Kapitel 6: Der Einstieg in die PC-Branche und ... - Des Pudels Kern

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Kolumbien-Pipeline zwischen den Zeilen lesen musste, nicht fähiggewesen zu sein, die Ausführung dieses Projekts zu leiten und dassmein ehemaliger Kollege Hajo Hesmert sich angeblich als weltmeisterlicherPipelinebauer erwiesen habe. Und noch gewaltiger hattemich die ungeheuerliche Dreistigkeit gewurmt, in der man denStern-Redakteuren und somit der breiten deutschen Öffentlichkeitden Bären aufgebunden hatte, dass die termingerechte Fertigstellungdieses Auftrags vor allem der Entscheidung der Konzernleitung zurEntsendung des Direktors Dieter Lehmann und der prompten Durchführungvon vertrauensbildenden Maßnahmen in Kooperation mitdem Bischof von Arauca zur Verbesserung der Lebensbedingungender örtlichen Bevölkerung und zur Gewährleistung der Sicherheit deseingesetzten Personals zu verdanken gewesen sei.Veröffentlicht wurde diese Reportage bereits im Juli 1986. Entdeckthatte ich diesen mittlerweile drei Jahre alten Stern durch schieren Zufallin einem hohen Stapel aus Geo-Heften im Wartezimmer meinesZahnarztes in München, weil auf dem Titelblatt ein Hubschrauberabgebildet war, der mit einem Rohr am Lasthaken über einer Pipeline-Baustellein steilem Gelände schwebte. Der Titel war in fetten,blutroten Lettern gedruckt und lautete Die mörderische Pipeline.Weil mir schon beim ersten Überfliegen des Textes gröbste Unstimmigkeitenaufgefallen waren, trennte ich die zehn Seiten heraus, umsie nach der Zahnbehandlung in aller Ruhe lesen zu können.Abgesehen von einigen Informationen, die Mike McGovan mir etwazehn Wochen nach unserer fristlosen Entlassung am 26. Oktober1984 über den damaligen Gang der Dinge in Kolumbien hatte zukommenlassen, hatte ich bis dahin keinerlei Einzelheiten über denBau dieser Pipeline erfahren. Eine dieser Informationen besagte, dasskurz nach unserer Entlassung der von mir verfügte Baustopp wiederaufgehoben wurde und dass es kurz nach der Wiederaufnahme derArbeiten bei unserem Camp bei San Bernardo zu Kämpfen zwischendem Militär und der ELN gekommen war. Weil es bei diesen KämpfenTote gegeben haben soll und ein Hubschrauber und mehrere Bau-199
maschinen zerstört wurden, hätte man dann die Arbeiten wieder einstellenmüssen.Eine andere Information betraf Herrn Manuel Monasterio Gómez,einen Oberst der spanischen Streitkräfte, den die Konzernleitung alsVerbindungsoffizier zum kolumbianischen Militär angeheuert hatte,um die Bekämpfung der ELN zu koordinieren. Dieser war am 26.Dezember 1984 in flagranti verhaftet worden, als er den GeneralRafael Obdulio Forero Moreno mit etwas Schmiergeld zur Entsendungzusätzlicher Truppen in die Pipeline-Region motivieren wollte.Obwohl die spanischen und kolumbianischen Medien ausführlichüber diese Verhaftung berichtet hatten, ließen die deutschen Medien– wohl wegen der am 17. Oktober 1984 verhängten Nachrichtensperre– kein Sterbenswörtchen über diesen misslungenen Bestechungsversuchverlauten.Weil diese Stern-Reportage meines Erachtens offenkundig vor allemdarauf abzielte, die zu befürchtende Kritik an diesem perfiden Gastspielder Mannesmann Anlagenbau AG in Kolumbien im Keim zu ersticken,wunderte es mich natürlich nicht, dass diese Begebenheitenebenso wenig erwähnt wurden, wie die den Stern-Redakteuren sicherlichebenfalls bekannten Tatsachen, dass im Bundeskanzleramtbereits am 17. Oktober 1984 ein Krisenstab gebildet und ausgerechnetder berühmt-berüchtigte Undercover-Fuzzy Werner Mauss alsAdlatus der Krisenmanager engagiert worden war.Nachdem ich mir diese Reportage in aller Ruhe zu Gemüt geführthatte, sprach ich mit meinem Steuerberater, Herrn Jürgen Post – dermir insbesondere in der Gründungsphase meiner Firma und währendder ersten beiden Jahre meiner Existenz als Softwareversender einsehr wertvoller Ratgeber und Dienstleister war – über einige derdicksten Bären, die der deutschen Öffentlichkeit mit diesem Machwerkaus Dichtung und Wahrheit zur Glorifizierung des Gastspielsder Mannesmann Anlagenbau AG in Kolumbien und des Verhaltensder Konzernleitung aufgebunden wurden. Herr Post riet mir daraufhindringend, alles auf sich beruhen zu lassen, um nicht in TeufelsKüche zu geraten. Und da ich im Mai 1989 in der Tat Besseres zu tun200
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