />

Operation: ≤ 2%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Orientierung an<br />

Ergebnissen einer Metaanalyse (Höbling et al. 1995)<br />

Bewertung<br />

Im Vergleich zu den in der Literatur publizierten<br />

Daten kann sowohl die Reinterventionsrate bei allen<br />

Eingriffen von 1,83% als auch die Rate von 1,56%<br />

bei laparoskopischen Cholezystektomien als Ausdruck<br />

sehr guter Versorgungsqualität gewertet<br />

werden.<br />

Die Spannweite der Ergebnisse ist jedoch sowohl<br />

für Krankenhäuser mit hoher als auch mit niedriger<br />

Fallzahl erheblich und reicht bei Krankenhäusern<br />

mit mehr als 20 laparoskopisch begonnenen Operationen<br />

von 0,0 bis 20,0%. In 355 von 1.056 Krankenhäusern,<br />

die mehr als 20 Fälle im Jahr 2003<br />

dokumentiert haben, lag die Reinterventionsrate<br />

außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />

Referenzbereichs von 2%. Diese Krankenhäuser<br />

sollen im Strukturierten Dialog auf Landesebene<br />

um Stellungnahme gebeten werden.


Ausblick<br />

Die Dokumentation des Leistungsbereichs Cholezystektomie<br />

bleibt auch 2005 verpflichtend für die<br />

externe vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

Wesentliche Indikatoren sowohl zur Prozess- als<br />

auch zur Ergebnisqualität können abgebildet werden<br />

und lassen Rückschlüsse auf die Versorgungsqualität<br />

in deutschen Krankenhäusern zu. Die Datensätze<br />

sind in den vergangenen Jahren optimiert<br />

worden und bleiben für die Jahre 2004 und 2005<br />

stabil. Somit kann anhand der festgelegten <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

die Entwicklung der Versorgungsqualität<br />

bei der Cholezystektomie über mehrere<br />

Jahre hinweg dargestellt werden.<br />

Cholezystektomie<br />

38


39<br />

Cholezystektomie<br />

Literatur<br />

Birth M, Markert U, Bruch H-P.<br />

Risiko der laparoskopischen Cholezystektomie.<br />

Viszeralchirurgie 2003; 38: 60-63.<br />

Ludwig K, Köckerling F, Hohenberger W, Lorenz D.<br />

Die chirurgische Therapie der Cholecysto-/<br />

Choledocholithiasis – Ergebnisse einer deutschlandweiten<br />

Umfrage an 859 Kliniken mit 123.090<br />

Cholecystektomien.<br />

Chirurg 2001; 72: 1171-1178.<br />

Neubrand M, Sackmann M, Caspary W, Feussner H,<br />

Schild H, Lauchart W, Schildberg FW, Reiser M,<br />

Classen M, Paumgartner G, Sauerbruch T.<br />

Leitlinien zur Behandlung von Gallensteinen.<br />

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für<br />

Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).<br />

AWMF-Leitlinienregister, Nr. 021/008,<br />

Entwicklungsstufe 2. März 2000<br />

www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />

(Recherchedatum: 01.06.2004)<br />

Shea JA, Healey MJ, Berlin JA, Clarke JR, Malet PF,<br />

Staroscik RN, Schwartz JS, Williams SV.<br />

Mortality and Complications Associated with<br />

Laparoscopic Cholecystectomy. A Meta-Analysis.<br />

Ann Surg 1996; 224 (5): 609-620.


40<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Dr. Bernd Gruber<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />

Prof. Dr. Johannes Giehl<br />

Tübingen<br />

Prof. Dr. Michael Greulich<br />

Stuttgart<br />

Prof. Dr. Peter Haußmann<br />

Baden-Baden<br />

Gabriele Kösters<br />

Bonn<br />

Prof. Dr. Rüdiger Krauspe<br />

Düsseldorf<br />

PD Dr. Angela M. Messing-Jünger<br />

Düsseldorf<br />

Dr. Helmut Pfeiffer<br />

Würzburg<br />

Martina Pilgram<br />

Köln<br />

Dr. Horst Poimann<br />

Würzburg<br />

PD Dr. Karsten Schwerdtfeger<br />

Homburg/Saar<br />

Prof. Dr. Wolf-Ingo Steudel<br />

Homburg/Saar<br />

Prof. Dr. A. Wilhelm<br />

Aschaffenburg<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 4<br />

Dekompression bei<br />

Karpaltunnelsyndrom<br />

Zusammenfassung<br />

Das Karpaltunnelsyndrom ist mit einem geschätzten<br />

Auftreten von 1% in der Allgemeinbevölkerung das<br />

häufigste Kompressionssyndrom peripherer Nerven.<br />

Charakteristische Symptome sind nächtliche<br />

Schmerzen und Kribbel-Missempfindungen im Versorgungsgebiet<br />

des Nervus medianus. Konservative<br />

Therapieversuche helfen meistens nur vorübergehend.<br />

Die in diesem Leistungsbereich betrachtete<br />

Operation zur Druckentlastung des Karpaltunnelsyndroms<br />

gehört zu den häufigsten Operationen in<br />

Deutschland. Jährlich werden ca. 300.000 Eingriffe<br />

durchgeführt, von denen etwa 90% ambulant erfolgen.<br />

Für die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung wurden von der<br />

Fachgruppe vier <strong>Qualität</strong>sziele definiert. Die zwei für<br />

die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

ausgewählten <strong>Qualität</strong>sziele „Immer Indikation<br />

ausreichend gesichert“ und „Selten interfaszikuläre<br />

Neurolyse bei offenen Ersteingriffen bei nicht posttraumatischen<br />

Fällen“ betrachten die Indikationsstellung<br />

und einen Aspekt der Ergebnisqualität.<br />

Neben den typischen klinischen Zeichen wie nächtlichen<br />

Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen im<br />

zweiten bis vierten Finger oder – in fortgeschrittenen<br />

Stadien – Schwächen der äußeren Daumenmuskulatur<br />

liefern elektrophysiologische Untersuchungen<br />

einen entscheidenden Beitrag zur Diagnosesicherung<br />

eines Karpaltunnelsyndroms. Eine sorgfältige<br />

Indikationsstellung erfordert daher immer die Durchführung<br />

der elektrophysiologischen Untersuchung<br />

und wird in den Leitlinien dreier wissenschaftlicher<br />

Fachgesellschaften als präoperativ notwendig<br />

bezeichnet. Die Gesamtrate der operierten Patienten<br />

mit erfüllten klinischen und elektrophysiologischen<br />

Indikationskriterien liegt mit 90,40% knapp oberhalb<br />

des von der Fachgruppe festgelegten Referenzbereichs<br />

von 90%. Dieses Ergebnis ist auf die<br />

Gesamtheit der Patienten gesehen zufrieden stellend.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reicht<br />

von 0,0 bis 100,0%. Auffällig waren 83 von 273<br />

Krankenhäusern mit mehr als 20 Fällen in der<br />

Grundgesamtheit. Die Ursachen für die Auffälligkeiten<br />

sollen im Strukturierten Dialog geklärt werden.<br />

Bei offenen Erstoperationen, die nicht wegen Verletzungen<br />

(posttraumatisch) durchgeführt werden, soll<br />

selten ein Eingriff am Nerven selbst, die so genannte<br />

„interfaszikuläre Neurolyse“, durchgeführt werden.<br />

Diese Neurolysen sollen nur bei schweren Vernarbungen<br />

und Wiederholungsoperationen durchgeführt<br />

werden, weil sie die Durchblutung am Nerven schädigen<br />

sowie die Narbenbildung fördern können und<br />

die Durchführung dieser Neurolyse in mehreren<br />

prospektiv-randomisierten Studien im Langzeitverlauf<br />

keine Ergebnisverbesserung im Vergleich zur<br />

reinen Dekompression gezeigt hat. Die Gesamtrate<br />

der Fälle mit durchgeführter interfaszikulärer<br />

Neurolyse liegt bei 7,54% und ist damit deutlich<br />

höher als der von der Fachgruppe festgelegte Referenzbereich<br />

von ≤ 2%. Im Strukturierten Dialog<br />

sollte zunächst geprüft werden, ob in den 107 auffälligen<br />

von 212 Krankenhäusern ein Dokumentationproblem<br />

vorliegt, weil möglicherweise andere<br />

operative Verfahren als interfaszikuläre Neurolyse<br />

kodiert wurden.<br />

Da ein großer Teil der Operationen ambulant erfolgt,<br />

hält die Fachgruppe eine Einbeziehung des ambulanten<br />

operativen Sektors in die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

für sinnvoll. Nach Meinung der Fachgruppe<br />

sollte ein sektorübergreifendes <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />

der Nervendekompressionseingriffe mit<br />

adäquaten Nachbeobachtungszeiten etabliert werden,<br />

das einen Vergleich der Behandlungsergebnisse<br />

nach ambulanten und nach stationären Eingriffen<br />

ermöglicht.


Einleitung<br />

Das Karpaltunnelsyndrom ist mit einer geschätzten<br />

Inzidenz von 1% in der Allgemeinbevölkerung das<br />

häufigste Kompressionssyndrom peripherer Nerven<br />

(Skorpik & Zachs 1998). Die chronische Form dieser<br />

Erkrankung tritt vorwiegend im mittleren und höheren<br />

Lebensalter auf und bevorzugt beim weiblichen<br />

Geschlecht. Ursache ist eine Kompression des<br />

Nervus medianus im Karpaltunnel, die durch eine<br />

Vielzahl von Erkrankungen hervorgerufen werden<br />

kann.<br />

Charakteristische Symptome sind nächtliche Schmerzen<br />

und Kribbelparästhesien im Versorgungsgebiet<br />

des Nervus medianus.<br />

Konservative Therapieversuche helfen meistens<br />

nur vorübergehend.<br />

Die in diesem Leistungsbereich betrachtete operative<br />

Dekompression des Karpaltunnelsyndroms<br />

gehört zu den häufigsten Operationen in Deutschland.<br />

Jährlich werden ca. 300.000 Eingriffe durchgeführt,<br />

von denen etwa 90% ambulant erfolgen.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Immer Indikation ausreichend gesichert<br />

Bei offenen Ersteingriffen soll bei nicht posttraumatischen<br />

Fällen selten eine interfaszikuläre Neurolyse<br />

durchgeführt werden<br />

Bei Rezidivoperationen Wahl einer angemessenen<br />

Schnittführung<br />

Selten spezifische postoperative Komplikationen<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

22.702 Datensätze aus 1.037 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Dekompression<br />

bei Karpaltunnelsyndrom konnten in 2003 in zwei<br />

unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich,<br />

aufgrund einer Übergangsregelung Daten im<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es<br />

liegen in diesem Format 4.391 Datensätze aus<br />

485 Krankenhäusern vor.<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

128%<br />

112%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

4.391<br />

485<br />

6.0<br />

18.311<br />

991<br />

22.702<br />

1.037<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Erwartet<br />

23.740<br />

1.105<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

96%<br />

94%<br />

Anzahl Anteil<br />

22.691<br />

66<br />

1.452<br />

7.021<br />

10.628<br />

3.524<br />

6.330<br />

16.372<br />

5.524<br />

11.189<br />

5.783<br />

198<br />

8<br />

2002<br />

69%<br />

78%<br />

99,95 %<br />

0,29 %<br />

6,40 %<br />

30,94 %<br />

46,84%<br />

15,53 %<br />

27,88 %<br />

72,12 %<br />

24,33 %<br />

49,29 %<br />

25,47 %<br />

0,87 %<br />

0,04 %<br />

41


42<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />

übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 18.311 Datensätze<br />

aus 991 Krankenhäusern. In der Auswertung wurden<br />

die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das<br />

Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />

Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />

wurde in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />

(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />

Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />

„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />

der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />

Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />

100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

über alle Bundesländer hat sich gegenüber<br />

dem Vorjahr stark verbessert und lag insgesamt bei<br />

96%. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im<br />

zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als relativ gut einzuschätzen. Die<br />

Beteiligung der Krankenhäuser ist ebenfalls gut. Sie<br />

lag bei 94%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bis auf ein Bundesland,<br />

welches nur 23% der erwarteten Datensätze geliefert<br />

hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine mittlere bis<br />

hohe Spannweite von 60 bis 128% auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Immer Indikation ausreichend gesichert<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Neben den typischen klinischen Zeichen wie nächtlichen<br />

Parästhesien, Sensibilitätsstörungen im zweiten<br />

bis vierten Finger oder – in fortgeschrittenen<br />

Stadien – Schwächen und Hypotrophien der lateralen<br />

Daumenmuskulatur liefern elektrophysiologische<br />

Untersuchungen einen entscheidenden Beitrag<br />

zur Diagnosesicherung eines Karpaltunnelsyndroms.<br />

So kann eine Verlängerung der distalen Latenzzeit<br />

bei Reizung mit einem kurzen Stromreiz am Handgelenk<br />

ebenso auf eine Druckläsion des Nervus<br />

medianus hinweisen wie eine Verringerung der sensiblen<br />

Nervenleitgeschwindigkeit oder typische<br />

elektromyographische Veränderungen der vom<br />

Nervus medianus versorgten Muskulatur. Eine sorgfältige<br />

Indikationsstellung erfordert daher immer die<br />

Durchführung der elektrophysiologischen Untersuchung.<br />

In der Regel sollte für eine Operationsindikation<br />

mindestens einer der genannten Tests pathologisch<br />

ausfallen.<br />

Die elektrophysiologische Diagnostik wird in den<br />

Leitlinien dreier wissenschaftlicher Fachgesellschaften<br />

als präoperativ notwendig bezeichnet, ohne<br />

dass hierfür Angaben zum Evidenzgrad vorliegen<br />

(Benatar et al. 2001; Martini et al. 2002; Stöhr et<br />

al. 2002).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit verlängerter motorischer distaler<br />

Latenz oder verzögerter sensibler Nervenleitgeschwindigkeit<br />

oder pathologischer Elektromyographie<br />

sowie mit typischen nächtlichen Parästhesien in<br />

den Fingern zwei bis vier oder sensiblen Störungen,<br />

die mit dem Karpaltunnelsyndrom übereinstimmen<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

Ergebnisse<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

60 %<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Indikation<br />

Anteil von Patienten mit verlängerter motorischer distaler Latenz oder verzögerter<br />

sensibler NLG oder pathologischem EMG sowie mit typischen nächtlichen<br />

Parästhesien in den Fingern zwei bis vier oder sensiblen Störungen, die mit dem<br />

Karpaltunnelsyndrom übereinstimmen, an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Ausreichend gesicherte Indikation<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

90,40%<br />

90,01 - 90,78 %<br />

22.702<br />

95,7 %<br />

0,0 - 100,0%<br />

273 von 1.037<br />

≥ 90 %<br />

83 von 273<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.037 Krankenhäusern mit<br />

1-19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

764 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

43


44<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

Indikation<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90% (10%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Es sind (seltene)<br />

Fälle denkbar, in denen allein die klinische Symptomatik<br />

die Indikation zur Operation begründet.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der operierten Patienten mit den beschriebenen<br />

klinischen und elektrophysiologischen<br />

Indikationskriterien liegt mit 90,40% (Vorjahr:<br />

90,51%) knapp oberhalb des von der Fachgruppe<br />

festgelegten Referenzbereichs von ≥ 90%. Dieses<br />

Ergebnis ist auf die Gesamtheit der Patienten gesehen<br />

zufrieden stellend.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reicht<br />

von 0,0 bis 100,0 %. Auffällig waren 83 von 273<br />

Krankenhäusern mit mehr als 20 Fällen in der<br />

Grundgesamtheit.<br />

Im Strukturierten Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />

sollte geklärt werden, ob hier medizinisch<br />

begründete Indikationen bestanden, wie z.B.<br />

Therapieresistenz bei konservativer Behandlung und<br />

klarem Beschwerdebild, aber negativen elektrophysiologischen<br />

Ergebnissen, oder ob in den betroffenen<br />

Krankenhäusern ein Strukturdefizit in der Art<br />

vorliegt, dass die elektrophysiologischen Untersuchungen<br />

grundsätzlich nicht durchgeführt wurden.<br />

Besonders zu berücksichtigen sind Fälle, bei denen<br />

eine elektrophysiologische Untersuchung als unzumutbar<br />

eingestuft werden kann, wie z.B. bei<br />

Kindern, bei frischen Verletzungen mit Einblutung in<br />

den Karpaltunnel, Kompartmentsyndromen nach<br />

Stromverletzungen sowie Verbrennungen und das<br />

akute äußerst schmerzhafte Karpaltunnelsyndrom<br />

bei Schwangeren.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Bei offenen Ersteingriffen soll bei nicht posttraumatischen<br />

Fällen selten eine interfaszikuläre<br />

Neurolyse durchgeführt werden.<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Das Prinzip der Operation besteht in der Dekompression<br />

des Nervus medianus durch die Spaltung<br />

des Retinaculum flexorum. Eingriffe am Nerven<br />

selbst sind nur in Ausnahmefällen notwendig.<br />

Intraneurale Neurolysen, zu denen die interfaszikulären<br />

Neurolysen zu rechnen sind, können die segmentale<br />

Durchblutung am Nerven schädigen sowie<br />

die Narbenbildung fördern und sollen deshalb nur<br />

bei schweren Fibrosen und Reoperationen angewandt<br />

werden (Skorpik & Zachs 1998).<br />

Im Jahr 2004 publizierte die Cochrane Collaboration<br />

eine systematische Übersicht zu verschiedenen<br />

OP-Verfahren beim Karpaltunnelsyndrom (Scholten<br />

et al. 2002). Die Durchführung einer interfaszikulären<br />

Neurolyse führte in mehreren prospektiv-randomisierten<br />

Studien im Langzeitverlauf nicht zu einer<br />

Verminderung karpaltunnelassoziierter Symptome im<br />

Vergleich zur reinen Dekompression. In der genannten<br />

Publikation wurde allerdings eine Tendenz zu<br />

schlechteren Ergebnissen im Langzeitverlauf beobachtet.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit offenen<br />

Operationen (Schnitt nur in Höhe des Handgelenks<br />

oder Schnitt in Höhe des Handgelenks mit<br />

Erweiterung des Schnittes bis in die Hohlhand oder<br />

Schnitt nur in Höhe der Hohlhand oder Schnitt in<br />

Höhe der Hohlhand mit Erweiterung des Schnittes<br />

nach zentral) ohne Patienten mit Rezidiveingriffen<br />

und ohne Patienten mit posttraumatischer Ursache<br />

Zähler: Patienten mit durchgeführter interfaszikulärer<br />

Neurolyse<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 2% (10 %-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Eingriffe am Nervus<br />

medianus selbst sind nur in Ausnahmefällen<br />

notwendig und nach Möglichkeit zu vermeiden, da<br />

zusätzliche Narbenbildungen gefördert werden.<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

OP-Verfahren bei offenen Ersteingriffen<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit durchgeführter interfaszikulärer Neurolyse an allen<br />

Patienten mit offenen Ersteingriffen ohne posttraumatische Ursache<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Interfaszikuläre Neurolyse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

7,54 %<br />

7,16 - 7,94 %<br />

17.720<br />

2,2 %<br />

0,0 - 100,0%<br />

212 von 1.037<br />

≤ 2%<br />

107 von 212<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.037 Krankenhäusern mit<br />

1-19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

801 Krankenhäuser<br />

24 Krankenhäuser<br />

45


46<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

OP-Verfahren bei offenen Ersteingriffen<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der Fälle mit durchgeführter interfaszikulärer<br />

Neurolyse liegt bei 7,54% und ist damit<br />

deutlich höher als der von der Fachgruppe festgelegte<br />

Referenzbereich.<br />

Bei der interfaszikulären Neurolyse handelt es sich<br />

nach Auffassung der Fachgruppe um ein potenziell<br />

gefährdendes und ressourcenaufwändiges Verfahren.<br />

Die Fälle, in denen eine interfaszikuläre Neurolyse<br />

bei einem offenen Ersteingriff indiziert sein kann,<br />

wie z.B. beim Neurofibrom, sind selten.<br />

Im Strukturierten Dialog sollte zunächst geprüft werden,<br />

ob in den auffälligen Krankenhäusern möglicherweise<br />

ein Verständnisproblem vorliegt, weil<br />

z.B. auch Epineurotomien als interfaszikuläre<br />

Neurolyse dokumentiert wurden.


Ausblick<br />

Da ein großer Teil der Operationen ambulant erfolgt,<br />

hat das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung die<br />

Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />

für das Jahr 2004 mit der Begründung ausgesetzt,<br />

dass zunächst entsprechende Möglichkeiten<br />

der Betrachtung des ambulanten Sektors geschaffen<br />

werden sollen.<br />

Der Gemeinsame Bundesausschuss als Rechtsnachfolger<br />

des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

hat diese Entscheidung für 2005 fortgeschrieben.<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

Auch die Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />

hält eine Einbeziehung des ambulanten operativen<br />

Sektors in die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung für erforderlich.<br />

Nach Meinung der Fachgruppe sollte ein<br />

sektorübergreifendes <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />

der Nervendekompressionseingriffe mit adäquaten<br />

Nachbeobachtungszeiten etabliert werden, das<br />

einen Vergleich der Behandlungsergebnisse nach<br />

ambulanten und nach stationären Eingriffen<br />

ermöglicht.<br />

47


48<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

Literatur<br />

Benatar N, Haussmann P, Lanz U, Lohmann,<br />

Partecke BD, Wessels D, Wulle Ch, Wüstner-<br />

Hoffmann M.<br />

Karpaltunnelsyndrom. Leitlinie der Deutschen<br />

Gesellschaft für Handchirurgie.<br />

AWMF-Leitlinienregister, Nr. 005/003,<br />

Entwicklungsstufe 1. Überarbeitet Juni 2001.<br />

www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />

(Recherchedatum: 01.06.2004)<br />

Martini AK, Ranft C, Grünberg U, Bouman H,<br />

Krämer K.<br />

Karpaltunnelsyndrom. In: Deutsche Gesellschaft für<br />

Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Berufsverband<br />

der Ärzte für Orthopädie (Hrsg.).<br />

Leitlinien der Orthopädie. Köln: Ärzte-Verlag; 2002.<br />

93-96.<br />

Scholten RJPM, Gerritsen AAM, Uitdehaag BMJ, van<br />

Geldere D, de Vet HCW, Bouter LM.<br />

Surgical treatment options for carpal tunnel syndrome<br />

(Cochrane Review 2003).<br />

In: The Cochrane Library, Issue 2, 2004. Chichester,<br />

UK: John Wiley & Sons, Ltd.<br />

Skorpik G, Zachs I.<br />

Das Karpaltunnelsyndrom.<br />

Orthopäde 1998; 27 (8): 583-598.<br />

Stöhr M, Assmus H, Bischoff Ch, Haußmann P,<br />

Reiners K, Richter HP, Scheglmann K, Vogt T.<br />

Karpaltunnelsyndrom. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft<br />

für Neurologie.<br />

AWMF-Leitlinienregister, Nr. 030/020, Entwicklungsstufe<br />

2. Überarbeitet 20.04.2002.<br />

www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />

(Recherchedatum: 01.06.2004).


49<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Dr. Bernd Gruber<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />

Prof. Dr. Johannes Giehl<br />

Tübingen<br />

Prof. Dr. Michael Greulich<br />

Stuttgart<br />

Prof. Dr. Peter Haußmann<br />

Baden-Baden<br />

Gabriele Kösters<br />

Bonn<br />

Prof. Dr. Rüdiger Krauspe<br />

Düsseldorf<br />

PD Dr. Angela M. Messing-Jünger<br />

Düsseldorf<br />

Dr. Helmut Pfeiffer<br />

Würzburg<br />

Martina Pilgram<br />

Köln<br />

Dr. Horst Poimann<br />

Würzburg<br />

PD Dr. Karsten Schwerdtfeger<br />

Homburg/Saar<br />

Prof. Dr. Wolf-Ingo Steudel<br />

Homburg/Saar<br />

Prof. Dr. A. Wilhelm<br />

Aschaffenburg<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 5<br />

Dekompression bei<br />

Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Zusammenfassung<br />

Beim Sulcus-ulnaris-Syndrom handelt es sich um<br />

ein Engpasssyndrom des Nervus ulnaris im Bereich<br />

des hinteren Ellenbogengelenkes. Charakteristische<br />

Symptome sind Missempfindungen in den vom<br />

Nervus ulnaris versorgten Fingern sowie Schmerzen<br />

bei forcierter Beugung des Ellenbogengelenkes.<br />

Das Prinzip der in diesem Leistungsbereich betrachteten<br />

operativen Behandlung besteht in der Druckentlastung<br />

des Nervs vom Oberarm bis zum Unterarm,<br />

ggf. mit Verlagerung und Neueinbettung des<br />

Nervs.<br />

Zur Bewertung der <strong>Qualität</strong> im Leistungsbereich<br />

„Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom” wurden<br />

zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die die Indikationsstellung<br />

und die Ergebnisqualität betrachten.<br />

Schmerzen und/oder Missempfindungen im vierten<br />

und fünften Finger der Hand können unterschiedliche<br />

Ursachen haben. Elektrophysiologische Untersuchungen<br />

werden durchgeführt, um Schädigungen<br />

des Nervs als Ursache der Beschwerden erkennen<br />

und lokalisieren zu können. Die Indikation zur<br />

Operation ist gegeben, wenn bei nachgewiesener<br />

Schädigung unter konservativer Behandlung keine<br />

Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung der<br />

Symptomatik auftritt, bei anhaltenden Gefühlsstörungen<br />

sowie bei Schwäche bzw. Atrophie der<br />

vom Nervus ulnaris innervierten Muskulatur.<br />

Die Gesamtrate der Fälle mit ausreichend gesicherter<br />

Indikation liegt mit 86,55 % (Vorjahr 86,23 %)<br />

außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />

Referenzbereichs. Hier besteht nach Überzeugung<br />

der Fachgruppe Verbesserungspotenzial. Die<br />

Spannweite der Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />

reicht von 52,4 bis 100,0 %. Allerdings liegen nur<br />

vier von 37 Häusern mit ihren Ergebnissen außerhalb<br />

des festgelegten Referenzbereiches von ≥ 90 %.<br />

Im Strukturierten Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />

soll analysiert werden, wie es zu dem<br />

niedrigen Anteil von elektrophysiologischen Untersuchungen<br />

mit positivem Befund gekommen ist.<br />

Intra- und postoperative Komplikationen beeinträchtigen<br />

den angestrebten Therapieerfolg. Neben<br />

motorischen, sensiblen oder vegetativen Störungen<br />

im Versorgungsgebiet des Nervus ulnaris durch<br />

Nervenläsion kann ein großes Wundhämatom als<br />

Frühkomplikation des Eingriffs auftreten.<br />

Die Gesamtrate der spezifischen postoperativen<br />

Komplikationen bis zur Entlassung von 1,37 %<br />

(2002: 0,97 %) spricht für eine sehr gute Versorgungsqualität<br />

bei der Behandlung von Patienten<br />

mit Sulcus-ulnaris-Syndrom ohne unfallbedingte<br />

Knochendeformation im Ellenbogenbereich. Ein<br />

Krankenhaus weist eine Komplikationsrate von<br />

30,4 % auf. Die Fachgruppe empfiehlt, mit diesem<br />

Krankenhaus unbedingt einen Strukturierten Dialog<br />

einzuleiten und zu analysieren, ob hier primär ein<br />

Dokumentationsproblem oder ein Versorgungsproblem<br />

vorliegt.<br />

Zukünftig sollte nach Meinung der Fachgruppe ein<br />

sektorübergreifendes <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />

der Nervendekompressionseingriffe mit adäquaten<br />

Nachbeobachtungszeiten etabliert werden, das<br />

einen Vergleich der Behandlungsergebnisse von<br />

ambulanten und stationären Eingriffen ermöglicht.


Einleitung<br />

Beim Sulcus-ulnaris-Syndrom handelt es sich um<br />

eine Kompression des Nervus ulnaris im Bereich<br />

des dorsalen Epicondylus humeri medialis. Der<br />

Nerv verläuft hier durch die als Sulcus nervi ulnaris<br />

bezeichnete Knochenrinne, deren Dach proximal<br />

von straffem Bindegewebe und distal vom<br />

Arcus tendineus des Musculus flexor carpi ulnaris<br />

gebildet wird.<br />

Eine Schädigung des Nerven an dieser Stelle kann<br />

durch Veränderungen des Knochenkanals nach<br />

Frakturen im kondylären Humerusbereich, direkt<br />

den Nerv im Sulcus treffende Traumen, pathologische<br />

Prozesse im Ellenbogengelenk (Arthrose,<br />

chronische Polyarthritis), Gicht, Tumoren und anatomische<br />

Varianten in oder über dem Dach des<br />

Sulcus nervi ulnaris verursacht sein.<br />

Charakteristische Symptome sind Parästhesien in<br />

den vom Nervus ulnaris innervierten Fingern sowie<br />

Schmerzen bei forcierter Beugung des Ellenbogengelenkes.<br />

Das Prinzip der in diesem Leistungsbereich betrachteten<br />

operativen Therapie des Sulcus-ulnaris-<br />

Syndroms besteht in der Dekompression des Nervus<br />

ulnaris vom distalen Oberarm bis zum proximalen<br />

Unterarm, ggf. mit Verlagerung und Neueinbettung<br />

des Nervs.<br />

Die Vielfalt der Ursachen für ein Sulcus-ulnaris-<br />

Syndrom lässt keine einheitliche Empfehlung zum<br />

operativen Vorgehen zu.<br />

Der einfachste Eingriff ist die Dekompression, bei<br />

der alle den Nerven komprimierenden Strukturen<br />

gespalten werden. Knöcherne Veränderungen im<br />

Bereich der Ulnarisrinne können eine Glättung der<br />

Rinne erforderlich <strong>machen</strong>.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

Immer Indikation ausreichend gesichert<br />

Selten spezifische postoperative Komplikationen<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

3.672 Datensätze aus 584 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Dekompression<br />

bei Sulcus-ulnaris-Syndrom konnten in 2003 in<br />

zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />

noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />

Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />

senden. Es liegen in diesem Format 656 Datensätze<br />

aus 221 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />

jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />

3.016 Datensätze aus 524 Krankenhäusern. In der<br />

Auswertung wurden die Datensätze des Formats<br />

5.0.1 auf das Datensatzformat 6.0 überführt, so<br />

dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet<br />

werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />

wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />

(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />

Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />

„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt.<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

3.667<br />

49<br />

710<br />

1.705<br />

1.046<br />

157<br />

2.136<br />

1.536<br />

1.538<br />

1.649<br />

472<br />

13<br />

0<br />

100%<br />

1,34%<br />

19,36 %<br />

46,50%<br />

28,52%<br />

4,28%<br />

58,17%<br />

41,83%<br />

41,88%<br />

44,91%<br />

12,85%<br />

0,35%<br />

0%<br />

50


51<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

119%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

656<br />

221<br />

Bundesländer Gesamt<br />

6.0<br />

3.016<br />

524<br />

Gesamt<br />

3.672<br />

584<br />

Erwartet<br />

4.582<br />

1.105<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

80 %<br />

53%<br />

2002<br />

58 %<br />

41%<br />

Aufgrund der dort beschriebenen Besonderheit<br />

dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />

über 100 % möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

über alle Bundesländer hat sich<br />

gegenüber dem Vorjahr verbessert und lag insgesamt<br />

bei 80 %. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />

im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als immer noch verbesserungsfähig<br />

einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />

Krankenhäuser ist ebenfalls verbesserungsfähig.<br />

Sie lag bei 53 %.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />

welches nur 16 % der erwarteten Daten<br />

geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine mittlere<br />

Spannweite von 56 bis 119 % auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Immer Indikation ausreichend gesichert<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Schmerzen und/oder Parästhesien im vierten und<br />

fünften Finger der Hand können unterschiedliche<br />

Ursachen haben. Neben einer Kompression des<br />

Nervus ulnaris im Ellenbogenbereich (Sulcus-ulnaris-Syndrom)<br />

kommen differentialdiagnostisch so<br />

unterschiedliche Erkrankungen wie eine Myopathie,<br />

eine myatrophe Lateralsklerose oder ein Thoracicoutlet-Syndrom<br />

in Betracht. Auch eine Kompression<br />

der Nervenwurzeln C7, C8 oder Th1 kann diese<br />

Symptome verursachen. Eine elektrophysiologische<br />

Diagnostik dient der Sicherung einer Neuropathie<br />

des Nervus ulnaris und der Lokalisation der Nervenschädigung.<br />

Die Indikation zur Operation ist gegeben,<br />

wenn unter konservativer Therapie keine<br />

Verbesserung oder sogar eine Verschlechterung<br />

der Symptomatik auftritt, sowie bei persistierenden<br />

Sensibilitätsstörungen, bei Schwäche bzw.<br />

Atrophie der vom Nervus ulnaris innervierten<br />

Muskulatur.<br />

Die elektrophysiologische Diagnostik wird in den<br />

Leitlinien von zwei wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />

(Benatar et al. 2001, Stöhr et al. 2002)<br />

als präoperativ notwendig bezeichnet, ohne dass<br />

hierfür Angaben zur Evidenz gemacht werden.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit Schmerz und/oder<br />

Parästhesien im fünften und vierten Finger<br />

• oder mit Lokalschmerz des Nervus ulnaris<br />

• oder mit Verlaufsschmerz des Nervus ulnaris<br />

• oder mit motorischer Schwäche im Ausbreitungsgebiet<br />

des Nervus ulnaris<br />

• oder mit sensibler Störung im Ausbreitungsgebiet<br />

des N. ulnaris und Verzögerung der<br />

motorischen Nervenleitgeschwindigkeit oder<br />

Verzögerung der sensiblen Nervenleitgeschwindigkeit<br />

oder pathologischer Elektromyographie.<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Ergebnisse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Indikation<br />

Anteil von Patienten mit gesicherter Indikation an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Ausreichend gesicherte Indikation<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

86,55 %<br />

85,40 - 87,63 %<br />

3.672<br />

96,2%<br />

52,4 - 100,0%<br />

37 von 584<br />

≥ 90%<br />

4 von 37<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 584 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

547 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

52


53<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Indikation<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Es sind seltene<br />

Konstellationen denkbar, in denen die Indikation<br />

zur Operation ausschließlich anhand der klinischen<br />

Symptomatik erfolgen kann, eine apparative Diagnostik<br />

daher nicht erforderlich ist.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der Fälle mit ausreichend gesicherter<br />

Indikation liegt mit 86,55 % (2002: 86,23 %)<br />

außerhalb des von der Fachgruppe festgelegten<br />

Referenzbereichs. Hier besteht nach Überzeugung<br />

der Fachgruppe Verbesserungspotenzial.<br />

Die Spannweite der Ergebnisse der Krankenhäuser<br />

mit mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />

reicht von 52,4 bis 100,0 %. Vier von 37 Krankenhäusern<br />

liegen mit ihren Ergebnissen außerhalb<br />

des festgelegten Referenzbereiches von ≥ 90 %. Im<br />

Strukturierten Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />

soll analysiert werden, wie die Indikationsstellung<br />

in den Fällen mit elektrophysiologischen<br />

Untersuchungen ohne pathologischen Befund erfolgt<br />

ist.<br />

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen,<br />

dass 547 Krankenhäuser im Jahr 2003<br />

die Durchführung von weniger als 20 Dekompressionen<br />

bei Sulcus-ulnaris-Syndrom dokumentiert<br />

haben.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten spezifische postoperative Komplikationen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Intra- und postoperative Komplikationen beeinträchtigen<br />

den angestrebten Therapieerfolg.<br />

Neben motorischen, sensiblen oder vegetativen<br />

Störungen im Versorgungsgebiet des Nervus ulnaris<br />

durch Nervenläsion kann ein großes Wundhämatom<br />

als typische Frühkomplikation des Eingriffs auftreten.<br />

Bei Rezidiveingriffen und bei unfallbedingten Knochendeformationen<br />

besteht ein besonderes Komplikationsrisiko.<br />

Um ein Patientenkollektiv mit<br />

homogenem Risikoprofil zu betrachten, werden in<br />

der Auswertung diese Fälle aus der Grundgesamtheit<br />

ausgeschlossen.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten ohne Rezidivoperationen<br />

und ohne unfallbedingte Knochendeformation im<br />

Ellenbogenbereich<br />

Zähler: Patienten mit postoperativen motorischen<br />

oder sensiblen Ausfällen, lokalen vegetativen<br />

Störungen oder Wundhämatom/Nachblutung<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Eingeschränkte<br />

Vergleichbarkeit dieses <strong>Qualität</strong>sindikators mit der<br />

Literatur aufgrund der kurzen postoperativen<br />

Verweildauer<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate an spezifischen postoperativen<br />

Komplikationen bis zur Entlassung von 1,37 %<br />

(Vorjahr 0,97 %) spricht für eine sehr gute Versorgungsqualität<br />

bei der Erstoperation von Patienten<br />

mit Sulcus-ulnaris-Syndrom ohne unfallbedingte<br />

Knochendeformation im Ellenbogenbereich.<br />

Ein Krankenhaus mit mindestens 20 Fällen weist<br />

eine Komplikationsrate von 30,4 % auf. Die Fachgruppe<br />

empfiehlt, mit diesem Krankenhaus unbedingt<br />

einen Strukturierten Dialog einzuleiten und<br />

zu analysieren, ob hier primär ein Dokumentationsproblem<br />

oder ein Versorgungsproblem vorliegt.<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Spezifische postoperative Komplikationen<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit spezifischen postoperativen Komplikationen an Patienten<br />

ohne Rezidiv und ohne unfallbedingte Knochendeformation im Ellenbogenbereich<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Spezifische postoperative Komplikationen<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,37 %<br />

0,98 - 1,85 %<br />

3.000<br />

0%<br />

0,0 - 30,4 %<br />

27 von 584<br />

≤ 15,0 % (95%-Perzentile)<br />

1 von 27<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 584 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

517 Krankenhäuser<br />

40 Krankenhäuser<br />

54


55<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Ausblick<br />

Das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung hat die<br />

Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />

für das Jahr 2004 mit der Begründung ausgesetzt,<br />

dass diese Prozedur in einer vergleichsweise<br />

geringen Fallzahl durchgeführt wird und das<br />

medizinische Risiko bezogen auf vital bedrohliche<br />

oder invalidisierende Komplikationen vergleichsweise<br />

gering ist. Unter dem Aspekt einer Aufwand-<br />

Nutzen-Betrachtung soll die Dokumentationsverpflichtung<br />

in diesem Leistungsbereich zumindest<br />

bis zur Integration des ambulanten Sektors ausgesetzt<br />

werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss<br />

als Rechtsnachfolger des Bundeskuratoriums <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

hat diese Entscheidung für 2005 fortgeschrieben.<br />

Auch die Fachgruppe Nervenkompressionssyndrome<br />

hält eine Einbeziehung des ambulanten operativen<br />

Sektors in die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung für erforderlich.<br />

Nach Meinung der Fachgruppe sollte ein<br />

sektorübergreifendes <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />

der Nervendekompressionseingriffe mit adäquaten<br />

Nachbeobachtungszeiten etabliert werden, das einen<br />

Vergleich der Behandlungsergebnisse nach ambulanten<br />

und nach stationären Eingriffen ermöglicht.


Literatur<br />

Benatar N, Haussmann P, Lanz U, Lohmann,<br />

Partecke BD, Wessels D, Wulle Ch, Wüstner-<br />

Hoffmann M.<br />

Sulcus-Ulnaris-Syndrom. Leitlinie der Deutschen<br />

Gesellschaft für Handchirurgie.<br />

AWMF-Leitlinienregister, Nr. 005/009,<br />

Entwicklungsstufe 1. Überarbeitet Juni 2001.<br />

www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />

(Recherchedatum: 01.06.2004).<br />

Stöhr M, Assmus H, Bischoff Ch, Haußmann P,<br />

Reiners K, Richter HP, Scheglmann K, Vogt T.<br />

Chronische Ulnarisneuropathie am Ellenbogen.<br />

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für<br />

Neurologie.<br />

AWMF-Leitlinienregister, Nr. 030/084, Entwicklungsstufe<br />

2. 20. April 2002.<br />

www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />

(Recherchedatum: 01.06.2004).<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

56


57<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Peinemann<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Perinatalmedizin<br />

Heidrun Alexnat<br />

Eberswalde<br />

Dr. Susanne Bauer<br />

Essen<br />

Prof. Dr. Dietrich Berg<br />

Amberg<br />

Prof. Dr. Ludwig Gortner<br />

Homburg/Saar<br />

Dr. Helmut Küster<br />

Greifswald<br />

Dr. Wolfram Lauckner<br />

Rostock<br />

Prof. Dr. Frank Pohlandt<br />

Ulm<br />

Prof. Dr. Klaus Vetter<br />

Berlin<br />

Angelika Völkner<br />

Jena<br />

Prof. Dr. Friedrich Wolff<br />

Köln<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Max Geraedts<br />

Düsseldorf<br />

Dr. Monika Neumann<br />

Düsseldorf<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 6<br />

Geburtshilfe<br />

Zusammenfassung<br />

Im Leistungsbereich Geburtshilfe werden alle Entbindungen<br />

in Krankenhäusern erfasst. Dokumentiert<br />

werden versorgungsrelevante Informationen zur Mutter<br />

und zum Neugeborenen. Von den neun definierten<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren wurden für die Berichterstattung<br />

im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport vier ausgewählt,<br />

die Aspekte der Ergebnisqualität und der Prozessqualität<br />

betrachten. Diese Zusammenfassung stellt<br />

zwei <strong>Qualität</strong>sindikatoren mit besonderer Bedeutung<br />

für den Strukturierten Dialog mit den Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Azidose bei reifen Einlingen mit Nabelarterien-pH-<br />

Bestimmung: Eine Übersäuerung (Azidose) im<br />

Nabelarterienblut weist auf einen Sauerstoffmangel<br />

unter der Geburt hin. Nabelarterien-pH-Werte sind<br />

• normal, wenn der pH-Wert > 7,11 ist.<br />

• grenzwertig bei pH-Werten ≥ 6,99 und ≤ 7,11.<br />

• kritisch, wenn der pH-Wert < 6,99 ist.<br />

Da das Unterschreiten des pH-Wertes 7,00 gehäuft<br />

mit anhaltenden schwerwiegenden Störungen der<br />

Anpassung des Kindes sowie mit einem Anstieg von<br />

Sterblichkeit und Morbidität verknüpft ist, soll der<br />

Anteil der Kinder mit einem Nabelarterien-pH-Wert<br />

unter 7,00 möglichst gering sein. Für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

ist die 75%-Perzentile (0,3%) als obere<br />

Grenze des Referenzbereichs gewählt worden. Bei<br />

1.004 Kindern (0,20%) wurde ein pH-Wert von unter<br />

7,00 dokumentiert. Dieses Ergebnis wird ausgehend<br />

von der klinischen Erfahrung der Fachgruppe als<br />

gute Versorgungsqualität interpretiert.<br />

Von 920 Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen<br />

in der Grundgesamtheit haben 230 den Referenzbereich<br />

nicht erreicht. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

reicht von 0,0 bis 3,7%. Krankenhäuser<br />

mit auffälligen Ergebnissen sollen um eine Stellungnahme<br />

im Strukturierten Dialog gebeten werden.<br />

Antenatale Kortikosteroidtherapie: Eine Frühgeburt<br />

in einem Schwangerschaftsalter von unter 34 Wochen<br />

kann zu einer lebensbedrohlichen Atemnot des<br />

Kindes führen, da die Ausbildung der Lungenreife<br />

noch nicht abgeschlossen ist. Daraus resultierende<br />

schwerwiegende Komplikationen und Sterblichkeit<br />

können durch eine Behandlung mit Kortikosteroiden<br />

vor der Geburt erheblich gesenkt werden.<br />

Internationale Leitlinien empfehlen zur Induktion der<br />

Lungenreife des Kindes dringend eine häufige<br />

antenatale Kortikoidtherapie von Müttern, die bei<br />

drohender Frühgeburt ein Schwangerschaftsalter von<br />

unter 34 Wochen und einen präpartalen stationären<br />

Aufenthalt von mindestens zwei Kalendertagen<br />

haben.<br />

Der Referenzbereich wurde auf ein hohes Niveau von<br />

mindestens 95% festgelegt. Die Gesamtrate für die<br />

Durchführung der antenatalen Kortikosteroidtherapie<br />

betrug 59,06%. Dieser Anteil liegt auch unter Berücksichtigung<br />

der möglichen Gegenanzeigen deutlich<br />

unter dem angestrebten Ziel von mindestens<br />

95%. Hier wird von einer deutlich verbesserungsbedürftigen<br />

Versorgung ausgegangen.<br />

In 114 von 939 Krankenhäusern wurden mindestens<br />

20 Frühgeborene in der oben beschriebenen Grundgesamtheit<br />

versorgt. Davon erreichen 109 nicht den<br />

Referenzbereich. Im Strukturierten Dialog sollen alle<br />

Krankenhäuser mit auffälligen Ergebnissen um eine<br />

Stellungnahme gebeten werden.<br />

Es handelt sich um ein Schwerpunktproblem der<br />

heutigen Geburtshilfe, das aus Sicht der Fachgruppe<br />

im Strukturierten Dialog prioritär behandelt werden<br />

soll. Die Fachgesellschaften sind aufgerufen, eine<br />

separate Leitlinie zur antenatalen Kortikosteroidtherapie<br />

zu erstellen.<br />

Dieses <strong>Qualität</strong>sziel ist von besonderer interdisziplinärer<br />

Bedeutung für die Geburtshilfe wie auch für<br />

die Neonatologie und beruht auf internationalen<br />

Leitlinien.


Einleitung<br />

In der Geburtshilfe wurde Pionierarbeit für die<br />

externe <strong>Qualität</strong>ssicherung geleistet. Aufbauend auf<br />

der Münchner Perinatalstudie (1975 bis 1977)<br />

haben alle Bundesländer schrittweise die Perinatalerhebung<br />

eingeführt. Im Jahr 2001 wurde die <strong>BQS</strong><br />

beauftragt, eine bundeseinheitliche Datenerhebung<br />

und Auswertung zu realisieren. Dies wurde mit der<br />

Etablierung des Leistungsbereichs Geburtshilfe umgesetzt,<br />

in dem die Krankenhausgeburten erfasst<br />

werden.<br />

Ziel des Verfahrens ist der Vergleich des geburtshilflichen<br />

Managements und der Ergebnisqualität<br />

von geburtshilflichen Einrichtungen unter Berücksichtigung<br />

von Risikofaktoren. Für die Auswertung<br />

wurden neun <strong>Qualität</strong>sindikatoren definiert. Das Erhebungsinstrument<br />

besteht aus 194 Datenfeldern.<br />

Im Jahr 2001 wurde erstmalig eine Bundesauswertung<br />

durchgeführt. In der Auswertung wurden<br />

verschiedene methodische Besonderheiten festgestellt,<br />

die durch einen sehr komplexen Datensatz,<br />

durch ein aufwändiges Netz von Plausibilitätsprüfungen<br />

und durch Softwareprobleme verursacht<br />

waren. Dadurch bedingt zeigten sich in dieser Auswertung<br />

implausible Werte für die Anzahl der Totgeborenen.<br />

Die Aussagekraft für diese Fragestellung<br />

konnte in der Bundesauswertung 2003 verbessert<br />

werden.<br />

Auf die besonderen Umstände der Zahlen für perinatale<br />

Mortalität, die sich aus der Zahl der Totgeborenen<br />

und den in den ersten sieben Tagen Gestorbenen<br />

zusammensetzt, wird in den folgenden<br />

Abschnitten besonders eingegangen.<br />

Die Totgeborenen werden sowohl in der Krankenhausstatistik<br />

des Statistischen Bundesamtes (2002:<br />

2.700) als auch in der <strong>Qualität</strong>ssicherung Geburtshilfe<br />

ab einem Gewicht von 500g erfasst. Bei optimaler<br />

Erfassung sollten die Zahlen in beiden Statistiken<br />

annähernd gleich sein. Eine geringere Anzahl<br />

in der <strong>Qualität</strong>ssicherung kann als Problem in der<br />

Erfassung oder in der Weitergabe der Daten interpretiert<br />

werden.<br />

Als Maßnahme der <strong>BQS</strong> zur Verbesserung der Datenqualität<br />

enthielt die Version 6.0 das neue Datenfeld<br />

„Totgeburt ja/nein“. Darüber hinaus waren die<br />

Plausibilitätsregeln und die Ausfüllhinweise überarbeitet<br />

worden. Diese Maßnahmen haben eine spürbare<br />

Annäherung der Auswertungsergebnisse an die<br />

Erwartungswerte bewirkt, dies gilt insbesondere für<br />

die Totgeborenenrate.<br />

Geburtshilfe<br />

Für die „In den ersten sieben Tagen Gestorbenen“<br />

werden höhere Zahlen vom Statistischen Bundesamt<br />

(1.507) berichtet, als sie von der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

erfasst werden können, weil der Datensatz<br />

der <strong>Qualität</strong>ssicherung Geburtshilfe mit der<br />

Entlassung der Mutter abgeschlossen wird. Daher<br />

können in folgenden Fällen Informationsverluste<br />

auftreten:<br />

• Liegt das Datum der Entlassung der Mutter nach<br />

Hause vor Ablauf der ersten sieben Tage, könnnen<br />

häufig Informationen über das Kind nicht von der<br />

Geburtsklinik berücksichtigt werden.<br />

• Werden Kinder in eine Kinderklinik weiterverlegt,<br />

können Rückmeldungen über das Behandlungsergebnis<br />

von der Kinderklinik an die Geburtsklinik<br />

nicht immer berücksichtigt werden.<br />

Für die perinatale Sterblichkeit als der Summe aus<br />

der Anzahl der Totgeborenen und der Anzahl der<br />

„In den ersten sieben Tagen Gestorbenen“ werden<br />

vom Statistischen Bundesamt (4.207; 5,8 pro Tausend<br />

Lebend- und Totgeborene) folglich auch höhere<br />

Zahlen berichtet als in der <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Angemessen häufig Mikroblutuntersuchung bei<br />

Einlingen mit pathologischem CTG (Kardiotokographie)<br />

Angemessen häufig Mikroblutuntersuchung bei Einlingen<br />

mit pathologischem CTG (Kardiotokographie)<br />

und sekundärer Sectio caesarea<br />

Häufig Anwesenheit eines Pädiaters bei Geburt von<br />

lebendgeborenen Frühgeborenen mit einem<br />

Schwangerschaftsalter von 24+0 bis unter 35+0 Wochen<br />

Stets Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes bei<br />

lebendgeborenen Einlingen<br />

Geringe Azidoserate bei reifen lebendgeborenen<br />

Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />

Geringe Anzahl Mütter mit Dammriss Grad III oder IV<br />

bei spontanen Einlingsgeburten<br />

a) Spontane Einlingsgeburten<br />

b) Spontane Einlingsgeburten ohne Episiotomie<br />

c) Spontane Einlingsgeburten mit Episiotomie<br />

Geringe Anzahl revisionsbedürftiger Wundheilungsstörungen<br />

a) Spontangeburt<br />

b) Vaginal-operative Entbindung<br />

c) Sectio caesarea<br />

Häufig antenatale Kortikosteroidtherapie (Lungenreifeinduktion)<br />

bei Geburten in einem Schwangerschaftsalter<br />

unter 34+0 Wochen<br />

a) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />

34+0 Wochen<br />

b) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />

34+0 Wochen mit einem präpartalen stationären<br />

Aufenthalt von mindestens einem Kalendertag<br />

c) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />

34+0 Wochen mit einem präpartalen stationären<br />

Aufenthalt von mindestens zwei Kalendertagen<br />

Selten mütterliche Todesfälle<br />

58


59<br />

Basisstatistik<br />

Alle Geburten<br />

Einlingsschwangerschaften<br />

Mehrlingsschwangerschaften<br />

Alle Kinder<br />

Lebendgeborene<br />

Totgeborene<br />

Geburtshilfe<br />

Kinder aus Einlingsschwangerschaften<br />

Kinder aus Mehrlingsschwangerschaften<br />

Altersverteilung (Jahre)<br />

Anzahl der Mütter<br />

< 18<br />

18 - 29<br />

30 - 34<br />

35 - 39<br />

≥ 40<br />

Ohne Angabe<br />

Schwangerschaftsalter (Wochen)<br />

Anzahl der Kinder<br />

Unter 28+0<br />

28+0 bis unter 32+0<br />

32+0 bis unter 37+0<br />

37+0 bis unter 42+0<br />

42+0 und darüber<br />

Ohne Angabe<br />

Geburtsgewicht<br />

Anzahl der Kinder<br />

Unter 500 g<br />

500 g bis unter 750 g<br />

750 g bis unter 1000 g<br />

1000 g bis unter 1500 g<br />

1500 g bis unter 2000 g<br />

2000 g bis unter 2500 g<br />

2500 g bis unter 3000 g<br />

3000 g bis unter 3500 g<br />

3500 g bis unter 4000 g<br />

4000 g bis unter 4500 g<br />

4500 g und darüber<br />

Ohne Angabe<br />

Entbindungsmodus<br />

Anzahl der Kinder<br />

Spontangeburt<br />

Vaginal-operativ<br />

Sectio caesarea<br />

582.710<br />

573.241<br />

9.469<br />

592.344<br />

590.398<br />

1.946<br />

573.219<br />

19.125<br />

582.710<br />

4.482<br />

266.611<br />

182.423<br />

102.936<br />

19.180<br />

7.078<br />

592.344<br />

3.067<br />

5.216<br />

44.872<br />

529.554<br />

8.577<br />

1.058<br />

592.344<br />

627<br />

1.396<br />

1.585<br />

3.949<br />

7.963<br />

24.283<br />

93.388<br />

213.270<br />

173.982<br />

53.046<br />

8.358<br />

10.497<br />

592.344<br />

399.728<br />

33.042<br />

158.034<br />

100,00%<br />

98,37%<br />

1,62%<br />

100,00%<br />

99,67%<br />

0,33%<br />

96,77%<br />

3,23%<br />

100,00%<br />

0,77%<br />

45,75%<br />

31,31%<br />

17,66%<br />

3,29%<br />

1,22%<br />

100,00%<br />

0,52%<br />

0,88%<br />

7,58%<br />

89,40%<br />

1,45%<br />

0,18%<br />

100,00%<br />

0,11%<br />

0,24%<br />

0,27%<br />

0,67%<br />

1,34%<br />

4,10%<br />

15,77%<br />

36,00%<br />

29,37%<br />

8,95%<br />

1,41%<br />

1,77%<br />

100,00%<br />

67,48%<br />

5,58%<br />

26,68%<br />

Die mütterlichen Sterbefälle wurden als neuer <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

aufgenommen. Für diesen Sentinel<br />

Event Indikator soll jeder dokumentierte mütterliche<br />

Todesfall vom Krankenhaus in einer Einzelfallanalyse<br />

für den Strukturierten Dialog nachvollzogen werden.<br />

Krankenhäuser, die weniger als 20 Geburten dokumentiert<br />

haben, sollen aufgefordert werden zu<br />

erklären, ob sie tatsächlich weniger als 20 Geburten<br />

durchgeführt oder ob sie nur weniger als 20 Geburten<br />

dokumentiert haben. Dieser Schritt dient der<br />

Überprüfung der Dokumentationsqualität.<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

582.710 Datensätze aus 939 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Daten für den Leistungsbereich Geburtshilfe konnten<br />

im Jahr 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />

dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />

2003 war es noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />

Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem Format<br />

67.403 Datensätze aus 395 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />

übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 515.307 Datensätze<br />

aus 902 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />

wurden die (Mutter-) Datensätze des Formats 5.0.1<br />

auf das Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle<br />

gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 ermittelt<br />

(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004). Dieses Verfahren<br />

wird im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen Besonderheit<br />

dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />

über 100% möglich.<br />

Bezogen auf diese Basis hat sich die gesamte Vollständigkeit<br />

der Datensätze des Leistungsbereichs<br />

Geburtshilfe über alle Bundesländer gegenüber dem<br />

Vorjahr leicht verringert und lag insgesamt bei 90%.<br />

Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im dritten<br />

Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />

als stark verbesserungsfähig einzuschätzen. Die<br />

Beteiligung der Krankenhäuser ist dagegen relativ<br />

gut. Sie lag bei 104%.


Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert stark und weist, bezogen auf das<br />

Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen,<br />

eine hohe Spannweite von 70 bis 172% auf.<br />

Als weitere Basis zur Bewertung der Vollständigkeit<br />

wurden vorläufige Daten des Statistischen Bundesamtes<br />

herangezogen. Die Krankenhaus-Statistik<br />

2003 wird erst Mitte des Jahres 2004 vorliegen.<br />

Eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes<br />

bezieht sich auf erste, vorläufige Ergebnisse<br />

aus der Statistik der Geburten, die auf den Angaben<br />

der Standesämter beruht. Danach wurden 715.290<br />

Kinder im Jahr 2003 lebend geboren. Diese Angabe<br />

kann derzeit noch nicht weiter aufgegliedert werden.<br />

Wenn man aber davon ausgeht, dass sich die Zahl<br />

der Totgeborenen seit mehr als zehn Jahren nicht<br />

wesentlich geändert hat und bei ca. 0,38%<br />

(ca. 2.700) liegt, kann man auf eine Gesamtzahl von<br />

ca. 718.000 Geborenen schließen. Ebenfalls relativ<br />

konstant bleibt in jedem Jahr die Anzahl der nicht<br />

stationär durchgeführten Entbindungen (ca. 10.000<br />

pro Jahr). Damit ist es möglich, die Zahl der erwarteten<br />

Datensätze auf 708.000 zu schätzen.<br />

Gemessen an der vergleichsweise geringen Zahl der<br />

an die <strong>BQS</strong> gelieferten Datensätze (582.710) stellt<br />

sich die Frage, wie die relativ hohe Differenz von<br />

ca. 125.000 Datensätzen erklärbar ist. Ende April<br />

2004 wurde dazu eine Umfrage in den Landesgeschäftsstellen<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung durchgeführt,<br />

in der zum Vergleich gefragt wurde, wie viele Datensätze<br />

auf Landesebene eingegangen sind. Auf diese<br />

Umfrage haben 14 von 16 Landesgeschäftsstellen<br />

geantwortet.<br />

Aus den Antworten geht hervor, dass das Datenaufkommen<br />

auf der Landesebene weitgehend den Erwartungen<br />

entsprach, jedoch nicht alle Daten an<br />

die Bundesebene übermittelt wurden. Gründe für<br />

die Nichtübermittlung von Daten sind vor allem<br />

darin zu sehen, dass Datensätze im Format der<br />

<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 auch für das zweite Halbjahr<br />

2003 sowie über das bundesweit gültige Ende<br />

der Datenübermittlungsfrist hinaus von den Krankenhäusern<br />

entgegengenommen wurden. Beide<br />

Verfahrensweisen entsprechen nicht den bundesweit<br />

gültigen Vorgaben für 2003. Sie erklären aber<br />

den Verlust von ca. 38.000 Datensätzen. Der Verbleib<br />

von 87.000 weiteren Datensätzen konnte<br />

nicht ermittelt werden.<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

172%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Geburtshilfe<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

67.403<br />

395<br />

6.0<br />

515.307<br />

902<br />

582.710<br />

939<br />

Erwartet<br />

644.621<br />

903<br />

2003<br />

90%<br />

104%<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2002<br />

92%<br />

103%<br />

60


61<br />

Ergebnisse<br />

Geburtshilfe<br />

Anwesenheit eines Pädiaters bei Frühgeborenen<br />

Anteil von lebendgeborenen Frühgeborenen, bei denen ein Pädiater vor der Geburt<br />

eingetroffen ist, an allen Frühgeborenen mit einem Schwangerschaftsalter von 24+0<br />

bis unter 35+0 Wochen<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Pädiater vor der Geburt eingetroffen<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

69,95%<br />

69,31 - 70,59%<br />

19.760<br />

85,7%<br />

0,0 - 100,0%<br />

232 von 939<br />

≥ 90%<br />

142 von 232<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 939 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

543 Krankenhäuser<br />

164 Krankenhäuser<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Häufig Anwesenheit eines Pädiaters bei Geburt<br />

von lebendgeborenen Frühgeborenen mit einem<br />

Schwangerschaftsalter von 24+0 bis unter 35+0<br />

Wochen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Frühgeborene Kinder sollen durch spezialisierte<br />

Ärzte versorgt werden. Als Zeichen hoher <strong>Qualität</strong><br />

wird angesehen, wenn ein Pädiater (Facharzt für<br />

Kinderheilkunde und Jugendmedizin) vor der Geburt<br />

dieser Kinder anwesend ist und das Kind direkt nach<br />

der Entbindung kinderärztlich versorgt.<br />

In der Historie der Perinatalerhebung war der Pädiater<br />

der für die Behandlung von Frühgeborenen<br />

spezialisierte Arzt. In Zukunft soll für die Behandlung<br />

von Frühgeborenen der im Schwerpunkt Neonatologie<br />

spezialisierte Pädiater hinzugezogen werden,<br />

da sich die Kinderheilkunde deutlich weiterentwickelt<br />

hat. Die Auswertungen der letzten Jahre<br />

zeigen allerdings, dass selbst die bislang schon<br />

geforderte Anwesenheit von Pädiatern nicht in<br />

allen Kliniken ausreichend erfüllt worden ist.<br />

Neben der Anwesenheit eines Neonatologen gibt<br />

die Gesamtorganisation im Krankenhaus den Ausschlag<br />

für das Behandlungsergebnis von Frühgeborenen.<br />

Von besonderer Bedeutung sind dabei:<br />

• Qualifikation der Mitarbeiter<br />

• Ausstattung der Klinik mit Geräten und Räumen<br />

• Eng benachbarte Räume ohne Notwendigkeit zu<br />

einem Transport<br />

• Neben dem Kreißsaal liegende neonatologische<br />

Intensivstation mit einem eigenen, pädiatrischen<br />

24-Stunden-Präsenz-Schichtdienst<br />

• Enge Kooperation der beiden Abteilungen<br />

Geburtshilfe und Neonatologie<br />

• Durchführung von Einzelfallanalysen und regionalen<br />

Konferenzen


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Lebendgeborene Frühgeborene<br />

mit einem Schwangerschaftsalter von 24+0 bis<br />

unter 35+0 Wochen<br />

Zähler: Ja, Pädiater vor Kindsgeburt eingetroffen<br />

Erläuterung der Rechenregel: Bezugsebene ist der<br />

Teildatensatz Kind.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Idealerweise wäre<br />

ein fester Prozentwert von 100% zu wählen. Bei<br />

einer Sturzgeburt kann jedoch die Anwesenheit des<br />

Pädiaters aus zeitlichen Gründen häufig nicht verwirklicht<br />

werden.<br />

Geburtshilfe<br />

Anwesenheit eines Pädiaters bei Frühgeborenen<br />

Bewertung<br />

In 69,95% der Fälle war die Anwesenheit eines<br />

Pädiaters bei diesen Frühgeborenen realisiert.<br />

Dieser Anteil liegt deutlich unter dem angestrebten<br />

Ziel von mindestens 90%.<br />

Bei der Analyse in einem Bundesland wurde für<br />

drei Perinatalzentren festgestellt, dass die Raten<br />

für die Anwesenheit des Pädiaters 0%, 8% und<br />

17% betragen haben. Hier besteht der Verdacht<br />

auf einen softwareabhängigen Dokumentationsfehler.<br />

Es soll eine Ursachenanalyse mit den Beteiligten<br />

erfolgen. Im Strukturierten Dialog wird den<br />

Landesgeschäftsstellen für <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

empfohlen, entsprechende Analysen vorzunehmen.<br />

Krankenhäuser, die den Referenzbereich nicht erreicht<br />

haben, da bei weniger als 90% ihrer Patienten<br />

ein Pädiater bei der Geburt anwesend war, sollen<br />

im Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />

gebeten werden.<br />

62


63<br />

Ergebnisse<br />

Geburtshilfe<br />

Bestimmung Nabelarterien-pH-Wert<br />

Anteil von Einlingen mit Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes an allen<br />

lebendgeborenen Einlingen<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Einlinge mit Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

97,48%<br />

97,44 - 97,52%<br />

571.429<br />

98,7%<br />

0,0 - 100,0%<br />

924 von 939<br />

≥ 95%<br />

146 von 924<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 939 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

15 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Stets Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes bei<br />

lebendgeborenen Einlingen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Bei der Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes<br />

wird nach der Abnabelung eine gefüllte Nabelarterie<br />

punktiert. Aus dieser Blutprobe wird der Säuren-<br />

Basen-Status bestimmt. Die Messung des Nabelarterien-pH-Wertes<br />

gibt retrospektiv eine schnelle<br />

Information über den Gasaustausch des Kindes<br />

während der Geburt. Hiermit wird eine objektive<br />

Zustandsbeschreibung des Kindes erreicht, deren<br />

Dokumentation die Fachgruppe fordert. Sie dient<br />

der Möglichkeit, einen klinisch nicht erkennbaren<br />

behandlungsbedürftigen Zustand zu identifizieren.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Lebendgeborene Einlinge<br />

Zähler: Bestimmung des Nabelarterien-pH-Wertes<br />

Erläuterung der Rechenregel: Bezugsebene ist der<br />

Teildatensatz Kind.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Grundsätzlich<br />

sollen alle Kinder durch die Bestimmung des pH-<br />

Wertes aus Nabelarterienblut untersucht werden.<br />

Der Referenzbereich wurde jedoch bewusst nicht<br />

auf = 100%, sondern auf ≥ 95% festgelegt, weil<br />

in wenigen Situationen (zum Beispiel defektes<br />

Messgerät) die Untersuchung nicht erfolgen kann.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 98,7% durchgeführter pH-<br />

Bestimmungen zeigt eine ausgesprochen hohe<br />

Akzeptanz dieser Untersuchung. Dennoch wurde<br />

der Referenzbereich von 146 der Krankenhäuser<br />

mit mindestens 20 Fällen nicht erreicht. Im Strukturierten<br />

Dialog soll mit allen auffälligen Häusern<br />

eine Ursachenanalyse erfolgen.


Geburtshilfe<br />

Azidose bei reifen Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Geringe Azidoserate bei reifen lebendgeborenen<br />

Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Vandenbussche et al. (1999) haben für die Einteilung<br />

der Nabelarterien-pH-Werte eine Klassifikation<br />

empfohlen:<br />

• normal, wenn der pH-Wert größer als 7,11 ist,<br />

• grenzwertig, wenn der pH-Wert zwischen 6,99<br />

und 7,11 liegt,<br />

• kritisch, wenn der pH-Wert kleiner als 6,99 ist.<br />

Das Unterschreiten des Wertes 7,00 ist gehäuft mit<br />

anhaltenden schwerwiegenden Störungen der Adaptation<br />

des Kindes sowie mit einem Anstieg von<br />

Sterblichkeit und Morbidität verknüpft (Goldaber<br />

et al. 1991; ACOG 1998).<br />

98% der routinemäßig gemessenen pH-Werte liegen<br />

im Normbereich von größer als 7,11 oder im Grenzbereich<br />

von 6,99 bis 7,11. Bei 90% der Kinder mit<br />

pH-Werten unterhalb von 6,99 zeigen sich keine<br />

permanenten Konsequenzen (Vandenbussche et al.<br />

1999). In etwa 70% ist eine neonatale Enzephalopathie<br />

Folge von Ereignissen, die vor dem Einsetzen<br />

der zur Geburt führenden Wehen liegen (ACOG/ AAP<br />

2003).<br />

Obwohl die pH-Messung nur einen Teil der kindlichen<br />

Gefährdungen anzeigt und obwohl die Azidoserate<br />

mit dem Auftreten kindlicher Schädigungen<br />

nur gering korreliert, hält die Fachgruppe diesen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

weiterhin für geeignet, da die Ergebnisse nützliche<br />

Hinweise auf die <strong>Qualität</strong> des geburtshilflichen<br />

Managements geben. Der <strong>Qualität</strong>sindikator ist geeignet,<br />

Auffälligkeiten anzuzeigen, die Auslöser für<br />

einen qualitätsverbessernden Strukturierten Dialog<br />

sind.<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Einlingen mit Azidose (pH < 7,00) an allen reifen lebendgeborenen<br />

Einlingen (37+0 bis unter 42+0 Wochen) mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Einlinge mit Azidose (pH < 7,00)<br />

Prozent<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

2%<br />

1,6%<br />

1,2%<br />

0,8%<br />

0,4%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,20%<br />

0,19 - 0,21%<br />

509.025<br />

0,1%<br />

0,0 - 3,7%<br />

920 von 939<br />

< 0,3% (75%-Perzentile)<br />

230 von 920<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 939 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

16 Krankenhäuser<br />

3 Krankenhäuser<br />

64


65<br />

Geburtshilfe<br />

Azidose bei reifen Einlingen mit Nabelarterien-pH-Bestimmung<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Lebendgeborene reife Einlinge<br />

(37+0 bis unter 42+0 Wochen) mit NabelarterienpH-Bestimmung<br />

Zähler: Azidose (pH < 7,00)<br />

Erläuterung der Rechenregel: Bezugsebene ist der<br />

Teildatensatz Kind.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: < 0,3% (75%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Der Anteil von<br />

Kindern mit einem Nabelarterien-pH-Wert von unter<br />

7,00 soll möglichst gering sein.<br />

Für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator sind Perzentil-Werte<br />

als Grenze gewählt worden, weil evidenzbasierte<br />

Kriterien für die Festlegung fixer Werte fehlen. Die<br />

Festlegung der Perzentilwerte ist teilweise mit Blick<br />

auf die Ergebnisse der Bundesauswertung 2002<br />

erfolgt, da hier die besten verfügbaren Versorgungsdaten<br />

für den Auffälligkeitsbereich vorlagen.<br />

Bewertung<br />

Bei 1.004 Kindern (0,20%) wurde ein pH-Wert von<br />

unter 7,00 dokumentiert. Dieses Ergebnis wird ausgehend<br />

von der klinischen Erfahrung von der Fachgruppe<br />

als gute Versorgungsqualität interpretiert.<br />

Von 920 Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen<br />

in dieser Grundgesamtheit liegen 230 Krankenhäuser<br />

mit ihren Ergebnissen außerhalb des Referenzbereichs.<br />

Diese Krankenhäuser sollen um eine<br />

Stellungnahme gebeten werden. Krankenhäuser, die<br />

über mehrere Jahre eine Rate von 0% dokumentiert<br />

haben, sollen ebenfalls um eine Stellungnahme<br />

gebeten werden, da hier möglicherweise die Dokumentationsqualität<br />

hinterfragt werden muss.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Häufig antenatale Kortikosteroidtherapie (Lungenreifeinduktion)<br />

bei Geburten mit einem Schwangerschaftsalter<br />

unter 34+0 Wochen<br />

a) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter<br />

unter 34+0 Wochen<br />

b) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />

34+0 Wochen mit einem präpartalen stationären<br />

Aufenthalt von mindestens einem Kalendertag<br />

c) Geburten mit einem Schwangerschaftsalter unter<br />

34+0 Wochen mit einem präpartalen stationären<br />

Aufenthalt von mindestens zwei Kalendertagen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die antenatale Kortikosteroidtherapie wird bei drohender<br />

Frühgeburt an die Mutter verabreicht, um die<br />

Lungenreife beim Kind zu induzieren.<br />

Die antenatale Kortikosteroidtherapie reduziert<br />

bei Frühgeborenen signifikant Sterblichkeit und<br />

Krankheit.<br />

• Sterblichkeit (Crowley 1996). 0,60 (Therapie)<br />

versus 1,0 (keine Therapie).<br />

• Akutes Atemnotsyndrom (Crowley 1996).<br />

0,53 (Therapie) versus 1,0 (keine Therapie). In<br />

einem Schwangerschaftsalter von unter 31 Wochen<br />

wurde 1 Fall mit akutem Atemnotsyndrom verhindert,<br />

wenn 5 Mütter behandelt wurden<br />

(RCOG 2004).<br />

• Intrakranielle Blutungen (Crowley 1996).<br />

In internationalen Leitlinien (NIH 1994; NIH 2000;<br />

RCOG 2004) wurden praktische Empfehlungen festgelegt,<br />

die auf den Ergebnissen von randomisiertkontrollierten<br />

Studien basieren.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Geburten mit einem Schwangerschaftsalter<br />

unter 34+0 Wochen mit einem präpartalen<br />

stationären Aufenthalt von mindestens zwei<br />

Kalendertagen<br />

Zähler: Antenatale Kortikosteroidtherapie (Lungenreifeinduktion)<br />

Erläuterung der Rechenregel: Bezugsebene ist der<br />

Teildatensatz Mutter.<br />

Geburtshilfe<br />

Antenatale Kortikosteroidtherapie<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Geburten mit antenataler Kortikosteroidtherapie an allen Geburten mit<br />

einem Schwangerschaftsalter unter 34+0 Wochen und mit einem präpartalen<br />

stationären Aufenthalt von mindestens zwei Kalendertagen<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Antenatale Kortikosteroidtherapie<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

59,06%<br />

57,86 - 60,25%<br />

6.573<br />

60,5%<br />

5,3 - 97,4%<br />

114 von 939<br />

≥ 95%<br />

109 von 114<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 939 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

400 Krankenhäuser<br />

425 Krankenhäuser<br />

66


67<br />

Geburtshilfe<br />

Antenatale Kortikosteroidtherapie<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Das Ziel ist wegen<br />

der klar belegten Vorteile der Behandlung eigentlich<br />

100%. Basis dieser Forderung sind Angaben in internationalen<br />

Leitlinien (NIH 1994; NIH 2000; RCOG<br />

2004) und in evidenzbasierten Studien (Crowley<br />

1996). Allerdings ist der Verzicht auf eine Therapie<br />

in Einzelfällen begründbar, daher wurde die Grenze<br />

auf einen festen Wert von 95% festgelegt.<br />

Beispiel: Vorliegen von Kontraindikationen.<br />

Bewertung<br />

In 59,06% der Fälle wurde die antenatale Kortikosteroidtherapie<br />

durchgeführt. Diese Gesamtrate liegt<br />

auch unter Berücksichtigung der möglichen Kontraindikationen<br />

deutlich unter dem angestrebten Ziel<br />

von mindestens 95%. Hier wird von einer deutlich<br />

verbesserungsbedürftigen Versorgung ausgegangen.<br />

Krankenhäuser mit auffälligen Ergebnissen sollen<br />

im Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />

gebeten werden.<br />

Es handelt sich um ein Schwerpunktproblem der<br />

heutigen Geburtshilfe, das aus Sicht der Fachgruppe<br />

im Strukturierten Dialog prioritär behandelt werden<br />

soll. Zudem sind die Fachgesellschaften aufgerufen,<br />

eine separate Leitlinie zur antenatalen Kortikosteroidtherapie<br />

zu erstellen.


Ausblick<br />

Bei gefährdeten oder erkrankten Neugeborenen ist<br />

die Zusammenarbeit der geburtshilflichen Abteilung<br />

mit einer neonatologischen Abteilung, die die Weiterbehandlung<br />

der Kinder nach der Geburt übernimmt,<br />

erforderlich.<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren werden in der Geburtshilfe<br />

und in der Neonatologie zurzeit noch getrennt<br />

durchgeführt. Die Gesundheit der Kinder ist von der<br />

Versorgungsqualität beider Fachgebiete abhängig.<br />

Um dieser interdisziplinären Zusammenarbeit Rechnung<br />

zu tragen, wird an der Etablierung von fach-<br />

Geburtshilfe<br />

übergreifenden <strong>Qualität</strong>szielen und an einer gemeinsamen<br />

Auswertung der Daten gearbeitet. Diese Zusammenführung<br />

der <strong>Qualität</strong>ssicherung Geburtshilfe<br />

mit der Neonatalerhebung soll in Zukunft eine vollständige<br />

Erfassung der verlegten Kinder ermöglichen.<br />

Kern der Zusammenführung ist eine Identifikation,<br />

die die Verknüpfung der in der Kinderklinik erhobenen<br />

Daten mit den in der Geburtsklinik erhobenen<br />

Daten eindeutig ermöglicht. Die Entwicklung<br />

ist noch nicht abgeschlossen, daher wird das neue<br />

Verfahren nicht vor dem Jahr 2006 eingesetzt werden<br />

können.<br />

68


69<br />

Geburtshilfe<br />

Literatur<br />

ACOG committee opinion.<br />

Inappropriate use of the terms fetal distress and<br />

birth asphyxia. Number 197, February 1998<br />

(replaces no.137, April 1994). Committee on<br />

Obstetric Practice. American College of<br />

Obstetricians and Gynecologists.<br />

Int J Gynaecol Obstet. 1998; 61: 309-10.<br />

American College of Obstetricians and Gynecologists<br />

and American Academy of Pediatrics: Task Force on<br />

Neonatal Encephalopathy and Cerebral Palsy.<br />

The Neonatal Encephalopathy and Cerebral Palsy:<br />

Defining the Pathogenesis and Pathophysiology.<br />

Executive Summary.<br />

Washington, DC: American College of Obstetricians<br />

and Gynecologists.<br />

www.acog.org/from_home/misc/neonatalEncephal<br />

opathy.cfm?printerFriendly=yes.<br />

(Recherchedatum: 17.06.2004)<br />

Crowley P.<br />

Prophylactic corticosteroids for preterm birth<br />

(Cochrane Review).<br />

In: The Cochrane Library, 1996. Chichester, UK:<br />

John Wiley & Sons, Ltd.<br />

Geraedts M, Neumann M.<br />

Evaluation der <strong>Qualität</strong>sindikatoren in der externen<br />

vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung nach § 137<br />

SGB V im Leistungsbereich Geburtshilfe im Auftrag<br />

der Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

Düsseldorf: Heinrich-Heine-Universität; 2003.<br />

www.bqs-online.de/download/<br />

GA_<strong>BQS</strong>QIG_StellFA1106.pdf<br />

(Recherchedatum: 08.07.2004)<br />

Goldaber KG, Gilstrap LC, Leveno KJ, Dax JS,<br />

McIntire DD.<br />

Pathologic fetal acidemia.<br />

Obstet Gynecol. 1991; 78: 1103 -7.<br />

National Institutes of Health (NIH).<br />

The Effect of Corticosteroids for Fetal Maturation<br />

on Perinatal Outcomes.<br />

NIH Consensus Development Conference Statement<br />

1994.<br />

consensus.nih.gov/cons/095/095_statement.htm.<br />

(Recherchedatum: 17.06.2004)<br />

National Institutes of Health (NIH).<br />

Antenatal Corticosteroids Revisited: Repeat<br />

Courses.<br />

NIH Consensus Development Conference Statement<br />

2000.<br />

consensus.nih.gov/cons/112/112_statement.htm.<br />

(Recherchedatum: 17.06.2004)<br />

Royal College of Obstetricians and Gynaecologists<br />

(RCOG).<br />

Antenatal Corticosteroids to Prevent Respiratory<br />

Distress Syndrome (7); Revised February 2004.<br />

www.rcog.org.uk/resources/Public/<br />

Antenatal_corticosteroids_No7.pdf.<br />

(Recherchedatum: 17.06.2004)<br />

Vandenbussche FPHA, Oepkes D, Keirse MJNC.<br />

The merit of routine cord blood pH measurement<br />

at birth.<br />

J Perinat Med. 1999; 27: 158-65.


70<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Anne Reiter<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Gynäkologie<br />

Angelika Baron<br />

Herten<br />

Dr. Susanne Bauer<br />

Essen<br />

Prof. Dr. Martin Carstensen<br />

Hamburg<br />

Andreas Prof. Dr. Andreas du Bois du Bois<br />

Wiesbaden<br />

Ilse Franzmann-Schmaltz<br />

Wiesbaden<br />

Dr. Kay Goerke<br />

Schwetzingen<br />

Prof. Dr. Siegfried Kunz<br />

Reutlingen<br />

Prof. Dr. Eckhard Petri<br />

Schwerin<br />

Dr. Elisabeth Simoes<br />

Lahr<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Paul Hermanek<br />

Erlangen<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 7<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Zusammenfassung<br />

Bei operativen Entfernungen von Eileitern, Eierstöcken<br />

oder der Gebärmutter ist u.a. die Indikationsstellung<br />

für die <strong>Qualität</strong> der Versorgung von<br />

großer Bedeutung und wird deshalb bei der <strong>BQS</strong><br />

anhand methodisch hochwertiger <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

abgebildet. Aus dem stationären Bereich<br />

wurden bei der <strong>BQS</strong> im Jahr 2003 Daten zu<br />

186.736 gynäkologischen Operationen aus 1.066<br />

Krankenhäusern ausgewertet. Die Fachgruppe hat<br />

im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport drei <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

ausführlich bewertet, die die Indikationsstellung<br />

und die Prozessqualität betrachten.<br />

Indikation bei Eingriffen am Eierstock (Ovar):<br />

Funktionszysten am Ovar sind häufige Zufallsbefunde<br />

bei Frauen im geschlechtsreifen Alter. In den<br />

meisten Fällen verursachen sie keine Beschwerden<br />

und bilden sich spontan zurück. Selten erfordern<br />

sie allerdings eine operative Behandlung, so bei<br />

schmerzhaften Einblutungen oder bei Torsionen<br />

des Ovars. Gelegentlich bleibt die klinische Differenzierung<br />

des „Ovarialtumors“ auch unklar, so<br />

dass eine operative Klärung notwendig wird. In<br />

Deutschland wurden in 28,45 % der Eingriffe am<br />

Ovar Funktionszysten diagnostiziert oder aber es<br />

fehlte ein histologischer Befund. Die Fachgruppe<br />

sieht hier ein Problem der Überversorgung,<br />

obwohl es keinen absoluten Referenzbereich für<br />

diese Rate gibt. Sie empfiehlt deshalb, bei den<br />

174 Krankenhäusern mit überdurchschnittlichen<br />

Raten die Indikationsstellung bei zystischen Eierstockbefunden<br />

zu analysieren.<br />

Indikation bei Hysterektomie: Die operative Entfernung<br />

der Gebärmutter (Hysterektomie) erfolgt<br />

am häufigsten wegen gutartiger Muskelknoten<br />

(Leiomyome) oder Blutungsstörungen. Da sie ernsthafte<br />

Komplikationen zur Folge haben kann und<br />

den definitiven Verlust der Fruchtbarkeit bedeutet,<br />

sollten zunächst Behandlungsalternativen im<br />

Einvernehmen mit der Patientin ausgeschöpft werden.<br />

In Deutschland wurden im Jahr 2003 2.482<br />

Hysterektomien bei Frauen unter 35 Jahren mit<br />

gutartiger Grunderkrankung in 984 von insgesamt<br />

1.027 Krankenhäusern dokumentiert. Da zwingende<br />

Gründe für eine Hysterektomie sehr selten sind,<br />

soll nach Ansicht der Fachgruppe eine Überprüfung<br />

der Indikation in jedem Einzelfall angestrebt<br />

werden.<br />

Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie: Nach<br />

Hysterektomien bei Frauen ab 40 Jahren besteht<br />

ein erhöhtes Risiko für eine Thrombose oder<br />

Lungenembolie. Diesen gefürchteten Komplikationen<br />

kann effektiv vor allem durch medikamentöse<br />

Maßnahmen vorgebeugt werden. Eine durchschnittliche<br />

Prophylaxerate im Jahr 2003 von<br />

98,04% spricht für ein hohes Versorgungsniveau.<br />

Da eine medikamentöse Prophylaxe bei allen<br />

Patientinnen angewendet werden darf, wurde der<br />

Referenzwert bei 100% festgelegt.<br />

Im Verfahrensjahr 2004 wird die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

zusätzlich zu Entfernungen von Eileitern<br />

und Eierstöcken auch organerhaltende Eingriffe<br />

erfassen. Dadurch soll die Aussagekraft der Krankenhausergebnisse<br />

verbessert werden. Als nächster<br />

Schritt zu diesem Ziel ist eine Einbeziehung auch<br />

ambulant durchgeführter Eingriffe anzustreben.


Einleitung<br />

Im Jahr 2003 wurden in der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

nach §137 SGB V Entfernungen der<br />

Gebärmutter (Hysterektomien), der Eierstöcke oder<br />

der Eileiter verpflichtend erfasst, sofern sie über<br />

Fallpauschalen oder Sonderentgelte abgerechnet<br />

wurden. In der internationalen Literatur werden<br />

große regionale Unterschiede in der Indikationsstellung<br />

zur Hysterektomie beschrieben, so dass<br />

offensichtlich auch andere als medizinische Gründe<br />

die Indikationshäufigkeit beeinflussen (Roos 1984).<br />

Auch bei den Eingriffen an den Eileitern oder<br />

Eierstöcken ist die Indikationsstellung für die<br />

<strong>Qualität</strong> der Versorgung von zentraler Bedeutung.<br />

Deshalb bilden zwei <strong>Qualität</strong>sindikatoren aus dem<br />

Leistungsbereich Gynäkologische Operationen<br />

explizit diesen Prozess der Entscheidung zum operativen<br />

Eingriff ab.<br />

Das gesamte durch die <strong>BQS</strong> eingesetzte Indikatorenset<br />

wurde im Jahr 2002 auf der Grundlage<br />

eines wissenschaftlichen Gutachtens (Geraedts &<br />

Reiter 2001) validiert und überarbeitet. Der Datensatz<br />

wurde für das Verfahrensjahr 2003 an die<br />

methodisch hochwertigen Indikatoren angepasst.<br />

Als problematisch in Bezug auf eine umfassende<br />

Bewertung der Versorgungssituation wird von der<br />

Fachgruppe Gynäkologie eingeschätzt, dass ambulante<br />

Eingriffe derzeit in der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

nicht abgebildet werden. Der Anteil der<br />

stationär durchgeführten Eingriffe schwankt je<br />

nach Krankenhaus und Operationsart. Ambulant<br />

operierte Patientinnen haben aufgrund ihrer<br />

Gesundheitssituation zumeist ein geringes Risiko<br />

für Komplikationen, so dass Verzerrungen in den<br />

vergleichenden Ergebnissen nicht immer auszuschließen<br />

sind.<br />

Die Fachgruppe hat unter den zwölf für diesen Leistungsbereich<br />

definierten <strong>Qualität</strong>sindikatoren drei<br />

zur vertieften Analyse ausgewählt.<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Anzahl mitgültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 29<br />

30 - 39<br />

40 - 49<br />

50 - 59<br />

60 - 69<br />

≥ 70<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patientmitleichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patientmitschwerer Allgemeinerkrankung und<br />

Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patientmitinaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit Organverletzungen<br />

bei allen Operationen<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit Organverletzungen<br />

bei laparoskopischen Operationen<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit Organverletzungen<br />

bei Hysterektomie<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit transurethralem<br />

Dauerkatheter als assistierte Blasenentleerung länger<br />

als 24 Stunden<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit isolierten Ovareingriffen<br />

und fehlender postoperativer Histologie<br />

oder Follikel- oder Luteumzyste oder fehlende<br />

Organpathologie als führender histologischer Befund<br />

Möglichst viele Patientinnen mit organerhaltendem<br />

Ovareingriff bei benigner Histologie<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit Wundinfektionen<br />

nach Hysterektomie<br />

Möglichst viele Patientinnen mit<br />

Antibiotikaprophylaxe bei Hysterektomie<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit Wundinfektionen<br />

nach Hysterektomie bei perioperativer<br />

Antibiotikaprophylaxe<br />

Möglichst wenige Patientinnen < 35 Jahren mit<br />

Hysterektomie bei benigner Histologie<br />

Möglichst viele Patientinnen mit medikamentöser<br />

Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie<br />

Möglichsthäufig Obduktion bei verstorbenen<br />

Patientinnen<br />

Anzahl Anteil<br />

143.407<br />

806<br />

3.894<br />

20.192<br />

52.920<br />

27.016<br />

21.294<br />

17.285<br />

67.385<br />

61.105<br />

14.475<br />

467<br />

49<br />

99,95%<br />

0,56%<br />

2,71%<br />

14,08%<br />

36,90%<br />

18,84%<br />

14,85%<br />

12,05%<br />

46,96%<br />

42,59%<br />

10,09%<br />

0,33%<br />

0,03%<br />

71


72<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

182 %<br />

111 %<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

186.736 Datensätze aus 1.066 Krankenhäusern<br />

übermittelt. Eingriffe für den Leistungsbereich<br />

Gynäkologische Operationen konnten in 2003 in<br />

zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />

noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />

Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />

senden. Es liegen in diesem Format 43.255 Datensätze<br />

aus 747 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 143.481<br />

Datensätze aus 1.027 Krankenhäusern. Diese<br />

konnten in der Bundesauswertung 6.0 vollständig<br />

ausgewertet werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle:<br />

VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung<br />

dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />

ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort be-<br />

Bundesländer Gesamt<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

43.255<br />

747<br />

6.0<br />

143.481<br />

1.027<br />

186.736<br />

1.066<br />

Erwartet<br />

186.401<br />

1.053<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

100 %<br />

101 %<br />

2002<br />

79 %<br />

86 %<br />

schriebenen Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />

sind Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />

Die Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />

Gynäkologische Operationen über alle<br />

Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />

stark verbessert und lag bei 100 %. Dieser Wert<br />

ist für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr<br />

nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />

als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />

Krankenhäuser mit 101% ist ebenfalls sehr gut zu<br />

bewerten.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist, bezogen auf das Verhältnis<br />

von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen,<br />

eine hohe Spannweite von 72 bis 182 % auf.<br />

Zur Ergänzung der Bewertung der Vollständigkeit der<br />

teilnehmenden Krankenhäuser wurden auf Wunsch<br />

der Fachgruppe weitere Quellen herangezogen.<br />

Das Statistische Bundesamt meldete für 2001 1.119<br />

Krankenhäuser mit Betten in der Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe, die nach gynäkologischen (734)<br />

und geburtshilflichen Fachabteilungen (642) unterteilt<br />

wurden (destatis 2003). Nach Ansicht der Fachgruppe<br />

sind diese Fachabteilungszahlen unterschätzt,<br />

da möglicherweise einige gemischte Abteilungen<br />

nur einem der Schwerpunkte zugeordnet<br />

worden sind.<br />

Eine weitere Basis zur Bewertung der Vollständigkeit<br />

der teilnehmenden Krankenhäuser stellt eine<br />

Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische<br />

Onkologie (AGO, persönliche Mitteilung du Bois) mit<br />

1.123 operativ tätigen Kliniken in der Frauenheilkunde<br />

und Geburtshilfe im Jahre 2002 dar.<br />

Ein Vergleich der erwarteten Anzahl der Krankenhäuser<br />

– nach VdAK 1.053, nach AGO 1.123 und<br />

nach destatis 1.119 Einrichtungen (davon 734 mit<br />

gynäkologischen Fachabteilungen) – bezüglich der<br />

Vollständigkeit der Datenlieferungen zeigt, dass die<br />

Teilnahme von 1.066 Krankenhäusern auch bei einer<br />

Bewertung, die über die VdAK-Datengrundlage<br />

hinausgeht, als sehr gut bis gut zu bewerten ist.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit isolierten Ovareingriffen<br />

und fehlender postoperativer Histologie<br />

oder Follikel- oder Luteumzyste oder fehlender Organpathologie<br />

als führender histologischer Befund<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Funktionszysten sind häufige Zufallsbefunde bei<br />

Routineuntersuchungen in der gynäkologischen<br />

Praxis vor allem bei Frauen im geschlechtsreifen<br />

Alter. Sie besitzen Krankheitswert fast ausschließlich<br />

bei Schmerzsymptomatik, zum Beispiel im<br />

Rahmen von Einblutungen oder Torsionen. In den<br />

meisten Fällen sind sie asymptomatisch und bilden<br />

sich spontan zurück. Allerdings bereitet die<br />

Abgrenzung zu echten benignen und malignen<br />

Neoplasien gelegentlich Schwierigkeiten. Zur präoperativen<br />

Differenzierung werden hauptsächlich<br />

die Sonographie, die Dopplersonographie und<br />

eine Beobachtung des Verlaufs herangezogen. Ein<br />

Tumormarker mit hoher Spezifität und Sensitivität<br />

für die präoperative Diagnostik steht derzeit nicht<br />

zur Verfügung.<br />

Querleu et al. (1993) konnten zeigen, dass unter<br />

300 laparoskopischen Operationen wegen Ovarialzysten<br />

nur ein Malignom war, das präoperativ<br />

durch die entsprechende Diagnostik nicht als solches<br />

erkannt wurde. Pascual et al. (1997) belegten<br />

in einer Fall-Kontroll-Studie einen hohen positiven<br />

und negativen prädiktiven Wert für die Dopplersonographie<br />

zur Identifizierung von Funktionszysten.<br />

Osmers (1996) schlägt auf der Basis eines Reviews<br />

aus Literatur und eigenen Studien ein Management<br />

von einfachen Ovarialzysten vor. Dessen Implementierung<br />

soll zu einem Anteil von maximal 15% an<br />

operierten Funktionszysten führen unter Minimierung<br />

des Risikos für „verschleppte“ Malignome.<br />

Die Publikationslage zu dieser Fragestellung entspricht<br />

einer Evidenzstärke III (AHCPR).<br />

Ergebnisse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Indikation bei Ovareingriffen<br />

Anteil von Patientinnen mit fehlender postoperativer Histologie oder Follikel- bzw.<br />

Luteumzyste oder fehlender Organpathologie als führender histologischer Befund<br />

an allen Patientinnen der Grundgesamtheit<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Keine Histologie, Follikel- oder Luteumzyste oder fehlende Organpathologie<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

28,45%<br />

27,80 - 29,11%<br />

18.334<br />

27,5%<br />

0,0 - 100,0%<br />

349 von 1.027<br />

≤ 27,5% (Median)<br />

174 von 349<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.027 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

590 Krankenhäuser<br />

88 Krankenhäuser<br />

73


74<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Indikation bei Ovareingriffen<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit isoliertem<br />

Ovareingriff (ohne Adnektomie bei Mamma-Karzinom)<br />

Zähler: Patientinnen mit fehlender postoperativer<br />

Histologie oder Follikel- bzw. Luteumzyste oder<br />

ohne histologische Organpathologie als führenden<br />

histologischen Befund<br />

Erläuterung der Rechenregel: Isolierte Ovareingriffe<br />

ohne Adnektomien bei Mamma-Karzinom sind<br />

definiert über die OPS-Kodes (Version 2.1)<br />

5-651.0*, 5-651.1*, 5-651.2*, 5-651.3*, 5-652*,<br />

5-653*, 5-659*. Als zusätzliche OPS-Kodes sind<br />

erlaubt: 1*, 5-540*, 5-541.0-3, 5-542*, 5-651.4*,<br />

5-651.5*, 5-651.6*, 5-651.7*, 5-651.x*, 5-651.y*,<br />

5-656*, 5-657*, 5-658*, 5-85*, 5-87*, 5-88*, 5-89*,<br />

5-9*. Das Vorliegen anderer OPS-Kodes wird als<br />

Kombinationsoperation gewertet und führt zum<br />

Ausschluss aus der Grundgesamtheit.<br />

Mammakarzinom ist definiert über eine Entlassungsdiagnose<br />

mit ICD-10-Kode (Version 2.0) C50*.<br />

Eine Ovarektomie oder Salpingoovarektomie wird<br />

definiert über die OPS-Kodes (Version 2.1) 5-652*<br />

oder 5-653*.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 27,5 % (Median)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Es besteht keine<br />

harte Evidenz für einen fixen Referenzbereich. Der<br />

Referenzbereich ist auch eine Frage des gesellschaftlichen<br />

Konsenses über das Verhältnis von Nutzen<br />

(frühzeitige Operation echter Tumore) und Risiken<br />

(überflüssige Operationen bei Follikel- und Corpusluteum-Zysten).<br />

Eine Rate oberhalb des Medians<br />

von 27,5% ist allerdings sehr auffällig. Ein Strukturierter<br />

Dialog für die Hälfte der Krankenhäuser<br />

rechtfertigt sich über die Hinweise aus den Bundesdaten<br />

auf ein Versorgungsproblem.<br />

Bewertung<br />

Operative Eingriffe an den Eierstöcken bergen unabhängig<br />

vom operativen Zugang das Risiko zum<br />

Beispiel von Organverletzungen oder postoperativen<br />

Wundinfektionen und verursachen hohe Kosten.<br />

Deshalb bedürfen sie einer sorgfältigen Indikation.<br />

Klinisch und sonographisch entdeckte einfache<br />

Zysten entsprechen meistens Funktionszysten und<br />

rechtfertigen nur in Ausnahmefällen ein operatives<br />

Vorgehen. Nicht in allen Fällen gelingt allerdings eine<br />

zuverlässige Einschätzung der Natur des Adnexbefundes,<br />

so dass eine operative Klärung notwendig<br />

werden kann. In den Fällen, in denen postoperativ<br />

kein krankhafter histologischer Befund vorliegt oder<br />

in denen kein Gewebe untersucht wurde, muss die<br />

Indikation zur Operation dennoch kritisch hinterfragt<br />

werden. Es gibt aber keinen wissenschaftlich fundierten<br />

Referenzwert für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator.<br />

Verpflichtend war im Jahr 2003 die Erfassung von<br />

Fällen, die mit Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

abgerechnet werden. Der Indikator sollte somit nach<br />

der Definition der Fallpauschalen und Sonderentgelte<br />

nur ablative Eingriffe erfassen.<br />

Eine Gesamtrate unauffälliger Befunde in Deutschland<br />

von 28,45% und die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

von 0,0 bis 100,0% weist auf eine<br />

unkritische Indikationsstellung mit der Folge einer<br />

Überversorgung hin.<br />

Die Fachgruppe einigte sich auf einen Referenzbereich<br />

unterhalb des Medians, der in den Bundesdaten<br />

2003 bei 27,5% liegt. Konkret bedeutet dies,<br />

dass die Indikation für isolierte Ovareingriffe in der<br />

Hälfte der Krankenhäuser im Strukturierten Dialog<br />

überprüft werden soll. Im Strukturierten Dialog muss<br />

ebenfalls überprüft werden, ob Dokumentationsfehler<br />

Ursache von sehr auffälligen Raten sind. Da die<br />

Einweisung zur Operation in aller Regel durch niedergelassene<br />

Gynäkologen erfolgt, bildet dieser<br />

Indikator sektorübergreifend die Versorgung ab.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst wenige Patientinnen < 35 Jahren mit<br />

Hysterektomie bei benigner Histologie<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Hysterektomie ist ein chirurgischer Eingriff mit<br />

einer nicht unerheblichen Morbidität: Mögliche<br />

kurzfristige Komplikationen sind Wundheilungsstörungen,<br />

Organverletzungen und Infektionen.<br />

Mittelfristig können Frauen über Wochen und Monate<br />

unter Schmerzen, Schwäche, Müdigkeit und Abgeschlagenheit<br />

leiden (Rock 2001, DeCherney et al.<br />

2002). Langfristig spielen seltene Folgen wie<br />

Senkungssymptome des Vaginalstumpfes, Dyspareunien,<br />

eventuell Beschwerden durch einen vorzeitigen<br />

Ausfall der ovariellen Hormonproduktion oder<br />

das residual ovarian syndrome (Schmerzen, Vergrößerung<br />

des Ovars und Dyspareunie bei Belassung<br />

der Adnexe) eine Rolle (Bernstein et al. 1998).<br />

Aktuelle Studien konnten dennoch zeigen, dass die<br />

Patientinnenzufriedenheit nach Hysterektomie sehr<br />

hoch ist. Es gibt bisher keine überzeugenden<br />

Hinweise auf nennenswerte Störungen des psychischen<br />

Wohlbefindens oder des Sexualempfindens<br />

(Kjerulff et al. 2000a und 2000b, Carlson et al.<br />

1994, Rannestad et al. 2001, Farrell & Kieser 2000,<br />

Khastgir et al. 2000, Rhodes et al. 1999).<br />

Hinweise, dass weltweit unnötig viele Hysterektomien<br />

durchgeführt werden, haben in der Literatur<br />

vor allem dadurch Bestätigung gefunden, dass<br />

große regionale Unterschiede existieren und offensichtlich<br />

auch andere als rein medizinische Gründe<br />

die Indikationshäufigkeit beeinflussen (Roos 1984).<br />

So war die Hysterektomierate bei Frauen mit geringem<br />

Bildungsgrad doppelt so hoch wie bei Frauen<br />

mit einem akademischen Abschluss und ebenfalls<br />

höher bei Frauen mit geringerem Einkommen<br />

(Kjerulff et al. 1993, Settnes & Jorgensen 1996,<br />

Harlow & Barbieri 1999). Auch war sie niedriger,<br />

wenn die Patientin eine Ärztin war (Domenighetti<br />

et al. 1993). Eine neuere Untersuchung aus den<br />

USA kam zu dem Schluss, dass 70 bis 76% der<br />

Indikationen zur Hysterektomie nicht angemessen<br />

waren. Die Hauptgründe für eine Einstufung der<br />

Indikation als unangemessen lagen in der mangelhaften<br />

Diagnostik und einer unzureichenden<br />

Ausschöpfung alternativer Methoden (Broder et al.<br />

2000).<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Indikation bei Hysterektomie<br />

Die häufigsten Indikationen für die Hysterektomie<br />

stellen Leiomyome und Blutungsstörungen mit<br />

75 % dar (Lefebvre et al. 2002 und 2003).<br />

Leiomyome treten ihrerseits bei ca. 30 bis 80 %<br />

der Frauen im gebärfähigen Alter auf (ACOG 1994,<br />

ACOG 2001). Der Großteil der Myome verursacht<br />

allerdings keine Beschwerden (ACOG 1994) und<br />

bedarf keiner Therapie. Seltenere Indikationen sind<br />

Dysmenorrhoe, Endometriose, Beckenbodensenkungen<br />

oder Prolaps, höhergradige Dysplasien der<br />

Cervix uteri, Endometriumhyperplasien mit Atypien<br />

und chronischer Unterbauchschmerz (Schilling et al.<br />

1999, Lefebvre et al. 2002, Pokras & Hufnagel 1987,<br />

Scialli 1998), wiederkehrende Infektionen des<br />

inneren Genitale und traumatische Schädigungen<br />

(Cosson et al. 1998).<br />

Fast immer gibt es Behandlungsalternativen zur<br />

Hysterektomie: So gilt zum Beispiel für Frauen mit<br />

symptomatischen Myomen, welche ihren Uterus<br />

erhalten wollen, die abdominale Myomentfernung<br />

als sichere und effektive Methode (ACOG 2001).<br />

Bis zu 50 % der Frauen entwickeln jedoch in den<br />

folgenden zehn Jahren erneut Myome und bei 10<br />

bis 26 % ist eine Reoperation nötig (Carlson et al.<br />

1994, Lefebvre et al. 2003, Derman et al. 1991,<br />

Acien & Quereda 1996, Fedele et al. 1995). Ein<br />

direkter Vergleich von Risiken und Vorteilen der<br />

Hysterektomie und der Myomektomie anhand der<br />

Datenlage ist schwierig (AHRQ 2001). Eine andere<br />

Behandlungsoption besteht in einer Myolyse durch<br />

Unterbindung der Blutzufuhr der Myome. Diese<br />

wird bei Patientinnen mit Kinderwunsch derzeit<br />

nicht empfohlen (Lefebvre et al. 2002). Bei Blutungsstörungen<br />

wie der Menorrhagie kann eine orale<br />

medikamentöse Therapie den Blutverlust effektiv<br />

um 20 bis 100 % senken. Sie ist aber mit zum Teil<br />

schweren Nebenwirkungen behaftet (HTAC 2000).<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht in der Applikation<br />

einer gestagenbeladenen Spirale, welche über die<br />

Induktion einer Endometriumatrophie den menstruellen<br />

Blutverlust um bis zu 90 % verringern<br />

kann (Andersson et al. 1994). In einer Metaanalyse<br />

ließen sich keine signifikanten Unterschiede in der<br />

Lebensqualität und Zufriedenheit der Patientinnen<br />

nachweisen, die entweder mit einer gestagenhaltigen<br />

Spirale oder operativ durch eine Endometriumentfernung<br />

oder Hysterektomie behandelt worden<br />

waren, obwohl die Endometriumentfernung signifikant<br />

weniger Nebenwirkungen hatte (Marjoribanks<br />

et al. 2004). Die operative Entfernung des Endometriums<br />

verbietet sich jedoch bei Frauen mit nicht<br />

abgeschlossener Familienplanung.<br />

75


76<br />

Ergebnisse<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Indikation bei Hysterektomie<br />

Experten bestätigen, dass die Indikationsstellung<br />

zur Hysterektomie unter Beachtung eines patientengerechten<br />

und evidenzbasierten Vorgehens<br />

schwierig ist (Schilling et al. 1999, Lefebvre et al.<br />

2002). Als Hilfestellung haben zahlreiche Fachgesellschaften<br />

den Versuch der Formulierung von<br />

Leitlinien zur Angemessenheit der Indikationsstellung<br />

unternommen (Schilling et al. 1999, Lefebvre<br />

et al. 2002, ACOG 1994, 1998a, 1998b, 1998c, 1996<br />

und 2001, RCOG 1998 und 1999).<br />

Anzahl der Patientinnen < 35 Jahre mit Hysterektomie bei benigner Histologie<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patientinnen < 35 Jahre<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Krankenhäuser<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mitmindestens 1 Fall<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

2.482 / 89.532 (= 2,77%)<br />

-<br />

89.532<br />

2<br />

0 - 27<br />

984 von 1.027<br />

0 Hysterektomien<br />

775 von 984<br />

Die jüngeren Empfehlungen der Fachgesellschaften<br />

und Experten sind weitgehend konsistent. Sie spiegeln<br />

den Wandel der Praxis von einer großzügigen<br />

Indikationsstellung hin zu einem differenzierten und<br />

individualisierten Vorgehen unter Ausschöpfung der<br />

alternativen Verfahren wider, ohne sich gleichzeitig<br />

darauf festzulegen, welche Behandlungsmethode<br />

unter welchen Gesichtspunkten als die beste eingestuft<br />

werden sollte. Gefordert wird in besonderem<br />

Maße die gemeinsame Entscheidungsfindung<br />

mit der aufgeklärten Patientin.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit subtotaler<br />

Uterusexstirpation und Uterusexstirpation und ohne<br />

führenden histologischen Befund Karzinom der<br />

Adnexe, Carcinoma in situ, invasives Karzinom la,<br />

invasives Karzinom > la der Cervix uteri oder Karzinom<br />

des Corpus uteri sowie mit gültiger Altersangabe.<br />

Zähler: Patientinnen jünger als 35 Jahre.<br />

Erläuterung der Rechenregel: Die subtotale Uterusexstirpation<br />

bzw. die Uterusexstirpation ist defininiert<br />

über die OPS-Kodes (Version 2.1) 5-682*<br />

bzw. 5-683*. Die Angabe zusätzlicher OPS-Kodes<br />

ist erlaubt.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: 0<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Es gibt sehr seltene,<br />

aber echte Indikationen für eine Hysterektomie<br />

bei benigner Erkrankung auch bei jungen<br />

Frauen (z.B. große Myome, bei denen eine Organerhaltung<br />

anatomisch nicht realisierbar ist).<br />

Deshalb bedeutet nicht jede Auffälligkeit automatisch<br />

schlechte <strong>Qualität</strong>. Allerdings sollte jede Hysterektomie<br />

in dieser Gesamtheit zu einer Überprüfung<br />

der Indikation auch im Hinblick auf das interne<br />

<strong>Qualität</strong>smanagement führen. Erfahrungen in<br />

einzelnen Bundesländern mit einem Referenzwert<br />

0 auf Landesebene zeigten, dass dieser Referenzwert<br />

sinnvoll und praktikabel ist.


Bewertung<br />

Die Indikationsstellung zur Hysterektomie ist<br />

schwierig unter dem Gesichtspunkt der Evidenzbasierung<br />

und der angemessenen Einbeziehung<br />

der Patientin in die Entscheidungsfindung. Weil es<br />

sich häufig um sehr heterogene Beschwerdebilder<br />

und Befunde handelt, ist ein individuell adaptiertes<br />

Vorgehen nötig. Bei der Entscheidung zur<br />

Therapieform spielen nicht nur die subjektive Beeinträchtigung<br />

der betroffenen Frau, sondern auch<br />

der Kinderwunsch oder der Wunsch nach dem<br />

Erhalt des Uterus eine Rolle.<br />

Da es sich bei der Hysterektomie um einen potenziell<br />

komplikationsträchtigen Eingriff handelt, sollten<br />

zunächst organerhaltende Behandlungsverfahren<br />

ausgeschöpft werden. In Deutschland wurden<br />

im Jahr 2003 bei Hysterektomien 1,26 % Organverletzungen<br />

und 1,57 % postoperative Wundinfektionen<br />

dokumentiert.<br />

Es gibt jedoch seltene Situationen bei benigner<br />

Grunderkrankung, in denen eine Hysterektomie<br />

unumgänglich sein kann. Hier seien beispielsweise<br />

die konservativ nicht beherrschbare Atonie im<br />

Wochenbett oder große Myome, bei denen eine<br />

Organerhaltung anatomisch nicht realisierbar ist<br />

(AGO 1999), genannt.<br />

Die genannten Indikationen sind ausgesprochen<br />

selten. Somit ist nach Ansicht der Fachgruppe anzustreben,<br />

dass in der Gruppe der jungen Frauen<br />

unter 35 Jahren mit benigner Grunderkrankung<br />

Hysterektomien nur in begründeten Ausnahmefällen<br />

durchgeführt werden. Jede einzelne Hysterektomie<br />

in dieser Gesamtheit sollte zu einer kritischen<br />

Überprüfung der Indikation auch im Hinblick auf<br />

das interne <strong>Qualität</strong>smanagement führen.<br />

Im Jahr 2003 wurden 2.482 Hysterektomien bei<br />

Frauen unter 35 Jahren mit benigner Grunderkrankung<br />

in 775 Krankenhäusern dokumentiert (Vergleich<br />

2002: 2.322 Fälle). Diese Größenordnung<br />

kann nach Ansicht der Fachgruppe nicht durch die<br />

genannten seltenen Indikationen erklärt werden.<br />

Auch die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

ist mit 0 bis 27 Fällen als hoch anzusehen. Bei<br />

der Berechnung des Indikators wurden Patientinnen<br />

mit Hysterektomie ohne histologischen Befund<br />

den benignen Fällen zugeordnet. In diesen Fällen<br />

muss geklärt werden, warum hier keine Histologie<br />

angefertigt oder dokumentiert wurde.<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Indikation bei Hysterektomie<br />

77


78<br />

Ergebnisse<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie<br />

Anteil von Patientinnen mit medikamentöser Thromboseprophylaxe an allen<br />

Patientinnen mit Hysterektomie und gültiger Altersangabe ≥ 40 Jahre<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Thromboseprophylaxe<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

98,04 %<br />

97,95 - 98,13 %<br />

88.501<br />

100 %<br />

0,0 - 100,0%<br />

886 von 1027<br />

= 100 %<br />

400 von 886<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.027 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

104 Krankenhäuser<br />

37 Krankenhäuser<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst viele Patientinnen mit medikamentöser<br />

Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Thrombosen und Lungenembolien sind mit einer<br />

hohen Morbidität und Letalität behaftet. In entwickelten<br />

Ländern gehören Lungenembolien zu<br />

den häufigsten Todesursachen im Krankenhaus.<br />

Die Behandlung von Folgekrankheiten wie zum<br />

Beispiel die chronisch-venöse Insuffizienz verschlingt<br />

enorme Kosten. Effektive prophylaktische<br />

Maßnahmen sind bekannt: eine niedrig dosierte<br />

Heparinprophylaxe reduziert die Thrombose-Inzidenz<br />

signifikant um 67 %. Auch Lungenembolien treten<br />

signifikant seltener auf. Trotz dieser Erkenntnisse<br />

ist eine hohe regionale Variabilität für die Heparinprophylaxe<br />

nachgewiesen worden (Nicolaides 2001).<br />

Speziell nach gynäkologischen Operationen wird<br />

in Abwesenheit prophylaktischer Maßnahmen bei<br />

gutartiger Grunderkrankung von einer Thrombosehäufigkeit<br />

von 14% (95%-Vertrauensbereich 11 bis<br />

17%), bei bösartiger Grunderkrankung von 22%<br />

(95%- Vertrauensbereich 17 bis 26%) ausgegangen<br />

(Nicolaides 2001). Clark-Pearson et al. (1990)<br />

konnten in einer randomisierten kontrollierten<br />

Studie nachweisen, dass eine Heparinprophylaxe<br />

bei gynäkologisch-onkologischen Patientinnen die<br />

Inzidenz von Thromboembolien von 18% auf 9 %<br />

bzw. 6% je nach Dosierungsschema signifikant<br />

reduziert. Auch Nicolaides (2001) empfiehlt eine<br />

Heparinprophylaxe bei Hysterektomien an Patientinnen<br />

ab 40 Jahren und bei allen Patientinnen mit<br />

Karzinomchirurgie unabhängig vom Alter. Für Hysterektomien<br />

bei Frauen unter 40 Jahren ohne<br />

zusätzliche Risikofaktoren wird das Thromboserisiko<br />

als gering eingestuft. Der Nutzen einer Thromboseprophylaxe<br />

in dieser Patientinnengruppe<br />

bleibt unklar. In dieser Altersklasse muss eine<br />

Abwägung anhand des individuellen Risikoprofils<br />

erfolgen.<br />

Da die Konsensus-Empfehlungen (Nicolaides 2001)<br />

auf der Basis von randomisierten kontrollierten<br />

Studien entwickelt wurden, wird für diesen Indikator<br />

ein Evidenzgrad Ib (AHCPR) erreicht.<br />

Anhand dieses Indikators wird die <strong>Qualität</strong> des<br />

Prozesses gemessen, weil die Erfassung der Ergebnisse<br />

anhand der Raten von Thrombosen und


Embolien methodisch erhebliche Probleme aufweist.<br />

Thrombosen und Embolien treten häufig<br />

erst nach der stationären Entlassung auf, eine<br />

gezielte Erfassung wie in prospektiven Studien<br />

wird in der stationären Routineversorgung in der<br />

Regel nicht durchgeführt.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit Hysterektomie<br />

und einer gültigen Altersangabe ≥ 40 Jahre<br />

Zähler: Patientinnen mit medikamentöser Thromboseprophylaxe<br />

Erläuterung der Rechenregel: Hysterektomien sind<br />

definiert über die OPS-Kodes (Version 2.1) 5-682*,<br />

5-683*, 5-684*, 5-685*, 5-686*. Die Angabe<br />

zusätzlicher OPS-Kodes ist erlaubt.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: = 100 %<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Bei Frauen ab<br />

40 Jahren wird in Konsensus-Empfehlungen<br />

(Nicolaides 2001) eine Thromboseprophylaxe empfohlen.<br />

Da es verschiedene Substanzen zur medikamentösen<br />

Thromboseprophylaxe gibt, kann bei<br />

Kontraindikationen (z.B. Allergie) auf ein Alternativpräparat<br />

zurückgegriffen werden. Deshalb wird der<br />

Referenzbereich bei 100 % angesetzt.<br />

Bewertung<br />

Die Thromboseprophylaxe ist eine effektive Methode<br />

zur Verringerung der postoperativen Morbidität und<br />

Letalität durch Thrombose oder Lungenembolie.<br />

Deshalb wird sie bei allen Operationen mit einem<br />

höheren thromboembolischen Risiko, so auch bei<br />

Hysterektomien an Frauen ab 40 Jahren, empfohlen.<br />

Die durchschnittliche Prophylaxerate in Deutschland<br />

bei dieser Gesamtheit deutet mit 98,04% auf ein<br />

sehr hohes Versorgungsniveau hin.<br />

Für die 400 von 886 Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Hysterektomien bei Frauen ab 40 Jahren<br />

und einer Thromboseprophylaxerate unterhalb des<br />

Referenzwertes von 100% wird eine Ursachenanalyse<br />

empfohlen. Dies gilt ganz besonders für ein Krankenhaus<br />

mit einer Rate von 0%.<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Thromboseprophylaxe bei Hysterektomie<br />

79


80<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Ausblick<br />

Seit dem Verfahrensjahr 2004 erfasst die externe<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in Bezug auf die Adnexe nicht<br />

nur die operative Entfernung, sondern auch organerhaltende<br />

Eingriffe. Dadurch werden validere Aussagen<br />

zur Indikationsstellung möglich, als dies<br />

bisher der Fall war. Zur Erläuterung seien folgende<br />

Beispiele genannt: Im <strong>Qualität</strong>sindikator „Indikation<br />

bei Ovareingriffen“ werden organerhaltende<br />

Entfernungen von Funktionszysten bislang nicht<br />

erfasst. Diese Lücke konnte zu erheblichen Verzerrungen<br />

der Ergebnisse führen und ist seit 2004<br />

geschlossen. Ein anderer Indikator „Organerhaltung<br />

bei Ovareingriffen“ wird aus demselben Grund für<br />

das Jahr 2004 zum ersten Mal ausgewertet werden<br />

können.<br />

Erstmalig dokumentationspflichtig ist seit 2004<br />

auch die Konisation der Cervix uteri. Die Tatsache,<br />

dass die Konisation in den Katalog ambulant<br />

durchführbarer Operationen und stationsersetzender<br />

Eingriffe des Vertrages nach § 115 b Abs. 1<br />

SGB V aufgenommen wurde, erfordert eine sektorübergreifende<br />

<strong>Qualität</strong>sbewertung und damit eine<br />

verbesserte Auswertung und Bewertung der Versorgungsqualität<br />

bei gynäkologischen Operationen.


