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Braunschweigisches Jahrbuch 49.1968 - Digitale Bibliothek ...

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519BRAUNSCHWEIGISCHES JAHRBUCH


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Gedruckt mit Förderung derBraunschweigischen Staatsbank


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519BRAUNSCHWEIGISCHESJAHRBUCHIM AUFTRAGE DESBRAU~ SCIIWEIGISCHEN GESCHICHTSVEREINSHERAUSGEGEBEN VONJ. KÖNIGDer ganzen ReiheBAND 491968Selbstverlag des Braunschweigischen Geschichtsvereins


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Schriftleitung:Archivdirektor Dr. J. König, Wolfenbüttel, Forstweg 2(Niedersächsisches Staatsarchiv)Tausch und Vertrieb der Vereinsveröffentlichungen:Braunschweigischer Geschichtsverein e. V.Tauschstelle334 Wolfenbüttel, Forstweg 2(Niedersächsisches Staatsarchiv)Gedruckt in der Waisenhaus-Buchdruckerei Braunschweig


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519I nh altEine unbekannte Fortsetzung der Chronik des Henricus Bodo von ClusZugleich ein Beitrag zum Braunschwcigischen Reformationsjubiläumvon Prof. Dr. Hans G 0 e t tin g, Göttingen • • .Seite5Das Politische Testament Herzog Anton Ulrichszu Braunschweig und Lüneburgvon Dr. Gerhard Ger k e n s, Hamburg • . . .37Beiträge zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Wolfenbüttel .Teil II: Nachrichten über die Samsonschule, die Synagoge, den jüdischenFriedhof und den Samsonschen Legatenfonds. - Herz Samson inBraunschweig (1738 bis 1794). - Anhang: Zwei vertauschte Gumpel-Bilder?Mit 8 Abbildungenvon Hans Sc h u 1 z e, Wolfenbüttel61Zur Frage nach der Bedeutung und dem Ursprungsüdniedersächsischer Hofklassenvon Dr. Walter Ach i 11 es, Barienrode . . . . .86Jugend und Erziehung des Herzogs Philipp Sigismundzu Braunschweig und Lüneburg, späteren Bischofs von Verden und OsnabrückZu seinem 400. Geburtstag am I. Juli 1968Mit 1 Abbildungenvon Marie Ti eIe man n, Rotenburg (Hann.) . . . . . . . . . . • • . . 105Goethes Reise nach Helmstedtund seine Begegnung mit Gottfried Christoph BeireisEine Untersuchung zum Bildstil der" Tag- und Jahreshefte"Mit 10 Bildtafelnvon Dr. Dieter M a t t he s, Wolfenbüttel . . . . . . . .UI-'I'


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Kleinere BeiträgeDie Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundertvon Dr. Hennann K lei n a u, Stöd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigGEORG SCHNATH ZUM 70. GEBURTSTAG AM 6. NOVEMBER 1968Eine unbekannte Fortsetzung der Chronikdes Henricus Bodo von ClusZugleich ein Beitrag zumBraunschweigischen ReformationsjubiläumVonHans GoettingBei der Bearbeitung der archivalischen Quellen des Benediktinerklosters CIus beiGandersheim im Rahmen der "Gennania Sacra" 1) kamen vor einigen Jahren unterbis dahin unverzeichneten losen Akten des ehemaligen Reichsstifts Gandersheim imNiedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel eine Reihe von Blättern zutage, diechronikalische Aufzeichnungen zur Cluser Geschimte von 1541-1581 enthielten.Die Handschrift, von einer Hand des ausgehenden 16. Jahrhunderts geschrieben,war beschädigt und entbehrte eines Titelblattes wie auch jeglicher Angaben überVerfasser und Herkunft 2). Die nähere Untersumung ergab, daß es sich um einebisher unbekannte Fortsetzung der älteren Chronik des Mönms Henricus Bodo vonClus in deutscher Sprache handelte.Die "ChronicaCenobiiClusini" des HenricusBodo ist nicht nurdie bedeutendstespätmittelalterlime Klostergeschichte Südniedersachsens, sondern zugleich eineder wimtigsten Quellen zur Frühgeschichte der sog. Bursfelder Kongregation, dergrößten Reformbewegung der mitteleuropäischen Benediktinerklöster seit dem1) Herausgegeben vom Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen unter Leitungvon Hermann Heimpel. Diözese Hildesheim, Teilband Gandersheim (in Vorbereitung).2) Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel, jetzt eingeordnet unter der Signatur VII BHs pu. Die Blätter sind mit den Resten der Guser Akten wahrscheinlich nach der Rückgabedes Klosters i. J. 1695 in das Gandersheimer Stiftsarmiv gelangt. Der Umsmlag trägtden Vermerk des verdienstvollen Gandersheimer Oberhofmeisters Joh. Anton von Kroll(t 1749): "Fragmentum Historiae Monasterii in Gusa, von einem Anonymo, doch vermuthlichvon einem Gauß-Mönch geschrieben und continuiret von Henrici Junioris Zeiten, vor, inund nach der Sachs. und Hessischen Invasion und Reformation, ferner biß auf und nach derReformation Herzogs Julii, und gehet biß an die Zeit, da Abbatissae Margarethae Processvon Minden nach Hildesheim vor den Commissarium de Via gekommen. Es sind hierinnenvon der Hessen Zeiten viel particularia, wovon nirgends etwas zu finden." Von einem Teilder Chronikfortsetzung, der die Jahre 1569/70 umfaßt, wurde in Gandersheim im späteren18. Jh. eine Abschrift hergestellt, die aber ebenfalls unbekannt blieb (jetzt 11 Alt Gand. Fb. 1Nr. 114). Nach Auffindung der Handschrift VII B Hs 3ua durch den Verfasser hat KurtKronenberg sie inzwischen als "Chronik eines unbekannten Mönchs" für die zweite Auflage(1966) seines Büchleins "Clus und Brunshausen. Verlassene Klöster" (Aus Gandersheimsgroßer Vergangenheit, Heft I) benutzt und teilweise ausgeschrieben.5http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251915. Jh., die bekanntlich von Clus ihren Ausgang genommen hat S). Das Werk liegtzusammen mit dem kleineren "Syntagma eccIesie Gandesiane" des gleichen Verfassersnoch im Autograph vor '). G. W. Leibniz hat in seinen "Scriptores rerumBrunsvicensium" größere Auszüge daraus veröffentlicht 11); im übrigen harrt dieHandschrift noch der vollständigen Edition. Der Verfasser Henricus Bodo (An ge­Ionius) 6), der aus AIfeld stammte und vor 1505 als Mönch in Clus eingetreten war,hatte seine Cluser Chronik auf Veranlassung des bedeutenden, gleichfalls aus Alfeldstammenden Abtes Konrad (V.) Hyssing im Jahre 1513 begonnen und wenig späterdas Gandersheimer Syntagma in Angriff genommen. Beide Werke ließ er im Jahre1531 von dem Buchbinder des Klosters zusammenbinden 7). Für weitere Eintragungenwaren leere Lagen vorgesehen. Auf diesen setzte der Verfasser seine chronikalischenAufzeichnungen über Clus bis zum Jahre 1539/40 fort. Zu Anfang 1541 wurdeer zum Abt des Benediktinerklosters Marienstein bei Nörten-Hardenberg gewähltund verließ Clus 8). Das letzte Blatt mit den Eintragungen des Henricus Bodo, welchedas Jahr 1540 umfaßten (nach BI. 160 v), ist herausgerissen und fehlt. Ein kurzerNachtrag von jüngerer Hand (jetzt BI. 161 r) berichtet von dem Abtswechsel in Clus,wo nach dem Tode Konrads (V.) Hyssing am 15. Juni 1541 wenige Wochen späterin Anwesenheit der Äbte Johannes von Reinhausen, Johannes von Bursfelde undHeinrich (Bodo) von Marienstein der bisherige Cellerarius in Clus Johannes (IV.)Mutken zum Abt gewählt wurde 8), und gibt eine Namensliste des damals vorhandenenKonvents.Mit der Wahl des Abtes Johannes (IV.) Mutken im Jahre 1541 setzt die nunmehr'aufgefundene und unten erstmalig edierte Fortsetzung der Chronik ein. Sie gibt unseine erwünsmte Smilderung der schidcsalhaften Ereignisse, welme Ous in derReformationszeit trafen, angefangen von der ersten Einführung der lutherismenI) Die reidte Literatur zur Bursfelder Refonn, die vor allem den Forsdtungen vonP. Dr. Paulus Volk von Maria-Laach verdankt wird, findet sidt in dessen großer Edition"Die Generalkapitelsrezesse der Bursfclder Kongregation" Band I, 1955, S.I-5 ver.leidtnet.Für den Anteil von aus an der Refonn im besonderen die sdtöne Arbeit von HennannHerbst, Das Benediktinerkloster Klus bei Gandersheim und die Bursfelder Reform (Beiträgezur Kulturgesdtichte des Mittelalters und der Renaissance, hrsg. von Walter Goetz, Band So,1931).I) Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttel, eod. Guelf. 19.13 Aug. 4°. Zur Beschreibungund Einteilung des Codex (im folgenden abgekürzt: CC) vgl. Herbst, a. a. O. S.8 ff., besondersS. 13-15. Für die mir gegebene Möglichkeit, die Handschrift eingehend zu überprüfen,danke idt meinem verehrten Kollegen, Herrn ßibliotheksoberrat Dr. Hans Butzmann,aufs herzlidtste.') Bd.II (Hannover 1710), S. 346-370: Selecta ex Chronico Clusino.e) Vgl. Herbst, a. a. O. S. 16 ff.7) Notiz am oberen Rande der Innenseite des Rückendeckeis. Sie ist gegenüber Herbst,a. a. O. S. 15 Anm. :1 ridttig zu lesen: "Anno domini 15P ligatus est presens liber per fratremin hac ausula inclusus [!) Katherine."8) Herbst, a. a. O. S. 19 f.') Vgl. die Urkunde vom 15. Juli 1541 (10/11 Urk 119)' Die angegebenen Archivsignaturensind, falls nimt ausdrüdclidt anders vermerkt, sämtlidt sohne des NiedersämsismenStaatsarchivs Wolfenbüttel.6


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigLehre während der Besetzung des Fürstentums Braunschweig-W olfenbüttel durchdie Schmalkaldischen Verbündeten vom Herbst 1541 bis zum Sommer 1547 über dieRestitution durch den katholischen Herzog Heinrich den Jüngeren, die Plünderungendes Klosters in den Kriegen des Herzogs mit dem Grafen Volrad von Mansfeld unddem Markgrafen Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach in den JahrenISS1- und ISS3 bis zur endgültigen Einführung der Reformation durch Herzog Juliusim Herbst 1568 und zu dessen schweren Auseinandersetzungen mit dem ReichsstiftGandersheim um den Besitz von Clus und Brunshausen. Mit dem Kurienprozeß derrechtmäßig gewählten katholischen Gandersheimer Äbtissin Margareta von Chlum(1577-1589) gegen die als evangelische Äbtissin gewaltsam eingesetzte minderjährigeTochter des Herzogs, Elisabeth, bricht die Darstellung im Jahre 1581 unvermittelt ab.Die Frage nach dem ungenannten Verfasser, welcher Angehöriger des Klostersgewesen sein muß und mindestens seit dem Ende der sechziger Jahre als Augenzeugeberichtet, war nur auf dem Wege des Schriftvergleichs innerhalb des Aktenmaterialsvon Gandersheim und aus zu lösen. Es ergab sich dabei mit absoluter Sicherheit,daß die Schrift des Fortsetzers der Chronik mit der des letzten katholischen Abtesvon Clus, Heinrich (V.) Pumme(n) (1571-1596), identisch ist 10). In ihm also habenwir den Verfasser und Schreiber der Aufzeichnungen zu sehen, und wie HenricusBodos Chronik liegt uns auch deren Fortsetzung durch Heinrich Pumme im Autographvor.Person und Lebensgang des Verfassers müssen kurz geschildert werden. HeinrichPumme stammte aus Uslar und wurde wohl noch vor 1565 Mönch in Clus. Nach derFlucht des Priors und Prokurators Andreas Lüderitz (Stendel), der die inzwischen imFürstentum Wolfenbüttel eingeführte protestantische Kirchenordnung nicht annehmenzu können glaubte 11), übernahm er Ende Mai 1569 dessen Funktion alsProkurator (CelIerarius). Als der alte Abt Johannes Mutken am 11. Februar 1570gestorben war, erhielt Heinrich Pumme bei der Neuwahl am 4. März 1570 drei derfünf Stimmen der Konventualen, mußte aber, da die Patronatsherrin, die Äbtissindes Reichsstifts Gandersheim Magdalena von Chlum (1547-1577), ihn für zu junghielt 12), zunächst vor ihrem Kandidaten, dem Abt Johannes Bedanann aus Northeim,zurückstehen. Nachdem dieser wenig später durch die von der Wahl überraschteherzogliche Regierung vertrieben worden war, leitete zunächst HeinrichPumme als Prokurator das Kloster, Hoh jedoch, als der Gandersheimer GeneralsuperintendentLic. Hermann HameImann kommissarisch als evangelischer Abt in Cluseingesetzt wurde, im Juni 1570 nach Marienstein. Nach HameImanns Scheiternkehrte er am H. Dezember 1570 auf das Versprechen freien Geleits durch den HerzogSofern die im folgenden berührten Ereignisse in der unten abgedruckten ChronikfortsetzungVII B Hs 3 % I a eingehender gesdlildert werden. finden sidl die Belege mit den genauenArdlivsignaturen in den Textanmerkungen zur Edition.10) Vgl. besonders die eigenhändigen Sdlreiben Heinridl Pummes vom 31. März 1581und vom 9. Mai IS91 in 1 Alt 35°1. Der Abt sdlreibt seinen Namen meist .. Pumme", nidltselten aber audl .. Pummen".11) Siehe unten S. 13.12) Vgl. das Gandersheimer Kapitelsprotokoll VII B Hs 3Sa BI. 19.7http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519nach Clus zurück, um die Verwaltung wieder zu übernehmen. Als am 6. Juni 1571der Abt Johannes (V.) Beckmann sein Amt zurückerhielt, nachdem er sich schließlichwenigstens zur Befolgung der fürstlichen Kirchenordnung bereiterklärt hatte, unterschriebauch Heinrich Pumme mit den übrigen Konventualen diesen Revers 18).Knapp ein Jahr später, am x. Juni 1572, resignierte der schwer erkrankte Abt zugunstendes Prokurators und starb am folgenden Tage. Um dem Herzog keineGelegenheit zum Eingreifen in eine förmliche Wahl zu geben, bestätigte die StiftsäbtissinMagdalena von Chlum den Prokurator Heinrich Pumme kurzerhand als Abt,"als wenn er ••• erwählt wäre" 14) und vollzog am 4. Juni 1572 persönlich die Introduktionin Clus und am nächsten Tage die feierliche Konfirmation in der GandersheimerStiftskirche 15). Herzog Julius, derart vor vollendete Tatsachen gestellt,mußte sich zunächst damit einverstanden erklären, um den wenige Tage später, amI I. Juni 1572, mit dem Reichsstift abgeschlossenen (3.) Vertrag als Ganzes nicht zugefährden. Nach Artikel 4 sollte "der neue, gegen den Vertrag vom 15. August 1571(der die künftige Besetzung von Clus mit einem Abt Augsburgischer Konfession vorgesehenhatte) gewählte und bestätigte Abt zu Clus ... der Äbtissin zu Gefallenbleiben" 16).Es war jedoch nur eine Frage der Zeit, daß der protestantische Landesherr seineMacht gegenüber dem Kloster Clus, das er unter Bestreitung der GandersheimerRechte als "Landstand" ansah, zur Geltung bringen würde. überraschend wurde am24./z5. August 1573 das jährliche " Generalkonsistorium", ein unter dem Vorsitzdes Landesherrn periodisch einberufenes gemischt weltlich-geistliches Gremium zurBeratung von Kirchen- und Schul angelegenheiten, in Clus abgehalten 17). Ein ersterVersuch, im Oktober des gleichen Jahres den Kammerbeamten Markus von Elpenals "herzoglichen Mitverwalter" nach Clus zu setzen, scheiterte am persönlichen Eingreifender Stiftsäbtissin 18). Im folgenden Jahre wurde erneut ein Generalkonsistoriumfür den 20. Dezember in Clus anberaumt und trotz Protestes von Äbtissin undAbt durchgeführt 19). Der Druck der herzoglichen Regierung verstärkte sich imfolgenden Jahre 20) und führte schließlich, obwohl das Reichsstift ein erneutes kaiserlichesSchutzmandat 21) erwirkte und seine Beschwerden auf dem RegensburgerReichstag vom Februar 1576 vorbrachte - auch Clus beteiligte sich mit 100 Rth. anden Kosten 22) - zu offenen Gewaltmaßnahmen. Am 6. Juli 1576 wurde der hcrzog-13) 1 Alt 3489. Vgl. unten S. 29.14) IollI Urk 130.1&) VII B Hs 50 S. 408.18) 6 Urk 924.17) 11 Alt elus 15.18) 1 Alt 3490. Vgl. auch Kronenbcrg, a. a. O. S. 68 f., dessen übrige Darstellung derEreignisse jedoch nicht frei von Irrtümern ist.819) 11 Alt elus 18.20) Vgl. I I Alt elus I I, 20 und 11.21) Vom :u. September 1575, 11 Alt Gand. Fb. I, V, 1 Bd. I.22) I I Alt elus 11.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519liche Mitverwalter Markus von Elpen unter militärischer Bededmng erneut in Cluseingesetzt 23). Während Abt Heinrich Pumme wenige Tage später unter Mitnahmevon Siegel, Urkunden und liturgischen Geräten nach Hildesheim floh 24), bezog diealte Stifts äbtissin Magdalena von Chlum am 2.5. Juli 1576 persönlich Quartier inClus 25). Es gelang ihr dadurch, dem herzoglichen Beamten die Ausübung der Verwaltungin Clus unmöglich zu machen. Sie konnte aber, inzwischen auf den Toderkrankt, nicht verhindern, daß am 2.4. Januar 1577, vier Tage vor ihrem Ableben,Kommissare des Herzogs gewaltsam in Clus eindrangen und als neuen herzoglichenVerwalter den früheren Seesener Amtmann Barwart Mente einsetzten 26).Während der nun folgenden Besetzung der Abtei des Reichsstifts für des HerzogsTochter Elisabeth, obgleich das Kapitel weiterhin zu der von ihm rechtmäßig gewähltenNachfolgerin der Äbtissin, ihrer Schwester Margareta von Chlum, zugleidtÄbtissin des Stifts Neuenheerse, hielt, und während die Klöster Brunshausen undClus in den Händen herzoglicher Verwalter waren, versuchte Abt Heinrich Pumme,von seinem Exil im Hildesheimer St. Michaelskloster aus für die Restitution vonClus zu wirken. Der dort mit einem kleinen Restkonvent verbliebene Prior konnteihn mehrmals in Hildesheim aufsuchen 27), und auch mit dem Kapitel des ReichsstiftsGandersheim bestand über dessen Hildesheimer Syndikus Dr. Albrecht Busch ständigeVerbindung. Es gelang, beim Kaiser am 9. Dezember 1579 ein weiteres Mandatan Herzog Julius zu erwirken, die Klöster Brunshausen und Clus unverzüglich andie rechtmäßige Gandersheimer Äbtissin Margareta von Chlum herauszugeben, wogegender Herzog beim Reichskammergericht Berufung einlegte und sowohl dieOkkupation als auch alle Rechte der Äbtissin in bezug auf die Temporalien derbei den Klöster bestritt 28).Am 2.6. August 1586 erreichte der Abt nochmals ein förmliches SchutzdiplomKaiser Rudolfs 11. für sich und die Cluser Konventualen, dazu ein Mandat an alleKlöster und Städte, an die Clus Kapitalien ausgeliehen hatte, die fälligen Zinsen andas Kloster weiterzuzahlen, soweit dies auf den Druck des Herzogs hin unterbliebenwar 29). Verhandlungen, für den Abt freies Geleit zur Rückkehr nach Clus zuerwirken, liefen seit 1582., hatten aber kein Ergebnis.Endlich bot die Katastrophe der zweiten vom Herzog in Gandersheim eingesetztenevangelischen Äbtissin Margarete von Warberg und in deren Folge derNeuenheerser Vertrag vom 16. Februar 1588, welcher der rechtmäßigen ÄbtissinMargareta von Chlum wieder die Gandersheimer Abtei zurückgab 30), und schließlich23) 1 Alt 3493.2t) Am 9. Juli 1576, vgl. 2. Alt 3496.26) 1 Alt 3496.28) 11 Alt Gand. Fb. 1,111, 3.27) 1 Alt 3493.28) 6 Urk 939.29) 10/11 Urk 134 und 135.80) 6 Urk 593. VgI. außerdem zur Verurteilung der Margarete von Warberg K. Kronenberg,Verfallene Ritterburgen um Gandersheim (Aus Gandersheims großer VergangenheitHeft 1, 1960), S. 30 ff.9


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigder Tod des Herzogs Julius am 3. Mai 1589 auch für den eluser Abt die Möglichkeitzurückzukehren. Nachdem er durch seinen Hildesheimer Prokurator hatte versichernlassen, er wolle sich der fürstlimen Kirmenordnung gemäß verhalten, aum dieUrkunden und Siegel des Klosters wieder herbeismaffen, wurde Heinrim Pummesmließlim am 28. August 1589 durm zwei herzogliche Kommissare, den lutherismenAbt Heinrim (Wirsme) von Ringelheim und den fürstlimen Rat Hans von Gittelde,wieder in die Leitung von elus eingesetzt. Der verbliebene Rest des Konvents, derPrior Johannes Sodthoff und der einzige Konventuale Andreas Probst, leisteten ihmden Obedienzeid. Der Abt begründete seine damalige Flumt damit, daß er "dan weiles derozeit alda zur Clauß seltzam were zugangen, hette notwendig weimen müssen,damit er sim keinem teill anhengig mamen dürfen .•. ". Er verspram zugleim, erwolle "des dosters siegel und brieHe, wiewoll die ni mt seinethalben aus dem dosterkommen, •.• zu doster widderbringen und smaffen". Der neue Landesherr, HerzogHeinrich Julius, betonte seinerseits, er hätte "nimts lieber gesehen, als daß cr imeloster geblieben" wäre und verspram, "ihn vor seine Person mit äußerlicher undweltlimer Gewalt zum Glauben nimt zwingen" zu wollen 31).Der nam vierjährigem Bemühen zwismen dem Herzog und dem ReichsstiftGandersheim (die letzte katholisme Äbtissin Margareta von Chlum war schon am10. April 1589 verstorben) ausgehandelte Große Vertrag vom 20. August 1593 32 ),den Abt Heinrich Pumme "in manus abbatissae" beschwor, bestimmte, daß es fürelus künftig bei der Nominierung eines Abts Augsburgismer Konfession durch denLandesherm und der Bestätigung durch die Stiftsäbtissin bleiben solle und daß dieKlosterrechnungen sowohl der Äbtissin wie auch dem Herzog als dem Konservatordes Stiftes vorzulegen seien. Nachdem - wie smon die übrigen eluser Konventualen- aum das Reimsstift Gandersheim mit dem Regierungsantritt der Äbtissin AnnaErika von Waldeck am 23. April 158933) vollständig evangelisch geworden war,blieb Abt Heinrich Pumme der letzte kathoIisme Ordensmann im FürstentumBraunsmweig-W olfenbüttel.Noch am Ende seines Lebens wurde er in eine blamable Angelegenheit verwickelt,die zugleim ein bezeichnendes Limt auf die Zeit der Durchführung der Reformationwirft, in der sich die Angehörigen der Klosterkonvente einer ungewissen Zukunftausgeliefert sahen. Vor dem Fürstlimen Konsistorium verklagte die ehemalige Nonnedes im Jahre 1570 aufgehobenen Klosters St. Marien vor Gandersheim, KatharinaDethmers zu Wiebremtshausen, den Abt wegen gebrochenen Eheverspremens. Ineiner eigenhändigen Supplik an den Herzog gab Heinrim Pumme am 21. Januar 1596zu, "daß gedadlte leichtfertige nonne vor vielen jahren mit irem smmeichelhaftenliebkosen einen zettel von mir trunckener unbesonnen [!] weise heraußerkriegen ",doch sei "solmer kein beständiges eheverspremen, vilmehr ein excess, so in meinerjugend begangen ...... Er habe nimt die Absicht, seinen "stand, orden und catholismeH) JO/ll Urk 136, gedr. Joh. Georg Leuckfeld, Antiquitates Gandersheimenses (Wolfenbüttel1710), S. 196-198.8'} 6 Urk 964; vn B Hs 36 Band 4 BI. 244; Joh. Christoph Harenberg, Historia ecclesiaeGandershemensis .•• dipiomatica (Hannover 1734), S. 1024.P) 11 Alt Gand. Fb. 1,111, 16; VII B Hs 36 Band 4, BI. 65-68 v.10http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519religion" zu verlassen, zum al er alt und krank sei 34). Die vom Herzog befohleneUntersuchung des Falles erledigte sich dadurch, daß Heinrich Pumme schon am19. April 1596 starb 35). Er wurde am 29. April in der Mitte der Klosterkirche begraben36). Unter seinem evangelischen Nachfolger, dem vom Herzog eingesetztenHofgerichtssekretär und Gandersheimer Kanoniker Georg Schünemann (1596-1617),erlosch das klösterliche Leben in Clus endgültig.Die Darstellung des Lebensganges Heinrich Pummes hat uns bereits mit einemTeil der schweren Auseinandersetzungen bekanntgemadlt, in die das ReichsstiftGandersheim und seine Klöster mit dem Landesherrn nach Einführung der Reformationim Fürstentum Braunschweig-WoIfenbüttcI gerieten. Sie bilden auch denwesentlichen Kern von Pummes chronikalischen Aufzeichnungen. Zum Verständnisbedarf es noch einer kurzen Darlegung, warum es zwangsläufig zu diesen Kämpfenkommen mußte, in denen beide Seiten rechtlich begründete Ansprüche wahren zumüssen glaubten.Das Benediktinerkloster Clus war als Reformanstalt Hirsauer Prägung im zweitenJahrzehnt des 12. Jahrhunderts von Gandersheim aus gegründet und dotiertworden 37). Es war somit - wie auch die älteren Klöster Brunshausen und St. Marienvor Gandersheim - Eigenkloster des Reichsstifts, freilich in einer Zeit, in der sichschon die alten eigenkirchenrechtlichen Anschauungen unter dem Einfluß der Kirchenreformin Richtung auf ein Patronatsverhältnis zu wandeln begannen. Der ersteKonvent, von der damals hirsauischen Benediktinerabtei Corvey gestellt, gedieh nichtund wurde 1134 im Zusammenwirken von Kaiser Lothar 111., dem DiözesanbischofBernhard I. von Hildesheim und der Stifts äbtissin Liutgard I. von Gandersheimdurch Ouniazensermönche unbekannter Herkunft ersetzt. In der zweiten Hälfte des12. Jhs. bestanden enge persönliche Beziehungen zum St. Mimaelskloster in Hildesheim.Als Gandersheimer Eigenkloster hatte auch Clus an der kirchenrechtlichenUnabhängigkeit vom Diözesanbismof teil, nachdem das Reichsstift zu Beginn des13. Jhs. die Exemtion hatte erringen können 38). Nicht jedoch gelang dem Reichsstiftin der Folgezeit gegenüber den Weifen, die sich in der zweiten Hälfte des 13. Jhs.als Vögte mit einer herzoglichen Burg in Gandersheim festsetzten, die Ausbildungeines eigenen weltlichen Territoriums, das aum die ihm untergebenen Klöster hätteumfassen können. Vielmehr kam es besonders seit der Mitte des 14. Jhs., als derGandersheimer Raum zum welfischen TeiIfürstentum Braunschweig-Göttingengehörte, auf dem Wege über die Vogtei und den in jenen fehdereichen Zeiten besondersnotwendigen Smutz der Welfenherzöge zur allmählichen Ausbildung einerlandesherrlichen Klosterherrsmaft. Sie drohte zeitweise sogar die Reichsunmittelbar-") 2 Alt 35%0. Vgl. auch Kronenberg, (wie Anm. 2). S. 66 f.111) Nekrolog des Hildesheimer St. Michaelsklosters. Neues Vaterländ. Archiv 1842. S. 435.1ft) CC BI. 96 V.37) H. Goett;ng, Die Anfänge des Benediktinerklosters Clus, <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong>40. 1959. S. 17-39.38) H. Goett;ng, Gandersheim und Rom. Die Entwicklung der kirchenrechtlichen Stellungdes Reichsstifts Gandersheim und der große Exemtionsprozeß (1l03-1l08), <strong>Jahrbuch</strong> derGesellsm. für nds. Kirchengeschimte 38. 1957. S. 36 ff.II


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519keit des Stifts Gandersheim selbst zu verdunkeln, wirkte sich aber zunehmend aufdessen Eigenklöster dahin aus, daß diese gleich den übrigen geistlichen Anstalteninnerhalb der welfischen Territorien zu den steuerlichen und sonstigen Leistungenund Diensten des Landes herangezogen wurden und mehr und mehr als "Landstand"galten. Diese Entwicklung mußte von den Klöstern hingenommen werdenund ergab sich zwangsläufig eben daraus, daß ein wirksamer Schutz nur von denHerzögen bzw. ihren Amtleuten auf der Gandersheimer Burg als den Trägem deröffentlichen Gewalt gewährleistet werden konnte und diese mehr Sicherheit zugarantieren vermochten als das Reichsstift, dessen ursprünglich starke Lehnsmannschaftsich längst mit dem herzoglichen Machtträger arrangiert hatte.Ein landesherrliches "Klosterregiment" im weltlichen Bereich konnte von denGandersheimer Eigenklöstern noch aus einem weiteren Grunde als den Verhältnissengemäß empfunden werden. Die Klosterreform des 15. Jhs. war gerade von denwelfischen Landesherren, die sich von ihrer Durchführung mit Recht eine Stärkungder Wirtschaftskraft des einzelnen Klosters erhofften, wesentlich gefördert worden.Es wurde bereits oben daran erinnert, daß Clus der eigentliche Ausgangspunkt dergroßen, später unter dem Namen der Bursfelder Union bekanntgewordenen Reformbewegunggewesen ist. Nur mit tatkräftiger Hilfe des" weltlichen Armes", durch persönlichesEingreifen des fürstlichen Landesherrn, hatte im Jahre 1430 Abt JohannesDederoth die Reform des zu stiftischen Lebensformen übergegangenen und wirtschaftlichnahezu ruinierten Klosters in CIus durchzuführen und einige Jahre späterauf Veranlassung des Herzogs auch in Bursfelde das gleiche zu tun vermocht 39). DieUnterstützung der Cluser Reform durch die Gandersheimer Äbtissin trat demgegenüberzurück. So überwogen die wechselseitigen Interessen von Landesherr undKloster dessen eigenkirchenrechtlich begründete Beziehungen zum Reichsstift Gandersheim.Ja, der in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. eben infolge der Reform einsetzendebeispiellose wirtschaftliche Aufschwung des Klosters Clus, die hervorragendeStellung, die seine Äbte zumal in den ersten Jahrzehnten des 16. Jhs. in derFührung der Bursfelder Kongregation innehatten 40), stärkten sein Selbstbewußtseinin einem Maße, daß das alte Eigentums- bzw. Patronatsverhältnis zum Reichsstift,welches sich abgesehen von den liturgischen Verpflichtungen des Abtes im wesentlichenauf dessen Eidesleistung und Bestätigung beschränkte, als nicht mehr angemessenund mit den Grundsätzen der Bursfelder Reform unvereinbar empfundenwurde 41). Hinzu kam, daß mit dem Einsetzen der den Adel und die Städte der89) Herbst, a. a. O. S. 19 und 31. Dazu die Smilderung von der persönlimen Verhaftungdes die Reform verweigernden und deshalb abgesetzten Cluser Abtes Dethlev von Hannoverdurm Herzog Otto den Einäugigen in Johannes Busm's Liber de refonnacione monasteriorum(brsg. von K. Grube, Gesmimtsquellen der Provo Samsen 19, 1886, S. 517 ff.), die als solmezuverlässig ist. Vgl. allgemein aum Adolf Brenneke, Vor- und namrefonnatorisme Klosterherrsmaftund die Gesmimte der Kirchenreformation im Fürstentum Calenberg-Göttingen I,I, 1918, Absmnitt 1 passim, und Horst Rel1er, Vorrefonnatorisme und refonnatorische Kirchenverfassungim Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel (Studien zur KirmengesmidJteNiedersamsens 10, 1959), S. 50 f.40) Vgl. P. Volk, Generalkapitelsrezesse II, 1957, S. 5,14, 46, 51 U. ö.U) Vgl. IOIx I Urk 98 und den von Henrieus Bodo später darauf angebramten Rü


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Nachbarschaft zunehmend ergreifenden lutherischen Reformation der katholischeLandesherr, Herzog Heinrich der Jüngere, letztlich als einziger Garant für denFortbestand der Ordensanstalten angesehen werden mußte, wenn auch seine harteHand oft schwer auf den Klöstern des Landes lastete und seine weitgespanntenpolitischen Unternehmungen deren Finanzkraft bis zum äußersten in Anspruchnahm 42).Diese Verhältnisse änderten sich mit einem Schlage, als Herzog Julius nachdem Tode seines Vaters im Jahre 1568 die Reformation im ganzen FürstentumWolfenbüttel einführte. Waren schon während der Besetzung des Landes durchden Schmalkaldischen Bund in den Jahren 1541-1547 St. Marien, Brunshausen undClus von den Okkupationsmächten ohne weiteres als landsässige Klöster behandeltworden, so versuchte Herzog Julius sogleich, die Gandersheimer Klöster teils aufzuheben,teils in evangelische Anstalten umzuwandeln und dem herzoglichenKammergut im Rahmen eines Klosterfonds ad pias causas einzugliedern. Er fühltesich dabei als Vertreter der reinen Lehre in höherem Auftrage zu ihrer Durchsetzungin seinem Lande ebenso berufen, wie er an der Rechtmäßigkeit seines Vorgehensaufgrund des schon von seinen katholischen Vorgängern geübten landesherrlichenKlosterregiments keinen Zweifel gehabt haben dürfte. Im ersten Anlauf gelang ihmdie Aufhebung des Gandersheimer Marienklosters, das zugleich mit dem ebenfallsaufgehobenen Franziskanerkloster als erste Ausstattung des in Gandersheim errichtetenPaedagogium illustre 43), des Vorläufers der Universität Helmstedt, dienensollte. Das Reichsstift Gandersheim leistete zunächst keinen ernsthaften \Viderstand.Doch führte die Bedrohung seiner eigenen Existenz durch den übermächtigenLandesherrn es sehr bald dazu, sich auf seine Reichsfreiheit zu besinnen, beim KaiserSchutz zu suchen und erstmals auch für seine übriggebliebenen PatronatsklösterClus und Brunshausen - unter Betonung eines regelrechten Eigentums- und Unterordnungsverhältnissesin spiritualibus wie in temporalibus - die ReidIsunmittelbarkeitin Anspruch zu nehmen. Die Klöster ihrerseits aber mußten nunmehr hoffen,bei ihrer alten Eigenherrin Schutz und Hilfe zu finden, wenn sie den katholischenGlauben und dIe hergebrachte Organisationsform bewahren wollten. Den mit allenMitteln - von Nadelstichen bis zur massiven Gewaltanwendung - durdIgeführtenVersuchen des Herzogs, das Reichsstift und seine Klöster der neuen Lehre zuzuführenund dem landesherrlichen Klostervermögen einzuverleiben, setzten diebeiden letzten katholischen Äbtissinnen des Reichsstifts, die aus böhmischem Adelstammenden Schwestern Magdalena und Margareta von Chi um, zwei Jahrzehntehindurch mit ihrem Kapitel den heftigsten Widerstand entgegen. Wir hatten gesehen,daß schließlich die Stifts äbtissin Magdalena in Wahrung ihrer Rechte Cluspersönlich besetzte und dort bis zu ihrem Tode ausharrte, - versuchte doch HerzogJuHus gerade bei Clus immer wieder den Hebel anzusetzen, um auch das wider-&2) Reller, a. a. O. S. 51 H. Für die Belege zu den nachstehenden, speziell die GandersheimerKlöster berührenden Ereignissen darf ich auf die in Anm. [ angekündigte VeröffentlidlUngverweisen.IS) Zuletzt Dieter Schäfer, Gründung und Einweihung des Paedagogium iIlustre in Gandersheim(1569-1571), Jahrb. d. GeseIIsch. f. nds. Kirchengesch. 64, [966, S. 97-Il8.13


