Frankfurter Messeflirt - Wulf Rabe Design Oy
Frankfurter Messeflirt - Wulf Rabe Design Oy Frankfurter Messeflirt - Wulf Rabe Design Oy
B20095D 30.10.08 WOHN-MARKT-MAGAZIN 812 35. Jhg. Frankfurter Messeflirt OB Frankfurt Petra Roth MHK-/WK-/Designo-Boss Hans Strothoff ®
- Seite 2 und 3: Nr. 812 30.10.2008 10 Schub nach vo
- Seite 4: Nr. 812 30.10.2008 manche vielleich
B20095D<br />
30.10.08 WOHN-MARKT-MAGAZIN 812 35. Jhg.<br />
<strong>Frankfurter</strong> <strong>Messeflirt</strong><br />
OB Frankfurt Petra Roth MHK-/WK-/<strong>Design</strong>o-Boss Hans Strothoff<br />
®
Nr. 812 30.10.2008<br />
10<br />
Schub nach vorn?<br />
Nach den zwei fetten Jahren der aufgestauten Nachfrage<br />
mit 693 Ausstellern aus 30 Ländern hätte sie die<br />
Supermesse der europäischen Büromöbelindustrie<br />
werden sollen. Doch oftmals kommt es anders als<br />
man denkt. Die Finanzkrise wirft ihre Schatten auch<br />
auf die Büroindustrie voraus. Zumindest der Branchenverband<br />
BSO will das allerdings noch nicht wahrhaben.<br />
Groß dabei oder gar nicht, das war wohl das Motto der<br />
Hersteller in diesem Jahr. Ahrend, EFG, Gispen, Haworth,<br />
Kinnarps, Lista, Martela, Samas, Steelcase entschieden<br />
sich für die zweite Variante – und schwänzten die Veranstaltung<br />
gleich komplett. Anders<br />
Sedus, oder etwa Interstuhl, die<br />
mit überdimensionierten Messeständen<br />
lockten: Der Tempel mit<br />
seinen vier Altaren von Sedus verdunkelte<br />
die umliegenden Stände,<br />
die 1700 qm Interstuhl-Stadt wurde<br />
zum Irrgarten. Am besten<br />
schaffte es noch Vitra, mit seinen<br />
bricks of the wall den Anforderungen<br />
der überhohen Hallen architektonisch<br />
gerecht zu werden. Da<br />
erst 5 Tage vorher mit dem Messe-<br />
5 Jahres-Garantie mit 2 Wochen<br />
Lieferzeit: Cello Duff (Giroflex)<br />
„Wir decken alle Bereiche des<br />
Sitzens ab“: Michael Girsberger<br />
Orgatec 2008<br />
„Die Getränke gingen uns schon am 2. Messetag aus“:<br />
Werner und Thomas Schmeer<br />
aufbau begonnen werden konnte, waren noch beim montäglichen<br />
Presserundgang einige halbfertige Stände zu<br />
bewundern.<br />
Die erstarkte Orgatec 2006 hatte Zeichen gesetzt: einfache<br />
Rechteck-Tischgestelle, die Abkehr der Sitzmaschinen<br />
zu bedienungsfreundlichen Stühlen, die Intergration von<br />
Licht und Akustik in die Büromöbel. Jetzt wurde eine breite<br />
Umsetzung erwartet – doch es kam völlig anders.<br />
„100.000 Varianten”, entdeckte Wolfgang Deisig, <strong>Design</strong>-<br />
Vater der Drehstuhlklassiker Vitramat und Sensor, „nur<br />
neue und innovative Produkte fehlen völlig.” Als hätte die<br />
Industrie ihre fetten Produktentwicklungs-Budgets orientierungslos<br />
verschossen.<br />
Deisig blieb den Beweis nicht schuldig: „Der Embody-<br />
Drehstuhl von Hermann Miller sieht trotzt 6-jähriger Ent-<br />
wicklungszeit halbfertig aus, und stört jedes Empfinden“,<br />
so sein Urteil. Das sei umso überraschender, da der Stuhl<br />
viele Forderungen der Drehstuhlszene umsetze: den 3D-<br />