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Gynäkologische Operationen<br />

83


84<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Herzschrittmacher<br />

Prof. Dr. Dieter W. Behrenbeck<br />

Solingen<br />

PD Dr. Steffen Behrens<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Emmeran Gams<br />

Düsseldorf<br />

Dr. Stephan Knoblich<br />

Hagen<br />

Dr. Andreas Koch<br />

Cottbus<br />

Prof. Dr. Andreas Markewitz<br />

Koblenz<br />

Thomas Moser<br />

Ludwigshafen<br />

Janet Peters-Alt<br />

Rüsselsheim<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

Andrea Schlitte<br />

Essen<br />

Horst Schmidt<br />

Oberursel<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Gerd Fröhlig<br />

Homburg<br />

PD Dr. Bernd Lemke<br />

Lüdenscheid<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 8<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Zusammenfassung<br />

Die Überlebensrate für Herzschrittmacherpatienten<br />

ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen.<br />

Mit steigender Lebenserwartung der Schrittmacherträger<br />

steigt auch die Anforderung an die Laufzeit<br />

(Funktionszeit) des Schrittmacheraggregats, da die<br />

Zahl der Wechseloperationen klein gehalten werden<br />

soll. Die Laufzeit eines Schrittmacheraggregats ist<br />

abhängig von der nutzbaren Batteriekapazität und<br />

von seinem Energieverbrauch. Ausreichende, aber<br />

nicht in jedem Einzelfall zufrieden stellende Laufzeiten<br />

sind 5 bis 6 Jahre für ein Zweikammersystem<br />

und 7 bis 8 Jahre für ein Einkammersysterm.<br />

Gelegentlich können bestimmte Kennwerte des<br />

Schrittmachers aber auch eine vorzeitige Batterieerschöpfung<br />

ankündigen. Fabrikationsfehler von<br />

Komponenten des Schrittmacheraggregats (z.B.<br />

der Batterie) oder Mängel der Implantationstechnik<br />

(z.B. ein Isolationsdefekt oder die Akzeptanz einer<br />

Sondenlage mit hohen Reizschwellen) können zu<br />

einer solchen vorzeitigen Batterieerschöpfung führen.<br />

Von der Fachgruppe Herzschrittmacher wurden acht<br />

<strong>Qualität</strong>sziele definiert, von denen zwei für die Berichterstattung<br />

im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport ausgewählt<br />

wurden. Die ausgewählten <strong>Qualität</strong>sindikatoren betrachten<br />

die Indikationsstellung und die Laufzeit der<br />

Aggregate.<br />

Das Gesamtergebnis des <strong>Qualität</strong>sindikators zur<br />

Indikationsstellung zeigt, dass bei 2,95 % (337 von<br />

11.418) der Patienten mit normaler Reizschwelle<br />

(≤2 V) ein Schrittmacher-Aggregatwechsel mit der<br />

Indikation „Vorzeitige Batterieerschöpfung vor Ablauf<br />

der Garantiezeit“ erfolgte. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

betrug 0,0 bis 23,7%.<br />

Dieses Ergebnis lag höher als im internationalen<br />

Vergleich erwartet.<br />

Bei normaler Reizschwelle ist ein vorzeitiger Aggregatwechsel<br />

nur dann indiziert, wenn Isolationsdefekte<br />

der Sonden vorkommen oder bei der Programmierung<br />

der Stimulationsparameter unverhältnismäßige<br />

Sicherheitsmargen eingestellt werden.<br />

Eine vorzeitige Operation führt zu einer zusätzlichen<br />

Belastung der Patienten und zu höheren Kosten.<br />

Die Fachgruppe Herzschrittmacher hat hier deshalb<br />

einen Sentinel-Event-Indikator festgelegt, d.h. sie<br />

empfiehlt den Strukturierten Dialog bei jedem der<br />

337 gemeldeten Fälle mit vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />

bei normaler Reizschwelle.<br />

Bei 84,61% der Einkammersysteme wurde eine<br />

Laufzeit von über 6 Jahren erreicht (Spannweite<br />

der Krankenhausergebnisse 45,5 bis 100,0%). Bei<br />

den Zweikammersystemen lag dieser Wert nur bei<br />

69,42% (Spannweite 36,6% bis 90,0%). Bei den<br />

Einkammersystemen lagen 2 von 26 Krankenhäusern<br />

und bei den Zweikammersystemen 4 von 46<br />

Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen außerhalb<br />

des Referenzbereichs (10%-Perzentile).<br />

Da die genannten Parameter beeinflussbar sind, wird<br />

gefordert, dass in allen Handlungsebenen – bei den<br />

behandelnden Ärzten durch optimierte Programmierung<br />

und bei der Herzschrittmacherindustrie<br />

durch Produktoptimierung – eine Verlängerung der<br />

Laufzeit angestrebt wird. Mit den außerhalb des<br />

Referenzbereichs liegenden Krankenhäusern soll im<br />

Strukturierten Dialog über Verbesserungsmöglichkeiten<br />

diskutiert werden.


Einleitung<br />

Die Behandlung von Herzschrittmacherpatienten<br />

beinhaltet regelmäßige Nachkontrollen des Schrittmachers.<br />

Dabei wird u.a. überprüft, ob ein Austausch<br />

des Schrittmacheraggregats erfolgen muss.<br />

In der Regel ist dies nach 7 bis 8 Jahren durch die<br />

reguläre Batterieerschöpfung der Fall. Gelegentlich<br />

können bestimmte Kennwerte des Schrittmachers<br />

aber auch eine vorzeitige Batterieerschöpfung ankündigen.<br />

Der alleinige Austausch des Schrittmacheraggregats<br />

in seiner „Tasche“ über der Brust stellt einen chirurgisch<br />

einfachen Eingriff dar. Dieser Eingriff wird<br />

daher in einem eigenen kürzer gefassten Datensatz<br />

dokumentiert. Findet ein Schrittmacheraggregatwechsel<br />

zusammen mit anderen Eingriffen, z.B. an<br />

den Sonden statt, so ist dafür der Datensatz „Herzschrittmacherrevision/-explantation“<br />

vorgesehen.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Möglichst selten Schrittmacher-Aggregatwechsel<br />

wegen vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />

Möglichst lange Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />

Möglichst kurze Eingriffsdauer, um das<br />

Infektionsrisiko zu mindern<br />

Möglichst wenig perioperative Komplikationen<br />

Immer Bestimmung der Reizschwellen<br />

Immer Bestimmung der Amplituden<br />

Immer möglichst niedrige Reizschwellen<br />

Immer möglichst hohe intrakardiale Signalamplituden<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

12.484 Datensätze aus 792 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Herzschrittmacher-<br />

Aggregatwechsel konnten im Jahr 2003 in zwei<br />

unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es noch<br />

möglich, aufgrund einer Übergangsregelung Daten<br />

im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden.<br />

Es liegen in diesem Format 2.151 Datensätze aus<br />

393 Krankenhäusern vor.<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

Anzahl Anteil<br />

12.481<br />

55<br />

157<br />

561<br />

6.341<br />

5.367<br />

6.299<br />

6.185<br />

0,44%<br />

1,26%<br />

4,50%<br />

50,80%<br />

43,00%<br />

50,46%<br />

49,54%<br />

85


86<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

5.0.1<br />

2.151<br />

393<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

211%<br />

202%<br />

184%<br />

170%<br />

167%<br />

160%<br />

150%<br />

141%<br />

135%<br />

120%<br />

119%<br />

115%<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

Bundesländer Gesamt<br />

6.0<br />

10.333<br />

769<br />

Gesamt<br />

12.484<br />

792<br />

Erwartet<br />

9.232<br />

786<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

135%<br />

101%<br />

2002<br />

87%<br />

73%<br />

135%<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 10.333 Datensätze<br />

aus 769 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />

wurden die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das<br />

Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />

Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />

wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für<br />

2002 (Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt.<br />

Eine Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />

„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />

der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />

Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />

100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

über alle Bundesländer hat sich gegenüber<br />

dem Vorjahr stark verbessert und lag insgesamt<br />

bei 135 %. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />

im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als sehr gut einzuschätzen.<br />

Die Beteiligung der Krankenhäuser ist ebenfalls<br />

sehr gut. Sie lag bei 101%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist, bezogen auf das<br />

Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen,<br />

eine hohe Spannweite von 93 bis 211 % auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst selten Schrittmacher-Aggregatwechsel<br />

wegen vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Behandlung von Herzschrittmacherpatienten<br />

beinhaltet regelmäßige Nachkontrollen des Schrittmachers.<br />

Dabei werden routinemäßig auch die<br />

Austauschkriterien überprüft. Diese Kriterien können<br />

z.B. die Stimulationsfrequenz unter Magnetauflage,<br />

das Stimulationsintervall, die Impulsdauer, die<br />

Batteriespannung oder der Batterieinnenwiderstand<br />

sein. Der für einen Schrittmacher spezifisch empfohlene<br />

Austauschindikator wird ERI (Elective<br />

Replacement Indicator) genannt. Erreicht der ERI<br />

einen Schwellenwert, muss ein elektiver Wechsel<br />

eingeleitet werden (Fischer & Ritter 1997). Ein<br />

anderer, dem ERI vorgeschalteter Batterieerschöpfungsindikator,<br />

ist der IFI (Intensified Followup-Indicator),<br />

der dazu führen sollte, die Kontrolluntersuchungsabstände<br />

zu verkürzen. Eine langfristige<br />

Vorhersage des genauen Zeitpunkts der kompletten<br />

Batterieerschöpfung, auch EOL (End of Life)<br />

genannt, ist meist nicht möglich (Kindermann et al.<br />

2001a).<br />

Fabrikationsfehler von Komponenten des Schrittmacheraggregats<br />

(z.B. der Batterie) oder Mängel<br />

der Implantationstechnik (z.B. ein Isolationsdefekt<br />

oder die Akzeptanz einer Sondenlage mit hohen<br />

Reizschwellen) können zu einer vorzeitigen Batterieerschöpfung<br />

führen, die deutlich vor dem regulären<br />

EOL eines Schrittmachers liegt. Hohe Reizschwellen<br />

lassen eine frühe Batterieerschöpfung erwarten.<br />

Sicheres Kennzeichen für ein EOL ist ein deutlicher<br />

Abfall der Batteriespannung bzw. ein Anstieg des<br />

Batterieinnenwiderstandes.<br />

In der kumulierten Betrachtung der Jahre 1982 bis<br />

2003 des Dänischen Herzschrittmacherregisters<br />

kamen auf insgesamt 6.595 Aggregatwechsel 167<br />

Wechsel (2,5 %) wegen vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />

(Møller & Arnsbo 2003).<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Schrittmacher-Aggregatwechsel wegen<br />

vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit Indikation „Vorzeitige Batterieerschöpfung vor Ablauf der<br />

Garantiezeit“ zum Schrittmacher-Aggregatwechsel an allen Patienten mit normaler<br />

Reizschwelle<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Indikation „Vorzeitige Batterieerschöpfung vor Ablauf der Garantiezeit“<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

337 / 11.418 = 2,95%<br />

2,6 – 3,3%<br />

11.418<br />

0,0%<br />

0,0 - 23,7%<br />

178 von 792<br />

Sentinel Event<br />

84 von 178<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 792 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

607 Krankenhäuser<br />

7 Krankenhäuser<br />

87


88<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Schrittmacher-Aggregatwechsel wegen<br />

vorzeitiger Batterieerschöpfung<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Reizschwellen<br />

≤ 2V oder mit nicht gemessener Reizschwelle bei<br />

gültiger Angabe eines implantierten Ein- oder<br />

Zweikammersystems<br />

Zähler: Patienten mit Indikation „Vorzeitige<br />

Batterieerschöpfung vor Ablauf der Garantiezeit“<br />

zum Schrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Referenzbereich<br />

Erläuterung des Referenzbereichs: Außerhalb einer<br />

Rückrufaktion ist ein häufiger Grund für einen vorzeitigen<br />

Aggregatwechsel der Anstieg der Reizschwelle.<br />

Bei normaler Reizschwelle ist ein vorzeitiger<br />

Aggregatwechsel nur dann indiziert, wenn<br />

Isolationsdefekte der Sonden vorkommen oder<br />

bei der Programmierung der Stimulationsparameter<br />

unverhältnismäßige Sicherheitsmargen eingestellt<br />

werden. Die Fachgruppe Herzschrittmacher empfiehlt<br />

den Strukturierten Dialog bei jedem gemeldeten<br />

Fall mit vorzeitiger Batterieerschöpfung bei normaler<br />

Reizschwelle.<br />

Bewertung<br />

Das Gesamtergebnis zeigt, dass 2,95% Patienten<br />

mit der Indikation „Vorzeitige Batterieerschöpfung<br />

vor Ablauf der Garantiezeit“ zum Schrittmacher-<br />

Aggregatwechsel Patienten mit einer normalen Reizschwelle<br />

≤ 2V waren. Dieses Ergebnis lag höher als<br />

im internationalen Vergleich erwartet (Møller und<br />

Arnsbo 2003). Dies führt zu einer zusätzlichen Belastung<br />

der Patienten und zu höheren Kosten. Da<br />

es sich ursächlich um Hardwareprobleme oder fehlerhafte<br />

Programmierungen handeln kann, ist die<br />

Überprüfung jedes Einzelfalls (Sentinel Event) im<br />

Strukturierten Dialog gerechtfertigt. Zur Ursachenabklärung<br />

wird der LQS folgender Fragenkatalog<br />

vorgeschlagen:<br />

1. Welche Hersteller und Schrittmacher- bzw.<br />

Sondentypen wurden wegen vorzeitiger<br />

Batterieerschöpfung auffällig?<br />

2. Handelte es sich um prophylaktische Wechsel<br />

wegen Rückrufs (Recall) des Schrittmachers oder<br />

der Sonde(n)?<br />

3. Lag ein Aggregat- oder Sondendefekt vor?<br />

4. Wie hoch war die Reizschwelle des explantierten<br />

Systems?<br />

5. Welche Stimulationsparameter des explantierten<br />

Systems wurden verwendet?<br />

Die Fachgruppe betont die Bedeutung eines Feedbacks<br />

der Ergebnisse des Strukturierten Dialogs<br />

auf die Bundesebene, da v.a. auf dieser Ebene<br />

eine zusammenfassende Bewertung möglicher<br />

Produkt- oder Versorgungsprobleme möglich ist.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst lange Laufzeit des Schrittmacher-<br />

Aggregats<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Überlebensrate für Herzschrittmacherpatienten<br />

ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen.<br />

Brunner et al. (2004) berichten über ein dreißigjähriges<br />

Follow-up (1971 bis 2000) bei Schrittmacherpatienten<br />

(n = 6.505). Die 5-Jahres-Überlebensrate<br />

lag bei 65,6% und die 20-Jahres-Überlebensrate<br />

bei 21,4%. Mit steigender Lebenserwartung<br />

der Schrittmacherträger steigt auch die<br />

Anforderung an die Laufzeit des Schrittmacheraggregats,<br />

da die Zahl der Wechseloperationen<br />

klein gehalten werden sollte.<br />

Die Laufzeit (Funktionszeit) eines Schrittmacheraggregats<br />

ist abhängig von der nutzbaren Batteriekapazität<br />

und von seinem Energieverbrauch. Die<br />

Batteriekapazität ist proportional zu ihrer Größe.<br />

Üblicherweise kommen heutzutage Lithiumiodid-<br />

Batterien zum Einsatz. Der Energieverbrauch wird<br />

durch zahlreiche Faktoren bestimmt, z.B.:<br />

• die Höhe der programmierten Amplitude,<br />

• die Stimulationsfrequenz,<br />

• den Stimulationsmodus (z.B. DDD oder VVI),<br />

• den Widerstand der Sonden (Berger et al. 2003),<br />

• durch zusätzlich programmierte Funktionen wie<br />

z.B. die Frequenzadaptation,<br />

• aber auch den Eigenstromverbrauch des<br />

Aggregats.<br />

Fischer und Ritter (1997) errechnen z.B. für eine<br />

Batteriekapazität von 1,1 Ah und eine Amplitude<br />

von 5 V im DDD-Modus eine Laufzeit von 4,1 Jahren<br />

und im VVI-Modus von 6,2 Jahren. Ausreichende,<br />

aber nicht in jedem Einzelfall zufrieden stellende<br />

Laufzeiten sind 5 bis 6 Jahre für ein Zweikammersystem<br />

und 7 bis 8 Jahre für ein Einkammersystem.<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />

Kindermann et al. (2001b) berichten, dass bei 382<br />

Patienten mit Zweikammersystem die Zeit bis zur<br />

Batterieerschöpfung im Median 8,19 Jahre betrug.<br />

Bei den meisten Patienten (55%) wurde die maximale<br />

Batterielebenszeit, also das reguläre End of<br />

Life (EOL), erreicht, bei 8,6% musste vorzeitig<br />

gewechselt werden, 27% verstarben vor Erreichen<br />

der EOL.<br />

Das dänische Herzschrittmacherregister errechnet<br />

basierend auf den kumulierten Daten von 41.610<br />

Implantationen und 2.732 Wechseln der Jahre 1982<br />

bis 2003 die so genannte Performance der Schrittmacheraggregate<br />

in Dänemark: Nach 10 Jahren<br />

waren noch ca. 74,5 % und nach 15 Jahren noch<br />

ca. 57,9% der Schrittmacheraggregate funktionsfähig<br />

(Møller und Arnsbo 2003).<br />

Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit bekanntem Implantationsdatum und gültiger<br />

Angabe zum explantierten Schrittmacher-System<br />

Gruppe 1: Einkammersysteme (AAI, VVI)<br />

Gruppe 2: Zweikammersysteme (VDD, DDD)<br />

Referenzbereich: Gruppe 1: ≥ 70,0% (10%-Perzentile)<br />

Gruppe 2: ≥ 51,3% (10%-Perzentile)<br />

Laufzeit des SM-Aggregats<br />

Unter 4 Jahre<br />

4 bis 6 Jahre<br />

7 bis 8 Jahre<br />

9 bis 12 Jahre<br />

Über 12 Jahre<br />

Summe<br />

Über 6 Jahre<br />

Vertrauensbereich<br />

Referenzbereich<br />

Gruppe 1<br />

108/3.658<br />

2,95 %<br />

455/3.658<br />

12,44%<br />

1.032/3.658<br />

28,21%<br />

1.420/3.658<br />

38,82 %<br />

643/3.658<br />

17,58 %<br />

3.095/3.658<br />

84,61%<br />

83,40% - 85,76 %<br />

≥ 70,0 %<br />

Gruppe 2<br />

146 / 4.604<br />

3,17 %<br />

1.262/4.604<br />

27,41%<br />

1.891 /4.604<br />

41,07%<br />

1.164 /4.604<br />

25,28%<br />

141/4.604<br />

3,06 %<br />

3.196/4.604<br />

69,42%<br />

68,06% - 70,75%<br />

≥ 51,3%<br />

89


90<br />

Ergebnisse<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />

Anteil von Patienten mit Einkammersystemen mit Laufzeit über 6 Jahre<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats > 6 Jahre<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

84,61 %<br />

83,40 - 85,76 %<br />

3.658<br />

85,4%<br />

45,5 - 100,0%<br />

26 von 792<br />

≥ 70,0% (10%-Perzentile)<br />

2 von 26<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 792 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

586 Krankenhäuser<br />

180 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit bekanntem<br />

Implantationsdatum und gültiger Angabe „AAI“<br />

oder „VVI“ zum explantierten Schrittmacher-System<br />

Zähler: Patienten mit einer Laufzeit des<br />

Schrittmacher-Aggregats > 6 Jahre<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 70,0% (10%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Für die Laufzeit<br />

der Schrittmachersysteme, die im eigenen Haus<br />

implantiert wurden, kann eine Institution nur in eingeschränktem<br />

Maße verantwortlich gemacht werden,<br />

da vor allem produktbedingte Faktoren eine Rolle<br />

spielen. Die Fachgruppe Herzschrittmacher hat deshalb<br />

entschieden, die 10% der Krankenhäuser mit<br />

dem niedrigsten Anteil an Schrittmachersystemen<br />

mit Laufzeit > 6 Jahre als auffällig zu definieren und<br />

in den Strukturierten Dialog einzubeziehen.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit bekanntem<br />

Implantationsdatum und gültiger Angabe „VDD“<br />

oder „DDD“ zum explantierten Schrittmacher-<br />

System<br />

Zähler: Patienten mit einer Laufzeit des<br />

Schrittmacher-Aggregats > 6 Jahre<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 51,3% (10%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Für die Laufzeit<br />

der Schrittmachersysteme, die im eigenen Haus<br />

implantiert wurden, kann eine Institution nur in eingeschränktem<br />

Maße verantwortlich gemacht werden,<br />

da vor allem produktbedingte Faktoren eine Rolle<br />

spielen. Die Fachgruppe Herzschrittmacher hat deshalb<br />

entschieden, die 10% der Krankenhäuser mit<br />

dem niedrigsten Anteil an Schrittmachersystemen<br />

mit Laufzeit > 6 Jahre als auffällig zu definieren und<br />

in den Strukturierten Dialog einzubeziehen.<br />

Bewertung<br />

Bei 84,61% der Einkammersysteme wurde eine<br />

Laufzeit von über 6 Jahren erreicht. Bei den Zweikammersystemen<br />

liegt dieser Wert nur bei 69,42%.<br />

Die Fachgruppe hat hier die 10%-Perzentile als<br />

Referenzbereich festgelegt. Bei den Einkammersystemen<br />

lagen 2 von 26 Krankenhäusern und bei<br />

den Zweikammersystemen 4 von 46 Krankenhäusern<br />

mit mindestens 20 Fällen außerhalb des<br />

Referenzbereichs.<br />

Verschiedene Variablen, wie z.B. ein höherer<br />

Inhibitionsstrom, eine höhere kumulative Stimulationsrate<br />

oder eine energetisch ungünstige Programmierung,<br />

können die Laufzeit verkürzen.<br />

Da die genannten Parameter beeinflussbar sind, wird<br />

gefordert, dass in allen Handlungsebenen, d.h. auf<br />

Ebene der behandelnden Ärzte (optimierte Programmierung)<br />

und der Herzschrittmacherindustrie<br />

(Produktoptimierung) eine Verlängerung der Laufzeit<br />

angestrebt wird. Mit den außerhalb des Referenzbereichs<br />

liegenden Krankenhäusern sollte im Strukturierten<br />

Dialog über Verbesserungsmöglichkeiten<br />

diskutiert werden.<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit Zweikammersystemen mit Laufzeit über 6 Jahre<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Laufzeit des Schrittmacher-Aggregats > 6 Jahre<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

69,42 %<br />

68,06 - 70,75%<br />

4.604<br />

66,7%<br />

36,6 - 90,0%<br />

46 von 792<br />

≥ 51,3% (10%-Perzentile)<br />

4 von 46<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 792 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

550 Krankenhäuser<br />

196 Krankenhäuser<br />

91


92<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Ausblick<br />

Seit dem Jahr 2002 ist der Datensatz stabil, auch<br />

für 2005 sind keine Änderungen vorgesehen.<br />

Orientiert an der Ende 2004 erscheinenden aktuellen<br />

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie,<br />

Herz- und Kreislaufforschung wird eine Überarbeitung<br />

von Auswertungskonzept und Datensatz<br />

(für den Betrieb ab 2006) erforderlich werden. Bei<br />

dieser Gelegenheit sollen auch die zahlreichen Anregungen<br />

und Verbesserungsvorschläge der Anwender<br />

zur Optimierung und Verkürzung des Datensatzes<br />

aufgenommen werden.


Literatur<br />

Berger T, Roithinger FX, Antretter H, Hangler H,<br />

Pachinger O, Hintringer F.<br />

The influence of high versus normal impedance<br />

ventricular leads on pacemaker generator longevity.<br />

Pacing Clin Electrophysiol 2003; 26 (11): 2116-2120.<br />

Brunner M, Olschewski M, Geibel A, Bode C,<br />

Zehender M.<br />

Long-term survival after pacemaker implantation:<br />

Prognostic importance of gender and baseline<br />

patient characteristics.<br />

Eur Heart J 2004; 25: 88-95.<br />

Fischer W, Ritter P.<br />

Praxis der Herzschrittmachertherapie.<br />

Heidelberg: Springer-Verlag; 1997.<br />

Kindermann M, Berg M, Pistorius K, Schwerdt H,<br />

Fröhlig G.<br />

Do Battery Depletion Indicators Reliably Predict<br />

the Need for Pulse Generator Replacement?<br />

Pace 2001a; 24: 945-949.<br />

Kindermann M, Schwaab B, Berg M, Fröhlig G.<br />

Longevity of Dual Chamber Pacemakers: Device<br />

and Patient Related Determinants.<br />

Pace 2001b; 24: 810-815.<br />

Møller M, Arnsbo P.<br />

Danish Pacemaker Register - Annual Report 2003,<br />

www.pacemaker.dk/stat2003.pdf<br />

(Recherchedatum:14.06.2004)<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

93


94<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Herzschrittmacher<br />

Prof. Dr. Dieter W. Behrenbeck<br />

Solingen<br />

PD Dr. Steffen Behrens<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Emmeran Gams<br />

Düsseldorf<br />

Dr. Stephan Knoblich<br />

Hagen<br />

Dr. Andreas Koch<br />

Cottbus<br />

Prof. Dr. Andreas Markewitz<br />

Koblenz<br />

Thomas Moser<br />

Ludwigshafen<br />

Janet Peters-Alt<br />

Rüsselsheim<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

Andrea Schlitte<br />

Essen<br />

Horst Schmidt<br />

Oberursel<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Gerd Fröhlig<br />

Homburg<br />

PD Dr. Bernd Lemke<br />

Lüdenscheid<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 9<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Zusammenfassung<br />

Seit Einführung des ersten voll implantierbaren<br />

Herzschrittmachers durch Elmquist und Senning im<br />

Jahre 1958 ist die Herzschrittmachertechnik kontinuierlich<br />

weiterentwickelt worden. Heutzutage<br />

stellen Herzschrittmacher für eine Reihe von Herzrhythmusstörungen<br />

eine sichere und relativ einfach<br />

durchzuführende Behandlungsmöglichkeit dar.<br />

Von der Fachgruppe Herzschrittmacher wurden<br />

19 <strong>Qualität</strong>sziele definiert, von denen vier aus den<br />

Bereichen Indikationsstellung, Systemauswahl sowie<br />

Ergebnisqualität für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<br />

<strong>Qualität</strong>sreport ausgewählt wurden.<br />

Das <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren Herzschrittmacher<br />

hält sich bei der Beurteilung der Indikationsstellung<br />

und der Systemauswahl eng an die gültigen Leitlinien<br />

der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie,<br />

Herz- und Kreislaufforschung. Für die wichtigsten<br />

Herzrhythmusstörungen wurde im Detail überprüft,<br />

ob sich aus den Daten eine Indikation zur Schrittmacherversorgung<br />

ableiten lässt und ob das jeweils<br />

empfohlene Schrittmachersystem gewählt wurde.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass in 95,90%<br />

der Schrittmacherimplantationen die Empfehlungen<br />

der Leitlinie zur Indikationsstellung eingehalten<br />

wurden. Dies ist auch im internationalen Vergleich<br />

ein hervorragendes Ergebnis.<br />

58 von 693 Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Fällen lagen außerhalb des von der Fachgruppe<br />

angesetzten Referenzbereichs von ≥ 90%. Für diese<br />

Krankenhäuser wird der Strukturierte Dialog auf<br />

der Landesebene eingeleitet.<br />

Zu den wichtigsten postoperativen Komplikationen<br />

zählen die Sondendislokationen oder -fehllagen,<br />

die einen erneuten Eingriff notwendig <strong>machen</strong> können.<br />

Da die Sondendislokation eine Komplikation<br />

ist, die in engem Zusammenhang mit dem operativen<br />

Eingriff steht, ist die Dislokationsrate als<br />

Ergebnisindikator gut geeignet. Orientiert an den<br />

Standards des dänischen Herzschrittmacherregisters<br />

sollte sie für Vorhof- und Kammersonden je unter<br />

3% liegen.<br />

Insgesamt wurden bei 2,20% der Patienten Sondendislokationen<br />

dokumentiert. Bezogen auf Patienten<br />

mit implantierten Vorhofsonden betrug die Rate<br />

1,82%, bezogen auf Patienten mit implantierten<br />

Ventrikelsonden 1,21%. Für Vorhofsondendislokationen<br />

lag die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

mit mindestens 20 Fällen bei 0,0 bis 19,4%.<br />

Bei den Ventrikelsondendislokationen betrug die<br />

Spannweite 0,0 bis 19,0%.<br />

131 von 492 Krankenhäusern liegen mit ihren<br />

Ergebnissen für Vorhofsonden, 125 von 700 Krankenhäusern<br />

für Ventrikelsonden außerhalb des Referenzbereiches.<br />

Mit diesen Krankenhäusern soll im<br />

Strukturierten Dialog nach Ursachen gesucht und<br />

Handlungsbedarf identifiziert werden.<br />

Die Fachgruppe ist der Auffassung, dass auch mit<br />

den Krankenhäusern mit weniger als 20 dokumentierten<br />

Fällen, deren Ergebnis bei diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

außerhalb des Referenzbereichs lag, ein<br />

Strukturierter Dialog geführt werden soll.


Einleitung<br />

Seit Einführung des ersten voll implantierbaren<br />

Herzschrittmachers durch Elmquist und Senning im<br />

Jahre 1958 ist die Herzschrittmachertechnik kontinuierlich<br />

weiterentwickelt worden. Heutzutage stellen<br />

Herzschrittmacher für eine Reihe von bradykarden<br />

Rhythmusstörungen, wie z.B. das Sick-Sinus-<br />

Syndrom (SSS) oder den höhergradigen atrioventrikularen<br />

Block, eine sichere und relativ einfach<br />

durchzuführende Therapieoption dar (Gregoratos<br />

1999). In der Regel besteht die Indikation dann,<br />

wenn die Bradykardie zu Symptomen wie z.B.<br />

Bewusstlosigkeit (Synkope) führt. Die Funktion<br />

des Herzschrittmachers ist es, den herzeigenen<br />

Rhythmus wahrzunehmen und bei Unterschreiten<br />

einer bestimmten Herzfrequenz das Herz zu<br />

stimulieren.<br />

In mehreren großen Studien ist untersucht worden,<br />

wie sich der Einsatz von Schrittmachern auf die<br />

Sterblichkeit der Patienten, auf die Komplikationsraten<br />

wie z.B. Schlaganfall oder auf die Lebensqualität<br />

der betroffenen Patienten auswirkt. Je nach<br />

Krankheitsbild und Begleiterkrankungen ist der<br />

Benefit durch antibradykarde Schrittmacher unterschiedlich<br />

einzustufen (Lemke et al. 2003).<br />

Ein neues Indikationsgebiet stellt die fortgeschrittene<br />

Herzinsuffizienz dar, bei der das physiologische<br />

Zusammenspiel der Herzkammern verloren<br />

gehen kann. Ein kardiales Resynchronisations-<br />

(CRT-)System kann hier dafür sorgen, dass durch<br />

Stimulation in den beiden Herzkammern und im<br />

rechten Vorhof die Herzarbeit wieder besser koordiniert<br />

wird.<br />

Es ist davon auszugehen, dass in Deutschland<br />

jährlich über 50.000 Herzschrittmacher neuimplantiert<br />

werden (www.pacemaker-register.de). Einen<br />

Überblick über die Implantationszahlen in Deutschland<br />

geben die Jahresberichte des Deutschen<br />

Herzschrittmacherregisters, das von 1981 bis<br />

1999 von Prof. Irnich in Gießen geführt wurde und<br />

seit 2000 im Aufgabenbereich der <strong>BQS</strong> liegt. Bis<br />

2001 basierten die Daten auf den ausgewerteten<br />

Durchschlägen der Herzschrittmacherausweise, seit<br />

2002 werden die Register- und <strong>Qualität</strong>ssicherungsdaten<br />

gemeinsam in einem Datensatz elektronisch<br />

erhoben.<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1 Möglichst oft leitlinienkonforme Indikation bei<br />

Herzschrittmacherimplantationen<br />

2 Bei Sinusknotenerkrankungen SM-Implantation nur<br />

bei symptomatischen Patienten<br />

3 Bei AV-Block II. Grades, Typ Wenckebach SM-<br />

Implantation nur bei Patienten mit absoluter oder<br />

relativer Indikation<br />

4 Bei AV-Block II. Grades, Typ Mobitz SM-Implantation<br />

möglichst oft bei symptomatischen Patienten mit<br />

absoluter oder relativer Indikation<br />

5 Bei AV-Block II. bis III. Grades SM-Implantation<br />

möglichst oft mit absoluter oder relativer Indikation<br />

6 Bei Bradykardie-Tachykardie-Syndrom<br />

SM-Implantation nur bei symptomatischen Patienten<br />

7 Bei bradykardem Vorhofflimmern SM-Implantation<br />

nur bei symptomatischen Patienten<br />

8 Möglichst oft leitlinienkonforme Indikationsstellungen<br />

bei seltenen EKG-Befunden<br />

9 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />

bei Sinusknotensyndrom<br />

10 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />

bei Bradykardie-Tachykardie-Syndrom (BTS)<br />

11 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />

bei AV-Block II. oder III. Grades<br />

12 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />

bei bradykardem Vorhofflimmern<br />

13 Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers<br />

bei seltenen EKG-Befunden<br />

14 Möglichst kurze Eingriffsdauer<br />

(Minderung des Infektionsrisikos)<br />

15 Möglichst niedriges Flächendosisprodukt<br />

16 Möglichst kurze Durchleuchtungszeit<br />

17 Möglichst wenige perioperative Komplikationen<br />

18 Immer möglichst niedrige Reizschwellen<br />

19 Möglichst hohe intrakardiale Signalamplituden<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Allgemeinzustand<br />

Normal aktiv, versorgt sich selbst<br />

Leicht eingeschränkt, benötigt gelegentlich fremde Hilfe<br />

Deutlich eingeschränkt, benötigt ständig fremde Hilfe<br />

Bettlägerig<br />

Anzahl Anteil<br />

51.866<br />

132<br />

406<br />

2.820<br />

30.345<br />

18.163<br />

27.863<br />

17.448<br />

5.612<br />

981<br />

0,25%<br />

0,78%<br />

5,44%<br />

58,51%<br />

35,02%<br />

53,68%<br />

33,62%<br />

10,81%<br />

1,89%<br />

95


96<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

130%<br />

126%<br />

126%<br />

117%<br />

114%<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

51.904 Datensätze aus 898 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Herzschrittmacher-<br />

Erstimplantation konnten im Jahr 2003 in zwei<br />

unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />

noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />

Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />

senden. Es liegen in diesem Format 9.718 Datensätze<br />

aus 623 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 42.186 Datensätze<br />

aus 874 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />

wurden die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das<br />

Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />

Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />

konnten.<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

9.718<br />

623<br />

Bundesländer Gesamt<br />

6.0<br />

42.186<br />

874<br />

Gesamt<br />

51.904<br />

898<br />

Erwartet<br />

50.366<br />

870<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

103%<br />

103%<br />

2002<br />

65%<br />

72%<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />

wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für<br />

2002 (Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt.<br />

Eine Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />

„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />

der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />

Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />

100 % möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

über alle Bundesländer hat sich gegenüber<br />

dem Vorjahr stark verbessert und lag insgesamt<br />

bei 103%. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />

im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als sehr gut einzuschätzen.<br />

Die Beteiligung der Krankenhäuser ist ebenfalls<br />

sehr gut und lag ebenfalls bei 103%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist, bezogen auf das<br />

Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten<br />

Datensätzen, eine vergleichsweise geringe Spannweite<br />

von 81 bis 130% auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst oft leitlinienkonforme Indikation bei<br />

Herzschrittmacherimplantationen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

„Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen,<br />

die das Ziel haben, die <strong>Qualität</strong> von<br />

Diagnostik und Therapie zu verbessern und die<br />

effektive und rasche Umsetzung nützlicher medizinischer<br />

Fortschritte in die klinische Praxis zu<br />

unterstützen“ (Hoppe 2003). Leitlinien zu verschiedenen<br />

medizinischen Schwerpunkten werden in<br />

Deutschland von der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften (AWMF), aber<br />

auch von Berufsverbänden, der Bundesärztekammer,<br />

Krankenhausträgern und ähnlichen<br />

Institutionen publiziert. Leitlinien repräsentieren<br />

den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand<br />

und haben für den Arzt empfehlenden, aber nicht<br />

juristisch bindenden Charakter (Böcker et al. 2003).<br />

Dass die Befolgung von Leitlinien zu messbaren<br />

Verbesserungen der medizinischen Versorgung führen<br />

kann, zeigen zahlreiche Studien (Marciniak et<br />

al. 1998, Szekendi et al. 2003, Denton et al. 2003,<br />

Petersen 2003). Mit <strong>Qualität</strong>sverbesserungsprogrammen<br />

oder Registerprojekten wird versucht,<br />

die Umsetzung von Leitlinien in der klinischen<br />

Praxis zu fördern (Denton et al. 2003, LaBresh et<br />

al. 2003, Roe et al. 2003). Kirchner et al. (2001)<br />

schlagen edukative, finanzielle, organisatorische<br />

und regulative Interventionen vor, um Leitlinien zu<br />

implementieren.<br />

Dennoch zeigt die Versorgungsrealität, dass die<br />

Verbreitung und Akzeptanz medizinischer Leitlinien<br />

oft zu wünschen übrig lässt. Dafür werden verschiedene<br />

Gründe diskutiert (Cabana et al. 1999,<br />

Kirchner et al. 2001, Hoppe 2003). Bei der Bewertung<br />

von 738 Schrittmacher-Fällen eines Krankenhauses<br />

auf Konformität mit der amerikanischen<br />

Leitlinie stellten Irwin et al. fest, dass bei 37<br />

Patienten (5 %) eine Class-IIb-Indikation (eher<br />

nicht indiziert) und bei 30 Patienten (4%) eine<br />

Class-III-Indikation (nicht indiziert) bestand (Irwin<br />

et al. 2003). Auch andere internationale Studien<br />

(Greenspan et al. 1988, Kowey et al. 2002,<br />

Martinelli et al. 2002) weisen darauf hin, dass<br />

Patienten z.T. auch ohne eindeutige Indikation<br />

einen Schrittmacher erhalten.<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Leitlinienkonforme Indikationsstellung<br />

Die engere Orientierung an gültigen Leitlinien kann<br />

zu Kosteneinspaarungen im Gesundheitssystem<br />

führen (Hoppe 2003). Aber auch gegenteilige Effekte<br />

sind möglich. So würde z.B. die Ausweitung der<br />

Indikation zur Schrittmacherimplantation im Rahmen<br />

der Resynchronisationstherapie zu einer Zunahme<br />

der Implantationen und damit (zumindest kurzfristig)<br />

der Kosten führen (Böcker et al. 2003). Für Großbritannien<br />

errechneten Ray et al. Anfang der 1990er<br />

Jahre, dass die konsequente Befolgung der<br />

Schrittmacher-Leitlinien der Fachgesellschaft British<br />

Pacing and Electrophysiology Group (BPEG) in<br />

Großbritannien zu einem deutlichen Kostenanstieg<br />

führen würde (Ray et al. 1992).<br />

Mit der 1996 erschienenen Leitlinie zur Herzschrittmachertherapie<br />

der Deutschen Gesellschaft für<br />

Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung (Lemke<br />

et al. 1996) wurde differenziert zur Indikationsstellung,<br />

aber auch zur Auswahl des richtigen Systems<br />

bei bestimmten Rhythmusstörungen Stellung<br />

genommen. Zur aktuellen Diskussion der Vorteile<br />

so genannter physiologischer oder nicht-physiologischer<br />

Schrittmachermodi wurde die Leitlinie um<br />

einen Kommentar (Lemke et al. 2003) ergänzt. Für<br />

2004 ist die Veröffentlichung einer aktualisierten<br />

Leitlinie vorgesehen.<br />

International anerkannt sind auch die amerikanische<br />

Leitlinie des American College of Cardiology<br />

Foundation und der American Heart Association<br />

(ACC/AHA) zur Schrittmacherversorgung (Gregoratos<br />

et al. 2002) und die europäische Leitlinie<br />

zum Synkopenmanagement (Brignole et al. 2001).<br />

Inhaltlich stimmen die genannten Leitlinien im<br />

Wesentlichen überein. Geringe Abweichungen<br />

bestehen u.a. bei einzelnen Indikationsstellungen.<br />

Ergänzungs- bzw. Verbesserungsvorschläge zur<br />

amerikanischen Leitlinie wurden vorgelegt (Barold<br />

et al. 2003).<br />

Gemäß den genannten Leitlinien stellen symptomatische<br />

bradykarde Rhythmusstörungen die häufigste<br />

Indikation dar. Eine Ausnahme bilden Patienten<br />

mit hypertrophischer Kardiomyopathie mit<br />

Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstrakts<br />

und Patienten mit schwerer linksventrikulärer<br />

Funktionseinschränkung, bei denen die Schrittmachertherapie<br />

auf eine Verbesserung des linksventrikulären<br />

Gradienten bzw. auf eine Verbesserung<br />

der myokardialen Funktion abzielt (Haverkamp<br />

& Breithardt 2002).<br />

97


98<br />

Ergebnisse<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Leitlinienkonforme Indikationsstellung<br />

Anteil von Patienten mit absoluter oder relativer Indikation gemäß Leitlinie<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Indikation gemäß Leitlinie<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

95,90%<br />

95,72 - 96,08%<br />

48.880<br />

97,7%<br />

47,8 - 100,0%<br />

693 von 898<br />

≥ 90%<br />

58 von 693<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 898 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

203 Krankenhäuser<br />

2 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit einem EKG-<br />

Befund, für den eine Leitlinienempfehlung existiert<br />

Zähler: Patienten mit absoluter oder relativer<br />

Indikation gemäß Leitlinie<br />

Erläuterung der Rechenregel: Wörtlich ist in der<br />

deutschen Leitlinie von „Indikation“ (gemeint ist<br />

absolute Indikation), „relative Indikation“ und<br />

„keine Indikation“ die Rede. Wo auf Basis der<br />

Datensätze zwischen absoluter oder relativer<br />

Indikation nicht unterschieden werden kann, wird<br />

von „Indikation“ gesprochen.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Aus der Literatur<br />

ergibt sich kein Anhalt dafür, in welchem Maße<br />

eine Übereinstimmung der klinischen Praxis mit<br />

den gültigen nationalen Leitlinien zu fordern ist.<br />

Die Bundesauswertung 2002 hat gezeigt, dass die<br />

Rate der Übereinstimmung mit der Leitlinie in der<br />

Regel über 90% lag. Die Fachgruppe Herzschrittmacher<br />

hat daher für die Bundesauswertung 2003<br />

den Referenzbereich ≥ 90% für alle <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

zur Indikation festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Die Einhaltung der gültigen deutschen Leitlinie zur<br />

Herzschrittmachertherapie (absolute oder relative<br />

Indikation) in 95,90% der Schrittmacherimplantationen<br />

stellt auch im internationalen Vergleich<br />

(z.B. Irwin et al. 2003) ein hervorragendes Ergebnis<br />

dar.<br />

Bei den Ergebnissen der Krankenhäuser mit mindestens<br />

20 Fällen beträgt die Spannweite 47,8 bis<br />

100,0 %. 58 von 693 Krankenhäusern liegen<br />

außerhalb des von der Fachgruppe angesetzten<br />

Referenzbereichs von ≥ 90%. Für diese Krankenhäuser<br />

sollte der Strukturierte Dialog auf der<br />

Landesebene durchgeführt werden.<br />

Die Fachgruppe Herzschrittmacher ist der Überzeugung,<br />

dass auch mit den auffälligen Krankenhäusern<br />

mit weniger als 20 dokumentierten Fällen<br />

ein Strukturierter Dialog geführt werden soll.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Immer Wahl eines adäquaten Schrittmachers bei<br />

AV-Block II. oder III. Grades<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Beim permanenten AV-Block kann durch vorhofsynchrone<br />

Kammerstimulation (DDD, VDD) die<br />

Hämodynamik, die Leistungsfähigkeit und die<br />

Symptomatik verbessert werden (Lemke et al.<br />

1996). Allerdings zeigen größere randomisierte<br />

Studien, dass Patienten mit AV-Block bezogen auf<br />

Studienendpunkte wie Vorhofflimmern oder<br />

Letalität weniger von einer „physiologischen“<br />

Stimulation zu profitieren scheinen, als dies bei<br />

Patienten mit SSS der Fall ist (Lamas et al. 1998,<br />

2004, Mattioli et al. 1998).<br />

Die Empfehlung der deutschen Leitlinie (Lemke et<br />

al. 1996) sieht für den permanten AV-Block ein<br />

DDD-System als optimal an. Bei isolierten AV-Überleitungsstörungen<br />

kann ein VDD-System eine<br />

akzeptable Alternative sein, wenn ein SSS ausgeschlossen<br />

wurde. Ein VVI-System ist ungeeignet.<br />

Liegt ein intermittierender AV-Block vor, so wird<br />

als optimal ein DDD-System mit Spezialalgorithmen<br />

empfohlen. Ein konventionelles DDD-System<br />

oder ein VDD-System sind akzeptabel. VVI-Systeme<br />

sind in diesen Fällen nur bei Interventionsfrequenz<br />

unter 45/min akzeptabel, bei höheren Frequenzen<br />

ungeeignet.<br />

Møller und Arnsbo (2003) berichten im Jahresbericht<br />

des Dänischen Herzschrittmacherregisters,<br />

dass im Jahre 2002 in 92% der Fälle mit AV-Block<br />

das empfohlene System implantiert wurde.<br />

Die amerikanische Leitlinie (Gregoratos et al. 2002)<br />

weist darauf hin, dass AAI-Systeme bei AV-Block<br />

ungeeignet sind. In einem Algorithmus empfiehlt<br />

sie den Einsatz von VVI-Systemen,<br />

• wenn chronisches Vorhofflimmern oder eine<br />

atriale Tachyarrhythmie besteht und eine<br />

Reversion in den Sinusrhythmus nicht zu<br />

erwarten ist,<br />

• wenn AV-Synchronizität nicht angestrebt wird.<br />

Wird ein atriales Pacing angestrebt, sind DDD-<br />

Systeme zu verwenden, andernfalls sind bei normaler<br />

Sinusknotenfunktion VDD-Systeme möglich.<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Systemwahl bei AV-Block II. oder III. Grades<br />

Ergebnisse<br />

Anteil Patienten mit optimaler oder akzeptabler Systemwahl bei<br />

AV-Block II. oder III. Grades<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Optimale oder akzeptable Systemwahl bei AVB II.– III. Grades<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

89,31%<br />

88,8 - 89,8 %<br />

17.500<br />

91,7%<br />

50,0 - 100,0%<br />

302 von 898<br />

≥ 90%<br />

119 von 302<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 898 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

566 Krankenhäuser<br />

30 Krankenhäuser<br />

99


100<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Systemwahl bei AV-Block II. oder III. Grades<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten mit AV-Block II. oder<br />

III. Grades, bei denen ein System vom Typ AAI,<br />

VVI, DDD oder VDD implantiert wurde<br />

Zähler: Patienten mit optimaler oder akzeptabler<br />

Systemwahl gemäß Leitlinie<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Aus der Literatur<br />

ergibt sich kein Anhalt dafür, in welchem Maße eine<br />

Übereinstimmung der klinischen Praxis mit den gültigen<br />

nationalen Leitlinien zu fordern ist. Die Bundesauswertung<br />

2002 hat gezeigt, dass die Rate der<br />

Übereinstimmung mit der Leitlinie in der Regel über<br />

90% lag. Das Dänische Herzschrittmacherregister<br />

2002 weist für den AV-Block eine Konformität mit<br />

dem empfohlenen Mode von 92% aus (Møller &<br />

Arnsbo 2003). Die Fachgruppe Herzschrittmacher<br />

hat daher für die Bundesauswertung 2003 den<br />

Referenzbereich ≥ 90% für alle <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

zur Systemwahl festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Mit einer Gesamtrate von 89,31% leitlinienkonformer<br />

Systemauswahl (optimal oder akzeptabel) wird<br />

die von der Fachgruppe festgesetzte Referenzgrenze<br />

von 90% fast erreicht. Auffällig ist, dass bei<br />

16,84% der Patienten mit häufigem Auftreten<br />

eines höhergradigen AV-Blocks (Gruppe 1) ein VVI-<br />

Schrittmacher implantiert wurde.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

50,0 bis 100,0%. 302 von 898 Krankenhäusern<br />

mit mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />

lagen mit ihrem Ergebnis außerhalb des Referenzbereichs.<br />

Die beschriebene Diskrepanz zur Empfehlung der<br />

deutschen Leitlinie mag an der derzeit widersprüchlichen<br />

Studienlage oder an der individuellen<br />

Abwägung der Systemauswahl liegen. Dies gilt es<br />

im Strukturierten Dialog zu klären.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst wenige perioperative Komplikationen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Bei den intra- bzw. perioperativen Komplikationen<br />

bei Herzschrittmachertherapie stehen bradykarde<br />

Arrhythmien, Perforationen von Gefäßen und<br />

Myokard (v.a. bei aktiver Fixation der Sonden, Vlay<br />

2002), Pneumo- bzw. Hämatothorax und Embolien<br />

im Vordergrund. Ein Pneumothorax kann auch verzögert<br />

bis zu 48 Stunden später auftreten. Zu den<br />

postoperativen Komplikationen zählen vor allem<br />

Infektionen und Fehlfunktionen von Elektroden<br />

oder Aggregat. Fehlfunktionen der Sonden sind z.B.<br />

Sondendislokationen oder -fehllagen sowie Reizschwellenanstiege<br />

oder Sensing-Defekte.<br />

Langfristig (Monate bis Jahre nach dem Eingriff)<br />

kann es zu Sondenbrüchen, -dislokationen, -isolationsdefekten<br />

und Reizschwellenanstiegen kommen.<br />

Die Elektrodenkabel können Ursache septischer oder<br />

embolischer Komplikationen sein. Die Verdrehung<br />

des Schrittmacherkabels, z.B. durch Manipulation<br />

des Patienten am Aggregat, wird Twiddler-Syndrom<br />

genannt. Verschiedene technische Störungen können<br />

zu Fehlfunktionen des Schrittmacheraggregats führen:<br />

Der Symptomenkomplex Palpitation und<br />

Schwindel bei Abnahme des Herzminutenvolumens<br />

wird als Schrittmachersyndrom bezeichnet<br />

(Haverkamp & Breithardt 2003). Es wird – wie in<br />

anderen Leistungsbereichen auch – diskutiert, ob<br />

eine Abhängigkeit der Komplikationsrate bei<br />

Herzschrittmachereingriffen von der Erfahrung des<br />

implantierenden Operateurs bzw. des implantierenden<br />

Zentrums besteht (Tobin et al. 2000).<br />

Bei Zweikammersystemimplantationen, die mit<br />

einer längeren Eingriffszeit einhergehen, scheinen<br />

die Komplikationsraten, vor allem Sondendislokationen,<br />

höher zu sein als bei Einkammersystemeingriffen<br />

(Wiegand et al. 2003).<br />

Zu den Komplikationsraten nach Schrittmacherimplantation<br />

liegen aus einigen Studien und Registern<br />

Zahlen vor: In einer Unterstudie zur PASE-Studie<br />

wurden die Komplikationsraten von 407 mit DDD-<br />

Schrittmacher versorgten Patienten >65 Jahre analysiert<br />

(Link et al. 1998). Es wird eine Gesamtkomplikationsrate<br />

von 6,1% und eine Reoperationsrate<br />

von 4,4% berichtet. Am häufigsten (2,2%) waren<br />

Sondendislokationen (1,7% atrial und ventrikulär<br />

0,5%), gefolgt von Pneumothoraces (2,0%).<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Perioperative Komplikationen<br />

Kiviniemi et al. (1999) analysierten retrospektiv<br />

571 Schrittmacherpatienten in Finnland.<br />

Als Frühkomplikationsrate gaben sie 6,7% an, u.a.:<br />

• Pneumothorax (1,1%),<br />

• atriale Sondendislokation (1,1%),<br />

• ventrikuläre Sondendislokation (1,4%),<br />

• revisionspflichtiges Wundhämatom (1,1%),<br />

• Infektion (1,1%).<br />

Als Spätkomplikationsrate wird insgesamt 7,2%<br />

angegeben. Davon entfallen auf Infektion 0,7%,<br />

Sondendislokation der atrialen Sonde 3,3% und<br />

der ventrikuläre Sonde 0,6%.<br />

Tobin et al. (2000, n= 1.332) berichten aus einer<br />

zweijährigen Beobachtungsstudie eines amerikanischen<br />

Krankenhauses folgende Komplikationsraten:<br />

• atriale Sondendislokation (1,2%),<br />

• ventrikuläre Sondendislokation (1,2%),<br />

• behandlungspflichtiger Pneumothorax (1,5%),<br />

• Hämatothorax (0,08%),<br />

• Tod (0,08%).<br />

In einer Unterstudie der MOST-Studie (n= 2.010)<br />

wurde das Auftreten von Komplikationen nach<br />

DDD-Implantation analysiert (Ellenbogen et al. 2003).<br />

Nach 30 Tagen lag die Gesamtkomplikationsrate<br />

bei 4,8%, die Spätkomplikationsrate (bis 3 Jahre)<br />

betrug 7,5%. Die häufigsten Komplikationen nach<br />

30 Tagen waren:<br />

• atriale Sondendislokation (1,7%),<br />

• ventrikuläre Sondendislokation (0,7%),<br />

• ventrikuläre Sondenperforation (0,3%),<br />

• Infektion (0,2%),<br />

• Pneumothorax (1,5%).<br />

In 64% der Komplikationsfälle war ein Reeingriff<br />

notwendig. Es bestand kein Zusammenhang zwischen<br />

der Fixation der Sonde (aktiv/passiv) und<br />

der Sondendislokationsrate.<br />

Das dänische Schrittmacherregister (Møller &<br />

Arnsbo 2003) berichtet aus dem Jahre 2002 von<br />

folgenden perioperativen Komplikationsraten:<br />

Pneumothorax 0,9%, Hämatom < 0,1%, Re-Operation<br />

wegen der Vorhof- bzw. Ventrikelsonde je<br />

1%. Späte Komplikationen waren Infektion 0,6%,<br />

Reoperation wegen Vorhofsonde 0,6% und wegen<br />

Ventrikelelektrode 1,0%. Als „Standard“ legen<br />

Møller et al. (2003) für Implantationszentren fest:<br />

Reoperation wegen Sondendysfunktion oder -dislokation<br />

für Vorhof- und Ventrikelsonden je < 3%,<br />

Reoperation wegen Hämatom 1%, wegen Infektion<br />

< 0,5%, Intervention wegen Pneumothorax < 2%.<br />

101


102<br />

Ergebnisse<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Perioperative Komplikationen<br />

Anteil Patienten mit Sondendislokation einer Vorhofsonde<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Dislokation einer Vorhofsonde<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10 %<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,82%<br />

1,7 - 2,0%<br />

30.956<br />

0,0%<br />

0,0 - 19,4%<br />

492 von 898<br />

≤ 3%<br />

131 von 492<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 898 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

362 Krankenhäuser<br />

44 Krankenhäuser<br />

Nach Überzeugung der Fachgruppe ist insbesondere<br />

die Sondendislokationsrate eine Komplikation,<br />

die am ehesten mit der Technik des Eingriffs im<br />

Zusammenhang steht. Sie eignet sich daher besonders<br />

als Ergebnisindikator.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit implantierter<br />

Vorhofsonde<br />

Zähler: Patienten mit Sondendislokation im Vorhof<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 3%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Orientiert am<br />

dänischen Schrittmacherregister (Møller & Arnsbo<br />

2002) wurde von der Fachgruppe dieser Referenzbereich<br />

gewählt.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit implantierter<br />

Ventrikelsonde<br />

Zähler: Patienten mit Sondendislokation im Ventrikel


Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 3%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Orientiert am<br />

dänischen Schrittmacherregister (Møller & Arnsbo<br />

2002) wurde von der Fachgruppe dieser Referenzbereich<br />

gewählt.<br />

Bewertung<br />

Insgesamt wurden bei 2,20% der Patienten Sondendislokationen<br />

dokumentiert. Die Gesamtraten von<br />

1,82% Vorhofsondendislokation bei Patienten mit<br />

implantierter Vorhofsonde und 1,21% Ventrikelsondendislokationen<br />

bei Patienten mit implantierter Ventrikelsonde<br />

liegen innerhalb des Referenzbereichs.<br />

Damit liegen die Ergebnisse dieser Komplikation<br />

eines Herzschrittmachereingriffs in der Größenordnung<br />

des dänischen Herzschrittmacherregisters,<br />

das weltweit die einzige vergleichbare Referenz ist.<br />

Für Vorhofsondendislokationen lag die Spannweite<br />

der Krankenhausergebnisse von 0,0 bis 19,4%.<br />

131 von 492 Krankenhäusern mit mindestens 20<br />

Fällen lagen außerhalb des Referenzbereichs von<br />

≤ 3%. Bei den Krankenhäusern mit weniger als 20<br />

Fällen waren dies 83 von 362 Krankenhäusern.<br />

Bei den Ventrikelsondendislokationen zeigte der<br />

Benchmark der Krankenhausergebnisse folgendes<br />

Ergebnis: Bei einer Spannweite von 0,0 bis 19,0 %<br />

lagen 125 von 700 Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Fällen außerhalb des Referenzbereichs<br />

von ≤ 3%. Bei den Krankenhäusern mit weniger als<br />

20 Fällen waren dies 37 von 195 Krankenhäusern.<br />

Die Fachgruppe tritt dafür ein, auch bei Krankenhäusern<br />

mit geringer Fallzahl bei auffälliger Sondendislokationsrate<br />

einen Strukturierten Dialog einzuleiten.<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Perioperative Komplikationen<br />

Ergebnisse<br />

Anteil Patienten mit Sondendislokation einer Ventrikelsonde<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Dislokation einer Vorhofsonde<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10 %<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,21%<br />

1,1 - 1,3%<br />

51.187<br />

0,0%<br />

0,0 - 19,0%<br />

700 von 898<br />

≤ 3%<br />

125 von 700<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 898 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

195 Krankenhäuser<br />

3 Krankenhäuser<br />

103


104<br />

Ergebnisse<br />

Anteil Vorhofsonden mit Amplitude ≥ 1,5 mV<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Amplitude ≥ 1,5 mV<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Intrakardiale Signalamplituden<br />

Krankenhäuser<br />

89,88 %<br />

89,53 - 90,22%<br />

29.549<br />

92,6%<br />

40,0 - 100,0%<br />

470 von 898<br />

≥ 80%<br />

53 von 470<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 898 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

381 Krankenhäuser<br />

47 Krankenhäuser<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst hohe intrakardiale Signalamplituden<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Wahrnehmung elektrischer Eigenaktivität des<br />

Herzens und die Abgabe elektrischer Stimulationsimpulse<br />

an das Herz stellen die grundlegenden<br />

Aufgaben des Herzschrittmachers dar.<br />

Wichtiges Kriterium für die Wahrnehmung des<br />

intrakardialen Signals ist die Signalamplitude. Ist<br />

die Wahrnehmungsschwelle, also die Mindestempfindlichkeit<br />

des Schrittmachers, die zur Wahrnehmung<br />

des Signals bei gegebener Amplitude<br />

nötig ist, zu niedrig, können Störsignale (z.B. von<br />

der Skelettmuskulatur) fälschlicherweise als<br />

Eigenaktivität des Herzens gedeutet werden und<br />

zu einer unerwünschten Ausschaltung des Stimulationsimpulses<br />

führen. Anzustreben ist daher eine<br />

niedrige Empfindlichkeitseinstellung, die eine hohe<br />

Signalamplitude voraussetzt.<br />

In zahlreichen Studien ist der Einfluss von Material,<br />

Beschichtung und Fixation auf die elektrophysiologischen<br />

Kennwerte untersucht worden<br />

(z.B. Shandling et al. 1990, de Buitleir et al. 1990,<br />

Svensson et al. 1994, Gumbrielle et al. 1996,<br />

Rusconi et al. 1998, Cornacchia et al. 2000).<br />

Messungen während der Operation werden mit<br />

Reizschwellenmessgeräten durchgeführt. Es ist zu<br />

beachten, dass Ergebnisse verschiedener Messgeräte<br />

unter Umständen nicht ohne weiteres vergleichbar<br />

sind (Fischer & Ritter 1997). Fischer und Ritter<br />

unterscheiden zwischen optimalen und akzeptablen<br />

Werten (nach mehreren Platzierungsversuchen).<br />

Optimal in diesem Sinne ist für die P-Welle im<br />

Vorhof ≥ 3mV, akzeptabel ≥ 2mV. Optimal für die<br />

R-Amplitude im Ventrikel ist demzufolge ≥ 10mV,<br />

akzeptabel ≥ 6mV.<br />

Die Fachgruppe Herzschrittmacher hat in Anlehnung<br />

an die gültigen Empfehlungen (Markewitz et al. 1994)<br />

anzustrebende Grenzbereiche der intrakardialen<br />

Signalamplituden von ≥ 1,5mV bei Vorhofelektroden<br />

und ≥ 4mV bei Ventrikelsonden festgelegt. Ziel ist<br />

es, möglichst oft diese Grenzwerte zu erreichen<br />

bzw. zu überschreiten.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Vorhofsonden mit gültiger<br />

Amplitude außer VDD-Sonden<br />

Zähler: Vorhofsonden mit Amplitude ≥ 1,5mV<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 80%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Orientiert an der<br />

Empfehlung der AG Schrittmacher der Deutschen<br />

Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung<br />

(Markewitz et al. 1994) wurde für<br />

Vorhofsonden ≥ 1,5mV als anzustrebender Wert von<br />

der Fachgruppe festgelegt. Da es keine Anhaltswerte<br />

in der Literatur gibt, wie oft eine Signalamplitude<br />

über dieser Grenze liegen sollte, wurde die 80%-<br />

Grenze von der Fachgruppe als Referenzbereich ausgewählt.<br />

Damit sind alle Krankenhausergebisse, bei<br />

denen weniger als 80% der Vorhofsonden unter<br />

1,5mV Amplitude aufweisen, als auffällig zu werten.<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Intrakardiale Signalamplituden<br />

105


106<br />

Ergebnisse<br />

Anteil Ventrikelsonden mit Amplitude ≥ 4 mV<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Amplitude ≥ 4 mV<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Intrakardiale Signalamplituden<br />

Krankenhäuser<br />

97,81%<br />

97,65 - 97,95%<br />

37.870<br />

100,0%<br />

46,2 - 100,0%<br />

591 von 898<br />

≥ 90%<br />

24 von 591<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 898 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

287 Krankenhäuser<br />

20 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Ventrikelsonden mit gültiger<br />

Amplitude außer bei Patienten mit SM-Abhängigkeit<br />

Zähler: Ventrikelsonden mit Amplitude ≥ 4mV<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich:<br />

Orientiert an der Empfehlung der AG Schrittmacher<br />

der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herzund<br />

Kreislaufforschung (Markewitz et al. 1994)<br />

wurde für Ventrikelsonden ≥ 4mV als anzustrebender<br />

Wert von der Fachgruppe festgelegt. Da es<br />

keine Anhaltswerte in der Literatur gibt, wie oft<br />

eine Signalamplitude über dieser Grenze liegen<br />

sollte, wurde die 90%-Grenze von der Fachgruppe<br />

als Referenzbereich ausgewählt. Das heißt alle<br />

Krankenhausergebisse, bei denen weniger als<br />

90% der Ventrikelsonden unter 4 mV Amplitude<br />

aufweisen, sind als auffällig zu werten.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtergebnisse von 89,88% Vorhofsonden<br />

mit einer Signalamplitude ≥ 1,5 mV und 97,81%<br />

Ventrikelsonden mit einer Signalamplitude ≥ 4 mV<br />

liegen im oberen Referenzbereich. Diese Raten sind<br />

als gutes Ergebnis der Schrittmacherversorgungsqualität<br />

in Deutschland zu bewerten.<br />

Für die Signalamplitude bei Vorhofsonden betrug<br />

die Spannweite der Krankenhausergebnisse mit<br />

mindestens 20 Fällen 40,0 bis 100,0%. Nicht im<br />

Referenzbereich lagen 53 von 470 Krankenhäusern,<br />

bei Krankenhäusern unter 20 Fällen waren 66 von<br />

381 Krankenhäusern auffällig.<br />

Für die Signalamplitude bei Ventrikelsonden lag<br />

die Spannweite der Krankenhäuser mit mindestens<br />

20 Fällen bei 46,2 bis 100,0 %. Nicht im<br />

Referenzbereich lagen 24 von 591 Krankenhäusern,<br />

bei Krankenhäusern unter 20 Fällen waren es 39<br />

von 287.


Ausblick<br />

Seit 2002 ist der Datensatz stabil. Auch für 2005<br />

sind keine größeren Änderungen vorgesehen.<br />

Orientiert an der Ende 2004 erscheinenden aktuellen<br />

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie,<br />

Herz- und Kreislaufforschung wird eine Überarbeitung<br />

von Auswertungskonzept und Datensatz für<br />

den Betrieb des <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahrens ab<br />

2006 erfolgen. Bei dieser Gelegenheit sollen auch<br />

die zahlreichen Anregungen und Verbesserungsvorschläge<br />

der Anwender zur Optimierung und<br />

Verkürzung des Datensatzes aufgegriffen werden.<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

107


108<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

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Denmark.<br />

Europace 2002; 4 (2): 107-112.<br />

Petersen LA, Normand SL, Leape LL, McNeil BJ.<br />

Regionalization and the underuse of angiography<br />

in the Veterans Affairs Health Care System as compared<br />

with a fee-for-service system.<br />

N Engl J Med 2003; 348 (22): 2209-2217.<br />

Ray SG, Griffith MJ, Jamieson S, Bexton RS,<br />

Gold RG.<br />

Impact of the recommendations of the British<br />

Pacing and Electrophysiology Group on pacemaker<br />

prescription and on the immediate costs of pacing<br />

in the Northern Region.<br />

Br Heart J 1992; 68: 531-534.<br />

Roe MT, Ohman EM, Pollack CV, Peterson ED,<br />

Brindis RG, Harrington RA, Christenson RH,<br />

Smith SC, Califf RM, Gibler WB.<br />

Changing the model of care for patients with<br />

acute coronary syndromes.<br />

Am Heart J 2003; 146: 605-612.<br />

Rusconi L, Sigliano R, Mininno A.<br />

The „SPEM“ (Studio Policentrico Elettrocateteri<br />

Membrane): A Multicenter Study on Membrane<br />

Leads.<br />

Pace 1998; 21: 1943-1948.<br />

109


110<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Shandling AH, Castellanet MJ, Thomas LA,<br />

Messenger JC.<br />

The Influence of Endocardial Electrode Fixation<br />

Status on Acute and Chronic Atrial Stimulation<br />

Threshold and Atrial Endocardial Electrogram<br />

Amplitude.<br />

Pace 1990; 13: 1116-1122.<br />

Svensson O, Karlsson JE, Binner L, Brobe R,<br />

Hohler H, Kreuzer J, Malm D, Matheis G, Pietersen A,<br />

Schenkel W.<br />

Comparison of threshold values between steroid<br />

and nonsteroid unipolar membrane leads.<br />

Pacing Clin Electrophysiol 1994; 17 (11 Pt 2):<br />

2008-2011.<br />

Szekendi MK.<br />

Compliance With Acute MI Guidelines Lowers<br />

Inpatient Mortality.<br />

J Cardiovas Nurs 2003; 18 (5): 356-359.<br />

Tobin K, Stewart J, Westveer D, Frumin H.<br />

Acute Complications of Permanent Pacemaker<br />

Implantation: Their Financial Implication and<br />

Relation to Volume and Operator Experience.<br />

Am J Card 2000; 85: 774-776.<br />

Vlay SC.<br />

Complications of Active-Fixation Electrodes.<br />

Pace 2002; 25 (8): 1153-1154.<br />

Wiegand UKH, Bode F, Bonnemeier H, Eberhard F,<br />

Schlei M, Peters W.<br />

Long-Term Complication Rates in Ventricular,<br />

Single Lead VDD, and Dual Chamber Pacing.<br />

Pace 2003; 26: 1961-1969.


111<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Herzschrittmacher<br />

Prof. Dr. Dieter W. Behrenbeck<br />

Solingen<br />

PD Dr. Steffen Behrens<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Emmeran Gams<br />

Düsseldorf<br />

Dr. Stephan Knoblich<br />

Hagen<br />

Dr. Andreas Koch<br />

Cottbus<br />

Prof. Dr. Andreas Markewitz<br />

Koblenz<br />

Thomas Moser<br />

Ludwigshafen<br />

Janet Peters-Alt<br />

Rüsselsheim<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

Andrea Schlitte<br />

Essen<br />

Horst Schmidt<br />

Oberursel<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Gerd Fröhlig<br />

Homburg<br />

PD Dr. Bernd Lemke<br />

Lüdenscheid<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 10<br />

Herzschrittmacher-<br />

Revision/-Explantation<br />

Zusammenfassung<br />

Probleme mit dem Herzschrittmacheraggregat, wie<br />

z.B. Fehlfunktion, Infektion, Perforation oder Probleme<br />

mit den Sonden wie z.B. Sondenbruch oder<br />

-dislokation, <strong>machen</strong> in der Regel einen Revisionseingriff<br />

erforderlich. Da eine Verlaufsbeobachtung der<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantationen in der externen<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung derzeit nicht möglich ist, werden<br />

ersatzweise die Daten der Revisionsoperationen für<br />

die Betrachtung der Ergebnisqualität der Erstimplantationen<br />

näher analysiert.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche für<br />

die Ergebnisqualität die Infektion und für die Prozessqualität<br />

die Reizschwellenbestimmung betrachten.<br />

Infektionen stellen eine seltene, aber ernste Komplikation<br />

der Schrittmacherimplantation dar. Die<br />

Infektion kann die Aggregattasche und/oder die<br />

Sonden im Verlauf der Venen bzw. im Herzen selbst<br />

betreffen.<br />

Das Gesamtergebnis von 0,36 % aufgetretener Infektionen<br />

bezogen auf das eigene Implantationsvolumen<br />

eines Krankenhauses kann auch im internationalen<br />

Vergleich als gut gewertet werden. Die<br />

Analyse der Krankenhausergebnisse zeigt jedoch,<br />

dass 59 von 549 Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Fällen bzw. 7 von 45 Krankenhäusern mit weniger<br />

als 20 Fällen eine Rate oberhalb des Referenzbereichs<br />

berichteten. Die Analyse im Rahmen des<br />

Strukturierten Dialogs sollte Fragen zur Strukturqualität<br />

(z.B. Ort der Operation) und Prozessqualität<br />

(z.B. Operationsdauer, Antibiotikagabe) des<br />

vorausgegangenen Eingriffs bzw. zum Risikoprofil<br />

der betroffenen Patienten beinhalten. Ergänzend<br />

sollten der Zeitpunkt des Auftretens der Infektion<br />

und der verursachende Keim erfragt werden.<br />

Die Wahrnehmung elektrischer Eigenaktivität des<br />

Herzens und die Abgabe elektrischer Stimulationsimpulse<br />

an das Herz stellen die grundlegenden<br />

Aufgaben des Herzschrittmachers dar. Wichtiges<br />

Kriterium für die Stimulationsantwort ist die Reizschwelle.<br />

Sie ist definiert als die minimale Menge<br />

an elektrischer Spannung, die das Herz zu erregen<br />

vermag. Grundsätzlich ist es anzustreben, auch bei<br />

Sondenrevisionsoperationen immer eine intraoperative<br />

Reizschwellenbestimmung durchzuführen<br />

und so die Funktionsfähigkeit der Sonden zu überprüfen.<br />

Das Gesamtergebnis von 84,69 % bei Vorhofsonden<br />

bzw. 89,94 % bei Ventrikelsonden, für die die Reizschwelle<br />

bestimmt wurde, ist in Anbetracht der<br />

betrachteten Grundgesamtheit zu niedrig. Es sollten<br />

die Gründe für eine fehlende Angabe der Reizschwelle<br />

im Strukturierten Dialog hinterfragt werden.<br />

Der Referenzbereich (≥ 5%-Perzentile) ließ sich<br />

nicht bestimmen, da lediglich vier Krankenhäuser<br />

(Vorhofsonden) bzw. acht Krankenhäuser (Ventrikelsonden)<br />

mindestens 20 Fälle in der Grundgesamtheit<br />

für diesen Indikator hatten. Ersatzweise wurde<br />

hier das Minimum (> 75,0% bei Vorhofsonden bzw.<br />

> 90,5% bei Ventrikelsonden) als Grenze für den<br />

Referenzbereich herangezogen. Wegen der Bedeutung<br />

des Indikators für die Prozessqualität sollte<br />

der Strukturierte Dialog auch mit Krankenhäusern<br />

mit weniger als 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />

und Ergebnissen außerhalb des Referenzbereichs<br />

geführt werden.


Einleitung<br />

Die Gründe für die Revision oder Explantation eines<br />

Herzschrittmachers sind vielfältig. Bei den Problemen<br />

am Herzschrittmacheraggregat kann es sich<br />

z.B. um eine Fehlfunktion handeln. Aber auch<br />

Infektionen, Perforationen und Ähnliches treten in<br />

seltenen Fällen auf. Bei den Sonden können Komplikationen<br />

wie z.B. Sondenbruch oder -dislokation<br />

die Schrittmacherfunktion beeinträchtigen.<br />

Infektionen und Perforationen von Sonden sind<br />

sehr selten. Häufige Revisionen können auf Mängel<br />

bei den Implantationsoperationen hinweisen.<br />

Da eine Verlaufsbeobachtung aller Herzschrittmacher-<br />

Erstimplantationen in der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

derzeit nicht möglich ist, werden Daten<br />

der Revisionsoperationen als Surrogat für die Ergebnisqualität<br />

der Erstimplantationen näher analysiert.<br />

Die Rate von Revisionsoperationen in einem Krankenhaus<br />

ist aber nur aussagefähig, wenn man sie<br />

auf Patienten bezieht, denen im gleichen Krankenhaus<br />

der Schrittmacher implantiert wurde. Das<br />

Auswertungskonzept berücksichtigt dies bei der<br />

Beurteilung der Indikation zum Revisionseingriff.<br />

Um näherungsweise die Komplikationsraten der<br />

Krankenhäuser vergleichen zu können, wird als<br />

Bezugsgröße das gemeldete Implantationsvolumen<br />

des Krankenhauses im gleichen Jahr verwendet.<br />

Während es im deutschen Herzschrittmacherregister<br />

bis 2001 schwierig war, aus den auf Herzschrittmacherausweis-Durchschlägen<br />

gemeldeten Eingriffen<br />

aussagekräftige Informationen über Revisionen und<br />

Explantationen zu erhalten, ermöglicht die verpflichtende<br />

elektronische Meldung aller Eingriffe seit<br />

2002 erstmals ein umfassendes Bild. Langfristig<br />

soll das auf der Basis der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

betriebene Herzschrittmacherregister<br />

auch die Funktion einer Produktüberwachung mit<br />

Frühwarnfunktion übernehmen.<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Datengrundlage<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Möglichst selten Schrittmacherfehlfunktionen bezogen<br />

auf das Implantationsvolumen der eigenen Institution<br />

Möglichst selten Schrittmachersystemumwandlungen<br />

bezogen auf das Implantationsvolumen der eigenen<br />

Institution<br />

Möglichst selten Schrittmacher-Taschenprobleme<br />

bezogen auf das Implantationsvolumen der eigenen<br />

Institution<br />

Möglichst selten Sondenprobleme bezogen auf das<br />

Implantationsvolumen der eigenen Institution<br />

Möglichst selten Infektionen von Anteilen des<br />

Schrittmachersystems bezogen auf das<br />

Implantationsvolumen der eigenen Institution<br />

Möglichst wenig perioperative Komplikationen<br />

Selten Sondendislokation als perioperative<br />

Komplikation<br />

Immer Bestimmung der Reizschwellen bei<br />

revidierten Sonden<br />

Immer Bestimmung der Amplituden bei<br />

revidierten Sonden<br />

Immer möglichst niedrige Reizschwellen bei<br />

revidierten Sonden<br />

Immer möglichst hohe intrakardiale Signalamplituden<br />

bei revidierten Sonden<br />

Anzahl Anteil<br />

4.039<br />

46<br />

79<br />

273<br />

2.461<br />

1.180<br />

2.169<br />

1.873<br />

1,14%<br />

1,96%<br />

6,76%<br />

60,93%<br />

29,21%<br />

53,66%<br />

46,34%<br />

112


113<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

163%<br />

130%<br />

125%<br />

121%<br />

121%<br />

120%<br />

111%<br />

111%<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

578<br />

205<br />

Bundesländer Gesamt<br />

6.0<br />

3.464<br />

565<br />

Gesamt<br />

4.042<br />

601<br />

Erwartet<br />

3.899<br />

870<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

104%<br />

69%<br />

2002<br />

61%<br />

36%<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

4.042 Datensätze aus 601 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Herzschrittmacher-<br />

Revision/-Explantation konnten in 2003 in zwei<br />

unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es noch<br />

möglich, aufgrund einer Übergangsregelung Daten<br />

im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden.<br />

Es liegen in diesem Format 578 Datensätze aus 205<br />

Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />

übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 3.464 Datensätze<br />

aus 565 Krankenhäusern. In der Auswertung wurden<br />

die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das Datensatzformat<br />

6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />

Datensätze gemeinsam ausgewertet werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />

wurde in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />

(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Dieses<br />

Verfahren wird im Kapitel „Datenmanagement“<br />

ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />

sind Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Herzschrittmacher-Revision/<br />

-Explantation über alle Bundesländer hat sich<br />

gegenüber dem Vorjahr stark verbessert und lag<br />

insgesamt bei 104%. Das Datenvolumen hat sich,<br />

bezogen auf das Vorjahr, mehr als verdoppelt.<br />

Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im zweiten<br />

Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />

der Krankenhäuser ist jedoch als verbesserungsfähig<br />

einzuschätzen. Sie lag bei 69%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bis auf ein Bundesland,<br />

welches nur 25% der erwarteten Daten geliefert<br />

hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine hohe<br />

Spannweite von 55 bis 163 % auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst selten Infektionen von Anteilen des<br />

Schrittmacher-Systems bezogen auf das Implantationsvolumen<br />

der eigenen Institution<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Infektionen stellen eine seltene, aber ernste Komplikation<br />

der Schrittmacherimplantation dar. Die<br />

Infektion kann die Aggregattasche und/oder die<br />

Sonden im Verlauf der Venen bzw. im Herzen selbst<br />

betreffen. Systemische Infektionen können die<br />

Trikuspidalklappe mit erfassen. Die Bildung von<br />

Thromben ist möglich. Frühe Infektionen nehmen<br />

häufig in der Implantationsoperation selbst ihren<br />

Ursprung, späte Infektionen können nach Perforation<br />

des Schrittmachers entstehen.<br />

Furuya und Lowy weisen auf die Rolle der<br />

„Biofilme“ hin: Von Mikroorganismen stammende<br />

Ablagerungen auf implantierten Schrittmachersonden<br />

beeinträchtigen unter Umständen die<br />

Wirksamkeit von Antibiotika auf Bakterien (Furuya<br />

& Lowy 2003).<br />

Diverse Risikofaktoren wie z.B. Diabetes mellitus,<br />

Immunsuppression oder die Dauer des Eingriffs<br />

werden diskutiert (Karchmer & Longworth 2002).<br />

Die klinischen Infektionszeichen können sehr variabel<br />

sein, die Blutkulturen sind häufig negativ.<br />

Wird ein Erreger nachgewiesen, so handelt es sich<br />

meistens um Staphylokokken (Karchmer &<br />

Longworth 2002). Besonders hoch scheint die<br />

Infektionsgefahr nach Wechsel- und Revisionsoperationen<br />

zu sein. Einzelne Autoren vertreten<br />

die Meinung, dass vor jedem Wechsel überprüft<br />

werden soll, ob die Indikation zum Schrittmacher<br />

wirklich weiter besteht (Bracke etal. 2004). Bei<br />

jungen Herzschrittmacherpatienten, v.a. bei<br />

Patienten mit angeborenen Herzfehlern, scheinen<br />

Infektionen häufiger aufzutreten, u.a. deshalb,<br />

weil bei ihnen die Revisionsrate höher ist (Cohen<br />

etal. 2002, Klug etal. 2003).<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

Indikation zur Revision: Infektion<br />

Ergebnisse<br />

Verhältnis der Anzahl Patienten mit Infektionen von Anteilen des<br />

Schrittmachersystems zum Implantationsvolumen<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Infektion von Anteilen des Schrittmachersystems<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,36 %<br />

-<br />

53.041<br />

0,0%<br />

0,0 - 6,2%<br />

549 von 601<br />

≤ 1%<br />

59 von 549<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 601 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

45 Krankenhäuser<br />

7 Krankenhäuser<br />

114


115<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

Indikation zur Revision: Infektion<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Bezug: Alle in den für den Leistungsbereich<br />

„Herzschrittmacher-Revision/-Explantation“ (09/3)<br />

teilnehmenden Krankenhäusern dokumentierten<br />

Patienten der Leistungsbereiche „Herzschrittmacher-<br />

Erstimplantation“ (09/1) und „Herzschrittmacher-<br />

Aggregatwechsel“ (09/2)<br />

Zähler: Patienten mit Infektion als Indikation zur<br />

Revision bzw. Explantation von Sonden oder mit<br />

Infektion, Perforation als Indikation zur Revision<br />

bzw. Explantation des Schrittmacher-Aggregats bei<br />

vorangegangener Schrittmacher-Operation im selben<br />

Krankenhaus<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 1%<br />

Erläuterung des Referenzbereichs: Orientiert an den<br />

Verlaufsbeobachtungsergebnissen des dänischen<br />

Schrittmacherregisters zu Infektionen nach Schrittmachereingriffen<br />

und den Ergebnissen der Bundesauswertung<br />

2002 hat die Fachgruppe ≤ 1% als<br />

Referenzbereich festgelegt. Das heißt, Krankenhäuser,<br />

bei denen das Verhältnis Revision wegen<br />

Infektion zu Eingriffsvolumen 1/100 überschreitet,<br />

gelten als auffällig.<br />

Bewertung<br />

Das Gesamtergebnis von 0,36% muss auch im<br />

internationalen Vergleich als gut gewertet werden.<br />

Die Analyse der Krankenhausergebnisse zeigt jedoch,<br />

dass 59 von 549 Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Fällen bzw. 7 von 45 Krankenhäusern mit weniger<br />

als 20 Fällen ein Ergebnis oberhalb des<br />

Referenzbereichs berichteten.<br />

Die Analyse im Rahmen des Strukturierten Dialogs<br />

soll Fragen zur Strukturqualität (z.B. Ort der Operation)<br />

und Prozessqualität (z.B. Operationsdauer,<br />

Antibiotikagabe) des vorausgegangenen Eingriffs<br />

bzw. zum Risikoprofil der betroffenen Patienten<br />

beinhalten. Ergänzend sollen der Zeitpunkt des<br />

Auftretens der Infektion und der verursachende<br />

Keim berichtet werden.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Immer Bestimmung der Reizschwellen bei revidierten<br />

Sonden<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Wahrnehmung elektrischer Eigenaktivität des<br />

Herzens und die Abgabe elektrischer Stimulationsimpulse<br />

an das Herz stellen die grundlegenden<br />

Aufgaben des Herzschrittmachers dar.<br />

Wichtiges Kriterium für die Stimulationsantwort ist<br />

die Reizschwelle. Sie ist definiert als die minimale<br />

Menge an elektrischer Ladung, die das Herz zu erregen<br />

vermag. Wegen der direkt verfügbaren Programmier-<br />

und Messoptionen wird die Reizschwelle<br />

in der Praxis als Paar aus Spannung (V) und Impulsdauer<br />

(z.B. 0,5ms) angegeben.<br />

In zahlreichen Studien ist der Einfluss von Material,<br />

Beschichtung und Fixation auf die elektrophysiologischen<br />

Kennwerte untersucht worden (z. B.<br />

Shandling etal. 1990, de Buitleir etal. 1990,<br />

Svensson etal. 1994, Gumbrielle etal. 1996,<br />

Rusconi etal. 1998, Cornacchia etal. 2000).<br />

Grundsätzlich ist es anzustreben, auch bei Sondenrevisionsoperationen<br />

immer eine intraoperative<br />

Reizschwellenbestimmung durchzuführen und so<br />

die Funktionsfähigkeit der Sonden zu überprüfen.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle revidierten Vorhofsonden<br />

bei Patienten mit einem Vorhofsondenproblem als<br />

Indikation zur Revision der Vorhofsonde außer bei<br />

Patienten mit perioperativem Vorhofflimmern<br />

Zähler: Vorhofsonden mit gemessener Reizschwelle<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: > 75,0 % (5 %-Perzentile kann<br />

nicht bestimmt werden, ersatzweise Minimum)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Reizschwellenbestimmung<br />

ist grundsätzlich zu fordern.<br />

Eine evidenzbasierte Grundlage für den Anteil der<br />

Fälle, in dem davon abgewichen werden kann, steht<br />

nicht zur Verfügung. Die Fachgruppe hat daher den<br />

Verteilungskennwert ≥ 5%-Perzentile als Referenzbereich<br />

gesetzt. Wegen der geringen Anzahl der<br />

Krankenhäuser mit mehr als 20 Fällen muss hier<br />

ersatzweise das Minimum genommen werden. In<br />

Zukunft soll der Referenzbereich als fester Wert<br />

definiert werden.<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

Reizschwellenbestimmung bei revidierten Sonden<br />

Ergebnisse<br />

Anteil revidierter Vorhofsonden mit Bestimmung der Reizschwelle bei Patienten<br />

mit Sondenproblemen<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Reizschwellenbestimmung<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

Abbildung 0% 30.2<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

84,69%<br />

81,9 - 87,2%<br />

764<br />

90,4%<br />

75,0 - 96,8%<br />

4 von 601<br />

> 75,0% (5%-Perzentile kann<br />

nicht bestimmt werden,<br />

ersatzweise Minimum)<br />

1 von 4<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 601 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

265 Krankenhäuser<br />

332 Krankenhäuser<br />

116


117<br />

Ergebnisse<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

Reizschwellenbestimmung bei revidierten Sonden<br />

Anteil revidierter Ventrikelsonden mit Bestimmung der Reizschwelle bei Patienten<br />

mit Sondenproblemen<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Reizschwellenbestimmung<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

Abbildung 0% 30.2<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

89,94%<br />

88,2 - 91,5%<br />

1.401<br />

95,1%<br />

90,5 - 100,0%<br />

8 von 601<br />

> 90,5% (5%-Perzentile<br />

kann nicht bestimmt werden,<br />

ersatzweise Minimum)<br />

1 von 8<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 601 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

383 Krankenhäuser<br />

210 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle revidierten Ventrikelsonden<br />

bei Patienten mit einem Ventrikelsondenproblem<br />

als Indikation zur Revision der Ventrikelsonde<br />

Zähler: Ventrikelsonden mit gemessener<br />

Reizschwelle<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: > 90,5% (5%-Perzentile kann nicht<br />

bestimmt werden, ersatzweise Minimum)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Reizschwellenbestimmung<br />

ist grundsätzlich zu fordern.<br />

Eine evidenzbasierte Grundlage dafür, wie oft davon<br />

abgewichen werden kann, steht nicht zur Verfügung.<br />

Die Fachgruppe hat daher den Verteilungskennwert<br />

≥ 5%-Perzentile als Referenzbereich gesetzt. Wegen<br />

der geringen Anzahl der Krankenhäuser mit mehr als<br />

20 Fällen muss hier ersatzweise das Minimum genommen<br />

werden. In Zukunft soll der Referenzbereich<br />

als fester Wert definiert werden.<br />

Bewertung<br />

Das Gesamtergebnis von 84,69 % der Vorhofsonden<br />

bzw. 89,94% der Ventrikelsonden mit bestimmter<br />

Reizschwelle ist in Anbetracht der betrachteten<br />

Grundgesamtheit zu niedrig. Da auf die Grundgesamtheit<br />

der Krankenhäuser mit mindestens 20<br />

Fällen (vier bei Vorhofsonden bzw. acht bei Ventrikelsonden)<br />

die 5%-Perzentile nicht angewendet<br />

werden kann, wird ersatzweise das Minimum<br />

(> 75,0% für Vorhofsonden bzw. > 90,5% für<br />

Ventrikelsonden) als Referenzbereich herangezogen.<br />

Dieser so definierte Referenzbereich sollte auch für<br />

die Krankenhäuser mit weniger als 20 Fällen angewendet<br />

werden. Im Strukturierten Dialog sollten die<br />

Gründe für eine fehlende Angabe der Reizschwelle<br />

hinterfragt werden.


Ausblick<br />

Seit 2002 ist der Datensatz stabil, auch für 2005<br />

sind keine Änderungen vorgesehen. Orientiert an<br />

der für Ende 2004 angekündigten aktuellen Leitlinie<br />

der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Herzund<br />

Kreislaufforschung wird eine Überarbeitung<br />

von Auswertungskonzept und Datensatz (für den<br />

Betrieb ab 2006) erforderlich werden. Bei dieser<br />

Gelegenheit sollen auch die zahlreichen Anregungen<br />

und Verbesserungsvorschläge der Anwender zur<br />

Optimierung und Reduktion des Umfangs des<br />

Datensatzes aufgenommen werden.<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

118


119<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

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2008-2011.


120<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Dr. Regine Reinstorf<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />

Leverkusen<br />

Dr. Dieter Decking<br />

Münster<br />

Dr. Rita Engelhardt<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />

Heidelberg<br />

Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />

Dresden-Schönfeld<br />

Dr. Thomas Gaertner<br />

Oberursel<br />

Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />

Bremen<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Marion Lichtinghagen<br />

Wiesbaden<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

Celle<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Detlef Roggenkemper<br />

Sendenhorst<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />

Berlin<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />

Mannheim<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 11<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Zusammenfassung<br />

Hüftgelenknahe Oberschenkelfrakturen sind häufige<br />

Verletzungen im höheren Lebensalter. Sie stellen<br />

für ältere Patienten nicht nur eine Einschränkung<br />

ihrer Selbstständigkeit im Alltag, sondern häufig<br />

auch eine Lebensbedrohung dar. Ziel der Therapie<br />

ist die schnelle Wiederherstellung der Mobilität<br />

und Belastbarkeit des Patienten, um die Rückkehr<br />

auf das präoperative Aktivitätsniveau zu erreichen.<br />

Unter Berücksichtigung individueller patienten- und<br />

frakturbedingter Anforderungen kommen hüftkopferhaltende<br />

Behandlungsverfahren (Osteosynthese) oder<br />

Gelenkersatzverfahren (Endoprothese) zum Einsatz.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />

Prozessqualität und die Ergebnisqualität betrachten.<br />

Eine verzögerte operative Behandlung nach einer<br />

immobilisierenden Verletzung wie der Schenkelhalsfraktur<br />

ist mit höherer Sterblichkeit und Komplikationsrate<br />

verbunden. Aber nicht alle Patienten<br />

können – etwa aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes<br />

– sofort operiert werden. Deshalb<br />

wurden im Sinne einer Risikostratifizierung für<br />

Patienten mit relativ gutem Allgemeinzustand<br />

(ASA-Klassen 1 und 2) gesonderte Raten berechnet.<br />

Insgesamt wurden 58,85% aller Patienten mit einer<br />

Schenkelhalsfraktur innerhalb der ersten 24 Stunden<br />

nach Krankenhausaufnahme operativ versorgt.<br />

Bei den Patienten mit niedrigem Risikoprofil (ASA-<br />

Klassen 1 und 2), die hüftkopferhaltend operiert<br />

wurden, erfolgte die Operation in 78,98% der Fälle<br />

innerhalb der ersten 24 Stunden. Diese Rate ist<br />

niedriger als erwartet.<br />

Bei der Festlegung des Referenzbereichs von ≥ 95%<br />

für osteosynthetisch versorgte Patienten mit niedrigem<br />

Risikoprofil hat die Fachgruppe Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie berücksichtigt, dass medizinisch<br />

begründete Ausnahmefälle auch in dieser Gruppe<br />

eine Verzögerung der Operation rechtfertigen können.<br />

Eine Analyse der Ergebnisse im Strukturierten<br />

Dialog soll nach Ansicht der Fachgruppe unabhängig<br />

von der Fallzahl mit allen Krankenhäusern, die<br />

bei diesem <strong>Qualität</strong>sindikator außerhalb des Referenzbereichs<br />

liegen, erfolgen.<br />

Die Krankenhausletalität beträgt nach Literaturangaben<br />

zwischen 1,6 und 11%. Im ersten Jahr nach<br />

der Operation ist die Sterblichkeit um 20 bis 35%<br />

höher als in der Vergleichsbevölkerung. Als Einflussfaktoren<br />

der Sterblichkeit nach hüftgelenknaher<br />

Oberschenkelfraktur sind sowohl patientenbedingte<br />

Faktoren wie auch verfahrensbedingte Faktoren<br />

bekannt.<br />

Die Rate der Hospitalletalität nach operativer Versorgung<br />

der Schenkelhalsfraktur lag im Jahr 2003 bei<br />

5,47% und damit im Bereich der in der Literatur<br />

angegebenen Letalitätsraten. Somit kann im internationalen<br />

Vergleich eine gute Versorgungsqualität<br />

in Deutschland festgestellt werden.<br />

Für den Strukturierten Dialog können insbesondere<br />

die risikostratifizierten Ergebnisse anhand der<br />

ASA-Klassifikation verwendet werden. In der Gruppe<br />

der Patienten mit niedrigem Risikoprofil (ASA-Klassen<br />

1 und 2) betrug die Letalitätsrate 1,25%. Die<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse reichte<br />

hier von 0,0 bis 15,6% und lässt erhebliche<br />

Unterschiede der Ergebnisqualität in dieser relativ<br />

homogenen und risikoarmen Patientengruppe<br />

erkennen. Auffällig hohe Raten sollen in jedem Fall<br />

mit den betreffenden Krankenhäusern im Strukturierten<br />

Dialog analysiert werden. Eine Letalitätsrate<br />

von 0,0% bei Krankenhäusern mit hohen Fallzahlen<br />

ist ebenfalls auffällig und lässt die Dokumentationsqualität<br />

fraglich erscheinen. Auch hier soll<br />

eine Analyse im Strukturierten Dialog erfolgen.


Einleitung<br />

Hüftgelenknahe Oberschenkelfrakturen sind häufige<br />

Verletzungen im höheren und hohen Lebensalter.<br />

Untersuchungen zu den Folgen einer hüftgelenknahen<br />

Fraktur zeigen, dass diese mit einem Letalitätsrisiko<br />

von ca. 20 bis 25% in den ersten sechs Monaten<br />

eine besonders hohe Sterblichkeit aufweisen.<br />

Unabhängig vom Lebensalter stellen die hüftgelenknahen<br />

Oberschenkelfrakturen eine Bedrohung der<br />

Selbstständigkeit im Alltag dar.<br />

Vor allem eine verminderte Knochendichte (Osteoporose),<br />

von der insbesondere betagte Frauen<br />

betroffen sind (Cummings & Melton III 2002,<br />

Lofthus et al. 2001, Sanders et al. 1999, Leitlinie<br />

Osteologie (Baum et al. 2003)) führt dazu, dass<br />

bei bereits geringer Krafteinwirkung, zum Beispiel<br />

bei seitlichem Fall auf die Hüfte, eine hüftgelenknahe<br />

Oberschenkelfraktur resultieren kann. Die<br />

Häufigkeit dieser Verletzung wird in Deutschland<br />

mit 110 bis 130 Fällen pro 100.000 Einwohnern<br />

angegeben; aufgrund der Altersentwicklung der<br />

Bevölkerung wird von einer jährlichen Fallzunahme<br />

von 3 bis 5% ausgegangen (Beck & Rüther 2000,<br />

Pfeifer et al. 2001).<br />

Eine optimale Therapie der hüftgelenknahen Femurfraktur<br />

berücksichtigt einerseits anatomische und<br />

andererseits individuelle medizinische und nicht<br />

zuletzt soziale Gegebenheiten.<br />

Ziel der Therapie ist die schnelle Wiederherstellung<br />

der Mobilität und Belastbarkeit des Patienten, um<br />

die Rückkehr auf das präoperative Aktivitätsniveau<br />

zu erreichen.<br />

Die Schenkelhalsfraktur wird nach Lage und Verschiebungsgrad<br />

des Bruches eingeteilt. Unter Berücksichtigung<br />

weiterer patientenbedingter Gegebenheiten<br />

wird daraus die klinische Behandlungsstrategie<br />

abgeleitet.<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 40<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

Kurze präoperative Verweildauer bei Schenkelhalsfraktur<br />

Angemessen häufig osteosynthetische Versorgung bei<br />

Patienten < 65 Jahre mit Schenkelhalsfraktur<br />

Angemessen häufig endoprothetische Versorgung bei<br />

Patienten > 80 Jahre mit Schenkelhalsfraktur<br />

Möglichst oft osteosynthetische Versorgung bei<br />

Graden I und II, möglichst oft endoprothetische<br />

Versorgung bei Graden III und IV<br />

Häufig perioperative Antibiotikaprophylaxe bei<br />

Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

Häufig präoperativesRöntgen in zwei Ebenen<br />

Hoher Anteil an Patienten mit selbstständigem Gehen<br />

bei der Entlassung<br />

Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />

postoperative chirurgische Komplikation bei<br />

Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige<br />

intra- oder postoperative chirurgische Komplikation<br />

bei Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

Selten Implantatfehllage, Implantatdislokation oder<br />

Implantatbruch bei Schenkelhalsfraktur<br />

Selten Fraktur alsbehandlungsbedürftige intra- oder<br />

postoperative chirurgische Komplikation bei<br />

Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

Selten Endoprothesenluxation bei Schenkelhalsfraktur<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />

Selten Wundhämatome/Nachblutungen<br />

Selten thromboembolische Komplikationen<br />

Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />

Komplikation<br />

Geringe Letalität<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Tabelle Art der Versorgung 20.8 bei Schenkelhalsfraktur<br />

Schenkelhalsfraktur (Entlassungsdiagnose)<br />

Osteosynthese<br />

Endoprothese<br />

Anzahl Anteil<br />

38.954<br />

408<br />

2.155<br />

14.014<br />

15.702<br />

6.675<br />

9.573<br />

29.394<br />

1.524<br />

10.171<br />

23.602<br />

3.441<br />

229<br />

32.868<br />

6.358<br />

26.247<br />

99,97%<br />

1,05%<br />

5,53%<br />

35,98%<br />

40,31%<br />

17,14%<br />

24,57%<br />

75,43%<br />

3,91%<br />

26,10%<br />

60,57%<br />

8,83%<br />

0,59%<br />

19,34%<br />

79,86%<br />

121


122<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

214%<br />

118%<br />

112%<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

50.592 Datensätze aus 1.247 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Hüftgelenknahe<br />

Femurfraktur (ohne subtrochantäre Frakturen)<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden. Im<br />

ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />

einer Übergangsregelung Daten im Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen<br />

in diesem Format 11.625 Datensätze aus 990<br />

Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 38.967 Datensätze<br />

aus 1.190 Krankenhäusern. Diese konnten<br />

in der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />

werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

11.625<br />

990<br />

6.0<br />

38.967<br />

1.190<br />

50.592<br />

1.247<br />

Erwartet<br />

49.179<br />

1.155<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

103%<br />

108%<br />

2002<br />

96%<br />

104%<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle:<br />

VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung<br />

dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />

ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort<br />

beschriebenen Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />

sind Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

(ohne subtrochantäre Frakturen) über alle Bundesländer<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verbessert<br />

und lag insgesamt bei 103%. Dieser Wert<br />

ist für einen Leistungsbereich im dritten Jahr nach<br />

der bundesweit verpflichtenden Einführung als sehr<br />

gut einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser<br />

ist ebenfalls sehr gut. Sie lag bei 108%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bezogen auf das Verhältnis<br />

von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen eine<br />

hohe Spannweite von 85 bis 214% auf.<br />

Zusätzlich zu den ausgewerteten Datensätzen des<br />

Basismoduls wurden 11.180 Datensätze aus 529<br />

Krankenhäusern für den Teildatensatz „Pflege bei<br />

Hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />

Frakturen)“ geliefert.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Kurze präoperative Verweildauer bei Schenkelhalsfraktur<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Eine verzögerte operative Behandlung ist nach einer<br />

immobilisierenden Verletzung wie der Schenkelhalsfraktur<br />

mit höherer Letalität und höheren Komplikationsraten<br />

verbunden.<br />

Die operative Versorgung innerhalb von 24 Stunden<br />

reduziert das Thromboserisiko ebenso wie das Risiko,<br />

eine Lungenembolie zu erleiden. Gleichzeitig steigt<br />

das Risiko, ein Dekubitalulkus zu entwickeln, bei<br />

verzögerter operativer Versorgung.<br />

In der Leitlinie des Scottish Intercollegiate Guideline<br />

Network (SIGN 2002) wird mit einem Evidenzgrad<br />

2+ (Klassifikation nach SIGN) aufgezeigt, dass<br />

eine operative Versorgung später als 24 Stunden<br />

nach Krankenhausaufnahme mit erhöhter Letalität<br />

vergesellschaftet ist. Daraus leitet sich die folgende<br />

Empfehlung mit dem Empfehlungsgrad C (Klassifikation<br />

nach SIGN) ab: Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

sollten so schnell wie möglich innerhalb von<br />

24 Stunden zu Zeiten der allgemeinen Tagesarbeitszeit<br />

einschließlich der Wochenenden operiert werden,<br />

wenn es ihr Allgemeinzustand erlaubt.<br />

Allerdings können nicht alle Patienten – beispielsweise<br />

aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes<br />

– einer sofortigen Operation zugeführt werden. Um<br />

den Einfluss des Allgemeinzustandes auf die Ausprägung<br />

des Indikators abzubilden, wurde im Auswertungskonzept<br />

der <strong>BQS</strong> eine Stratifizierung für<br />

Patienten der Risikoklassen eins und zwei nach ASA<br />

vorgenommen.<br />

Wenn für die Verzögerungen die Organisationsstruktur<br />

oder die personelle und technische Ausstattung<br />

eines Krankenhauses ursächlich sind, sollten diese<br />

Probleme analysiert und beseitigt werden (SIGN<br />

2002).<br />

Für osteosynthetisch versorgte Patienten erhöht<br />

sich mit einer verzögerten Versorgung die Gefahr<br />

einer Hüftkopfnekrose. Dies gilt insbesondere für<br />

die kopferhaltenden osteosynthetischen Verfahren<br />

bei medialen Schenkelhalsfrakturen, die vorzugsweise<br />

beim biologisch jüngeren Menschen anzuwenden<br />

sind. In einer prospektiv randomisierten<br />

Untersuchung konnte gezeigt werden, dass die<br />

Entstehung von Femurkopfnekrosen osteosynthe-<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Präoperative Verweildauer<br />

Präoperative Verweildauer<br />

OP nach<br />

Aufnahme<br />

innerhalb von<br />

< 24 Stunden<br />

Vertrauensbereich<br />

Referenzbereich<br />

24 - 48 Stunden<br />

> 48 Stunden<br />

Gruppe 1<br />

Alle<br />

Patienten<br />

19.342 / 32.868<br />

58,85%<br />

7.431 / 32.868<br />

22,61%<br />

6.095 / 32.868<br />

18,54%<br />

Gruppe 2<br />

osteosynth.<br />

Versorgung<br />

4.571 / 6.358<br />

71,89%<br />

1.072 / 6.358<br />

16,86%<br />

715 / 6.358<br />

11,25%<br />

Gesamt 2003<br />

tisch versorgter medialer Schenkelhalsfrakturen<br />

von der Länge des Intervalls zwischen Unfall- und<br />

Operationszeitpunkt sowie vom primären Dislokationsgrad<br />

der Fraktur abhängig ist (Kuner et al.<br />

1995, Bonnnaire et al. 1995). Ein Verfahrenswechsel<br />

aufgrund eines Osteosyntheseversagens<br />

kann hinsichtlich der Rate an postoperativen<br />

Komplikationen als problematischer eingestuft<br />

werden als die primäre prothetische Versorgung<br />

der proximalen Femurfraktur (Lenich et al. 2002).<br />

Eine entsprechende Leitlinienformulierung wurde<br />

1999 veröffentlicht (Stürmer 2001).<br />

Eine Analyse der externen <strong>Qualität</strong>ssicherungsdaten<br />

der Jahre 1993-1998 aus Westfalen-Lippe zeigte,<br />

dass auch bei kopferhaltender Therapie von Schenkelhalsfrakturen<br />

des jüngeren Menschen eine verzögerte<br />

Behandlung leider nicht unüblich war. Die<br />

Osteosynthese der Schenkelhalsfraktur des jüngeren<br />

Menschen erfolgte in nur knapp 50% der Fälle<br />

bereits am Aufnahmetag (Smektala et al. 2001).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

und osteosynthetischer Versorgung (DHS<br />

oder intramedulläre Stabilisierung oder Verschraubung)<br />

und ASA 1 bis 2<br />

Zähler: Patienten mit OP nach Aufnahme innerhalb<br />

von < 24 Stunden<br />

Erläuterung der Rechenregel: Schenkelhalsfraktur ist<br />

definiert als Entlassungsdiagnose mit ICD-10-Kodes<br />

(Version 2.0) S72.00, S72.01, S72.02, S72.03,<br />

S72.04, S72.05.<br />

Gruppe 3<br />

osteosynth.<br />

Versorgung<br />

ASA 1-2<br />

2.296 / 2.907<br />

78,98%<br />

77,45% - 80,45%<br />

≥ 95%<br />

394 / 2.907<br />

13,55%<br />

217 / 2.907<br />

7,46%<br />

Gruppe 4<br />

endoproth.<br />

Versorgung<br />

14.617/26.247<br />

55,69%<br />

6.296 / 26.247<br />

23,99%<br />

5.334 / 26.247<br />

20,32%<br />

123


124<br />

Ergebnisse<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Präoperative Verweildauer<br />

Anteil von Patienten mit OP nach Aufnahme innerhalb von 24 Std. an allen Patienten<br />

mit Schenkelhalsfraktur, osteosynthetischer Versorgung und ASA 1 oder 2<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit OP nach Aufnahme innerhalb von 24 Std.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

78,98%<br />

77,45 - 80,45%<br />

2.907<br />

85,7%<br />

43,8 - 100,0%<br />

3 von 1.190<br />

≥ 95%<br />

2 von 3<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.090 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

795 Krankenhäuser<br />

392 Krankenhäuser<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Um den Ausnahmekonstellationen<br />

gerecht zu werden (z.B. gerinnungshemmende<br />

Medikation, Wiederaufnahmefälle),<br />

wird der Referenzbereich nicht auf 100%, sondern<br />

auf ≥ 95% festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Insgesamt 58,85% aller Patienten mit einer Schenkelhalsfraktur<br />

wurden innerhalb der ersten 24 Stunden<br />

nach Krankenhausaufnahme operativ versorgt.<br />

Bei den Patienten mit niedrigem präoperativen<br />

Risikoprofil (ASA-Klassen 1 und 2), die hüftkopferhaltend<br />

operiert wurden, erfolgte die Operation in<br />

78,98% der Fälle innerhalb der ersten 24 Stunden.<br />

Diese Rate ist niedriger als erwartet. Bei Patienten<br />

der ASA-Klassen eins und zwei besteht in der Regel<br />

kein medizinischer Grund, die Operation verzögert<br />

durchzuführen. Bei der Bewertung der Rate muss<br />

berücksichtigt werden, dass Patienten mit einer<br />

Fraktur der Grade I oder II auch primär konservativ<br />

behandelt werden können und die Entscheidung<br />

zur Osteosynthese bei diesen Patienten daher sachgerecht<br />

erst später gefallen sein kann.<br />

Dieser Sachverhalt ist bei der Festlegung des Referenzwertes<br />

(≥ 95%) berücksichtigt worden. Im Strukturierten<br />

Dialog mit den auffälligen Krankenhäusern<br />

soll dieser Aspekt in die Analyse einbezogen werden.<br />

Die Eingrenzung der Grundgesamtheit auf die Patienten<br />

mit ASA-Klassen 1 und 2 hat die Spezifität dieses<br />

<strong>Qualität</strong>sindikators erhöht. Allerdings weisen dadurch<br />

nur drei Krankenhäuser mindestens 20 Fälle in<br />

dieser Grundgesamtheit auf. Nach Meinung der Fachgruppe<br />

sollte auf der Landesebene diskutiert werden,<br />

ob auch bei auffälligen Abteilungen mit Fallzahlen<br />

unter 20 ein Strukturierter Dialog geführt werden<br />

soll.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Geringe Letalität<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die proximale Femurfraktur ist eine Verletzung, die<br />

überwiegend im hohen Lebensalter auftritt und mit<br />

einer erhöhten Letalität verglichen mit gleichaltrigen<br />

Personen ohne dieses Trauma vergesellschaftet ist.<br />

Diese erhöhte Sterblichkeit (Angaben in der Literatur<br />

von 20 bis 35%) besteht über das erste postoperative<br />

Jahr (Elliott et al. 2003, Woolf & Pfleger 2003,<br />

Braithwaite et al. 2003, Goldacre et al. 2002, Fransen<br />

et al. 2002).<br />

Zur Krankenhausletalität bei proximaler Femurfraktur<br />

finden sich Angaben in nicht randomisierten Einzelstudien<br />

von 2,7 bis 11% (Lawrence et al. 2002,<br />

Gerber et al. 1993, Wissing 1996, Richmond et al.<br />

2003).<br />

Als Einflussfaktoren auf die Sterblichkeit nach proximaler<br />

Schenkelhalsfraktur lassen sich sowohl<br />

patientenbedingte Faktoren wie auch verfahrensbedingte<br />

Faktoren identifizieren.<br />

Operationsverfahren<br />

Bezogen auf einen Einjahres-Nachbeobachtungszeitraum<br />

gibt es keinen statistischen Unterschied zwischen<br />

den Letalitätsraten für osteosynthetische<br />

und endoprothetische Versorgung. Innerhalb der<br />

ersten Monate postoperativ ist die Letalitätsrate<br />

bei endoprothetischer Versorgung höher als bei<br />

osteosynthetischer Versorgung (Lu-Yao et al. 1994,<br />

Masson et al. 2004).<br />

Operationszeitpunkt<br />

Eine operative Versorgung später als 24 Stunden<br />

nach stationärer Aufnahme ist mit höherem Thromboserisiko,<br />

höherem Risiko zur Lungenembolie und<br />

einer erhöhten Letalität vergesellschaftet.<br />

Das Risiko, ein Dekubitalulkus zu entwickeln, steigt<br />

bei verzögerter operativer Versorgung (Aussagen<br />

mit Evidenzgrad 2+ nach SIGN).<br />

Eine 2003 publizierte Fallstudie untersuchte den<br />

Einfluss des Operationszeitpunktes auf die Letalität.<br />

Eine operative Versorgung innerhalb der ersten 24<br />

Stunden zeigte nach sechs Monaten eine Sterblichkeitsrate<br />

von 13,9% gegenüber 33,3% bei späterer<br />

Versorgung (Dorotka et al. 2003). Weitere Fallstudien<br />

stützen diese Aussage (Michel et al. 2002,<br />

Elliott et al. 2003, Casaletto & Gatt 2004, Gdalevich<br />

et al. 2004).<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Letalität<br />

Es kann dennoch nicht gefordert werden, dass jeder<br />

Patient innerhalb dieses Zeitraums operiert wird,<br />

da unterschiedliche Patientenfaktoren wie z.B.<br />

Komorbiditäten mit der Notwendigkeit einer längeren<br />

präoperativen Vorbereitungszeit mit berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

Begleiterkrankungen<br />

Anhand der Auswertung administrativer Daten von<br />

417.657 Patienten (Iezzoni et al. 1994) zeigte sich,<br />

dass bei Patienten mit dokumentierten Komplikationen<br />

nach großen Operationen („major surgery“)<br />

im Mittel gleichzeitig 6,5 Komorbiditäten dokumentiert<br />

worden waren. Die relevanteste Erhöhung des<br />

relativen Risikos um den Faktor 3,52 fand sich für<br />

Mangelernährungen („nutritional deficiencies“).<br />

Weitere Komorbiditäten, für welche eine altersadjustierte<br />

relative Risikoerhöhung signifikant<br />

(p


126<br />

Letalität<br />

Letalität<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Letalität<br />

Alle Patienten<br />

Patienten mit osteosynthetischer Versorgung<br />

Patienten mit osteosynthetischer Versorgung<br />

Patienten mit endoprothetischer Versorgung<br />

Patienten mit ASA 1 und 2<br />

Patienten mit ASA 3<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von verstorbenen Patienten an allen Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

und osteosythetischer Versorgung<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Verstorbene Patienten<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

2,89%<br />

2,50 - 3,34%<br />

6.358<br />

2,7%<br />

0,0 - 16,7%<br />

44 von 1.190<br />

≤ 13,6% (95%-Perzentile)<br />

2 von 44<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.190 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

Verstorbene Patienten<br />

1.797 / 32.868<br />

184 / 6.358<br />

184 / 6.358<br />

1.598 / 26.247<br />

123 / 9.833<br />

1.102 / 19.929<br />

5,47%<br />

2,89%<br />

2,89%<br />

6,09%<br />

1,25%<br />

5,53%<br />

890 Krankenhäuser<br />

256 Krankenhäuser<br />

litätsrate von 4% bei Männern im Alter von 64 bis<br />

69 Jahren und von 31% bei Männern von über 90<br />

Jahren (Roberts & Goldacre 2003).<br />

Prozessmanagement<br />

Prozessmanagement und einzelne Outcome-Parameter<br />

werden durch Implementierung eines externen<br />

<strong>Qualität</strong>smanagements in Form eines Audits<br />

verbessert (Freeman 2002). Verbessertes Prozessmanagement<br />

in der Versorgung proximaler Femurfrakturen<br />

konnte eine Reduktion der 30-Tage-Letalität<br />

von 22 auf 7% erreichen (Parker 2000).<br />

Die Letalitätsrate kann somit als valider Indikator<br />

für die Ergebnisqualität bei proximalen Femurfrakturen<br />

eingesetzt werden (AHRQ 2003). Das Ergebnis<br />

kann vom Operateur unmittelbar beeinflusst werden.<br />

Das patientenbedingte Risiko wird anhand der<br />

Risikoklassen nach ASA abgebildet.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

und osteosynthetischer Versorgung (DHS<br />

oder intramedulläre Stabilisierung oder Verschraubung)<br />

Zähler: verstorbene Patienten<br />

Erläuterung der Rechenregel: Schenkelhalsfraktur<br />

ist definiert als Entlassungsdiagnose mit ICD-10-<br />

Kodes (Version 2.0) S72.00, S72.01, S72.02,<br />

S72.03, S72.04, S72.05.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 13,6% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Da die Literaturangaben<br />

zur Letalität von Schenkelhalsfrakturoperationen<br />

sehr unterschiedliche Raten darstellen,<br />

hat die Fachgruppe hier die 95%-Perzentile<br />

als Referenzbereich festgelegt.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

und endoprothetischer Versorgung (TEP oder<br />

monopolare Femurkopfprothese oder Duokopfprothese)<br />

Zähler: Verstorbene Patienten<br />

Erläuterung der Rechenregel: Schenkelhalsfraktur<br />

ist definiert als Entlassungsdiagnose mit ICD-10-<br />

Kodes (Version 2.0) S72.00, S72.01, S72.02,<br />

S72.03, S72.04, S72.05.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />

Ergebnisse<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Letalität<br />

Anteil von verstorbenen Patienten an allen Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

und endoprothetischer Versorgung<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Verstorbene Patienten<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

6,09%<br />

5,80 - 6,38%<br />

26.247<br />

5,0%<br />

0,0 - 28,6%<br />

572 von 1.190<br />

≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />

22 von 572<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.190 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

539 Krankenhäuser<br />

79 Krankenhäuser<br />

127


128<br />

Ergebnisse<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Letalität<br />

Anteil von verstorbenen Patienten an allen Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

und ASA 1 oder 2<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Verstorbene Patienten<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,25%<br />

1,04 - 1,49%<br />

9.833<br />

0,0%<br />

0,0 - 15,6%<br />

114 von 1.190<br />

-<br />

-<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.190 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

947 Krankenhäuser<br />

129 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Schenkelhalsfraktur<br />

und Risikoklasse ASA 1 oder 2<br />

Zähler: Verstorbene Patienten<br />

Erläuterung der Rechenregel: Schenkelhalsfraktur<br />

ist definiert als Entlassungsdiagnose mit ICD-10-<br />

Kodes (Version 2.0) S72.00, S72.01, S72.02,<br />

S72.03, S72.04, S72.05.<br />

Referenzbereich<br />

Kein Referenzbereich<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der Hospital-Letalität liegt bei 5,47%<br />

und damit im unteren Bereich der in der Literatur<br />

angegebenen Letalitätsraten. Somit kann im internationalen<br />

Vergleich eine gute Versorgungsqualität in<br />

Deutschland festgestellt werden.<br />

Aufgegliedert nach Art der Versorgung lag die Gesamtrate<br />

bei osteosynthetischer Versorgung bei 2,89%<br />

und bei endoprothetischer Versorgung bei 6,09%.<br />

Für den Strukturierten Dialog können insbesondere<br />

die risikostratifizierten Ergebnisse anhand der ASA-<br />

Klassifikation verwendet werden. In der Gruppe der<br />

Patienten mit niedrigem Risikoprofil (ASA-Klassen 1<br />

und 2) betrug die Gesamtrate 1,25%.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reichte<br />

hier von 0,0% bis 15,6% und lässt erhebliche Unterschiede<br />

der Ergebnisqualität in dieser relativ homogenen<br />

und risikoarmen Patientengruppe erkennen.<br />

Auffällig hohe Raten sollen in jedem Fall mit den betreffenden<br />

Abteilungen im Strukturierten Dialog analysiert<br />

werden.<br />

Bei höheren Fallzahlen ist eine Letalitätsrate von 0,0%<br />

auffällig und lässt die Dokumentationsqualität fraglich<br />

erscheinen.