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519spenstige Reichsstift auf die Knie zu zwingen. Da es bei diesen Kämpfen letztlichum die Auseinandersetzung zwischen Prinzipien des modernen absolutistischenFürsten- und Beamtenstaates und Rechtsverhältnissen ging, die noch dem Hochmittelalterentstammten, konnte der Ausgang nicht zweifelhaft sein.Die Darstellung des Kampfes um Clus aus eigenem Erleben macht den eigentlichenQuellenwert der Chronikfortsetzung durch Abt Heinrich Pumme aus. Er verfaßtesie in der Muße seines Hildesheimer Exils, wahrscheinlich im Spätsommer 1581.Dafür spricht auch, daß er seine Aufzeichnungen nicht an die Chronik des HcnricusBodo anschloß. In dieser Handschrift 44), die in der Klosterbibliothek verblieben war,finden sich von Pummes Hand lediglich die wohl noch vor 1576 in der Liste derCluser Äbte (BI. 96 v) nachgetragenen Abtsnamen ,]ohannes Mutken' und ,]ohannesBeckman'. Pummes chronikalische Aufzeichnungen sind Fragment geblieben. Er hatauch nach seiner Rückkehr nach Clus keine Gelegenheit mehr genommen, sie weiterfortzuführen.Abt Heinrich Pumme war, wie auch seine schlichte Darstellungsweise erkennenläßt, keine überragende Persönlichkeit. "Virtute parta durant" lautete sein W ahlspruch45). Er war bis an sein Ende nicht bereit, seinen katholischen Glauben aufzugeben,aber er war offensichtlich keine Kämpfernatur. Das hatte wohl auch dieenergische Stifts äbtissin Magdalena von Chlum empfunden, als sie am 4. März 1570gegen die Konventsmehrheit seine Wahl zum Abt verhinderte 46) und ihm noch am7. April 1576, als der Druck der herzoglichen Regierung übermächtig wurde, jedesVerhandeln mit dem Gegner ohne ihren ausdrücklichen Befehl verbot 47). Erst dieabermalige Flucht des Abtes zwang sie schließlich zu der außerordentlichen Maßnahmeeiner "Besetzung" von Clus bis zu ihrem Tode.In wirtschaftlichen Dingen und in der Klosterverwaltung war Heinrich Pummeerfahren. Das zeigt seine Wahl zum Prokurator (Cellerarius) schon in jungen Jahrenund seine Rückberufung durch den Herzog zu Ende 1570 während der Vertreibungdes Abtes J ohannes Beckman. Dafür war er, wenn auch nicht ungebildet, so dochkein Gelehrter. Schon bald nach seinem Eintritt ins Kloster waren die Verhältnisseder Ausbildung und den Studien der jungen Mönche kaum mehr günstig gewesen.Von der regen künstlerischen und Schreib tätigkeit, wie sie für Clus im ersten] ahrhundertnach der Reform von 1430 bezeugt ist 48), war nichts mehr zu verspüren. Soschrieb Pumme seine Chronikfortsetzung nicht wie sein Vorgänger Henricus Bodoin kunstvollem, ja gekünsteltem Humanistenlatein, sondern in schlichtem Deutsch.Seine Darstellung, in der er selbst nur als Frater Henricus auftritt, ist einfach, sachlich,meist aus der Erinnerung heraus berichtend, wobei ihn hier und da sein Gedächtnisim Stich ließ. Nur für die Verhandlungen über die Wiedereinsetzung des AbtsJohannes Beckmann im Jahre 1571 scheint der Chronist die Akten selbst zur Ver-U) Siehe oben Anm. 4.") Leuc*feld, Ant. Gand. (oben Anm. 31), S. 198.") Siehe oben S. 3 und Anm. u.17) Gedr. bei Leuc*feld, (oben Anm. 31), S. 195 (dort irrtümlich zu 1577!).'8) Herbst, (oben Anm. 3), S. 64 ff.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigfügung gehabt zu haben 49). Ohne den Versuch zu mamen, sein persönlimes Verhaltenzu rechtfertigen, nur hier und da seinen Gefühlen Ausdruck gebend, schildertder Chronist den Verlauf der Ereignisse. Die Darstellung bestätigt, was wir imgroßen aus den erhaltenen Quellen, den Akten der herzoglichen Regierung, desReichsstifts Gandersheim und des Klosters Clus selbst wissen, bringt aber eine ganzeReihe bisher unbekannter Vorgänge und wichtiger Einzelheiten. Ihr Quellenwert istsomit nicht unerheblidt.Vor allem aber gibt uns die Fortsetzung der Cluser Chronik durdt Abt HeinridtPumme ein Bild der Reformationszeit im Lande Braunsdtweig vom Standpunkt derBetroffenen aus, die keinen Grund hatten, die Einführung der neuen Lehre durchHerzog Julius enthusiastisdt zu begrüßen, die sidt vielmehr in tiefe Gewissensnötegestürzt und dem drohenden Verlust von Heimat und Beruf gegenüber sahen. DiesesBild unterscheidet sidt sehr von dem, das uns die Braunsdtweigische Reformationsliteraturvornehmlidt des 19. Jhs. geboten hat 60).Das Vorgehen des Herzogs Julius speziell gegen das alte kaiserlidte Stift Gandersheimkonnte hier nur am Rande und im Zusammenhang mit dem Schicksal vonClus berührt werden und wird künftig gesondert darzustellen sein 51). Es war, imganzen wie im einzelnen gesehen, mit seinen - wie audt immer begründeten - zahllosenSchikanen, Gehässigkeiten und rigorosen Gewaltmaßnahmen kein Ruhmesblattder braunschweigisdten Reformationsgesdtidtte.") Siehe unten S. 17 ff.10) Vgl. etwa Johannes Beste, Geschichte der Braunschweigischen Landeskirche (Wolfenbüttel1889), besonders S. 64 fi.01) Siehe oben Anm. I.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Darnach haben sie algemach an furrade als kuhe, ..•.••• , pferden, schweinen,ziegen . .•.•.•.......•..••.••.. auf ba •..•.•••.••.••••• mussen. Nach vielergehabten muhe aber, als sie das cloister widerumb haben midt furrade vorsorget undkaum den grossen gehabten schaden ein weinig ergentzet, gehet der krig des grafenVolradts von Mansfeldt 12) wiederumb ahn umb Martini ISS2, der das furstenthumbBraunschweig midt feur und scbwerdt dermassen vorherget 18), das es ahn vielenorten noch zu sehende. Als nemblicb brante ehr aup das stedtlin Bokelem 14), do siesich nicht ergeben wollen; von dannen zog ehr nach Alfeldt und wolte inen auch alsogethan haben, wo das krigsvolck, so aldo in der besatzunge lag, ime nicht gewehrethette, das ehr also midt schanden muste abweichen.Den folgenden sommer, als ISS] umb Visitationis Mariae, vorsomIete MargraffAlbrecht von Brandenhurgk einen haufen volcks und wolte hertzogk Heinrichen seinlandt bekreigen 15), beiegnet ime der hertzogk midt seinen sohnen Karl und Philipsensombt hertzogk Moritz churfursten midt kriegesher bey Siverphausen im gerichtePeine gelegen, alda tehten beide hauffen ein treffendt, und obwol hertzogk Henrichgrossen schaden ahn volck genomen, auch das ime seine beiden sohne Karl undPhilips in der schlacht umbkomen, hatt ehr doch midt hulfe gottes das feit behalten.Es ist auch hertzogk Moritz der churfurst todtUch vorwundt, der den dritten tagkdarnach gestorben. Viel wurden auch der feinde gefangen, welche solten alle seingetodtet werden, wan hertzogk Moritz sie nit hette lap gebeten, dan wol zu erachten,das der furst hertzogk Henrich dermassen, wie ehr den todt seiner sohneerfahren, erzurnt, hatt ehr wie ein leuw gebrullet, das sich jederman fur ime geforchtet.Es hatt der margraff noch nit friedlich sein kunnen, sondern einen hauffen kriegsleutewiederumb versamlet und bey dem torffe Getelde im gerichte - - 16) wiederumbein treffent gethan, da den margraff Albrecht midt seinen adherenten abermaldanieden gelegen und der hertzogk das feit behalten. Es ist auch aldo ClauwesBarner, der ein capiten diesses kreigs midt gewesen, erschlagen 17) und auf der walstadtplieben und haben die fursten auf! beiderseitz viel volcks verloren.1J) Zur Fehde des Söldnerführers Graf Volrad von Mansfeld gegen Herzog Heinridt denJüngeren I55Z/n, die zu sdtweren Verwüstungen des Landes führte, vgI. O. v. Heinemllnn,Gesdtidtte von Braunsmweig und Hannover 11,1886, S. 380 ff.lS) = verheert.11) Stadt Bockenern, Ldkr. Hildesheim-Marienburg.1&) über den Krieg mit Markgraf Albredtt Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach unddie überaus blutige Sdtladtt von Sievershausen, Ldkr. BurgdorflHann., am 9. Juli ISS3, inder außer Kurfürst Moritz von Sadtsen und den beiden ältesten Söhnen Herzog Heinridtsdes Jüngeren, Karl Viktor und Philipp Sigismund, die Blüte des sädtsischen und braunschweigischenAdels fiel, vgl. Heinemann, a. a. 0.11 S. 38S und die bei Viktor Loewe, Bibliographieder hannoverschen und braunschweigischen Geschichte (1908) unter Nr.809-8ugenannte SpeziaIIiteratur.18) GeiteIde, Ldkr. '\Volfenbütte1, damals Gericht Beddingen. über die Schlacht vonGeiteIde und Steterburg vom Il. September Isn vgl. Heinemann, a. a. O. 11 S. 387 f.17) über den Tod des Hauptmanns Oaus Barner vgl. Allg. dt. Biographie (ADB) S. 70 f.und O. Fischer, Klaus Barner, ein Zeitbild aus der Mitte des 16. Jhs., Ztsdtr. f. dt. Kulturgesch.1858 S. 33-S% •• •


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigDa nun die feinde also gedempft und wieder ihren willen friedlich sein mussen,hatt der furst hertzogk Henrich seines fettem hertzogen Erichs landt eingenomen,die ime auch huldigen mussen, auch hatt ehr sich ahn vielen grafen und junckern,so ime in diessem krige zuwieder gewesen, gerochen.fEs hatten] die hern von Werberge 18) in diessen kreigen das [hauß] Ganderßheiminnen, und unser her und die conventualen haben das eloster in diessen krigenmussen verruckett, ist der abt midt dem procurator Henrich Kothman zu Steinen 5)gewesen, und ob sie wol bedacht, sich an andere sichere orter zu begeben, hatt sichsdoch vorweilet und haben die feinde (weil der abt nit im eloster, sondern zu Steinengewesen) zu pferde nach Steinen geschickt und den abt samb dem procurator lassengefencklicb annehmen und nach Ganderßheimb gebracht, dar sie vjher wochengefenglich gehalten. Es ist nicht genug zu schreiben, was grosser schmacb, hohnundt spodt von den feinden haben mussen erdulden, dabn sie midt hefftigen drauwortennach den privilegien des eloisters gefraget. Aber der her und procuratoThaben sich, so viel sie kundten, entschuldiget, das sie davon kein wissenschaft hetten.Es ist auch ein godtloser von dem geschlechte der Packemohren aldo auf dem hauseGanderßheim gewesen, der den godtseligen mennen viel hertzleidt gethan und denfrohmen abt 10han Mutken sein siegel genommen und, des noch unmenschlich zusagen ist, ein creuz auff die nasen geschnitten, aucb sich nit geschemet, wens ime nitwere geweret, her H enrich Kothman seine virilia oder testiculos außzuwerffen,welches der frohme her abt Johan Mutken zum otftern mal midt grossem seufftzenerzelet.Da sie nuhn in so grossem elende gewesen, seindt sie durch frome leute vorbeten,das sie irer gefengnuß entlediget midt dem gedinge, das sie saIten 400 thaI er zurantzon 19) geben, welche sie auch erlegen mussen. Es hatt das eloister auch ungeachtetder 400 thaler noch I 1 /! hundert thaler zu brandschatz geben mussen, auchwahr eine lade, darinne schone clenodien von silber und golde, alte pfenni von goldeund silber in Hans Schnors hauß zu Ganderßheim gedahn, die dan auch ist vonhanden kamen, und mussen glauben, sie wehre von den feinden genommen.Unter deme seindt die elenodien sambt allem vorrade im eloister Claus abermahlauffgangen, was mabn durch zuthundt fromer godtforchtiger herzen hatte wiederumbbeisamen bracht, also das nichts ubrich geplieben. Es ist auch nit ein fenster imeloster geplieben, das nit zurschlagen ist. Also viel unglucke und wiederstandts hattdas lobliche eloster Claus sambt abt und conventualen erleiden mussen. Diesserfromeht [!] abt hatt ad professionem genommen diese nachfolgende:18) über die Vorgänge im Kriegsjahr 1553, die Besetzung und Ausplünderung von Clusdurch Christoph von Warberg, Obersten eines Regiments des Markgrafen Albrecht vonBrandenburg-Kulmbadl, vom Sdlloß Gandersheim aus, die Gefangennahme des Abts unddes Prokurators und ihre Behandlung beridltet ein Brief des Abts Johannes Mutken an denAbt Dietridl Meppis von I1senburg vom 17. Februar 15S4 im vormals Gräflich StolbergischenArchiv Wemigerode, abgedr. von Eduard 'Jacobs, Ztschr. des Harzvereins 11, 1878, S. 481 ff.10) = Lösegeld.20http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Henricus Finder Ganderßh. 20),Nicolaus de Hoxaria 21),F.1eße 22 ),Petrus Rivestahl Ganderßh. 23),Andreas Witten vom dorffe Mechtshusen 24),1acobus Stromeyer Eimbecksensis 25),10han Lovensen Alvendianus 26),Andreas Stendel Stendaliensis 27),Tileman[nus BrackebuJsch Bockenemensis 28),'0) Heinrim Finder (Binder) aus Gandersheim war am 11. Oktober 1542 nom Novize,wurde vor dem 2I. Februar 1544 zur Einkleidung nam Marienstein gesmidl:t (Kayser,a. a. O. S. 3S Anm. 49) und kehrte nimt mehr nam elus zurüdl:.H) Nicolaus de Hoxaria, rimtig Bertoldus Nicolai aus Höxter. Für ihn gilt ebenfalls dasin der vorigen Anmerkung Gesagte.22) F. Jeße, Herkunft unbekannt. Profeß wahrsmeinIim nam Rüdl:kehr des Abts JohannesMutken im Herbst 1547.2S) Petrus Rivestahl, aus Gandersheimer Bürgerfamilie, in elus aufgenommen nam 1547,starb nnm als Subdiakon vor dem 15. April ISS4 (P. Volk, Generalkapitelsrezesse 11 S. 106).24) Andreas Witten aus Memtshausen, Ldkr. Hildesheim-Marienburg, um 1550 in elusaufgenommen, wird am H. Februar 1562 urkundlim als Prior genannt (VII B Hs pI). Wohlidentism mit dem Propst von Brunshausen, der am 25. Juli 1569 das dortige Erbregisterzusammenstellte (19 Alt 30).2&) 'Ober Jakob Stromeyer aus Einbedl:, der wohl zu Beginn der socr Jahre eintrat, sindkeine weiteren Namrimten bekannt.%8) Johan Lovensen aus AIfeId wurde Abt von St. Mimael in Hildesheim (1565-1604).27) Andreas Lüderitz (StendcI), aus Stendal gebürtig, nam 1550 in elus eingetreten,ersmeint 3m 22. Februar 1566 erstmalig als Prokurator (VII B Hs 321). über seine Smidl:­sale bei und nam der Visitation vom Herbst 1568 berimtet Heinrich Pumme weiter untenausführlim. Als Vikar in Worms wurde Lüderitz am 15. Juli 1570 von dem geflümteten Abtund Konvent mit der Vertretung der Interessen des Klosters auf dem Reichstag zu Speyerbeauftragt (Vol1mamt in 11 Alt Gand. Fb. I, V, I) und konnte die Ausstellung kaiserlicherSchutzurkunden erwirken. Das Diplom Maximilians II. vom 3. September 1570 bezeimnetihn als Prior von elus (10111 Urk 127). Da ihm die Rüdl:kehr dorthin versmlossen blieb,begab er sim nam Erfurt und wurde Prior im St. Peterskloster. Als solmer wurde er zuMichaelis IS73 an der Universität Erfurt immatrikuliert (Gesch. Qu. d. Provo Samsen VIII,1 S. 42928). Aum hier hat er noch für elus tätig sein können. Die von ihm mitgenommenenRentenbriefe des Klosters smrieb er in ein Kopialbum ab und ließ die Absmriften amll. September IS74 beglaubigen (VII B Hs 3%0). Am 16. Oktober 1578 wurde er zum Abtvon Bursfelde gewählt, dom zwangen ihn die dortigen smwierigen Verhältnisse amIS. Dezember ISSI zur Resignation und zur Rüdl:kehr nam Erfurt (P. Paulus Volk, DasEnde der Abtei Bursfeld, Studien und Mitteilungen a. d. Geb. d. Ben. Ordens 53, 1935,S. 160 ff.).'8) Tilemann Bradl:ebusm aus Bockenern, vermutlim Ende der soer Jahre in elus eingetreten,untersmrieb am 15. Juli IS70 die Vollmacht für den geflüchteten Prior (11 AltGand. Fb. I, V, I) und wurde in dem kaiserlimen Smutzdiplom vom 3. Sept. IS70 an zweiterStelle namentlim genannt (10111 Urk 127). Während der Hamelmann-Episode muß erelus vorübergehend verlassen haben, da er nimt zu den Konventualen gehörte, die sim am30. Oktober 1570 der fürstlimen Klosterordnung unterwarfen. Das Schutzdiplom KaiserRudolfs 11. vom %6. August 1586 nannte ihn als Senior hinter Abt und Prior, dom war er


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Bartholomeus Gopken Bockenemensis 29),Conradus Kloth Alveldianus SO),10achimus Plate Alveldensis S1),Johannes Menneke Gandesianus 32),Johannes Sodthoff Ganderph. SS),Henricus Pummen Uslariensis S'),Jodocus Moleman Eimbecksensis 35),Johannes Schrader Uslariensis 38).am lS. Januar IS87 jedenfalls nidtt mehr in aus (1 Alt 3507). Er starb IS90 als Prior vonSt. Midtael in Hildesheim (P. Volk, Generalkapitelsrezesse, 11 S.l55).211 Bartholomäus Goßken aus Bodrenem, vielleicht mit Tilemann Bradrebusm zusammenin aus eingetreten, wird IS70 nimt mehr erwähnt.10) Ober Konrad KIoth aus Alfeld liegen keine weiteren Namrimten vor. Aum er warspätestens 1570 nicht mehr in aus.11) Joamim Plate aus Alfeld ersmeint sm 11. Februar IS66 als Prior (VII B Hs 311),starb am 14. Mai 1581 als Prior von St. Michael in Hildesheim (Volk, a. a. O. S.14S).11) Johannes Menneken, aus bekannter Gandersheimer BürgerIamilie und vielleicht einVetter des gleichnamigen und gleimzeitigen Gandersheimer Stiftskanonikers, wohl Anfangder 60er Jahre in aus eingetreten, leitete am 6. März IS70 als Senior und Vertreter desgeffümteten Priors und Prokurators die Wahl des Abts Johannes Bedrmann (VII B Hs 35 aBl19V) und unterzeimnete, ebenfalls als Senior, am IS.Juli 1570 die Vollmamt für AndreasLüderitz in Speyer. Unter dem evangelismen Abt Hamelmann ging er zeitweilig namSt. Godehard in Hildesheim, war aber sm on am 30. Oktober IS70 wieder in aus, wo er simmit den drei übrigen Konventualen der fürstlimen Klosterordnung unterwarf (1 Alt 3480).Am 6. Juni IS71 unterschrieb er als Senior den Revers des Abtes nach dessen Wiedereinsetzung(1 Alt 3489)' Anstelle von Andreas Lüderitz, der nicht nam aus zurüdrkehrenkonnte (siehe Anmerkung 17), übernahm er nam IS71 das Priorat und hielt seit demHerbst 1576 mit dem geffüchteten Abt Heinridl Pumme Verbindung, den er mehrfam inHildesheim aufsumen konnte (1 Alt 3493). Das Sdtutzmandat Kaiser Rudolfs 11. vom16. August 1586 ist an den Prior Johannes Menneken geridttet (IO/II Urk 134). Er starbam 3. Januar 1587 in Clus (1 Alt 3501).") Johannes So(e)dthoff, geb. etwa 1549 in Gandersheim und wohl Is61 in aus eingetreten,blieb nam der Einsetzung Hamelmanns als einziger Mönm in aus, war also vonvornherein kompromißbereit. Am 30. Oktober 1570 unterwarf er sim der fürstlimen KIosterordnung(1 Alt 3480). Die Stiftsäbtissin Magdalena von Chlum wollte ihn IS76 wegen angeblidterSmwängerung einer Magd bestrafen, dom verfügte Herzog JuHns IS77 seineWiederaufnahme (11 Alt Gand. Fb. I, TII, 3). Nam dem Tode des Priors Johannes Mennekenwar Sodthoff am 3. Januar IS87 der einzige nom in aus verbliebene Konventuale,leistete am 18. August Is89 als Prior dem zurückgekehrten Abt Heinridl Pumme den Oboedienzeid(IO/II Urk 136) und ist zuletzt am 11. Mai IS99 in Clus namweisbar (Vll B Hs 36Bd.1V BI. 313 v).14) Der Verfasser Heinrim Pumme, siehe oben S. 3 ff.BI) Jodocus Möhlmann (Molemann), wohl IS46 in Einbeck geboren und IS63 in auseingetreten, wim im Sommer IS70 nam Bursfelde aus, war aber am 30. Oktober 1S70 wiederin aus und unterwarf sich der fürstHmen Klosterordnung (1 Alt 3480). Noch sm 4. JanuarIS71 gehörte er dem Konvent an, wurde aber smon am 11. April 1573 ("ein entlaufenerMönm von der aus") als lutherismer Pastor in Gehrenrode eingeführt. wo er bis 161Samtiert zu haben scheint (1{. Kronmberg, Wanderungen um Gandersheim [1964] Kap. 6).3ft) Johannes Smrader, aum Ußler genannt, stammte wie Heinrim Pumme aus Uslar.Er trat vermutlim Ende der 60er Jahre in Clus ein, ging im Sommer 1570 zu Abt Johannes


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigEs hatt diesser abt 10han Mutken das c10ister Glaus gar loblich und wol regiret.Es war ein weiser vernunfftiger mahn, wolerzogen im kloisterlebende, wahr godtfor[ch]tig,langmutig, kein verschwender der cloistergueter, demutig, messig in essenund trincken, war kein weinseuffer, der sich auch sein leben lanck nit ful gedruncken,gab gern den armen, seinen fratribus gab ehr gerne ihre necessaria, ehr hatte einsprichwordt, ehr wolte seinen fratribus gern geben, was sie bedurfftig wehren, niteinfeltig, sondern duppelt, aber sie solten dakegen fleissig zu chor gehen, ihredivina 37) halten und thun, was frohmen closterpersonen eigenet und geburet. Ehrhielt midt grossem eifer super disciplinam regularem, und nicht das es allein diefratres hilten, sondern ehr selbst hielt midt grossem ernst darob, und ob ehr wolein gebrechlich man wahr ahn seinem leibe, dan ehr ahn beiden beinen den fluß,uber das ehr zue offten mal midt dem heilgen dinge heimgesucht worden 38), hielter doch alle tage messe und wohnde dem gottesdienste tag und nacht bey, davon sichniemals absentiret, ehr sey dan schwerlich kranck gelegen. In summa, der godtfor[ch]tigeher abt hatt so ein ehrlig christlich trom und godselig cloisterlebendtgefuhret, das es nicht alleine die freunde und glaubensgenossen, sondern auch seinefeinde und die seiner religion nit wahrer bekennen mussen. Ehr hatt sich allezeidt derdemudt beflissen, kegen die inkomende geste also freigebig ertzeiget, das jedermanlust und begirde gehabt, mit ime zu conversiren. Ehr hatt aud, grosse lust gehabt,die kirchen und gotteshaus zu zieren, dahn er hatt 5 glocken lassen in die thurmegiessen, deren eine anno 64 gegossen, welche itzo noch da seint 39).Wie nuhn vielgemelter her abt das cloister Glaus midt grosser vorsichtigkeit undgotsforcht etzliche jahre hero geregiret und in einen guten wolstandt bracht, auch einloblich alter erreicht, hatt der guter her seinen cursum vitae oder letsten bissen midtfriede nit haben mugen noch midt ruhe zur erden bringen, nimbt tmser ber godt denloblichen fursten herzogk Henrich den Jungern zu Braunschweigk in einem guetenalter auffm haup Wolfenbuttel zu sich in sein reich 40), ein vatter, schutzer und erhalteraller geistlichen catholischen personen, daruber das ganze landt und sonderlichdie catholischen von hertzen leidt trugen und sich bekummerten; der seble godtwolle gnedig sein.Be


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigEs ließ der furst herzogk Henrich nur einen menlichen erben hinter ihme, midtnamen Julius 41), der sich alsobalt der regiemnge unternommen. Ob er nuhn als einnaturlicher sohn und erbe dem vatter im regimente succediret, ist er ime doch in dercatholischen und apostolischen religion und glauben nit nachgefolget, sonder seinenvater, den loblichen fursten, nit auf! den glauben, wie ehr gestorben, sondern aufrecht ludrisch midt ceremonien und gesengen begraben lassen. Der Einlaster, soltehrliger man sagen, Petrus, so sich einen abt zu Bergen fur Magdeburgk nennet 42),der auch abegetretten von den fußstapfen seiner furfahren und zum lutheranen undmamelucken worden, hatte dem loblichen fursten eine vormeime leichpredig gethanund weidlich auff die catholische kirche geschmelert. Nach vielen lesterworten hattehr das godtlose und vom teuftel gemachte fiachsliedt angefangen: "Erhalt uns herbey deinem wort und steuEr] des babsts und turcken mordt." Es sein auch alle catho­Zische priester und diener genzlich abegeschafft und enturlaubet. Ahm abendt Laurentiimartiris desselben jahres hatt der furst Julius ein mandat ahn alle stedte,c10ister und pfar des gantzen furstenthumbs außgehen lassen, das man sich des ambtsder messe genzlich auff weitern bescheidt enthalten solte 43). Balt darnach hatt sichder furst das gantze landt huldigen lassen und allen stenden in der huldigung zugesagt,einen jeglichen, was standes ehr auch sey, bey seinen alten privilegien undgerechtigkeit zu lassen und zu schutzen. Was aber erfolget, hatt die zeit gegeben.Do nuhn die huldigunge des landes geschein, hatt der furst eine kirchenvisitationanrichten lassen und dartzu berueften den erlichen [I] und nichts nutzenden mahnPetrum zu Berge, so ein abt genant 44), D. Cemnitzium 45), D. Jacob SchmideI 46 ),Burchart von Cram 47), Curdt von SweicheI 48 ). Diesse seindt umb Martini ins c10isterU) über Herzog Julius und seine refonnatorisdte Tätigkeit vgl. ebenfalls zuletztH. Reller, (s. die vorige Anm.) S. [7 ff. (ebda. Anm.7 Angabe der bisherigen widttigerenLiteratur).12) Petrus Ulner, geb. [513 zu Gladbadt, Benediktinennöndt in Werden und Helmstedt.5eit [555 Hofprediger Herzog Heinridts des Jüngeren, seit [56[ Abt des Klosters Berge zuMagdeburg. Vgl. ADB 39, [895, S. 11 [ f. (Janicke). Die Leidtenpredigt auf Herzog Heinridtden Jüngeren, gedruckt in Wolfenbüttel bei Cunradus Horn 1568 (StA. Wolfenbüttel,Landsdtaftsbibliothek Nr.1987). Danadt wurde das zitierte Lied am Sdtluß der Trauerfeierlidtkeitenbeim Auszug aus der Kirdte gesungen.43) Mandat betr. das Verbot des Messehaltens und die Einführung der Confessio Augustanavom 14. August 1568. Vgl. RelIeT, a. a. O. S. 117.") S. Anm. 41.45) D. Martin Chemnitz, Braunsdtweiger Stadtsuperintendent und "GeneralissimusSuperintendens", vgl. Reller, a. a. O. S. 116 f. und 134 H. und Neue deutsdte Biographie(NDB) III S. 101 f. (Ernst Wolf).(8) D. i. Jacob Andreae gen. Sdtmidlein, vgl. Rel/er, a. a. O. S. 1[8 H., ferner HeinridtGürsching, Jacob Andreae und seine Zeit (BI. f. Württ. Kirdtengesdt. 54. [954, S. 113-(56)und NDB I S. 177 (Peter Meinhold).47) Burchard von Cramm, herzoglidter Rat, vgl. Helmut Samse, Die Zentral verwaltungin den südwelfischen Landen vom 15.-17. Jh. (Qu. u. Darst. z. nieders. Gesdtichte 49, 1940)S. 189·(8) Curd von Schwicheldt d. Ältere, herzoglicher Rat, vgl. Samse, a. a. O. S.151.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Claus ankomen 49), und seint Abt Petrus und Cemnitius midt iren zugeordnetenvom adel in das capittelßhauß gegangen, D. Jacob Schmidel midt seinen zugeordnetenvom adel in die ebteystuben gangen und einen presteren nach dem andern zusich fordern lassen und ires glaubens examiniret. Letzlich ist der frome abt JohanMutken und procurator Andreaß Stendel 27 ) auch furkomen, haben sie den fromenabt uberreden wollen, ehr solte sich seiner geistlichen kleider [entledigen} und sichin allem auff recht ludrisch und nach irer kunfftigen kirchenordnunge 50) [halten}.Wiewol dem guten fromen hern seine memorie altershalben schir entlauffen, hatteehr doch midtnichten in ire furschlege willigen, sondern sambt dem procuratoriAndrea Stendel beharlich und standhafftig geplieben, das sie also vergeblich den tagkzubracht und ungeschaffter sachen, da wir doch auff sie an essen, wein und Einbeckschenbier hatten zurichten lassen, ungegessen und midt zornigem gemuthe nachGanderßheimb zum fursten, der domal hoff hielt, gefahren, demselbigen, was sieaußgerichtet, relation gethan. Des andern tages hatt der furst sein gesanten, denvermeinten abt Petrum und canzler Muzeltin 51) wiederumb ins cloister geschicketund den abt und conventualen auf die ebteystuben zusamende gefordert; hatt dercanzler das wordt gethan und den fromen hern midt solchen worten angefahren:ir gnediger flurst} und her habe ungern vornommen, das sich der abt und procuratorseiner furstlichen g[naden} bevehlig wiedersetzten, sinthemal alle cloister des ganzenfurstenthumbs sich also milde erboten und midt grosser begirde und freuden dielutterische religion angenommen, ehr wolte sich aber versehen, der her abt als einalter erfarner und vornunfftiger her und der procurator als ein junger mahn werdensich diesse nacht eins bessern bedacht haben und dem fursten in diessem zu ehren undgefallen gehorsamen und sich fur andern c10stern des furstenthumbs nit außmalen.18) Die allgemeine Kirchenvisitation im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel fandvom 8. Oktober bis zum 15. November 1568 statt, vgl. Reller, a. a. O. S. uo ff. Gegenüberdem ursprünglichen Plan (ebda. S.llI Anm.18) verschob sich das Unternehmen vom15. Oktober ab für die westlichen Landesteile. (Der noch ungedr. Visitationsbericht im Archivder Braunschweigischen ev. luth. Landeskirche in Braunschweig, Nr.448). In Brunshausenwaren die Visitatoren am 31. Oktober, im Stift Gandersheim am I. Novemher (11 Alt Gand.Fb. I, V, I). ReUer, a. a. 0., hat die Klostervisitation im Gandersheimer Raum nicht berücksichtigtund S. 111 lediglich bemerkt, die Stifts äbtissin Magdalena von Chlum habe alleinenergischen Widerstand geleistet. Gerade dies ist nicht richtig. Vielmehr war die Äbtissinbei dieser ersten Visitation im Gegensatz zu ihrem Kapitel zunächst noch trotz Bedenkenbereit, "in die Reformation zu willigen", nachdem ihr zugesichert worden war, daß "sie mitallen Untergebenen bei ihren Frei- und Gerechtigkeiten soIlte belassen werden" (Bericht desKapitels vom 4. November 1568 an die Dekanin Margareta von Chlum, Äbtissin zu Neuenheerse,11 Alt Gand. Fb. I, V, I).&0) Gedr. Emil Sebling (Hrsg.), Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jhs.,Bd. VI, I, Tübingen 1955, S. 83-180. Zur Entstehung und zum Inhalt der Kirchenordnungdes Herzogs Julius, die mit Datum vom I. Januar 1569 erst im FebruarlMärz im Druckerschien und erst Mitte April im Lande verteilt wurde (Reller, a. a. O. S. U7 und Anm.49)und über die eigentliche Klosterordnung Jacob Andreaes vgl. jetzt Hans-Walter Krumwiede,Zur Entstehung des landesherrlichen Kirchenregiments in Kursachsen und Braunschweig­Wolfenbüttel (Studien zur Kirchengesch. Niedersachsens 16, 1967), S. 199 ff. und 136 ff.&1) Lic. jur. Franz Mutzeltin, damals herzoglicher Rat, Kanzler 1573-1594. Vgl. Samse,a. a. 0., S. 146 f.:s


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Das gereidJe dem stifft zum besten und inen bey hochermeltem fursten zu grossengnaden, und was also der inhalt. Darauff der alte frome her geandtwortet, ehr wolleseine kleider, die ime in anfang seines closterslebens angezogen, nit abeleggen. Dartzukunte er keine andere als die rechte, wahre, catholische, apostolisdJe und von seinenkindtlichen tagen erlernten religion und glauben nit abstehen, vorhotte sich auch, derlobliche furst werde seines alters eingedenck sein und inen in seinem hohen alter undalbereidt auff der gruben gehnde in seinem closterlehende und deren ceremoniennit hetrueben. Zudem was seine fratres anlangendt, kunte ehr auch nit zusehen, dassie von irer religion, von welchen ehr an jenem tage rechenschaftt geben muste,abetretten solten, und wehre sein demutige bitte, mahn wolte sie kegen den furstenvorbitten, s. f. g. wolte gnediglich geruhen und sie bey irer religion hinfurter schutzenund vortedingen. Nach vielem handel und disputirens, als sie kein grundtliche undgefellige andwort bekomen, haben sie den hern und procurator midt drauwortenange/aren, den procurator seines ambts entsetzt, dem ambtman zu GandersheimbMarco Siverdes 52) des procurators schlusser[!] bevolen, des procurators gemachvorsiegelt midt angehencktem drauwen, ehr solte im cloister pleiben, daraup zutages und nachts nicht schreiten, biP der furst alles handels berichtet. Wo ehr abersich des eloisters wurde enteussern und an andere orter sich begeben, wurde ime derfurst nachtrachten, das ehr im ganzen reich keins orts solte sicher sein. Nach vielenzancken hatt der gotforchtige her sombt den fratribus jemmerlich zu weinen ange·fangen, das sie die trehen 63) von sich geworften. 1sts letzlich dahin gehandelet undnachgeben, das man wolle midt inen der religion so lange friedlich sein, biP diekirchenordenunge wehre außgangen, welches der procurator auch selbst gebeten,were sie dan also geschaffen, das ehr ohne vorletzunge seines gewissens sie kunteannehmen, wolte ehr sich alpdahn daruff wol erkleren, und das der her abt seinecloisterkleider solte behalten, seine conventuales aber solthen als weltliche priestereingekleidet sein, und dem procuratori seine schlussel wiedergeben. Darnach seindtsie abermahl abgescheiden. Es kan aber ein jeglicher catholischer mensch wol be·hertzigen, welche ein schwer creuze der frome abt gehabt, das ehr hatt mussen seinefratres irer geistlichen ordenskleider beraubt und an stadt midt weldtlichen kleidernangedahn, uber das das ehr nicht muegen dasjenige, darauff sie gelobt und geschwo·ren, vorachten, und obwohl der frome her abt und etzliche conventualen bey irenlebzeiten, wie oben gemelt, viel kreige, vii 'IJerfolgunge gehabt, das sie das cloisteretzliche mal vorrucken mussen, dagegen ist nicht so kleglich zu achten diesser itzigenzeit, da alle kirchenceremonien sambt dem hochheiligen ambt der messe, auch dieganze klosterzucht aufgehoret. Es ist warlich wol zu beweinende, weil man keinehoffnung hinfurter hatt, das der gottesdienst und intent der fundatorn 54) muegewiederumb angerichtet und vollenbracht werde[n].o du hillige eloster Claus, unse liebe mutter, ein kron unsers ordens, dar so vielhillige, gotselige patres gewesen, ja so groß gottsdienst gehalten, da so ein gropeifer des cloisterslebendes gewesen, das diejenigen, so noch im lebende, nit gnug16&2) Markus Sieverts, herzoglicher Amtmann zu Gandersheim.9) = Tränen.111) d. h. der Grunder des Klosters.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigmidt bekummerten herzen und trebenn 53) davon reden kunnen. Es haben unselieben vorfahr die abbet nit allein das eloster Claus, sondern auch viel eloister unsesordens zur reformation bracht 55).Im jahre IS69 umb pfingsten ist der procurator Andreas Stendel, naehdehm ehrdie kirchenordnunge des fursten gelesen und dieselbige ohne vorletzunge seines gewissensnit hatt annehmen wollen, ist ehr des eloisters vorrucket, ein zeitlangk zuHildesheimb gewesen, da ehr aber aldo nit sehlig sein muegen, ist ehr nach Mainzahn den churf[urstenJ gereiset, der inen laut seiner testimonialscbrifften gar gnedigaufgenommen und ine aup gnedigem willen ein viearey zu W ormbs angeboten,da ehr auch ein zeidtlangk [residJiret 56). Unterdes begibt siebs, das der guterfromer mahn 'Joban Mutken dingstags nach Reminiscere des I570 jahrs 57) seliglichin godt ist entschlaffen, in welches stedte dabn alsobalt der fromer 10han Beckman,weilandt abt zu Nordtheimb, ist eligiret worden 58). In diesser election sein gewesenChristianus abt zu Ringelm und Alexander von Bucholtz, abt zu Steinen, und ezlichecapitularn des stiftts Gandersheimb 59).Nach diesser wahl ist ehr alpbalt von der ebtissin zu Ganderpheimb, Magdalenenvon Columna, confirmiret worden 60). Es war der furst 'iulius das mal, da dieseelectio geschehn, nit binnen landes, sondern nach Key. Maitt. zu Prage, die lehne zuempfahn, vorreiset.Der guete her 'Johan Beckman vorsihet sich nit boses, vormcinet, in guetemregimente bey seinen fratribus zu pleiben. Begibt sich am abendt Palmarum desselbenjahrs 61), das ein von den rethen von Wulffenbuttel, Henrich von der LuheIIJI) über die Anfänge der Bursfelder Reform in aus s.o. S. 1 Anm. 3.IM!) S. Anm. 27.&7) Am 21. Februar 1570.&8) Abt Johannes (V.) Beckmann, ca. 1501 geb., wohl identism mit dem am 19. September1540 in Erfurt immatrikulierten "Johannes Beckman Gotingensis, vicarius Erfurdensis"(Gesm. Qu. d. Provo Sam sen VIII, 1 S. 353 22 ), ersmeint sm 1. Februar als Mönm desBenediktinerklosters St. Blasii zu Northeim (VII B Hs 17 BI. 49) und wurde dort am 1 I. Juni1555 Abt (Neu es Vaterländ. Armiv 1840 S. pI Anm.). Seine Wahl zum Abt in C10s erfolgtesm 4. März 1570 auf Wunsm der Stiftsäbtissin, da diese "keinen jungen herrn dazu habenwollte", s. O. S. 3.U) Als nam den Statuten der Bursfelder Kongregation stimmberemtigte Mitwählerwaren anwesend die vom Generalkapitel bestimmten Äbte Christian von Ringelheim(gestorben 15' April 1570, vgI. Scharia, Unsere Diözese in Vergangenh. und Gegenwart,]g. I, Heft I, 1917, S.23) und Alexander (von Bomoltz) von Marienstein (am 9. Mai 1568vom Generalkapitel als Abt bestätigt, starb als Pastor in Gladbam 1579, vgl. Volk, Generalkapitelsrezesse11, 1957, S. 245), außerdem die Gandersheimer Stiftskanoniker ThomasSdmor und Georg Straube mit dem Notar Jürgen Smnor (VII B Hs 3S aBI. 19)''0) Die Bestätigung erfolgte am 6. März im Gandersheimer Münster nam Examinationund Leistung des Treueides mit überreimung von Ring und Bum durm die ÄbtissinMagdalena von Chlum "auctoritate apostolica et imperiali", womit die übertragung der"cura animarum, regimen et administracio in spiritualibus et temporalibus" erfolgt war(IOIrI Urk us, VII B Hs 17 BI. 50V).81) Am 18. März 1570.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519genant 62), ein affstorriger und auffgeblasener mahn, nach der Clauß abegeschicket,und furdert den abt sambt seine conventualen auf! die ebteystuben zusammende undleget sein credentz 63) fur, welchs inhalts wahr, mahn solte dem gesanten in seinemanbringen fulkomen glauben geben, als wehn die rethe alle midteinander da wehren,zeiget darneben seine werbunge ahn, das die heimgelassen hertzogin 64) sambt allenrethen gar groß mißfallen trügen, das die conventualn, nachdem ir abt gestorben,sie ires kopffs gebaret, zugefahren und einen andern abt ahn seiner stadt erkoren,da sie sich doch wüsten zu berichten, das man keinen munch oder frater, vielmehreinen abt, ohne furwissen des fursten oder deren heimgelassen rethe erwelen solte,und das man alsobalt, da der abt gestorben, solches nach Wulffenbuttel ahn denhertzogen oder jo zum wenigsten ahn die heimgelassen rethe hette sollen gelangenlassen und bescheid darauff erwartet, deren dan keins geschein were, - so hette ehrnuhn den bevehlig, das ehr den vormeinten abt (wie ehr sagte) seines ambts vonstunden ahn entsetzen solte, auch alsobalt und ungeseumbt sich auß dem elosterbegeben, man wolle inen nit darinnen wissen, midt dem anhange, wo ehr solchembevehlig nit gehorsamen wolte, so walte ehr inen auff einen wagen binden undnach Wulfenbuttel fuhren. Midt solchen und dergleichen worten wart der guetealte her 'lohan Beckman und seine conventualen angefahren. Darauff der novuselectus sein berich[tJ than, nemblich das ehr legitime eligiret und von der ebtissinzu Ganderßheimb confirmiret wehre, walte sich nit vorhoffen, mahn wolte inen alseinen vorlebten mahn also ins elendt vorweisen. Die fratres baten deßgleichen fleissig,das ehr solange zufrieden sein walte, man wolte die ebtissin zu Ganderßheimb ersuechenund irs radts uns erholen. Aber ehr wardt noch zorniger, und muchte unsnit helfen, was wir hirtzu sagten. Letziich, da alles nit helffen muegen und ehr vonder ebtissin nit horn (wolte), hatt ehr gesagt:" Was ebtissin, ebtissin! Ich wil ..... hie..•••. ssen!" Endtlich, do es jo anders nit sein konte, auch der gesanter midt drauwortenstedts anhielt, ehr wolte inen nach Wulffenbuttel ins gefengnuß fuhren, sagteehr midt betrubtem herzen: "Nu sey es godt geklaget, das ich also unschuldig und erbarmlichsol vorweiset werden. Ich habe mich alle meine tage fur eicken hosen 65)gehuetet, das ich die in meinem alter noch saIte antzihen, wurde mich beschwerlichfallen." Darauff der hoffmeister gefordert und wart im befohlen, ehr solte denwagen zurichten, pferde dafur hangen und den abt von stunden ahn vom elosterfuhren, welches dan alsobalt geschein, das also der guete mahn ungessen vom cloistermussen abweichen, und ist der gesanter hinter dem wagen auch selbst hinab geritten.Ehe der gesanter aber wegkzohe, hatt er den conventualen gar ernstlich geboten,das sie den abt bey leibsstraffe nit soIten wiederumb einlassen und sich seiner nitsolten ahnnehmen 66).82) Heinrich von der Lühe, herzoglicher Rat, vgl. Samse, a. a. 0., S. 158.83) = Beglaubigungsschreiben.") Herzog JuIius' Gemahlin Hedwig, geborene Markgräfin von Brandenburg.8&) Gemeint ist offenbar der eichene Schließblock für die Gefangenen.ee) Der vertriebene Abt wandte sich zunächst nach Hildesheim, wo er im St. Godehardiklosterunterkam. Am Z7. März 1570 legte er dort 1000 Goldgulden auf Zins an (VII B Hspo BI. 16); er hatte also außer seinem Siegel auch Barmittel des Klosters mitnehmen können.Von Hildesheim aus ging er nach Erfurt.18