Stoff mit mehr Abstützung, die nach vorne verlängerbare<br />
Sitztiefverstellung, die dem Rückenskelett nachempfundene<br />
Rückenstruktur und die an ein Mechanikmonstrum<br />
angedockten Armlehnenstummel. Ähnlich erging es Håg<br />
mit dem groß präsentierten Futu – am Ende, trotz viel<br />
Schnick schnack, ein nicht überzeugender Versuch, mit<br />
einem plumpen Massenstuhl Hågs Position in Europa<br />
gerecht zu werden.<br />
Interstuhl überschritt 2007 erstmalig knapp die 100-Mio-<br />
Grenze, breit aufgestellt für Versender, Arbeitsstätten und<br />
Büros, sogar für Ölscheiche. Selbst James Bond reißt sich<br />
um das Premiummodell Silver aus Messtetten, dessen Formensprache<br />
reichlich Nachahmer beeinflusste, z.B. Charta<br />
von K+N. Hadi Teherani erweiterte die Range mit dem Silver<br />
Sunday, bei Bedarf mit Verdeck abschirmbar von der<br />
Umwelt – und wurde zum großen Thema.<br />
Ausgefeilter Kundenservice ist heute der Schlüssel zum<br />
Erfolg. Dies erkannte Cello Duff, als er das Marketing des<br />
Schweizer Sitz-Marktführers Giroflex übernahm und analysierte:<br />
„Es fehlte uns die Abrundung nach unten und<br />
nach oben wie eine klare Positionierung der Marke.“ Der<br />
neue Auftritt des 130 Jahre alten Unternehmens hat nun<br />
einiges im Paket: Die Straffung des Sortimentes, Kundenservice<br />
mit Werkstatt-Autos, 5-Jahres-Garantie und rasante<br />
zwei Wochen Lieferzeit für das komplette Sortiment.<br />
Neu enthalten: die Top-Drehstuhl-Familie 757 mit von den<br />
Armlehnen aus steuerbarer<br />
„Freefloat”-Mechanik für die luftgepolsterte<br />
Rückenlehne – ein<br />
Bewegungsablauf der bis dato für<br />
die mitteleuropäischen Ergonome<br />
tabu war. „Wir Schweizer sind<br />
bekannt dafür, sehr sorgfältig zu<br />
entwickeln,” findet Duff und gibt<br />
den Umsatz mit 80 Mio Euro an.<br />
„Wir präsentieren uns bewusst<br />
nicht als Schweizer”, wehrt indes<br />
Standnachbar Michael Girsberger<br />
ab, Chef in 4. Generation des<br />
60 Mio Euro Umsatz schweren<br />
Herstellers: „Alles, was wir hier<br />
präsentieren, kommt aus unserem deutschen Werk in<br />
Endingen. Wir sehen uns auch nicht als reinen Drehstuhl-<br />
Hersteller, sondern als Anbieter, der alle Bereiche des Sitzens<br />
abdeckt – mit einer bewussten Zurückhaltung.” Nur<br />
unter diesem Credo ist die atemberaubende Aluminium-<br />
Schönheit AL3 zu verstehen, dessen Synchron-Mechanik<br />
fast unsichtbar im Kopf der Gasfeder-Aufnahme sitzt. Trotz<br />
fehlender Sitztiefenverstellung und höhenverstellbaren<br />
Armlehnen entsprechend der Norm-Anforderungen sieht<br />
der Vertriebsbeauftragte für Benelux, Richard Hägele, für<br />
sein Absatzgebiet gute Chancen: „Samas hat hier nicht nur<br />
viele Anteile verloren, sondern auch viele Mitarbeiter“,<br />
glaubt Hägele und spekuliert, dass Ahrend von der Samas-<br />
Krise am meisten profitiere, gefolgt von Gispen, Sedus,<br />
Håg und eben Girsberger.“
30.10.2008<br />
Was aus Samas werden soll, war natürlich ohnehin eines<br />
der wesentlichen Themen. Dass sich Samas von seinem<br />
