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Calvin im rechten Licht - Martin Bucer Seminar

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InhaltsverzeichnisEinleitung..........................................................................................3Legenden um <strong>Calvin</strong>..........................................................................4<strong>Calvin</strong>s Charakter..............................................................................6<strong>Calvin</strong>s Lehre................................................................................... 11<strong>Calvin</strong>s Machtausübung.................................................................. 15<strong>Calvin</strong>s Einfluss...............................................................................23Schluss.............................................................................................27Anmerkungen..................................................................................29Über den Autor................................................................................ 31Studienzentren.................................................................................32Impressum.......................................................................................331. Aufl. 2012


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong><strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>Neue BiografienAmélie Kruse-RegnardEinleitungKaum eine kirchengeschichtlichePersönlichkeit ist über die Jahrhunderteso verungl<strong>im</strong>pft worden wie Johannes<strong>Calvin</strong>. Als einziger noch lebender „großerReformator“ zu Beginn der Gegenreformationwurde er zur Zielscheibeeiner strategischen Diffamierung: SeinEinfluss sollte zurückgedrängt oder garausgelöscht werden. Oft lieferten Männer,die sich mit <strong>Calvin</strong> überworfenhatten oder seine theologischen Ansichtenbekämpften, das Material für dieVerleumdung. So hielt sich über Jahrhundertedas negative Bild eines „Papstesvon Genf“, ohne auf anerkanntenhistorischen Tatsachen zu beruhen.Wer war <strong>Calvin</strong> nun wirklich? Wiewird der Reformator in der heutigenGeschichtsschreibung dargestellt?Aus den vielen Biografien, die pünktlichzum <strong>Calvin</strong>-Jahr auf dem Markterschienen, liegen nun drei dieserArbeit zugrunde. Erstens die großeArbeit des Geschichtsprofessors ausLyon: Yves Krumenacker. 1 Er ist einSpezialist der Geschichte des Protestantismusvom 16. bis zum 18. Jahrhundert.Der Untertitel „Au-delà des légendes“(„Jenseits der Legenden“) verrät dieBemühung um eine objektive und sachlicheDarstellung. Das Werk bietet dieSumme der verfügbaren Informationenund versucht, die Quellen stets in ihrerChronologie zu deuten, um jeden Anachronismuszu vermeiden. Das umfassendeWerk bietet einen säkularen,aber <strong>im</strong>mer respektvollen Blick auf dieFragen des Glaubens. Zweitens die Biografiedes Literaturwissenschaftlers undTheologen Pierre Janton. 2 Dieser kommentiertund bespricht etliche Zitate<strong>Calvin</strong>s und versucht dadurch, inhaltlicheZusammenhänge zu verdeutlichen.Er beleuchtet die theologische D<strong>im</strong>ensionund wagt persönliche Kommentare.Seine Einhaltung der Chronologieist nicht so sauber, was manchmal einwenig verwirrend ist, weil man nichtweiß, von welcher Zeit er spricht. BeideWerke st<strong>im</strong>men meistens überein, sieergänzen sich, ohne sich wirklich zuwidersprechen, und bieten eine hervorragendewissenschaftliche Grundlagemit vielen Literaturangaben und Stichwortregistern.Drittens das Werk desJournalisten und Pastors Éric Den<strong>im</strong>al. 3Er geht einen ganz anderen Weg. SeineBiografie ist eine lebendige und doch gutrecherchierte Nacherzählung des Lebens<strong>Calvin</strong>s. Als Erzähler stellt er nicht verschiedeneHypothesen dar, sondern entscheidetsich für die eine oder andere:Der Mensch wird greifbar lebendig –wie er vielleicht war. Das Buch, das sichTheologische Akzente 3


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>die unter der Ungewissheit der katholischenFrömmigkeit gelitten und sichder Reformation angeschlossen haben!Vater und VaterfigurenVon <strong>Calvin</strong>s Vater Gérard Cauvinwissen wir wenig. Laut katholischerPolemik wird er als Jurist geschätzt,aber auch als habgierig und schelmischbezeichnet: ein typischer Jurist nachden damaligen Klischees – und nachden heutigen! Der amerikanische HistorikerBrouwsma betont die schwierigeBeziehung zwischen Vater und Sohn:Während <strong>Calvin</strong> die Herzlichkeit inseiner Pflegefamilie Montmor erwähnt,schreibt er nichts dergleichen überseinen Vater. Er akzeptiert die Entscheidungseines Vaters, aus ihm einenJuristen statt eines Priesters zu machen,denn Juristen verdienen besser. Söhnemüssen ihren Väter gehorchen, so hat esGott festgelegt. Auch die Beschreibungder letzten Krankheit seines Vaterswirkt kühl und distanziert. Könnenwir aber diese nicht vorhandene Wärmeund Herzlichkeit wirklich bewerten, ineiner Gesellschaft, wo Gefühle nichtformuliert wurden? Auch hier ist großeVorsicht angebracht.Andererseits scheinen GuillaumeFarel und <strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> wie Ersatzväterfür <strong>Calvin</strong> gewesen zu sein. Farel überzeugtihn quasi, gegen seinen Willenin Genf zu bleiben, 12 um die dortigeReformation zu festigen. Mit ihm stehter sein Leben lang in brieflicher Verbindung,er ist es, der auch eine Fraufür <strong>Calvin</strong> suchen soll. <strong>Bucer</strong> n<strong>im</strong>mtihn nach seinem „Genfer Schiffbruch“in Straßburg auf und vertraut ihmdie französische Gemeinde an. Er fördertseine Lehrbegabung und gibt ihnschließlich für Genf wieder frei.Die BekehrungDer Begriff der Bekehrung ist <strong>im</strong> 16.Jahrhundert verbreitet. Damalige Wörterbücherdefinieren sie als Umkehr zuGott, Umkehr zum wahren Glauben.Damit ist eine moralische Abwendungvom sittenlosen Leben gemeint. SchonIgnatius von Loyola und Theresia vonAvilla rufen zu einer Bekehrung desHerzens auf: Nur ein Bekehrter ist einechter Christ. Der Sinn eines Übertrittsvon einer christlichen Konfession zueiner anderen ist für <strong>Calvin</strong> abzulehnen:Wie hätte er sich zum Protestantismusbekehren können, wo es diesenweder als festes Glaubensbekenntnisnoch als Kirche gab?<strong>Calvin</strong> spricht <strong>im</strong> Vorwort zu seinemPsalmen-Kommentar von seinerBekehrung: Gott habe ihn durch eineplötzliche Bekehrung gezähmt und ausdem Schlamm des papistischen Aberglaubensherausgeholt. 13 Er distanziertsich von seinem früheren Wandel undbeschreibt die Änderung seines Lebens.Auch in seiner Institutio erwähnt erdie Bekehrung <strong>im</strong> Allgemeinen: Siegeschieht durch die Gnade des HeiligenGeistes und nicht aus dem Willendes Menschen. Gott verändert das Herzund den Willen. 14 Hier wird sie nichtals Ereignis, sondern eher als Prozessgeschildert.Theologische Akzente 7


Amélie Kruse-RegnardWann genau die Bekehrung <strong>Calvin</strong>sgeschah, ist umstritten: Die späteErzählung des Psalmen-Kommentarswird manchmal mehr theologisch alsbiografisch bewertet. Sie ermöglichtauf keinen Fall eine genaue Datierung:Die Bekehrung muss zwischen demAbbruch des Theologiestudiums (1526oder 1528) und der Flucht nach Baselliegen (1535). 1533 hält der Rektor derPariser Universität Nicolas Cop, einFreund von <strong>Calvin</strong>, eine Rede zumAnfang des Studienjahres: Ihr Inhalt,ganz <strong>im</strong> Stil der „Évangéliques“ 15 , prangertdie Missstände der Kirche an undzitiert lange Abschnitte von Luther überdie Rechtfertigung allein aus Gnaden.Die Aufregung ist so groß, dass Copnach Basel fliehen muss. Es ist nichtklar, ob <strong>Calvin</strong> die Rede seines Freundesgeschrieben hat oder ob nur eineZusammenarbeit, eine freundschaftlicheBeeinflussung stattgefunden hat.Fest steht, dass durch dieses Ereignis<strong>Calvin</strong> zum ersten Mal in Verrufkommt: Sein Z<strong>im</strong>mer wird durchsuchtund er muss fliehen. In den nächstenMonaten besucht er verschiedeneFreunde und Gönner in Frankreich. ImSommer 1534 verkehrt er in Paris mitÉvangéliques, Lutheranern und sogarin Kreisen, die eine klare Trennung vonRom wollen: Libertiner, Quintinisten,Anabaptisten.Die Ereignisse Ende 1533 undAnfang 1534 scheinen ihn überzeugt zuhaben, nicht in der Kirche bleiben zukönnen. Weder der Humanismus nochder Katholizismus können ihn befrieden,durch die „Évangéliques“ hat er dieBibel entdeckt: In Gottes Wort hat erdie Erlösung gefunden. Seine Lektürevon Luther, Melanchthon, <strong>Bucer</strong> undZwingli und seine Gespräche mit Radikalenhaben ihm die Augen geöffnet: Ergibt die Hoffnung auf, dass Rom, mitseiner Vermischung von Traditionenund Geboten, sich von innen herausverändern könnte. Die Trennung vonRom sieht er als unausweichlich an,und das markiert den Abschluss derBekehrung des Reformators.FreundschaftenGegen das traditionelle Bild eineskühlen und gefühllosen Menschensprechen die vielen Freundschaften,die <strong>Calvin</strong> zeitlebens pflegte. Allerdingsüberdauern nur die Freundschaften,wo gemeinsame Überzeugungengeteilt werden, denn <strong>Calvin</strong> lässt keinenWiderspruch gelten, und wer mitihm nicht übereinst<strong>im</strong>mt, verliert seineFreundschaft.(a) Du TilletLouis du Tillet in Angoulème ist einerder Freunde, zu dem <strong>Calvin</strong> nach derRede von Cop geflüchtet ist. Hier findet<strong>Calvin</strong> Ruhe, er schreibt Predigten fürdie Priester der Umgebung, verkehrtmit Befürwortern der Kirchenreformund liest in der großen Bibliothek deradligen Familie. Sein Freund begleitetihn <strong>im</strong> Januar 1535 auf der Flucht nachBasel, später auch nach Ferrare (1536)und nach Genf. Ende 1537 kehrt DuTillet in seine He<strong>im</strong>at zurück und hältsich wieder zur katholischen Kirche.8MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>Die Freundschaft scheint betrübt zusein. Aus der Zeit nach Genf ist uns einscharfer Briefwechsel erhalten: Du Tilletbezweifelt die Eignung <strong>Calvin</strong>s alsPastor, er bezichtigt ihn, aus „fleischlichemund ehrgeizigem Begehren“ nachStraßburg gehen zu wollen. Er wirftihm vor, „sein Urteil mit dem Gotteszu verwechseln“ 16 . Hier kommt viel Verbitterungzum Vorschein: Anscheinendwar der 29-jährige <strong>Calvin</strong> nicht nurscheu und zurückgezogen, sondern auchunnachgiebig, wenn es um die Theologieging. Diese Vorwürfe Du Tillets trafen<strong>Calvin</strong> in einer verletzlichen Zeit nachdem Misserfolg in Genf, so dass er sichmit Härte rechtfertigen musste.(b) Nikodemiten:Duchemin und RousselWährend seines Aufenthalts in Ferrareschreibt <strong>Calvin</strong> zwei Briefe an alteFreunde, die Epistolae Duae. Darinbezeichnet er reformierte Christen, dieaus Bequemlichkeit oder Angst in derKatholischen Kirche bleiben, als Nikodemiten,nach dem jüdischen SchriftgelehrtenNikodemus, der Jesus nur in derNacht befragte (Joh 3). Der erste Briefgeht an Nicolas Duchemin, einen derengsten Freunde <strong>Calvin</strong>s aus Orléans,der nun für den Bischof von Mans arbeitet.Darin bezeichnet <strong>Calvin</strong> die katholischeMesse und die katholischen Ritenals Götzendienst und Frevel und stelltseinen Freund vor die existenzielle Wahl,mit oder gegen Gott zu sein: Er sollaus der verdorbenen Kirche austreten.Der zweite Brief wendet sich an GérardRoussel, der gerade zum Bischof vonOloron ernannt wurde – Roussel, den erso bewundert hat und von dem er so vielgelernt hat. Dieser ist es, der ihm beigebrachthat, dass der Mensch durch denGlauben gerechtfertigt wird, dass es nurein Opfer gibt, dass der Christ durch denHeiligen Geist mit Gott vereint ist. Dieseneinst bewunderten Lehrer greift <strong>Calvin</strong>an: Was ist frevelhafter als die Messe?Wie kannst du Priester in diese verbrecherischenZeremonien einweihen? Wiekann er als Bischof <strong>im</strong> Schoß der Kirchebleiben? Für <strong>Calvin</strong> ist es unannehmbar,so dass er Roussel das Christseinabspricht. Diese Briefe markieren denBruch mit den „Évangéliques“.(c) In GenfIn Genf ist <strong>Calvin</strong> von treuen Freundenumgeben, mit denen er herzlicheBeziehungen pflegt. Das sind die Witwevon Budé mit ihren erwachsenen Kindern.Über den Sohn Jean schreibt <strong>Calvin</strong>1564: „er ist einer meiner engstenFreunden, ein Mann, auf den man sichbis ans Ende verlassen kann“. Oder auchLaurent de Normandie, der nach Genfgeflüchtet ist: Beide Männer stammenaus Noyon und erleiden fast zeitgleichden Tod ihrer Frauen. Laurent de Normandieverlegt sämtliche Werke von<strong>Calvin</strong> und organisiert den Vertriebdurch ganz Frankreich. Zu diesem Kreiskann man auch Galeas Caracciolo zählen,ein adeliger Napolitaner, der wegenseiner religiösen Überzeugungen fliehenmusste. Er war Ältester der italienischenGemeinde und später auch in der GenferGemeinde. Auch zu seinem HausarztBenoit Tessier verbindet <strong>Calvin</strong> eineTheologische Akzente 9


