PSC 8-9-10 - bei der Föderation der Schweizer Psychologinnen und ...
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22<br />
FSP AKTUELL<br />
PSYCHOSCOPE 8-9/20<strong>10</strong><br />
Das PsyG im Parlament<br />
Der Stän<strong>der</strong>at hat im Juni hinsichtlich Titelschutz wie<br />
Psychotherapie einstimmig zugunsten des Psychologie-<br />
Masters entschieden. Psychoscope präsentiert die prägnantesten<br />
Stimmen aus <strong>der</strong> Ratsdebatte.<br />
Das Psychologieberufegesetz (PsyG)<br />
hat am 15. Juni im Stän<strong>der</strong>at eine<br />
wichtige Etappe gemeistert. Die kleine<br />
Kammer ist <strong>bei</strong> allen Entscheiden<br />
ihrer vorberatenden Kommission <strong>und</strong><br />
damit den Vorschlägen des B<strong>und</strong>esrates<br />
gefolgt.<br />
Psychologie-Master für Titel ...<br />
Nicht nur für die Psychotherapie,<br />
son<strong>der</strong>n für alle Psychologie-Berufe,<br />
die selbstverantwortliche Klienten-<br />
<strong>und</strong> Patientenkontakte mit sich bringen,<br />
geht das Konzept des b<strong>und</strong>esrätlichen<br />
PsyG-Entwurfs von einem<br />
Psychologie-Master als notwendige<br />
Voraussetzung bzw. Gr<strong>und</strong>ausbildung<br />
aus. Theo Maissen (CVP, GR), Präsident<br />
<strong>der</strong> vorberatenden Kommission<br />
<strong>und</strong> Kommissionssprecher, erklärte<br />
im «Stöckli» dazu: «Bei <strong>der</strong> Bezeichnung<br />
‹Psychologin› o<strong>der</strong> ‹Psychologe› erwarten<br />
die meisten Menschen a priori eine<br />
Fachperson für psychische Belange. Sie erwarten<br />
von einer Fachperson Hilfe, Unterstützung,<br />
Beratung o<strong>der</strong> gar Heilung <strong>bei</strong><br />
psychischen Problemen o<strong>der</strong> Krankheiten.<br />
Neben den Absolventen eines Hochschulstudiums<br />
in Psychologie gibt es zahlreiche<br />
weitere, nicht entsprechend ausgebildete<br />
Personen, welche sogenannte psychologische<br />
Dienstleistungen anbieten. (…) Mit<br />
dieser Situation ist die Gefahr verb<strong>und</strong>en,<br />
dass Menschen in psychischen Ausnahmesituationen<br />
an schlecht qualifizierte o<strong>der</strong><br />
gar unseriöse Anbieter sogenannter psychologischer<br />
Dienstleistungen geraten.»<br />
Der Gr<strong>und</strong> dafür sei «das Fehlen gesetzlicher<br />
Regelungen auf B<strong>und</strong>esebene, einerseits<br />
für die Bezeichnungen in den Psychologieberufen,<br />
an<strong>der</strong>erseits hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an die Berufsqualifikationen.<br />
(...) Es ist eigentlich wie im Lebensmittelrecht:<br />
Es soll drin sein, was draufsteht.»<br />
Kommissionsmitglied Liliane Maury<br />
Pasquier (SP, GE) betonte die Bedeutung<br />
des Gesetzes gegen Scharla-<br />
tane je<strong>der</strong> Art <strong>und</strong> die Sichtweise des<br />
B<strong>und</strong>esrates <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kommission,<br />
dass nur ein Master in Psychologie<br />
für die eigenverantwortliche Tätigkeit<br />
als Psychologe o<strong>der</strong> Psychologin qualifiziere.<br />
Dieser Standard sei auch von<br />
Bedeutung für den Schutz vor ungenügend<br />
qualifizierten Personen aus<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union <strong>und</strong> für die<br />
erleichterte Berufsausübung <strong>der</strong> hiesigen<br />
Fachpersonen in Europa.<br />
Peter Bieri (CVP, ZG) wies darauf<br />
hin, dass man eine Lösung finden<br />
müsse, welchen anerkannten Titel<br />
künftig Fachhochschulabsolventen<br />
<strong>der</strong> Bachelorstufe in Psychologie führen<br />
dürften. Auf einen Antrag verzichte<br />
er aber, weil sonst das System<br />
zusammenbreche <strong>und</strong> er über keinen<br />