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Es hatt auch der gesanter neben dem ambtman zu Ganderßheimb allen furradahn korn und sonsten beschriben 67), und ist ahn korn befunden Braunschweigischenmasse I8 scheffel weitzen, rocken I2$ scheffel, erbissen 68) 2 scheffel und was nochan rubsamen und wicken gewesen. Auch seint sie auf! das f/eischhaus gangen und60 seiden specks ohne wurste, drogef/eisch und sonsten, welches ein zimliches an zalgewesen, befunden. Was auch ahn pferden, kuhen und schweinen gewesen, haben siealles beschriben, und wahr das eloster Claus domals in solchem vorrade, das dergesanter (doch jegen seinen willen) sagen muste, das s. f. g. und her kein eloster imfurstenthumb hette, das midt solchem vorrade vorsorget were und das die fratreswol hetten haupgehalten, - dabey abezunehmen, wie treulich unse lieben vorfahrdas eloster und hauphaltunge gemeinet. Furter haben sie des abts gemach vorsiegeltund die ubern sacristey und dem procuratori Henrico 69) datzumal die hauphaltungebevohlen. Ist also vom eloster wegkgezogen und die conventualn ohneabt und fursteher gelassen. Haben wir biß auf pfingsten haußgehalten. Damit wirnuhn nit hin/urter ohn heubt leben muchten, hatt der furst uns den superintendentenvon Ganderpheimb Herman Hamelman, einen abtrunnigen, so von dercatholischen kirchen, darinnen ehr I4 gantze jahr gelebet und gepredigt, abege/allenund von Lemgo nach Ganderpheimb gezogen, vor einen vormeinten abt wiederumbgesetzt 70), welcher midt weib und gesinde ins eloster auf! das alte und neuwekranckenhaup getzogen. Der genanter Hamelman hatte sich der haußhaltunge hartangenommen, wiewol ehr sich derselben gar nichts oder zum weinigsten vorstanden,der besser in den historienschreibern Tito Livio und dergleichen gestudiret dan midtackerbeuw umbzugehen. Wie ehr nuhn also midt uns haußhielt, ist ehr zum [!] denconventualen offtermals gangen, midt ine gezecht, feine glatte worte geben, diegelegenheit des elosters von ihnen zu erforschen. Da ehr aber nichts erfahren künnen,erdachte ehr, wie ehr derselben quidt und aup dem eloster bringen muchte, erbodtsich, so die conventualn sich auf! pfar oder andere orter sich begeben walten, saItejedem frey stehen, und darinnen walte ehr inen befurderlich sein, und denselben,so solches thun wurden, wolte ehr vom elast er jerlichs unter seiner pitschafft vorsiegeltgeben die zeit ires lebendes XX f[loren] muntze. Daruber die fratres radtgenommen, aber es wahr keiner, der es annehmen walte. Als nun die fratres gesehen,auch teglich ahn essen und trincken erfahren, das ires pleibens nit lenger sein walte,haben sie sich geteilet und ein jeder seiner gelegenheit nach an ander orter begeben,87) D. h. es wurde ein Inventar aufgenommen.88) = Erbsen.88) Der Verfasser.70) Lic. Hermann Hamelmann wurde von Lemgo berufen, am 18. Dezember 1568 alsGeneralsuperintendent bestellt (Reller, a. a. O. S. Xl7), am 11. Dezember 1568 zugleienPrediger an der Stiftskirene zu Gandersheim und gegen den Protest des Kapitels mit einemKanonikat versehen (II Alt Gand. Fb. I, V, I). Seine Einsetzung in elus erfolgte am 6. Juni1570 (VII B Hs 35 a BI. 31, vgl. aum XI Alt CIus Xl und 13), seine Absetzung daseIbst imOktoberlNovember desselben Jahres, seine Kündigung als Generalsuperintendent Pfingsten1571 (Reller, a. a. O. S. 171, 184). Wegen der Resignation seines Gandersheimer Kanonikatsliefen noen bis zum 18. September 1574 Verhandlungen (VII B Hs 50 BI. 580). über denbewegten Lebensgang Hamelmanns vgl. jetzt NDB VII S. 585, wo allerdings seine Tätigkeitin Gandersheim nur gestreift und seine Abtswürde in CIus nimt erwähnt wird.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519her 10han Mennecken nach Hildepheimb ad S. Godehardum 71), Henricus nachSteinen 72), 10docus nach Bursfeldt 78), 10hannes Upler nach Erfurdt 74), do der abtwahr, das keiner, außgenommen 'lohann Sodthofes 75), darinnenplieb. Es batte derabt 'lohan Beckman des closters siegel midtgenommen, welches dem '1:ermeintenHamelman sehr verdrop, doch liep er ein anders, so dem clostersiegel gleich seinsolte, nachgraben, aber wardt nit lange darnach, als ehr abgesatzt worden, entzweygeschlagen,wie hernach sol gesagt werden.Im iahre I570 batt die Key. Mayt. eine reichstag zu Speir aupgeschrieben, dahindan alle chur- und fursten sambt andern bodtschafften getzogen, wahr der obengesagte Andreas Stendel zu W ormbs vicarius 76). Wie ehr nuhn den zustandt seinesclosters erfahren, hatt er midt zuthund 'lohan Beckmans 77) und der andern conventualnein schreibendt und supplication ahn die Keys. Maytt. vorfertiget, sichnach Speyr vorfueget und durch beforderunge fromer godtseliger hertzen der Key.Ma}'t. solche supplication ubergeben, undertenig umb hilft und trost gebeten undangehalten, welches die Key. Mayt. midt den anwesenden chur- und fursten in radtgezogen und uns in schutz und schirm genommen 78), darnacb auch ahn die stedteund closter, so uns und unsern eloster midt zinsen und gefellen vorhafft, geschrieben,uns und niemandt anders ohne alle hindern und arrest die zinse folgen lassen 79),zudem auch ein scharf schreibendt ahn hertzogk 'lulius, das ehr uns von stunden ahnsolte restituirung gethan, welches dem fursten durch notarien und zeugen uberandwortetworden 80). Wie nuhn der hertzogk gesehen, was seine hinterlassene rethemidt dem abt furgenommen und das sie zuviel gethan und in die lenge den stich nithalten wollen, hatte ehr erstlich dem vormeinten abt Hamelman eine ungnade zugeworften,darumb ehr die conventualen des closters vorweiset und nit also, wiesich geburet, gehalten bette, zudem das ehr solte, wie man sagte, viel schinken inWestphalen geschickt haben, wardt ehr gedrungen, das ehr seine rechnung fur dembertzoge thun muste, wie dan geschahe, bey welcher der bertzogk personlich wahrund angebort, auch selber summiren helfen. Nun war die rechnunge nit also ricbtig,71) Johannes Menneken, s. o. Anm. p.72) Der Verfasser Heinrich Pumme, der also wiederum nach Marienstein auswich.75) J odocus Möhlmann, s. o. Anm. 35.7&) Johannes Sduader, s. o. Anm. 36.7~) Johannes Sodthoff, s. o. Anm. 33.75) Der ehemalige Prokurator Andreas Lüderitz, s. o. Anm. 17.77) Abt Johannes Be&mann hatte von Erfurt aus den geflümteten Andreas Lüderitzbevollmächtigt, auf dem Reimstag zu Speyer die Restitution des Klosters zu betreiben, s. aumo. S.17 Anm.17. Die Vollmamt vom 15.Juli 1570 war aum von dem Senior JohannesMenneken, dem Prokurator Heinrich Pumme und den Konventualen Tilemann Brakebusmund Johannes Smrader untersmrieben worden (Il Alt Gand. Fb. I, V, I).78) Das große Smutzdiplom Kaiser Maximilians 11. für den Abt und den namentlimaufgeführten Konvent vom 3. September 1570 (io/ll Urk 117).71) Dieses kaiserliche Mandat ist nidIt erhalten. Die von aus an zahlreime Städte undKlöster ausgeliehenen Kapitalien beliefen sim insgsamt auf 8480 Rh. Goldgulden,3]66 Pfund und 466 Mark.80) Das kaiserlidIe Mandat an Herzog Julius vom 30. August 1570 (10/11 Urk 116, gedr.Leuckfeld, a. a. O. S. 191 f.).30


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519als sie billich sein solte, als man aber so genauwe rechnete, hatt ehr zum furstengesagt, ehr hette nit gehoffet, das man von ime so eine geschwinde rechenunge geforderthette, hatt der lurst geandtwortet: "Lieber her, wisset ir nicht, wem wasbeIoien wirt, das man mup davon guete rechenschaftt geben?" Es hatte der furstein solche ungnade kegen ine, das ehr ine wol hette ins gefencknup geworffen, wenes nit von seinen gonnern und freunden vorbetten wehre, das es hin passirte. Aberehr wurde alsobalt seines ambts und vermeinten ebtey entsetzt 81) und Jacob Los, derlange des elosters diener gewesen 82), wiederumb befohlen. Unterdes sd)reibt derhertzogk an F. Henricum, der zu Steinen wahr 83), das ehr solte ins eloster komenund das procuratoris ambt wiederumb annehmen. Nun wahr es ime aber beschwerlich,ohne furwissen seines abts sich ins eloster zu begeben, hatte ehr dem furstenwieder geschrieben, ehr konte s. f. g. schreibent nit also gehorsamen, ehe und zuvorehrs an seinen abt hette gelangen lassen, auch ohne s. f. g. austrugliche und sicherevorgleitunge, welches dan der furst alsobalt hernach ime zuschickte. Darauff istF. Henricus ins c10ister getzogen, viertzehen tage fur weinachten ao. 7084). Wieehr nuhn also eine zeitlang im eloister, - behielt Jacob Los gleichwol die regirunge -,liep der furst etzliche schreibent ahn den abt zu Erfurdt, do ehr damals wahr,abegehen des inhalts, das ehr sich wiederumb und zum furderlichsten in sein elosterwolte begeben, schickte ime auch daneben ein furstlich gleidtsbrieff zu. Es vorzogksich aber noch biP schir umb pfingsten, ehe dahn der abt ankommen. Wie ehr nuhnins eloster kommen 85), hat ehrs dem fursten zu wissen gedahn.Wie nun der hertzogk erfahren, das der abt im eloster wehre, hatt ehr seinerfurnembsten rethe etzliche dahin geschickt 86), welche wahren so hiernach folget:der abt zu Kunnigeslauter Gothardus Coci 81),Nicolaus Seinecker D. theologiae 88),Erasmus Ebner von Nurnbergk 89).Haben sie den abt und fratres auf! die stuben gefordert und hatt der abt zuKunnigslauter, ein apostata, das wordt gethan und angezeigt, weil der abt auf desfursten erfordernt aldo were erschienen, wolten sie horen, was seine meinungewere, ob ehr dem fursten wolle in allem gehorsamen, und hatt seine instructionfurlegt, darinnen viher puncten einvorleibt wahren, so der abt midt einem eidesolte bestetigen, und seint die hirnach folgen:81) S. o. Anm. 70.82) D. h. Hofmeister.113) S.o. Anm. 71.81) Im Original steht irrtümlim 71.86) Abt Johannes Beckmann traf nam dem J6. Mai J57J wieder in aus ein.N) über die folgenden Vorgänge bei der Visitation vom 15. Mai J571 vgI. aum 1 Alt3481.87) Gothard Kom (Coci), evangelismer Abt des ehemaligen Benediktinerklosters Königslutter.N) Der Leipziger Professor D. Nikolaus Sein ecker wurde am 14. April 1570 Namfolgervon Martin Chemnitz als "Generalissimus Superintendens" (Reller, a. a. O. S. 17J und 179)'"') Erasmus Ebener aus Nümberg, herzoglimer Rat, Referent für Bergwerksangelegenheiten,aber aum häufig mi~ Kirmen- und Smulsamen betraut, s. Samse, a. a. O. S. 159 undNDB IV S. 163 f. (Wemer Schultheiß).3 J


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig,Erstlich, das ehr das Key. mandat 90), es habe drumb eine gelegenheit, wie eswolle, solte ahn seinen ordt stellen und sich im fahl der nodt nit zue gebrauchenhaben, sondern genzlich todt sein, auch was ehr ahn privilegien, clenodien oder wiedas nahmen haben muchte, wiederumb an die orter, dahin sie gehorig, vorschaffensoltej zum andern, das ehr solte vorpflichten, das ehr [sein]em g[nedigen herrn][gleich] andern prelaten und prob[s]ten des furstenthumbs wolle treuwe und holtsein, des fursten bestes wissen und schaffen, sich auch aller gehorsamicheit vorhalten,die gueter des elosters ohne des tursten und der abtissinnen zu Ganderßheimb bewilligungnichts alieniren oder abhendig machen, sich auch dem consistorio unterwerftennach laut der ordenungejzum dritten, das ehr, der abt, und seine conventualn sich der Augsburgischen confessionund kirchenordenunge, gleich als andere abten und stifften gedahn, gemeßvorhalten, dawieder nichts handelen und sich tur andern nit außmahlen und wiedersetzenjzum vierten sol ehr auch wegen der contribution, ad pias causas gemacht zumpaedagogio 91), aller gebuhr vorhalten und sich deren, wen sie von ime gefordert,nit weigern, sondern die zu rechte[r] geburlicher zeit williglich erlegen sol,·und da ehr nuhn in obgemelte puncte willigen und denselben in allen zu gehorsamensich verpflichten wirdet, so solten die gesanten hiemit macht haben, ine, denabt, wiederumb eintzusetzen, zu confirmiren, auch alle schlussei, doch jegen quitantz,uberandtworten und also die administration gentzlich zu bevehlen, neben vormeldung,das der furst auff den fahl sein gnediger her sein und pleiben, inen inseinen befuegten sachen vordetingen und als einen gehorsamen prelaten des furstenthumbsschutzen und hanthaben wollen, den 25. Ma;; ao. 71.'Hirautf haben sich der abt und conventualen beradtschlaget und hatten im beibestandeeinen doctorem, Albrecht Buschen genant, von Hildenßheimb 92), der dieobgenanten artikel etzliche mahl durchgelesen, und als der abt, der ein einfeltigmahn wahr, den doctor fragte, was ine dabey duchte, weil ehr diessen handel besserals ehr vorstunde, darauf! der doctor geandtwortet, das es beschwerliche hendelweren und das ehr nit darzu rathen walte, das man in die puncte willigen solte,dan damit wehre der ebtissin zu Ganderßheimb ir recht und gerechtigkeit, so sievon alters her am eloster gehabt, vorgeben und were dem abt und eloster ein ungewonlicheund untregliche burde auftgelecht. Da nuhn der abt und fratres gemercket,welche ein beschwer dem eloster drauft gestanden, haben sie ire andwort durch dendoctorem thun lassen, das sie solche instruction sambt den viehr invorleibten punctengelesen und befunden dorauß, das inen zum högsten beschwerlich, in solches zuwilligen, sondern erboten sich, was von alters hero von den vorigen abten des elosters80) s. o. Anm. 80.81) Zur Unterhaltung des in Gandersheim erridtteten Paedagogium iIlustre war denKlöstern des Landes eine Kontribution auferlegt worden, deren Zahlung vom ReichsstiftGandersheim und den Klöstern elus und Brunshausen verweigert wurde (11 Alt Clus 14.vgl. zuletzt Dieter Schäfer, Gründung und Einweihung des Paedagogium iIlustre in Gandersheim1569-1571 [Jahrb. d. Gesellsch. f. niedersädts. Kirchengesch. 64, 1966, S. 1 u]) .• ') Dr. jur. Albrecht Busch (Bussius), bischöflich Hildesheimischer Rat. Syndikus zunädtstdes Kapitels. dann der Äbtissin des Reidtsstifts Gandersheim. erhielt dort 1573 ein Kanonikat,das er 1589 resignierte, aber erst 1593 endgültig abtrat (11 Alt Gand. Fb. 1, 111. 139 Bd. I).http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigClaus dem fursten geschein were, wolte der abt und seine conventuales sich auchwillig erboten haben, midt welcher andwort sie dahn nit zufrieden sein wolten,sondern hielten hart ahn, man solte die instruction bewilligen. Schickten auch denapostaten von Kunnigslauter 93) zu den fratribus, der sie uberreden solte, aber derabt und conventualen sein je lenger gar standhafftig geplieben, haben lieber denordt wiederumb vor/rucken] wollen, als das sie iren consent darzu geben wollen.Als seindt sey [!] ungeschaftter sachen, ob sie wol sehr unnutze wahren, dießmalabgezogen. Nit lange darnach in der pfingstwochen sein sie wiederumb komen undhaben eine verpflichtunge, welches der abt midt seinem siegel befestigen solte, midtsich gebracht des inhalts:,Ich 1ohannes, abt zur Claus, bekenne und bezeuge fur dem durchlauchtigen undbochgebornen fursten und hern, hern Julio, und seinen erben in die verwaltungedes closters als ein erweiter und von der ebtissinnen zu Ganderßheimb confirmirterabt 'Uon hochermeltem fursten als schutz- und landesfursten heute im nahmen gottessey eingesatzt und eingeweiset worden, berede und lobe fur mich und alle meinenachkommen, solche vorwaltunge christlich treulich die zeit meines lebendes als einguter haußvatter zu vorrichten, wil darob sein und vestiglich halten, das meinemeloster nichts entzogen oder entwendet, brieft und siegel, privilegien und was deselosters wehre, in gueter vorwarunge halten, was entfrembdet, bestes fleisses wiederdartzubringen, wolgedac1,ter ebtissin des stiffts Ganderßheimb und hochermeltemlandesfursten und cIoster getreuw und holt sein, bestes wissen und schaden warenund wenden, die gueter des closters nit alieniren, eussern oder vorpfenden, derchristlichen kirchenordenunge des furstenthumbs Braunschweig mithsamb meinenconventualen gemeß und gehorsamb vorhalten, burden des landes, wie wir desschutzes geniessen, in massen ander prelaten des landes helffen tragen und allesanders thun, was meine vorfahrn des closters hiebevorn gethan und andere landstendeleisten und thun mussen, wie ich dan das treulich und ungeferlich zu haltenangelobt und zugesaget, und dessen zu urkundt das abtey ingesiegel auf! diessembrieft gedrucket. Dat. den 6. junii ao. 7194).'Wie nuhn der abt und fratres solche vorpflichtunge gelesen, haben sie sich auc1,zum ersten dieselben zu vorsiegeln geweigert; aber die abtissin hatte zwey canonici,her Johan Straube 95) und Johan Schnor 96), uns zum beibestande vorordnet, welchetur radtsamb erachtet, das mans vorsiegelte und unterschriebe, damit man den besitzdes c10sters behalten muchte. Es ist aber - lautern wein einzuschencken - demc10ister Claus ein neuwe und ungewonliche vorpflichtunge, so hiebevohr kein abtzur Claus gethan oder geleistet. Es hatten auch die furstlichen gesanten noch anderenebenpuncte, so nicht in dieser vorpflichtunge vorfasset, die sie dem abt und convente8) S. o. Anm. 87.84) Der eigenhändig vom Abt und den Konventualen Johannes Menneken, Johannes Sodthoff,Heinrich Pumme, Jodocus Möhlmann und Johannes Schrader unterschriebene Reversin z Alt 3489, vgI. auch VII B Hs 36 Bd. I BI. Z4 v.95) Johannes Straube (Struve), geb. ca. IP9, kaiser!. auto Notar, seit ISSI Kanoniker desReichsstifts Gandersheim, seit 1575 Senior des Kapitels, gest. am U. Juli 1606.98) S. unten Anm. 98.33http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519vorhielten, darauf! sie ire andwort thun solten. Hatt der eine canonicus, her JohanSchnor, angefangen und gesaget, das das furstliche bevehl nit mitbrechte, was sie • •.furbracht ••• bey irem bevelig pleiben lassen. Darauff der ... [ges]anter, Eras[musE] bner genant (der seinem eigen hauß nit vorstehen kunte, sondern etzliche tausendtthaler ins berckwerck gestochen und gar vorarmet) 97), geandwortet und auff ine,den canonicum, midt einem finger gezeiget, man wisse wol, das ehr ein recht meutmachersey, und sie wollten i. g. f. und hern vormelden, es sol ime gedacht werden.Also seint die gesanten denselben tagk von dar gezogen.Nu verweilde es sich biß in die vasten, ehe die drauwort des Ebners ins werckgerichtet worden, begibt sich, das der furst dem ambtman zu Ganderßheimb bevelet,das ehr her Johan Schnor solte gefencklich annehmen, wie geschahe, wardt er auffshauß Ganderßheimb bey nechtlicher weil hinauf!bracht, von dannen wardt [ehr]auf! einem pferdt sitzende gebunden und nach der Liebenburgk gefuhret, da ehrwol zehen wochen im kercker, da man die ubelteters gefangen helt, midt heldenumb die behne vorschlossen und vorwaret worden. Ehr wehre auch auß dem kerckernit so balt gelassen, wahn er nit midt krallckheit, so ehr von stancke und unflatebekomen, wehre uberfallen. Darnach wardt ehr auf! einem gemache eine zeitlanckgefencklich gehalten, letzlich wardt ehr nach Wulf!enbuttel auf! den Dam gefuhret,da ehr auch ezliche wochen in der herberge eingeleget, darillnen ehr dan biß auf!Martini gewesen. Da also ist ehr auf! ein ur!eidt ledig gelassen. Er hatt aber in dergefencknuß so viel bekomen, das ehr die zeit seines lebens ein patient sein mussen,und noch entlich zu Forste aufm dorfe bey Hildenßheimb seliglich gestorben 98).Das wir nuhn wiederumb aufs eloster Claus komen: ist dem abt, ehe und zuvordie rethe von Wulffenbuttel wegkzogen, ist das siegel, welches Hamelmannus hattemachen lassen, dem abt Johan Beckman zugestelt, der es auch alsobalt zu stuckenhatt schlagen lassen. Nun regierte der genanter Johan Beckman kaum ein jahr, einalter betagter und siebcnzigkjeriger, wardt kranck in der fasten und starb darnachdes montags nach Trinitatis Anno 7299). Und wardt von stunden ahn in seine stede87) S. o. Anm. 89.88) Johann Schnor (Snor), geb. ca. ISH in Gandersheim, Vetter des Stiftsseniors ThomasSchnor, kaiserl. auto Notar, seit ISsz. Kanoniker in Gandersheim, ISS8 daneben zeitweiligPropst zu Brunshausen und 1566-1570 Propst des MarienkIosters, Sekretär des Stiftskapitels,wurde in der Nacht vom 15.h.6. März 1571 durch den herzoglichen Amtmann widerrechtlichauf dem Stiftsfronhof, also innerhalb der Stiftsfreiheit, verhaftet und gegen die Proteste derStiftsäbtissin (I I Alt Gand. Fb. I, V, 1 Bd. 1 und VII B Hs 36 Bd. 1 BI. 1 ff.) auf der Liebenburgund auf der Dammfestung in Wolfenbüttel festgehalten. Im Juli 1571 wollte HerzogJuIius ihn nur für den Fall freigeben, daß der Kaiser den vom Herzog dem Stift aufgezwungenenVertrag bestätigte (ebda. BI. 4 v und S v). Erst am 15. November IS71 wurde JohannSchnor gegen Bürgenstellung aus der Haft entlassen (n Alt Gand. Fb. I, 111, 139 Bd. I) undbegab sich am 10. Dezember 1571 nach Heiligenstadt, wo er ebenfalls ein Kanonikat besaß(VII B Hs 36 Bd. 1 BI. 10r). Sein Gandersheimer Kanonikat resignierte er am 15. März 1576(II Alt Gand. Fb. 1,111, 140) und starb am 14. August 1580 zu Gr. Förste, Ldkr. Hildesheim­Marienburg (n Alt Gand. Fb. 1,111,168).88) Am 1. Juni 1571. So auch der Nachtrag von Heinrich Pummes Hand im ce BI.96vund die Totenliste des Generalkapitels der Bursfelder Union vom 2. Mai 1574, vgl. Volk,Generalkapitelsrezesse II S. 1I 6.34


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519erwehlet Henricus, ein conventual doselbst 100), wardt auch alsobalt von der abhaben,wan ehr nit von der ebtissin were confirmiret gewesen, das ehrs also hatttissinnen zu Ganderpheimb confirmiret. Es wolte der furste diesse election gehindertmussen pleiben lassen.Es wardt auch zu der zeit zwischen dem fursten Julio und der abtissin zu Ganderßheimbein groß tagk gehalten etzlic1,er vortrege halben 101), so darnach KeyserlicheMaytt. wiederumb retraetirt hatt.Anno 1576102) ist ein reichstagk zu Regenßburgk gehalten worden, dahin dieabtissin ihren doctorem und sindieum lOS) geschickt, der gewalt und betrengung,so sie (!) von dem fursten Julio geschein, sich beklagte. Es seindt auch • •. schreibE enJvon den reichsstenden ahn den fursten geschrieben, •.• hatt alles nit geholtten, ehrist je lenger je halsstarriger worden, das er hatt sich zu vielgenanter ebtissin undderen angehorigen elostern so hefftig genotiget, also das ehr das eloster Claus undBrunßhausen eingenommen und verwalter darauf! gesetzt 104). Und obwol dieebtissin sich hart darwiedersetzte, ist auch selber ins eloster Claus auf das kranckenhausgezogen, hatts doch nit helffen muegen. Also hatt die ebtissin das eloster Klausinnehabt von Jaeobi Apostoli ahn biß umb Trium Regum, ist aber allezeidt kranckgelegen, ist gestorben den 28. Januarii Anno etc. 77, umb 3 uhr nach mitternacht.Wie der hertzogk nun den todt der abtissin erfahren, hatt ehr von stunden ahnseine rethe nach Ganderpheimb geschicket und sem er tochter Elisabethen possessiondurch Burcharten von Cram im thumb zu Ganderßheimb nemen lassen 105), undobwol das capittel die wolgeborne Margarethen, ebtissin zu Herse, als der vorstorbenebtissin schwester, domals dechantin zu Ganderpheimb, albereidt legitime eligiretund possession genommen hatte 106), haben ir die gesanten nit wollen guedt sein100) Bereits einen Tag vor seinem Ableben hatte Abt Johannes Beckmann den ProkuratorHeinrich Pumme als seinen Nachfolger designiert (10/11 Urk 129). Vgl. im übrigen oben S. 4.101) Der dritte Vertrag des Herzogs Julius mit dem Reichsstift Gandersheim (6 Urk 924).102) Im Original irrtümlich 1566!103) Dr. Albrecht Busch vgl. Anm. 92.1(4) Hierzu und zum Folgenden s. o. S. 5. Seine eigene Flucht nach Hildesheim um9. Juli 1576 hat der Verfasser verschwiegen.106) Herzog Julius hatte bereits im Dezember 1574 versucht, für seine am 23. Februar1567 geborene dritte Tochter Elisabeth eine Kanonissenpriibende im Stift Gandersheim zuerhalten. Das Kapitel weigerte sich. Schließlich gelang es dem Herzog, Kaiser Maximilian 11.zu veranlassen, durch Preces primariae vom 9. Mai 1575 seine Tochter dem Stift für dienächste freiwerdende Stelle zu praesentieren und den Erzbischof von Mainz zum Exekutor zubestellen (6 Urk 933 und 934. 11 Alt Gand. Fb. I, 111, 6). Noch vor dem Ableben der ÄbtissinMagdalena hatten die in Clus tätigen herzoglichen Visitationskommissare dem Herzog vorgeschlagen,den Rat Burkhard von Cramm vorsorglich als "procurator ad capiendam possessionem"der Abtei für die Prinzessin Elisabeth einzusetzen (11 Alt Gand. Fb. I, III, 3). AmTage des Begräbnisses der Äbtissin Magdalena ergriffen die herzoglichen Prokuratoren unterBerufung auf die kaiserliche Erste Bitte - die sidt nur auf eine Kanonissenpräbende bezogenhatte - ungeachtet der inzwischen durdt das Kapitel erfolgten Wahl der Margareta vonChlum (s. die folgende Anm.) mit Gewalt Besitz von der Äbtissinnenkurie.108) Margareta von Chlum, Dekanin zu Gandersheim und Äbtissin des Stifts Neuenheerse,wurde bereits am 30. Januar J577 vom Kapitel einstimmig zur Nachfolgerin ihrer SchwesterJ.35


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519lassen, sondern sein midt gewalt zugefahren, die ebtey midt stareken seNussen zu'Vorschliessen, auch sich der ebtey guter gentzlich angemasset, haben auch procuratoresdem freulin, als den apostaten H enricum, der sieh einen Abt 'Von Ringelm nennet,Burcharten 'Von Cram, Eberhardus Eggelinck 'Vorordnet 107).Die 'Vorstorben ebtissin Magdalena 'Von Clum ist 'Von dem fursten 'Julio und seinerethe und der abtey lenjunckern von dem eloster ..• naeh Ganderpheimb bracht,dar sie dahn im thumb ... ist begraben worden den 4. Februari; 108).Es bats aber die rechte erwelte abtissin Margaretha von Clum nit hiebe; lassenwollen, sondern deren ge'l.valt bey dem hochwurdigen in godt henz Daniel Erzbischoffenzu Mainz churfursten als executorn der keyserliehen preces zum hogstenbeklaget, ire advocaten und procuratores alda in dem consistorio bestalt, wie dandie procuratores des freulin auch gedahn, und die sachen hinc inde disputiret. Zulestist das endtordei gefellet und der rechten ebtissin Margarethen von Clum die possessiozuerkandt 109). Solches hatt nun dem fursten und procuratoribus sehr verdrossen,und damit es auf! die lange banck vorschoben, haben sie davon appelliret nachRohm, doselbst auch ein commission ahn den bischoff zu Minden aupbracht, daden die sachen in die 7 jahre gehangen 110), und obwol die ebtissin vorhoffte, essolte einmahl zum endturthel komen, haben die procuratores allezeidt ausflucht unddilation gebeten, in meinunge, weil sie ein alte persohn, sie wurde das endturtheilnit erleben.AO 1580 den II. februar;; hatt bäbstliche Heiligkeit den procep zu A-Iinden wiederumbabgefordert und dem bischoff zu Hildenpheimb befohlen, der dahn seinenofficial zum subdelegatum 'Vorordnet und dar die sachen dan noch itzo beruhen 111).gewählt und sofort eingeführt. Angesichts der gewaltsamen Besetzung des Abteigebäudesdurch die Prokuratoren der herLoglichen Gegenäbtissin Elisabeth blieb ihr nichts weiterübrig. als von Neuenheerse aus die Verbindung mit dem Gandersheimer Stiftskapitel zu haltenund den Kampf gegen die Maßnahmen des Herzogs weiterzuführen.107) Der evgJ. Abt von Ringelheim Heinrich Wirsche (Wirschius), ehemals Mönch daselbst.1570 als lutherischer Abt eingesetzt. gest. 1613. vgJ. ScharIa, (wie oben Anm.57)S. 23 f. und G. Har/mann und H. Hausdorf, Heimatgeschichte von Ringelheim (1959) S. II f.über den herzoglidlen Rat Burkhard von Cramm s. o. Anm.41, über den HofgerichtssekretärEberhard Eggeling s. Samse, a. a. O. S. 219 f. Außerdem war noch der GandersheimerOberamtmann Si mon Mackensen (Samse, a. a. O. S. 245) anwesend.lOB) Die späteren Äbtissinnenkataloge VII B Hs 9 BI. 224 und VII B Hs 62 BI. 54 v gebenirrtümlich den 4. März 1577 als Begräbnistag an. Danach setzt auch Kronenberg, Clus undBrunshausen a. a. O. S. 74, den Todestag irrig zum 18. Februar, den Begräbnistag zum4· März 1577.109) Die Richter des Mainzer Erzstuhls entschieden bereits am 30. August 1577 vorläufigund am 13. Januar 1578 definitiv zugunsten der vom Kapitel rechtmäßig gewählten ÄbtissinMargareta von Chlum (Harenberg, [wie oben S. 6 Anm. lZl p.1016-1020)."0) Richtig drei Jahre.111) Auf Grund eines Breves Papst Gregors XIII. ernannte Bischof Ernst von Lüttich,Administrator von Hildesheim und Freising, am 6. Juli 1581 seinen Hildesheimer OffizialDr. Johannes a Via zum sub delegierten Richter in der Klagesache der Äbtissin Margaretavon Chlum gegen die Prinzessin Elisabeth zu Braunschweig-Wolfenbüttel (VII B Hs II Bd.4).Zum weiteren Verlauf vgl. oben S. S f.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Das Politische Testament Herzog Anton Ulrichszu Braunschweig und LüneburgVonGerhard GerkensAls Herzog Anton UIrich am 27. März 1714 im Alter von 81 Jahren starb 1),hatte er 47 Jahre hindurch die Regierungsgeschäfte im Fürstentum Wolfenbüttelgeführt: von 1667 bis 1685 als Statthalter seines älteren Bruders Rudolf August 2),von 1685 als Mitregent und von 1704-1714 als AIJeinherrscher. Die in diesen Jahrengewonnenen Erfahrungen im Umgang mit Menschen und Politik legte er kurz vorseinem Tode in einem großen Politischen Testament für seinen ältesten Sohn 3)nieder, dem in Salzdahlum am 22. März 1714 datierten "Project der väterlichenErmahnung und Instruction für den Erbprintzen" 4). Wenn das nur wenig beachteteDokument 5) hier nun voIJständig abgedruckt wird, so deshalb, weil es zu denwichtigsten Quellen zur Geschichte des Fürstentums Wolfenbüttel im 17. Jahrhundertund zur Kenntnis der Persönlichkeit Anton Ulrichs gehört; denn in ihm ziehtder Herzog nicht nur die Summe aus seinem langjährigen politischen Wirken,sonderndeckt auch seine geheimsten Gedanken auf.Anton Ulrich übergab seinem Sohn die Regierung zu einem Zeitpunkt äußersterpolitischer Anspannung im Norden: der Nordische Krieg hatte zwar in der Schlachtvon Poltawa 1709 eine entscheidende Wendung zugunsten Rußlands gebracht, derendgültige Ausgang des Krieges sowie das Schicksal Schwedens waren aber nochkeineswegs entschieden. Für die Welfenlande hieß das, ob und in welchem Maße siean einer möglichen Auf teilung der schwedischen Besitzungen Bremen und Verdenbeteiligt werden würden. Anton Ulrich sah es demnach als eine der wichtigsten") Der Beitrag ist Herrn Prof. Dr. Georg S eh n a t h zum 70. Geburtstag gewidmet. -Die Wiedergabe des Testamentes erfolgt nach den "Richtlinien für die äußere Textgestaltungbei Herausgabe von Quellen zur neueren deutschen Geschichte (BIl. f. dt. Landesgesch.101. Jg. 1966, S. 1-10). - Für freundliche Hilfen und Korrekturen ist der Verfasser derSchriftleitung des Braunschweigischen <strong>Jahrbuch</strong>s zu großem Dank verpflichtet.') Geboren wurde Anton Ulrich am 4. Oktober 1633 in Hitzacker als zweiter SohnHerzog Augusts d. J., 1579-1666, seit 1635 regierend in Wolfenbüttel.2) Rudolf August, 1617-17°4. Er trat nach dem Tod des Vaters die Herrschaft zunächstallein an.') August Wilhelm, 1661-1731.t) Nds. Staats-A. Wolfenbüttel 1 Alt Zl Nr. 199. Nicht eigenhändig. Keine Unterschriftdes Herzogs. Die Seiten werden in eckigen Klammern angegeben.") Nur Otto von Heinemann behandelt es im Zusammenhang seiner Darstellung derBraunschweigischen Geschichte und gibt auch einige wörtliche Zitate. He i n e man n, Otto v.:Geschichte von Braunschweig und Hannover, 3 Bde. Gotha 1881-1891. Bd.3, S.141-143.37


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Aufgaben seines Nachfolgers an, alle Kräfte des Fürstentums darauf zu konzentrieren,sich seinen Anteil zu sichern. Für diese Aufgabe allerdings war das Land inkeiner Weise gerüstet. Außer den wenig verbindlichen Beziehungen, die man zumKaiser und zu Rußland durch die Heiraten der Prinzessinnen Elisabeth Christine 8)mit dem späteren Kaiser Kar! VI. 17°8 und Charlotte Christine mit dem Sohn Petersdes Großen, Aleksej 7), 1711 angeknüpft hatte und von denen sich der Herzog sehrviel versprach, hatte Wo]fenbüttel wenig vorzuweisen: die Finanzen des Landeswaren durch hohe Verschuldung schwer belastet, der Zustand der Truppen war~icht anders als katastrophal zu bezeidmen, und um die Wirtschaft des Landes wares nicht besser bestellt. Die dringlichsten Anliegen waren somit eine Verstärkungder Truppen und die Hebung der Wirtschaft bei gleichzeitiger Abtragung derhohen Schuldenlast.Diese Probleme hatte der Kanzler Anton Ulrichs, Probst von Wendhausen 8),dem Herzog schon in einem Promemoria vom 28. Oktober 17139) sdlonungslosauseinandergesetzt. Es zeugt von der Einsicht des Fürsten, daß er nicht nur dieBerechtigung der Kritik anerkennt und sich die Vorschläge Wendhausens zu eigenmacht, sondern sie seinem Sohn ausdrüddich als Grundlage für eine erfolgreichePolitik anempfiehlt, obwohl das Bild, das der Kanzler in diesen "Pia Desideria" vonden Zuständen im Fürstentum entwirft, alles andere als schmeichelhaft für AntonUlrich ist. Zwar verteidigt er den Herzog gegen direkte Angriffe und stimmt auchfür die geplante Truppenerhöhung 10), muß aber doch zugeben, daß" Was ••• dieLandes-Oeconomie anlanget: So ergiebet... leider die tägliche Erfahrung, daßsowohl in hiesigen Städten, als auf dem Lande, ein universeller Geld-Mangel. Es istauch nicht zu leugnen, daß die Unterthanen durchgehends a proportion ihrer Einnahmesehr viele Ausgaben haben, weshalber es dann freilich wohl unbarmhertzigund unverantwortlich scheinen möchte, wann man sie, bei ihrem so merdllichenZurüdlkommen, ohne Noth, noch mehr zu erschöpfen begehrte ••. " 11). Anliegender Denkschrift ist es, durch detaillierte Vorschläge zur Besserung der Lage imFürstentum beizutragen; auf diese Ratschläge bezieht sich Anton Ulrich immer wiederund macht sie sich ganz zu eigen. Die Schrift ist somit eine wichtige Ergänzungzum Testament und wird deshalb hier mit herangezogen.') Elisabeth Christine, 1691-175°. Tochter LudwigRudolfs, zweitem Sohn Anton U1richs.Karl VI, 1685-174°, seit 17II Deutscher Kaiser.7) Charlotte Christine, 1694-1715. Tochter Ludwig Rudolfs. Peter I. (d. Gr.), 1672 bis1725, seit 1685 Zar. Alekse;, 1690-1718.8) Philipp Ludwig Probst Stisser von Wendhausen, 1633-1718. Kanzler und Leiter derwolfenbüttelschen Politik unter Rudolf August, Anton Ulrich und August Wilhelm.8) Nds. Staats-A. Wolfenbüttel 1 Alt u Nr. 299. Pia Desideria '110m Canzler Probst 'IIonWendhausen ausgearbeitet. Nicht eigenhändig. Keine Seitenzählung. Die Seiten werden ineckigen Klammem angegeben.10) Die Argumente, die Wendhausen zur Verteidigung anführt, die Erwerbungen vonBraunschweig (s. Anm. 19) und Thedinghausen (s. Anm. 18), wirken doch etwas matt gegenüberden Anschuldigungen. Ohnehin scheint es so zu sein, daß er diese Verteidigung nurvorgeschoben hat, um im Folgenden desto freimütiger sprechen zu können.11) Pia Desideria, S. [9].