Amélie Kruse-Regnardherzliche Beziehung. Er widmet ihmseinen Kommentar über den 2. Thessalonicherbriefund bringt seine Dankbarkeitzum Ausdruck: Tessier hat keineMühe gespart, um sowohl ihn als auchseine Frau auf beste Weise zu behandelnund ihre Schmerzen zu lindern. 17IdeletteMit 30 Jahren beginnt <strong>Calvin</strong>, an Ehezu denken. Seinem Freund Farel schilderter seine Wünsche: Die Frau soll ehrbarund folgsam sein, dem Luxus absagen,sparsam und geduldig sein. 1540heiratet er Idelette de Bure, die Witweeines belgischen Anabaptisten, der durch<strong>Calvin</strong> konvertierte. Sein ursprünglichesZiel war es, eine „Diensterleichterung“zu finden, aber schließlich haben Liebeund Achtung seine Ehe gekennzeichnet.Das erfahren wir aus den Briefen <strong>Calvin</strong>san Viret und Farel: Sie war seine perfekteGefährtin, sie wäre ihm überall hingefolgt, sowohl ins Exil als auch in denTod, sie hat ihn <strong>im</strong>mer in seinem Dienstunterstützt, sie hat ihn nie für sich oderfür ihre Kinder aus erster Ehe bemüht.Eine Anekdote spricht für die Qualitätihrer Beziehung. 18 Als <strong>Calvin</strong> sie wenigeTage vor ihrem Tod beruhigen wollte,dass er sich um ihre Kinder gut kümmernwürde, erwiderte sie: „Ich habe siedem Herrn anvertraut“. Da sagte er, daswürde ihn nicht hindern, sich um sie zukümmern. Da antwortete sie: „Ich weiß,dass Du das nicht vernachlässigen wirst,was Du dem Herrn anvertraut weißt“!Trauer, Schmerz und VerfolgungAuch als Erwachsener erlitt <strong>Calvin</strong>den Tod geliebter Menschen: Sein SohnJacques starb mit nur wenigen Wochen,seine Frau Idelette nach nur 9 JahrenEhe. In all dem hält er am Glauben fest.Der Tod seines Sohnes sei eine schl<strong>im</strong>meund bittere Wunde, aber „Gott ist unserVater; er weiß, was für seine Kinder gutist“, schreibt er an Viret ein paar Wochenspäter. 19 Auch der Tod seines Mitstreiterder ersten Stunde in Genf, des blindenalten Pastors Couraud betrübt ihn sehr.Sein Schmerz hindert ihn, sich einerBeschäftigung zu widmen und quält ihnnachts. 20Häufige Migränen, schmerzhafteHämorrhoiden, Koliken, Gicht undNierensteine: Krankheit und Schmerzbegleiten <strong>Calvin</strong> durch das ganze Leben.Schlechte Essgewohnheiten – er isstmeistens nur abends –, Überarbeitungund zu wenig Schlaf machen seineGesundheit nicht besser. Es erstauntdaher nicht, dass <strong>Calvin</strong> sich in seinenWerken mit Krankheit und Schmerzauseinandersetzt. In der Institutio von1559 lehrt er, dass Schmerz den Hochmutzerschlägt und dem Menschen seineOhnmacht bewusst macht. Durch denSchmerz lernt der Mensch, Gott anzuflehenund ihm zu gehorchen. Im Leidsoll er seine Vergangenheit überprüfenund bereit sein, vom züchtigenden Vaterzu lernen. Auch die vielen Predigten überdas Buch Hiob zeigen, dass der Gläubigelernen soll, sein Leid anzunehmenund dennoch <strong>im</strong> Glauben auszuharren.Als 1543 die Verfolgung in Frankreichzun<strong>im</strong>mt, greift <strong>Calvin</strong> wiederholt zur10MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>Feder, um seine Glaubensgeschwisterzur Trennung von der römischen Kircheaufzufordern. 21 Sie sollen Kompromissbereitschaftund Furcht ablegen.Nur ein „neuer“ Christus wäre mitBequemlichkeit und Sicherheit zu vereinbaren.Die Hingabe kann nicht nurgeistlich sein, sie betrifft auch unserenKörper. Man kann nicht äußerlich derKirche angehören und unterschwelligmit Christus vereint sein. Wer ihmvorwirft, er könne aus der Weite leichtreden, dem antwortet er, er sei bereit,Gott mit seinem Blut zu ehren wie jetztmit seiner Feder.<strong>Calvin</strong> versteht Krankheit undSchmerz als Anfechtung: Es gehtdarum, Gehorsam zu bleiben und sichGott, <strong>im</strong> Leben und Sterben anzuvertrauen.Gerade wenn Gott fern scheint,triumphiert der Christ über Satan,wenn er dennoch vertraut und die Verheißungenfesthält. So wie <strong>Calvin</strong> denVerfolgten Unterordnung predigte, son<strong>im</strong>mt er in den letzten Jahren seinkörperliches Leiden an. Ohne Klageund Rebellion, gegen den Widerstandvon Verstand und Körper hält er an derLiebe Gottes fest.Sein polemischer Schreibstil<strong>Calvin</strong> ist heute als Gründer einerKonfession bekannt und weniger alsgroßer Schriftsteller, dennoch schätztenseine Zeitgenossen seinen Schreibstil.Schon Bossuet lobte seine klare undgenaue Sprache und erwähnte seineaußerordentliche Heftigkeit. Wie zuseiner Zeit weitgehend üblich, suchte<strong>Calvin</strong> seine Gegner mit einem sehrpolemischen Stil zu disqualifizieren.Das hatte er in seiner humanistischenAusbildung gelernt, nach den Vorbildernvon Juvenal, Horacio, Tertullian,Chrysostomos oder Augustinus.Aber auch die Predigt seiner Zeit istsehr lebendig, derb sogar, mit vielenAngriffen auf die Geistlichen. <strong>Calvin</strong>verschont seine Hörer nicht: Wie dieSchrift die Wahrheit hinausschreit, sosoll es auch der Prediger machen. Wieein Prophet muss er Blindheit undSturheit entlarven. Seine Angriffe zielenmeistens auf die katholische Kircheund ihre Geistlichen, aber auch auf alleseine Feinde: Nikodemiten, Anabaptisten,Libertiner. Seine Kampfrede ist oftskatologisch, mit sexuellen Andeutungen,verwendet tierische Vergleiche undpersönliche Demütigungen. Allerdingsdiente auch die schl<strong>im</strong>mste Besch<strong>im</strong>pfungder Offenbarung der Wahrheit.Als Prediger will <strong>Calvin</strong> die Herzenberühren, deshalb n<strong>im</strong>mt er kein Blattvor den Mund, aber <strong>im</strong> Vergleich zuMarcourt, Viret oder Beza ist er <strong>im</strong>mergehalten und sich seines pädagogischenZieles bewusst. Er weiß, dass in jedemvon uns ein Libertiner oder ein Nikodemitwohnt, und ruft alle auf, sichermahnen zu lassen. 22<strong>Calvin</strong>s LehrePrädestinationDas Evangelium wird nicht überallgleich häufig gepredigt und nichtüberall gleich angenommen. Nichtalle Menschen folgen Christus. DieTheologische Akzente 11