Schweizer Ableger Sitag AG so elegant trennen könne, wie<br />
von ihrer französischen Tochter, gilt als unwahrscheinlich.<br />
Schon allein deshalb, weil der Name „Sitag” offenbar nicht<br />
mehr dem Schweizer Unternehmen gehört. Insider rechnen<br />
damit, das Samas sich nur noch auf den deutschen<br />
und niederländischen Markt konzentrieren wird, falls die<br />
Banken weitere Gulden locker machen.<br />
Die klamme Lage der Holländer hatte Werner Schmeer<br />
offenbar zur richtigen Stunde ausgenützt und die Anteile<br />
für seine Viasit von Samas zurückgekauft. „Am 2. Messetag<br />
war schon die doppelte Menge Getränke weg im Vergleich<br />
zur letzten Orgatec”, frohlockte der herzhaft direkte<br />
Saarländer. Sohn Thomas, zuständig für Marketing und<br />
Produktentwicklung, präzisierte: „Die 20% Zuwachs auf 23<br />
Mio Euro Umsatz sind auf die Unkompliziertheit des familiengeführten<br />
Unternehmens und die eigenen Vertriebsstrukturen<br />
zurückzuführen.“ So erarbeiten festangestellte<br />
Außendienstler nicht nur in Deutschland, Großbritannien,<br />
Österreich und Benelux, sondern jetzt auch in Frankreich<br />
einen Exportanteil von immerhin 40%.<br />
Mit 21 Vertriebs- und Tochtergesellschaften ist gerade die<br />
Internationalität die Stärke der Dauphin Human <strong>Design</strong><br />
Group. Vertriebsleiter International Detlef Schiller sieht<br />
den Markt im oberen Bereich weiter wachsen, jedoch: „Der<br />
mittlere geht in die Knie“, prophezeit er. Entsprechend<br />
wurde Dauphins Messeauftritt unter einem aufregend<br />
geschwungenen Dach vereint, die vier Marken des Hauses<br />
mit sich ergänzender <strong>Design</strong>ansprache verbunden, alles<br />
gefüllt mit völlig neuen Produkten. Dank der Entwürfe von<br />
Martin Ballendat, Daniel Figueroa, Mattias Dohm,<br />
Roland Zünd ist der ausgerufene <strong>Design</strong>-Anspruch endlich<br />
auch erfüllt. Am deutlichsten zeigen die Polsterschalen-Drehstühle<br />
4+ von vier Schweizer Architekten in eine<br />
neue Richtung, während Martin Ballendat sich an einer<br />
Klapptisch-Entwicklung von Plako mit Plenar 2 orientierte.<br />
Der alte Hase Schiller („Allein 40.000 Bankangestellte<br />
werden im Zuge der Finanzkrise in GB entlassen.“) hat die<br />
Konsequenzen schon gezogen: „Wir werden unser Stuhlsortiment<br />
straffen und uns selektiv auf den Fachhandel<br />
konzentrieren. Die sechs deutschen Niederlassungen fungieren<br />
als Produktplattform für unsere Fachhändler.“ Nach<br />
146 Mio Euro Umsatz 2007 erwartet Dauphin für dieses<br />
Jahr ca. 180 Mio – dank 12-16% Steigerungen, bei Züco<br />
sogar 20%. 2009 erwartet Schiller dann jedoch nur noch<br />
3-6% Zuwachs.<br />
Nurus im 30-Sekunden-Takt<br />
Ähnlich werden sich wohl die Zahlen der Vitra GmbH entwickeln.<br />
„Wir gehören zu den drei größten in Europa“, sagt<br />
nicht ohne Stolz Geschäftsführer Hanns-Peter Cohn. „Bis<br />
Oktober waren wir noch voll in Fahrt mit 7-8% Plus. Ab<br />
jetzt schauen wir von Monat zu Monat.“ Dass Vitra ja gar<br />