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Das Testament gliedert sich in drei inhaltlich nicht immer konsequent voneinandergetrennte Teile: die "Anrede", die" Väterliche Instruction" und die "PolitischenMaximen".Eines der ernstesten Anliegen des Herzogs war es, daß seine Söhne in Eintrachtmiteinander leben möchten; in der "Anrede" ermahnt er August Wilhelm eindringlich,ein gutes Einvernehmen mit Ludwig Rudolf 12 zu suchen. Diese Ermahnungenerklären sich aus den bitteren Erfahrungen, die Anton Ulrich mit seinen Brüderngemacht hatte. Sein Verhältnis zu seinem jüngeren Bruder Ferdinand Albremt, für dener nur mitleidigen Spott übrig hatte, war sehr gespannt 13), und aum die gemeinsameRegierung mit Rudolf August war von dauernden Reibereien und Eifersüchteleienschwer belastet. Es war wohl vor allem Anton Ulrichs empfindlicher Stolz, seinMißtrauen und seine geradezu krankhafte Furcht, vor der Welt nichts zu gelten,die ihm den Umgang mit den Menschen und besonders seinem älteren Bruder schwermachte. Der Herzog gesteht dies jedoch nicht ein und sucht in seinem Testamentdie Schuld nie bei sich, gibt nicht zu, daß er und Rudolf August den jüngeren Bruderübervorteilten, als sie ihn nach dem Tod des Vaters aus Wolfenbüttel verdrängten,gesteht sich auch nicht ein, daß er seine geistige Überlegenheit gegen den unbedeutenderenRudolf August ausspielte, sondern behauptet immer wieder, es seien Drittegewesen, die sich zwischen ihn und seine Brüder gedrängt hätten und stellt sich selbst- ein typischer CharakterL.ug Anton Ulrichs - als völlig unschuldig hin. Um seinenSöhnen ähnliche Mißhelligkeiten zu ersparen, war auf Anton Ulrichs Betreiben ineinem Familienvertrag vom 30. Januar 1690 die Herrsmaft Blankenburg aus demFürstentum Wolfenbüttel ausgeschieden und Ludwig Rudolf zugesprochenworden 1'). In der "Anrede" sucht der Herzog diesen Smritt zu rechtfertigen, wohlaus der Sorge, daß August WilheIm, der zwar zugestimmt hatte, nach dem Tode desVaters die Regelung, die dem Primogeniturgesetz von 1535 widersprach 15), rümgängigmachen könnte. Aus der dringlichen Bitte, doch ja denen kein Gehör zuschenken, die die Überlassung Blankenburgs an Ludwig Rudolf als eine Bevorzugungdes jüngeren Sohnes auslegen und zum Mittel machen könnten, die Brüder auseinanderzu bringen, spricht Anton Ulrichs Sorge um die Eintracht im Hause, und dieeigenen Erfahrungen erklären die Ausführlichkeit, mit der er diese Fragen behandelt.In der" Väterlichen Instruction", die Anton Ulrich seinem Sohn "als ein ArcanumPoliticum annoch hinterlassen •.. " will, sucht er auf die Politik seines Namfolgersdurch praktische Ratschläge und eine Analyse der eigenen Politik Einflußzu nehmen. In ruhiger Argumentation und einem feinen Abwägen von Vor- undNachteilen, stellt er seinem Sohn zunächst seine Minister vor. Hier verrät sich viel12) Ludwig Rudolf, 1671- 1735.13) Ferdinand Albrecht, 1636-r687. Er wurde mit der Herrschaft Bevem an der Wes erabgefunden. Anton Ulrich nannte den Bruder nur den Herzog von Zittern und Bebern.11) Die Grafschaft Blankenburg am Harz kam 1599 im Erbgang an Wolfenbüttel, wurdedurch Familienvertrag vom 30. Januar r690 als selbständige Herrschaft Llldwig Rudolfzugesprochen und am I. Mai 1707 vom Kaiser zum Reichsfürstentum erhoben. VgI. Heinemann,a. a. 0., Bd. 3, S. 247.11) VgI. M a t t he s, Dieter: Der braunschweigische Primogeniturstreit von 1535 unddie Gefangenschaft Herzog Wilhelms. In: <strong>Braunschweigisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong> 47, 1966, S. 5-51.39


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519von der Menschenkenntnis, die der Herzog in den langen Jahren seiner Regierunggewonnen hat. Großzügig sieht er über die kleinen Schwächen der Minister hinwegund würdigt ihre Verdienste desto beredter. Er ist bestrebt, für die, die ihm inTreue dienten, lobende und anerkennende Worte zu finden und seinen Sohn fürsie einzunehmen. Besonders der Kanzler, Probst von Wendhausen, wird als guterPolitiker und integrer Charakter gelobt. Desto auffallender ist die scharfe Ablehnung,die von Münchhausen 16 erfährt. Hier tritt eine Charaktereigenschaft des Herzogszutage, die auch in seiner Beurteilung seiner politischen Gegner auffällt: AntonUlrich war nachtragend und konnte eine einmal erlittene Niederlage oder ein Versagenanderer ihm gegenüber nicht verzeihen; hier steigert sich seine Empfindlichkeitbis zur kleinlichen Gesinnung 17.Im zweiten Teil der "Väterlichen Instruction" steht Anton Ulrich vor derschweren Aufgabe, dem Sohn gegenüber seine verfehlte Politik zu verteidigenund ihre gänzliche Erfolglosigkeit zuzugeben. Er, der von den großen Erwerbungenfür Wolfenbüttel träumte, konnte lediglich die Erwerbung des kleinenAmtes Thedinghausen 18) und der Stadt Braunschweig 19) zur Verteidigungseiner geplanten Expansionspolitik heranziehen; alle anderen Versuche, Bremenund Verden - oder doch Teile davon - zu erwerben, schlugen fehl. DieseErfolglosigkeit steht der hohen Meinung, die Anton Ulrich von sich hatte, kraßentgegen. Besonders die Schulden 20) aber sind es, die den Herzog bedrücken,jedoch bezeichnenderweise nur im Hinblick auf seinen Nachruhm, wenn er seinenSohn beschwört: " ... laß doch darüber, wann dir der Etat davon gezeiget wird,keinen Unmuht spühren, vielweniger 'Von schmähsüchtigen Leuten, dir derentwegenetwas 'Vorbringen, wodurch mein Andenken verunglimpfet werden könte." DieEntschuldigung, die Anton Ulrich vorbringt, ist wichtig; denn sie enthält den Tenorseiner Politik: die Furcht, hinter Hannover zurückzubleiben. Man habe die Schuldenmachen müssen " ... wegen der Negotiationen gegen die Neundte Chur und Combinationder Cell- und Hannöverschen Länder, damit man nicht gar unter die Füßegetreten, sondern noch einigermaßen aufrecht erhalten worden ..• " 21) - seine16) Hieronymus von Münchhausen, 1680-1741; 1706 Kammerrat, 1711 Geh. Kammerrat,1716 Geh. Rat und Kammerpräsident, 1733 Premierminister.17) Nds. Staats-A. Wolfenbiittel I Alt 1l Nr.197. Wie unversöhnlich und nachtragendder Herzog war, zeigt ein Brief an den Abt Fabrizius (eigenh.), Braunschweig, 13. Juni 1707:"Der Curfürst von Hannover [Georg LudwigJ komt gleich von Hannover mich zu besuchenmit freundlicherer Manier als für 5 Jahr bei der Cellischen Invasion." (5. Anm. 35.)18) Das Amt Thedinghausen an der Weser kam 1681 an Wolfenbüttel.19) Braunschweig wurde 1671 von den Truppen des Gesamthauses eingenommen unddurch Gesamthausbeschluß Wolfenbüttel zugesprochen.20) Die Summe belief sich auf nahezu I Million Taler. Nds. Staats-A. WolfenbüttelI Alt lZ Nr. 419 a.21) Zu Anton Ulrichs verzweifelten Versuchen, die Erhebung Hannovers zum Kurfürstenturnund die Vereinigung von Celle und Hannover (narn Georg Wilhelms Tod 1705) zuverhindern, vgI. S eh n a t h, Georg: Geschichte Hannovers im Zeitalter der 9. Kur und derenglischen Sukzession 1674-1714. Bd. I. Hildesheim 1938; Sc h war t e, Clemens: Dieneunte Kur und Braunschweig-Wolfenbüttel (= Münstersche Beiträge zur GeschichtsforschungNF 7). Münster 1905.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519großen Ausgaben für sein Schloß Salzdahlum, die Kunstsammlungen, die Oper usw.werden mit keinem Wort berührt! Ein Mittel zur Abtragung der Schulden kannauch er nicht geben. Im Ganzen zeigen des Herzogs Confessionen, daß er eigentlichvon Anfang an der französischen Partei zuneigte und gewillt war, sich auch dannan Ludwig XIV. anzuschließen, wenn die offizielle Politik des Fürstentums auf derSeite des Reiches stand. So bekennt er, daß er nur mit halbem Herzen der Allianzgegen Frankreich zustimmte, der sich 1671 CeIIe und Wolfenbüttel anschlossen(wobei Anton Ulrich seine Rolle beim Zustandekommen der Allianz auch noch weitüberschätzt) 22). Auch nach dem Scheitern seiner auf die Vergrößerung des Hausesbedachten Politik und dem Fiasko von 17°1 23), wo er wegen seiner frankreichfreundlichenHaltung fast die Herzogswürde verlor, bleibt er von der Richtigkeitseiner Politik überzeugt und sucht auch seinen Sohn in die von ihm verfolgte Richtungzu drängen. Die Schuld am Scheitern seiner Unternehmungen sucht er bezeichnenderweisewieder nur bei anderen. Daß er nach 1701 die Hinwendung zum Kaiser auchnur mit halbem Herzen vollzog, verrät der Rat, den er seinem Sohn gibt: "Sei demKaiser getreu, und diene ibm als Ertzherzoge von Österreich, nach äußerstem Vermögen.Wo er aber als Kaiser die 'Jura derer Reichsfürsten kränken wolte: So kanstdu dich von diesen der Consequenz halber, nicht trennen." Die großartigen Pläne, dieAnton Ulrich in Bezug auf Rußland und den Kaiser hegt, zeigen weiterhin, daß erim Grunde nichts dazugelernt hat und nach wie vor seine Möglichkeiten größereinschätzt, als sie sind.In seinen Vorstellungen von der Neuordnung der Innenpolitik ist der Herzogrealistischer - hält er sim dom weitgehend an Wendhausens Vorschläge. SeineVorschläge für die Neuordnung des Militärs allerdings sind doch etwas spekulativ;hier blendet ihn das Beispiel Preußens und Sachsens. Daß Anton Ulrich bei allerFragwürdigkeit seiner Politik aber doch als väterlicher Landesfürst denkt und dieVerpflichtung, fiir die Wohlfahrt seiner Untertanen zu sorgen, anerkennt, geht ausden Vorsmlägen für die Gründung und den Ausbau von Manufakturen hervor, ausseiner warmen Empfehlung einer geplanten Kasse zur Unterstützung von Soldatenund Staatsdienern, besonders aber aus seinen Plänen für eine großzügige Um- undNeugestaltung der Städte, vor allem Braunschweig. Nam Augusts d. J. Gründungder AU8uststadt in Wolfenbüttel 24 ) sind Anton Ulrichs Überlegungen der ersteAnsatz zu städteplanerismen Unternehmungen großen Stils im Fürstentum.22) Die Initiative ging, soweit wir aus den Akten ersehen, vielmehr von Georg Wilhelmaus.23) Auf Anstiftung und unterstützt durch Subsidien Frankreichs zog Anton Ulrich Truppenim Lande zusammen und baute die Festungen stark aus. Ziel der Unternehmung war,Hannover und Celle zu überfallen. Auf Anraten Wilhelms IH. von England fiel jedochGeorg Wilhelm in Wolfenbüttel ein, bevor sich Anton Ulrichs Streitmacht formiert hatte.Anton Ulrich mußte fliehen. Nur eine schnelle Unterwerfung rettete ihn vor dem Verlustseiner Herzogswürde. Vgl. Ha h ne, Otto: Die Besetzung des Herzogtums Braunschweigdurch cellisch-hannoversche Truppen im Jahre 1702. In: <strong>Braunschweigisches</strong> Magazin 21,1916, S. 1-8, I3-Z0.21) Vgl. T h ö ne. Friedrich: Wolfenbüttcl. Geist und Glanz einer alten Residen7_ München1963. S. 99 f.4 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Die "Politischen Maximen" wiederholen die Immer wiederkehrenden Lehrenvom guten Regenten, ohne daß hier wesentlidt neue Gesidttspunkte ausgebildetwerden.Der Leser verzeihe die Kürze der Einführung; das Testament spredte für sidtselbst.[11 Project der väterlichen Ermahnung und Instruction für den ErbprintzenAnrede:Es wäre in meinem Testament unter anderen auch eine väterliche Ermahnungan ihn und seinen Bruder enthalten, kraft deren ich sie beiderseits durch Gott undumb ihres eigenen Bestens willen gebeten, daß sie ja in aufrichtiger brüderlicherLiebe und Vertrauligkeit beständig miteinander leben, für allen Dingen aber durchböse Diener und Rahtgeber sich nicht gegen einander verhetzen lassen mügten.Mir läge dieserPunct desto schwerer amHertzen, da ich aus der kläglichen Erfahrunggelernet, daß daran ihrer beider Wohl und Weh guten Theils hange:12] könne auch ehe nicht ruhig sterben, bis ich ihn zuvor einen jeden noch insbesondere mündlich zu Gemühte geführet.Bei dem Jüngsten 25) hätte ich aus triftigen Uhrsachen damit den Anfanggemachet, welchen ich unter anderen auch dieses fürgestellet:Es sei ihm das Fürstenthumb Blankenburg haubtsächlich aus der Uhrsache mitzugetheilet worden, daß alle Gelegenheit zu Mißhelligkeiten zwischen beiden Brüderndesto eher vermieden bleiben mögte. Er würde demnach gegen den älterensich allezeit dergestalt betragen, daß er ihm für die Willfährigkeit, womit er hierinconsentiret, wozu man ihn eben nicht zwingen könne, ein erkäntliches Gemühte,absonderlich aber, als Cheff des Hauses alle schuldige 13] deference und nur möglicheGefälligkeit auf eine so geflissene Arth erweise, als es die Gröpe einer solchen Wolthaterfordere, auch die darüber errichtete Cessions-Acte mit sich brächte, folglichihm so wenig auf einige Weise Anlap zum Widerwillen geben, als dessen Todtwünschen, den er ohnedem nach dem Lauf der Natur nicht lange überleben könte.Vielweniger seine Bediente, so etwan die aufgehende Sonne anbeten walten,an sich locken, noch seine Geschäfte ausspähen, am wenigsten einen solchen OhrenbläserGehör finden lassen, welcher diese oder jene gefallene Rede ihm zutragen,[4J eine jalousie gegen selbigen beibringen, oder woll gar das Band der genauestenVereinigung, womit die Natur selbst sie verknüpfet, zu zertrennen trachten wolle;welches alles dann derselbe treulich zu erfüllen mir mündtlich und mitte1st Handschlagesangelobet habe.•Nunmehro sei noch übrig, daß ich mich auch zu ihm, meinem vielgeliebtenältesten Sohn wende! Er wisse am besten, daß man umb seiner eigenen Wollfahrtwillen und damit er mit seinem Bruder desto weniger zerfallen möchte, kein bequebmerMittel, als diesem das Blankenburgische zu übergeben ergreifen können. Erhabe auch solches der Zeit selbst erkandt, und sei in der gantzen Sache nicht ohne2&) Ludwig Rudolf.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519ihn [5 J vorher darüber in Liebe gleichsam zu Nahte zu ziehen, mithin alles mit seinemguten Willen geschehen. Er mügte dannenhero dasjenige, was er darunter zu Verhütunggroßern Unglücks einmahl gehalten, sich nie gereuen lassen, sondern vielmehrseinem Bruder noch ferner mit aufrichtiger Freundschaft und Liebe beigethan verbleiben,auch alles, was zu einer guten Harmonie unter ihnen ersprießlich sein könne,seines Orths treulich beitragen.Ich sei dessen allen zwar von ihm ohne dem woll [6J versichert, thäte auch dieseErmahnung an ihn nicht darum, als ob ich besorge, er würde etwa aus Mißgunstdeswegen seinen Bruder einen heimlichen Haß zu werfen oder gar öffentlich darübermit ihm collidiren wollen. Dann ich wisse viel zu woll, daß sein gutes Gemühte dazugantz unfähig sei. Nur besorge ich fast mit Schmertzen, es mügte eben deswegenein oder anderer gottloser Mensch ihn desto leichter bei seinem erkannten faiblefassen, und unter dem Schein, als habe ich ihm zum Schaden seinen Bruder dabeizu viel favorisiret, ihn beklagen, als dann sich in seine Vertrauligkeit schmeicheln,ihn offen- [7J hertzig machen, und sein gantzes Hertze erforschen, dasselbe dannferner zum Widerwillen gegen seinen Bruder praepariren, ja woll gar, wo er ihmdann nicht in allen, was er haben wolle, fügen könte oder wolte, sich an die andereSeite hangen, alle gefallene Reden dahinüber tragen und also ein Feuer unter ihnenanblasen, welches so leichte nicht zu löschen sein dürfte.Ich bäte ihn demnach recht inständig, er mügte doch allemahl von mir glauben,daß ich nach meinem Gewissen, als ein redlicher Vater dar- [8 J unter für ihn denbesten Raht geschaffet, hingegen aber für solchen Schmeichlern sich um so vielmehrim Reden in acht nehmen, je weniger sie es aufrichtig meineten, und je gefährlicheres sei, sich ihnen anzu vertrauen: Da ihm das grosse Unglück, so der CantzIerHöpfner 26), der eben auch ein solcher Vogel gewesen, zwischen mir und meinemjüngeren Bruder leicht stiften können, ein gar merkwürdiges Exempel gäbe.Solten aber, so Gott in Gnaden verhüte! dergleichen böse Leute nichts destoweniger es so weit bringen und ohne sein Verschulden gleichwoll Hader unter ihnenanrichten: so wolle er doch sich dabei auf alle Weise moderat [9J aufführen, seinenBruder in Liebe wieder herbeizuziehen suchen, ihm es nicht entgelten lassen, vielwenigerdurch Thätligkeiten seine Befugnis ausführen, sondern vielmehr alle Wegezur Wiederversöhnung ergreifen und offen halten, damit mein väterlicher Segenüber ihn ruhen möge. Im übrigen aber alles Gott und der Zeit anheim stellen, dessenRache ein solcher gewissenloser Mensch nicht entlaufen würde, da der Mund seinerewigen Wa[hJrheit selbst diejenigen verfluche, welche Hader zwischen Brüder anrichten.Ich [roJ wolle demnach ihn, wie ich seinen Bruder gethan, inständigsthierum ermahnen, und daß sie samt und sonders das neue Geboht, welches Christusseinen Jüngern kunz vor seinen Hingang zum Vater gegeben, nemlich: Sich untereinanderzu lieben, doch auch beständig vor Augen haben, dasselbe mehr und mehrin Obung bringen, und einem jeden dadurch zu erkennen geben möchten, daß sievon meinem Fleisch und Bludt entsprossen.28) Hermann Höpfner. t 1683. ab 1664 Geh. Kammerrat, Kanzler u. Kanzleidirektor inWolfenbüttel.43


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigEs wäre dieses meine letzte Bitte an ihn, die er sich möchte gefallen lassen, mirzu meiner Beruhigung, mitte1st [Ir J Handschlages ebenfals zu versprechen; damit ichihm darauf desto getroster meinen väterlichen Segen ertheilen könte.sequitur Promissio et resp. Benedictio.Väterliche InstructionHierauf will ich nun, mein vielgeliebter Sohn, aus hertzlicher Fürsorge undZuneigung diese väterliche Instruction, damit du deine Regierung, wozu ich dir denkräftigen Beistand des Höchsten von Grund der Seele erbitte, so ruhmwürdig, als[121 deinen Land und Leuten ersprießlich führen mögest, als ein Arcanum Politicumannoch hinterlassen. Du wirst sie aber äußerst secretiren und keinen Menschenjemahlen zu Gesichte kommen lassen, weil dir sonst viel Verdruß und Nachtheildaraus entstehen könte:Zufoderst lasse ich dir ein Ministerium von solchen geschickten und rechtschaffenenMännern, auf deren Probität ul1d Erfahrung du dich sicher verlassen kannstund die alles beitragen werden, dir die Regierungslast zu erleichtern.Du kennst zwar ihre Meriten ohnedem. Ich will dir aber [131 nur mit wenigemeines jeden Character zeigen, damit du wissest, wie und auf was Weise sie in vorfallendenFällen am besten zu gebrauchen stehen.Der Ca n tz 1 e r 27) ist ein grundgelährter und in denen Juribus Domus etStatuum überaus fundirter Mann. Seine Consilia übertreffen alles, was man sich voneiner durd1dringenden Einsicht in die Affairen fürstelIen kann. Er weiß auch solchemit so guter Art vorzutragen, daß ihm selten der allgemeine Beifall entgehet. Undwas er aufsetzet, ist so voller Geist und Leben, als kurtz und nett ausgearbeitet.In Sachen, so das Aufnehmen [14J des Hauses zum Zweck haben, läßt er sich wederMühe noch Zeit verdrießen, vielweniger abschrecken, wann gleich ein oder anderdessein nicht recht fort will. Ja, er hat sogar die Geduld, dasselbe lieber gantz vonneuem und auf andere Weise zu entamiren. Nur muß man selbst ihn darin nichtirre machen, sondern zuweilen durch ein klein Praesent cajoliren. Es wollen zwareinige an ihm tadlen, das er überhaubt gerne Geschenke nehme. Allein zu geschweigen,daß er in Justiz-Sachen gantz incorruptible, so ist das übrige ein so geringerFehler, den ich allezeit gerne ignoriret, weil er ihm noch aus dem Advocaten-Standtanklebet, die ihren Clienten nichts umbsonst thun, doch [1)1 aber mit wenigemvergnügt sind. Somten ist er über seine Affecten so vollenkommen Meister, daßman ihm niemahlen anmerken kann, ob er worüber empfindlich oder vergnügt sei;und in Summa ein gantzer Minister.Der 0 b e r - M ars c ha 11 28 ) ist zwar ein guter redlicher Mann, aber casseund nach seinem beklagenwürdigen Zufalle wenig mehr zu gebrauchen, doch stehetzu wünschen, daß er noch lange leben möge!27) Probst von Wendhausen (vgl. Anm. 8).28) Friedrich von Steinberg, 1651-1716, ca. 1706-1716 Oberhofmarschall, vorher alsOberhofmeister Leiter der Ritterakademie in \VolfenbütteI.44http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Der Geh ei m b t e Rah t L ü d eck e n 29) besitzet eben die Capaeitat wieder Cantzier, und es lässet sich nicht woll entscheiden, wer von beiden der geschicktestesei. (16J Nur daß Lüdecke in Negotiis Publicis auf gewisse Maße was voraushat, als worin er wegen seines sonderbaren Talents, die Leute in seine Vertrauligkeitzu ziehen, ungemein nützlich zu gebrauchen. In der Neunten Chur-Sache hat ersich bei den Congressen SO) dadurch in solche Hochachtung gebracht, daß alleGesandten gleichsahm nur auf ihn alleine sahen. Nur mögte man an ihm aussetzen,daß er ein wenig tür den Nepotismum incliniret und derowegen in dubiis, wo manzur Verp,rößerung des Hauses etwas risquiren muß, nicht Resolution genug hat, ausBeisorgen, es mögten Unruhen im Lande entstehen; doch findet er sich, wann erüberstimmet wird und applici - [17 J ret sein: Dixi! Im übrigen ist keiner geschickterals er, den verschobenen Karren wieder ins rechte Gleis zu bringen, und überhauptein Mann von großen Meriten.Der Bar 0 n von Im hof f 31) hat, nebst der Gnade des Kaiserlichen Hofes,einen recht bewunderswürdigen Zele für die Vergrößerung des Hauses. Nichts istihm lieber als dieses und die Gelegenheit, wo er zur Aufnahme der Commercien undManufacturen, nicht weniger dieStädtevolkreicher und denMilitair-Etat formidablerzu machen, etwas beitragen kann. Er scheint auch zur Marchandise recht gebohrenzu sein, [18 J und hat auf seinen Reisen sich damit was rechtes erworben. Im übrigenist er eben kein grosser Orator noch Stiliste. Gleichwoll weiß er die Materialia zueiner Sache vortrefflich anzugeben, wann nur jemandt ist, der sie recht ausarbeitet;weswegen der Cantzier insonderheit für seine Sentiments sehr portiret ist.Solange nun dieses Ministerium so beisammen bleibet, werden unter der HülfeGottes alle Sachen gut gehen, und keine Verdrießligkeiten dich beunruhigen;woferne aber dasselbe entweder durch Todesfälle oder sonsten zertrennet werden,und insonderheit der Ober-Marchall vorbeikommen 32) solte, so wird es lediglichdarauf ankommen, wie du das Werk fassest, und ob du [19J so glücklich bist, dieabgegangenen Stellen, fürnehmlich aber das Cammer-Directorium, dergestalt wieder'Zu besetzen, als es deine eigene Ruhe und des Landes W ollfahrth erfodert.Oberlege demnach solches vorher desto sorgfältiger je mehr dir daran gelegen,und siehe dich ja woll für, wen du wählest, damit du hernach deine WaM nichtbereuen müßtest.Zwar dürfte der von M ü n c h hau sen 331) alsdann woll sehr nach demCammer-Directorio aspiriren und keine finessen spahren, dir die weiche Seite darunterabzugehen. Ich überlasse es aber deiner Klugheit, ob es zu wagen und nicht") Urban DietridI (v.) Lüdecke, 1655-1719, ab 1698 Geh. Rat, ab 1718 Kanzler.30) Bei den Konferenzen, die am 19. und 1l.4. 1701 die VergleidIe zwisdIen den welfisdIenLinien über die Anerkennung der hannoversdIen Kurwürde und die lauenburgisdle Erbsdlaftzustande bradlten.31) Rudolph Christian Frh. v. Imhoff, 1660-1716, Geh. Rat, Oberhofmeister, Kammerpräsident;vermittelte, katholisdl geworden, 1705 zu Wien die Verlobung der Enkelin desHerzogs Anton Ulridl, Elisabeth, mit dem späteren Kaiser Kar! VI.82) Sterben.33 a) S. Anm. 16.45


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519vielmehr besser sein [20] wolle, ihn mit guter Arth vorbeizugehen, damit er destoweniger aus den Schranken fallen könne. Weil allemahl zu vermuhten, daß derjenige,der den Sohn gegen den Vater zum Mißtrauen bringen wollen, dergleichen auchzwischen Brüdern bei Gelegenheit tentiren werde. Du weißt zudem, was er mir nochneulich für Verdruß wegen meiner Reisegelder gemacht, und wie sehr er dabei denRespect gegen mich verlohren, kanst also daraus schließen, was du dermaleinst,wann er erst hat, was er will, selbst von ihm zu gewärtigen, da seiner Mutter SSb)schwülstiger und unruhiger Geist ihn gleichsahm zwiefältig regieret.Ich habe sonst, damit du darunter in keinen Ambaras kommen möchtest, [21] austreuer Vorsorge für dein Bestes, den Generalfeldmarchall von War t e n s -1 e ben 84), der zu Berlin disgoustiret ist, auf gewisse Maße bereits engagiret undihm sowoll das Kriegs- als Cammer-Praesidium versprochen. Es wird aber nun beidir stehen, ob du ihn noch nehmen wilt. Sonst kennest du ihn selbst noch von derInvasion 35) her, da er von Gothe 36) in Gesandtschaft hier war, und weißt, was erfür ein angenehmer Mann im Umgange ist. Ich kann ihn auch auf mein Gewissendir recommendiren und ihm das Zeugnis geben, das er sowoll ein tapferer Kriegesheld,als erfahrener Cammeraliste [22J und Bergsachverständiger, türnemlich aberein gottsfürchtiger und redlicher Mann sei, auch dabei so 'lJiel andere vortrefflicheStaatswissenschaften besitzet, dergleichen man selten in einem Subjecto so beisammenfindet.Der Cantzier und Baron Imhoff wissen beide, was darüber in geheim mit ihmtractiret worden, und wirstu selbst finden, daß du aut keine Weise besser denenvielen Ungelegenheiten, so dir sonst unvermeidlich bevorstehen, entgehen könnest.Die etliche tausend Thaler, so vorerst auf sein Entretien mehr gehen, müßte manum so viel weniger ansehen, da so viel Gutes dadurch wird gestiftet werden, solcheGelder auch zudem, so bald der General-Lieutenant von Bernstorff37) und der Ober­Marchall vorbeikommen, wieder cessiren können. [23] Würde dann ja der vonMünchhausen sich ohne Raison disgoustiret finden und nicht ruhig sein wollen: soübe das i/ licet/ lieber so fort als zu spähte; du wirst nichts bei ihm verliehren. Danner ist weder gelährt noch häuslich; woll aber schmücket er sich desto mehr mit frembdenFedern, und wer die zu erkennen weiß, der findet weiter nichts als Ruhmrätigkeitund Falschheit. Falsche Leute leide aber nicht in deinem Hause!W ürdestu jedoch den von Wartensleben nicht, sondern gleichwoll lieber aufden von Münchhausen reflektiren, selbigen auch woll gar mit in den GeheimbtenRaht [24] ziehen wollen: So hastu zwar darunter deinen freien Willen. Erinneredich aber als dann doch, umb deiner eigenen Ruhe willen, wenigstens nur der uner­;hörten Undankbarkeit, womit er den Ober-Marchall seinen W ollthäter gelohnet,33 b) Anna Sophia von Gropendorff, 1654-1696.") Alexander Hermann Graf von Wartensleben, 1650-1734; Kgl. preuß. Generalfeldmarschall.311) Der überfall auf Wolfenbüttel durch Celle und Hannover (1701).H) Gotha.17) Hans Valentin von Bemstorff, Generalleutnant, t 1715.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519und wie er hinter allen ehrlichen Bedienten, die ihm im Wege stehen oder nichtmit in sein Horn blasen wollen, her ist. Auch was ich sonst ohnlängst dieserwegenmit dir gesprochen. Für allen Dingen aber, daß du ihn ja nicht mehr einräumest alsdu ihm halten kannst, sondern vielmehr ibm alsofort einen redlichen Mann entgegensetzest,der das H ertze habe, nach Gelegenheit ihm den Kopf zu biehten: Sonst wo'du dich darin nicht [251 versicherst, wirstu ihn nie mit W olthaten so sehr überhäufen,noch dein gantzes Land groß genug sein können, daß er nicht immer weitergehe, dich selbst verächtlich halte und endtUch dein Diadema gar angreife.Bedenke dieses woll und glaube, daß ich ihn kenne! Was hiernechst den Zustanddes Landes insonderheit betrifft: So ist zwar solcher allerdings so nicht beschaffen,als ich woll wünschen mögte; du wirst aber selbst finden, das es allerhand Umbständegiebet, da man öfters vieles nachsehen muß, was man zur andern Zeit nimmer würdegeschehen lassen.[261 Wie imgleichen, daß bei gewissen Fällen, die Ausgaben so häufig undunvermeidlich, als ohnmöglich mit dem Ertrag des Landes zu bestreiten sind; dahingegenauch andere sich eräugen, wobei man nicht nur mit den ordinairen Aufkünftenganz füglich zureichen, sondern auch die gemachten Schulden nach und nachwieder abstoßen kann. Wann demnach so woll bei denen continuirlichen FrantzösischenKriegen zu Unterhaltung des Reichs-Contingents als auch wegen der Negotiationengegen die Neundte Chur und Combination der Cell- und HannöverschenLänder, damit man nicht gar unter die Füße getreten, sondern noch einigermaßenauf- [271 recht erhalten worden, auch anderer beschwerlicher Conjuncturen halber,zu meinem sonderbahren Leidwesen unumgänglich viele Schulden gemacht, und dieCassen erschöpfet werden müssen: So laß doch darüber, wann dir der Etat davongezeiget wird, keinen Unmuht spühren, vielweniger von schmähsüchtigen Leuten,dir derentwegen etwas vorbringen, wodurch mein Andenken verunglimpfet werdenkönte. Vertraue hingegen nur Gott, der wird dir schon Mittel genug an die Handgeben, solche zu tilgen, da sie ohne dem so groß nicht sind, das sie gegen die ansehnlicheVerbesserung, worin ich das [281 Land gesetzet, in einige Vergleichung kommenkönnen.Denke nur an die Stadt Braunschweig, deren Eroberung gleichwoll einzig undallein meiner in der That mühsamen Unterbauung beizumessen ist 38). Da duzweifelsohne wissen wirst, daß mein Bruder anfänglich durchaus nicht daran gewolt,und also gewiß es nicht wenig Künste brauchte, ihn dazu zu disponiren. Und ebenso ging es auch bei der Allianz her, so man ohngefähr Ao I67439) mit dem Kaiser,Spanien und den Holländern schlosse, kraft deren Hertzog Jürgen (0) und wir unszu I7000 Mann Hülfsvölkern gegen Subsidien engagiret. Es war dieses ein schönerCoup d'Etat. Nichts desto weniger machten mir [291 unsere eigene Bediente dabeialle ersinnliche Traversen, hätten auch meinen Bruder ohnfehlbar wieder umge-18) Bedenkt man den wankelmütigen Charakter Rudolf Augusts, der jeder Entscheidungauszuweimen 5umte, 50 wird man Anton Ulrim glauben dürfen, daß er es war, der denBruder zum Handeln bewog.") Gemeint ist die Allianz 1671.10) Herzog Georg Wilhelm von Celle, 1614-17°5, seit 1665 regierend in Celle.47


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigstimmet, wann ich es nicht durch seine Gemahlin 40.) noch glücklich hintertrieben.Als Schweden nachher in Pommern fiehl 41 ) und man den Churfürsten von Brandenbourg42) solches wieder erobern half, wir auch darauf in gesamten beiden Häusernnicht säumeten, das Brem- und Vehrdensche hinwegzunehmen 4S), zeigete sich diebeste Gelegenheit von der Welt, mit Schweden in geheim einen Particulier-Tractatzur grösesten Avantage des Hauses zu schließen, wann nicht der gottlose Höpfner,ein heimlicher Pensionair von Brandenburg und der- [30] jenige gewesen wäre,der das gantze Geheimnis verrahten. Woran er aber nicht genug hatte, sondern auchmeinen Bruder so viel widrige Dinge von mir insinuirte, daß ich ihn durchaus zunicTJts bringen kunte; vielmehr mit äußersten chagrin ansehen mußte, daß er solange zauderte, bis endtlich der Nimwegische Friede 44) darüber geschlossen, unddarin unsere Satisfaction so wenig prospiciret wurde, daß 'Wir für uns, kaum einenTheyl des Ambts Thedinghausen davontrugen, anstatt uns vorher das Stift Vehrdenbereits offeriret worden 45).Das Schlimmste hiebei war noch dieses, daß er den Geheimbten Raht Bernstor!!46) in solche Verbitterung gegen mich und die H ertzogin von Celle 47), [JI]durch welche ich bisher in geheim alles getrieben, brachte, daß er sich hernach gantz'an die hannöversche Seihte hinge, und weißt du selbst, wie weit dieses Mannes seinHaß gegangen: Den er auch nicht eher abgeleget, bis ich ihn Ao. 1706 zu Braunschweigbei Errichtung des Reunions-Recessus desabusiret 48), da er mir selbst desHöpfners schändliche lntriguen schriftlich dargethan. Wodurch ich dann auch, wiewollviel zu spähte, hinter alle übrige Schelm-Stücke kome, so dieser Verrähtergegen mich bloß aus der Uhrsache ausgeübet, weil mein Bruder, bei welchem erallein der beste Hahn im Korbe bleiben wolte, mich mit [32] in die Regierunggenommen, und ich darauf die Geschäfte auf einen gantz anderen Fuß zu tractirenangefangen hatte. Welches er so wenig verdauen können, daß er nicht nur meinenjüngeren Bruder 49) gegen mich verhetzete, sondern auch den älteren, so viel in seinemVermögen, von mir abzuziehen trachtete, bei welchem allen er sich doch so listig,,. a) Christiane Elisabeth, Prinzessin von Barby, 1634-168 I.U) Januar 1675.(2) Friedrim Wilhe1m, Kurfürst von Brandenburg (d. Gr.), 161-1688. Seit 1640 regierendin Brandenburg-Preußen.(3) Sommer 1676.(4) Friede von Nymwegen I I. 8. 1678-5. 2. 1679. Beendet den seit 1672 dauernden KriegLudwigs XIV. gegen Holland und das Reim.'") Zu den Verhandlungen in Nymwegen und den verschiedenen Versuchen, die Welfenlandedurch Gebietsangebote auf die Seite Frankreichs zu ziehen, vgl.: S eh n a t h, a. a. 0.,S. 104 ff. Man sieht, wie leichtgläubig der Herzog auf diese Angebote einging und immernoch nicht durchschaut hatte, daß sie weitgehend nur leere Versprechungen waren.(6) Andreas Gottlieb von Bernstorff, 164-1726. 1716 Reichsfreiherr. HannoverscherStaatsminister.U) Eleonore d'Olbreuse, 1639-17zz. Gemahlin Georg Wilhe1ms von Celle.(8) VgI. Heinemann, a.a.0.,S.236,238.'") Ferdinand Albrecht.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519auch gegen mich so schmeichlerisch aufzuführen wuste, daß ich niemahlen recht anihn kommen konte, ob ich woll, daß er nicht gahr gebacken war, handgreiflich fande.Du kanst hieraus erkennen, was ein treu- und gewissenloser Mensch für unsäglichenSchaden thun kann, und daß ich also nicht ohne Uhrsache dich so inständigfür dergleichen (33] Bösewichter gewarnet habe; nicht weniger, woher es gekommen,daß nach der Zeit mein Bruder immer ein heimliches Mißtrauen gegen mich behalten,und warum ich währendem Consortio Regiminis zu nichts rechts kommen können.Ob ich auch gleich durch Madame 50) ihn endtlich so weit wider brachte, daß er nachdem Riswikschen Frieden 51) in die Allianz mit Frankreich consentirte 52); so wares doch eine sonderbahre Fatalität, das wir die Früchte davon nicht genießen mugten;denn Madame starb zum Unglück ein 'Jahr zu frühe, und mein Bruder wurde balddarauf so sehr von mir abgezogen, daß er auch sogar die considerablen offerten, soder holländische (34] Abgesandte von Opdam 53) kurtz vor der Invasion hier thate,und wodurch man das Dannenbergische 54) nebst den Cellischen Ämbtern bis an undüber die Aller erlangen, folglich das Land bis an die Eibe erweitern können, nichtmahl anhören, viel weniger annehmen wolte, so inständig ich auch ihn darum bate.'Ja, es wurde die Bosheit gegen mich so weit getrieben, daß bei der Invasion es nichtviel fehlte, man hätte das Badt über mich alleine ausgegossen.Alle diese Dinge sind zwar guten Theils bekandt. Ich führe sie aber nur kürtzlichzu dem Ende an, damit du erwegen mögest, daß es an mir nie ge/ehlet, das Landzu verbessern, und daß bei solchen unerhörten Widerwärtigkeiten ich gewiß undin der That mehr gethan habe, als man jemahlen vermuhten 13S] können, mithinwegen der vorhandenen Schulden desto weniger auf einige Weise blamiret zuwerden verdiene, je gewisser es ist, daß solche, der übrigen schönen Acquisitionennicht mahl zu gedenken, nur bloß gegen die eintzige Stadt Braunschweig woll inkeine Vergleichung kommen können. Da ohnedem diejenigen Schulden, so wegender Spanischen Mariage 55) gemacht worden, wie mir die Kaiserin gewiß versprochen,bei Heller und Pfennig wieder bezahlt werden, und dir im geringsten nichtzur Last kommen sollen.Wie undwelchergestalt du nun demnechstdeine Regierung eigentlich einzurichtenhabest, solches wird dir zwar die Gelegenheit der Zeit selbst an Hand (36] geben.Wollest du aber die Exempel derer beiden unvergleichlichen Regenten, als des ChurfürstCarl Ludewigs zur Pfaltz 56), und Hertzog Ernesti Pii zu Sachsen 57), so in110) Madame Rudolfine, Rosine Elisabeth Menthe, 1663-17°1. 1681 zur linken Handvermählt mit Rudolf August.&1) Friede von Rijswijk 9.5.1697-3°.10.1697. Beendet den Krieg Ludwigs XIV. umdie Pfalz.D2) Vgl. Heinemann, a.a.0.,S.143'DS) Jacob Baron van Wassenaer, Heer van Opdam.114) Die Herrschaft Dannenberg an der EIbe war nach der Einnahme Braunschweigs aufdem Tauschwege an Celle übergegangen.GD) Gemeint ist die Heirat Elisabeth Christines mit Karl, designiertem König von Spanien,dem späterem Kaiser Karl VI. .D6) Karl Ludwig von Pfalz-Simmern, 1617-1680, seit 1649 Kurfürst von der Pfalz.D7) Ernst I. (der Fromme) von Sachsen-Gotha-Altenburg, 1601-1674. seit 1640 regierend.4 49