Amélie Kruse-RegnardBegründung dafür liegt in der gehe<strong>im</strong>nisvollenErwählung Gottes. Gotterwählt, wen er will, zu seiner eigenenVerherrlichung. Diese souveräne EntscheidungGottes beruht nicht auf denVerdiensten der Menschen, sondernlag schon vor der Erschaffung der Weltfest – nach Eph 1,4–6. Die Erwählungkann ungerecht erscheinen, auch<strong>Calvin</strong> räumt das ein, aber Gott schuldetuns nichts und muss sich vor unsnicht rechtfertigen. Wer dem Ruf Jesufolgt und <strong>im</strong> Vertrauen zu ihm bleibt,kann seiner Erwählung gewiss sein. Fürihn bewirkt die Lehre der ErwählungGewissheit, Demut und Dankbarkeit.Für den Ungläubigen existiert das Problemnicht.<strong>Calvin</strong> warnt aber davor, die Prädestination(= Vorherbest<strong>im</strong>mung) verstehenzu wollen. Wer es wagt, wird nie„seine Neugierde sättigen“ und betritt„ein Labyrinth ohne Ausgang“ (InstitutioIII, 21,1). Diese Lehre wurde langeals das Hauptmerkmal des <strong>Calvin</strong>ismusangesehen, obwohl <strong>Calvin</strong> selbst sielediglich als die logische Konsequenzseiner Soteriologie und seiner Anthropologiesah. Wenn der Mensch keinerleiFreiheit hat und allein aus Gnadengerechtfertigt wird, kann die Erwählungeiniger und die Verdammnis anderernur in dem ge<strong>rechten</strong> Willen Gottesbegründet sein. Prädestination scheintfür den Reformator keinen besondershohen Stellenwert gehabt zu haben,denn er behandelt sie z. B. nicht <strong>im</strong>Katechismus. Doch <strong>im</strong> Laufe der Jahrewurde er durch die Polemik veranlasst,diese Frage in den verschiedenen Auflagender Institutio und in seinen Streitschriftenmehr und mehr zu entfalten. 23Es scheint eher Theodor Beza gewesenzu sein, der in seinem Werk Tabulapraedestinationis (1570) die Lehre derdoppelten Erwählung – zur Errettungoder zur Verdammnis – zum Zentrumder calvinistischen Theologie gemachthat. 24 <strong>Calvin</strong> wird missverstanden,wenn die Prädestination als Fatalismusgleichgesetzt wird: Er betonte sowohldie Souveränität Gottes als auch dieVerantwortung des Menschen. Wiekein anderer hat er der Ethik einenbreiten Raum gegeben. „Die Position,die die Prädestination auf Kosten derVerantwortung des Menschen betontund etwa Bekehrungsaufrufe deswegenganz ab lehnt, nennt man ‚Hypercalvinismus‘.Sie wurde vom klassi schen <strong>Calvin</strong>ismus<strong>im</strong>mer verworfen und findetbei <strong>Calvin</strong> keinerlei Anhaltspunkt.“ 25AbendmahlslehreDas Abendmahl hatte für <strong>Calvin</strong>einen hohen Stellenwert, wenn es auchauf Druck von Bern nur vierteljährlichund nicht wöchentlich, wie <strong>Calvin</strong> eswünschte, gefeiert wird. Das Abendmahlwird eine Woche <strong>im</strong> Voraus angekündigt,damit sich jeder vorbereitenkann.Die Liturgie ist feierlich und genaufestgelegt. Am Ende des sonntäglichenGottesdienstes, werden die Einsetzungsworteaus 1Kor 11 gelesen: Diesebürgen dafür, dass die Vereinigungmit Christus kein Gefühl, sondernein Handeln des Heiligen Geistes ist.12MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>Darauf folgt die Anrede an nicht reuigeSünder: Sie sollen sich vom Tischdes Herrn fernhalten. Dann wird denGläubigen die Lehre der geistlichenEinheit dargestellt: Christus bewirktdurch den Heiligen Geist in unserenSeelen, was er äußerlich an uns durchdiese sichtbaren Zeichen macht. DieChristen sollen ihre Herzen und Seelenerheben und sich verpflichten, christlichzu leben. Dann verteilt der Pastordas ungesäuerte Brot und die Ältestenden Wein. Das Abendmahl wird miteiner Danksagung und einem Segenabgeschlossen.In dieser Frage ist <strong>Calvin</strong> sehrbemüht, die verschiedenen Strömungender Reformation zu vereinen: SeinePosition liegt zwischen Zwingli undLuther. Um eine Einigung zu erzielen,betont er die geistliche Einheitmit Christus. In einem Text, der demConsensus Tigurinus 26 zugrunde liegt,vermeidet er alle extremen Formulierungen:Er verzichtet auf seinen geliebten„Einfluss des lebendigen FleischesChristi auf unsere Seelen durch denHeiligen Geist“ sowie auf „ein einfachesMahl <strong>im</strong> Gedenken Christi“. Erschließt jegliche irdische GegenwartChristi aus: Christus ist <strong>im</strong> H<strong>im</strong>melund wir können ihm nur durch denGeist und den Glauben begegnen. Brotund Wein sind das, was sie bedeuten,„nur als Gestalten“. Dieser Text, derden Zürchern entgegenkommt, entfesselteinen heftigen Streit mit denLutheranern, insbesondere Joach<strong>im</strong>Westphal. Auch nach Jahren konntekeine Einigung erzielt werden: Lutheranerund <strong>Calvin</strong>isten trennen sich<strong>im</strong>mer mehr, während Zwinglianerund die Erben von <strong>Calvin</strong> sich finden.GemeindezuchtDie Reformation wurde von dengebildeten sozialen Schichten unterstützt,während das „einfache“ Volk,das zu 90% aus Analphabeten bestand,weiterhin an Ritualen teilnahm. Vieleder alten Praktiken hielten sich: Allerheiligenwurde gefeiert, Heilige verehrt,Votiv-Bilder für Verstorbenen gespendet… Es war nicht genug, den Aberglaubenabzuschaffen, nun musste auchdie Bevölkerung „christlich“ leben.Die Hauptaufgabe der Reformatorenbestand also darin, die Volksmassenzu christianisieren, ihnen das VaterUnser, das Apostolische Glaubensbekenntnisund die Zehn Gebote beizubringen.Viele kennen die Gebete nurauf Latein und verstehen nicht, wassie sagen. Die wöchentlichen Predigtenund das Konsistorium sollen einenneuen Lebenswandel bewirken. Esgeht nicht darum, das Individuum zu„verbessern“ oder Verdienste zu sammeln,sondern darum, Gott <strong>im</strong> Lebenzu verherrlichen: Weil er heilig ist,soll auch das Volk, seine Braut, heiligsein. 1551 zählt man 36 Predigten proWoche für die ganze Stadt Genf – vielweniger als früher Messen gefeiert wurden.Die Anwesenheit wird durch dasKonsistorium kontrolliert, das sogardie Polizei bei nachlässigem Erscheineneinschalten kann. Das Konsistorium(franz. „Consistoire“) besteht aus Pasto-Theologische Akzente 13


Amélie Kruse-Regnardren und Ältesten der Stadt, es leitet dieGemeinde und wacht über Sitte undOrdnung. Es wurde nicht von <strong>Calvin</strong>,sondern von Bern <strong>im</strong> Zuge der Reformationeingeführt – wie in reformiertenStädten wie Zürich oder Straßburgüblich. Im Übrigen unterscheidensich die Ansprüche der Pastoren nichtwesentlich von denen des Stadtrates,der in der Abwesenheit <strong>Calvin</strong>sGesetze gegen Unmoral veröffentlichthatte. Aus den Registern erfahren wir,dass jährlich 6–7% der Bevölkerungvorzitiert und ermahnt wurden. DasKonsistorium prüft, ob die Gläubigenihre Gebete und Glaubensbekenntnissekennen, und stellt Sünder zur Rede. Eserteilt Verwarnungen und Strafen. Oftgreift <strong>Calvin</strong> den Angeklagten heftigan, damit er seine Sünde gesteht. DerSchuldige wird zwar bestraft, aber ererhält Gottes Barmherzigkeit, wenn erwillig ist, sich der Kirche wieder einzugliedern.In den 1560er Jahren wurdenca. 300 Personen exkommuniziert –das heißt für eine begrenzte Zeit vomAbendmahl ausgeschlossen – die Stadtzählte damals etwa 20.000 Einwohner.Die Gründe dafür waren sexuelleUnmoral, Streit, Gotteslästerung undRebellion gegen das Konsistorium.Diese Vorrichtung zur Bildung undKontrolle wirkte langsam: Ehebruch,geschlagene Ehefrauen, Aberglaube,Gotteslästerung und Unwissenheit hieltenan. Die Register des Konsistoriumsbezeugen, dass der Alltag der Masse derBevölkerung nicht <strong>Calvin</strong>s Ansprüchengenügte; und dennoch bleibt diese harterkämpfte Disziplin nicht ohne Wirkung:Die Verbannten aus Frankreich,Italien, England und Spanien verbreitetenden Mythos des reformiertenGenf in alle Welt. Moderne Historikersprechen von einem Disziplinierungsprozesszwischen dem 16. und dem 18.Jahrhundert. Staat und Kirche verbindensich, um widerspenstige Rebellenzu bezwingen. Allerdings scheint inGenf ein Großteil der Bevölkerung derchristlichen Dogmatik zuzust<strong>im</strong>men.Jeder Christ hat die Verantwortung,seinen Nächsten wegen Sünde zurechtzuweisen,wenn das nicht reicht, sollteer den Pastor benachrichtigen. Wennauch dessen Ermahnung die Buße nichtbewirkt, muss der Schuldige vor demKonsistorium vorgeladen werden. <strong>Calvin</strong>begründet die Strenge der Gemeindezuchtnicht mit der Moral, sondernmit der Ehrfurcht vor dem Heiligen,besonders mit der Ehrfurcht vor demAbendmahl: Keiner soll unwürdig amSakrament teilnehmen, durch das derGläubige zur geistlichen Einheit mitChristus wird. Wer nicht bemüht ist,Christus nachzufolgen, der verseucht,was Gott geheiligt hat: Dieser Frevelist unerträglich und zieht Strafen nachsich. Ehrfurcht vermengt sich also mitFurcht: Der Zorn Gottes, der sowohlauf den Schuldigen, aber auch auf dieGemeinschaft einstürzen würde, mussabgewendet werden.MissionDie Reform hat in Genf Fuß gefasst,<strong>Calvin</strong> und viele seiner Landsleutehaben viel dafür getan. Sie vergessenaber ihre He<strong>im</strong>at nicht und versuchen,14MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>über die französische Reformation Einflusszu nehmen. Die Stadt am Lemanist zu einem wichtigen Verlagszentrumgeworden: Zwischen 1551 und 1564werden 527 Bücher herausgegeben. EinViertel der nach Frankreich exportiertenBücher besteht aus <strong>Calvin</strong>s Schriften,dann kommen auch Neue Testamente,Bibeln, Psalter und Texte vonViret und Beza hinzu: Die Botschaft<strong>Calvin</strong>s verbreitet sich in gedruckterForm durch das ganze Land. Ab 1555wenden sich die ersten reformiertenGemeinschaften mit der Bitte umeinen Pastor nach Genf. Mindestens200 Männer werden nach Frankreichgeschickt. <strong>Calvin</strong> unterhält sehr vielebriefliche Kontakte, er will Irrlehrenwehren und die Entwicklungen kontrollieren:Die kleinen Gemeinden sollensich nicht selbst organisieren, sonderndem Genfer Modell entsprechen– was nicht ohne Konflikte bleibt.Was die Weltmission angeht, ist <strong>Calvin</strong>zurückhaltend. Während FranzXaver nach Indien reist (1541) undkatholische Missionare in die neueWelt, interessiert sich der Genfer nichtfür diese fernen Länder. Erst <strong>im</strong> 18. und19. Jahrhundert nehmen reformierteKirchen den Missionsgedanken auf.<strong>Calvin</strong>s MachtausübungSelbstverständnis<strong>Calvin</strong> ist kein Pfarrer. Als er sich derReformation zuwendet, hat er geradeseine Ausbildung als Jurist abgeschlossen.Den<strong>im</strong>al lässt ihn sagen: „Ich fühlemich vor Menschenmassen unwohl.Meine Zunge ist nicht geschickt; ichkann meine Ideen nur durch die Federentfalten.“ 27 Tatsächlich erweist <strong>Calvin</strong>seinen ersten Dienst für die Reformationals Schriftsteller. Aus dem Vorwortzur ersten Ausgabe der Institutiokönnen wir seine Ziele feststellen: Ermöchte geistliche Unterweisung gebenund die Glaubenslehre der „Évangéliques“und anderer Protestanten vorKönig Franz I. und vor aller Welt verteidigen.Auch der Titel deutet daraufhin: Institutio verweist auf lateinischeLehrbücher von Justinian, Quintillianoder auch von Humanisten wie Erasmusund Melanchthon. Es handelt sichalso in erster Linie um einen lateinischenKatechismus. Dieser Eindruckwird noch dadurch bestärkt, dass er inden ersten vier Kapiteln der Aufteilungdes Kleinen Katechismus von Lutherfolgt: Zehn Gebote, Glaubensbekenntnis,Gebet und Sakramente. Die letztenzwei Kapitel über falsche Sakramenteund christliche Freiheit sind als Apologiedes wahren Glaubens zu verstehen.Durch seine Klarheit und Genauigkeitwurde das Buch schnell zum Bestseller.Anfang 1537 war es schon vergriffen:Hier erweist sich <strong>Calvin</strong> als Gelehrter,der die Heiligen Schriften rechtauslegt. Aus dem kurzen Katechismuswurde ein monumentales Meisterwerk.24 Jahre lang überarbeitete <strong>Calvin</strong> seinWerk mit <strong>im</strong>mer neuen Ergänzungenund Verbesserungen: Aus 6 Kapitelnwurden vier Bände mit 84 Kapiteln!Allmählich gewinnt <strong>Calvin</strong> anSelbstsicherheit. Er versteht sich <strong>im</strong>mermehr als Prophet Gottes: Schon 1537 inTheologische Akzente 15