Ausblick<br />

Angesichts der zu verzeichnenden Zunahme von<br />

hüftgelenknahen Oberschenkelfrakturen in den<br />

alternden westlichen Gesellschaften werden große<br />

Anstrengungen zum Verständnis, zur Prävention<br />

und zur Behandlungsoptimierung dieser Verletzung<br />

unternommen. Anzustreben ist eine auf evidenzbasierter<br />

Grundlage und subjektiver Erfahrung gründende<br />

individuelle Entscheidungsfindung zum<br />

optimalen Behandlungsverfahren im spezifischen<br />

Umfeld.<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

Vernetzte Behandlungsstrukturen werden nicht nur<br />

im Rahmen von Verträgen zur integrierten Versorgung<br />

in den nächsten Jahren zu einer Verbesserung<br />

der Versorgung beitragen können. Die systematische<br />

Beobachtung der Ergebnisqualität solcher Versorgungsnetze<br />

kann in den nächsten Jahren stattfindende<br />

Entwicklungen optimieren. Die Möglichkeit<br />

einer Verlaufsbeobachtung der Behandlungsergebnisse<br />

über den stationären Aufenthalt hinaus ist<br />

erforderlich, um einen Vergleich der unterschiedlichen<br />

Konzepte zu ermöglichen.<br />

129


130<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

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Stürmer KM (Hrsg.). 3. unveränderte Auflage.<br />

Stuttgart: Thieme 2001.<br />

Trombetti A, Herrmann F, Hoffmeyer P, Schurch MA,<br />

Bonjour JP, Rizzoli R.<br />

Survival and potential years of life lost after hip<br />

fracture in men and age-matched women.<br />

Osteoporos Int 2002; 13 (9): 731-737.<br />

Wissing H, Peterson T, Doht A.<br />

Risiko und Prognose hüftgelenknaher Frakturen.<br />

Unfallchirurgie 1996; 22: 74-84.<br />

Woolf AD, Pfleger B.<br />

Burden of major musculoskeletal conditions.<br />

Bull World Health Organ 2003; 81 (9): 646-656.<br />

131


132<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Dr. Regine Reinstorf<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />

Leverkusen<br />

Dr. Dieter Decking<br />

Münster<br />

Dr. Rita Engelhardt<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />

Heidelberg<br />

Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />

Dresden-Schönfeld<br />

Dr. Thomas Gaertner<br />

Oberursel<br />

Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />

Bremen<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Marion Lichtinghagen<br />

Wiesbaden<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

Celle<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Detlef Roggenkemper<br />

Sendenhorst<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />

Berlin<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />

Mannheim<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 12<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Zusammenfassung<br />

Hüft-Totalendoprothesen weisen in der Regel eine<br />

Standzeit, d.h. eine Zeitspanne zwischen Erstoperation<br />

und Wechseloperation, von über 15 Jahren<br />

auf. Die Erstimplantation einer solchen Prothese bei<br />

Verschleiß des Hüftgelenks (Koxarthrose) verbessert<br />

die Lebensqualität des betroffenen Patienten deutlich.<br />

Ebenso ist bei schmerzhafter und beeinträchtigender<br />

Prothesenlockerung ein Prothesenwechsel<br />

die angemessene Behandlung der Beschwerden.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />

Prozessqualität und die Ergebnisqualität betrachten.<br />

Für die prognostische Einschätzung und operative<br />

Planung eines Prothesenwechsels muss vor der<br />

Operation bekannt sein, ob eine Infektion des Kunstgelenks<br />

vorliegt. Wenn dies der Fall ist, ist die<br />

Kenntnis von Art und Resistenzen des Erregers notwendig,<br />

um rechtzeitig eine effektive und zielgenaue<br />

medikamentöse Therapie einleiten zu können. Die<br />

Auffälligkeit bereits eines relevanten laborchemischen<br />

Entzündungszeichens erfordert – bei vorherigem<br />

Ausschluss anderer Infektionsquellen – vor der<br />

Wechseloperation eine Gelenkpunktion zum<br />

Erregernachweis.<br />

Bei 46,42 % der Patienten, bei denen Entzündungszeichen<br />

im Labor vorlagen, wurde eine Gelenkpunktion<br />

durchgeführt. Diese Rate ist deutlich niedriger<br />

als erwartet. Hier ist nach Überzeugung der Fachgruppe<br />

ein erhebliches Verbesserungspotenzial<br />

gegeben. Da nur bei 1.131 von 6.485 Fällen<br />

(17,4 %) überhaupt Entzündungszeichen vorlagen,<br />

wiesen lediglich zwei Krankenhäuser mindestens<br />

20 Fälle in der Grundgesamtheit auf. Die Berechnung<br />

der 5%-Perzentile als Referenzbereich ist<br />

daher hier nicht möglich. Nach Meinung der Fachgruppe<br />

sollte auf Landesebene der Strukturierte<br />

Dialog mit allen Krankenhäusern – unabhängig von<br />

der Fallzahl – aufgenommen werden, die keine Gelenkpunktionen<br />

bei Infektionsverdacht dokumentiert<br />

haben.<br />

Epidemiologische Studien belegen, dass bei Prothesenwechseln<br />

höhere Komplikationsraten auftreten<br />

als bei Primäreingriffen. Dies gilt auch für die<br />

Luxation, bei der der Hüftkopf aus der Hüftpfanne<br />

springt. Bei der Endoprothesenluxation<br />

handelt es sich um eine bedeutende Komplikation<br />

der Hüft-TEP-Versorgung. Der Krankenhausaufenthalt<br />

verlängert sich unter Umständen für die betroffenen<br />

Patienten erheblich. Durch die verlängerte Bettruhe<br />

besteht eine erhöhte Gefahr für das Auftreten von<br />

Begleiterkrankungen wie Thrombose, Lungenembolie<br />

oder Dekubitus.<br />

Die Gesamtrate der Endoprothesenluxationen betrug<br />

3,12 %. Diese Rate ist im internationalen Vergleich<br />

als Ausdruck einer guten Versorgungsqualität zu<br />

werten, auch wenn Angaben in der Literatur wegen<br />

der unterschiedlichen Beobachtungszeiträume nur<br />

eingeschränkt mit den vorliegenden Daten verglichen<br />

werden können. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

war mit 0,0 bis 14,3 % erheblich.<br />

Zwei Krankenhäuser lagen außerhalb des von der<br />

Fachgruppe festgelegten Referenzbereichs (95%-<br />

Perzentile, d.h. ≤ 9,1 %). Mit diesen Krankenhäusern<br />

ist auf der Landesebene der Strukturierte<br />

Dialog zu führen.


Einleitung<br />

Implantatwechsel sind bei Implantatlockerung indiziert.<br />

Die Ursache der Implantatlockerung kann ein<br />

Knochensubstanzverlust im Prothesenlager, das<br />

Ausbleiben der Osteointegration bei zementfreien<br />

Prothesen, eine akute oder chronische Infektion des<br />

Prothesenlagers, eine traumatisch bedingte periprothetische<br />

Fraktur oder das Auftreten implantatoder<br />

implantationsspezifischer Probleme sein<br />

(Stürmer 1999).<br />

Die Erstimplantation einer Hüft-Totalendoprothese<br />

bei Verschleiß des Hüftgelenks (Koxarthrose) verbessert<br />

die Lebensqualität des betroffenen Patienten<br />

deutlich. Ebenso verschafft bei schmerzhafter und<br />

beeinträchtigender Prothesenlockerung ein Prothesenwechsel<br />

dem Patienten Linderung (Saleh 2003).<br />

Hüft-Totalendoprothesen haben in der Regel eine<br />

Standzeit, d. h. eine Zeitspanne zwischen Erstoperation<br />

und Wechseloperation, von über 15 Jahren. Der<br />

Anteil an Revisionsoperationen bezogen auf die<br />

Primärimplantation beträgt ca. 8 bis 10 %, wie die<br />

über Jahre dokumentierten Beobachtungen des<br />

schwedischen Endoprothesenregisters zeigen<br />

konnten.<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Oft eine angemessene Indikation anhand der klinischen<br />

Symptomatik (Schmerzen und Bewegungseinschränkung)<br />

Oft eine angemessene Indikation anhand röntgenologischer<br />

Kriterien oder Entzündungszeichen<br />

Selten Patienten ohne klinische Symptomatik, ohne<br />

röntgenologische Kriterien und ohne Entzündungszeichen<br />

Möglichst oft Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />

Im Verhältnis zur OP-Dauer angemessene Antibiotikaprophylaxe.<br />

Single shot bei OP-Dauer bis 120 min.<br />

Intraoperative Zweitgabe bei OP-Dauer > 120 min.<br />

Immer postoperatives Röntgen in 2 Ebenen<br />

Hoher Anteil an Patienten mit selbstständigem Gehen<br />

bei der Entlassung<br />

Möglichst hoher Anteil an Patienten, bei denen bei<br />

Entlassung eine selbstständige Versorgung in der<br />

täglichen Hygiene möglich ist<br />

Selten Gefäßläsion als intra- oder postoperative chirurgische<br />

Komplikation<br />

Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige intraoder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Implantatfehllage, Implantatdislokation oder<br />

Implantatbruch<br />

Selten Fraktur als behandlungsbedürftige intra- oder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Endoprothesenluxation<br />

Selten Wundinfektion<br />

(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />

Selten Wundhämatom/Nachblutung<br />

Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />

Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />

Komplikation<br />

Geringe Letalität<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 40<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

6.484<br />

54<br />

726<br />

4.369<br />

1.216<br />

119<br />

2.563<br />

3.922<br />

355<br />

3.064<br />

2.901<br />

163<br />

2<br />

99,98 %<br />

0,83 %<br />

11,20 %<br />

67,38 %<br />

18,75 %<br />

1,83 %<br />

39,52 %<br />

60,48 %<br />

5,47 %<br />

47,25 %<br />

44,73 %<br />

2,51 %<br />

0,03 %<br />

133


134<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

620%<br />

120%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

1.838<br />

432<br />

6.0<br />

6.485<br />

782<br />

8.323<br />

838<br />

Erwartet<br />

8.270<br />

752<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

101%<br />

111%<br />

2002<br />

82%<br />

101%<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> 8.323<br />

Datensätze aus 838 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Hüft-Totalendoprothesen<br />

- Wechsel konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden.<br />

Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich,<br />

aufgrund einer Übergangsregelung Daten im Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in<br />

diesem Format 1.838 Datensätze aus 432 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 6.485 Datensätze<br />

aus 782 Krankenhäusern. Diese konnten in<br />

der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />

werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />

Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

über alle Bundesländer hat sich gegenüber dem<br />

Vorjahr verbessert und lag insgesamt bei 101 %.<br />

Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im dritten<br />

Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />

als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />

Krankenhäuser ist ebenfalls sehr gut. Sie lag bei<br />

111 %.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert stark und weist bis auf ein Bundesland,<br />

welches nur 53 % der erwarteten Daten geliefert<br />

hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine sehr hohe<br />

Spannweite von 80 bis 620 % auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst oft Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Ein primär asymptomatischer Gelenkersatz, bei dem<br />

Schmerzen auftreten, deren Ursache nicht erklärbar<br />

ist, hat so lange als infizierter Gelenkersatz zu gelten,<br />

bis das Gegenteil bewiesen ist. In der Regel<br />

wird zunächst die Untersuchung der Leukozytenzahl<br />

und der Entzündungsparameter Blutsenkungsgeschwindigkeit<br />

(BSG) und C-reaktives Protein (CRP)<br />

durchgeführt. Auffälligkeiten bereits eines dieser<br />

Entzündungszeichen führen bei zuvor erfolgtem Ausschluss<br />

anderer Infektionsqellen zur Indikation<br />

einer Gelenkpunktion.<br />

Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie<br />

(Stürmer 2001) fordert ebenso wie die<br />

American Hip Society (Callaghan et al. 1995) bei<br />

Erhöhung bereits eines Entzündungsparameters die<br />

Punktion des unter Infektionsverdacht stehenden<br />

prothetisch versorgten Hüftgelenks unter streng<br />

aseptischen Kautelen.<br />

Für die Planung des Revisionseingriffs ist die<br />

Kenntnis, ob es sich um ein infiziertes Kunstgelenk<br />

handelt, von herausragender Bedeutung. Darüber<br />

hinaus ist das Wissen um Art und Resistenzen des<br />

Erregers notwendig, um rechtzeitig eine effektive<br />

und zielgenaue medikamentöse Therapie einleiten<br />

zu können (Jackson & Schmalzried 2000).<br />

Präoperative Diagnostik<br />

Eine prospektiv angelegte klinische Studie bei 202<br />

Hüftendoprothesenrevisionen wies nach, dass eine<br />

normale BSG in Verbindung mit einem normalen<br />

CRP-Wert eine Infektion nahezu ausschloss. Umgekehrt<br />

war bei Patienten mit bestätigter Infektion eine<br />

Erhöhung von mindestens einem der beiden Entzündungsparameter<br />

festzustellen. Bei dieser Studie<br />

wurden die präoperativen Befunde der Gelenk-<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />

punktion mit intraoperativen Abstrichkulturen und<br />

Gefrierschnittuntersuchungen verglichen. Bei Fällen<br />

mit Erhöhung der Entzündungsparameter wies<br />

eine Gelenkpunktion hinsichtlich der Diagnosestellung<br />

„Hüftgelenkinfektion“ eine Sensitivität von<br />

0,86, eine Spezifizität von 0,94, einen positiven<br />

Vorhersagewert von 0,67 und einen negativen<br />

Vorhersagewert von 0,98 auf (Spangehl et al. 1999).<br />

Eine Fallstudie aus dem Jahr 2002 fand für die präoperative<br />

Gelenkpunktion mit 1,0 eine höchstmögliche<br />

Spezifizität und eine Sensitivität von 0,75<br />

(Virolainen et al. 2002).<br />

In Fällen, bei denen eine Gelenkpunktion der Hüfte<br />

aufgrund von heterotopen Ossifikationen schwierig<br />

ist, kann die CT-gesteuerte Punktion indiziert sein<br />

(Chew et al. 1995).<br />

Intraoperative Diagnostik<br />

Eine weitere klinische Studie fand direkt im entfernten<br />

Prothesenmaterial Erregerkontaminationen auch<br />

dann, wenn Material von anderen Entnahmestellen<br />

keimfrei war.<br />

Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass<br />

vermeintlich aseptische Lockerungen möglicherweise<br />

doch einer schleichenden Infektion angelastet werden<br />

können. Somit ergeben sich Auswirkungen auf<br />

die anzuwendende perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />

und -therapie (Tunney et al. 1998). Weitere<br />

histologische Methoden helfen, schleichende<br />

Infektionen intra- bzw. perioperativ zu verifizieren<br />

(Pandey et al. 2000, Musso et al. 2003).<br />

135


136<br />

Ergebnisse<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />

Anteil von Patienten mit Gelenkpunktion an allen Patienten mit Entzündungszeichen<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit Gelenkpunktion<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

46,42 %<br />

43,48 - 49,38 %<br />

1.131<br />

100,0 %<br />

100,0 - 100,0 %<br />

2 von 782<br />

≥ x % (5% Perzentile, kann<br />

nicht bestimmt werden)<br />

-<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 782 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

398 Krankenhäuser<br />

382 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Entzündungszeichen<br />

im Labor (BSG, CRP, Leukozytose)<br />

Zähler: Patienten mit Gelenkpunktion<br />

Referenzbereich<br />

≥ x% (5% - Perzentile, kann nicht bestimmt werden)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Fachgruppe<br />

fordert immer (100 %) eine Gelenkpunktion bei<br />

Infektionsverdacht. Diese kann in seltenen Fällen<br />

auch vor der stationären Aufnahme erfolgen. Da der<br />

Datensatz hier nicht genau differenziert, kann nicht<br />

sicher ausgeschlossen werden, dass „nein“ angegeben<br />

wurde, wenn die Gelenkpunktion bereits<br />

ambulant durchgeführt worden ist. Die Fachgruppe<br />

hat daher hilfsweise die 5 % - Perzentile als<br />

Referenzbereich festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Bei 46,42 % der Patienten, bei denen Entzündungszeichen<br />

im Labor vorlagen, wurde eine Gelenkpunktion<br />

durchgeführt. Diese Rate ist deutlich niedriger<br />

als erwartet. Hier ist nach Überzeugung der Fachgruppe<br />

ein erhebliches Verbesserungspotenzial gegeben.<br />

Da insgesamt nur bei 1.131 von 6.485<br />

Fällen (17,44 %) überhaupt Entzündungszeichen<br />

vorlagen, wiesen lediglich 2 Krankenhäuser mindestens<br />

20 Fälle in der Grundgesamtheit auf. Die Berechnung<br />

des von der Fachgruppe festgelegten<br />

Referenzbereichs einer 5%-Perzentile ist daher hier<br />

nicht möglich. Nach Meinung der Fachgruppe sollte<br />

auf der Landesebene der Strukturierte Dialog unabhängig<br />

von der Fallzahl mit allen Krankenhäusern<br />

aufgenommen werden, die keine Gelenkpunktionen<br />

bei Infektionsverdacht dokumentiert haben.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten Endoprothesenluxation<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die frühe Luxation der endoprothetisch versorgten<br />

Hüfte ist eine schwerwiegende Komplikation. Sie ist<br />

schmerzhaft und verzögert den Heilungsverlauf.<br />

Durch verlängerte Immobilisation besteht eine erhöhte<br />

Gefahr für das zusätzliche Auftreten von<br />

Komplikationen wie Thrombose, Lungenembolie<br />

oder Dekubitus. Luxationsfolgen können zu einer<br />

dauerhaften Beeinträchtigung des Patienten führen.<br />

Bei wiederholter Luxation muss eine Revisionsoperation<br />

diskutiert werden.<br />

Eine epidemiologische Studie (Mahomed et al. 2003)<br />

und eine Metaanalyse (Saleh et al. 2003) belegen,<br />

dass bei Wechseleingriffen höhere Komplikationsraten<br />

beobachtet werden als bei Primäreingriffen.<br />

Dies gilt insbesondere für die Luxation. Ursächlich<br />

hierfür ist u.a. eine aufgrund ausgedehnter Präparation<br />

geschwächte Weichteilführung des Hüftgelenkes.<br />

Die Spannweite der Ergebnisse der Studien, die<br />

Eingang in die Metaanalyse fanden, beträgt 1,02<br />

bis 36,84 % (Saleh et al. 2003).<br />

Kinkel et al. (2003) geben für 169 Patienten mit<br />

Prothesenwechsel aufgrund aseptischer Lockerung<br />

der künstlichen Hüfte eine Luxationsrate von 8,3%<br />

bezogen auf die ersten drei postoperativen Wochen<br />

an.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit Endoprothesenluxation<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 9,1% (95% - Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Da evidenzbasierte<br />

Literaturergebnisse über zu tolerierende Endoprothesenluxationsraten<br />

nicht zur Verfügung stehen,<br />

hat die Fachgruppe hier die 95%-Perzentile<br />

als Referenzbereich festgelegt.<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Ergebnisse<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Endoprothesenluxation<br />

Anteil von Patienten mit Endoprothesenluxation an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

3,12 %<br />

2,71 - 3,57 %<br />

6.485<br />

0,0 %<br />

0,0 - 14,3 %<br />

79 von 782<br />

≤ 9,1% (95%-Perzentile)<br />

2 von 79<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 782 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

470 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

137


138<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Endoprothesenluxation<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der Endoprothesenluxationen betrug<br />

3,12 %. Diese Rate ist im internationalen Vergleich<br />

als Ausdruck einer guten Versorgungsqualität zu<br />

werten, auch wenn Angaben in der Literatur wegen<br />

der unterschiedlichen Beobachtungszeiträume nur<br />

eingeschränkt mit den vorliegenden Daten verglichen<br />

werden können. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

war mit 0,0 bis 14,3 % erheblich.<br />

Zwei Krankenhäuser lagen außerhalb des von<br />

der Fachgruppe festgelegten Referenzbereichs von<br />

≤ 9,1% (95%-Perzentile). Mit diesen Krankenhäusern<br />

ist auf der Landesebene ein Strukturierter<br />

Dialog zu führen.


Ausblick<br />

Daten zu Komplikations-, Revisions-, aber auch Erfolgsraten<br />

in der Revisionsendoprothetik sind rar<br />

und wenig systematisch publiziert. Die Häufigkeitszunahme<br />

der Primärimplantation als Standardbehandlung<br />

der ausgeprägten Hüftgelenkarthrose<br />

erklärt einerseits die bisher zu verzeichnende Zunahme<br />

an Wechseloperationen, andererseits kann<br />

das schwedische Endoprothesenregister für das Jahr<br />

2002 eine Abnahme an Wechseloperationen feststellen.<br />

Die Autoren zeigen sich erfreut über die daraus<br />

abzuleitende <strong>Qualität</strong>sverbesserung bei der Erstimplantation;<br />

sie schließen aber in ihrer differenzierten<br />

Betrachtung der unterschiedlichen Prothesenverankerungstechniken<br />

den Kommentar an, dass<br />

bestimmte Prothesentypen ein kontinuierlich<br />

anwachsendes Revisionsrisiko gezeigt hätten (The<br />

Swedish National Hip Arthroplasty Register 2002).<br />

Ob sich diese Aussagen auch auf das deutsche<br />

Versorgungssystem übertragen lassen, kann in<br />

Zukunft gegebenenfalls ein zu etablierendes nationales<br />

Endoprothesenregister beantworten.<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

139


140<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Literatur<br />

Callaghan JJ (ed.)<br />

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141<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Inna Dabisch<br />

Dr. Bernd Gruber<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Gefäßchirurgie<br />

Prof. Dr. Wolfgang Brinckmann<br />

Güstrow<br />

Prof. Dr. Hans-Henning Eckstein<br />

München<br />

Heribert Groh<br />

Bad Mergentheim<br />

Prof. Dr. Johannes Jost<br />

Bielefeld<br />

Dr. Hans-Peter Niedermeier<br />

München<br />

Prof. Dr. Klaus Rückert<br />

Hamburg<br />

Dr. Harro Schindler<br />

Weimar<br />

Gertrud Schmälzle<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Gernold Wozniak<br />

Bottrop<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 13<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Zusammenfassung<br />

Jährlich erleiden etwa 200.000 Menschen in Deutschland<br />

einen Schlaganfall. Etwa 30.000 Schlaganfälle<br />

werden durch eine Verengung (Stenose) der hirnversorgenden<br />

Halsschlagader (extrakranielle Arteria<br />

carotis interna) verursacht.<br />

In internationalen Multicenter-Studien in Europa<br />

und Nordamerika konnte gezeigt werden, dass die<br />

operative Entfernung gefäßverengender Plaques<br />

(Karotis-TEA) bei bestimmten Patientengruppen der<br />

alleinigen medikamentösen Therapie überlegen ist.<br />

Auf dem Boden dieser Studien liegen gesicherte<br />

Erkenntnisse auf dem höchsten Level der evidenzbasierten<br />

Medizin darüber vor, für welche Gruppen<br />

von Patienten eine Operationsindikation besteht<br />

und welche Komplikationsraten nicht überschritten<br />

werden dürfen, damit der Patient von der Operation<br />

profitiert. Die sich aus diesen Erkenntnissen herleitenden<br />

Empfehlungen wurden für das Auswertungskonzept<br />

des Leistungsbereichs Karotis-Rekonstruktion<br />

übernommen.<br />

Für die externe <strong>Qualität</strong>sdarstellung wurden von der<br />

Fachgruppe neun <strong>Qualität</strong>sziele definiert, von denen<br />

drei für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

ausgewählt wurden.<br />

Für Patienten mit einer Verengung der Halsschlagader<br />

ohne Krankheitserscheinungen (asymptomatische<br />

Karotisstenose) besteht eine Operationsindikation<br />

bei einem Stenosegrad von ≥ 60 %. Eine<br />

solche Stenose lag bei 88,85 % der operierten Patienten<br />

vor. Dieses Ergebnis spiegelt eine insgesamt<br />

sorgfältige Indikationsstellung wider. Die Spannweite<br />

der Ergebnisse reichte von 23,5 bis 100,0%.<br />

Auffällig waren 12 von 145 Krankenhäusern, die in<br />

weniger als 80 % der Fälle Patienten mit einer Stenose<br />

von ≥60 % operiert haben. Diese sollen auf der Landesebene<br />

einen Hinweis auf ihr Ergebnis erhalten.<br />

Die Rate postoperativer Schlaganfälle oder Todesfälle<br />

unter allen Patienten mit einer asymptomatischen<br />

Karotisstenose von ≥ 60 % ist mit 2,02 % Ausdruck<br />

guter Versorgungsqualität. Die Spannweite der<br />

Krankenhausergebnisse reichte von 0,0 bis 13,3 %.<br />

Bei der Bewertung dieses Ergebnisses ist zu berücksichtigen,<br />

dass der prophylaktische Effekt der Operation<br />

abhängig ist von der Rate postoperativer<br />

Schlaganfälle oder Todesfälle. Beträgt die Komplikationsrate<br />

0 %, müssen, statistisch betrachtet, 12<br />

Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose operiert<br />

werden, um einen Schlaganfall in den nächsten<br />

5 Jahren zu verhindern. Steigt dieser Anteil auf 8 %<br />

an, erhöht sich diese Zahl auf 1.000 Operationen.<br />

Die Fachgruppe Gefäßchirurgie empfiehlt, mit den<br />

31 auffälligen von insgesamt 116 Krankenhäusern,<br />

die oberhalb des Referenzwertes von < 3 % lagen,<br />

in einen Strukturierten Dialog zu treten. Krankenhäuser<br />

mit kleinen Fallzahlen sind für die geschilderte<br />

Problematik zu sensibilisieren.<br />

Patienten mit einer symptomatischen Karotisstenose<br />

von ≥ 70 %, die bereits einen leichten Schlaganfall<br />

erlitten haben, profitieren von der Operation, wenn<br />

die Rate postoperativer Schlaganfälle oder Todesfälle<br />

unter 6 % bleibt. Die zur Vermeidung eines<br />

Schlaganfalls nötige Anzahl von Operationen liegt<br />

hier bei 6 Eingriffen. In der Bundesauswertung 2003<br />

wurde diese Komplikation in 4,0% der Fälle beobachtet.<br />

Dies ist als gute Versorgungsqualität zu bewerten.<br />

Die Spannweite der Ergebnisse reichte von<br />

0,0 bis 39,5%. Krankenhäuser, sowohl mit hoher<br />

und niedriger Fallzahl, deren Ergebnisse oberhalb<br />

des Referenzwertes von < 6 % lagen, sollten auf der<br />

Landesebene um Stellungnahme gebeten werden.


Einleitung<br />

Jährlich erleiden etwa 200.000 Menschen in Deutschland<br />

einen Schlaganfall. Von diesen werden etwa<br />

30.000 Schlaganfälle durch eine Stenose der extrakraniellen<br />

Arteria carotis interna verursacht. Das<br />

Risiko für einen karotisbedingten Schlaganfall ist<br />

hierbei vom Stenosegrad abhängig und beträgt für<br />

> 50%ige Stenosen 1 bis 2% pro Jahr und für<br />

> 80%ige Stenosen ca. 3% pro Jahr.<br />

Im nachfolgend dargestellten Leistungsbereich<br />

„Karotis-Rekonstruktion“ werden Patienten betrachtet,<br />

die sich einer operativen Entfernung<br />

atherosklerotischer Plaques aus der Arteria carotis<br />

interna (Karotis-Thrombendarterektomie bzw.<br />

Karotis-TEA) unterzogen haben.<br />

In internationalen prospektiv-randomisierten Multicenter-Studien<br />

(ACAS 1995, NASCET 1998, 2002,<br />

ECST 1998, ACST 2004) konnte gezeigt werden, dass<br />

die operierten Patienten in den nächsten 2 bis 8<br />

Jahren wesentlich seltener einen Schlaganfall erleiden<br />

als medikamentös behandelte Patienten mit<br />

Karotisstenosen.<br />

Auf der Grundlage der genannten Studien hat die<br />

American Heart Association eine Leitlinie zur<br />

Karotis-TEA erstellt (Biller et al. 1998), die festlegt,<br />

für welche Patientenkollektive eine Indikation zur<br />

Karotis-TEA besteht und welche Komplikationsraten<br />

nicht überschritten werden dürfen, damit der Patient<br />

von der Operation profitiert. Die Empfehlungen<br />

dieser Leitlinie entsprechen dem höchsten Level<br />

der evidenzbasierten Medizin (Evidenzgrad I,<br />

Empfehlungsgrad A nach den Kriterien der American<br />

Heart Association) und sind in das Auswertungskonzept<br />

des Leistungsbereichs Karotis-Rekonstruktion<br />

übernommen worden.<br />

Für den Vergleich der Ergebnisse der Bundesauswertung<br />

ist die unterschiedliche Definition des<br />

Stenosegrades der Arteria carotis interna in Europa<br />

und Nordamerika zu berücksichtigen. Während der<br />

Stenosegrad in Europa als das Verhältnis vom<br />

Querdurchmesser des geringsten noch durchflossenen<br />

Abschnitts zum geschätzten ursprünglichen<br />

Gefäßdurchmesser beschrieben wird („lokaler<br />

Stenosegrad“, ECST-Kriterien), ist in Nordamerika<br />

der geringste Gefäßdurchmesser innerhalb der<br />

Stenose im Verhältnis zum Gefäßdurchmesser<br />

oberhalb der Stenose gemeint („distaler Stenosegrad“,<br />

NASCET-Kriterien). Eine 50%ige Stenose<br />

nach den NASCET-Kriterien entspricht somit einer<br />

70 %igen Stenose gemäß der Definition der ECST.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Alle Angaben zum Stenosegrad erfolgen in der<br />

Bundesauswertung einheitlich nach der NASCET-<br />

Definition. Sofern die teilnehmenden Krankenhäuser<br />

den Grad der Stenose gemäß den Kriterien der<br />

ECST oder der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall<br />

in der Medizin (DEGUM) dokumentiert hatten,<br />

wurde auf die NASCET-Kriterien umgerechnet.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

Indikation bei asymptomatischer Karotisstenose:<br />

Nur Stenosen operieren mit einem Stenosegrad<br />

≥ 60% (NASCET)<br />

Indikation bei symptomatischer Karotisstenose:<br />

Nur Stenosen operieren mit einem Stenosegrad<br />

≥ 50% (NASCET)<br />

Asymptomatische Stenose ohne kontralateralen Befund:<br />

Angemessene niedrige Rate von perioperativen<br />

Schlaganfällen und Todesfällen, Referenzbereich < 3%<br />

Asymptomatische Stenose mit kontralateralem Befund:<br />

Angemessene niedrige Rate an perioperativen<br />

Schlaganfällen und Todesfällen, Referenzbereich < 5%<br />

Symptomatische Stenose mit Stenosegrad ≥ 70%<br />

(NASCET): Angemessene niedrige Rate von<br />

perioperativen Schlaganfällen oder Todesfällen,<br />

Referenzbereich < 6%<br />

Symptomatische Stenose mit Stenosegrad von<br />

50 bis 69% (NASCET): Angemessene niedrige Rate<br />

von perioperativen Schlaganfällen oder Todesfällen<br />

Referenzbereich < 6%<br />

Niedriger Anteil von Patienten mit schweren<br />

Schlaganfällen oder Tod (Rankin 4, 5, 6)<br />

Selten postoperative Komplikationen<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Neu: Darstellung der Wundinfektion nach den<br />

Kriterien der CDC)<br />

Messmethoden bei Karotisstenose<br />

B<br />

A<br />

C<br />

Distaler Stenosegrad (NASCET)<br />

B-A<br />

* 100 %<br />

B<br />

Lokaler Stenosegrad (ECST)<br />

C-A<br />

* 100 %<br />

C<br />

142


143<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 69<br />

70 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

19.355 Datensätze aus 437 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Karotis-Rekonstruktion<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden.<br />

Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich,<br />

aufgrund einer Übergangsregelung Daten im<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es<br />

liegen in diesem Format 3.692 Datensätze aus<br />

266 Krankenhäusern vor.<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und<br />

Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

119%<br />

112%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

3.692<br />

266<br />

Bundesländer Gesamt<br />

6.0<br />

15.663<br />

422<br />

Gesamt<br />

19.355<br />

437<br />

Erwartet<br />

21.902<br />

446<br />

Anzahl Anteil<br />

19.340<br />

6<br />

63<br />

2.641<br />

7.025<br />

7.506<br />

2.055<br />

44<br />

13.221<br />

6.134<br />

582<br />

6.335<br />

11.700<br />

716<br />

22<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

88 %<br />

98 %<br />

99,92%<br />

0,03%<br />

0,33%<br />

13,66%<br />

36,32%<br />

38,81%<br />

10,63%<br />

0,23%<br />

68,31%<br />

31,69%<br />

3,01%<br />

32,73%<br />

60,45%<br />

3,70%<br />

0,11%<br />

2002<br />

79 %<br />

87 %<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />

jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />

15.663 Datensätze aus 422 Krankenhäusern. In<br />

der Auswertung wurden die Datensätze des<br />

Formats 5.0.1 auf das Datensatzformat 6.0 überführt,<br />

so dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam<br />

ausgewertet werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />

wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für<br />

2002 (Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt.<br />

Eine Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />

„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />

der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />

Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />

100 % möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Karotis-Rekonstruktion über alle<br />

Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />

geringfügig verbessert und lag insgesamt bei<br />

88 %. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />

im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung allerdings immer noch als verbesserungsfähig<br />

einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />

Krankenhäuser ist dagegen gut. Sie lag bei 98 %.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist, bezogen auf das Verhältnis<br />

von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen,<br />

eine mittlere Spannweite von 54 bis 119 % auf.<br />

Nach Auffassung der Fachgruppe Gefäßchirurgie ist<br />

eine bundesweite Vollständigkeit der Datensätze<br />

von 88 % nicht unbedingt Ausdruck einer unvollständigen<br />

Dokumentation. Möglicherweise ist<br />

diese Zahl bedingt durch eine Abnahme operativer<br />

Eingriffe infolge einer zunehmenden Verbreitung<br />

der stentgestützten perkutanen Angioplastie von<br />

extrakraniellen Stenosen der Arteria carotis interna.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Indikation bei asymptomatischer Karotisstenose:<br />

Nur Stenosen operieren mit einem Stenosegrad<br />

≥ 60% (NASCET)<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Bei der Indikationsstellung zur Operation muss<br />

eine sorgfältige Abwägung zwischen dem Risiko der<br />

Operation und dem Risiko eines Schlaganfalles im<br />

natürlichen Verlauf erfolgen. Die Frage nach der<br />

besten Therapie – konservativ oder operativ – wurde<br />

in mehreren prospektiv-randomisierten Studien<br />

sowohl für die asymptomatische als auch die<br />

symptomatische Karotisstenose untersucht. Auf<br />

dem Boden dieser Untersuchungen liegen für die<br />

operative Behandlung gesicherte Indikationen auf<br />

dem höchsten Level der evidenzbasierten Medizin<br />

vor (Evidenzgrad Ia, Empfehlungsgrad A, nach den<br />

Kriterien der American Heart Association) (Biller et<br />

al. 1998).<br />

Für die asymptomatische Karotisstenose besteht<br />

eine Operationsindikation bei einem distalen<br />

Stenosegrad von ≥ 60% (NASCET-Kriterien; Biller<br />

et al. 1998).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten mit asymptomatischer<br />

Karotisstenose (Indikationsgruppe A) unter<br />

Ausschluss der Patienten mit Karotischirurgie unter<br />

besonderen Bedingungen (Indikationsgruppe C)<br />

Zähler: Patienten mit einem Stenosegrad von<br />

≥ 60% (NASCET)<br />

Erläuterung der Rechenregel:<br />

In die Indikationsgruppe A fallen die Patienten, die<br />

innerhalb der letzten 6 Monate ereignisfrei waren,<br />

d.h. bei denen kein neues fokal-neurologisches<br />

Defizit im ipsilateralen Stromgebiet auftrat und die<br />

nicht in die Indikationsgruppe C (Karotischirurgie<br />

unter besonderen Bedingungen) fallen.<br />

In die Indikationsgruppe C (Karotischirurgie unter<br />

besonderen Bedingungen) fallen Patienten mit<br />

Crescendo-TIA, akuter, progredienter Apoplex,<br />

sonstigem Notfall, Aneurysma, Coiling, kombinierter<br />

Karotis-Koronarchirurgie, kombinierter Karotis-Gefäßchirurgie,<br />

besonderer Plaque-Morphologie mit einem<br />

Stenosegrad < 50 % (NASCET) für symptomatische<br />

Karotisstenose, Mehretagen-Rekonstruktionen und<br />

Rezidiveingriffen.<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Indikation bei asymptomatischer Karotisstenose<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit einem Stenosegrad von ≥ 60% (NASCET) an Patienten<br />

der Indikationsgruppe A (asymptomatische Karotisstenose)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit Stenosegrad von ≥ 60% (NASCET)<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

88,85 %<br />

88,21 - 89,47 %<br />

9.804<br />

92,7 %<br />

23,5 - 100,0%<br />

145 von 437<br />

≥ 80 %<br />

12 von 145<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 437 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

254 Krankenhäuser<br />

38 Krankenhäuser<br />

144


145<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Indikation bei asymptomatischer Karotisstenose<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 80%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich:<br />

Es ist zu berücksichtigen, dass bei 10 bis 20% der<br />

Fälle aller Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose<br />

eine hochgradige kontralaterale Stenose<br />

oder ein kontralateraler Karotisverschluss vorliegt.<br />

Bei diesen Patienten kann durchaus auch bei<br />

unter 60%iger ipsilateraler Stenose die Karotis-<br />

TEA indiziert sein.<br />

Bewertung<br />

Das Gesamtergebnis von 88,85 % spricht nach<br />

Ansicht der Fachgruppe für eine insgesamt sorgfältige<br />

Indikationsstellung bei Patienten mit asymptomatischer<br />

Karotisstenose und ist nahezu identisch<br />

mit dem des Vorjahres. Die Spannweite der<br />

Krankenhausergebnisse ist aus Sicht der Fachgruppe<br />

bemerkenswert. In einzelnen Krankenhäusern<br />

liegt der Anteil operativ versorgter Patienten mit<br />

einer asymptomatischen Karotisstenose nach den<br />

genannten Indikationskriterien bei unter 25 %.<br />

Nur 12 der 145 Krankenhäuser mit mehr als<br />

20 Fällen in der Grundgesamtheit erreichen den Referenzbereich<br />

von ≥ 80 % nicht. Mit diesen Krankenhäusern<br />

soll auf der Landesebene eine Analyse der<br />

Ergebnisse erfolgen.


Karotis-Rekonstruktion<br />

Perioperative Schlaganfälle oder Tod bei asymptomatischer Karotisstenose<br />

≥ 60% (NASCET) ohne kontralaterale Stenose ≥ 75% (NASCET) oder<br />

kontralateralen Verschluss<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Asymptomatische Stenose ohne kontralateralen<br />

Befund: Angemessene niedrige Rate an perioperativen<br />

Schlaganfällen und Todesfällen, Referenzbereich<br />

< 3 %<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Karotisthrombendarteriektomie ist eine prophylaktische<br />

Operation, die dem Schlaganfall vorbeugen<br />

soll. Das Risiko der Operation darf daher<br />

das Risiko bei natürlichem Verlauf nicht übersteigen.<br />

Bei Patienten mit asymptomatischer Karotisstenose<br />

von ≥ 60% (NASCET-Kriterien), bei denen<br />

nicht gleichzeitig eine kontralaterale Stenose ≥<br />

75% (NASCET) vorliegt, darf die Rate an perioperativen<br />

Schlaganfällen oder Todesfällen 3% nicht<br />

überschreiten, wenn der Patient von der Operation<br />

profitieren soll (Evidenzgrad Ia, Empfehlungsgrad<br />

A, nach den Kriterien der American Heart Association;<br />

Biller et al. 1998).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten mit asymptomatischer<br />

Karotisstenose mit einem Stenosegrad ≥ 60%<br />

(NASCET) ohne kontralateralen Verschluss oder<br />

kontralaterale Stenose ≥ 75% (NASCET) unter<br />

Ausschluss der Patienten, die in die Indikationsgruppe<br />

C fallen (Karotischirurgie unter besonderen<br />

Bedingungen)<br />

Zähler: Patienten mit perioperativen Schlaganfällen<br />

oder Tod<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: < 3%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich:<br />

Der festgelegte Referenzbereich basiert auf den<br />

Ergebnissen von prospektiv randomisierten Multicenter-Studien.<br />

Nur wenn die Komplikationsrate innerhalb dieses<br />

Referenzbereichs liegt, profitiert der Patient von der<br />

Operation.<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit perioperativen Schlaganfällen oder Tod an Patienten mit<br />

asymptomatischer Karotisstenose mit einem Stenosegrad ≥ 60% (NASCET) ohne<br />

kontralateralen Verschluss oder kontralaterale Stenose ≥ 75% (NASCET)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit perioperativen Schlaganfällen oder Tod<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

2,02 %<br />

1,71 - 2,37 %<br />

7.333<br />

0,0 %<br />

0,0 - 13,3 %<br />

116 von 437<br />

< 3 %<br />

31 von 116<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 437 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

267 Krankenhäuser<br />

54 Krankenhäuser<br />

146


147<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Perioperative Schlaganfälle oder Tod bei asymptomatischer Karotisstenose<br />

≥ 60% (NASCET) ohne kontralaterale Stenose ≥ 75% (NASCET) oder kontralateralen<br />

Verschluss<br />

NNT (numbers needed to treat) und perioperative<br />

Komplikationsraten<br />

Anzahl notwendiger Operationen<br />

60<br />

30<br />

0<br />

0%<br />

1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 9% 10%<br />

Perioperative Schlaganfallrate/Letalität<br />

Asymptomatische Stenosen (60-99 %)<br />

Symptomatische Stenosen (50-69 %)<br />

Symptomatische Stenosen (70-99%)<br />

Anzahl der notwendigen Operationen, um einen<br />

ipsilateralen Schlaganfall innerhalb von fünf Jahren<br />

zu verhindern („Number needed to treat“ NNT) –<br />

Einfluss der perioperativen Komplikationsrate (auf<br />

Basis der ACAS-Studie sowie „gepoolter“ Daten<br />

aus NASCET und ECST) (<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2002)<br />

Bewertung<br />

Die Rate an perioperativen Schlaganfällen oder<br />

Todesfällen verhält sich umgekehrt proportional<br />

zum prophylaktischen Effekt der Operation. So<br />

können gefäßchirurgische Abteilungen mit einer<br />

Komplikationsrate von 0 % statistisch gesehen<br />

einen ipsilateralen Schlaganfall bei Patienten mit<br />

hochgradiger asymptomatischer Karotisstenose<br />

innerhalb von fünf Jahren verhindern, indem sie 12<br />

Patienten operieren. Steigt die Komplikationsrate<br />

jedoch auf 8 % an, müssten bereits 1.000 Patienten<br />

operiert werden, damit ein ipsilateraler Schlaganfall<br />

im natürlichen Verlauf verhindert würde (Abbildung<br />

„NNT und perioperative Komplikationsraten“).<br />

Unter diesem Aspekt ist die Gesamtrate von 2,02%<br />

an perioperativen Schlaganfällen oder Todesfällen<br />

bei Patienten mit einer asymptomatischen Karotisstenose<br />

von ≥ 60% (NASCET) nach Auffassung der<br />

Fachgruppe als Ausdruck guter Versorgungsqualität<br />

zu werten. Allerdings liegen 31 von 116 Krankenhäusern<br />

mit mindestens 20 Fällen in der Grundgesamtheit<br />

außerhalb des festgelegten Referenzbereichs<br />

von < 3 %. Für diesen Referenzbereich liegt<br />

aufgrund der Ergebnisse von prospektiv-randomisierten<br />

Multicenter-Studien ein Evidenzgrad I vor. Die<br />

Fachgruppe empfiehlt daher, mit diesen Krankenhäusern<br />

in einen Strukturierten Dialog zu treten.<br />

Da bei höheren Komplikationsraten die zur Prävention<br />

eines einzigen Schlaganfalls notwendige Zahl<br />

von Operationen erheblich zunimmt, ist aus Sicht<br />

der Fachgruppe eine Sensibilisierung für diese<br />

Problematik gerade auch bei Krankenhäusern mit<br />

kleinen Fallzahlen von Bedeutung. Daher sollten<br />

auch Krankenhäuser mit weniger als 20 dokumentierten<br />

Eingriffen in dieser Grundgesamtheit pro<br />

Jahr in den Strukturierten Dialog einbezogen werden,<br />

sofern sie den festgelegten Referenzbereich<br />

verlassen.


Karotis-Rekonstruktion<br />

Perioperative Schlaganfälle oder Tod bei symptomatischer Karotisstenose<br />

mit einem Stenosegrad ≥ 70% (NASCET)<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Symptomatische Stenose mit Stenosegrad ≥ 70%<br />

(NASCET): Angemessene niedrige Rate an perioperativen<br />

Schlaganfällen oder Todesfällen, Referenzbereich<br />

< 6%<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die NASCET- und ECST-Studien konnten zeigen,<br />

dass besonders Patienten mit hohem Stenosegrad<br />

(≥ 70%, NASCET-Kriterien) und präoperativer<br />

Symptomatik von einer Operation profitieren<br />

(Rothwell et al. 2003). Das Risiko, im Verlauf von<br />

fünf Jahren einen ipsilateralen Schlaganfall zu erleiden,<br />

wird durch die Operation um 16% reduziert<br />

(absolute Risikoreduktion).<br />

Nach Empfehlungen der American Heart Association<br />

darf das perioperative Schlaganfall- und Todesrisiko<br />

6% nicht übersteigen (Evidenzgrad Ia, Empfehlungsgrad<br />

A, nach den Kriterien der American Heart<br />

Association; Biller et al. 1998).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten mit symptomatischer<br />

Karotisstenose mit Stenosegrad ≥ 70% (NASCET),<br />

elektiv, unter Ausschluss der Karotischirurgie unter<br />

besonderen Bedingungen (Indikationsgruppe C)<br />

Zähler: Patienten mit perioperativen Schlaganfällen<br />

oder Tod<br />

Erläuterung der Rechenregel:<br />

Patienten mit symptomatischer Karotisstenose,<br />

elektiv, hatten ipsilateral innerhalb der letzten 6<br />

Monate Amaurosis fugax, Hemisphären-TIA, Apoplex<br />

oder ein sonstiges Ereignis. Ausgeschlossen wird<br />

Karotischirurgie unter besonderen Bedingungen<br />

(Indikationsgruppe C).<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: < 6%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich:<br />

Der festgelegte Referenzbereich basiert auf den<br />

Ergebnissen von prospektiv randomisierten<br />

Multicenter-Studien.<br />

Nur wenn die Komplikationsrate innerhalb dieses<br />

Referenzbereichs liegt, profitiert der Patient von der<br />

Operation.<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit perioperativen Schlaganfällen oder Tod an Patienten mit<br />

symptomatischer Karotisstenose mit Stenosegrad ≥ 70% (NASCET)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit perioperativen Schlaganfällen oder Tod<br />

50%<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

4,00%<br />

3,47 - 4,60%<br />

4.794<br />

3,5%<br />

0,0 - 39,5%<br />

82 von 437<br />

< 6%<br />

12 von 82<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 437 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

300 Krankenhäuser<br />

55 Krankenhäuser<br />

148


149<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Perioperative Schlaganfälle oder Tod bei symptomatischer Karotisstenose mit<br />

einem Stenosegrad ≥ 70% (NASCET)<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 4,00% perioperativer Schlaganfälle<br />

oder Todesfälle in diesem Patientenkollektiv<br />

liegt deutlich innerhalb des festgelegten Referenzbereichs<br />

von < 6% und ist als Ausdruck guter Versorgungsqualität<br />

zu werten.<br />

Auch in diesem Patientenkolletiv hat die Rate perioperativer<br />

Schlaganfälle oder Todesfälle Auswirkungen<br />

auf die „Number needed to treat“ (NNT),<br />

also die Zahl der Patienten mit einer symptomatischen<br />

Karotisstenose ≥ 70% (NASCET), die operiert<br />

werden müssen, um im Verlauf von fünf Jahren<br />

einen ipsilateralen Schlaganfall zu verhindern.<br />

Diese sind allerdings nicht so ausgeprägt wie in<br />

der Gruppe der Patienten mit asymptomatischer<br />

Karotisstenose ≥ 60% (NASCET). Bei einer Rate<br />

von 0% an perioperativen Schlaganfällen oder<br />

Todesfällen beträgt die NNT 5. Steigt die Kompli-<br />

kationsrate bis auf 10% an, müssten, statistisch<br />

gesehen, acht Patienten behandelt werden, um im<br />

Verlauf der nächsten fünf Jahre einen ipsilateralen<br />

Schlaganfall in dieser Patientengruppe zu verhindern<br />

(Abbildung „NNT und perioperative Komplikationsraten“).<br />

Die Fachgruppe Gefäßchirurgie empfiehlt, einen<br />

Strukturierten Dialog mit den zwölf auffälligen<br />

Krankenhäusern einzuleiten, die den festgelegten<br />

Referenzbereich verlassen. Auch hier sollten gleichermaßen<br />

auffällige Krankenhäuser mit hoher und<br />

mit niedriger Fallzahl in dieser Grundgesamtheit<br />

einbezogen werden.


Ausblick<br />

Die operative Versorgung extrakranieller Karotisstenosen<br />

stellt ein hocheffektives Verfahren zur<br />

Primär- und Sekundärprophylaxe des ischämischen<br />

Schlaganfalls dar, für das angesichts der Ergebnisse<br />

der Bundesauswertung 2003 in Deutschland<br />

insgesamt eine gute Versorgungssituation besteht.<br />

Eine neue Behandlungsoption besteht in der perkutan<br />

durchführbaren Ballondilatation extrakranieller<br />

Karotisstenosen mit oder ohne Stentimplantation<br />

(stentgestützte Karotis-PTA), die von Radiologen,<br />

Neuroradiologen, Angiologen und Kardiologen<br />

angewandt wird und zunehmend Verbreitung<br />

findet. Insbesondere von neurologischer Seite<br />

wird hierzu jedoch kritisch angemerkt, dass dieser<br />

Eingriff häufig bei Patienten durchgeführt wird, die<br />

eher von einer alleinigen medikamentösen Therapie<br />

profitiert hätten.<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Die Fachgruppe Gefäßchirurgie hat sich daher einstimmig<br />

für die Einführung der externen vergleichenden<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung bei der stentgestützten<br />

Karotis-PTA ausgesprochen. Eine weitere Beratung<br />

zu diesem Themenkomplex soll nach der Veröffentlichung<br />

erster Ergebnisse einer deutschlandweiten<br />

Vergleichsstudie (SPACE-Studie) im Spätsommer<br />

2004 erfolgen.<br />

150


151<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Literatur<br />

Barnett HJM, Meldrum HE, Eliasziw M.<br />

The appropriate use of carotid endarterectomy<br />

(NASCET). CMAJ 2002; 166 (9): 1169-1179.<br />

Barnett HJM, Taylor DW, Eliasziw M, Fox AJ,<br />

Ferguson GG, Haynes RB, Rankin RN, Clagett GP,<br />

Hachinski VC, Sackett DL, Thorpe KE, Meldrum HE.<br />

Benefit of Carotid Endarterectomy in Patients With<br />

Symptomatic Moderate or Severe Stenosis (NASCET).<br />

N Engl J Med 1998; 339 (20): 1415-1425.<br />

Biller J, Feinberg WM, Castaldo JE, Whittemore AD,<br />

Harbaugh RE, Dempsey RJ, Caplan LR, Kresowik<br />

TF, Matchar DB, Toole JF, Easton JD, Adams HP, Jr.,<br />

Brass LM, Hobson RW, Brott TG, Sternau L.<br />

Guidelines for carotid endarterectomy: a statement<br />

for healthcare professionals from a Special Writing<br />

Group of the Stroke Council, American Heart<br />

Association (AHA).<br />

Circulation 1998; 97 (5): 501-509.<br />

<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

gGmbH<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2002.<br />

Düsseldorf: <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH; 2003.<br />

Farrell B, Fraser A, Sandercock P, Slattery J,<br />

Warlow C.<br />

Randomised trial of endarterectomy for recently<br />

symptomatic carotid stenosis: final results of the<br />

MRC European Carotid Surgery Trial (ECST).<br />

Lancet 1998; 351 (1998): 1379-1387.<br />

Halliday A, Mansfield A, Marro J, Peto C, Peto R,<br />

Potter J, Thomas D.<br />

Prevention of disabling and fatal strokes by successful<br />

carotid endarterectomy in patients without<br />

recent neurological symptoms: randomised controlled<br />

trial. MRC Asymptomatic Carotid Surgery<br />

Trial (ACST) Collaborative Group.<br />

Lancet 2004; 363: 1491-1502.<br />

National Institute of Neurological Disorders and<br />

Stroke.<br />

Carotid endarterectomy for patients with asymptomatic<br />

internal carotid artery stenosis (ACAS).<br />

Journal of the Neurological Sciences 1995; 129:<br />

76-77.<br />

Rothwell PM, Eliasziw M, Gutnikow SA, Fox AJ,<br />

Taylor DW, Mayberg MR, Warlow CP, Barnett HJM.<br />

Analysis of pooled data from the randomised<br />

controlled trials of endarterectomy for<br />

symptomatic carotid stenosis.<br />

Lancet 2003; 361: 107-116.


152<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Peinemann<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Augenheilkunde<br />

Leonhard Decker<br />

Münster<br />

Dr. Gisa Franz<br />

Dresden<br />

Angelika Henzel<br />

Bergisch Gladbach<br />

Prof. Dr. Jochen Kammann<br />

Dortmund<br />

Dr. Hans Georg Krumpaszky<br />

Köln<br />

Prof. Dr. Christian Ohrloff<br />

Frankfurt<br />

Prof. Dr. Andreas Scheider<br />

Essen<br />

Dr. Christina Stephan<br />

Augsburg<br />

Prof. Dr. Rainer Sundmacher<br />

Düsseldorf<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Ulrich Schönherr<br />

Linz<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 14<br />

Kataraktoperation<br />

Zusammenfassung<br />

Im Leistungsbereich Kataraktoperation werden stationäre<br />

Eingriffe an Augen dokumentiert, die durch<br />

Linsentrübung sehbeeinträchtigt sind. Die Entfernung<br />

der Linse mit Implantation einer Kunstlinse<br />

wird dokumentiert. Ambulante Eingriffe werden<br />

nicht erfasst. Von insgesamt 15 <strong>Qualität</strong>szielen<br />

wurden zwei für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<br />

<strong>Qualität</strong>sreport ausgewählt. Ein <strong>Qualität</strong>sziel betrachtet<br />

Aspekte der Ergebnisqualität, das andere<br />

<strong>Qualität</strong>sziel betrachtet die Prozessqualität.<br />

Intraoperative Besonderheiten: Glaskörperprolaps<br />

mit vorderer Vitrektomie:<br />

Eine mögliche Komplikation der extrakapsulären<br />

Linsenextraktion ist der Riss der hinteren Linsenkapsel,<br />

durch den es zum Vorfall (Prolaps) des<br />

Glaskörpers in die Vorderkammer kommen kann.<br />

Dieses Ereignis macht in der Regel die so genannte<br />

vordere Entfernung des vorgefallenen Glaskörperanteils<br />

(Vitrektomie) erforderlich.<br />

66.472 Patienten ohne dokumentierte Risiken wurden<br />

mit der Standardindikation mit der Operationsart<br />

Phakoemulsifikation ohne kombinierte Operation<br />

behandelt. Die Gesamtrate von 0,92% für den Glaskörperprolaps<br />

dieser Patienten ist im Vergleich zur<br />

Literatur im unteren erwarteten Bereich.<br />

Bei der Betrachtung der Krankenhausergebnisse<br />

zeigte sich eine Spannweite zwischen 0,0 und<br />

13,0%. Bei allen 609 Patienten, bei denen ein<br />

Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie als<br />

intraoperative Besonderheit dokumentiert wurde,<br />

soll im Rahmen des Strukturierten Dialogs eine<br />

Einzelfallanalyse (Sentinel-Event-Indikator) durchgeführt<br />

werden.<br />

Re-Operation: Komplikationen, die einer erneuten<br />

Operation bedürfen, stellen ein nicht befriedigendes<br />

Ergebnis dar und bedeuten eine Belastung für den<br />

Patienten. Bei 78.800 Patienten mit Standardindikation<br />

und Phakoemulsifikation lag die Gesamtrate<br />

von Re-Operationen bei 0,47%. Die Fachgruppe<br />

stellt fest, dass zurzeit keine geeigneten Vergleichszahlen<br />

in der Literatur existieren, und empfiehlt,<br />

dieses Ergebnis des Jahres 2003 als Vergleichswert<br />

für spätere Verfahrensjahre heranzuziehen. Bei der<br />

Betrachtung der Krankenhausergebnisse zeigte sich<br />

eine Spannweite von 0,0 bis 7,5%. Aufgrund fehlender<br />

Vergleichswerte in der Literatur wurde für<br />

das Erhebungsjahr 2003 kein Referenzbereich festgelegt.<br />

Der Strukturierte Dialog beschränkt sich<br />

auf die Überprüfung der Datenvalidität bei Krankenhäusern<br />

mit einer Fallzahl von mindestens 450<br />

Fällen ohne dokumentierte Re-Operation.<br />

Bei den stationär erbrachten Eingriffen ist die Verweildauer<br />

inzwischen so kurz, dass die Ergebnisqualität<br />

nur eingeschränkt beurteilt werden kann.<br />

Der wichtigste <strong>Qualität</strong>sindikator, die Verbesserung<br />

des Sehvermögens, kann zurzeit nicht abschließend<br />

eingeschätzt werden, da das Ergebnis erst mehrere<br />

Wochen nach dem Eingriff zuverlässig zu erheben<br />

ist.<br />

Die Fachgruppe spricht sich dafür aus, ambulant<br />

durchgeführte Operationen und eine Verlaufsbeobachtung<br />

zur Ermittlung der Ergebnisqualität in die<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung einzubeziehen.


Einleitung<br />

Die Katarakt ist eine meist altersbedingte Trübung<br />

der Augenlinse. Die Kataraktoperation stellt den<br />

häufigsten operativen Eingriff in Deutschland dar.<br />

Eine Umfrage im Jahr 2002 unter deutschsprachigen<br />

Ophthalmochirurgen ergab eine Anzahl von etwa<br />

450.000 Kataraktoperationen, die an etwa 380 Institutionen<br />

in Deutschland durchgeführt wurden. Etwa<br />

300.000 davon wurden ambulant vorgenommen<br />

(Ober et al. 2003).<br />

Im Jahr 2003 umfasste der Leistungsbereich Kataraktoperationen<br />

die stationär durchgeführten Kataraktoperationen,<br />

die mit einer Fallpauschale oder<br />

einem Sonderentgelt abgerechnet wurden.<br />

Basisstatistik<br />

Kataraktoperation<br />

Altersverteilung Anzahl Anteil<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 40<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Anteil Patienten mit OP-relevanten ophthalmologischen<br />

Risikofaktoren des Auges<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

Strenge Indikationsstellung bei Visus ≥ 0,6<br />

Selten Zonulolyse als intraoperative Besonderheit<br />

Selten hintere Kapselruptur ohne Glaskörperprolaps<br />

als intraoperative Besonderheit<br />

Selten Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie als<br />

intraoperative Besonderheit<br />

Selten Kern- oder Rindenverlust in den Glaskörper als<br />

intraoperative Besonderheit<br />

Selten Wundnaht bei Schnittinsuffizienz als intraoperative<br />

Besonderheit<br />

Selten Dezentrierung der künstlichen intraokulären<br />

Linse (IOL) als postoperative Besonderheit<br />

Selten zentrale Hornhautendothel-Dekompensation<br />

als postoperative Besonderheit<br />

Selten Wunddehiszenz als postoperative<br />

Besonderheit<br />

Selten ausgeprägter Vorderkammer-Reizzustand als<br />

postoperative Besonderheit<br />

Selten Re-Operation<br />

Häufiges Erreichen der geplanten Refraktion<br />

(Differenz des sphärischen Äquivalents +/- 1dpt)<br />

Angemessen häufige Bestimmung des Visus am<br />

ersten Tag postoperativ<br />

Oft am ersten Tag postoperativ eine<br />

Visusverbesserung im Vergleich zum präoperativen<br />

Visus erreichen (bei Patienten ohne visusreduzierende<br />

Veränderungen)<br />

Bei Patienten mit visusreduzierenden Veränderungen<br />

verschlechtert sich der Visus nicht<br />

139.105<br />

1.352<br />

6.956<br />

78.836<br />

51.935<br />

26<br />

51.973<br />

100,00%<br />

0,97%<br />

5,00%<br />

56,67%<br />

37,34%<br />

0,02%<br />

37,32%<br />

153


154<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

228%<br />

176%<br />

130%<br />

124%<br />

114%<br />

Kataraktoperation<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

174.180 Datensätze aus 306 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Kataraktoperation<br />

konnten im Jahr 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden. Im ersten<br />

Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />

einer Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-<br />

Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />

Format 34.914 Datensätze aus 179 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />

übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 139.266 Datensätze<br />

aus 296 Krankenhäusern. Diese konnten in<br />

der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />

werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />

konnten.<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

34.914<br />

179<br />

6.0<br />

139.266<br />

296<br />

174.180<br />

306<br />

Erwartet<br />

195.039<br />

306<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

89%<br />

100%<br />

2002<br />

44%<br />

60%<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 ermittelt<br />

(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004). Eine Erläuterung<br />

dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />

ausführlich dargestellt. Aufgrund der dort<br />

beschriebenen Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />

sind Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Kataraktoperation über alle Bundesländer<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr stark verbessert<br />

und lag insgesamt bei 89%. Dieser Wert ist<br />

für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr nach der<br />

bundesweit verpflichtenden Einführung als verbesserungsfähig<br />

einzuschätzen, obwohl sich der Datenbestand<br />

gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt hat.<br />

Die Beteiligung der Krankenhäuser ist dagegen sehr<br />

gut. Sie lag bei 100%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />

welches keine der erwarteten Daten geliefert hat,<br />

bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten zu<br />

erwarteten Datensätzen eine hohe Spannweite von<br />

59 bis 228% auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie<br />

als intraoperative Besonderheit<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Eine mögliche Komplikation der extrakapsulären<br />

Linsenextraktion ist der Riss der hinteren Linsenkapsel,<br />

durch den es zum Vorfall (Prolaps) des<br />

Glaskörpers in die Vorderkammer kommen kann.<br />

Dieses Ereignis macht in der Regel die so genannte<br />

vordere Entfernung des vorgefallenen Glaskörperanteils<br />

(Vitrektomie) erforderlich.<br />

Der Glaskörperprolaps (andere Bezeichnungen: Glaskörperverlust;<br />

vitreous loss) mit vorderer Vitrektomie<br />

ist eine Komplikation, die in der Literatur mit einer<br />

Häufigkeit von 0,15% (Wollensak 1993), von 0,8%<br />

(Powe et al. 1994) und von 1,5% (Lundstroem et<br />

al. 1998) angegeben wird. Nach Phakoemulsifikation<br />

mit Implantation einer intraokulären Linse wird bei<br />

erfahrenen Operateuren eine Rate bis 0,5% berich-<br />

tet (Hagan & Davison 1998), bei in der Ausbildung<br />

stehenden Operateuren liegt die Rate deutlich<br />

höher und kann 1,8% (Corey & Olson 1998) oder<br />

auch 5,0% (Albanis et al. 1998) betragen.<br />

Ziel ist es, möglichst wenig Patienten mit dieser<br />

Komplikation zu haben. Kommt es zu dieser Komplikation,<br />

soll jeder einzelne Verlauf detailliert<br />

analysiert werden. Ziel der Analyse ist es zu klären,<br />

ob vermeidbare Umstände im Krankenhaus an der<br />

Verursachung der Komplikation beteiligt waren, die<br />

in der Zukunft in systematischer Weise verbessert<br />

werden können.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten mit Standardindikation,<br />

mit Operationsart Phakoemulsifikation, ohne Kombinations-OP<br />

und ohne Risiken<br />

Zähler: Patienten mit Glaskörperprolaps mit vorderer<br />

Vitrektomie als intraoperative Besonderheit<br />

Erläuterung der Rechenregel: Standardindikationen<br />

sind: Cataracta nuclearis, cuneiformis, corticalis,<br />

subcapsularis, complicata, juvenilis oder intumescens<br />

& hypermatura.<br />

Kataraktoperation<br />

Intraoperative Besonderheiten:<br />

Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie an Patienten mit<br />

Standardindikation, mit Operationsart Phakoemulsifikation, ohne kombinierte<br />

Operation und ohne Risiken<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie<br />

Prozent<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,92%<br />

0,85 - 0,99%<br />

66.472<br />

0,3%<br />

0,0 - 13,0%<br />

242 von 296<br />

Sentinel Event<br />

130 von 242<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 296 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

27 Krankenhäuser<br />

27 Krankenhäuser<br />

155


156<br />

Kataraktoperation<br />

Intraoperative Besonderheiten:<br />

Glaskörperprolaps mit vorderer Vitrektomie<br />

Risiken bezüglich eines Glaskörperprolapses mit vorderer<br />

Vitrektomie sind: Augenlänge der operierten<br />

Seite, Grunderkrankung, Risikofaktoren des Auges.<br />

Die Ein- und Ausschlusskriterien für die Grundgesamtheit<br />

sind damit begründet, dass kombinierte<br />

Operationen eine sehr heteroge Gruppe an Eingriffen<br />

darstellen, bei denen möglicherweise spezifische<br />

Gründe für eine Kataraktextraktion vorliegen.<br />

Die Erweiterung des Datensatzes, um auch seltene<br />

Formen adäquat abbilden zu können, erschien nicht<br />

sinnvoll, denn diese Eingriffe erlauben aufgrund<br />

ihrer vergleichsweise geringen Zahl keine Vergleiche<br />

zwischen Leistungserbringern.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: Sentinel Event<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Kein Referenzbereich,<br />

weil die Dokumentation dieser Komplikation<br />

die Analyse des stationären Verlaufs im Rahmen<br />

einer Einzelfallanalyse zur Folge haben soll.<br />

Bewertung<br />

66.472 Patienten ohne dokumentierte Risiken wurden<br />

mit der Standardindikation, mit der Operationsart<br />

Phakoemulsifikation ohne kombinierte Operation<br />

behandelt. Die Gesamtrate von 0,92% für den Glaskörperprolaps<br />

dieser Patienten ist im Vergleich zur<br />

Literatur im unteren erwarteten Bereich.<br />

Bei der Betrachtung der Krankenhausergebnisse<br />

zeigte sich eine Spannweite zwischen 0,0 und<br />

13,0%.<br />

In 130 von 242 Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Fällen und in einem Krankenhaus mit weniger<br />

als 20 Fällen in der Grundgesamtheit ist diese Komplikation<br />

mindestens einmal aufgetreten. Bei allen<br />

609 Patienten, denen ein Glaskörperprolaps mit<br />

vorderer Vitrektomie als intraoperative Besonderheit<br />

dokumentiert wurde, soll im Rahmen des Strukturierten<br />

Dialogs eine Einzelfallanalyse (Sentinel-<br />

Event-Indikator) durchgeführt werden.<br />

Die Fachgruppe bewertet es als auffällig, dass 30<br />

Krankenhäuser mit mindestens 200 Fällen in dieser<br />

Grundgesamtheit diese Komplikation bei keinem<br />

ihrer Patienten angegeben haben. Die Datenvalidität<br />

soll in diesen Krankenhäusern geprüft werden, um<br />

eine Unterdokumentation auszuschließen.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten Re-Operation<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Komplikationen, die einer erneuten Operation bedürfen,<br />

stellen ein nicht befriedigendes Ergebnis<br />

dar und bedeuten eine Belastung für den Patienten.<br />

Betrachtet werden Re-Operationen, die während<br />

desselben stationären Aufenthaltes durchgeführt<br />

wurden.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten mit Standardindikation,<br />

mit Operationsart Phakoemulsifikation, ohne Kombinations-OP<br />

und ohne Risiken<br />

Zähler: Patienten mit Re-Operation notwendig<br />

Erläuterung der Rechenregel: Standardindikationen<br />

sind: Cataracta nuclearis, cuneiformis, corticalis,<br />

subcapsularis, complicata, juvenilis oder intumescens<br />

& hypermatura.<br />

Risiken bezüglich der Re-Operation sind:<br />

Augenlänge der operierten Seite, Risikofaktoren des<br />

Auges, okuläre Voroperation, Glaskörperprolaps mit<br />

vorderer Vitrektomie.<br />

Die Ein- und Ausschlusskriterien für die Grundgesamtheit<br />

sind damit begründet, dass kombinierte<br />

Operationen eine sehr heteroge Gruppe an Eingriffen<br />

darstellen, bei denen möglicherweise spezifische<br />

Gründe für eine Kataraktextraktion vorliegen.<br />

Die Erweiterung des Datensatzes, um auch seltene<br />

Formen adäquat abbilden zu können, erschien nicht<br />

sinnvoll, denn diese Eingriffe erlauben aufgrund<br />

ihrer vergleichsweise geringen Zahl keine Vergleiche<br />

zwischen Leistungserbringern.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: Kein Referenzbereich<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Zurzeit ist keine<br />

Literatur verfügbar, aus der sich ableiten lässt, ab<br />

wann eine Re-Operationsrate als auffällig angesehen<br />

werden kann.<br />

Ergebnisse<br />

10%<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Kataraktoperation<br />

Re-Operation<br />

Anteil von Patienten mit Re-Operation an Patienten mit Standardindikation, mit der<br />

Operationsart Phakoemulsifikation, ohne kombinierte Operation und ohne Risiken<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Re-Operation<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,47%<br />

0,42 - 0,52%<br />

78.800<br />

0,0%<br />

0,0 - 7,5%<br />

246 von 296<br />

-<br />

-<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 296 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

25 Krankenhäuser<br />

25 Krankenhäuser<br />

157


158<br />

Kataraktoperation<br />

Re-Operation<br />

Bewertung<br />

Bei 78.800 Patienten mit Standardindikation und<br />

Phakoemulsifikation lag die Gesamtrate von Re-<br />

Operationen bei 0,47 %. Die Fachgruppe stellt fest,<br />

dass zurzeit keine geeigneten Vergleichszahlen in<br />

der Literatur existieren, und empfiehlt, dieses Ergebnis<br />

des Jahres 2003 als Vergleichswert für spätere<br />

Verfahrensjahre heranzuziehen.<br />

Bei der Betrachtung der Krankenhausergebnisse<br />

zeigte sich eine Spannweite von 0,0 bis 7,5 %.<br />

Aufgrund fehlender Vergleichswerte in der Literatur<br />

wurde für das Erhebungsjahr 2003 kein Referenzbereich<br />

festgelegt.<br />

Die Fachgruppe bewertet es als auffällig, dass 13<br />

Krankenhäuser mit mindestens 450 Fällen in dieser<br />

Grundgesamtheit diese Komplikation bei keinem<br />

ihrer Patienten angegeben haben. Die Datenvalidität<br />

soll in diesen Krankenhäusern geprüft werden, um<br />

eine Unterdokumentation auszuschließen.<br />

Der Strukturierte Dialog beschränkt sich damit auf<br />

die Überprüfung der Datenvalidität. Dabei ist zu<br />

beachten, dass aufgrund der niedrigen Gesamtrate<br />

von 0,47% bei der Interpretation von Ausreißern<br />

die zugrunde liegende Fallzahl besonders zu berücksichtigen<br />

ist, da beispielsweise eine Re-Operation<br />

auf 20 Operationen bereits eine Rate von 5% und<br />

damit etwa die zehnfache Basisrate bedeutet.


Ausblick<br />

Bei den stationär erbrachten Eingriffen der Kataraktchirurgie<br />

ist die Verweildauer kurz, so dass die Ergebnisqualität<br />

nur eingeschränkt beurteilt werden<br />

kann. Der wichtigste <strong>Qualität</strong>sindikator, die Verbesserung<br />

des Sehvermögens, kann zurzeit nicht abschließend<br />

eingeschätzt werden, da das Ergebnis<br />

erst mehrere Wochen nach dem Eingriff zuverlässig<br />

zu erheben ist. Komplikationen mit einer geringen<br />

Häufigkeit werden zurzeit einzeln ausgewertet. Dies<br />

drückt sich in kleinen Zahlen aus. Die Fachgruppe<br />

beabsichtigt, diese Komplikationen zukünftig nach<br />

Gruppen auszuwerten.<br />

In Zukunft ist die Umstellung des Sentinel-Event-<br />

Indikators „Intraoperative Besonderheiten: Glaskörperprolaps<br />

mit vorderer Vitrektomie“ auf einen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator mit ratenbasiertem Referenzbereich<br />

vorgesehen. Dies soll von den Ergebnissen des<br />

Strukturierten Dialogs abhängig gemacht werden.<br />

Kataraktoperation<br />

Die Höhe der Komplikationsraten ist auch vom Ausbildungsstand<br />

des Operateurs abhängig, dessen zukünftige<br />

Miterfassung in Erwägung gezogen werden<br />

soll.<br />

Wegen des zunehmenden Anteils von ambulant<br />

durchgeführten Eingriffen wurde die Dokumentationsverpflichtung<br />

für diesen Leistungsbereich im<br />

Verfahrensjahr 2004 ausgesetzt.<br />

Die Fachgruppe spricht sich dafür aus, ambulant<br />

durchgeführte Operationen und eine Verlaufsbeobachtung<br />

zur Ermittlung der Ergebnisqualität in die<br />

<strong>Qualität</strong>sdarstellung einzubeziehen.<br />

159


160<br />

Kataraktoperation<br />

Literatur<br />

Albanis CV, Dwyer MA, Ernest JT.<br />

Outcomes of extracapsular cataract extraction and<br />

phacoemulsification performed in a university training<br />

program.<br />

Ophthalmic Surg Lasers 1998; 29: 643-8.<br />

Corey RP, Olson RJ.<br />

Surgical outcomes of cataract extractions performed<br />

by residents using phacoemulsification.<br />

J Cataract Refract Surg 1998; 24: 66-72.<br />

Hagan JC 3rd, Davison JA.<br />

Clinical comparison of the Alcon 20,000 Legacy<br />

and 10,000 Master phacoemulsification units.<br />

J Cataract Refract Surg 1998; 24: 693-6.<br />

Lundstroem M, Barry P, Leite E, Seward H, Stenevi U.<br />

1998 European cataract outcome study. Report<br />

from the European cataract outcome study group.<br />

J Cataract Refract Surg 2001; 27: 1176-83.<br />

Ober S, Reuscher A, Wenzel M.<br />

Umfrage von DGII und BVA 2002 zum derzeitigen<br />

Stand der Katarakt- und refraktiven Chirurgie.<br />

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-<br />

Implantation und Refraktive Chirurgie.<br />

Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.<br />

www.dgii.org/umfrage2.html.<br />

(Recherchedatum: 18.06.2004)<br />

Powe NR, Schein OD, Gieser SC, Tielsch JM, Luthra R,<br />

Javitt J, Steinberg EP.<br />

Synthesis of the literature on visual acuity and<br />

complications following cataract extraction with<br />

intraocular lens implantation. Cataract Patient<br />

Outcome Research Team.<br />

Arch Ophthalmol 1994; 112: 239-52.<br />

Wollensak J.<br />

Kataraktchirurgie.<br />

In: Wollensak J. Ophthalmochirurgische<br />

Komplikationen. Stuttgart: Enke; 1993. p. 158-85.


161<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Dr. Regine Reinstorf<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />

Leverkusen<br />

Dr. Dieter Decking<br />

Münster<br />

Dr. Rita Engelhardt<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />

Heidelberg<br />

Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />

Dresden-Schönfeld<br />

Dr. Thomas Gaertner<br />

Oberursel<br />

Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />

Bremen<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Marion Lichtinghagen<br />

Wiesbaden<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

Celle<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Detlef Roggenkemper<br />

Sendenhorst<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />

Berlin<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />

Mannheim<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 15<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Zusammenfassung<br />

Der Operationserfolg einer unikompartimentalen<br />

Kniegelenk-Endoprothese hängt vor allem von der<br />

richtigen Indikationsstellung ab. Die typische Indikation<br />

für diese Endoprothese wird im einseitigen,<br />

überwiegend binnenseitigen Kniegelenkverschleiß<br />

bei nicht allzu aktiven Patienten mittleren Alters<br />

gesehen. Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt,<br />

welche die Ergebnisqualität betrachten.<br />

Die postoperative Beweglichkeit lässt sich mit der<br />

international etablierten Neutral-Null-Methode vergleichbar<br />

und überprüfbar untersuchen. Der Indikator<br />

mit dem <strong>Qualität</strong>sziel „Möglichst oft postoperative<br />

Beweglichkeit Extension/Flexion von mindestens<br />

0/0/90“ bildet mit den geforderten Bewegungsausmaßen,<br />

die einen sicheren Gang und Aufstehen von<br />

einem Stuhl ohne Hilfe ermöglichen, einen hohen<br />

Anspruch an die Beuge- und Streckfähigkeit ab.<br />

Bei Kniegelenk-Schlittenprothesen lag die Rate der<br />

Fälle mit erreichter postoperativer Beweglichkeit von<br />

mindestens 0/0/90 bei 60,93% und war fast identisch<br />

mit der entsprechenden Rate bei Knie-Totalendoprothesen<br />

(60,40%). Die Rate entspricht den<br />

Erwartungen der Fachgruppe und spiegelt eine gute<br />

Versorgungsqualität wider. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

war mit 0,9 bis 100,0 % extrem.<br />

Zwei von 43 Krankenhäusern lagen außerhalb des<br />

Referenzbereichs (5%-Perzentile). Dort soll im Strukturierten<br />

Dialog überprüft werden, ob sehr kurze<br />

Verweildauern oder Dokumentationsprobleme die<br />

Ergebnisse mit verursacht haben.<br />

Wundinfektionen in der endoprothetischen Gelenkchirurgie<br />

sind gefürchtete Komplikationen. Im ungünstigen<br />

Fall führen Infektionen zum Prothesenwechsel,<br />

möglicherweise aber auch zum Prothesenverlust<br />

mit der Notwendigkeit einer Versteifungsoperation<br />

des Kniegelenkes oder gar zur Amputation.<br />

Eine Maßnahme zur Infektionsbehandlung hat<br />

in der Regel eine Beeinträchtigung des Patienten,<br />

eine Verlängerung des Aufenthaltes und einen Anstieg<br />

der Kosten zur Folge.<br />

Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

verwendet für die Beurteilung von Infektionsraten<br />

patientenbezogene Risikoklassen und Schweregradeinteilungen<br />

der Wundinfektionen des National<br />

Nosocomial Infections Surveillance System (NNIS)<br />

der amerikanischen Centers for Disease Control<br />

(CDC), die in einer deutschen Übersetzung des<br />

Nationalen Referenzzentrums für die Surveillance<br />

von nosokomialen Infektionen (NRZ) vorliegen.<br />

Bei Schlittenprothesen lag die Rate postoperativer<br />

Wundinfektionen bei 0,43 % und damit erwartungsgemäß<br />

niedriger als bei Knie-Totalendoprothesen.<br />

Mit Blick auf die Vergleichszahlen des NRZ handelt<br />

es sich um ein gutes Versorgungsergebnis. Allerdings<br />

ist bei der NRZ-Rate zu berücksichtigen, dass<br />

hier Knie-TEP- bzw. Schlittenprothesen-Erstimplantationen<br />

und Prothesenwechsel nicht differenziert<br />

werden.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

0,0 bis 4,3 %. Vier Krankenhäuser lagen außerhalb<br />

des Referenzbereichs (≤ 2%). Für Patienten der<br />

Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate der postoperativen<br />

Wundinfektionen 0,40%. Auch bei diesem<br />

Kollektiv ist das Versorgungsergebnis gut. Es wurden<br />

neun oberflächliche und keine tiefe Wundinfektion<br />

dokumentiert. Die Spannweite der Ergebnisse<br />

bei Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen,<br />

betrug hier 0,0 bis 3,0%. Eines von 26 Krankenhäusern<br />

lag außerhalb des Referenzbereichs von 1%.<br />

Anhand der Ergebnisse zeigt sich, dass ein externer<br />

Krankenhausvergleich in Leistungsbereichen<br />

mit geringen Fallzahlen problematisch ist. Dieser<br />

Leistungsbereich wurde daher seit Anfang 2004<br />

von der bundesweiten Dokumentationsverpflichtung<br />

für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung ausgenommen.


Einleitung<br />

Patienten mit Kniegelenkverschleiß weisen u.a. in<br />

Abhängigkeit von der Verschleißursache eine unterschiedliche<br />

Beteiligung der drei Gelenkkompartimente<br />

auf. Ausprägung und Ausmaß der Arthrose beeinflussen<br />

die Wahl des Behandlungsregimes, die Wahl<br />

des Implantats und die Prognose (Callaghan 1995).<br />

Der Operationserfolg einer unikompartimentalen<br />

Kniegelenk-Endoprothese hängt – neben einer optimalen<br />

operativen Technik (Weale 2000, Lindstrand<br />

et al. 2000, Robertsson et al. 2001) – in besonderem<br />

Maße von der richtigen Indikationsstellung ab<br />

(Brown 2001).<br />

Die ideale Indikation für die unikondyläre Schlittenprothese<br />

wird in der medialen posttraumatischen<br />

Arthrose nicht allzu aktiver Patienten mittleren<br />

Alters gesehen. Der Kapsel-Bandapparat und das<br />

femoropatellare Gleitlager sollten intakt und funktionstüchtig,<br />

die Achsenverhältnisse weitgehend<br />

physiologisch sein (Jerosch et al. 1997,<br />

Agneskirchner & Lobenhoffer 2003). Neuere „minimal-invasive“<br />

Operationstechniken versprechen<br />

postoperativ im Vergleich zur Totalendoprothese<br />

schnellere Schmerzfreiheit und Mobilität. Als ein<br />

weiterer Vorteil wird angesehen, dass bei Lockerung<br />

die Wechseloperation einer Schlittenprothese als<br />

unkomplizierter eingeschätzt wird als die Wechseloperation<br />

einer Totalendoprothese.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 40<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Oft eine angemessene Indikation (Schmerzen und<br />

röntgenologische Kriterien)<br />

Grundsätzlich perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />

Angemessene OP-Dauer<br />

Immer postoperatives Röntgen in zwei Ebenen<br />

Selten Transfusionsbedarf von mehr als<br />

zwei Transfusionseinheiten Fremdblut<br />

Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />

Extension/Flexion von mindestens 0/0/90<br />

Hoher Anteil von Patienten mit selbstständigem<br />

Gehen bei der Entlassung<br />

Möglichst hoher Anteil von Patienten, bei denen bei<br />

Entlassung eine selbstständige Versorgung in der täglichen<br />

Hygiene möglich ist<br />

Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige<br />

intra- oder postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Fraktur als behandlungsbedürftige intra- oder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />

Selten Wundhämatome/Nachblutungen<br />

Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />

Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />

Komplikation<br />

Geringe Letalität<br />

Anzahl Anteil<br />

3.745<br />

14<br />

845<br />

2.577<br />

297<br />

12<br />

1.335<br />

2.412<br />

618<br />

2.327<br />

787<br />

15<br />

0<br />

99,95%<br />

0,37%<br />

22,56%<br />

68,81%<br />

7,93%<br />

0,32%<br />

35,63%<br />

64,37%<br />

16,49%<br />

62,10%<br />

21,00%<br />

0,40%<br />

0,00%<br />

162


163<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

4.832 Datensätze aus 477 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Knie-Schlittenprothese<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden. Im ersten<br />

Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />

einer Übergangsregelung Daten im Format der<br />

<strong>BQS</strong> - Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in<br />

diesem Format 1.085 Datensätze aus 206 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />

übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 3.747 Datensätze<br />

aus 434 Krankenhäusern. Diese konnten in der<br />

Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />

werden.<br />

377%<br />

271%<br />

193%<br />

164%<br />

153%<br />

149%<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

1.085<br />

206<br />

6.0<br />

3.747<br />

434<br />

4.832<br />

477<br />

Erwartet<br />

4.541<br />

411<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

106%<br />

116%<br />

2002<br />

69%<br />

88%<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />

Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />

Knie-Schlittenprothese über alle Bundesländer<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr sehr verbessert<br />

und lag insgesamt bei 106 %. Dieser Wert<br />

ist für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr nach<br />

der bundesweit verpflichtenden Einführung als sehr<br />

gut einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser<br />

war ebenfalls sehr gut. Sie lag bei 116%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bezogen auf das Verhältnis<br />

von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen eine<br />

sehr hohe Spannweite von 70 bis 377% auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />

Extension/Flexion von mindestens 0/0/90<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Ziel des künstlichen Kniegelenkersatzes ist die Wiederherstellung<br />

einer schmerzfreien Kniegelenkbeweglichkeit<br />

und Kniegelenkbelastbarkeit. Dies gilt in<br />

gleichem Maße für die Kniegelenkteilendoprothetik<br />

wie für die Kniegelenktotalendoprothetik.<br />

Während in der unmittelbar postoperativen Phase<br />

eine Schmerzfreiheit erfahrungsgemäß nicht erreicht<br />

werden kann, so ist doch eine nahezu vollständige<br />

aktive Streckung und aktive Beugung bis 90 Grad<br />

als postoperativ zu erreichende Grundvoraussetzung<br />

zu fordern, auf der die weitere Übungstätigkeit des<br />

Patienten aufbauen kann. Die postoperative Beweglichkeit<br />

lässt sich mit der international etablierten<br />

Neutral-Null-Methode vergleichbar und überprüfbar<br />

untersuchen. Allgemein gilt die Annahme, dass<br />

Patienten mit Kniegelenkteilersatz rascher als Patienten<br />

mit komplettem Kniegelenkersatz (Newman<br />

et al. 1998, Beard et al. 2002, Yang et al. 2003) eine<br />

ausreichende Gelenkbeweglichkeit erreichen, wobei<br />

die Beugung von 90 Grad häufig eher erreicht wird<br />

als die volle Streckfähigkeit (Barck 2000). Die Notwendigkeit<br />

ausgedehnter Rehabilitationsprogramme<br />

ist umstritten (Weidenhielm et al. 1993).<br />

Streckung<br />

Bei vollständiger Streckung des Kniegelenkes ist<br />

das Gelenk ohne zusätzliche Muskelarbeit stabil.<br />

Dies ist wichtig für das Stehen und die Belastungsphase<br />

beim Gehen (Callaghan et al. 1995). Ein nicht<br />

vollständig zu streckendes Knie muss durch den<br />

Quadrizepsmuskel aktiv gehalten werden, dies verstärkt<br />

den Druck auf das Femoropatellargelenk und<br />

kann zu dauerhaften Schmerzen führen. Zusätzlich<br />

wirken verstärkte Kräfte auf die posteriore Hälfte<br />

des Tibiaplateaus und der Femurkondylen ein. Eine<br />

derartige dauerhafte Fehlbelastung kann Einfluss auf<br />

die Standzeiten der Prothese haben. Ein mildes<br />

postoperatives Streckdefizit kann durch aktive<br />

Übungsbehandlung innerhalb des ersten Jahres<br />

postoperativ ausgeglichen werden (McPherson et<br />

al. 1994).<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Postoperative Beweglichkeit<br />

Beugung<br />

Eine Beugefähigkeit des Kniegelenks von 67 Grad<br />

wird in der Schwungphase des normalen Gangs benötigt.<br />

93 Grad Beugung im Kniegelenk sind notwendig,<br />

um von einem Stuhl ohne zusätzliche Hilfe<br />

aufzustehen. Daraus erklärt sich das Ziel einer postoperativen<br />

Beugefähigkeit von über 90 Grad<br />

(Laubenthal et al. 1972). Andere Autoren konnten<br />

in einer Nachbeobachtungsstudie feststellen, dass<br />

im Falle einer Beugefähigkeit von ≥ 70 Grad zum<br />

Zeitpunkt der Entlassung nach einem Jahr in der<br />

Regel eine Beugefähigkeit von 102 Grad erreicht<br />

worden war (Schurman et al. 1985). Andere Autoren<br />

fordern als akzeptables funktionelles Resultat eine<br />

Beugefähigkeit von mindestens 100 Grad (Itokazu<br />

et al. 1998).<br />

Es gibt Hinweise dafür, dass Patienten mit Kniegelenkersatz<br />

einer intensiveren Nachbehandlung bedürften,<br />

um nicht nur die Schmerzfreiheit bzw.<br />

-reduktion, sondern auch ein optimales funktionelles<br />

Ergebnis zu bewahren (Roos 2003).<br />

Im Vergleich zu „kniegesunden“ Menschen bleiben<br />

allerdings postoperative Einschränkungen zu erwarten<br />

(Jenny et al. 2002, Hassaballa et al. 2003,<br />

Fuchs et al. 2003), dies umso mehr, je eingeschränkter<br />

die Compliance des Patienten ist (Sharma et<br />

al. 1996).<br />

Insgesamt weist die Vielzahl an Fallstudienpublikationen<br />

auf eine Renaissance des Kniegelenkteilersatzes<br />

hin. Damit steigt die Chance, dass zukünftig<br />

auch Ergebnisse aus größeren randomisierten<br />

Studien zur Verfügung stehen, welche die Bewertung<br />

und den Vergleich der funktionellen Ergebnisse<br />

erleichtern. Zurzeit muss man den Kniegelenkteilersatz<br />

an den Maßstäben der Knietotalendoprothetik<br />

messen.<br />

Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie fordert<br />

als Zeichen guter Behandlungsqualität eine<br />

vollständige aktive Streckung und aktive Beugung<br />

bis 90 Grad zum Zeitpunkt der Entlassung. Dieses<br />

funktionelle Ergebnis stellt eine Grundlage für ein<br />

normales Gangbild und die weitere aufbauende und<br />

erhaltende Übungstätigkeit des Patienten dar.<br />

164


165<br />

Ergebnisse<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Postoperative Beweglichkeit<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von mindestens<br />

0/0/90 Grad (Extension/Flexion) an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von mindestens 0/0/90 (Extension/Flexion)<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

60,93%<br />

59,32 - 62,52%<br />

3.637<br />

66,7%<br />

0,9 - 100,0%<br />

43 von 434<br />

≥ 8,3% (5%-Perzentile)<br />

2 von 43<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 434 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

391 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel: Grundgesamtheit: Alle Patienten (eingeschränkt<br />

auf plausible Werte bei Angaben zur<br />

Extension und Flexion)<br />

Zähler: Patienten mit postoperativer aktiver<br />

Beweglichkeit von mindestens 0/0/90 Grad<br />

(Extension/Flexion)<br />

Erläuterung der Rechenregel: Für die Beweglichkeit<br />

gelten als plausible Werte bei Angaben zur<br />

Extension und Flexion: 0 - 10/0 - 150/0 - 150 Grad<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 8,3% (5%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Für das Vorliegen<br />

einer ausreichenden postoperativen Beweglichkeit<br />

liegen vergleichbare Literaturergebnisse mit Angaben<br />

nach der Neutrall-Null-Methode nicht vor. Die Fachgruppe<br />

hat daher die 5%-Perzentile als Referenzbereich<br />

definiert.<br />

Bewertung<br />

Bei Knie-Schlittenprothesen lag die Rate von Fällen<br />

mit erreichter postoperativer Beweglichkeit von<br />

mindestens 0/0/90 Grad bei 60,93 % und war<br />

damit fast identisch der entsprechenden Rate bei<br />

Knie-TEP (60,40%). Diese Rate entspricht den<br />

Erwartungen der Fachgruppe und spiegelt eine<br />

gute Versorgungsqualität wider.<br />

Der Indikator bildet einen hohen Anspruch an die<br />

Beuge- und Streckfähigkeit ab. Ein mildes postoperatives<br />

Streckdefizit kann in der Regel durch aktive<br />

Übungsbehandlung innerhalb des ersten Jahres postoperativ<br />

ausgeglichen werden (McPherson et al.<br />

1994).<br />

Auch bezüglich der Beugefähigkeit stellen 90 Grad<br />

ein optimales Ergebnis dar. Auch Beugefähigkeitswerte,<br />

die diesem sehr nahe kommen (z.B. 80 bis<br />

89 Grad), sind akzeptabel.


Die nach Verweildauer stratifizierten Ergebnisse entsprechen<br />

den Erwartungen. Bei Verweildauern unter<br />

15 Tagen sind die Beweglichkeitsergebnisse deutlich<br />

niedriger als bei längeren Verweildauern. Bei Patienten<br />

mit Verweildauern über 25 Tagen haben vermutlich<br />

Komplikationen vorgelegen.<br />

Die vorliegenden Informationen können für zukünftige<br />

Weiterentwicklungen der Auswertung genutzt<br />

werden. So sollte die postoperative Beweglichkeit<br />

zukünftig nach Beuge- und Streckdefizit getrennt<br />

analysiert werden.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse war<br />

mit 0,9 bis 100,0 % extrem. Zwei von 43 Krankenhäusern<br />

lagen außerhalb des Referenzbereichs<br />

(5%-Perzentile). Bei den Krankenhäusern mit sehr<br />

niedrigen Raten soll im Strukturierten Dialog überprüft<br />

werden, ob sehr kurze Verweildauern oder<br />

Dokumentationsprobleme die auffälligen Ergebnisse<br />

mit verursacht haben können.<br />

Die präoperativen Bewegungsausmaße der betroffenen<br />

Patienten sollen im Strukturierten Dialog zum<br />

Vergleich herangezogen werden. Bei sehr starken<br />

präoperativen Bewegungseinschränkungen kann<br />

hier ggf. die Indikation für die Implantation einer<br />

Schlittenprothese anstelle einer Totalprothese in<br />

Frage gestellt werden.<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Postoperative Beweglichkeit<br />

Patienten mit postoperativer Beweglichkeit von mindestens<br />

0/0/90 Grad (Extension/Flexion)<br />

Verweildauer Anzahl Anteil<br />

≤ 15 Tage<br />

16 - 20 Tage<br />

21 - 25 Tage<br />

> 25<br />

alle Patienten<br />

1.090/1.895<br />

798/1.240<br />

292/428<br />

36/74<br />

2.216/3.637<br />

57,52%<br />

64,36%<br />

68,22%<br />

48,65%<br />

60,93%<br />

166


167<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Wundinfektionen in der endoprothetischen Gelenkchirurgie<br />

sind gefürchtete Komplikationen, da sie<br />

das operative Ergebnis erheblich beeinträchtigen.<br />

Die Kniegelenkendoprothetik gilt als infektionsgefährdeter<br />

als die Hüftgelenkendoprothetik (Ayers<br />

et al. 1997). Im ungünstigen Fall führen Infektionen<br />

zum Prothesenwechsel, möglicherweise aber auch<br />

zum Prothesenverlust mit Notwendigkeit der Versteifungsoperation<br />

des Kniegelenkes oder gar zur Amputation.<br />

Die Infektionsbehandlung hat in der Regel<br />

eine Beeinträchtigung des Patienten, eine Verlängerung<br />

des Aufenthaltes und einen Anstieg der<br />

Kosten zur Folge (Husted & Toftgaard 2002).<br />

Verschiedene patientenbezogene Risikofaktoren, wie<br />

z.B. hohes Lebensalter, Diabetes mellitus, obstruktive<br />

Lungenerkrankungen oder rheumatische Erkrankungen<br />

haben einen Einfluss auf die Infektionsraten<br />

(SIGN 2000). Dies wurde im Auswertungskonzept<br />

durch die Risikoadjustierung berücksichtigt.<br />

Voroperationen am Kniegelenk oder kniegelenknah<br />

können durch z.B. inzisionsbedingte Beeinträchtigung<br />

der Weichteildurchblutung postoperative<br />

Wundheilungsstörungen begünstigen (Wilson et<br />

al. 1990, Callaghan et al. 1995, Ayers et al. 1997,<br />

Lazzarini et al. 2001). Dies wurde im Auswertungskonzept<br />

ebenfalls berücksichtigt.<br />

Aseptisches Operieren, diszipliniertes Verhalten im<br />

Operationssaal (Nicolai et al. 1997) und eine perioperative<br />

Antibiotikaprophylaxe gehören zu den<br />

Standardkomponenten einer Infektionsprophylaxe<br />

(Callaghan et al. 1995).<br />

Operationsbedingte Risikofaktoren wie lange<br />

Operationsdauer und hoher intraoperativer Blutverlust<br />

haben einen Einfluss auf die Infektionsraten<br />

(SIGN 2000).<br />

Die Verwendung von Tourniquets kann zu verlängerter<br />

Gewebehypoxie führen, die wiederum Auswirkung<br />

auf die Wundheilung haben kann (Clarke et<br />

al. 2001).<br />

Zeitgerechtes Entfernen von Wunddrainagen reduziert<br />

die Infektionshäufigkeit (Weiss & Krackow<br />

1993, Mengal et al. 2001, Zamora-Navas et al. 1999)<br />

ebenso wie die rechtzeitige Entfernung von Harnblasenkathetern<br />

(Michelson et al. 1988). Wenn<br />

Wundheilungsprobleme auftreten, sollte eine frühzeitige<br />

chirurgische Reintervention erfolgen, um<br />

eine tiefe Infektion mit den vorgenannten fatalen<br />

Folgen zu vermeiden (Callaghan et al. 1995,<br />

Menderes et al. 2002).<br />

Alle genannten relevanten Prozessparameter könnten<br />

Bestandteil eines klinischen Behandlungspfads<br />

oder einer klinischen Handlungsempfehlung sein.<br />

Nach den Kriterien der AHCPR lässt sich mit dem<br />

Evidenzgrad Ib belegen, dass sich die Komplikationsraten<br />

nach endoprothetischem Hüftgelenk- und<br />

Kniegelenkersatz durch Anwendung klinischer Behandlungspfade<br />

deutlich reduzieren lassen (Douglas<br />

et al. 2001, Dowsey et al. 1999).<br />

Der Zeitpunkt des Auftretens einer Infektion bietet<br />

eine weitere Möglichkeit zur Differenzierung von Infektionsraten.<br />

Die Nomenklatur ist hier nicht einheitlich,<br />

es werden akute Infektionen (bis 12 Wochen<br />

postoperativ), subakute Infektionen (12 bis 52<br />

Wochen postoperativ) und Spätinfektionen (später<br />

als 1 Jahr postoperativ auftretend) beschrieben<br />

(Callaghan et al. 1995). In Einzelstudien werden weitere<br />

Beobachtungszeiträume mit anderen Bezeichnungen<br />

verwendet (Cramer et al. 2001).<br />

Ein Vergleich von Infektionsraten anhand der Literatur<br />

ist aufgrund der verschiedenen benutzten<br />

Definitionen und Beobachtungszeiträume nur eingeschränkt<br />

möglich (Saleh et al. 2002, Abudu et<br />

al. 2002, Virolainen et al. 2002, Peersman et al.<br />

2001, Gaine et al. 2000, Martini et al. 2000,<br />

Hanssen 1999, Segawa et al. 1999, Mauerhan et<br />

al. 1994).<br />

Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> orientiert sich an<br />

den patientenbezogenen Risikoklassen (0 bis 3) und<br />

der Schweregradeinteilung (A1 bis A3) des National<br />

Nosocomial Infections Surveillance Systems (NNIS)<br />

der amerikanischen Centers for Disease Control<br />

(CDC). Das deutsche Nationale Referenzzentrum<br />

(NRZ) hat diese Klassifikationen übernommen.<br />

Das NRZ berichtet aus dem Berichtszeitraum 1997<br />

bis 2003 auf die Risikoklassen bezogen folgende<br />

Infektionsraten im Bereich „Knieendoprothesen“:<br />

• Risikoklasse 0:<br />

• mittlere Infektionsrate 0,75% (n=6.708),<br />

• Risikoklasse 1:<br />

• mittlere Infektionsrate 1,12% (n=7.209),<br />

• Risikoklasse 2:<br />

• mittlere Infektionsrate 2,09% (n=1.678),<br />

• Risikoklasse 3:<br />

• mittlere Infektionsrate 0,0% (n=35),<br />

• alle Risikoklassen:<br />

• mittlere Infektionsrate 1,06%.


Die Wundinfektionsarten verteilten sich wie folgt:<br />

• A1 Infektionen: mittlere Rate: 0,35%<br />

• A2 Infektionen: mittlere Rate: 0,35%,<br />

• A3 Infektionen: mittlere Rate: 0,36%.<br />

Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> weist für alle Risikoklassen<br />

Infektionsraten differenziert nach Wundinfektionsart<br />

aus.<br />

Zu beachten ist, dass bei den Komplikationsraten<br />

des NRZ nicht zwischen Knie-TEP-Ersteingriffen und<br />

-wechsel bzw. Schlittenprotheseneingriffen unterschieden<br />

wird.<br />

Die Betrachtung der Wundinfektionsraten bei Fällen<br />

der Risikoklasse 0 (Patienten ohne relevante infektionsbegünstigende<br />

Risiken) stellt eine adäquate<br />

Risikostratifizierung für den Krankenhausvergleich<br />

dar. Der amerikanische NNIS-Report nennt eine<br />

Infektionsrate von 0,87% bei 53.759 Patienten<br />

(1992 bis 2003) der Risikoklasse 0.<br />

Eine vollständige Beurteilung der Wundinfektionsraten<br />

ist erst bei Etablierung einer Verlaufsbeobachtung<br />

möglich, da nur ca. ein Drittel der tiefen<br />

Infektionen innerhalb der ersten 30 Tage auftritt<br />

und zwei Drittel der tiefen Infektionen erst nach<br />

3 Monaten erkannt werden (Ayers et al.1997,<br />

Callaghan et al. 1995, Wilson et al. 1990).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 2%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Ergebnisse<br />

des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />

von nosokomialen Infektionen (NRZ) gibt einen gepoolten<br />

Mittelwert von 1,1% Wundinfektionsrate<br />

über alle Knieprothesenimplantationen an. Die<br />

Fachgruppe hat daher ≤ 2% (doppelte NRZ-Rate)<br />

als Referenzbereich für Wundinfektionen über alle<br />

Patienten festgelegt.<br />

Ergebnisse<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,43%<br />

0,24 - 0,69%<br />

3.747<br />

0,0%<br />

0,0 - 4,3%<br />

46 von 434<br />

≤ 2%<br />

4 von 46<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 434 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

388 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

168


169<br />

Ergebnisse<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten der<br />

Risikoklasse 0<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

5%<br />

4,5%<br />

4%<br />

3,5%<br />

3%<br />

2,5%<br />

2%<br />

1,5%<br />

1%<br />

0,5%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,40%<br />

0,18 - 0,76%<br />

2.244<br />

0,0%<br />

0,0 - 3,0%<br />

26 von 434<br />

≤ 1%<br />

1 von 26<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 434 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

312 Krankenhäuser<br />

96 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse 0<br />

Zähler: Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 1%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Ergebnisse<br />

des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />

von nosokomialen Infektionen (NRZ) weist für die<br />

Risikoklasse 0 eine Wundinfektionsrate von ca.<br />

0,75 % aus. Die Fachgruppe hat daher ≤ 1% als<br />

Referenzbereich für Wundinfektionen bei Patienten<br />

der Risikoklasse 0 festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Bei Knie-Schlittenprothesen lag die Rate postoperativer<br />

Wundinfektionen bei 0,43 % und damit erwartungsgemäß<br />

niedriger als bei Knie-Totalendoprothesen.<br />

Mit Blick auf die Vergleichszahlen des NRZ<br />

handelt es sich um ein gutes Versorgungsergebnis.<br />

Allerdings ist bei der NRZ-Rate zu berücksichtigen,<br />

dass hier Knie-TEP- bzw. Schlittenprothesenerstimplantationen<br />

und -wechsel nicht differenziert werden.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

0,0 bis 4,3%. Vier Krankenhäuser mit mindestens<br />

20 Fällen lagen hier außerhalb des Referenzbereichs<br />

(≤ 2%).<br />

Für Patienten der Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate<br />

der postoperativen Wundinfektionen 0,40%.<br />

Auch bei diesem Kollektiv mit niedrigem Risiko ist<br />

das Versorgungsergebnis als gut zu bewerten.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

hier 0,0 bis 3,0%. Nur eines von 26 Krankenhäusern<br />

lag hier außerhalb des Referenzbereichs (≤ 1%).


Ausblick<br />

Der Erfolg einer unikompartimentalen Kniegelenk-<br />

Endoprothese hängt – neben einer optimalen operativen<br />

Technik – in besonderem Maß von der richtigen<br />

Indikationsstellung ab (Brown 2001). Nach<br />

Aussagen einer Indikations-Evaluationsstudie sind<br />

nach strenger Abwägung aller wesentlichen klinischen<br />

Parameter nur 4,3% der Gonarthrose-<br />

Patienten für den unikondylären Gelenkersatz<br />

geeignet (Ritter 2004).<br />

Diese Größenordnung findet sich auch im Verhältnis<br />

der für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung dokumentierten<br />

Fälle wieder. Bezogen auf alle Kniegelenk-Endoprothesen-Erstimplantationen<br />

wurden 5,10% als<br />

Knie-Schlittenprothesen implantiert (4.832 Knie-<br />

Schlittenprothesen und 90.004 Knie-Totalendoprothesen).<br />

Damit handelt es sich um ein Kleinmengen-<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

verfahren, das für den Krankenhausvergleich nur<br />

mit methodischen Einschränkungen eingesetzt werden<br />

kann. Lediglich 46 von 434 Krankenhäusern<br />

hatten im Jahre 2003 20 oder mehr unikondyläre<br />

Kniegelenkprothesen implantiert. Daher wurde die<br />

Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />

ab dem Jahr 2004 ausgesetzt.<br />

In der Zukunft wird allerdings möglicherweise eine<br />

Neubewertung erforderlich sein, da mit weiterer<br />

Verbreitung so genannter minimal invasiver Techniken<br />

in diesem Bereich mit ansteigenden Implantationszahlen<br />

zu rechnen ist. So berichtet das<br />

schwedische Knieendoprothesenregister (Annual<br />

Report 2003) ein Ansteigen der minimal invasiven<br />

Implantationstechnik von 15% (1999) auf 46%<br />

beim unikondylären Gelenkersatz im Jahr 2002.<br />

170


171<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

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172


173<br />

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174<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Dr. Regine Reinstorf<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />

Leverkusen<br />

Dr. Dieter Decking<br />

Münster<br />

Dr. Rita Engelhardt<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />

Heidelberg<br />

Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />

Dresden-Schönfeld<br />

Dr. Thomas Gaertner<br />

Oberursel<br />

Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />

Bremen<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Marion Lichtinghagen<br />

Wiesbaden<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

Celle<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Detlef Roggenkemper<br />

Sendenhorst<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />

Berlin<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />

Mannheim<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 16<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Zusammenfassung<br />

Die Verschleißerkrankung des Kniegelenks ist eine<br />

insbesondere ältere Frauen betreffende Erkrankung.<br />

Ziel des endoprothetischen Gelenkersatzes ist die<br />

Wiederherstellung der physiologischen Beinachse,<br />

einer stabilen Bandführung und schmerzfreien Gelenkbeweglichkeit.<br />

Das in den letzten Jahren gewachsene<br />

Vertrauen in das Verfahren führt zu<br />

Steigerungsraten der „Nachfrage“ nach künstlichem<br />

Kniegelenkersatz von über 20% jährlich. Für die<br />

Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport wurden<br />

zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die die Ergebnisqualität<br />

des Eingriffs betrachten.<br />

Die postoperative Beweglichkeit lässt sich mit der<br />

international etablierten Neutral-Null-Methode vergleichbar<br />

und überprüfbar messen. Der Indikator<br />

bildet mit geforderten Bewegungsausmaßen einen<br />

hohen Anspruch an die Beuge- und Streckfähigkeit<br />

ab.<br />

Die Gesamtrate der Patienten mit erreichter postoperativer<br />

Beweglichkeit von mindestens 0/0/90<br />

nach der Neutral-Null-Methode lag bei 60,40%.<br />

Diese Rate entspricht den Erwartungen der Fachgruppe<br />

und spiegelt eine gute Versorgungsqualität<br />

wieder. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

war mit 0,0 bis 100,0% extrem. 33 Krankenhäuser<br />

lagen außerhalb des Referenzbereichs (5%-Perzentile).<br />

Bei den Krankenhäusern mit sehr niedrigen<br />

Raten sollte im Strukturierten Dialog auch überprüft<br />

werden, ob es sich um Fälle mit sehr kurzer<br />

Verweildauer oder um ein Dokumentationsproblem<br />

handelt. Auch die präoperativen Bewegungsausmaße<br />

der betroffenen Patienten sollen im Strukturierten<br />

Dialog zum Vergleich herangezogen werden.<br />

Bei der Weiterentwicklung des Indikators sollen<br />

zukünftig auch die präoperativen Werte in die<br />

Berechnung einfließen.<br />

Wundinfektionen in der endoprothetischen Gelenkchirurgie<br />

sind gefürchtete Komplikationen, da sie<br />

das operative Ergebnis erheblich beeinträchtigen.<br />

Im ungünstigen Fall führen Infektionen zum Prothesenwechsel,<br />

möglicherweise aber auch zum Prothesenverlust<br />

mit Notwendigkeit der Versteifungsoperation<br />

des Kniegelenkes oder gar zur Amputation.<br />

Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie differenziert<br />

bei der Beurteilung von Infektionsraten<br />

nach unterschiedlichen präoperativen patientenbe-<br />

zogenen Risikoklassen und der postoperativen<br />

Wundklassifikation anhand der Kriterien des<br />

National Nosocomial Infections Surveillance System<br />

(NNIS), die in einer deutschen Übersetzung des<br />

Nationalen Referenzzentrums (NRZ) vorliegen.<br />

Die Gesamtrate der postoperativen Wundinfektionen<br />

lag bei 0,99%. Mit Blick auf die Vergleichszahlen<br />

des NRZ (1,06%) handelt es sich um ein gutes<br />

Versorgungsergebnis. Allerdings ist bei der NRZ-Rate<br />

zu berücksichtigen, dass hier Knie-TEP- bzw. Schlittenprothesen-Erstimplantationen<br />

und -wechsel nicht<br />

differenziert werden.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

0,0 bis 20,0%. 147 von 681 Krankenhäusern lagen<br />

außerhalb des Referenzbereichs von ≤ 2%.<br />

Für Patienten der Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate<br />

der postoperativen Wundinfektionen 0,76%<br />

(zum Vergleich: NRZ 0,75 % und NNIS 0,87 %).<br />

Auch bei diesem Kollektiv mit niedrigem Risiko ist<br />

das Versorgungsergebnis gut.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

hier 0,0 bis 9,5%. Immerhin lagen hier 114 von<br />

449 Krankenhäusern außerhalb des Referenzbereichs<br />

von ≤ 1%.<br />

Im Strukturierten Dialog sollte das Augenmerk vor<br />

allem auf die tiefen Wundinfektionen gelegt werden.