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigihren Lebensbeschreibungen mit Lust zu lesen sind, absonderlich aber deren Haubt­Maximen, 'Welche nechst Beforderung der Ehre Gottes, so 'Woll den Schutz als dieSicherheit, auch die Wollfahrt und Glückseligkeit der Landes-Eingesessenen zumEndz'Weck haben, auch dir dabei recht zu Nutze machen: So 'Werden dir solche einoffenes Feld zeigen, deinen Ruhm überall auszubreiten und die Hertzen aller deinerUnterthanen zu gewinnen.Wie also diese 'Weder Kosten noch Mühe gespahret:I. einen nach dem Ertrage des Landes 'Woll proportionirten Militem zu unterhaltenund [37)z. die Cammercia undManufacturen als Grundquellen, 'Woraus die Aufnahmedes ganzen Landes entspringet, in gutem Flor zu bringen.So habe auch ich bis hieher mein Augenmerk beständig darauf und mit der grösestenSorgfalt z'War gerichtet gehabt; es ist mir aber das bekandte Malum inveteratumaus dem Grunde zu heben nicht möglich gewesen.Kröhne demnach den Anfang deiner Regierung damit, das du getrost aufräumest,'Was dir dagegen im Wege stehen 'Will. Dann so lange ein jeder noch z'Wischen Furchtund Hoffnung stehet, [38) lässet sich alles viel leichter thun, als hernach; siehe aberja dahin, das du niemanden brodlos machest noch Seufzer über dich bringest.NB. Gilgenbg. Reduction in Sch'Weden 118).Gleich'Wie aber dieses Malum hauptsächlich in denen Fehlern bei der Landes­Oeconomie steket, diese auch am aller sch'Weresten, doch am nöthigsten zu heben undabzustellen sind: Also nim deren Untersuchung zu allererst für, und laß dich keineRemonstrationes, 'Welche ohnedem gemeiniglich interessieret sind, davon ab'Wendigmachen, sondern fahre vielmehr dem ersten, der sie thun 'Will, sofort mit dem sievolo, sie jubeol durch den Sinn, damit andere sich dafür hüten lernen. Sonst 'Wo duim geringsten darunter nachgiebest, 'Wirst du in keiner eintzigen an- [39) deren Sacherecht fortkommen können.Worin aber selbige eigentlich bestehen, das 'Werden dir die Pia Desideria satsahman Hand geben: Und 'Wann du dem CantzIer darüber zu Rahte ziehest, 'Wird er dirdie Mittel zeigen, 'Wie denenseIben überhaupt und insonderheit der Theurung dererLebensmittel und des Holtzes, 'Wodurch das gantze Land erschöpfet und alle Nahrungund Gewerbe der Unterthanen gesperrt 'Wird, am leichtesten zu steuren undabzuhelfen stehet.Sobald du dann hiemit einigermaßen und vorerst nur so'Weit herdurch bist, dapdas übrige sich hernach von selbst gehen muß: So säume nicht, alle Publique Cassen[40) nach einander fürzunehmen und dabei eine gute Wirtschaft zu verfügen.Nim dich aber, 'Wie immerfort 'Wann über die Verbesserung Deiner Landes­Revenues gesprochen 'Wird, 'Woll in acht, daß du denen niemahlen Gehör giebest,so dieselbe in Erdichtung neuer Auflagen zu finden vermeinen, sondern ziehe vielmehrallezeit diejenigen "or, so dieselbe in der Verbesserung des Commercii suchen.so68 earl Graf v. Gyllenborg (Güldenburg), Kgl. sdlwed. Reidlsrat 1679-1746.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425191st es möglich, so bearbeite dich eine General-Casse zu errichten, wohinein alleParticular-Cassen ihre Revenuen liefern müssen, und woraus hernach einer jedenein gewisses Quantum, womit sie nach gezogener Bilance jährlich zulangen kann,dasselbe aber nicht überschreiten muß, wieder gezahlet, für allen Dingen aber derKrieges-Casse das [4I] Annuum von 300000 Rthlr. ausgeworfen und festgestelletwerde, auf Art und Weise, wie in denen Piis Desideriis an Hand gegeben worden G9).Und wmm dieses solchergestalt reguliret ist, so nim den Militair-Etat für die Hand.Daß dieser seith der Invasion in äußersten Verfall gerathen, solches ergeben dirjetzt erwehnte Pia Desideria ebenfals sowoll als auf was Weise ihm wieder zuhelfen stehe.Wie aber hiebei hauptsächlich es auf einen tüchtigen Chef, der das Soldatenhandwerkverstehet, ankömt, da es sehr paradox ist, daß man ein so importantesDepartement bisher einen von den Geheimbten Riithen respiciren lassen, [42] derdas Kriegeswesen weder treibet noch liebet, folglich alles zustehen muß, was ihm dieOfficiers vorsagen: So habe ich zwar solches vorlängst abzustellen getrachtet, nachdemich die Früchte davon bei des Cmnmer-President von Imhoff Zeiten nachdrücklichgnug empfunden. Ich bin aber mit denen beiden letztem Chefs als den vonSchack 60) und den von Jordan 61) so unglücklich gewesen, daß insonderheit demletzteren, es wie den jungen1uristen ging, die im ersten Jahre alles wissen,im anderenzweiffeIn und im dritten gar nichts mehr können. So mich dann hauptsächlich mitbewogen, meine Absicht auf den von Wartensleben zu richten, da ich noch keinengefunden habe, der sich besser hieher schicket, und der mit solcher Vernunfft, wie er,von allem zu judiciren weiß.Ich will also noch mahlen rahten, ihn nicht [43] fahren zu lassen, bevorab beidenen dir eröffneten favorablen Offerten, so mir der Czaar 62) gethan, wann man diebekannten Desseins mit 6000 Mann Infanterie und einiger Cavallerie wird unterstützenhelfen, wozu sodann dir ein solcher erfahrener und dir allein anhangenderMann hoch vonnöthen ist.Welchergestalt nun das Corpus Militiae nach dem Quanto der 300 000 Rthlr.,so zu dessen Unterhaltung gewidmet, am besten zu formiren stehe, darüber habeich mit ihm zum öftern correspondiret, und hat er mir vorm Jahre denjenigen Planvon 4 Regimenter Infanterie, jedes zu IO Compagnien, den man in denen Piis Desideriispro basi genommen, an Hand gegeben 63), erst neulich [44] aber nachdemman ihm unsere Zahl-Rollen communiciret, einen anderen, den der Baron Imhoffhat, dagegen übersandt, welcher in soweit von dem vorigen abgehet, daß er auf 6,wie wohl vor erst nur schwache Regimenter von IO Compagnien hauptsächlich aberdahin mit anträget, den Sold der Captain-Lieutenants, Fähnrichs und Subalternennach dortiger Ordonanz zu retranchiren; gestalt: Wann man dazu resolvirte, und18) Pia Desideria S. [49] sdtlagen die Vereinigung der bis dahin bestehenden zwei Kassenvor.10) Von Sdtadc, I6sls Generallieutenant.11) Über von Jordan ließ sid! nid!ts Näheres ermitteln.It) Peter der Große.'S) Pia Desideria S. [s I] •. "51


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519\auch dabei die Tambours und Gefreiten mit den Gemeinen, wie dort gebräuchlich,gleich setzete, dabei ein Großes erspahret, folglich ein solch Regiment in Friedens­Zeiten gantz füglich so weit reduciret werden könte, das es nicht höher als25000 Rthlr. an Sold jährlich kosten müßte, und dennoch viel stärker, wie diejetzigen sind, bleibe, wovon man noch überdem den Nutzen hätte, daß [45J solche6 Regimenter nöthigenfals weit leichter und mit viel weniger ombrage zu completiren,als neue aufzurichten stünden. Laß dir demnach solchen Plan geben undsuche ihn quovis modo zu introduciren. Dann was am Preußischen Hof möglich ist,muß hier ebenfalls möglich sein, ob ich woll sonst eben nicht dafür bin, Leutenwas zu entziehen. Da aber das Interesse Publicum hierunter so sehr versiret, kannman es nicht ändern. Es komt nur auf einen tüchtigen Mann an, der dir daruntertreulich assistiret, und der den von denen 300 000 Rthlr. sodann bleibenden Oberschußwoll zu Rahte hege, damit [46J man allemahl bei Casse sei, die vorfallendenKosten gemächlich bestreiten zu können, und nicht immer neue Schulden machendürfe. W ollestu dann, wie ich längst gewilliget gewesen bin, die Garde zu Pferdeeingehen lassen, und dagegen die Dragoner sovielmehr verstärken, nechstdem dieLand-Miliz auf den Fuß setzen, wie in den Piis Desideriis ebenfals an Hand gegebenworden 64), welches du ohne eintziges Bedenken thun, und dazu aller junf,er Manschaft,wie in Sachsen geschehen, ausnehmen lassen kanst, woraus, wo nicht 3, dod,wenigstens 2 starke Regimenter zu formiren stehen, die dir weiter nichts, als dieohnedem geringe Competenz der Offizier kosten: So bekömtestu ein solch ansehnlichCorpus Militiae, das vor 14 bis 15 000 Mann [47J passiren, und sich bei dem gantzenReiche considerable machen wird. Nur müstestu dagegen nicht die geringste Fürstellung,sie komme auch von wem sie wolle, annehmen, sondern unter den Praetextder jetzt anscheinenden Gefahr, alles von dir damit ab1veisen, daß, wann selbigevorbei, als dann auch, nach Befinden solche Verstärkung nicht mehr nöthig wäre.Was denn erst einmal introduciret ist, wird hernach zur Gewohnheit und wollbleiben. Wann nun auch solchergestalt, das Militair-Wesen auf einen guten undbeständigen Fuß gesetzet, und der Sicherheit deiner Lande prospiciret worden ist:So nim dann ferner die [48 J Commercia und Manufacturen vor die Hand, ziehe aberdabei, soviel die Stadt Braunschweig anlanget, die dasige Comission so sehr nicht,als vielmehr einige vernünftige Kaufleute und Fabricanten, unter diesen absonderlichden RefugiC Menard 65) zu Rahte, dann der Genetivus kann nicht bei dem Dativobestehen.Weswegen ich auch fast rahten wolte, die Commission gar aufzuheben, da dieRatio, warum sie nach Eroberung der Stadt niedergesetzet worden, ohnedemcessiret, und diejenigen Sachen, welche bei derselben bisher vorgekommen, gantzfüglich von Wolfenbüttel aus, die übrigen aber, so eigentlich zur Aufnahme derCommercien und Manufacturen gereichen, durch ein besonderes Commercien­Collegium, so nebst ein paar Gelährten [49J aus lauter guten Kaufleuten und Commercianten,auch Fabricanten bestehen muß, weit besser respiciret werden können.64) Pia Desideria S. [51].e&) Pierre Menard, Strumpffabrikant aus Nimes. t Braunschweig 17z6.51


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Die Grafschaftt Hanau kann statt aller übrigen zum Beispiehl dienen, was durchein solches Collegium, wann es aus redlichen, der Commercien und Manufacturenrechtkündigen und deren Aufnahme ernstlich suchenden Männern bestehet, auszurichten.Es ist dieselbe, wie bekandt, durch den Krieg so oft von Freund und Feindentotaliter ruiniret und endtlich fast von allen Einwohnern entblöpet worden, überdem auch noch mit so vielen Schulden beladen gewesen, dap mensch-[soJ lichemAnsehen nach, es fast unmöglich geschienen, derselben wieder aufzuhelfen.Bei welchen desperaten Umbständen dann des jetzigen Grafen Mutter 66), alssie die Vormundschaft ihrer beiden Söhne 67) angetreten, eine recht heroische Resolutionergriffen und hat, da sie in Frankreich des Krieges halber sich aufhaltenmüssen, folglich daselbst eine Liebe zu solcher Nation, absonderlich zu derenGewerbe gewonnen, nicht nur alle und jede, so der Religion halber damahls vertriebenworden, sondern auch andere Frembde aufgenommen. Nicht weniger denenFabricanten, Künstlern und Handwerkern durch promulgirte Edicte, grosse Privilegiaversprochen, selbigen auch allen Vorschub zu Anbauung guter Häuser, wozusie die Risse selber verfertigen lassen, und Anlegung nütz- [srJ licher Fabriquengethan.Dero behuef sie dann alle ihre Geschmeide und Pretiosa verkauft, als hin undwieder, wo sie nur gekont, etlicbe Tonnen Goldes gegen Versetzung aller ihrer nochübrigen Ämbter aufgeborget.Und ob woll einige V ormundschafts-Rähte ihr darin gewaltig widersprochen:So hat sie doch als eine Tochter des Pfaltzgrafens von Birkenfeld sich durch Hülfeder schwedischen Autorität zu machen gewust, ohne sich an jener Widerspruch zukehren: Vielmehr mit deren Ausschliepung ein Commercien-Collegium angeordnet,mithin durch dasselbe so viel ouvriers von allen Orten herbeigelocket, [52Jauchso viel schöne Manufacturen errichtet, folglich in den 22 'Jahren, da sie die Vormundschaftgeführet, nicht nur alle versetzte Ämbter reluiret und die Grafschaft völligausser Schulden, sondern auch in solchen erwünschten Flor gesetzet, das selbige nunmehrofür eine der reich esten, sowie die Stadt Hanau für eine der schönsten undnahrhaftesten Städte im Reiche mit passiren kann.Der jetzige Graf, ihr Sohn 68), hat mir dieses selber erzehlet, und seine propreHofhaltung giebt genugsahm zu erkennen, wie einträglich sein Land dermahlensein müsse.Er wird dir gerne, wann du es verlangest, so woll die gantze Einrichtung vonsolchem Commercien- und Manufactur-Collegio, als auch zugleich einen erfahrenenMann [53J daraus überschicken, der dir darunter beiräthig sei, gestalt er mir solches118) Anna Magdalena, geb. Pfalzgräfin bei Rhein, (Tochter des Pfalzgrafen Christi an I.von Birkenfeld) 1640-1693. Vermählt mit Johann Reinhard, Graf von Hanau. Sie übernahmdie Regentschaft 1666.87) Philipp Reinhard, 1664-1712. Johann Reinhard, 1665-1736.8S) Johann Reinhard, seit 17Il regierend in Hanau.53


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519versprochen. Du wirst aber solchen Fals gegen der Geheimbten und anderen RähteWiderspruch deine Autorität ebenmäßig handhaben, das Collegium nicht unterderen, sondern deiner eigene Direction ziehen, kein Geld spahren, denen frembdenCommercianten und anderen, so dem Publico zum Besten etwas nützliches erfinden,Belohnungen und Freiheiten ertheilen: Ihnen Häuser bauen, oder Bau-Materialienschenken, auch sonst, zu Errichtung der Manufacturen und Fabriquen considerableVorschüsse thun; [54] folglich die erste Anlage nicht ansehen müssen, wo du anderseine gesegnete Erndte davon hoffen und genießen wilt. Dann eben hierin steckt derKnote, [gestridten: ein Geheimnis davon zu machen; Ausser diesen braucht es vorerst,damit mann nicht] warum mein Bruder abwendig gemacht wurde, die Refugies,deren ich fast an die 2000 Familien aus Frankreich durch den Banquier BarteIsgezogen, aufzunehmen 69): Und weistu selb~t, was damahlen auf allen CantzeIn fürein Geschrei gegen die Calvinischen gemachet wurde. Sonsten ist mir auch ein artigesProject, zu Anlegung einer Leihe-Banq in Braunschweig übergeben, welches derBaron Imhoff hat, und denen Bedienten zum Besten eingerichtet worden. [55] Dasselbigegehet kürtzlich dahin, daß ein jeder, der ein Civil- oder Militair charge bat,den rotnl Theyll von seiner Gage, ro 'lahr nach einander, gegen ein Brevet de retenuestchen lassen, darauf aber, so lange er lebet, oder in solcher Bedienung stehen bleibet,keine In tressen ziehen, nach seinem Tode oder avancement aber, von dem Successorein officio gegen ein gleichmässiges Brevet de retenue, ihm oder seinen Erben,das Capital aus der Banque hingegen, dasjenige was inmittelst pro rata daraufgewonnen worden, wieder gezahlet werden soll. Wann jemahlen ein Project mirwollgefallen: So ist es gewiß dieses; dann zu geschweigen, das man da- [56] durchein immerwährendes Capital, womit die Commercia und Manufacturen in trefflichenFlor zu bringen und ein Ansehnliches zu gewinnen stehet, erlanget, denen Bedientenaber ein guter Noth-Pfennig gesamlet werden kann: So führet dasselbe noch so vielandere Nutzbarkeiten für das gantze Land mit sich, daß ich nicht unterlassen kann,dasselbe auf alle Weise zu introduciren, dir bestens zu empfehlen.Wie nicht weniger dasjenige, wovon in letzter Messe, im Geheimbten Raht,wegen Annehmung einiger geschickten Leute, so die 'Jugend in der Mathematicauch Mahler- und Zeichen-Kunst, gratis anzuweisen gesprochen wurde. Es sindsolches heutiges Tages, denen Officiers, auch allen Künstlern und theils Handwerkern,wo sie sonst was tüchtiges praestiren sollen, fast unentbehrliche Wissen­I57] schaften 70). Und die Praebendarii beim Stift St. Blasii 71) können, wann man") Die Zahl ist stark übertrieben. Vgl. Be u 1 e k e, Wilhelm: Die HugenottengemeindeBraunschweig I-lU. In: Braunsmweigisches <strong>Jahrbuch</strong> 41, 1961, 99-124; 43, 1961, 102-130;44. 1963, 85-118•'10) Ober die Situation des Künstlers sagt Wendhausen, Pia Desideria, S.13/24: "DerBürger 'Wird arm; 'Weil die Theurung die Nahrung sperret .•• Der Künstler aber gar zugrundegehen mup, 'Weil ein jeder sich emsdJränket, und 'Wenige sind, die ihm die Zeitbezahlen, so er bei Verfertigung seiner Arbeit zugebracht; weswegen dann auch so wenigfremde Familien sich anhero, und hingegen so viel Einheimische, 'Worunter fast mehrentbeilsunsere besten ouvriers sind, andeT'Warts hinziehen, zum unersetzlichen Schaden des Publici."11) Das Chorherrenstift blieb auch in protestantismer Zeit erhalten, die Präbendenwurden an verdiente Staatsdiener vergeben.54


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigzu Unterhaltung solcher Leute 4 Canonicate und so viel Vicariate widmet, dagegenum so viel weniger was einzuwenden haben, da solche Fundationes eigentlich vonAnfang her zu Unterweisung der 'Jugend gestiftet worden sind. Ob es aber bei demGymnasio zu St. Marten 72) oder auf dem Capitel-Hause 73), mit solcher Academieam bequehmsten anzustellen, das wirstu in der Folge finden. Wie imgleichen, ob demArchitecto von Dresden / : NB. Graf! Wackerbahrht 74) : / der den schönen rupzum neuen braunschweig(ischen) Kaufhause presentiret, so woll über solche Academie,als zugleich über das [58 J gantze Bauwesen in Braunschweig, die Oberaufsicht,unter einem convenablen charactere, wie vorgekommen zu conferiren sei; weil manihn, da er bei der Cadetten-Academie alldort mit einem guten Gehalt und Lieutenants-Rangengagiret ist, nicht verdenken kann, dap er alhier in ein und anderen eineVerbesserung praetendiret, sondern welche niemand sich gerne verändert. 'Je mehrdu nun von Natur die Proprete liebest, desto weniger zweifle ich, du werdest selbstdarüber halten, dap so woll durchgehends in allen Städten im Lande, als insonderheitzu Braunschweig, die alten heßlichen zum Scheusahl der Frembden und schädlichenEindruck von der hiesigen Landes-Oeconomie annoch befindlichen Häusermit der Zeit niedergerissen, und an deren Statt, nach einer gewissen Symmetrie neuegebaut, die übrigen aber vorerst sauber angestrichen werden, ls9J wozu dir dann einsolcher Mann, der das Bauen beliebt, auch wie in Dresden geschiehet, Risse undAnschläge, so zu deiner Approbation einzuschicken sind, mache, /lUch allenfals dieHäuser selbst gegen einen gewissen Verding bauen könne, um so vielmehr vonnöhtenist, da so wenig der Obrist V ölcker 76) als der Landbaumeister 76), wegenilJres widrigen Comportements dazu fähig sind: Es müste aber derselbe von beidennicht dependiren, noch der Landbaumeister weder bei dem Bau-Ambte, noch demübrigen Bauwesen in Braunschweig mehr was zu sagen haben, wo du anders dichnicht tJieler Verdrießligkeiten exponiren wilt. Obwohl sonst, wann man gedachtenArchitecto die Ingenieurs bei der Fortification wie in Dresden geschiehet, mit zuordnenkönte, davon [60J ein gedoppelter Nutzen zu hoffen stünde, indem siesolchergestalt in der Architectura Civili sich zugleich mit habilitirten.Könte dann der Ober-Marchall die Land-Stände inmitte1st dahin disponiren, dapsie auf den Burgplatz, für die adelichen Wüsteneien ein solches massives landschaftlichesHaus, wie jener ebenfals einen vortrefflichen RiP davon gemacht, erbauenzu lassen noch resolvirte: So würde ihm solches Gelegenheit geben, eine schöne71) Das Gymnasium Martineum zu Braunschweig. Gegründet 1419. Von 1595-1869 imGebäude Bankplatz Nr. I.71) Gemeint ist wohl das Kapitelhaus von St. Blasien in Braunschweig.7') August Christoph Graf von Wadcerbarth, 166l-1734, Kursächsischer Generalfeldmarschall.78) Johann Caspar Völdcer, 1676-1730,seit 1696Festungsdirektor der braunschweigischenFestungen.") Hermann Korb, 1656-1735, seit 1704 Landbaumeister.55http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Probe von seiner Geschickligkeit abzulegen, und du köntest alsdann mit destomehrerer Sicherheit ihm auch den Bau des neuen Kaufhauses anvertrauen 77).Ich weiß woll, das dieses alles zwar Geld-Sachen sind; indessen aber auch, daßje mehr an einem Ohrte gebaut wird, je mehr Volk und Nahrung sich dahin- undje mehr Gewinn der Landesherr davon wieder ziehet. Endlich laß dir auch denVorschlag, wie dem Landmann aufzuhelfen, bestens em- [6r]pfohlen sein, wovondie Pia Desideria, wie woll nur extractsweise, weill mir das Original, wie du weist,in der Cammer von Handen gebracht worden, Erwehnung thun 78). Der Cantzieraber, der solchen sehr goutiret, dir noch weit umbständlicher Nachricht geben wird.Und wie schließlich gedachte Pia Desideria vorm Jahre, nachdem ich über die Verstärkungdes Militair Etats einen jeden Geheimbten Rahtes Gutachten schriftlicherfodert, und sowoll der Cantzier als der B. Imhoff pro, der Ober-Marechall undLuedecke aber contra gestimmet, der Landtag hingegen, worauf die meisten mitangetragen, zu Gandersheim eben denjenigen Ausgang gewonnen, den ich vorherdavon prophezeihet hatte, auf mein Angeben und Zuthun, von dem CantzIer mitvielem patriotischen Eifer [62] zusammengetragen, und darin die Fehler bei derLandes-Oeconomie gar nachdrücklich gezeiget worden sind: Also will ich wollmeinendrahten, daß du solche nicht nur fleißig lesen, sondern auch nebst dieserväterlichen Instruction, die bei deiner Regierung zur beständigen Rkhtschnur mitdienen, nächst dem auch nachgesetzte Politische Maximen dir bestens empfohlensein lassen wollest.[637 Politische Maximenabe Recht und Gerechtigkeit im Lande, und laß niemand ungebührlich drückennoch unterdrücken; so hast du Segen und dein Ruhm bleibt ewig.Steuer den landverderblichen Processen und klopfe diejenigen Advocaten scharfauf die Finger, die wider ihre Pflicht handelen.Liebe deine Unterthanen als Kinder und hilf den Frommen; strafe aber auch hergegendie Bösen.Laß dich nie durch andere regieren, dann es ist einem Fürsten keine größereSchande, als wenn man von ihm glaubet, daß einer allein bei ihm alles vermag, undwird sodann keiner sich unterstehen, demjenigen zu widersprechen, der mit dessenGnade und Gut- [64] Thätigkeit nach Gefallen schalten und walten kann. Wilt duaber ja jemanden vor anderen um dich leiden: So muß nicht er, sondern du alleindas Bild sein, wofür man sich beuge.Begegne einen jeden, er sei, wer er wolle, freundlich, sondern dich merken zulassen, als ob du wissest, daß du ein Hertzog von Braunschweig seist. Halte aberhergegen über den Glantz deiner Hoheit und was zu deinem Staat gehöret, dermaßen,daß andere daraus erkennen können, wer du bist.77) Anton Ulrich ließ 1711 die ehemalige Dominikanerkinne in Braunsmweig umbauen,die Fassade wurde unter Ludwig Rudolf 1734 errimtet. Vielleimt ist hier dieser Umbau derKirme zu einem profanen Gebäude gemeint.78) Die Pia Desideria, S.14-13 smlagen vor: Vermehrung und Verbesserung der Viehwirtsmaft,vor allem Hebung der Pferdezumt.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigSei gegen jedermann, der es mertttret, absonderlich aber gegen deine treueDiener, freigebig, damit sie desto mehr animiret und nicht kaltsinnig werden, auchkeiner auftrehten und sagen könne, er sei bei deinen Wollthaten alleine leer ausgegangen.Gönne deinen Bedienten ohne Unterscheid zuweilen eine Lustbarkeit [65] undfette Mund bei Hofe, und sei auch sonsten gegen andere gastfrei! So gewinnest duviele H ertzen.Sprich mit allen, so wirstu viel erfahren, und denen Großen durch die Kleinenöfters genau in die Karten gucken können.Wurde jemand bei dir angegossen, so befrage ihn erst, ob es wahr sei. Findestudann, daß er Schuld habe, so versuche zuforderst gelinde Mittel. Wo er aber sichdarauf nicht bessert: So gebrauche Mercurialia. Wäre er aber aus Bosheit verleumdet:So strafe den Angeber so, daß andere sich daran spiegeln.Wann ein oder andere wichtige Angelegenheit dein Gemüht beunruhiget, undDu Dich sofort nicht zu fassen weist, [66] so schütte dein Hertz gegen niemand alsdeine Gemahlin 79) aus. Dann da bleibet es am sichersten verwahret. Und weil sieso woll vernünftig als discret ist; so kanst du dich ihres Einrahts, nach Befinden,desto sicherer bedienen; da der Frauen Raht öfters nicht zu verwerfen stehet; ihrauch woll, wie ich es mit meiner Gemahlin gehalten, einen kleinen Antheil an denGeschäften gönnen, und zuweillen an Hand geben ein und anderm als für sich, denKopf zu rücken; so durch die Weiber allezeit besser als durch die Männer geschehenund öfter von großen Nutzen sein kann.Sei dem Kaiser getreu, und diene ihm als Ertzherzoge von Österreich, nachäußerstem Vermögen. Wo er aber als Kaiser die Jura derer Reichsfürsten kränkenwolte: So kanst du dich von diesen der Consequenz halber, nicht trennen [67].Unterhalte mit deinen Nachbarn, absonderlich Hannover, ein guts Vernehmen;bedenke aber dabei woll, daß alle Regenten über das Meum et Tuum miteinandergleichsahm in statu naturali leben, der allemahl status invidiosus ist.NB. Heurath Printz Ferdinands Kinder, Allodium.Habe allezeit solche Desseins, die auf die Vergrösserung deiner Hoheit undLande gehen; menge dich aber nicht zu weit in solche, wodurch anscheinende Hoffnungund dein gegenwärtiges Glück zugleich auf das Spiehl könne gesetzet werden.Halte deine Desseins geheim und laß bei keinem eintzigen deine wahre Absichtmerken, führe sie aber desto hurtiger aus. Doch so, daß du solche mit der Hofnung[68] eines scheinbahren Vortheils nicht praecipitirest, sondern sie viel1mehr nachBeschaffenheit der Sache entweder fortsetzen oder fahren lassen kanst.Spahre kein Geld zur Unzeit, absonderlich wo sich solche Conjuncturen eräugen,da Land und Leute zu acquiriren stehen. Dann außer diesen ist es im Reiche schwer,ja fast unmöglich, auch nur ein Dorf zu gewinnen. Wer aber davon recht zu profitirenweiß, der führet die Braudt heim. Hingegen schadet eine unzeitige Spaarsahmkeitvon Tausenden öfters Millionen.78) Elisabeth, Prinzessin von Holstein-Norburg, 1683-1767.57http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Hätte man den Salvio 80) einen Wechsell von 500 000 Rthlr. zu rechter Zeitofferiret: So wäre das Stift Halberstadt oder doch wenigstens das Stift Minden unsnicht entgangen 81).'Je näher die Nordischen Aspecten 82) sich zusammenziehen, desto vigilanter {69]sei dabei auf dein Interesse. Dringe dich jedoch nicht zu: Dann solches dienet nichtGunst zu erwerben noch Hap abzuwenden.Leite vielmehr durch andere die Sachen so ein, daß man dich suche: So fallendie Conditiones allemahl besser aus.Der Kaiser wird zwar directe dabei nicht, woll aber die Kaiserin und der Fürstvon Lichtenstein 83) allenthalben deine Absichten unterbauen.Der Czaar hingegen ist von selbst für das Haus dermassen portiret, dap er nichtsmehr wünschet, als dasselbe in den Standt zu setzten, damit es zwischen Preupen undHannover die Balance halten könne. [70] Wird derowegen diesem das Bremismeeher nicht gewehren, bis es sich erklähre, dagegen noch ein Aequivalent bei dasVehrdensche zu legen und zum wenigsten den Tractum zwischen der Oker undAller anhero cediren. Es stehet demnach nur bloP bei dir, ob du, wann das Ungewitterüber Schweden losbricht, lieber demselben zu gefallen, ohngeachtet du ihmnicht helfen kanst, die Hände in den SchoP legen und hernach mit ihm gleiche Fatahaben, oder ob du nicht vielmehr dasjenige äuperst prosequiren wilt, was du zumahldeinem Hause und Nachruhm, den du dadurch verewigen kamt, hierunter smuldigbist.Erwege dieses woll und schmiede (7I] das Eisen, weil es warm ist! Nim deinenBruder dabei zur Hülfe; vinculire ihn mit der Versprechung des Walkenriedschen84), und machet unter euch einen Plan, wie ihr in der Sache progrediren wollet,könnet und müsset, sonder jedoch dieselbe, ihrer äupersten Wichtigkeit nach,jemanden weiter in den Mund zu hängen, als wem sie unumgänglich zu wissennöthig ist.Bis hieher bat keiner darum gewust, als der B.lmhoff, der zu Wien darübersondiren und Alberti 85), der hier den chiffre führen müssen. Nachdem aber derschlaue Cantzier in den PUs Desideriis selbst darauf gefallen war, habe ich {72}billig Bedenken gefunden, ihm ferner ein Geheimnis davon zu machen; außer diesenbraucht es vorerst, damit man nicht zu Hannover Wind davon bekomme, niemandzu wissen. Nach meinem Tode aber, da ihr entweder jeder für sich besonders oder80) Johann Adler (Salvius), t 1651, schwedischer Gesandter beim Westf. Frieden.81) Der Verlust der Stifte Haiberstadt und Minden, die man im Dreißigjährigen Kriegfest in der Hand gehabt hatte, durch den Frieden von Goslar, 1641, war eine der schmerzlichstenEinbußen der Welfen. Besonders die Erwerbung von Minden blieb ein sehnsüchtigerWunschtraum bis hin ins 19. Jahrhundert.82) Gemeint ist der Nordische Krieg.113) Anton F10rian Fürst von Lichtenstein, 1656-1711, Geh. Rat und Oberstbofmeisterin Wien.M) Das Stift Walkenried wurde 1671 von Georg Wilhe1m an Wolfenhüttel abgetreten.811) Gottfried Alberti, Geh. Registrator.58


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigbeiderseihts gemeinschaftlich jemanden unter den Vorwandt der abzustattendenNotificationen an den Czaar abschicket, muß ein solcher ebenfals davon gründlichinformiret werden; und wird man dannenhero dazu umb so vielmehr einen solchentreuen, vernünftigen und verschwiegenen Mann I: id, hatte auf den von Wartenslebenreflectiret: I aussuchen, von dem man versichert ist, daß er das Geheimnisbestens me- [73J nagiren und ein solches importantes Negotium weißlich ausführenkönne.Derselbe wird dann seine öffentliche Commissiones am Czaarischen Hofe zwarausrichten, in geheim aber daselbst, wiewoll behutsam und vorerst nur generaliter,deine Bereitwilligkeit, meine Messures, S. Czaarischen Majestät zu Dienste, fortzusetzen,zu erkennen geben, bis er findet, 'Wohin man sich darauf gegen ihn herauslasse;wozu der Printz Menzikoff 86), an 'Welchen er addressiret sein muß, umb sovielmehr alles beitragen wird, da er in seiner bekandten Angelegenheit am KaiserlichenHofe eine assistence vonnöhten hat. Alsdann 'Wird die Zeit sein, daß er dasübrige, wie du weist [74J nach und nach treibe, jedoch nichts schließe, es sei danndaß Dänemark, Preußen und Hannover zuvor mit darin gezogen und so wolldeiner Indemnisation als Satisfaction genugsahm prospiciret worden.Inzwischen aber muß der Kaiserin, ob und was zu hoffen, auch zugleich esgestecket 'Werden, daß sie den Printzen z'War gute Vertröstung, dabei aber auchzu erkennen geben lasse, es 'Würde der Effeet davon mit demjenigen, so er für dichthäte, verknüpfet und desto gewühriger tür ihm sein, je mehr er zu ihres HausesBesten beitrüge p.p.p. Wann nun der Tractat nach Vergnügen zum Stande gebrachtist: So prosequire deine vorhin bereits angefangene Militair-Verstärkung, 'Wozu dirdie auf das Tapis gebrachte 17sJ Neutralitäts-Armee 87) einen erwünschten Vorwandtgiebet. Und setze dich in solche Positur, daß du allemahl parat bist, mit 6000 MannInfanterie und I200 Dragonern im Felde zu erscheinen und außerdem noch einenguten Fuß zu Hause behältst.Laß es sein, daß dir diese Einrichtung einige Tonnen Goldes kostet; die Trouppenbleiben und verzehren solche vorerst im Lande, und beim Marchiren finden sieentweder ihren Unterhalt, wo sie hinkommen, oder besch'Weren doch deinen Beutelnicht lange. Hernach kanstu erndten ohne aufhören 88).Was ich wegen Schleuniz 89) und [76J Hofraht Böttichers 90) mit dir gesprochen,dessen wollestu dich erinnern. 'Jener ist in Czaarischen Pflichten, und kann nichtM) Alexander Danilowitsch, Fürst Menschikow, 1671-1719. Günstling Peters d. Gr. undKatharinas I.117) VgI. O. EIs te r, Gesm. der stehenden Truppen im Herzogthum Braunsmweig­WolfenbütteI von 1600-1714 (1899), S. 158 ff.M) Pia Desideria, S. [7): " .•• angesehen der Soldat dasjenige, so zu seinem Unterhaltaufgebracht werden muß, 'Wieder im Lande verzehret, mithin circuliret das Geld bestandig,und die Nahrung nimmt zu, 'Wobei sowohl die publiquen Cassen, als Bürger und Bauernihre Rechnung finden, .....l1li) Hans Christoph v. Smleinitz, Geh. Rat, 171Q-17U in der JustizkanzIei.10) Justus Siegfried (v.) Böttidter, t 1710, 1706 Hofrat a. d. Justizkanzlei, 1716 Geh. Rat,aum Geh. Kriegsrat.59http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigzweien Herren dienen: Du aber kanst ihn entrahten. Dieser aber hat den GeheimbtenKrieges-Raht im Kopfe. Der CantzIer und B. Imhoff meinen aber, daß er solchesmit seinem Vota vorm 'Jahre nicht verdienet habe.Ich selbst kann zwar auch nicht loben, daß er sich dabei so vergangen, vielweniger,daß er gerne anders saget, als thut. Doch könte er sich bessern und hat außer diesendefaut sonst viel Gutes an sich, da er insonderheit der Expedition nunmehro kündigund deswegen bei der neuen Einrichtung fast un- [77J entbehrlich ist. Laß ihn demnach,damit er dabei desto fleißiger sei, noch etwas in der Hoffnung zappeln, ehedu ihn promovirest, da du zumahl bei dem von Wartensleben vor der Hand keinenGeheimbten Krieges-Raht nöhtig hast.LetzIich laß dir die Stadt Braunschweig, als deinen Augapfel allemahl empfohlensein, bestätige alles, was bei der Vbergabe sandret worden, und drücke sie wedermit Neuerungen noch Auflagen; absonderlich siehe ja woll zu, daß man die Frembdenin denen Messen damit nicht überlade; dann sonsten [78J würden sie nachgerade,wie die 'Juden, wegbleiben, und die Messen, so ich doch mit grosser Mühe und Kostenso weit gebracht, daß Stadt und Land davon profitiren kann, wieder zu Grunde,und alles Commerdum verlohren gehen, mithin, wann keiner mehr Nahrung hätte,auch die Liebe der Bürger wegfallen, und ein jeder über dich seufzen: wofür dichGott in Gnaden behüten wolle.Salzthall, d. 22 ttn Martij 1714.60http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Beiträge zur Geschichteder jüdischen Gemeinde in W olfenbüttelVonHans SchulzeTeilII·: Nachrichten über die Samsonschule, die Synagoge, den jüdischen Friedhofund den Samsonschen Legatenfonds. - Herz Samson in Braunschweig (1738bis 1794). - Anhang: Zwei vertauschte Gumpel-Bilder?V. Die Samsonschule in W olfenbüttelAls 1778 der um 1742 in Offenbach bei Frankfurt geborene, seit 1750 in Wolfenbüttelweilende Henodl Oppenheim das einstige Wolfenbütteler Garnison-PredigerhausHolzmarkt Nr.4 (Ass-Nr.675, das 1961 dem Neubau der Deutsdlen Bankweidlen mußte) käuflidl erwerben durfte, erhielt der Stadtmagistrat ausdrüddimdie Auflage, darauf zu amten, daß das Haus durm Wiederverkauf ni mt in den Besitzeines Juden komme, "audl der jetzige Käufer keine Judensdlule darin einridltenkönne" 63). Henom Oppenheim war ein Sohn des um 1704 in Pferrsee bei Augsburggeborenen und seit 1740 in Wolfenbüttel wohnhaften Informators und späterenRabbiners Simon Wolff Oppenheim, der zu Gunsten seines Sohnes durch herzoglidlesReskript vom 25. April 1778 auf das Haus verzidlten mußte. 1763 erhieltSi mon Wolff Oppenheim einen Smutzbrief als Rabbiner.Nam dem Tode des Meyer Gumpel 1764 ging dessen Haus Harzstraße 12 (563)zunämst anteilig auf seinen 1784 unverheiratet verstorbenen Sohn Salomon Meyerund dessen Halbsmwester Frau Philipp Samson über, ehe es Philipp Samson fürden seiner Zeit von Salomon Meyer's Kurator gezahlten Preis von 1600 Rthl. erwarb(Abb.4). Nadldem er sdlon 1781 eine Synagoge in einem Nebengebäude anstelledes bisherigen Betsaales erridltet hatte, begründete 1786 Philipp Samson mit Kapitalienaus der "Milden Stiftung" seines 1767 verstorbenen Vaters Samson Gumpe!in dem Hause eine Religionssmule 54). Für deren Gründung sei aum der Wunsm desPhilipp Samson maßgebend gewesen, jederzeit zu dem Gottesdienst über die vorgcsdlriebeneAnzahl von zehn über 13 Jahre alte männlidle Personen verfügen zu.) Teil I des Aufsatzes befindet sich im Br. Jb. 48, 1967, S. 23-61.~3) 34 N Bd. I Nr. XX, 1/11. - Außer der von Philipp Samson "für junge Judensöhnevon seiner Familie und Verwandsmaft" 1786 gegründeten Religionsschule bestand - wann?,zuvor oder später? - in Wolfenbüttel der mündlichen überlieferung nach eine kleine jüdischeSchule in dem Hause Breite Herzogstraße Nr. 14 (Ass-Nr.695). Akten darüber sind z. Z.nicht bekannt.114) 1 Alt vorl. Nr. 3184.61/