Amélie Kruse-Regnardden Briefen an Duchemin und Rousselbezeichnet er sich mit einem Zitat ausHezekiel als „Prophet unter ihnen“. Erselbst will in den Hintergrund tretenund nur als Sprachrohr Gottes dienen.Später um 1550 in den Machtkämpfenmit den Libertinern in Genf verteidigter sich: „Manch einer behauptet, ichwäre nicht Jeremias, es st<strong>im</strong>mt. Aberauch ich bin Träger desselben Wortes,das dieser verkündigte.“ 28 Angesichtsdes Widerstandes gegen die Gemeindezuchtprotestiert <strong>Calvin</strong>, dass er nichtirgendwelche menschliche Gesetzepredigt, sondern das Wort Gottes. Werihm widersteht, lehnt sich also gegenGottes Ordnungen auf.Für <strong>Calvin</strong> sind Kompromisse unerträglich.Dies erklärt seinen Widerstandgegen das Augsburger Inter<strong>im</strong> 1548und die Kolloquien von Worms (1557)und Poissy (1561), wo eine Einigungzwischen Protestanten und Katholikenerstrebt wurde. Die Wahrheit desWortes Gottes darf nicht verunreinigtwerden.Kirche und StaatDurch seine Funktionen als Gemeindeleitererkennt <strong>Calvin</strong> die Notwendigkeitder Sichtbarkeit der Kirche undentfernt sich <strong>im</strong>mer mehr von Luther,der die unsichtbare Kirche lehrt. Darausergeben sich die Notwendigkeitder Gemeindezucht und die Spannungzwischen kirchlichen und staatlichenAutoritäten. Als Bedingung für seineRückkehr nach Genf hatte 1541 <strong>Calvin</strong>auf der Aufstellung einer Kirchenordnungbestanden. 29 Diese „OrdonnancesEcclésiastiques“ regelten die gesamtekirchliche Organisation: Wahl der Pastoren,Beschreibung ihrer Aufgaben,Liturgie der Taufe und des Begräbnissesund vieles mehr. Sie legten dieHäufigkeit des Abendmahls fest undbefahlen die kirchliche Unterweisungder Kinder. Diese Kirchenordnung gabder Kirchenleitung freie Hand in Bezugauf die Exkommunikation und auf diePastoren-Ernennung. Im Gegenzugverzichteten die Pastoren auf jeglichepolitische Macht: Sie durften keinerleizivile Strafen auferlegen.1543 gab es den ersten Konflikt, alsder Senat sich das Recht zur Exkommunikation(und zur Wiedereingliederung)vorbehalten wollte. <strong>Calvin</strong> wiesauf die Absprachen hin und drohte mitseiner Kündigung. In den nächsten Jahrenverschärfte sich der Konflikt, da dieangesehenen Libertiner nicht <strong>Calvin</strong>sStrenge akzeptierten: Mit dem Volkmöge er so umgehen, aber dass auchsie als Mitglieder der Stadträte undreiche Bürger der Stadt zurechtgewiesenwurden, das wollten sie nicht hinnehmen.Bis zur Flucht der Libertiner1555 musste <strong>Calvin</strong> hart kämpfen undauf sein Recht pochen, den Ausschweifendendas Abendmahl zu verweigern,seien sie noch so mächtig!Ein Teil des Widerstandes kommtauch von den Pastoren: Diese genügennicht den moralischen und intellektuellenAnforderungen <strong>Calvin</strong>s: Vielewerden wegen Unzucht, Gewalt, Sauferei,Geldspiel und Betrug verurteilt.Von 31 Pastoren <strong>im</strong> Kanton Genf zwi-16MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>schen 1539 und 1546 wird die Hälfteentlassen und andere werden aufs Landgeschickt. 30 <strong>Calvin</strong> achtet auf einedogmatisch einheitliche Zusammenstellungder Pastoren: Jene, die ihm zuehrgeizig und streitsüchtig vorkommen,werden ferngehalten, dadurch sicherter seine Macht innerhalb des Konsistoriums.Viele der neuen Pastoren ab1545 sind Franzosen, was den Konflikten<strong>Calvin</strong>s mit den Räten auch eineausländerfeindliche D<strong>im</strong>ension gibt.Ab 1545 können die Pastoren ohneEinmischung der Räte neue Kollegenwählen, der kleine Rat wird lediglichinformiert und behält ein Vetorecht.Die neuen Pastoren müssen jedoch vordem Magistrat bei Amtseinführungeinen Eid leisten. Der Vorsitzende deskleinen Rates n<strong>im</strong>mt an den Sitzungendes Konsistoriums teil, legt aber seinenStab – Symbol der zivilen Macht – vordem Raum ab.<strong>Calvin</strong> war nicht nur Prophet undReformator, er war auch ein geschickterPolitiker: Durch die Unterstützung derPastoren gewann <strong>Calvin</strong> Einfluss überdie Meinungsbildung, in der die Kanzeleine große Rolle spielte. Viele derzugezogenen Franzosen waren Anhängervon <strong>Calvin</strong>. Dadurch, dass sie sichdas Bürgerrecht der Stadt erkauftenoder durch besondere Leistungen verdienten,konnten sie in die Stadträtegewählt werden – außer in den kleinenRat – und wurden zu einer wichtigenpolitischen Kraft. <strong>Calvin</strong> benutzte dieseUmstände, um seine Macht in Genf zufestigen: Er verwendete die Schwächenseiner Gegner und wusste die frommenund gebildeten Zuwanderer aus Frankreichfür sich zu nutzen. Mit seinerpolitischen Klugheit gewann <strong>Calvin</strong> dieStadt für seine Reformen und verfolgtesein großes Ziel: aus Genf eine heiligeStadt zu Gottes Ehre machen.Die eine Wahrheit durchsetzen(a) HexenverfolgungAls die Pest 1542–1543 und 1545ausbrach, wurde sie gleich mit Hexereiund Aberglaube in Verbindunggebracht. Gerüchte behaupteten, dassMänner und vor allem Frauen Gift,das aus toten Körpern entnommenworden sei, mit Fett vermengt und anden Türschlössern ausgebreitet hätten.Diese Menschen hätten einen Paktmit dem Teufel geschlossen, um vielemit der Pest anzustecken. Unter Folterkonnten Geständnisse erzielt werden,so dass 1545 innerhalb von vierMonaten 38 Personen hingerichtetwurden. Auch <strong>Calvin</strong> glaubt an dieseVerschwörung, 31 aber er setzt sich fürschnelle Hinrichtungen ein: Die Schuldigensollen erwürgt werden, bevor sieverbrannt werden. Er sieht die Seucheals göttliches Gericht und bezieht eswegen 1Kor 11, wo von Krankheitendie Rede ist, auf den Gräuel der katholischenMesse. Alles, was auf menschlichenTraditionen und nicht auf demWort Gottes beruht, kommt vom Teufelund fällt in den Bereich der Hexerei.Dieser Glaube, dass Pestepidemien vonHexen ausgelöst werden, hielt sich bisins 17. Jahrhundert.Theologische Akzente 17