nicht mehr selbst produziert, wird oft bekrittelt. „Kostenflexible<br />
Produktion“ nennt diesen Weg dagegen Cohn.<br />
„Unsere Strategie ist die Minimierung des Risikos, daher<br />
auch unsere Abdeckung in mehreren Preisbereichen, auch<br />
geografisch, von Home via Office und Management bis<br />
Public Spaces“. Als wichtige Neuprodukte zeigte Vitra die<br />
Nr. 812<br />
höhenverstellbare, verkettbare Workstation Playns der<br />
Gebrüder Bouroullec, wie auch deren sesselhaften Drehstühle<br />
Worknest und Workbay und natürlich die Konferenzlösungen<br />
Meda Morh von Alberto Meda. CEO-Cohn goss<br />
das Vitra-Motto in große Worte: „Wir sind keine <strong>Design</strong>-<br />
Company, sondern eine Engineering Company, die Lifestyle<br />
kreiert”, sagte er. Ohne Lifestyle-Phrasen geht es auch am<br />
Firmensitz in Birsfelden bei Basel nicht ab.<br />
Wer wirklich Vergleichbares sucht, wird in der Türkei landen,<br />
denn „Create Office Lifestyle“ nennt Nurus aus Istanbul<br />
ihr Ziel. Wie als Beleg räumten die türkischen Inhouse-<br />
<strong>Design</strong>er einen Reddot Award nach dem anderen ab. Rund<br />
500 Mitarbeiter fertigen für 30 Absatzländer, bei einem<br />
Preisgefüge bis zu 50% unter dem mitteleuropäischen,<br />
„Großes Besucher-Interesse“:<br />
Hendrik Hund (BSO)<br />
verrät Haus-<strong>Design</strong>erin Elif Ince.<br />
Völlig neu sei die Metallkorpus-<br />
Produktion im 30-Se kunden-Takt.<br />
Wenn man in Brüssel wüsste, dass<br />
auch die designorientierte Koleksiyon<br />
vom Bosporus stammt, wäre<br />
der EU-Beitritt längst besiegelt.<br />
4-Fuß, T-Fuß, O-Fuß<br />
Nowy Styl sitzt in den Karparten.<br />
So riesig die Nowy Styl-Group ist<br />
(knapp 300 Mio Euro Umsatz), so<br />
groß sind auch ihre Probleme,<br />
wirklich ernst genommen zu werden.<br />
Jetzt versuchen es die Polen<br />
„Wir werden eh nur kopiert“:<br />
Hans-Rudolf Germann (Preform GmbH)<br />
„ Minimierung des Risikos“:<br />
Hanns-Peter Cohn (Vitra)<br />
mit der komplett neuen Tisch- und Schrank-Kollektion<br />
Sqart, getreu dem Markttrend: Vierfuß, T-Fuß, O-Fuß und<br />
dabei schön höhenverstellbar. Alles aus der Feder von keinem<br />
geringeren als Daniel Korb. Erinnert man sich daran,<br />
dass es der <strong>Design</strong>er Korb war, der u.a. mit POS eines der<br />
schönsten und komplexesten Verkettungs-Systeme in den<br />
neunziger Jahren entwickelte, verwundert es schon, dass<br />
dieses Know-how nun zum schnöden Vierfußgestell verkümmerte.<br />
Der Preisverfall bei Tischen in den letzten Jahren<br />
allein kann das nicht erklären. Wenn dann noch verlautbart<br />
wird, dass der schnöde alte Rollcontainer sich<br />
über 50% Mehrumsatz erfreut, wird klar, wie konservativ<br />
die Branche doch ist.<br />
„Das Thema Akustik ist jetzt durch“, versenkt Hendrik<br />
Hund das Messethema von 2006, ergänzt dann aber auch<br />
noch, dass Akustik eben ein schwieriges Thema sei. Für<br />
11
Nr. 812 30.10.2008<br />
manche vielleicht zu kompliziert, denn Hans-Rudolf Germann,<br />
