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KRITERIEN BEI DER BILDKONSTRUKTION

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BILD-PHONEMATISCHE STÖRUNGEN 3<br />

Die Verarbeitung der lautlichen Form von Wörtern und Nichtwörtern setzt<br />

aber nicht notwendigerweise akustische Informationen – wie im Fall von<br />

gesprochenen Wörtern oder Nichtwörtern – voraus. Bei Sprechern, die die<br />

Schriftsprache erworben haben, wird die phonologische Form /pilts/ auch<br />

durch Lesen der Graphemkette ‚Pilz‘ aktiviert. Dabei wird die Graphemfolge<br />

zunächst durch eine Sprachverarbeitungskomponente analysiert, die die visuellen<br />

Informationen auswertet und in eine abstrakte Graphemrepräsentation<br />

übersetzt. Mit dem Ergebnis dieser Analyse werden dann lexikalisierte<br />

graphematische und schließlich phonologische Wortformen aktiviert. Die<br />

entsprechenden Komponenten und Routen der Wortverarbeitung sehen folgendermaßen<br />

aus:<br />

Geschriebenes Wort/Nichtwort<br />

�<br />

Visuelle Graphemanalyse<br />

�<br />

Orthographisches Lexikon<br />

�<br />

Phonologisches Lexikon<br />

Die Übersetzung in eine abstrakte Graphemrepräsentation durch die Visuelle<br />

Graphemanalyse macht das Lesen unabhängig von Schrifttypen<br />

(Schreibschrift vs. gedruckte Schrift, Schriftarten, Formatierungsvarianten<br />

wie fett, kursiv etc.). Die Unterscheidung zwischen Orthographischem und<br />

Phonologischem Lexikon trägt dem Umstand Rechnung, dass Sprachverarbeiter<br />

lexikalische Entscheidungen nicht nur für auditiv sondern auch für<br />

schriftlich angebotene Wörter/Nichtwörter treffen können, und zwar auch<br />

dann, wenn diese Entscheidung nicht durch die Phonologie unterstützt<br />

wird. Zum Beispiel wissen wir, dass Pilz ein orthographisch existierendes<br />

Wort des Deutschen ist und Pilts nicht, obwohl mit beiden Graphemsequenzen<br />

die gleiche phonologische Form assoziiert ist bzw. werden kann: /pilts/.<br />

Natürlich lesen wir normalerweise sinnentnehmend, d.h. in Bezug auf semantische<br />

Informationen. Neben der oben dargestellten direkten Leseroute,<br />

die lexikalisierte phonologische Wortformen direkt von der Orthographie<br />

aus aktiviert, existiert daher eine zweite lexikalische Leseroute, in der die<br />

Aktivierung lexikalisierter phonologischer Wortformen von der Orthographie<br />

aus über ein Semantisches System erfolgt:<br />

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