Amélie Kruse-Regnard(b) Die LibertinerAb 1545 protestieren einige gegendie erzwungene „Heiligung“. Sie würdengern äußerlich der Kirche angehörenund am Abendmahl teilnehmen,aber ohne die Predigten anhören zumüssen. Sie sind es leid, vom Konsistoriumermahnt zu werden und beneidenihre Berner Nachbarn, die nicht untersolch strenger Disziplin leben müssen.Darunter gibt es Pierre Ameaux, dereine Karten- und Würfelfabrik besitztund das Spielverbot bekämpft; FrançoisFabre, der gerne mit seinen lockerenSitten prahlt: Er hätte seine Frauaufs Land geschickt, um mit seinerDienerin leben zu können. Und auchAmi Perrin ist noch zu nennen, deram Anfang <strong>Calvin</strong> unterstützt hat: Erliebt gutes Essen und teure Kleidung.Wegen Tanz wurden er und seine Frauöfters ins Gefängnis geworfen. Alsguter Patriot kämpft er für die Unabhängigkeitder Stadt: Er ist General desHeeres und begrüßt die Reformation,weil er gegen die katholische Savoyenist. Der Konflikt ist ein doppelter:Einerseits handelt es sich um einenMachtkampf bezüglich der Disziplinin der Stadt und andrerseits konkurrierenzwei Auffassungen der Reformation:Für die Libertiner bedeutetReformation Unabhängigkeit von derSavoyen und dem Papst. Die zivileMacht best<strong>im</strong>mt die wahre Religionund die Pastoren ordnen sich dem Staatunter – wie auch in allen reformiertenStädten der Schweiz. Anders <strong>Calvin</strong>: Erverteidigt die Unabhängigkeit der Kirche.Er strebt nicht danach, die Stadtzu regieren, sondern wünscht eineklare Trennung zwischen dem geistlichenund dem weltlichen Bereich. Einanderer Aspekt des Konfliktes betrifftden Hass auf die Franzosen. Die kleineStadt Genf mit ihren 10.000 Einwohnernn<strong>im</strong>mt zwischen 1549 und 1560<strong>im</strong> Zuge der Verfolgung etliche Flüchtlingeauf, etwa 5.000 erwachseneMänner. Die meisten von ihnen warenFranzosen. Die Zuwanderer bilden eineneue Elite, die die Stadt beherrscht:Viele sind Adelige, Ärzte, Druckereibesitzeroder Handwerker (Uhrmacher,Weber oder Seidenhändler). Der Konfliktzwischen den Pastoren und einemTeil der Genfer Bevölkerung ist alsovielseitig: Sie lehnen die strenge Disziplinab, haben verschiedene Meinungenüber die Rolle der Kirche in der Stadtund bekämpfen die wachsende Machtder Franzosen in ihrer Stadt. Die Spannungeskaliert noch durch verschiedeneAngelegenheiten: Der Rat verweigertdie von den Pastoren verlangteKündigung des Pastors Ecclesia – unddas vier Jahre lang! Oder der Fall Berthelier:Dieser war wegen Abwesenheit<strong>im</strong> Gottesdienst und Besch<strong>im</strong>pfungengegen <strong>Calvin</strong> exkommuniziert worden,aber der Rat möchte ihn – gegenden Willen der Pastoren – wieder zumAbendmahlstisch zulassen. Zudemmischen sich Perrin und seine Freundein einige Prozesse (Bolsec, Servet) ein,um <strong>Calvin</strong> zu verunsichern. In denJahren 1553 bis 1555 erreicht die Spannungihren Höhepunkt, bis <strong>im</strong> Mai1555 ein Zwischenfall eine unerwarteteWende einleitete.18MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>Nach einem Festessen um Ami Perrinbricht eine Schlägerei aus. In einerunklaren Situation reißt Perrin denStab aus der Hand des BürgermeistersAubert: Diese Geste gleicht symbolischeiner Machtübernahme. Aber die Historikerkönnen diese verwirrten Ereignissenicht eindeutig zuordnen: War das eineSchlägerei von Menschen, die zu vielgetrunken hatten, oder war das ein echterPutschversuch? Bei dem Zwischenfallgab es nur einige Verletzte, und balddanach kehrte wieder Ruhe ein, aberder Fall hatte für die Genfer Libertinerschwerwiegende Folgen. Perrin, Berthelierund einige andere fliehen nachBern – was eher für eine Verschwörungspricht. Der Aufruhr – falls es ein Aufruhrwar – war misslungen. Aber <strong>Calvin</strong>sieht darin eine Rebellion und verlangtharte Bestrafung. Er ist der Meinung,seine Feinde wollten die Regierungumstürzen, um ihre Sittenlosigkeitausleben zu können und die göttlicheOrdnung zu kippen. 22 Todesstrafen –davon 8 durchgeführt – und 66 Verbannungenwerden verhängt. <strong>Calvin</strong> musssich der Grausamkeit erwehren: „WerGott treu bleiben will, muss sich vonden Bösen trennen, so wie Mose seineeigene Familie nicht verschonte.“ 32 Ersieht es als seine Aufgabe an, das Böse zuverurteilen, und die weltliche Gerichtsbarkeitmuss die Schuldigen bestrafen.Seinem Freund Bullinger erklärt er, dassdie Prozesse ordentlich verlaufen seienund dass er sich nicht eingemischt habe– aber natürlich haben seine Predigtenin dieser Periode unerbittliche Strafenbegünstigt.(c) GruetGab es in der Renaissance schonAtheisten? Obwohl das Wort damalsgebräuchlich war, meinte es „gottlos“ <strong>im</strong>Sinne, dass einer an einen „falschen Gottglaubt“. Dennoch zeigt ein Fall <strong>im</strong> Jahre1547, dass es schon <strong>im</strong> 16. JahrhundertMenschen gab, die das Christentumnegierten und die Bibel als Märchenbuchbezeichneten. Jacques Gruet wirdverhaftet, weil er beleidigende Plakategegen <strong>Calvin</strong> aufgehängt hat. Der Mann,aus einer reichen und angesehen Familiestammend, ist als Libertiner bekannt: Erliebt gutes Essen, Wein und Frauen. Erheißt den Geschlechtsverkehr zwischenwilligen Erwachsenen gut und verlangtnach seinem Recht, in Unzucht zu leben:Gott allein solle ihn richten! Er fordertwiederholt den Prediger während desGottesdienstes heraus und besch<strong>im</strong>pft<strong>Calvin</strong> und andere Pastoren. Er gehörtoffensichtlich zur Clique von <strong>Calvin</strong>spolitischen Feinden wie Fabre und Perrin,aber er steht auch <strong>im</strong> theologischenWiderstand zur Reformation und zumGlauben überhaupt. In Schriften, die inseiner Wohnung gefunden worden sind,bezeichnet er das ewige Leben und dieUnsterblichkeit der Seele als „Unsinn“.Er behauptet, dass die Welt „ohneAnfang noch Ende“ sei und dass Mose„alles erfunden“ hat, wie auch Hiob,Jesaja, Hieronymus, Ambrosius undThomas von Aquin. 33 In 13 Blättern, dieerst nach seiner Hinrichtung gefundenwurden, schreibt er, dass Jesus nicht derSohn Gottes sein kann, denn er hättesonst seine Macht erwiesen. Nein, fürihn war Jesus eher ein WahnsinnigerTheologische Akzente 19


Amélie Kruse-Regnardund ein Heuchler. Überhaupt bestehtdie Bibel nur aus Lügen. In der Anklagewurde Gruet auch der Verschwörungmit dem Ausland beschuldigt: Er hätteversucht, einen Volksaufstand gegendie Genfer Regierung anzustiften. DerMann wurde zum Tode verurteilt undam 26. Juli 1547 geköpft. Auch <strong>im</strong> ausschweifendenGenf hätte es niemandgewagt, Zügellosigkeit theologisch zurechtfertigen. Selbst Castellio, der zumApostel der Toleranz stilisiert wurde,hätte „einen, der sich Christ nennt,aber die heiligen Schriften ablehnt undandere nach seinem Irrtum lehrt, zumTod verurteilt“ 34 .(d) ServetDer Streit und die Hinrichtung, die<strong>Calvin</strong> am meisten vorgeworfen wird,ist sicherlich die von Michel Servet. DieGeschichte hat ihn einzig als Verfolgtenwegen seiner religiösen Überzeugungenin Erinnerung behalten – was nichtganz st<strong>im</strong>mt: Auch Gruet gehört dazu.War Servet schon wegen seiner Ablehnungder Gottheit Jesu von der katholischenKirche verurteilt worden, 35 soversuchte er, die Reformierten für sichzu gewinnen. Aber auch Oekolampadund <strong>Bucer</strong> fordern den Zwanzigjährigenauf, Jesus als den „ewigen SohnGottes“ und nicht nur als den „Sohndes ewigen Gottes“ anzuerkennen.Ohne Erfolg. Als die spanische Inquisitionihn zu fassen suchte, versteckte sichServet in Paris und in Lyon, wo er sichunter dem falschen Namen Michel deVilleneuve ab 1538 niederließ. Er warnämlich nicht nur Bibelforscher undTheologe, sondern auch ein begabterArzt, der als Erster feststellte, dass dasBlut sich mit Sauerstoff auflädt, wennes durch die Lungen fließt. Währendmehrerer Jahre arbeitete er an einerAntwort auf <strong>Calvin</strong>s Institutio. Erwarf dem Reformator vor, die Trinitätweder zu erklären noch zu definieren.Schon früher musste <strong>Calvin</strong> ähnlicheVorwürfe abwehren, als Pierre Caroliihn des Arian<strong>im</strong>us anklagte. Nunwar es Servet, der ihn herausforderte:Jesus wäre nur teilweise und zeitweisegöttlich gewesen. So fing ab 1546 einintensiver Briefwechsel zwischen <strong>Calvin</strong>und Servet an. Darin disputiertensie nicht nur über die Trinität, sondernauch über die Erbsünde, die Erlösungin Jesus Christus und die Kindertaufe.In einem Brief an Farel <strong>im</strong> Februar1546 regt sich <strong>Calvin</strong> über die MeinungenServets auf: Er schreibt, dass Servetnicht lebendig herauskommen würde,wenn er zur Disputation nach Genfkäme. Krumenacker versteht darunter,dass <strong>Calvin</strong> die Leugnung der GottheitJesu nicht akzeptieren kann. Jantonglaubt eher an eine Brieffälschung: Ineinem anderen Brief desselben Datumserwähnt <strong>Calvin</strong> keinesfalls eine möglicheHinrichtung, sondern hofft aufeine wundersame Bekehrung. Mit diesen,vielleicht gefälschten Zeilen konntenCastellio und später Bolsec empörtgegen die vorsätzliche Hinrichtung Servetsaufschreien. 36 Im Januar 1553 ließServet seine Entgegnung zur Institutio,die Christianismi Testitutio von einemehemaligen Genfer Libertiner in Lyondrucken. Als das skandalöse Buch, das20MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>viele Briefe von <strong>Calvin</strong> zitierte, in allerMunde war, enthüllte <strong>Calvin</strong> den echtenNamen seines Autors: Durch einigeseiner Briefe an <strong>Calvin</strong> wurde Servetentlarvt und von der Inquisition inLyon gefasst. Es gelang ihm zu entfliehenund er tauchte erstaunlicherweiseein paar Wochen später in Genf auf. 37Als er dort einen Gottesdienstbesuchte und eine Predigt <strong>Calvin</strong>shörte, wurde er erkannt und festgenommen.Es fand ein langer Prozessvor dem kleinen Rat statt: <strong>Calvin</strong> warnur als Zuhörer dort, aber manchmalwurde er auch als Zeuge zitiert. DerRat der 200, der in diesem Jahr 1553mehrheitlich aus Libertinern bestand,versuchte den Prozess zu beeinflussen,indem er Servet den exkommuniziertenAnwalt Berthelier zur Seite stellte. Siemussten klug handeln, da Servet sowohlvon den Protestanten als auch von denKatholiken als Häretiker betrachtetwurde. Die Libertiner und Servet selbstdrangen darauf, die Meinung andererStädte einzuholen: Zürich, Schaffhausen,Basel und sogar Bern – die treueVerbündete der Libertiner waren. Alleverurteilten die Aussagen Servets. Sieschlugen aber die Verbannung öftersals die Hinrichtung vor. Schließlichentschied der kleine Rat noch strenger:Servet sollte wegen Häresie verbranntwerden. <strong>Calvin</strong> versuchte noch, die Artder Hinrichtung umzuändern, dennochblieb der Rat bei seinem Urteilund Servet wurde am 27. Oktober 1553verbrannt. Wenn auch viele wie Melanchthonund Bullinger die Gerichtsentscheidungbegrüßten, wurde sie von<strong>Calvin</strong>s Feinden als Anlass genommen,dem Reformator Grausamkeit undTyrannei vorzuwerfen. In seiner letztenAusgabe der Institutio betont <strong>Calvin</strong>noch einmal die Lehre: Jesus Christusist ganzer Mensch und ganzer Gott. Esgeht ihm nicht vor allem darum, dieDreieinigkeit zu erklären, sondern diewahre Identität Jesu Christi anzunehmen,der nur als Gott auch Erlöser seinkann.(e) CastellioEin paar Monate nach der HinrichtungServets erscheint <strong>im</strong> Jahre 1554eine Streitschrift, gegen die Verfolgungder Häretiker. Ihr Autor, SébastienChatillon, genannt Castellio, kennt undbekämpft <strong>Calvin</strong> seit vielen Jahren. InStraßburg lebte Castellio in Untermietebei <strong>Calvin</strong>. Kurz vor der Rückkehr <strong>Calvin</strong>s1541 wurde Castellio als Schulleiternach Genf berufen. Schon ab 1542tauchen Meinungsunterschiede auf:Castellio ließ <strong>Calvin</strong> seine Übersetzungdes Neuen Testaments Korrektur lesenund erntete harte Kritik. In einem Briefan Viret kritisiert ihn <strong>Calvin</strong>: Castellio„irrt sich, weil er sich unbedingtauszeichnen möchte“ 38 . Im folgendenJahr stellte Castellio die Kanonizitätdes Hohelieds in Frage: Das Kapitel 7sei „obszön“ und eigne sich nicht füreine symbolische Deutung. Zusätzlichklagte er über sein niedriges Gehaltund bewarb sich als Pastor, um seinefinanzielle Lage zu verbessern. SeineAblehnung durch den Pastorenkonventtrifft ihn sehr. Castellio ist empört undbringt es zum Ausdruck: Er besch<strong>im</strong>pftTheologische Akzente 21