besseren Vorschlag verfüge. Mit<br />
einem formellen Antrag sprach sich<br />
dagegen Eugen David (CVP, SG) für<br />
einen Titelschutz auf Bachelorstufe<br />
aus. Das Bologna-System sehe eine<br />
Berufsqualifizierung auf dieser Stufe<br />
vor.<br />
An diesem Punkt <strong>der</strong> Debatte intervenierte<br />
insbeson<strong>der</strong>e Hermann Bürgi<br />
(SVP, TG), welcher die Ar<strong>bei</strong>t in <strong>der</strong><br />
zuständigen Kommission erwähnte<br />
<strong>und</strong> davor warnte, im Rahmen des<br />
PsyG eine bildungspolitische Debatte<br />
zu führen. Er verwies darauf, dass<br />
entgegen dem Bologna-Modell an<br />
den Universitäten <strong>und</strong> <strong>der</strong> ETH die<br />
Position vertreten wird, dass die Bachelorstufe<br />
zur Berufsbefähigung<br />
nicht genüge <strong>und</strong> es dazu einen Masterabschluss<br />
brauche. Der Thurgauer<br />
Rechtsanwalt warnte davor, diese<br />
Frage im «Husch-Husch-Verfahren»,<br />
ohne vertiefte Diskussion <strong>und</strong> entgegen<br />
den entsprechenden Empfehlungen<br />
zu entscheiden.<br />
Auf die Wichtigkeit einer klaren Trennung<br />
zwischen Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
<strong>und</strong> Bildungspolitik hatte zuvor be-<br />
reits Felix Gutzwiller (FDP, ZH) hingewiesen,<br />
<strong>der</strong> diesbezüglich zudem<br />
die europäische Dimension betonte:<br />
Ausländische PsychologInnen in<br />
<strong>der</strong> Schweiz müssten gemäss Artikel<br />
3 des Gesetzesentwurfs nämlich<br />
denselben Anfor<strong>der</strong>ungen genügen.<br />
Relativ einig war sich das Plenum,<br />
dass es wünschenswert wäre, wenn<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Beratung durch den<br />
Nationalrat noch eine sinnvolle Berufsbezeichnung<br />
für Bachelor-AbsolventInnen<br />
<strong>der</strong> Psychologie gef<strong>und</strong>en<br />
werden könnte, die vis-à-vis den<br />
besser qualifizierten MasterabsolventInnen<br />
keine Verwirrung stiftet.<br />
... <strong>und</strong> für Psychotherapie<br />
Die Kommission für Wissenschaft,<br />
Bildung <strong>und</strong> Kultur des Stän<strong>der</strong>ates<br />
(WBK-S) hatte sich bereits <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />
Vorberatung des PsyG eine klare Meinung<br />
zur Gr<strong>und</strong>ausbildung für PsychotherapeutInnen<br />
gemacht <strong>und</strong> einen<br />
einstimmigen Entscheid gefällt:<br />
Wie auch <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrat kam die<br />
Kommission nach den Expertenhearings<br />
zum Schluss, dass das Psychologiestudium<br />
auf Masterstufe die beste<br />
Voraussetzung für die Weiterbildung<br />
in Psychotherapie darstellt. Unter an<strong>der</strong>em,<br />
weil nur das Psychologiestudium<br />
gewährleistet, dass das breite Basiswissen,<br />
darunter die notwendigen<br />
wissenschaftlichen <strong>und</strong> methodenunabhängigen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen vermittelt<br />
werden.<br />
Theo Maissen erklärte dazu: «Es ist<br />
so, dass in allen nach diesem Gesetz geregelten<br />
Fachgebieten das Master-Studium<br />
in Psychologie als die geeignetste Voraussetzung<br />
für eine Weiterbildung im entsprechenden<br />
Fachbereich angesehen wird.<br />
(…) Mit <strong>der</strong> Regelung des Zugangs zur<br />
Weiterbildung in Psychotherapie zielt das<br />
Gesetz darauf ab, die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
<strong>der</strong> nichtärztlichen Psychotherapeuten<br />
auf eine möglichst solide Gr<strong>und</strong>lage<br />
abzustellen. Wir müssen sehen, dass<br />
Psychotherapeuten psychisch kranke <strong>und</strong><br />
beeinträchtigte Menschen behandeln. Sie<br />
müssen dementsprechend über eine wis-