Einleitung<br />

Die Verschleißerkrankung des Kniegelenks ist eine<br />

alterskorrelierte Erkrankung, die insbesondere den<br />

weiblichen Teil der älteren Bevölkerung betrifft. Die<br />

Erkrankung ist schmerzhaft, entwickelt sich progredient<br />

und führt mit zunehmender Ausprägung zu<br />

erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit<br />

und zur Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit<br />

im alltäglichen Leben. Ausprägung bzw.<br />

Ausmaß der Arthrose – es kann lediglich ein Teilbereich<br />

(Kompartiment) oder das gesamte Kniegelenk<br />

betroffen sein – beeinflussen die Wahl des Behandlungsregimes,<br />

die Wahl des Implantats und nicht<br />

zuletzt die Prognose (Callaghan et al. 1995).<br />

Unter „Totaler Kniegelenkendoprothetik“ versteht<br />

man den Ersatz des lateralen und medialen Hauptkompartiments<br />

mit oder ohne prothetischem Ersatz<br />

oder Teilersatz der Kniescheibe.<br />

Ziel des endoprothetischen Gelenkersatzes ist die<br />

Wiederherstellung der physiologischen Beinachse,<br />

Herstellung einer stabilen Bandführung und schmerzfreien<br />

Gelenkbeweglichkeit sowie die möglichst uneingeschränkte<br />

Gehfähigkeit des Patienten bei langer<br />

Lebensdauer (Standzeit) der Prothese.<br />

Galten die Verfahren zum alloplastischen Kniegelenkersatz<br />

noch in den 1980er Jahren als unausgereift,<br />

so haben sich Implantate, Operationsverfahren und<br />

Erfahrung der Operateure dahingehend verbessert,<br />

dass inzwischen regelhaft Standzeiten von über<br />

zehn Jahren für die Kniegelenk-Totalendoprothesen<br />

erreicht werden.<br />

Entsprechend wird der künstliche Kniegelenkersatz<br />

von den Patienten „nachgefragt“, was sich im rapiden<br />

Zuwachs der Implantationszahlen von 1999<br />

auf 2000 mit bis zu über 20% (Healy et al. 2002,<br />

Robertson et al. 2001) ausdrückte. Im Verfahren<br />

der externen vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung ist<br />

eine Steigerung der dokumentierten Fälle von über<br />

30 % für die Jahre 2002 auf 2003 festzustellen.<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Oft eine angemessene Indikation (Schmerzen und röntgenologische<br />

Kriterien)<br />

Grundsätzlich perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />

Angemessene OP-Dauer<br />

Immer postoperatives Röntgen in zwei Ebenen<br />

Selten Transfusionsbedarf von mehr als zwei TE<br />

Fremdblut<br />

Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />

Extension/Flexion von mindestens 0/0/90<br />

Hoher Anteil von Patienten mit selbstständigem Gehen<br />

bei der Entlassung<br />

Möglichst hoher Anteil von Patienten, bei denen bei<br />

Entlassung eine selbstständige Versorgung in der<br />

täglichen Hygiene möglich ist<br />

Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige intraoder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Fraktur als behandlungsbedürftige intra- oder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />

Selten Wundhämatome / Nachblutungen<br />

Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />

Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />

Komplikation<br />

Geringe Letalität<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 40<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

70.827<br />

194<br />

7.224<br />

55.164<br />

8.080<br />

165<br />

20.823<br />

50.027<br />

5.348<br />

41.606<br />

23.411<br />

461<br />

24<br />

99,97%<br />

0,27%<br />

10,20%<br />

77,89%<br />

11,41%<br />

0,23%<br />

29,39%<br />

70,61%<br />

7,55%<br />

58,72%<br />

33,04%<br />

0,65%<br />

0,03%<br />

175


176<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

441%<br />

208%<br />

143%<br />

134%<br />

134%<br />

133%<br />

131%<br />

131%<br />

128%<br />

126%<br />

122%<br />

121%<br />

119%<br />

118%<br />

116%<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

19.154<br />

671<br />

6.0<br />

70.850<br />

925<br />

90.004<br />

965<br />

Erwartet<br />

69.108<br />

827<br />

130%<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

130%<br />

117%<br />

2002<br />

101%<br />

102%<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> 90.004<br />

Datensätze aus 965 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Knie-Totalendoprothese<br />

(TEP) konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden. Im<br />

ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />

einer Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-<br />

Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />

Format 19.154 Datensätze aus 671 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />

übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 70.850 Datensätze<br />

aus 925 Krankenhäusern. Diese konnten in der Bundesauswertung<br />

6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />

über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP) über alle<br />

Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr verbessert<br />

und lag insgesamt bei 130%. Dieser Wert ist<br />

für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr nach der<br />

bundesweit verpflichtenden Einführung als sehr gut<br />

einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser ist<br />

ebenfalls sehr gut. Sie lag bei 117%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert, obwohl sie beständig über 100% liegt,<br />

und weist bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine Spannweite von<br />

103 bis 441% auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />

Extension/Flexion von mindestens 0/0/90<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Ziel des künstlichen Kniegelenkersatzes ist die<br />

Wiederherstellung einer schmerzfreien Kniegelenkbeweglichkeit<br />

und Belastbarkeit. Während Schmerzen<br />

und belastender Gang nur subjektiv erhebbar sind,<br />

lässt sich die postoperative Beweglichkeit mit der<br />

international etablierten Neutral-Null-Methode vergleichbar<br />

und überprüfbar untersuchen.<br />

Streckung<br />

Bei vollständiger Streckung ist das Kniegelenk ohne<br />

zusätzliche Muskelarbeit stabil. Dies ist wichtig für<br />

das Stehen und die Belastungsphase beim Gehen.<br />

Ein nicht vollständig zu streckendes Knie muss durch<br />

den Quadrizepsmuskel aktiv gehalten werden, dies<br />

verstärkt den Druck auf das Femoropatellargelenk<br />

und kann zu dauerhaften Schmerzen führen.<br />

Zusätzlich wirken verstärkte Kräfte auf die posteriore<br />

Hälfte des Tibiaplateaus und der Femurkondylen ein.<br />

Eine derartige dauerhafte Fehlbelastung kann Einfluss<br />

auf die Standzeiten der Prothese haben (Callaghan<br />

et al. 1995). Ein mildes postoperatives Streckdefizit<br />

kann in der Regel durch aktive Übungsbehandlung<br />

innerhalb des ersten Jahres postoperativ ausgeglichen<br />

werden (McPherson et al. 1994).<br />

Beugung<br />

Eine Beugefähigkeit des Kniegelenks von 67 Grad<br />

wird in der Schwungphase des normalen Gangs<br />

benötigt, 93 Grad Beugung im Kniegelenk sind notwendig,<br />

um von einem Stuhl ohne zusätzliche Hilfe<br />

aufzustehen. Daraus erklärt sich das Ziel einer postoperativen<br />

Kniegelenk-Beugefähigkeit von über 90<br />

Grad (Laubenthal et al. 1972).<br />

Schurman et al. (1985) konnten in einer Nachbeobachtungsstudie<br />

feststellen, dass im Falle einer<br />

Beugefähigkeit von über 70 Grad zum Zeitpunkt<br />

der Entlassung nach einem Jahr in der Regel eine<br />

Beugefähigkeit von 102 Grad erreicht worden war.<br />

Andere Autoren fordern als akzeptables funktionelles<br />

Resultat eine Beugefähigkeit von mindestens 100<br />

Grad (Itokazu et al. 1998).<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Postoperative Beweglichkeit<br />

Das Behandlungsergebnis kann beeinflusst werden<br />

durch patientenbedingte Faktoren, wie z.B. die präoperative<br />

Bewegungseinschränkung und postoperative<br />

Compliance (Ayers et al. 1997, Ritter et al. 2003,<br />

Sharma et al. 1996), oder durch operationstechnische<br />

oder organisatorische Faktoren (Buvanendran et al.<br />

2003, Dowsey et al. 1999, Ranawat 2003, White et<br />

al. 1999).<br />

Es gibt Hinweise dafür, dass rund einen Monat postoperativ<br />

die bisher erreichte Funktion tendenziell<br />

abnimmt. Genau zu diesem Zeitpunkt sollte mit<br />

weiterem intensivem Training begonnen werden<br />

(Fitzgerald et al. 2004). Patienten mit Kniegelenkersatz<br />

scheinen einer intensiveren Nachbehandlung<br />

zu bedürfen als Patienten mit Hüftendoprothetik, um<br />

ein optimales funktionelles Ergebnis zu bewahren<br />

(Roos 2003).<br />

Zu Art und Umfang notwendiger rehabilitativer Maßnahmen<br />

gibt es keine internationalen Richtlinien<br />

(NIH Consensus Development Conference on Total<br />

Knee Replacement 2003).<br />

Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie fordert<br />

als Ergebnisqualitätsparameter eine vollständige<br />

aktive Streckung sowie eine aktive Beugung bis 90<br />

Grad zum Zeitpunkt der Entlassung. Dieses funktionelle<br />

Ergebnis stellt eine Grundlage für ein normales<br />

Gangbild und die weitere aufbauende und erhaltende<br />

Übungstätigkeit des Patienten dar.<br />

Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von<br />

mindestens 0/0/90 Grad (Extension/Flexion)<br />

Verweildauer Anzahl Anteil<br />

≤ 15 Tage<br />

16 - 20 Tage<br />

21 - 25 Tage<br />

> 25<br />

alle Patienten<br />

14.817/26.619<br />

15.909/24.983<br />

9.324/14.354<br />

2.036/3.722<br />

42.089/69.683<br />

55,66%<br />

63,68%<br />

64,96%<br />

54,70%<br />

60,40%<br />

177


178<br />

Ergebnisse<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Postoperative Beweglichkeit<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten (eingeschränkt auf<br />

plausible Werte bei Angaben zur Extension und<br />

Flexion)<br />

Zähler: Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit<br />

von mindestens 0/0/90 Grad<br />

(Extension/Flexion)<br />

Erläuterung der Rechenregel: Für die Beweglichkeit<br />

gelten als plausible Werte bei Angaben zur Extension<br />

und Flexion: 0 - 10/0 - 150/0 - 150 Grad.<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von mindestens<br />

0/0/90 Grad (Extension/Flexion) an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer aktiver Beweglichkeit von mindestens 0/0/90 (Extension/Flexion)<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

60,40%<br />

60,0 - 60,8%<br />

69.683<br />

62,7%<br />

0,0 - 100,0%<br />

677 von 925<br />

≥ 2,4% (5%-Perzentile)<br />

33 von 677<br />

Die nebenstehende Grafikzeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 925 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

247 Krankenhäuser<br />

1 Krankenhäuser<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 2,4% (5%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Für das Vorliegen<br />

einer ausreichenden postoperativen Beweglichkeit<br />

liegen vergleichbare Literaturergebnisse mit Angaben<br />

nach der Neutrall-Null-Methode nicht vor. Die Fachgruppe<br />

hat daher den Verteilungskennwert 5%-<br />

Perzentile als Referenzbereich definiert.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der Patienten mit erreichter postoperativer<br />

Beweglichkeit von mindestens 0/0/90 Grad<br />

nach der Neutral-Null-Methode lag bei 60,40%.<br />

Diese Rate entspricht den Erwartungen der Fachgruppe<br />

und spiegelt eine gute Versorgungsqualität<br />

wider.<br />

Der Indikator bildet einen hohen Anspruch an die<br />

Beuge- und Streckfähigkeit ab. Ein mildes postoperatives<br />

Streckdefizit kann in der Regel durch aktive<br />

Übungsbehandlung innerhalb des ersten Jahres postoperativ<br />

ausgeglichen werden (McPherson et al. 1994).<br />

Bezüglich der Beugefähigkeit stellen 90 Grad ein<br />

optimales Ergebnis dar. Auch Beugefähigkeitswerte,<br />

die diesem sehr nahe kommen (z.B. 80 bis 89 Grad),<br />

sind akzeptabel.<br />

Die Ergebnisse der Stratifizierung nach Verweildauer<br />

entsprechen den Erwartungen. Bei Verweildauern<br />

unter 15 Tagen sind die Beweglichkeitsergebnisse<br />

deutlich niedriger als bei längeren Verweildauern.<br />

Bei Patienten mit Verweildauern von über 25 Tagen<br />

haben vermutlich Komplikationen vorgelegen.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse war mit<br />

0,0 bis 100,0% extrem. 33 von 677 Krankenhäusern<br />

mit mindestens 20 Fällen lagen außerhalb des<br />

Referenzbereichs von ≥ 2,4% (5%-Perzentile). Bei<br />

den Krankenhäusern mit sehr niedrigen Raten sollte<br />

im Strukturierten Dialog auch überprüft werden, ob<br />

es sich um Fälle mit sehr kurzer Verweildauer handelt<br />

oder ob es sich um ein Dokumentationsproblem<br />

handelt. Auch die präoperativen Bewegungsausmaße<br />

der betroffenen Patienten sollen im Strukturierten<br />

Dialog zum Vergleich herangezogen werden.<br />

Die vorliegenden Informationen können für die<br />

Weiterentwicklung der Auswertung genutzt werden.<br />

So sollte die postoperative Beweglichkeit zukünftig<br />

nach Beuge- und Streckdefizit getrennt analysiert<br />

werden. Weiterhin sollten auch die präoperativen<br />

Werte in die Berechnung der Raten einfließen.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Wundinfektionen in der endoprothetischen Gelenkchirurgie<br />

sind gefürchtete Komplikationen, da sie<br />

das operative Ergebnis erheblich beeinträchtigen.<br />

Die Kniegelenk-Endoprothetik gilt als infektionsgefährdeter<br />

als die Hüftgelenk-Endoprothetik (Ayers<br />

et al. 1997). Im ungünstigen Fall führen Infektionen<br />

zum Prothesenwechsel, möglicherweise aber auch<br />

zum Prothesenverlust mit der Notwendigkeit der<br />

Versteifungsoperation des Kniegelenkes oder gar<br />

zur Amputation. Eine Maßnahme zur Infektionsbehandlung<br />

hat in der Regel eine Beeinträchtigung<br />

des Patienten, eine Verlängerung des Aufenthaltes<br />

und einen Anstieg der Kosten zur Folge (Husted &<br />

Toftgaard 2002).<br />

Einige patientenbezogene Risikofaktoren, wie<br />

hohes Lebensalter, Diabetes mellitus, obstruktive<br />

Lungenerkrankung oder systemische Erkrankungen –<br />

auch aus dem rheumatischen Formenkreis – haben<br />

einen Einfluss auf die Infektionsraten (SIGN 2000).<br />

Voroperationen am Kniegelenk oder in der Nähe<br />

des Kniegelenkes können zum Beispiel durch inzisionsbedingte<br />

Beeinträchtigung der Weichteildurchblutung<br />

postoperative Wundheilungsstörungen begünstigen<br />

(Ayers et al. 1997, Callaghan et al. 1995,<br />

Lazzarini et al. 2001, Wilson 1990).<br />

Operationsbedingte Risikofaktoren wie lange Operationsdauer<br />

und hoher intraoperativer Blutverlust<br />

haben ebenfalls einen Einfluss auf die Infektionsraten<br />

(SIGN 2000).<br />

Aseptisches Operieren, diszipliniertes Verhalten im<br />

Operationssaal (Nicolai et al. 1997) und eine perioperative<br />

Antibiotikaprophylaxe gehören zu den<br />

Standardkomponenten einer Infektionsprophylaxe<br />

(Callaghan et al. 1995).<br />

Die Verwendung von Tourniquets kann zu einer<br />

verlängerten Gewebehypoxie führen, welche wiederum<br />

negative Auswirkung auf die Wundheilung<br />

haben kann (Clarke et al. 2001).<br />

Zeitgerechtes Entfernen von Wunddrainagen reduziert<br />

die Infektionshäufigkeit (Mengal et al. 2001,<br />

Weiss 1993, Zamora-Navas 1999) ebenso wie die<br />

zeitige Entfernung von Harnblasenkathetern<br />

(Michelson et al. 1988). Wenn Wundheilungsprobleme<br />

auftreten, sollte eine frühzeitige chirurgische<br />

Reintervention erfolgen, um eine tiefe Infektion mit<br />

den vorgenannten Folgen zu vermeiden (Callaghan<br />

et al. 1995; Menderes et al. 2002).<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Nach den Kriterien der AHCPR lässt sich mit dem<br />

Evidenzgrad Ib belegen, dass sich die Komplikationsraten<br />

nach endoprothetischem Hüftgelenk- und<br />

Kniegelenkersatz durch Anwendung klinischer Behandlungspfade<br />

deutlich reduzieren lassen<br />

(Douglas et al. 2001, Dowsey et al. 1999).<br />

Der Zeitpunkt des Auftretens einer Infektion bietet<br />

eine weitere Möglichkeit zur Differenzierung von<br />

Infektionsraten. Die Nomenklatur ist hier nicht einheitlich,<br />

es werden akute Infektionen (bis zwölf<br />

Wochen postoperativ), subakute Infekte (zwölf bis<br />

52 Wochen postoperativ) und Spätinfekte (später<br />

als ein Jahr postoperativ auftretend) beschrieben<br />

(Callaghan 1995) oder in Einzelstudien andere<br />

Beobachtungszeiträume verwendet (Cramer et al.<br />

2001).<br />

Der Vergleich von Infektionsraten anhand der Literatur<br />

ist aufgrund der verschiedenen benutzten Definitionen<br />

und Beobachtungszeiträume eingeschränkt<br />

(Abudu et al. 2002, Gaine et al. 2000, Hanssen &<br />

Rand 1999, Peersman et al. 2001, Martini et al. 2000,<br />

Mauerhan et al. 1994, Saleh et al. 2002, Virolainen<br />

2002, Segawa et al. 1999).<br />

Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> orientiert sich an<br />

den präoperativen patientenbezogenen Risikoklassen<br />

(0 bis 3) und der postoperativen Wundklassifikation<br />

(A1 bis A3) des National Nosocomial Infections<br />

Surveillance Systems (NNIS) der amerikanischen<br />

Centers for Disease Control (CDC). Das deutsche<br />

Nationale Referenzentrum (NRZ) hat diese Klassifikationen<br />

übernommen.<br />

Das NRZ berichtet aus dem Berichtszeitraum 1997<br />

bis 2003 auf die Risikoklassen bezogen folgende<br />

Infektionsraten im Bereich „Knieendoprothesen“:<br />

• Risikoklasse 0:<br />

mittlere Infektionsrate 0,75% (n=6.708),<br />

• Risikoklasse 1:<br />

mittlere Infektionsrate 1,12% (n=7.209),<br />

• Risikoklasse 2:<br />

mittlere Infektionsrate 2,09% (n=1.678),<br />

• Risikoklasse 3:<br />

mittlere Infektionsrate 0,0% (n=35),<br />

• alle Risikoklassen: mittlere Infektionsrate 1,06%.<br />

Die Wundinfektionsarten verteilten sich wie folgt<br />

• A1 Infektionen: mittlere Rate: 0,35%<br />

• A2 Infektionen: mittlere Rate: 0,35%,<br />

• A3 Infektionen: mittlere Rate: 0,36%.<br />

179


180<br />

Ergebnisse<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,99%<br />

0,92 - 1,06%<br />

70.850<br />

0,0 %<br />

0,0 - 20,0 %<br />

681 von 925<br />

≤ 2%<br />

147 von 681<br />

Die nebenstehende Grafikzeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 925 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

244 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> weist für alle Riskoklassen<br />

Infektionsraten differenziert nach Wundinfektionsart<br />

aus.<br />

Zu beachten ist, dass bei den Komplikationsraten<br />

des NRZ nicht zwischen Knie-TEP-Ersteingriffen und<br />

-wechseln bzw. Schlittenprotheseneingriffen unterschieden<br />

wird.<br />

Eine vollständige Beurteilung der Wundinfektionsraten<br />

ist erst bei Etablierung einer Verlaufsbeobachtung<br />

möglich, da nur ca. ein Drittel der tiefen Infektionen<br />

innerhalb der ersten 30 Tage auftritt und<br />

zwei Drittel der tiefen Infektionen erst nach drei<br />

Monaten erkannt werden (Ayers et al. 1997,<br />

Callaghan et al. 1995, Wilson et al. 1990).<br />

Die Betrachtung der Wundinfektionsraten bei Fällen<br />

der Risikoklasse 0 (Patienten ohne relevante infektionsbegünstigende<br />

Risiken) stellt eine adäquate<br />

Risikostratifizierung für den Krankenhausvergleich<br />

dar. Der amerikanische NNIS-Report nennt eine<br />

Infektionsrate von 0,87% bei 53.759 Patienten<br />

(1992 bis 2003) der Risikoklasse 0.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit postoperativer<br />

Wundinfektion<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 2%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Ergebnisse<br />

des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />

von nosokomialen Infektionen (NRZ) geben für den<br />

Zeitraum 1997 bis 2003 einen gepoolten Mittelwert<br />

von 1,1% Wundinfektionsrate über alle Knie-TEP-<br />

Eingriffe an. Die Fachgruppe hat daher ≤ 2% (doppelte<br />

NRZ-Rate) als Referenzbereich für Wundinfektionen<br />

über alle Patienten festgelegt.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse 0<br />

Zähler: Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 1%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Ergebnisse<br />

des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance<br />

von nosokomialen Infektionen (NRZ) weist für die<br />

Risikoklasse 0 eine Wundinfektionsrate von 0,75 %<br />

aus. Die Fachgruppe hat daher ≤ 1% als Referenzbereich<br />

für Wundinfektionen bei Patienten der<br />

Risikoklasse 0 festgelegt.<br />

Ergebnisse<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektionen der Risikoklasse 0 an<br />

allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,76 %<br />

0,68 - 0,86 %<br />

35.773<br />

0,0 %<br />

0,0 - 9,5%<br />

449 von 925<br />

≤ 1%<br />

114 von 449<br />

Die nebenstehende Grafikzeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 925 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

347 Krankenhäuser<br />

102 Krankenhäuser<br />

181


182<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der postoperativen Wundinfektionen<br />

lag bei 0,99%. Mit Blick auf die Vergleichszahlen<br />

des NRZ (1,06%) handelt es sich um ein gutes<br />

Versorgungsergebnis. Allerdings ist bei der NRZ-<br />

Rate zu berücksichtigen, dass hier Knie-TEP- bzw.<br />

Schlittenprothesen-Erstimplantationen und -wechsel<br />

nicht differenziert werden.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

0,0 bis 20%. Immerhin 147 von 681 Krankenhäusern<br />

lagen außerhalb des Referenzbereichs von<br />

≤2%.<br />

Für Patienten der Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate<br />

der postoperativen Wundinfektionen 0,76%<br />

(zum Vergleich: NRZ 0,75% und NNIS 0,87%).<br />

Auch bei diesem Kollektiv mit niedrigem Risiko ist<br />

das Versorgungsergebnis also gut.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

hier 0,0 bis 9,5%. Immerhin 114 von 449 Krankenhäusern<br />

lagen hier außerhalb des Referenzbereichs<br />

von ≤ 1%.<br />

Im Strukturierten Dialog sollte das Augenmerk vor<br />

allem auf die tiefen Wundinfektionen gelegt werden.


Ausblick<br />

Das vorliegende Verfahren ermöglicht einen guten<br />

Überblick über die Versorgungsqualität im stationären<br />

Bereich.<br />

Die Versorgung in diesem Leistungsbereich ist bestimmt<br />

von rapide wachsenden Implantationsraten,<br />

der großen Anzahl von Implantatherstellern und<br />

Implantatmodellen, sowie Einführung weiterer Techniken<br />

wie der computergestützten Navigation bei<br />

gleichzeitiger Tendenz zu kürzeren Verweildauern.<br />

Für eine Langzeitbeobachtung der Ergebnisse kann<br />

zukünftig auch eine Befragung der Patienten eine<br />

wichtige methodische Weiterentwicklung darstellen.<br />

In Schweden erfolgte im Jahr 2003 erstmals eine<br />

Versendung von Fragebögen an diejenigen 35.000<br />

Patienten, die in der Zeit von 1996 bis 2002 mit<br />

einer Kniegelenkendoprothese versorgt wurden.<br />

Die Ergebnisse werden mit Interesse erwartet und<br />

werden die Diskussion um Indikationsstellung, Verfahrenswahl<br />

und Operationstechnik sehr bereichern.<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

183


184<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

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NNIS System.<br />

National Nosocomial Infections Surveillance (NNIS)<br />

System Report, data summary from January 1992<br />

through June 2003, issued August 2003.<br />

Am J Infect Control 2003; 31: 481-498.<br />

Peersman G, Laskin R, Davis J, Peterson M.<br />

Infection in total knee replacement: a retrospective<br />

review of 6489 total knee replacements.<br />

Clin Orthop 2001; (392): 15-23.<br />

Ranawat CS.<br />

Design may be counterproductive for optimizing<br />

flexion after TKR.<br />

Clin Orthop 2003; (416): 174-176.<br />

Ritter MA, Harty LD, Davis KE, Meding JB,<br />

Berend ME.<br />

Predicting range of motion after total knee arthroplasty.<br />

Clustering, log-linear regression, and<br />

regression tree analysis.<br />

J Bone Joint Surg Am 2003; 85-A (7): 1278-1285.<br />

Robert Koch-Institut.<br />

Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS)<br />

– Surveillance postoperativer Wundinfektionen –<br />

Modul OP-KISS – Protokoll.<br />

NRZ Nationales Referenzzentrum für Surveillance<br />

von nosokomialen Infektionen, editor. 1-27. 2003.<br />

Berlin, NRZ.<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Roos EM.<br />

Effectiveness and practice variation of rehabilitation<br />

after joint replacement.<br />

Curr Opin Rheumatol 2003; 15 (2): 160-162.<br />

Schurman DJ, Parker JN, Ornstein D.<br />

Total Condylar Knee Replacement – A study of<br />

factors influencing range of motion as late as two<br />

years after arthroplasty.<br />

J Bone Joint Surg Am 1985; 67 (7): 1006-1014.<br />

Saleh K, Olson M, Resig S, Bershadsky B,<br />

Kuskowski M, Gioe T, Robinson H, Schmidt R,<br />

McElfresh E.<br />

Predictors of wound infection in hip and knee<br />

joint replacement: results from a 20 year surveillance<br />

program.<br />

Orthop Res 2002; 20: 506-515.<br />

Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN).<br />

Antibiotic Prophylaxis in Surgery:<br />

A National Clinical Guideline.<br />

SIGN Publication 45. 2000.<br />

www.sign.ac.uk/guidelines/published/index.html<br />

(Recherchedatum: 15.05.2004)<br />

Segawa H, Tsukayama DT, Kyle RF, Becker DA,<br />

Gustilo RB.<br />

Infection After Total Knee Arthroplasty:<br />

A Retrospective Study of the Treatment of Eighty-<br />

One Infections.<br />

J Bone Joint Surg Am 1999; 81 (10): 1434-1445.<br />

Sharma L, Sinacore J, Daugherty C, Kuesis DT,<br />

Stulberg SD, Lewis M, Baumann G, Chang RW.<br />

Prognostic factors for functional outcome of total<br />

knee replacement: a prospective study.<br />

J Gerontol A Biol Sci Med Sci 1996; 51 (4): M152-<br />

M157.<br />

White RE, Jr., Allman JK, Trauger JA, Dales BH.<br />

Clinical comparison of the midvastus and medial<br />

parapatellar surgical approaches.<br />

Clin Orthop 1999; (367): 117-122.<br />

185


186<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Dr. Regine Reinstorf<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />

Leverkusen<br />

Dr. Dieter Decking<br />

Münster<br />

Dr. Rita Engelhardt<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />

Heidelberg<br />

Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />

Dresden-Schönfeld<br />

Dr. Thomas Gaertner<br />

Oberursel<br />

Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />

Bremen<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Marion Lichtinghagen<br />

Wiesbaden<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

Celle<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Detlef Roggenkemper<br />

Sendenhorst<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />

Berlin<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />

Mannheim<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 17<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Zusammenfassung<br />

Seit den 1990er Jahren steigen die Zahlen der Primärimplantationen<br />

von Kniegelenkprothesen stetig.<br />

Bei Prothesenstandzeiten von in der Regel über 10<br />

Jahren sind auch deutliche Anstiege der Zahl von<br />

Wechseloperationen, die insbesondere bei Prothesenlockerungen<br />

angezeigt sind, zu erwarten.<br />

Die Erstimplantation einer Knie-Totalendoprothese<br />

bei Kniegelenkverschleiß verbessert die Lebensqualität<br />

des betroffenen Patienten deutlich. Ebenso verschafft<br />

ein Knieprothesenwechsel, der technisch<br />

anspruchsvoller und komplikationsträchtiger ist, dem<br />

Patienten Linderung der Beschwerden bei Prothesenlockerungen.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />

Ergebnisqualität betrachten.<br />

Prothesenwechseloperationen haben generell ein<br />

höheres Wundinfektionsrisiko als die Primärimplantationen.<br />

Aufgrund ihrer folgenschweren Beeinträchtigungen<br />

der Operationsergebnisse sind sie gefürchtet.<br />

Ihre Vermeidung bzw. adäquate Behandlung<br />

stellt eine Herausforderung an die behandelnden<br />

Ärzte dar.<br />

Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie differenziert<br />

bei der Beurteilung von Infektionsraten<br />

nach unterschiedlichen präoperativen Risikoklassen<br />

und postoperativer Klassifikation der Infektionsschwere<br />

anhand der Kriterien des National<br />

Nosocomial Infections Surveillance Systems (NNIS)<br />

der Centers for Disease Control (CDC), die in einer<br />

deutschen Variante des Nationalen Referenzzentrums<br />

für die Surveillance von nosokomialen Infektionen<br />

(NRZ) vorliegen.<br />

Die Gesamtrate der postoperativen Wundinfektionen<br />

lag bei 2,26 %. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

betrug 0,0 bis 13,0 %. Für Patienten der<br />

Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate der postoperativen<br />

Wundinfektionen 1,49 %, in den meisten<br />

Fällen handelte es sich um oberflächliche Infektionen<br />

(CDC A1). Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

betrug für postoperative Wundinfektionen bei<br />

Patienten dieser Niedrigrisikoklasse 0,0 bis 15,0 %.<br />

Diese Raten deuten auf eine insgesamt gute Versorgungsqualität<br />

hin. Die erheblichen Spannweiten sind<br />

teilweise mit der Inhomogenität des Patientenklientels<br />

zu erklären. Der Vergleich mit den Daten aus<br />

dem NRZ ist hier nur eingeschränkt möglich, da<br />

die NRZ-Infektionsraten nicht zwischen Ersteingriffen<br />

und Wechseleingriffen im Knie-TEP-Bereich<br />

differenzieren.<br />

Reinterventionen sind ungeplante Folgeeingriffe wegen<br />

Komplikationen des Primäreingriffs. Die Gesamtrate<br />

an Komplikationen wird in einer Metaanalyse<br />

zum Ergebnis von Kniegelenk-Endoprothesenwechseln<br />

mit 26,3 % beziffert. Wie viele Komplikationen<br />

zu Folgeeingriffen führen, lässt sich nicht aus<br />

der Literatur ermitteln. Dennoch ist es von großem<br />

praktischem Interesse, wie hoch die<br />

Komplikations- und Reinterventionsrisiken der<br />

Kniegelenk-Endoprothesenwechsel sind, um daraus<br />

in Zukunft Rückschlüsse z.B. bezüglich der<br />

Indikationsstellung zu ziehen.<br />

Die Gesamtrate der Fälle mit erforderlicher Reintervention<br />

lag bei 4,52 %. Diese Rate liegt unter der<br />

von der Fachgruppe erwarteten Reinterventionsrate.<br />

Damit kann insgesamt eine gute Versorgungsqualität<br />

festgestellt werden. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

betrug 0,0 bis 18,2 %. 2 von 50<br />

Krankenhäusern mit mehr als 20 Fällen lagen außerhalb<br />

des Referenzbereichs (95 %-Perzentile). Im<br />

Strukturierten Dialog soll untersucht werden, ob in<br />

diesen Krankenhäusern besonders häufig septische<br />

Wechseleingriffe durchgeführt wurden. Bei septischen<br />

Wechseleingriffen ist eine höhere Reinterventionsrate<br />

plausibel.


Einleitung<br />

Die Erstimplantation einer Knie-Totalendoprothese<br />

(Knie-TEP) bei Gonarthrose verbessert die Lebensqualität<br />

des betroffenen Patienten deutlich. Ebenso<br />

verschafft ein Knieprothesenwechsel dem Patienten<br />

Linderung der Beschwerden bei Prothesenlockerungen<br />

(Saleh et al. 2002).<br />

Knieprothesenwechsel sind indiziert bei Implantatlockerung<br />

bei einer Knie-Totalendoprothese<br />

(Mackay & Siddique 2003) oder fortschreitender<br />

Verschleißerkrankung in den bisher nicht ersetzten<br />

Gelenkanteilen bei Kniegelenkteilersatz sowie bei<br />

erheblicher Funktionsbeeinträchtigung eines prothetisch<br />

versorgten Gelenks, beispielsweise aufgrund<br />

von Problemen der Kniescheibe (Callaghan et al.<br />

1995). Die Indikation zur Wechseloperation einer<br />

Knieprothese wird in hohem Maß individuell und<br />

in enger Abstimmung mit dem Patienten gestellt.<br />

Ein Knieprothesenwechsel ist fachlich anspruchsvoller<br />

als eine Primärimplantation (Callaghan et al.<br />

1995, Saleh et al. 2002). Dies bezieht sich auf die<br />

Auswahl des geeigneten Implantats, auf die geeignete<br />

operative Technik zur Wiederherstellung einer<br />

regelrechten Weichteilbalance und Bandführung<br />

sowie auf das Management intra- und perioperativer<br />

Probleme, wie z.B. den Umgang mit Knochensubstanzverlusten<br />

oder periprothetischen Frakturen.<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Oft eine angemessene Indikation anhand der klinischen<br />

Symptomatik (Schmerzen und Bewegungseinschränkung)<br />

Oft eine angemessene Indikation anhand röntgenologischer<br />

Kriterien oder Entzündungszeichen<br />

Selten Patienten ohne klinische Symptomatik, ohne röntgenologische<br />

Kriterien und ohne Entzündungszeichen<br />

Möglichst oft Gelenkpunktion bei Infektionsverdacht<br />

Grundsätzlich perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />

Immer postoperatives Röntgen in 2 Ebenen<br />

Hoher Anteil von Patienten mit selbstständigem Gehen<br />

bei der Entlassung<br />

Möglichst hoher Anteil von Patienten, bei denen bei<br />

Entlassung eine selbstständige Versorgung in der<br />

täglichen Hygiene möglich ist<br />

Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige<br />

intra- oder postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Fraktur als behandlungsbedürftige intra- oder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten postoperative Wundinfektion<br />

(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />

Selten Wundhämatome / Nachblutungen<br />

Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />

Selten erforderliche Reinterventionen wegen Komplikation<br />

Geringe Letalität<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 40<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

4.644<br />

39<br />

620<br />

3.399<br />

566<br />

20<br />

1.436<br />

3.208<br />

308<br />

2.492<br />

1.793<br />

50<br />

1<br />

100,00%<br />

0,84%<br />

13,35%<br />

73,19%<br />

12,19%<br />

0,43%<br />

30,92%<br />

69,08%<br />

6,63%<br />

53,66%<br />

38,61%<br />

1,08%<br />

0,02%<br />

187


188<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

928%<br />

161%<br />

160%<br />

143%<br />

138%<br />

132%<br />

132%<br />

129%<br />

128%<br />

124%<br />

121%<br />

118%<br />

116%<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

1.108<br />

295<br />

6.0<br />

4.644<br />

633<br />

5.752<br />

684<br />

Erwartet<br />

4.206<br />

553<br />

137%<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

137%<br />

124%<br />

2002<br />

97%<br />

98%<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> 5.752<br />

Datensätze aus 684 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden.<br />

Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich,<br />

aufgrund einer Übergangsregelung Daten im<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu übermitteln.<br />

Es liegen in diesem Format 1.108 Datensätze<br />

aus 295 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert und<br />

übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 4.644 Datensätze<br />

aus 633 Krankenhäusern. Diese konnten in der Bundesauswertung<br />

6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />

sind Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

über alle Bundesländer hat sich gegenüber dem<br />

Vorjahr verbessert und lag insgesamt bei 137 %.<br />

Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im zweiten<br />

Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />

als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />

der Krankenhäuser ist ebenfalls sehr gut. Sie lag<br />

bei 124 %.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert stark und weist, bis auf ein Bundesland,<br />

welches nur 52 % der erwarteten Daten geliefert<br />

hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine sehr hohe<br />

Spannweite von 96 bis 928 % auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten postoperative Wundinfektion<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Infektion eines künstlichen Kniegelenkersatzes<br />

ist eine gefürchtete Komplikation, die das Operationsergebnis<br />

in Frage stellt. Im ungünstigen Fall<br />

führen Infektionen zur erneuten Wechseloperation,<br />

möglicherweise aber auch zum Prothesenverlust<br />

mit der Notwendigkeit einer Versteifungsoperation<br />

des Kniegelenkes oder gar zur Amputation. Eine<br />

Maßnahme zur Infektionsbehandlung hat in der<br />

Regel eine Beeinträchtigung des Patienten, eine<br />

Verlängerung des Aufenthaltes und einen Anstieg<br />

der Kosten zur Folge (Husted & Toftgaard 2002).<br />

Einige patientenbezogene Risikofaktoren, wie hohes<br />

Lebensalter, Diabetes mellitus, obstruktive Lungenerkrankung<br />

oder systemische Erkrankungen – auch<br />

aus dem rheumatischen Formenkreis – und operationsbedingte<br />

Risikofaktoren, wie lange Operationsdauer<br />

oder hoher intraoperativer Blutverlust, haben<br />

einen Einfluss auf die Infektionsraten (Culver et al.<br />

1991, Peersman et al. 2001, SIGN 2000).<br />

Die „aseptische Lockerung“ gilt als häufigster Grund<br />

für den Prothesenwechsel (The Swedish Knee<br />

Arthroplasty Register 2003). Die liegende Prothese<br />

stellt für sich schon ein erhöhtes Infektionsrisiko<br />

dar. Lange Operationszeiten und höhere Blutverluste<br />

aufgrund von ausgedehnter Präparation steigern<br />

das Infektionsrisiko beim Prothesenwechsel<br />

zusätzlich im Vergleich zur Primäroperation.<br />

Perioperative Antibiotikaprophylaxe, aseptisches<br />

Operieren und diszipliniertes Verhalten im Operationssaal<br />

gehören zu den Standardvoraussetzungen<br />

der Infektionsprophylaxe (Callaghan et al. 1995,<br />

SIGN 2000). Andererseits können Protheseninfektionen<br />

primär die Indikation zum Prothesenwechsel<br />

begründen, damit steht in diesen Fällen<br />

die Sanierung des Infektionsherdes als operatives<br />

Ziel im Vordergrund und stellt eine außerordentliche<br />

Herausforderung dar.<br />

Das Auswertungskonzept der <strong>BQS</strong> orientiert sich<br />

an den patientenbezogenen Risikoklassen (0 bis 3)<br />

und der postoperativen Wundklassifikation (A1bis<br />

A3) des National Nosocomial Infections Surveillance<br />

Systems (NNIS) der amerikanischen Centers for<br />

Disease Control (CDC). Das deutsche Nationale<br />

Referenzzentrum (NRZ) hat diese Klassifikationen<br />

übernommen.<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Das NRZ berichtet aus dem Berichtszeitraum<br />

1997 bis 2003 auf die Risikoklassen bezogen<br />

folgende Infektionsraten im Bereich<br />

„Knieendoprothesen“:<br />

• Risikoklasse 0: mittlere Infektionsrate 0,75 %<br />

(n=6.708),<br />

• Risikoklasse 1: mittlere Infektionsrate 1,12 %<br />

(n=7.209),<br />

• Risikoklasse 2: mittlere Infektionsrate 2,09 %<br />

(n=1.678),<br />

• Risikoklasse 3: mittlere Infektionsrate 0,0 %<br />

(n=35),<br />

• alle Risikoklassen: mittlere Infektionsrate 1,06 %.<br />

Die Wundinfektionsarten verteilten sich wie folgt:<br />

• A1-Infektionen: mittlere Rate: 0,35 %,<br />

• A2-Infektionen: mittlere Rate: 0,35 %,<br />

• A3-Infektionen: mittlere Rate: 0,36 %.<br />

Das NNIS veröffentlichte mittlere Infektionsraten<br />

von 0,87 % für Eingriffe der Risikoklasse 0 im<br />

Bereich „Knieprothese“. In den vorliegenden<br />

Publikationen des NNIS und des NRZ werden<br />

Wechseloperationen und Erstimplantationen nicht<br />

differenziert dargestellt.<br />

Infizierte Prothesen als Grund für den Wechsel<br />

führen zu einer höheren Einstufung in der Risikoklassifikation.<br />

Die Betrachtung der Wundinfektionsraten<br />

bei Fällen mit Risikogruppe 0 (Patienten ohne<br />

relevante infektionsbegünstigende Risiken) stellt<br />

daher eine adäquate Risikostratifizierung für den<br />

Krankenhausvergleich dar.<br />

Eine Metaanalyse zum Ergebnis nach Kniegelenk-<br />

Endoprothesenwechsel (Saleh et al. 2002) nennt<br />

Raten differenziert für oberflächliche und tiefe Infektionen,<br />

ohne Angaben zur präoperativen Wundkontamination<br />

und zum Beobachtungszeitraum zu<br />

<strong>machen</strong>. Oberflächliche Infektionen wurden mit<br />

einer Rate von 4,8 % (12 Studien; 24 von 504<br />

Patienten) und tiefe Infektionen mit 6,7 % (25 Studien;<br />

84 von 1.258 Patienten) angegeben.<br />

189


190<br />

Ergebnisse<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

2,26%<br />

1,85 - 2,73%<br />

4.644<br />

0,0%<br />

0,0 - 13,0%<br />

50 von 633<br />

-<br />

-<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 633 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

583 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Referenzbereich<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Da auch septische<br />

Eingriffe in diese Gruppe fallen, hat die Fachgruppe<br />

keinen Referenzbereich festgelegt.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse 0<br />

Zähler: Patienten mit postoperativer<br />

Wundinfektion<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 15,0 % (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Das Nationale<br />

Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen<br />

Infektionen (NRZ) gibt für den Zeitraum 1997<br />

bis 2003 einen gepoolten Mittelwert von 0,75 %<br />

als Wundinfektionsrate für Knie-TEP-Eingriffe bei<br />

Risikoklasse 0 an.<br />

Da bei Wechseleingriffen grundsätzlich höhere Infektionsraten<br />

zu erwarten sind als bei Ersteingriffen,<br />

hat die Fachgruppe die ≤ 95%-Perzentile als<br />

Referenzbereich festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der postoperativen Wundinfektionen<br />

lag bei 2,26 %, die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

betrug 0,0 bis 13,0 %.<br />

Für Patienten der Risikoklasse 0 betrug die Gesamtrate<br />

der postoperativen Wundinfektionen 1,49 %,<br />

die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

hier 0,0 bis 15,0 %.<br />

Diese Raten deuten auf eine insgesamt gute Versorgungsqualität<br />

hin. Die erhebliche Spannweite für<br />

die nicht risikoadjustierte Rate ist mit der Inhomogenität<br />

des Patientenkollektivs bei diesem Eingriff<br />

zu erklären. Für die Bewertung der hohen Spannweite<br />

der Rate für Patienten der Risikoklasse 0 ist<br />

zu berücksichtigen, dass hier für nur ein Krankenhaus<br />

mit mindestens 20 Fällen die sehr auffällige<br />

Rate von 15,0 % ermittelt worden ist. Die Ursachen<br />

dieser Auffälligkeit werden im Strukturierten Dialog<br />

zu klären sein.<br />

Beim Vergleich mit den Daten aus dem NRZ ist zu<br />

berücksichtigen, dass die NRZ-Komplikationsraten<br />

nicht zwischen Ersteingriffen und Wechseleingriffen<br />

für Kniegelenk-Totalendoprothesen differenzieren.<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Ergebnisse<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Postoperative Wundinfektion<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer Wundinfektion an allen Patienten der<br />

Risikoklasse 0<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit postoperativer Wundinfektion<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,49%<br />

1,02 - 2,10%<br />

2.151<br />

0,0%<br />

0,0 - 15,0%<br />

13 von 633<br />

≤ 15,0% (95%-Perzentile)<br />

0 von 13<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 633 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

470 Krankenhäuser<br />

150 Krankenhäuser<br />

191


192<br />

Ergebnisse<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Reinterventionen wegen Komplikation<br />

Anteil von Patienten mit Reintervention wegen Komplikation an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit Reintervention<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

4,52%<br />

3,94 - 5,16%<br />

4.644<br />

3,3%<br />

0,0 - 18,2%<br />

50 von 633<br />

≤16,7% (95%-Perzentile)<br />

2 von 50<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 633 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

583 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />

Komplikation<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Reinterventionen sind ungeplante Folgeeingriffe<br />

wegen Komplikationen des Primäreingriffs. Die<br />

Gesamtrate an Komplikationen nach Kniegelenk-<br />

Endoprothesenwechsel wird in der Literatur mit<br />

26,3 % (Saleh et al. 2002) angegeben. Wie viele<br />

Komplikationen zu Folgeeingriffen führen, lässt<br />

sich nicht aus der Literatur ermitteln. Dennoch ist<br />

es von großem praktischem Interesse, wie hoch<br />

die Komplikations- und Reinterventionsrisiken der<br />

Knieprothesenwechseloperationen sind, um daraus<br />

in Zukunft Rückschlüsse z.B. bezüglich der<br />

Indikationsstellung zu ziehen.<br />

Möglicherweise ergibt sich aus der längerfristigen<br />

Beobachtung dieses Indikators auch die Empfehlung,<br />

operative Zentren zu bilden, die sich auf<br />

Knie-TEP-Eingriffe spezialisieren, wie es eine amerikanische<br />

Konsensuskonferenz nahe legt (NIH<br />

Consensus Development Conference on Total Knee<br />

Replacement 2003).<br />

Eine australische randomisierte kontrollierte Studie<br />

(Dowsey et al. 1999) beschrieb für Patienten mit<br />

elektiven Gelenkersatz-Operationen, die nach einem<br />

klinischen Behandlungspfad betreut wurden, in<br />

10,8 % der Fälle Komplikationen, bei Kontrollpatienten<br />

in 28 % der Fälle. Eine Wiederaufnahme<br />

erfolgte bei 4,3 % (Behandlungspfad-Gruppe) bzw.<br />

13% (Kontrollgruppe).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit erforderlicher Reintervention<br />

wegen Komplikation


Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 16,7 % (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Angaben in der<br />

Literatur zur Reintervention nach Knie-TEP-Eingriffen<br />

weisen für die Verlaufsbeobachtung meist Ein-Jahres-<br />

Zeiträume oder andere Nachbeobachtungszeiträume<br />

auf. Eine Vergleichbarkeit mit dem stationären Beobachtungszeitfenster<br />

der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

ist daher nicht gegeben.<br />

Bei Wechseleingriffen sind grundsätzlich höhere<br />

Komplikationsraten zu erwarten als bei Ersteingriffen.<br />

Die Fachgruppe hat die ≤ 95%-Perzentile<br />

als Referenzbereich festgelegt.<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Reinterventionen wegen Komplikation<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate der Fälle mit erforderlicher Reintervention<br />

lag bei 4,52 %.<br />

Diese Rate lag unter der von der Fachgruppe erwarteten<br />

Reinterventionsrate, so dass insgesamt eine<br />

gute Versorgungsqualität festzustellen ist.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse betrug<br />

0,0 bis 18,2 %. Zwei Krankenhäuser mit mehr als<br />

20 Fällen lagen außerhalb des Referenzbereichs<br />

(95%-Perzentile). Im Strukturierten Dialog soll<br />

untersucht werden, ob in diesen Krankenhäusern<br />

besonders häufig septische Wechseleingriffe durchgeführt<br />

wurden. Bei septischen Wechseleingriffen<br />

ist eine höhere Reinterventionsrate plausibel.<br />

193


194<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Ausblick<br />

Durch den rapiden Anstieg der Operationszahlen<br />

bei den Primäreingriffen ist in Zukunft auch ein<br />

Anstieg der Wechseloperationen zu erwarten (Saleh<br />

et al. 2003). Im vorliegenden Leistungsbereich<br />

wurden im Jahr 2003 33,6 % mehr Wechseloperationen<br />

dokumentiert als im Jahr 2002 (2002: 3.825,<br />

2003: 5.752).<br />

Mit steigenden Wechselzahlen kann es sinnvoll<br />

sein, parallel zur <strong>Qualität</strong>sbewertung der Krankenhäuser<br />

eine differenziertere Betrachtung der<br />

unterschiedlichen Primärimplantationsverfahren<br />

(unikondylär oder bikondylär, zementiert oder<br />

unzementiert, mit oder ohne Patellaersatz, konventionell<br />

oder minimal-invasiv) bezüglich der Wechselhäufigkeiten<br />

und der Gründe für den Prothesenwechsel<br />

vorzunehmen. Solche Analysen könnten im<br />

Rahmen eines Endoprothesenregisters erfolgen.


Literatur<br />

Callaghan JJ (ed.)<br />

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Hip and knee reconstruction, developed by the<br />

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Philadelphia: Lippincott, Williams & Wilkins; 1995.<br />

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J Bone Joint Surg Br 2003; 85 (4): 517-520.<br />

NIH Consensus<br />

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consensus.nih.gov/cons/117/117cdc_statement<br />

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Peersman G, Laskin R, Davis J, Peterson M.<br />

Infection in total knee replacement: a retrospective<br />

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Clin Orthop 2001; (392): 15-23.<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Robert-Koch Institut.<br />

Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS)<br />

– Surveillance postoperativer Wundinfektionen –<br />

Modul OP-KISS – Protokoll.<br />

NRZ Nationales Referenzzentrum für Surveillance von<br />

nosokomialen Infektionen. 1-27. 2003. Berlin, NRZ.<br />

Saleh KJ, Rand JA, McQueen DA.<br />

Current status of revision total knee arthroplasty:<br />

how do we assess results?<br />

JBone Joint Surg am 2003; 85 (Supplement 1): 18-20.<br />

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Ravichandran A, Saleh RM, Gioe TJ, Heck DA.<br />

Functional Outcome After Total Knee Arthroplasty<br />

Revision: A Meta-Analysis.<br />

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Scottish Intercollegiate Guidelines Network (SIGN).<br />

Antibiotic Prophylaxis in Surgery: A National<br />

Clinical Guideline.<br />

SIGN Publication 45. 2000. www.sign.ac.uk/<br />

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The Swedish Knee Arthroplasty Register<br />

– Annual Report 2003 Part I.<br />

www.ort.lu.se/knee/pdf/skar2003.pdf<br />

(Recherchedatum: 15.05.2004).<br />

195


196<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Herzchirugie<br />

Dr. Andreas Beckmann<br />

Duisburg<br />

PD Dr. Horst Laube<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Knut-H. Leitz<br />

Bremen<br />

Sabine Pfeffer<br />

Stuttgart<br />

Horst Schmidt<br />

Oberursel<br />

Dr. Ernst Spitzenpfeil<br />

Nürnberg<br />

Dr. Ulrike Toellner-Bauer<br />

Marburg<br />

Dr. Marius Torka<br />

Bad Berka<br />

Prof. Dr. Armin Welz<br />

Bonn<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Jan F. Gummert<br />

Leipzig<br />

Dr. Wolfgang Schiller<br />

Bonn<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 18<br />

Kombinierte Koronar- und<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Zusammenfassung<br />

In diesem Leistungsbereich werden Patienten<br />

betrachtet, die sich einer gleichzeitigen Operation<br />

an den Herzkranzgefäßen und der Aortenklappe<br />

unterziehen müssen. Diese Patienten stellen eine<br />

besondere Risikogruppe innerhalb der Herzchirurgie<br />

dar. Zum einen liegt das Durchschnittsalter dieser<br />

Patienten zum Zeitpunkt der Operation bei über<br />

72 Jahren und damit um fünf Jahre höher als in<br />

den anderen herzchirurgischen Leistungsbereichen.<br />

Zum anderen liegen neben der koronaren Herzerkrankung<br />

und einer Erkrankung der Aortenklappe<br />

häufig noch andere relevante Begleiterkrankungen<br />

vor, die das perioperative Risiko deutlich erhöhen<br />

können.<br />

Die Fachgruppe Herzchirurgie hat für diesen Leistungsbereich<br />

vier <strong>Qualität</strong>sindikatoren identifiziert,<br />

von denen zwei für den <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport ausgewählt<br />

wurden. Beide betrachten Aspekte der<br />

Ergebnisqualität.<br />

Die In-Hospital-Letalität, also der Anteil an Patienten,<br />

die im Krankenhaus verstarben, lag in diesem<br />

Leistungsbereich bei 6,09 %. In der Gruppe der Patienten<br />

mit elektiver oder dringlicher (nicht notfallmäßiger)<br />

Operationsindikation verstarben 5,60 %<br />

der Patienten. Diese Ergebnisse liegen im unteren<br />

Bereich der aus der Literatur bekannten Daten und<br />

sprechen nach Auffassung der Fachgruppe für eine<br />

gute Versorgungssituation. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

zur In-Hospital-Letalität bei elektiven<br />

oder dringlichen Operationen bewegte sich<br />

zwischen 0 und 30,4 %. Bei der Bewertung dieser<br />

Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass hohe Letalitätsraten<br />

eines Krankenhauses nicht notwendigerweise<br />

durch eine unzureichende Behandlungsquali-<br />

tät verursacht werden müssen. Sie können vielmehr<br />

in der Behandlung eines spezifischen Hochrisikokollektivs<br />

begründet sein. Eine weitergehende Analyse<br />

im Rahmen des Strukturierten Dialoges ist aus<br />

Sicht der Fachgruppe bei drei Krankenhäusern erforderlich,<br />

deren Ergebnisse oberhalb der 95 %-<br />

Perzentile der Krankenhausergebnisse der Gruppe<br />

der Patienten mit elektiver oder dringlicher Operationsindikation<br />

liegen (In-Hospital-Letalität von über<br />

15,2 %).<br />

Der <strong>Qualität</strong>sindikator „Neurologische Komplikationen“<br />

erfasst Patienten, die postoperativ einen<br />

Schlaganfall erlitten haben. Der Schwerpunkt der<br />

Betrachtung lag hier auf der Gruppe der Patienten<br />

mit elektiver oder dringlicher (nicht notfallmäßiger)<br />

Operationsindikation, bei denen präoperativ keine<br />

neurologische Erkrankung vorlag und deren Symptome<br />

postoperativ länger als 72 Stunden anhielten.<br />

In dieser Patientengruppe wurde ein postoperativer<br />

Schlaganfall in durchschnittlich 1,79 % der<br />

Fälle beobachtet. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

reichte von 0,0 bis 8,2 %. Dieses Ergebnis<br />

ist nach Auffassung der Fachgruppe im Vergleich<br />

mit den aus der wissenschaftlichen Literatur<br />

bekannten Daten ungewöhnlich niedrig. Eine mögliche<br />

Ursache sieht die Fachgruppe in einer mit<br />

Beginn des Jahres 2003 geänderten Abfrage im<br />

Datensatz zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator. Dies könnte<br />

dazu geführt haben, dass keine einheitliche Dokumentation<br />

durch die Krankenhäuser stattgefunden<br />

hat. Auf die Festlegung eines Referenzbereiches<br />

wurde daher verzichtet. Die herzchirurgischen Abteilungen<br />

werden nochmals informiert, wie die einheitliche<br />

Dokumentation zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

erfolgen soll.


Einleitung<br />

Die in diesem Leistungsbereich betrachteten Patienten<br />

stellen eine besondere Risikogruppe in der<br />

Herzchirurgie dar. Neben einer koronaren Herzerkrankung<br />

und einer Erkrankung der Aortenklappe<br />

liegen häufig noch andere relevante Begleiterkrankungen<br />

vor. Diese Faktoren führen dazu, dass das<br />

perioperative Risiko dieser Patienten deutlich erhöht<br />

ist.<br />

Da mehr als die Hälfte aller über 70-jährigen Menschen<br />

unter einer koronaren Herzerkrankung leidet,<br />

ist für die Zukunft angesichts der demografischen<br />

Entwicklung mit einer Zunahme von Kombinationseingriffen<br />

an den Koronararterien und der Aortenklappe<br />

zu rechnen.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />

Nierenfunktionsstörung<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen zerebrovaskulären<br />

Komplikation (TIA, Krampf, Parese, Plegie<br />

oder Koma)<br />

Möglichst geringe Letalität:<br />

In-Hospital-Letalität<br />

30-Tage-Letalität<br />

Risikoadjustierte 30-Tage-Letalität<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

87.913 Datensätze aus 77 herzchirurgischen<br />

Krankenhäusern übermittelt.<br />

Herzchirurgische Eingriffe konnten im Jahr 2003 in<br />

zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />

möglich, aufgrund einer Übergangsregelung Daten<br />

im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden.<br />

Es liegen in diesem Format 19.426 Datensätze aus<br />

57 Krankenhäusern vor.<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />

jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert.<br />

Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 68.487 Datensätze<br />

aus 77 Krankenhäusern. Diese konnten in der<br />

Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />

werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Für den Leistungsbereich kombinierte Koronar- und<br />

Aortenklappenchirurgie wurden im Jahr 2003 6.561<br />

Operationen von 77 Krankenhäusern dokumentiert.<br />

1.369 davon liegen im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

5.0.1 vor. Sie wurden aus 57 Krankenhäusern<br />

übermittelt. Innerhalb der Datensätze im Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 wurden 5.192 kombinierte<br />

koronar- und aortenklappenchirurgische Operationen<br />

in 77 Krankenhäusern dokumentiert, das<br />

entspricht 7 % der für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

dokumentierten herzchirurgischen Leistungen.<br />

Die methodische Prüfung der Vollständigkeit der<br />

herzchirurgischen Datensätze im Bundesdatenpool<br />

2003 wurde auf Basis der von den Krankenhäusern<br />

im Jahr 2002 erbrachten Leistungen durchgeführt.<br />

Die Zahl der Fälle, die im Jahr 2002 abgerechnet<br />

wurden, wurde von den Krankenhäusern, die in<br />

2003 zur Dokumentation in der Herzchirurgie verpflichtet<br />

waren, gegenüber der <strong>BQS</strong> offen gelegt.<br />

Die erwartete Anzahl herzchirurgischer Datensätze<br />

betrug auf dieser Basis 83.832.<br />

Basisstatistik<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und<br />

Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

3.414<br />

1.776<br />

357<br />

1.728<br />

2.601<br />

488<br />

16<br />

65,78 %<br />

34,22 %<br />

6,88 %<br />

33,30 %<br />

50,12 %<br />

9,40 %<br />

0,31 %<br />

197


198<br />

Datengrundlage<br />

300 %<br />

250%<br />

200%<br />

150%<br />

100%<br />

50%<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze –<br />

HCH gesamt<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser –<br />

HCH gesamt<br />

Gelieferte OP-<br />

Datensätze –<br />

Kombinierte KoronarundAortenklappenchirurgie<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser –<br />

Kombinierte KoronarundAortenklappenchirurgie<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Eine Aufteilung dieser erwarteten Datensätze auf<br />

die vier Leistungsbereiche Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />

kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

sowie Mitralklappenchirurgie war<br />

nicht möglich, weil nicht alle Krankenhäuser in<br />

ihrer Auskunft über abgerechnete Fälle in 2002<br />

nach einzelnen Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

unterschieden haben. Daher ist hier eine Betrachtung<br />

der Vollständigkeit mit Bezug auf einzelne<br />

Leistungsbereiche und einzelne Krankenhäuser<br />

nicht möglich.<br />

Aus diesem Grunde wird die krankenhausbezogene<br />

Vollständigkeit der Datenübermittlung für alle<br />

Leistungsbereiche der Herzchirurgie gemeinsam<br />

dargestellt.<br />

Sowohl bezogen auf die Anzahl der gelieferten<br />

Datensätze als auch auf die Anzahl der beteilig-<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

19.426<br />

57<br />

1.369<br />

57<br />

6.0<br />

68.487<br />

77<br />

5.192<br />

77<br />

Krankenhäuser<br />

Gesamt<br />

87.913<br />

77<br />

6.561<br />

77<br />

Erwartet<br />

83.832<br />

77<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

105%<br />

100%<br />

2002<br />

97%<br />

99%<br />

ten Krankenhäuser ist die Teilnahme als sehr gut<br />

zu bewerten. Alle registrierten Krankenhäuser<br />

haben ihre Daten übermittelt. Die Vollständigkeit<br />

der Datensätze liegt bis auf wenige Ausnahmen im<br />

Bereich zwischen 80 und 100 %. Vollständigkeiten<br />

über 100 % wurden erreicht, wenn ein Krankenhaus<br />

in 2003 mehr Datensätze dokumentiert hat,<br />

als in 2002 abgerechnet worden sind; geringere<br />

Vollständigkeiten können auf eine Reduzierung<br />

der erbrachten Leistungen gegenüber dem Vorjahr<br />

oder auf unvollständige Dokumentationsraten<br />

hinweisen.<br />

Zwei Krankenhäuser haben zwar Daten gesendet,<br />

konnten jedoch bezüglich ihrer Vollständigkeit<br />

nicht bewertet werden, da die abgerechneten<br />

Zahlen des Jahres 2002 der <strong>BQS</strong> nicht mitgeteilt<br />

wurden.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen zerebrovaskulären<br />

Komplikation (TIA, Krampf, Parese, Plegie<br />

oder Koma)<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Postoperative neurologische Komplikationen werden<br />

unterteilt in Typ 1- und Typ 2-Defizite. Unter<br />

dem Begriff Typ 1 -Defizit versteht man größere<br />

fokale Schädigungen, die sich klinisch als TIA oder<br />

Apoplex sowie Stupor und Koma äußern können.<br />

Das Typ 2-Defizit beschreibt eine eher diffuse globale<br />

zerebrale Schädigung mit konsekutiver postoperativer<br />

Verschlechterung der intellektuellen und<br />

kognitiven Fähigkeiten sowie ein postoperatives<br />

Durchgangssyndrom. Bei der Betrachtung dieses<br />

<strong>Qualität</strong>sindikators werden ausschließlich Typ 1-<br />

Defizite ausgewertet, da diese aufgrund ihres eindeutigen<br />

klinischen Bildes in der vergleichenden<br />

<strong>Qualität</strong>sdarstellung besser abgebildet werden<br />

können.<br />

In einer Untersuchung von Roach et al. (1996) traten<br />

Typ 1-Defizite bei 3,1 % aller Patienten nach koronarchirurgischen<br />

Eingriffen auf. Sie verursachten<br />

21 % aller Todesfälle bei koronarchirurgischen<br />

Eingriffen, elf zusätzliche Behandlungstage auf der<br />

Intensivstation und verdoppelten die Krankenhausaufenthaltsdauer.<br />

Zusätzlich bestand gegenüber<br />

Patienten ohne diese Komplikation ein sechsfach<br />

erhöhtes Risiko für die Verlegung in ein Pflegeheim.<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Neurologische Komplikationen<br />

Als Risikofaktoren für postoperative Typ 1-Defizite<br />

gelten ein Patientenalter über 70 Jahre, die Atherosklerose<br />

der proximalen Aorta, die Dauer der extrakorporalen<br />

Zirkulation, präoperativ bestehende<br />

neurologische Defizite, der Diabetes mellitus und<br />

die arterielle Hypertonie. Aber auch Patienten, bei<br />

denen postoperativ die Implantation einer intraaortalen<br />

Ballonpumpe erforderlich ist, sowie<br />

Patienten mit bestehender Stenose der Arteria<br />

carotis interna tragen ein erhöhtes Risiko, postoperativ<br />

einen Schlaganfall zu erleiden (ACC/AHA<br />

Guidelines for Coronary Artery Bypass Graft<br />

Surgery, Eagle et al. 1999).<br />

Bei vorliegender Atherosklerose der proximalen<br />

Aorta ist eine Änderung der operativen Strategie<br />

denkbar. Eine Möglichkeit besteht im Verzicht auf<br />

den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine und der<br />

Operation am schlagenden Herzen („Off-Pump“-<br />

Eingriff). Die Leitlinie der American Heart Association<br />

gibt zu diesen therapeutischen Alternativen<br />

jedoch keine Empfehlung ab.<br />

199


200<br />

Ergebnisse<br />

Neurologische Komplikationen ≥ 24h bis ≤ 72h<br />

Prozent<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Neurologische Komplikationen<br />

Anteil von Patienten mit zerebrovaskulärem Ereignis bis zur Entlassung (≥ 24h bis<br />

≤ 72h) an allen Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich und ohne neurologische<br />

Erkrankung bzw. nicht nachweisbarem neurologischem Defizit (Rankin 0) präoperativ<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,72 %<br />

0,50 - 1,01 %<br />

4.691<br />

0,0 %<br />

0,0 - 3,9 %<br />

69 von 77<br />

-<br />

-<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 77 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

8 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />

OP elektiv oder dringlich kombiniert koronar- und<br />

aortenklappenchirurgisch versorgt wurden und ohne<br />

neurologische Erkrankung bzw. ohne nachweisbares<br />

neurologisches Defizit (Rankin 0)<br />

Zähler: Patienten mit postoperativem zerebrovaskulärem<br />

Ereignis bis zur Entlassung mit einer<br />

Dauer von ≥ 24h bis ≤ 72h.<br />

Referenzbereich<br />

Derzeit ist kein Referenzbereich festgelegt.<br />

Die Ergebnisse der Auswertung liegen deutlich unter<br />

den Vergleichszahlen der Literatur (Frye et al.<br />

1992, Roach et al. 1996). Nach Ansicht der Fachgruppe<br />

könnte hier ein systematisches „Underreporting“<br />

durch die Kliniken vorliegen. Auf die<br />

Festlegung eines Referenzbereichs wird daher verzichtet.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />

OP elektiv oder dringlich kombiniert koronar- und<br />

aortenklappenchirurgisch versorgt wurden und ohne<br />

neurologische Erkrankung bzw. ohne nachweisbarem<br />

neurologischen Defizit (Rankin 0)<br />

Zähler: Patienten mit postoperativem zerebrovaskulärem<br />

Ereignis bis zur Entlassung mit einer Dauer<br />

von ≥ 72h.<br />

Referenzbereich<br />

Derzeit ist kein Referenzbereich festgelegt.<br />

Die Ergebnisse der Auswertung liegen deutlich unter<br />

den Vergleichszahlen der Literatur. Nach Ansicht der<br />

Fachgruppe könnte hier ein systematisches „Underreporting“<br />

durch die Kliniken vorliegen. Auf die Festlegung<br />

eines oberen Referenzbereichs wird daher<br />

verzichtet.<br />

Bewertung<br />

Die Ergebnisse der Bundesauswertung liegen deutlich<br />

unter den Vergleichszahlen der Literatur (Frye<br />

et al. 1992, Roach et al. 1996). Nach Ansicht der<br />

Fachgruppe könnte hier eine systematische Unterberichtung<br />

zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator durch die<br />

Krankenhäuser vorliegen, da angesichts einer Zunahme<br />

der Risikofaktoren für einen perioperativen<br />

Schlaganfall (Alter ≥ 70 Jahre, periphere AVK) ein<br />

solches Ergebnis nicht plausibel erscheint.<br />

Eine mögliche Ursache sieht die Fachgruppe in einer<br />

veränderten Abfrage zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

im herzchirurgischen Datensatz. Im Jahr 2003 wurde<br />

erstmals eine spezifische Angabe zum Schweregrad<br />

des neurologischen Defizits anhand der Klassifikation<br />

nach Rankin in den Datensatz aufgenommen.<br />

Möglicherweise wurde jedoch noch nicht in allen<br />

Krankenhäusern realisiert, nach welchen Grundsätzen<br />

die Dokumentation zu erfolgen hat. Im<br />

Dialog mit der wissenschaftlichen Fachgesellschaft<br />

und den Krankenhäusern sollen zusätzliche Informationen<br />

zur Dokumentation der Daten zu diesem<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator vermittelt werden.<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Neurologische Komplikationen<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit zerebrovaskulärem Ereignis bis zur Entlassung (> 72h) an allen<br />

Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich und ohne neurologische Erkrankung bzw.<br />

nicht nachweisbarem neurologischen Defizit (Rankin 0) präoperativ<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Neurologische Komplikationen ≥72h<br />

Prozent<br />

10%<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

30%<br />

25%<br />

20 %<br />

15%<br />

10 %<br />

5%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,79 %<br />

1,43 - 2,21 %<br />

4.691<br />

0,0 %<br />

0,0 - 8,2 %<br />

69 von 77<br />

-<br />

-<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 77 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

8 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

201


202<br />

Ergebnisse<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Letalität<br />

Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

6,09%<br />

5,46 - 6,78%<br />

5.187<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst geringe Letalität:<br />

In-Hospital-Letalität<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Erfassung der perioperativen Letalität gehört<br />

zum Standard bei der Betrachtung von postoperativen<br />

Komplikationen. Die In-Hospital-Letalität<br />

erfasst alle Patienten, die während des gleichen<br />

stationären Aufenthaltes im Krankenhaus versterben.<br />

Aussagen zur Ergebnisqualität eines Krankenhauses<br />

sind nur unter Berücksichtigung der Tatsache<br />

möglich, dass Patienten, die frühzeitig in ein anderes<br />

Krankenhaus verlegt werden und dann dort<br />

versterben, nicht erfasst werden. Daher wird in der<br />

Literatur neben der In-Hospital-Letalität häufig auch<br />

die 30-Tage-Letalität angegeben.<br />

Die 30-Tage-Letalität wird jedoch nicht allein von<br />

der <strong>Qualität</strong> der erbrachten Leistung beeinflusst. Die<br />

medizinischen und pflegerischen Ergebnisse hängen<br />

auch davon ab, welches Risikoprofil die in<br />

der Klinik behandelten Patienten aufweisen. Eine<br />

Risikoadjustierung wie z.B. nach dem EuroSCORE<br />

ermöglicht hier einen Vergleich der 30-Tage-<br />

Letalitätsraten von Krankenhäusern (Nashef et al.<br />

2002, Roques et al. 1999, Roques et al. 2003).<br />

Eine Risikoadjustierung der In-Hospital-Letalität<br />

findet für die ausgewertete Rate statt, indem Notfalleingriffe<br />

als einer der relevantesten Risikofaktoren<br />

aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen<br />

werden.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />

OP elektiv oder dringlich kombiniert koronar- und<br />

aortenklappenchirurgisch versorgt wurden<br />

Zähler: Patienten, die im Krankenhaus verstorben<br />

sind<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 15,2% (95%-Perzentile)<br />

für elektive/dringliche Operationen<br />

Erläuterung zum Referenzbereich:<br />

Die In-Hospital-Letalität ohne Risikoadjustierung<br />

ist ein Parameter, der z.B. durch das Risikoprofil<br />

der operierten Patienten und die postoperative<br />

Verweildauer in den Krankenhäusern beeinflusst<br />

werden kann. Hierdurch wird auch ein Vergleich mit<br />

Daten aus der Literatur erschwert.<br />

Da derzeit eine Risikoadjustierung unter Berücksichtigung<br />

nur eines Einflussfaktors erfolgt, wird als<br />

Referenzbereich eine Perzentile festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Die Krankenhausletalitätsrate von 6,09 % spricht für<br />

eine im internationalen Vergleich gute Versorgungssituation<br />

bei der operativen Behandlung von Patienten,<br />

bei denen sowohl eine koronare Herzerkrankung<br />

als auch ein Aortenklappenvitium vorliegt<br />

(STS Database 2003). Bei Patienten mit elektiver<br />

oder dringlicher (nicht notfallmäßiger) Operationsindikation<br />

lag das Risiko, im Krankenhaus zu versterben,<br />

mit durchschnittlich 5,60% etwas niedriger.<br />

Allerdings reichte die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

in diesem Risikokollektiv von 0,0 bis<br />

30,4%.<br />

Angesichts der aus der Literatur bekannten Daten<br />

hält die Fachgruppe den Referenzbereich der 95%-<br />

Perzentile für sachgerecht. Hierdurch werden drei<br />

Krankenhäuser auffällig, die eine Krankenhausletalitätsrate<br />

von ≥ 15,2% dokumentiert haben.<br />

Diese sollen im Strukturierten Dialog um eine<br />

Stellungnahme gebeten werden.<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Ergebnisse<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Letalität<br />

Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben,<br />

an allen Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

In-Hospital-Letalität<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30 %<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

5,60 %<br />

4,98 - 6,28 %<br />

5.014<br />

5,4%<br />

0,0 - 30, 4%<br />

70 von 77<br />

≤ 15,2% (95%-Perzentile)<br />

3 von 70<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 77 Krankenhäusern mit<br />

1-19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

7 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

203


204<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Ausblick<br />

Die Ergebnisse der Bundesauswertung 2003 zeigen<br />

sowohl im Vergleich mit der internationalen<br />

Literatur als auch mit Blick auf die Ergebnisse<br />

des Vorjahres insgesamt eine stabile Versorgungssituation<br />

bei der operativen Behandlung dieses<br />

Risikokollektivs. Die Ergebnisse einzelner Krankenhäuser<br />

liegen jedoch zum Teil erheblich außerhalb<br />

der festgelegten Referenzbereiche. Die Intensivierung<br />

des Strukturierten Dialoges mit den auffälligen<br />

Krankenhäusern wird daher zukünftig einen wesentlichen<br />

Arbeitsschwerpunkt der Fachgruppe Herzchirurgie<br />

darstellen.


Literatur<br />

Eagle KA, Guyton RA, Davidoff R, Ewy GA, Fonger J,<br />

Gardner TJ, Gott JP, Hermann HC, Marlow RA,<br />

Nugent WC, O´Connor GT, Orszulak TA, Rieselbach<br />

RE, Yusuf S, Winters WL.<br />

ACC/AHA guidelines for coronary artery bypass<br />

graft surgery: a report of the American College of<br />

Cardiology/American Heart Association Task Force<br />

on Practice Guidelines. (Committee to Revise the<br />

1991 Guidelines for Coronary Artery Bypass Graft<br />

Surgery).<br />

J Am Coll Cardiol 1999; 34 (4): 1262-1347.<br />

Frye RL, Kronmal R, Schaff HV, Myers WO, Gersh BJ.<br />

Participants in the Coronary Artery Surgery Study.<br />

Stroke in coronary artery bypass graft surgery: an<br />

analysis of the CASS experience.<br />

Intern J Cardiol 1992; 36: 213-221.<br />

Nashef SAM, Roques F, Hammill BG, Peterson ED,<br />

Michel P, Grover FL, Wyse RKH, Ferguson TB.<br />

Validation of European System for Cardiac<br />

Operative Risk Evaluation (EuroSCORE) in North<br />

American cardiac surgery.<br />

Eur J Cardio-Thoracic Surg 2002; 22: 101-105.<br />

Roach GW, Kanchuger M, Mora Mangano C,<br />

Nweman M, Nussmeier N, Wolman R, Aggarwal A,<br />

Marshall K, Graham SH, Ley C, Ozanne G, Mangano DT.<br />

Adverse Cerebral Outcomes after Coronary Bypass<br />

Surgery.<br />

N Engl J Med 1996; 335 (25): 1857-1863.<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Roques F, Michel P, Goldstone AR, Nashef SA.<br />

The logistic EuroSCORE.<br />

Eur Heart J 2003; 24 (9): 881-882.<br />

Roques F, Nashef SAM, Michel P, Gauducheau E, de<br />

Vincentiis C, Baudet E, Cortina J, David M, Faichney<br />

A, Gavrielle F, Gams E, Harjula A, Jones MT, Pinna<br />

Pintor P, Salamon R, Thulin L.<br />

Risk factors and outcome in European cardiac surgery:<br />

analysis of the EuroSCORE multinational<br />

database of 19030 patients.<br />

Eur J Cardio-Thoracic Surg 1999; (15): 816-823.<br />

The Society of Thoracic Surgeons (STS).<br />

Adult Cardiovascular Surgery National Database –<br />

Fall 2003, Executive Summary Contents.<br />

www.ctsnet.org/file/STSNationalDatabaseFall2003<br />

ExecutiveSummary_Adult_Revised.pdf<br />

(Recherchedatum: 03.05.2004)<br />

205


206<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Kardiologie<br />

Prof. Dr. Dieter W. Behrenbeck<br />

Solingen<br />

Prof. Dr. Günter Breithardt<br />

Münster<br />

Prof. Dr. Christian W. Hamm<br />

Bad Nauheim<br />

Prof. Dr. Hans-W. Höpp<br />

Köln<br />

Dr. Stephan Knoblich<br />

Hagen<br />

Dr. Benny Levenson<br />

Berlin<br />

Claudia Sanmann<br />

Hamburg<br />

Andrea Schlitte<br />

Essen<br />

Dr. Manfred Schwartau<br />

Hannover<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Dr. Alexander Albrecht<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Tassilo Bonzel<br />

Fulda<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 19<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Zusammenfassung<br />

Die Koronarangiographie ist eine invasive Technik,<br />

die wie bisher keine andere diagnostische Methode<br />

eine exakte Aussage über den Zustand der Herzkranzgefäße<br />

(Koronararterien) ermöglicht. Mit ihr<br />

lässt sich die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit<br />

(KHK) sichern oder ausschließen und das Ausmaß<br />

einer bekannten KHK beurteilen.<br />

Internationale Leitlinien geben für verschiedene<br />

Ausprägungen der KHK differenzierte Empfehlungen<br />

dazu ab, wann eine Koronarangiographie indiziert<br />

ist. Es herrscht Übereinstimmung, dass bei Patienten<br />

mit bekannter oder vermuteter KHK die Koronarangiographie<br />

indiziert ist, wenn sich daraus mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit eine therapeutische<br />

Konsequenz, z.B. ein Koronarbypass oder eine<br />

Dilatation (PTCA) ergibt. Zudem sollten in der<br />

Regel klinische Symptome, z.B. Angina pectoris,<br />

oder die nichtinvasive Diagnostik wie etwa das<br />

Belastungs-EKG auf eine Durchblutungsstörung<br />

(Ischämie) des Herzmuskels hinweisen. Fehlt die<br />

Angina pectoris oder liegen keine sonstigen<br />

Ischämiezeichen vor, so ist eine Koronarangiographie<br />

nur in begründeten Einzelfällen angezeigt.<br />

Bei einer kleinen Anzahl von Fällen wird eine<br />

Koronarangiographie begleitend auch bei anderen<br />

Herzkrankheiten wie z. B. bei Herzklappenfehlern<br />

durchgeführt.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden vier <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die die<br />

Indikationsstellung sowie die Ergebnisqualität<br />

betrachten.<br />

Die Gesamtrate der Patienten mit klinischen Zeichen<br />

der KHK oder nachgewiesener Ischämie lag im Jahr<br />

2003 bei 89,67% der Patienten, die im Rahmen<br />

einer gezielten KHK-Diagnostik koronarangiographiert<br />

wurden. Die Erfüllung einer leitlinienkonformen<br />

Indikationsstellung ist damit sehr hoch. Aus<br />

diesen Daten ergibt sich kein Anhalt für eine zu<br />

großzügige Indikationsstellung im Sinne einer Fehlund<br />

Überversorgung.<br />

Bei den Krankenhäusern mit mehr als 20 Fällen, die<br />

in weniger als 76,5% der Fälle (das entspricht der<br />

5%-Perzentile) eine leitlinienkonforme Indikationsstellung<br />

aufweisen, sieht die Fachgruppe Diskussionsbedarf<br />

in Form eines Strukturierten Dialogs<br />

auf Landesebene.<br />

Die Perkutane transluminale Koronarangioplastie<br />

(Aufdehnung der Herzkranzgefäße, PTCA) ist der<br />

am weitesten verbreitete Kathetereingriff. Die PTCA<br />

stellt zunehmend eine Alternative zur Bypass-<br />

Operation dar. Insbesondere durch neuere Stenttechniken<br />

(z.B. Medikamente freisetzende Stents)<br />

hat sich die dauerhafte Erfolgsrate in den letzten<br />

Jahren deutlich verbessert.<br />

Die seltenen, aber schweren Komplikationen Tod,<br />

Herzinfarkt oder Schlaganfall werden international<br />

als Major Adverse Cardiac and Cerebrovascular<br />

Events (MACCE) zusammengefasst. Die Gesamtrate<br />

für MACCE bei PTCA lag 2003 bei 1,19%. Dies<br />

spricht generell für eine hohe Versorgungsqualität<br />

in Deutschland. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

reicht von 0,0 bis 8,3% bei Krankenhäusern<br />

mit mindestens 20 Fällen. Im Sinne der<br />

95%-Perzentile sind 14 von 288 Krankenhäusern<br />

im Strukturierten Dialog um Stellungnahme zu<br />

ihren relativ hohen Komplikationsraten zu bitten.


Einleitung<br />

Unter einer Koronarangiographie versteht man die<br />

Darstellung der Herzkranzgefäße mittels Röntgenkontrastmittel.<br />

Dazu wird über die Arteria femoralis<br />

oder seltener die Arteria radialis ein Katheter bis<br />

zum Herzen vorgeschoben und das Kontrastmittel<br />

in die Abgänge der Koronarien injiziert.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

Angemessene Anzahl an Koronarangiographien und<br />

PTCA pro Jahr<br />

Der Indikationsmix, d. h. die Verteilung der führenden<br />

Indikationen zur Koronarangiographie, sollte angemessen<br />

sein<br />

Möglichst oft Ischämiezeichen bei führender Indikation<br />

KHK oder Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss KHK, d. h.<br />

die Indikation sollte durch Klinik und Befunde gestützt<br />

werden<br />

Möglichst selten asymptomatische Behandlungsfälle<br />

ohne Ischämiekriterium in der kardialen Anamnese<br />

Möglichst selten Koronarangiographien als elektive<br />

Kontrolle nach Koronarintervention ohne<br />

Ischämiekriterium in der kardialen Anamnese<br />

Möglichst selten Koronarangiographien mit „Ausschluss<br />

KHK“ als führende Diagnose nach Herzkatheter, wenn<br />

die führende Indikation zur Koronarangiographie<br />

„Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss KHK“ war<br />

Möglichst oft ein angemessener „Mix“ der Therapieempfehlungen<br />

in Abhängigkeit von der Indikation<br />

Möglichst wenig Behandlungsfälle mit alleiniger<br />

„sonstiger“ Symptomatik<br />

Möglichst selten Erst-PTCA ohne Symptomatik und<br />

ohne Ischämienachweis<br />

Möglichst wenig Einzeitig-PTCA mit Diagnose „KHK<br />

mit Lumeneinengung geringer als 50%“<br />

Möglichst selten PTCA mit prognostischer Indikation<br />

bei asymptomatischen Patienten<br />

Möglichst oft Erreichen des wesentlichen Interventionsziels<br />

bei PTCA an komplettem Gefäßverschluss<br />

Selten intra- oder postprozedurale Komplikationen<br />

bei Koronarangiographie(n)<br />

Selten intra- oder postprozedurale Komplikationen<br />

bei PTCA<br />

Möglichst selten intraoperative Komplikationen bei<br />

PTCA mit Standardkonstellation<br />

Selten intra- oder postprozedurale MACCE (Major<br />

Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) bei<br />

Koronarangiographie(n)<br />

Selten intra- oder postprozedurale MACCE (Major<br />

Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) bei PTCA<br />

Selten Todesfälle bei PTCA<br />

Selten Todesfälle bei Koronarangiographien<br />

Selten intraprozedurale koronare Verschlüsse (des<br />

dilatierten Gefäßes) oder postprozedurale Herzinfarkte<br />

bei PTCA<br />

Möglichst niedriges Flächendosisprodukt bei Koronarangiographien<br />

Möglichst niedriges Flächendosisprodukt bei PTCA<br />

Möglichst geringe Kontrastmittelmenge bei Koronarangiographien<br />

Möglichst geringe Kontrastmittelmenge bei PTCA<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Wie keine andere diagnostische Methode ermöglicht<br />

die Koronarangiographie exakte Aussagen über<br />

die Morphologie der Koronararterien. Mit ihr lässt<br />

sich die Diagnose einer koronaren Herzkrankheit<br />

sichern oder ausschließen oder das Ausmaß einer<br />

neu aufgetretenen oder länger bestehenden koronaren<br />

Herzkrankheit beurteilen. Sie unterstützt den<br />

behandelnden Arzt bei der individuellen Therapieentscheidung,<br />

ob keine Behandlung notwendig ist,<br />

ob konservativ vorgegangen werden kann oder ob<br />

eine Revaskularisation in Form einer Katheterintervention<br />

oder eines herzchirurgischen Eingriffs indiziert<br />

ist. Für diese Entscheidung ist die diagnostische<br />

Koronarangiographie unabdingbare Voraussetzung<br />

und in absehbarer Zeit nicht durch nichtinvasive<br />

Verfahren ersetzbar. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass die koronare Herzkrankheit als<br />

chronische Erkrankung einer kontinuierlichen Entwicklung<br />

unterliegt, die zwar durch konservative<br />

Maßnahmen (Medikamente, Lebensstil) beeinflussbar<br />

ist, aber bei den meisten erkrankten Patienten<br />

wiederholter Revaskularisationsmaßnahmen bedarf.<br />

Es ist auch zu berücksichtigen, dass die Kenntnis<br />

des Koronarstatus mittels Koronarangiographie für<br />

einzelne kardiale und nichtkardiale Eingriffe erforderlich<br />

sein kann. Dieses kann in Krankenhäusern,<br />

die auf solche Eingriffe spezialisiert sind, zu einem<br />

hohen Anteil der Diagnose „Auschluss einer KHK“<br />

führen.<br />

Die 1977 von Grüntzig eingeführte Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA, international<br />

gebräuchlich ist der Begriff PCI) mit und ohne<br />

Stentimplantation ist die am weitesten verbreitete<br />

Katheterintervention. Dabei wird ein Katheter, an<br />

dessen Ende ein kleiner Ballon befestigt ist, über<br />

einen Führungsdraht bis zur Koronarstenose vorgeschoben.<br />

Durch Füllung des Ballons wird die<br />

Stenose aufgeweitet (dilatiert). Eine entscheidene<br />

Verbesserung der Erfolgsrate erfuhr das Verfahren<br />

duch die Einführung der Stenttechnik. Mit Stents,<br />

kleinen im Koronargefäß entfalteten Metallgittern,<br />

lassen sich verengte Gefäßabschnitte häufig dauerhaft<br />

offen halten. Durch die neue Entwicklung<br />

von medikamentenfreisetzenden Stents kann die<br />

Restenoserate weiter drastisch gesenkt werden.<br />

Bei eingetretenem oder drohendem akutem Koronarverschluss<br />

mit der Folge eines lebensbedrohlichen<br />

Herzinfarkts wird durch die sofortige Rekanalisation<br />

mit Sicherung eines ungehinderten Koronarflusses<br />

die Akuterkrankung in eine stabile klinische<br />

Situation überführt. Für die bedrohliche<br />

Akuterkrankung hat sich, auch in den Leitlinien,<br />

inzwischen der Begriff „Akutes Koronarsyndrom“<br />

(ACS) durchgesetzt.<br />

207


208<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Leistungszahlen der Herzkatheterlabore<br />

(Mannebach et al. 2003)<br />

Jahr<br />

1994<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

diagnostische Herzkatheter<br />

357.747<br />

515.510<br />

561.623<br />

594.898<br />

611.882<br />

641.973<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

18 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 69<br />

70 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

Koronarinterventionen (PCI)<br />

88.380<br />

153.257<br />

166.132<br />

180.336<br />

195.280<br />

208.178<br />

Anzahl Anteil<br />

418.855<br />

7.845<br />

105.234<br />

147.831<br />

126.363<br />

31.582<br />

277.513<br />

141.342<br />

100%<br />

1,87%<br />

25,12%<br />

35,29%<br />

30,17%<br />

7,54%<br />

66,25%<br />

33,74%<br />

Die Zunahme der Bedeutung der diagnostischen<br />

und der therapeutischen Herzkathetereingriffe in<br />

Deutschland lässt sich an der Entwicklung der Leistungszahlen<br />

der Herzkatheterlabore in Deutschland<br />

abmessen (Mannebach & Horstkotte 2003).<br />

Schwerpunkt der Betrachtungen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

sind die Indikationsstellung zu diesen<br />

invasiven Verfahren, die Erfolgsraten und die<br />

Komplikationsraten. Insbesondere zur Indikationsstellung<br />

liegen umfangreiche deutsche, amerikanische<br />

und europäische Leitlinien vor.<br />

Datengrundlage<br />

Für die Dokumentation der Herzkatheterinterventionen<br />

im Leistungsbereich Koronarangiographie/<br />

Perkutane transluminale Koronarangioplastie (PTCA)<br />

stand in 2003 eine Teildatensatzstruktur zur Verfügung.<br />

Je Aufenthalt war einmal ein Basisdatensatz<br />

zu dokumentieren. Angaben zur Prozedur erfolgten<br />

danach in einem Teildatensatz „Prozedur“,<br />

dem ein weiterer Teildatensatz zugeordnet wurde,<br />

welcher die Angaben zur Koronarangiographie<br />

und/oder zur PTCA enthielt. Aus der Zuordnung<br />

des Prozedur-Teildatensatzes war ersichtlich, ob<br />

es sich um ein ein- oder zweizeitiges Vorgehen<br />

handelte.<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

174.758 Teildatensätze PTCA aus 335 Krankenhäusern<br />

sowie 492.388 Teildatensätze Koronarangiographie<br />

aus 401 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Im ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />

einer Übergangsregelung Daten im Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. In diesem<br />

Format konnten PTCA in zwei verschiedenen Datensätzen<br />

dokumentiert werden: im Datensatz PTCA<br />

(20/2) sowie im Datensatz Koronarangiographie/<br />

Perkutane transluminale Koronarangioplastie (21/3).<br />

Die Teildatensätze wiesen keine Unterschiede auf,<br />

so dass die Dokumentationen aus beiden Datensätzen<br />

in der Auswertung 5.0.1 zusammengeführt<br />

werden konnten. Nach dieser Zusammenführung<br />

lagen für die PTCA 30.027 Datensätze aus 203 Krankenhäusern<br />

vor. Es wurden außerdem 83.562 Datensätze<br />

aus 259 Krankenhäusern für die Koronarangiographie<br />

dokumentiert.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Die <strong>BQS</strong> erhielt für die PTCA<br />

144.731 Datensätze aus 322 Krankenhäusern, von<br />

denen 143.630 ausgewertet werden konnten. Für<br />

die koronarangiographischen Eingriffe erhielt die<br />

<strong>BQS</strong> 408.826 Datensätze aus 382 Krankenhäusern,<br />

von denen 405.262 Datensätze ausgewertet werden<br />

konnten.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt.<br />

Die Vollständigkeit der Datensätze bezüglich der<br />

PTCA über alle Bundesländer hat sich ebenfalls<br />

gegenüber dem Vorjahr stark verbessert und lag<br />

insgesamt bei 143%. Dieser Wert ist für einen<br />

Leistungsbereich im dritten Jahr nach der bundesweit<br />

verpflichtenden Einführung als sehr gut ein-


zuschätzen, ebenso die Beteiligung der Krankenhäuser,<br />

die bei 121% lag. Die Beteiligung der<br />

Bundesländer im Verfahrensjahr 2003 variiert auch<br />

hier sehr stark und weist, bis auf ein Bundesland,<br />

welches keine Daten geliefert hat, und bis auf ein<br />

Bundesland, zu welchem keine ausreichenden<br />

Angaben über vereinbarte Leistungen vorliegen, bezogen<br />

auf das Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten<br />

Datensätzen eine sehr hohe Spannweite<br />

von 93 bis 374% auf.<br />

Als weitere Basis zur Bewertung der Vollständigkeit<br />

der Datengrundlage wurde der 19. Bericht über die<br />

Leistungszahlen der Herzkatheterlabore in der Bundesrepublik<br />

Deutschland (Mannebach & Horstkotte<br />

2003) hinzugezogen. Für den stationären Bereich<br />

wurden dort für 2002 nach Umfragen in den Herzkatheterlabors<br />

179.360 PTCA aus 289 Krankenhäusern<br />

angegeben. Für die 174.458 gelieferten<br />

Datensätze ergibt sich damit eine Vollständigkeit<br />

von 97% (2002: 78%). Bezogen auf die Anzahl<br />

der teilnehmenden Krankenhäuser zeigt sich, dass<br />

sich im Vergleich zu den 289 im Jahr 2002 freiwillig<br />

an der zitierten Umfrage teilnehmenden Krankenhäusern<br />

335 Häuser an der externen vergleichenden<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung beteiligt haben (116%).<br />

Die Vollständigkeit der Datensätze bezüglich der<br />

Koronarangiographie über alle Bundesländer hat<br />

sich gegenüber dem Vorjahr stark verbessert und<br />

lag auf Basis der VdAK-Bewertung insgesamt bei<br />

168%. Auch dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />

im dritten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als außerordentlich gut<br />

einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser<br />

ist ebenfalls sehr gut. Sie lag bei 110%. Die Beteiligung<br />

der Bundesländer im Verfahrensjahr 2003<br />

variiert stark und weist, bis auf ein Bundesland,<br />

welches lediglich 1% der erwarteten Daten geliefert<br />

hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine sehr hohe Spannweite<br />

von 114 bis 508% auf.<br />

Die Fachgruppe stellt bei Würdigung des hohen<br />

Datenaufkommens 2003 dennoch fest, dass aufgrund<br />

der fehlenden Datenlieferung aus einem<br />

Bundesland u.U. große Leistungsvolumina der<br />

<strong>Qualität</strong>sbetrachtung entzogen wurden und eventuelle<br />

länderspezifische Charakteristika nicht<br />

bewertet werden können.<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Datengrundlage Koronarangiographie<br />

500%<br />

400%<br />

300%<br />

200%<br />

100%<br />

0%<br />

508%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

5.0.1<br />

83.562<br />

259<br />

Datengrundlage PTCA<br />

400 %<br />

350 %<br />

300%<br />

250 %<br />

200 %<br />

150 %<br />

100 %<br />

50 %<br />

0%<br />

2743%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

6.0<br />

408.826<br />

382<br />

Bundesländer<br />

492.388<br />

401<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

30.027<br />

203<br />

6.0<br />

144.731<br />

322<br />

174.758<br />

335<br />

Erwartet<br />

293.563<br />

366<br />

Erwartet<br />

122.135<br />

276<br />

2003<br />

168%<br />

110%<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

143%<br />

121%<br />

2002<br />

119%<br />

104%<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2002<br />

130%<br />

99%<br />

209


210<br />

Ergebnisse<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Indikation zur Koronarangiographie: Ischämiezeichen<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst oft Ischämiezeichen bei führender Indikation<br />

KHK oder Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss<br />

KHK, d.h. die Indikation sollte durch die klinische<br />

Situation des Patienten und Befunde gestützt werden<br />

Anteil von Koronarangiographien bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom oder mit<br />

stabiler Angina pectoris oder mit Ruhe- oder Belastungsdyspnoe oder mit objektiven<br />

(apparativen) Ischämiezeichen bei Belastung (Belastungs-EKG oder andere Tests) an<br />

allen Koronarangiographien mit führender Indikation „Bekannte KHK“ oder „Verdacht<br />

auf KHK bzw. Ausschluss KHK“<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Koronarsyndrom, Angina pectoris, Dyspnoe oder Ischämiezeichen<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

89,67%<br />

89,55 - 89,79%<br />

264.524<br />

91,9%<br />

60,2 - 100,0%<br />

327 von 381<br />

≥ 76,5% (5%-Perzentile)<br />

16 von 327<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 381 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

41 Krankenhäuser<br />

13 Krankenhäuser<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die internationalen Leitlinien (Scanlon et al. 1999,<br />

Bertrand et al. 2002, Van de Werf et al. 2003, Braunwald<br />

et al. 2002, Gibbons et al. 2002, Hamm 2004a,<br />

Hamm 2004b, Dietz & Rauch 2003) geben für verschiedene<br />

Ausprägungen der KHK differenzierte<br />

Empfehlungen dazu ab, wann eine Koronarangiographie<br />

indiziert ist. Es herrscht Übereinstimmung,<br />

dass bei KHK-Patienten die invasive Diagnostik der<br />

Koronarangiographie dann indiziert ist, wenn eine<br />

therapeutische Konsequenz im Sinne einer Revaskularisation<br />

zu erwarten ist. Zudem sollte in der Regel<br />

die klinische Situation des Patienten oder die nichtinvasive<br />

Diagnostik auf eine kardiale Ischämie hinweisen.<br />

Fehlt eine Angina pectoris oder liegen keine<br />

sonstigen Ischämiezeichen vor, so ist eine Koronarangiographie<br />

nur in begründeten Einzelfällen indiziert.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Koronarangiographien mit<br />

führender Indikation „Bekannte KHK“ oder „Verdacht<br />

auf KHK“ bzw. „Ausschluss KHK“<br />

Zähler: Koronarangiographien bei Patienten mit<br />

akutem Koronarsyndrom oder mit Ruhe- oder Belastungsdyspnoe<br />

oder mit objektiven apparativen<br />

Ischämiezeichen bei Belastung<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 76,5% (5%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Eine evidenzbasierte<br />

Rate für Koronarangiographien mit eindeutiger<br />

KHK-Indikation als Referenzbereich lässt sich aus<br />

der Literatur nicht ableiten. Das breite Indikationsspektrum<br />

lässt in seltenen Fällen auch Herzkathetereingriffe<br />

angebracht erscheinen, in denen keine eindeutigen<br />

KHK-Zeichen vorliegen. Die Fachgruppe hat<br />

sich daher für die ≥ 5%-Perzentile der Krankenhausverteilung<br />

als Referenzbereich entschieden.<br />

Bewertung<br />

Die Erfüllung einer leitlinienkonformen Indikationsstellung<br />

ist mit fast 90% der Fälle sehr hoch. Aus<br />

diesen Daten ergibt sich kein Anhalt für eine zu<br />

großzügige Indikationsstellung im Sinne einer<br />

Fehl- und Überversorgung. Bei den 16 Krankenhäusern<br />

mit mindestens 20 Fällen, die in weniger<br />

als 76,5% der Fälle eine leitlinienkonforme Indikationsstellung<br />

aufweisen, sieht die Fachgruppe<br />

Diskussionsbedarf in Form eines Strukturierten<br />

Dialogs auf Landesebene.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst selten Koronarangiographien mit „Ausschluss<br />

KHK“ als führende Diagnose nach Herzkatheter,<br />

wenn die führende Indikation zur Koronarangiographie<br />

„Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss<br />

KHK“ war“<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Koronarangiographie liefert morphologische Befunde<br />

über das Koronargefäßsystem. Dabei werden<br />

vor allem Art und Ausmaß eventuell vorhandener<br />

Stenosen beurteilt. Als Stenoseschweregrade sind<br />

geläufig: bis 25% (Plaquebildung), Stenosen bis<br />

50% (gering), 51 bis 75% (mittelgradig), > 75 bis<br />

99% (hochgradig) und 100% (Totalverschluss).<br />

Generell kann die KHK in einem Koronargefäß bis<br />

Stenosegrad unter 50% als unbedeutend und ab<br />

Stenosegrad 50% als bedeutend in Bezug auf eine<br />

Intervention bezeichnet werden.<br />

Die Erfassung von Ischämiezeichen unterliegt einer<br />

gewissen Unschärfe und die von Angina pectoris-<br />

Symptomen einer gewissen Subjektivität. Die „Vorhersagewahrscheinlichkeit“<br />

in Bezug auf KHK ist in<br />

hohem Maße vom Erfahrungsstand des Arztes abhängig.<br />

Mit Analyse der ex post gestellten Diagnose(n) nach<br />

der durchgeführten Koronarangiographie sind indirekt<br />

Rückschlüsse über die ex ante erfolgte Indikationstellung<br />

vor dem Eingriff möglich. Die internationalen<br />

Leitlinien nehmen zu dieser speziellen<br />

Fragestellung nicht direkt Stellung.<br />

Die seltene führende Diagnose „Ausschluss KHK“<br />

nach Herzkatheter kann somit als <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

verwendet werden.<br />

Das PTCA-Register der Arbeitsgemeinschaft Leitender<br />

Kardiologischer Krankenhausärzte (ALKK) berichtet<br />

von folgender Verteilung der Diagnosen in den<br />

Jahren 2001 bis 2002: Ausschluss KHK in 9,4%,<br />

KHK-Stenose < 50% in 9,0%, KHK-Stenose ≥ 50%<br />

in 69,5% sowie Kardiomyopathie in 2,8%, Aortenklappenerkrankung<br />

in 3,2%, Mitralklappenerkrankung<br />

in 1,0%, andere Vitien in 0,2%, Aortenaneurysma<br />

in 0,2%, hypertensive Herzerkrankung in<br />

3,7%, sonstige Erkrankung in 1,0% der Fälle<br />

(Gottwik et al. 2003).<br />

In Zusammenschau der vier Register-Jahresberichte<br />

der <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Invasivkardiologie<br />

(QuIK) des Bundes Niedergelassener Kardiologen<br />

(BNK) seit 1999 ist eine deutliche Abnahme des<br />

Befundes „keine bedeutsame organische Herzer-<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Indikation zur Koronarangiographie: Ausschluss KHK<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Koronarangiographien mit führender Diagnose nach Herzkatheter<br />

„Ausschluss KHK“ an allen Koronarangiographien mit Indikation „Verdacht auf KHK<br />

bzw. Ausschluss KHK“<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Diagnose nach Herzkatheter „Ausschluss KHK“<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

23,94%<br />

23,73 - 24,15%<br />

158.939<br />

26,2%<br />

0,0 - 100,0%<br />

315 von 381<br />

≤ 48,3% (95%-Perzentile)<br />

15 von 315<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 381 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

51 Krankenhäuser<br />

15 Krankenhäuser<br />

211


212<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Indikation zur Koronarangiographie: Ausschluss KHK<br />

Führende Diagnose nach Herzkatheter (bei Koronarangiographie<br />

mit Indikation „V. a. KHK bzw. Ausschluss KHK“<br />

„Ausschluss KHK“<br />

KHK mit Lumeneinengung geringer als 50%<br />

funktionelle 1- oder 2-Gefäßerkrankung<br />

funktionelle 3-Gefäßerkrankung<br />

Hauptstammstenose<br />

(nicht bypassgeschützt) ab 50%<br />

38.043/158.939<br />

25.629/158.939<br />

44.569/158.939<br />

21.162/158.939<br />

2.776/158.939<br />

23,94%<br />

16,12%<br />

28,04%<br />

13,31%<br />

1,75%<br />

krankung“ (von 1999 17,2% auf 2002 12,3%), aber<br />

auch eine deutliche Zunahme des Befundes „hämodynamisch<br />

unbedeutende KHK“ (von 1999 7,6%<br />

auf 2002 13,7%) zu verzeichnen. Weitere Befunde<br />

2002 waren: KHK 68,8%, Vitium 6,2%, kongenitales<br />

Vitium 0,4%, Myokarderkrankung 5,1%, Perikarderkrankung<br />

0,1% und andere Herz- und Kreislauferkrankungen<br />

5,1% (Levenson et al. 2003).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Koronarangiographien mit<br />

Indikation „Verdacht auf KHK“ bzw. „Ausschluss<br />

KHK“<br />

Zähler: Koronarangiographien mit führender Diagnose<br />

nach Herzkatheter „Ausschluss KHK“<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 48,3% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Nur in seltenen<br />

Fällen sollten Koronarangiographien durchgeführt<br />

werden zum Ausschluss einer KHK bzw. beim Verdacht<br />

auf KHK. Eine evidenzbasierte Rate von Eingriffen<br />

dieser Indikation und tatsächlicher Diagnose<br />

„Ausschluss KHK“ nach dem Eingriff, also für Eingriffe,<br />

die ggf. überflüssig waren, lässt sich in der<br />

Literatur nicht belegen. Die Fachgruppe hat sich daher<br />

für die ≤ 95%-Perzentile der Krankenhausverteilung<br />

als Referenzbereich entschieden.<br />

Bewertung<br />

In 23,94% der Fälle mit der Indikation „Verdacht<br />

auf KHK“ bzw. „Ausschluss KHK“ wurde tatsächlich<br />

eine angiographisch fassbare KHK ausgeschlossen.<br />

Das heißt in diesen Fällen kann aus der ex post-<br />

Betrachtung heraus u.U. eine zu großzügige Indikationsstellung<br />

vermutet werden.<br />

Allerdings lag in 16,12% der genannten Fälle eine<br />

KHK mit Lumeneinengung geringer als 50% vor, bei<br />

der in der Regel zwar eine Intervention durch Dilatation<br />

oder Bypass-Operation nicht gegeben ist, bei<br />

der aber eine intensive konservative Therapie angezeigt<br />

ist. Die Spannweite der Krankenhäuser mit<br />

mindestens 20 Fällen betrug 0,0 bis 100,0%. Mit<br />

den 15 Krankenhäusern, welche außerhalb des<br />

Referenzbereichs von ≤ 48,3% (95%-Perzentile)<br />

liegen, sollte der Strukturierte Dialog aufgenommen<br />

werden.


Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Indikation zur Koronarangiographie: Therapieempfehlungen<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst oft ein angemessener „Mix“ der Therapieempfehlungen<br />

in Abhängigkeit von der Indikation<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Als Kriterium für einen Hinweis auf einen „Overuse“,<br />

also eine zu häufig gestellte Indikation der Koronarangiographie,<br />

wird häufig das Verhältnis von therapeutischen<br />

zu diagnostischen Eingriffen analysiert.<br />

Dabei folgt man der Vorstellung, dass eine Diagnostik<br />

vor allem dann durchgeführt werden soll, wenn<br />

sich daraus eine therapeutische Konsequenz ergibt.<br />

Grundsätzlich ist für die KHK in den letzten 15<br />

Jahren eine Verschiebung von der herzchirurgischen<br />

zur interventionellen Therapie zu beobachten, da<br />

sich zunehmend nicht nur Eingefäßerkrankungen,<br />

sondern auch (unkomplizierte) Mehrgefäßerkrankungen<br />

für einen Kathetereingriff eignen (Erbel et<br />

al. 2002).<br />

In den amerikanischen Leitlinien wird ein Verhältnis<br />

PTCA zu Koronarangiographien von 35% als angemessen<br />

betrachtet (Bashore et al. 2001, Smith et<br />

al. 2001). Gemäß den Daten des SCA&I-Registers<br />

lag es 1998 in den USA bei 31,9% (Sheldon 2000).<br />

In Deutschland lag 2002 dieser Anteil nach Datenlage<br />

des ALKK-Registers bei 30,3%. Bezieht man<br />

die Bypass-Operation mit in die Interventionen ein,<br />

so betrug das Verhältnis von Intervention zu Diagnostik<br />

43,2%, im europäischen Vergleich lag<br />

Deutschland damit auf Platz 4 von 8 Ländern<br />

(Gottwik et al. 2003).<br />

Das QuIK-Register (Levenson et al. 2003) berichtet<br />

aus dem Jahre 2002 über folgende Verteilung der<br />

Therapieempfehlungen: keine Therapie 8,4%, PTCA<br />

26,9%, Bypass-Operation 13% und medikamentöse<br />

Therapie für die verbleibenden Fälle.<br />

Therapieempfehlung nach Koronarangiographie<br />

keine<br />

medikamentös<br />

interventionell<br />

herzchirurgisch<br />

sonstige<br />

Therapieempfehlung<br />

Koronarangiographien mit<br />

Therapieempfehlung „interventionell“<br />

Koronarangiographien mit<br />

Therapieempfehlung „herzchirurgisch“<br />

Koronarangiographien mit Therapieempfehlung<br />

„interventionell“ oder „herzchirurgisch“ (Summe)<br />

Koronarangiographien mit<br />

Therapieempfehlung „interventionell“<br />

Koronarangiographien mit<br />

Therapieempfehlung „herzchirurgisch“<br />

Koronarangiographien mit Therapieempfehlung<br />

„interventionell“ oder „herzchirurgisch“ (Summe)<br />

12.589<br />

204.580<br />

126.517<br />

56.553<br />

5.023<br />

31.208/158.939<br />

20.004/158.939<br />

51.212/158.939<br />

36.021/105.585<br />

10.255/105.585<br />

46.276/105.585<br />

3,11%<br />

50,48%<br />

31,22%<br />

13,95%<br />

1,24%<br />

Koronarangiographien mit Indikation „Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss KHK“<br />

Koronarangiographien mit Indikation „bekannte KHK“<br />

19,64%<br />

12,59%<br />

32,22%<br />

34,12%<br />

9,71%<br />

43,83%<br />

213


214<br />

Ergebnisse<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Indikation zur Koronarangiographie: Therapieempfehlungen<br />

Anteil von Koronarangiographien mit Therapieempfehlung „interventionell“ oder<br />

„herzchirurgisch“ an allen Koronarangiographien mit Indikation „Verdacht auf KHK<br />

bzw. Ausschluss KHK“<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Therapieempfehlung „interventionell“ oder „herzchirurgisch“<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

32,22%<br />

31,99 - 32,45%<br />

158.939<br />

30,2%<br />

0,0 - 57,7%<br />

315 von 381<br />

≥ 10,7% (5%-Perzentile)<br />

15 von 315<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 381 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

51 Krankenhäuser<br />

15 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Koronarangiographien mit<br />

Indikation „Verdacht auf KHK bzw. Ausschluss KHK“<br />

Zähler: Koronarangiographien mit Therapieempfehlung<br />

„interventionell“ oder „herzchirurgisch“<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 10,7% (5%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: In der Literatur<br />

lässt sich kein evidenzbasiertes Verhältnis von diagnostischen<br />

und therapeutischen Herzkathetereingriffen<br />

belegen. Die Fachgruppe hat sich daher für<br />

die ≥ 5%-Perzentile der Krankenhausverteilung als<br />

Referenzbereich entschieden. Das heißt die 5 % der<br />

Krankenhausergebnisse mit dem niedrigsten Anteil<br />

an diagnostischen Kathetereingriffen mit therapeutischer<br />

Konsequenz gelten als auffällig.


Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Indikation zur Koronarangiographie: Therapieempfehlungen<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Koronarangiographien mit<br />

Indikation „bekannte KHK“<br />

Zähler: Koronarangiographien mit Therapieempfehlung<br />

„interventionell“ oder „herzchirurgisch“<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 25,0% (5%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: In der Literatur<br />

lässt sich kein evidenzbasiertes Verhältnis von diagnostischen<br />

und therapeutischen Herzkathetereingriffen<br />

belegen. Die Fachgruppe hat sich daher für<br />

die ≥ 5%-Perzentile der Krankenhausverteilung als<br />

Referenzbereich entschieden. Das heißt die 5% der<br />

Krankenhausergebnisse mit dem niedrigsten Anteil<br />

an diagnostischen Kathetereingriffen mit therapeutischer<br />

Konsequenz gelten als auffällig.<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Koronarangiographien mit Therapieempfehlung „interventionell“ oder<br />

„herzchirurgisch“ an allen Koronarangiographien mit Indikation „bekannte KHK“<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Therapieempfehlung „interventionell“ oder „herzchirurgisch“<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

43,83%<br />

43,53 - 44,13%<br />

105.585<br />

43,3%<br />

4,0 - 85,8%<br />

271 von 381<br />

≥ 25,0% (5%-Perzentile)<br />

13 von 271<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 381 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

67 Krankenhäuser<br />

43 Krankenhäuser<br />

215


216<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Indikation zur Koronarangiographie: Therapieempfehlungen<br />

Bewertung<br />

Bei 31,22% aller Koronarangiographien wurde die<br />

Therapieempfehlung zur interventionellen Behandlung<br />

gegeben und in 13,95% zur herzchirurgischen<br />

Operation. Somit wurde in 45,17% aller Fälle eine<br />

Revaskularationsindikation gestellt. Das entspricht<br />

den aus der internationalen Literatur bekannten<br />

Größenordnungen.<br />

In der Gruppe der 158.939 Koronarangiographien,<br />

welche mit der Indikation „Verdacht auf KHK/Ausschluss<br />

KHK“ durchgeführt wurden, wurde in<br />

19,64% der Fälle die Empfehlung zur interventionellen<br />

Therapie und in 12,59% zur herzchirurgischen<br />

Operation gegeben. In der Summe wurde<br />

also in 32,22% eine revaskularisierende Behandlung<br />

empfohlen.<br />

Auch in der Gruppe mit der Indikation „Bekannte<br />

KHK“ wurde in 43,83% der Fälle die Therapieempfehlung<br />

für revaskularisierende Maßnahmen<br />

(interventionell 34,12% und herzchirurgisch 9,71%)<br />

in näherungsweiser Übereinstimmung mit internationalen<br />

Daten ausgesprochen, auch wenn aufgrund<br />

unterschiedlicher Grundgesamtheiten ein direkter<br />

Vergleich nicht möglich ist.<br />

Die Angemessenheit der diagnostischen Koronarangiographie<br />

ist abhängig von der Häufigkeit der<br />

daraus resultierenden notwendigen Revaskularisation.<br />

Aus dieser Sicht rechtfertigen die hier festgestellten<br />

Interventionsquoten die Zahl der diagnostischen<br />

Koronarangiographien.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse reicht<br />

von 0,0 bis 57,7% bzw. 4,0 bis 85,8%. Mit den<br />

Krankenhäusern, die in weniger als 10,7% der<br />

Fälle (5%-Perzentile) eine Revaskularisationsindikation<br />

empfohlen haben, soll eine Analyse im<br />

Strukturierten Dialog erfolgen.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten intra- oder postprozedurale MACCE (Major<br />

Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) bei<br />

Koronarangiographie(n)<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Koronarangiographie ist mit einem geringen, im<br />

Einzelfall aber u.U. schwerwiegenden Risiko für<br />

Komplikationen verbunden. Das Risiko nimmt mit<br />

dem Alter, dem Krankheitsschweregrad, der Dringlichkeit<br />

und den Begleiterkrankungen zu. Zu den<br />

schweren Komplikationen zählen Tod, Myokardinfarkt<br />

und Schlaganfall (MACCE, Major Adverse Cardiac<br />

and Cerebrovascular Events).<br />

Aus dem niedergelassenen Bereich in Deutschland<br />

wurden für das Jahr 2002 die Raten für intraoperative<br />

Komplikationen bei 68.832 diagnostischen<br />

Koronarangiographien berichtet: Herzinfarkt 0,004%,<br />

Schlaganfall 0,03%, Tod 0,02%. Bei 54.990 Fällen<br />

wurden postoperative Komplikationen mit folgenden<br />

Raten erfasst: Herzinfarkt 0,05%, Schlaganfall<br />

0,03%, Tod 0,10% (<strong>Qualität</strong>ssicherung in der Invasiv-Kardiologie<br />

QuIK, Levenson et al. 2003).<br />

Aus dem ALKK-Register wird für 56.492 Koronarangiographien<br />

eine MACCE-Rate von 0,63% gemeldet<br />

(Zeymer & Senges 2004, Daten aus 2003). Diese<br />

Zahlen beinhalten alle Todesfälle während des gesamten<br />

stationären Aufenthalts.<br />

Im Register für Koronarangiographie und PCI in<br />

Österreich im Jahr 2002 wird von 0,046% Todesfällen<br />

und 0,038% Myokardinfarkten bei 41.051<br />

Koronarangiographien berichtet (Mühlberger et al.<br />

2003).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Koronarangiographie(n),<br />

aber ohne PTCA<br />

Zähler: Patienten mit intra- oder postprozedural<br />

mindestens einer TIA bzw. einem Schlaganfall oder<br />

postprozedural mit einem Herzinfarkt oder mit Exitus<br />

im Herzkatheterlabor oder postprozeduralem Tod<br />

bzw. Tod während des Krankenhausaufenthaltes<br />

infolge einer Komplikation<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

MACCE bei Koronarangiographie(n)<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit Exitus im Herzkatheterlabor oder mindestens einer TIA / einem<br />

Schlaganfall intraprozedural oder Herzinfarkt postprozedural oder TIA / Schlaganfall<br />

postprozedural oder Tod postprozedural bzw. Tod während des Krankenhausaufenthaltes<br />

infolge einer Komplikation an allen Patienten mit Koronarangiographie(n)<br />

(Ausschluss: Patienten mit PTCA)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

MACCE<br />

Prozent<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,30%<br />

0,28 - 0,32%<br />

279.257<br />

0,2%<br />

0,0 - 10,5%<br />

334 von 381<br />

≤ 1,1% (95%-Perzentile)<br />

16 von 334<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 381 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

45 Krankenhäuser<br />

2 Krankenhäuser<br />

217


218<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

MACCE bei Koronarangiographie(n)<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 1,1% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Zur zu erwartenden<br />

Rate der Komplikationen lassen sich Ergebnisse<br />

aus Registern oder aus dem ambulanten Bereich<br />

näherungsweise heranziehen. Da die Beobachtungszeiträume<br />

hier aber meistens deutlich länger als der<br />

stationäre Aufenthalt sind und die Komplikationen<br />

zum Teil anders definiert wurden, ist eine direkte<br />

Vergleichbarkeit nicht gegeben. Die Fachgruppe legt<br />

daher die ≤ 95%-Perzentile als Referenzbereich fest.<br />

In den Folgejahren ist die Festlegung von absoluten<br />

Referenzwerten vorgesehen.<br />

Für 2003 gelten somit die 5% der Krankenhausergebnisse<br />

mit dem höchsten Anteil von MACCE<br />

bei Koronarangiographien als auffällig.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate für MACCE bei Koronarangiographien<br />

ist mit 0,30% niedriger als im ALKK-Register mit<br />

0,63% und vergleichbar mit den Daten des QuIK-<br />

Registers (Zeymer & Senges 2004, Levenson et al.<br />

2003). Aufgrund der unterschiedlichen Datendefinition,<br />

Beobachtungszeiträume und Datenakquisition<br />

ist eine Vergleichbarkeit mit Daten aus anderen Registern<br />

aber nur eingeschränkt gegeben. Die <strong>BQS</strong>-<br />

Definition von Komplikationen bezieht sich auf einen<br />

Zeitraum von maximal 36 Stunden nach dem letzten<br />

Eingriff, da Komplikationen außerhalb dieses Zeitraums<br />

wahrscheinlich nicht mehr mit dem Eingriff<br />

im Zusammenhang stehen. Vor diesem Hintergrund<br />

erscheint der Fachgruppe eine Komplikationsrate von<br />

0,30% als eine realistische Abbildung des Leistungsgeschehens.<br />

Die Spannweite der MACCE-Raten auf Krankenhausebene<br />

liegt zwischen 0,0 und 10,5%. Mit den 16<br />

Krankenhäusern, die außerhalb des Referenzbereichs<br />

(≤ 1,1%, 95%-Perzentile) liegen, soll der<br />

Strukturierte Dialog geführt werden. Weiterhin auffällig<br />

im Sinne der Dokumentationsqualität erscheint<br />

der Fachgruppe eine MACCE-Rate von 0% bei hoher<br />

Fallzahl. Die Fachgruppe empfiehlt, dies auf Landesebene<br />

besonders zu überprüfen.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten intra- oder postprozedurale MACCE (Major<br />

Adverse Cardiac and Cerebrovascular Events) bei<br />

PTCA<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Bei einem interventionellen Herzkathetereingriff sind<br />

grundsätzlich die gleichen Komplikationen möglich<br />

wie bei einem diagnostischen Herzkathetereingriff.<br />

Die Tatsache, dass bei der PTCA über die reine Kontrastmittelinjektion<br />

hinaus an der Koronararterie<br />

manipuliert wird, führt dazu, dass schwerwiegende<br />

Komplikationen wie Koronarverschluss, Herzinfarkt<br />

und Tod hier häufiger auftreten. Als seltene, aber<br />

lebensgefährliche Komplikationen der PTCA kommen<br />

Koronarperforationen oder das unbeabsichtigte Verbleiben<br />

von Katheterbestandteilen in der Koronararterie<br />

(z.B. Führungsdraht, Stent) hinzu, die in der<br />

Regel einen Notfalleingriff erforderlich <strong>machen</strong> (Fejka<br />

et al. 2002, Tugtekin et al. 2003, Fasseas 2004).<br />

Die früher gefürchtete Komplikation des akuten<br />

Gefäßverschlusses lässt sich mit der Stenttechnik<br />

heutzutage deutlich besser beherrschen<br />

(Bestehorn 2001).<br />

Zu den schweren Komplikationen Tod, Herzinfarkt<br />

und Schlaganfall liegen aus verschiedenen Registern<br />

und Studien Vergleichszahlen vor: Bashore et al.<br />

stellen in einer Übersicht Komplikationsraten größerer<br />

Studien bzw. Register von 1996 bis 2000 in<br />

den USA dar und registrieren eine Letalitätsrate von<br />

0,3 bis 2,5%, eine Infarktrate von 0,4 bis 2,8%<br />

und neurologische Komplikationen von 0,0 bis 9,4%<br />

(Bashore et al. 2001). Notfall-PTCA bei Myokardinfarkt<br />

weisen hier deutlich höhere Komplikationsraten<br />

als elektive Eingriffe auf (z.B. Letalität 1,2 bis<br />

7,0%).<br />

Andere Autoren (Williams et al. 2000) berichten aus<br />

den amerikanischen National Heart Lung and Blood<br />

Institute Registries von 1998 über 2,8% Myokardinfarkte<br />

und 1,9% Todesfälle.<br />

Das National Cardiovascular Data Registry (ACC-<br />

NCDR) der USA berichtet aus den Jahren 1998 bis<br />

2000 bei 146.907 Koronarinterventionen eine<br />

Letalitätsrate von 1,4% und eine Myokardinfarktrate<br />

von 0,4% (Anderson et al. 2002).<br />

Das deutsche ALKK-Register teilt für 30.683 Patienten<br />

eine MACCE-Rate von 2,27% mit (Zeymer &<br />

Senges 2004, Daten aus dem Jahr 2003). Diese<br />

Zahlen beinhalten alle Todesfälle während des gesamten<br />

stationären Aufenthalts.<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Ergebnisse<br />

10%<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

MACCE bei PTCA<br />

Anteil von Patienten mit Exitus im Herzkatheterlabor oder mindestens einer TIA /einem<br />

Schlaganfall intraprozedural oder Herzinfarkt postprozedural oder TIA/Schlaganfall<br />

postprozedural oder Tod an allen Patienten mit PTCA (einschließlich Einzeitig-PTCA)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

MACCE<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

20%<br />

16%<br />

12%<br />

8%<br />

4%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,19%<br />

1,13 - 1,24%<br />

139.598<br />

1,0%<br />

0,0 - 8,3%<br />

288 von 381<br />

≤ 3,2% (95%-Perzentile)<br />

14 von 288<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 381 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

33 Krankenhäuser<br />

60 Krankenhäuser<br />

219


220<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

MACCE bei PTCA<br />

Ausführliche Daten zu den Komplikationen bei PTCA<br />

im niedergelassenen Bereich in Deutschland bieten<br />

die Jahresberichte des Registers <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

in der Invasiv-Kardiologie QuIK (Levenson et al.<br />

2003). Im Jahr 2002 wurden bei 18.823 PTCA folgende<br />

Raten für intraoperative Komplikationen gemeldet:<br />

Herzinfarkt 0,06%, Schlaganfall 0,02%,<br />

Tod 0,09%. Für 16.474 Fälle wurden folgende<br />

Raten für postoperative Komplikationen berichtet:<br />

Herzinfarkt 0,36%, Schlaganfall 0,07%, Tod<br />

0,20%.<br />

Das österreichische PTCA-Register (Mühlberger et al.<br />

2003) weist 2002 eine Letalitätsrate von 0,75%<br />

(bei elektiver PTCA 0,26%) und eine Myokardinfarktrate<br />

von 0,95% auf.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit PTCA<br />

Zähler: Patienten mit intra- oder postprozedural<br />

mindestens einer TIA bzw. einem Schlaganfall oder<br />

postprozedural mit einem Herzinfarkt oder mit Exitus<br />

im Herzkatheterlabor oder postprozeduralem Tod<br />

bzw. Tod während des Krankenhausaufenthaltes<br />

infolge einer Komplikation<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 3,2% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Zur zu erwartenden<br />

Rate der Komplikationen lassen sich Ergebnisse aus<br />

Registern oder aus dem ambulanten Bereich näherungsweise<br />

heranziehen. Da die Beobachtungszeiträume<br />

hier aber meistens deutlich länger als der<br />

stationäre Aufenthalt sind und die Komplikationen<br />

zum Teil anders definiert wurden, ist eine direkte<br />

Vergleichbarkeit nicht gegeben. Die Fachgruppe<br />

legt daher die ≤ 95%-Perzentile als Referenzbereich<br />

fest. In den Folgejahren ist die Festlegung<br />

von absoluten Referenzwerten vorgesehen.<br />

Für 2003 gelten die 5% der Krankenhausergebnisse<br />

mit dem höchsten Anteil von MACCE bei PTCA<br />

als auffällig.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate MACCE bei PTCA ist mit 1,19% im<br />

Vergleich zum deutschen ALKK-Register etwas niedriger.<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Datendefinition,<br />

Beobachtungszeiträume und Datenakquisition ist<br />

eine Vergleichbarkeit mit Daten aus anderen Registern<br />

nur eingeschränkt gegeben. Die <strong>BQS</strong>-Definition<br />

von Komplikationen bezieht sich auf einen<br />

Zeitraum von maximal 36 Stunden nach dem letzten<br />

Eingriff, da Komplikationen außerhalb dieses<br />

Zeitraums wahrscheinlich nicht mehr mit dem Eingriff<br />

im Zusammenhang stehen. Vor diesem Hintergrund<br />

erscheint der Fachgruppe Kardiologie eine<br />

Komplikationsrate von 1,19% als eine realistische<br />

Abbildung des Leistungsgeschehens.<br />

Die Spannweite der MACCE-Raten auf Krankenhausebene<br />

liegt zwischen 0,0 und 8,3%. Mit den 14<br />

Krankenhäusern, die außerhalb des Referenzbereichs<br />

(≤ 3,2%, 95%-Perzentile) liegen, soll der<br />

Strukturierte Dialog geführt werden. Weiterhin auffällig<br />

im Sinne der Dokumentationsqualität erscheint<br />

der Fachgruppe eine MACCE-Rate von 0,0% bei<br />

hoher Fallzahl. Die Fachgruppe empfiehlt, dies auf<br />

Landesebene besonders zu überprüfen.