Amélie Kruse-Regnard<strong>Calvin</strong> und die Pastoren: Sie sind nurDiener ihrer selbst, ungeduldig, Spieler,Säufer, ausschweifend. Sie lassenjeden Gegner einkerkern und verfolgenUnschuldige. 39 Von <strong>Calvin</strong> angeklagt,flieht er nach Basel. Zehn Jahre späterreagiert er heftig auf die HinrichtungServets. In seinem Buch unterscheideter zwischen weltlichen und religiösenVerbrechen: In religiösen Fragen sollteder Staat keine Todesstrafen verhängen.Liebe und ein untadeliges Leben seiendie Merkmale des Christentums undnicht spekulative Fragen wie Dreieinigkeit,Prädestination und Seelenzustandnach dem Tod. Er argumentiertmit 1Kor 4,5 „Verurteilt nichts vor derZeit, bis der Herr kommt, der auch dasVerborgene der Finsternis ans <strong>Licht</strong>bringen und die Absichten der Herzenoffenbaren wird.“ In einem seiner letztenWerke 40 – er starb kurz vor <strong>Calvin</strong><strong>im</strong> Jahr 1563 – setzt er sich für dieGewissensfreiheit ein, damit römischeund reformierte Kirchen in Friedenleben können. Toleranz ist für ihn undfür die meisten seiner Zeitgenossen keinIdeal, sondern die einzige Möglichkeitdes friedlichen Zusammenlebens. <strong>Calvin</strong>hingegen hält an der Einheit desGlaubens fest und kann einen solchenAnsatz nicht in Betracht ziehen.(f) War <strong>Calvin</strong> intolerant?<strong>Calvin</strong> duldet keine Pluralität inreligiösen Fragen. Die Hinrichtungenwaren in Genf – verglichen mit denender Inquisition oder der Lutheraner– nicht besonders zahlreich. NeuereDetailuntersuchungen können nichtbelegen, dass <strong>Calvin</strong> sehr hinrichtungsfreudiggewesen sei. 41 Die Todesstrafewurde in Genf wie in ganz Europa vollzogen,aber nicht auffällig oft und praktischnie unter Beteiligung <strong>Calvin</strong>s. Mitjährlich 10 Hinrichtungen von Verbrechernliegt Genf deutlich unter demSchnitt vergleichbarer Orte. 42 Die Zahlder wegen Hexerei zum Tode Verurteiltenlag in Genf wesentlich niedrigerals <strong>im</strong> restlichen Europa. 43 Auch diegesamte nach ihm benannte Bewegung,der <strong>Calvin</strong>ismus, „erwies sich in dieserHinsicht als deutlich weniger leistungsstarkals die römische Kirche, jasogar als die anderen protestantischenKonfessionen.“ 44Allerdings kann Monters Behauptung,45 Servet sei die einzige Ketzerhinrichtungin <strong>Calvin</strong>s Genf gewesen,nicht bestätigt werden: Nicht nur derFall Servet, sondern alle Prozesse gegenHexerei oder gegen die Libertiner hatteneine religiöse D<strong>im</strong>ension. Dennochhat weder die Hinrichtung der „Pesthexen“noch die Gruets eine ähnliche Entrüstungwie jene von Servet ausgelöst:Dieser Einzelfall wurde instrumentalisiert,um <strong>Calvin</strong> als die Intoleranz inPerson darzustellen. Er sollte als Gegengewichtfür die Gräueltaten der französischenMonarchie und der Papistendienen. 400 Jahre lang war <strong>Calvin</strong> derInbegriff des Henkers und Servet derInbegriff des Opfers 46 .<strong>Calvin</strong> war nicht tolerant, er erweistsich diesbezüglich als Mann seinerZeit. Eine Zeit, die Intoleranz durchauspositiv bewertete. Für ihn sollteSanftmut die Schwachen stützen, nicht22MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>die Widersacher stärken. „Die Menschlichkeitderer, die den Häretikern vergebenwollen, ist mehr als grausam: Umdie Wölfe zu schonen, gefährden siedie Schafe.“ 47 Sanftmut und Toleranzgefährden die Kirche. <strong>Calvin</strong>, Farel,Viret, Beza, Bullinger, sie alle scherzennicht mit der Stabilität der Kirche:Diese muss auf einem unerschütterlichenFundament ruhen, auf der durchden Heiligen Geist geoffenbartenWahrheit der Bibel.<strong>Calvin</strong>s EinflussFür viele seiner Bewunderer undgeistlichen Erben bleibt <strong>Calvin</strong> <strong>im</strong>meraktuell, er sei ein Vorreiter der Modernitätin allen Bereichen: Säkularisierung,Demokratie, Emanzipierung der Frau.Seine Reformen hätten dazu beigetragen,die mittelalterlichen Strukturen zusprengen und den Aufstieg des Bürgertumsvorzubereiten. Und die Medienverkündigen weit und breit, dass Länderaus der calvinistischen Traditionmoderner und fortschrittlicher seienals jene aus der katholischen Tradition– obwohl Wissenschaftler diese Unterschiedeweder nachweisen noch mit derReligion begründen würden. <strong>Calvin</strong>war nicht bestrebt, die Gesellschaft zu„modernisieren“. Sein Ziel war es, einegeistliche Erneuerung zu fördern, dasReich Gottes voranzutreiben. Auchwenn er auf der Trennung von Kircheund Staat besteht und die Theokratieablehnt, denkt er dennoch ausschließlichreligiös: Das Wesentliche ist für ihnder Plan Gottes für die Menschheit unddie Erlösung der Gläubigen. <strong>Calvin</strong> hatsich nicht mit den Problemen andererZeiten beschäftigt – das wäre anachronistisch–, aber sein Denken und Handelnkann „Potenziale“ enthalten, diein einem anderen Umfeld, manchmalauch durch Verzerrungen spätere Entwicklungenbegünstigt haben.Vater der Modernität?IndividualismusDer Protestantismus enthält verschiedeneElemente, die zu einem religiösenIndividualismus beitragen können:das allgemeine Priestertum, das einendirekten Zugang des Gläubigen zu seinemGott voraussetzt; die Unterweisungin den Heiligen Schriften, die einepersönliche Aneignung des Glaubensermöglicht; der Stellenwert der Familie,als Ort der Weitergabe des Glaubens,besonders in der Verfolgung etc.Vielleicht förderte die Betonung derpersönlichen Verantwortung vor Gott<strong>im</strong> Protestantismus den Aufstieg desIndividualismus mehr als das gemeinschaftlicheErlösungsverständnis desKatholizismus.Was <strong>Calvin</strong> betrifft, wäre er sichernicht über den modernen individualistischenMenschen in einer säkularenGesellschaft erfreut. Er stand der persönlichenErleuchtung, der privatenOffenbarung skeptisch gegenüber. ImGegenteil wollte er durch eine Einrichtungwie das Konsistorium die Gesellschaftdisziplinieren und kontrollieren– von religiösem Individualismus keineSpur. In Genf um 1540 war das Indivi-Theologische Akzente 23


Amélie Kruse-Regnardduum so eingebettet in eine Reihe vonVerpflichtungen, dass es verschwindenmusste. Der Mensch sollte sich seinerselbst enteignen, um nur mehr Gottzu gehören. So hat es <strong>Calvin</strong> auchvorgelebt.PolitikDie Stellung <strong>Calvin</strong>s zur Politikänderte sich <strong>im</strong> Laufe der Auflagen derInstitutio. 1541 stellte er fast erstauntfest, dass die Schrift das Königtumbevorzugt, denn Könige erhalten ihrKönigtum aus göttlicher Vorsehungund ihnen gebührt die Ehre (InstitutioIV, 20,7). Doch er bedauert einbisschen weiter, dass Könige leicht zuTyrannen werden (Institutio IV, 20,8).1545 behauptete <strong>Calvin</strong>, dass Regierende,die das Volk in Freiheit lebenlassen, zu bevorzugen seien. Und inder letzten Auflage von 1560 wird ernoch konkreter: Wegen der menschlichenSünde sei die Gewaltentrennungdie sicherste Regierungsform. <strong>Calvin</strong>glaubt nicht mehr an die Monarchie,und trotz seiner vielen Konflikte mitden Räten hält er das Genfer Systemfür das Beste – oder zumindest für dasgeringere Übel. Die Tatsache, dass diePastoren von Vertretern der Gemeindegewählt wurden, bedeutet nicht, dassdie Protestanten automatisch „demokratisch“waren. Die Gemeindevertretergehörten meistens der Oberschichtan, deswegen ist es richtiger, von einerOligarchie als von einer Demokratiezu sprechen. Diese Kirchenstrukturfand erst Ende des 17. Jahrhunderts inder Politik eine Entsprechung. Zusammenfassendkann man sagen, dass dieArt der Machtausübung <strong>Calvin</strong> wichtigerwar als dessen Form. Er begrüßtdie demokratische Staatsform in Genf,aber akzeptiert den Absolutismus alshäufigste Regierungsform seiner Zeit.Auch hier haben die eher lockeren Prinzipienzu einem späteren Zeitpunkt dieVerteidigung der Demokratie und denWiderstand gegen totalitäre Reg<strong>im</strong>eeher gefördert.Beurteilung der Schriftund Gewissensfreiheit<strong>Calvin</strong> bekämpfte die rationalistischenStrömungen der Reformation,wie z. B. die Antitrinitarier. Er lehrt dieKlarheit der Schrift durch die Wirkungdes Heiligen Geistes: Der Gläubigekann also selbst die Schrift beurteilenund hängt nicht von der kirchlichenObrigkeit ab – <strong>im</strong> Gegensatz zur katholischenKirche, die sich das Lehramtvorbehält. Das heißt aber nicht, dassjeder die Bibel sagen lassen kann, was ermöchte: Die Botschaft der Bibel ist klarund eindeutig und die dunklen Textstellensind nicht heilsentscheidend.Erst <strong>im</strong> 18. Jahrhundert verbreitete sichder Gedanke der persönlichen Deutungder Bibel. Rousseau konnte die theologischenGedanken <strong>Calvin</strong>s auf die Politikübertragen und ihn als Befürworterder Freiheit von den Tyrannen präsentieren.Auch hier ermöglichte alsoein Prinzip – die Verständlichkeit derSchrift für jeden Gläubigen – Entwicklungen,die <strong>Calvin</strong> wahrscheinlich nichtgewünscht hat. Ähnliches gilt für dieGewissensfreiheit: Die harte Bekämp-24MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>fung seiner theologischen Gegner zeigt,dass <strong>Calvin</strong> kein Freund des religiösenPluralismus war. Aber die späteren historischenUmstände brachten <strong>Calvin</strong>sErben dazu, für die Gewissensfreiheitihrer Glaubensbrüder einzutreten: Inden meisten Ländern – außer in Genfund anderen kleinen Gebieten – warendie Reformierten eine Minderheit undbenötigten die Religionsfreiheit, um inFrieden leben zu können.Politischer WiderstandDer Staat ist ein Diener Gottes: Erist genauso notwendig, wie Brot, Wasserund Sonne, denn er trägt dazu bei,durch Rechtsprechung und Bestrafungden Frieden zu erhalten. Im Gegensatzzu einigen Heiligkeitsbewegungen,die am liebsten aus dem zivilen Lebenaussteigen würden, hält <strong>Calvin</strong> denStaatsdienst für eine „heilige und ehrbareBerufung“. Deswegen schuldendie Bürger dem Staat unbeschränktenGehorsam 48 – außer wenn diesergegen Gottes Willen gerichtet ist. Esist die Pflicht der Verantwortungsträger(Pastoren, Abgeordnete), den Königzurechtzuweisen und zur Vernunft zubringen. Vielleicht hat <strong>Calvin</strong> deswegendie Verschwörung von Amboisenicht kategorisch abgewehrt, denn siewar von einigen adeligen Hugenottenorganisiert. Das einfache Volk hingegensoll sich gedulden und warten, bisGott in seiner Gunst handelt. Nicht nurdie biblischen Prinzipien, sondern auchdie Erfahrungen mit den Bauerkriegenund die Angst vor täuferischem Aufruhrhaben <strong>Calvin</strong> bewogen, jeglicheindividuelle Rebellion zu verurteilen.Ab 1550 und vor der steigenden Verfolgungin Frankreich bleibt <strong>Calvin</strong> beiseiner Botschaft der Gewaltlosigkeit: Ineiner Predigt über Jesaja 52 von 1558beschwört er: „Gott hat euch nichtbewaffnet, um denen zu widerstehen,die er zur Regierung eingesetzt hat.So könnt ihr nicht mit seiner Unterstützungrechnen, wenn ihr das unternehmt,was er missbilligt.“ 49Wenn Christen zur Waffe greifenund zum Aufruhr aufrufen, dann bringensie nur das Evangelium in Verruf. 50Dennoch wird sein Ton gegen gottloseMachthaber <strong>im</strong>mer schärfer: In einerPredigt über das Buch Daniel wetterter gegen Machthaber, die sich gegendas Evangelium erheben, und meint,dass man sie nicht mehr als wie altePantoffeln beachten soll. 51 Wenn einPrinz Gott die Ehre verweigert, verlierter seine Autorität und ist als normalerMitmensch zu betrachten, Ungehorsamist in diesem Fall erlaubt. Der legit<strong>im</strong>eWiderstand wird aber nicht näherdefiniert.WissenschaftEine andere bedeutende Veränderungder Reformation liegt <strong>im</strong> Verständnisdes Heiligen. Im Katholizismus verkörpertdie Hostie das Heiligtum aufdem Altar und auf dem Sterbebett. Dieheilige Kirche verwaltet dieses Gehe<strong>im</strong>nisdes Heiligen von der Taufe bis zumBegräbnis in geweihter Erde. Sie lehrtdie Gläubigen, sich mit angemessenenGesten dem Heiligen zu nähern: Weihwasser,Bekreuzigungen, KniebeugeTheologische Akzente 25


