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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519heißen. Im zweiten Band des Reisewerkes von Tavemier findet sich die Tafel mitden Abbildungen ungeschliffener Edelsteine, denen der Beireis-Stein so auffälligähnlich war (Taf. 7) 177).Wir sehen: die Stimworte Fensterstäbe, Farbensäume, Echtheit und Bergkristalltreten erst im Berimt von 1825 auf. Hinsichdim der Emtheitsprobe undFensterstäbe klingt vielleimt hier als Reminiszenz eine Stelle aus dem BenvenutoCellini an 178). Widltig erscheint vor allem die Betonung der Farbensäume. Soweitalso diejenigen Teile des Diamantenabschnittes, die nam den handschriftlichen Reisenotizenausgearbeitet worden sind.Die beiden bei Goethe mitgeteilten Diamantenlegenden dagegen waren Bestandteildes Beireis-Geruchtes. Sie mochten Goethe nom im Gedämtnis geblieben sein,wahrscheinlicher jedoch ist, daß er sim hier von der 1825 benutzten Beireis­Literaturund insbesondere durch die "Biographischen Nachrichten" Sybels hat anregenlassen. Dom erst, wenn man Goethes Redaktion dieser Legenden beachtet, sieht man,daß aum diese Teile seiner Darstellung in ihrer Bildaussage einen wichtigen Eigenwertbesitzen und sich unter die vorherrschenden Motive von Verwahrung undEchtheitsprobe einordnen. Vergleicht man Goethes Beireis-Legenden mit den beiSybel mitgeteilten Varianten, so werden charakteristische Abweichungen deutlich.So finden wir bei Sybel zwar die Verwahrungslegende angespromen 179). Die I2Kästmen indessen sind eine Zutat Goethes, die aum sonst nirgends in der Beireis­Literatur vorkommt. Zur zweiten Legende von der Brennprobe des Steines sindverschiedene Varianten überliefert. Goethe schloß sim hier wahrscheinlim dembei Sybel abgedruckten Beireis-Brief von 1809 an 180). Damit hat er eine Fassungausgewählt, die das dunkle Laboratorium als Hintergrund voraussetzt 181).Fügen wir die heiden Elemente des Textes - Kristallbeschreibung und Diamantenlegende- wiederum zusammen, namdem wir ihre Herkunft aus unterschiedlichenBereimen kennengelernt haben. Die kompositorische Absicht des Dichterswird nun deutlicher. Echtheitsprobe und Verwahrung des Steines treten als Hauptmotivehervor. Dabei ist zu beamten, wie Goethe Gegensatzpaare bildet. Als einsolches Gegensatzpaar ist einmal die legendäre Verwahrung in Kästchen und die tatsämlicheAufbewahrung des Steines in der Hosentasche des Besitzers anzusehen. In178) W A 43, 374-375.178) Siehe oben Anm.171.180) Siehe oben Anm. 171.181) VgI. dagegen Ar n im, Dolores 291-292: "dieser Stein ist aber meine Geliebte,meine Einzige, meine Freude, der im durm unauflöslidte Bande verbunden bin [ ... ]. SehenSie diese Höhlung im Steine; hier habe idt sie mit dem Brennspiegel einmal versudtt, und sieentzündete sim hellidtt; meinem Fürsten hätte idt sie überlassen nam meinem Tode, und seineKrone hätte ewig über der Erde wie ein Sternbild gestanden, er hat sie aber veramtet, undseine Krone wird fallen, und keiner wird sie aufheben. Idt werde alt, idt will sterben, undweiß meines Lebens Ende; ganz einsam will im dann die Nadtt nom bei meiner Geliebtensdtlafen, und kommt die erste Morgensonne, so wirft der Brennspiegel, der meinem Bettegegenübersteht, seinen Brennpunkt mir ans Herz und auf die Geliebte, die an ihm ruhet, undwir verbrennen beide zusammen, heide zugleidt, und misdten uns verbunden mit der großenGedankenwelt. "

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