mit seiner Preform GmbH Marktführer in diesem<br />
Segment, verzichtete diesmal lieber gleich völlig auf einen<br />
Orgatec-Stand. „Wir werden doch eh nur kopiert. Da habe<br />
ich das Geld lieber in sensationelle Neuentwicklungen<br />
gesteckt“, erklärte er seine Absenz. Doch zurück zu Hendrik<br />
Hund, dem BSO-Vorsitzenden, der die Orgatec-Tage in<br />
Köln ganz und gar positiv zusammenfasste: „Anders als<br />
vor zwei Jahren sind die Leute unwahrscheinlich interessiert.<br />
Alle Produktionskapazitäten sind randvoll gefüllt. Der<br />
Markt läuft und man kann nur hoffen, dass das die Finanzkrise<br />
nun nicht kaputt macht. Aus heutiger Sicht bremsen<br />
weder der Mittelstand noch die öffentliche Hand. Und auch<br />
für die Orgatec 2010 wurde schon gebucht, u.a. von<br />
Haworth. Diese Messe gibt uns wieder einen Schub nach<br />
vorn“. Bei seinen Mitgliedern sieht das jedoch oftmals<br />
anders aus. Denn vor allem im Export ist der Abschwung<br />
schon deutlich spürbar.<br />
Offiziell rechnet der BSO nun auch damit, dass von den 13<br />
Prozent Plus zur Jahresmitte bis Ende des Jahres vielleicht<br />
noch 4 bis 6 Prozent übrig bleiben. Und so ist nach dieser<br />
zwiespältigen Orgatec eigentlich nur eines sicher: Das<br />
Hoch der letzten Jahre ist vorbei. Und: Bei der nächsten<br />
Orgatec 2010 werden die Stände wieder deutlich kleiner<br />
ausfallen. <strong>Wulf</strong> <strong>Rabe</strong><br />
Kreis: Neue Schweiz-Spitze<br />
Nach 20 Jahren hat sich am 1. Oktober der Geschäftsführer<br />
des Küchenverbands Der Kreis in der Schweiz verabschiedet:<br />
Maximilian Oettl tritt kürzer und will in Zukunft Kreis-<br />
Chef Ernst-Martin Schaible<br />
beratend zur Seite stehen; darüber<br />
hinaus bleibt Oettl Delegierter<br />
des Verwaltungsrates von Der<br />
Kreis Schweiz. Als Geschäftsführer<br />
rückt nun Peter Achermann,<br />
39, nach. „Achermann hat sich in<br />
den vergangenen acht Jahren das<br />
Vertrauen der Mitglieder und der<br />
Leonberger Zentrale erarbeitet“,<br />
kommentiert Schaible. Mit welchen<br />
Aufgaben Achermann das<br />
getan hat, sagt Schaible nicht.<br />
Auch im Außendienst von Der<br />
Kreis Schweiz gab es zuletzt kleinere<br />
Veränderungen: Stef Roth,<br />
ehemals GVKL Allmilmö, übernahm die Betreuung der Mitglieder<br />
in der deutschsprachigen Schweiz; Oettl-Tochter<br />
Vanessa Oettl darf mittlerweile neben der französischen<br />
Schweiz auch die italienische betreuen.<br />
Darf nach oben:<br />
Peter Achermann (Der Kreis/Schweiz)<br />
Whirlpool: Stellenabbau<br />
Wo kein Haus, da auch kein Hausgerät. Auf diese schlichte<br />
Formel lassen sich die neuesten Bekanntmachungen<br />
des weltweit größten Hausgeräte-Herstellers Whirlpool<br />
Inc., Benton Harbour, bringen, die der CEO Jeff M. Fettig<br />
am 28.10. in Reaktion auf die Immobilien-/Finanzkrise ver-<br />
12<br />
meldete. Im dritten Quartal gab es einen Gewinneinbruch<br />
um 7% von 163 Mio auf 130,1 Mio US $. In Nordamerika<br />
sei damit zu rechnen, dass 10% weniger Geräte verkauft<br />