Amélie Kruse-Regnardusw. Als Luther nun den Papst als Antichristund Rom als die Hure Babylonbezeichnet, zerstört er den heiligenSchein, mit dem sich die römische Kirchebekleidet hat. Zwingli und <strong>Calvin</strong>gehen noch weiter: Weg mit den Altären,Kruzifixen, Monstranzen. Dadurcheignet sich die Kirche eine Ehre an, dieihr nicht zusteht, sondern nur Gottgebührt. Die Reformation schafft dieMaterialisierung des Heiligen ab undverlegt es ins Innere des Menschen. DasHeilige wandert vom Gegenstand zumverkündeten Wort Gottes.Diese theologischen Stellungnahmenbewirkten unweigerlich eine Trennungder Wissensbereiche: Theologie undWissenschaft betreffen zwei unterschiedlicheWissenssphären. Wennauch der Mensch wegen der Sünde keinesfallsGott durch die Natur erkennenkann, sondern nur in der Bibel, bleibtseine Vernunft dennoch fähig, dieSchöpfung zu erforschen. Zum Beispielin seiner Schrift gegen den Glaubenan Horoskope rechtfertigt <strong>Calvin</strong> dieAstronomie, aber verbietet jeden Versuch,den Willen Gottes in den Sternenentdecken zu wollen. Die Behauptung,dass Christus seit H<strong>im</strong>melfahrt <strong>im</strong>H<strong>im</strong>mel ist, schließt jede reale körperlicheGegenwart Gottes auf Erden ausund zieht also eine Desakralisierungder Welt nach sich. Wenn Gott nichtin der Natur wohnt, wird die wissenschaftlicheErforschung der Welt möglich:Dieser Grundsatz trug enorm zurfortschrittlichen Entwicklung der westlichenWelt bei.Vater der Kapitalismus? 52In seinem Standardwerk Die protestantischeEthik und der Geist desKapitalismus definiert Max Weberden Kapitalismus als das Streben nach<strong>im</strong>mer größerem Profit. Alles, wasdiesem Ziel dient, wird als Tugendangesehen. In diesem Sinn bekämpft<strong>Calvin</strong> eher den Kapitalismus, als erihn rechtfertigen würde. Für ihn solldas ehrlich verdiente Geld den eigenenLebensunterhalt, aber auch dieUnterstützung des Nächsten ermöglichen.Die Armen sind Zeugen desGehe<strong>im</strong>nisses Christi und verkörpernseine Gegenwart unter den Menschen.<strong>Calvin</strong> bricht also nicht mit dem mittelalterlichenVerständnis der Armut,auch wenn für ihn Almosen keinerleigeistliche Verdienste nach sich ziehen.Die ehrliche und gewissenhaftdurchgeführte Arbeit muss den Armenzugutekommen. Wer seine Güter verteilt,hat an Gottes Gnadenerweisenteil, versichert er in seinem Kommentarüber den zweiten Korintherbrief. Invielen Predigten geißelt er die Reichen,die wie wilde Tiere das Blut der Armenaufsaugen, und verurteilt den Geiz aufsSchärfste. In all dem scheint er also vomkapitalistischen Geist weit entfernt undstrebt eher nach einer ge<strong>rechten</strong> Verteilungdes Reichtums als nach Profit undGüteranhäufung. Im Mittelalter wurdeverzinsliches Darlehen als Wucher eingeschätztund verboten. Aber diesestrenge Haltung wird durch die wirtschaftlichenEntwicklungen in Fragegestellt: So erlässt 1540 Karl der V. einGesetz für die Händler der Niederlande,26MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>das den Wucher verbietet, aber auchZinsen bis zu 12% erlaubt. In Genf hattenschon 1538 die Räte die Zinsen bisauf 5% gesetzlich beschränkt – also zueinem niedrigen Kurs. <strong>Calvin</strong> urteilt,dass die Bibel nicht das Darlehen an sich,sondern den Profit auf Kosten andererverbietet. Er zeigt, dass Geld produktivist – wenn man etwa Güter kauft, diemit Profit verkauft werden – und deswegenlegit<strong>im</strong> verzinst werden kann. 53Aber solche menschlichen Gesetze sollen<strong>im</strong>mer den göttlichen Gesetzen derGerechtigkeit und der Barmherzigkeituntergeordnet bleiben: Dem Armen sollman Geld spenden und nicht leihen.Auch wenn einige Katholiken ähnlicheMeinungen vertreten, bleiben die breiteFront der Scholastik und später dieJesuiten eher be<strong>im</strong> Zinsverbot. Zusammenfassendkann man sagen, dass dieKatholiken das Darlehen verboten mitallerlei Ausnahmen, während es von<strong>Calvin</strong> für die Protestanten erlaubtwurde, nur nicht gegen das Gesetz derGerechtigkeit und Barmherzigkeit. Vonda an war die Grenze schmal und derSchritt klein, die Handelsregeln zu seinemeigenen Vorteil auszulegen und denProfit als Ziel zu legit<strong>im</strong>ieren. So konntesich der Geist des Kapitalismus – trotz<strong>Calvin</strong> – aber dennoch mit gutemGewissen entfalten.SchlussWelchen Blick wirft nun diemodernste Geschichtsschreibung aufden Genfer Reformator? Eins ist klar:<strong>Calvin</strong> ist menschlicher geworden.Der zeitlose Dogmatiker, der entwederverhasst oder verehrt wurde, istverschwunden. Fort sind die hasserfülltenVerleumdungen des Betruges,der Sodomie und der Tyrannei. <strong>Calvin</strong>war ein Mensch mit seinen Ängsten,seiner Liebe zur Abgeschiedenheit, seinerUnentschlossenheit. Ein Mensch,der durchaus zur Liebe fähig war, wiedie Verbundenheit mit seiner Frau, dielebenslange Korrespondenz mit Farelund die Empathie mit den Trauerndenund Verfolgten bezeugen. Ein Mensch,der streng und kompromisslos war, auchgegenüber seinen engsten Freunden,wenn diese nicht seiner Meinung waren– insbesondere wenn sie <strong>im</strong> Schoß derkatholischen Kirchen blieben.<strong>Calvin</strong> war auch ein bedeutender Lehrerund brillanter Apologet der Reformation.Die Heilige Schrift wurde ihmzur Quelle aller Wahrheit und Offenbarung,zur einzigen Autorität überdie Fragen des Glaubens: Aus seinemunermüdlichen Studium formulierte erseine Lehre der Erwählung und der Vorherbest<strong>im</strong>mungGottes, nicht ein alleserklärendes Prinzip, sondern eine Folgeseiner Soteriologie und Anthropologie.Auch für ihn blieb der Zusammenhangzwischen Gottes Liebe und seiner souveränenErwählung eine Offenbarung derSchrift, die der menschliche Verstandnicht zu fassen vermag. Das führte ihnaber nicht zum Fatalismus, sondern zurBetonung der ethischen Verantwortungdes Menschen. Denn der Glaube musssich <strong>im</strong> Leben des Gläubigen widerspiegeln.Durch die Predigten und dieEinrichtung des Konsistoriums hoffteTheologische Akzente 27