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigkönnen. Die SdlUle war eine (Talmud-Thora-) Freischule, zunächst vorzugsweisefür Angehörige des Samsonschen Familienkreises und dessen Verwandte.Am 1 I. August 1786 berichtete das Wolfenbütteler Polizei-Departement überdie Gründung der Schule an die Fürstliche Geheime Ratsstube in Braunschweig ineinem "Pro Memoria":"Es hat der hiesige privilegiirte Schutz-Jude Philipp Samson vor einiger Zeitangefangen, für junge Juden-Söhne von seiner Familie und Verwandschaft einjüdisches Schul-Institut hieselbst einzurichten, und nicht nur sein bishero ganz lediggestandenes Wohnhaus in der Breiten Hartz-Straße hieselbst, worin zugleich derjüdische Gottes-Dienst gehalten wird, dazu einzuräumen und aptiren zu laßen,sondern auch zu dem Ende sowohl einen Rabbiner als auch einen Informator mitihren Familien anzunehmen, welche die Jugend darin unterrichten und unter ihrerAufskht haben sollen, wozu seiner Angabe nach ihm von seinem verstorbenen Vaterein Capital hinterlaßen worden, wovon die dazu erforderlichen Kosten bestrittenwerden sollen. Nachdem nun das Polizey-Departement davon Nachricht bekommenund von demselben darüber nähere Erläuterung erfordert worden, so hat derselbeangezeiget: Wie zu Besezzung dieses seines jüdischen Schul- und Erziehungs-Institutesfolgende Personen von ihm angenommen worden, als a) der Rabbiner NahmensJ acob aus Hildesheim, welcher seit bereits s Jahren als Informator bey dem Schutz.,juden Herz Samson zu Braunschweig in Diensten gewesen und also keinen Schutz­Brief gehabt hat, nebst dessen Ehefrau, 4 Kindern und einer Dienst-Magd, fernerb) der jüdische Informator Nahmcns Calme, welcher als Schutz-Jude und Kleidersellerschon verschiedene Jahre in Braunschweig wohnhaft gewesen, nebst seinerEhefrau und einer Dienst-Magd, und endlich c) an Scholaren die nachbenanntenSchutz-Juden-Söhne aus Braunschweig I. Herz, 2. Mendel, 3. Joseph und 4. David,desgleichen s. Feyes und 6. Gumpel, 2 Schutz-Juden Söhne aus Franckfurth am Mayn,wie auch die Schutz-Juden Söhne 7. Moses aus Zelle, 8. Moses aus Bemburg und9. Wolff aus Sandersleben 65). Ob nun gleich die Absicht bey diesem Institut in soweit ganz löblich und gut zu seyn scheint, und durch deßen Etablirung auch die Consumtionder hiesigen Stadt vermehret wird, gleichwohl aber, nach dem § 13 dergnädigst ertheilten Instruction für das Policey-Amt hiese1bst vom 7. Januar 1749ausdrücklich gnädigst mit verordnet worden, aum dahin zu sehen, daß die Anzahlder jüdismen Glaubens-Genoßen mit neuen Ankömmlingen nimt vermehret werde;so hat das Policey-Departement nicht Umgang nehmen sollen, solches hiermit unterthänigsteinzuberichten, und stellet dasselbe zugleich devotest anheim, ob - oder inwie ferne Serenissimus solmes zu genehmigen, und was Hömstdieselben besondersin Ansehung des Schutzes der oben erwähnten beyden Rabbiner- und Informator-611) Die 1886 erschienene Festschrift zum loojährigen Jubiläum der Schule nennt abweichendvon der Meldung des Wolfenbütteler Polizei-Departements vom 11. August 1786 alserste "bei Eröffnung der Schule aufgenommene" Schüler: I. Herz aus Bovenden, 2. MendelSimon aus Braunschweig, 3. Joseph Philipp aus Braunschweig, 4. Aron Meyer aus Schöningen,s. Meyer Wallach aus Frankfurt, 6. Hermann Hamm aus Hannover, 7. JosephSabel aus Magdeburg. (Daß die Namen der ersten Schüler nicht übereinstimmend wiedergegebensind, kann darauf zurückzuführen sein, daß diese Akten der Stadt Wolfenbüttelerst 1910 an das Staatsarchiv abgegeben wurden.)61http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Familien, da selbige eigentlich wohl nimt ihren eigenen Haushalt führen, sondernbey dem vorbemenxten neuen Institut des Philip Samson so gleichsam nur in deßenDiensten stehen, in Gnaden zu verordnen geruhen möchten 64)."Schon am 17. August erfolgte das Antwortschreiben an das Polizei-Departementin W olfenbütteI: "Wir haben erhalten, was von euch wegen des von dem dortigenSchutz-Juden Philip Samson aIIdort angeregten Schul- und Erziehungs-Institutsunterm J J ten dieses berichtet worden, und ob ihr zwar wohl gethan, dieses anzuzeigen,so wäre es doch beßer gewesen, wenn solches früher geschehen und vonPhilip Samson deshalb zuförderst um eine förmliche Concession dazu nachgesuchtwäre. Da indeß dieses Schul-Institut einmal errichtet ist, so soll es dabey auch gelaßenwerden, und habt Ihr nur dahin zu sehen, daß keine Unordnungen und Misbräuchedabey vorgehen oder sonst dadurch veranlaßet werden."Entsprechend dem Worte jüdischer Weisen "Auf drei Dingen steht die Welt:auf der Gotteslehre, dem Gottesdienste und auf den Werken der Menschenliebe"bestimmte Philipp Samson der Sitte seiner Zeit gemäß, daß die Knaben ausschließlichin der Gotteslehre, in der jüdischen Literatur unterwiesen werden sollten.Auch Philipps Brüder Herz Samson in Braunschweig und Meyer Samson inAmsterdam trugen sich mit dem Gedanken der Gründung eines als Waisenhausdienenden jüdischen Instituts in WoIfenbütteI. Herz Samson hatte hier 1790 dasHaus auf dem Großen Zimmerhof Nr. 8 (350), in welchem seine Eltern von Ostern1740 bis zu ihrem Tode gewohnt hatten, käuflich erworben; 1791 und noch 1794vergrößerte er diesen Besitz durch den Erwerb der benachbarten Häuser Ass-Nr. 349und 35 J 66) und unterbreitete im Einverständnis mit seinem Bruder Meyer Samsonam 17. Mai 1794 dem Herzog Kar! WilheIm Ferdinand seinen Plan:"Durchlauchtigster Herzog, Gnädigster Fürst und Herr!Mein Großvater Gumpel Moses und mein in Amsterdam wohnender Bruder MeyerSamson haben zur Anlegung eines beständigen jüdischen Erziehungs- und Unterrichts-Institutsgewiße Summen ausgesetzt, welchen ich soviel beyzulegen entschloßenbin, als zur Realisirung solches Instituts erforderlich seyn wird. Ich würde dis intendirteheilsame Institut in Wolfenbüttel anlegen und dazu nicht nur die beydenHäuser, welche ich daselbst auf dem Großen Zimmerhofe bereits besitze, auf immerwidmen, sondern auch, falls selbige etwa noch nicht gros genug befunden werdensolten, noch eins zuzukaufen suchen, und alsdann diese Häuser abbremen und darausein neues wieder aufbauen laßen M)."Abschließend erwähnt Herz Samson, daß der Herzog "ein für die Menschheit sowohlthätiges Institut" unterstützen werde, zumal die AnIegung desselben der Stadtnicht zum Nachteil gereichen würde. Auch gab er sich der Hoffnung hin, daß derneue Schulhausbau "über den Dammgraben bis zu der gegenüberliegenden Bastion"fortgerüdet werden dürfe und auch die Lehrer bei diesem Institut nebst deren Leutenund Schülern wie auch das dazu bestimmte Haus wenigstens so lange, wie dasInstitut bestehen wird, von allen öffentlichen Abgaben und besonders von allenN) aAlt vorl. Nr. 3118/1.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigEinquartierungen befreit sein würde. Dazu vertrat der Wolfenbütteler Magistrat am6. Juni 1794 die Auffassung: es wäre nicht zu bestreiten, daß die Anlage einessolchen Instituts für die Stadt vorteilhaft sei. Auch erscheine die Konzession zu demgedachten Institut dem Magistrat unbedenklich. Er spricht sich aber gegen dieBefreiung von Abgaben und Einquartierungen aus; außerdem müsse der geplanteAusbau bis zu der gegenüberliegenden Bastion von samverständigen Baumeisternbeurteilt werden 54). Dieses Gutachten wurde am 30. Juli 1794 ausgefertigt 54).Der am I z. Dezember 1794 erfolgte plötzliche Tod des Herz Samson wird dieUrsache dafür gewesen sein, daß der von ihm beabsichtigte Neubau nicht zur Ausführungkam. Seine am Z7. Juli 1796 verstorbene Witwe Schendel geb. Oppenheimersetzte in ihrem Testamente vom 17. Juli 179657) den Wunsch ihres verstorbenenMannes in die Tat um: sie bestimmte für das Institut auf dem Großen Zimmerhofe:"Hiernächst legire ich zu der Wolfenbüttelschen am Großen Zimmerhofe belegenen,von meinem verstorbenen lieben Ehemann angeordneten frommen Stiftungein Capital von 5000 Rthl. ... in Golde, welches Capital sicher untergebracht werdenund der jährliche Zinsbetrag dem Institute zu Guthe kommen soll. Dieses Capitalsoll, wie sich von selbst verstehet, auf ewige Zeiten dem Institute eigenthümlichverbleiben und von den Vorstehern desselben dahin gesehen und Sorge getragenwerden, daß dieses Capital dem Institute conservirt werde, und die Zinsen zumBesten desselben alljährlich gehörig verwendet werden. Das Capital selbst soll abernie angegriffen werden. Hiebey verordne ich, daß sowol die in diesem Institutebefindlichen Kinder als auch deren Lehrer und Vorgesetzte, jedesmal an meinemSterbetage die Psalmen Davids und die übrigen für Verstorbene zu verrichtendenGebete beten und damit alljährlich, so lange das Institut stehet, ohnablässig continuirensollen."Zu dieser Herz-Samson-Stiftung können weiterhin jene z8000 Rthl. i. G. alszugehörig angesehen werden, die Philipp Samson von dem Erbteil der elf Kinderdes Herz Samson - dessen Vermögen auf 4°0000 Rthl. geschätzt wurde - denbisherigen Familien-Vermächtnissen zuführte, nämlich für die drei Söhne I Z 000 Rthl.und für die acht Töchter 16000 Rthl.Herz Samson, 1738 in Wolfenbüttel geboren, verlegte 1763 seinen Wohnsitznam Braunschweig (Bäd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb. 4: Haus Wolfenbüttel, Harzstraße [21786: Jüdische Religionsschule (Talmud-Thora-Insti tut)(Aufn. Gerh. Stoletzki, Wolfenbüttel)http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb. 5: Das 1858 für die Samsonschule in Wolfenbüttel erworbene HausKommißstraße 9 a (Ass-Nr. 469 bzw. 365) mit dem 1882 errichteten Klassengebäude(heute Harzstraße 28, Ass-Nr. 365)(Von Dr. med. Tachau, Chicago, zur Verfügung gestellt)http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519scheint dieses Institut schon zurückgegangen zu sein. Nach den Worten (1843) desspäteren Direktors der Samsonschule Dr. Philipp Ehrenberg war es "gänzlich zerfallen",so daß 1808 dessen Kapitalien durch den damaligen Administrator derSamsonschen Vermächtnisse, Isaac Herz-Samson in Braunschweig, den ein Jahrzuvor vereinigten beiden Wolfenbütteler Samsonschen Stiftungen: der Schule aufder Harzstraße und dem Waisenhaus auf dem Großen Zimmerhof zugeteilt wurden.Damit hatte die Braunschweiger "Samson-Gumpel-Stiftung" aufgehört zu bestehen.Ein ohne Datum versehenes Schriftstück des Braunschweiger Hoffaktors HirschHerz-Samson 59) zu der Fundation der Samsonschule besagt über dieses BraunschweigerStudierhaus: eine Stiftung, die hier in Braunschweig von meinem seligenGroßvater Samson Gumpe! an 50 Jahren existierte, nämlich wo drei große Gelehrteunterhalten wurden, und solche mein Bruder ganz allein ohne mein Wissen undWillen aufhob und die Kapitalien mit zu der Stiftung in Wolfenbüttel nahm. -Die Angabe "an So Jahren" wird zu hoch gegriffen sein - dieses rabbinische Studierhauswurde 1808 aufgehoben, Samson Gumpel starb 1767, sein Sohn Herz Samsonverzog 1763 nach Braunschweig: mithin kann der Wirkungskreis mit höchstens40 Jahren angesetzt werden.Es erhebt sich die Frage, ob von der "Milden Stiftung" im Betrage von 20000Rthl. i. G. des 1767 verstorbenen Samson Gumpel nur allein das von Herz Samsonin Braunschweig geleitete rabbinische Studierhaus fundiert war, da Philipp Samsonfür die Gründung seiner Schule 1786 zu Protokoll gibt " ..• wozu ihm von seinemverstorbenen Vater ein Kapital hinterlassen worden". Danach sind beide Instituteauf Samson Gumpels Stiftung zurückzuführen; Philipp Samson aber sicherte dasBestehen seiner Schule testamentarisch 1795 durch die Stiftung eines Kapitals vonweiteren 20000 Rthl. i. G.Das Konsistorium des Königreichs Westphalen, dem das Herzogtum Braunschweigzugeteilt wurde, erhob Ansprüche an den Braunschweiger Teil der Samson­Gumpel-Stiftung und wünschte seine Verlegung nach Kassel; dem Widerstandleistenden Administrator gelang es indessen, eine bis zum Schluß der Befreiungskriege1813 bestehende Übereinkunft zu treffen, nach der die Zinsen aller Stiftungenfür die Samsonsche Freischule verwendet, dafür aber fünf von dem WestphälischenKonsistorium empfohlene Zöglinge unentgeltlich in diese Schule aufgenommenwerden sollten 60).Die Verwaltung der drei Anstalten und ihrer Fonds führte Philipp Samson biszu seinem am 4. Dezember 1805 erfolgten Tode; danach übernahm sein Schwiegersohnund Neffe Isaac Herz-Samson (Braunschweig, gestorben Berlin 1849) dieAdministration aller Samsonschen Stiftungen. Er vollzog die Zusammenlegung derbeiden Wolfenbütteler Institute und gleichzeitig anstelle des bisherigen einseitigenReligions-Unterrichts die Anlehnung an den deutschen Elementar-Unterricht. Denbeiden am 5. April 1807 vereinigten Stiftungen gab er den Namen "Samsonsche68) 34 N Bd. 4 vorl. Nr. 154 (Paket 83).80) Ehr e n b erg, Philipp: Die Samsonsche Freischule. Leipzig 1844.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigFreischule" 61). Als Schulhaus bestimmte er das Philipp Samsonsche Haus auf derHarzstraße. Den Namen Samsonsche Freischule führte die Schule bis 1843. DieLeitung wurde dem in Braunschweig 1773 geborenen Samuel Meyer, der 1808infolge des Dekrets der Westphälischen Regierung den Familiennamen Ehrenbergannahm, übertragen. Er war von 1789 bis 1794 selbst ein Schüler des PhilippSamson'schen Instituts gewesen.Unter Ehrenbergs Leitung erreichte' die Schule einen sich immer mehr steigerndenRuf, so daß für deren Vergrößerung das durch die Gärten mit dem Schulhausin Verbindung stehende nachbarliche Doppelgrundstück Ass-Nr. 449/50, KrummeStraße Nr.31 (alte Haus-Nr.1), 1820/11 als "Schulwohnhaus" erworben und derSchulbetrieb dorthin verlegt wurde 62). Anläßlich dieser Gelegenheit erhielten diebeiden Häuser eine einheitliche Vorderfront, während die Außenwand der Dachgeschoßwohnungmit einem das Symbol der Leviten, eine Wasserkanne, tragendenOrnament versehen wurde.Der braunschweigische Landesrabbiner Eger reichte 1829 bei dem Fürstl. Braun-6chweig-Lüneburgischen Stadtgericht in Wolfenbüttel gegen den Inspektor derSamsonschule, Samuel Meyer Ehrenberg, eine Beschwerde ein, weil nach dessenMeinung "die Samsonsche Freischule ein Privat-Institut sei" 59). Ehrenberg versuchtegleich zu Anfang, diese Angelegenheit mit dem Landesrabbiner in Güte zu klären,jedoch hatte inzwischen seine Erkrankung eine Aussprache darüber verhindert. DasStadtgericht verlangte am 18. März 1829 von Ehrenberg die Vorlegung sämtlicherauf die Gründung der Schule und dessen Fundation bezughabenden Dokumente.Diese Forderung sandte Ehrenberg an den Administrator der Schule, Isaac Herz­Samson in Berlin, und gab darüber dem Wolfenbüttcler Stadtgericht Nachricht. DerAdministrator aber schrieb an Ehrenberg am 11. April 1829, daß die Stiftung keineöffentliche Stiftung, sondern eine Privatanstalt sei, über welche eine Staatsbehördekeine Aufsicht zu führen habe. "Am allerwenigsten aber kann ich eine Erklärungabgeben, bevor an mich eine Aufforderung dazu ergangen sein wird. Da Sie bloß alsLehrer bey der Schule angestellt sind, so kann ich mich auf eine an Sie ergangeneVerfügung nicht einlassen."01) Wegen dieser Zusammenlegung der beiden Institute durdt Isaac Herz-Samson istdieser oft als "Gründer der Samsonsdtule" hingestellt und 1807 als deren Gründungsjahrangegeben worden. Beides ist nidtt richtig: die JOO-Jahr-Feier der Sdtule wurde 1886begangen, damit ist zugleich Philipp Samson als ihr Gründer dokumentiert.12) Als der damalige Besitzer des Grundstüd:es Ass-Nr. 45~ für seinen Fuhrwerksbetriebein Stallgebäude errichtete, erhielt dieses die dem Hause Krumme Straße Nr. 31 genommeneAss-Nr.450, das danam nur die Ass-Nr.449 behielt. Die bei den Ass-Nr. 449 und 450 tretenals zusammengehörig außer in den alten Brandversidterungs-Akten nur in den WolfenbüttelerAdreßbüchem bis 1871 auf. Daß mit Nr.31 das frühere Nachbarhaus Ass-Nr.450vereinigt worden ist, ist an der jetzigen Hausfront nicht erkennbar, wohl aber im Hausinnern.- 1770 erwarb Philipp Samson den Garten von Ass-Nr.451 (11 Alt 1[01; Br. Jb. 48, 1967,S.39). Es wird keinem Zweifel unterliegen, daß auch der Garten von Ass-Nr. 451, um eingeschlossenes Gebiet für die Schüler zu erhalten, angekauft wurde. Als die Schule 1858 namder Kommißstraße verlegt und der alte Smulbetrieb aufgelöst wurde, gingen auch die einstgekauften Gärten und Grundstü&e in andere Hände über.66http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425191846/47 hatte die Verwaltung des Samsonschen Legatenfonds die Absicht, für dieimmer größer gewordene Schülerzahl eine neue Schule zu erridtten. Hierfür hattendie Administratoren "den Platz hinter der Herzogtorwache an den Promenaden, demHettlingschen Grundstück gegenüber" ausersehen. Die daran geknüpften Erwartungenführten jedoch nicht zum Ziele, so daß der Unterricht bis zum Jahre 1858weiterhin in den Schulgebäuden Harzstraße und Krumme Straße erfolgte. Dieständig wachsende Schülerzahl verlangte jedoch eine räumliche Erweiterung, wozuder Samsonsche Legatenfonds 1858 das Grundstück an der Ecke Harzstraße/KommißstraßeNr.9a (Ass-Nr.469 [alt: 365]) erwarb. Am I. Dezember 1858 wurde dasneue Schulhaus in Benutzung genommen und am 18. Januar 1859 eingeweiht 63).Hier erfolgte 1882 eine nochmalige Erweiterung der Schule durch den Bau eineszweistöckigen Klassengebäudes in dem zur Anstalt gehörenden Garten (Abb.5).Vier Jahre später, 1886, war die Feier des JOojährigen Bestehens der Schule - essollte eine stolze Erinnerung werden. In Berlin hatte sich dazu ein vorbereitendesKomitee aus früheren, jetzt zum Teil in hohen Stellungen befindlichen Schülern derSamsonschule gebildet, das an alle ehemaligen Zöglinge der Schule die Bitte richtete,sich als Dankesschuld recht zahlreich an der Feier des Jubiläums zu beteiligen unddurch Zuwendung von Beiträgen an einen Unterstützungsfonds für bedürftigeSamson-Schüler diesem einen entsprechenden Umfang zu geben. - Mitunterzeichnetwar dieser schon im Januar 1886 verfaßte Aufruf auch von dem am 18. März 1886verstorbenen Leopold Zunz als Komitee-Präsidenten.Das Wolfenbütteler Kreisblatt vom 7. Juni 1886 schrieb über diese Ioo-Jahr­Feier unter anderem: Zur Feier des Ioojährigen Bestehens der Samsonschule hattensich viele Freunde und ehemalige Zöglinge der Anstalt, zum Teil aus weiter Ferne(London, New York) in unserer Stadt eingefunden. Am Donnerstag, dem 3. Jun4nachmittags I Uhr begaben sich die Festteilnehmer und Zöglinge nach dem Friedhofeund legten dort nach dem Gesang eines Chorals auf die Gräber des Stifters PhilippSamson sowie des Inspektors Ehrenberg und dessen Frau Kränze nieder, währendHerr Direktor Dr. Rosenstock die Gedächtnisrede hielt. Der Abend vereinigte dieLehrer der Anstalt und deren Gäste zu einem gemütlichen Beisammensein im Forsthause.Am Freitagmorgen begann die Feier mit einem Gottesdienst in der Synagoge(HarzstraBe), bei welcher Landesrabbiner Dr. Rülf aus Braunschweig predigte. Nacheinem gemeinsamen Frühstück im Speisesaale der Anstalt fand sodann der Hauptfestaktin der Aula statt. Zu demselben hatten sich auch Vertreter des HerzoglichenKonsistoriums, der Kreis- und städtischen Behörden eingefunden. Herr DirektorDr. Rosenstock hielt die Festrede über "Reform und Entwiddung des deutschenSchulwesens". Während die Zöglinge in der Anstalt bewirtet wurden, fand dasFestmahl des Lehrerkollegiums und der Gäste im Hotel zum Löwen statt, beiwelchem die Tafelmusik von dem Musikkorps der Braunschweiger Husaren ausgeführtwurde. Um 6 Uhr fand in der Seminar-Turnhalle ein Schauturnen statt. Nachdem Abendessen begaben sich gegen 9 Uhr die Festteilnehmer und Schüler nach demForsthause, wo bei Musik und Gesang das Fest fröhlich beschlossen wurde. - DemU) Hierbei wurde eine, heute wohl kaum noch beizubringende Stammtafel der FamilieGumpel-Samson an die zur Einweihung der Schule eingeladenen Gäste verteilt.5 •


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Unterstützungsfonds der Anstalt wurden aus Anlaß des Festes von ehemaligenSchülern und sich für die Anstalt interessierenden Personen eine Gabe von27 500 Mark überwiesen.Die immer mehr steigende Schülerzahl verlangte gebieterisch einen umfassendenNeubau der SdlUle: 1893 wurde dazu ein auf dem Neuen Wege belegencs Grundstüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Das Leben in der Anstalt war dem jüdischen Ritual entsprechend; an Sabbatenund Festtagen fand kein Unterricht statt. Neben der Ausbildung des Geistes undder Pflege des Gemüts wurde von der Anstalt die Kräftigung und Abhärtung desLeibes gefördert durch Turnübungen und Jugendspiele, durch Baden und Schwimmen(in der Oker bei Groß-Stöckheim), durm warme Brausebäder, durch häufigeSpaziergänge und Ausflüge in den nahen Harz und an die Wes er. An den Winterabendendurften nach erledigten Smularbeiten Gesellschaftsspiele veranstaltetwerden oder man konnte lesen. Auch gesellige Vergnügungen fanden statt, oder eswurden Theatervorstellungen in Braunschweig besucht - alles unter Aufsimt bzw.in Begleitung von Lehrern. Andererseits: jede Sendung von Geld oder Werts amensowie von Nahrungsmitteln an die Zöglinge war verboten, da dieselben das Geldfür nötige Ausgaben sowie die Freimarken für ihre Korrespondenz durch die Anstalterhielten. Der Briefwechsel war frei und unterlag nicht der Beaufsichtigung durmdie Anstalt. An der Schule bestand u. a. ein Stenographenverein, ein Handfertigkeitsverein,ein Musikverein, ein Sportklub, und die Jungdeutschland-Bewegunghatte ebenfalls unter den Schülern sehr viele Anhänger.Die Smule war bis 1813 einklassig, bis 1843 zweiklassig und danam bis 1871dreiklassig; von da an erfolgte stufenweise bis 1888 die Erweiterung zu einer semsklassigenhöheren Lehranstalt. - Begabte Smüler der Samsonschule nahmen, alssich diese noch auf der Kommißstraße befand, an dem Unterricht der gegenüberliegenden"Großen Schule" (Gymnasium) teil und zählten hier nach dem Urteilder Gymnasiallehrer mit zu den besten Schülern. Zu diesen gehörte aum LeopoldZunz, der Begründer der" Wissenschaft zur Geschichte des Judentums", von April1809 bis Oktober 1811. Seine 1854 ersmienene Schrift "Samuel Meyer Ehrenberg"war eine Ehrengabe für seinen einstigen Lehrer.Der Unterricht in den Elementarfächern Deutsch und Rechnen erfolgte in dereinstigen Talmud-Schule in nur 4-5 Stunden wöchentlich.Nam der Vereinigung der beiden Wolfenbütteler Institute hatten die Leitungder Samsonschule: Samuel Meyer Ehrenberg 1807-1846, Dr. phi!. Philipp Ehrenberg1846-1871, Dr. Moritz Rosenstock 1871-1887, Professor Dr. Ludwig Tachau1888-1919. Danach leitete die Schule zunächst ein Kuratorium. Am 10. Oktober1927 wurde Herr Dr. Wilhelm Wolfsdorf, zuvor stellvertretender Direktor, zumDirektor ernannt.1891 hatte das Braunschweigisme Staatsministerium durch die Initiative desDirektors Professor Dr. Tamau die Samsonschule als Realsmule anerkannt. 1892erhielt sie die Berechtigung zur Ausstellung von Zeugnissen für den "EinjährigfreiwilligenMilitärdienst" im deutschen Heere - mit der bestandenen Abschlußprüfungwar das Reifezeugnis für die Obersekunda einer Oberrealschule verbunden.Waren die jüdismen Schulen anfangs reine Religionssmulen, so hatte sim diesesVerhältnis schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr geändert: jede nächsteGeneration bramte von Haus aus einen ganz anderen Geist mit als ihre Eltern undVoreltern einst für den einseitigen Religionsunterricht. Professor Dr. Tachau suchtevor allem zu erreichen, daß das Braunschweigische Staatsministerium die Anstaltder Oberaufsimt einer Behörde unterstellte - Voraussetzung dafür war, daß die


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Leistungen der Schule auf den dazu erforderlichen Stand gebracht wurden. Es warein seltenes Maß von Arbeit, Umsicht, Ausdauer und Sorgfalt erforderlich, um zudiesem Ziel, von dem Sein oder Nichtsein der Schule abhing, zu gelangen. So istdie Geschichte der Samsonschule gleichzeitig im Kleinen ein Stück jüdischer Kulturgeschichte.Nach dem ersten Weltkrieg setzte ein ständiger Rückgang in der Schülerzahlvieler jüdischer Schulen ein. Dieser ist auch darauf mit zurückzuführen, daß durchdie in dem Friedensvertrag von J919 geforderte Aufhebung der deutschen Heeresdienstpflichtdas für den früheren verkürzten Militärdienst benötigte Reifezeugniseiner Höheren Schule gegenstandslos geworden war. Die durch den verlorenen Kriegentstandenen wirtschaftlich schlechten Zeiten in Deutschland haben weiterhin sehrviel zu dem Niedergang auch der Samsonschule beigetragen. J926 wurde der StadtWolfenbüttel das Schulgrundstück für 120000 RM angeboten - vergeblich. DieAdministration versuchte, den Schulbetrieb weiter durchzuführen, sah sich aber imHerbst J928 zur Schließung der Schule veranlaßt. Von 1889 bis 1928 bestandeninsgesamt 724 Schüler die Abschlußprüfung.Für die weitere Verwendung des Schulgebäudes erging 1929 seitens der StadtWolfenbüttel die Anregung, dort ein Rentnerheim größeren Stils einzurichten,dessen Träger der Kreis Wolfenbüttel sein sollte. Dieser Vorschlag fand jedochbei den Rentnern keine Gegenliebe. Das Grundstück diente zunächst als eine Gendarmerie-Schule,auch als Unterkunft für Evakuierte, ehe die Stadt Wolfenbüttelnach dem Kriege in der einstigen Schule ein z. Zt. noch bestehendes Krankenhauserrichtete. Eigentümer des Grundstücks ist der Bundesfiskus.Außer den Akten zur Gründung der beiden Wolfenbütteler Samsonschen Institutesind z. Zt. keine weiteren urkundlichen Belege beizubringen gewesen. Dieprivaten Akten der ehemaligen Samsonschule, die zum Abtransport in Hamburgausgelagert waren, sind dort durch Feindcinwirkung 1943/44 vernichtet worden.VI. Das religiöse Leben der Juden in Wolfenbüttell Die Synagoge 83)Fünf Wochen nach dem Tode seiner am Il. Dezember 1732 verstorbenen Frau,als er selbst krank darniederlag, mußte der Begründer der W olfenbütteler jüdischenGemeinde, Marcus Gumpel Fulda ben Mose, eine Untersuchung des jüdischenGottesdienstes über sich ergehen lassen. Herzog Ludwig Rudolf beauftragte amII. Januar 1733 den Wolfenhütteler Stadtmagistrat mit einer Untersuchung überden "in des Juden Gumpel Moses auf dem Holzmarkte belegenen Eckhause" stattfindendenGottesdienst. In den Archivalien wird dieses Gebäude gelegentlich deutlicherals das "nahe bei" bzw. "zunächst der Trinitatis-Kirche belegene Haus" oder"das Haus am Walle" bezeichnet.über ihre Feststellungen berichteten am 20. Januar 1733 die heiden mit derUntersuchung beauftragten städtischen Beamten:85) a) 1 Alt vorl. Nt. pS3 - b) 34 N Bd. 1 Nr. XX, 13 und 17 - c) 34 N Fb.4 vorI.Nr·94.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519"Ew. Durchlauchtigkeit gnädigsten Befehl von 11 ten hujus zur unterthänigstenFolge haben wir die Beschaffenheit des Gottes-Dienstes der hiesigen Juden untersucht.AIß nun im angeschloßenen protocollo so wohl aus der Juden eigenem Geständnißalß dem eingenommenen Augenschein des zu ihrem Gottes-Dienst destinirtenOhrts so viel abzunehmen, daß sie zwar keine öffentliche nach allen dazuerforderlimen äuserlimen requisitis eingerimtete Synagoge, jedoch aber alle essentialstücke derselben, und ihres darinnen haltenden Gottes-Dienstes haben, ihrenSabbath auch, in dem sie zu deßen Celebrirung zehen Mannbaare Juden erfordern,und denselben bey größerer Anzahl, viel heiliger und Gott angenehmer achten,förmlich und solenniter begehen, zu allen aber keine ausdrückliche Concession haben,so beziehen wir unß darauf lediglich und verharren in tiefster Devotion ... " 85 a)Als Anlage wurde diesem Bericht das nachfolgende Protokoll beigefügt:"Actum Wolffenbüttel den lOten Januarij 1733 in des Juden Gumpe!Moyses aufden Holtz-Marckte belegenen Eck-Hause:Als Unseres gnädigsten Herrn Durchlauchtigkeit unterm II teD hujus unß Gerichts-Schultheiß,Bürgermeister und Rath etc. gnädigst befohlen zu untersuchen,ob die allhier in der Heinrichsstadt etablirte Juden eine eigene Synagogen haltenund darinnen den Gottes-Dienst nach ihrer Ahrt förmlich und solenniter exerciren,auch ob sie solchen Falls eine gehörige Concession darüber hätten und von allenumständlich zu berichten, wurden die sämtlim allhier in der Heinrichsstadt wohnendeJuden vorgefodert, weil aber der alte Jude selbst Unpäßlichkeit halber nicht erscheinenkönnen und man ohne dem ante terminum commissionis nötig erachtet, denzu ihren Gottes-Dienst destinirten Ohrt, ehe sie nom von der Sache Nachrichterhielten, in Augenschein zu nehmen und dessen Beschaffenheit zu untersuchen, habenWir Gerichts-Schultheiß Treuer und Secretarius Alterman unß dato hora nonamatutina unvermuhtet in des alten Juden Gumpe! Moyses Hauß verfüget, und alßwir denselben unten in der Stube auf den Bette kranck, doch bey vollem Verstandeangetrafen, auch alle deßcn Söhne vorgefunden, ihnen unsere Commission eröfnetund zuerst bey dem alten Juden, nachdem die übrigen abgetreten, uns wegen ihrerSynagoge und auf was Ahrt sie ihren Gottes-Dienst hielten, erkundiget.Der Jude Gumpe! Moyses deponirte darauf, daß sie keine ordentlich eingerichteteöffentliche Synagoge, auch keinen Rabbi hätten, es wäre aber ein besonder Zimmeroder Stube im Hause, worinnen sie dann und wann, wenn so viel Mannbaare Juden,alß zu Haltung ihres Gottes-Dienstes nöthwendig erfordert würden, ankähmen, ihreAndacht hielten. Die Anzahl derselben müste wenigstens aus zehen Mannspersahnenbestehen. Wenn solcher numerus nicht complet, dürfften sie den förmlichen Gottes­Dienst nicht halten, sondern er, seine 3 Söhne und der praeceptor, den er hielte,pflegten alsdenn nur privatim zu behten und eben nicht allezeit in der gewöhnlichenzum Gottes-Dienst aptirten Stube zusammen zu kommen. Ihr gantzer Gottes-Dienst,den sie exercirten, bestünde mehrentheils in Gebeten, die sie lesen, und wenn siesolche verrichtet, würde von dem praeceptore, welmen sie auch Vorsinger nenneten,ein Stück aus der Thora verlesen und darauf wieder gebehtet. Wegen Haltung solchesihres Gottes-Dienstes hätte er keine ausdrückliche Concession, er vermeynte auch


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519derselben nicht zu bedürfen, weil aller Ohrten, wo Juden geduldet würden, ihnendas exercitium religionis wenigstens auf die angeführte Weise frey stünde, daherhof te er, daß er und die seinigen ebenfalls dabey gelaßen werden würden.Hierauf verfügten wir unß an den vorhin schon erkundigten Ohrt und in die Stube,worin sie ihren gewöhnlichen Sabbath hielten, und nahmen wahr, daß dieses Zimmerzwar zu Haltung ihres Gottes-Dienstes besonders destiniret, in dem darinnen vielepulpete [= Pulte], darauf die 5 Bücher Mosis nebst vielen Gebeth-Büdtern lagen,audt 5 meßingene große Lidtt-Krohnen und ein großer besonders zu ihren Gottes­Dienst zugerichteter Lampen, imgleichen hinter einen seidenen Vorhang in einenverschloßenen Schrancke die Thora und andere zu dem jüdischen Gottes-Diensterforderliche essentiaI-Stüd:e befindlich. AIß eine förmliche öffentliche Synagogeaber nach allen äuserlichen requisitis war solches nicht anzusehen, weil darauf nochandere Samen, die zu ihren Gottes-Dienst eben nicht gehöreten, verwahret stünden.Nach dem wir nun diesen Ohrt beschriebener maßen untersuchet, vernahmenwir die beyden ältesten Söhne, so auch bereits separatam oeconomiam allhier halten,als Meyer Gumpel und Samsohn Gumpeln. Auf was Ahrt sie denn ihren Gottes­Dienst hielten und ob das besehene Zimmer auch ihre Synagoge wäre oder ob siein ihren Häusern noch besondere Öhrter dazu aptiret, und ob sie dazu Concessionhätten? Illi: Sie hielten ihren Gottes-Dienst ebenfalls in gemelter Stuben, wenn ihrerzehen beys ammen, wäre diese Zahl nicht complet, dürfften sie den Sabbath nichthalten - wären aber mehr versamlet, hielten sie den Dienst Gott viel angenehmer.Sonst behteten sie unten in der Wohnstube und stimmeten im übrigen mit desVaters Außage völlig überein, und hielten sie keinen anderen Gottes-Dienst, alßwelcher einen jeden Juden, er lebe an welchen Ohrt er wolte, verstattet wäre, daherohielten sie nicht nötig, desfalls ausdrückliche Concession zu suchen. Wie sie denn auchsoIdle nicht hätten. Eine Synagoge hätten sie nicht, denn die wäre gantz anders eingerichtetalß ihre Stube, es dürfften auch in einer Synagoge keine andere Sachenaußer denen, welche zum Gottes-Dienst gehöreten, seyn, wie auf ihrer Stube befindlich.In ihren Häusern wäre kein besonderes Gemach zum Gottes-Dienst ausgesondert,sondern es täte nur ein jeder sein Privat gebeht, und wenn sie ihren Sabbath hielten,kähmen sie zum Vater." 650)Herzog Ludwig RudoIf wurde 173 I Landesfürst, nachdem er bis dahin dieGrafschaft Blankenburg 1690 als erbliche Apanage, aber mit besonderer Regierungvon den Herzögen Rudolf August und Anton Ulrich (seinem Vater) erhalten hatte.17°7 wurde durch Kaiser J oseph I. die Grafschaft zu einem reimsunmittelbarenFürstentum erhoben. Schon als Herzog in Blankenburg war ihm der jüdisdteGottesdienst nidtt genehm. Mit Reskript vom 8. August 1720 verbot er sowohldem Gründer des Halberstädter jüdischen Studierhauses, Berend Lehmann, der inBlankenburg eine Eisengießerei und Niederlage von Wachs und Öl besaß, als auch"einigen anderen Juden, an ihrem Sabbathe allhier Zusammenkünfte zu übung ihresGottesdienstes öffentlich oder quovis modo anzustellen und denselben mit den dabeygebräudtlichen Ceremonien zu feyern" 66). Nach der Wiedervereinigung von Blan-


