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KRITERIEN BEI DER BILDKONSTRUKTION

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STRUKTUR UND VERWENDUNG DES MATERIALS 21<br />

Arbeitsblätter individuell etwa mithilfe von Schere oder Textmarker ganz<br />

leicht modifiziert werden, indem man z.B. die Anzahl der dargebotenen<br />

Stimuli reduziert oder kritische Segmente bzw. Segmentpositionen optisch<br />

hervorhebt. Weitere Bearbeitungsalternativen bestehen darin, therapeutische<br />

Zwischenschritte einzuschalten, also etwa nach einer korrekt gelösten<br />

lexikalischen Entscheidungsaufgabe das Zielwort abschreiben zu lassen,<br />

bevor man es auf einem weiteren Arbeitsblatt als Lückenwort präsentiert.<br />

Das richtig vervollständigte Lückenwort könnte dann laut gelesen und/oder<br />

nach Diktat geschrieben werden, bevor man dem Patienten die entsprechende<br />

Abbildung zum mündlichen und/oder schriftlichen Benennen vorlegt.<br />

Ein weiterer therapeutischer Schritt könnte aber auch darin bestehen,<br />

an die bildunterstützte phonematische Verarbeitung konkreter Nomina entsprechendes<br />

Therapiematerial ohne Bilder anzuschließen und dabei nach<br />

und nach auch die lexikalisch-phonematische Verarbeitung von abstrakten<br />

Nomina, Verben und Adjektiven zu fördern. Auf weitere Verwendungsmöglichkeiten<br />

wird ggf. in den Materialbeschreibungen zu den einzelnen Kapiteln<br />

hingewiesen. Was den therapeutischen Umgang mit Fehlleistungen betrifft,<br />

die im Zusammenhang mit diesem Material auftreten, gilt dasselbe<br />

Credo wie in der gesamten Aphasietherapie: Explizite Korrekturen oder<br />

Kommentare zu den Fehlern sollten nur in solchen Fällen vorgenommen<br />

werden, in denen ein Patient nachweislich davon profitiert. Den meisten<br />

Patienten, vor allem aber solchen mit schweren rezeptiven Beeinträchtigungen,<br />

mangelndem Monitoring oder defizitären Mechanismen sprachlicher<br />

Selbstkorrektur nützen solche Berichtigungen in der Regel nichts.<br />

Sinnvoller als jede ausdrückliche Verbesserung ist es, dem Patienten eine<br />

indirekte Hilfe anzubieten. Ein Beispiel für die zahlreichen Möglichkeiten<br />

dieser Art könnte darin bestehen, ihm ein nicht richtig ergänztes Lückenwort<br />

in genau dieser defizitären Form zusammen mit der Abbildung des<br />

Stimulus zur lexikalischen Entscheidung vorzugeben und ihn nach richtigem<br />

Urteil aufzufordern, dasjenige Segment herauszufinden, das diesen Stimulus<br />

zum Nichtwort macht. Anschließend oder auch statt dessen könnte man<br />

ihm verschiedene Segmente zur Auswahl anbieten, aus denen er das passende<br />

herausfinden soll, usw. Nicht die explizite Korrektur, sondern die linguistische<br />

Analyse der Fehler und der Kontexte, in denen sie auftreten, hat<br />

demnach in der Aphasiebehandlung einen zentralen Stellenwert, denn aus<br />

ihr ergeben sich wesentliche einzelfalldiagnostisch relevante Hinweise auf<br />

das aktuelle Störungsbild und damit auf die inhaltliche Ausrichtung der gerade<br />

indizierten, d.h. effizienten therapeutischen Interventionen.<br />

Ein weiterer Aspekt, der gerade im Umgang mit diesem Material unbedingt<br />

zu berücksichtigen ist, besteht darin, dass die visuelle Wahrnehmung eines<br />

Gegenstandsbildes automatisch und unbewusst das entsprechende semantische<br />

Konzept aktiviert. D.h. auch wenn bei der Auswahl und Kombination<br />

der auf einem Arbeitsblatt gemeinsam präsentierten Abbildungen und linguistischen<br />

Stimuli konsequent darauf geachtet wurde, mögliche Einflüsse<br />

des semantischen Systems so gering wie nur möglich zu halten, ist es<br />

trotzdem nicht auszuschließen, dass z.B. die visuelle Wahrnehmung und<br />

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