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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519spenstige Reichsstift auf die Knie zu zwingen. Da es bei diesen Kämpfen letztlichum die Auseinandersetzung zwischen Prinzipien des modernen absolutistischenFürsten- und Beamtenstaates und Rechtsverhältnissen ging, die noch dem Hochmittelalterentstammten, konnte der Ausgang nicht zweifelhaft sein.Die Darstellung des Kampfes um Clus aus eigenem Erleben macht den eigentlichenQuellenwert der Chronikfortsetzung durch Abt Heinrich Pumme aus. Er verfaßtesie in der Muße seines Hildesheimer Exils, wahrscheinlich im Spätsommer 1581.Dafür spricht auch, daß er seine Aufzeichnungen nicht an die Chronik des HcnricusBodo anschloß. In dieser Handschrift 44), die in der Klosterbibliothek verblieben war,finden sich von Pummes Hand lediglich die wohl noch vor 1576 in der Liste derCluser Äbte (BI. 96 v) nachgetragenen Abtsnamen ,]ohannes Mutken' und ,]ohannesBeckman'. Pummes chronikalische Aufzeichnungen sind Fragment geblieben. Er hatauch nach seiner Rückkehr nach Clus keine Gelegenheit mehr genommen, sie weiterfortzuführen.Abt Heinrich Pumme war, wie auch seine schlichte Darstellungsweise erkennenläßt, keine überragende Persönlichkeit. "Virtute parta durant" lautete sein W ahlspruch45). Er war bis an sein Ende nicht bereit, seinen katholischen Glauben aufzugeben,aber er war offensichtlich keine Kämpfernatur. Das hatte wohl auch dieenergische Stifts äbtissin Magdalena von Chlum empfunden, als sie am 4. März 1570gegen die Konventsmehrheit seine Wahl zum Abt verhinderte 46) und ihm noch am7. April 1576, als der Druck der herzoglichen Regierung übermächtig wurde, jedesVerhandeln mit dem Gegner ohne ihren ausdrücklichen Befehl verbot 47). Erst dieabermalige Flucht des Abtes zwang sie schließlich zu der außerordentlichen Maßnahmeeiner "Besetzung" von Clus bis zu ihrem Tode.In wirtschaftlichen Dingen und in der Klosterverwaltung war Heinrich Pummeerfahren. Das zeigt seine Wahl zum Prokurator (Cellerarius) schon in jungen Jahrenund seine Rückberufung durch den Herzog zu Ende 1570 während der Vertreibungdes Abtes J ohannes Beckman. Dafür war er, wenn auch nicht ungebildet, so dochkein Gelehrter. Schon bald nach seinem Eintritt ins Kloster waren die Verhältnisseder Ausbildung und den Studien der jungen Mönche kaum mehr günstig gewesen.Von der regen künstlerischen und Schreib tätigkeit, wie sie für Clus im ersten] ahrhundertnach der Reform von 1430 bezeugt ist 48), war nichts mehr zu verspüren. Soschrieb Pumme seine Chronikfortsetzung nicht wie sein Vorgänger Henricus Bodoin kunstvollem, ja gekünsteltem Humanistenlatein, sondern in schlichtem Deutsch.Seine Darstellung, in der er selbst nur als Frater Henricus auftritt, ist einfach, sachlich,meist aus der Erinnerung heraus berichtend, wobei ihn hier und da sein Gedächtnisim Stich ließ. Nur für die Verhandlungen über die Wiedereinsetzung des AbtsJohannes Beckmann im Jahre 1571 scheint der Chronist die Akten selbst zur Ver-U) Siehe oben Anm. 4.") Leuc*feld, Ant. Gand. (oben Anm. 31), S. 198.") Siehe oben S. 3 und Anm. u.17) Gedr. bei Leuc*feld, (oben Anm. 31), S. 195 (dort irrtümlich zu 1577!).'8) Herbst, (oben Anm. 3), S. 64 ff.

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