Kapitel 6: Der Einstieg in die PC-Branche und ... - Des Pudels Kern

Eines Tages klagte Ilse mir telefonisch ihr Leid und fragte mich, obich helfen könnte, weil andernfalls zu befürchten wäre, dass ihr SohnLorenzo sein Studium aus finanziellen Gründen abbrechen würde.Also lud ich ihn ein, in den dreimonatigen Semesterferien bei mir zuarbeiten, und entlohnte ihn hoch genug, damit er problemlos zuendestudieren konnte.Wenig später informierte sie mich telefonisch über ihre Sorgen wegenLiliana, die in Melbourne angeblich auf die schiefe Bahn zu geratendrohte, und fragte mich, ob auch sie bei mir arbeiten könnte.Normalerweise war dies aufgrund gesetzlicher Regularien zwar nichterlaubt. In der Annahme, dass sich eine Lösung finden würde,schickte ich Liliana jedoch ebenfalls umgehend ein Ticket. Bereitskurz nach ihrer Ankunft in München wurde ich dann von Ilse gefragt,ob auch Victor bei mir arbeiten könnte. Da ich auch dieser Bitteprompt entsprach, war ich dank meines Erfolges und meiner familiärenHilfsbereitschaft somit unversehens in die Rollen des nützlichenBruders und reichen Onkels in Good Old Germany geraten. Weil Ilseund ihre Kinder sehr knapp bei Kasse waren, kam ich selbstverständlichauch für die Flugkosten auf, die sich auf etwa 2 500 Mark jeRückflugticket beliefen.Wohl weil Lorenzo in Australien keine passende Stelle finden konnteund die Erlöse aus dem Verkauf einer von ihm gebastelten Dummy-Diebstahlsicherung für Autos nicht ausreichten, um davon leben zukönnen, rief er mich nach Abschluss seines Studiums an und batmich, wieder kommen zu dürfen – und leider sagte ich abermals ja,obwohl es mir viel lieber gewesen wäre, wenn er in Australien einAuskommen gefunden hätte, um nötigenfalls seiner mit dem kleinenFrancis alleinlebenden Mutter mit Rat und Tat beistehen zu können.Wie sich später herausstellen sollte, hätte ich ihm damals besser abgesagt.Denn fraglos wäre mir in diesem Fall nicht nur ziemlich heiklerjuristischer Ärger erspart geblieben, sondern auch schmerzlicherfamiliärer Verdruss und Häme der übelsten Sorte. Aber nachher istman bekanntlich immer klüger ...210