Ausblick<br />

Der seit 2003 eingesetzte Datensatz soll bis 2005<br />

stabil bleiben und nur im Rahmen von Fehlerkorrekturen<br />

verändert werden. Für 2006 ist dann eine<br />

Aktualisierung und Anpassung an neue Leitlinien<br />

geplant.<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

221


222<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

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Z Kardiol 2004a; 93 (1): 72-90.<br />

Hamm CW.<br />

Leitlinien: Akutes Koronarsyndrom (ACS) – Teil 2:<br />

Akutes Koronarsyndrom mit ST-Hebung (in Vorbereitung<br />

2004b)


Levenson B, Albrecht A, Göhring S, Haerer W,<br />

Herholz H, Kaltenbach M, Reifart N, Sauer G,<br />

Silber S, Troger B.<br />

4. Bericht des Bundesverbandes Niedergelassener<br />

Kardiologen zur <strong>Qualität</strong>ssicherung in der diagnostischen<br />

und therapeutischen Invasivkardiologie<br />

1999-2002.<br />

Herz 2003; 28 (4): 335-347.<br />

Mannebach H, Horstkotte D.<br />

19. Bericht über die Leistungszahlen der Herzkatheterlabore<br />

in der Bundesrepublik Deutschland<br />

(Vorabversion).<br />

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie.<br />

www.dgk.org/leitlinien/leistungszahlen2002_19.pdf<br />

(Recherchedatum: 01.06.2004)<br />

Mühlberger V, Glogar D, Klein W, Leisch F, Mlczoch<br />

J, Probst P, Raudaschl G, Sochor H, Pachinger O.<br />

Koronarangiographie und PCI in Österreich im Jahr<br />

2002.<br />

J Kardiol 2003; 10 (11): 496-502.<br />

Scanlon PJ, Faxon DP, Audet AM, Carabello B,<br />

Dehmer GJ, Eagle KA, Legako RD, Leon DF, Murray<br />

JA, Nissen SE, Pepine CJ, Watson RM, Ritchie JL,<br />

Gibbons RJ, Cheitlin MD, Gardner TJ, Garson A, Jr.,<br />

Russell RO, Jr., Ryan TJ, Smith SC, Jr.<br />

ACC/AHA guidelines for coronary angiography: executive<br />

summary and recommendations. A report of<br />

the American College of Cardiology/American Heart<br />

Association Task Force on Practice Guidelines<br />

(Committee on Coronary Angiography) developed<br />

in collaboration with the Society for Cardiac<br />

Angiography and Interventions.<br />

Circulation 1999; 99 (17): 2345-2357.<br />

Sheldon WC.<br />

Trends in Cardiac Catheterization Laboratories in<br />

the United States.<br />

Catheter Cardiovasc Intervent 2001; 53: 40-45.<br />

Smith SC.<br />

ACC/AHA Guidelines for Percutaneous Coronary<br />

Intervention (Revision of the 1993 PTCA Guidelines)<br />

– Executive Summary.<br />

J Am Coll Cardiol 2001; 37 (8): 2215-2238.<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Tugtekin SM, Alexiou K, Kappert U, Matschke K,<br />

Gulielmos V, Knaut M.<br />

Chirurgische Therapie nach traumatischen interventionellen<br />

Koronarläsionen.<br />

Z Kardiol 2003; 92 (10): 833-836.<br />

Van de Werf F, Ardissino D, Betriu A, Cokkinos DV,<br />

Falk E, Fox KA, Julian D, Lengyel M, Neumann FJ,<br />

Ruzyllo W, Thygesen C, Underwood SR, Vahanian A,<br />

Verheugt FW, Wijns W.<br />

Management of acute myocardial infarction in<br />

patients presenting with ST-segment elevation.<br />

The Task Force on the Management of Acute<br />

Myocardial Infarction of the European Society of<br />

Cardiology.<br />

Eur Heart J 2003; 24 (1): 28-66.<br />

Williams DO, Holubkov R, Yeh W, Bourassa MG,<br />

Al Bassam M, Block PC, Coady P, Cohen H,<br />

Cowley M, Dorros G, Faxon D, Holmes DR, Jacobs A,<br />

Kelsey SF, King SB, III, Myler R, Slater J, Stanek V,<br />

Vlachos HA, Detre KM.<br />

Percutaneous coronary intervention in the current<br />

era compared with 1985-1986: the National Heart,<br />

Lung, and Blood Institute Registries.<br />

Circulation 2000; 102 (24): 2945-2951.<br />

Zeymer U, Senges L, KL-Neuhaus-Datenzentrum<br />

der ALKK, Ludwigshafen,<br />

persönliche Mitteilung 2004<br />

223


224<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Herzchirurgie<br />

Dr. Andreas Beckmann<br />

Duisburg<br />

PD Dr. Horst Laube<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Knut-H. Leitz<br />

Bremen<br />

Sabine Pfeffer<br />

Stuttgart<br />

Horst Schmidt<br />

Oberursel<br />

Dr. Ernst Spitzenpfeil<br />

Nürnberg<br />

Dr. Ulrike Toellner-Bauer<br />

Marburg<br />

Dr. Marius Torka<br />

Bad Berka<br />

Prof. Dr. Armin Welz<br />

Bonn<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Jan F. Gummert<br />

Leipzig<br />

Dr. Wolfgang Schiller<br />

Bonn<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 20<br />

Koronarchirurgie<br />

Zusammenfassung<br />

Die koronare Herzerkrankung (KHK) gehört zu den<br />

häufigsten Erkrankungen und Todesursachen in der<br />

industrialisierten Welt. Neben der Behandlung mit<br />

Arzneimitteln oder interventionell mit Herzkatheter<br />

besteht mit der Koronarchirurgie eine dritte Möglichkeit,<br />

die gestörte Durchblutung des Herzmuskels<br />

zu verbessern.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden drei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die sowohl<br />

Aspekte der Prozess- als auch der Ergebnisqualität<br />

betrachten.<br />

Die Sterblichkeit nach herzchirurgischen Eingriffen<br />

(Letalität) stellt den wichtigsten Indikator der Ergebnisqualität<br />

dar. Bei Patienten mit elektiver oder<br />

dringlicher Operationsindikation lag die durchschnittliche<br />

Krankenhausletalität bei 2,52 %, die<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse reichte von<br />

0,34 bis 18,18 %. Diese Rate liegt niedriger, als im<br />

Vergleich mit internationalen Zahlen erwartet. Hier<br />

kann eine sehr gute Versorgungsqualität konstatiert<br />

werden.<br />

Für diesen Indikator wurde die 95%- Perzentile<br />

als Referenzbereich festgelegt. Dies bedeutet, dass<br />

drei Krankenhäuser, deren Letalitätsrate bei elektiv<br />

oder dringlich durchgeführten Eingriffen über<br />

5 % lag, im Strukturierten Dialog um eine<br />

Stellungnahme gebeten werden sollen. Auffällig<br />

erscheinen der Fachgruppe allerdings auch vier<br />

Krankenhäuser mit einer Letalitätsrate von unter<br />

1 %, mit denen ein Strukturierter Dialog zur<br />

Daten- und Dokumentationsqualität geführt werden<br />

soll.<br />

Die Ergebnisse zum <strong>Qualität</strong>sziel „Angemessener<br />

Anteil von Operationen mit Verwendung der linksseitigen<br />

IMA (innere Brustwandarterie)“ zeigten,<br />

dass bei 86,44 % aller Patienten mit elektiver/dringlicher<br />

Operationsindikation die linksseitige Arteria<br />

mammaria interna als Bypass-Gefäß verwendet<br />

wurde. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

lag zwischen 0 und 97,6 %. Als Referenzbereich<br />

ist die 5%-Perzentile festgelegt worden, so dass<br />

die drei auffälligen von insgesamt 77 Krankenhäusern,<br />

die bei weniger als 62,4 %(5%-Perzentile)<br />

ihrer Patienten die IMA verwendet haben, im<br />

Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />

gebeten werden sollen. Ergebnisse unterhalb dieser<br />

Rate lassen sich nicht sicher allein durch ein spezielles<br />

Patientenkollektiv erklären.<br />

Die postoperative Mediastinitis stellt eine seltene,<br />

aber schwere und potenziell tödliche Komplikation<br />

nach herzchirurgischen Eingriffen dar. Für den Krankenhausvergleich<br />

ist zu berücksichtigen, dass<br />

Patienten unterschiedliche Risikoprofile aufweisen<br />

können. Daher wurde für die Ergebnisse zu diesem<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator eine Risikoadjustierung anhand<br />

einer international gebräuchlichen Klassifikation<br />

durchgeführt. In der Risikoklasse 0 (Patienten ohne<br />

Risikofaktoren) trat eine postoperative Mediastinitis<br />

in 0,53 % der Fälle auf. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

reichte von 0,0 bis 6,3%. Diese<br />

Ergebnisse liegen im unteren Bereich der in der<br />

Literatur angegebenen Mediastinitisraten.<br />

Die als obere Grenze des Referenzbereichs festgelegte<br />

95%-Perzentile führt dazu, dass die drei von<br />

insgesamt 64 Krankenhäusern mit einer Mediastinitisrate<br />

von über 2,2 % im Strukturierten Dialog um<br />

eine Stellungnahme gebeten werden.


Einleitung<br />

Die koronare Herzerkrankung (KHK) zählt zu den<br />

häufigsten Erkrankungen der industrialisierten<br />

Welt. Bei dieser Erkrankung kommt es infolge von<br />

Verengungen in den Herzkranzgefäßen zu einer<br />

Minderdurchblutung der von diesen Gefäßen versorgten<br />

Abschnitte des Herzmuskels. Die Minderdurchblutung<br />

macht sich klinisch als Angina-<br />

Pectoris-Beschwerden bemerkbar. Der Verschluss<br />

eines Koronargefäßes führt zum akuten<br />

Myokardinfarkt.<br />

Als Therapieoptionen bei koronarer Herzerkrankung<br />

stehen die medikamentöse, die interventionelle<br />

(PTCA und Stent) und die chirurgische<br />

Behandlung zur Verfügung.<br />

Koronarchirurgische Operationen <strong>machen</strong> einen Anteil<br />

von über 60 % aller herzchirurgischen Eingriffe<br />

aus. Hierbei werden stenosierte Koronararterien<br />

mithilfe von Bypass-Grafts, in der Regel autologen<br />

Venen oder der Arteria mammaria interna, überbrückt.<br />

In der Bundesauswertung 2003 werden in der isolierten<br />

Koronarchirurgie wie in den übrigen herzchirurgischen<br />

Leistungsbereichen ausschließlich<br />

Eingriffe mit Verwendung der Herz-Lungen-<br />

Maschine betrachtet. Die Operation am stillstehenden<br />

Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-<br />

Maschine gilt nach wie vor als Standardverfahren<br />

in der Herzchirurgie. Die Bypassoperation am<br />

schlagenden Herzen ist derzeit auf ausgewählte<br />

Patientenkollektive beschränkt.<br />

Nachdem im Jahr 2002 mit der Einführung des<br />

logistischen EuroSCORE (www.euroscore.org) ein<br />

Instrument zur Risikoadjustierung der 30-Tage-<br />

Letalität in die Auswertung aufgenommen wurde,<br />

liegt der Fokus für die Bundesauswertung 2003<br />

auf der Intensivierung des Strukturierten Dialoges<br />

mit den Krankenhäusern, deren Ergebnisse von<br />

der Fachgruppe Herzchirurgie als auffällig bewertet<br />

wurden.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden drei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die sowohl<br />

Aspekte der Prozess- als auch der Ergebnisqualität<br />

betrachten.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Koronarchirurgie<br />

Angemessener Anteilvon Operationen mit Verwendung<br />

der linksseitigen IMA (innere Brustwandarterie)<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />

Nierenfunktionsstörung<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen zerebrovaskulären<br />

Komplikation (TIA, Krampf, Parese, Plegie<br />

oder Koma)<br />

Möglichst geringe Letalität:<br />

In-Hospital-Letalität<br />

30-Tage-Letalität<br />

Risikoadjustierte 30-Tage-Letalität<br />

Basisstatistik<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung und<br />

Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

33.211<br />

10.147<br />

3.790<br />

14.976<br />

20.622<br />

3.838<br />

132<br />

76,60%<br />

23,40%<br />

8,74%<br />

34,54%<br />

47,56%<br />

8,85%<br />

0,30%<br />

225


226<br />

Datengrundlage<br />

300 %<br />

250%<br />

200%<br />

150%<br />

100%<br />

50%<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze –<br />

HCH gesamt<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser –<br />

HCH gesamt<br />

Gelieferte<br />

Datensätze –<br />

Koronarchirurgie,<br />

isoliert<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser –<br />

Koronarchirurgie,<br />

isoliert<br />

Koronarchirurgie<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

87.913 Datensätze aus 77 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Herzchirurgische Eingriffe konnten im Jahr 2003 in<br />

zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />

möglich, aufgrund einer Übergangsregelung Daten<br />

im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden.<br />

Es liegen in diesem Format 19.426 Datensätze<br />

aus 57 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert.<br />

Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 68.487 Datensätze aus 77<br />

Krankenhäusern. Diese konnten in der Bundesauswertung<br />

6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

19.426<br />

57<br />

12.493<br />

57<br />

6.0<br />

68.487<br />

77<br />

43.542<br />

77<br />

Krankenhäuser<br />

Gesamt<br />

87.913<br />

77<br />

56.035<br />

77<br />

Erwartet<br />

83.832<br />

77<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

105%<br />

100%<br />

2002<br />

97%<br />

99%<br />

Für den Leistungsbereich Koronarchirurgie wurden<br />

im Jahr 2003 56.035 isolierte koronarchirurgische<br />

Operationen von 77 Krankenhäusern dokumentiert.<br />

12.493 davon liegen im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

5.0.1 vor. Sie wurden aus 57 Krankenhäusern<br />

übermittelt. Im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0<br />

wurden 43.542 isolierte koronarchirurgische<br />

Operationen in 77 Krankenhäusern dokumentiert.<br />

Die methodische Prüfung der Vollständigkeit der<br />

herzchirurgischen Datensätze im Bundesdatenpool<br />

2003 wurde auf Basis der von den Krankenhäusern<br />

im Jahr 2002 erbrachten Leistungen durchgeführt.<br />

Die Zahl der Fälle, die im Jahr 2002 abgerechnet<br />

wurden, wurde von den Krankenhäusern, die in<br />

2003 zur Dokumentation in der Herzchirurgie verpflichtet<br />

waren, gegenüber der <strong>BQS</strong> offen gelegt.<br />

Die erwartete Anzahl herzchirurgischer Datensätze<br />

betrug auf dieser Basis 83.832.<br />

Eine Aufteilung dieser erwarteten Datensätze auf<br />

die vier Leistungsbereiche Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />

kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

sowie Mitralklappenchirurgie war<br />

nicht möglich, weil nicht alle Krankenhäuser in<br />

ihrer Auskunft über abgerechnete Fälle in 2002<br />

nach einzelnen Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

unterschieden haben. Daher ist hier eine Betrachtung<br />

der Vollständigkeit mit Bezug auf einzelne<br />

Leistungsbereiche und einzelne Krankenhäuser<br />

nicht möglich.<br />

Aus diesem Grunde wird die krankenhausbezogene<br />

Vollständigkeit der Datenübermittlung für alle<br />

Leistungsbereiche der Herzchirurgie gemeinsam<br />

dargestellt.<br />

Sowohl bezogen auf die Anzahl der gelieferten<br />

Datensätze als auch auf die Anzahl der beteiligten<br />

Krankenhäuser ist die Teilnahme als sehr gut zu<br />

bewerten. Alle registrierten Krankenhäuser haben<br />

Daten übermittelt. Die Vollständigkeit der Datensätze<br />

liegt bis auf wenige Ausnahmen im Bereich zwischen<br />

80 und 100 %. Vollständigkeiten über 100 % wurden<br />

erreicht, wenn ein Krankenhaus in 2003 mehr Datensätze<br />

dokumentiert hat, als in 2002 abgerechnet<br />

worden sind; geringere Vollständigkeiten können<br />

auf eine Reduzierung der erbrachten Leistungen<br />

gegenüber dem Vorjahr oder auf unvollständige<br />

Dokumentation hinweisen.<br />

Zwei Krankenhäuser haben zwar Daten gesandt,<br />

konnten jedoch bezüglich ihrer Vollständigkeit<br />

nicht bewertet werden, da die abgerechneten<br />

Zahlen des Jahres 2002 der <strong>BQS</strong> nicht mitgeteilt<br />

wurden.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Angemessener Anteil von Operationen mit<br />

Verwendung der linksseitigen Arteria mammaria<br />

interna (innere Brustwandarterie)<br />

Koronarchirurgie<br />

Verwendung der linksseitigen Arteria mammaria interna<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Auswahl des Bypass-Materials in der Koronarchirurgie<br />

ist von entscheidender Bedeutung, da<br />

der Verschluss eines Bypassgefäßes unmittelbare<br />

Auswirkungen auf die kardiale Morbidität und<br />

Letalität hat.<br />

Als Bypassgefäße werden hauptsächlich Beinvenen<br />

oder die innere Brustwandarterie (Arteria mammaria<br />

interna, IMA) verwendet.<br />

Autologe Venen unterliegen im Laufe der Zeit morphologischen<br />

Veränderungen, die zu einer Stenose<br />

bzw. einem Verschluss des Bypassgefäßes führen<br />

können (Grondin et al. 1984). So sind zehn Jahre<br />

nach einer Bypassoperation nur noch 41 % aller<br />

Venenbypässe offen (Barner et al. 1985). Bei<br />

Verwendung der IMA als Bypass-Graft ist diese<br />

Rate mit 83 % mehr als doppelt so hoch.<br />

Gleichzeitig treten signifikant weniger Angina pectoris-Beschwerden<br />

oder Myokardinfarkte auf.<br />

Ebenfalls wird seltener eine Reoperation oder<br />

PTCA zur Eröffnung stenosierter Gefäße erforderlich.<br />

Die 10-Jahres-Überlebensrate ist ebenfalls<br />

höher (Acinapura et al. 1989, Loop et al. 1986).<br />

Die American Heart Association bezeichnet die<br />

routinemäßige Verwendung der IMA zur<br />

Anastomose mit dem Ramus interventricularis<br />

anterior der linken Herzkranzarterie (RIVA oder<br />

LAD) in ihrer Leitlinie als allgemein akzeptiertes<br />

Standardverfahren in der Bypasschirurgie, ohne<br />

dass hier eine Festlegung zum Evidenzgrad oder<br />

eine Empfehlung ausgesprochen wird (ACC/AHA<br />

Guidelines for Coronary Artery Bypass Grafting<br />

(Eagle et al. 1999)).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle elektiven oder dringlichen<br />

isoliert koronarchirurgischen Operationen mit<br />

Verwendung eines Grafts<br />

Zähler: Operationen mit Verwendung der IMA<br />

(linke ITA) als Graft<br />

Ergebnisse<br />

Anteilkoronarchirurgischer Operationen mit Verwendung der linksseitigen IMA an<br />

allen Operationen mit Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahlder Fälle<br />

Verwendung der linksseitigen IMA<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 62,4 % (5%-Perzentile)<br />

Krankenhäuser<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Bei den Ergebnissen<br />

zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator zeigte sich<br />

eine hohe Variabilität der Krankenhausergebnisse.<br />

Die Verwendung der Arteria mammaria interna als<br />

Bypassgraft wird zwar in den Leitlinien als<br />

Standardverfahren in der Bypasschirurgie aufgeführt.<br />

Aus der Literatur lassen sich jedoch keine<br />

absoluten Werte herleiten, die trennscharf die<br />

Differenzierung zwischen guter und verbesserungsbedürftiger<br />

<strong>Qualität</strong> ermöglichen. Daher hat die<br />

Fachgruppe Herzchirurgie hier eine Perzentile als<br />

Referenzbereich festgelegt.<br />

86,44 %<br />

86,10 - 86,77 %<br />

39.778<br />

91,1 %<br />

0,0 - 97,6 %<br />

77 von 77<br />

≥ 62,4% (5%-Perzentile)<br />

3 von 77<br />

227


228<br />

Koronarchirurgie<br />

Verwendung der linksseitigen Arteria mammaria interna<br />

Bewertung<br />

Da aufgrund verschiedener Gegebenheiten (z.B.<br />

nach Voroperationen) die Verwendung der Arteria<br />

mammaria interna nicht immer möglich ist, kann<br />

eine Rate von oder nahe 100 % nicht erwartet<br />

werden. Die in der Bundesauswertung 2003<br />

ermittelte Gesamtrate von 86,44 % kann daher als<br />

Ausdruck guter Versorgungsqualität gewertet werden.<br />

Als Referenzbereich ist die 5%-Perzentile festgelegt<br />

worden, so dass die Krankenhäuser, die bei<br />

weniger als 62,4 % (5%-Perzentile) ihrer Patienten<br />

die IMA verwendet haben, im strukturierten Dialog<br />

um eine Stellungnahme gebeten werden sollen.<br />

Ergebnisse unterhalb dieser Rate lassen sich aus<br />

Sicht der Fachgruppe nicht sicher allein durch ein<br />

spezielles Patientenkollektiv erklären.<br />

In einem Krankenhaus wurde eine Rate von 0 %<br />

Verwendung der linksseitigen Arteria mammaria<br />

interna dokumentiert. Die Fachgruppe vermutet,<br />

dass diese Rate durch ein Dokumentationsproblem<br />

begründet ist, da nicht erwartet wird,<br />

dass auf die Verwendung der IMA in einer herzchirurgischen<br />

Abteilung vollständig verzichtet wird.<br />

Eine Klärung des Sachverhalts wird im<br />

Strukturierten Dialog erfolgen.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />

Mediastinitis<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Mediastinitis ist eine schwere und potenziell<br />

lebensbedrohliche Komplikation in der Herzchirurgie.<br />

Sie tritt bei 1 bis 4 % aller Operationen<br />

auf. Die Letalitätsrate wird mit bis zu 25 % angegeben.<br />

Der Vergleich der Wundinfektionraten in der Literatur<br />

ist allerdings nur eingeschränkt möglich, da<br />

unterschiedliche Wund-Surveillance-Techniken<br />

angewandt werden und unterschiedliche Definitionen<br />

der tiefen sternalen Wundinfektion existieren<br />

(Parisian Mediastinitis Study Group 1996).<br />

Als Risikofaktoren gelten neben einer ausgeprägten<br />

Adipositas (Body Mass Index > 30 kg/m2 ) der<br />

insulinpflichtige Diabetes mellitus und eine erneute<br />

Sternotomie während desselben stationären<br />

Aufenthaltes. Auch die Verwendung von einer oder<br />

beiden Arteriae mammariae internae als Bypassgraft<br />

erhöht das Risiko, postoperativ eine<br />

Mediastinitis zu erleiden. Patientinnen, die wegen<br />

eines Mammakarzinoms bestrahlt worden sind,<br />

tragen ebenfalls ein höheres Risiko für diese<br />

Komplikation.<br />

Die routinemäßige prophylaktische perioperative<br />

Kurzzeitantibiotikagabe führt zu einer Reduktion<br />

der postoperativen Mediastinitisrate um etwa<br />

80 % (Kreter & Woods 1992).<br />

Mindestens 20 % aller Patienten, die sich einer<br />

Herzoperation unterziehen, leiden unter einem<br />

Diabetes mellitus. Der Blutzuckerspiegel sollte<br />

dabei Werte von 200 mg/dl nicht überschreiten<br />

(Furnary et al. 1999). Für diese Patienten hat sich<br />

in der perioperativen Phase die kontinuierliche<br />

intravenöse Insulintherapie als günstig zur Prophylaxe<br />

postoperativer Wundinfektionen erwiesen.<br />

In Anlehnung an den vom National Infections Surveillance<br />

System der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde<br />

CDC entwickelten Risikoscore wird<br />

die postoperative Mediastinitisrate nach Risikoklassen<br />

stratifiziert dargestellt (Culver et al. 1991).<br />

Koronarchirurgie<br />

Postoperative Mediastinitis<br />

Ergebnisse postoperative Mediastinitis, stratifiziert nach<br />

Einflussfaktoren<br />

Postoperative Mediastinitis, tiefe Wundinfektion des Thorax, Sternumrevision wegen<br />

postoperativer Mediastinitis, Rethorakotomie wegen postoperativer Mediastinitis<br />

Grundgesamtheit<br />

Anzahl<br />

%<br />

alle Patienten, die in ihrer ersten OP isoliert<br />

koronarchirurgisch operiert wurden<br />

und<br />

mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich ohne<br />

Mediastinitis und Wundinfektion<br />

des Thorax vor OP<br />

Vertrauensbereich<br />

Referenzbereich<br />

und<br />

beidseitiger Verwendung der IMA<br />

Body-Mass-Index BMI* > 30 kg /m 2<br />

insulinpflichtigem Diabetes<br />

konsumierendem Tumorleiden<br />

mit Voroperation an Herz/Aorta<br />

Kreatininwert ≥ 1,8 mg/dlbzw.<br />

159 µmo/lvor OP<br />

postoperativer Reanimation<br />

COPD mit Langzeitbronchodil.-Therapie<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit Risikoklasse<br />

0, die in ihrer ersten Operation isoliert koronarchirurgisch<br />

versorgt wurden<br />

Zähler: Patienten mit Mediastinitis oder tiefer Wundinfektion<br />

des Thorax als postoperativer Wundinfektion,<br />

Sternumrevision oder Rethorakotomie wegen<br />

Mediastinitis<br />

Erläuterung der Rechenregel: Risikoklassen wurden<br />

gebildet gemäß NNIS (National Nosocomial<br />

Infections Surveillance) der Centers for Disease<br />

Control (Culver et al. 1991).<br />

Es wird jeweils ein Risikopunkt vergeben, wenn<br />

• ASA ≥ 3<br />

• OP-Dauer > 75%-Perzentile der OP-Dauerverteilung<br />

der betrachteten Operationsart<br />

• ein kontaminierter oder septischer Eingriff<br />

vorliegt.<br />

Patienten der Risikoklasse 0 haben keinen<br />

Risikopunkt.<br />

352 / 43.297<br />

313 / 39.680<br />

21 / 3.217<br />

59 / 5.217<br />

76 / 4.893<br />

12 / 605<br />

11 / 2.031<br />

27 / 2.233<br />

23 / 731<br />

48 / 2.346<br />

* gültige Angaben zu Größe und Gewicht liegen vor<br />

0,81 %<br />

0,79%<br />

0,70 - 0,88 %<br />

≤ x%<br />

0,65 %<br />

1,13 %<br />

1,55 %<br />

1,98 %<br />

0,54%<br />

1,21 %<br />

3,15 %<br />

2,05 %<br />

229


230<br />

Ergebnisse<br />

Koronarchirurgie<br />

Postoperative Mediastinitis<br />

Anteilvon Patienten mit postoperativer Mediastinitis, tiefer Wundinfektion des<br />

Thorax, Sternumrevision und Rethorakotomie wegen postoperativer Mediastinitis<br />

an allen Patienten mit CDC-Risikoklasse 0<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahlder Fälle<br />

Postoperative Mediastinitis<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

0,53 %<br />

0,42 - 0,67 %<br />

14.051<br />

0,0 %<br />

0,0 - 6,3%<br />

64 von 77<br />

≤ 2,2% (95%-Perzentile)<br />

3 von 64<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahlder Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 77 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

10 Krankenhäuser<br />

3 Krankenhäuser<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 2,2% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Rate an postoperativer<br />

Mediastinitis kann bei einzelnen Krankenhäusern<br />

allein aufgrund geringer Fallzahlen von<br />

Jahr zu Jahr zwischen 0,5 und 2,5% schwanken.<br />

Der Vergleich mit den Daten der Literatur wird<br />

zusätzlich durch die unterschiedliche Definition<br />

der Mediastinitis erschwert. Die Fachgruppe verzichtete<br />

daher auf die Festlegung eines fixen<br />

Referenzbereiches.<br />

Bewertung<br />

Die Ergebnisse zu diesem Indikator liegen sowohl<br />

für die nicht risikoadjustierte Mediastinitisrate mit<br />

0,81 % als auch in der Risikoklasse 0 (Patienten<br />

ohne Risikofaktoren nach der Klassifikation der<br />

NNIS) mit 0,53 % im unteren Bereich der in der<br />

Literatur angegebenen Vergleichsdaten.<br />

Die als Referenzbereich festgelegte 95%-Perzentile<br />

führt dazu, dass drei auffällige Krankenhäuser mit<br />

einer Mediastinitisrate von über 2,2% von insgesamt<br />

64 Krankenhäusern im Strukturierten Dialog<br />

um eine Stellungnahme gebeten werden.<br />

Angesichts der deutlichen Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

für diesen risikoadjustierten Indikator<br />

ist seitens der Fachgruppe Herzchirurgie<br />

diskutiert worden, inwieweit die Verwendung<br />

unterschiedlicher Definitionen der tiefen sternalen<br />

Wundinfektion Auswirkungen auf die dokumentierten<br />

Raten haben können. In den Ausfüllhinweisen<br />

zum Datensatz für die herzchirurgischen Leistungsbereiche<br />

ist eine klare, international gebräuchliche<br />

Definition dargestellt. Im Strukturierten Dialog mit<br />

den Krankenhäusern, deren Ergebnisse oberhalb<br />

des festgelegten Referenzwertes liegen, soll daher<br />

u.a. analysiert werden, ob die Diagnosestellung<br />

der Mediastinitis gemäß dieser Definition erfolgt ist.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst geringe Letalität:<br />

In-Hospital-Letalität<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Untersuchung der perioperativen Letalität<br />

gehört zum Standard bei der Betrachtung von<br />

postoperativen Komplikationen. Die In-Hospital-<br />

Letalität erfasst alle Patienten, die während des<br />

gleichen stationären Aufenthaltes im Krankenhaus<br />

versterben, ohne Angaben zum jeweiligen Todeszeitpunkt.<br />

Aussagen zur Ergebnisqualität eines<br />

Krankenhauses sind jedoch nur unter Berücksichtigung<br />

der Tatsache möglich, dass Patienten, die<br />

frühzeitig in ein anderes Krankenhaus verlegt werden<br />

und dann dort versterben, nicht erfasst werden.<br />

Daher wird in der Literatur neben der In-Hospital-<br />

Letalität häufig auch die 30-Tage-Letalität angegeben.<br />

Die Letalitätsraten werden jedoch nicht allein von<br />

der <strong>Qualität</strong> der erbrachten Leistung beeinflusst.<br />

Die medizinischen und pflegerischen Ergebnisse<br />

hängen auch davon ab, welches Risikoprofil die<br />

im einzelnen Krankenhaus behandelten Patienten<br />

aufweisen. Eine Risikoadjustierung wie z.B. nach<br />

dem EuroSCORE ermöglicht hier einen Vergleich<br />

der 30-Tage-Letalitätsraten von Krankenhäusern<br />

(Nashef et al. 2002, Roques et al. 1999, Roques et<br />

al. 2003).<br />

Eine Risikoadjustierung der In-Hospital-Letalität<br />

findet für die ausgewertete Rate statt, indem Notfalleingriffe<br />

als einer der relevantesten Risikofaktoren<br />

aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen werden.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer<br />

ersten OP elektiv oder dringlich isoliert koronarchirurgisch<br />

versorgt wurden<br />

Zähler: Patienten, die im Krankenhaus verstorben<br />

sind<br />

Ergebnisse<br />

Referenzbereich<br />

Koronarchirurgie<br />

Referenzbereich: ≤ 5,0% (95%-Perzentile)<br />

für elektive/dringliche Operationen<br />

Letalität<br />

Anteilvon Patienten, die im Krankenhaus verstarben<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahlder Fälle<br />

Ergebnisse<br />

Anteilvon Patienten, die im Krankenhaus verstarben, an allen Patienten mit<br />

OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahlder Fälle<br />

In-Hospital-Letalität<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahlder Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahlauffälliger Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die In-Hospital-<br />

Letalität ohne Risikoadjustierung ist ein<br />

Parameter, der z. YB. durch das Risikoprofil der<br />

operierten Patienten und die postoperative<br />

Verweildauer in den Krankenhäusern beeinflusst<br />

werden kann. Hierdurch wird auch ein Vergleich<br />

mit Daten aus der Literatur erschwert.<br />

Da derzeit eine Risikoadjustierung unter Berücksichtigung<br />

nur eines Einflussfaktors erfolgt, wird<br />

als Referenzbereich eine Perzentile festgelegt.<br />

3,15 %<br />

2,99 - 3,32 %<br />

43.297<br />

2,52 %<br />

2,36 - 2,67 %<br />

39.729<br />

2,4 %<br />

0,3 - 18,2 %<br />

77 von 77<br />

≤5,0 % (95%-Perzentile)<br />

3 von 77<br />

231


232<br />

Koronarchirurgie<br />

Letalität<br />

Bewertung<br />

Die Hospitalletalitätsrate bei Patienten mit isolierter<br />

koronarchirurgischer Operation lag in der<br />

Bundesauswertung 2003 für alle Patienten bei<br />

3,15 % und unter Ausschluss von Patienten mit<br />

Notfallindikationen bei 2,52 %. Diese Raten liegen<br />

nach Ansicht der Fachgruppe niedriger, als im<br />

Vergleich mit internationalen Zahlen erwartet.<br />

Diese Raten können als sehr gute Versorgungsqualität<br />

in den deutschen herzchirurgischen<br />

Abteilungen gewertet werden. Informationen aus<br />

dem Strukturierten Dialog 2002 haben allerdings<br />

gezeigt, dass in einigen Abteilungen eine<br />

Unterberichtung erfolgt ist. In diesem Verfahren<br />

wurde die Dokumentationsqualität von vier<br />

Krankenhäusern mit auffällig niedriger Letalitätsrate<br />

in der Bundesauswertung 2002 überprüft. Bei<br />

drei Krankenhäusern konnten Probleme bei der<br />

primären Dokumentation oder der Verwendung der<br />

QS-Dokumentationssoftware identifiziert werden.<br />

Zwei dieser drei Krankenhäuser weisen in der<br />

Bundesauswertung 2003 unauffällige<br />

Letalitätsraten auf.<br />

Auch in der Bundesauswertung 2003 wurden wieder<br />

vier Krankenhäuser identifiziert, die eine für<br />

alle koronarchirurgischen Eingriffe dokumentierte<br />

Hospitalletalität von ≤ 1% aufweisen und daher in<br />

Bezug auf Dokumentationsqualität auffällig sind.<br />

Mit diesen Krankenhäusern wird ein Strukturierter<br />

Dialog erfolgen. Eines dieser Krankenhäuser war<br />

auch bereits im Jahr 2002 auffällig, so dass nun<br />

eine vertiefte Analyse und die Vereinbarung von<br />

Prozessverbesserungen mit der Abteilungsleitung<br />

erfolgen wird.<br />

Im Gegensatz zum Jahr 2002 ist im Jahr 2003<br />

allerdings von keiner Abteilung eine Hospitalletalität<br />

von 0 % dokumentiert worden.<br />

Als Referenzbereich wurde von der Fachgruppe<br />

Herzchirurgie die 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />

für die Gruppe der Patienten mit<br />

elektiver bzw. dringlicher Operationsindikation<br />

festgelegt. Damit werden die drei Krankenhäuser<br />

mit einer Rate von über 5,0 % im Strukturierten<br />

Dialog kontaktiert.<br />

Durch die Beschränkung der Analyse auf das<br />

homogene Risikokollektiv der Patienten mit elektiver<br />

oder dringlicher Operationsindikation wird ein<br />

wichtiger perioperativer Risikofaktor berücksichtigt.<br />

Die nach dem EuroSCORE risikoadjustierte Rate<br />

der 30-Tages-Letalität liegt aufgrund der<br />

Unvollständigkeit des freiwilligen 30-Tage-Followup<br />

für kein einziges der auffälligen Krankenhäuser<br />

vor und kann daher zum Krankenhausvergleich<br />

nicht herangezogen werden.


Ausblick<br />

Die Adjustierung der 30-Tage-Letalität nach dem<br />

logistischen EuroSCORE wird in der Literatur kontrovers<br />

diskutiert. Die notwendige vollständige<br />

Erhebung eines 30-Tage-Follow-up wird derzeit nur<br />

von etwa 20 % der Krankenhäuser mit herzchirurgischen<br />

Abteilungen durchgeführt. Eine Bewertung<br />

der Letalitätsrate unter Berücksichtigung des<br />

Risikoprofils der behandelten Patienten ist daher<br />

nur für eine Minderheit der Krankenhäuser möglich.<br />

Zusätzlich hat sich in den letzten Jahren gezeigt,<br />

dass der logistische EuroSCORE die erwartete<br />

30-Tage-Letalität überschätzt.<br />

Für die Bundesauswertung 2004 ist daher die<br />

Entwicklung eines logistischen Regressionsmodells<br />

vorgesehen, das eine verbesserte Risikoadjustierung<br />

ermöglicht.<br />

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt wird die Überarbeitung<br />

des Datensatzes Herzchirurgie sein, um<br />

den deutschen herzchirurgischen Zentren einen<br />

Vergleich auch auf europäischer Ebene im Rahmen<br />

des EACTS-Reports zu ermöglichen.<br />

Koronarchirurgie<br />

233


234<br />

Koronarchirurgie<br />

Literatur<br />

Acinapura AJ, Rose DM, Jacobowitz IJ, Kramer MD,<br />

Robertazzi RR, Feldman J, Zisbrod Z, Cunningham<br />

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1991 Guidelines for Coronary Artery Bypass Graft<br />

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Continuous intravenous insulin infusion reduces<br />

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Grondin CM, Campeau L, Lesperance J, Enjalbert M,<br />

Bourassa MG.<br />

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Kreter B, Woods M.<br />

Antibiotic prophylaxis for cardiothoracic operations.<br />

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Goormastic M, Williams GW, Golding LA, Gill CC,<br />

Taylor PC, Sheldon WC.<br />

Influence of the internal-mammary-artery graft on<br />

10-year survival and other cardiac events.<br />

N Engl J Med 1986; 314 (1): 1-6.<br />

Nashef SAM, Roques F, Hammill BG, Peterson ED,<br />

MichelP, Grover FL, Wyse RKH, Ferguson TB.<br />

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Operative Risk Evaluation (EuroSCORE) in North<br />

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Parisian Mediastinitis Study Group.<br />

Risk Factors for Deep Sternal Wound Infection<br />

after Sternotomy: A Prospective, Multicenter Study.<br />

J Thorac Cardiovasc Surg 1996; 111 (6): 1200-1207.<br />

Roques F, MichelP, Goldstone AR, Nashef SA.<br />

The logistic EuroSCORE.<br />

Eur Heart J 2003; 24 (9): 881-882.<br />

Roques F, Nashef SAM, MichelP, Gauducheau E, de<br />

Vincentiis C, Baudet E, Cortina J, David M, Faichney<br />

A, Gavrielle F, Gams E, Harjula A, Jones MT, Pinna<br />

Pintor P, Salamon R, Thulin L.<br />

Risk factors and outcome in European cardiac surgery:<br />

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database of 19030 patients.<br />

Eur J Cardio-Thorac Surg 1999; 1999 (15): 816-823.<br />

The Society of Thoracic Surgeons (STS).<br />

Adult Cardiovascular Surgery National Database –<br />

Fall 2003, Executive Summary Contents.<br />

www.ctsnet.org/file/STSNationalDatabaseFall2003E<br />

xecutiveSummary_Adult_Revised.pdf<br />

(Recherchedatum: 03.05.2004)


235<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Dr. Bernd Gruber<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Viszeralchirurgie<br />

Prof. Dr. Hartwig Bauer<br />

Berlin<br />

Dr. Erich Fellmann<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Peter Hermanek<br />

München<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Dr. Henry Jungnickel<br />

Dresden<br />

Prof. Dr. Ernst Kraas<br />

Berlin<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Prof. Dr. Klaus Rückert<br />

Hamburg<br />

Dietmar Rümmelein<br />

Hamburg<br />

Heinrich-Friedrich Siefers<br />

Oelde<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 21<br />

Leistenhernie<br />

Zusammenfassung<br />

Unter einer Hernie versteht man eine Vorverlagerung<br />

von Eingeweideanteilen durch eine angeborene oder<br />

erworbene Lücke in der Bauchwand. Die häufigste<br />

Form ist die Leistenhernie („Leistenbruch“). Da es<br />

keine spontane Heilung der Hernienerkrankung gibt<br />

und immer die Gefahr der Einklemmung (Inkarzeration)<br />

von Eingeweiden in der Bruchlücke gegeben<br />

ist, besteht die adäquate Therapie in der operativen<br />

Versorgung. Hierbei werden unterschiedliche Operationsverfahren<br />

angewandt. Bei den endoskopischen<br />

Operationen wird in so genannter „Schlüssellochtechnik“<br />

die Lücke in der Bauchwand von innen<br />

mithilfe eines Kunststoffnetzes verschlossen. Bei<br />

den offenen Eingriffen erfolgt die Versorgung über<br />

einen Schnitt in der Leiste. Dies kann, je nach<br />

Operationstechnik, ebenfalls mithilfe eines Kunststoffnetzes<br />

geschehen.<br />

Leistenhernienoperationen gehören zu den häufigsten<br />

operativen Eingriffen in Deutschland.<br />

Das <strong>Qualität</strong>sziel „Geringe Reinterventionsrate“<br />

betrachtet den Anteil an Reinterventionen während<br />

desselben stationären Aufenthaltes. Eine Reintervention<br />

ist ein erneuter operativer oder interventioneller<br />

Eingriff nach einer Operation wegen postoperativ<br />

aufgetretenen Komplikationen und stellt eine Kennzahl<br />

für eine schwerwiegende Frühkomplikation dar.<br />

Die in der Bundesauswertung 2003 beobachtete<br />

durchschnittliche Reinterventionsrate von 1,15 %<br />

ist nach Auffassung der Fachgruppe Viszeralchirurgie<br />

Ausdruck einer sehr guten Versorgungsqualität bei<br />

der operativen Versorgung von Leistenhernien in<br />

Deutschland.<br />

Während jedoch einige Krankenhäuser keine Reinterventionen<br />

nach Leistenhernienoperationen dokumentiert<br />

haben, steigt diese Rate in anderen Krankenhäusern<br />

bis auf 12,5 % an.<br />

Die Fachgruppe Viszeralchirurgie empfiehlt, auf der<br />

Landesebene einen Strukturierten Dialog mit 58 auffälligen<br />

Krankenhäusern von insgesamt 1.187 Krankenhäusern<br />

einzuleiten, deren Ergebnis oberhalb der<br />

95 %-Perzentile der Krankenhausergebnisse (Reinterventionsrate<br />

≤ 4,2 %) liegt.<br />

Ein Wundhämatom (Bluterguss) oder eine postoperative<br />

Nachblutung wurde bei 1,87% aller Patienten<br />

beobachtet. Auch dieses Ergebnis spiegelt nach<br />

Auffassung der Fachgruppe eine sehr gute Versorgungsqualität<br />

wider. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

war jedoch auch bei diesem Indikator<br />

erheblich und reichte von 0,0 bis 18,4 %.<br />

56 von 1.187 Krankenhäusern, die mehr als 20 Leistenhernienoperationen<br />

im Jahr 2003 dokumentiert<br />

haben, liegen außerhalb des Referenzbereiches von<br />

> 6,1 % (95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse)<br />

und sollen auf Landesebene im Rahmen des Strukturierten<br />

Dialoges um eine Stellungnahme gebeten<br />

werden.<br />

Bei der Bewertung der insgesamt sehr guten Ergebnisse<br />

ist zu berücksichtigen, dass die Rezidivquote,<br />

also das erneute Auftreten einer Leistenhernie nach<br />

erfolgter Operation, die als zentrales Ergebniskriterium<br />

in der Leistenhernienchirurgie gilt, nicht in die<br />

<strong>Qualität</strong>sdarstellung eingeht. Rezidive treten nach<br />

unterschiedlich langen Zeiträumen auf und die betroffenen<br />

Patienten lassen sich möglicherweise dann<br />

in einem anderen Krankenhaus operieren. Die Verknüpfung<br />

der Daten dieser Patienten von Erst- und<br />

Wiederholungsoperation ist jedoch derzeit nicht<br />

möglich.


Einleitung<br />

Hernienoperationen sind, wie die Cholezystektomie<br />

und die Appendektomie, seit über 20 Jahren Bestandteil<br />

der externen vergleichenden <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

im Rahmen des „Tracer“-Konzeptes. Die<br />

Leistenhernienreparation ist die häufigste allgemeinchirurgische<br />

Operation in Deutschland und kann<br />

von Chirurgen im Krankenhaus, aber auch ambulant<br />

durchgeführt werden. Sie wird daher als<br />

„Tracer“ herangezogen, der Rückschlüsse auf die<br />

<strong>Qualität</strong> einer chirurgischen Abteilung zulässt.<br />

Bei der operativen Behandlung von Leistenhernien<br />

existiert eine Vielzahl von Operationsverfahren.<br />

Neben konventionellen Verfahren mit oder ohne<br />

Netzimplantation haben in den letzten Jahren die<br />

endoskopischen Operationstechniken starke Verbreitung<br />

gefunden. Die Vor- und Nachteile der jeweiligen<br />

Verfahren sind Gegenstand einer intensiven und<br />

bisweilen emotional geführten Diskussion in der<br />

wissenschaftlichen Literatur.<br />

Für die Berichterstattung zu den Ergebnissen der<br />

Bundesauswertung 2003 in diesem Leistungsbereich<br />

werden zwei <strong>Qualität</strong>sindikatoren dargestellt, die<br />

postoperative Frühkomplikationen betreffen. Hierbei<br />

geht es jedoch nicht darum, anhand der Ergebnisse<br />

eine Methodenbewertung verschiedener Operationsverfahren<br />

vorzunehmen. Vielmehr soll eine vergleichende<br />

Darstellung und Bewertung der Ergebnisqualität<br />

deutscher Krankenhäuser bei der operativen<br />

Versorgung von Leistenhernien erfolgen.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Geringe Reinterventionsrate<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Risikoadjustierung nach den Kriterien der CDC)<br />

Selten Wundhämatom oder postoperative<br />

Nachblutung<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 10<br />

10 - 19<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

Leistenhernie<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

203.743 Datensätze aus 1.291 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Leistenhernie<br />

konnten im Jahr 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden. Im ersten<br />

Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />

einer Übergangsregelung Daten im Format der<br />

<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />

Format 48.441 Datensätze aus 974 Krankenhäusern<br />

vor, von denen 46.469 Datensätze ausgewertet<br />

werden konnten.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 155.302<br />

Datensätze aus 1.246 Krankenhäusern. Davon<br />

konnten in der Bundesauswertung 6.0 154.017<br />

Datensätze ausgewertet werden.<br />

Anzahl Anteil<br />

154.017<br />

10.727<br />

2.918<br />

20.855<br />

45.537<br />

62.894<br />

11.086<br />

128.909<br />

25.108<br />

60.164<br />

66.387<br />

26.271<br />

1.118<br />

77<br />

100 %<br />

6,96 %<br />

1,89 %<br />

13,54 %<br />

29,57 %<br />

40,84 %<br />

7,20 %<br />

83,70 %<br />

16,30 %<br />

39,06 %<br />

43,10 %<br />

17,06 %<br />

0,73 %<br />

0,05 %<br />

236


237<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

176 %<br />

104 %<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Leistenhernie<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />

wurde im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />

(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung<br />

dieses Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“<br />

ausführlich dargestellt. Aufgrund der<br />

dort beschriebenen Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />

sind Vollständigkeiten über 100 %<br />

möglich.<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

48.441<br />

974<br />

6.0<br />

155.302<br />

1.246<br />

203.743<br />

1.291<br />

Erwartet<br />

241.093<br />

1.222<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

85 %<br />

106 %<br />

2002<br />

77 %<br />

98 %<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Leistenhernie über alle Bundesländer<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr geringfügig<br />

verbessert und lag insgesamt bei 85 %. Dieser Wert<br />

ist für einen Leistungsbereich im zweiten Jahr nach<br />

der bundesweit verpflichtenden Einführung als verbesserungsfähig<br />

einzuschätzen. Die Beteiligung der<br />

Krankenhäuser ist dagegen sehr gut. Sie lag bei<br />

106 %.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bezogen auf das Verhältnis<br />

von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen eine<br />

hohe Spannweite von 69 bis 176 % auf.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Geringe Reinterventionsrate<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Eine Reintervention ist ein erneuter operativer oder<br />

interventioneller Eingriff nach einer Operation wegen<br />

postoperativ aufgetretenen Komplikationen. Anlass<br />

zur Reintervention können beispielsweise Blutungen,<br />

Organverletzungen, Wundheilungsstörungen oder<br />

die frühe Netzdislokation nach endoskopischen<br />

Operationen sein.<br />

Die Rate der Reinterventionen ist eine Kennzahl für<br />

schwerwiegende Frühkomplikationen, die in wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen zur Bewertung eines<br />

Operationsverfahrens herangezogen wird.<br />

Zu berücksichtigen ist, dass mit diesem Indikator<br />

die Rezidivquote, die als zentrales Ergebniskriterium<br />

in der Leistenhernienchirurgie gilt, nicht erfasst wird.<br />

Für die Leistenhernienchirurgie liegen zu diesem<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator nur sehr wenige Daten aus hochwertigen<br />

Studien vor.<br />

Methodik<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit Reintervention<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 4,2 % (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Fachgruppe<br />

Viszeralchirurgie hat zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

eine Perzentile als Referenzbereich festgelegt, da<br />

sich der angewandte Beobachtungszeitraum von<br />

den Angaben der Literatur unterscheidet (Liem et<br />

al. 1997, Neumayer et al. 2004) und damit kaum<br />

vergleichbare Ergebnisse vorliegen.<br />

Bewertung<br />

Die durchschnittliche Reinterventionsrate von 1,15 %<br />

spricht für eine sehr gute Versorgungsqualität bei<br />

der operativen Behandlung von Leistenhernien in<br />

Deutschland.<br />

Während jedoch einige Krankenhäuser keine Reinterventionen<br />

nach Leistenhernienoperationen dokumentiert<br />

haben, steigt diese Rate in anderen Krankenhäusern<br />

bis auf 12,5 %.<br />

Die Fachgruppe Viszeralchirurgie empfiehlt, auf der<br />

Ergebnisse<br />

Leistenhernie<br />

Reinterventionsrate<br />

Anteil von Patienten mit Reintervention an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit Reintervention<br />

Prozent<br />

20 %<br />

18 %<br />

16 %<br />

14 %<br />

12 %<br />

10 %<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

60 %<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

Landesebene einen Strukturierten Dialog mit 58 auffälligen<br />

Krankenhäusern von 1.187 Krankenhäusern<br />

einzuleiten, deren Ergebnis oberhalb der 95%-Perzentile<br />

der Krankenhausergebnisse (Reinterventionsrate<br />

> 4,2 %) liegt.<br />

1,15 %<br />

1,09 - 1,2 %<br />

154.017<br />

0,9%<br />

0,0 - 12,5%<br />

1.187 von 1246<br />

≤ 4,2% (95% - Perzentile)<br />

58 von 1.187<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.246 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

59 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

238


239<br />

Ergebnisse<br />

Leistenhernie<br />

Wundhämatome oder postoperative Nachblutung<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten Wundhämatom oder postoperative Nachblutung<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Rate der Nachblutungen und Wundhämatome<br />

stellt eine Kennzahl für postoperative Frühkomplikationen<br />

dar, die in wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

zum Vergleich unterschiedlicher Operationsverfahren<br />

in der Leistenhernienchirurgie herangezogen<br />

wird.<br />

Anteil von Patienten mit Wundhämatom oder postoperativer Nachblutung an allen<br />

Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit Wundhämatom oder postoperativer Nachblutung<br />

20 %<br />

18 %<br />

16 %<br />

14 %<br />

12 %<br />

10 %<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

60 %<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10 %<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,87%<br />

1,80 - 1,94 %<br />

154.017<br />

1,5 %<br />

0,0 - 18,4 %<br />

1.187 von 1.246<br />

≤ 6,1 % (95% - Perzentile)<br />

56 von 1.187<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.246 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

59 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

In prospektiv randomisierten Studien fanden sich<br />

Raten zwischen 5 % und 16,4 % bei endoskopischen<br />

Operationen sowie 3 % und 13,6 % bei offenchirurgischen<br />

Eingriffen (Liem et al. 1997, Neumayer<br />

et al. 2004).<br />

Der Vergleich dieser Ergebnisse ist allerdings problematisch,<br />

da sich bei den offenen und den endoskopischen<br />

Operationen die Operationstechniken<br />

jeweils unterscheiden. Auch der Beobachtungszeitraum<br />

differiert in den Untersuchungen.<br />

Methodik<br />

Grundgesamtheit: alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit Wundhämatom und / oder<br />

Nachblutung<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 6,1 % (95% - Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Fachgruppe<br />

Viszeralchirurgie hat aufgrund der hohen Variabilität<br />

der Ergebnisse und des im Vergleich zur Literatur<br />

unterschiedlichen Beobachtungszeitraums eine<br />

Perzentile als Referenzbereich zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Der Anteil an postoperativen Wundhämatomen oder<br />

postoperativen Nachblutungen liegt niedriger als<br />

die in der Literatur angegebenen Komplikationsraten<br />

(Lammers et al. 2001, Liem et al. 1997,<br />

Neumayer et al. 2004) und kann als Ausdruck<br />

sehr guter Versorgungsqualität gewertet werden.<br />

Allerdings weisen auch bei diesem Indikator die<br />

Ergebnisse eine sehr hohe Spannweite auf, die von<br />

0,0 bis 18,4 % reicht.<br />

56 auffällige Krankenhäuser von 1.187 Krankenhäusern,<br />

deren Rate von Wundhämatomen oder<br />

Nachblutungen nach Leistenhernienoperationen<br />

oberhalb der 95% - Perzentile der Krankenhausergebnisse<br />

(> 6,1 %) liegt, sollen auf Landesebene im<br />

Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme gebeten<br />

werden.


Ausblick<br />

Für diesen Leistungsbereich besteht im Jahr 2004<br />

und 2005 keine Verpflichtung zur externen vergleichenden<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung im stationären Sektor.<br />

Für die Umsetzung der externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

beim ambulanten Operieren hält die Fachgruppe<br />

jedoch eine sektorübergreifende Nutzung des<br />

<strong>Qualität</strong>smessinstruments in diesem Leistungsbereich<br />

für sinnvoll. Erforderlich ist auch die<br />

Etablierung einer Verlaufsbeobachtung, um Aussagen<br />

zum wichtigsten <strong>Qualität</strong>sindikator nach<br />

Leistenhernienoperationen, der Rezidivquote, zu<br />

ermöglichen.<br />

Leistenhernie<br />

240


241<br />

Leistenhernie<br />

Literatur<br />

Lammers BJ, Meyer HJ, Huber H-G, Groß-Weege W,<br />

Röher H-D.<br />

Entwicklungen bei der Leistenhernie vor dem<br />

Hintergrund neu eingeführter Eingriffstechniken im<br />

Kammerbereich Nordrhein.<br />

Chirurg 2001; 72: 448-452.<br />

Liem MSL, van der Graaf Y, van Steensel CJ,<br />

Boelhouwer RU, Clevers G-J, Meijer WS, Stassen<br />

LPS, Vente JP, Weidema WF, Schrijvers AJP, van<br />

Vroonhoven TJMV.<br />

Comparison of conventional anterior surgery and<br />

laparoscopic surgery for inguinal-hernia repair.<br />

N Engl J Med 1997; 336 (22): 1541-1547.<br />

Neumayer L, Giobbie-Hurder A, Jonasson O,<br />

Fitzgibbons R, Jr., Dunlop D, Gibbs J, Reda D,<br />

Henderson W.<br />

Open mesh versus laparoscopic mesh repair of<br />

inguinal hernia.<br />

N Engl J Med 2004; 350 (18): 1819-1827.


242<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Anne Reiter<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Mammachirurgie<br />

Prof. Dr. Gunter Bastert<br />

Heidelberg<br />

Prof. Dr. Werner Böcker<br />

Münster<br />

Dr. Herbert Karl Büchels<br />

Augsburg<br />

Dr. Martina Dombrowski<br />

Berlin<br />

Dr. Steffen Handstein<br />

Görlitz<br />

Prof. Dr. Rolf Kreienberg<br />

Ulm<br />

Dr. Wolfram Lauckner<br />

Rostock<br />

Dr. Adolf Lorenz-Wangard<br />

Koblenz<br />

Marion Maasch<br />

Ludwigshafen<br />

Prof. Dr. Manfred Schönfelder<br />

Leipzig<br />

Christa Schulte<br />

Wilhelmshaven<br />

Prof. Dr. Thomas Schwenzer<br />

Dortmund<br />

Prof. Dr. Diethelm Wallwiener<br />

Tübingen<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Dr. Holger Dieterich<br />

Rheinfelden<br />

Prof. Dr. Klaus Jaeger<br />

Brühl<br />

Prof. Dr. Klaus-Dieter Schulz<br />

Marburg<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 22<br />

Mammachirurgie<br />

Zusammenfassung<br />

Die Behandlung der Erkrankung Brustkrebs hat sich<br />

in den vergangenen Jahren durch neue Therapieverfahren<br />

und neue Versorgungsstrukturen und<br />

-konzepte (Brustzentren, Disease-Management-Programme)<br />

gewandelt. Für viele der jährlich ca.<br />

47.500 Neuerkrankten gibt es Behandlungsalternativen<br />

mit vergleichbaren Überlebensraten.<br />

Vorrangiges Ziel ist in diesen Situationen die bestmögliche<br />

Lebensqualität. Um die Betroffenen konsequent<br />

in den Entscheidungsprozess mit einbeziehen<br />

zu können, bedarf es transparenter Informationen<br />

zu Therapieverfahren und Leistungserbringern. Vier<br />

der auf der Basis hochwertiger Leitlinien entwickelten<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren hat die Fachgruppe ausführlich<br />

bewertet. Zwei davon, die die Indikationsstellung<br />

und Aspekte der Prozessqualität betrachten, werden<br />

hier zusammengefasst dargestellt.<br />

Die Indikation zur brusterhaltenden Therapie ist der<br />

Wunsch der Patientin nach Organerhalt. Voraussetzungen<br />

dafür sind unter anderem tumorbiologische<br />

Eigenschaften des Brustkrebses, aber auch<br />

das Einverständnis der Patientin insbesondere zur<br />

obligaten Nachbestrahlung der Restbrust. In<br />

Deutschland wurde bei günstigen Tumorgrößen bis<br />

2cm in 75,78% der Fälle brusterhaltend operiert.<br />

Es ist nicht möglich und erstrebenswert, hier feste<br />

Raten als <strong>Qualität</strong>sstandard festzulegen. Bei den<br />

Krankenhäusern mit den niedrigsten oder aber auch<br />

höchsten Raten besteht die Vermutung, dass die<br />

Präferenz der Patientin oder tumorbiologische<br />

Kriterien nicht ausreichend in die Entscheidung<br />

eingeflossen sind. Eine vertiefte Analyse der<br />

Ergebnisse wird für 20 auffällige Krankenhäuser<br />

von insgesamt 211 Krankenhäusern empfohlen.<br />

Hormonrezeptoren ermöglichen die Stimulation<br />

des Zellwachstums im Brustdrüsengewebe durch<br />

die weiblichen Geschlechtshormone. Die routinemäßige<br />

Bestimmung der unterschiedlich ausge-<br />

prägten Rezeptordichte im Tumorgewebe gilt als<br />

Standard, da der Krankheitsverlauf günstiger bei<br />

Frauen mit rezeptorpositiven Tumoren ist. Unter<br />

Einbeziehung zusätzlicher Faktoren wird eine individuell<br />

adaptierte Therapie eingeleitet, wodurch<br />

das Behandlungsergebnis verbessert werden kann.<br />

Rezeptoren können dabei als primärer Ansatzpunkt<br />

speziell antiöstrogen wirksamer Medikamente<br />

genutzt werden. Eine Rezeptoranalyse wurde bei<br />

96,50% der Brustkrebsoperationen dokumentiert.<br />

Bei diesem insgesamt hohen Versorgungsniveau<br />

lagen allerdings 85 von 469 Krankenhäusern<br />

außerhalb des angestrebten Bereiches von über<br />

95%. Bei diesen Krankenhäusern sollen die<br />

Ursachen der Auffälligkeit geklärt werden.<br />

Mit dem Ziel einer umfassenderen Bewertung der<br />

Versorgung werden seit 2004 nicht nur bösartige,<br />

sondern auch gutartige Gewebeveränderungen der<br />

Brust in die <strong>Qualität</strong>ssicherung einbezogen. Indirekt<br />

werden dadurch Rückschlüsse auf die <strong>Qualität</strong> der<br />

vorausgegangenen Diagnostik ermöglicht. Zum<br />

Zwecke einer hohen Transparenz des gesamten<br />

Leistungsgeschehens und eines gleichzeitig vertretbaren<br />

Dokumentationsaufwandes fordert die<br />

Fachgruppe eine sektor- und fachübergreifende<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung der gesamten Versorgungskette.<br />

Das bereits implementierte Verfahren der<br />

<strong>BQS</strong> kann auf dem Weg zu diesem Ziel einen<br />

wichtigen Beitrag leisten.


Einleitung<br />

Die Erkrankung Brustkrebs hat in den vergangenen<br />

Jahren national und international eine hohe gesundheitspolitische<br />

Bedeutung erlangt. Infolgedessen<br />

haben sich auch in Deutschland neue Versorgungsstrukturen<br />

und -konzepte entwickelt: Ein flächendeckendes<br />

Mammographie-Screening für Frauen<br />

von 50 bis 69 Jahren wird in eigenständigen Organisationseinheiten<br />

derzeit schrittweise ausgebaut,<br />

Disease-Management-Programme (DMP) sind in<br />

einzelnen Regionen Deutschlands bereits implementiert<br />

und erste Brustzentren sind zertifiziert.<br />

Die so angestrebte Schwerpunktbildung hat eine<br />

höhere medizinische Versorgungsqualität der betroffenen<br />

Frauen zum Ziel.<br />

Die Auswirkungen dieser Eingriffe in das Versorgungssystem<br />

werden in Bezug auf die Versorgungsqualität<br />

jedoch nur punktuell wissenschaftlich überprüft.<br />

Fehlentwicklungen mit negativen Folgen für<br />

gesunde und erkrankte Menschen und letztlich<br />

auch für die ökonomische Situation im Gesundheitswesen<br />

sind nicht auszuschließen. Um diese<br />

zu vermeiden, empfiehlt die Ständige Kongresskommission<br />

Deutscher Kongress für Versorgungsforschung<br />

eine langfristige und verstärkte Förderung<br />

der Gesundheitsversorgungsforschung (Memorandum<br />

zur Versorgungsforschung in Deutschland 2004).<br />

Die gesellschaftliche Dimension der Erkrankung<br />

Brustkrebs wird aus folgenden Angaben ersichtlich:<br />

Es handelt sich um ein schwerwiegendes<br />

Krankheitsbild mit ca. 47.500 Neuerkrankungen<br />

pro Jahr (Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener<br />

Krebsregister in Deutschland 2004) und<br />

mit potenziell lebensbedrohlichem Charakter. Neue<br />

diagnostische und therapeutische Verfahren haben<br />

sich in den vergangenen Jahren etabliert: Sentinel-<br />

Lymphknoten-Biopsie (Entfernung des Wächterlymphknotens),<br />

primäre (neoadjuvante) Chemotherapie,<br />

neue rekonstruktive Verfahren zur Wiederherstellung<br />

der Brustform und -größe haben u.a.<br />

das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten<br />

erweitert. Die Behandlung ist häufig langwierig<br />

und wird auf der Basis individueller Parameter<br />

festgelegt. Für viele Betroffene gibt es Therapieoptionen<br />

mit vergleichbaren Überlebensraten, so<br />

dass in diesen Situationen der Erhalt der Lebensqualität<br />

ein vorrangiges Ziel ist. Konkret bedeutet<br />

dies, dass die Betroffene in den Entscheidungsprozess<br />

maßgeblich auf der Basis umfassender<br />

und verständlicher Informationen einzubinden ist.<br />

Der Leitfaden „Patientenrechte in Deutschland“<br />

des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale<br />

Sicherung greift explizit dieses Thema auf.<br />

Außer der Information zu Behandlungsalternativen<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Mammachirurgie<br />

Angemessene Rate entdeckter Malignome bei<br />

offenen Biopsien<br />

Möglichst viele Eingriffe mit postoperativem Präparatröntgen<br />

nach präoperativer Markierung durch bildgebende<br />

Verfahren<br />

Möglichst viele Patientinnen mit immunhistochemischer<br />

Hormonrezeptoranalyse bei invasivem Mammakarzinom<br />

Möglichst viele Patientinnen mit Angabe von pT, pN<br />

und M bei invasivem Mammakarzinom<br />

Möglichst viele Patientinnen mit tumorfreiem<br />

Präparateschnittrand nach Exzision maligner Herde<br />

Möglichst viele Patientinnen mit Angabe des<br />

Pathologen zum Sicherheitsabstand<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit Axilladissektion<br />

bei DCIS oder papillärem in situ-Karzinom<br />

Möglichst viele Patientinnen mit Axilladissektion bei<br />

invasivem Mammakarzinom<br />

Möglichst viele Patientinnen mit Entfernung von mindestens<br />

zehn Lymphknoten bei Axilladissektion bei<br />

invasivem Mammakarzinom<br />

Angemessene Indikationsstellung zur brusterhaltenden<br />

Therapie bei Tumorstadium pT1 oder pT2<br />

Möglichst viele Patientinnen mit Nachbestrahlung bei<br />

brusterhaltender Therapie bei invasivem<br />

Mammakarzinom<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit Revisions-<br />

Operationen aufgrund von intra- bzw. postoperativen<br />

Komplikationen<br />

Möglichst wenige Patientinnen mit postoperativen<br />

Wundinfektionen<br />

Möglichst viele Patientinnen mit geplanter adjuvanter<br />

medikamentöser Therapie bei lymphknotenpositivem<br />

Mammakarzinom<br />

Möglichst viele Patientinnen mit geplanter adjuvanter<br />

endokriner Therapie bei rezeptorpositivem<br />

Mammakarzinom<br />

Möglichst viele Patientinnen mit geplanter adjuvanter<br />

Chemotherapie bei rezeptornegativem Befund<br />

Möglichst viele Patientinnen mit Meldung an ein epidemiologisches<br />

Krebsregister oder Tumorzentrum<br />

Möglichst viele Patientinnen mit geringem zeitlichem<br />

Abstand zwischen prätherapeutischer histologischer<br />

Diagnose und Operationsdatum bei Ersteingriff<br />

243


244<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 29<br />

30 - 39<br />

40 - 49<br />

50 - 59<br />

60 - 69<br />

70 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

Mammachirurgie<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

Tabelle 20.8<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

33.977<br />

83<br />

273<br />

1.613<br />

5.174<br />

6.885<br />

10.195<br />

6.735<br />

3.019<br />

234<br />

33.744<br />

11.690<br />

15.734<br />

6.295<br />

233<br />

ist für die Patientin von Bedeutung, welche Leistungserbringer<br />

welche Therapien in welcher <strong>Qualität</strong><br />

erbringen. Diese Forderung nach Transparenz<br />

im Leistungsgeschehen ist jedoch zum jetzigen<br />

Zeitpunkt eingeschränkt durch unterschiedliche<br />

Verfahren der <strong>Qualität</strong>sbewertung: <strong>Qualität</strong> wird in<br />

den neuen Versorgungsstrukturen DMP und zertifizierte<br />

Brustzentren unterschiedlich definiert.<br />

Bundesweit einheitlich und flächendeckend implementiert<br />

ist allerdings die externe vergleichende<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung nach §137 SGB V für den stationären<br />

Bereich. Die von der <strong>BQS</strong> eingesetzten<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren als indirektes Maß für Versorgungsqualität<br />

wurden für das Verfahrensjahr<br />

2003 grundlegend überarbeitet und erweitert. Sie<br />

basieren auf hochwertigen Leitlinien (Stufe-3-Leitlinie<br />

„Brustkrebs-Früherkennung in Deutschland“<br />

(Schulz & Albert 2003); Stufe-3-Leitlinie „Diagnostik,<br />

Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms<br />

der Frau“ (Deutsche Krebsgesellschaft<br />

und beteiligte medizinisch-wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaften 2004)) und unterstützen damit<br />

deren Implementierung in der Praxis, sind wie<br />

diese interdisziplinär ausgerichtet und mit einem<br />

angemessenen Dokumentationsaufwand verbunden.<br />

Zur Veranschaulichung hat die Fachgruppe unter<br />

den 18 für die Mammachirurgie definierten<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren vier zur vertieften Diskussion<br />

ausgewählt.<br />

26<br />

99,99%<br />

0,24%<br />

0,80%<br />

4,75%<br />

15,23%<br />

20,26%<br />

30,01%<br />

19,82%<br />

8,88%<br />

0,69%<br />

99,31%<br />

34,41%<br />

46,31%<br />

18,53%<br />

0,69%<br />

0,08%<br />

Datengrundlage<br />

Für das Jahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> für den<br />

Leistungsbereich Mammachirurgie insgesamt<br />

42.997 Datensätze aus 995 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Mammachirurgische Eingriffe konnten im Jahr 2003<br />

in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />

noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />

Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />

senden.<br />

Es war darüber hinaus möglich, die Datensätze<br />

dieses Formats in zwei verschiedenen Leistungsbereichen<br />

zu dokumentieren. Im Leistungsbereich<br />

Gynäkologie (15/1) haben vorwiegend gynäkologische<br />

Abteilungen, im Leistungsbereich Mammachirurgie<br />

(18/1) haben vorwiegend chirurgische<br />

Abteilungen ihre Eingriffe dokumentiert. Die Zuordnung<br />

zu den beiden Leistungsbereichen war im<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 nicht strikt, so<br />

dass die mammachirurgischen Eingriffe aus beiden<br />

Datensätzen in der Auswertung 5.0.1 zusammengeführt<br />

werden konnten. Es liegen in diesem<br />

Format 8.999 Datensätze aus 600 Krankenhäusern<br />

vor, von denen 8.979 Datensätze ausgewertet<br />

werden konnten.<br />

Der größte Teil der mammachirurgischen Eingriffe<br />

wurde jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr<br />

bevorzugten Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0<br />

dokumentiert und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />

33.978 Datensätze aus 936 Krankenhäusern. Diese<br />

konnten in der Bundesauswertung 6.0 vollständig<br />

ausgewertet werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />

(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />

Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />

„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />

der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />

Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten über<br />

100% möglich.


Die Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />

Mammachirurgie hat sich gegenüber dem<br />

Vorjahr verbessert und lag insgesamt bei 93%.<br />

Dieser Wert ist allerdings für einen Leistungsbereich<br />

im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als verbesserungsfähig<br />

einzuschätzen. Die Beteiligung der Krankenhäuser<br />

ist ebenfalls als verbesserungsfähig zu betrachten.<br />

Sie lag bei 94%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bezogen auf das<br />

Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten<br />

Datensätzen eine hohe Spannweite von 55 bis<br />

144% auf.<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

144%<br />

126%<br />

114%<br />

Mammachirurgie<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

8.999<br />

600<br />

6.0<br />

33.978<br />

936<br />

42.977<br />

995<br />

Erwartet<br />

46.446<br />

1.062<br />

2003<br />

93%<br />

94%<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2002<br />

75%<br />

74%<br />

245


246<br />

Mammachirurgie<br />

Postoperatives Präparatröntgen<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst viele Eingriffe mit postoperativem Präparatröntgen<br />

nach präoperativer Markierung durch<br />

bildgebende Verfahren<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Nicht tastbare, nur mammographisch und/oder<br />

sonographisch nachweisbare, abklärungsbedürftige<br />

Gewebsläsionen erfordern weitere diagnostische<br />

Maßnahmen bis zum Vorliegen eines definitiven<br />

pathologischen Befundes. Der diesbezügliche Entscheidungs-<br />

und Prozessablauf ist als Algorithmus<br />

in der Stufe-3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung<br />

in Deutschland“ (Schulz & Albert 2003) wiedergegeben.<br />

Mindestens 70% aller nicht tastbaren,<br />

aber abklärungsbedürftigen Läsionen sollen vor<br />

der Indikationsstellung für eine offene diagnostische<br />

oder therapeutische Operation durch die<br />

Anwendung interventioneller Techniken (Stanzbiopsie,<br />

Vakuumbiopsie) histologisch abgeklärt<br />

sein (Schulz & Albert 2003, European Commission<br />

2001). Eine primär offene Biopsie ist beispielsweise<br />

bei brustwandnahen Tumoren oder bei entsprechender<br />

Entscheidung der Patientin sachgerecht.<br />

Ziel einer aus diagnostischen Gründen durchgeführten<br />

offenen Biopsie ist die sichere und komplette<br />

Entfernung eines apparativ suspekten<br />

Gewebsareals. Ist der nicht palpable Befund<br />

bereits operativ durch Stanze oder Vakuumbiopsie<br />

als invasives Karzinom identifiziert, besteht nunmehr<br />

das Ziel, den Tumor lokal vollständig mit<br />

tumorfreien Resektionsrändern zu exzidieren, d.h.<br />

eine R0-Resektion zu erreichen. Methodisch sind<br />

folgende Schritte einzuleiten: Die nicht tastbare<br />

Läsion muss präoperativ durch möglichst exakte<br />

Platzierung eines Markierungsdrahtes eindeutig<br />

lokalisiert werden, wobei dies je nach Struktur<br />

des Befundes radiologisch oder sonographisch<br />

erfolgen kann. Es ist essenziell, das exzidierte<br />

Gewebe unmittelbar nach seiner Entfernung mit<br />

der Methode zu untersuchen, die für die Markierung<br />

verwendet wurde (Präparat-Radiographie,<br />

Präparat-Sonographie). Nur durch die genannten<br />

Maßnahmen ist eine leitlinien-konforme, qualitätsgesicherte<br />

Befundentfernung zu realisieren.<br />

Weitere Leitlinien erwähnen die hier zur Diskussion<br />

stehende Untersuchung als selbstverständlich und<br />

essenziell, ohne auf <strong>Qualität</strong>sindikatoren einzugehen<br />

(BSCR-17 2003, Blamey et al. 2000, Perry NM<br />

und EUSOMA Working Party 2001, American College<br />

of Radiology Standards 1998). Da es sich hier um<br />

eine wesentliche Schnittstellenproblematik inner-<br />

halb der Versorgungskette handelt, finden sich<br />

entsprechende Hinweise gesondert aufgeführt für<br />

Operateure (Schulz & Albert 2003, S. 80 bis 83,<br />

S. 99, S. 115, European Commission 2001, S. 217),<br />

Radiologen (Schulz & Albert 2003, S. 114, European<br />

Commission 2001, S. 155) und Pathologen (Schulz<br />

& Albert 2003, S. 86, European Commission 2001,<br />

S. 176 und 177).<br />

Auch in den Richtlinien zur Durchführung der<br />

Screening-Mammographie in Deutschland wird die<br />

Präparat-Radiographie als Bestandteil der Diagnosekette<br />

aufgelistet (Bundesausschuss der Ärzte und<br />

Krankenkassen 01.12.2003).<br />

Als weitere Informationen in diesem thematischen<br />

Umfeld sind folgende Aspekte relevant:<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung und <strong>Qualität</strong>sindikatoren einschlägiger<br />

Leitlinien (Schulz & Albert 2003, European<br />

Commission 2001) fordern, dass in ≥ 95%<br />

aller nicht tastbaren Befunde bei Vorliegen einer<br />

positiven Präparat-Radiographie oder -Sonographie<br />

das zu exzidierende Areal im Rahmen des operativen<br />

Ersteingriffes komplett entfernt sein muss. Der<br />

Pathologe kann und muss voraussetzen, dass ihm<br />

als weitere Arbeitsgrundlage mindestens 90% aller<br />

bei nicht tastbaren Läsionen angefertigten Präparat-<br />

Radiographien (oder -Sonographien) unmittelbar<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Insgesamt sind folgende Schlussfolgerungen zu<br />

ziehen:<br />

Der Verzicht auf eine apparative Überprüfung<br />

operativ entfernter, abklärungsbedürftiger Gewebsareale<br />

erhöht das Risiko erheblich, falsch-negative<br />

Befunde zu erhalten. Der Verzicht führt außerdem<br />

sehr viel häufiger zu einer inkompletten Tumorentfernung<br />

mit den daraus erwachsenden Konsequenzen.<br />

Vorrangig wird in einer Vielzahl von Arbeiten<br />

übereinstimmend über eine deutlich erhöhte Rate<br />

lokaler Rezidive berichtet (DiBiase et al. 1998, Meric<br />

et al. 2003, Obedian & Haffty 2000), die scheinbar<br />

auch nicht durch eine Erhöhung der postoperativen<br />

Strahlendosis zu vermeiden ist (DiBiase et al. 2002).<br />

Auch der Prozess der Fernmetastasierung sowie<br />

das krankheitsfreie Intervall werden durch intramammäre<br />

Tumorreste negativ beeinflusst, obwohl<br />

die eine oder andere Arbeitsgruppe glaubt, diesem<br />

Phänomen mit radikaler lokaler und systemischer<br />

Therapie begegnen zu können. Die Ergebnisse sind<br />

widersprüchlich (Assersohn et al. 1999, Park et al.<br />

2000).<br />

Fazit ist, dass fast jede nationale oder internationale<br />

Empfehlung oder Leitlinie die Durchführung<br />

einer Präparat-Radiographie oder -Sonographie als


essenziellen Bestandteil der Versorgungskette auffasst,<br />

obwohl Metaanalysen oder prospektiv randomisierte<br />

Studien nicht verfügbar sind (Evidenz-<br />

Level IV, AHCPR).<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Operationen mit präoperativer<br />

Markierung durch bildgebende Verfahren<br />

(Mammographie)<br />

Zähler: Alle Operationen mit postoperativem<br />

Präparatröntgen<br />

Erläuterung der Rechenregel:<br />

Bezug: Teildatensatz OP<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Dieser Referenzbereich<br />

entspricht den Anforderungen aus der<br />

Stufe-3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung in<br />

Deutschland“ (Schulz & Albert 2003) und der Stufe-<br />

3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge<br />

des Mammakarzinoms der Frau“ (Deutsche Krebsgesellschaft<br />

und beteiligte medizinisch-wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaften 2004).<br />

Bewertung<br />

Die Fachgruppe hat einen Referenzbereich von<br />

über 90% festgelegt. Dieser wird jedoch nur von<br />

zehn von 91 Krankenhäusern mit mindestens 20<br />

Fällen in der Grundgesamtheit erreicht, so dass hier<br />

auf ein ernsthaftes Versorgungsproblem geschlossen<br />

werden muss.<br />

Im Vergleich zu den Daten aus 2002 (4.697 von<br />

19.173 = 24,50%) hat nur scheinbar eine Verbesserung<br />

der Versorgungssituation stattgefunden. In<br />

dem Verfahrensjahr 2002 war der Begriff der präoperativen<br />

Markierung nicht ausreichend spezifiziert,<br />

so dass hier wahrscheinlich zusätzlich Patientinnen<br />

ohne Markierung in der Grundgesamtheit erfasst<br />

wurden. Die Daten aus 2003 sind somit erstmals<br />

als valide einzuschätzen und sind nicht mit den<br />

Ergebnissen des Vorjahres vergleichbar.<br />

Da dieser Prozessindikator die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

wichtiger Schnittstellen in der Versorgungskette<br />

abbildet, ist er auch weiterhin von herausragender<br />

Bedeutung.<br />

Mammachirurgie<br />

Postoperatives Präparatröntgen<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Operationen mit postoperativem Präparatröntgen nach präoperativer<br />

Markierung durch Mammographie<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Operationen mit postoperativem Präparatröntgen<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

36,02%<br />

34,89 - 37,16%<br />

6.996<br />

18,2%<br />

0,0 - 100,0%<br />

91 von 936<br />

≥ 90%<br />

81 von 91<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 936 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

637 Krankenhäuser<br />

208 Krankenhäuser<br />

247


248<br />

Mammachirurgie<br />

Hormonrezeptoranalyse<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst viele Patientinnen mit immunhistochemischer<br />

Hormonrezeptoranalyse bei invasivem<br />

Mammakarzinom<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Vor über 30 Jahren wurde der Nachweis von<br />

Östrogen- (ER) und Progesteron-Rezeptoren (PR)<br />

in Gewebsproben menschlicher Mammakarzinome<br />

als Indikator für eine eventuell noch vorhandene<br />

Hormonabhängigkeit individueller Tumoren herangezogen<br />

(Jensen et al. 1967, Maass et al. 1972,<br />

Horwitz & McGuire 1975). Diese Untersuchungsmethode<br />

wurde damit Grundlage eines selektiven<br />

Einsatzes nebenwirkungsarmer endokriner Behandlungsmaßnahmen.<br />

Die Weiterentwicklung des<br />

Rezeptornachweises zur Routineanalyse ergab folgende<br />

Ansatzpunkte für Diagnose und Therapie:<br />

• die Verwendung als Prognosefaktor,<br />

• die Verwendung als prädiktiver Parameter im<br />

Rahmen der Therapieplanung,<br />

• die Nutzung als primärer Ansatzpunkt antihormoneller,<br />

speziell antiöstrogen wirksamer<br />

Medikamente.<br />

Die prädiktive Bedeutung für die Therapieplanung<br />

hat höchste Relevanz. In den Anfängen der klinischen<br />

Anwendung von Rezeptorbestimmungen<br />

galt ein positiver Befund als ein wesentlicher<br />

Indikator für eine generelle, noch vorhandene<br />

Hormonabhängigkeit und damit als geeignet für<br />

ein breites Spektrum seinerzeit üblicher endokriner<br />

Behandlungsmaßnahmen (Jensen et al. 1967,<br />

Maass et al. 1972).<br />

Diese Erfahrungen bezogen sich zunächst auf die<br />

inkurable, fernmetastasierte Erkrankung, ließen<br />

sich jedoch später auch auf den adjuvanten, kurativen<br />

Behandlungsansatz erfolgreich übertragen.<br />

Tumoren, in denen sowohl ER als auch PR nachgewiesen<br />

werden konnten, sprachen häufiger und<br />

besser an auf eine endokrine Therapie im Vergleich<br />

zu Fällen, die nur eine der beiden Rezeptor-<br />

Entitäten aufwiesen (Übersicht bei Jonat & Maass<br />

1982).<br />

Seit Beginn der siebziger Jahre wurden ER nicht<br />

mehr nur als Indikatoren einer Hormonabhängigkeit<br />

gesehen, sondern als unmittelbares „target“<br />

für antiöstrogen wirksame Substanzen genutzt<br />

(Übersicht bei Buzdar 2001), sei es über eine<br />

direkte Blockade oder eine Modulation der<br />

Rezeptoren. Bei fortgeschrittenen, metastasierten<br />

Mammakarzinomen erwies sich eine relativ nebenwirkungsarme<br />

Therapie mit Hormonantagonisten<br />

einer nebenwirkungsreichen Chemotherapie zumindest<br />

gleichwertig oder sogar überlegen, sofern der<br />

Rezeptorbefund im Tumorgewebe positiv war<br />

(Fossati et al. 1998, Stockler et al. 2000).<br />

Inzwischen liegen auch umfangreiche klinische<br />

Studiendaten zum adjuvanten, das heißt kurativen<br />

Einsatz der Antiöstrogene speziell des Tamoxifen<br />

vor. Mit einer fünfjährigen oralen Behandlung<br />

nach lokaler Primärtherapie ergibt sich bei Frauen<br />

mit einem positiven Rezeptorstatus des Tumors<br />

eine eindeutige Verbesserung des rezidivfreien<br />

und Gesamtüberlebens (Fisher et al. 1996). Diese<br />

Form der adjuvanten Behandlung ist sowohl bei<br />

prä- als auch bei postmenopausalen Frauen wirksam.<br />

Unter Bezug auf umfassende Metaanalysen<br />

ist die rezeptorbezogene adjuvante Tamoxifen-<br />

Behandlung gegenwärtig als Methode der Wahl zu<br />

betrachten (Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative<br />

Group 1992, Early Breast Cancer Trialists’<br />

Collaborative Group 1998).<br />

Methode der Hormonrezeptoranalyse:<br />

Initial erfolgte die Rezeptorbestimmung biochemisch<br />

über einen Liganden-Bindungsassay. Mit Verfügbarkeit<br />

spezifischer Antikörper wurden immunhistochemische<br />

Bestimmungsmethoden entwickelt, die<br />

inzwischen die biochemischen Analysen weitgehend<br />

verdrängt haben (Harvey et al. 1999, Cross et<br />

al. 2001). Dies gilt sowohl für die ER als auch für<br />

die PR. Im Hinblick auf die semiquantitativen<br />

Befunde sind qualitätssichernde Maßnahmen von<br />

besonderer Relevanz (Rhodes et al. 2000a, Rhodes<br />

et al. 2000b).<br />

In allen Leitlinien und Konsensus-Empfehlungen<br />

gehört die immunhistochemische ER- und PR-<br />

Bestimmung obligat in die Primärdiagnostik und,<br />

sofern Gewebe verfügbar ist, auch in die Rezidivdiagnostik<br />

(Leitlinien siehe gesonderte Aufstellung).<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der<br />

Rezeptorbestimmung eine prognostische Bedeutung<br />

auf dem Evidenzlevel IIa (AHCPR), eine prädiktive<br />

Bedeutung auf dem Level Ia (AHCPR) und der<br />

immunhistochemischen Untersuchungsmethode ein<br />

Level IIa (AHCPR) zugeordnet werden kann.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit führendem<br />

histologischem Befund invasives Mammakarzinom:<br />

60 = Invasiv-duktales Karzinom<br />

61 = Invasiv-lobuläres Karzinom<br />

62 = Tubuläres Karzinom<br />

63 = Sonstige invasive Karzinome<br />

Zähler: Patientinnen mit immunhistochemischer<br />

Hormonrezeptorenanalyse<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Dieser Referenzbereich<br />

entspricht dem Referenzbereich aus der<br />

Stufe-3-Leitlinie „Brustkrebs-Früherkennung in<br />

Deutschland“ (Schulz & Albert 2003).<br />

Bewertung<br />

Als prognostischer und prädiktiver Faktor handelt<br />

es sich bei der Bestimmung des Hormonrezeptorstatus<br />

um eine international anerkannte Standarduntersuchung<br />

in der Diagnostik und Therapie des<br />

Mammakarzinoms.<br />

Im Vergleich zum Verfahrensjahr 2002 (94,71%)<br />

wurde eine Analyse der Hormonrezeptoren bei<br />

invasivem Mammakarzinom signifikant häufiger<br />

dokumentiert. Das Ergebnis deutet mit durchschnittlich<br />

96,50% auf ein hohes medizinisches<br />

Versorgungsniveau in Bezug auf dieses Verfahren.<br />

Die Zahlen belegen, dass die immunhistochemische<br />

Hormonrezeptoranalyse als Standard in 384 von<br />

469 deutschen Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Fällen an Brustkrebspatientinnen etabliert ist.<br />

Bei den 85 von 469 Krankenhäusern außerhalb<br />

des Referenzbereiches, insbesondere bei dem<br />

Krankenhaus mit dem Wert 0%, soll auf Landesebene<br />

im Strukturierten Dialog eine Ursachenanalyse<br />

erfolgen. Zusätzlich zu <strong>Qualität</strong>smängeln<br />

in der Versorgung – wie z.B. mangelhafte Kooperation<br />

mit der Pathologie – müssen an dieser<br />

Stelle auch Dokumentationsfehler erwogen werden.<br />

Auch für die Krankenhäuser mit weniger als 20<br />

Fällen in der Grundgesamtheit empfiehlt die Fachgruppe<br />

den Strukturierten Dialog bei Unterschreiten<br />

des Referenzbereiches.<br />

Ergebnisse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Mammachirurgie<br />

Hormonrezeptoranalyse<br />

Anteil von Patientinnen mit immunhistochemischer Hormonrezeptorenanalyse an<br />

allen Patientinnen mit invasivem Mammakarzinom<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patientinnen mit immunhistochemischer Hormonrezeptorenanalyse<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

96,50%<br />

96,28 - 96,70%<br />

30.124<br />

98,9%<br />

0,0 - 100,0%<br />

469 von 936<br />

≥ 95%<br />

85 von 469<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 936 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

432 Krankenhäuser<br />

35 Krankenhäuser<br />

249


250<br />

Mammachirurgie<br />

Angabe Sicherheitsabstand<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst viele Patientinnen mit Angabe des<br />

Pathologen zum Sicherheitsabstand<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Ein ausreichend großer Sicherheitsabstand eines<br />

invasiven Mammakarzinoms zum Resektionsrand<br />

bei brusterhaltender Therapie (BET) ist von hoher<br />

prognostischer Relevanz. Verschiedene Studien<br />

(Veronesi et al. 1990a, Veronesi et al. 1990b,<br />

Veronesi et al. 1990c) konnten zeigen, dass die<br />

Rezidivrate bei der BET kleiner Tumoren nicht nur<br />

durch eine postoperative Strahlentherapie, sondern<br />

auch durch das Ausmaß der Exzision maßgeblich<br />

beeinflusst werden kann: Die Rezidivrate<br />

nach 3 bis 5 Jahren Beobachtungszeit ließ sich<br />

durch eine radikalere Exzision von 7% auf 2,2%<br />

reduzieren.<br />

Gerade bei kleinen Tumoren ist die lokale Kontrolle<br />

von besonderer Bedeutung, da diese Tumoren in<br />

überwiegender Zahl noch nicht hämatogen gestreut<br />

haben. Die Nottingham-Gruppe hat in zwei großen<br />

Studien von 263 bzw. 275 Frauen mit primären<br />

Mammakarzinomen zeigen können, dass bei Einhaltung<br />

eines Resektionsrandes von mindestens<br />

5mm histologisch die Rezidivrate bei BET von<br />

Tumoren unter 3cm von 21% auf 2,2% über<br />

einen Beobachtungszeitraum von 36 Monaten<br />

gesenkt werden kann (Locker et al. 1989,<br />

Sibbering et al. 1995).<br />

Nicht nur beim invasiven Mammakarzinom, sondern<br />

auch beim duktalen in-situ-Karzinom (DCIS) ist der<br />

Sicherheitsabstand von entscheidender prognostischer<br />

Bedeutung: Der natürliche Verlauf eines DCIS<br />

oder eines unzureichend therapierten DCIS ist<br />

durch Rezidivraten von etwa 30 bis 50% über<br />

Beobachtungszeiträume von wenigen Jahren bis zu<br />

mehreren Jahrzehnten gekennzeichnet (Silverstein<br />

2002). Die Hälfte dieser Rezidive stellen invasive<br />

Karzinome dar.<br />

Eine Heilung ist möglich, wenn der Tumor komplett<br />

operativ entfernt wird. So beträgt in zwei<br />

verschiedenen Studien die Rezidivrate beim DCIS<br />

nach Mastektomie 1%, die Letalität 1,3 % bzw.<br />

1,7% (Barth et al. 1995, Fowble et al. 1997). Im<br />

letzten Jahrzehnt hat sich beim DCIS zunehmend<br />

die BET mit oder ohne postoperative Bestrahlung<br />

etabliert, wobei die ausschließliche BET kleineren<br />

Läsionen vorbehalten ist. Die Rezidivrate bei<br />

einem tumorfreien Exzidatrand von 1cm und mehr<br />

lässt sich bei der BET eines DCIS auf 3% reduzieren.<br />

Dieselbe Studie fand einen Anstieg der Rezidivrate<br />

auf 20% bei tumorfreien Resektionsrändern<br />

von 1 bis 10mm, unter 1mm sogar auf 58%<br />

(Silverstein et al. 1999).<br />

Sowohl für invasive Karzinome als auch für das<br />

DCIS ergibt sich also die zwingende Notwendigkeit<br />

der Bestimmung des metrischen Sicherheitsabstandes<br />

bei entsprechender systematischer morphologischer<br />

Aufarbeitung.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patientinnen bei führendem<br />

histologischem Befund „maligne“ (Schlüssel 7,<br />

Kodes 53-56, 60-63, 71) unter Ausschluss von<br />

Patientinnen mit präoperativer tumorspezifischer<br />

Therapie<br />

Zähler: Patientinnen mit Angabe des Pathologen<br />

zum Sicherheitsabstand<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: entspricht dem<br />

Referenzwert aus der Stufe-3-Leitlinie Brustkrebs-<br />

Früherkennung in Deutschland (Schulz & Albert<br />

2003)<br />

Bewertung<br />

Die Angabe des Sicherheitsabstandes ist in 66,71%<br />

der Fälle erfolgt. Da nur 50 von 453 Krankenhäusern<br />

mit mindestens 20 Operationen an malignen<br />

Brusterkrankungen den Referenzbereich erreichen,<br />

scheint hier ein ernsthaftes <strong>Qualität</strong>sproblem<br />

zu bestehen. Neben tatsächlichen Mängeln in der<br />

Versorgung sind Dokumentationsfehler zu erörtern.<br />

Definitive Aussagen auch zur Versorgungsqualität<br />

bezüglich der Angabe eines Sicherheitsabstandes<br />

sind allerdings erst nach der Analyse im Strukturierten<br />

Dialog möglich.<br />

Dieser Indikator ist auch deswegen von besonderer<br />

Bedeutung, weil er die wichtige Schnittstelle zwischen<br />

der Chirurgie und Pathologie abbildet.<br />

Bei der Bewertung der Ergebnisse zu bedenken ist<br />

die Tatsache, dass eine Angabe des Sicherheitsabstandes<br />

nicht automatisch bedeutet, dass dieser<br />

ausreichend groß ist (siehe auch <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

„Tumorfreier Präparateschnittrand“, Bundesauswertung<br />

2003). Die wissenschaftliche Diskussion<br />

zum Ausmaß des Sicherheitsabstandes ist derzeit<br />

nicht abgeschlossen. Daher werden in diesem Jahr<br />

die Ergebnisse des <strong>Qualität</strong>sindikators „Tumorfreier<br />

Präparateschnittrand“ zur Darstellung der Versorgungssituation<br />

verwendet, eine <strong>Qualität</strong>sbewertung<br />

anhand eines Referenzbereiches soll jedoch nicht<br />

erfolgen.<br />

Ergebnisse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Mammachirurgie<br />

Angabe Sicherheitsabstand<br />

Anteil von Patientinnen mit Angabe des Pathologen zum Sicherheitsabstand an allen<br />

Patientinnen mit malignem Befund und ohne präoperative tumorspezifische Therapie<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patientinnen mit Angabe des Pathologen zum Sicherheitsabstand<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

66,71%<br />

66,16 - 67,25%<br />

28.945<br />

73,6%<br />

0,0 - 100,0%<br />

453 von 936<br />

≥ 95%<br />

403 von 453<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 936 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

453 Krankenhäuser<br />

30 Krankenhäuser<br />

251


252<br />

Mammachirurgie<br />

Indikation zur brusterhaltenden Therapie<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Angemessene Indikationsstellung zur brusterhaltenden<br />

Therapie bei Tumorstadium pT1<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Bis Mitte der 1980er Jahre galt die Entfernung der<br />

Brust (Mastektomie) und der Lymphknoten in der<br />

Achselhöhle als Standardtherapie bei Brustkrebs.<br />

Seither haben randomisiert kontrollierte Studien<br />

gezeigt, dass sich bei kleinen Tumoren die Überlebensraten<br />

nicht unterscheiden zwischen Frauen<br />

mit Mastektomie und Frauen mit brusterhaltender<br />

Therapie (BET) (Early Breast Cancer Trialists’<br />

Collaborative Group 1995, Fisher et al. 2002, Poggi<br />

et al. 2003, Veronesi et al. 2002). Obligat bei der<br />

BET ist eine Nachbestrahlung der Restbrustdrüse,<br />

welche nicht nur zeitaufwändig ist, sondern auch<br />

mit Nebenwirkungen an dem bestrahlten Hautareal<br />

verbunden sein kann. In Bezug auf die Überlebensraten<br />

sind beide Behandlungsalternativen gleichwertig<br />

mit einem Evidenzgrad Ia (AHCPR).<br />

Weniger Klarheit herrscht bezüglich der Lokalrezidiv-<br />

Raten: Eine kanadische Leitlinie (Scarth et al. 2002)<br />

geht auf der Basis einer systematischen Literaturübersicht<br />

von vergleichbaren Rezidivraten nach<br />

BET (3,3 bis 20%) und nach Mastektomie (2,3 bis<br />

14%) bei Studiendauern von 6 bis 15 Jahren aus.<br />

Neuere Publikationen kommen zu widersprüchlichen<br />

Ergebnissen: Veronesi et al. (2002) fanden in ihrer<br />

randomisiert kontrollierten Studie nach einer<br />

Verlaufsbeobachtung von 20 Jahren eine höhere<br />

Rezidivrate nach BET (8,8% vs. Mastektomie<br />

2,3%, n = 701). Dagegen fanden Fisher et al.<br />

(2002) günstigere Rezidivraten 20 Jahre nach BET<br />

(2,7%, Mastektomie 10,2%, n = 1.851).<br />

Studien, welche sich mit Aspekten der Lebensqualität<br />

nach beiden Operationsverfahren auseinander<br />

setzen, sind selten und häufig methodisch<br />

schwach. Ein systematischer Review randomisiert<br />

kontrollierter Studien (Irwig et al. 1997) ergab ein<br />

besseres Körperbild („body image“) nach Brusterhaltung,<br />

für andere Aspekte wie psychisches und<br />

sexuelles Wohlbefinden konnte kein Unterschied<br />

belegt werden. Die German Breast Cancer Study<br />

Group (GBSG 1995) kommt in ihrer Observationsstudie<br />

zu dem Schluss, dass nicht so sehr das<br />

Operationsverfahren, sondern seine Akzeptanz<br />

durch die Patientin entscheidend ist für die postoperative<br />

Lebensqualität.<br />

Unbedingt empfohlen wird allerdings, dass bei gegebener<br />

Indikation zur Brusterhaltung die Patientin<br />

unter Kenntnis aller Vor- und Nachteile maßgeblich<br />

in den Entscheidungsprozess eingebunden wird<br />

(Stufe-3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge<br />

des Mammakarzinoms der Frau“, Deutsche<br />

Krebsgesellschaft und beteiligte medizinisch-wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaften 2004; Scarth et<br />

al. 2002, Breast Cancer Disease Site Group 2003).<br />

Der Indikator eignet sich in besonderem Maße,<br />

die Einbeziehung des Patientinnenwunsches zu<br />

betrachten. Extrem hohe oder extrem niedrige<br />

Raten für die BET weisen darauf hin, dass eine<br />

ausgewogene Entscheidungsfindung möglicherweise<br />

nicht erfolgt ist.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patientinnen mit invasivem<br />

Mammakarzinom im Stadium pT1<br />

Zähler: Patientinnen mit brusterhaltender Therapie<br />

bei gegebener Indikation<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 55,0% und ≤ 93,8% (5%-<br />

Perzentile bis 95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: In der Literatur<br />

schwanken die Angaben für die brusterhaltende<br />

Therapie (BET) bei pT1 zwischen 60 und 75%.<br />

Die Forderung eines „shared decision making“<br />

erschwert das Festlegen von absoluten Referenzbereichen.<br />

Hohe Referenzbereiche bergen das<br />

Risiko, dass der Wunsch der Patientin oder aber<br />

definierte histologische Kriterien als Voraussetzung<br />

für eine BET nicht ausreichend berücksichtigt werden.<br />

Außerdem liegen international keine eindeutigen<br />

Definitionen für den Begriff BET vor. Deshalb<br />

soll nur bei Krankenhäusern mit sehr hohen und<br />

sehr niedrigen Raten die Indikationsstellung im<br />

Strukturierten Dialog hinterfragt werden.<br />

Bewertung<br />

Unbedingte Voraussetzung für eine BET sind anerkannte,<br />

meist histopathologische Kriterien (siehe<br />

auch Stufe-3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und<br />

Nachsorge des Mammakarzinoms der Frau“,<br />

Deutsche Krebsgesellschaft und beteiligte medizinisch-wissenschaftliche<br />

Fachgesellschaften 2004). In<br />

einer europäischen Leitlinie („European Guidelines<br />

for Quality Assurance in Mammography Screening-<br />

Fourth edition“, Office for Official Publications of the<br />

European Communities, voraussichtliche Publikation<br />

Anfang 2005) werden diese Kriterien ebenfalls differenziert<br />

dargestellt. Da die Überlebensraten nach<br />

BET und Mastektomie bei gegebener Indikation


identisch sind, handelt es sich hier um echte<br />

Therapiealternativen mit dem Ziel einer möglichst<br />

hohen Lebensqualität. Die Miteinbeziehung der<br />

Patientin im Sinne eines „shared decision making“<br />

wird deswegen nicht nur in Leitlinien gefordert<br />

(Scarth et al. 2002, Breast Cancer Disease Site Group<br />

2003). „Shared decision making“ oder auch partizipative<br />

Entscheidungsfindung wird definiert als<br />

Interaktionsprozess, bei dem Patient und Arzt unter<br />

gleichberechtigter aktiver Beteiligung auf Basis<br />

geteilter Information zu einer gemeinsam verantworteten<br />

Übereinkunft kommen (Giersdorf et al.<br />

2004). Eine kanadische Studie konnte nachweisen,<br />

dass von 69,6% der Patientinnen, die für eine BET<br />

bei Brustkrebs in Frage kamen, nur 48,0% sich tatsächlich<br />

für eine solche entschieden. Für Frauen im<br />

Stadium I der Erkrankung waren es 57,0% von<br />

82%. Die übrigen Frauen bevorzugten die<br />

Mastektomie (Tyldesley et al. 2003).<br />

Auch in Deutschland wird dem Prinzip des „shared<br />

decision making“ seit einigen Jahren größere<br />

Bedeutung verliehen: Der Leitfaden „Patientenrechte<br />

in Deutschland“ des Bundesministeriums für<br />

Gesundheit und Soziale Sicherung (2003) greift<br />

explizit dieses Thema auf. Speziell für Brustkrebs<br />

ist in der Risikostruktur-Ausgleichsverordnung für<br />

DMP als Grundsatz festgelegt, dass „die Entscheidungsfindung<br />

für jeden Behandlungsschritt in<br />

Diskussion mit der aufgeklärten Patientin erfolgen<br />

sollte“. Im Rahmen eines Förderschwerpunktes des<br />

Bundesministeriums für Gesundheit und Soziales<br />

konnten Entscheidungshilfen für Brustkrebspatientinnen<br />

entwickelt und validiert werden, darunter<br />

auch zur Übereinkunft einer Mastektomie<br />

oder einer BET (Vodermaier et al. 2004).<br />

Diesem Umstand trägt der Datensatz der <strong>BQS</strong><br />

Rechnung, indem er den Wunsch der Patientin in<br />

Bezug auf die BET ausdrücklich erfasst.<br />

Die ausgewertete BET-Rate von 75,78% im Stadium<br />

pT1 in Deutschland wird durch die Fachgruppe als<br />

hoch eingeschätzt. Es sollte angestrebt werden,<br />

dass alle Frauen, die nach medizinischen Kriterien<br />

und nach eigenem Wunsch für eine BET geeignet<br />

sind, diese Therapie auch tatsächlich erfahren können.<br />

Es ist allerdings nicht möglich und erstrebenswert,<br />

feste Raten als <strong>Qualität</strong>sstandard für die<br />

Gesamtversorgung festzulegen. Deshalb hat die<br />

Fachgruppe den Referenzbereich zwischen der 5und<br />

95%-Perzentile festgelegt: Für die 20 Krankenhäuser<br />

mit mindestens 20 Brustkrebsfällen im<br />

Stadium pT1 und mit einer BET-Rate unter 55,0%<br />

bzw. über 93,8% liegt die Vermutung nahe, dass<br />

Mammachirurgie<br />

Indikation zur brusterhaltenden Therapie<br />

das Prinzip des „shared decision making“ oder<br />

histologische Kriterien nicht ausreichend berücksichtigt<br />

wurden. Eine vertiefte Analyse ist für diese<br />

Krankenhäuser im Strukturierten Dialog erforderlich.<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patientinnen mit brusterhaltender Therapie an allen Patientinnen mit<br />

invasivem Mammakarzinom im Tumorstadium pT1<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patientinnen mit brusterhaltender Therapie<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

75,78%<br />

75,04 - 76,52%<br />

13.041<br />

78,0%<br />

45,5 - 100,0%<br />

211 von 936<br />

≥ 55,0% - ≤ 93,8% (5 - 95%-Perzentile)<br />

20 von 211<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 936 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

596 Krankenhäuser<br />

129 Krankenhäuser<br />

253


254<br />

Mammachirurgie<br />

Ausblick<br />

Im Verfahrensjahr 2003 wurde in der externen<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung die operative Behandlung bösartiger<br />

Tumoren der Brust abgebildet, sofern sie<br />

per Fallpauschale oder Sonderentgelt abgerechnet<br />

wurden. Dies war nur bei Eingriffen mit Axilladissektion<br />

der Fall. Ab 2004 sind alle Eingriffe an Brust<br />

oder Achselhöhle, die wegen gut- oder bösartiger<br />

Tumoren durchgeführt werden, dokumentationspflichtig.<br />

Dadurch wird erstmalig die nicht minder<br />

komplexe Behandlung nicht invasiver Karzinome<br />

(DCIS und LCIS) konsequent in die <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

mit einbezogen. Durch das derzeit auszubauende<br />

Mammographie-Screening ist eine Zunahme<br />

dieser Vorläufer-Läsionen zu erwarten. Durch das<br />

Abbilden von Operationen bei benigner Histologie<br />

wird auf der Basis der Daten 2004 eine valide<br />

Aussage zum Vorwurf einer Fehlversorgung durch<br />

„operative Überbehandlung“ (Sachverständigenrat<br />

für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen<br />

2000/2001) möglich sein. Dabei werden Eingriffe<br />

bei benignen pathohistologischen Befunden –<br />

analog zum geringeren Behandlungsaufwand –<br />

zukünftig in einem gekürzten Datensatz erfasst<br />

Das Verhältnis von benignen zu malignen Befunden<br />

bei offenen Biopsien ermöglicht indirekt Rückschlüsse<br />

auf die <strong>Qualität</strong> der Diagnostik. Dies<br />

kann jedoch nur ein erster Schritt in Richtung<br />

einer sektorübergreifenden <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

sein. Zum Zwecke einer hohen Transparenz des<br />

Leistungsgeschehens mit vertretbarem Dokumentationsaufwand<br />

fordert die Fachgruppe eine<br />

sektor- und fachübergreifende <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

der gesamten Versorgungskette. Wichtige Parameter<br />

zur Darstellung der Transparenz und<br />

Effektivität der Früherkennung können auch die<br />

länderbezogene prozentuale Verteilung der<br />

Tumorstadien und der länderbezogene Medianwert<br />

der Gesamttumorgröße sein. Dabei sollen die<br />

<strong>Qualität</strong>sziele und die Datenerfassung unabhängig<br />

von den Versorgungsstrukturen (DMP, Brustzentren)<br />

einheitlich definiert sein. Das bereits implementierte<br />

Verfahren der <strong>BQS</strong> kann auf dem Weg zu diesem<br />

Ziel einen wichtigen Beitrag leisten.<br />

Der Zusammenschluss von Leistungserbringern in<br />

Brustzentren, DMP oder im Rahmen von Integrierten<br />

Versorgungsverträgen nach §140d SGB V könnte<br />

zukünftig nicht nur eine Bewertung der Versorgungsqualität<br />

auf der Ebene einzelner Leistungserbringer,<br />

sondern auch auf der Ebene solcher Verbundzentren<br />

erfordern.


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Lichter AS, Altemus RM.<br />

Eighteen-year results in the treatment of early<br />

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conservation therapy: the National Cancer Institute<br />

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Vorschlag zur einheitlichen Definition eines<br />

Immunreaktiven Score (IRS) für den<br />

Immunhistochemischen Östrogenrezeptor-Nachweis<br />

(ER-ICA) im Mammmakarzinomgewebe.<br />

Pathologe 1987; 8 (3): 138-140.<br />

Rhodes A, Jasani B, Balaton AJ, Miller KD.<br />

Immunohistochemical demonstration of oestrogen<br />

and progesterone receptors: correlation of standards<br />

achieved on in house tumours with that<br />

achieved on external quality assessment material<br />

in over 150 laboratories from 26 countries.<br />

J Clin Pathol 2000a; 53 (4): 292-301.<br />

257


258<br />

Mammachirurgie<br />

Rhodes A, Jasani B, Balaton AJ, Barnes DM,<br />

Miller KD.<br />

Frequency of oestrogen and progesterone receptor<br />

positivity by immunohistochemical analysis in<br />

7016 breast carcinomas: correlation with patient<br />

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J Clin Pathol 2000b; 53 (9): 688-696.<br />

Rhodes A, Jasani B, Barnes DM, Bobrow LG,<br />

Miller KD.<br />

Reliability of immunohistochemical demonstration<br />

of oestrogen receptors in routine practice: interlaboratory<br />

variance in the sensitivity of detection<br />

and evaluation of scoring systems.<br />

J Clin Pathol 2000c; 53 (2): 125-130.<br />

Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im<br />

Gesundheitswesen.<br />

Bedarfsgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit: Band III<br />

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(Recherchedatum: 15.06.2004)<br />

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small breast cancer: long-term results of a randomized<br />

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Eur J Cancer 1990a; 26 (6): 668-670.<br />

Veronesi U, Salvadori B, Luini A, Banfi A, Zucali R,<br />

Del Vecchio M, Saccozzi R, Beretta E, Boracchi P,<br />

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Conservative treatment of early breast cancer.<br />

Long-term results of 1232 cases treated with quadrantectomy,<br />

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Ann Surg 1990b; 211 (3): 250-259.