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519kenburg und Wolfenbüttel ließ Herzog Ludwig Rudolf als ein wenig toleranterFürst 1733 den jüdischen Gottesdienst in seiner neuen Residenz (wie auch in Braunschweig)untersuchen - ein Verbot desselben ist dagegen nicht ausgesprochen.Während dieser synagogalen Frühzeit trug ein seit etwa 1740 in Wolfenbüttelweilender Verwandter des Braunschweiger Kammeragenten Alexander David, J osephAlexander ([Feder-] Schneider), sich mit dem Gedanken der Errichtung eines eigenenTempels. Dafür wollte er an den Landesherrn eine Pacht von SO Thaler zahlen.Joseph Alexander hielt sich mit seiner Familie verschiedentlich in Wolfenbüttel alsunvergeleiteter Jude auf, wohnte zuvor im benachbarten Wendessen, später aufverschiedenen Gärten vor den Toren Wolfenbüttels. Er hatte sich durch seineTempel-Absichten mit den Gebrüdern Gumpel, denen er zuvor "zur Hand gegangen",entzweit und ging nun an den Feiertagen in den Tempel seines BraunschweigerVetters. Am 30. September 1744 erhielt er auf seinen Antrag einen Schutzbrief, derjedoch am 3. Dezember 1744 wieder zurückgenommen wurde.1781 errichtete Philipp Samson in einem Nebengebäude des Elternhauses seinerFrau, Harzstraße Nr. 12/563, anstelle des bisherigen Betsaales eine Synagoge 87).Diese enthielt viele Gesetzesrollen und Gebettafeln; in ihr befanden sich außer denPlätzen für die Zöglinge der 1786 gegründeten Schule 56 Männersitze und außerdemein Frauentempel, der 15 Plätze hatte. In diese Synagoge wurden die Gerätschaften,die von den Israeliten für den alten Tempel angeschafft worden waren, z. B.:8 Gebetpulte, verschiedene Gebettafeln, Kron- und Wandleuchter, mit übernommen.Meyer Gumpel hatte spätestens nach dem Verkauf des väterlichen Hauses1735/36 (wenn nicht schon 1733 nach dem Tode seines Vaters) ein dem Gottesdienstdienendes Zimmer neu geschaffen. Um diese Synagoge samt dem Frauenbad fürewige Zeiten zu sichern, bestimmte er - nach den Worten des späteren GemeindevorstehersLippmann Reis (1843) - zwei Wochen vor seinem Tode am zz.Januar1764 und zusätzlich zu seinem Testamente vom 1. Mai 1763, daß seine Erben dasHaus niemals verkaufen sollten. Das Frauenbad verlegte Philipp Samson in sein1783 käuflich erworbenes Haus Ass-Nr. 334 auf dem Großen Zimmerhof Nr.18,in welchem es bis zu dessen Verkauf im Jahre 1836 verblieb.Die Inschrift der durch die Synagogen-Brandstiftungen 1938 mit vernichtetenHeiligen Lade lautet nach den übersetzungen aus dem Jahre 1843 durchRabbiner Herzfeld (Braunschweig):Zum Guten werde gedacht der gelehrteund berühmte R Samson, seligenAndenkens, der Sohn des berühmtenR Gumpel Fulda seligen Andenkens. ErInspektor Ehrenberg:Zum Guten werde gedacht derName des geehrten R Samson, des Sohnesdes geehrten R Gumpel Fulda. Erhinterließ von dem Segen, mit dem ihn87) Die Angabe bei Dr. Sdmee in ~Die Hoffinanz" Bd. Il (Berlin 1954) Seite 99, daßAlexander David (gestorben 1765 in Braunsmweig) kurz vor seinem Tode der jüdischenGemeinde Wolfenbüttel ein Haus zur Synagoge schenkte, ist ein Irrtum - es war eine Schenkungan die Braunschweiger Gemeinde und betrifft deren frühere Synagoge KohlmarktAss-Nr. %90.73


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519hinterließ von dem Segen, den ihm derHerr verliehen, mit großer Freigiebigkeiteine bestimmte Summe für den Baudieses kleinen Heiligtums (Beth Hamickdosdtm'at), das erridttet wurde durdtseinen Sohn, der mit verständigem Herzendie Arbeiter anwies, alles volIkommenund ohne Mängel anzufertigen, demgelehrten und berühmten R Feibisdt(Gott erhalte ihn). Dieser sdtenkte vondem Seinigen zur Vergrößerung derguten That nodt ein Drittel. Es bestehedie Ehre dieses Hauses auf den Namendes Vaters und des Sohnes. Das Werkwurde vollendet anno 5541 (1781).Gott gesegnet hat, und spendete undließ strömen aus seinem Beutel eine bestimmteSumme zum Bau dieses Tempels.Und es ward vollendet diese ganzeArbeit des Heiligtums, weldtes erridttetwurde durdt seinen Sohn, der mit überlegungdie Arbeiter unterwies, das allesvollkommen und ohne Mangel werdedurdt den berühmten R Pheibes. Erfügte hinzu von dem Seinigen zur Versdtönerungmehr als den dritten Theil.Möge die Herrlidtkeit des Hauses festbleiben nach dem Namen des Vatersund seines Sohnes!Im Jahre 5541 (1781).Zu den durdt "Kleines Heiligtum" wiedergegebenen hebräischen Worten bemerkteder Landesrabbiner IIerzfeld, daß "klein" mit Anspielung auf Ezedt 11 (16)jeder Tempel, audt der größte, genannt wird, im Gegensatz zu dem einstigenTempel zu Jerusalem, und daß die hebräisdten Worte "Beth Hamickdosdt m'at"niemals bei einem Privat-Tempel gebraucht würden - vielmehr da, wo sie vorkämen,stets eine öffentliche Synagoge bezeidtneten. IDie in der Gemeindeversammlung am 5.Mai 1843 besdtlosseneFeuerversidterungder Heiligen Geräte durdt den damaligen Vorsteher Lippmann Reis nenntSilbergerät • • • • • .Kronleudtter, Wandleuchter und einArmleumter • • • . • • •Pulte und Bänke • . . .acht auf Pergament gesmriebeneGesetzesrollen nebst Vorhängen .430 Rthl.300 Rthl.30 Rthl.550 Rthl.1310 Rthl.Die Erklärung des Landesrabbiners wie aum die Tätigkeit des Gemeindevorsteherswurden jedom von den Administratoren des Samsonsmen Legatenfondsnicht ohne weiteres zu Gunsten der Gemeinde anerkannt. Sie beanspruchten fürden Fonds das Eigentumsrecht "an dem im Gebäude des Legatenfonds befindlidtenTempel ungesmmälert zu wahren und die Intentionen des Stifters aufremt zuerhalten, der diesen Tempel zunämst für die Zwecke der Freismule bestimmt hat".Danach könne der Gemeinde nur ein Mitbenutzungsrecht eingeräumt werden 65c).Die von Philipp Samson 1781 gesmaffene Synagoge wurde bis 1893 von derGemeinde benutzt und danach zu einem Wohnhaus ausgebaut - nur die auf demHausboden nom simtbaren Ornamente an den Seitenwänden und die in blau-goldgehaltene Himmels-Darstellung an der Decke erinnern mit ihren verblaßten Farbenheute noch an die einstige Synagoge. 1855 hatte die Gemeinde auf ihre KostenRestaurierungsarbeiten vornehmen lassen.74


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Die neue Synagoge an der Lessing-Straße wurde am 11. Juni 1893 eingeweiht(Abb. 7). An der Feier hatten sich außer der vollzählig versammelten Gemeinde auchdie Vertreter des Stadtmagistrats, die Stadtverordneten, die Direktoren des HerzoglichenLehrer-Seminars und der Städtischen Realschule, auswärtige Kuratoren derSamsonschule, viele geladene Bürger aus der Stadt Wolfenbüttel und die am Baubeteiligt gewesenen Handwerker vor dem stattlichen Gotteshause versammelt. DerFestakt begann mit der Ansprache des ·Herrn Kreismaurermeisters Dauer, welcherden vergoldeten Schlüssel zur Tempeltür dem Vorsteher des Synagogenvorstandes,Herrn Bernhard Cohn, überreichte. Dieser gab den Schlüssel auf einem seidenenKissen seiner Tochter Cilli Cohn. Nachdem ihr an die Versammelten gerichteterProlog verklungen war, nahm der Landesrabbiner Dr. Rülf den Schlüssel in Empfangund öffnete die Tempelpforte, durch welche nunmehr die Festversammlung dieSynagoge betrat. Die Damen nahmen auf der Empore, die Herren im unteren RaumPlatz. Der Chorgesang" Wie lieblich sind deine Zelte, Jacob, deine Wohnungen,Israel" in hebräischer Sprache von den Samsonschülern unter Begleitung von Instrumental-Musikder Lindenberg'schen Kapelle gesungen, bildete den Beginn des Festgottesdienstes.Nach weiterem Gesang des Vorbeters folgte die Einholung derThorarollen, welche vom Rabbiner, dem Vorbeter und den Gemeindeältesten unterChorgesang durch das Gotteshaus getragen und sodann in die Heilige Lade gelegtwurden. Der Rabbiner weihte hierauf die Heilige Lade und den Altar unter Gebetein und hielt sodann nach abermaligem Gesang des Chors die Weiherede. An dieseschloß sich der Gesang der Beethoven'schen Hymne "Die Himmel rühmen desEwigen Ehre". Hierauf folgte das vom Rabbiner gesprochene Gebet für Kaiserund Reich sowie der in hebräischer und deutscher Sprache gesprochene Segen. Miteinem Hallelujah-Gesang wurde die erhebende Feier beendet.Der im orientalischen Stil nach Plänen des Geheimen Hofrats Professor ConstantinUhde (Braunschweig) ausgeführte Bau wurde am I. Juli 189z begonnen undder Grundstein am 16. August gelegt (Abb.8). Die beiden Kronleuchter wurdenvon Schlossenneister Bahns angefertigt. Im Tempel waren zoo Sitzplätze für männlichePersonen und auf den Emporen 84 Sitzplätze für Frauen. Am Haupteingangbefand sich eine große Halle, von der dahinter liegenden kleinen Vorhalle gelangteman in den Tempelraum. über der großen Halle war ein Konferenzzimmer, überder kleinen Vorhalle ein Raum für die Orgel 68). .Zu seinen Lebzeiten lag das religiöse Leben in Wö)fenbüttel in den Händendes Mareus Gumpel Fulda ben Mose. Nach seinem Tode wird sein Sohn MeyerGumpel als der ältere unter den Geschwistern zusammen mit dem Infonnator undspäteren Rabbiner Simon Wolff Oppenheimer das religiöse Leben bestimmt haben.Nadt Meyer Gumpel übernahm zunächst die Leitung sein Bruder Samson, danachsein Bruder CoppeI. Dessen Nadtfolger wurde Philipp Samson; als dieser 1805 verstarb,übernahmen zunächst provisorisch das Amt des Vorstehers Mareus Jüdel undBeer Coppcl bis September 1806, worauf Levy Gumpel Samson - ein Sohn vonGumpel Samson in Amsterdam -, der 1806 nach Wolfenbüttel verzog, zum Vor-88) Wolfenbütteler Kreisblatt 11. Juni 1893.75


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519steher gewählt wurde. Nach dessen Tode übernahm am 3. Oktober 1817 der KaufmannLippmann Reis dieses Amt, sein Nachfolger wurde am Xl. Mai 1851 derBankier Zacharias Cohn, dessen Stellvertreter der Kaufmann David Neuberg - heidewerden noch 1871 genannt. Die Quellen für die dann folgende Zeit sind die WoIfenbüttelerAdreßbücher. Diese nennenals Vorsteher:18801891189619°019°119°3191819 19191 7191819351935Reis, Nathan, Lott.-Koll.Cohn, Bernhard, KaufmannCohn, Bernhard, KaufmannSchloß, Nathan, KaufmannRosenthai, Pinkus, JuwelierGraetz, Louis, LehrerGraetz, Louis, LehrerEichengrün, Gustav, LehrerEichengrün, Gustav, LehrerEsberg, Ivan, KaufmannEsberg, Ivan, KaufmannSchloß, Nathan, Kaufmannals Stellvertreter:Samson, Isidor, KaufmannHirsch, Samson, KaufmannTachau, Jaeob, Eisenb.-AssistentReis, Erich, LotteriekollekteurSonnenberg, Bernhard, KaufmannSonnenherg, Bernhard, KaufmannSonnenberg, Bernhard, KaufmannSonnenberg, Bernhard, KaufmannSonnenberg, Bernhard, KaufmannSteinberg, Siegfried, LehrerStein berg, Siegfried, LehrerSteinberg, Siegfried, LehrerAuch dieses Gotteshaus wurde in der Nacht zum 10. November 1938 ein Opferder staatlich gelenkten Synagogen-Brandstiftungen, an die sich die sofortige Beschlagnahmeder Synagogen- und Gemeinde-Archive anschloß. Mit der brennenden Synagogewurde auch die Gedenktafel für die im ersten Weltkriege gefallenen Angehörigender jüdischen Gemeinde Wolfenbüttel vernichtet.Vll. Der jüdische Friedhof in WolfenbüttelWährend des 30jährigen Krieges waren auch in Wolfenbüttel Juden ansasslg,die ihre letzte Ruhestätte auf den dortigen christlichen Friedhöfen fanden 69) -wahrscheinlich deshalb, weil in den Kriegs;ahren ein Leichentransport nach Ortenmit jüdischem Friedhof beschwerlich erschien. Die Beisetzungen dieser verstorbenenJuden lassen sich aus den Kirchenbüchern bis um 1645 nachweisen; hernach erfolgtensie jedenfalls in Hornburg oder in Halberstadt.Die Anlage eines eigenen jüdischen Friedhofes erschien dem Hof;uden MareusGumpel Fulda ben Mose als selbstverständlich. Schon in seinem ersten Schutzbriefevon 1697 wurde ihm die Anlage eines Friedhofes gestattet, aber 17 Jahre dauertees - auch wohl mit bedingt durch die Veränderungen in den WolfenbüttelerFestungsbauten -, ehe dieser Punkt des Schutzbriefes seine Erfüllung fand, nachdemzuvor drei Friedhofspro;ekte sich zerschlugen.81) Chr. Wo 1 t e, eck, Chronicon der Stadt und Vestung Wolffenbüttel (1747), S. 107,359, 361.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigDen Gumpel Fulda zugesagten "guten Ort" als Friedhof wählte er auf demlinks der heutigen Salzdahlumer Straße belegenen Gelände des sog. Horneberges,auf dem sich das heutige Gärtnereigrundstüdc Ass-Nr. 1240 über dem als Hornkuhlebenannten früheren Gärtnereigrundstüdc Ass-Nr. 1187 befindet 70). Es kam jedochdort nicht zur Anlage eines Friedhofes. Der Platz ist vermutlich identisch mit demGarten, der 1755 anläßlich der Braunschweigischen Landesvermessung und in denLandschaftlichen Akten 71) für "Jude Gumpels Erben" genannt wird. Dieser Gartenhatte eine Größe von 1 Morgen 73 Ruten 51 Fuß, wofür 3 Rthl. Erbenzins an dieFürstliche Kammer zu zahlen waren. Statt des Platzes auf dem Horneberge erhieltGumpel Fulda dann für den Friedhof einen Platz "bei [Scharfrichter] KannenbergsMeisterei" angewiesen, die sich auf dem "Grünen Platze" Ass-Nr. 1 177 befand.Dieser zugewiesene Friedhofsplatz war den Juden jedoch nicht genehm. DurchResolution des Fürstlichen Konsistoriums vom 11. Mai 17°° wurde darauf ein Platz"bei der sog. Sandkuhle hinter dem Gotteslager" freigegeben 7ll), der jedoch teilswegen seines wässerigen Grundes, teils aber auch wegen des ungewissen WolfenbüttelerFestungsbaues nicht in Anspruch genommen wurde. Als in der Nacht zum18. Dezember 1701 den Eheleuten Gumpel ein Sohn verstorben war und wegender damaligen Festungsbauten der als Friedhof angewiesene Platz als solcher "aberitzo nicht gewiß sein kann", sahen sich die Eltern veranlaßt, ihr Kind auf demFriedhof der jüdischen Gemeinde in Hornburg zu bestatten, wozu Gumpel Fuldaein Gesuch an Herzog Anton Ulrich richtete (s. Beilage 6) 73). Auch der in demTestamente von 171074) genannte jüngste Sohn Joseph, dessen Sterbedatum nichtbekannt ist, wird in Hornburg beigesetzt sein.Die Resolution des Fürstlichen Konsistoriums zu Wolfenbüttel vom 12. Mai 1700wegen des Friedhofes "bei der Sandkuhle hinter dem Gotteslager" lautet:"Demnach auf des hiesigen Schutzjuden Gumpel Moses beschehenes Ansuchen,daß ihm laut seines von Serenissimus erhaltenen Schutzbriefes einbesonderer sicher[er] Ort aus- und angewiesen werden mögte, woselbst erauf ereugenden Fall seine Todten beerdigen könnte, und dann seinem Suchendeferiret worden: So ist obgedachten Schutzjuden ein Platz bey der so genanntenSandkuhlen hinter dem Gotteslager, 1 1 /2 Ruthen lang und 1 1 /2Ruthen breit, zum Kirchhofe adsigniret und ausgewiesen, auch demselbendarüber dieser Schein unter dem Fürstlichen Consistorial-InsiegeI erteilet" 7ll).Der Platz "bei der Sandkuhle hinter dem Gotteslager" liegt im Gelände desfrüheren Kasernen-Grundstückes an der Lindener Straße, und zwar an der Stelle,auf der sich das Gebäude der Reitbahn befindet, begrenzt von der dahinterliegenden70) Karte des Landes Braunschweig im 18. Jhdt. (Veröff. der Historischen Kommissionfür Niedersachsen) (1957) Blatt 3819.71) 10 Alt 415.72) 40 Slg 3761.73) 34 N Bd. I Nr. XX, I.n) 7 Alt Fb. I, Testamente Bd. 3 Nr. 1 (Br. Jb. 48, 1967, S. 33)'77http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Gärtnerei" Teichgarten" (einem früheren Teicheterrain). Letzteres war wohl derGrund, daß Gumpel Fulda dem Fürstlichen Konsistorium gegenüber Einwendungengeltend machte und diese Stelle als Friedhof nicht in Anspruch nahm. Das Konsistoriummuß sich diese Einwendungen zu eigen gemacht haben, denn es bemerkt inseiner Friedhofsgenehmigung vom 11. Dezember 1724, daß "selbiger angewiesenerOrt wegen seines wässerigen Grundes als Friedhof sehr unbequem sey". Auch inseinem Schreiben vom 18. Dezember 1701 erhebt Gumpel Fulda gegen die angewieseneStelle, wie schon erwähnt, Bedenken, da nicht bekannt sei, welche Pläne bezüglichdes weiteren Festungsbaues bestehen - die angewiesene Stelle lag frontal imBereich des gegenüberliegenden Comelius-Bollwerkes, des heutigen Gamisonbergs.Die bauliche Veränderungen der zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegebenenFestungswerke begannen um 1700 und werden zwischen 1724 und 1729 abgeschlossensein, denn der Wolfenbütteler Stich von 1729 läßt die Festungsbauten alsabgeschlossen erkennen. Dieser Abschluß kann der Grund gewesen sein, daß GumpelFulda sich 1724 zu dem Kauf eines Ackerstückes "am Wege nach Atzum" entschloßund das Konsistorium dieses als Friedhof freigab, da die in dem Schutzbriefe von1697 gegebene Zusage "eines guten Ortes als Friedhof ohne Entgelt" bislang nichteingelöst war.Am 30. November 1724 kaufte Gumpel Fulda den jetzigen Friedhof "über demGotteslager an dem Wege nach Atzum" als seinen Garten und am 11. Dezember1724 gestattete das Fürstliche Konsistorium dessen Benutzung als Friedhof. Auchdie auf der Braunschweiger Messe verstorbenen fremden Juden durften hier ihreletzte Ruhestatt finden. Der Kaufpreis betrug 66 Rthl. 16 gGr. Die Konzession desFürstlichen Konsistoriums lautet:"Nachdem dem Fürstl. Consistorio der hiesige Schutz-Jude GumpelMoses vorgetragen: was gestalt laut seines von unsers Gnädigsten HerrenDurch!. erhaltenen Schutzbrieffes ein besonderer Orth, alwo er auf ereugendenFall seine Todten begraben solle, bereits durch die den 11. Maii anno17°° darüber von Fürst!. Consistorio gegebene Concession angewiesenworden, selbiger aber wegen seines wäßerigten Grundes dazu sehr unbequemsey und uns daher ersuchet zu verstatten, daß er seinen Garten über demGotteslager an dem Wege nach Atzum dazu aptiren und zugleich die in derBraunschweigischen Meße oder alhier etwa sterbende Juden darauf begrabenlaßen möchte und dann seinem Suchen deferiret worden: So wird demselbenhiermit zur Resolution ertheilet: daß ihm frey gelassen seyn solle, erwehntenGarten-Platz hinter dem Gotteslager vor sich und seine Familie auch Domestiquenzum Kirchhoff einrichten, auch die etwa alhier oder in der BraunschweigischenMeße vorkommende Juden-Leichen darauf begraben zulaßen" 73).Dadurch, daß auch die in der Braunschweiger Messe verstorbenen Juden jetztin Wolfenbüttel bestattet werden durften, wurde der weite Weg nach dem Homburgerjüdischen Friedhof erspart. Am 1 I. Februar 17°3 veranlaßte Gumpel FuIda,daß für die Beisetzung des während der Braunschweiger Messe verstorbenen J oseph


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Hertz aus Amsterdam ein Geleitsbrief nach Hornburg ausgestellt wurde 75). NachdemGumpel Fulda aber einen Friedhof in Wolfenbüttel geschaffen hatte, betrachteteer es als eine selbstverständliche Pflicht, seinen Glaubensgenossen hier die letzteRuhestätte zu geben; Braunschweig erhielt erst 1797 durch den KammeragentenIsrael J acobson einen jüdischen Friedhof.Zu den ersten Bestattungen auf dem Wolfenbütteler Friedhof zählt die einerin Groß Stöckheim verstorbenen Jüdin, zu der am 13. August 171.6 die FürstlicheGeheime Ratsstube in Braunschweig ihre Einwilligung gab. Zwei weitere Beisetzungenfanden noch vor dem am 11.. Dezember 1731. erfolgten Tode der Frau desGumpel Fulda, Menckel Salomanns, statt. Gumpel Fulda aber sollte den Tod seinerFrau nicht lange überleben - er starb am 5. Februar 1733 in seinem Hause HolzmarktNr. 9. Beide wurden auf dem Friedhofe nebeneinander beigesetzt, ihreGedenksteine sind noch erhalten (Abb. 9)' Beide Steine tragen eine (kleine) Krone -ein alter jüdischer Satz aus der talmudischen Zeit lautet: "Es gibt drei Kronen: dieKrone der Thora, die Krone der Priesterschaft und die Krone des Königtums; dochdie Krone des guten Namens ragt über alle empor." - Im gleichen Jahre erfolgtennoch drei weitere Bestattungen aus der Familie Gumpel: am I. März ein Kind desMeyer Gumpel und des Samson Gumpel und am 18. November wiederum einKind von letzterem. Zu diesen fünf Beisetzungen läuteten die Gloden der HauptkircheBMV.Die Konzession des Fürstlichen Konsistoriums vom H. Dezember 171.4 ist durcheine notariell beglaubigte Abschrift vom 18. Mai 1733 erhalten geblieben 73). GumpelFuldas Erben bestimmten diesen Garten, nachdem sie ihn im gleichen Jahr miteiner 1,80 Meter hohen und etwa 35 cm starken Mauer aus Feldsteinen umgebenhatten, endgültig als Friedhof. Anstelle des heutigen, ca. 1.,75 Meter breiten eisernenGittertores waren früher hölzerne Torflügel vorhanden, deren den Dorn tragendeKloben noch heute in dem Mauerwerk verankert sind. Der alte Teil des von GumpelFulda geschaffenen Friedhofes betrug 46 Ruten 97 Fuß, für den die Gemeinde11. gGr Erbenzins an die Fürstliche Kammer zu zahlen hatte 70). Der neuere, voneiner Hecke umgebene Teil des Friedhofes ist ein Geschenk von Philipp Samson 65 b).Die beide Teile trennende Mauer wurde bei der Friedhofsvergrößerung um 1905entfernt und zur Verlängerung der nördlichen Mauer verwandt. Sowohl dieserFriedhof als auch die drei vorhergehenden Projekte lagen früher außerhalb derWolfenbütteler Stadtmauern.Die Ruhestätte des 1805 verstorbenen Hofbankiers und Gründers der SamsonschulePhilipp Samson befindet sich in der Reihe seiner Eltern und Großeltern; aufihr liegt, mit der hebräischen Schrift nach oben, der von seinem Sockel entfernteGedenkstein. Von Philipp Samsons Frau, Hanna Meyer Gumpel, gestorben 6. März1808, waren Grabstelle und Gedenkstein auf dem Wolfenbütteler Friedhof bislangnicht festzustellen; ihre GrabsteIle wird im Gegensatz zu denen des Philipp Samson,des Schulinspektors Ehrenberg und dessen Frau in der Festschrift zur IOo-Jahr­Feier der Schule 1886 nicht genannt.71) 26 Alt 1211 Bd. 2.79


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Der Gedenkstein des 1794 in Braunschweig verstorbenen Landesrabbiners undKammeragenten Herz Samson, der auf der Rückseite die Inschrift »Herz Samsonaus Braunschweig" trägt, liegt zertrümmert auf seinem Grabhügel; die Ruhestätteseiner Frau, Schendel Oppenheimer aus Hildesheim, und deren Gedenkstein istunversehrt.Die ganz links liegenden Ruhestätten des alten Teiles des Friedhofes sind verfallen,etwa 50 Gedenksteine sind hier erhalten geblieben; eine leere Fläche an dieserStelle erweckt jedoch den Eindruck, daß hier reihenweise die Gedenksteine fortgenommensein müssen. Die noch erhaltenen alten Ruhestätten liegen dicht aneinandergereiht,zwischen ihren einzelnen Reihen konnte kein Raum für einen schmalenWeg freigelassen werden - erst der von Philipp Samson geschaffene neuere Teilgestattete eine Lockerung der Friedhofsanlage.Unversehrt geblieben ist auch die Ruhestätte des einstigen Schülers der SamsonschenReligionsschule, der den von Israel J acobson ihm zugedachten kaufmännischenBeruf aufgab, um sich zum Lehrer vorzubereiten, als solcher verschiedene Hauslehrerstellenwahrnahm, danach als Lehrer von der Samsonschule übernommenwurde und als deren Inspektor die Umstellung zu einer deutsch-jüdischen Elementarschulevollzog: Samuel Meyer Ehrenberg, 1773-1853. Er wurde der pädagogischeReformer der Schule. Aus dem hebräischen Text seines Gedenksteines sei hier derSatz wiedergegeben:In diesem Grabe liegt verborgender Weise, der Meisterder gut mit Gottund gut mit Menschen war,er war aus dem Stamm der Redlichenund Stolz der Gelehrten,er wies den Weg den Jugendlichenund stützte Arme,den Kindern Israels war er Vater,Leiter und LenkerDr. phil. Philipp Ehrenberg (1811-188», als Direktor der Samsonschule Nachfolgerseines Vaters, starb auf einer Reise nach Prag zu seinen Schwiegereltern inNiemes am 20. Dezember 1883 und wurde in Böhmisch-Leipa beigesetzt.Erwähnt werden soll hier der Gedenkstein für Matel, Tochter des Mosche segal,Frau eines [fremden?] Mordechai Gumpel, auf dem jedoch das Todesjahr festzustellennicht möglich war. Der Gedenkstein schließt (als einziger dieser Art auf demFriedhof) oberhalb in drei Halbkreisen ab.Der Friedhof wurde 1938 schwer verwüstet. Gedenksteine verwandte man alsSchotter für den Meesche-Sportplatz. Sämtliche rückseitig angebrachten eisernenStützen der großen Gedenksteine sind entwendet worden. Eine vorgesehene Enteignungdes Friedhofes kam nicht zur Ausführung.80


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb. 6: Postkarte von T 926 mit der Sumsonschule am Neuen Weg(heute Krankenhaus) nebst den Bildern des Gründers der Schule Philipp Samson ('743-18° 5),des Direktors Prof. Dr. Ludwig Tachau (t '9 '9) und des ehern. Schülers der AnstaltDr. Leopold Zunz (t ,886)(Von Dr. med. Tachau, Chicago, zur Verfügung gestellt)http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Abb. 7: Die 1893 erbaute Synagoge in Wolfcnbüttel, Lessingstraße(Aufn. Gerh. Stoletzki, Wolfenblittcl)


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Abb.8: Inneres der Synagoge in Wolfenbüttel, Lessingstraße(Allfn. Gerh. Stoletzki, Wolfenbüttel)


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Abb·9: Grabstein des Marcus Gumpel Fulda (t 1733) auf dem Jüdischen Friedhofin Wolfenbüttel(Aufn.erh. Stoletzki, Wolfenbüttel)


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb. 10: Frau Samson Gumpel, Rosette geb. Cohen,gest. 1747 in Wolfenbüttel (nicht 1764)Abb. 1 [: Samson Gumpel, gest. [767 in Wolfenbüttel(rticht Meyer Gumpe!, gest. [764 in Wolfenbüttel)(Von Herrn Otto M. Lilien, London, dem Verfasser zur Verfügung gestellt)http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519VlIl. Der Samsonsche LegatenfondsAuf die Initiative des nach BcrIin verzogenen Bankiers Isaac Herz-Samson (1778bis 1849), als Administrator über die verschiedenen Stiftungen Nachfolger des 1805verstorbenen Philipp Samson, wurde eine aus drei Rechtsgelehrten der Familiebestehende Kommission gebildet, die ein Statut festlegte, nach welchem die Verwaltungder Fonds von drei den verschiedenen Zweigen der Sippe angehörendenPersonen ausgeübt werden sollte. Mit der Bestätigung dieser Statuten im Jahre 1840wurden sämtliche Stiftungen unter dem Namen "Samsonscher Legatenfonds" vondem Herzoglich Braunschweigischen Staatsministerium als eine Milde Stiftung anerkanntund unter Beibehaltung des privaten Charakters der Kontrolle des WoIfenbüttelerStadtmagistrats unterworfen.Am 3. Juni 1819 übersandte der Schulinspektor Ehrenberg, nachdem der LandesrabbinerEger durch eine Klage vor dem Wolfenbütte!er Stadtgericht der Samsonschuleden Charakter einer Privatschule streitig machen wollte, dem Stadtgerichteine Aufstellung der Gumpel-Samsonschen Stiftungen von 1733 bis 179659). BereitsGumpe! Fulda hatte "für fromme Stiftungen" 3500 RthI. ausgesetzt. Sein ältesterSohn Meyer Gumpe! vermehrte diesen Betrag "zur Erziehung armer Waisenkinder"um 1000 RthI. und sein zweiter Sohn Samson Gumpel spendete 10 000 RthI. als"Milde Stiftung". Frau Sehendei Sums on geb. Oppenheimer in Braunschweigbegründete im Sinne ihres 1794 verstorbenen Mannes Herz Samson mit einemKapital von 5000 RthI. das Waisenhaus auf dem Großen Zimmerhofe. An dieserStiftung beteiligte sich auch der nach Amsterdam verzogene Sohn Meyer Samson(1740-1784) des Samson Gumpel mit 15000 holl. Gulden = 7500 RthI. In seinemTestamente vom H. Januar 1795 sicherte Philipp Samson das Bestehen der von ihmbegründeten Schule durch ein Legat von 10 000 RthI. Für jüdisehe Arme und armeVerwandte bestimmte er 5000 RthI., deren Zinsen zur Hälfte zu finanziellen Unterstützungen,die andere Hälfte aber im Sinne jüdischer Tradition "zum Brautschatzarmer jüdischer Waisenkinder oder Angehöriger seiner Familie" verwendet werdensollten. (Den Wolfenbütteler christlichen Armenanstalten vermachte er 100 RthI.)Zusätzlich stiftete Philipp Samson in seinem Testamente 1500 RthI., deren Zinsenbestimmt waren für Reparaturen des Schulhauses und des Tempels sowie zur Unterhaltungdes im Tempel befindlichen Ewigen Lichts. Von dem Erbteil der elf Kinderseines 1794 unvermutet und ohne Testament verstorbenen Bruders Herz Samson(Braunschweig) zweig te Philipp Samson 18000 RthI. ab, und zwar für die dreiSöhne 11 000 RthI. und für die acht Töchter 16000 RthI. - Durch ständig weitereZuwendungen verfügte der Fonds bei seiner Gründung 1840 über ein Kapital von"mehr als 100000 RthI. in Golde".IX. Herz Samson in Braunschweig (I738-I794)Obwohl Herz Samson nicht Schutzjude in Wolfenbüttel war, soll seiner andieser Stelle als geborener Wolfenbütteler gedacht werden. Es ist bereits erwähnt,daß wie Philipp Samson in Wolfenbüttel so auch sein 1763 nach Braunschweig verzogenerBruder Herz Samson dort von Kapitalien der väterlichen Milden Stiftung6 81


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519ein talmudisches Institut unterhielt, dem er aber mehr den Charakter einer Gelehrtenklauseals einer jüdischen Schule gab. Nadl seinem Tode smeint diese BraunsmweigerStiftung Einbuße erlitten zu haben. Dr. Philipp Ehrenberg, Direktor der SamsonsehenFreischule in Wolfenbüttcl, bezeimnete sie als "gänzlich zerfallen" 60); ihreKapitalien wurden 1808 den beiden 1807 vereinigten Samsonschen Stiftungen in\Volfenbüttel zugeteilt.Herz Samson und seine Frau fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem jüdischenFriedhof in Wolfenbüttel. Er war mit der 1796 verstorbenen Tomter des HildesheimerRabbiners Oppenheimer verheiratet, wurde braunschweigismer Landesrabbinerund 1783 Kammeragent.Nicht zuletzt infolge der kostspieligen Hofhaltung Herzog Karls I. (1735-1780)standen damals die Ausgaben des braullschweigismen Landes in keinem Verhältniszu seinen Einnahmen - das wußte keiner besser als der Finanzminister Smraderv. Schliestedt, der den finanziellen Zusammenbruch voraussah, seinem Fürsten aberhiervon erst im Februar 1768 und noch dazu unvollständig Kenntnis gab. Die Staatsschuldenbeliefen sich nimt nur wie angegeben auf fünf, sondern auf zwölf MillionenReimsthaler. Im Sommer 1773 starb Schrader v. Smliestcdt. Sein Namfolger wurdeder seit 1748 in braunsmweigismen Diensten stehende Hugenotte Jean BaptisteFeronee v. Rotenkreutz, und zwar auf Veranlassung des seit 1770 an der Regierungmitbeteiligten Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand. Im Dezember 1773 meldete sichder König von England als Gläubiger mit einer Forderung von zwei MillionenReimsthaler, die dessen Vater gegen Verpfändung der Grafsmaft Blankenburg1756 unter dem Minister Schrader v. Schliestedt dem braunsmweigismen Staate,jedom ohne \Vissen des Herzogs, geliehen hatte.Daß Herz Samson viel dazu beigetragen hat, dem Lande Braunsmweig wiederKredit zu versmaffen und den Staatsbankrott aufzuhalten, ist bekannt. So hatte dasFürstlime Finanzkollegium alle Veranlassung, dem Herzog am I I. April 1796 zudem Antrag von Herz Samsons Witwe auf Ermäßigung ihres Smutzgeldes, "da sienam dem jüdischen Ritual ihren Ehemann nimt beerbt, sondern ihren Unterhaltvon den Zinsen ihres Brautschatzes zu I2. Tausend Thaler zu bestreiten habe", zuberichten, daß "ihr Ehemann, wie Serenissimus hinlänglich bekannt ist, den FürstlichenKassen sehr wimtige und nützliche Dienste in einem langen Zeitraum geleistethabe". Daraufhin wurde dem Gesum am 15. April bzw. 20. Mai 1796 stattgegebenund ihr Schutzgeld auf 10 Rthl. ermäßigt, während es in dem Schutzbriefvom 30. März 1795 mit 30 Rthl. eingesetzt war 76).1795 erhielt Philipp Samson, der zum Vormund der fünf nom minderjährigenKinder seines Bruders Herz bestellt war, die fürstlime Erlaubnis, das Haus seinesBruders außergerimtlim an seine Smwägerin Frau Herz Samson und derenSmwiegersohn, den Kammeragenten Israel Jaeobson, vermieten zu dürfen.Wegen der den Schutzjuden 1771 auferlegten Silberlieferungen sei aum eineEingabe des Herz Samson an Herzog Karl I. vom 9. Juli 1771 erwähnt 77), aus der8z78) 2 Alt vor!. Nr. 3261.77) 2 Alt vorI. Nr. 3236 Bd. 3.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519sich die Auf teilung seines von 50 Rthl. auf 60 Rthl. erhöhten SchutzgeIdes ergibt.Das neue Schutzgeld soIlte gezahlt werden mit je 30 Rthl. 9- bis 131öthig und 7- bis81öthig fein nach dem zu Grunde gelegten Silberpreis von 13 Rthl. für die Mark fein,wovon 4 gGr auf das Schutzgeld angerechnet werden soIlten:"So vermerken Ew. Herzoglichen Durchlauchten in Höchsten Gnaden ..•daß auf die Art das von mir zu erlegende SchutzgeId auf 160 Rthl. hinansteigenwürde •.• als so hoch der Judenschaft noch nie ein Schutzgeld zugemuthetworden ... Ich werde ohne allen Zwange äußerst sehr bemühet seyn,so viel Silber als immer möglich ist, anzuschaffen und an Fürst!. Müntze zuliefern, ... wie ich dann seither 4 Wochen schon an die 100 Mark fein anFürstl. Müntze geliefert habe."Die Eingabe war erfolglos - es blieb bei der auferlegten Zahlungsweise. HerzSamsons Vermögen wurde auf 400 000 Rthl. geschätzt.1785 äußerte sich Herz Samson, der als Zeuge in einer Prozeßsache einen Eidablegen sollte, in einem Schreiben vom :10. September an den Herzog Karl WilhelmFerdinand zu den Vorschriften des "Judeneides":Die vielen Formalien und Cautelen, welche hier und an einigen anderenOrten gegen die Vorschriften des Alten Testaments in Gebrauch gekommensind, haben keinen reellen Nutzen und verdienen umsomehr gäntzlich unterlassenzu werden, da sie ursprünglich von Proselyten, die vom Judentumabgefallen sind, lediglich aus Haß gegen die Juden erfunden und angegebenworden sind. Ohne Verletzung der Billigkeit und des natürlichen Rechts magniemand, der im Staate öffentlich geduldet wird, angemutet werden, Eidezu schwören, wenn solches seinem Gewissen und den Grundsätzen seinerReligion zuwider ist oder dieselben auf eine andere Art und in einer anderenForm abzustatten, wie es den Grundsätzen seiner Religion und seinemGewissen gemäß ist, zumal in einer Sache, die ihn nicht das mindeste angeht.Seine Einwendungen hatten zur Folge, daß die für das Land Braunschweig vorgeschriebeneForm des Judeneides von 1753 "gäntzlich abgeschafft und eine vonder Preußischen Gesetzes-Kommission unter Hinzuziehung des jüdischen GelehrtenMoses Mendelssohn entworfene Anweisung wegen der Judeneide zur Richtschnurdienen solle". Herz Samson aber erhielt am 10. April 1786 den Bescheid, "weil Wirdas Gewissen Unserer Unterthanen nach den Lehrbegriffen jeder Religionsparteigeschonet wissen wollen ... , das mosaische Recht ••• mit den anjetzt bey Uns eingeführtenGesetzen übereinstimmt .•. , versehen Wir uns daher zu dem Supplicanten,daß derselbe nunmehro ••. darin die Pflicht eines rechtschaffenen Bürgerszu erfüllen ohne Anstand willig und geflissen sein werde" 78).Die für die Juden bestimmt gewesenen unwürdigen Eidesvorschriften wurdenfür das Land Braunschweig 1849/50 aufgehoben. - Der sog. Judeneid wurde zuerstin Kurhessen 1828 abgeschafft, in Preußen erst 1869.78) Verordnungen über den Judeneid von 1730 bis 1788 siehe 40 SJg 5345, 71943, 7550, );674.7675. zu 7675, 7731 a. 7753. 8691. 12667. 12803.~.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519BEILAGENr.6 Gumpe! Fulda's Gesuch vom 28. Dez. 1701,betr. Bestattung seines Sohnes in HornburgDurchlauchtigster Hertzog, gnädiger Fürst und Herr.Ew. Hochfürstl. DurchI. muß krafft dieses aus betrübten gemüth unterthänigstvortragen, wie daß mir in verwichener Nacht ein Kindt verstorben, auf dessenBeerdigung ich billig bedacht sein muß / Ob mir nun woll vor einiger Zeit vor derVestung gegen dem Gotteslager ein Platz angewiesen, wohin meine Todten begrabenlaßen können, was aber itzo nicht gewiß sein kan, was Ew. Hochfürstl. DurchI. derEndts wegen des Vestungs Baues gnädigst resolviren, und mein Toter gar leichthin wieder außgegraben werden mödlte / AIß habe ich mich entschliessen müssen,so than mein verstorbenes Kind nach Hornburg zur beerdigung zu schi&en / In dehmaber alles hiezu bereit und die Leiche auf den Wagen stehet, erfahre aller erst, daßsolche abfuhr ohne Ew. Hochfürstl. Durchl. gnädigste Special Concession nichtzuläßig / Bitte derohalben unterthänigst, Ew. Hochfürstl. DurchI. wollen gnädigstgeruhen, behuef dieser höchst nötigen abfuhr mich mit gnädigster VergünstiegungHochfürstl. anzusehen und zu dem ende an hiesige Hochfürstl. ober- und beamtebenöthigte befehle ergehen zu laßen; welches ich in unterthänigkeit zu verdienenbeharren will.Wolffenbüttel, den 28. Dezember 1701Ew Hochfürstl Durchiunterthänigst, demütigst, gehorsamster KnechtGumpel MosesSchutz-Jude hieselbstZwei vertauschte Gumpel-Bilder?ANHANGDer Seminar-Inspektor Friedrich Jeep schrieb als damaliger Wolfenbütte!erLokalhistoriker in seinem am 10. Februar 1909 in dem Wolfenbütteier Kreisblatterschienenen Artikel "Die Harzstraße in alter und neuer Zeit", daß "Meyer Gumpe!und seine Frau Rosette Cohen 1764 in dem Hause Nr 11 gestorben sind". DieseZeitangabe ist zurü&zuführen auf zwei Gemälde, welche die Porträt-Signaturenführen "Meyer Gumpel Fulda, gest. 1764 Wolfenbüttel" und "Frau Rosette Cohenverehel. Gumpel, gest. 1764 Wolfenbüttel". Beide Bilder befanden sich bis 1939im Landesmuseum zu Braunsmweig (Abb. 10 und 1 I).Das Bild der Rosette Cohen zeigt, auf ihren Namen hinweisend, in der linkenHand eine Rose. Sie war nicht die Frau des Meyer Gumpel, sondern dessen Schwägerin.Denn sie war die Frau seines 1767 verstorbenen Bruders Samson Gumpe! und