Amélie Kruse-Regnarder, das Genfer Volk zu einem wahrenheiligen Volk zu machen. Die strengeGemeindezucht, die für entschiedeneChristen angebracht ist, stieß dennochauf großen Widerstand in einernur oberflächlich reformierten Bevölkerung.Hier liegt meiner Ansichtnach eines der größten Probleme derVolkskirchen: Wenn alle dazugehören,ohne innerlich wirklich mitgehen zuwollen, kann Gemeindezucht nur zurmoralischen Gesetzlichkeit führen.Wiederum wird ohne Gemeindezuchtdie lebensverändernde Botschaft desEvangeliums verwässert und die HeiligkeitGottes mit Füßen getreten. Inder Frage des Abendmahls war <strong>Calvin</strong>radikal gegenüber der katholischenLehre und verurteilte die Wiederholungdes Opfers Christi als ein Gräuel, aberer war sehr bemüht, mit seinen evangelischenGlaubensgeschwistern zu einerEinigung zu kommen: Ihm ist es zuverdanken, dass es <strong>im</strong> Consensus Tigurinuszu einer gemeinsamen Formulierungkam, die die Einheit der schweizerischenReformation rettete, die Trennungvom Luthertum aber endgültigbesiegelte.Schließlich war <strong>Calvin</strong> ein Kirchenbauer.Mit seinen Erfahrungen inStraßburg und in Genf wurde seineTheologie auf die Probe der Umsetzunggestellt. Es ging nicht darum,abstrakte Gedanken zu wälzen, sonderndie Reformation zu befestigenund gegen die Angriffe der Gegenreformationzu stärken. Die theologischenKonflikte waren auch <strong>im</strong>mer politischeMachtkämpfe. An seinem Umfeldgemessen war <strong>Calvin</strong> nicht besondershinrichtungsfreudig. Er setzte sich <strong>im</strong>Gegenteil gegen besonders quälendeHinrichtungsarten ein. <strong>Calvin</strong>s strengeBekämpfung der Irrlehren erklärt sichnicht mit Rechthaberei oder persönlicherFeindschaft, sondern mit derempfundenen Bedrohung für seineReformen.Viele moderne Entwicklungen, die<strong>Calvin</strong> zugeschrieben werden – derIndividualismus, die Gewissensfreiheit,der politische Widerstand oderder Kapitalismus – entsprechen nicht<strong>Calvin</strong>s Absichten, sondern stellen ehereine Verzerrung seines Denkens dar,aber sie wurden tatsächlich durch diereformatorische Theologie wider Willenbegünstigt.Durch <strong>Calvin</strong>s Schriften und durchseinen regen Briefwechsel war seinEinfluss enorm: Es waren reformierteGemeinden, die in der Schweiz, inFrankreich, in den Niederlanden,in Schottland, England, Polen undUngarn den Hauptstoß der Gegenreformationaushalten mussten. <strong>Calvin</strong>legte ein klares Zeugnis für die Autoritätder Bibel ab, lehnte jeden Kompromissin Glaubensfragen ab und warbereit, seine Überzeugungen bis zumÄußersten zu verteidigen. Sein Lehrenund Handeln kommt uns heute unerbittlichvor, es entspricht nicht unserenanachronistischen Ansprüchen vonToleranz und Modernität. Aber vielleichtwar es gerade <strong>Calvin</strong>s zähe Kompromisslosigkeitund die seiner Nachfolger,die die Rettung der Reformationsicherstellten.28MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>Anmerkungen1 Yves Krumenacker. <strong>Calvin</strong> – Au-delà des légendes.Montrouge: Bayard, 2009.2 Pierre Janton. Jean <strong>Calvin</strong>, Ministre de laParole. Paris: Editions du Cerf, 2008.3 Éric Den<strong>im</strong>al. <strong>Calvin</strong>, Héraut de Dieu. Paris:Presses de la Renaissance, 2009.4 So Yves Krumenacker. A. a. O. S. 143. ÉricDen<strong>im</strong>al zitiert Werke über die Register vonNoyon (Abel Lefranc, Jacques Desmay), die eineVerhaftung Jean Cauvins <strong>im</strong> Jahr 1534 bestätigen.Allerdings kann weder eine Untersuchungnoch die Begründung und die Dauer der Verhaftungfestgestellt werden. Diese Informationslückewar der Anhaltspunkt für die VerleumdungBolsecs. Éric Den<strong>im</strong>al. A. a. O. S. 143–145.5 Laurent de Normandie, Bürgermeister vonNoyon <strong>im</strong> Jahr 1546, muss 1548 wegen derSchändung eines Kruzifixes mit seiner Familienach Genf fliehen und gehört bald zu den engenVertrauten <strong>Calvin</strong>s. Vgl. Yves Krumenacker.A. a. O. S. 260.6 Beza räumt sein „trübsinniges und schwieriges“Temperament ein, Dumoulin gesteht, dass<strong>Calvin</strong> nur ein „fehlbarer Mensch“ ist. Zitiert in:Yves Krumenacker. A. a. O. S. 553.7 Stefan Zweig. Castellio gegen <strong>Calvin</strong> oderEin Gewissen gegen Gewalt. Frankfurt: FischerTaschenbuch Verlag, 1983 (Original 1936).Zitiert in: Thomas Schirrmacher. ChristlicheGlaubenslehre. Hamburg: ReformatorischerVerlag und Bonn: VKW, 2008. S. 21.8 Barth schreibt Thurneysen am 8. Juni 1922:„Ich könnte mich hinsetzen und mein Lebenmit <strong>Calvin</strong> verbringen“. Zitiert in: Yves Krumenacker.A. a. O. S. 569.9 Bernard Cottret. <strong>Calvin</strong>. Paris, 1995 undDenis Crouzet. Jean <strong>Calvin</strong>. Vies parallèles.Paris, 2000.10 Éric Den<strong>im</strong>al. A. a. O.11 In dieser Richtung erwähnt Krumenacker (S.54–55) unterschiedlich ausgeprägte Deutungen:Suzanne Sellinger. <strong>Calvin</strong> against h<strong>im</strong>self: AnInquiry in Intellectual History. Hamden, 1984;William Brouwsma. John <strong>Calvin</strong>. A SixteenCentury Portrait. New York, 1988 und DenisCrouzet. A. a. O. S. 54.12 Im Psalmen-Kommentar berichtet <strong>Calvin</strong>,Farel habe sich nicht gescheut, ihn zu verfluchen,wenn er in der großen Not in Genf nicht mithelfe.Zitiert in: Yves Krumenacker. A. a. O. S.180.13 Johannes <strong>Calvin</strong>. Psalmen-Kommentar. 1557.Zitiert in: Pierre Janton. A. a. O. S. 77.14 Johannes <strong>Calvin</strong>. Institutio, II, 3, 5 und 6.15 Reformbewegung innerhalb der KatholischenKirche. Führende Persönlichkeiten sindGuillaume Briçonnet (Bischof von Meaux),Lefèvre d’Étable und Roussel.16 Der Briefwechsel zwischen <strong>Calvin</strong> und DuTillet ist enthalten <strong>im</strong> Thesaurus epistolicus.Genf, Cherruliez: Verlag A. Cottret, 1850.Zitiert in: Pierre Janton. A. a. O. S. 129f.17 Zitiert in: Pierre Janton. A. a. O. S. 235.18 Brief Nr. 1173. 7. April 1549 an Viret. Zitiertin: Pierre Janton. A. a. O. S. 157.19 Brief Nr. L. 416. 19. August 1542.20 Laut Brief Nr. L. 148. 24. Oktober 1538 anFarel. Zitiert in: Pierre Janton. A. a. O. S. 147.21 Zur Märtyrerbereitschaft besonders: Excuse àMessieurs les nicodemites (1544).22 Zu dem ganzen Abschnitt vgl. Yves Krumenacker.A. a. O. S. 432-445.23 Streitschriften <strong>Calvin</strong>s, die die Lehre der Prädestinationbehandeln: Response aux calomniesd’Albert Pighius (1543), Congrégation faite enl’Église de Genève (1545), Traité de la Prédestinationéternelle de Dieu (1550), Responsede Jean <strong>Calvin</strong> aux calomnies (1558), TreizeSermons traitans de l’élection gratuite de Dieu(1562). Aufzählung in: Yves Krumenacker.A. a. O. S. 491.24 Eine neuere Studie von Alain Dufour. Théodorede Bèze: Poète et théologien. Genf, 2006argumentiert, dass Beza eher ein Exeget denn einSystematiker war. Er hielt nicht steif an der Prä-Theologische Akzente 29


Amélie Kruse-Regnarddestination fest, sondern führte einen durchausdifferenzierten theologischen Diskurs.25 Thomas Schirrmacher. A. a. O. S. 14.26 Im Consensus Tigurinus (Mai 1539) schlosssich Zwinglis Nachfolger Bullinger <strong>im</strong> Wesentlichender calvinistischen Lehre an und bewahrtesomit die Einheit der schweizerischen Reformation.27 Éric Den<strong>im</strong>al. A. a. O. S. 184.28 21. Predigt über das Buch Daniel. Zitiert in:Yves Krumenacker. A. a. O. S. 320.29 Genaue Erläuterung der Kirchenordnung in:Éric Den<strong>im</strong>al. A. a. O. S. 237.30 Beispiele in: Pierre Janton. A. a. O. S. 178–179;Yves Krumenacker. A. a. O. S. 312–313.31 Brief an Myconius. 27. März 1545. Zitiert in:Yves Krumenacker. A. a. O. S. 350.32 Predigt über den Psalm 149. Zitiert in: YvesKrumenacker. A. a. O. S. 336.33 Aus „clariss<strong>im</strong>e Lector“. Zitiert in: Yves Krumenacker.A. a. O. S. 369.34 Castellio. De haereticis non puniendis. Genf:Verlag B. Becker, N. Valkhof, 1971. S. 190.Zitiert in Pierre Janton. A. a. O. S. 203.35 Seine Gedanken über die Trinität veröffentlichter erstmals 1531 in seinem Buch „De Trinitatibuserroribus“.36 Diese Hypothese wird in Janton ausgeführt.Pierre Janton. A. a. O. S. 253–255.37 Diese Tatsache weist auf eine Verschwörunghin: Wahrscheinlich dachte Servet, dass er durchdie Unterstützung der Libertiner <strong>Calvin</strong> stürzenund an seiner Stelle ernannt werden würde. SoYves Krumenacker. A. a. O. S. 381; Éric Den<strong>im</strong>al.A. a. O. S. 268–269.38 Brief vom 3. September 1542 an Viret. Zitiertin: Yves Krumenacker. A. a. O. S. 384.39 <strong>Calvin</strong> berichtet von Castellios Ausbruch anFarel. Brief vom 30. Mai 1544. Zitiert in: YvesKrumenacker. A. a. O. S. 385.40 Sébastien Castellio. „Conseil à la France désolée“.1562. Zitiert in: Yves Krumenacker. A. a. O.S. 387.41 Albrecht Thiel. In der Schule Gottes: DieEthik <strong>Calvin</strong>s <strong>im</strong> Spiegel seiner Predigten überdas Deuteronomium. Neukirchen: NeukirchenerVerlag, 1999. S. 101. Zitiert in: ThomasSchirrmacher. A. a. O. S. 22.42 A. Sierszyn. 2000 Jahre Kirchengeschichte.Band 3. 4. Auflage. Holzgerlingen: Hänssler,2007. S. 254.43 So nach Untersuchungen von William E.Monter. „Witchcraft in Geneva“. In: Journalof Modern History. 43/1971. S. 179–204 undWilliam E. Monter. „Cr<strong>im</strong>e and Punishment in<strong>Calvin</strong>’s Geneva, 1562“. In: Archiv für Reformationsgeschichte.64/1973. S. 281–287. Zitiert in:Thomas Schirrmacher. A. a. O. S. 22.44 Bernard Cottret. <strong>Calvin</strong>: Eine Biographie.Stuttgart: Quell, 1998. S. 250. Zitiert in: ThomasSchirrmacher. A. a. O. S. 24.45 W. Monter. <strong>Calvin</strong>’s Geneva. Zitiert in: YvesKrumenacker. A. a. O. S. 526.46 Pierre Janton. A. a. O. S. 261–262.47 Johannes <strong>Calvin</strong>. Defensio orthodoxae desacra Trinitate. Zitiert in: Pierre Janton. A. a. O.S. 263.48 Darin st<strong>im</strong>mt er mit Luther (1523), Farel(1525) und dem Augsburger Bekenntnis (1530)überein. Nach Pierre Janton. A. a. O. S. 105.49 Zitiert in: Pierre Janton. A. a. O. S. 297.50 Brief an die Pariser Gemeinde. 16. September1557. Zitiert in: Pierre Janton. A. a. O. S. 296.51 Vgl. Yves Krumenacker. A. a. O. S. 541.52 Der ganze Abschnitt nach Yves Krumenacker.A. a. O. S. 530–537.53 Brief an Claude de Sachins. November 1545.Zitiert in: Yves Krumenacker. A. a. O. S. 533–534.30MBS Texte 170


<strong>Calvin</strong> <strong>im</strong> <strong>rechten</strong> <strong>Licht</strong>Über den AutorÜber den AutorAmélie Kruse-Regnard, Jahrgang 1972, studierte zunächst Musikund Musikpädagogik <strong>im</strong> Fach Schlaginstrumente in Salzburg,Strasbourg und Linz. 2001 fing sie berufsbegleitend mit demStudium der evangelischen Theologie am <strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> <strong>Seminar</strong>an und schloss 2012 mit dem Master of Theology (WhitefieldTheological <strong>Seminar</strong>y, USA) ab. Neben ihrer Unterrichtstätigkeitals Religionslehrerin engagiert sie sich in der Jugendarbeitund <strong>im</strong> Predigtteam ihrer Gemeinde. Die gebürtige Französinlebt seit 2003 mit ihrer Familie in Thüringen.Theologische Akzente 31


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