Veronesi U, Volterrani F, Luini A, Saccozzi R, Del<br />

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Quadrantectomy versus lumpectomy for small size<br />

breast cancer.<br />

Eur J Cancer 1990c; 26 (6): 671-673.<br />

Veronesi U, Cascinelli N, Mariani L, Greco M,<br />

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Twenty-Year Follow-up of a Randomized Study<br />

comparing Breast-Consering Surgery with Radical<br />

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Partizipative Entscheidungsfindung beim primären<br />

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Z ärztl Fortbild Qual Gesundh wes 2004; 98: 127-133<br />

Wenger CR, Beardslee S, Owens MA, Pounds G,<br />

Oldaker T, Vendely P, Pandian MR, Harrington D,<br />

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more than 127,000 breast cancer patients.<br />

Breast Cancer Res Treat 1993; 28 (1): 9-20.<br />

Mammachirurgie<br />

259


260<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Thölen<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe<br />

Herzchirurgie<br />

Dr. Andreas Beckmann<br />

Duisburg<br />

PD Dr. Horst Laube<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Knut-H. Leitz<br />

Bremen<br />

Sabine Pfeffer<br />

Suttgart<br />

Horst Schmidt<br />

Oberursel<br />

Dr. Ernst Spitzenpfeil<br />

Nürnberg<br />

Dr. Ulrike Toellner-Bauer<br />

Marburg<br />

Dr. Marius Torka<br />

Bad Berka<br />

Prof. Dr. Armin Welz<br />

Bonn<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Jan F. Gummert<br />

Leipzig<br />

Dr. Wolfgang Schiller<br />

Bonn<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 23<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Zusammenfassung<br />

Erkrankungen der zwischen linkem Herzvorhof und<br />

linker Herzkammer gelegenen Mitralklappe werden<br />

vorwiegend durch rheumatische oder bakterielle Entzündungen<br />

hervorgerufen und nehmen in der Regel<br />

einen chronisch fortschreitenden Verlauf. Die durch<br />

die Erkrankung ausgelösten Veränderungen können<br />

an der Mitralklappe Verengungen (Stenosen), Undichtigkeiten<br />

(Insuffizienzen) oder eine Kombination aus<br />

beidem verursachen. Zum Zeitpunkt der Operation<br />

liegen oft relevante Begleiterkrankungen des Herzens<br />

wie Herzrhythmusstörungen und/oder eine Herzmuskelschwäche<br />

(Herzinsuffizienz) vor, die das Risiko<br />

der Operation erhöhen können.<br />

In der Bundesauswertung 2003 wurden ausschließlich<br />

Patienten betrachtet, die sich einer isolierten<br />

Mitralklappenoperation am stillstehenden Herzen<br />

unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine unterziehen<br />

mussten. Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<br />

<strong>Qualität</strong>sreport wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt,<br />

die Aspekte der Ergebnisqualität betrachten.<br />

Die durchschnittliche Krankenhausletalität lag in der<br />

Bundesauswertung 2003 bei 4,25%. Für Eingriffe<br />

mit elektiver oder dringlicher (nicht notfallmäßiger)<br />

Operationsindikation betrug sie 3,61%. Dieses Ergebnis<br />

spricht für eine im internationalen Vergleich<br />

gute Versorgungsqualität. Allerdings imponierte eine<br />

erhebliche Spannweite der Krankenhausletalitätsraten.<br />

Während einige Krankenhäuser keinen einzigen<br />

Todesfall dokumentiert haben, verstarben in<br />

einem Krankenhaus 23,8% der Patienten nach elektiv<br />

oder dringlich durchgeführten Mitralklappenoperationen.<br />

Diese Rate ist nicht notwendigerweise<br />

Ausdruck einer auffälligen Behandlungsqualität, sondern<br />

kann z.B. durch die Behandlung eines spezifischen<br />

Hochrisikokollektivs bedingt sein. Im Strukturierten<br />

Dialog soll daher gemeinsam mit diesem<br />

Krankenhaus eine Analyse der möglichen Ursachen<br />

für dieses Ergebnis durchgeführt werden.<br />

In die Analyse zum <strong>Qualität</strong>sziel „Selten postoperative<br />

Nierenfunktionsstörungen“ gingen Patienten<br />

ohne präoperativ bestehende Nierenerkrankung ein,<br />

die postoperativ eine akute Funktionsstörung der<br />

Niere entwickelten. Dies war im Durchschnitt bei<br />

6,17% aller nierengesunden Patienten der Fall.<br />

Dieses Ergebnis liegt nach Auffassung der Fachgruppe<br />

Herzchirurgie im zu erwartenden Bereich und<br />

ist Ausdruck einer unauffälligen Versorgungsqualität.<br />

Die Ergebnisse der Krankenhäuser wiesen jedoch<br />

erhebliche Unterschiede auf. Der Anteil an Patienten<br />

mit postoperativer Nierenfunktionsstörung variierte<br />

zwischen 0,0 und 67,3%. Die Beeinträchtigung der<br />

postoperativen Nierenfunktion ist in der Regel vorübergehend,<br />

nur eine Minderheit dieser Patienten<br />

wird dauerhaft dialysepflichtig. Der behandelnde<br />

Arzt kann durch therapeutische Maßnahmen nur in<br />

begrenztem Umfang Einfluss auf das Ergebnis zu<br />

diesem <strong>Qualität</strong>sindikator nehmen, da bestimmte<br />

Begleiterkrankungen des Patienten das Auftreten<br />

einer Nierenfunktionsstörung nach Herzoperationen<br />

begünstigen können. Die Fachgruppe Herzchirurgie<br />

hält aus diesen Gründen lediglich zwei Krankenhäuser<br />

für auffällig, die den festgelegten Referenzbereich<br />

von 7% in allen herzchirurgischen Leistungsbereichen<br />

überschritten haben. Diese Krankenhäuser<br />

sollen im Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />

gebeten werden.


Einleitung<br />

Wesentliche Ursachen für eine Mitralklappenerkrankung<br />

sind neben dem rheumatischen Fieber degenerative<br />

Veränderungen der Mitralklappe und Veränderungen<br />

im Rahmen der koronaren Herzerkrankung.<br />

Die Erkrankung kann zu einer Stenose, einer<br />

Insuffizienz oder einer Kombination aus beidem<br />

führen. Abgesehen von seltenen Akutkomplikationen<br />

kann die Erkrankung über einen langen Zeitraum<br />

klinisch inapparent verlaufen.<br />

Die Indikation zur Operation und das Operationsverfahren<br />

(Ersatz oder Rekonstruktion der Mitralklappe)<br />

variieren je nach zugrunde liegender Erkrankung<br />

und der Art des Vitiums (Bonow et al.<br />

1998).<br />

Die perkutan durchführbare Valvuloplastie ist lediglich<br />

einem ausgewählten Patientenkollektiv mit<br />

Mitralklappenstenose vorbehalten und nicht<br />

Gegenstand der <strong>Qualität</strong>sbetrachtung in diesem<br />

Leistungsbereich.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, die Aspekte<br />

der Ergebnisqualität betrachten.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

ASA<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen Mediastinitis<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />

Nierenfunktionsstörung<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen<br />

zerebrovaskulären Komplikation<br />

(TIA, Krampf, Parese, Plegie oder Koma)<br />

Möglichst geringe Letalität:<br />

In-Hospital-Letalität<br />

30-Tage-Letalität<br />

Risikoadjustierte 30-Tage-Letalität<br />

Basisstatistik<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

1.343<br />

1.226<br />

290<br />

786<br />

1.296<br />

182<br />

15<br />

52,28%<br />

47,72%<br />

11,29%<br />

30,60%<br />

50,45%<br />

7,08%<br />

0,58%<br />

261


262<br />

Datengrundlage<br />

300 %<br />

250%<br />

200%<br />

150%<br />

100%<br />

50%<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze –<br />

HCH gesamt<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser –<br />

HCH gesamt<br />

Gelieferte OP-<br />

Datensätze –<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser –<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

87.913 Datensätze aus 77 herzchirurgischen<br />

Krankenhäusern übermittelt.<br />

Herzchirurgische Eingriffe konnten in 2003 in zwei<br />

unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es möglich,<br />

aufgrund einer Übergangsregelung Daten im Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen<br />

in diesem Format 19.426 Datensätze aus 57 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten Format<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert. Hier<br />

erhielt die <strong>BQS</strong> 68.487 Datensätze aus 77 Krankenhäusern.<br />

Diese konnten in der Bundesauswertung<br />

6.0 vollständig ausgewertet werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

19.426<br />

57<br />

804<br />

57<br />

6.0<br />

68.487<br />

77<br />

2.590<br />

74<br />

Krankenhäuser<br />

Gesamt<br />

87.913<br />

77<br />

3394<br />

74<br />

Erwartet<br />

83.832<br />

77<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

105%<br />

100%<br />

2002<br />

97%<br />

99%<br />

Für den Leistungsbereich Mitralklappenchirurgie<br />

wurden im Jahr 2003 3.394 Operationen von<br />

74 Krankenhäusern dokumentiert. 804 davon liegen<br />

im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 vor. Sie<br />

wurden aus 57 Krankenhäusern übermittelt. Innerhalb<br />

der Datensätze im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

6.0 wurden 2.590 Operationen in 74 Krankenhäusern<br />

dokumentiert, das entspricht 4% der für<br />

die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung dokumentierten<br />

herzchirurgischen Leistungen.<br />

Die methodische Prüfung der Vollständigkeit der<br />

herzchirurgischen Datensätze im Bundesdatenpool<br />

2003 wurde auf Basis der von den Krankenhäusern<br />

im Jahr 2002 erbrachten Leistungen durchgeführt.<br />

Die Zahl der Fälle, die im Jahr 2002 abgerechnet<br />

wurden, wurde von den Krankenhäusern, die in<br />

2003 zur Dokumentation in der Herzchirurgie verpflichtet<br />

waren, gegenüber der <strong>BQS</strong> offen gelegt.<br />

Die erwartete Anzahl herzchirurgischer Datensätze<br />

betrug auf dieser Basis 83.832.<br />

Eine Aufteilung dieser erwarteten Datensätze auf die<br />

vier Leistungsbereiche Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />

kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

sowie Mitralklappenchirurgie war<br />

nicht möglich, weil nicht alle Krankenhäuser in ihrer<br />

Auskunft über abgerechnete Fälle in 2002 nach<br />

einzelnen Fallpauschalen und Sonderentgelten unterschieden<br />

haben. Daher ist hier eine Betrachtung der<br />

Vollständigkeit mit Bezug auf einzelne Leistungsbereiche<br />

und einzelne Krankenhäuser nicht möglich.<br />

Aus diesem Grunde wird die krankenhausbezogene<br />

Vollständigkeit der Datenübermittlung für alle<br />

Leistungsbereiche der Herzchirurgie gemeinsam<br />

dargestellt.<br />

Sowohl bezogen auf die Anzahl der gelieferten<br />

Datensätze als auch auf die Anzahl der beteiligten<br />

Krankenhäuser ist die Teilnahme als sehr gut zu<br />

bewerten. Alle registrierten Krankenhäuser haben<br />

Daten übermittelt. Die Vollständigkeit der Datensätze<br />

liegt bis auf wenige Ausnahmen im Bereich<br />

zwischen 80 und 100%. Vollständigkeiten über<br />

100% wurden erreicht, wenn ein Krankenhaus in<br />

2003 mehr Datensätze dokumentiert hat als in<br />

2002 abgerechnet worden sind; geringere Vollständigkeiten<br />

können auf eine Reduzierung der<br />

erbrachten Leistungen gegenüber dem Vorjahr oder<br />

auf unvollständige Dokumentationsraten hinweisen.<br />

2 Krankenhäuser haben zwar Daten gesendet, konnten<br />

jedoch bezüglich ihrer Vollständigkeit nicht bewertet<br />

werden, da die abgerechneten Zahlen des<br />

Jahres 2002 der <strong>BQS</strong> nicht mitgeteilt wurden.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Seltenes Auftreten einer postoperativen Nierenfunktionsstörung<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Herzchirurgische Operationen werden überwiegend<br />

unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt.<br />

Während der extrakorporalen Zirkulation<br />

kommt es zu einer Umverteilung des renalen Blutflusses<br />

mit konsekutiver Abnahme der Durchblutung<br />

im Bereich des Nierenmarks sowie zu einer Erhöhung<br />

des renalen vaskulären Widerstands. Renaler Blutfluss<br />

und glomeruläre Filtrationsrate nehmen ab.<br />

Diese Veränderungen können zu einer postoperativen<br />

Nierenfunktionsstörung führen.<br />

Insbesondere sind Patienten in höherem Lebensalter<br />

(> 70 Jahre), Patienten mit präoperativer Herzinsuffizienz,<br />

insulinpflichtigem Diabetes mellitus und<br />

präexistierender Nierenerkrankung gefährdet.<br />

Die Letalität ist bei Patienten mit postoperativer<br />

Nierenfunktionsstörung deutlich erhöht. Sie beträgt<br />

19% gegenüber 0,9% bei Patienten ohne renale<br />

Komplikationen und steigt bis auf 63%, wenn eine<br />

Dialysebehandlung erforderlich wird (Mangano et<br />

al. 1998).<br />

In der Leitlinie der American Heart Association werden<br />

keine prophylaktischen oder therapeutischen<br />

Maßnahmen genannt, die die Rate an postoperativen<br />

Nierenfunktionsstörungen günstig beeinflussen<br />

können (ACC/AHA Guidelines for Coronary Artery<br />

Bypass Grafting) (Eagle et al. 1999).<br />

Eine Risikoadjustierung findet statt, indem in die<br />

Bewertung der Ergebnisse zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

ausschließlich Patienten mit elektiver<br />

oder dringlicher Operationsindikation eingingen,<br />

die präoperativ unauffällige Retentionsparameter<br />

(Kreatinin ≤ 1,4mg/dl oder ≤ 124µmol/l) aufwiesen.<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Postoperative Nierenfunktionsstörung<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit einer Differenz des Kreatininwertes post- zu präoperativ von<br />

≥ 0,7mg/dl und einem postoperativen Kreatininwert von > 200µmol/l bzw. 2,3mg/dl<br />

an allen Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich und einem präoperativen<br />

Kreatininwert ≤ 124µmo/l bzw. 1,4mg/dl<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Postoperative Nierenfunktionsstörungen<br />

Prozent<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

6,17%<br />

5,11 - 7,37%<br />

1.832<br />

3,0%<br />

0,0 - 67,3%<br />

27 von 74<br />

≤ 7%<br />

7 von 27<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 74 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

47 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

263


264<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Postoperative Nierenfunktionsstörung<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />

Operation elektiv oder dringlich isoliert an der<br />

Mitralklappe operiert wurden und für die je eine<br />

gültige Angabe zum prä- und postoperativen<br />

Kreatininwert vorliegt, wobei der präoperative<br />

Wert ≤ 124µmol/l (≤ 1,4mg/dl) ist.<br />

Zähler: Patienten mit einer Differenz des Kreatininwertes<br />

post- zu präoperativ von 0,7mg/dl und<br />

einem postoperativen Kreatininwert > 200µmol/l<br />

(> 2,3mg/dl)<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 7%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Der Referenzbereich<br />

zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator wurde auf<br />

der Basis von Ergebnissen einer prospektiven<br />

Multicenter-Studie festgelegt (Mangano et al. 1998).<br />

Bewertung<br />

Die in der Bundesauswertung 2003 beobachtete<br />

Rate von 6,17% an postoperativen Nierenfunktionsstörungen<br />

in der Gruppe der Patienten mit elektiver<br />

oder dringlicher Operationsindikation und präoperativ<br />

normalen Retentionswerten (Kreatinin ≤ 1,4mg/dl<br />

bzw. ≤ 124µmol/l) liegt nach Auffassung der Fachgruppe<br />

im erwarteten Bereich und ist Ausdruck unauffälliger<br />

Versorgungsqualität.<br />

Die Ursachen für eine postoperative Nierenfunktionsstörung<br />

sind zahlreich. Neben patientenbezogenen<br />

Risikofaktoren spielen hier auch prozessbezogene<br />

Faktoren, wie beispielsweise das perioperative<br />

Flüssigkeitsmanagement, eine Rolle. Die Beeinträchtigung<br />

der postoperativen Nierenfunktion ist jedoch<br />

in der Regel vorübergehend, nur eine Minderheit<br />

dieser Patienten wird dauerhaft dialysepflichtig.<br />

Daher bewertet die Fachgruppe Herzchirurgie lediglich<br />

zwei Krankenhäuser als auffällig, deren Rate<br />

an postoperativen Nierenfunktionsstörungen in allen<br />

vier herzchirurgischen Leistungsbereichen außerhalb<br />

des festgelegten Referenzbereichs von ≤ 7% lag. Im<br />

Strukturierten Dialog mit diesen Krankenhäusern<br />

soll eine weitere Analyse der genannten Einflussfaktoren<br />

erfolgen.<br />

Aus der Analyse der Rückmeldungen erhofft sich die<br />

Fachgruppe Rückschlüsse bezüglich einer Weiterentwicklung<br />

dieses Indikators.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst geringe Letalität:<br />

In-Hospital-Letalität<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Untersuchung der perioperativen Letalität<br />

gehört zum Standard bei der Betrachtung von<br />

postoperativen Komplikationen. Die In-Hospital-<br />

Letalität erfasst alle Patienten, die während des<br />

gleichen stationären Aufenthaltes im Krankenhaus<br />

versterben, ohne Angaben zum jeweiligen Todeszeitpunkt.<br />

Aussagen zur Ergebnisqualität eines Krankenhauses<br />

sind jedoch nur unter Berücksichtigung<br />

der Tatsache möglich, dass Patienten, die frühzeitig<br />

in ein anderes Krankenhaus verlegt werden und<br />

dann dort versterben, nicht erfasst werden. Daher<br />

wird in der Literatur neben der In-Hospital-Letalität<br />

häufig auch die 30-Tage-Letalität angegeben.<br />

Die 30-Tage-Letalität wird jedoch nicht allein von<br />

der <strong>Qualität</strong> der erbrachten Leistung beeinflusst.<br />

Die medizinischen und pflegerischen Ergebnisse<br />

hängen auch davon ab, welches Risikoprofil die in<br />

einem Krankenhaus behandelten Patienten aufweisen.<br />

Eine Risikoadjustierung wie z.B. nach dem<br />

EuroSCORE ermöglicht einen Vergleich der 30-<br />

Tage-Letalitätsraten von Krankenhäusern (Nashef<br />

et al. 2002, Roques et al. 1999, Roques et al.<br />

2003).<br />

Eine Risikoadjustierung der In-Hospital-Letalität<br />

findet für die ausgewertete Rate statt, indem Notfalleingriffe<br />

als einer der relevantesten Risikofaktoren<br />

aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten, die in ihrer ersten<br />

OP elektiv oder dringlich isoliert an der Mitralklappe<br />

versorgt wurden<br />

Zähler: Patienten, die im Krankenhaus verstorben<br />

sind<br />

Ergebnisse<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Letalität<br />

Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten, die im Krankenhaus verstarben,<br />

an allen Patienten mit OP-Dringlichkeit elektiv/dringlich<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

In-Hospital-Letalität<br />

Prozent<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

4,25%<br />

3,50 - 5,10%<br />

2.544<br />

3,61%<br />

2,90 - 4,44%<br />

2.410<br />

2,7%<br />

0,0 - 23,8%<br />

39 von 74<br />

≤ 16,7% (95%-Perzentile)<br />

1 von 39<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 74 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

35 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

265


266<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Letalität<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 16,7% (95%-Perzentile für elektive/dringliche<br />

Operationen)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die In-Hospital-<br />

Letalität ohne Risikoadjustierung ist ein Parameter,<br />

der z.B. durch das Risikoprofil der operierten Patienten<br />

und die postoperative Verweildauer in den<br />

Krankenhäusern beeinflusst werden kann. Hierdurch<br />

wird auch ein Vergleich mit Daten aus der<br />

Literatur erschwert.<br />

Da derzeit eine Risikoadjustierung unter Berücksichtigung<br />

nur eines Einflussfaktors erfolgt, wird<br />

als Referenzbereich eine Perzentile festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Bei der operativen Versorgung von Patienten mit<br />

Erkrankungen der Mitralklappe bewegt sich die<br />

beobachtete In-Hospital-Letalität mit 4,25% an der<br />

unteren Grenze der aus der Literatur bekannten<br />

Ergebnisse. Die Zahl der operativen Eingriffe liegt<br />

in diesem Leistungsbereich jedoch deutlich niedriger<br />

als in den übrigen herzchirurgischen Leistungsbereichen.<br />

39 von 74 herzchirurgischen Abteilungen<br />

haben im Jahr 2003 mehr als 20 isolierte Operationen<br />

an der Mitralklappe dokumentiert.<br />

In der Gruppe der Patienten mit elektiver oder<br />

dringlicher (nicht notfallmäßiger) Operationsindikation<br />

lag die In-Hospital-Letalität bei 3,61%.<br />

Methodenbedingt überschreitet lediglich ein Krankenhaus<br />

mit einer Hospitalletalität von 23,8% den<br />

für dieses Risikokollektiv festgelegten Referenzwert<br />

der 95%-Perzentile der Krankenhausergebnisse.<br />

Im Rahmen des Strukturierten Dialoges soll<br />

gemeinsam mit diesem Krankenhaus eine Analyse<br />

der zugrunde liegenden Ursachen erfolgen.


Ausblick<br />

Das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung hat die<br />

Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />

aufgrund der relativ geringen Fallzahlen<br />

für das Jahr 2004 ausgesetzt. Der Gemeinsame<br />

Bundesausschuss als Rechtsnachfolger des Bundeskuratoriums<br />

hat diese Entscheidung für 2005 fortgeschrieben.<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

267


268<br />

Mitralklappenchirurgie<br />

Literatur<br />

Bonow RO, Carabello B, de Leon AC, Edmunds<br />

LHJ, Fedderly BJ, Freed MD, Gaasch WH, McKay<br />

CR, Nishimura RA, O'Gara PT, O'Rourke RA,<br />

Rahimtoola SH.<br />

ACC / AHA Guidelines for the Management of<br />

Patients With Valvular Heart Disease. Executive<br />

Summary: A Report of the American College of<br />

Cardiology / American Heart Association Task Force<br />

on Practice Guidelines.<br />

J Heart Valve Dis 1998; 1998 (7): 672-707.<br />

Eagle KA, Guyton RA, Davidoff R, Ewy GA, Fonger<br />

J, Gardner TJ, Gott JP, Hermann HC, Marlow RA,<br />

Nugent WC, O´Connor GT, Orszulak TA, Rieselbach<br />

RE, Yusuf S, Winters WL.<br />

ACC / AHA guidelines for coronary artery bypass<br />

graft surgery: a report of the American College of<br />

Cardiology / American Heart Association Task Force<br />

on Practice Guidelines. (Committee to Revise the<br />

1991 Guidelines for Coronary Artery Bypass Graft<br />

Surgery).<br />

J Am Coll Cardiol 1999; 34 (4): 1262-1347.<br />

Mangano CM, Diamondstone LS, Ramsay JG,<br />

Aggarwal A, Herskowitz A, Mangano DT.<br />

Renal Dysfunction after Myocardial<br />

Revascularization: Risk Factors, Advers Outcomes,<br />

and Hospital Resource Utilization.<br />

Ann Intern Med 1998; 128 (3): 194-203.<br />

Nashef SAM, Roques F, Hammill BG, Peterson ED,<br />

Michel P, Grover FL, Wyse RKH, Ferguson TB.<br />

Validation of European System for Cardiac<br />

Operative Risk Evaluation (EuroSCORE) in North<br />

American cardiac surgery.<br />

Eur J Cardio-Thorac Surg 2002; 22: 101-105.<br />

Roques F, Michel P, Goldstone AR, Nashef SA.<br />

The logistic EuroSCORE.<br />

EurHeart J 2003; 24 (9): 881-882.<br />

Roques F, Nashef SAM, Michel P, Gauducheau E,<br />

de Vincentiis C, Baudet E, Cortina J, David M,<br />

Faichney A, Gavrielle F, Gams E, Harjula A, Jones<br />

MT, Pinna Pintor P, Salamon R, Thulin L.<br />

Risk factors and outcome in European cardiac surgery:<br />

analysis of the EuroSCORE multinational<br />

database of 19030 patients.<br />

Eur J Cardio-Thorac Surg 1999; 1999 (15): 816-823.


269<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Bernd Gruber<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe HNO<br />

Prof. Dr. Thomas Deitmer<br />

Dortmund<br />

Dr. Luc Deleye<br />

Schweinfurt<br />

Prof. Dr. Michael Handrock<br />

Hamburg<br />

Dr. Mathias Christian Heißenberg<br />

Nürnberg<br />

Prof. Dr. Karl-Bernd Hüttenbrink<br />

Köln<br />

Dr. Astrid König<br />

Amsterdam<br />

Birgit Lottko<br />

Essen<br />

Schwester Nicola Maria Schmitt<br />

Stuttgart<br />

Dr. Wolfgang Uphaus<br />

Neuss<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 24<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Zusammenfassung<br />

Bei der Nasenscheidewandkorrektur handelt es sich<br />

um eine häufige HNO-ärztliche Operation, bei der<br />

eine Deviation (Verbiegung) der Nasenscheidewand<br />

korrigiert wird. Die Wiederherstellung einer physiologischen<br />

Nasenatmung steht als wesentlicher<br />

Aspekt in Bezug auf die Lebensqualität im Vordergrund.<br />

Die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport erfolgt<br />

anhand von zwei <strong>Qualität</strong>szielen, die die Indikationsstellung<br />

und Aspekte der Ergebnisqualität betrachten.<br />

Die Indikationsstellung muss kritisch erfolgen, da<br />

die Operation auch eine Verschlechterung der Nasenatmung<br />

bedingen kann und da Komplikationen<br />

auftreten können. Die Kriterien des <strong>Qualität</strong>sziels<br />

„Häufig ausreichende Indikation“ orientieren sich<br />

an den Indikationen zur Operation der Nasenseptumdeviation<br />

gemäß der Leitlinie der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopfund<br />

Hals-Chirurgie.<br />

Die Gesamtrate von 99,3% für eine ausreichende<br />

Indikationsstellung zeigt, dass die relevanten Indikationskriterien<br />

in fast allen Fällen berücksichtigt<br />

wurden. Damit kann eine gute Versorgungsqualität<br />

festgestellt werden. Fünf Krankenhäuser in Deutschland<br />

lagen mit Ihren Ergebnissen unter dem Referenzbereich<br />

von ≥ 90%. Die Fachgruppe HNO vermutet,<br />

dass hier Dokumentationsprobleme vorliegen<br />

könnten. Dies soll im Strukturierten Dialog analysiert<br />

werden.<br />

In der Basisauswertung fällt auf, dass für 71 Fälle<br />

die präoperative Beurteilung des Allgemeinzustandes<br />

des Patienten zu einer Zuordnung zu den<br />

Risikoklassen 4 und 5 nach ASA geführt hat. Den<br />

Angaben entsprechend befanden sie sich in schlechtem<br />

gesundheitlichen Zustand. Für diese Fälle soll<br />

kritisch hinterfragt werden, ob die Zuordnung zu<br />

den Risikoklassen zutreffend erfolgt ist. Bei korrekter<br />

Zuordnung ist zu hinterfragen, ob bei diesen<br />

Patienten mit sehr hohem präoperativem Risiko die<br />

Indikationsstellung nach anerkannten Kriterien begründbar<br />

ist.<br />

Das zweite <strong>Qualität</strong>sziel „Selten behandlungspflichtige<br />

Komplikationen“ wurde ausgewählt, da eine<br />

niedrige Rate behandlungspflichtiger Komplikationen<br />

einen wesentlichen Aspekt guter operativer Ergebnisqualität<br />

abbildet. Als häufigste und wichtigste<br />

behandlungspflichtige Komplikationen nach Korrektur<br />

der Nasenscheidewandverbiegung werden die<br />

Blutungskomplikationen für die <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

betrachtet.<br />

Die Gesamtrate von 2,37% behandlungspflichtiger<br />

Komplikationen ist nach Ansicht der Fachgruppe im<br />

Rahmen der klinischen Erfahrung akzeptabel. Ein<br />

Vergleich der Ergebnisse mit Daten aus der Literatur<br />

ist aufgrund unterschiedlicher Beobachtungszeiträume<br />

nicht möglich. Die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

von 0,0 bis 57,6% ist auffällig. Mit<br />

Krankenhäusern mit einer Rate behandlungspflichtiger<br />

Komplikationen von über 7,8% (Referenzbereich:<br />

95%-Perzentile) soll im Strukturierten Dialog<br />

eine Analyse der Ergebnisse erfolgen.<br />

Die Fachgruppe HNO weist darauf hin, dass mit einer<br />

Verlaufsbeobachtung, die die erreichten funktionellen<br />

Verbesserungen nach sechs Monaten erfasst, eine<br />

erheblich bessere Beurteilung der Ergebnisqualität<br />

in diesem Leistungsbereich möglich ist.<br />

Aufgrund dieser methodischen Probleme macht die<br />

Fachgruppe HNO darauf aufmerksam, dass andere<br />

Leistungsbereiche der HNO-Heilkunde für eine <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

besser geeignet sind. Die endonasale<br />

Nasennebenhöhlen-Chirurgie wäre hierfür ein gesundheitsökonomisch<br />

wie medizinisch relevanter<br />

Leistungsbereich.


Einleitung<br />

Bei der Nasenscheidewandkorrektur handelt es sich<br />

um eine häufige HNO-ärztliche Operation. Die Wiederherstellung<br />

einer physiologischen Nasenatmung<br />

steht als wesentlicher Aspekt in Bezug auf die Lebensqualität<br />

im Vordergrund. Auch zur Vorbeugung<br />

von Infektionen der oberen Luftwege ist die Korrektur<br />

der Nasenscheidewand indiziert.<br />

Die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport erfolgt<br />

anhand von zwei <strong>Qualität</strong>szielen, die die Indikationsstellung<br />

und Aspekte der Ergebnisqualität betrachten.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

Häufig ausreichende Indikation<br />

Selten behandlungspflichtige Komplikationen<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

88.089 Datensätze aus 718 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Nasenscheidewandkorrektur<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen<br />

Datensatzformaten dokumentiert werden. Im<br />

ersten Halbjahr 2003 war es noch möglich, aufgrund<br />

einer Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-<br />

Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />

Format 18.368 Datensätze aus 425 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 69.721 Datensätze<br />

aus 698 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />

wurden die Datensätze des Formats 5.0.1 auf das<br />

Datensatzformat 6.0 überführt, so dass alle gelieferten<br />

Datensätze gemeinsam ausgewertet werden<br />

konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />

Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Nasenscheidewandkorrektur über<br />

alle Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />

stark verbessert und lag insgesamt bei 109%.<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Geschlecht<br />

ASA<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

männlich<br />

weiblich<br />

196%<br />

136%<br />

132%<br />

131%<br />

120%<br />

116%<br />

114%<br />

114%<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

18.368<br />

425<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im<br />

zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als sehr gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />

der Krankenhäuser ist ebenfalls gut. Sie lag<br />

bei 96%.<br />

Die Beteiligung variiert zwischen den Bundesländern<br />

im Verfahrensjahr 2003 und weist, bis auf ein<br />

Bundesland, welches keine der erwarteten Daten<br />

geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine hohe<br />

Spannweite von 74 bis 196% auf.<br />

Bundesländer Gesamt<br />

6.0<br />

69.721<br />

698<br />

Gesamt<br />

88.089<br />

718<br />

Erwartet<br />

80.832<br />

748<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

109%<br />

96%<br />

Anzahl Anteil<br />

88.031<br />

6.664<br />

42.444<br />

29.380<br />

9.333<br />

210<br />

59.036<br />

29.053<br />

60.664<br />

24.374<br />

2.980<br />

66<br />

5<br />

2002<br />

71%<br />

73%<br />

99,93 %<br />

7,57%<br />

48,21%<br />

33,37%<br />

10,60%<br />

0,24%<br />

67,02%<br />

32,98%<br />

68,87%<br />

27,67%<br />

3,38%<br />

0,07%<br />

0,01%<br />

270


271<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Indikation<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Häufig ausreichende Indikation<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Indikationsstellung muss kritisch erfolgen, da<br />

die Operation auch eine Verschlechterung der Nasenatmung<br />

bedingen kann und da – wie bei jedem<br />

Eingriff – Komplikationen auftreten können.<br />

Eine nicht ausreichende Indikationsstellung gefährdet<br />

den von Patient und Operateur erwarteten Erfolg<br />

der Operation.<br />

Die Kriterien des <strong>Qualität</strong>sziels „Häufig ausreichende<br />

Indikation“ orientieren sich an den Indikationen zur<br />

Operation der Nasenseptumdeviation gemäß der<br />

Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-<br />

Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Hierzu<br />

gehören die ständig oder intermittierend behinderte<br />

Nasenatmung mit Folgen wie beispielsweise Mundatmung,<br />

Nasennebenhöhlenerkrankungen, Schnarchen,<br />

Otitis media, Mittelohrbelüftungsstörungen<br />

oder besondere Kopfschmerzformen.<br />

Formveränderungen der äußeren Nase und des<br />

Nasenstegs als alleinige Operationsindikation entsprechen<br />

nicht der Anforderung des <strong>Qualität</strong>sziels.<br />

Ein methodisches Problem besteht darin, dass die<br />

einzelnen Indikationen über Messwerte schwer erfassbar<br />

sind. So ist beispielsweise der Stellenwert<br />

einer Rhinomanometrie, also der Prüfung des nasalen<br />

Atemwegwiderstands, fraglich. Die Beurteilung<br />

der Ergebnisse zu diesem <strong>Qualität</strong>sindikator ist aus<br />

diesen methodischen Gründen eingeschränkt, aber<br />

derzeit nicht besser operationalisierbar.<br />

Die Fachgruppe HNO weist darauf hin, dass eine<br />

retrospektive Betrachtung anhand des Operationsergebnisses<br />

besser wäre, wie z.B. die Erfassung<br />

funktioneller Verbesserungen nach sechs Monaten.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit mindestens einer der Indikationen<br />

Nasenatmungsbehinderung, Zustand nach<br />

Trauma, chronische Sinusitis oder Schlafapnoesyndrom<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Weitere, in der<br />

Kennzahl nicht berücksichtigte konsensbasierte<br />

Indikationen sind erfahrungsgemäß sehr selten.<br />

Nach Schätzung der Fachgruppe betrifft dies weniger<br />

als 10% der Eingriffe.


Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 99,30% mit ausreichender<br />

Indikation zeigt, dass relevante Indikationskriterien<br />

in fast allen Fällen berücksichtigt wurden und damit<br />

eine gute Versorgungsqualität festgestellt werden<br />

kann.<br />

Fünf Krankenhäuser in Deutschland lagen mit ihren<br />

Ergebnissen unter dem Referenzbereich von ≥ 90%.<br />

Die Fachgruppe vermutet, dass hier Dokumentationsprobleme<br />

vorliegen könnten. Diese Ergebnisse sollen<br />

im Strukturierten Dialog analysiert werden.<br />

In der Basisauswertung fällt auf, dass für 71 Fälle<br />

die präoperative Beurteilung des Allgemeinzustandes<br />

der Patienten zu einer Zuordnung zu den Risikoklassen<br />

4 und 5 nach ASA geführt hat. Für diese<br />

Fälle soll kritisch hinterfragt werden, ob die Zuordnung<br />

zu den Risikoklassen zutreffend erfolgt ist.<br />

Bei korrekter Zuordnung ist zu hinterfragen, ob bei<br />

diesen Patienten mit sehr hohem präoperativem<br />

Risiko die Indikationsstellung nach anerkannten<br />

Kriterien begründbar ist.<br />

Ergebnisse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Indikation<br />

Anteil von Patienten mit mindestens einer der Indikationen Nasenatmungsbehinderung,<br />

Z.n. Trauma, chronische Sinusitis oder Schlafapnoesyndrom an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Ausreichende Indikation<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Prozent<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

99,30%<br />

99,24 - 99,36%<br />

88.089<br />

100,0%<br />

0,0 - 100,0%<br />

579 von 718<br />

≥ 90%<br />

5 von 579<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 718 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

139 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

272


273<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Behandlungspflichtige Komplikationen<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten behandlungspflichtige Komplikationen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Eine niedrige Rate behandlungspflichtiger Komplikationen<br />

bildet einen wesentlichen Aspekt guter<br />

operativer Ergebnisqualität ab. Als häufigste und<br />

wichtigste behandlungspflichtige Komplikationen<br />

nach Korrektur der Nasenscheidewandverbiegung<br />

werden die Blutungskomplikationen für die <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

betrachtet.<br />

Die Deformität der äußeren Nase und die septale<br />

Perforation können meist nicht während der stationären<br />

Behandlung erfasst werden, es erfolgt<br />

daher auch keine Abfrage im Datensatz.<br />

Um die Häufigkeit von Blutungskomplikationen für<br />

ein Kollektiv mit homogenem Risikoprofil zu betrachten,<br />

werden Fälle mit den Nebendiagnosen<br />

Gerinnungsstörung, Immunsuppression oder medikamentös<br />

behandlungspflichtiger Bluthochdruck aus<br />

der Grundgesamtheit ausgeschlossen.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten ohne eine der folgenden<br />

erschwerenden Nebendiagnosen: Gerinnungsstörung,<br />

Immunsuppression oder medikamentös<br />

behandlungspflichtiger Bluthochdruck<br />

Zähler: Patienten mit behandlungspflichtiger Komplikation<br />

Nachblutung oder Septumhämatom<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 7,8% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Der Referenzbereich<br />

wird als Perzentile festgelegt, da uneinheitliche<br />

Definitionen von Komplikationen in der Literatur<br />

keine Definition eines fixen Referenzwertes ermöglichen.<br />

Unterschiedliche Beobachtungszeiträume<br />

kommen in der Literatur und der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

zur Anwendung (in der <strong>Qualität</strong>ssicherung ist der<br />

Beobachtungszeitraum auf den stationären Verlauf<br />

beschränkt).


Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 2,37% behandlungspflichtiger<br />

Komplikationen ist nach Ansicht der Fachgruppe<br />

HNO im Rahmen der klinischen Erfahrung akzeptabel.<br />

Ein Vergleich dieses Ergebnisses mit Daten aus<br />

der Literatur ist nicht möglich, da insbesondere<br />

unterschiedliche Beobachtungszeiträume betrachtet<br />

werden. In der Literatur werden Komplikationen in<br />

der Regel über einen längeren Zeitraum erfasst als<br />

die Dauer des stationären Aufenthalts, der den vorliegenden<br />

Ergebnissen zu Grunde liegt. Darüber hinaus<br />

werden uneinheitliche Definitionen für die Komplikationen<br />

verwendet. Daher wurde der Referenzbereich<br />

als 95%-Perzentile festgelegt.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse von<br />

0,0 bis 57,6% ist erheblich. Dies ist insbesondere<br />

auffällig, da durch den Ausschluss von Patienten<br />

mit Nebendiagnosen, die auf eine besondere<br />

Blutungsgefährdung hinweisen, eine Risikoadjustierung<br />

erfolgt ist. Krankenhäuser mit Raten behandlungspflichtiger<br />

Komplikationen von über<br />

7,8% (95%-Perzentile) sind auffällig und sollen<br />

im Strukturierten Dialog um eine weitere Analyse<br />

gebeten werden.<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Behandlungspflichtige Komplikationen<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit behandlungspflichtigen Komplikationen an Patienten ohne<br />

erschwerende Nebendiagnose<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Behandlungspflichtige Komplikationen<br />

Prozent<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

2,37%<br />

2,27 - 2,48%<br />

83.678<br />

1,2%<br />

0,0 - 57,6%<br />

574 von 718<br />

≤ 7,8% (95%- Perzentile)<br />

29 von 574<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 718 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

144 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

274


275<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Ausblick<br />

Die Fachgruppe HNO weist darauf hin, dass mit einer<br />

Verlaufsbeobachtung, die die erreichten funktionellen<br />

Verbesserungen nach sechs Monaten erfasst, eine<br />

erheblich bessere Beurteilung der Ergebnisqualität<br />

in diesem Leistungsbereich möglich ist.<br />

Aufgrund dieser methodischen Probleme macht die<br />

Fachgruppe HNO darauf aufmerksam, dass andere<br />

Leistungsbereiche der HNO-Heilkunde für die externe<br />

<strong>Qualität</strong>sdarstellung besser geeignet sind. Die<br />

endonasale Nasennebenhöhlen-Chirurgie wäre hierfür<br />

ein gesundheitsökonomisch wie medizinisch<br />

relevanter Leistungsbereich.


Literatur<br />

Ganzer U, Arnold W.<br />

Septumdeviation. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und<br />

Hals-Chirurgie.<br />

AWMF-Leitlinienregister, Nr. 017/016, Entwicklungsstufe<br />

1. 03. August 1996<br />

www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />

(Recherchedatum: 01.06.2004)<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

276


277<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Frank Peinemann<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe PTA<br />

Dr. Klaus Amendt<br />

Mannheim<br />

Prof. Dr. Klaus Bohndorf<br />

Augsburg<br />

Prof. Dr. Hans Henning Eckstein<br />

München<br />

Judith Frey<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Michael Galanski<br />

Hannover<br />

Dr. Ute Grünn<br />

Berne<br />

Prof. Dr. Lothar Heuser<br />

Bochum<br />

Dr. Marcel Hofmann<br />

Vogtareuth<br />

Dr. Jürgen Ranft<br />

Bottrop<br />

Dr. Ilse Reiner-Theisen<br />

Berlin<br />

Jan Richter<br />

Halle<br />

Prof. Dr. Karl-Ludwig Schulte<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Giovanni Torsello<br />

Münster<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 25<br />

Perkutane transluminale Angioplastie<br />

(PTA)<br />

Zusammenfassung<br />

Im Leistungsbereich Perkutane transluminale Angioplastie<br />

(PTA) werden stationäre Kathetereingriffe an<br />

chronisch verengten oder verschlossenen Beckenund<br />

Beinarterien dokumentiert. Ziel des Eingriffs ist<br />

die Verbesserung des Blutflusses.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden drei <strong>Qualität</strong>sindikatoren ausgewählt, die<br />

die Indikationsstellung und Aspekte der Ergebnisqualität<br />

betrachten.<br />

Indikation nach Fontaine-Stadium: Das Fontaine-<br />

Stadium klassifiziert die Durchblutungsinsuffizienz<br />

bei arteriellen Verschlusskrankheiten. Es ist eine<br />

weit verbreitete Schweregradeinteilung, die unverzichtbar<br />

für die Indikationsstellung und Behandlung<br />

ist. In der Regel soll die PTA bei möglichst vielen<br />

Patienten mit einem Fontaine-Stadium von IIb, III<br />

oder IV durchgeführt werden. 92,87% der behandelten<br />

Patienten lagen innerhalb dieser Stadien. Es<br />

gab allerdings deutliche Unterschiede in den einzelnen<br />

Krankenhäusern. Die Spannweite reichte von<br />

54,5 bis 100,0%. 99 von insgesamt 324 Krankenhäusern<br />

haben den Referenzbereich von mindestens<br />

90% nicht erreicht. Die Gründe dafür sollen im<br />

Strukturierten Dialog geklärt werden.<br />

Postinterventionelle Komplikationen: Nach der<br />

Durchführung einer PTA können schwerwiegende<br />

behandlungsbedürftige Komplikationen auftreten,<br />

die möglichst selten sein sollen. In internationalen<br />

Untersuchungen wurden schwerwiegende<br />

Komplikationen bei 5,60% der Patienten nach PTA<br />

berichtet (TASC 2000). Diese Rate wird für die Bundesauswertung<br />

als Referenzwert verwendet: Der prozentuale<br />

Anteil der postoperativen Komplikationen<br />

nach PTA soll weniger als 5% betragen.<br />

Behandlungsbedürftige postinterventionelle Komplikationen<br />

wurden bei 3,53% der Patienten dokumentiert.<br />

Im Vergleich mit der empfohlenen Rate<br />

kann das Ergebnis als Ausdruck guter Versorgungsqualität<br />

gewertet werden. Die einzelnen Krankenhäuser<br />

berichten über verschieden hohe Komplikationsraten<br />

von 0,0 bis 17,6%. Die möglichen Ursachen<br />

hierfür sollen im Strukturierten Dialog mit<br />

112 von 342 Krankenhäusern untersucht werden,<br />

deren Ergebnisse außerhalb des Referenzbereichs<br />

von < 5% liegen.<br />

Postinterventionelle Rest-Stenose: Die Bestimmung<br />

der postinterventionellen Verengung der Gefäße,<br />

der Rest-Stenose, ist eine Erfolgskontrolle. Die vor<br />

der PTA gemessene Stenose soll nach der PTA möglichst<br />

geringgradig sein, also möglichst weit unterhalb<br />

von 30% des Gefäß8urchmessers. Dies kann<br />

für Patienten gefordert werden, bei denen eine PTA<br />

in den Etagen Becken oder Oberschenkel/Knie<br />

durchgeführt wurde. Für dieses <strong>Qualität</strong>sziel wurde<br />

eine Gesamtrate von 89,90% erreicht. Die Ergebnisse<br />

der einzelnen Krankenhäuser lagen zwischen<br />

27,7 und 100,0%. Da der Referenzbereich auf<br />

mindestens 90% festgelegt ist, soll mit den 123<br />

von 281 Krankenhäusern, die außerhalb dieses<br />

Referenzbereichs liegen, ein Strukturierter Dialog<br />

geführt werden.


Einleitung<br />

Eine Perkutane transluminale Angioplastie (PTA) ist<br />

ein Kathetereingriff an peripheren Arterien. Ziel ist<br />

die Aufdehnung von Verengungen und Verschlüssen<br />

mittels Ballonkatheter zur Verbesserung des Blutflusses.<br />

Zusätzlich zur Dehnung mittels Katheterballons<br />

werden auch Gefäßprothesen (Stents) und<br />

Gerinnsel auflösende Medikamente verwendet. Der<br />

Erfolg des Eingriffs wird durch Dopplerverschlussdruckmessungen<br />

an Armen und Beinen sowie durch<br />

Angiographie vor und nach der Intervention objektiviert.<br />

Für den Leistungsbereich PTA werden Eingriffe<br />

dokumentiert, die an den Beckenarterien und an<br />

den Beinarterien (Oberschenkel/Knie und Unterschenkel)<br />

vorgenommen werden.<br />

Mit der PTA wird die periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />

(pAVK) behandelt, die durch eine Unterbrechung<br />

des arteriellen Blutstromes infolge einengender<br />

Wandveränderungen und Verlegung des<br />

Gefäßdurchmessers charakterisiert ist. Schmerzen<br />

beim Gehen (Schaufensterkrankheit), nicht heilende<br />

Wunden an den Beinen und der Verlust der<br />

Gehfähigkeit durch Amputation sind Folgen dieser<br />

Krankheit. Gut belegte Risikofaktoren sind Rauchen,<br />

hohe Blutfettwerte, hoher Blutdruck und Diabetes<br />

mellitus.<br />

Für die Entwicklung und Bewertung der <strong>Qualität</strong>sziele<br />

konnte auf Empfehlungen zurückgegriffen werden,<br />

die sowohl aus deutschen wie auch aus internationalen<br />

Leitlinien stammen. Besondere Beachtung<br />

findet dabei das internationale Dokument TASC<br />

(Trans-Atlantic Inter-Society Consensus), das im<br />

Jahr 2000 unter der Beteiligung von vielen Fachgesellschaften<br />

herausgegeben wurde (TASC 2000).<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

Fontaine-Stadium<br />

Fontaine-Stadium bestimmt<br />

Fontaine-Stadium I<br />

Fontaine-Stadium IIa<br />

Fontaine-Stadium IIb<br />

Fontaine-Stadium III<br />

Fontaine-Stadium IV<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

Bei allen Patienten Bestimmung des Fontaine-Stadiums<br />

In der Regel Behandlung von möglichst vielen Patienten<br />

mit einem Fontaine-Stadium von IIb, III oder IV<br />

Möglichst oft Abstimmung der Indikation mit anderer<br />

Fachrichtung<br />

Häufige Überprüfung des Fontaine-Stadiums I, IIa<br />

oder IIb mit dem Laufband<br />

Immer gerinnungshemmende Medikation während<br />

der PTA<br />

Möglichst ausnahmslos präinterventionelle Messung<br />

des Dopplerverschlussdrucks und des systemischen<br />

Blutdrucks bei Patienten mit einem Fontaine-Stadium<br />

von I, IIa, IIb oder III<br />

Möglichst wenig Re-Interventionen auf einer Gefäßetage<br />

derselben Seite innerhalb von 12 Monaten<br />

Oft Stents bei PTA in der Beckenetage mit Beckenarterienverschluss<br />

und/oder mit erschwerten<br />

Bedingungen am Gefäß<br />

Immer Kontrolle des Ergebnisses postinterventionell<br />

durch Angiogramm mit Darstellung der peripheren<br />

Strombahn bei PTA in den Etagen Oberschenkel/Knie<br />

oder Unterschenkel<br />

Möglichst ausnahmslos postinterventionelle (bis fünf<br />

Tage) Messung des Dopplerverschlussdrucks und des<br />

systemischen Blutdrucks bei Patienten mit einem<br />

Fontaine-Stadium von I, IIa, IIb oder III<br />

Häufiger Nachweis einer Verbesserung des Knöchel-<br />

Arm-Index der behandelten Seite(n) bei Patienten mit<br />

einem Fontaine-Stadium von I, IIa oder IIb<br />

Selten behandlungsbedürftige postinterventionelle<br />

Komplikationen<br />

Hoher Anteil einer geringgradigen (unterhalb von<br />

30%) postinterventionellen Rest-Stenose bei<br />

Patienten mit einer PTA in den Etagen Oberschenkel/<br />

Knie oder Becken<br />

Anzahl Anteil<br />

41.465<br />

1<br />

185<br />

8.409<br />

26.889<br />

5.981<br />

26.587<br />

14.900<br />

38.305<br />

243<br />

2.489<br />

23.593<br />

4.424<br />

7.556<br />

100%<br />

0,00%<br />

0,45%<br />

20,28%<br />

64,85%<br />

14,42%<br />

64,08%<br />

35,91%<br />

100%<br />

0,63%<br />

6,50%<br />

61,59%<br />

11,55%<br />

19,73%<br />

278


279<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

113 %<br />

113%<br />

111%<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

41.487 Datensätze aus 503 Krankenhäusern übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Perkutane transluminale<br />

Angioplastie (PTA) konnten im Jahr 2003<br />

in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />

noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />

Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />

senden. Es liegen in diesem Format 6.324 Datensätze<br />

aus 308 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 35.163 Datensätze<br />

aus 482 Krankenhäusern.<br />

Da der Datensatz weitgehend stabil belassen wurde,<br />

ließen sich die meisten Datenfelder des alten<br />

und neuen Datensatzformates ohne Informationsverlust<br />

aufeinander beziehen. Bei der Darstellung<br />

von zwei <strong>Qualität</strong>sindikatoren war dies nicht mög-<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

6.324<br />

308<br />

6.0<br />

35.163<br />

482<br />

41.487<br />

503<br />

Erwartet<br />

44.362<br />

497<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

94%<br />

101%<br />

2002<br />

52%<br />

66%<br />

lich. In diesen Fällen wurde jeweils getrennt nach<br />

den beiden Formaten ausgewertet.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />

über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des Leistungsbereichs<br />

Perkutane transluminale Angioplastie<br />

(PTA) über alle Bundesländer hat sich gegenüber<br />

dem Vorjahr stark verbessert und lag insgesamt<br />

bei 94%. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />

im zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />

der Krankenhäuser ist sehr gut. Sie lag bei<br />

101%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert stark und weist, bis auf ein Bundesland,<br />

welches lediglich 5% der erwarteten Daten geliefert<br />

hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine hohe<br />

Spannweite von 40 bis 113% auf.<br />

Die Deutsche Röntgengesellschaft führt seit dem<br />

Jahr 1998 freiwillige Erhebungen im Rahmen der<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung durch. Im Jahr 2003 wurden von<br />

45 Instituten 20.728 Interventionen dokumentiert<br />

(AGIR 2003). Im Unterschied zum <strong>BQS</strong>-Verfahren<br />

wurden sowohl stationäre als auch ambulante Eingriffe<br />

dokumentiert. Zusätzlich wurden auch Interventionen<br />

an folgenden Gefäßen erfasst, die im<br />

<strong>BQS</strong>-Verfahren nicht in die Dokumentation einbezogen<br />

sind: Arteria renalis, Dialyse-Shunt, Aorta abdominalis,<br />

Arteria carotis interna, Arteria subclavia.<br />

Aufgrund dieser methodischen Unterschiede ist ein<br />

Vergleich der Gesamtraten beider Verfahren nicht<br />

begründet.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

In der Regel Behandlung von möglichst vielen Patienten<br />

mit einem Fontaine-Stadium von IIb, III<br />

oder IV<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Für die Indikationsstellung und die Planung des<br />

therapeutischen Vorgehens ist die Kenntnis des<br />

klinisch definierten Stadiums wichtig. Die Einteilung<br />

der Erkrankungsschwere in Stadien erfolgt in der<br />

Klassifikation nach Fontaine. Diese Bestimmung wird<br />

vor jeder PTA als diagnostisches Standardkriterium<br />

gefordert (DGG 1997 Becken, DGG 1997 Oberschenkel,<br />

DGG 1997 Knie, DGG 1997 Unterschenkel).<br />

Es besteht für Patienten mit peripherer arterieller<br />

Verschlusskrankheit eine Indikation zur PTA, wenn<br />

ein Fontaine-Stadium IIb, III oder IV bestimmt<br />

wurde.<br />

Bei einem Fontaine-Stadium III oder IV besteht eine<br />

absolute Indikation zur Therapie. Das Fontaine-Stadium<br />

II gilt als relative Anzeige, da primär konservatives<br />

Vorgehen empfohlen ist. Für kürzere Gehstrecken<br />

(Fontaine-Stadium IIb) kann insbesondere<br />

bei Vorliegen von weiteren Faktoren das therapeutische<br />

Vorgehen gerechtfertigt sein.<br />

Das Fontaine-Stadium IIa kann in Ausnahmefällen<br />

eine Indikation darstellen, insbesondere, wenn die<br />

Gehstrecke nicht als alleiniges Entscheidungskriterium<br />

herangezogen oder eine konservative Behandlung<br />

nicht durchgeführt werden kann (Beispiele:<br />

Re-Stenose, koronare Herzkrankheiten, chronischobstruktive<br />

Lungenkrankheiten, Claudicatio spinalis,<br />

Koxarthrose).<br />

Das Fontaine-Stadium I stellt keine Indikation zur<br />

PTA dar, eine konservative Behandlung ist vorrangig.<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Indikation nach Fontaine-Stadium<br />

Fontaine-Klassifikation der peripheren arteriellen<br />

Verschlusskrankheit<br />

(modifiziert nach Cetin & Baumgartner 2004)<br />

Stadium<br />

Stadium I<br />

Stadium IIa<br />

Stadium IIb<br />

Stadium III<br />

Stadium IV<br />

Klinische Beschreibung<br />

Nachgewiesene Stenose oder Verschluss, eventuell fehlende<br />

Pulse, keine Symptome des Patienten<br />

Claudicatio intermittens, schmerzfreie Gehstrecke 200 Meter und<br />

darüber<br />

Claudicatio intermittens, schmerzfreie Gehstrecke unter 200 Meter<br />

Ruheschmerzen<br />

Ulkus/Nekrose/Gangrän<br />

280


281<br />

Ergebnisse<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Indikation nach Fontaine-Stadium<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: PTA bei Patienten mit bestimmtem<br />

Fontaine-Stadium<br />

Zähler: PTA bei Fontaine-Stadium IIb und höher<br />

Erläuterung der Rechenregel: Werden mehrere PTA<br />

bei einem Patienten durchgeführt, so wird jede PTA<br />

einzeln gezählt.<br />

Anteil von PTA bei Patienten mit Fontaine-Stadium IIb und höher an allen PTA bei<br />

Patienten mit bestimmtem Fontaine-Stadium<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Fontaine-Stadium II b und höher<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

92,87%<br />

92,61 - 93,12%<br />

38.305<br />

94,5%<br />

54,5% - 100,0%<br />

324 von 503<br />

≥ 90%<br />

99 von 324<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 503 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

169 Krankenhäuser<br />

10 Krankenhäuser<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Der Anteil Patienten,<br />

bei denen das Fontaine-Stadium bestimmt<br />

wurde, soll an allen Patienten mit PTA mindestens<br />

90% betragen. Für Patienten mit peripher arterieller<br />

Verschlusskrankheit besteht eine Indikation zur<br />

PTA, wenn ein Fontaine-Stadium IIb, III oder IV bestimmt<br />

wurde. Daher sollte der Anteil dieser Patienten<br />

möglichst hoch sein. Eine höhere Referenzgrenze<br />

ist nicht sinnvoll, weil das Fontaine-Stadium IIa in<br />

Ausnahmefällen auch eine Indikation darstellen<br />

kann.<br />

Bewertung<br />

Für dieses <strong>Qualität</strong>sziel wurde – bezogen auf die Patienten,<br />

bei denen das Fontaine-Stadium bestimmt<br />

wurde – eine Gesamtrate von 92,87% erreicht.<br />

Diese Rate ist als Ausdruck einer guten Versorgungsqualität<br />

mit Blick auf die Indikationsstellung zu werten.<br />

Auffällig ist die hohe Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

von 54,5 bis 100,0%. 324 Krankenhäuser<br />

haben mindestens 20 Fälle in dieser Grundgesamtheit.<br />

Davon erreichen 99 Krankenhäuser nicht<br />

den Referenzbereich, da weniger als 90% ihrer Patienten<br />

ein Fontaine-Stadium von IIb oder höher<br />

haben. Diese Krankenhäuser sollen im Strukturierten<br />

Dialog um eine Stellungnahme gebeten werden.<br />

169 Krankenhäuser haben weniger als 20 Fälle in<br />

dieser Grundgesamtheit. Davon erreichen 58 Krankenhäuser<br />

nicht den Referenzbereich. Auch diese<br />

Krankenhäuser sollen im Strukturierten Dialog um<br />

eine Stellungnahme gebeten werden.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten behandlungsbedürftige postinterventionelle<br />

Komplikationen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Nach der Durchführung einer PTA können schwerwiegende,<br />

behandlungsbedürftige Komplikationen<br />

auftreten, die möglichst selten auftreten sollen:<br />

• Transfusionspflichtige Blutung am Zugang<br />

• Perforation<br />

• Verschluss, lokal<br />

• Dissektion (Aufspaltungen der Arterienwand<br />

• infolge Innenwandschaden)<br />

• Periphere Komplikationen (zum Beispiel<br />

• Embolie)<br />

In internationalen Untersuchungen wurden schwerwiegende<br />

Komplikationen bei 5,60% der Patienten<br />

nach PTA berichtet (TASC 2000). Diese Rate wird für<br />

die Bundesauswertung als Referenzwert verwendet:<br />

Der prozentuale Anteil der postoperativen Komplikationen<br />

nach PTA soll weniger als 5% betragen.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle PTA<br />

Zähler: PTA bei Patienten mit behandlungsbedürftiger(n)<br />

postinterventioneller(n) Komplikation(en)<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: < 5%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: In internationalen<br />

Untersuchungen wurden schwerwiegende Komplikationen<br />

bei 5,60% der Patienten nach PTA beschrieben<br />

(TASC 2000). Daher soll der Anteil der Datensätze,<br />

in denen eine oder mehrere der oben<br />

genannten Komplikationen dokumentiert wurden, an<br />

allen Patienten mit PTA einen Prozentanteil von<br />

weniger als 5% betragen. Ein Ergebnis außerhalb<br />

des Referenzbereiches von < 5% bedeutet nicht automatisch,<br />

dass in den betroffenen Krankenhäusern<br />

eine schlechte Versorgungsqualität vorliegt. Die<br />

Komplikationsrate ist vom Patientenprofil des Krankenhauses<br />

abhängig. Diese Risikosituation muss bei<br />

einer Beurteilung in differenzierter Weise berücksichtigt<br />

werden.<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Postinterventionelle Komplikationen<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit mindestens einer behandlungsbedürftigen postinterventionellen<br />

Komplikation an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Postinterventionelle Komplikationen<br />

Prozent<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40 %<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

3,53%<br />

3,36 - 3,71%<br />

41.487<br />

3,3%<br />

0,0 - 17,6%<br />

342 von 503<br />

< 5%<br />

112 von 342<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 503 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

161 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

282


283<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Postinterventionelle Komplikationen<br />

Bewertung<br />

Für dieses <strong>Qualität</strong>sziel wurde – bezogen auf alle<br />

Patienten, bei denen eine PTA vorgenommen wurde<br />

– eine Gesamtrate von 3,53% erreicht. Im Vergleich<br />

mit einer in der internationalen Literatur veröffentlichten<br />

Komplikationsrate von 5,6% (TASC 2000)<br />

kann die Komplikationsrate von 3,53% als Ausdruck<br />

guter Versorgungsqualität gewertet werden.<br />

Auffällig ist die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

von 0,0% bis 17,6%. 342 Krankenhäuser<br />

haben mindestens 20 Fälle in dieser Grundgesamtheit.<br />

Die verschiedenen möglichen Ursachen hierfür<br />

sollen im Rahmen des Strukturierten Dialogs mit<br />

denjenigen Krankenhäusern geklärt werden, deren<br />

Ergebnisse außerhalb des Referenzbereichs von<br />

< 5% liegen.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Postinterventionelle Rest-Stenose mit einem Grad<br />

von unter 30% bei Patienten mit einer PTA in den<br />

Etagen Becken oder Oberschenkel/Knie<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die Bestimmung der postinterventionellen Rest-<br />

Stenose ist eine Erfolgskontrolle. Die Durchführung<br />

erfolgt durch eine angiographisch-röntgenmorphometrische<br />

semiquantitative Erfassung des Stenosegrades<br />

vor und direkt nach der Behandlung. Die vor<br />

der PTA gemessene Stenose soll nach der PTA möglichst<br />

geringgradig sein, also möglichst weit unterhalb<br />

von 30% des Gefäßdurchmessers. Dies kann<br />

für Patienten gefordert werden, bei denen eine PTA<br />

in den Etagen Becken oder Oberschenkel/Knie<br />

durchgeführt wurde (DGG 1997 Becken, DGG 1997<br />

Oberschenkel, DGG 1997 Knie). Die Verengungen in<br />

der Unterschenkeletage sind häufig langstreckig und<br />

werden daher nicht gemeinsam mit den Verengungen<br />

der höher gelegenen Etagen betrachtet.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: PTA in der Oberschenkel- oder<br />

Beckenetage mit dokumentiertem postinterventionellem<br />

Grad der Rest-Stenose der behandelten Seite<br />

und Etage<br />

Zähler: PTA mit einer Rest-Stenose mindestens einer<br />

behandelten Seite und Etage von ≤ 30% des Gefäßdurchmessers<br />

Erläuterung der Rechenregel: Werden mehrere PTA<br />

bei einem Patienten durchgeführt, so wird jede PTA<br />

einzeln gezählt.<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Postinterventionelle Rest-Stenose<br />

PTA der Oberschenkel-/Knie-Etage<br />

PTA der Beckenetage<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die postinterventionell<br />

gemessene Rest-Stenose soll möglichst geringgradig<br />

und möglichst weit unterhalb von 30%<br />

des Gefäßdurchmessers sein. Dies kann für die<br />

überwiegende Mehrheit der Patienten gefordert<br />

werden, bei denen eine PTA in den Etagen Becken<br />

(DGG 1997 Becken) oder Oberschenkel/Knie (DGG<br />

1997 Oberschenkel, DGG 1997 Knie) durchgeführt<br />

wurde.<br />

PTA mit einer Rest-Stenose mindestens einer<br />

behandelten Seite und Etage von < 30% des<br />

Gefäßdurchmessers<br />

86,87%<br />

94,07%<br />

284


285<br />

Ergebnisse<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Postinterventionelle Rest-Stenose<br />

Anteil von PTA mit postinterventionellem Grad der Rest-Stenose < 30% an allen PTA<br />

in der Oberschenkel- oder Beckenetage mit dokumentiertem Grad der Rest-Stenose<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Rest-Stenose ≤ 30%<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

89,90%<br />

89,56 - 90,23%<br />

31.774<br />

91,1%<br />

27,7 - 100%<br />

281 von 503<br />

≥ 90%<br />

123 von 281<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 503 Krankenhäusern mit<br />

1 bis 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

174 Krankenhäuser<br />

48 Krankenhäuser<br />

Bewertung<br />

Für das <strong>Qualität</strong>sziel wurde – bezogen auf die Patienten,<br />

bei denen eine PTA in der Oberschenkel-/<br />

Knie-Etage oder Beckenetage vorgenommen und<br />

der postinterventionelle Grad der Rest-Stenose der<br />

behandelten Seite und Etage dokumentiert wurde –<br />

eine Gesamtrate von 89,90% erreicht. Diese Rate<br />

ist als Ausdruck einer guten Versorgungsqualität mit<br />

Blick auf die Ergebnisqualität zu werten.<br />

Eine differenzierte Betrachtung nach der Beckenetage<br />

einerseits und der Oberschenkel-/Knie-Etage<br />

andererseits ist sinnvoll, da für die Beckenetage<br />

eine höhere Messgenauigkeit angenommen wird als<br />

für die Oberschenkel-/Knie-Etage. Für die Beckenetage<br />

wurde eine Gesamtrate von 94,07% erreicht,<br />

während in der Oberschenkel-/Knie-Etage die Gesamtrate<br />

bei 86,87% lag. Diese Werte entsprechen<br />

der Erwartung. Die Messungenauigkeit in der Oberschenkel-/Knie-Etage<br />

ist höher als in der Beckenetage.<br />

Dies kann zu einer Überschätzung des Rest-<br />

Stenosegrades führen. Darüber hinaus besteht in<br />

der Oberschenkel-/Knie-Etage häufiger eine andere<br />

klinische Situation (Beispiel: Vorkommen von längeren<br />

Stenosen). Ein niedriger Rest-Stenosegrad ist<br />

somit in der Oberschenkel-/Knie-Etage schwieriger<br />

zu erreichen. Daher will die Fachgruppe diese differenzierte<br />

Darstellung mit getrennten Referenzbereichen<br />

für die Zukunft in Erwägung ziehen.<br />

Auffällig ist die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

von 27,7 bis 100,0%. Die 123 außerhalb des<br />

Referenzbereichs von ≥ 90% liegenden Krankenhäuser<br />

von insgesamt 281 Krankenhäusern sollen<br />

angesprochen werden, um die verschiedenen<br />

Ursachen hierfür klären zu können.


Ausblick<br />

Der Leistungsbereich PTA bildet einen Teil der Eingriffe<br />

zur Behandlung der peripheren arteriellen<br />

Verschlusskrankheit ab. Eine Erweiterung der Betrachtung<br />

auf offen-chirurgische Eingriffe und die Einbeziehung<br />

einer Verlaufsbeobachtung ist Voraussetzung<br />

für eine umfassende Bewertung des<br />

Behandlungsergebnisses. Weil diese Voraussetzungen<br />

derzeit nicht bestehen, wurde die<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Dokumentationsverpflichtung für diesen Leistungsbereich<br />

ab dem Verfahrensjahr 2004 ausgesetzt, bis<br />

eine sektorübergreifende <strong>Qualität</strong>sdarstellung möglich<br />

ist. Mittelfristig sollte eine diagnoseorientierte<br />

<strong>Qualität</strong>sdarstellung unter Einbeziehung anderer<br />

Behandlungsverfahren sowohl konservativer als<br />

auch operativer Art angestrebt werden.<br />

286


287<br />

Perkutane transluminale Angioplastie (PTA)<br />

Literatur<br />

Arbeitsgemeinschaft Gefäßerkrankung und interventionelle<br />

Radiologie (AGIR) der Deutschen<br />

Röntgengesellschaft (DRG).<br />

AGIR Auswertung 2003.<br />

www.drg-agir.de/AGIRAuswertung2003.pdf.<br />

(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />

Cetin C, Baumgartner I.<br />

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK).<br />

Schweiz Med Forum.<br />

2004; 4: 216-23.<br />

www.medicalforum.ch/pdf_d/2004/2004-09/<br />

2004-09-361.PDF. (Recherchedatum: 02.06.2004)<br />

DGA Deutsche Gesellschaft für Angiologie,<br />

Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.<br />

Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der arteriellen<br />

Verschlusskrankheit der Becken-Beinarterien<br />

Stand Juli 2001.<br />

VASA. 2001; 30 Suppl 57: S1-19.<br />

www.dgangiol.de/dgall2.pdf.<br />

(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />

DGG Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.<br />

Leitlinie zu Bauchaorten- und Beckenarterienverschlüssen<br />

1997 (Leitlinie zur Diagnostik und<br />

Therapie von Stenosen und Verschlüssen der<br />

infrarenalen Aorta und der Beckenarterien).<br />

www.uni-duesseldorf.de/AWMF.<br />

(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />

DGG Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.<br />

Leitlinie zu Oberschenkelarterienverschlüssen<br />

1997 (Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von<br />

Stenosen und Verschlüssen der Arteria femoralis<br />

superficialis und profunda femoris).<br />

www.uni-duesseldorf.de/AWMF.<br />

(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />

DGG Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.<br />

Leitlinie zum Popliteaverschluss 1997<br />

(Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von<br />

Stenosen und Verschlüssen der Arteria poplitea).<br />

www.uni-duesseldorf.de/AWMF/. (Recherchedatum:<br />

02.06.2004)<br />

DGG Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie.<br />

Leitlinie zu Stenosen und Verschlüssen der<br />

Unterschenkelarterien 1997 (Leitlinie zur<br />

Diagnostik und Therapie von chronischen<br />

Stenosen und Verschlüssen der Arteria tibialis,<br />

anterior, posterior und peronea).<br />

www.uni-duesseldorf.de/AWMF.<br />

(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />

Roth FJ, Bochmann C.<br />

Angioplastie und lokale Fibrinolyse bei der peripheren<br />

arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK).<br />

In: Heuser L. Standards zur Durchführung minimal<br />

invasiver bildgesteuerter Eingriffe.<br />

www.drg-agir.de/Standards.pdf.<br />

(Recherchedatum: 02.06.2004)<br />

TASC Working Group.<br />

Management of peripheral arterial disease (PAD).<br />

TransAtlantic Inter-Society Consensus (TASC).<br />

www.tasc-pad.org/. (Recherchedatum: 02.06.2004)


288<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Andrea Trümner<br />

Burkhard Fischer<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Pflege<br />

Angela Dick<br />

Bremen<br />

Prof. Dr. Astrid Elsbernd<br />

Esslingen<br />

Käthe Harms<br />

Ludwigshafen<br />

Hans-Dieter Hübinger<br />

Worms<br />

Elsbeth Kosthorst<br />

Essen<br />

Ulrike Reus<br />

Münster<br />

Daniela Riese<br />

Siegburg<br />

Prof. Dr. Doris Schiemann<br />

Osnabrück<br />

Hans-Joachim Standke<br />

Berlin<br />

Stand: Juni 2004<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Heinz Fürst<br />

Offenbach<br />

Prof. Dr. Eva-Maria Panfil<br />

Frankfurt/Main<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 26<br />

Pflege<br />

Zusammenfassung<br />

Ein Dekubitus (Druckgeschwür durch Wundliegen)<br />

ist eine durch länger anhaltenden Druck entstandene<br />

Wunde der Haut und des darunter liegenden<br />

Gewebes. Ein Dekubitus stellt immer eine schwerwiegende<br />

Komplikation dar.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden drei <strong>Qualität</strong>sziele aus den beiden pflegerischen<br />

Teildatensätzen ausgewählt, die in den<br />

orthopädisch-unfallchirurgischen Leistungsbereichen<br />

„Hüftgelenknahe Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />

Frakturen)“ und „Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose“<br />

integriert waren.<br />

Diese drei <strong>Qualität</strong>sziele befassten sich mit der<br />

Prozess- und Ergebnisqualität der Dekubitusprophylaxe<br />

(Vorbeugung von Dekubitalgeschwüren).<br />

Zu diesem Thema liegt seit dem Jahr 2000 ein evi-<br />

denzbasierter Expertenstandard des Deutschen Netzwerks<br />

für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der Pflege vor.<br />

Die Dekubitusinzidenz (Rate der während des Krankenhausaufenthaltes<br />

neu auftretenden Dekubitalgeschwüre)<br />

ist ein international verwendeter Indikator<br />

für Pflegequalität. Im Leistungsbereich „Pflege<br />

bei hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />

Frakturen)“ werden zumeist sehr alte Patienten<br />

erfasst, die aufgrund ihrer Immobilität sowie durch<br />

Schmerz und Trauma in besonderem Maße gefährdet<br />

sind, einen Dekubitus zu entwickeln. Die Rate<br />

neu aufgetretener höhergradiger Dekubitalulzera<br />

(Grade 2 bis 4) lag bei 4,00%. Raten aus nationalen<br />

und internationalen Erhebungen zeigen eine hohe<br />

Variationsbreite, so dass der Vergleich schwierig ist.<br />

Die Fachgruppe Pflege bewertet die Rate als insgesamt<br />

vertretbar. Allerdings zeigt sich eine hohe<br />

Spannweite von 0,0 bis 16,7% für Krankenhäuser<br />

mit mindestens 20 Fällen. Die Fachgruppe hat als<br />

Referenzbereich die 80%-Perzentile festgelegt.<br />

Krankenhäuser, bei denen bei mehr als 8,6%<br />

(≥ 80%-Perzentile) ihrer Patienten ein Dekubitus<br />

mindestens des Grades 2 während des stationären<br />

Aufenthalts neu aufgetreten ist, sind auffällig. 32<br />

von 162 Krankenhäusern mindestens als 20 Fällen<br />

in der Grundgesamtheit liegen außerhalb des Referenzbereichs.<br />

Mit diesen Krankenhäusern soll im<br />

Strukturierten Dialog eine Ursachenanalyse erfolgen.<br />

Im Leistungsbereich „Pflege bei Totalendoprothese<br />

(TEP) bei Koxarthrose“ werden ebenfalls Patienten<br />

erfasst, die ein hohes Gefährdungspotenzial für<br />

einen Dekubitus aufweisen. Für diese Patienten<br />

beträgt die Rate der Dekubitusinzidenz für Ulzera<br />

der Grade 2 bis 4 0,89%. Die Fachgruppe wertet<br />

diese Rate als Ausdruck guter Versorgungsqualität.<br />

Die Spannweite von 0,0 bis 11,5% für die Kranken-<br />

häuser mit mehr als 20 Fällen zeigt erhebliche<br />

Unterschiede der Ergebnisqualität. Die obere Grenze<br />

des Referenzbereichs liegt bei 1,7% ( 80%-Per-<br />

zentile). 43 von 218 Krankenhäusern mit einer Fall-<br />

zahl von mindestens 20 Fällen liegen außerhalb<br />

des Referenzbereichs.<br />

Wie die Ergebnisse im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />

zeigen, handelt es sich bei der Dekubitusprophylaxe<br />

um einen relevanten Versorgungsbereich, für den<br />

<strong>Qualität</strong>sunterschiede zwischen Krankenhäusern<br />

<strong>sichtbar</strong> wurden.<br />

Im Jahr 2004 konzentriert sich die <strong>Qualität</strong>sdar-<br />

stellung für die Pflege ausschließlich auf die Ergebnisqualität<br />

der Dekubitusprophylaxe. Der Teildatensatz<br />

Pflege wurde dazu in fünf orthopädisch-unfallchirurgische<br />

und drei herzchirurgische Leistungsbereiche<br />

integriert.


Einleitung<br />

Für Daten aus pflegerischen Teildatensätzen lagen<br />

im Jahr 2003 zum zweiten Mal Auswertungsergebnisse<br />

vor. Die Teildatensätze waren dem urologischen<br />

Leistungsbereich „Prostataresektion“ und<br />

den beiden orthopädisch-unfallchirurgischen Leistungsbereichen<br />

„Hüftgelenknahe Femurfraktur (ohne<br />

subtrochantäre Frakturen)“ und „Totalendoprothese<br />

(TEP) bei Koxarthrose“ angeschlossen. Die<br />

Datensätze waren im Vergleich zum Vorjahr geringfügig<br />

verändert. Neben den Abfragen zum Pflegeprozess,<br />

der Einstufung in Pflegestufen nach der<br />

Systematik der PPR (Pflegepersonalregelung) und<br />

der Durchführung von Pflegemaßnahmen waren<br />

für die orthopädisch-unfallchirurgischen Leistungsbereiche<br />

die Datenfelder zur Dekubitusprophylaxe<br />

präzisiert.<br />

Die Bewertung konzentriert sich auf die Indikatoren<br />

zur Dekubitusprophylaxe. Die Risikoerfassung, das<br />

Neu-Auftreten eines Dekubitus während des stationären<br />

Aufenthaltes (Dekubitusinzidenz) und die Veränderung<br />

des Dekubitusstatus bei Patienten, die<br />

mit einem Dekubitus aufgenommen werden, stehen<br />

im Mittelpunkt der vorliegenden Auswertung.<br />

Ein Dekubitus (Druckgeschwür durch Wundliegen)<br />

ist eine durch länger anhaltenden Druck entstandene<br />

Wunde der Haut und des darunter liegenden<br />

Gewebes. Ein Dekubitus stellt immer eine schwerwiegende<br />

Komplikation dar, die im Zusammenhang<br />

mit einer schweren Erkrankung, langer Immobilität<br />

oder Bewusstseinseinschränkung eines Patienten<br />

entstehen kann. Ein betroffener Patient leidet aufgrund<br />

der Wunde an starken Schmerzen und ist oft<br />

über Monate pflegebedürftig. Im nationalen Expertenstandard<br />

„Dekubitusprophylaxe in der Pflege“<br />

wird ausgedrückt, dass die Vorbeugung eines Dekubitus,<br />

die Dekubitusprophylaxe, zu den originären<br />

Betätigungsfeldern der Pflege gehört (DNQP 2004).<br />

Auch aus medizinischer, ethischer und ökonomischer<br />

Perspektive muss es das zentrale Anliegen sein,<br />

Druckgeschwüre konsequent durch erfolgreiche und<br />

kooperativ erbrachte Vorbeugemaßnahmen zu verhindern<br />

(Robert Koch-Institut 2002).<br />

Pflege<br />

Schätzungen zufolge entwickeln jedes Jahr weit über<br />

400.000 Menschen in Deutschland einen Dekubitus<br />

(Robert Koch-Institut 2002). Die Inzidenzraten<br />

(Raten der Neuerkrankungen) variieren in Abhängigkeit<br />

zu dem Versorgungssektor bzw. der Krankenhausabteilung,<br />

z.B. 7 bis 38% in der Akutpflege<br />

und 7 bis 23,9% in der Langzeitpflege (National<br />

Pressure Ulcer Advisory Panel et al. 2001).<br />

Leffmann (2004) hingegen gibt weit niedrigere<br />

Raten an. Bezogen auf alle Krankenhäuser in Hamburg<br />

ließ sich in den Jahren 1998 bis 2003 eine<br />

Rate von 0,9 bis 1,5% identifizieren.<br />

Die beiden Teildatensätze aus den orthopädischunfallchirurgischen<br />

Leistungsbereichen „Pflege bei<br />

hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />

Frakturen)“ und „Pflege bei Totalendoprothese (TEP)<br />

bei Koxarthrose“ waren für die Krankenhäuser im<br />

Jahr 2003 verpflichtend zu dokumentieren. Es wurden<br />

jedoch keine Abschläge wirksam, wenn der<br />

medizinische Datensatz ohne den pflegerischen<br />

Teildatensatz übermittelt wurde.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

„Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />

Frakturen)“ und „Pflege bei Totalendoprothese<br />

(TEP) bei Koxarthrose“<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Immer schriftliche Erhebung der Pflegeanamnese<br />

Immer schriftliche Pflegeziele formuliert<br />

Immer schriftliche Planung der Pflegemaßnahmen<br />

Immer schriftliche Bewertung der Pflegeergebnisse<br />

Oftgezielte Mobilisation durch Pflegekraft<br />

Immer Risikoeinschätzung für Dekubitus innerhalb<br />

der ersten 24 Stunden der pflegerischen Versorgung<br />

Möglichstwenig Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen<br />

wurden, werden mitDekubitus entlassen.<br />

Hohe Rate an Patienten, die mit Dekubitus aufgenommen<br />

und ohne Dekubitus entlassen wurden<br />

Häufig Erhaltoder Verbesserung der PPR Pflegestufe A<br />

im Vergleich Entlassung zur Aufnahme<br />

Häufig Erhaltoder Verbesserung der PPR Pflegestufe S<br />

im Vergleich Entlassung zur Aufnahme<br />

„Pflege bei Prostataresektion“<br />

Immer schriftliche Erhebung der Pflegeanamnese<br />

Immer schriftliche Pflegeziele formuliert<br />

Immer schriftliche Planung der Pflegemaßnahmen<br />

Immer schriftliche Bewertung der Pflegeergebnisse<br />

Immer präoperative Genitalhygiene<br />

Immer gezielte Mobilisation durch Pflegekraft<br />

Häufig Erhaltoder Verbesserung der PPR Pflegestufe A<br />

im Vergleich Entlassung zur Aufnahme<br />

Häufig Erhaltoder Verbesserung der PPR Pflegestufe S<br />

im Vergleich Entlassung zur Aufnahme<br />

289


290<br />

Pflege<br />

Basisstatistik „Pflege bei hüftgelenknaher<br />

Femurfraktur (ohne subtrochantäre Frakturen)“<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mitgültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patientmitleichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patientmitschwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patientmitinaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

8.777<br />

20<br />

75<br />

467<br />

3.140<br />

3.586<br />

1.489<br />

2.151<br />

6.626<br />

326<br />

2.204<br />

5.389<br />

808<br />

Basisstatistik „Pflege bei Totalendoprothese (TEP)<br />

bei Koxarthrose“<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mitgültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patientmitleichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patientmitschwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patientmitinaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

50<br />

100,00%<br />

0,23%<br />

0,85%<br />

5,32%<br />

35,77%<br />

40,86%<br />

16,96%<br />

24,51%<br />

75,49%<br />

3,71<br />

25,11<br />

61,40<br />

9,21<br />

0,57<br />

Anzahl Anteil<br />

20.846<br />

3<br />

260<br />

3.607<br />

14.607<br />

2.274<br />

95<br />

8.182<br />

12.666<br />

2.313<br />

12.565<br />

5.830<br />

136<br />

4<br />

99,99%<br />

0,01%<br />

1,25%<br />

17,30%<br />

70,07%<br />

10,91%<br />

0,46%<br />

39,25%<br />

60,75%<br />

11,10%<br />

60,27%<br />

27,96%<br />

0,65%<br />

0,02%<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong> für<br />

die Leistungsbereiche Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

(ohne subtrochantäre Frakturen), Totalendoprothese<br />

(TEP) bei Koxarthrose und Prostataresektion insgesamt<br />

229.517 Datensätze aus 1.311 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Unter diesen Datensätzen befanden sich insgesamt<br />

55.315 Teildatensätze Pflege aus 632 Krankenhäusern.<br />

Ebenso wie die Datensätze der medizinischen<br />

Dokumentationen wurden die Teildatensätze<br />

Pflege im Jahr 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />

dokumentiert. Im ersten Halbjahr 2003<br />

war es möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />

Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />

senden. Es liegen in diesem Format 11.676 Teildatensätze<br />

Pflege aus 411 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde<br />

jedoch im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />

43.639 Teildatensätze Pflege aus 564 Krankenhäusern.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die Datenfelder<br />

des alten und neuen Datensatzformates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen werden<br />

konnten.


Die Vollständigkeit der dokumentierten Teildatensätze<br />

Pflege wurde auf Basis der Anzahl dokumentierter<br />

Datensätze der medizinischen Dokumentationen<br />

berechnet. Ziel war eine vollständige Dokumentation,<br />

d.h. jeder Datensatz sollte mit dem entsprechenden<br />

Teildatensatz Pflege gesendet werden<br />

(Vollständigkeit = 100%).<br />

Insgesamt wurden in der Pflege für die Leistungsbereiche<br />

Prostataresektion 17.747 Teildatensätze<br />

(aus 196 Krankenhäusern), Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

(ohne subtrochantäre Frakturen) 11.180 Teildatensätze<br />

(aus 529 Krankenhäusern) und Totalendoprothese<br />

(TEP) bei Koxarthrose 26.388 Teildatensätze<br />

(aus 487 Krankenhäusern) geliefert.<br />

Betrachtet über alle Leistungsbereiche, die einen<br />

Teildatensatz Pflege aufweisen (Pflege bei hüftgelenknaher<br />

Femurfraktur (ohne subtrochantäre Frakturen),<br />

Pflege bei Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

und Pflege bei Prostataresektion), lag die<br />

Vollständigkeit dieser gelieferten Teildatensätze bei<br />

24% bezüglich der Dokumentation und bei 48%<br />

bezüglich der teilnehmenden Krankenhäuser. Damit<br />

wurde gegenüber dem Vorjahr eine leichte Steigerung<br />

erzielt. Allerdings ist dieser Wert für einen<br />

Leistungsbereich im zweiten Jahr der bundesweiten<br />

Einführung als verbesserungsfähig zu betrachten.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bezogen auf das<br />

Verhältnis von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen<br />

eine Spannweite von 0 bis 45% auf, wobei<br />

ein Bundesland keine Daten geliefert hat und drei<br />

Bundesländer lediglich eine Vollständigkeit von<br />

2 bis 9% aufweisen.<br />

Pflege<br />

Basisstatistik „Pflege bei Prostataresektion“<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mitgültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 40<br />

40 – 59<br />

60 – 79<br />

80 – 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patientmitleichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patientmitschwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patientmitinaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

5.0.1<br />

11.676<br />

411<br />

Bundesländer Gesamt<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

6.0<br />

43.639<br />

564<br />

55.315<br />

632<br />

Erwartet<br />

229.517<br />

1.311<br />

Anzahl Anteil<br />

14.012<br />

4<br />

1.074<br />

11.090<br />

1.717<br />

127<br />

14.012<br />

0<br />

1.523<br />

7.756<br />

4.527<br />

200<br />

8<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

24%<br />

48%<br />

99,99%<br />

0,03%<br />

7,66%<br />

79,15%<br />

12,25%<br />

0,91%<br />

100,00%<br />

0,00%<br />

10,87%<br />

55,34%<br />

32,30%<br />

1,43%<br />

0,06%<br />

2002<br />

18%<br />

39%<br />

291


292<br />

Ergebnisse<br />

Pflege<br />

Risikoeinschätzung für Dekubitus<br />

Anteil von Patienten mit Risikoeinschätzung an allen Patienten der Grundgesamtheit<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Dekubitusrisiko eingeschätzt<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

73,09%<br />

72,58 - 73,60%<br />

29.625<br />

80,5%<br />

0,0 - 100,0%<br />

310 von 564<br />

= 100%<br />

278 von 310<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 564 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

211 Krankenhäuser<br />

43 Krankenhäuser<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Immer Risikoeinschätzung für Dekubitus innerhalb<br />

der ersten 24 Stunden der pflegerischen Versorgung<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Zur Dekubitusprophylaxe in der Pflege wurde im<br />

Jahr 2000 ein evidenzbasierter Expertenstandard<br />

vom Deutschen Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

in der Pflege (DNQP) der Fachöffentlichkeit vorgestellt.<br />

Auf Grundlage dieses Standards werden die<br />

pflegerischen <strong>Qualität</strong>sindikatoren der <strong>BQS</strong>, die sich<br />

auf die Dekubitusprophylaxe beziehen, entwickelt.<br />

Der Dekubitus (ein Druckgeschwür durch Wundliegen)<br />

stellt für den Patienten immer eine schwerwiegende<br />

Komplikation dar, die im Zusammenhang<br />

mit einer schweren Erkrankung, langer Immobilität<br />

oder Bewusstseinseinschränkung eines Patienten<br />

entstehen kann. Mit Hilfe einer Einschätzung des<br />

Dekubitusrisikos soll das individuelle Risiko des<br />

Patienten erfasst werden, ein Druckgeschwür zu<br />

entwickeln. Die Einschätzung des Dekubitusrisikos<br />

sollte unmittelbar zu Beginn der Aufnahme eines<br />

Patienten in das Krankenhaus erfolgen, da diese<br />

Information zur weiteren Pflegeplanung von Bedeutung<br />

ist. Zu diesem Zweck erfolgt entweder die<br />

Anwendung einer standardisierten Skala oder eine<br />

klinische Beurteilung der Patienten ohne Anwendung<br />

einer Skala. Skalen und Scores sind Einschätzungsinstrumente,<br />

die helfen sollen, den<br />

Zustand eines Patienten, dessen Erkrankung oder<br />

dessen Gefährdung zu erfassen. Sie können ebenfalls<br />

helfen, die Schwere einer Krankheit nach Ausprägungsgraden<br />

zu differenzieren, um individualisierte<br />

Maßnahmen, wie z.B. eine Dekubitusprophylaxe,<br />

zu planen. Sie sollten als Ausgangspunkt<br />

und Gedächtnishilfe eingesetzt werde, eine klinische<br />

Beurteilung jedoch nicht ersetzen. Als überflüssig<br />

kann sich der Einsatz einer Skala dann erweisen,<br />

wenn ein Risiko oder eine Erkrankung offensichtlich<br />

vorhanden ist. Mit Hilfe einer Dekubitusrisikoskala<br />

wird „die Aufmerksamkeit Pflegender auf die wesentlichen<br />

Aspekte des Dekubitusrisikos gerichtet“, so<br />

lautet die Kommentierung zum Expertenstandard<br />

„Dekubitusprophylaxe in der Pflege“ (DNQP 2004,<br />

S. 83). Eine formale Risikoeinschätzung wird seitens<br />

des DNQP empfohlen. Im weiteren Pflegeverlauf<br />

sollte die Einschätzung des Dekubitusrisikos in<br />

regelmäßigen Intervallen wiederholt werden.


Die betroffenen Patienten, die in den beiden Leistungsbereichen<br />

„Schenkelhalsfraktur“ und „Totalendoprothese<br />

bei Koxarthrose“ erfasst werden, gehören<br />

zu einer Patientengruppe, bei der ein hohes<br />

Dekubitusrisiko zu erwarten ist. Die Patienten mit<br />

Schenkelhalsfraktur gehören zu den sehr alten<br />

Patienten (der Altersmedian liegt bei 81 Jahren,<br />

57,8% sind älter als 80 Jahre), die zumeist akut<br />

aufgrund von Stürzen oder Unfällen in das Krankenhaus<br />

kommen. Schmerzen und ggf. ein Streckverband<br />

schränken die Beweglichkeit stark ein. Zur<br />

Operation einer Totalendoprothese bei Koxarthrose<br />

werden Patienten aufgenommen, die zwar jünger<br />

sind (Median 69 Jahre), die jedoch aufgrund von<br />

Schmerzen ebenfalls in ihrer Mobilität eingeschränkt<br />

sind. Daher besteht auch bei dieser Patientengruppe<br />

ein hohes Dekubitusrisiko. Unmittelbar nach der Aufnahme<br />

in das Krankenhaus sind prophylaktische<br />

Maßnahmen zur Vermeidung eines Dekubitus individuell<br />

für den Patienten zu planen und einzuleiten.<br />

Hierbei ist die Einschätzung des Dekubitusrisikos<br />

bei der Planung der Pflegemaßnahmen notwendig.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten mit dokumentiertem<br />

Pflegedatensatz aus den Modulen 17/1 und 17/2<br />

Zähler: Patienten mit Risikoeinschätzung für<br />

Dekubitus<br />

Erläuterung der Rechenregel: Risikoeinschätzung für<br />

Dekubitus = 1 (ja) bedeutet, dass hierzu eine Skala<br />

verwendet worden sein muss (vgl. Ausfüllhinweis).<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: = 100%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die systematische<br />

Einschätzung des Dekubitusrisikos ist bei der betrachteten<br />

Patientengruppe unabdingbar.<br />

Im nationalen Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe<br />

in der Pflege“ (DNQP 2004) wird ausgedrückt,<br />

dass eine „Risikoeinschätzung mit einer<br />

Skala erfolgen sollte“. In den Ausfüllhinweisen<br />

wurde festgelegt, dass eine Skala verwendet werden<br />

muss. Auf diesen Widerspruch ist im Strukturierten<br />

Dialog hinzuweisen.<br />

Die Fachgruppe ist sich bewusst, dass ggf. aus<br />

Machbarkeitsgründen auf Landesebene mit Perzentilen<br />

gearbeitet werden muss.<br />

Pflege<br />

Risikoeinschätzung für Dekubitus<br />

Bewertung<br />

Die Einschätzung des Dekubitusrisikos wurde in<br />

73,09% der Fälle angegeben. Damit liegt die Rate<br />

des Jahres 2003 noch unterhalb des Vorjahresergebnisses<br />

von 74,3%. Die Fachgruppe hält eine<br />

Rate von 73,09% für nicht zufrieden stellend.<br />

Hierbei stützt sich die Fachgruppe auf den nationalen<br />

Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe in<br />

der Pflege“, der empfiehlt, die erste Risikoeinschätzung<br />

„unmittelbar zu Beginn des pflegerischen<br />

Auftrags“ bei jedem Patienten durchzuführen, „bei<br />

dem die Gefährdung nicht ausgeschlossen werden<br />

kann“ (DNQP 2004). Diese Empfehlung lässt sich in<br />

der britischen Leitlinie des „Royal College of<br />

Nursing“ ebenfalls finden (Rycroft-Malone &<br />

McInnes 2001).<br />

In dem Ausfüllhinweis zu diesem Indikator wurde<br />

darauf hingewiesen, dass die Einschätzung des<br />

Dekubitusrisikos mit einer Skala erfolgen muss. Es<br />

liegt jedoch in der internationalen Literatur nur eine<br />

geringe Evidenz vor, dass die standardisierte Einschätzung<br />

mit einer Skala einen Vorteil gegenüber<br />

einer Einschätzung ohne Skala hat (NICE 2003).<br />

Auf diesen Widerspruch möchte die Fachgruppe in<br />

der Bewertung der Krankenhausergebnisse hinweisen.<br />

Grundsätzlich ist eine Risikoeinschätzung bei<br />

jedem dieser Patienten in den beiden Leistungsbereichen<br />

zu fordern. Es ist jedoch nicht auszuschließen,<br />

dass Pflegepersonen in dem Datensatz<br />

ein „Nein“ angekreuzt haben, da sie keine Skala<br />

zur Einschätzung verwendet hatten, obwohl sie eine<br />

klinische Einschätzung ohne eine Skala durchgeführt<br />

hatten.<br />

Die Fachgruppe Pflege hat einen Referenzwert von<br />

100% festgelegt. 278 von 310 Krankenhäusern, die<br />

mindestens 20 Fälle in dieser Grundgesamtheit dokumentiert<br />

hatten, liegen außerhalb des Referenzbereichs.<br />

Für den Strukturierten Dialog geht die<br />

Empfehlung zur Nachfrage, mit welchem Erfolg die<br />

Dekubitusprophylaxe in den auffälligen Krankenhäusern<br />

sichergestellt werden konnte. Aufgrund<br />

der hohen Zahl auffälliger Krankenhäuser kann die<br />

Verwendung von Perzentilen praktikabler sein. Bei<br />

der Festlegung des Referenzwertes sollte jedoch<br />

nicht der irreführende Eindruck erweckt werden,<br />

dass eine Risikoeinschätzung für Dekubitus in weniger<br />

als 100% der Fälle erfolgen sollte.<br />

293


294<br />

Pflege<br />

Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts<br />

bei Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen wurden<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst wenig Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen<br />

wurden, werden mit Dekubitus entlassen.<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Mit diesem <strong>Qualität</strong>sindikator wird die Rate der<br />

Dekubitalulzera gemessen, die während des stationären<br />

Aufenthaltes bei Patienten mit einer hüftgelenknahen<br />

Femurfraktur oder einer Totalendoprothese<br />

bei Koxarthrose neu auftreten (= Messung<br />

der Inzidenz). Im <strong>Qualität</strong>sziel wird formuliert, dass<br />

diese Rate möglichst niedrig sein soll. Ein Dekubitus<br />

ist eine schwerwiegende Komplikation, die für den<br />

Patienten mit einem hohen persönlichen Leidensdruck,<br />

Schmerzen und langer Heilungsdauer verbunden<br />

ist. In der ökonomischen Betrachtung verursacht<br />

ein Dekubitus hohe Kosten durch den erhöhten<br />

Pflegeaufwand, eine kostenintensive Therapie<br />

und verlängerte Krankenhausverweildauer. Diese<br />

Konsequenzen können zumeist bei einer wirkungsvollen<br />

Prophylaxe verhindert werden.<br />

Schätzungen zufolge entwickeln jedes Jahr weit über<br />

400.000 Menschen in Deutschland einen Dekubitus<br />

(Robert Koch-Institut 2002). Die Inzidenzraten<br />

(Häufigkeit des Auftretens einer Neuerkrankung<br />

während des stationären Aufenthalts) variieren in<br />

Abhängigkeit zu dem Versorgungssektor bzw. der<br />

Krankenhausabteilung: Ältere Menschen sind aufgrund<br />

mangelnder Kompensationsmöglichkeiten im<br />

Bezug auf die Risikofaktoren besonders gefährdet<br />

(z.B. mangelnde Elastizität der Haut). Ebenso gefährdet<br />

sind Patienten mit definierten Risikofaktoren<br />

wie z.B. eingeschränkter Mobilität oder eingeschränktem<br />

Bewusstsein sowie Patienten mit bestimmten<br />

Begleiterkrankungen (arterielle Verschlusskrankheit,<br />

Diabetes mellitus, neurologische Erkrankungen,<br />

neurologische Störungen wie z.B. Lähmungen).<br />

Um die Schwere der Erkrankung einschätzen zu<br />

können, wird der Dekubitus nach einer Gradierungsskala<br />

eingeteilt. International gebräuchlich ist die<br />

Skala der NPUAP von 1989 (National Pressure Ulcer<br />

Advisory Panel), die auch in Deutschland eine weite<br />

Verbreitung gefunden hat (siehe Tabelle „Gradeinteilung<br />

des Dekubitus“). Problematisch diskutiert wird<br />

Gradeinteilung des Dekubitus (nach NPUAP 1989)<br />

Grad 1<br />

Grad 2<br />

Grad 3<br />

Grad 4<br />

Rötung (nicht wegdrückbar)<br />

Läsion der Haut<br />

Läsion der Unterhaut und/oder Faszie und/oder Muskel<br />

Läsion von Knochen und/oder Gelenk<br />

die sichere Einschätzung von Grad 1 (Allman 1997),<br />

mit der eine anhaltende, umschriebene Rötung gemeint<br />

ist. Da hier die Haut noch intakt ist, fällt es<br />

nicht immer leicht, diesen Zustand als Dekubitus zu<br />

erkennen. Der Übergang von Grad 1 zu Grad 2, bei<br />

dem dann ein Defekt der Haut vorliegt, stellt unter<br />

Umständen den Übergang in einen chronischen Verlauf<br />

dar. Umso wichtiger ist die frühzeitige Identifikation<br />

eines Dekubitus. Patienten mit einem Dekubitus<br />

ersten Grades erhalten bewegungsfördernde<br />

und lagerungstherapeutische Maßnahmen, die zur<br />

Prophylaxe eingesetzt werden. Diese Maßnahmen<br />

sind dem Aufgabenbereich der Pflege zuzuordnen.<br />

Ab Dekubitus Grad 2 werden zusätzlich behandlungstherapeutische<br />

Maßnahmen notwendig, die<br />

ärztlicherseits verordnet werden müssen.<br />

Die Kalkulation der Folgekosten gelingt nur mit Einschränkungen.<br />

Das Robert Koch-Institut geht in seiner<br />

Gesundheitsberichterstattung auf die Problematik<br />

der Kostenkalkulation ein und beziffert die<br />

täglichen Mehrkosten für Personal und Material mit<br />

umgerechnet ca. 49 bis 66 € pro Patient (Robert<br />

Koch-Institut 2002).<br />

Dekubitusinzidenz<br />

Die Inzidenzraten für Dekubitus bei Patienten mit<br />

einer Hüftfraktur werden in der internationalen Literatur<br />

mit 8,8% von 9.400 Patienten (Baumgarten<br />

et al. 2003), 19,1% von 17.402 Patienten (Stotts<br />

1999) und mit 29% bei 101 Patienten (Gunningberg<br />

2001) angegeben.<br />

Bei Patienten aus unterschiedlichen Untersuchungskollektiven<br />

liegen die Spannweiten der Dekubitusinzidenz<br />

(Anteil der Neuerkrankungen während des<br />

stationären Aufenthalts) zwischen 7 bis 38% in der<br />

Akutpflege und 7 bis 23,9% in der Langzeitpflege<br />

(National Pressure Ulcer Advisory Panel et al. 2001).<br />

Für bundesdeutsche Krankenhäuser wird eine Prävalenzrate<br />

(Anteil aller Erkrankten während des stationären<br />

Aufenthalts) von 10% vermutet (Robert<br />

Koch-Institut 2002). Die internationalen Studien zeigen<br />

eine hohe Spannweite der Inzidenz und eignen<br />

sich nur begrenzt zum Vergleich. Aus einer nationalen<br />

Studie, in der die Dekubitusinzidenzraten über<br />

mehrere Jahre dargestellt werden, lassen sich bedingt<br />

Vergleichszahlen heranziehen. Leffmann (2004) berichtet<br />

aus den Jahren 1998 bis 2003 und gibt eine<br />

Dekubitusinzidenz von 0,9 bis 1,5% an. Die bei der<br />

Landesgeschäftsstelle für <strong>Qualität</strong>ssicherung in<br />

Hamburg erhobenen Daten stammen aus der Vollerhebung<br />

der Hamburger Krankenhäuser und


Pflege<br />

Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts<br />

bei Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen wurden<br />

beziehen sich auf alle Krankenhauspatienten. Aus<br />

einer weiteren nationalen Studie (Dassen et al. 2003)<br />

lassen sich zwar die Prävalenzraten für Patienten<br />

mit einem bestehenden Dekubitusrisiko ableiten,<br />

die Rate der neu entstehenden Ulzera jedoch nicht.<br />

Ein Vergleich ist hier nicht möglich.<br />

Aus der internationalen Literatur lassen sich keine<br />

spezifischen Dekubitusinzidenzraten bei Patienten<br />

identifizieren, die einen Hüftgelenkersatz aufgrund<br />

von Verschleißerscheinungen erhalten haben.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten ohne Dekubitus bei<br />

Aufnahme<br />

Zähler: Patienten mit Dekubitus Grad 2 oder höher<br />

bei Entlassung<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 8,6% (80%-Perzentile) für Leistungsbereich<br />

„Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur<br />

(ohne subtrochantäre Frakturen)“<br />

≤ 1,7% (80%-Perzentile) für Leistungsbereich „Pflege<br />

bei Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose“<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: In der Literatur<br />

zeigt sich eine hohe Variabilität der Dekubitusinzidenzraten<br />

bei dieser Patientengruppe. Im ersten<br />

Jahr der Erfassung wird auf die Festlegung einer<br />

festen Rate verzichtet.<br />

Bewertung<br />

Dekubitusinzidenz Grad 2 bis 4 bei hüftgelenknaher<br />

Femurfraktur<br />

Die Rate von Dekubitalulzera der Grade 2 bis 4 betrug<br />

4,00%. Der Vergleich mit Raten aus der internationalen<br />

Literatur ist schwierig, denn es werden<br />

keine Differenzierungen nach Dekubitusgraden vorgenommen.<br />

Die Raten der Bundesauswertung liegen<br />

vermutlich etwas unterhalb der internationalen Vergleichsraten<br />

(Baumgarten et al. 2003, Stotts 1999),<br />

die sich auf die Grade 1 bis 4 beziehen. Daher kann<br />

die Fachgruppe insgesamt von einer vertretbaren<br />

Versorgungsqualität sprechen, wenn zum Vergleich<br />

internationale Raten herangezogen werden. Aus<br />

dem deutschsprachigen Raum liegen keine direkten<br />

Vergleichszahlen vor. Somit kann die Bewertung nur<br />

mit Zurückhaltung vorgenommen werden.<br />

Auffällig zeigt sich die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

bei mindestens 20 Fällen. Sie liegen<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit Dekubitus Grad 2 oder höher bei Entlassung an Patienten<br />

ohne Dekubitus bei Aufnahme (Leistungsbereich „Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur<br />

(ohne subtrochantäre Frakturen)“)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Dekubitusinzidenz (Grad 2 oder höher)<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

bei Patienten mit Dekubitusgrad 2 bis 4 zwischen<br />

0,0 und 16,7% (Median 3,0%).<br />

Krankenhäuser<br />

Die Fachgruppe Pflege hat als Referenzbereich die<br />

80%-Perzentile festgelegt, so dass die Krankenhäuser,<br />

bei denen mehr als 8,6% (80%-Perzentile)<br />

ihrer Patienten ein Dekubitus ab Grad 2 während<br />

des stationären Aufenthalts neu aufgetreten war,<br />

4,00%<br />

3,59 - 4,45%<br />

8.216<br />

3,0%<br />

0,0 - 16,7%<br />

162 von 465<br />

≤ 8,6% (80%-Perzentile)<br />

32 von 162<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 465 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

298 Krankenhäuser<br />

5 Krankenhäuser<br />

295


296<br />

Ergebnisse<br />

Pflege<br />

Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts<br />

bei Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen wurden<br />

Anteil von Patienten mit Dekubitus Grad 2 oder höher bei Entlassung an Patienten<br />

ohne Dekubitus bei Aufnahme (Leistungsbereich „Pflege bei Totalendoprothese (TEP)<br />

bei Koxarthrose“)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Dekubitusinzidenz Grad 2 bis 4<br />

20%<br />

18%<br />

16%<br />

14%<br />

12%<br />

10%<br />

8%<br />

6%<br />

4%<br />

2%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten mit Dekubitus (Grad 1 bis 4) bei Entlassung an allen Patienten,<br />

die ohne Dekubitus aufgenommen wurden<br />

BAW 2003<br />

(Teildatensatz Pflege)<br />

BAW 2002<br />

BAW 2001<br />

Krankenhäuser<br />

Dekubitus Grad 1 bis 4<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

(ohne subtrochantäre<br />

Frakturen)<br />

Anzahl<br />

502/8.216<br />

693/37.803<br />

433/18.834<br />

Krankenhäuser<br />

Anteil<br />

6,11%<br />

1,83%<br />

2,30%<br />

Totalendoprothese (TEP) bei<br />

Koxarthrose<br />

Anzahl<br />

237/20.468<br />

400/107.999<br />

215/45.064<br />

0,89%<br />

0,77 - 1,03%<br />

20.468<br />

0,0%<br />

0,0 - 11,5%<br />

218 von 433<br />

≤ 1,7% (80%-Perzentile)<br />

43 von 218<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 433 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

214 Krankenhäuser<br />

1 Krankenhäuser<br />

Anteil<br />

1,33%<br />

0,37%<br />

0,48%<br />

im Strukturierten Dialog um eine Stellungnahme<br />

gebeten werden sollen. 32 von 162 Krankenhäusern,<br />

die mindestens 20 Fälle in der Grundgesamtheit<br />

dokumentiert hatten, liegen oberhalb der 80%-Perzentile.<br />

Diese Krankenhäuser sollen in den Strukturierten<br />

Dialog einbezogen werden.<br />

Dekubitusinzidenz Grad 2 bis 4 bei TEP bei Koxarthrose<br />

Die Dekubitusinzidenz für Patienten mit elektiver<br />

Hüft-Endoprothetik betrug 0,89%. Diese Rate bezieht<br />

sich auf Dekubitalulzera der Grade 2 bis 4.<br />

Nach Bewertung der Fachgruppe Pflege deutet das<br />

Ergebnis auf eine hohe Versorgungsqualität hin. Vergleichbare<br />

Dekubitusraten aus der Literatur liegen<br />

nicht vor. Eine Spannweite von 0,0 bis 11,5% in<br />

der Gruppe der Krankenhäuser, die mindestens 20<br />

Fälle zur Auswertung gegeben hatten, zeigt eine erhebliche<br />

Heterogenität der Ergebnisse. Die obere<br />

Grenze des Referenzbereichs, die bei der 80 %-Perzentile<br />

festgelegt wurde, liegt bei 1,7%. 43 von<br />

218 Krankenhäusern mit einer Fallzahl von mindestens<br />

20 Fällen liegen außerhalb des Referenzbereichs.<br />

Mit diesen Krankenhäusern soll ein Strukturierter<br />

Dialog geführt werden.<br />

Dekubitusinzidenz Grad 1 bis 4<br />

Innerhalb der pflegerischen Teildatensätze konnte<br />

eine Dekubitusrate von Ulzera der Grade 1 bis 4<br />

(alle Ulzera) von 6,11% (Teildatensatz Pflege bei<br />

hüftgelenknaher Femurfraktur) und 1,33% (Teildatensatz<br />

Pflege bei TEP bei Koxarthrose) erhoben<br />

werden.<br />

Der Vergleich mit den Raten der Vorjahre zeigt, dass<br />

2003 wesentlich höhere Raten dokumentiert wurden.<br />

Durch eine differenzierte Abfrage der Dekubitusgrade<br />

wurde eine vollständigere Dokumentation möglich.<br />

Für die Dekubitusraten der Grade 1 bis 4 hat die<br />

Fachgruppe Pflege keine Referenzbereiche festgelegt,<br />

da oftmals eine valide Einschätzung von Ulzera<br />

des Grades 1 schwierig ist. Mit der Konzentration<br />

auf die Fälle, bei denen ein Dekubitus Grad 2 bis 4<br />

dokumentiert wurde, möchte die Fachgruppe zudem<br />

den Fokus auf die schwereren Komplikationen<br />

richten.<br />

Im Verfahrensjahr 2004 und 2005 wird sich die Abfrage<br />

zur Dekubitusprophylaxe auf die Dokumentation<br />

der neu auftretenden Fälle (Inzidenz) und die<br />

Veränderung des Dekubitusstatus bei bestehendem<br />

Dekubitus richten.


Pflege<br />

Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts<br />

bei Patienten, die mit Dekubitus aufgenommen wurden<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Hohe Rate an Patienten, die mit Dekubitus aufgenommen<br />

und ohne Dekubitus entlassen wurden<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Mit der Erfassung, ob ein Patient bereits bei der<br />

Aufnahme eines oder mehrere Ulzera aufwies, wird<br />

ein Ausgangsstatus erhoben. Durch die Erfassung<br />

bei Entlassung ist es möglich, eine Aussage zur Verbesserung<br />

oder zur Verschlechterung des Zustandes<br />

des Patienten während des stationären Aufenthalts<br />

zu <strong>machen</strong>. Eine hohe Rate an Patienten, die mit<br />

Dekubitus aufgenommen und ohne Dekubitus entlassen<br />

wurden, deutet auf eine gute Versorgungsleistung<br />

des Krankenhauses hin. Ärztliche Therapie<br />

und pflegerische Maßnahmen müssen gleichermaßen<br />

zur Heilung eines Dekubitus eingesetzt werden.<br />

Auf ein multidisziplinäres Vorgehen wird auch im<br />

Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege<br />

hingewiesen (DNQP 2004).<br />

Nicht immer lässt sich der Entstehungsort eines<br />

Dekubitus lückenlos nachweisen. Aus juristischer,<br />

ärztlicher und pflegerischer Verantwortung ist jedoch<br />

die Dokumentation des Dekubitusstatus zu<br />

Beginn und bei Beendigung der pflegerischen und<br />

medizinischen Behandlung geboten (Robert Koch-<br />

Institut 2002). Zusätzlich ist die Erhebung des Dekubitusstatus<br />

mit Blick auf Haftungsfragen notwendig.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Patienten, die mit Dekubitus<br />

aufgenommen wurden<br />

Zähler: Patienten, die ohne Dekubitus aufgenommen<br />

wurden<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: kein Referenzbereich<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Raten sind zu<br />

gering für einen Vergleich. Das erhobene Ergebnis<br />

liefert sowohl Informationen zu pflegerischer Prophylaxe<br />

wie auch medizinischer Therapie.<br />

Bewertung<br />

Dekubitusstatus bei hüftgelenknaher Femurfraktur<br />

Bei 28,70% (161 Fälle) der Patienten wurde angegeben,<br />

dass sie mit einem Dekubitus aufgenommen<br />

und ohne einen Dekubitus entlassen wurden. Von<br />

den 161 Patienten, die bei der Entlassung keinen<br />

Dekubitus mehr aufwiesen, hatten 63 bei der Auf-<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten ohne Dekubitus bei Entlassung an Patienten mit Dekubitus bei<br />

Aufnahme (Leistungsbereich „Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />

Frakturen)“)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

kein Dekubitus bei Entlassung<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

nahme einen Dekubitus mindestens der Grade 2<br />

bis 4.<br />

Vergleichszahlen zur Bewertung dieser Ergebnisse<br />

liegen weder aus nationaler noch internationaler<br />

Literatur vor. Um weitergehende Maßnahmen der<br />

<strong>Qualität</strong>sverbesserung einzuleiten, sieht die Fachgruppe<br />

die Notwendigkeit der Durchführung und<br />

Publikation von Studien in Deutschland. Diese sollten<br />

sich in vertieften Analysen u.a. mit der Entstehung,<br />

Wirkung und Management von Dekubitusprophylaxe<br />

befassen.<br />

28,70%<br />

24,99 - 32,64%<br />

561<br />

28,1%<br />

28,1 - 28,1%<br />

1 von 465<br />

kein Referenzbereich<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 465 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

215 Krankenhäuser<br />

249 Krankenhäuser<br />

297


298<br />

Ergebnisse<br />

Pflege<br />

Veränderung des Dekubitusstatus während des stationären Aufenthalts bei<br />

Patienten, die mit Dekubitus aufgenommen wurden<br />

Anteil von Patienten ohne Dekubitus bei Entlassung an Patienten mit Dekubitus bei<br />

Aufnahme (Leistungsbereich „Pflege bei Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose“)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

ohne Dekubitus bei Entlassung<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

81,58%<br />

77,30 - 85,35%<br />

380<br />

99,1%<br />

99,1 - 99,1%<br />

1 von 433<br />

kein Referenzbereich<br />

keine<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 433 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

81 Krankenhäuser<br />

351 Krankenhäuser<br />

Dekubitusstatus bei TEP bei Koxarthrose<br />

Bei 81,58% (310 von 380) Patienten wurde angegeben,<br />

dass sie mit einem Dekubitus aufgenommen<br />

und ohne einen Dekubitus entlassen wurden. Bei<br />

70 Patienten (18,41%) blieb ein Dekubitus bestehen.<br />

Bei einer großen Anzahl von Patienten wurde<br />

eine Abheilung des Druckgeschwürs während des<br />

stationären Aufenthalts dokumentiert.<br />

Auch hier liegen keine Vergleichszahlen aus der<br />

Literatur vor, auf deren Basis weitergehende Maßnahmen<br />

der <strong>Qualität</strong>sverbesserung eingeleitet werden<br />

könnten.<br />

Ein Vergleich der Raten beider Leistungsbereiche<br />

ist ohne weitere und vertiefende Analysen nicht<br />

möglich. Zudem erlaubt das unterschiedliche Patientenkollektiv<br />

keinen direkten Vergleich der Raten.<br />

Das Abheilen eines Dekubitus stellt einen wichtigen<br />

Behandlungserfolg dar. Dieser Erfolg für den Patienten<br />

kann jedoch keiner einzelnen Maßnahme alleine<br />

zugeschrieben werden. Die Wirkung von pflegerischen<br />

Maßnahmen, gezielter Prophylaxe und ärztlicher<br />

Therapie sind gleichermaßen verantwortlich.<br />

Aus diesem Grund hat die Fachgruppe Pflege dem<br />

<strong>Qualität</strong>sziel keinen Referenzwert zugeordnet. Es<br />

muss das Ziel eines jeden Krankenhauses sein, die<br />

Rate der Verbesserungen weiter zu erhöhen.