würden; in Europa seien dies voraussichtlich 3-4%. Vor<br />
diesem Hintergrund und angesichts gestiegener Rohstoffpreise,<br />
hat sich Whirlpool entschlossen, insgesamt 5.000<br />
Stellen zu streichen. Für Europa präzisiert der verantwortliche<br />
Chef, Dr. Marc Bitzer: „Konkret gehen wir in Europa<br />
von über 1000 Stellen über die nächsten 12 Monate aus.“<br />
Inwieweit die deutsche Niederlassung von Whirlpool, die<br />
Bauknecht Hausgeräte GmbH, Stuttgart, davon betroffen<br />
sein wird, vermag noch niemand zu beziffern. „Ende<br />
November“ so Giuseppe Genelett von der Europa-Zentrale<br />
in Comerio, „werden wir Genaueres bekannt geben“.<br />
Zum Teil sind auch schon Streichungen – wie im Trocknerwerk<br />
Amiens mit 153 Stellen weniger – darin enthalten.<br />
„Aus diesem Grunde können wir Ihnen derzeit keine<br />
genaueren Details für einzelne Standorte geben“, so Bitzer<br />
weiter. Es werde allerdings nach derzeitigem Stand „keine<br />
Standortschließungen geben,“ ist Fettig bemüht, die<br />
Gemüter zu beruhigen.<br />
Lutz: Ab ins Ikea-Land<br />
Die österreichischen Möbelbrüder Andreas und Richard<br />
Seifert werden bald im Ikea-Mutterland ankommen: Bis<br />
Mitte 2010 soll ein 25.000 qm großer Pilotshop am Stadtrand<br />
von Malmö eröffnen. Geplant ist offenbar das gesamte<br />
XXXLutz-Sortiment zu zeigen – von Möbel bis Deko.<br />
Nicht ausgeschlossen ist, dass dem Piloten auch weitere<br />
Häuser folgen. Ob der durchaus auf gelb-blau eingeschworene<br />
Schwede zukünftig die XXXL-Nummer ansteuert,<br />
wird spannend zu beobachten sein. Die Attacke im<br />
eigenen Heimatmarkt dürfte in der Ikea-Zentrale jedenfalls<br />
mit Interesse zur Kenntnis genommen werden. Darüber<br />
hinaus will die Lutz-Gruppe in den nächsten Jahren fünf<br />
bis zehn weitere Einrichtungshäuser in Westeuropa bauen.<br />
Für Mitte 2009 steht bekanntlich die 45.000 qm große<br />
Neueröffnung in München-Aschheim an.<br />
Cor: <strong>Design</strong>preis für Lava<br />
Wenn <strong>Design</strong>er Steffen Kroll über die Zukunft des Wohnens<br />
spricht, wird es schon mal abenteuerlich: Die klassische<br />
Aufteilung des Wohnraums in Küche, Bad, Wohn-, Schlaf-,<br />
Esszimmer – das sei doch langweilig, sagte er im Frühling<br />
bei der Präsentation der Wohnvisionsausstellung Fantastic<br />
Fusion bei Casamöbel in München. Das Sitzen auf bequemen<br />
Polstermöbeln nann te er „Nachkriegsergonomie“, das,<br />
was die Menschen wieder faszinieren könne, sei das Verschmelzen<br />
von herkömmlichen Produktwelten: von Polster<br />
über Kasten bis Esstisch! Zumindest in den Gremien des<br />
<strong>Design</strong>preises der Bundesrepublik Deutschland (Vertreter<br />
der Wirtschaftsministerien der Länder und des Bundes)<br />
sehen sie das offenbar ähnlich. Und so kann sich der Hallenser<br />
Kroll, zusammen mit seiner Partnerin Kirsten Hoppert<br />
als Studio Vertijet aktiv, über eine sehr renommierte<br />
Auszeichnung freuen. Im Jahr 2009 wird ihr Polstermöbel<br />
Lava, 2007 zum ersten Mal von Cor auf der IMM Cologne