Ausblick<br />

Die Ergebnisse der Bundesauswertung Pflege zeigen,<br />

dass die pflegerische Versorgungsqualität im stationären<br />

Bereich eine hohe Spannweite aufweist. Bezogen<br />

auf die Dekubitusinzidenz lassen sich Krankenhäuser<br />

mit niedrigen Raten identifizieren, aber<br />

auch Krankenhäuser, die weit außerhalb des von<br />

der Fachgruppe festgelegten Referenzbereichs lagen.<br />

Im Strukturierten Dialog soll die Diskussion mit<br />

diesen Krankenhäusern angestoßen werden. Hier<br />

erfolgt in einem ersten Schritt beispielsweise die<br />

Nachfrage nach dem internen Dekubitusmanagement<br />

des jeweiligen auffälligen Krankenhauses. Der<br />

Strukturierte Dialog wird von den Landesgeschäftsstellen<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung durchgeführt. Noch<br />

sind jedoch nicht in allen Bundesländern Arbeitsstrukturen<br />

für die Pflege vorhanden, die eine fachliche<br />

Begleitung eines Strukturierten Dialogs ermöglichen.<br />

Um den Prozess der <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

anstoßen zu können, müssen arbeitsfähige Strukturen<br />

auf der Landesebene geschaffen werden.<br />

Im Verfahrensjahr 2004 wird eine Konzentration der<br />

<strong>Qualität</strong>sdarstellung auf die Dekubitusprophylaxe<br />

erreicht. Mit Hilfe von zwei <strong>Qualität</strong>szielen wird die<br />

Ergebnisqualität der Dekubitusprophylaxe erhoben.<br />

Der Teildatensatz Pflege wurde in fünf orthopädischunfallchirurgische<br />

Leistungsbereiche und in drei<br />

Leistungsbereiche der Herzchirurgie integriert. Darüber<br />

hinaus plädiert die Fachgruppe Pflege für eine<br />

verpflichtende Erhebung von Daten zur Ergebnisqualität<br />

der Dekubitusprophylaxe bei weiteren Patientengruppen.<br />

Es handelt sich um einen validen<br />

Indikator, der Aussagen zur Versorgungsqualität in<br />

einem für den Patienten sehr relevanten Bereich zulässt.<br />

Pflege<br />

Der pflegerische Teildatensatz Dekubitusprophylaxe<br />

nimmt engen Bezug auf den evidenzbasierten Expertenstandard,<br />

der im Jahre 2000 vom Deutschen<br />

Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der Pflege<br />

(DNQP) entwickelt und von der Fachöffentlichkeit<br />

konsentiert wurde.<br />

Auch aus den nachfolgenden Expertenstandards<br />

zum pflegerischen Entlassungsmanagement (DNQP<br />

2002), pflegerischen Schmerzmanagement (DNQP<br />

2003) und dem künftigen Expertenstandard Sturzprophylaxe,<br />

der im Oktober 2004 der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt werden wird, lassen sich Indikatoren, die<br />

die Ergebnisqualität ausdrücken, entwickeln. Die<br />

Fachgruppe Pflege hält es für dringend erforderlich,<br />

innerhalb der nächsten Jahre weitere evidenzbasierte<br />

und operationalisierbare Indikatoren für die Pflege<br />

innerhalb der externen vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

einzusetzen.<br />

299


300<br />

Pflege<br />

Literatur<br />

Allman RM.<br />

Pressure ulcer prevalence incidence, risk factors,<br />

and impact.<br />

Clinics in Geriatric Medicine 1997; 13 (3): 421-436.<br />

Baumgarten M, Margolis D, Berlin JA, Strom BL,<br />

Garino J, Kagan SH, Kavesh W, Carson JL.<br />

Risk factors for pressure ulcers among elderly hip<br />

fracture patients.<br />

Wound Repair Regen 2003; 11 (2): 96-103.<br />

Dassen T, Heinze C, Lahmann N, Lohrmann C,<br />

Mertens E, Tannen A.<br />

Pflegeabhängigkeit, Sturzereignisse, Inkonzinenz,<br />

Dekubitus.<br />

Prävalenz-Erhebung 2003. Institut für Medizin-/<br />

Pflegepädagogik und Pflegewissenschaft,<br />

Humbold-Universität (Hrsg.). Berlin; 2003.<br />

Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in<br />

der Pflege (DNQP).<br />

Expertenstandard: Entlassungsmanagement in der<br />

Pflege.<br />

Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der<br />

Pflege (Hrsg.). Osnabrück; 2002.<br />

Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in<br />

der Pflege (DNQP).<br />

Arbeitstexte zur 3. Konsensus-Konferenz in der<br />

Pflege. Thema: Schmerzmanagement.<br />

Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der<br />

Pflege (Hrsg.). Osnabrück; 2003.<br />

Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in<br />

der Pflege (DNQP).<br />

Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der<br />

Pflege: Entwicklung – Konsentierung – Implementierung.<br />

Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung in der<br />

Pflege (Hrsg.). Osnabrück; 2004.<br />

Gunningberg L, Lindholm C, Carlsson M, Sjödén P.<br />

Reduced incidence of pressure ulcers in patients<br />

with hip fractures: a 2-year follow-up of quality<br />

indicators.<br />

Intern J Qual Health Care 2001; 13 (5): 399-407.<br />

Leffmann CJ.<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in der Dekubitusprophylaxe.<br />

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2004; 37<br />

(2): 100-108.<br />

National Institute for Clinical Excellence (NICE).<br />

The use of pressure-relieving devices (beds, mattresses<br />

and overlays) for prevention of pressure<br />

ulcers inprimary and secondary care. 2003.<br />

www.nice.org.uk<br />

(Recherchedatum: 14.05.2004)<br />

National Pressure Ulcer Advisory Panel (NPUAP).<br />

Consensus Development Conference 1989.<br />

www.npuap.org/archive/positn6.htm<br />

(Recherchedatum: 17.05.2004)<br />

National Pressure Ulcer Advisory Panel, Cuddigan J,<br />

Berlowitz DR, Ayello EA.<br />

Pressure Ulcers In America: Prevalence, Incidence,<br />

and Implications for the Future – An Executive<br />

Summary of the National Pressure Ulcer Advisory<br />

Panel Monograph.<br />

Advanc Skin Wound Care 2001; 14 (4).<br />

Robert Koch-Institut.<br />

Dekubitus.<br />

Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 12.<br />

Berlin: Robert Koch-Institut; 2002.<br />

Rycroft-Malone J, McInnes J.<br />

Pressure ulcer risk assessment and prevention.<br />

Recommendations 2001.<br />

London: Royal College of Nursing (RCN); 2001.<br />

Stotts NA.<br />

Risk of Pressure Ulcer Development in Surgical<br />

Patients: A review of the Literature.<br />

Advanc Wound Care 1999; 12 (3): 127-136.


301<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Urologie<br />

Dr. Stefan Ebner<br />

Göttingen<br />

Dr. Klaus Elsebach<br />

Erfurt<br />

Heinz Fürst<br />

Offenbach<br />

Prof. Dr. Hansjörg Melchior<br />

Kassel<br />

Dr. Klaus Ottmann<br />

München<br />

Prof. Dr. Theodor Senge<br />

Castrop-Rauxel<br />

Ruza Stopic<br />

Essen<br />

Prof. Dr. Wolfgang Weidner<br />

Gießen<br />

Dr. Christoph von Zastrow<br />

Hannover<br />

Prof. Dr. Harald Schulze<br />

(✝ 18.1.2004)<br />

Dortmund<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 27<br />

Prostataresektion<br />

Zusammenfassung<br />

Die Benigne Prostatahyperplasie (BPH) kann als<br />

Volkskrankheit bezeichnet werden, da sie sich bei<br />

mehr als 50% aller Männer über 60 Jahren feststellen<br />

lässt. Führt eine BPH zu klinischen Symptomen,<br />

so bieten sich in fortgeschrittenen<br />

Stadien als Therapieoptionen die transurethrale<br />

Resektion der Prostata (TUR bzw. TURP) und die<br />

offene Adenomektomie an.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden vier <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />

Indikationsstellung, die Prozessqualität und die<br />

Ergebnisqualität betrachten.<br />

Der Erfolg des Eingriffs scheint nicht primär von der<br />

resezierten Prostatagewebemenge abzuhängen, d.h.<br />

ein Patient kann auch dann von einem Eingriff profitieren,<br />

wenn nur wenig Prostatagewebe reseziert<br />

wurde, z.B. bei neurologischen Erkrankungen. Eine<br />

hohe Rate von Fällen mit niedrigen Resektionsgewichten<br />

in einer urologischen Abteilung kann aber<br />

Ausdruck einer Vorgehensweise sein, bei der den<br />

Patienten in mehreren Eingriffen immer wieder kleine<br />

Prostatagewebemengen entfernt werden. Bei diesen<br />

Abteilungen sollte nach Überzeugung der Fachgruppe<br />

das Behandlungsmanagement hinterfragt<br />

werden.<br />

Die Gesamtrate von 3,01% (2002: 3,13%) Fällen<br />

mit einem Resektionsgewicht unter 5g ist gemessen<br />

am internationalen Standard ein sehr gutes<br />

Ergebnis. Somit kann insgesamt eine sehr gute<br />

Versorgungsqualität festgestellt werden.<br />

Bei 40 von 404 Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Fällen und bei 4 Krankenhäusern mit weniger<br />

als 20 Fällen lag der Anteil von Fällen mit einem<br />

Resektionsgewicht < 5g außerhalb des Referenzbereichs<br />

von bis zu 7,1% (90%-Perzentile). Nach<br />

Meinung der Fachgruppe sollte mit allen bei diesem<br />

Indikator auffälligen Krankenhäusern unbedingt der<br />

Strukturierte Dialog erfolgen.<br />

Der Verbesserung der Symptomatik durch eine TUR<br />

muss die perioperative Morbidität und Letalität<br />

gegenübergestellt werden. Wesentliche Komplikationen<br />

sind Blutungen und Infektionen.<br />

Die Gesamtkomplikationsrate (transfusionspflichtige<br />

Blutung, klinisch relevante Harnwegsinfektion, operative<br />

Revision, Nachresektion oder Koagulation)<br />

betrug 11,80% (2001: 11,41%). Diese Rate weist<br />

gegenüber der internationalen Literatur eine unauffällige<br />

Versorgungsqualität auf. Aufgrund unterschiedlicher<br />

Beobachtungszeiträume und unterschiedlicher<br />

Definitionen der Komplikationen sind<br />

die Zahlen allerdings nur bedingt vergleichbar.<br />

59 von 418 Krankenhäusern mit mindestens 20<br />

Fällen lagen außerhalb des von der Fachgruppe<br />

festgelegten Referenzbereiches von ≤ 20%.<br />

Bemerkenswert erscheint der Fachgruppe, dass in<br />

den Krankenhäusern mit weniger als 20 Fällen die<br />

Komplikationsrate z.T. sehr hoch liegt.


Einleitung<br />

Die Benigne Prostatahyperplasie (BPH) kann als<br />

Volkskrankheit bezeichnet werden, da sie sich bei<br />

mehr als 50% aller Männer über 60 Jahren feststellen<br />

lässt. Aber nur bei 15 bis 30% von diesen<br />

liegt ein Symptomenkomplex aus Pollakisurie (häufigem<br />

Harndrang), Dysurie (Schmerzen beim Wasserlassen),<br />

imperativem Harndrang oder Nachträufeln<br />

vor, der LUTS (Lower urinary tract syndrome)<br />

genannt wird (Thorpe & Neal 2003). Streng genommen<br />

handelt es sich bei der „Prostatahyperplasie“<br />

um eine histologische Diagnose, die in der Praxis<br />

zur Bezeichnung eines ganzen Krankheitsbildes<br />

verwendet wird. Die Prostatavergrößerung korreliert<br />

aber weder mit der Obstruktion, also der<br />

Harnabflussstörung, noch mit dem LUTS. Die deutschen<br />

Leitlinien sprechen daher von einem „Benignen<br />

Prostatasyndrom (BPS)“ (Palmtag et al. 2003).<br />

Vorrangiges Ziel jeder Therapie ist die Verbesserung<br />

der Symptomatik und damit der Lebensqualität<br />

des Patienten. Je nach Ausprägung der Erkrankung<br />

und Leidensdruck des Patienten stehen dem Arzt<br />

unterschiedliche Therapieoptionen zur Verfügung.<br />

Neben dem kontrollierten Zuwarten und der medikamentösen<br />

Therapie sind verschiedene chirurgische<br />

Verfahren etabliert, von denen die transurethrale<br />

Resektion der Prostata (TUR oder TURP) als<br />

Standardverfahren gilt. Heutzutage seltener, vor<br />

allem bei besonders großem Prostatavolumen,<br />

kommt die offene Adenomektomie zum Einsatz<br />

(Berges et al. 2003). Nach Schätzungen der amerikanischen<br />

Fachgesellschaft AUA ist die Sterblichkeit<br />

an der BPH von 7,47 pro 100.000 Patienten (1990<br />

bis 1994) auf 0,26 pro 100.000 Patienten (1995<br />

bis 1999) gesunken (AUA 2003b).<br />

Die ökonomische Relevanz dieser Erkrankung und<br />

ihrer Therapie ist erheblich. Bereits 1990 wurden<br />

allein in den USA bei 259 Millionen Einwohnern<br />

ca. 2,3 Milliarden US-Dollar für die BPH-Therapie<br />

aufgewendet (Holtgrewe 1995).<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Prostataresektion<br />

Möglichst selten Resektionsgewicht < 5g<br />

Bevorzugt Operationen von Patienten mit hohem<br />

subjektivem Leidensdruck<br />

Angemessenes Verhältnis von Standard- /<br />

Sonderindikationen<br />

Selten Resektion bei Patienten mit Prostatavolumen<br />

< 20 cm 2<br />

Selten Resektion bei Patienten mit Sonderindikation<br />

und Prostatavolumen < 20 cm 2<br />

Häufig eine umfassende präoperative Diagnostik<br />

Wenig spezifische intra-/postoperative<br />

Komplikationen bei offenen Adenomektomien<br />

Selten spezifische intra-/postoperative<br />

Komplikationen bei TUR<br />

Oft postoperative Kontrolle von Uroflow oder Restharn<br />

Selten postoperativ signifikanter Restharn (≥ 100 ml)<br />

Selten Entlassung mit Katheter<br />

Selten operative Revision / Nachresektion /<br />

Koagulation<br />

Immer postoperative histologische Untersuchung<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

OP-Verfahren<br />

Offen-chirurgische Operationen<br />

Transurethrale Operationen<br />

Sonstige dokumentierte Operationen<br />

ASA<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

60.754<br />

3<br />

62<br />

4.784<br />

47.914<br />

7.991<br />

5.198<br />

51.558<br />

4.045<br />

7.867<br />

33.144<br />

18.908<br />

811<br />

40<br />

99,97%<br />

0,00%<br />

0,10%<br />

7,87%<br />

78,87%<br />

13,15%<br />

8,55%<br />

84,84%<br />

6,66%<br />

12,95%<br />

54,54%<br />

31,11%<br />

1,33%<br />

0,07%<br />

302


303<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

130%<br />

121%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Prostataresektion<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

60.770 Datensätze aus 481 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Prostataresektion<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />

dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />

2003 war es noch möglich, aufgrund einer<br />

Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-<br />

Spezifikation 5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem<br />

Format 11.555 Datensätze aus 324 Krankenhäusern<br />

vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 49.215<br />

Datensätze aus 466 Krankenhäusern. In der Auswertung<br />

wurden die Datensätze des Formats 5.0.1<br />

auf das Datensatzformat 6.0 überführt, so dass<br />

alle gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet<br />

werden konnten.<br />

Das Datensatzvolumen hat sich im Vergleich zum<br />

Vorjahr nahezu verdoppelt.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze<br />

wurde in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

11.555<br />

324<br />

6.0<br />

49.215<br />

466<br />

60.770<br />

481<br />

Erwartet<br />

66.093<br />

472<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

92 %<br />

102 %<br />

2002<br />

59%<br />

77 %<br />

(Quelle: VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine<br />

Erläuterung dieses Verfahrens ist im Kapitel<br />

„Datenmanagement“ ausführlich dargestellt. Aufgrund<br />

der dort beschriebenen Besonderheit dieser<br />

Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />

über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Prostataresektion über alle<br />

Bundesländer hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />

sehr verbessert und lag insgesamt bei 92%.<br />

Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich im<br />

zweiten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als gut einzuschätzen. Die Beteiligung<br />

der Krankenhäuser ist sehr gut. Sie lag<br />

bei 102%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />

welches nur 15% der erwarteten Daten<br />

geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von<br />

ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen eine<br />

Spannweite von 77 bis 130% auf.<br />

Zusätzlich zu den ausgewerteten Datensätzen<br />

des Basismoduls wurden 17.747 Datensätze aus<br />

196 Krankenhäusern für den Teildatensatz<br />

„Pflege bei Prostataresektion“ geliefert.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Möglichst selten Resektionsgewicht < 5g<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Das Resektionsgewicht wird postoperativ in der<br />

Regel vom Pathologen bestimmt und dokumentiert.<br />

Es ist somit ein gut objektivierbarer Parameter.<br />

Das durchschnittliche Resektionsgewicht bei TUR<br />

liegt zwischen ca. 19 und ca. 26g (Green et al. 1996<br />

(25,6g), Borboroglu et al. 1999 (18,8g), Hakenberg<br />

et al. 2001 (24,7g), Mebust et al. 2002 (22g)). Eine<br />

Autorengruppe berichtete, dass bei 12,61% von<br />

3.885 Patienten das Resektionsgewicht < 5g lag<br />

(Mebust et al. 2002).<br />

Zwischen präoperativ sonografisch gemessenem<br />

Prostatavolumen und tatsächlich resezierbarem<br />

Prostatagewebe besteht eine hohe Korrelation. Will<br />

man wissen, welcher Anteil vom präoperativ per Ultraschall<br />

gemessenen Prostatavolumen entfernt<br />

wurde, muss man das Gewicht des Resektats mit<br />

1,2 multiplizieren, um den Gewebeschrumpfungseffekt<br />

zu berücksichtigen. Eine vollständige Resektion<br />

des gesamten Prostatagewebes wird routinemäßig<br />

nicht durchgeführt. In einer Studie an 432<br />

Operationen wurde festgestellt, dass in der Regel<br />

pro Eingriff nicht mehr als 50% des Volumens der<br />

Prostata reseziert werden (Green et al. 1996).<br />

Prostataresektion<br />

Indikation: Prostataresektionsgewicht<br />

Kein eindeutiger Zusammenhang besteht zwischen<br />

Resektionsmenge und OP-Erfolg. Bei 138 Patienten<br />

wurde gezeigt, dass es nach der TUR zwar zur signifikanten<br />

Verbesserung des Uroflows, des Restharns<br />

und des IPSS-Scores kam, Resektionsgewicht und<br />

Symptomverbesserung aber nicht signifikant korrelierten<br />

(Hakenberg et al. 2001).<br />

Der Erfolg des Eingriffs scheint also nicht primär von<br />

der resezierten Gewebemenge abzuhängen, d.h. ein<br />

Patient kann auch dann von einem Eingriff profitieren,<br />

wenn nur wenig reseziert wurde, z.B. bei neurologischen<br />

Erkrankungen.<br />

Eine hohe Rate von Fällen mit niedrigen Resektionsgewichten<br />

in einer Fachabteilung kann aber Ausdruck<br />

einer Vorgehensweise sein, bei der dem Patienten<br />

in mehreren Eingriffen immer wieder kleine<br />

Prostatagewebemengen entfernt werden. Daher ist<br />

nach Überzeugung der Fachgruppe immer dann das<br />

Behandlungsmanagement zu hinterfragen, wenn<br />

bei sehr vielen Patienten kleine Mengen reseziert<br />

werden.<br />

304


305<br />

Ergebnisse<br />

Resektionsgewicht < 5g<br />

Prozent<br />

30%<br />

25%<br />

20 %<br />

15%<br />

10 %<br />

5%<br />

0%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10 %<br />

5%<br />

0%<br />

Prostataresektion<br />

Indikation: Prostataresektionsgewicht<br />

Anteil von Patienten mit Resektionsgewicht < 5g an allen Patienten mit gültiger<br />

Angabe zum Resektionsgewicht<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

3,01%<br />

2,87 - 3,16%<br />

53.508<br />

1,7%<br />

0,0 - 25,0%<br />

404 von 481<br />

≤ 7,1% (90%-Perzentile)<br />

40 von 404<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 481 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

62 Krankenhäuser<br />

15 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit einer Angabe<br />

zum Resektionsgewicht<br />

Zähler: Patienten mit Resektionsgewicht < 5g<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 7,1% (90%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Literatur, aus der<br />

sich eine exakte Rate zur Einhaltung einer Mindestgewichtsgrenze<br />

bei der Indikationsstellung zur TUR<br />

evidenzbasiert festlegen ließe, steht nicht zur Verfügung.<br />

Die Fachgruppe wählte daher den Verteilungskennwert<br />

90%-Perzentile als Referenzbereich.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 3,01% (2002: 3,13%) Fällen<br />

mit einem Resektionsgewicht unter 5g ist gemessen<br />

am internationalen Standard ein sehr gutes<br />

Ergebnis. Somit kann insgesamt eine sehr gute<br />

Versorgungsqualität festgestellt werden.<br />

Bei 40 von 404 Krankenhäusern mit mindestens<br />

20 Fällen und bei 4 Krankenhäusern mit weniger<br />

als 20 Fällen lag der Anteil von Fällen mit einem<br />

Resektionsgewicht < 5g außerhalb des Referenzbereichs<br />

von bis zu 7,1% (90%-Perzentile). Nach<br />

Meinung der Fachgruppe soll auch mit den Krankenhäusern<br />

mit wenigen Fällen unbedingt der<br />

Strukturierte Dialog erfolgen.


Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten ohne Angabe des<br />

Resektionsgewichts<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 5%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Da die Bestimmung<br />

des Resektionsgewichts als Standard jedes<br />

Prostataeingriffs zu fordern ist, definiert die Fachgruppe<br />

hier den fixen Referenzbereich ≤ 5%.<br />

Bewertung<br />

Der Anteil der Patienten ohne Resektionsgewichtsbestimmung<br />

lag bei 11,95 %. Bei 211 von 428<br />

Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen lag dieser<br />

Anteil außerhalb des von der Fachgruppe empfohlenen<br />

Referenzbereichs von ≤ 5 %. 3 Krankenhäuser<br />

von diesen hatten das Resektionsgewicht<br />

in keinem Fall bestimmt. Letzteres traf auch für 12<br />

der Krankenhäuser mit weniger als 20 Fällen zu.<br />

Bei allen Krankenhäusern, die das Resektionsgewicht<br />

in keinem Fall bestimmt hatten, sollen im<br />

Strukturierten Dialog die Gründe für dieses Vorgehen<br />

erfragt werden.<br />

Prostataresektion<br />

Indikation: Prostataresektionsgewicht<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten ohne Resektionsgewichtsbestimmung an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Keine Resektionsgewichtbestimmung<br />

100 %<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

11,95 %<br />

11,69 - 12,21 %<br />

60.770<br />

4,9 %<br />

0,0 – 100,0 %<br />

428 von 481<br />

≤ 5%<br />

211 von 428<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 481 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

53 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

306


307<br />

Prostataresektion<br />

Indikation: IPSS-Score<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Bevorzugt Operationen von Patienten mit hohem<br />

subjektivem Leidensdruck<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Zur Quantifizierung der Beschwerden wurden in<br />

der Urologie mehrere Symptomenscores entwickelt.<br />

Diese Scores sind entweder vom Untersucher<br />

(z.B. Boyarsky-Index, (Boyarsky et al. 1976),<br />

Madsen-Iversen-(MMAP-)Score (Madsen und<br />

Iversen 1983)) oder vom Patienten (z.B. Maine<br />

Medical Assessment Programme Symptom Score<br />

(Fowler, Jr. et al. 1988), Dänischer Symptomenscore<br />

DAN-PSS (Hald et al. 1991)) auszufüllen. Auch wenn<br />

es kein Symptom gibt, das identisch in allen Scores<br />

abgefragt wird, so haben die Scores gemeinsam,<br />

dass sie versuchen, die physische und psychische<br />

(subjektiv empfundene) Beeinträchtigung des<br />

Patienten durch diese Beschwerden zu messen.<br />

Von Barry et al. wurde 1992 der American Urological<br />

Association (AUA-)Symptomindex veröffentlicht<br />

(Barry et al. 1992). 1994 erhielt die weiterentwickelte<br />

Version AUA-7 die Empfehlung des<br />

International Consensus Committees unter der<br />

Schirmherrschaft der WHO. Der Symptomindex<br />

stellt somit das weltweit empfohlene Symptomenbeurteilungssystem<br />

für Prostatapatienten dar. Die<br />

deutsche Übersetzung dieses Scores ist der Internationale<br />

Prostata-Symptom-Score (IPSS). Der<br />

IPSS umfasst folgende 7 Symptome: unvollständige<br />

Blasenentleerung, Pollakisurie, unterbrochene<br />

Miktion, Urge, abgeschwächter Harnstrahl, Startprobleme<br />

bei der Miktion, Nykturie. Jeder Frage<br />

wird vom Patienten ein Punktwert von „0“ (niemals)<br />

bis „5“ (fast immer) zugewiesen.<br />

Als Symptomatikkategorien werden empfohlen: 0<br />

bis 7 Punkte leichtgradig, 8 bis 19 Punkte mittelgradig<br />

und 20 bis 35 Punkte hochgradig symptomatisch.<br />

Zusätzlich kann aus verschiedenen Fragen<br />

ein irritativer und ein obstruktiver Score errechnet<br />

werden.<br />

Das International Consensus Committee empfiehlt<br />

eine zusätzliche Frage zum Zielkriterium Lebensqualität<br />

(0 bis 6 Punkte). Sie soll die Aussage<br />

ermöglichen, ob eine therapeutische Maßnahme<br />

über die Symptomverbesserung hinaus weitere<br />

Relevanz für die Lebensqualität des Patienten<br />

hat. Die mit dem IPSS gestellte Lebensqualitätsfrage<br />

ist in der Praxis am weitesten verbreitet<br />

(Batista-Miranda et al. 2001).<br />

Der IPSS-Score dient in erster Linie der Beurteilung<br />

von Symptomveränderungen im Laufe einer Therapie,<br />

nicht zur Diagnostik. Die Spezifität ist eher<br />

gering, d. h. auch bei anderen Erkrankungen wie<br />

der Blasenausgangsstenose oder der Detrusorinstabilität<br />

werden vergleichbare Scores wie bei der<br />

BPH erreicht (Hakenberg 1997, Schulze 2002).<br />

Aufgrund der Kürze gilt er als praktikabel, andere<br />

Scores mit zusätzlichen Skalen, z.B. Belästigungsskalen<br />

(z. B. DAN-PSS), sind eher für Studien geeignet.<br />

Ein Vergleich der vier wichtigsten genannten Scores<br />

zeigte hohe Aussagekraft bei allen Scores, aber<br />

eine besonders hohe Sensitivität beim IPSS<br />

(Barry et al. 1992).<br />

Verschiedene Studien haben den IPSS-Scores bei<br />

unterschiedlichen Fragestellungen validiert. Ein<br />

IPSS-Score von > 28 geht z.B. mit über 90%iger<br />

Wahrscheinlichkeit mit einer Obstruktion einher<br />

(Netto et al. 1996). Allerdings werden auch deutliche<br />

intraindividuelle Schwankungen beobachtet<br />

(Witjes et al. 1996).<br />

Die S1-Leitlinie der deutschen Urologen empfiehlt<br />

bei geringen Beschwerden, d.h. bei einem IPSS-<br />

Score von < 8, ein kontrolliertes Zuwarten (Berges<br />

et al. 2003).<br />

Die AUA-Leitlinien fassen die Studienergebnisse<br />

zum IPSS-Score bei TUR zusammen: 3 bis 9 Monate<br />

bzw. 10 bis 16 Monate nach TUR liegt der Score<br />

ca. 15 Punkte, 16 Monate nach TUR noch ca. 14<br />

Punkte niedriger als präoperativ (AUA 2003a).<br />

Zusammengefasst ist die Anwendung des IPSS-<br />

Scores als ein Kriterium für die Indikationsstellung<br />

zur Operation eine Empfehlung internationaler<br />

Leitlinien. Für den bei diesem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

verwendeten Schwellenwert IPSS > 20 oder<br />

Lebensqualitätsindex > 3 besteht ein Expertenkonsens,<br />

jedoch keine evidenzbasierte Grundlage.


Einflussfaktoren<br />

Alter, Zeitpunkt der Befragung<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit einer gültigen Angabe zum<br />

IPSS<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 20%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die Bestimmung<br />

eines Symptomenscores ist – auch gemäß Leitlinie<br />

– möglichst vor jedem Prostataeingriff zu fordern.<br />

Die Fachgruppe hat hier den fixen Referenzbereich<br />

≥ 20% festgelegt.<br />

Bewertung<br />

Eine Gesamtrate von nur 38,20 % (2002: 42,11 %)<br />

Fällen mit Bestimmung des IPSS-Scores ist bedenkenswert.<br />

Unter dem Gesichtspunkt, dass die Lebensqualität<br />

des Patienten einen hohen Stellenwert einnehmen<br />

sollte, sollte hier eine häufigere Verwendung<br />

des IPSS angestrebt werden. Bei den Häusern mit<br />

weniger als 20 Fällen haben mehr als die Hälfte (26<br />

von 53) den IPSS überhaupt nicht bestimmt.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse ist mit<br />

0 bis 100 % extrem hoch. Mit den außerhalb des<br />

Referenzbereichs liegenden Krankenhäusern sollen<br />

die Gründe für die geringen IPSS-Dokumentationsraten<br />

erörtert werden.<br />

Ergebnisse<br />

100 %<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Prostataresektion<br />

Indikation: IPSS-Score<br />

Anteil Patienten mit bestimmtem und gültigem IPSS<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Erhebung IPSS<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

38,20 %<br />

37,81 - 38,58%<br />

60.770<br />

38,3 %<br />

0,0 - 100,0 %<br />

428 von 481<br />

≥ 20%<br />

176 von 428<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 481 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

53 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

308


309<br />

Ergebnisse<br />

Prostataresektion<br />

Indikation: IPSS-Score<br />

Anteil Patienten mit einem hohen subjektiven Leidensdruck (IPSS ≥ 20 oder L > 3)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Hoher subjektiver Leidensdruck<br />

100 %<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

79,58 %<br />

79,09 - 80,06 %<br />

26.835<br />

79,3 %<br />

6,5 - 100,0%<br />

280 von 481<br />

≥ 58,1 % (10%-Perzentile)<br />

27 von 280<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 481 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

124 Krankenhäuser<br />

77 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit bestimmtem<br />

und gültigem IPSS oder Lebensqualitätsindex<br />

Zähler: Patienten mit IPSS ≥ 20 oder<br />

Lebensqualitätsindex > 3<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 58,1% (10%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Zwar liegen für<br />

den in den DGU-Leitlinien empfohlenen IPSS-Score<br />

aus internationalen Studien Empfehlungen vor, ab<br />

welchem Punktwert eine Indikation zum Eingriff<br />

anzunehmen ist. Ein evidenzbasierter Anhalt dafür,<br />

wie oft ein IPSS-Score von über 20 vorliegen sollte,<br />

ist aber nicht ableitbar. Die Fachgruppe wählte<br />

daher den Verteilungskennwert 10%-Perzentile als<br />

Referenzbereich.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 79,58 % Patienten mit hohem<br />

Leidensdruck (IPSS > 20 oder Lebensqualitätsindex > 3)<br />

– bezogen auf die mit IPSS dokumentierten Fälle –<br />

ist ein gutes Ergebnis. Es zeigt, dass bei der<br />

Indikationsstellung der hohe Leidensdruck der<br />

Patienten angemessen berücksichtigt wurde. Da ein<br />

fixer Referenzbereich nicht festgelegt wurde, führt<br />

die Festlegung der 10%-Perzentile (≥ 58,1%) dazu,<br />

dass 27 der 280 Krankenhäuser mit mindestens 20<br />

Fällen in den Strukturierten Dialog einbezogen werden<br />

sollten.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten spezifische intra-/postoperative<br />

Komplikationen bei TUR<br />

Prostataresektion<br />

Spezifische intra-/postoperative Komplikationen bei TUR<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Der Verbesserung der Symptomatik durch eine<br />

TUR muss die perioperative Morbidität und<br />

Letalität gegenübergestellt werden. Wesentliche<br />

Komplikationen sind Blutungen und Infektionen.<br />

Mebust et al. teilen eine intraoperative Rate von<br />

6,9 % (transfusionspflichtige Blutung 2,5%, TUR-<br />

Syndrom 2,0%, Herzrhythmusstörungen 1,1%,<br />

Extravasat 0,9%) mit. Postoperativ betrug die<br />

Gesamtkomplikationsrate 18 % (Harnverhalt 6,5%,<br />

Blutungen 3,9%, Blasentamponade 3,3%,<br />

Infektionen 2,3%) (Mebust et al. 2002). Andere<br />

Autoren berichten über einen Zeitraum von acht<br />

Jahren aus einem Operationszentrum von folgenden<br />

Gesamtkomplikationsraten: intraoperativ<br />

2,5%, postoperativ 10,8% und spät postoperativ<br />

nach einer mittleren Beobachtungszeit von 42<br />

Monaten 8,5% (Borboroglu et al. 1999).<br />

Die Gabe von Transfusionen lässt sich als<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator verwenden. Bei Patienten mit<br />

präoperativ normalem Hämoglobinwert (Hb) und<br />

einer Resektion von weniger als 30g ist normalerweise<br />

keine Bluttransfusion notwendig (Kirollos<br />

& Campbell 1997). Nach Einschätzung von Pientka<br />

(1998) dürfte die Transfusionshäufigkeit nach TUR<br />

in guten Zentren bei 1 % liegen, in ca. 2,2 % der<br />

Fälle sind chirurgische Interventionen wegen einer<br />

Blutung notwendig. Die Studienanalyse in der<br />

aktuellen Leitlinie der amerikanischen Fachgesellschaft<br />

AUA weist allerdings eine Rate signifikanter<br />

Hämaturien von 6% (Median) und eine Transfusionsrate<br />

von 8% (Median) aus (AUA 2003a).<br />

Die postoperativen Infektionen lassen sich unterteilen<br />

in Harnwegsinfekte und Epididymitiden. Es<br />

wurden für TUR eine Harnwegsinfektionsrate von<br />

15,5% und eine Epididymitisrate von 1,0%<br />

(Median) errechnet (McConnell et al. 1994). Die<br />

AUA-Leitlinie weist eine Gesamtinfektionsrate von<br />

6% Infektionen aus (AUA 2003a).<br />

Ein weiteres Problem stellt die postoperative<br />

Harninkontinenz dar, wobei im Krankheitsverlauf<br />

„natürliche“ Inkontinenzfälle berücksichtigt werden<br />

müssen (Haab et al. 1996). Die AUA-Leitlinien<br />

berichten hier von einer Inkontinenzrate von 3%<br />

im Median (AUA 2003a). Wasson et al. (1995) fanden<br />

im randomisierten Vergleich TUR gegenüber<br />

kontrolliertem Zuwarten nach 3 Jahren keine<br />

erhöhte Harninkontinenz- bzw. Impotenzrate bei<br />

chirurgischer Versorgung.<br />

Für Blasenhals- und Harnröhrenstrikturen nach<br />

TUR geben McConnell et al. (1994) eine Rate von<br />

3,1%, für Impotenz von 13,6% an. Die aktuelleren<br />

Analysen der AUA-Leitlinien weisen hier im<br />

Median 7% für Harnröhrenstrikturen und 10% für<br />

Erektionsstörungen aus (AUA 2003a).<br />

310


311<br />

Ergebnisse<br />

Prostataresektion<br />

Spezifische intra-/postoperative Komplikationen bei TUR<br />

Anteil von Patienten mit mindestens einer spezifischen intra-/postoperativen<br />

Komplikation an allen Patienten mit TUR<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Intra- oder postoperative Komplikationen<br />

100 %<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

11,80%<br />

11,52 - 12,08%<br />

51.559<br />

9,9%<br />

0,0 - 100,0 %<br />

418 von 481<br />

≤ 20%<br />

59 von 418<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 481 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

55 Krankenhäuser<br />

8 Krankenhäuser<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit TUR<br />

Zähler: Patienten mit mindestens einer spezifischen<br />

intra- oder postoperativen Komplikation<br />

(behandlungsbedürftiges TUR-Syndrom, transfusionspflichtige<br />

Blutung, klinisch relevante Harnwegsinfektion,<br />

operative Revision, Nachresektion oder<br />

Koagulation)<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 20%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: „Mindestens<br />

eine Komplikation“ umfasst eine heterogene Gruppe<br />

von schwerwiegenden und weniger schwerwiegenden<br />

Komplikationen. Die Rate lag in der Bundesauswertung<br />

2002 über 10%. Die Fachgruppe legt<br />

einen Referenzbereich bis 20% fest. Auf Festlegung<br />

von Referenzbereichen für jede einzelne<br />

Komplikation wird verzichtet.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 11,80% (2002: 11,41%) weist<br />

gegenüber der internationalen Literatur eine unauffällige<br />

Versorgungsqualität auf. Aufgrund unterschiedlicher<br />

Beobachtungszeiträume und unterschiedlicher<br />

Definitionen der Komplikationen sind<br />

die Zahlen allerdings nur bedingt vergleichbar.<br />

59 von 418 Krankenhäusern mit mindestens 20<br />

Fällen lagen außerhalb des von der Fachgruppe<br />

festgelegten Referenzbereichs von ≤ 20%.<br />

Bemerkenswert erscheint der Fachgruppe, dass in<br />

den Krankenhäusern mit weniger als 20 Fällen die<br />

Komplikationsrate teilweise sehr hoch liegt.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Immer postoperative histologische Untersuchung<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Die digitale rektale Untersuchung und die<br />

Bestimmung des PSA-Wertes sind einfache und<br />

effektive Screening-Methoden zur Früherkennung<br />

eines Prostata-Karzinoms. Auch wenn durch die<br />

PSA-Bestimmung die Zahl der erst durch<br />

Operation erkannten Karzinome weiter abgenommen<br />

hat, so ist eine histologische Untersuchung<br />

als Routinemaßnahme bei Operationen einer BPH<br />

weiterhin zu fordern. Allerdings stellt sich in seltenen<br />

Fällen ex post heraus, dass auch trotz unauffälligen<br />

histologischen Befundes ein Karzinom<br />

vorgelegen hat (Kawamura et al. 1992, Ye et al.<br />

1995).<br />

Bei 72 von 1.127 Patienten (6,4 %), die sich mit<br />

der Diagnose BPH einer Prostataoperation unterzogen<br />

und bei denen sowohl der digitale<br />

Tastbefund als auch der PSA-Test negativ ausgefallen<br />

waren, wurde durch die histopathologische<br />

Untersuchung des Resektates ein inzidentelles<br />

Prostatakarzinom diagnostiziert (Zigeuner et al.<br />

2003). Andere Autoren dokumentierten eine Rate<br />

von 12 % histologisch gesicherter inzidenteller<br />

Karzinome bei 683 wegen BPH operierten<br />

Patienten (Vecchioli 1992).<br />

Eine positive Korrelation zwischen der Frequenz<br />

der TUR-Eingriffe und der Zahl der entdeckten<br />

inzidentellen Prostatakarzinome wird gesichtet.<br />

Auch die Erhöhung der Zahl der untersuchten<br />

histologischen Schnitte bei der pathologischen<br />

Begutachtung soll zu einer höheren Rate entdeckter<br />

inzidenteller Karzinome führen (Levy et al. 1993).<br />

Ergebnisse<br />

100 %<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50 %<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Prostataresektion<br />

Histologische Untersuchung<br />

Anteil von Patienten mit postoperativer histologischer Untersuchung an allen<br />

Patienten ohne Aufnahmediagnose Prostatakarzinom<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Histologische Untersuchung<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60 %<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

96,92 %<br />

96,78 - 97,07 %<br />

55.821<br />

99,1%<br />

13,6 - 100,0%<br />

426 von 481<br />

≥ 95%<br />

59 von 426<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 481 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

51 Krankenhäuser<br />

4 Krankenhäuser<br />

312


313<br />

Prostataresektion<br />

Histologische Untersuchung<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten ohne<br />

Aufnahmediagnose C61 Prostatakarzinom<br />

Zähler: Patienten mit histologischer Untersuchung<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die histologische<br />

Untersuchung bei Prostataeingriffen ist klinischer<br />

Standard. Die Fachgruppe fordert mit dem<br />

festgelegten Referenzbereich daher, dass in ≥ 95 %<br />

der Fälle diese Untersuchung erfolgen sollte,<br />

andernfalls liegt eine Auffälligkeit vor.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 96,92% (2002: 97,88%)<br />

Patienten mit histologischer Untersuchung des<br />

Resektats ist als Hinweis auf eine gute Versorgungsqualität<br />

zu werten. Auffällig ist eine extreme Spannweite<br />

von 13,6% bis 100,0%. Es erscheint der<br />

Fachgruppe sinnvoll, mit allen Krankenhäusern –<br />

unabhängig von ihrer Fallzahl – den Strukturierten<br />

Dialog einzuleiten, wenn der empfohlene Referenzbereich<br />

von ≥ 95% nicht erreicht wird.


Ausblick<br />

Wie im Jahr zuvor zeigt die Bundesauswertung<br />

2003, dass im Bereich der operativen Therapie<br />

der Volkskrankheit Prostatahyperplasie die<br />

Versorgungsqualität in Deutschland hoch ist. Es<br />

ließ sich jedoch eine teilweise erhebliche Spannweite<br />

der Krankenhausergebnisse feststellen. Bei<br />

auffälligen Krankenhäusern, d.h. Krankenhäusern,<br />

deren Ergebnisse außerhalb des von der Fachgruppe<br />

festgelegten Referenzbereichs lagen, soll<br />

im Strukturierten Dialog die Diskussion angestoßen<br />

werden.<br />

Die Fachgruppe bedauert, dass das <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren<br />

Prostataresektion seit 2004 in den<br />

meisten Bundesländern von der Dokumentationspflicht<br />

ausgenommen ist. Sie plädiert für eine<br />

Weiterführung und Weiterentwicklung des Messinstruments.<br />

Prostataresektion<br />

314


315<br />

Prostataresektion<br />

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316


317<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Dr. Bernd Gruber<br />

Jan Hendrik Seidel<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe HNO<br />

Prof. Dr. Thomas Deitmer<br />

Dortmund<br />

Dr. Luc Deleye<br />

Schweinfurt<br />

Prof. Dr. Michael Handrock<br />

Hamburg<br />

Dr. Mathias Christian Heißenberg<br />

Nürnberg<br />

Prof. Dr. Karl-Bernd Hüttenbrink<br />

Köln<br />

Dr. Astrid König<br />

Amsterdam<br />

Birgit Lottko<br />

Essen<br />

Schwester Nicola Maria Schmitt<br />

Stuttgart<br />

Dr. Wolfgang Uphaus<br />

Neuss<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 28<br />

Tonsillektomie<br />

Zusammenfassung<br />

Bei der Tonsillektomie (Entfernung der Rachenmandeln)<br />

handelt es sich um eine häufige HNO-ärztliche<br />

Operation. Die wichtigsten Indikationen zur Tonsillektomie<br />

sind nach einer Leitlinie der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopfund<br />

Halschirurgie chronische Entzündungen, übermäßige<br />

Vergrößerungen der Tonsillen und Abszesse<br />

(Ganzer & Arnold 2001). Erforderlich ist eine strenge<br />

Indikationsstellung zur Tonsillektomie, da bei diesem<br />

Eingriff sehr schwerwiegende Komplikationen<br />

auftreten können.<br />

Für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung wurden von der<br />

Fachgruppe HNO fünf <strong>Qualität</strong>sziele definiert, von<br />

denen zwei für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

ausgewählt wurden.<br />

Anhand der beiden <strong>Qualität</strong>sziele „Häufig Tonsillektomie<br />

mit Adenotomie bei Kindern und Jugendlichen,<br />

selten bei Erwachsenen“ und „Selten behandlungspflichtige<br />

Nachblutungen bei Patienten ohne Gerinnungsstörung<br />

und ohne medikamentös behandlungspflichtigen<br />

Bluthochdruck“ werden die Indikationsstellung<br />

und die Ergebnisqualität bewertet.<br />

Eine Tonsillektomie mit gleichzeitiger Adenotomie<br />

(Entfernung der Gaumenmandeln) soll bei Erwachsenen<br />

selten durchgeführt werden, da im Erwachsenenalter<br />

die Gaumenmandeln stark zurückgebildet<br />

sind. Dieser Kombinationseingriff ist in der<br />

Regel bei Kindern indiziert.<br />

Für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator wurde eine Gesamtrate<br />

von 9,27% ermittelt. Das heißt, dass bei Erwachsenen<br />

(Alter ab 20 Jahren) in 9,27% der Fälle mit der<br />

Tonsillektomie auch eine Adenotomie durchgeführt<br />

worden ist. Aus klinischer Erfahrung bewertet die<br />

Fachgruppe dieses Ergebnis als akzeptabel und Ausdruck<br />

sachgerechter Indikationsstellung. Auffällig ist<br />

allerdings die Spannweite mit Krankenhausergebnissen<br />

zwischen 0,0 und 100,0%. 132 Krankenhäuser<br />

lagen mit ihren Ergebnissen oberhalb des<br />

Referenzbereichs von ≤ 10% und sollen im Strukturierten<br />

Dialog um eine Stellungnahme gebeten<br />

werden.<br />

Das <strong>Qualität</strong>sziel „Selten behandlungspflichtige Nachblutungen<br />

bei Patienten ohne Gerinnungsstörung<br />

und ohne medikamentös behandlungspflichtigen<br />

Bluthochdruck“ betrachtet die Nachblutung als die<br />

gefürchtetste Komplikation nach einer Tonsillektomie.<br />

Nachblutungen innerhalb der ersten 24 Stunden<br />

lassen am ehesten Rückschlüsse auf die <strong>Qualität</strong><br />

der Operation zu.<br />

Die ermittelte Gesamtrate von 1,74 % Nachblutungen<br />

innerhalb der ersten 24 Stunden wird als sehr gutes<br />

Ergebnis bewertet. Auffällig ist allerdings die sehr<br />

hohe Spannweite von 0,0 bis 90,7 %. Für die Bewertung<br />

muss berücksichtigt werden, dass trotz der<br />

Eingrenzung der Dokumentation auf behandlungspflichtige<br />

Nachblutungen unterschiedliche Vorgehensweisen<br />

bei der Dokumentation die Ergebnisse beeinflussen<br />

können. Auch dieser Aspekt soll im Strukturierten<br />

Dialog analysiert werden.<br />

Die Fachgruppe hält für die Betrachtung der Ergebnisqualität<br />

bei der Tonsillektomie die Möglichkeit<br />

der Erfassung von Nachblutungen nach Entlassung<br />

aus der stationären Behandlung für eine wichtige<br />

methodische Weiterentwicklung. Durch Nachblutungen<br />

bedingte Todesfälle sind dramatische Ereignisse,<br />

die durch eine weitere Verkürzung der stationären<br />

Aufenthalte möglicherweise zunehmen werden.<br />

Eine Diskussion über die Entwicklung der Verweildauern<br />

ist nach Ansicht der Fachgruppe erforderlich,<br />

auch wenn diese in Deutschland im internationalen<br />

Vergleich eher lang sind. Dieser Sachverhalt kann<br />

allerdings gesundheitspolitisch gut begründet werden,<br />

wenn auch nur wenige Todesfälle von Kindern<br />

durch die längeren Verweildauern vermieden und<br />

damit höhere Kosten gerechtfertigt werden.


Einleitung<br />

Bei der Tonsillektomie handelt es sich um eine häufige<br />

HNO-ärztliche Operation. Indikationen zur Tonsillektomie<br />

sind z.B. die chronische Tonsillitis, die<br />

Hyperplasie der Tonsille und der Peritonsillarabszess.<br />

Erforderlich ist eine strenge Indikationsstellung zur<br />

Tonsillektomie, da die Komplikationen im Verhältnis<br />

zum Eingriff schwerwiegend sind, wie beispielsweise<br />

lebensbedrohliche Nachblutungen bei ansonsten<br />

gesunden Kindern.<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Selten leitende Indikation „Sonstiges“<br />

Angemessene Altersverteilung<br />

Häufig Tonsillektomie mit Adenotomie bei Kindern<br />

und Jugendlichen, selten bei Erwachsenen<br />

Selten behandlungspflichtige Nachblutungen bei<br />

Patienten ohne Gerinnungsstörung und ohne medikamentös<br />

behandlungspflichtigen Bluthochdruck<br />

Selten behandlungspflichtige Nachblutungen<br />

bei allen Patienten<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

116.345 Datensätze aus 734 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Tonsillektomie<br />

konnten in 2003 in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />

dokumentiert werden. Im ersten Halbjahr<br />

2003 war es noch möglich, aufgrund einer<br />

Übergangsregelung Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

5.0.1 zu senden. Es liegen in diesem Format<br />

22.850 Datensätze aus 458 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

korrekt im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong><br />

93.495 Datensätze aus 715 Krankenhäusern. In<br />

der Auswertung wurden die Datensätze des Formats<br />

5.0.1 auf das Datensatzformat 6.0 überführt,<br />

so dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam ausgewertet<br />

werden konnten.<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage sind<br />

Vollständigkeiten über 100 % möglich.<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Tonsillektomie<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Tonsillektomie über alle Bundesländer<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr sehr verbessert<br />

und lag insgesamt bei 87 %. Dieser Wert<br />

ist dennoch für einen Leistungsbereich im zweiten<br />

Jahr nach der bundesweit verpflichtenden Einführung<br />

als verbesserungsfähig einzuschätzen. Die<br />

Beteiligung der Krankenhäuser dagegen ist gut.<br />

Sie lag bei 98 %.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist, bis auf ein Bundesland,<br />

welches lediglich 3 % der erwarteten Daten<br />

geliefert hat, bezogen auf das Verhältnis von ausgewerteten<br />

zu erwarteten Datensätzen eine hohe<br />

Spannweite von 70 % bis 206 % auf.<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 20<br />

20 - 39<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

≥ 80<br />

ASA<br />

206%<br />

116%<br />

112%<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

5.0.1<br />

22.850<br />

458<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Bundesländer Gesamt<br />

6.0<br />

93.495<br />

715<br />

Gesamt<br />

116.345<br />

734<br />

Erwartet<br />

133.320<br />

750<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

87 %<br />

98 %<br />

Anzahl Anteil<br />

116.343<br />

69.625<br />

37.389<br />

7.799<br />

1.480<br />

50<br />

96.980<br />

18.079<br />

1.233<br />

50<br />

3<br />

2002<br />

60 %<br />

71 %<br />

99,99%<br />

59,84%<br />

32,14%<br />

6,70%<br />

1,27%<br />

0,04%<br />

83,36%<br />

15,54%<br />

1,06%<br />

0,04%<br />

0%<br />

318


319<br />

Ergebnisse<br />

Tonsillektomie<br />

Tonsillektomie mit Adenotomie<br />

<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Häufig Tonsillektomie mit Adenotomie bei Kindern<br />

und Jugendlichen, selten bei Erwachsenen<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

Mit der Entfernung der Tonsillen kann die Adenotomie,<br />

d.h. die operative Entfernung der Rachenmandeln<br />

(Adenoide), kombiniert werden. Dieser<br />

Eingriff ist in der Regel bei Kindern indiziert, wenn<br />

es zu rezidivierenden Infekten der Luftwege kommt<br />

oder die Hyperplasie der Rachenmandel die Nasen-<br />

Anteil von Patienten mit Tonsillektomie und gleichzeitiger Adenotomie<br />

an Erwachsenen ( ≥ 20 Jahre) mit gültiger Altersangabe<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Tonsillektomie mit Adenotomie<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

9,27 %<br />

9,01 - 9,54 %<br />

46.718<br />

2,6 %<br />

0,0 - 100,0%<br />

567 von 734<br />

≤ 10 %<br />

132 von 567<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 734 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

144 Krankenhäuser<br />

23 Krankenhäuser<br />

atmung oder die Tubenbelüftung behindert. Im Erwachsenenalter<br />

sind die Adenoide stark zurückgebildet.<br />

Eine Entfernung ist deutlich seltener als bei<br />

Kindern indiziert.<br />

Bei ausgeprägten Adenoiden im Erwachsenenalter<br />

muss zum Ausschluss eines Malignoms immer eine<br />

histologische Untersuchung des Resektats erfolgen.<br />

Das <strong>Qualität</strong>sziel wurde auf der Basis eines Expertenkonsenses<br />

festgelegt.<br />

Methodik<br />

Rechenregel: Grundgesamtheit: alle Patienten mit<br />

gültiger Altersangabe ab 20 Jahren<br />

Zähler: Patienten mit Tonsillektomie mit<br />

Adenotomie<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 10%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Die gemeinsame<br />

Bewertung der Bundesdaten aus 2002 und Probedaten<br />

aus 2003 lässt einen Referenzbereich von<br />

≤ 10% sinnvoll erscheinen. Es besteht jedoch keine<br />

harte Evidenz aus Literaturdaten für diese Festlegung.<br />

Bewertung<br />

Die Gesamtrate von 9,27 % Tonsillektomien mit<br />

gleichzeitigen Adenotomien bei Erwachsenen (Alter<br />

ab 20 Jahren) wird aus der klinischen Erfahrung als<br />

akzeptabel und als Ausdruck sachgerechter Indikationsstellung<br />

bewertet. Spezifische Daten aus der<br />

Literatur, die für eine weitergehende Bewertung<br />

dieses Ergebnisses herangezogen werden könnten,<br />

stehen nicht zur Verfügung. Daher erfolgte auch die<br />

Festlegung des Referenzbereichs von ≤ 10 % auf der<br />

Basis der Ergebnisse vorangegangener Auswertungen.<br />

Auffällig ist die sehr hohe Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

von 0,0 bis 100,0%. 132 Krankenhäuser<br />

in Deutschland liegen mit ihren Ergebnissen<br />

außerhalb des Referenzbereichs. Eine Analyse im<br />

Strukturierten Dialog ist erforderlich. Die Kenntnis<br />

der Ursachen für die auffälligen Ergebnisse kann<br />

auch für die Weiterentwicklung des <strong>Qualität</strong>sindikators<br />

und des Referenzbereichs genutzt werden.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Selten behandlungspflichtige Nachblutungen bei<br />

Patienten ohne Gerinnungsstörung und ohne medikamentös<br />

behandlungspflichtigen Bluthochdruck<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

Eine sehr schwerwiegende Komplikation nach einer<br />

Tonsillektomie ist die Nachblutung. Am häufigsten<br />

tritt sie am Operationstag, am ersten oder zweiten<br />

Tag nach der Operation sowie am fünften oder<br />

sechsten postoperativen Tag auf. Gelegentlich wird<br />

eine Nachblutung auch nach bis zu drei Wochen<br />

beobachtet. Nachblutungen innerhalb der ersten<br />

24 Stunden können am ehesten auf die Operationstechnik<br />

bezogen werden und können somit Rückschlüsse<br />

auf die <strong>Qualität</strong> der Operation geben.<br />

Nachblutungsraten in der Literatur sind schwierig zu<br />

vergleichen, da unterschiedliche Nachbeobachtungszeiträume<br />

und vor allem unterschiedliche Definitionen<br />

zur Erfassung der Nachblutung eingesetzt<br />

werden.<br />

Eine Risikostratifizierung erfolgt, indem Patienten<br />

ohne Bluthochdruck und ohne Gerinnungsstörungen<br />

aus der Grundgesamtheit ausgeschlossen werden.<br />

Damit kann ein um präexistente Faktoren einer<br />

Blutungsneigung bereinigtes, homogenes Kollektiv<br />

betrachtet werden.<br />

Methodik<br />

Rechenregel: Grundgesamtheit: Patienten ohne Gerinnungsstörung<br />

und ohne medikamentös behandlungsbedürftigen<br />

Bluthochdruck<br />

Zähler: Nachblutungen innerhalb der ersten 24h<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≤ 10,8% (95%-Perzentile)<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Evidenzbasierte<br />

Kriterien für die Festlegung eines festen Wertes fehlen,<br />

da in der Literatur und der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

andere Beobachtungszeiträume betrachtet werden.<br />

Ebenfalls werden in der Literatur uneinheitliche<br />

Definitionen für die Erfassung einer Nachblutung<br />

verwendet.<br />

Ergebnisse<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Tonsillektomie<br />

Nachblutung<br />

Anteil von Patienten mit behandlungspflichtigen Nachblutungen an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Nachblutung<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

4,70%<br />

4,58 - 4,82%<br />

116.345<br />

3,0%<br />

0,0 - 91,5%<br />

686 von 734<br />

≤ 10,8 % (95 %-Perzentile)<br />

34 von 686<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 734 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

48 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

320


321<br />

Ergebnisse<br />

Tonsillektomie<br />

Nachblutung<br />

Anteil von Patienten mit behandlungspflichtigen Nachblutungen innerhalb der<br />

ersten 24h an Patienten ohne Gerinnungsstörung und ohne medikamentös<br />

behandlungspflichtigen Bluthochdruck (Risikostandardisierung)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Nachblutung innerhalb der ersten 24h<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

1,74%<br />

1,67 - 1,82%<br />

114.931<br />

0,7%<br />

0,0 - 90,7%<br />

686 von 734<br />

≤ 4,9 % (95%-Perzentile)<br />

34 von 686<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis 19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 734 Krankenhäusern mit<br />

1-19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

48 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

Bewertung<br />

Die nicht risikostratifizierte Gesamtrate der Nachblutungen<br />

von 4,70 % bezogen auf alle Patienten<br />

und den gesamten stationären Aufenthalt ist als<br />

Ausdruck unauffälliger Versorgungsqualität anzusehen.<br />

Für den externen <strong>Qualität</strong>svergleich erfolgt zusätzlich<br />

insbesondere die Betrachtung des risikostandardisierten<br />

<strong>Qualität</strong>sindikators „Nachblutungen bei Patienten<br />

ohne präoperatives Blutungsrisiko innerhalb<br />

der ersten 24 Stunden“. Die Gesamtrate von 1,74 %<br />

für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator wird von der Fachgruppe<br />

HNO als sehr gutes Ergebnis bewertet.<br />

Die Spannweite der Krankenhausergebnisse von<br />

0,0 bis 90,7 % ist allerdings auffällig, insbesondere<br />

da ein risikostandardisiertes Kollektiv betrachtet<br />

wird. Für die Bewertung muss berücksichtigt werden,<br />

dass trotz der Eingrenzung der Dokumentation auf<br />

behandlungspflichtige Nachblutungen unterschiedliche<br />

Vorgehensweisen bei der Dokumentation die<br />

Ergebnisse beeinflussen können. Auch dieser Aspekt<br />

soll im Strukturierten Dialog analysiert werden.


Ausblick<br />

Die Fachgruppe hält für die Betrachtung der Ergebnisqualität<br />

bei der Tonsillektomie die Möglichkeit<br />

der Erfassung von Nachblutungen nach Entlassung<br />

aus der stationären Behandlung für eine wichtige<br />

methodische Weiterentwicklung. Durch Nachblutungen<br />

bedingte Todesfälle sind dramatische Ereignisse,<br />

die durch eine weitere Verkürzung der stationären<br />

Aufenthalte möglicherweise zunehmen können.<br />

Tonsillektomie<br />

Eine Diskussion über diese Entwicklung der Verweildauer<br />

ist nach Ansicht der Fachgruppe erforderlich,<br />

auch wenn die Verweildauern in Deutschland<br />

im internationalen Vergleich eher lang sind. Diese<br />

Situation kann allerdings gesundheitspolitisch gut<br />

begründet werden, wenn auch nur wenige Todesfälle<br />

von Kindern durch die längeren Verweildauern<br />

vermieden und damit höhere Kosten gerechtfertigt<br />

werden.<br />

322


323<br />

Tonsillektomie<br />

Literatur<br />

Ganzer U, Arnold W.<br />

Chronische Tonsillitis. Leitlinie der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,<br />

Kopf- und Hals-Chirurgie.<br />

AWMF-Leitlinienregister, Nr. 017/024,<br />

Entwicklungsstufe 1. Überarbeitet Juni 2001<br />

www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll/index.html<br />

(Recherchedatum: 01.06.2004)


324<br />

<strong>BQS</strong>-Projektleiter<br />

Oliver Boy<br />

Dr. Regine Reinstorf<br />

Inna Dabisch<br />

Mitglieder der<br />

Fachgruppe Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Jürgen Ahlers<br />

Leverkusen<br />

Dr. Dieter Decking<br />

Münster<br />

Dr. Rita Engelhardt<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Volker Ewerbeck<br />

Heidelberg<br />

Prof. Dr. Rüdiger Franz<br />

Dresden-Schönfeld<br />

Dr. Thomas Gaertner<br />

Oberursel<br />

Prof. Dr. Michael Paul Hahn<br />

Bremen<br />

Dr. Matthias Hübner<br />

Oberursel<br />

Marion Lichtinghagen<br />

Wiesbaden<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

Celle<br />

Jovita Ogasa<br />

Köln<br />

Detlef Roggenkemper<br />

Sendenhorst<br />

Dr. Volker Sänger<br />

Eichstätt<br />

PD Dr. Heinz-Helge Schauwecker<br />

Berlin<br />

Weitere<br />

Sachverständige<br />

Prof. Dr. Heino Kienapfel<br />

Berlin<br />

Prof. Dr. Hanns-Peter Scharf<br />

Mannheim<br />

Stand: Juni 2004<br />

Kapitel 29<br />

Totalendoprothese (TEP)<br />

bei Koxarthrose<br />

Zusammenfassung<br />

Die Implantation des Hüftgelenkersatzes ist die<br />

Methode der Wahl zur Behandlung des fortgeschrittenen<br />

Hüftgelenkverschleißes. Sie ist patientenorientiert,<br />

kosteneffektiv und wird weltweit jährlich<br />

bei ca. einer Million Menschen durchgeführt.<br />

Für die Berichterstattung im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wurden zwei <strong>Qualität</strong>sziele ausgewählt, welche die<br />

Ergebnisqualität betrachten.<br />

Eine postoperative Infektion bei einem elektiven,<br />

standardisierten und aseptischen chirurgischen<br />

Eingriff wie der Implantation eines Gelenkersatzes<br />

ist eine schwere Komplikation, die das weitere<br />

Leben des Patienten erheblich beeinträchtigen kann.<br />

Die Wirksamkeit der perioperativen Antibiotikaprophylaxe<br />

ist für die Vermeidung von Protheseninfektionen<br />

in der Hüftendoprothetik unbestritten,<br />

evidenzbasierte Empfehlungen finden sich in internationalen<br />

Leitlinien zur Endoprothetik und zur<br />

Antibiotikaprophylaxe.<br />

Insgesamt wurde bei 97,58% aller Patienten in diesem<br />

Leistungsbereich eine Antibiotikaprophylaxe<br />

durchgeführt. Damit kann eine gute Versorgungsqualität<br />

bei der Hüft-TEP-Versorgung in Deutschland<br />

festgestellt werden.<br />

Im Krankenhausvergleich liegen 71 von 795 Krankenhäusern<br />

außerhalb des von der Fachgruppe<br />

geforderten Referenzbereichs von ≥ 95%. Auffällig<br />

ist besonders ein Krankenhaus, das in keinem Fall<br />

eine Antibiotikaprophylaxe dokumentiert hat. Hier<br />

soll im Strukturierten Dialog festgestellt werden,<br />

ob es sich um ein Dokumentations- oder ein Versorgungsproblem<br />

handelt.<br />

Die Fachgruppe Orthopädie und Unfallchirurgie betrachtet<br />

es als ein notwendiges und praktikables<br />

Ziel, dass möglichst viele Patienten zum Zeitpunkt<br />

der Entlassung gehfähig sind, zumal es sich um<br />

einen Eingriff handelt, der die Funktion des beeinträchtigten<br />

Hüftgelenkes wiederherstellen soll. An<br />

das Erreichen der Gehfähigkeit lassen sich weitere<br />

Mobilisation und Kräftigung anschließen. Das endgültige<br />

funktionelle Ergebnis einer Hüftgelenkoperation<br />

wird in der Regel erst nach einem Jahr<br />

postoperativ erreicht.<br />

98,95% aller Patienten waren bei ihrer Entlassung<br />

zumindest mit einer Gehhilfe gehfähig. Dieses Ergebnis<br />

weist auf eine gute Versorgungsqualität bei<br />

Hüft-TEP-Implantationen in Deutschland hin. Ein<br />

Referenzbereich wurde auf der Basis eines Expertenkonsenses<br />

bei ≥ 90% festgelegt. Die Spannweite<br />

der Ergebnisse ist mit 32,3 bis 100,0% beträchtlich,<br />

dennoch lagen lediglich 6 von 793 Krankenhäusern<br />

mit mindesten 20 Fällen außerhalb des<br />

Referenzbereichs und sollen im Strukturierten<br />

Dialog angesprochen werden.


Einleitung<br />

Arthrotische Gelenkerkrankungen sind häufig und<br />

treten vorwiegend in höherem Lebensalter auf. Angesichts<br />

der demografischen Entwicklung nimmt<br />

die Häufigkeit zu (Woolf 2003). Gelenkverschleißerkrankungen<br />

beeinträchtigen den betroffenen Menschen<br />

durch Schmerzen und Funktionseinbußen<br />

erheblich in seiner Lebensqualität. Die Behandlungskosten<br />

für Erkrankungen des Bewegungsapparats<br />

müssen in westlichen Nationen mit 1 bis 3 % des<br />

Bruttosozialprodukts veranschlagt werden<br />

(Reginster 2002, Merx 2003).<br />

Beim hochgradigen Hüftgelenkverschleiß ist der<br />

endoprothetische Gelenkersatz die Behandlungsmethode<br />

der Wahl. Er hat das Ziel, dem Patienten<br />

Schmerzfreiheit und eine alltagstaugliche Hüftgelenkbeweglichkeit<br />

bei langer Lebensdauer (Standzeit)<br />

der Prothese wiederherzustellen.<br />

Ca. 15% aller über 65-jährigen Menschen leiden<br />

in westlichen Ländern an einer radiologisch bestätigten<br />

Koxarthrose. Die Endoprothesenimplantationsraten<br />

in den 1990er Jahren variierten allerdings<br />

in OECD-Staaten zwischen 50 und 130 Eingriffen<br />

pro 100.000 Einwohner (Merx 2003).<br />

Das statistische Bundesamt sah in Deutschland im<br />

Jahr 2000 bei Frauen die Koxarthrose mit 78.160<br />

Kodierungen an 18. Stelle der Krankenhausentlassungsdiagnosen<br />

(destatis 2003).<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

<strong>Qualität</strong>sziele 2003<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

Basisstatistik<br />

Altersverteilung<br />

Anzahl mit gültiger Altersangabe (Jahre)<br />

< 40<br />

40 - 59<br />

60 - 79<br />

80 - 89<br />

≥ 90<br />

Geschlecht<br />

männlich<br />

weiblich<br />

ASA<br />

Oft eine angemessene Indikation anhand<br />

röntgenologischer Kriterien<br />

Oft eine angemessene Indikation anhand der<br />

klinischen Symptomatik (Schmerzen und<br />

Bewegungseinschränkung)<br />

Grundsätzlich Antibiotikaprophylaxe<br />

Angemessene OP-Dauer<br />

Selten Bluttransfusionen mit Fremdblut<br />

Immer postoperatives Röntgen in 2 Ebenen<br />

Möglichst oft postoperative Beweglichkeit<br />

Extension/Flexion von mindestens 0/0/70<br />

Hoher Anteil an Patienten mit selbstständigem Gehen<br />

bei der Entlassung<br />

Möglichst hoher Anteil an Patienten, bei denen bei<br />

Entlassung eine selbstständige Versorgung in der<br />

täglichen Hygiene möglich ist<br />

Selten Gefäßläsion als behandlungsbedürftige intraoder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Nervenschaden als behandlungsbedürftige<br />

intra- oder postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Implantatfehllage, Implantatdislokation oder<br />

Implantatbruch<br />

Selten Fraktur alsbehandlungsbedürftige intra- oder<br />

postoperative chirurgische Komplikation<br />

Selten Endoprothesenluxation<br />

Selten postoperative Wundinfektionen<br />

(Risikoadjustierung nach CDC-Kriterien)<br />

Selten Wundhämatome/Nachblutungen<br />

Selten allgemeine postoperative Komplikationen<br />

Selten erforderliche Reinterventionen wegen<br />

Komplikation<br />

Geringe Letalität<br />

ASA 1: Normaler, ansonsten gesunder Patient<br />

ASA 2: Patient mit leichter Allgemeinerkrankung<br />

ASA 3: Patient mit schwerer Allgemeinerkrankung<br />

und Leistungseinschränkung<br />

ASA 4: Patient mit inaktivierender Allgemeinerkrankung,<br />

ständige Lebensbedrohung<br />

ASA 5: Moribunder Patient<br />

Anzahl Anteil<br />

91.524<br />

1.370<br />

15.955<br />

63.762<br />

10.045<br />

392<br />

36.027<br />

55.524<br />

10.749<br />

54.123<br />

25.950<br />

702<br />

27<br />

99,97%<br />

1,50%<br />

17,43%<br />

69,67%<br />

10,97%<br />

0,43%<br />

39,35%<br />

60,65%<br />

11,74%<br />

59,12%<br />

28,34%<br />

0,77%<br />

0,03%<br />

325


326<br />

Datengrundlage<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

Gelieferte<br />

Datensätze<br />

Teilnehmende<br />

Krankenhäuser<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

Datengrundlage<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

118.155 Datensätze aus 1.160 Krankenhäusern<br />

übermittelt.<br />

Eingriffe für den Leistungsbereich Totalendoprothese<br />

(TEP) bei Koxarthrose konnten in 2003 in<br />

zwei unterschiedlichen Datensatzformaten dokumentiert<br />

werden. Im ersten Halbjahr 2003 war es<br />

noch möglich, aufgrund einer Übergangsregelung<br />

Daten im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 zu<br />

senden. Es liegen in diesem Format 26.604 Datensätze<br />

aus 818 Krankenhäusern vor.<br />

Der größte Teil der gesendeten Daten wurde jedoch<br />

im für das gesamte Verfahrensjahr bevorzugten<br />

Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 dokumentiert<br />

und übermittelt. Hier erhielt die <strong>BQS</strong> 91.551 Datensätze<br />

aus 1.099 Krankenhäusern. Diese konnten<br />

in der Bundesauswertung 6.0 vollständig ausgewertet<br />

werden.<br />

Eine gemeinsame Auswertung der beiden gelieferten<br />

Datensatzformate war nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Datensatzformates<br />

nicht ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten.<br />

318%<br />

192%<br />

130%<br />

123%<br />

116%<br />

115%<br />

113%<br />

111%<br />

Bundesländer<br />

Geliefert<br />

Spezifikation Gesamt<br />

5.0.1<br />

26.604<br />

818<br />

6.0<br />

91.551<br />

1.099<br />

118.155<br />

1.160<br />

Erwartet<br />

105.609<br />

1.034<br />

112%<br />

Gesamt<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

112%<br />

112%<br />

2002<br />

105%<br />

107%<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

in 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte für 2002 (Quelle: VdAK<br />

LKA V2/V3 2004) ermittelt. Eine Erläuterung dieses<br />

Verfahrens ist im Kapitel „Datenmanagement“ ausführlich<br />

dargestellt. Aufgrund der dort beschriebenen<br />

Besonderheit dieser Bewertungsgrundlage<br />

sind Vollständigkeiten über 100% möglich.<br />

Die gesamte Vollständigkeit der Datensätze des<br />

Leistungsbereichs Totalendoprothese (TEP) bei<br />

Koxarthrose über alle Bundesländer hat sich<br />

gegenüber dem Vorjahr verbessert und lag insgesamt<br />

bei 112%. Dieser Wert ist für einen Leistungsbereich<br />

im dritten Jahr nach der bundesweit verpflichtenden<br />

Einführung als sehr gut einzuschätzen.<br />

Die Beteiligung der Krankenhäuser ist ebenfalls<br />

sehr gut. Sie lag bei 112%.<br />

Die Beteiligung der Bundesländer im Verfahrensjahr<br />

2003 variiert und weist bezogen auf das Verhältnis<br />

von ausgewerteten zu erwarteten Datensätzen<br />

eine Spannweite von 95 bis 318% auf.<br />

Zusätzlich zu den ausgewerteten Datensätzen des<br />

Basismoduls wurden 26.388 Datensätze aus 487<br />

Krankenhäusern für den Teildatensatz „Pflege bei<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose“ geliefert.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Grundsätzlich Antibiotikaprophylaxe<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Eine postoperative Infektion bei einem elektiven,<br />

standardisierten und aseptischen chirurgischen Eingriff<br />

wie der Implantation eines Gelenkersatzes ist<br />

eine schwere Komplikation, die das individuelle<br />

Operationsergebnis erheblich beeinträchtigen kann.<br />

Lange Hospitalisationszeiten, Antibiotikatherapie<br />

und Reoperationen führen zu einer erheblichen<br />

Kostensteigerung im Vergleich zu unkompliziert<br />

verlaufenden Fällen (Palmer 2002).<br />

Die Wirksamkeit der perioperativen Antibiotikaprophylaxe<br />

ist für die Vermeidung von Protheseninfekten<br />

in der Hüftendoprothetik (Evidenzgrad Ib<br />

nach SIGN) unbestritten und findet sich in den<br />

internationalen Leitlinien zur Endoprothetik ebenso<br />

wie in internationalen Leitlinien zur Antibiotikaprophylaxe<br />

(SIGN 2000, Mangram et al. 1999,<br />

Bernasconi & Francioli 2000, Stürmer et al. 1999,<br />

ASHP Therapeutic Guidelines 1999, Dellinger et al.<br />

1994, Arbeitskreis Krankenhaushygiene der AWMF<br />

2004).<br />

Die Implantation von Fremdmaterialien erhöht das<br />

Risiko einer Wundinfektion (Gristina & Costerton<br />

1984). Dieses Risiko gilt es durch schonende<br />

Operationstechniken, möglichst kurze Operationszeiten<br />

und durch eine angemessene Antibiotikaprophylaxe<br />

zu minimieren.<br />

Eine angemessene Antibiotikaprophylaxe reduziert<br />

die Rate an Wundinfektionen unter Vermeidung von<br />

Nebenwirkungen, wie z.B. der Clostridium-difficile-<br />

Kolitis, und begünstigt nicht die Ausbildung von<br />

antibiotikaresistenten Keimen.<br />

„Single shot“-Prophylaxe<br />

In einer randomisierten kontrollierten Studie zur<br />

Antibiotikaprophylaxe beim Hüftgelenkersatz<br />

(Wymenga et al. 1992) konnte kein statistisch signifikanter<br />

Unterschied von perioperativer einmaliger<br />

zu dreimaliger Antibiotikagabe gefunden werden.<br />

Die SIGN 45-Guideline empfiehlt die einmalige<br />

(„single shot“) Antibiotikagabe mit dem<br />

Evidenzgrad Ib (SIGN 45).<br />

Clostridium-difficile-Kolitis tritt nach single shot-<br />

Prophylaxe seltener auf als nach länger dauernder<br />

Antibiotikagabe (Privitera et al. 1991).<br />

Zum Zeitpunkt der Hautinzision sollten wirksame<br />

Gewebespiegel des verwendeten Antibiotikums erreicht<br />

sein. Dies ist in der Regel gegeben, wenn das<br />

Antibiotikum zwischen 2 Stunden und 30 Minuten<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

Perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />

Perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />

Grundgesamtheit: Gruppe 1: Alle Patienten<br />

Gruppe 2: Operationsdauer ≤ 120 min<br />

Gruppe 3: Operationsdauer > 120 min<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Gesamt 2003<br />

Patienten mit perioperativer<br />

Antibiotikaprophylaxe<br />

Vertrauensbereich<br />

Referenzbereich<br />

davon<br />

single shot<br />

intraoperative Zweitgabe<br />

oder öfter<br />

Gruppe 1<br />

Alle<br />

Patienten<br />

89.296/91.512<br />

97,58%<br />

97,48% - 97,68%<br />

≥ 95%<br />

68.239 / 89.296<br />

76,42%<br />

21.057 / 89.296<br />

23,58%<br />

zuvor appliziert wird. Die in diesem Zeitfenster verabreichte<br />

Einmalgabe ist mit den geringsten Wundinfektionsraten<br />

korreliert. Frühere oder spätere<br />

Gabe lassen schlechtere Ergebnisse erwarten<br />

(Classen et al. 1992). Nach SIGN 45 kann dieses<br />

Vorgehen mit dem Empfehlungsgrad A eingestuft<br />

werden.<br />

Gruppe 2<br />

OP-Dauer<br />

≤ 120 min<br />

81.193/83.235<br />

97,55%<br />

62.587/81.193<br />

77,08%<br />

18.606/81.193<br />

22,92%<br />

Viele Antibiotika haben relativ kurze Halbwertzeiten<br />

von 1 bis 2 Stunden. Daher wird diskutiert, bei<br />

Operationszeiten von mehr als 2 Stunden eine<br />

intraoperative Zweitgabe zu verabreichen. Die Verfasser<br />

der SIGN-Guideline weisen jedoch darauf hin,<br />

dass in intraoperativen Studien auch nach 5 Stunden<br />

Operationszeit noch wirksame Spiegel eines<br />

Antibiotikums mit angegebener Halbwertzeit gemessen<br />

wurden (Van Dijk-Van Dam 1996). Sie empfehlen<br />

daher, grundsätzlich die intraoperative Zweitgabe<br />

bei länger dauernden Operationen zu erwägen,<br />

diese aber in das Ermessen des Operateurs zu<br />

stellen. Auch bei hohen Blutverlusten (ab 1500 ml)<br />

wird eine Wiederholungsdosis des Antibiotikums<br />

empfohlen (SIGN Empfehlungsgrad B).<br />

In einer randomisierten Studie (Dehne et al. 2001)<br />

konnten bei Nutzung eines Autotransfusionssystems<br />

keine verminderten Serum- und Knochengewebespiegel<br />

im Vergleich zur OP ohne Nutzung eines Retransfusionssystems<br />

nachgewiesen werden. Vier Stunden<br />

nach Antibiotikaapplikation wurden im Knochengewebe<br />

allerdings Antibiotikakonzentrationen unterhalb<br />

des Wirkspiegels gemessen. Die Autoren empfehlen<br />

daher bei länger dauernden Operationen die<br />

intraoperative Zweitgabe des Antibiotikums.<br />

Prophylaxe 24 Stunden perioperativ<br />

Die ASHP Therapeutic Guidelines (1999) empfehlen<br />

im Gegensatz zu SIGN die Gabe von 1g Cefazolin<br />

bei Narkoseeinleitung und weitere 8-stündige Gabe<br />

über 24 Stunden.<br />

Gruppe 3<br />

OP-Dauer<br />

> 120 min<br />

8.103/8.277<br />

97,90%<br />

5.652/8.103<br />

69,75%<br />

2.451/8.103<br />

30,25%<br />

327


328<br />

Ergebnisse<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

Perioperative Antibiotikaprophylaxe<br />

Eine aktuelle Evaluation aus dem norwegischen<br />

Endoprothesenregister kommt zu folgendem Ergebnis:<br />

Revisionsraten nach Hüftgelenktotalendoprothesenimplantation<br />

waren am geringsten, wenn<br />

folgendes Schema zur Antibiotikaprophylaxe angewandt<br />

wurde: 4-malige Gabe eines parenteralen<br />

Antibiotikums (Cephalosporin oder Penicillin) plus<br />

Verwendung eines antibiotikahaltigen Knochenzements<br />

(Engesaeter et al. 2003).<br />

Anteil von Patienten mit perioperativer Antibiotikaprophylaxe an allen Patienten<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten mit perioperativer Antibiotikaprophylaxe<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Krankenhäuser<br />

97,58%<br />

97,48 - 97,68%<br />

91.512<br />

100,0%<br />

0,0 - 100,0%<br />

795 von 1.099<br />

≥ 95%<br />

71 von 795<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.099 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

304 Krankenhäuser<br />

0 Krankenhäuser<br />

Antibiotikahaltiger Knochenzement<br />

Die Ergebnisse aus dem norwegischen Endoprothesenregister<br />

(Engesaeter et al. 2003) weisen tendenziell<br />

darauf hin, dass die routinemäßige Verwendung<br />

von antibiotikahaltigem Knochenzement<br />

die Raten tiefer Wundinfekte reduziert.<br />

Leitlinien mit Hinweisen zur Verwendung antibiotikahaltigen<br />

Knochenzements stehen zurzeit nicht zur<br />

Verfügung.<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten<br />

Zähler: Patienten mit Antibiotikaprophylaxe<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 95%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Da der Nutzen<br />

einer Antibiotikagabe bei Endoprotheseneingriffen<br />

in der Literatur belegt ist, hat die Fachgruppe<br />

einen Referenzbereich von ≥ 95% festgelegt. Nur<br />

in seltenen begründeten Fällen sollte auf eine<br />

Antibiotikagabe verzichtet werden. Da zur Art und<br />

Häufigkeit der Applikation keine evidenzbasierten<br />

Erkenntnisse bestehen, wurde kein Referenzbereich<br />

für die intraoperative Zweitgabe festgelegt. Im<br />

Strukturierten Dialog sollte erfragt werden, ob ggf.<br />

statt peripherer Antibiotikaprophylaxe Antibiotika<br />

im Zement verwendet wurden.<br />

Bewertung<br />

Insgesamt wurde bei 97,58% aller Patienten in diesem<br />

Leistungsbereich eine Antibiotikaprophylaxe<br />

durchgeführt. Damit kann eine gute Versorgungsqualität<br />

bei der Hüft-TEP-Versorgung in Deutschland<br />

festgestellt werden. Im Krankenhausvergleich liegen<br />

71 von 795 Krankenhäusern außerhalb des von<br />

der Fachgruppe geforderten Referenzbereichs von<br />

≥ 95%. Besonders auffällig ist ein Krankenhaus,<br />

in dem in keinem Fall eine Antibiotikaprophylaxe<br />

dokumentiert worden ist. Hier soll im Strukturierten<br />

Dialog analysiert werden, ob es sich um ein Dokumentations-<br />

oder ein Versorgungsproblem handelt.


<strong>Qualität</strong>sziel<br />

Hoher Anteil an Patienten mit selbstständigem<br />

Gehen bei der Entlassung<br />

<strong>Qualität</strong>sindikator<br />

Ziel des künstlichen Hüftgelenkersatzes ist die<br />

Wiederherstellung einer schmerzfreien Hüftgelenkbeweglichkeit<br />

und -belastbarkeit, insbesondere einer<br />

schmerzfreien Gehfähigkeit. Bei den meisten Patienten<br />

bestehen auch 6 Monate nach der Operation<br />

noch Gangauffälligkeiten und Unregelmäßigkeiten<br />

(Madsen et al. 2004). Ihr individuelles endgültiges<br />

funktionelles Ergebnis erreichen Patienten in der<br />

Regel erst gegen Ende des ersten postoperativen<br />

Jahres (Roder et al. 2003).<br />

Eine amerikanische Publikation merkt kritisch an,<br />

dass Patienten im Jahr 2000 mit schlechterer Funktion<br />

aus der stationären Behandlung entlassen wurden<br />

als 10 Jahre zuvor, als die durchschnittliche<br />

Liegezeit noch 4,4 Tage länger war (Ganz et al.<br />

2003).<br />

Kontrovers wird die Frage diskutiert, wie viel physikalische<br />

Therapie und Rehabilitationsmaßnahmen<br />

notwendig sind, damit die Patienten ihre Gehfähigkeit<br />

schnell, sicher und anhaltend erreichen (Wang<br />

et al. 1998, Wang et al. 2002, Whitney & Parkman<br />

2002, Munin et al. 1998, Ganz et al. 2003, Kane et<br />

al. 2000, Maire et al. 2003, Kishida et al. 2001).<br />

In einer prospektiv randomisierten Studie konnte<br />

nachgewiesen werden, dass unter Anwendung klinischer<br />

Behandlungspfade eine schnellere Mobilisation<br />

(„ambulation“) erreicht werden konnte. Zur<br />

<strong>Qualität</strong> der Gehfähigkeit wird in dieser Publikation<br />

nicht Stellung genommen (Dowsey et al. 1999).<br />

Abhängig von patientenbedingten (Alter, Begleiterkrankungen,<br />

Compliance), operationsbedingten<br />

(OP-Zugang zementfreie Verankerungstechnik) und<br />

prozessbedingten (multidisziplinärer Behandlungsansatz)<br />

Einflüssen können Mobilisation, Gehfähigkeit<br />

und ausreichende Gangsicherheit in unterschiedlichen<br />

Zeiträumen erreicht werden.<br />

Die Gehfähigkeit bei Entlassung (ggf. unter Schmerzmedikation<br />

und unter Zuhilfenahme von Gehhilfen)<br />

ist eine Grundvoraussetzung für die Durchführung<br />

weiterer ambulanter oder stationärer Rehabilitationsmaßnahmen.<br />

In der Literatur finden sich keine Angaben, wie viele<br />

Patienten dieses Ziel bis zur Entlassung erreichen<br />

sollen.<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

Gehfähigkeit bei Entlassung<br />

Gehfähigkeit bei Entlassung<br />

Gesamt 2003<br />

Patienten, bei denen bei Entlassung selbstständiges<br />

Gehen (mit Gehhilfe) möglich ist<br />

nicht selbstständig gehfähige Patienten<br />

davon<br />

operationsbedingt<br />

nicht operationsbedingt<br />

Ergebnisse<br />

Anteil von Patienten, bei denen bei Entlassung selbstständiges Gehen (mit<br />

Gehhilfe) möglich ist, an allen Patienten (risikostandardisiert)<br />

Gesamtrate<br />

Vertrauensbereich<br />

Gesamtzahl der Fälle<br />

Patienten, bei denen bei Entlassung selbstständiges Gehen (mit Gehhilfe) möglich ist<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Median der Krankenhausergebnisse<br />

Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

Anzahl der Krankenhäuser mit ≥ 20 Fällen<br />

Referenzbereich<br />

Anzahl auffälliger Krankenhäuser<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

Prozent 100%<br />

20%<br />

0%<br />

Krankenhäuser<br />

Anzahl<br />

89.697 / 90.650<br />

108/953<br />

845/953<br />

Krankenhäuser<br />

98,95%<br />

98,88 - 99,01%<br />

90.650<br />

99,7%<br />

32,3 - 100,0%<br />

793 von 1.099<br />

≥ 90%<br />

6 von 793<br />

Die nebenstehende Grafik zeigt die<br />

Ergebnisse der Krankenhäuser mit<br />

1 bis19 Fällen.<br />

Anzahl der Krankenhäuser in der Grundgesamtheit<br />

von 1.099 Krankenhäusern mit<br />

1 - 19 Fällen<br />

0 Fällen<br />

98,95%<br />

11,33%<br />

88,67%<br />

%<br />

305 Krankenhäuser<br />

1 Krankenhäuser<br />

329


330<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

Gehfähigkeit bei Entlassung<br />

Methodik<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Alle Patienten mit folgenden<br />

Entlassungsgründen:<br />

• Behandlung regulär beendet<br />

• Behandlung beendet, nachstationäre<br />

Behandlung vorgesehen<br />

• Verlegung in ein anderes Krankenhaus<br />

• Entlassung in eine Rehabilitationseinrichtung<br />

Zähler: Patienten, bei denen bei Entlassung<br />

selbstständiges Gehen (mit Gehhilfe) möglich ist.<br />

Referenzbereich<br />

Referenzbereich: ≥ 90%<br />

Erläuterung zum Referenzbereich: Eine<br />

Vergleichbarkeit mit Literaturergebnissen ist wegen<br />

unterschiedlicher Definitionen, aber auch wegen<br />

unterschiedlicher Beobachtungszeiträume (z.B.<br />

Einbeziehung der Rehabilitation) nicht gegeben.<br />

Die Fachgruppe hält als Expertenkonsens eine<br />

Perzentile – d.h. einen relativen Verteilungskennwert<br />

– als Referenzbereich dennoch nicht für geeignet,<br />

da ein geringer Grad der Gehfähigkeit dann<br />

akzeptiert würde, wenn das Gesamtniveau der Ergebnisse<br />

niedrig wäre. Für diesen <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

wurde daher der feste Referenzbereich ≥ 90% festgelegt.<br />

Bei Hüft-TEP ist eine höhere Gehfähigkeitsrate<br />

als bei Knie-TEP zu fordern.<br />

Bewertung<br />

98,95% aller Patienten waren bei Entlassung zumindest<br />

mit einer Gehhilfe gehfähig. Lediglich 108<br />

Patienten waren operationsbedingt nicht gehfähig.<br />

Dieses Ergebnis weist auf eine gute Versorgungsqualität<br />

bei Hüft-TEP-Operationen in Deutschland hin.<br />

Da die internationale Literatur keinen Anhalt für einen<br />

evidenzbasierten Referenzwert für postoperative Gehfähigkeit<br />

nach Hüft-TEP gibt, hat die Fachgruppe im<br />

Expertenkonsens den Referenzbereich von 90% festgelegt.<br />

Bei den Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen<br />

lag die Spannweite zwischen 32,3 und 100,0%. 6<br />

von 793 Krankenhäusern mit mindestens 20 Fällen<br />

lagen außerhalb des Referenzbereichs. Mit diesen<br />

Krankenhäusern soll der Strukturierte Dialog auf<br />

Landesebene eingeleitet werden.


Ausblick<br />

Während allgemein anerkannt und belegt ist, dass<br />

die Implantation einer Hüftgelenk-Totalendoprothese<br />

die Methode der Wahl zur Behandlung der fortgeschrittenen<br />

Verschleißerkrankung des Hüftgelenks<br />

darstellt, so gibt es bezüglich unterschiedlicher Implantatdesigns<br />

und operationstechnischer Verfahren<br />

keine eindeutigen Aussagen. Die Einrichtung eines<br />

Endoprothesenregisters könnte neben validen<br />

Zahlen zum Krankenhausvergleich den Einfluss<br />

dieser Faktoren auf das Behandlungsergebnis<br />

<strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>.<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

331


332<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

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333


334<br />

Kapitel 30<br />

Datenbasis<br />

Tabelle 1: Bundesdatenpool 2003<br />

Datensätze<br />

Minimal-<br />

Datensätze<br />

5.0.1<br />

514.577<br />

Geliefert<br />

Spezifikation<br />

6.0<br />

2.257.971<br />

27.769<br />

Gesamt<br />

Erwartet<br />

2.800.317 2.896.086<br />

Vollständigkeit<br />

2003<br />

97%<br />

Abbildung 1: Verteilung der Vollständigkeit<br />

der gelieferten Datensätze nach Leistungsbereichen<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

168%<br />

139%<br />

137%<br />

135%<br />

130%<br />

129%<br />

112%<br />

Koro<br />

PTCA<br />

17/7<br />

09/2<br />

17/5<br />

21/3<br />

17/2<br />

05/1<br />

17/6 HCH<br />

09/3<br />

09/1<br />

17/1<br />

17/3<br />

15/1<br />

12/1<br />

Leistungsbereiche<br />

Abbildung 2: Verteilung der Vollständigkeit<br />

der gelieferten Datensätze nach Bundesländern<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

169%<br />

115%<br />

01/1<br />

20/1<br />

18/1<br />

14/1<br />

12/2<br />

16/1<br />

13/1<br />

10/2<br />

07/1<br />

12/3<br />

01/2<br />

14/1P<br />

Pflege Ges.<br />

17/2P<br />

17/1P<br />

20/2<br />

2002<br />

86%<br />

Ges.<br />

Zu Datensatzkennzeichen vergleiche Kapitel<br />

„Methoden“,4 Tabelle 1 ( z.B. 16/1 = Geburtshilfe)<br />

Bundesländer Gesamt<br />

Datengrundlage<br />

Umfang des Bundesdatenpools<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

2.800.317 Datensätze für die externe vergleichende<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung übermittelt (Tabelle 1).<br />

Die Vollständigkeit der gelieferten Datensätze wurde<br />

im Jahr 2003 auf Basis der Anzahl vereinbarter<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte für 2002 (Quelle:<br />

VdAK LKA V2/V3 2004) ermittelt. Die Bewertung der<br />

Vollständigkeit wurde analog 2002 durchgeführt.<br />

Die Methodik ist am Ende des Kapitels erläutert.<br />

Aufgrund der dort beschriebenen Besonderheit<br />

dieser Bewertungsgrundlage sind Vollständigkeiten<br />

über 100 % möglich. In einigen Leistungsbereichen<br />

wurden zwei- bis dreimal so viele Datensätze wie<br />

im Jahr 2002 erfasst (Abbildung 1). Die Datensätze<br />

für die herzchirurgischen Leistungsbereiche wurden<br />

zu 105 % (2002: 97 %) geliefert. Die Vollständigkeit<br />

der Datensätze des Bundesdatenpools 2003 über<br />

alle Bundesländer (Abbildung 2) hat sich gegenüber<br />

2002 stark verbessert und lag insgesamt bei<br />

97% (2002: 86%). Die Beteiligung der Bundesländer<br />

im Verfahrensjahr 2003 variiert.<br />

Administrative Anforderungen<br />

an das Datenmanagement<br />

Verträge und Vereinbarungen<br />

Die im Jahr 2003 gültigen Verträge über die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

bei Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

und die <strong>Qualität</strong>ssicherung Herz verpflichteten<br />

die Krankenhäuser, Daten in elektronischer Form<br />

zu übermitteln. Die Vertragswerke über die externe<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung (Tabelle 2) legten ferner fest,<br />

dass die von den Krankenhäusern elektronisch gelieferten<br />

Datensätze vollständig und plausibel sein<br />

müssen. Die Prüfungen auf Vollständigkeit und Plausibilität<br />

anhand der von der Bundesebene vorgegebenen<br />

Kriterien erfolgten durch die Landesgeschäftsstellen<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung beziehungsweise<br />

die <strong>BQS</strong>.


Auslöser für die Dokumentation 2003<br />

Mit der Ergänzungsvereinbarung zur <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

für 2003, die zum 01.01.2003 in Kraft<br />

trat, wurden die einbezogenen Leistungen für die<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

und für die <strong>Qualität</strong>ssicherung Herz festgelegt<br />

(Tabelle 3). Sie wurden durch die Vertragspartner<br />

und Vertragsbeteiligten konsentiert, durch<br />

deren Landesgliederungen und die Landesgeschäftsstellen<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung an die Krankenhäuser<br />

weitergegeben und auf der Homepage der <strong>BQS</strong> veröffentlicht.<br />

Tabelle 2: Gesetze, Verträge und<br />

Vereinbarungen im Jahr 2003<br />

Quelle<br />

§ 135a SGB V: Verpflichtung zur<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

§ 137 SGB V: <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

bei zugelassenen Krankenhäusern<br />

§ 108 SGB V: Zugelassene<br />

Krankenhäuser<br />

Vertrag über die Entwicklung<br />

geeigneter <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />

in Krankenhäusern<br />

nach § 137 SGB V sowie über<br />

das Zustandekommen entsprechenderUmsetzungsvereinbarungen<br />

(Kuratoriumsvertrag)<br />

Zweite Ergänzungsvereinbarung<br />

zur <strong>Qualität</strong>ssicherung nach<br />

§ 137 SGB V (für das Jahr 2003)<br />

Anlage zu § 3 Abs. 2 des<br />

Kuratoriumsvertrages:<br />

Finanzierungsvereinbarung<br />

gemäß § 137 SGB V<br />

Vertrag über die Beauftragung<br />

der Bundesgeschäftsstelle<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung (<strong>BQS</strong> gGmbH)<br />

zur Entwicklung und Umsetzung<br />

von <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />

im Krankenhaus (Beauftragungsvertrag)<br />

Mustervereinbarung zwischen<br />

<strong>BQS</strong> und LQS nach § 3 Abs. 2<br />

Finanzierungsvereinbarung<br />

Vereinbarung nach § 137 SGB V<br />

über Maßnahmen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

bei Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelten für nach<br />

§ 108 SGB V zugelassene Krankenhäuser(Umsetzungsvereinbarung<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung bei<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelten)<br />

Vereinbarung nach § 137 SGB V<br />

über Maßnahmen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Herz für nach<br />

§ 108 SGB V zugelassene Krankenhäuser(Umsetzungsvereinbarung<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung Herz)<br />

Adresse<br />

www.bqs-online.de/<br />

download/SGB-5-040130.pdf<br />

www.bqs-online.de/<br />

vertraege/Kuratoriumsvertrag_<br />

06.12.2002.pdf<br />

www.bqs-online.de/download/<br />

ergaenzungsvereinbarung2003-<br />

20021121.pdf<br />

www.bqs-online.de/<br />

vertraege/Finanzierung_Stand_<br />

06.12.02.pdf<br />

www.bqs-online.de/<br />

vertraege/Vertraege_nach_%a7<br />

_137_SGB_V/Beauftragung_<br />

<strong>BQS</strong>%20_Stand_20.09.00_.pdf<br />

www.bqs-online.de/<br />

vertraege/Muster-Vereinbarung<br />

_2003.pdf<br />

www.bqs-online.de/vertraege/<br />

Vereinbarung_QS_FP_SE_Stand<br />

_06.12.02.pdf<br />

www.bqs-online.de/vertraege/<br />

Vereinbarung_Herz_und_Kika_<br />

Stand_06.12.02.pdf<br />

Datenbasis<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurde die externe<br />

vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung mit dem System<br />

der <strong>Qualität</strong>ssicherung bei Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

für alle Krankenhäuser fortgesetzt. Für<br />

die Krankenhäuser, die das DRG-System schon 2003<br />

einführten, mussten dennoch im Jahr 2003 das eingeführte<br />

Verfahren mit den Auslösern Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte und die Erhebung analog der<br />

V2/V3- Statistik fortgeführt werden. Zur Unterstützung<br />

dieser Häuser stellte die <strong>BQS</strong> die „Orientierungshilfe<br />

für Optionshäuser“ zur Verfügung.<br />

Tabelle 3: Auslöser 2003 – einbezogene<br />

Leistungen und Orientierungshilfen<br />

Quelle<br />

Katalog der einbezogenen Leistungen<br />

und die Verfahrensregeln<br />

für die <strong>Qualität</strong>ssicherung bei<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

Orientierungshilfe für Optionshäuser<br />

für die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

bei Fallpauschalen und Sonderentgelten<br />

Katalog der einbezogenen Leistungen<br />

und die Verfahrensregeln<br />

für die <strong>Qualität</strong>ssicherung Herz<br />

Orientierungshilfe für Optionshäuser<br />

für die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Herz<br />

Adresse<br />

www.bqs-online.de/<br />

download/qsfpse-2003anhang-1a-kel-20021218.pdf<br />

www.bqs-online.de/<br />

download/qsfpse-2003anhang-1b-orientierungshilfeoptionshaeuser-20021121.pdf<br />

www.bqs-online.de/<br />

download/qsherz-2003anhang-1a-kel-20021121.pdf<br />

www.bqs-online.de/<br />

download/qsherz-2003anhang-1b-orientierungshilfeoptionshaeuser-20021121.pdf<br />

Klassifikationen, Prozeduren- und<br />

Entgeltkataloge<br />

Grundlage für die Definition der Dokumentationsverpflichtung<br />

in den Katalogen der einbezogenen<br />

Leistungen und der <strong>Qualität</strong>smessinstrumente<br />

selbst sind bundesweit geltende Katalogwerke, die<br />

im Jahr 2003 für die Verschlüsselung von Diagnosen,<br />

Prozeduren und Entgelten eingesetzt wurden<br />

(Tabelle 4).<br />

Tabelle 4: Für das Jahr 2003 gültige<br />

Klassifikationen, Prozeduren- und<br />

Entgeltkataloge<br />

Quelle<br />

Adresse<br />

ICD-10-SGB-V Version 2.0 für das www.dimdi.de/de/<br />

Jahr 2003<br />

klassi/diagnosen/icd10/<br />

htmlsgbv 20/fr-icd.htm<br />

OPS-301 Version 2.1 für das www.dimdi.de/de/klassi/<br />

Jahr 2003<br />

prozeduren/ops301/<br />

erwopshtml21/fr-ops.htm<br />

Fallpauschalen- und Sonderent- www.dkgev.de/alte_<br />

geltkataloge für das Jahr 2003 seite/pub/newzip/fpse2002_v<br />

20_2001-12-03.zip<br />

335


336<br />

Datenbasis<br />

Datenschutz<br />

Der Datenschutz hat für die <strong>BQS</strong> einen hohen Stellenwert,<br />

da die an die <strong>BQS</strong> übermittelten Daten<br />

sensible Informationen von Patienten und Krankenhäusern<br />

enthalten. Patienten und Krankenhäuser<br />

benötigen die Gewissheit, dass ihre Daten nur unter<br />

Beachtung aller datenschutzrechtlichen Bestimmungen<br />

genutzt werden. Aus Verantwortung für dieses<br />

Anliegen der Patienten und Krankenhäuser hat die<br />

<strong>BQS</strong> ein mehrstufiges Sicherungsverfahren entwickelt:<br />

Die Daten aus Krankenhäusern und Landesgeschäftsstellen<br />

werden prinzipiell verschlüsselt übermittelt.<br />

Die <strong>BQS</strong> setzt hierbei mit Triple DES (Data<br />

Encryption Standard) ein Verschlüsselungsverfahren<br />

mit besonders hohem Standard ein. Dieses Verfahren<br />

wird auch für den elektronischen Zahlungsverkehr<br />

der Banken angewendet, um sicherzustellen, dass<br />

der elektronische Datenaustausch nicht abgehört<br />

wird.<br />

Auch die übermittelten Daten selbst werden gesichert:<br />

• Alle Daten sind personenanonymisiert. Schon das<br />

Krankenhaus übermittelt Patientendaten nur<br />

unter anonymisierten Identifikationsnummern.<br />

Nur das exportierende Krankenhaus ist in der<br />

Lage, die Zuordnung einer anonymisierten Identifikationsnummer<br />

zu einem Patienten aufzulösen.<br />

• Die Landesgeschäftsstelle für <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

pseudonymisiert das Krankenhaus, bevor dessen<br />

Daten an die <strong>BQS</strong> gesendet werden.<br />

Nur die exportierende Landesgeschäftsstelle für<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung ist in der Lage, die Zuordnung<br />

eines pseudonymisierten Krankenhauses aufzulösen.<br />

Alle Mitarbeiter der <strong>BQS</strong> sind vertraglich zur Einhaltung<br />

der gesetzlichen Datenschutzbestimmungen<br />

verpflichtet.<br />

Technische Umsetzung<br />

Technische Anforderungen an das<br />

Datenmanagement<br />

Die technischen Anforderungen an die Verfahren zur<br />

Datenerfassung, Plausibilitätsprüfung und Datenübermittlung<br />

wurden in formalen Regelwerken<br />

zusammengefasst, die für den Erfassungszeitraum<br />

1. Januar bis 31. Dezember 2003 Gültigkeit besaßen<br />

(Tabelle 5). Diese Regelwerke werden ausgehend<br />

von den Auswertungskonzepten und der inhaltlichen<br />

Datensatzdefinition entwickelt.<br />

Tabelle 5: Spezifikationen für QS-<br />

Dokumentationssoftware 2003<br />

Quelle<br />

<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1 (gültig<br />

bis 30.06.2003). Die <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

5.0.1 ist auf der Homepage<br />

der <strong>BQS</strong> aus Aktualitätsgründen<br />

nicht mehr verfügbar. Die Informationen<br />

über Änderungen von Spezifikation<br />

5.0.1 nach 6.0 stehen jedoch<br />

zum Download zur Verfügung<br />

<strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 mit technischer<br />

Dokumentation<br />

Service Release 1 zur <strong>BQS</strong>-<br />

Spezifikation 6.0<br />

Service Release 2 zur <strong>BQS</strong>-<br />

Spezifikation 6.0<br />

Sie enthalten für die dokumentationspflichtigen<br />

Leistungsbereiche jeweils die Datensätze, Schlüsseldefinitionen,<br />

Plausibilitätsregeln und Exportformate.<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden sie<br />

in der <strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />

6.0 zusammengefasst und am 19.07.2002<br />

veröffentlicht. Im Verfahrensjahr 2003 wurden zwei<br />

Service-Releases veröffentlicht, welche Anpassungen<br />

an die Klassifikationen, Prozeduren- und Entgeltkataloge<br />

sowie Verbesserungen innerhalb der<br />

Definitionen und Plausibilitätsprüfungen der Datensätze<br />

enthielten.<br />

Aufgrund der in der Zweiten Ergänzungsvereinbarung<br />

zur <strong>Qualität</strong>ssicherung nach § 137 SGB V (für<br />

das Jahr 2003) formulierten Übergangsregelung war<br />

es im Verfahrensjahr 2003 unter bestimmten Bedingungen<br />

(nicht rechtzeitiges Bereitstellen der<br />

Software nach <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 seitens des<br />

Softwareanbieters) noch zulässig, Daten des ersten<br />

Halbjahres im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1<br />

zu senden.<br />

Adresse<br />

www.bqs-online.de/<br />

informatik/spez-60Delta501.zip<br />

www.bqs-online.de/<br />

informatik/spez-60.zip<br />

www.bqs-online.de/<br />

informatik/TechDok-60.zip<br />

www.bqs-online.de/<br />

informatik/Spez60-SR1.zip<br />

www.bqs-online.de/<br />

download/Spez-60-SR2.zip


Umsetzung in Krankenhaus-<br />

Anwendungssoftware<br />

Die <strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />

definiert die technischen Anforderungen<br />

für die Erstellung von Software zur Erfassung,<br />

Plausibilitätsprüfung und Übermittlung von Daten<br />

für die externe vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

Sie enthält zusammen mit der Technischen Dokumentation<br />

alle Informationen, die Softwareentwickler<br />

für die Integration der QS-Dokumentation in<br />

ihre Krankenhaus-Anwendungssoftware brauchen.<br />

Im Verfahrensjahr 2003 wurden innerhalb der Datensätze<br />

für die 32 medizinischen und pflegerischen<br />

Leistungsbereiche mit 330 <strong>Qualität</strong>szielen rund<br />

2.420 Datenfelder und rund 3.000 Plausibilitätsregeln<br />

bereitgestellt (Bezug: Format der <strong>BQS</strong>-<br />

Spezifikation 6.0).<br />

Mit der <strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />

werden grundsätzlich zwei Ziele verfolgt:<br />

Einerseits stellen externe <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren,<br />

die einen Vergleich der <strong>Qualität</strong> von Krankenhausleistungen<br />

zum Ziel haben, eine Reihe von<br />

methodischen Anforderungen an die Datenerhebung,<br />

Datenerfassung und Plausibilitätsprüfung. Deren<br />

Umsetzung durch unterschiedliche Programme beinhaltet<br />

grundsätzlich die Gefahr einer Verzerrung<br />

der Daten. Die Vorgaben der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

dienen dazu, durch einheitliche Festlegung von<br />

Datenfeldbeschreibungen, Plausibilitätsregeln,<br />

Grundsätzen der Benutzerschnittstellengestaltung<br />

und Datenübermittlungsformaten die Erhebung von<br />

validen, reliablen und vergleichbaren Daten zu unterstützen.<br />

Andererseits sollen die Krankenhäuser<br />

dabei unterstützt werden, die Mehrfacherfassung<br />

und redundante Datenhaltung für Abrechnungszwecke,<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung und medizinische Dokumentation<br />

im Krankenhaus zu vermeiden und<br />

damit den Dokumentationsaufwand so weit wie<br />

möglich zu reduzieren. Dies kann am besten durch<br />

eine Integration der Datenerfassung und -verwaltung<br />

in die bestehenden medizinischen Dokumentationssysteme<br />

realisiert werden. Die <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

dient dabei als Vorgabe für die Ergänzung bestehender<br />

medizinischer Dokumentations- und Krankenhausinformationssysteme<br />

um eine Komponente<br />

für die Erfassung, Plausibilitätsprüfung und Übermittlung<br />

von Daten für die externe vergleichende<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

Die <strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />

wurde 2003 von einer Vielzahl von Softwareherstellern<br />

in ihren Produkten umgesetzt. In einigen<br />

Datenbasis<br />

Softwarehäusern erfolgt das Einlesen und Interpretieren<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation in die Softwareprodukte<br />

(sog. Parsing) bereits automatisiert über ein<br />

Entwicklungssystem.<br />

Die <strong>BQS</strong> veröffentlicht auf ihrer Homepage jeweils<br />

aktuelle Übersichten über Softwareanbieter und<br />

den Leistungsumfang ihrer Produkte.<br />

Datenübermittlung und -import<br />

Datenübermittlung<br />

Die Datenübermittlung wurde im Jahr 2003 elektronisch<br />

durchgeführt. Ein Verschlüsselungsverfahren<br />

für die Datenübermittlung per E-Mail stand<br />

ab 01.01.2003 zur Verfügung. Zusätzlich war der<br />

Versand von CD-ROM oder Disketten möglich. Für<br />

die Übermittlung der Daten in den Bundesdatenpool<br />

wurden im Jahr 2003 unterschiedliche Datenübermittlungswege<br />

genutzt (Abbildung 3):<br />

• Das indirekte Verfahren für die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Fallpauschalen und Sonderentgelte sowie das<br />

• Direktverfahren für die <strong>Qualität</strong>ssicherung Herz.<br />

QS-Dokumentation<br />

• Erfassung<br />

• Plausibilitätsprüfung<br />

• Anonymisierter Export<br />

Datenentgegennahme und<br />

Datenrückbestätigung<br />

FP/SE<br />

Landesdatenpool<br />

Bundesdatenpool<br />

HCH<br />

Abbildung 3: Datenübermittlungswege für<br />

das Jahr 2003<br />

337


338<br />

Datenbasis<br />

Datenweg beim indirekten Verfahren<br />

Im indirekten Verfahren der Datenübermittlung<br />

sendet das dokumentierende Krankenhaus seine<br />

Datensätze der zuständigen Landesgeschäftsstelle<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung. Voraussetzung dafür ist eine<br />

Registrierung der Dokumentationssysteme des Krankenhauses<br />

durch die Landesgeschäftsstelle. Diese<br />

Registrierung sichert die korrekte Zuordnung der<br />

Daten. Beim Datenexport im Krankenhaus werden<br />

die in der <strong>BQS</strong>-Spezifikation definierten Plausibilitätsregeln<br />

angewendet, die prüfen, ob ein Datensatz<br />

korrekt dokumentiert wurde. Beim Import in<br />

den Datenpool des Landes werden diese Regeln<br />

nochmals durchlaufen und der Datensatz wird zur<br />

Sicherheit ein zweites Mal geprüft.<br />

Das Krankenhaus erhält für jeden gesendeten<br />

Datensatz ein Importprotokoll. Fehler in der<br />

Datenübermittlung und beim Import werden in<br />

diesem Protokoll dokumentiert. Das Krankenhaus<br />

kann auf Basis dieser Meldungen eine Korrektur<br />

und Neueinsendung der Daten vornehmen.<br />

Nachdem die Datensätze der Krankenhäuser voll-<br />

Abbildung 4: Importdaten nach Leistungsbereichen<br />

(nur Datensätze im indirekten Verfahren)<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

07/1<br />

05/1<br />

01/2<br />

10/2<br />

12/2<br />

01/2<br />

12/1<br />

03/1<br />

18/1<br />

17/6<br />

17/1<br />

12/3<br />

Leistungsbereiche<br />

17/7<br />

17/2<br />

17/5<br />

14/1<br />

17/3<br />

20/1<br />

21/3<br />

20/2<br />

09/2<br />

09/3<br />

09/1<br />

15/1<br />

16/1<br />

Abbildung 5: Importraten in den Bundesdatenpool nach<br />

Bundesländern (nur Datensätze im indirekten Verfahren)<br />

100 %<br />

90%<br />

80 %<br />

70 %<br />

60%<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0%<br />

gesamt<br />

Bundesländer gesamt<br />

ständig und plausibel in den jeweiligen Datenpool<br />

des Bundeslandes importiert worden sind, erfolgen<br />

seitens der Landesgeschäftsstellen die Vorbereitungen<br />

für die Übermittlung der Daten in den<br />

Bundesdatenpool. Dazu ist es jeweils notwendig,<br />

die zwar personenanonymisierten, aber krankenhausbezogenen<br />

Daten in einem weiteren Schritt<br />

auch in Bezug auf das Krankenhaus zu pseudonymisieren.<br />

Einzig die zuständigen Institutionen auf<br />

der Landesebene sind in der Lage, die Pseudonymisierung<br />

aufzulösen.<br />

Nach der Pseudonymisierung werden die Datensätze<br />

an den Zentralen Datenservice (ZDS) der <strong>BQS</strong><br />

gesendet. Dessen technische Durchführung obliegt<br />

der quant – Service für das Gesundheitswesen<br />

GmbH, Hamburg. Hier erfolgt der Import in den<br />

Bundesdatenpool, nachdem jeder Datensatz nochmals<br />

die Plausibilitätsprüfungen der <strong>BQS</strong> durchlaufen<br />

hat. Auch in diesem Verfahren erhält der<br />

Absender der Daten, also die jeweilige Landesgeschäftsstelle<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung, eine Rückprotokollierung<br />

und kann ggf. auf Fehler reagieren.<br />

Datenweg beim direkten Verfahren<br />

Im Direktverfahren der Datenübermittlung sendet<br />

das dokumentierende Krankenhaus seine Datensätze<br />

direkt an den Zentralen Datenservice (ZDS)<br />

der <strong>BQS</strong>. Voraussetzung dafür ist ebenfalls eine<br />

Registrierung der Dokumentationssysteme des<br />

Krankenhauses, die im Direktverfahren von der<br />

<strong>BQS</strong> durchgeführt wird. Die Vorgehensweisen bei<br />

der Plausibilitätsprüfung, der Anonymisierung, dem<br />

Datenexport, der Datenübermittlung sowie dem<br />

Datenimport in den Bundesdatenpool entsprechen<br />

denen des indirekten Verfahrens.<br />

Datenimport in den Bundesdatenpool<br />

Die Übermittlungsfrist für die Daten der externen<br />

vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung an die Bundesebene<br />

wurde 2003 erstmals bundeseinheitlich umgesetzt.<br />

Sie endete am 15.03.2004, so dass der<br />

Datenimport für die Bundesauswertung 2003 im<br />

Vergleich zum Vorjahr frühzeitiger abgeschlossen<br />

werden konnte.<br />

In den Leistungsbereichen der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

für Fallpauschalen und Sonderentgelte hat sich ein<br />

Bundesland nicht an der Übersendung von Daten<br />

zur Kataraktchirurgie sowie zur Nasenscheidewandkorrektur<br />

beteiligt. Darüber hinaus hat ein weiteres<br />

Bundesland keine Daten zur Koronarangiographie/<br />

PTCA geliefert. Ein Bundesland hat sich nicht an<br />

der Pflege-Dokumentation beteiligt, zwei weitere<br />

haben lediglich geringe Anzahlen von Teildaten-


sätzen Pflege geliefert. Seitens einiger Landesgeschäftsstellen<br />

wurden nicht alle Daten an die<br />

Bundesebene übermittelt. Gründe für die Nichtübermittlung<br />

von Daten sind vor allem darin zu sehen,<br />

dass Datensätze im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation<br />

5.0.1 auch für das zweite Halbjahr 2003 sowie über<br />

das bundesweit gültige Ende der Datenübermittlungsfrist<br />

hinaus von den Krankenhäusern entgegengenommen<br />

wurden. Alle für die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Herz registrierten Krankenhäuser haben ihre Daten<br />

geliefert.<br />

Für die Ermittlung der Importraten wurde die Anzahl<br />

der als fehlerhaft zurückgewiesenen und bis zum<br />

Ende der Frist für die Datenübermittlung nicht korrigierten<br />

Datensätze im indirekten Verfahren betrachtet<br />

(Abbildung 4 und 5). Die Importraten sind im<br />

Vergleich zu 2002 verbesserungsfähig. Sie bewegen<br />

sich sowohl bezogen auf die Leistungsbereiche als<br />

auch bezogen auf die einzelnen Bundesländer im<br />

Bereich oberhalb der 90%-Marke (2002: oberhalb<br />

der 98%-Marke).<br />

Datenformate in der Bundesauswertung<br />

2003<br />

Aufgrund der Zweiten Ergänzungsvereinbarung zur<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung nach § 137 SGB V war es im<br />

Verfahrensjahr 2003 zulässig, Daten des ersten<br />

Halbjahres im Format der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1<br />

zu senden. Datensätze eines Leistungsbereiches<br />

liegen daher in zwei unterschiedlichen Datensatzformaten<br />

vor:<br />

• Im Format der Spezifikation 5.0.1 liegen 514.577<br />

Datensätze vor.<br />

• Im Format der Spezifikation 6.0 liegen 2.257.971<br />

Datensätze für die medizinische Dokumentation<br />

sowie 27.769 Minimaldatensätze (MDS) vor<br />

(Tabelle 6).<br />

Tabelle 6: Verteilung der Datensatzformate<br />

des Bundesdatenpools 2003<br />

Datensatzformat<br />

<strong>BQS</strong>-Spezifikation 5.0.1<br />

(bis 30.06.2003)<br />

<strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0<br />

Datensätze<br />

18%<br />

82%<br />

In einer Reihe von Leistungsbereichen war es<br />

möglich, nach umfangreichen Anpassungen in der<br />

Auswertung die Datensätze des Formats 5.0.1 auf<br />

das Datensatzformat 6.0 zu überführen (Mapping),<br />

so dass alle gelieferten Datensätze gemeinsam<br />

ausgewertet werden konnten. In einigen Leistungsbereichen<br />

war es allerdings nur möglich, den Basisdatensatz<br />

zu mappen. Tabelle 7 listet diese so<br />

genannten „gemappten“ Leistungsbereiche auf.<br />

Datenbasis<br />

Tabelle 7: Leistungsbereiche mit Überführung<br />

des Datensatzformats 5.0.1 in<br />

das Datensatzformat 6.0 (Mapping)<br />

Dekompression bei Karpaltunnelsyndrom<br />

Dekompression bei Sulcus-ulnaris-Syndrom<br />

Geburtshilfe<br />

Herzschrittmacher-Aggregatwechsel<br />

Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

Herzschrittmacher-Revision/-Explantation<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Nasenscheidewandkorrrektur<br />

Perkutane transluminale Angioplastie<br />

Prostataresektion<br />

Tonsillektomie<br />

Bei anderen Leistungsbereichen erfolgten mit <strong>BQS</strong>-<br />

Spezifikation 6.0 Überarbeitungen des Datensatzes.<br />

Hier war eine gemeinsame Auswertung beider gelieferten<br />

Datensatzformate nicht möglich, da die<br />

Datenfelder des alten und neuen Formates nicht<br />

ohne Informationsverlust aufeinander bezogen<br />

werden konnten (Tabelle 8).<br />

Tabelle 8: Leistungsbereiche mit<br />

separater Auswertung der<br />

Datensatzformate 5.0.1 und 6.0<br />

Aortenklappenchirurgie, isoliert<br />

Appendektomie<br />

Cholezystektomie<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur (ohne subtrochantäre Frakturen)<br />

Hüft-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Kataraktoperation<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Knie-Totalendoprothesen-Wechsel<br />

Kombinierte Koronar- und Aortenklappenchirurgie<br />

Koronarangiographie/Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

Koronarchirurgie, isoliert<br />

Leistenhernie<br />

Mammachirurgie<br />

Mitralklappenchirurgie, isoliert<br />

Pflege bei hüftgelenknaher Femurfraktur<br />

(ohne subtrochantäre Frakturen)<br />

Pflege bei Prostataresektion<br />

Pflege bei Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

Pflege: Leistungsbereich-übergreifende Auswertung<br />

PTCA (nur 5.0.1)<br />

Totalendoprothese (TEP) bei Koxarthrose<br />

Bei der Bewertung der Vollständigkeit dieser<br />

Leistungsbereiche ist zu beachten, dass sich die<br />

beschriebene Datengrundlage des Datenmanagements<br />

immer auf die Anzahl aller gelieferten Datensätze<br />

bezieht, während sich die Datengrundlage<br />

der Bundesauswertungen auf die ausgewerteten<br />

Datensätze bezieht, d.h. auf die Datensätze nach<br />

dem Format 5.0.1 der <strong>BQS</strong>-Spezifikation oder auf<br />

die Datensätze nach dem Format 6.0.<br />

339


340<br />

Datenbasis<br />

Vollständigkeitsanalyse<br />

Datengrundlage<br />

Die Anzahl der im Verfahrensjahr 2003 erwarteten<br />

Datensätze wurde geschätzt auf Grundlage der für<br />

2002 von den Krankenhäusern vereinbarten Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte. Diese Vereinbarungszahlen<br />

wurden vom Verband der Angestellten-<br />

Krankenkassen/Arbeiter-Ersatzkassen-Verband e.V.<br />

(VdAK/AEV), Siegburg, in einer Statistik zusammengefasst<br />

und der <strong>BQS</strong> für die Durchführung der<br />

Vollständigkeitsanalyse zur Verfügung gestellt.<br />

Diese Daten stellten für die <strong>BQS</strong> die beste verfügbare<br />

Grundlage zur Bewertung der Vollständigkeit<br />

dar. Andere Datengrundlagen standen nicht gleichzeitig<br />

für alle Leistungsbereiche und für alle Bundesländer<br />

zur Verfügung.<br />

Nicht alle Krankenhäuser, die im Jahr 2002 Leistungen<br />

mit Dokumentationspflicht für die externe<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung erbracht und Datensätze übermittelt<br />

haben, waren in der Datenbasis des VdAK<br />

enthalten. In vielen Krankenhäusern war die Anzahl<br />

der für das Jahr 2001 vereinbarten Leistungen niedriger<br />

oder höher als die Anzahl der im Jahr 2002<br />

erbrachten Leistungen, für die Datensätze dokumentiert<br />

und übermittelt wurden. Damit unterschätzt<br />

die Vollständigkeitsanalyse den Leistungsumfang:<br />

Vollständigkeitsraten über 100% sind in einzelnen<br />

Leistungsbereichen möglich.<br />

Aufgrund dieser Unschärfen in der Bewertung der<br />

Vollständigkeit auf Basis der VdAK-Zahlen wurde<br />

nach Lösungswegen gesucht, um die Genauigkeit<br />

der aktuellen Vollständigkeitsanalyse in einigen<br />

Leistungsbereichen durch Verwendung zusätzlicher<br />

externer Quellen zu erhöhen. Für die Leistungsbereiche<br />

Koronarchirurgie, Aortenklappenchirurgie,<br />

Mitralklappenchirurgie und kombinierte Koronarund<br />

Aortenklappenchirurgie, PTCA, Geburtshilfe<br />

und Pflege wurden andere Informationsquellen für<br />

die Vollständigkeitsanalyse herangezogen, die<br />

jeweils in den Kapiteln für die betreffenden Leistungsbereiche<br />

dargestellt werden.<br />

Methodik der Bewertung der<br />

Vollständigkeit<br />

Die Vollständigkeit des Bundesdatenpools wurde<br />

berechnet für Datensätze als Quotient aus der<br />

Anzahl der gelieferten bzw. ausgewerteten Datensätze<br />

und der Anzahl der erwarteten Datensätze<br />

und für Krankenhäuser als Quotient aus der Anzahl<br />

der teilnehmenden Krankenhäuser und der Anzahl<br />

der erwarteten Krankenhäuser. Dieser Quotient<br />

wird als Prozentzahl dargestellt und gibt Auskunft<br />

über die Repräsentativität der Datenbasis für den<br />

jeweils betrachteten Leistungsbereich.<br />

Die Ergebnisse der Bewertung der Vollständigkeit<br />

2003 sind mit denen des Jahres 2002 vergleichbar,<br />

da die Sollzahlen nach der gleichen Systematik<br />

berechnet wurden und verfahrensjahrübergreifend<br />

die gleiche Unschärfe aufweisen. Tabelle 9 zeigt<br />

die Kategorien, nach denen zur Darstellung der<br />

Vollständigkeit unterschieden werden muss.<br />

Tabelle 9: Kategorien von Datensätzen<br />

und Krankenhäusern<br />

Erwartete Datensätze<br />

Gelieferte Datensätze<br />

Ausgewertete Datensätze<br />

Erwartete Krankenhäuser<br />

Teilnehmende Krankenhäuser<br />

Anzahl vereinbarter FP/ SE für<br />

2002<br />

Quelle: VdAK (LKA V2/V3 2004)<br />

Anzahl plausibler und vollständiger<br />

Datensätze<br />

Anzahl der in die Bundesauswertung<br />

2003 einbezogenen<br />

Datensätze<br />

Anzahl der Krankenhäuser, die<br />

FP/SE für 2002 vereinbart haben<br />

Quelle: VdAK (LKA V2/V3 2004)<br />

Anzahl der Krankenhäuser,<br />

deren Daten im Bundesdatenpool<br />

2003 enthalten sind<br />

Minimaldatensatz<br />

Ab <strong>BQS</strong>-Spezifikation 6.0 war es möglich, einen<br />

Ersatzdatensatz zur Dokumentation zu verwenden,<br />

wenn zwar eine Fallpauschale oder ein Sonderentgelt<br />

aus dem Katalog der einbezogenen Leistungen<br />

vergütet wurde, aber die erbrachte Leistung in<br />

dem entsprechenden Leistungsbereich nicht dokumentiert<br />

werden konnte. Beispielsweise sind im<br />

Leistungsbereich Leistenhernien ausschließlich<br />

Leistenhernien einschl. ihrer Rezidive zu dokumentieren.<br />

Für alle anderen Hernientypen ist dieser<br />

Ersatzdatensatz, der auch als Minimaldatensatz<br />

(MDS) bezeichnet wird, zu verwenden. Weitere<br />

Leistungsbereiche, in denen der MDS aufgrund<br />

besonderer Vergütungsvereinbarungen zum Einsatz<br />

kam, waren Karotis-Rekonstruktion, Perkutane transluminale<br />

Angioplastie (PTA) sowie Koronarangiographie/Perkutane<br />

transluminale Koronarangioplastie<br />

(PTCA).<br />

Für das Verfahrensjahr 2003 wurden der <strong>BQS</strong><br />

27.769 Minimaldatensätze übermittelt. Davon sind<br />

23.093 (83%) dem Leistungsbereich Leistenhernien<br />

zuzuordnen. Weitere 2.958 Datensätze<br />

sind nach inhaltlicher Prüfung keinem dokumentationspflichtigen<br />

Leistungsbereich zuzuordnen. Die<br />

restlichen 1.718 Minimaldatensätze verteilen sich<br />

gleichmäßig auf alle anderen Leistungsbereiche,<br />

lassen aber keine Systematik bezüglich einer<br />

Zuordnung erkennen.


Ausblick<br />

Aus der Übergangsregelung für zwei Datensatzformate<br />

haben sich im Jahr 2003 Erschwernisse für<br />

die Datenerfassung in den Krankenhäusern und die<br />

Auswertung der übermittelten Daten ergeben.<br />

Diese Schwierigkeiten werden ab 2004 entfallen,<br />

weil mit der Umsetzung der <strong>BQS</strong>-Spezifikation 7.0<br />

ganzjährig ein einheitliches Datenformat für die<br />

Datenerfassung und Datenübermittlung genutzt<br />

werden kann.<br />

Ebenfalls ab 2004 wird auf der Grundlage des<br />

neuen Auslöseverfahrens „QS-Filter“ ein für die<br />

Zwecke der externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung besser<br />

geeignetes Verfahren für die Bewertung der Vollständigkeit<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Datenbasis<br />

Literatur<br />

Verband der Angestellten-Krankenkassen e.V./<br />

Arbeiter-Ersatzkassen-Verband e.V. (VdAK/AEV).<br />

In den Anlagen V2 und V3 der Leistungs- und<br />

Kalkulationsaufstellung 2001 für das Jahr 2002<br />

vereinbarte Anzahl der Sonderentgelte und Fallpauschalen.<br />

Interne Statistik, Mitteilung an <strong>BQS</strong> (Mai 2004).<br />

341


342<br />

Kapitel 31<br />

Methoden<br />

<strong>Qualität</strong> messen und vergleichen<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> zu <strong>machen</strong>, das heißt medizinische<br />

und pflegerische <strong>Qualität</strong> zu messen und zu vergleichen.<br />

Die <strong>BQS</strong> entwickelt die dazu erforderlichen<br />

<strong>Qualität</strong>smessinstrumente. Die Krankenhäuser<br />

sammeln die für die Messung erforderlichen Daten.<br />

Die <strong>BQS</strong> stellt anschließend die Ergebnisse im Vergleich<br />

dar. Dieser Vergleich erlaubt den Krankenhäusern<br />

eine Standortbestimmung bezüglich der<br />

<strong>Qualität</strong> der von ihnen erbrachten Leistungen und<br />

ist Ausgangspunkt für das medizinische und pflegerische<br />

Benchmarking, also die Suche nach den<br />

besten Wegen zur Erreichung von <strong>Qualität</strong>szielen.<br />

Die folgenden Darstellungen beschreiben die Verfahren,<br />

Grundlagen und Quellen, die den in diesem<br />

<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport dargestellten Ergebnissen zugrunde<br />

liegen. Alle Angaben zu den Webseiten beziehen<br />

sich auf den Stichtag 7. Juli 2004.<br />

Inhalte der <strong>Qualität</strong>smessung:<br />

Leistungsbereiche in der externen<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung 2003<br />

Die Verfahren der verbindlichen externen vergleichenden<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in Deutschland werden<br />

seit Anfang 2001 inhaltlich und organisatorisch von<br />

der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

gGmbH (<strong>BQS</strong>) in Düsseldorf umgesetzt.<br />

Inhaltlich erstreckten sie sich im Jahr 2003 auf insgesamt<br />

33 Leistungsbereiche. Alle 33 Leistungsbereiche<br />

wurden 2003 unter gleichen administrativen,<br />

inhaltlichen und technischen Rahmenbedingungen<br />

durchgeführt.<br />

Tabelle 1 zeigt die 33 Leistungsbereiche, die in der<br />

Bundesauswertung 2003 enthalten sind. In der<br />

Tabelle sind die Leistungsbereiche den <strong>BQS</strong>-Fachgruppen<br />

zugeordnet, die im Jahr 2004 die Bewertung<br />

des jeweiligen Leistungsbereiches in der Bundesauswertung<br />

2003 vorgenommen haben. Die<br />

Spalten 3 bis 5 führen das Datensatzkennzeichen<br />

und die Anzahl der Datenfelder in der Datensatzversion<br />

6.0 auf. Die Anzahl der Teilauswertungen<br />

nach den Datensatzversionen 5.0.1, 6.0 oder<br />

eines gemappten Datensatzes 5.0.1/6.0 wird in<br />

den Spalten 6 bis 8 dargestellt. Die Spalten 9 bis<br />

11 spiegeln die Anzahl der <strong>Qualität</strong>sindikatoren in<br />

der Bundesauswertung 2003 und im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

wider. Einzelne <strong>Qualität</strong>sindikatoren werden<br />

durch mehr als eine Kennzahl dargestellt. Die<br />

Anzahl der Kennzahlen im Leistungsbereich wird in<br />

den Spalten 12 und 13 aufgeführt. Insgesamt sind<br />

für die 32 Leistungsbereiche mit Auswertung von<br />

Datensätzen der Version 6.0 331 <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

und 439 Kennzahlen ausgewertet worden.<br />

Entwicklung von <strong>Qualität</strong>smessverfahren<br />

Im Jahr 1973 wurde unter dem Begriff „Tracer“ ein<br />

Verfahren beschrieben, das die Darstellung der<br />

<strong>Qualität</strong> im Gesundheitswesen erlaubt (Kessner<br />

1973). Seit 1975 wurde dieses Konzept in Deutschland<br />

systematisch angewandt, zunächst in der Geburtshilfe,<br />

danach vor allem in der Chirurgie und<br />

später in verschiedenen anderen Fächern.<br />

Das ursprüngliche Tracer-Verfahren wurde seit Mitte<br />

der 1990er Jahre mit Elementen der Indikator-<br />

Methode kombiniert, bei der anhand von Kennzahlen<br />

gemessen wird, in welchem Umfang ein<br />

zuvor definiertes <strong>Qualität</strong>sziel erreicht wird. Die<br />

Entwicklung von Messinstrumenten zur <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

durch die <strong>BQS</strong> folgt dieser Indikator-<br />

Methode. Sie orientiert sich methodisch eng an den<br />

internationalen Standards zur externen vergleichenden<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung (JCAHO 1990).<br />

Messinstrumente zur <strong>Qualität</strong>sdarstellung werden<br />

nach einem standardisierten Ablauf entwickelt.<br />

Nach Abschluss der Verfahrensentwicklung ist eine<br />

zeitlich unbefristete Anwendung eines Messinstruments<br />

nicht sinnvoll. Daher sollte eine Nutzungszeit<br />

festgelegt werden, nach deren Ablauf das Verfahren<br />

inhaltlich und methodisch überprüft und<br />

überarbeitet wird (Mohr 2002).<br />

Folgende Teilschritte finden sowohl für die Entwicklung<br />

neuer als auch die Überarbeitung bereits bestehender<br />

<strong>Qualität</strong>smessinstrumente Anwendung<br />

(Abbildung 1).<br />

Evidenzbasierung<br />

Die Entwicklung von <strong>Qualität</strong>smessverfahren durch<br />

die <strong>BQS</strong> und die Fachgruppen erfolgt auf der Basis<br />

möglichst hochwertiger, aktueller wissenschaftlicher<br />

Studien und Evidenz-basierter Leitlinien. Die Aussagekraft<br />

dieser Studien und Leitlinien wird nach<br />

den Richtlinien zur Evidenz-basierten Medizin bewertet,<br />

die im Kapitel „Recherche und Bewertung<br />

von Literatur, Leitlinien und Pflegestandards“ ausführlich<br />

dargestellt sind.<br />

Die methodische <strong>Qualität</strong> von Leitlinien wird bei<br />

Bedarf im Verfahren zum Leitlinien-Clearing der<br />

Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen<br />

Fachgesellschaften (AWMF) und des Ärztlichen<br />

Zentrums für <strong>Qualität</strong> in der Medizin (ÄZQ)<br />

überprüft (ÄZQ 1999).


Tabelle 1: Übersicht der Leistungsbereiche in der Bundesauswertung 2003<br />

(alphabetisch nach Fachgruppen sortiert)<br />

Fachgruppen<br />

Augenheilkunde<br />

Gefäßchirurgie<br />

Gynäkologie<br />

Herzchirurgie<br />

Herzschrittmacher<br />

HNO<br />

Kardiologie<br />

Mammachirurgie<br />

Nervenkompressionssyndrome<br />

Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie<br />

Perinatalmedizin<br />

Pflege<br />

PTA<br />

Urologie<br />

Viszeralchirurgie<br />

15 Fachgruppen<br />

Leistungsbereiche<br />

Kataraktoperation<br />

Karotis-Rekonstruktion<br />

Gynäkologische Operationen<br />

Koronarchirurgie, isoliert<br />

Aortenklappenchirurgie, isoliert<br />

Kombinierte Koronar- und<br />

Aortenklappenchirurgie<br />

Mitralklappenchirurgie, isoliert<br />

Herzschrittmacher-<br />

Erstimplantation<br />

Herzschrittmacher-<br />

Aggregatwechsel<br />

Herzschrittmacher-Revision/<br />

-Explantation<br />

Nasenscheidewandkorrektur<br />

Tonsillektomie<br />

Koronarangiographie /<br />

Perkutane transluminale<br />

Koronarangioplastie (PTCA)<br />

PTCA (nur Spezifikation 5.0.1)<br />

Mammachirurgie<br />

Dekompression bei<br />

Karpaltunnelsyndrom<br />

Dekompression bei Sulcusulnaris-Syndrom<br />

Hüftgelenknahe Femurfraktur<br />

(ohne subtrochantäre Frakturen)<br />

Totalendoprothese (TEP) bei<br />

Koxarthrose<br />

Hüft-Totalendoprothesen-<br />

Wechsel<br />

Knie-Totalendoprothese (TEP)<br />

Knie-Totalendoprothesen-<br />

Wechsel<br />

Knie-Schlittenprothese<br />

Geburtshilfe<br />

Pflege bei hüftgelenknaher<br />

Femurfraktur (ohne subtrochantäre<br />

Frakturen)<br />

Pflege bei Totalendoprothese<br />

(TEP) bei Koxarthrose<br />

Pflege bei Prostataresektion<br />

Pflege: Leistungsbereichübergreifende<br />

Auswertung<br />

Perkutane transluminale<br />

Angioplastie (PTA)<br />

Prostataresektion<br />

Appendektomie<br />

Cholezystektomie<br />

Leistenhernie<br />

Datensatzkennzeichen<br />

03/1<br />

10/2<br />

15/1<br />

HCH<br />

HCH<br />

HCH<br />

HCH<br />

09/1<br />

09/2<br />

09/3<br />

05/1<br />

07/1<br />

21/3<br />

20/2<br />

18/1<br />

01/1<br />

01/2<br />

17/1<br />

17/2<br />

17/3<br />

17/5<br />

17/7<br />

17/6<br />

16/1<br />

17/1<br />

Pflege<br />

17/2<br />

Pflege<br />

14/1<br />

Pflege<br />

Pflege<br />

Gesamt<br />

20/1<br />

14/1<br />

12/2<br />

12/1<br />

12/3<br />

33<br />

Datenfelder<br />

(v6.0)<br />

91<br />

100<br />

49<br />

289<br />

108<br />

76<br />

233<br />

32<br />

30<br />

73<br />

84<br />

54<br />

50<br />

82<br />

100<br />

109<br />

86<br />

100<br />

86<br />

194<br />

24<br />

24<br />

12<br />

0<br />

85<br />

66<br />

54<br />

76<br />

53<br />

2.420<br />

V<br />

5.0.1<br />

Auswertung für<br />

V<br />

6.0<br />

21 21 11<br />

V 5.0.1 + V 6.0<br />

gemappt<br />

Methoden<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

15<br />

9<br />

12<br />

5<br />

4<br />

4<br />

4<br />

19<br />

8<br />

11<br />

2<br />

5<br />

24<br />

(9)<br />

18<br />

4<br />

2<br />

17<br />

19<br />

18<br />

16<br />

16<br />

16<br />

9<br />

10<br />

10<br />

8<br />

2<br />

13<br />

13<br />

5<br />

9<br />

3<br />

330<br />

Davon in <strong>BQS</strong>-<br />

<strong>Qualität</strong>sreport<br />

2003<br />

2<br />

3<br />

3<br />

3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

4<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

5<br />

(0)<br />

4<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

4<br />

5<br />

3<br />

4<br />

3<br />

2<br />

2<br />

77<br />

<strong>Qualität</strong>skennzahlen<br />

17<br />

9<br />

18<br />

10<br />

9<br />

9<br />

9<br />

38<br />

15<br />

19<br />

2<br />

5<br />

28<br />

(10)<br />

19<br />

4<br />

4<br />

24<br />

20<br />

19<br />

17<br />

17<br />

17<br />

15<br />

11<br />

11<br />

8<br />

2<br />

15<br />

25<br />

6<br />

13<br />

4<br />

439<br />

343<br />

Davon in <strong>BQS</strong>-<br />

<strong>Qualität</strong>sreport<br />

2003<br />

2<br />

3<br />

3<br />

3<br />

2<br />

3<br />

2<br />

6<br />

3<br />

3<br />

2<br />

2<br />

6<br />

(0)<br />

4<br />

2<br />

2<br />

4<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

3<br />

4<br />

3<br />

3<br />

6<br />

3<br />

2<br />

2<br />

88


344<br />

Evidenzbasierung<br />

Methoden<br />

<strong>Qualität</strong>sziele<br />

Die Moderation des Entwicklungsprozesses von<br />

<strong>Qualität</strong>smessverfahren folgt einem fest strukturierten<br />

Ablauf und beginnt mit der Definition der<br />

<strong>Qualität</strong>sziele. <strong>Qualität</strong>sziele können sich auf den<br />

Versorgungsprozess oder auf das Behandlungsergebnis<br />

beziehen. In der internationalen Literatur<br />

wird anstelle des <strong>Qualität</strong>sziels oft ein indicator<br />

statement festgelegt (JCAHO 1990).<br />

Am Anfang steht die Ergänzung des Halbsatzes<br />

„Gute <strong>Qualität</strong> ist, wenn ...“. Bei der Definition<br />

von <strong>Qualität</strong>szielen für die Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

wird dieser Halbsatz zum Beispiel<br />

wie folgt weitergeführt: „Gute <strong>Qualität</strong> in der Herzschrittmacher-Erstimplantation<br />

ist, wenn<br />

• ... eine leitlinienkonforme Systemwahl<br />

getroffen wird.“<br />

• ... eine ausreichende intrakardiale Signalamplitude<br />

erreicht wird.“<br />

• ... selten Sondendislokationen auftreten.“<br />

<strong>Qualität</strong>sziele<br />

Auswertungskonzept<br />

• <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

• Kennzahlen<br />

• Einflussfaktoren und Adjustierung<br />

• Auffälligkeits- und Referenzbereich<br />

• Musterauswertungsentwurf<br />

Datensatzdefinition und<br />

Ausfüllhinweise<br />

Auswertungsroutinen und<br />

Musterauswertung<br />

Abbildung 1: Entwicklung von<br />

<strong>Qualität</strong>smessverfahren<br />

Neben dem <strong>Qualität</strong>sziel wird zu jedem <strong>Qualität</strong>sindikator<br />

in der Rationalen eine ausführliche Begründung<br />

dokumentiert, in der auch die im Zusammenhang<br />

mit dem Indikator zugrunde liegende<br />

wissenschaftliche Literatur und Leitlinien zitiert<br />

werden.<br />

Die <strong>Qualität</strong>sziele für das Jahr 2003 sind auf der<br />

Homepage der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de) unter der<br />

Rubrik > LEISTUNGSBEREICHE > VERFAHRENSJAHR<br />

2003 > ALPHABETISCHE LISTE (<strong>Qualität</strong>smerkmale,<br />

<strong>Qualität</strong>sziele) und in den <strong>BQS</strong>-Geschäftsberichten<br />

2001/2002 und 2002/2003 dokumentiert.<br />

Anschließend wird ausgehend von den <strong>Qualität</strong>szielen<br />

ein Auswertungskonzept aus <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

und Einflussfaktoren entwickelt.<br />

Auswertungskonzepte<br />

Die <strong>Qualität</strong>smessung erfolgt in der Regel über die<br />

Ermittlung des Anteils (Rate) von erwünschten oder<br />

unerwünschten Ereignissen (Zähler) an allen Merkmalsträgern<br />

in einer definierten Grundgesamtheit.<br />

Die Rechenvorschriften (Rechenregel), die Identifizierung<br />

der benötigten Daten (Datensatz), die Einund<br />

Ausschlusskriterien für die Grundgesamtheit<br />

und die Verfahren zur Risikoadjustierung für eine<br />

angemessene Berücksichtigung von Einflussfaktoren<br />

werden in einem Auswertungskonzept (Rechenregeltabelle)<br />

und einem Musterauswertungsentwurf zusammengefasst.<br />

Für die im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003 bewerteten<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren wird die Rechenregel standardisiert<br />

dargestellt:<br />

Rechenregel:<br />

Grundgesamtheit: Definition der Ein- und ggf.<br />

Ausschlusskriterien für die Grundgesamtheit<br />

Zähler: Definition der Ein- und ggf. Ausschlusskriterien<br />

für den Zähler<br />

Erläuterung der Rechenregel: Hier werden Hinweise<br />

zur Berechnung der Kennzahl für den Indikator<br />

und auf Besonderheiten für die Interpretation der<br />

Berechnungvorschrift gegeben.<br />

In der Regel wird der Anteil (Rate) bestimmt. In<br />

diesen Fällen wird die Definition der Ein- und Ausschlusskriterien<br />

für den Zähler auf die Merkmalsträger<br />

in der Grundgesamtheit bestimmt. Die Zählermenge<br />

ist also eine Teilmenge der Grundgesamt-


heit. Auf eine Wiederholung der Ein- und Ausschlusskriterien<br />

der Grundgesamtheit wird verzichtet.<br />

Anders verhält es sich bei Verhältnissen (Verhältniszahl,<br />

Ratio). Hier ist die durch die Zählerkriterien<br />

definierte Menge nicht Teilmenge der Grundgesamtheit.<br />

Einige <strong>Qualität</strong>sindikatoren sind nicht raten- oder<br />

verhältnisbasiert, sondern aggregieren kontinuierliche<br />

Messgrößen. Hierunter fällt die Bildung des<br />

Medians der OP-Dauer bei orthopädisch-unfallchirurgischen<br />

Leistungsbereichen oder die 75%-Perzentile<br />

des Flächendosisprodukts bei der Herzschrittmacher-Erstimplantation.<br />

In diesen Fällen werden<br />

beim Zählerkriterium die Aggregatfunktion und<br />

die zu aggregierende Messgröße angegeben.<br />

Eine weitere, auch selten angewendete Alternative<br />

zu ratenbasierten Indikatoren ist die Bestimmung<br />

der absoluten Anzahl in der Zählermenge. Ein Beispiel<br />

hierfür ist der <strong>Qualität</strong>sindikator „Indikation<br />

bei Hysterektomie“ im Leistungsbereich „Gynäkologische<br />

Operationen“.<br />

Musterauswertungsentwürfe<br />

Musterauswertungsentwüfe dienen der Festlegung<br />

der textlichen und gestalterischen Konzeption der<br />

Bundesauswertung. Hierbei kommt es insbesondere<br />

auf eine für den Leser der Bundesauswertung<br />

verständliche sprachliche Formulierung der Rechenregeln<br />

und eine intuitiv verständliche Anordnung<br />

der Ergebnisse an.<br />

Musterauswertungsentwürfe wurden für alle Leistungsbereiche<br />

als Basis für die Bundesauswertungen<br />

2003 durch die <strong>BQS</strong> erstellt. Der Schwerpunkt<br />

lag auf denjenigen Leistungsbereichen, für die sich<br />

der Datensatz vom Verfahrensjahr 2002 zu 2003<br />

(von Version 5.0.1 zu 6.0) verändert hat oder neuund<br />

weiterentwickelte <strong>Qualität</strong>sindikatoren zur Anwendung<br />

kommen.<br />

Die Musterauswertungen für das Jahr 2002 sind<br />

auf der Homepage der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de)<br />

unter der Rubrik > LEISTUNGSBEREICHE > VERFAH-<br />

RENSJAHR 2003 > MUSTERAUSWERTUNGEN dokumentiert.<br />

Einflussfaktoren und Risikoadjustierung<br />

Das Risiko eines Patienten für eine postoperative<br />

Komplikation oder für die Letalität ist eingriffs- und<br />

diagnosebezogen unterschiedlich hoch. Das Ergebnis<br />

wird unter anderem von der Schwere der Erkrankung,<br />

dem Vorliegen von Begleiterkrankungen,<br />

krankheitsunabhängigen Merkmalen wie Alter oder<br />

Methoden<br />

Geschlecht, der Operationsmethode und der postoperativen<br />

Versorgung bestimmt. Bei der Beurteilung<br />

der Ergebnisse einer Operation müssen daher<br />

jene Einflussfaktoren erkannt und berücksichtigt<br />

werden, die direkte Auswirkungen auf die Ergebnisqualität<br />

bzw. die gemessenen <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

haben, um dann den <strong>Qualität</strong>svergleich fair<br />

zu gestalten.<br />

Ein rein deskriptiver Vergleich zwischen Teilnehmern<br />

ohne Risikoadjustierung würde zu unzulässigen<br />

Schlussfolgerungen führen: Teilnehmer mit Niedrigrisiko-Patienten<br />

würden besser bewertet als solche<br />

mit Hochrisiko-Patienten. Die Adjustierung von<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren erfolgt daher auf der Basis<br />

von bekannnten, in der Literatur beschriebenen<br />

oder in Vorjahres- und Sonderauswertungen identifizierten<br />

Einflussfaktoren.<br />

Die Auswertungskonzepte für das Verfahrensjahr<br />

2003 berücksichtigen daher in unterschiedlichem<br />

Maße die verfügbaren Verfahren zur Risikoadjustierung<br />

(Tabelle 2).<br />

Werden keine Einflussfaktoren identifiziert, wird<br />

die „rohe“ Rate des Indikators für die <strong>Qualität</strong>sdarstellung<br />

herangezogen. Während Ergebnisindikatoren<br />

häufig einer Risikoadjustierung bedürfen, sind<br />

Prozessindikatoren oft ohne Adjustierung anwendbar.<br />

Tabelle 2: Methoden zur Adjustierung von <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

Adjustierungs-Methode Beschreibung Beispiel<br />

Stratifizierung<br />

Risikostandardisierte<br />

Fallkonstellation<br />

Standardisierung<br />

(direkt oder indirekt)<br />

Logistische Regression<br />

Aufteilen der Grundgesamtheit nach<br />

Ausprägung des Einflussfaktors<br />

Einschluss von Fällen mit vergleichbaren<br />

Risiken und Ausschluss von<br />

Fällen mit abweichenden Risiken<br />

Die Ergebnisse eines Krankenhauses<br />

werden auf die Risikoverteilung aller<br />

Krankenhäuser hochgerechnet, um<br />

sie mit den Gesamtergebnissen zu<br />

vergleichen, oder die Ergebnisse aller<br />

Krankenhäuser auf die Risikoverteilung<br />

des einzelnen Krankenhauses<br />

heruntergerechnet, um sie mit den<br />

Ergebnissen des einzelnen Krankenhauses<br />

zu vergleichen.<br />

Nach Bestimmung des Umfangs des<br />

Einflusses der Einflussfaktoren wird<br />

für jeden Patienten das individuelle<br />

Risiko berechnet. Das mittlere Risiko<br />

aller Patienten eines Krankenhauses<br />

ergibt die erwartete Rate des Indikators.<br />

Für den Vergleich zwischen Krankenhäusern<br />

wird die Differenzbzw.<br />

das Verhältnis von beobachtetem zu<br />

erwartetem Risiko herangezogen.<br />

Schenkelhalsfraktur<br />

(Letalität/ASA)<br />

PTCA<br />

Kataraktoperation<br />

Wird derzeit in <strong>BQS</strong>-<br />

Verfahren nicht<br />

angewandt<br />

Koronarchirurgie,<br />

Aortenklappenchirurgie,Kombinierte<br />

Koronar- und<br />

Aortenklappenchirurgie,Mitralklappenchirurgie<br />

345


346<br />

Methoden<br />

Referenzbereiche und Auffälligkeitsbereiche<br />

für Datenvalidität<br />

Teil der Entwicklung der Auswertungskonzepte ist<br />

die Definition von Auffälligkeits- und Referenzbereichen.<br />

Die Grenzen der Referenzbereiche legen<br />

fest, dass außerhalb dieses Bereichs liegende Ergebnisse<br />

auffällig sind, und geben Hinweise auf<br />

verbesserungswürdige <strong>Qualität</strong> geben. Sie dienen<br />

als Auslöser für den Strukturierten Dialog.<br />

Die Definition von Referenzbereichen orientiert sich<br />

dabei an den Ergebnissen, die sich aus der wissenschaftlichen<br />

Literatur, der Analyse eigener Erhebungen<br />

oder aus den Erkenntnissen der klinischen<br />

Praxis ableiten lassen. Die Festlegung der Referenzbereiche<br />

sollte einerseits möglichst frühzeitig<br />

erfolgen, erfordert aber andererseits oft erste Auswertungsergebnisse,<br />

wenn die wissenschaftliche<br />

Literatur hierzu keine ausreichenden oder sich stark<br />

unterscheidende Ergebnisse enthält.<br />

Für die Bundesauswertung 2003 sind – bis auf<br />

wenige begründete Ausnahmen – für alle <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

Referenzbereiche festgelegt wor-<br />

Bundesdatenpool<br />

Auswertung<br />

Bewertung<br />

Berichterstattung<br />

Strukturierter<br />

Dialog<br />

Abbildung 3: Durchführung der Auswertung auf der<br />

Basis des Bundesdatenpools mit anschließender<br />

Bewertung, Berichterstattung und Auslösen des<br />

Strukturierten Dialogs<br />

den. Die Begründung für die Festlegung des Referenzbereiches<br />

wird jeweils in der Erläuterung zum<br />

Referenzbereich dargelegt. Kriterien für die<br />

Entscheidung über Referenzwerte waren insbesondere<br />

• Evidenz aus der wissenschaftlichen Literatur,<br />

• die beobachtete Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

in den Bundesauswertungen 2001<br />

bis 2003 und<br />

• die Anzahl der Krankenhäuser, für die ein Strukturierter<br />

Dialog mit den verfügbaren Ressourcen<br />

auf der Landesebene durchführbar erscheint.<br />

Eine umfassende Darstellung über die Festlegung<br />

von Referenzbereichen und ihre Anwendung bei<br />

der Bewertung der Ergebnisse der Bundesauswertung<br />

2003 ist im Kapitel „Indikatoren und Bewertung“<br />

zu finden.<br />

Neben Referenzbereichen, die jene Ausprägungen<br />

eines <strong>Qualität</strong>sindikators umfassen, die Ausdruck<br />

guter Indikations-, Prozess- oder Ergebnisqualität<br />

sind, werden auch Auffälligkeitsbereiche für Datenvalidität<br />

bestimmt. Hierbei geht es darum, auffällig<br />

niedrige Raten unerwünschter Ereignisse in der<br />

Ergebnisqualitätsmessung oder unplausibel hohe<br />

Raten bei Messung von Indikations- oder Prozessqualität<br />

systematisch und nachvollziehbar zu identifizieren,<br />

um im Rahmen des Strukturierten Dialogs<br />

die Validität der hierzu gelieferten Daten zu überprüfen.<br />

Datensatzdefinitionen<br />

Aus dem Auswertungskonzept werden der benötigte<br />

Datensatz bzw. sinnvolle zukünftige Datensatzänderungen<br />

abgeleitet. Der Datensatz muss alle<br />

Informationen enthalten, die für die vollständige<br />

Umsetzung der geplanten Auswertung einschließlich<br />

der Adjustierung erforderlich sind. Dazu werden alle<br />

erforderlichen Items und Antwortmöglichkeiten festgelegt.<br />

Alle Datensätze werden in der <strong>BQS</strong>-Spezifikation für<br />

QS-Dokumentationssoftware definiert. Die Definition<br />

der Anforderungen an die Datensätze ist in der<br />

<strong>BQS</strong>-Spezifikation für QS-Dokumentationssoftware<br />

auf der Homepage der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de)<br />

unter der Rubrik > INFORMATIK & SOFTWARE ><br />

SPEZIFIKATION 2003 abrufbar.<br />

Zur Visualisierung sind die Datensätze zusätzlich<br />

als Dokumentationsbögen unter der Rubrik<br />

> LEISTUNGSBEREICHE > VERFAHRENSJAHR 2003 ><br />

GESAMTÜBERSICHT/DATENSÄTZE dokumentiert.


Übergangsweise sind im Verfahrensjahr 2003 auch<br />

die Datensätze der Version 5.0.1 zur Anwendung<br />

gekommen. Die entsprechenden Dokumentationsbögen<br />

und die <strong>BQS</strong>-Spezifikation sind ebenfalls auf<br />

der Homepage der <strong>BQS</strong> dokumentiert.<br />

Ausfüllhinweise<br />

Um eine einheitliche Dokumentation in den Datensätzen<br />

der <strong>BQS</strong>-Spezifikation und damit auch die<br />

Vergleichbarkeit der daraus ermittelten Ergebnisse<br />

zu erreichen, werden bei Bedarf einzelne Items und<br />

Antwortmöglichkeiten der Datensätze in Form von<br />

Ausfüllhinweisen näher erläutert.<br />

Im Jahr 2003 standen für alle Leistungsbereiche<br />

Ausfüllhinweise zur Verfügung. Diese sind auf der<br />

Homepage der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de) unter der<br />

Rubrik > LEISTUNGSBEREICHE > VERFAHRENSJAHR<br />

2003 > GESAMTÜBERSICHT/DATENSÄTZE dokumentiert.<br />

Bundesauswertung 2003<br />

Die Durchführung der Auswertung auf der Basis<br />

des Bundesdatenpools mit anschließender Bewertung,<br />

Berichterstattung und Auslösung des Strukturierten<br />

Dialogs ist in Abbildung 3 dargestellt.<br />

Auswertungsroutinen und Musterauswertungen<br />

Grundlage für die Programmierung der Auswertungsroutinen<br />

der Bundesauswertung 2003 waren<br />

einerseits die in den Auswertungskonzepten und<br />

Musterauswertungsentwürfen niedergelegten Festlegungen<br />

und Rechenregeln und andererseits die<br />

bereits für das Verfahrensjahr 2002 validierten Auswertungsroutinen.<br />

Methoden<br />

Die Auswertung erfolgte für 11 Leistungsbereiche<br />

für einen gemappten Datensatz 5.0.1 und 6.0.<br />

Alle übrigen Datensätze wurden jeweils nach<br />

Version getrennt ausgewertet. Tabelle 3 gibt hierzu<br />

einen Überblick.<br />

Eine Auswertung ausschließlich für das Datensatzformat<br />

5.0.1 erfolgte für den Datensatz PTCA<br />

(20/2 = ohne vorausgehende Koronarangiographie).<br />

Dieser ist ab Version 6.0 im Datensatz<br />

Koronarangiographie und PTCA (21/3) aufgegangen.<br />

Eine Auswertung ausschließlich im Datensatzformat<br />

6.0 erfolgte für die Leistungsbereich-übergreifende<br />

Auswertung „Pflege“ für die Leistungsbereiche<br />

„Pflege bei Prostataresektion“, „Pflege<br />

bei hüftgelenknaher Femurfraktur“ und „Pflege<br />

bei TEP bei Koxarthrose“.<br />

Die den Auswertungsroutinen zugrunde liegenden<br />

Rechenregeln sind in der <strong>Qualität</strong>sindikatoren-<br />

Datenbank dokumentiert und stehen allen Landesgeschäftsstellen<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung zur Verfügung.<br />

Allgemein verfügbar sind die Musterauswertungen<br />

für das Jahr 2003 auf der Homepage<br />

der <strong>BQS</strong> (www.bqs-online.de) unter der Rubrik ><br />

LEISTUNGSBEREICHE > VERFAHRENSJAHR 2003 ><br />

MUSTERAUSWERTUNGEN.<br />

Tabelle 3: Auswertungsteile in der Bundesauswertung 2003<br />

Separate Auswertung der Datensätze 6.0<br />

Separate Auswertung der Datensätze 5.0.1<br />

Gemeinsame Auswertung der Datensätze 5.0.1 und 6.0 (Mapping)<br />

Summe<br />

davon Auswertungen mit Datensätzen 6.0<br />

davon Auswertungen mit Datensätzen 5.0.1<br />

21<br />

21<br />

11<br />

53<br />

32<br />

32<br />

347


348<br />

Methoden<br />

Validierung von Rechenregeln,<br />

Probeauswertung und Erstellung der<br />

Bundesauswertung<br />

Die Bundesauswertung 2003 wurde für alle 33<br />

Leistungsbereiche nach einem einheitlichen Vorgehen<br />

entwickelt, geprüft und freigegeben. Jede<br />

Auswertung hat mehrere Arbeitsschritte durchlaufen,<br />

die in Tabelle 4 beschrieben werden.<br />

Im ersten Quartal 2004 wurden die Auswertungsroutinen<br />

anhand von Probeauswertungen validiert.<br />

Für 21 Leistungsbereiche in der Bundesauswertung,<br />

die sich ohne Mapping auf die Datensätze der Version<br />

5.0.1 beziehen, konnte auf die validierten Aus-<br />

Tabelle 4: Arbeits- und Prüfplan zur Bundesauswertung 2003<br />

Schritt<br />

Musterauswertungs<br />

entwurf<br />

Probedatenpool<br />

Probeauswertung<br />

Version 0.1<br />

Probeauswertung<br />

Version 1.0<br />

Musterauswertung<br />

Version 1.0<br />

Bundesdatenpool<br />

Bundesauswertung<br />

Version 0.1<br />

Bundesauswertung<br />

Version 0.2<br />

Bundesauswertung<br />

Version 1.0<br />

(Vorabversion)<br />

Bundesauswertung<br />

Version 1.0<br />

Aufgabe<br />

Layout und Verständlichkeit<br />

prüfen<br />

Rechenregeln sowie statistische<br />

und inhaltliche Validität<br />

prüfen<br />

Korrekturen prüfen<br />

Information für die<br />

Landesgeschäftsstellen für<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung (LQS) über<br />

Layout der Bundesauswertung<br />

Statistische und inhaltliche<br />

Validität prüfen<br />

Korrekturen prüfen und inhaltliche<br />

Bewertung, Berichterstattung<br />

und Freigabe durch<br />

die Fachgruppen<br />

Korrekturen prüfen und Freigabe<br />

durch den Unterausschuss<br />

Externe stationäre<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung des G-BA<br />

Freigabe durch den Gemeinsamen<br />

Bundesausschuss nach<br />

§ 91 Abs. 7 SGB V (G-BA) und<br />

Veröffentlichung auf <strong>BQS</strong>-<br />

Homepage<br />

-<br />

Datenbasis<br />

Unvollständiger<br />

Datenpool<br />

Unvollständiger<br />

Datenpool<br />

-<br />

BundesdatenpoolBundesdatenpool<br />

Bundesdatenpool<br />

Bundesdatenpool<br />

Termin<br />

Oktober und<br />

November 2003<br />

Dezember 2003<br />

Dezember und<br />

Januar 2004<br />

Bis 31.03.2004<br />

31.03.2004<br />

April 2004<br />

April bis Mai 2004<br />

Mai bis Juni 2004<br />

30.06.2004<br />

17.08.2004<br />

LQS:Landesgeschäftsstelle für <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />

Unterausschuss: Unterausschuss Externe stationäre<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung des G-BA, G-BA:Gemeinsamer<br />

Bundesausschuss nach § 91 Abs. 7 SGB V<br />

wertungsroutinen der Bundesauswertung 2002 zurückgegriffen<br />

werden. Hier wurde die Prüfung der<br />

Probeauswertungen auf die Anpassung an das neue<br />

Verfahrensjahr und die Korrektur bekannter Fehler<br />

beschränkt.<br />

Die Auswertungen für die 32 Leistungsbereiche mit<br />

Datensätzen der Version 6.0 wurden umfassend<br />

validiert. Die statistische Validierung erfolgte durch<br />

den jeweilen Projektleiter Biometrie bei der <strong>BQS</strong>,<br />

die inhaltliche Validierung durch den Projektleiter<br />

Medizin und Pflege sowie durch die jeweilige<br />

Fachgruppe.<br />

Die Validierung und Freigabe der Probeauswertungen<br />

erfolgte in jeweils zwei Schritten. Nach der<br />

statistischen und inhaltlichen Validierung wurden<br />

die notwendigen Korrekturen und Verbesserungen<br />

eingearbeitet. Nach einer abschließenden Prüfung<br />

erfolgte die Freigabe für die Berechnung der Bundesauswertung.<br />

Anders als in der Bundesauswertung 2002 wurde<br />

die inhaltliche Freigabe der Auswertung durch die<br />

Fachgruppen bereits auf der Basis der Probeauswertungen<br />

getroffen. Die Bundesauswertung wurde<br />

auf der Basis der gleichen Auswertungsroutinen<br />

berechnet wie die letzte freigegebene Probeauswertung.<br />

Diese Vorverlegung der abschließenden<br />

Validierung der Auswertungsroutinen von der Phase<br />

der Erstellung der Bundesauswertung in die Probeauswertung<br />

ermöglicht eine frühere Veröffentlichung<br />

der Bundesauswertung als in den Vorjahren.<br />

Ein Erratum zur Bundesauswertung dokumentiert<br />

eventuell verbliebene Fehler und Auffälligkeiten.<br />

Der Bundesdatenpool wurde von der <strong>BQS</strong> über das<br />

relationale Datenbank-Managementsystem IBM<br />

Informix 9.3 gepflegt. Mit Hilfe einer 4GL (fourth<br />

generation language) wurden die Kennzahlen für<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren und Basisauswertungen berechnet.<br />

Dabei erfolgte die Berechnung von Anteilen<br />

der Vertrauensbereiche nach dem Normentwurf<br />

DIN 55 303, Teil 6 (Ausschuss <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

und angewandte Statistik (AQS) im DIN Deutsches<br />

Institut für Normung e.V. 1989).<br />

Eine Leseanleitung zu den Statistiken, Tabellen<br />

und Grafiken in den Berichten zu den Leistungsbereichen<br />

findet sich im Kapitel „Leseanleitung“.


Validierung von<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

Die Validierung eines <strong>Qualität</strong>smessverfahrens erstreckt<br />

sich vor allem auf drei Bereiche: das Messinstrument,<br />

die Daten und das Auswertungskonzept.<br />

Das Messinstrument mit Datensatz und Ausfüllhinweisen<br />

soll einen Anwendungsversuch unter Praxisbedingungen<br />

(Prätest) durchlaufen, um eine inhaltlich<br />

trennscharfe und verwechslungsfreie Datenerfassung<br />

zu gewährleisten. Unklarheiten bei der<br />

Formulierung in den Bezeichnungen von Datenfeldern<br />

und Antwortmöglichkeiten müssen in diesem<br />

Anwendungsversuch beseitigt werden.<br />

Die im Verfahren erhobenen Daten sollten möglichst<br />

frühzeitig auf ihre Plausibilität geprüft werden.<br />

Dabei werden Regeln genutzt, die bei der Ableitung<br />

des Datensatzes festgelegt wurden. Außerdem kann<br />

eine Validierung der Datenqualität durch die Überprüfung<br />

der Übereinstimmung von klinischer Dokumentation<br />

in der Patientenakte mit den für das<br />

Messverfahren übermittelten Daten in Form von<br />

Datenvalidierungs-Audits erfolgen.<br />

Für die Validierung von Auswertungskonzepten und<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren werden Kriterien verwendet,<br />

wie sie zum Beispiel die Arbeitsgruppe <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

des Ärztlichen Zentrums für <strong>Qualität</strong> in<br />

der Medizin (ÄZQ) zusammengefasst hat (ÄZQ 2002).<br />

Dabei werden insbesondere die Diskriminationsfähigkeit<br />

und Reliabilität, aber auch Spezifität,<br />

Sensitivität, interne und externe Validität oder die<br />

Anwendbarkeit von <strong>Qualität</strong>sindikatoren geprüft.<br />

Vor 2001 wurden auf der Bundesebene keine systematischen<br />

Prüfungen der Validität der Auswertungskonzepte<br />

der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

durchgeführt. Prätests waren für die Leistungsbereiche<br />

Prostataresektion, Koronarangiographie und<br />

PTCA durchgeführt worden. Erfahrungen aus den<br />

ersten Monaten der bundesweit verbindlichen Erfassung<br />

in 10 Leistungsbereichen (Stufe 1) konnten<br />

bei der Überarbeitung dieser Instrumente berück-<br />

Methoden<br />

sichtigt werden. In einzelnen Bundesländern wurden<br />

Untersuchungen der Validität auf der Basis<br />

der dort erhobenen Daten angestoßen. Die <strong>BQS</strong><br />

hat im Jahr 2002 für die <strong>Qualität</strong>sindikatoren des<br />

Leistungsbereichs Geburtshilfe eine wissenschaftliche<br />

Validierung der <strong>Qualität</strong>sindikatoren beauftragt.<br />

Die Ergebnisse der bereits abgeschlossenen Validierungsprüfungen<br />

in den Bundesländern (Geraedts<br />

& Reiter 2001, Scharf 2001) und einer von der<br />

<strong>BQS</strong> beauftragten Überprüfung (Geraedts &<br />

Neumann 2003) waren Grundlage für die Aktualisierung<br />

der Auswertungskonzepte, die Streichung<br />

von nicht mehr erforderlichen Inhalten und die<br />

Weiterentwicklungsarbeit, die bis April 2003 von<br />

der <strong>BQS</strong> in Zusammenarbeit mit den Fachgruppen<br />

durchgeführt wurde.<br />

Entwicklungsstand der <strong>Qualität</strong>smessverfahren<br />

für 2003<br />

Aufgrund ihrer unterschiedlichen Vorgeschichte befanden<br />

sich die Anfang 2001 von der <strong>BQS</strong> zur<br />

Weiterpflege übernommenen Messinstrumente für<br />

die <strong>Qualität</strong>ssicherung auf sehr unterschiedlichem<br />

Entwicklungsniveau. Art und Umfang der Anwendung<br />

von <strong>Qualität</strong>szielen und <strong>Qualität</strong>sindikatoren variierte<br />

zwischen den Leistungsbereichen. Die Weiterentwicklung<br />

der Messinstrumente und ihre Ausrichtung<br />

nach einheitlichen methodischen Kriterien<br />

erfolgten seit Mitte 2001 kontinuierlich durch die<br />

Fach- und Expertengruppen und die <strong>BQS</strong>. Diese<br />

Arbeiten wurden für die Datenerhebung, Datenübermittlung<br />

und Datenauswertung des Erhebungsjahres<br />

2002 für einen Teil der Leistungsbereiche<br />

erstmals wirksam. Im Jahr 2002 konnten diese<br />

Arbeiten auch für die übrigen Leistungsbereiche<br />

abgeschlossen werden, so dass für das Jahr 2003<br />

erstmals in allen Leistungsbereichen durch die <strong>BQS</strong><br />

und ihre Fachgruppen überarbeitete <strong>Qualität</strong>smessinstrumente<br />

zum Einsatz kamen.<br />

349


350<br />

Methoden<br />

Literaturverzeichnis<br />

Ärztliche Zentralstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (ÄZQ).<br />

Beurteilung klinischer Messgrößen des <strong>Qualität</strong>smanagements<br />

– <strong>Qualität</strong>skriterien und -Indikatoren<br />

in der Gesundheitsversorgung. Konsenspapier der<br />

Bundesärztekammer, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

und der AWMF.<br />

Z ärztl Fortbild Qualsich 2002; 5 (96).<br />

Ärztliche Zentralstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (ÄZQ),<br />

Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung.<br />

Das Leitlinien-Clearingverfahren.<br />

Dtsch Arztbl 1999; 96: 2105-2106<br />

Ausschuß <strong>Qualität</strong>ssicherung und angewandte<br />

Statistik (AQS) im DIN Deutsches Institut für<br />

Normung e.V. DIN 55303 Teil 6.<br />

Statistische Auswertung von Daten – Testverfahren<br />

und Vertrauensbereiche für Anteile. DIN Deutsches<br />

Institut für Normung e.V. (Hrsg.).<br />

DIN 55303 Teil 6. 1-12. Deutschland; 1989.<br />

Bassler D., Antes G.<br />

Wie erhalte ich Antwort auf meine Fragen?<br />

In: Kunz R et al (Hrsg.). Lehrbuch evidenzbasierte<br />

Medizin in Klinik und Praxis. Köln: Deutscher Ärzte<br />

Verlag; 2000. 89-97.<br />

<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

gGmbH (Hrsg.)<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. Geschäftsbericht<br />

2001/2002.<br />

ISBN 3-00-009985-9<br />

Düsseldorf, 2002<br />

<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

gGmbH (Hrsg.)<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. Geschäftsbericht<br />

2002/2003.<br />

ISBN 3-9808704-1-3<br />

Düsseldorf, 2003<br />

<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

gGmbH (Hrsg.)<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport<br />

2001.<br />

ISBN 3-9808704-2-1<br />

Düsseldorf, 2002<br />

<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

gGmbH (Hrsg.)<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2002.<br />

ISBN 3-9808704-4-8<br />

Düsseldorf, 2003<br />

Geraedts M, Neumann M.<br />

Evaluation der <strong>Qualität</strong>sindikatoren in der externen<br />

vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung nach § 137<br />

SGB V im Leistungsbereich Geburtshilfe im Auftrag<br />

der Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

Düsseldorf: Heinrich-Heine Universität; 2003.<br />

www.bqs-online.de/download/<br />

GA_<strong>BQS</strong>QIG_StellFA1106.pdf<br />

Geraedts M., Reiter A.<br />

Evaluation der <strong>Qualität</strong>sindikatoren in der operativen<br />

Gynäkologie sowie Empfehlungen für die<br />

Modifikation des Erhebungsbogens und der<br />

Indikatoren.<br />

Gutachten im Auftrag der Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Hessen. Düsseldorf: Heinrich-Heine-<br />

Universität; 2001.<br />

Joint Commission on Accreditation of Healthcare<br />

Organizations (JCAHO).<br />

Primer on indicator development and application.<br />

Measuring quality in health care.<br />

The Joint Commission on Accreditation of Healthcare<br />

Organizations (editor), Oakbrooke Terrace, Illinois:<br />

JCAHO; 1990<br />

Kessner DM, Kalk CE, Singer J<br />

Assessing health quality – the case for tracers.<br />

N Engl J Med 1973; 288: 189-194<br />

Mohr, VD<br />

Validität der Tracerdiagnosen heute und in Zukunft.<br />

In: Ekkernkamp A., Scheibe O. (Hrsg.), <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

in der Medizin – Handbuch für Klinik<br />

und Praxis, Landsberg: Ecomed-Verlag; 2002<br />

Scharf H.<br />

Erfahrungen aus der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

in der Orthopädie im Bundesland Baden-Württemberg.<br />

Vortrag vor der Fachgruppe Orthopädie beim<br />

Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung. 29.06.2001.


351<br />

Kapitel 32<br />

Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />

Im vorliegenden <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport werden die<br />

Auswertungsergebnisse von <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

bewertet, um Aussagen zur Versorgungsqualität in<br />

deutschen Krankenhäusern zu <strong>machen</strong>. Die<br />

Bewertungen erfolgen auf der Basis international<br />

üblicher Methoden. Im Folgenden werden die<br />

Grundlagen und die Vorgehensweisen für diese<br />

Bewertungen dargestellt. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) unterscheidet in ihren Definitionen<br />

zur <strong>Qualität</strong> der Krankenhausversorgung zwischen<br />

den Dimensionen Versorgungsleistung (performance)<br />

und Versorgungsqualität (quality) (WHO 2003).<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren: Beobachtung<br />

Die Beobachtung der Versorgungsleistung ist ohne<br />

den Einsatz von <strong>Qualität</strong>sindikatoren nicht möglich<br />

(Mainz 2003a). Die Ergebnisse der <strong>BQS</strong>-Bundesauswertungen<br />

(www.bqs-outcome.de) stellen ausgewählte<br />

Aspekte der Versorgungsleistung für alle<br />

deutschen Krankenhäuser dar.<br />

Referenzbereiche: Bewertung<br />

Für die Bewertung der Versorgungsqualität erfolgt<br />

ein Vergleich mit Vorgaben oder Erwartungswerten.<br />

Diese normativen oder empirischen Vorgaben sind<br />

von den Fachgruppen bei der <strong>BQS</strong> für die meisten<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren als Referenzbereiche festgelegt<br />

worden. Ergebnisse innerhalb der Referenzbereiche<br />

sind als unauffällige Versorgungsqualität<br />

zu werten, während Ergebnisse außerhalb der<br />

Referenzbereiche Auffälligkeiten kennzeichnen.<br />

Auffälligkeit: Analyse<br />

Die Analyse dieser Auffälligkeiten erfolgt gemeinsam<br />

mit den betreffenden Krankenhäusern. Im Rahmen<br />

der externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung wird dieser<br />

Kommunikationsprozess als „Strukturierter Dialog“<br />

bezeichnet (nähere Informationen unter: „Was<br />

geschieht mit auffälligen Ergebnissen?“). Die im<br />

<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport dargestellten Bewertungen<br />

sind insofern vorläufig, da die Kenntnis der Ergebnisse<br />

aus dem Strukturierten Dialog mit den auffälligen<br />

Krankenhäusern erst eine definitive Bewertung<br />

ermöglicht. Diese Vorgehensweise folgt internationalen<br />

Empfehlungen, wie beispielsweise der<br />

US-amerikanischen Joint Commission für die Entwicklung<br />

und Anwendung von Evaluationsinstrumenten<br />

der medizinisch-pflegerischen Versorgung (JCAHO<br />

1990), die auch in Europa angewendet werden<br />

(Mainz 2003a, GMDS 2003).<br />

Wer legt die Referenzbereiche fest<br />

und bewertet die Auswertungsergebnisse?<br />

Die Bewertung der Auswertungsergebnisse der<br />

externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung wird von den<br />

Fachgruppen bei der <strong>BQS</strong> vorgenommen. Die<br />

Fachgruppen sind mit ausgewiesenen Experten für<br />

die jeweiligen Leistungsbereiche besetzt, die von<br />

den Partnern der Selbstverwaltung (Bundesärztekammer,<br />

Deutsche Krankenhausgesellschaft,<br />

Deutscher Pflegerat, Spitzenverbände der Krankenkassen,<br />

Verband der privaten Krankenversicherung,<br />

wissenschaftliche Fachgesellschaften) benannt<br />

worden sind. Diese Besetzungspraxis gewährleistet<br />

ausgewogene Einschätzungen, da die unterschiedlichen<br />

Ziele und Perspektiven der Beteiligten eine<br />

einseitig interessengeleitete Bewertung verhindern.<br />

In einigen Leistungsbereichen werden die Leistungen<br />

von Angehörigen verschiedener medizinischer Fachgebiete<br />

erbracht. In diesen Fällen werden auch die<br />

Fachgruppen interdisziplinär besetzt.<br />

Wie wurden die Referenzbereiche<br />

festgelegt?<br />

Für die Festlegung der Referenzbereiche verwenden<br />

die Fachgruppen bei der <strong>BQS</strong> folgende Informationsquellen:<br />

1.Leitlinien<br />

2.Wissenschaftliche Fachliteratur<br />

3.Referenzerhebungen (Daten aus klinischen oder<br />

epidemiologischen Registern, deutsche oder<br />

internationale Referenzdaten zur Infektionsepidemiologie,<br />

Auswertungen aus <strong>Qualität</strong>ssicherungsprojekten)<br />

Die Fachgruppen und die <strong>BQS</strong> prüfen, ob eine<br />

Vergleichbarkeit der Daten aus diesen Quellen mit<br />

den Ergebnissen der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

gegeben ist. Die Vergleichbarkeit kann hauptsächlich<br />

aus folgenden Gründen eingeschränkt sein:<br />

• unterschiedliche Beobachtungszeiträume,<br />

• unterschiedliche Patientenkollektive,<br />

• unterschiedliche Definitionen.<br />

Zur Verdeutlichung ein Beispiel: In wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen werden Sterblichkeitsraten<br />

häufig über einen Zeitraum von 30 Tagen erfasst.<br />

Der Beobachtungszeitraum für die externe<br />

<strong>Qualität</strong>sdarstellung ist dagegen auf den stationären<br />

Aufenthalt begrenzt. Damit ist der Zeitraum der<br />

Beobachtung erstens variabel und zweitens in der<br />

Regel kürzer. Man kann also die Ergebnisse der<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen nicht mit denen<br />

der externen <strong>Qualität</strong>sdarstellung gleichsetzen.


Stehen verwertbare Datenquellen nicht zur Verfügung<br />

oder ist die erforderliche Vergleichbarkeit nicht<br />

gegeben, legen die Fachgruppen bei der <strong>BQS</strong> die<br />

Referenzbereiche durch einen Expertenkonsens auf<br />

der Basis klinischer Erfahrung fest. In diesen<br />

Fällen sind in der Regel keine festen Werte, sondern<br />

Perzentilen als Referenzbereiche definiert<br />

worden. Bei der Festlegung von Perzentilen wird<br />

berücksichtigt, dass die Anzahl der auffälligen<br />

Häuser unter dem Aspekt der praktischen<br />

Umsetzbarkeit des Strukturierten Dialogs möglichst<br />

nicht zu hoch sein sollte.<br />

Für einige Indikatoren werden obere und untere<br />

Perzentilen als Grenzen für den Referenzbereich<br />

festgelegt. Beispiel: Die Indikationsstellung zur<br />

brusterhaltenden Operation beim Mammakarzinom<br />

muss unter Berücksichtigung vielfältiger Bedingungen<br />

erfolgen. Bei Krankenhäusern mit extrem<br />

hohen oder extrem niedrigen Raten brusterhaltender<br />

Operationen muss daher gleichermaßen hinterfragt<br />

werden, ob bei der Indikationsstellung diese<br />

Bedingungen ausreichend differenziert berücksichtigt<br />

worden sind. Diese Vorgehensweise folgt internationalen<br />

Standards (JCAHO 1990, Mainz 2003a,<br />

GMDS 2003).<br />

Wie wurde die Versorgungsqualität<br />

bewertet?<br />

Der <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport bewertet die Versorgungs-<br />

qualität in deutschen Krankenhäusern für zwei<br />

Perspektiven:<br />

1. Die Bewertung der Gesamtrate erfasst das Ergebnis<br />

für alle Patienten des jeweiligen <strong>Qualität</strong>sindikators<br />

und macht daher eine Aussage zur<br />

<strong>Qualität</strong> der Gesamtversorgung im stationären<br />

Bereich. Für <strong>Qualität</strong>sindikatoren mit festen<br />

Grenzen der Referenzbereiche wird der Grad der<br />

Zielerreichung bewertet: Liegt die Gesamtrate<br />

innerhalb des Referenzbereichs? Für <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

mit Perzentilen als Grenze des<br />

Referenzbereichs erfolgt die Bewertung auf der<br />

Basis klinischer Erwartungswerte durch einen<br />

Expertenkonsens.<br />

2. Der Blick auf die Spannweite der Krankenhausergebnisse<br />

und die Zahl der auffälligen Krankenhäuser<br />

zeigt, in welchem Maße die <strong>Qualität</strong> der<br />

Gesamtversorgung flächendeckend erreicht wird.<br />

Es kann die Situation entstehen, dass insgesamt<br />

eine gute Versorgungsqualität festgestellt wird,<br />

weil die auf alle Patienten bezogene Gesamtrate<br />

im Referenzbereich („grünen Bereich“) liegt.<br />

Dennoch ist es möglich, dass eine relevante<br />

Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />

Anzahl von Krankenhäusern gemessen am<br />

Referenzbereich auffällige Ergebnisse zeigt. Diese<br />

Situation kann dann eintreten, wenn die auffälligen<br />

Krankenhäuser mit ihren Ergebnissen nur knapp<br />

außerhalb der Referenzbereichsgrenzen liegen<br />

oder ihre Ergebnisse auf relativ kleinen Fallzahlen<br />

basieren.<br />

Welche Anforderungen werden an<br />

die <strong>Qualität</strong>sindikatoren gestellt?<br />

Die verwendeten <strong>Qualität</strong>sindikatoren müssen hohe<br />

methodische Anforderungen für die Entwicklung<br />

und den Einsatz erfüllen, um eine <strong>Qualität</strong>sbewertung<br />

zu ermöglichen (Booth & Collopy 1997,<br />

Council on Medical Service 1988, Eddy 1998,<br />

Geraedts et al. 2003, GMDS 2003, JCAHO 1990,<br />

Mainz 2003b, Rubin et al. 2001).<br />

Entscheidend ist die Validität des Indikators. Das<br />

heißt, dass ein klares <strong>Qualität</strong>sziel formuliert sein<br />

soll und dass belegbar sein soll, warum das<br />

Erreichen dieses Ziels als Ausdruck guter <strong>Qualität</strong><br />

angesehen werden kann (JCAHO 1990). Darüber<br />

hinaus werden an den Indikator Anforderungen<br />

gestellt, die gewährleisten, dass die Messung mit<br />

erforderlicher Zuverlässigkeit und Genauigkeit<br />

erfolgt. Hierfür ist auch die Form der Datenerhebung<br />

von besonderer Bedeutung. Die Datenerhebung<br />

für die Indikatoren der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

in Deutschland erfolgt als zeitnahe Dokumentation<br />

klinischer Daten. Dies wird als bestmögliche Form<br />

der Datenerfassung angesehen (Rubin et al. 2001).<br />

Ein idealer Indikator erfüllt alle methodischen Anforderungen.<br />

Er misst exakt und zuverlässig (reliabel),<br />

ist für jedermann verständlich, zeigt jede<br />

Auffälligkeit an (Sensitivität des Indikators), zeigt<br />

ausschließlich Auffälligkeiten an (Spezifität des<br />

Indikators) und bedarf keiner Interpretation, da<br />

jede Auffälligkeit als <strong>Qualität</strong>smangel angesehen<br />

werden kann. Nicht nur der „gesunde Menschenverstand“<br />

sagt, dass solche Indikatoren nicht zur<br />

Verfügung stehen können (Eddy 1998, Mainz 2003b,<br />

Kazandjian et al. 1995, Clancy 1997). Beim Einsatz<br />

der tatsächlich verfügbaren Indikatoren müssen<br />

daher den Anwendern die Stärken und Schwächen<br />

der einzelnen Indikatoren im jeweiligen Einsatzbereich<br />

bewusst sein. Die von den Indikatoren<br />

angezeigten Auffälligkeiten bedürfen daher immer<br />

einer weitergehenden Analyse und können für das<br />

einzelne Krankenhaus nicht automatisch als<br />

Ausdruck schlechter <strong>Qualität</strong> interpretiert werden.<br />

(Rosenthal et al. 1998, Kazandjian et al. 1995).<br />

352


353<br />

Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />

Was geschieht mit auffälligen<br />

Ergebnissen?<br />

Ein auffälliges Ergebnis kann durch unzureichende<br />

Versorgungsqualität, durch Dokumentationsfehler<br />

oder durch methodische Limitationen des Indikators<br />

zustande kommen (Booth & Collopy 1997,<br />

Kazandjian et al. 1995). Die erforderliche Analyse<br />

auffälliger Ergebnisse der externen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

erfolgt im Rahmen des Strukturierten<br />

Dialogs. Hierbei werden von den Expertengremien<br />

auf der Landesebene diejenigen Krankenhäuser<br />

identifiziert, in denen Maßnahmen erforderlich<br />

sind, um eine Verbesserung der Versorgungsqualität<br />

zu erreichen. Die Informationen aus den Analysen<br />

des Strukturierten Dialogs werden von den Fachgruppen<br />

auf der Bundesebene genutzt, damit auf<br />

dieser Grundlage die methodische Weiterentwicklung<br />

der eingesetzten <strong>Qualität</strong>sindikatoren erfolgen kann<br />

und somit Nutzen und Wirtschaftlichkeit des Verfahrens<br />

kontinuierlich verbessert werden können.<br />

Welchen Nutzen haben die<br />

<strong>Qualität</strong>sdarstellung und die<br />

<strong>Qualität</strong>sbewertung?<br />

1. Kontinuierliche <strong>Qualität</strong>sverbesserung der medi-<br />

zinischen Versorgungsqualität:<br />

Im Mittelpunkt steht, dass der Prozess der kontinuierlichen<br />

<strong>Qualität</strong>sverbesserung dem einzelnen<br />

Krankenhaus und dem einzelnen Patienten<br />

zugute kommt. Die Ergebnisse medizinischer<br />

Kennzahlen ermöglichen dem einzelnen<br />

Krankenhaus eine wertvolle Standortbestimmung,<br />

die zu belegbaren Verbesserungen der<br />

Versorgung führen kann (Portelli et al. 1997,<br />

Collopy 1994).<br />

Benchmarkkreise, in denen die Ergebnisse entweder<br />

offen oder anonymisiert diskutiert werden,<br />

sind ein wirkungsvolles Instrument der <strong>Qualität</strong>sverbesserung,<br />

das auch ergänzend zu den vielerorts<br />

praktizierten Fallkonferenzen eingesetzt<br />

werden kann. In vielen Krankenhäusern wird<br />

zunehmend erkannt, dass die Diskussion über<br />

die Gestaltung medizinischer Prozesse auf der<br />

Basis von Ergebnissen medizinischer Kennzahlen<br />

sehr konkret und zielgerichtet erfolgen kann.<br />

Dabei ist nicht nur die Aufdeckung von<br />

„Schwächen“ ein Antrieb zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung.<br />

Die Orientierung an den „Besten“ im<br />

Sinne eines Benchmarking kann ebenfalls wichtige<br />

Impulse geben für eine verbesserte<br />

Versorgungsqualität. Dabei ist Benchmarking<br />

„der ständige Prozess des Strebens eines<br />

Unternehmens nach Verbesserung seiner<br />

Leistungen und nach Wettbewerbsvorteilen durch<br />

Orientierung an den jeweiligen Bestleistungen<br />

in der Branche oder an anderen Referenzleistungen“<br />

2. Informationen für epidemiologische und klinische<br />

Forschung:<br />

Auffällige Gesamtraten eines <strong>Qualität</strong>sindikators<br />

und die Kenntnis der weitergehenden Analysen<br />

im Strukturierten Dialog identifizieren Versorgungsprobleme<br />

im jeweiligen Leistungsbereich.<br />

Studien zur Versorgungsforschung und klinische<br />

Forschungsprojekte können in Kenntnis der<br />

Ergebnisse zielgenauer geplant und durchgeführt<br />

werden.<br />

3. Unterstützung der Entwicklung und Implementierung<br />

von Leitlinien:<br />

Berufsverbände und wissenschaftliche Fachgesellschaften<br />

werden in die Lage versetzt, durch<br />

Entwicklung oder Weiterentwicklung von Leitlinien<br />

die klinische Praxis in problematischen Bereichen<br />

gezielt zu beeinflussen. Für die Implementierung<br />

von Leitlinien in die klinische Versorgung sind<br />

Indikatoren unverzichtbar (AWMF und ÄZQ 2001).<br />

4. Informationen für Politik und Selbstverwaltung:<br />

Politik und Selbstverwaltung erhalten Informationen,<br />

die eine qualitätsorientierte Ressourcenallokation<br />

unterstützen (McGlynn 1998).


Literaturverzeichnis<br />

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und<br />

Ärztliche Zentralstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (ÄZQ).<br />

Das Leitlinien-Manual von AWMF und ÄZQ:<br />

Entwicklung und Implementierung von Leitlinien in<br />

der Medizin.<br />

Z ärztl Fortbild Qual sich (ZaeFQ) 2001<br />

95[Supplement I], 1-84.<br />

Booth JL, Collopy BT.<br />

A national clinical indicator database: issues of<br />

reliability and validity.<br />

Aust Health Rev 1997; 20 (4): 84-95.<br />

Clancy CM.<br />

Ensuring Health Care Quality: An AHCPR<br />

Perspective.<br />

Clin Therapeutics 1997; 19 (6): 1564-1571.<br />

Collopy BT.<br />

Clinical Indicators as a Stimulus to QA in Hospitals<br />

- An Early Report.<br />

Intern J Qual Health Care 1994; 6 (4): 331-338.<br />

Council on Medical Service.<br />

Guidelines for Quality Assurance.<br />

J Am Med Assoc 1988; 259 (17): 2572-2573.<br />

Eddy DM.<br />

Performance Measurement: Problems And<br />

Solutions.<br />

Health Affairs 1998; 17 (4): 7-25.<br />

Geraedts M, Selbmann HK, Ollenschläger G.<br />

Critical appraisal of clinical performance measures<br />

in Germany.<br />

Intern J Qual Health Care 2003; 15 (1): 79-85.<br />

Joint Commission on Accreditation of Healthcare<br />

Organizations (JCAHO).<br />

Primer on Indicator Development and Application.<br />

Measuring Quality in Health Care.<br />

The Joint Commission on Accreditation of<br />

Healthcare Organizations, (Hrsg.). Oakbrooke<br />

Terrace, Illinois: JCAHO; 1990.<br />

Kazandjian VA, Wood P, Lawthers J.<br />

Balancing Science and Practice in Indicator<br />

Development: The Maryland Hospital Association<br />

Quality Indicator (QI) Project ® .<br />

Intern J Qual Health Care 1995; 7 (1): 39-46.<br />

Bewertung der Auswertungsergebnisse<br />

Mainz J.<br />

Defining and classifying clinical indicators for quality<br />

improvement.<br />

Intern J Qual Health Care 2003a; 15 (6): 523-530.<br />

Mainz J.<br />

Developing evidence-based clinical indicators: a<br />

state of the art methods primer.<br />

Int J Qual Health Care 2003b; 15 (Suppl. I): i5-i11.<br />

McGlynn EA.<br />

Choosing and Evaluating Clinical Performance<br />

Measures.<br />

J Qual Improvement 1998; 24 (9): 470-479.<br />

Portelli R, Williams J, Collopy B.<br />

Using clinical indicators to change clinical practice.<br />

J Qual Clin Pract 1997; 17 (4): 195-202.<br />

Rosenthal GE, Hammar PJ, Way LE, Shipley SA,<br />

Doner D, Wojtala B, Miller J, Harper DL.<br />

Using Hospital Performance Data in Quality<br />

Improvement: The Cleveland Health Quality Choice<br />

Experience.<br />

J Qual Improvement 1998; 24 (7): 347-360.<br />

Rubin HR, Pronovost P, Diette GB.<br />

From a process of care to a measure: the development<br />

and testing of a quality indicator.<br />

Int J Qual Health Care 2001; 13 (6): 489-496.<br />

Sens B, Fischer B.<br />

GMDS-Arbeitsgruppe "<strong>Qualität</strong>smanagement in der<br />

Medizin": Begriffe und Konzepte des <strong>Qualität</strong>smanagements.<br />

Informatik, Biometrie und Epidemiologie in Medizin<br />

und Biologie 2003; 34[1], 1-61.<br />

WHO Regional Office for Europe.<br />

Measuring hospital performance to improve the<br />

quality of care in Europe. January 2003.<br />

www.euro.who.int/Document/E78873.pdf, Seite 8.<br />

(Recherchedatum: 15.06.2004)<br />

354


355<br />

Kapitel 33<br />

Recherche und Bewertung von Literatur,<br />

Leitlinien und Pflegestandards<br />

Den Bewertungen der Ergebnisse, den Begründungen<br />

für die Referenzbereiche, den Erläuterungen und<br />

den Interpretationshilfen für die einzelnen <strong>Qualität</strong>sindikatoren<br />

im <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport liegen Informationen<br />

aus Literatur-, Pflegestandard- und Leitlinienanalysen<br />

zu Grunde. Im Folgenden werden die Vorgehensweisen<br />

beschrieben, die für systematische<br />

Literatur- und Leitlinienrecherchen und die Bewertung<br />

der verwendeten Quellen eingesetzt worden<br />

sind.<br />

Quellensuche und Quellenbewertung<br />

Basierend auf den Methoden der wissenschaftlichen<br />

Literatur- und Informationsrecherche wird ein hohes<br />

Maß an Genauigkeit und Seriosität und eine kritische<br />

Quellenbetrachtung – insbesondere für Informationen<br />

aus dem Internet – gefordert, um die<br />

beste verfügbare Evidenz identifizieren zu können.<br />

Die Nachprüfbarkeit der Informationen, d.h. die<br />

genaue Literatur- bzw. Quellenangabe, muss ebenfalls<br />

gewährleistet werden können.<br />

Zur Durchführung der gezielten medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Internet- und Datenbankrecherche werden<br />

zunächst die Suchbegriffe, die Suchfrage und<br />

die Suchstrategie festgelegt. Um eine möglichst vollständige<br />

Identifikation von relevanter Literatur erreichen<br />

zu können, haben sich die folgenden<br />

Schritte als geeignet herausgestellt. Sie wurden von<br />

David L. Sackett als die fünf Schritte der Evidenz<br />

basierten Medizin (EbM) zur Lösung eines konkreten<br />

Problems beschrieben (Kunz & Fritsche 1999):<br />

1. Klinisches Problem bzw. Thema festlegen<br />

2. Definition einer wichtigen, suchbaren Frage bzw.<br />

Festlegung von Stichworten<br />

3. Auswahl der wahrscheinlichsten Evidenzquelle<br />

und Auswahl anderer Informationsquellen<br />

4. Erstellung einer Suchstrategie<br />

5. Kritische Bewertung der Evidenz<br />

Schritt 1 und 2 dienen der Konkretisierung des<br />

Themenfeldes. Die Eingrenzung von Suchbegriffen<br />

und Verschlagwortung wird vorgenommen. Ziel ist<br />

es, die Suchbegriffe so einzugrenzen, dass möglichst<br />

eine überschaubare Anzahl von relevanten<br />

Ergebnissen gefunden wird.<br />

Im Schritt 3 und 4 werden die Datenbanken und<br />

Informationsquellen ausgewählt, die bezogen auf<br />

die Suchfragen eine hohe Relevanz erwarten lassen.<br />

Zunächst werden nationale und internationale Leitlinien<br />

bzw. Pflegestandards identifiziert. Leitlinien<br />

sind „systematisch entwickelte Darstellungen und<br />

Empfehlungen mit dem Zweck, Ärzte und Patienten<br />

bei der Entscheidung über zweckdienliche Maßnahmen<br />

der Krankenversorgung (Prävention, Diagnostik,<br />

Therapie und Nachsorge) unter spezifischen klinischen<br />

Umständen zu unterstützen. Sie geben den<br />

Stand des Wissens [...] über effektive und zweckdienliche<br />

Krankenversorgung zum Zeitpunkt der<br />

‚Drucklegung’ wieder“ (AWMF 2000, zitiert im<br />

Leitlinien-Manual der AWMF und ÄZQ 2001). Für<br />

die Pflege hat sich im deutschsprachigen Raum<br />

der Begriff „Pflegestandard“ eingebürgert.<br />

Im 5. Schritt werden die Rechercheergebnisse bei<br />

der <strong>BQS</strong> einer kritischen Betrachtung unterzogen<br />

und die Ergebnisse extrahiert. Es folgt die Bewertung<br />

der Literatur.<br />

Leitlinienrecherche<br />

Die Leitlinienrecherche findet in folgenden Datenbanken<br />

bzw. bei folgenden Leitlinienanbietern statt<br />

(hier in alphabetischer Reihenfolge):<br />

Datenbank<br />

Agency for Healthcare Research<br />

and Quality, USA (AHRQ)<br />

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen<br />

Fachgesellschaften (AWMF)<br />

Ärztliches Zentrum für <strong>Qualität</strong><br />

in der Medizin (ÄZQ)<br />

Deutsches Netzwerk für <strong>Qualität</strong>sentwicklung<br />

in der Pflege (DNQP)<br />

Guideline International Network<br />

(GIN)<br />

The National Guideline<br />

Clearinghouse (NGC)<br />

The National Institute for Clinical<br />

Excellence – a Special Health<br />

Authority for England and Wales<br />

(NICE)<br />

The Scottish Intercollegiate<br />

Guidelines Network (SIGN)<br />

Adresse<br />

www.ahrq.gov/<br />

www.uni-duesseldorf.de/<br />

awmf/ll/index.html<br />

www.leitlinien.de/<br />

www.dnqp.de<br />

www.g-i-n.net<br />

www.guideline.gov/<br />

www.nice.org.uk/<br />

Cat.asp?pn=professional&<br />

cn=toplevel&ln=en<br />

www.sign.ac.uk/<br />

Wissensnetzwerk der Universität www.evidence.de/<br />

Witten/Herdecke (evidence.de)<br />

Die Leitlinien oder Pflegestandards dieser Anbieter<br />

wurden in unterschiedlicher methodischer <strong>Qualität</strong><br />

erstellt. Hervorzuheben sind die schottischen Leitlinien<br />

(SIGN), die sehr sorgfältig und übersichtlich<br />

dargestellt sind. Bei einigen Leitlinien liegt das<br />

letzte Datum der Aktualisierung länger als fünf<br />

Jahre zurück, z.B. bei einigen Leitlinien der AWMF,<br />

so dass diese als alleinige Quellen nicht ausreichen.


Auch bei der AHRQ sind einige zum Teil sehr hochwertige<br />

Leitlinien älter als acht Jahre. Einzelne<br />

Aspekte wurden aus diesen älteren Leitlinien herangezogen<br />

(z.B. für die Prostatahyperplasie), es<br />

erfolgte jedoch immer eine Literaturrecherche nach<br />

neuerer Literatur.<br />

Da Leitlinien unter monetären, juristischen und<br />

betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen entstehen,<br />

die auch die kulturellen Besonderheiten<br />

eines Landes widerspiegeln, werden sie mit Blick<br />

auf die Übertragbarkeit in das Verfahren der externen<br />

vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung einer kritischen<br />

Würdigung unterzogen.<br />

Literaturrecherche<br />

Oft reicht eine Leitlinienrecherche alleine nicht aus<br />

und eine systematische Suche nach medizinischpflegerischer<br />

Literatur ist in spezialisierten Datenbanken<br />

notwendig. Mit der Suche in der Pubmed,<br />

einer Einrichtung der Nationalen Bibliothek für<br />

Medizin in den USA, die kostenlos über das Internet<br />

zur Verfügung gestellt wird, wird zumeist begonnen.<br />

Hier lässt sich die Suche auf Primärliteratur<br />

(z.B. nach bestimmten Studientypen wie randomisierte<br />

kontrollierte Studien (RCT)) und auf<br />

Sekundärliteratur, d.h. bereits bewertete Literatur,<br />

wie sie in Metaanalysen und Reviews zu finden ist,<br />

einschränken. Für die Suche nach systematischen<br />

Übersichtsarbeiten („systematic reviews“) eignet<br />

sich die Datenbank der Cochrane Collaboration, die<br />

die Rechercheergebnisse in Volltexten zur Verfügung<br />

stellt. Hier sind ebenfalls bereits Bewertungen vorgenommen<br />

worden. In so genannten HTA-Berichten<br />

(„health technology assessment“), das sind Übersichtsarbeiten,<br />

die eine Bewertung von medizinischer<br />

Technologie und medizinischen Verfahren vornehmen,<br />

lassen sich ebenfalls bereits bewertete<br />

Informationen erfassen. Diese sind in der internationalen<br />

Datenbank des „Centre for Reviews and<br />

Dissemination“ zu finden. Deutsche HTA-Berichte<br />

sind in der HTA-Datenbank des DIMDI (Deutsches<br />

Institut für medizinische Dokumentation und Information)<br />

zu recherchieren.<br />

Folgende Übersicht zeigt die Datenbanken, die bei<br />

der <strong>BQS</strong> zur Recherche herangezogen werden (in<br />

alphabetischer Reihenfolge):<br />

Datenbank<br />

Centers for Disease Control and<br />

Prevention<br />

Centre for Reviews and<br />

Dissemination<br />

Cinahl (Index von Pflegeliteratur)<br />

„Clinical evidence“ des British<br />

Medical Journal<br />

Cochrane Library<br />

Deutsches Institut für medizinische<br />

Dokumentation und<br />

Information (freie Datenbanken)<br />

Medpilot (Datenbankrecherche<br />

von ZbMed und DIMDI)<br />

Pubmed, Medline<br />

Adresse<br />

www.cdc.gov/<br />

www.york.ac.uk/inst/<br />

crd/welcome.htm<br />

Anbieter: www.kfinder.<br />

com/membersearch/<br />

login.cgi?getloginpage=1<br />

www.clinicalevidence.com<br />

www.updatesoftware.com/clibng/<br />

cliblogon.htm<br />

www.dimdi.de<br />

www.medpilot.de<br />

www.ncbi.nlm.nih.gov/<br />

entrez/query.fcgi<br />

Über das Internet werden zusätzlich die wichtigsten<br />

deutschsprachigen Fachzeitschriften nach entsprechenden<br />

Stichwörtern durchsucht. Ferner erfolgt<br />

per Internet die Durchsicht des American College<br />

of Physicians Journal Clubs (ACP-Journal Club), die<br />

als Quelle von Sekundärliteratur geeignet ist.<br />

Trotz aller Bemühung um Vollständigkeit einer Literatur-<br />

und Informationsrecherche gibt es Gründe für<br />

eine unvollständige Recherche. Diese können im<br />

so genannten „Bias“ liegen. Damit ist eine systematische<br />

Verzerrung von Ergebnissen gemeint, die<br />

durch die Art der Darstellung („publication bias“),<br />

durch sprachliche Hürden („foreign-language bias“)<br />

oder durch fehlerhafte Indexierung in Datenbanken<br />

(„retrieval bias“) vorkommen kann (Kunz et al. 1999).<br />

356


357<br />

Weitere Informationsquellen<br />

Internationale Datenbanken oder Anbieter zu Quali-<br />

tätsindikatoren werden als Informationsquellen<br />

herangezogen:<br />

Datenbank<br />

Adresse<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren des www.qualitymeasures.ahrq.gov/<br />

National Quality Measures<br />

Clearinghouse<br />

Verein Outcome<br />

www.vereinoutcome.ch/<br />

Bewertung von Literatur,<br />

Leitlinien und Pflegestandards<br />

Die Bewertung der verwendeten Literaturstellen<br />

erfolgt mit Hilfe von Einteilungen zu Evidenzstufen<br />

(englisch: levels of evidence, im Deutschen synonym<br />

verwendet: Evidenzgrade, Evidenzhierarchien,<br />

Evidenzklassen, Evidenzstärken, Evidenzlevel). Die<br />

Bewertung von einzelnen therapeutischen oder<br />

diagnostischen Maßnahmen wird in Leitlinien oder<br />

in Metaanalysen/Reviews nach Empfehlungsgraden<br />

vorgenommen (englisch: recommendation grades,<br />

im Deutschen synonym verwendet: Empfehlungsklassen,<br />

Empfehlungsstärken).<br />

Vorschläge von Evidenzstufen (LOE) und Empfehlungsgraden (Grades)<br />

für die Bewertung medizinischen und pflegerischen Wissens<br />

LOE<br />

III<br />

II-2<br />

II-1<br />

I<br />

Grades<br />

Grades of<br />

Recommendations<br />

sind nicht<br />

eindeutig<br />

zuordenbar<br />

A-E<br />

Canadian Task<br />

Force 1979<br />

LOE<br />

IV<br />

III<br />

IIb<br />

IIa<br />

Ib<br />

Ia<br />

Grades<br />

Grades of<br />

Recommendations<br />

werden<br />

nicht angegeben<br />

AHCPR<br />

1992<br />

LOE<br />

VII<br />

VI<br />

V<br />

IV<br />

III<br />

II<br />

I<br />

Grades<br />

AHCPR<br />

1994<br />

C<br />

B<br />

A<br />

LOE<br />

IV<br />

III<br />

IIb<br />

IIa<br />

Ib<br />

Ia<br />

Grades<br />

D<br />

C<br />

B<br />

A<br />

North of England<br />

Guideline Development<br />

Project 1998<br />

LOE<br />

IV<br />

III<br />

IIb<br />

IIa<br />

Ib<br />

Ia<br />

Es gibt eine Vielzahl von Einteilungen von Evidenzstufen<br />

und von Empfehlungsgraden. In der unten<br />

stehenden Tabelle sind sieben der wichtigsten<br />

Evidenzstufen mit den entsprechenden<br />

Einteilungen der Empfehlungsgrade nebeneinander<br />

gestellt. Die Übersicht verdeutlicht, dass sich die<br />

verschiedenen Einteilungen nicht auf einen „kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner“ zurückführen oder aufeinander<br />

abbilden (engl. „mappen“) lassen. Daher<br />

hat die <strong>BQS</strong> entschieden, die Angabe der<br />

Evidenzstufe oder des Empfehlungsgrades mit<br />

dem ausdrücklichen Verweis auf die verwendete<br />

Einteilung vorzunehmen. In einzelnen Fällen konnten<br />

die Einschätzungen der Evidenz seitens der<br />

<strong>BQS</strong> vorgenommen werden. Hier wurden die<br />

Evidenzstufen der US-amerikanischen Agency for<br />

Health Care Policy and Research (AHCPR 1992)<br />

verwendet, die in einer Übersetzung des Ärztlichen<br />

Zentrums für <strong>Qualität</strong> in der Medizin (AWMF & ÄZQ<br />

2001) vorliegt.<br />

Eine Konsentierung der Rechercheergebnisse<br />

erfolgt auf der Grundlage von bewerteter Literatur<br />

(Leitlinien, Pflegestandards, Metaanalysen, Reviews,<br />

HTA-Berichten) durch die Fachgruppen der <strong>BQS</strong> oder<br />

bei fehlender bewerteter Literatur aufgrund des<br />

Expertenkonsenses in den Fachgruppen der <strong>BQS</strong>.<br />

Grades<br />

SIGN<br />

2001<br />

C<br />

B<br />

A<br />

LOE<br />

V<br />

IV<br />

IIIb<br />

IIIa<br />

IIc<br />

IIb<br />

IIa<br />

Ic<br />

Ib<br />

Ia<br />

Grades<br />

Oxford<br />

2001<br />

D<br />

C<br />

B<br />

A<br />

LOE<br />

IV<br />

III<br />

II-<br />

II+<br />

II++<br />

I-<br />

I+<br />

I++<br />

Grades<br />

SIGN<br />

2004<br />

D<br />

C<br />

B<br />

A


Kritische Aspekte der Nutzung<br />

und Bewertung evidenzbasierter<br />

Literatur und Leitlinien<br />

Die Prinzipien der evidenzbasierten Medizin sind<br />

eine entscheidende Grundlage für externe <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen.<br />

Evidenzbasierte Literatur<br />

und Leitlinien ermöglichen die Entwicklung von<br />

validen <strong>Qualität</strong>sindikatoren (Antes et al. 1999).<br />

Für die Darstellung der <strong>Qualität</strong>sindikatoren und<br />

die Festlegung der Referenzbereiche wurde im<br />

<strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport die Evidenzquelle dargestellt<br />

und gegebenenfalls bewertet. Für die Interpretation<br />

dieser Darstellung müssen einige kritische Aspekte<br />

beachtet werden. Insbesondere muss die mögliche<br />

Fehlinterpretation vermieden werden, dass hohe<br />

Evidenzstufen immer eine höhere Aussagekraft<br />

haben als niedrigere Evidenzstufen und damit<br />

automatisch „besser“ sind.<br />

1. Die Einteilungen der Evidenzstufen sind nicht<br />

linear: Der Goldstandard sind systematische<br />

Übersichtsarbeiten. In der häufig verwendeten<br />

Klassifikation von AHCPR und ÄZQ entsprechen<br />

diese systematischen Übersichten für prospektiv<br />

randomisierte Studien der Evidenzstufe Ia, während<br />

das Vorliegen einer einzigen prospektiv<br />

randomisierten Studie (ohne Bewertung deren<br />

methodischer <strong>Qualität</strong>) eine Einstufung nach Ib<br />

begründet. Beide Fälle werden in manchen<br />

Darstellungen als Evidenzstufe I dargestellt,<br />

ohne dass so deutlich wird, dass ein gravierender<br />

Unterschied in der Aussagekraft vorliegt.<br />

Erst seit kurzer Zeit werden systematische Übersichten<br />

auch für Studien der Evidenzstufe II differenziert<br />

dargestellt (SIGN 2004).<br />

2. Eine Studie der Evidenzstufe III ist für manche<br />

Fragestellungen aussagekräftiger als eine prospektiv<br />

randomisierte Untersuchung.<br />

Für die Festlegung von Referenzbereichen bei<br />

Ergebnisindikatoren (Beispiel: Sterblichkeitsrate)<br />

ist eine umfangreiche Beobachtungsstudie aussagekräftig.<br />

Die Ergebnisse prospektiv randomisierter<br />

Studien lassen sich – insbesondere bei<br />

kleinen Fallzahlen – für diese Fragestellung oft<br />

nicht verallgemeinern (externe Validität) (Antes<br />

2004, Perleth&Raspe 2000).<br />

3. Bislang erfolgte die Zuordnung zu Evidenzstufen<br />

meist nur über den Typ der Untersuchung. Die<br />

methodische <strong>Qualität</strong> der jeweiligen Untersuchungen<br />

wird erst seit kurzer Zeit für die Zuordnung<br />

zu den Evidenzstufen systematisch berücksichtigt<br />

(Perleth & Raspe 2000, SIGN 2004).<br />

4. Für manche Fragestellungen können aus ethischen<br />

Gründen prospektiv randomisierte Studien<br />

nicht mehr durchgeführt werden und kann damit<br />

eine Evidenzstufe I nicht mehr erreicht werden.<br />

Der Nutzen einer operativen Entfernung des<br />

Wurmfortsatzes (Appendektomie) bei akuter<br />

Entzündung ist unbestritten, aber nicht durch<br />

eine prospektiv randomisierte Studie belegt.<br />

Der Nutzen der Behandlung kann nur auf der<br />

Evidenzstufe des Expertenkonsenses belegt<br />

werden.<br />

358


359<br />

Literatur<br />

Antes G.<br />

Die Evidenz-Basis von klinischen Leitlinien, Health<br />

Technology Assessments und Patienteninformation<br />

als Grundlage für Entscheidungen in der Medizin.<br />

Z ärztl Fortbild Qual sich (ZaeFQ) 2004; 98: 180-184.<br />

Antes G, Bassler D, Galandi D.<br />

Systematische Übersichtsarbeiten – Ihre Rolle in<br />

einer Evidenz-basierten Gesundheitsversorgung.<br />

Dtsch Arztebl 1999; 96 (10): B-476-B-480.<br />

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und<br />

Ärztliche Zentralstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (ÄZQ).<br />

Das Leitlinien-Manual von AWMF und ÄZQ:<br />

Entwicklung und Implementierung von Leitlinien in<br />

der Medizin.<br />

Z ärztl Fortbild Qual sich (ZaeFQ) 95<br />

[Supplement I], 1-84. 2001.<br />

AHCPR.<br />

Heart Failure.<br />

Clinical Practice Guideline No. 11. AHCPR<br />

Publication No. 94-0612: June 1994.<br />

www.ahcpr.gov/clinic/cpgarchv.htm<br />

AHCPR.<br />

Acute Pain Management: Operative or Medical<br />

Procedures and Trauma.<br />

Clinical Practice Guideline No. 1. AHCPR Publication<br />

No. 92-0032: February 1992.<br />

www.ahcpr.gov/clinic/cpgarchv.htm<br />

(Recherchedatum: 15.06.2004)<br />

Canadian Task Force on the Periodic Health<br />

Examination.<br />

The periodic health examination.<br />

CMAJ 1979; 121: 1193-1254.<br />

Eccles M, Freemantle N, Mason J.<br />

North of England evidence based guideline development<br />

project: guideline on the use of aspirin<br />

as secondary prophylaxis for vascular disease in<br />

primary care. North of England Aspirin Guideline<br />

Development Group.<br />

BMJ 1998; 316 (7140): 1303-1309.<br />

Kunz R, Fritsche L (Hrsg).<br />

Deutsche Ausgabe: Evidenzbasierte Medizin.<br />

Sacket DL, Richardson WS, Rodenberg W, Haynes<br />

RB.<br />

Evidence-based Medicine. How to practice and<br />

teach EBM.<br />

W. Zuckschwerdt: München; 1999<br />

Oxford-Centre for Evidence-Based Medicine.<br />

Levels of Evidence and Grades of<br />

Recommendations.<br />

May 2001.<br />

www.cebm.net/levels_of_evidence.asp<br />

Perleth M, Raspe H.<br />

Levels of Evidence – Was sagen sie wirklich aus?<br />

Z ärztl Fortbild Qual sich (ZaeFQ) 2000; 94: 699-700.<br />

SIGN.<br />

Hypertension in Older People.<br />

Publication No. 49. January 2001.<br />

www.sign.ac.uk/guidelines/published/<br />

index.html<br />

(Recherchedatum: 15.06.2004)<br />

SIGN.<br />

A guideline developers’ handbook.<br />

Publication No. 50. May 2004.<br />

www.sign.ac.uk/guidelines/fulltext/50/<br />

section6.html<br />

(Recherchedatum: 15.06.2004)


360<br />

Kapitel 34<br />

Das Verfahren<br />

Ende 2000 haben die Selbstverwaltungspartner –<br />

die Spitzenverbände der Krankenkassen und der<br />

Verband der privaten Krankenversicherung sowie<br />

die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) unter<br />

Beteiligung der Bundesärztekammer und des<br />

Deutschen Pflegerates – auf der Grundlage des<br />

§ 135a Abs. 2 SGB V und des § 137 SGB V<br />

Verträge für die Umsetzung der gesetzlichen<br />

Vorschriften geschlossen. Damit schufen sie ab<br />

dem 1. Januar 2001 die Grundlage für die externe<br />

vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung für alle nach<br />

§ 108 SGB V zugelassenen Krankenhäuser.<br />

Gemeinsamer Bundesausschuss<br />

Mit dem GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) änder-<br />

ten sich die Entscheidungsstrukturen des <strong>BQS</strong>-Verfahrens<br />

grundlegend. An die Stelle des Bundeskuratoriums<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung trat seit dem 1. Januar<br />

2004 der Gemeinsame Bundesausschuss nach § 91<br />

Bundesebene<br />

Landesebene<br />

Gemeinsamer<br />

Bundesausschuss<br />

§ 91 Abs. 7 SGB V<br />

Unterausschuss<br />

„Externe stationäre<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung“<br />

Lenkungsgremien<br />

Externe vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung auf der<br />

Grundlage des § 137 SGB V: Verfahrensebenen,<br />

beteiligte Gremien und Institutionen ab 2004<br />

SGB V (G-BA). Damit liegt gemäß § 137 Abs. 1<br />

SGB V die Beschlusskompetenz für Maßnahmen<br />

der <strong>Qualität</strong>ssicherung für nach § 108 zugelassene<br />

Krankenhäuser beim Gemeinsamen Bundesausschuss<br />

in der Besetzung nach § 91 Abs. 7 SGB V.<br />

Dieser hat die Aufgaben des Bundeskuratoriums<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung als Steuerungsorgan übernommen.<br />

Zu seiner Unterstützung hat der Gemeinsame Bundesausschuss<br />

nach § 91 Abs. 7 SGB V einen Unterausschuss<br />

„Externe stationäre <strong>Qualität</strong>ssicherung“<br />

eingerichtet. Er berät den Gemeinsamen Bundesausschuss<br />

in allen Fragen der verpflichtenden externen<br />

vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung in der stationären<br />

Versorgung – einschließlich der Vergütungsabschläge<br />

bei Nichteinhaltung der Verpflichtungen.<br />

Über die Mitberatung im Unterausschuss „Externe<br />

stationäre <strong>Qualität</strong>ssicherung“ wird auch weiterhin<br />

die Beteiligung des bisherigen Vertragspartners<br />

Fachgruppen<br />

Arbeitsgruppen<br />

Krankenhäuser<br />

LQS<br />

Landesgeschäftsstellen<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung


PKV-Verband und der Vertragsbeteiligten Bundesärztekammer<br />

und Deutscher Pflegerat sichergestellt.<br />

Nicht mehr vertreten sind diese im Beschlussgremium<br />

nach § 91 Abs. 7 SGB V, das sich aus je neun<br />

stimmberechtigten Vertretern der DKG und der<br />

Spitzenverbände der Krankenkassen, drei unparteiischen<br />

Mitgliedern und neun nicht stimmberechtigten<br />

Patientenvertretern zusammensetzt. Entscheidungen<br />

werden mehrheitlich getroffen.<br />

Vorsitzender<br />

Unparteiische Mitglieder<br />

Spitzenverbände der<br />

Krankenkassen<br />

Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

Das Verfahren<br />

Der Gemeinsame Bundesausschuss baut auf der<br />

Vorarbeit des Bundeskuratoriums auf und führt<br />

diese fort. Die Verträge für die externe <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

werden derzeit an die neue gesetzliche<br />

Grundlage und Auftraggeberkonstellation angepasst.<br />

Gemeinsamer Bundesausschuss<br />

nach<br />

§ 91 Abs. 7 SGB V<br />

(Stand Juni 2004)<br />

Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />

Prof. Dr. Michael-Jürgen Polonius<br />

Dr. Erich Standfest<br />

Hans-Jürgen Hofmann<br />

Dr. Hans Jürgen Ahrens<br />

Dr. SK Harald Deisler<br />

Dr. Rolf Hoberg<br />

Dr. Werner Gerdelmann<br />

Gert Nachtigal<br />

Dr. Doris Pfeiffer<br />

Wolfgang Schmeinck<br />

Rolf Stadié<br />

Rolf Stuppardt<br />

Dr. Rudolf Koesters<br />

Joachim Manz<br />

Volker Odenbach<br />

Wolfgang Pföhler<br />

Jörg Robbers<br />

Dr. Nicole Schlottmann<br />

Dr. Martin Walger<br />

Prof. Dr. Hans-Fred Weiser<br />

Richard Zimmer<br />

361


362<br />

Das Verfahren<br />

Bundeskuratorium<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Das Bundeskuratorium war seit Abschluss des „Ver-<br />

trages über die Entwicklung geeigneter <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />

in Krankenhäusern nach<br />

§ 137 SGB V sowie über das Zustandekommen<br />

entsprechender Umsetzungsvereinbarungen (Kuratoriumsvertrag)“<br />

im Jahr 2000 das zentrale Beratungs-<br />

und Beschlussgremium für den externen<br />

<strong>Qualität</strong>svergleich in den deutschen Krankenhäusern.<br />

Die vier so genannten „Bänke“ der Selbstverwaltungspartner,<br />

also die Spitzenverbände der<br />

Krankenkassen einschließlich des Verbandes der privaten<br />

Krankenversicherung, die Deutsche Krankenhausgesellschaft,<br />

die Bundesärztekammer und der<br />

Deutsche Pflegerat, entsandten jeweils bis zu neun<br />

Mitglieder in dieses Gremium. Entscheidungen<br />

wurden im Konsens getroffen.<br />

Bundesebene<br />

Landesebene<br />

Bundeskuratorium<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Lenkungsgremien<br />

Externe vergleichende <strong>Qualität</strong>ssicherung auf der<br />

Grundlage des § 137 SGB V: Verfahrensebenen,<br />

beteiligte Gremien und Institutionen bis zum 31.<br />

Dezember 2003<br />

Der Gemeinsame Bundesausschuss baut auf den<br />

Entwicklungen und Beschlüssen des Bundeskuratoriums<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in den Jahren 2001 bis<br />

2003 auf. Die inhaltliche Verantwortung für das<br />

Verfahrensjahr 2003 des <strong>BQS</strong>-Verfahrens lag beim<br />

Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />

Im „Vertrag über die Beauftragung der Bundesge-<br />

schäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung (<strong>BQS</strong> gGmbH) zur<br />

Entwicklung und Umsetzung von <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />

im Krankenhaus (Beauftragungsvertrag)“<br />

wurde die <strong>BQS</strong> ab Anfang 2001 mit der Leitung<br />

und Koordination der inhaltlichen Entwicklung<br />

und organisatorischen Umsetzung der externen vergleichenden<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in den deutschen<br />

Krankenhäusern beauftragt.<br />

Fachgruppen<br />

Arbeitsgruppen<br />

Krankenhäuser<br />

LQS<br />

Landesgeschäftsstellen<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung


<strong>BQS</strong>-Fachgruppen<br />

Das Bundeskuratorium <strong>Qualität</strong>ssicherung setzt zur<br />

inhaltlichen Betreuung Fachgruppen ein, die aus<br />

Experten der jeweiligen medizinischen Fachgebiete<br />

und der Pflege bestehen. Die Fachgruppen sind<br />

Dreh- und Angelpunkt der inhaltlichen Arbeit. Ihre<br />

Mitglieder erarbeiten zusammen mit der <strong>BQS</strong> Vorschläge<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren, entwickeln<br />

<strong>Qualität</strong>sindikatoren für die Messung von qualitätsrelevanten<br />

Zusammenhängen und wirken an der<br />

Bewertung der Ergebnisse mit.<br />

Als Mitglieder der Fachgruppen werden Experten<br />

aus Medizin und Pflege paritätisch von den Partnern<br />

der Selbstverwaltung berufen. Auch die jeweils<br />

betroffenen wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />

entsenden ein Mitglied in die Fachgruppen.<br />

Die <strong>BQS</strong>-Fachgruppen auf Bundesebene arbeiten<br />

eng mit den fachlichen Arbeitsgruppen in den Ländern<br />

zusammen.<br />

Partner auf Landesebene<br />

Die Umsetzung der anspruchsvollen und komple-<br />

xen <strong>Qualität</strong>ssicherungsverfahren erfolgt in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Lenkungsgremien, den<br />

fachlichen Arbeitsgruppen und den Landesgeschäftsstellen<br />

für <strong>Qualität</strong>ssicherung (LQS) in den einzelnen<br />

Bundesländern. Wichtige inhaltliche Impulse<br />

zu den <strong>Qualität</strong>smessverfahren kommen aus den<br />

fachlichen Arbeitsgruppen auf Landesebene. Die<br />

Analysen, Bewertungen und Empfehlungen der Bundesauswertungen<br />

liefern die Basis für den Strukturierten<br />

Dialog mit den Krankenhäusern über die<br />

Ergebnisse der externen vergleichenden <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

Der Dialog über die Ergebnisse, die<br />

Analyse von Auffälligkeiten und die Vereinbarung<br />

von konkreten Maßnahmen zur Umsetzung der<br />

Empfehlungen bilden die Hauptaufgaben der<br />

Beteiligten auf Landesebene.<br />

Umfassende Informationen zur Landesebene finden<br />

sich auf der <strong>BQS</strong>-Homepage www.bqs-online.de.<br />

Vorsitzender<br />

Spitzenverbände der<br />

Krankenkassen<br />

Verband der Privaten<br />

Krankenversicherung<br />

Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

Bundesärztekammer<br />

Deutscher Pflegerat<br />

Sachverständige<br />

Gäste<br />

Das Verfahren<br />

Bundeskuratorium<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

(bis 31.12.2003)<br />

(Stand Dezember 2003)<br />

Jörg Robbers<br />

Günter Köpke<br />

Karl-Dieter Menzel<br />

Udo Reschke<br />

Theo Riegel<br />

Dr. Beate Schmucker<br />

Johann M. von Stackelberg<br />

Dieter Wittmeyer<br />

Dr. Theodor Uhr<br />

PD Dr. D. Blumenberg<br />

Dr. Dieter Borchmann<br />

Bernd-Ulrich Drost<br />

Bernd Krämer<br />

Joachim Manz<br />

Jörg Robbers<br />

Dr. Josef Siebig<br />

Dr. Martin Walger<br />

Dr. Ursula Auerswald<br />

Prof. Dr. Ingo Flenker<br />

Prof. Dr. Frieder Hessenauer<br />

Dr. Günther Jonitz<br />

Dr. Michael Reusch<br />

Franz J. Stobrawa<br />

Prof. Dr. Dr. Karsten Vilmar<br />

Claudia Artz<br />

Hedwig Francois-Kettner<br />

Gudrun Gille<br />

Käthe Harms<br />

Martina Klenk<br />

Heinz Lepper<br />

Marie-Luise Müller<br />

Klaus Notz<br />

Elfriede Zoller<br />

Prof. Dr. Martin Hansis<br />

Dr. Hans-Georg Krumpaszky<br />

Prof. Dr. Hans-Konrad Selbmann<br />

Dr. Thomas Beck<br />

Dr. Johannes Bruns<br />

Niklas Cruse<br />

Dr. Hiltrud Kastenholz<br />

Dr. Jens-Uwe Schreck<br />

Christiane Schoppe<br />

Dr. Christof Veit<br />

363


364<br />

Saarland<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Bremen<br />

Hessen<br />

Baden-Württemberg<br />

Das Verfahren<br />

Landesgeschäftsstellen für<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Baden-Württemberg<br />

GeQiK-Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung im Krankenhaus bei<br />

der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft e.V.<br />

Birkenwaldstraße 151, 70191 Stuttgart<br />

Bayern<br />

BAQ-Geschäftsstelle Bayerische Arbeitsgemeinschaft für<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in der stationären Versorgung bei der<br />

Bayerischen Krankenhausgesellschaft e.V.<br />

Westenriederstraße 19, 80331 München<br />

Berlin<br />

<strong>Qualität</strong>sbüro Berlin<br />

Friedrichstraße 231, 10969 Berlin<br />

Brandenburg<br />

Landesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Landesärztekammer Brandenburg<br />

Dreifertstraße 12, 03044 Cottbus<br />

Schleswig-Holstein<br />

Hamburg<br />

Niedersachsen<br />

Thüringen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Bayern<br />

Brandenburg<br />

Berlin<br />

Sachsen<br />

Bremen<br />

<strong>Qualität</strong>sbüro Bremen<br />

Anne-Conway-Straße 10, 28359 Bremen<br />

Hamburg<br />

EQS-Externe <strong>Qualität</strong>ssicherung Hamburg<br />

Grevenweg 89, 20537 Hamburg<br />

Hessen<br />

GQH-Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung Hessen bei der<br />

Hessischen Krankenhausgesellschaft e.V.<br />

Frankfurter Straße 10-14, 65760 Eschborn<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>Qualität</strong>sbüro bei der Krankenhausgesellschaft<br />

Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />

Lankower Straße 6, 19057 Schwerin<br />

Niedersachsen<br />

Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung bei der<br />

Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft e.V.<br />

Thielenplatz 3, 30159 Hannover<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Regionalvertretung Nordrhein<br />

Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf<br />

Geschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Regionalvertretung Westfalen-Lippe<br />

Gartenstraße 210-214, 48147 Münster<br />

Rheinland-Pfalz<br />

SQMed-gemeinnützige Gesellschaft zur Sicherung der<br />

<strong>Qualität</strong> in der medizinischen Versorgung mbH<br />

Wilhelm-Theodor-Römfeld-Str. 34, 55130 Mainz<br />

Saarland<br />

QBS-<strong>Qualität</strong>sbüro im Saarland<br />

Saarländische Krankenhausgesellschaft e.V.<br />

Talstraße 30, 66119 Saarbrücken<br />

Sachsen<br />

Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung bei der<br />

Sächsischen Landesärztekammer<br />

Schützenhöhe 16, 01099 Dresden<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung bei der<br />

Ärztekammer Sachsen-Anhalt<br />

Doctor-Eisenbart-Ring 2, 39120 Magdeburg<br />

Schleswig-Holstein<br />

Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein e.V.<br />

Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Feldstraße 75, 24105 Kiel<br />

Thüringen<br />

Projektgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung bei der<br />

Landesärztekammer Thüringen<br />

Im Semmicht 33, 07751 Jena-Maua


Im Auftrag des<br />

Gemeinsamen Bundesausschusses<br />

nach § 91 SGB V<br />

Impressum<br />

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist Eigentum der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

gGmbH. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung<br />

der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in<br />

elektronischen Systemen.<br />

Im Sinne der besseren Lesbarkeit dieses Berichtes wurde meistens die grammatikalisch männliche<br />

Sprachform gewählt. Wenn im folgenden Text die männliche Sprachform genannt ist, ist damit sowohl<br />

die männliche als auch die weibliche Sprachform gemeint.<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>sichtbar</strong> <strong>machen</strong>. <strong>BQS</strong>-<strong>Qualität</strong>sreport 2003<br />

Herausgeber: Volker D. Mohr, Jochen Bauer, Klaus Döbler,<br />

Olaf Eckert, Burkhard Fischer, Constanze Woldenga<br />

Düsseldorf 2004<br />

Redaktion: Felix Höfele<br />

Design & Realisation: Aspekte Kommunikation, Düsseldorf<br />

Produktion: Schotte, Krefeld<br />

ISBN 3-9808704-5-6<br />

<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />

Copyright © by <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle <strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Printed in Germany<br />

Kontakt<br />

Weitere Informationen zur <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />

erhalten Sie über die Internet-Adresse:<br />

www.bqs-online.de<br />

www.bqs-qualitaetsreport.de<br />

www.bqs-outcome.de<br />

365<br />

Eine Übersicht über Publikationen und<br />

Informationsmaterial der <strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />

erhalten Sie unter:<br />

<strong>BQS</strong> Bundesgeschäftsstelle<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung gGmbH<br />

Tersteegenstraße 12<br />

40474 Düsseldorf<br />

Telefon: 0211/280729-0<br />

Telefax: 0211/280729-99<br />

E-Mail: info@bqs-online.de

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