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519starb bereits 1747. Als solche wird sie in der ersten, 1868 erschienenen Auflage derSamsonschen Genealogie genannt, desgleichen auch in den Auflagen von 1887 undI9Il. Somit liegt in der Signatur dieses Porträts ein Irrtum vor. Wenn nun jenes Bildals Samson Gumpels Frau festzustellen ist, dann tritt die Frage auf: Warum ist vonihm selbst kein Porträt vorhanden? So entstehen Zweifel darüber, ob die Signaturdes dem Meyer GumpeI zugeschriebenen Porträts richtig ist - es entsteht die Frage:Ist es ein Bild des Samson Gumpel? Ließ Samson Gumpel ein Porträt von seinerFrau herstellen, ohne an sich selbst zu denken?Meyer Gumpel war dreimal verheiratet. Aus der ersten Ehe stammt sein geistigzurü&gebIiebener und unverheiratet verstorbener Sohn Salomon Meyer, dem seinGroßvater Michael David (Hannover) in seinem Testamente vom II. August 1756ein Legat aussetzte; aus der zweiten Ehe stammt seine Tochter Hanna.Die Ruhestätte des 1764 verstorbenen Meyer Gumpel (und seiner drei Frauen)liegt auffallenderweise nicht wie die seines Bruders Samson und seiner SchwägerinRosette Cohen in der Reihe seiner Eltern, sondern in einem größeren Abstanddahinter. Im Gegensatz zu den Epitaphen dieser Reihe trägt seine Grabstelle nureinen einfachen Stein. Während seine dritte Frau 1756 in Hannover ihre Ruhestättefand, waren diejenigen seiner beiden anderen Frauen bislang nicht festzustellen.Trotz seiner reichen Heiraten und seiner Tätigkeit als Heereslieferant mußte seinNachlaß liquidiert werden, dem Legatenfonds konnte er nur einen Betrag von2000 RthI. zuweisen, während sein Bruder Samson hierfür einen Betrag von20000 Rthl. zur Verfügung stellte. Die von ihrem Vater erstrebte, 1713 begründeteKompagnie-Handlung hatte keinen Bestand. Hieraus darf man vielleicht schließen,daß Samson Gumpel eher in der Lage war, von sich ein Porträt herstellen zu lassen,als sein Bruder Meyer Gumpel, und so wird das diesem zugeschriebene Bild in Wirklichkeitdas Porträt des Samson Gumpel sein. Außerdem: Der Hofbankier SamsonGumpel hatte im Gegensatz zu dem unsteten Meyer Gumpe! Veranlassung, seinund seiner Frau Porträt seinen sechs Kindern zu hinterlassen.Hiernach verbleibt nur die Frage: "Wer hat nicht nur die irrtümliche Angabe"gestorben 1764" bei dem Bilde der Rosette Cohen, sondern auch die Signatur desdem Meyer Gumpe! zugeschriebenen Bildes veranlaßt?85


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Zur Frage nach der Bedeutung und dem Ursprungsüdniedersächsischer HofklassenDas Ziel der UntersuchungVonWalter AchillesDie Frage nach dem Ursprung und der Bedeutung südniedersächsischer Hofklassenhat schon des öfteren die Historiker verschiedener Fachrichtungen beschäftigt.Läßt man die unterbäuerlichen Stellen der Häuslinge 1), Brinksitzer und Anbaueraußer acht, so verbleiben für die vorliegende Untersuchung nur die Klassen derAcker-, Halbspänner- und Kothöfe. Diese drei Hof- oder Bauemklassen tretenerst seit dem 16. Jahrhundert gemeinsam auf, wobei die einzelnen Höfe ganz sicherlichein weit höheres Alter aufweisen. Bis in das 13. Jahrhundert reicht der Klassennamefür die Kothäfe oder Kotworden zurück; dagegen wurden die größeren Höfeerst seit dem 16. Jahrhundert als Acker- oder Halbspännerhöfe bezeichnet. Zuvorgalten sie als Meierhöfe oder Bauhöfe. Dabei ist zu beachten, daß sich mit demNamenswechsel der größeren Höfe keineswegs das Besitzrecht änderte. In der überwiegendenZahl der Fälle wurden auch die Acker- und Halbspännerhöfe im Braunschweigischenzu Meierrecht besessen.Bei den Veröffentlichungen, die in jüngerer Zeit zu diesem Thema erschienensind, lassen sich deutlich zwei Gruppen unterscheiden. Die Siedlungsgeographendeuten in erster Linie die Feldrisse der braunschweigischen GeneraIIandesvermessungaus, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts aufgenommen wurden. Archivalienziehen sie nur hilfsweise heran. Rippe!, Oberbeck, Oberbeck-Jacobs rechnen dieAcker- und Halbspännerhöfe zu den "alten" Höfen eines Dorfes 2), und sie erschließendiesen Sachverhalt praktisch allein aus der vorherrschenden Lage dieser beidenHofklassen im Zentrum des Dorfes. Lediglich bei den Kothöfen bietet Oberbecknoch eine statistische Aufstellung, die bis in das Jahr 1489 zurückgeht und aufI) Im Braunsdtweigisdten gab es seit Ende des 16. Jahrhunderts bis nach dem DreißigjährigenKriege neben den HäusJingen, die Einliegerwohnungen innehatten, auch solche miteigenen Häusern.') RippeE, Johann Karl: Die Entwiddung der Kulturlandschaft am nordwestlichen Harzrand,Hannover 1958, S. 29 (Schriften d. wirtsch.wiss. Ges. zum Studium Niedersachsens,Neue Folge, Band 69). Oberbeck, Gerhard: Die mittelalterlidte Kulturlandschaft des Gebietesum Gifhorn, Bremen-Homl957 (in der gleichen Reihe wie zuvor, Band 61). Oberbeck-1acobs,Urselmarie: Die Entwiddung der Kulturlandschaft nördlidt und südlich der Lößgrenze imRaum um Braunschweig, in: Jb. d. Geogr. Ges. zu Hannover f. d. Jahre 1956 und 1957, S. 25bis 138, Hannover 1957.86


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigarchivalischen Quellen beruht 3). Daneben zitiert Oberbeck-J acobs noch Pröbe undMaßberg, doch zog ersterer wiederum die Kern- oder Randlage der Höfe im Dorfals Beweis für ihr Alter heran 4). Nun hat aber Oberbeck selbst verschiedene Dorfgrundrisseherausgearbeitet, bei denen durchaus nicht immer die "alten" AckerundHalbspännerhöfe von "jüngeren" Kothöfen umgeben werden. Es erscheintdaher nicht unbedingt sicher, ob allein aus der Lage eines Hofes im Dorf sein Alterersdllossen werden darf.Ausschließlich archivalische Quellen benutzte Kleinau, als er die Entwicklung desbraunsdlweigischen Dorfes Runstedt im Kreis Hclmstedt nachzuzeichnen versuchte 5).Zwar gelingt ihm der Nachweis, daß der Entwicklungsgang seines Beispieldorfessicherlich anders verlaufen ist, als man anhand des Dorf- und Feldrisses annehmenmüßte. Zur Frage nach der Bedeutung und dem Ursprung der Bauernklassen trägtsein Aufsatz aber wenig bei, so daß er selbst weitere Untersumungen zu diesemFragenkreis fordert 6).Während seiner umfangreichen Studien zu den Dorfgeschichten von Hedeper,Wetzleben und Semmenstedt - alle im Kreis Wolfenbüttel- trug vor allem KüchenthaIviel Material zusammen, das über die Bedeutung und den Ursprung südniedersächsischerHofhlassen Auskunft gibt. Er hat es später nochmals vermehrt und zueiner Monographie verarbeitet 7). Trotz ihres erheblichen Umfanges kann die UntersudlUngvon KüchenthaI aber noch nicht als abschließend angesehen werden. DieSuche nach der ersten urkundlichen Nennung der einzelnen Hofklassen nimmt denAutor ebenso gefangen wie die keineswegs erfolglosen Versuche, die Geschichteeinzelner Besitzkomplexe bis ins Mittelalter zurückzuverfolgen. Beides ist sicherlichverdienstvoll und führt weiter, wenn man dem Ursprung der Hofklassen nachspürt.Dabei wird aber zu wenig der stete Wandel berücksichtigt, dem vor allem der Grundbesitzweltlicher Grundherrn unterlag 8). Nicht immer überwogen in den Dörferndie "alten" Höfe, deren Zahl später durch Namsiedlung nur nom geringfügig vermehrtwurde. Vielmehr, und das gilt besonders für die Höfe adliger Grundherrn 9),I) Oberbuk, a. a. 0., S. 60.t) Oberbeck-1acobs, a. a. 0., S. 48.B) Kleinau, Hermann: Zur Gesdtidtte der Höfe des Dorfes Runstedt (Lkr. Helmstedt)und ihrer Ländereien. Zugleidt einige Bemerkungen zur braunsdtweigismen Dorf- und F1urforsdtung,in: Braunsdtw. Jb., Bd. 41, 1961.8) Kleinau, a. a. 0., S. 35.7) KüdJenthal, Werner: Hedeper, Wetzleben, Semmenstedt (Dorfbüdter). Ders.: Bezeimnungder Bauernhöfe und Bauern im Gebiete des früheren Fürstentums Braunsdtweig­Wolfenbüttel und des früheren Fürstentums Hildesheim, Hedeper 1965. Alle vier Werke in:Niedersädtsisdte Dorfbüdter (Masdt.smr.), hg. von Heinridt Keune, Gielde, Kr. Goslar(Auslieferung dort). Zitiert wird nur: Bezeichnung der Bauernhöfe ...8) KüdJenthal, a. a. 0., S. 108 f., spridtt zwar von dem Wandel der Verhältnisse an dieserStelle, zieht daraus aber nirgends Sdtlüsse.8) In den Quellen wird stets von Gutsherrn gespromen. Da in der Agrargeschichtssdtreibungbei der Gutsherrsdtaft jedodt die Vereinigung von Grund-, Geridtts- und Leibherrsdtaftvorausgesetzt wird, darf in dieser Arbeit nur von Grundherrn gesprochen werden.Die Leibherrschaft wurde im Fürstentum Braunsdtweig-Wolfenbüttel bereits 1433 aufgehoben,und die Geridttsherrschaft lag im Amt Lutter beim Landesherm.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519überrasmt immer wieder die Häufigkeit von Landverlusten und -zulagen. Damitänderte sich nimt selten die Einstufung in eine Bauernklasse, und selbstverständlimmuß die Frage nad!. dem Ursprung und der Bedeutung der Hofklassen anders beantwortetwerden, wenn der gleime Hof seine Klassenzugehörigkeit aus den versd!.icdenstenGründen wemselte.Es ersmien daher zweckmäßig, erneut nach dem Ursprung und der Bedeutungsüdniedersäd!.sischer Hofklassen zu fragen, und zwar diesmal in einem braunschweigischenAmt, in dem der Grundbesitz des Landesherrn und der adliger Grundherrnweit überwog. Es wurde das Amt Lutter arn Barenberge im Kreis Gandersheimgewählt, dessen Hauptgebiet an die Nordwestspitze des Harzes grenzt.Bei der durch diese Wahl bedingten Quellenlage ist natürlich nicht zu erwarten,daß bei dem Zurücktreten klösterlimen Besitzes Ansmluß an die mittelalterlimenVerhältnisse gefunden werden kann. Das ist auch nimt erforderlich, weil der Schwerpunktder Untersuchung auf den Besitzveränderungen im 16. Jahrhundert liegt. Siekönnen gerade in diesem Amt besonders gut verfolgt werden, da allein aus derzweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vier verschiedene Erbregister vorliegen 10). Diegünstige Quellenlage, jedenfalls für diesen Zeitraum, ergibt sich aus der Friedcnsregclungnach Absd!.luß der Hildesheimer Stifts fehde, die von 1519 bis 1513 mit zumTeil Ieidenschaftlid!.er Erbitterung geführt wurde. Von 1259 bis 1513 waren Burgund Dorf Lutter mit nur kurzer Unterbrechung in der Hand der HildesheimerBischöfe gewesen 11). Nach dem für sie unglücklichen Ausgang der Fehde mußtensie das "Große Stift", zu dem aud!. Burg und Amt Lutter gehörten, an die Herzögevon Braunschweig-Wolfenbüttel abtreten. AIs nach dem welfisd!.en Sonderfriedenvon 164Z das "Große Stift" an Hildesheim zurückfiel, verblieb jedoch das Amt Lutterbei Braunschweig-Wolfenbüttel, so daß auch für die nachfolgende Zeit die braunschweigisd!.enQuellen benutzt werden konnten. Sie werden in nennenswertemUmfang nur noch durm das Lehnsbuch des Bischofs Ernst v. Hildesheim ergänzt,das im Jahre 1458 entstand.Die Entstehung der AckerhöfeAufsmlußreich für die Entwiddung einiger Lutterscher Ackerhöfe ist der Hofder Herren v. Schwicheldt 12). Sie waren seit 1390 Erbmarschälle des HochstiftsHildesheim, doch erhielten sie diesen Besitz von den Herzögen von Braunsmweig­Grubenhagen zu Lehen. Im Jahre 1466 ist der Hof zum ersten Mal faßbar. Dervorhergehende Lehnsträger Rase v. Gustedt war verstorben, und das heimgefallene10) Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel: I. Erbregister von 1548 und %. vor1567 = 19 Alt 134, 3. Erbregister um 1568 = 19 Alt 135, wörtlich übereinstimmend (Kopie),aber zusätzlich mit den Namen späterer Bewirtschafter 19 Alt 136, 4- Erbregister von 1595= 19 Alt 137.11) Strombeck, Hilmar v.: Zur Geschichte des Dorfes Luttere, Bischopeslutter, jetztLutter a. Barenberge im Herzogtum Braunschweig, in: Zeitschr. d. Harzvereins f. Gesch. u.Altertumskde., 7· Jg., 1874, S. 189.12) Die vorkommenden Adelsfamilien gehören zum Orts adel. Sie sind weitgehend ausgestorben.Die Schreibweise der Namen richtet sich nach jener der heutigen Ortsnamen.88


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigLehen wurde zu diesem Zeitpunkt den Smwidleldts übertragen 13). Bereits 1533heißt es von den zugehörigen vier Hufen, sie seien "over der Neyle" gelegen, unddas dritte Erbregister von 1568 enthält den Hinweis, es handle sidl um 120 Morgenam Nauer- und Rodenberge. Damit sind die Ackerflämen einwandfrei in der Feldmarkvon Groß- oder Kirmnauen lokalisiert 14), während die HofsteIle bereits indieser Zeit in Lutter zu sumen ist.Das Dorf Kirmnauen wurde im 13. und 14. Jahrhundert häufig erwähnt, da hierdas Kloster Frankenberg zu Goslar den Zehnten und erheblimen Landbesitzerwarb 15). Mit dem Jahre 1356 bricht jedodl die Berimtsreihe ab, und danam istdie DorfsteIle wüst geworden. Sie liegt ungefähr zwei Kilometer westlidl vonLutter in der Nähe des Bahnhofes. Audl die Feldmark wird zum weit überwiegendenTeil nidlt mehr beackert worden sein. Bereits Rippel beobadltete die Blockformder wenigen Flurstücke, die zu diesem Hofe gehörten und die in dieser Gestalt undzu dieser Zeit kein zweites Mal in Lutter und Umgebung vorkommen. Er smloßdeshalb in Kirchnauen auf eine Wüstungsflur, deren Felder vom Amtsgut in Lutterwieder einheitlim in Bewirtsmaftung genommen wurden. Später schlug man einenTeil der Ländereien in der erwähnten blockfärmigen Gestalt zum SmwicheldtschenAckerhof 16). Der Hof kann also auf keinen Fall vor 1356 entstanden sein, kurz vor1466 muß er bestanden haben. Mittelalterlime Verhältnisse spiegelt er also in keinemFalle wider, und zwar weder für die Lage der HofsteIle und der Ackerparzellen nochfür deren Form.Ähnliches smeint mit einiger Wahrsmeinlidlkeit auch für den Ackerhof derHerren v. Heere zu gelten. Er wird zum ersten Mal im Lehnsbum des BischofsErnst v. Hildesheim aus dem Jahre 1458 genannt 17). Damals umfaßte der Besitz vierHufen Land, einen Hof und ein Wiesenbleek. 1548 berimtet das erste Erbregisternur von zwei Hufen, die zu diesem Ackerhof gehören. Im zweiten Erbregister sindaber schon wieder vier Hufen und zwölf Morgen eingetragen. Diese vier Hufenenthielten nam dem dritten Erbregister von 1568 801/2 Morgen. Auch in Luttersmwankte die Zahl der Morgen, die man zu einer Hufe redmete, ni mt unerheb-18) Gutsarchiv Smloß Söder: Curtius: eod. dipl. Smwim., vol. III, pag. lIO. Im Lagerbumheißt es später, die Lage der vier Hufen sei unbekannt. Das mag an dem Smreibfehlerim Lehnsbrief vom 11. V. 1751 liegen, in dem es fälsmlimerweise gegenüber vielen anderslautendenzuvor nun heißt: unter der Neile. überhaupt ist die lehnsgesmichtliche überlieferungnimt immer zuverlässig. Zuweilen enthalten die Lehnsbriefe nom Zustände, diepraktism seit geraumer Zeit nimt mehr bestanden. Das Armiv machte mir Herr Mittelsmulrektori. R. W. Ilartmann, Hildesheim, zugänglidl. Dafür sei ihm auch an dieser Stellegedankt.14) Hinzuweisen ist auch auf den Zehnten, den dieser Hof als einziger an das KlosterFrankenberg zu Goslar lieferte. Das Kloster hatte schon 1140 den halben Zehnten in GroßoderKirchnauen erworben (Ub. Hochstift Hildesheim 11 561), 1356 wurde einfach vomZehnten, also dem ganzen, gesprochen (Goslarer Ub. V 560).10) Gos!. Ub. II Ul, 130,260,166,277; Ub. Hochstift Hildesheim III 107, 151.18) Rippel, a. a. 0., S. p.17) Deeters, Walter: Quellen z. Hildesh. Landesgesch. d. 14. und 15. Jh., Göttingen 1964,S. 59 (Veröff. d. Nieders. Archivverwaltung, Heft 10).http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweiglich 18). Mit rund zo Morgen je Hufe ist aber die untere Grenze erreicht. Nunliegen von den insgesamt 80 1 /2 Morgen Ackerland 10 Morgen in jenem Teil desWestfeldes, der erst nach dem Wüstwerden von Kirchnauen in die Luttersche Feldmarkeinbezogen wurde. 10 Morgen sind von der Gesamtfläche ein so bedeutenderAnteil, daß man sich einen Besitz von vier Hufen ohne diese Felder auf der früherenKirchnauer Flur nicht gut vorsteHen kann. Infolgedessen müßte die Verlehnungdieses Güterkomplexes wie beim vorigen Ackerhof nach dem Wüstwerden vonKirchnauen erfolgt sein.Hierfür sprimt noch eine weitere Beobachtung. Bei 14 Feldstücken besteht Flurkorrespondenzmit dem Amtsgut. Nur zwei liegen im Gemenge mit den Stückenanderer Bauern, und eine Parzelle bildet einen besonderen Kamp 19). Die Abtrennungdieser Flächen von den Ländereien des Amtsgutes ist damit hochwahrsmeinlich.Jedoch sind die Parzellen in der früheren Kirchnauer Flur weder blockförmig nomvon überdurchsmnittlicher Größe. Vielmehr liegen sie an der Längsseite der Felderdes Amtsgutes oder quer davor. Man möchte daher annehmen, die Feldstücke desAckerhofes der Familie v. Heere wären erst später von den Flächen des Amtsgutesabgetrennt, während man die blockförmigen Stücke des Hofes der Familie v. Schwicheldtkurz vor oder während der Wiederaufnahme der Bewirtschaftung durch dasGut aussonderte. Auf ein spätes Entstehungsdatum weist auch die Lage der Hofstelleam Rande des Dorfes hin. Sie liegt in der dorfwärts gerichteten Spitze einer\VegegabeI. Der vordere Teil der eingeschlossenen Fläche enthält die HofparzeHemit Garten und etwas Ackerland, der hintere Teil gehörte bis zum 19. Jahrhundertwiederum zum Amtsgut 20).Unzweifelhaft ist die Entstehung der beiden letzten zu besprechenden Ackerhöfe.Auch bei ihnen deutet bereits der hohe Landanteil auf der früheren Kirchnauer Flurauf eine verhältnismäßig späte Gründung hin. Es lohnt bei beiden Höfen aber nicht,der Landverteilung näher nachzugehen, da zusätzliche Angaben vorliegen, die eineweit genauere Eingrenzung des Gründungstermins erlauben.Neben einem Ackerhof, dessen Besitzgeschichte zu dieser Arbeit nimts beizutragenvermag, besaßen die v. WaIImoden nachweislich seit 1458 auch nom dreiKothöfe im Dorf Lutter. Wie bei den übrigen Kothöfen, die an Adlige verlchntworden waren, handelte es sich um reine Hofstellen, bei denen in den Quellen hömstensnoch ein dazugehöriger Garten vermerkt wurde. Von 1458 bis zum Ende des1") Interessant ist folgende Beobamtung: Zählt man alles A&erland, das im I. Erbregisterin Morgen angegeben wird, zusammen und teilt die Summe durm dreißig, so erhält manzusammen mit dem in Hufen angegebenen Besitz die Gesamtzahl der Hufen des Dorfes.Man smeute sich also nicht, verschieden große Hufen der A&erhöfe zu summieren und Zählhufenvon 30 Morgen hinzuzuremnen.18) Rippel, a. a. 0., übersah diese Korrespondenz, da er das Amtsgut nicht in seineTabelle aufnahm. Ebenso in seinem Aufsatz: Die Korrespondenzmethode als Mittel zurQuellenkritik der Braunsmweigischen Generallandesvermessung des 18. Jahrhunderts, in:Braunsmweigisches Jb., Bd. 43, Braunsmweig 1962, S. Il bis 43.20) Die Höfe und Häuser lassen sich auch heute noch nam den im 18. Jahrhundert eingeführtenBrandversimerungsnummern identifizieren. Sie werden in der üblichen Abkürzungals Ass. (Assekuranz) NI. angegeben. Hier Ass. NI. I.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519\J6. Jahrhunderts lassen sich die drei Kothöfe dieser Familie mühelos verfolgen 21).\Vichtig ist nun der Sprung vom ersten zum zweiten Erbregister. Für das Jahr J548weist das erste Register zwei Ackerhöfe des Geschlechts v. Wallmoden aus, rund15 Jahre später ist jedoch nur noch jener Ad{erhof eingetragen worden, auf den indieser Arbeit nicht näher eingegangen werden soll. Tileke Eggerdes (Eggerß)verlor also den zweiten v. Wallmodenschen Ackerhof mit drei Hufen, den er 1548noch besaß, und erhielt statt dessen einen Kothof dieser Familie, der zuvor anPawel Fricken vermeiert worden war 22). In der Zwischenzeit wurden aber diesemKothof vier Hufen Land zugelegt, für die Tileke Eggerdes an die Luttersche KircheMeierzinsen zahlte.Wichtig ist nun keinesfalls, daß die v. Wallmoden in der Mitte des 16. Jahrhundertseinen Ackerhof verloren, dessen Besitz vielleicht strittig war 23). Vongroßer Bedeutung ist vielmehr die Feststellung, daß selbst ein Kothof in dieser Zeitzu einem Ackerhof aufgestockt wurde und diesen Charakter unangefochten bewahrte.1685 erscheint er erneut in den Quellen, jedoch jetzt exakt in zwei Hälften geteilt,die nunmehr von zwei Halbspännern bewirtschaftet wurden 24).Ungeklärt bleibt, woher die vier Hufen Kirchenland kamen, über die im erstenErbregister noch nichts gesagt wird. Zu dieser Zeit bestand der Grundbesitz derLutterschen Kirche nur aus zwei Kothöfen. Da die Kirche St. Georg in Lutter vomLandesfürsten "zu Lehen ging", wie es in den Erbregistern heißt, wird sicherlichdas Amtsgut die vier Hufen zur Verfügung gestellt haben. Gegenüber den übrigenAcker- und Halbspännerhöfen des Dorfes bestanden weder bei der Parzellengrößenoch bei der -zahl wesentliche Unterschiede, ebenso zeigte die Verteilung der Feldstückeauf die einzelnen Wannen keine bemerkenswerten Unterschiede. Es erscheintdaher gut möglich, daß die Kirche vom Amtsgut Ackerstücke erhielt, die schon vorhereinen eigenständigen Besitzkomplex bildeten und nur zwischenzeitlich vom Amtgenutzt wurden. Hierfür kämen die vier Hufen der Familie v. Gremsleben in Frageoder die zurückgegebenen drei Hufen derer v. Wallmoden, die um die ursprünglichvorhanden gewesene Hufe wieder vermehrt wurden. Sollte tatsächlich einefrühere Besitzeinheit in den vier Hufen Kirchenland wieder erstanden sein, so kannder Ursprung dennoch nicht sehr weit zurückdatiert werden. Der Anteil der Flächenauf der früheren Kirchnauer Flur ist so hoch, daß der Komplex von vier Hufennicht vor 13 S6 gebildet sein kann.Die Beweggründe des Amtmanns werden sichtbar, wenn man die Entstehungsgeschichtedes zweiten neu gegründeten Ackerhofes verfolgt. 1511 kaufte das Kloster21) Deeters, a. a. 0., S. 78.") Der neue Bewirtschafter übernahm auch den Hofzins der Kotstelle in gleicher Höhe,während er vorher wie bei allen Acker- und Halbspännerhöfen auch mit den Meierzinsenfür das Land gleichzeitig den Hofzins entrichtet hatte.23) 1458 hatte Tedel v. Wallmoden den Hof resigniert (upgebracht), und er war besonderesLehen des Hinrick v. Bortfeld. Es ist denkbar, daß später die Familie v. Wall modenmit dem Landesfürsten über den Besitz in Streit geriet.24) Ursprünglich ist die Ass. Nr. 17, dazu Ass. Nr. 53.9 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigSteterburg den v. Saldern den Zehnten, ihren Meierhof und die zugehörigen fünfHufen ab. Später aber klagte der Konvent, der Meier habe während der Stiftsfehdeden Hof verlassen, veröset (verzehrt) und zunichte gemacht.überhaupt seien für die fünf Hufen seit geraumer Zeit nur acht Gulden jährlimgegeben. Das Kloster mußte den Hof nam der Fehde sogar selbst bewirtschaften,und es sorgte sich, ob es für diese heruntergekommene Stelle wieder einen neuenMeier finden könnte. Smlimmer aber war nom, daß Herzog Heinrich der Jüngerenicht nur das Land, sondern aum den Zehnten an sich gebracht hatte. Die bisherigenBitten, Hof und Zehnten wieder herauszugeben, waren vergeblim gewesen 25).Das erste Erbregister von 1548 spiegelt diese Klagen wider. Hans Tofall bewirtschaftetezu dieser Zeit den Hof nebst 21 Morgen Steterburgism Land. Vom Amtwurde der Hof bereits zu den Kothöfen gerechnet. Das übrige Land, zwei Hufenund zwölf Morgen, waren dagegen im Besitz des Ackermannes J acob Koter, dernom weitere elf Morgen "vom Hause" erhalten hatte. Bereits im zweiten Erbregisterist dem Hof des Klosters nur nom eine Wiese verblieben. Das gesamteKlosterland, es waren zufolge des dritten Erbregisters 60 Morgen, besaß nunmehrder Ackermann eurd FasterIing zu Erbenzinsrecht. Das Amt hatte ihm aus eigenemBesitz noch weitere 60 Morgen zugelegt, so daß aum dieser neugegründete Hofmit 120 Morgen ausgestattet war.Von den Ackerhöfen des Adels erreichte nur der v. Schwicheldtsche Hof dieseGröße, die übrigen blieben zum Teil erheblim darunter. Es mag daher scheinen,das fürstliche Amt habe seinen beiden Neugründungen das Land reidlIidl zugemessen.Dom steht hinter dieser Handlungsweise ein leimt erkennbares Eigeninteresse.Die vier Höfe des Adels waren "freie" Ackerhöfe. Mit Ausnahme derBurgfeste leisteten sie alle Dienste ihren Grundherrn. Dagegen sind die beiden neugegründetenHöfe dem Amt voll dienstpflichtig. Es gewann also je Woche vier"Diensttage mit dem Spanne". Der eigene Einsatz war dabei gering, denn drei Vierteldes gesamten Landbesitzes der beiden Höfe war Kloster- und Kirmenland, und nurbeim zweiten Hof beteiligte sich das Amt zur Hälfte an der Landausstattung. DerEifer, mit dem Heinrich der Jüngere für die Erhaltung und Wiederkehr des katholischenGlaubens in seinen Landen focht, hinderte ihn offensichtlich nicht daran,Kirchengut auch gegen den Willen der Verfügungsberechtigten für seine Zweckezu gebraumen 26).Die Entstehung der HalbspännerhöfeDie Entstehung der Lutterschen Halbspännerhöfe läßt sim ohne Smwierigkeitenverfolgen und, was nom wimtiger ist, zweifelsfrei belegen. Das ist für dieEntwicklungsgeschichte dieser Hofklasse von besonderer Bedeutung, da sie fraglosdie umstrittenste ist. Im ersten Erbregister von 1548 werden Höfe dieser Klasse in25) Staatsardtiv Wolfenbüttel: VII B Hs 367 pag. 509 und 511-514.26) S. Anm. 15. \Venn für 60 Morgen nur 8 H. gegeben wurden, so liegt dieser Erbzinsunter den sonst üblidten Meierzinsen. Da weiterhin der Zehnte später nur mit Il fl. demKloster entsdtädigt wurde, verblieb dem Herzog ein erheblidter Gewinn.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigden übrigen Amtsdörfern bereits aufgeführt, jedoch nicht in Lutter. Das erste Erbregisterenthält für diesen Ort lediglich fünf Ackerhöfe und 34 Kothöfe.Beginnen wir mit dem Kotsassen Hans Zicgenbei(n), der zu dieser Zeit einenKothof bewirtschaftete, den ihm Hans Kienen in Neuwallmoden vermeiert hatte.23 Morgen hatte er "vom Hause", also vom fürstlichen Amt, und zahlte hierfürden üblichen Meierzins, nämlich "zwei Himten je Morgen, wenn es trägt". Vor1567 hatte er angeblich einen Kothof angenommen, dessen Grundherr der Landesfürstwar. Vom Hause gehörten jetzt nur noch 19 Morgen dazu 27). Hans Kienenaber hatte ihm nunmehr 21 Morgen überlassen. Die Vergrößerung dieses Kothofes,dessen HofsteIle noch die alte Klassenbezeichnung beibehielt, erschien so bedeutend,daß man Hans Ziegenbei(n) im zweiten Erbregister unter den dienstpflichtigenHalbspännern aufführte. Er hatte also dem fürstlichen Amt an einem Wochentageden Ackerdienst zu leisten. Der Hof wurde auch in den folgenden Erbregistern undDorfbeschreibungen stets als Halbspännerhof geführt 28).Die Gründung des zweiten Halbspännerhofes, der auch erst im zweiten Erbregistererscheint, ging sicherlich ausschließlich auf die Initiative des Amtmannszurück. Heinrich Söchtingk hatte vom Amt neuerdings einen" WonQ9f" erhalten.Diese Bezeichnung taucht in den Erbregistern verschiedentlich auf, und zwar immerdann, wenn der Bewohner neu angesetzt wurde. Diesem "W onhof" waren vomAmtsgut zuerst 26, dann 30 Morgen Meierland zugelegt worden, für die er dieüblichen Zinsen zu zahlen hatte. Auch dieser Hof mußte wöchentlich einen TagAckerdienst leisten 29).Besondere Beachtung verdient die Lage der Flurstücke, die zu diesem Hofegeschlagen wurden. Der Landbesitz konzentrierte sich mit II Morgen auf die I., 2.,3. und 4. Wanne des Nordfeldes. Daneben gehörte nur noch je eine Parzelle in derI. Wanne des Südfeldes und der 13. Wanne des Westfeldes zu diesem Betrieb 80).Folgt man RippeI, so liegen alle Flurstücke außerhalb der Lutterschen Kernflur, imNordfeld nehmen sie sogar eine ausgesprochene Randlage ein, so daß diese Flächenerst verhältnismäßig spät gerodet sein können. Am Altsiedelland, aber auch nur andem der zweiten Ausbaustufe, war der Hof bloß mit den zehn Morgen im Südfeldbeteiligt 31).Wie willkürlich aufgestockte oder neu gegründete Höfe in die Klasse der Halbspännereingereiht wurden, beweist die Benennung des Christoffer Hacken als Kotsassen.Zu seiner HofsteIle, für die er an drei Grundherrn den Hofzins entrichtete,hatte ihm das Amtsgut bereits vor 156727 Morgen Meierland, 1568 sogar 36 Morgengelegt. Dennoch verblieben Hof und Besitzer in der Klasse der Kotsassen.27) Im 3. Erbregister heißt es wieder, der Kothof stamme von Hans Kienen.28) Heute Ass. Nr. 62.28) Heute Ass. Nr. 8.SO) ZU Grunde gelegt wurde die Feldbeschreibung des Dorfes Lutter von 1756 (St.Arm.Wolf. 20 Alt 261111). Der Landbesitz hatte sich von 1595 bis 1756 nur wenig verändert, erstieg von 30 auf 35 Morgen.31) Rippel, a. a. 0., S. 34 f.93http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigDie Entstehung der nädlsten vier Halbspännerhöfe ist bald beschrieben, da sieaus zwei Ackerhöfen hervorgingen. Der Ackerhof, den man aus dem v. WallmodenschenKothof und den vier Hufen Kirchenland gebildet hatte, muß laut Erbregistervon 1595 und Dorfbeschreibung von 1685 in der Zwischenzeit geteilt worden sein.Das Land, die Zinsen und Dienste wurden von den beiden nachfolgenden Höfengen au zur Hälfte übernommen. Lediglich die viereinhalb Morgen vom fürstlichenAmt wurden insgesamt dem einen Hof zugeschlagen 32). In der Zeit von 1595 bis1685 muß auch die Umwandlung jenes Ackerhofes, zu dem nachweislich seit 1548die zwei Hufen des Klosters Steterburg und bald darauf zwei weitere vom Amtsgutgehörten, in zwei Halbspännerhöfe vorgenommen worden sein. Auch dieses Malhatte man das Ackerland, die Abgaben und Dienste exakt gehälftet 33).Auf eine weitere Entstehungsursache stößt man, wenn man die Angaben für densiebenten Halbspännerhof verfolgt. Er wird vom zweiten Erbregister an als Ackerhofgeführt. Im ersten fehlt er noch, und ganz offensichtlich ist er 1548 wüst gewesen.Mögen es noch die Nachwirkungen der Stiftsfehde gewesen sein, wahrscheinlicherwohl die des Schmalkaldischen Krieges, jedenfalls war die Hofstelle zu jener Zeitnicht besetzt. Bis 1567 hatte dann Jacob Koter den Hof von der Familie v. Rhüdenals Mciergut angenommen. überraschend ist der geringe Landbesitz. Er umfaßtenur eine Hufe und 15 Morgen, später wurde er statt dessen mit 40 Morgen angegeben.1458 hatte jedoch Bischof Ernst den Hof wie bei den anderen Adels familienauch mit vier Hufen an die lIerren v. Rhüden vergeben. Das geht aum eindeutig ausden Erbregistern hervor, die den alten Umfang von vier Hufen bestätigen, der Restsei verloren gegangen. 1685 betrug die Größe immer noch 40 Morgen, doch wurdeder Hof jetzt als Halbspännerhof bezeichnet. Auch in der Dorfbeschreibung von1756 behielt der Hof die gleidle Klassenzugehörigkeit. Ganz offenkundig tritt beidiesem Hof das Absinken aus der Klasse der Ackerhöfe in die der Halbspännerzutage. Verursacht wurde er ohne Zweifel dadurch, daß der Hof um 1548 nichtbesetzt war und dadurch ein Teil des Landes nicht unbedingt dem Grundherrn,jedoch der Hofstelle verloren ging 84).Vier versmiedene Entstehungsursachen lassen sich also allein für die Halbspännerhöfedes Dorfes Lutter nachweisen.1. Ein Kothof wird aufgestockt und rückt dadurch in die Klasse der Halbspännerauf. Dabei kann die HofsteIle selbst auf eine verhältnismäßig späte Gründungzurückgehen. Bei dem Beispielshof ist die Lage am Rande des alten Dorfes unverkennbar.Grundsätzlich könnte man annehmen, auch das zugelegte Land sei jungesRodungsland. In dieser Hinsicht gibt die Verteilung der Feldstücke auf die einzelnenWannen jedoch keinen deutlichen Hinweis.2. Zu einem neu gegründeten Hof wird gleich so viel Land gelegt, daß er sofortin die Klasse der Halbspänner eingereiht wird. Diesmal muß die Hofstelle jedom imKern des alten Dorfes gelegen haben. Wenn die Bezeichnung n W onhof" auf ein32) s. Anm. ~433) Ass. Nr.7, der andere Hof war bereits 1756 wüst und ist nicht mehr nachzuweisen.31) Heute Ass. Nr. 27.94http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigneu errichtetes Gebäude verweist, so wird es sich sicher um die Wiederbebauungeiner wüst gewordenen Stätte gehandelt haben, da das Vorhandensein eines bislangungenutzten Platzes im Dorfkern unwahrscheinlich ist. Hervorzuheben aber ist dieausgesprochene Randlage der Felder, die auf die späte Gründung hindeutet.3. Ackerhöfe werden in zwei Halbspännerhöfe umgewandelt. Konnte man diezweite HofsteIle auf einer Parzelle am Dorfrand errichten, so entfiel der Zwang,auch die HofsteIle zu teilen. Diesen Weg beschritten die beiden Bauern, die denAckerhof mit vier Hufen Kirdlenland je zur Hälfte annahmen. Bei dem anderenAckerhof erstreckte sich die Teilung dagegen auch auf die HofparLelle. Die Dorfbeschreibungvon 1756 läßt erkennen, daß sie für den Aufbau von zwei Höfen kaumausreidlte.4. Ein Ackerhof erleidet so schwere Landverluste, daß er in die Klasse derIIalbspänner zurückgestuft werden muß.Sieht man von der Neugründung ab, so sind alle anderen Entstehungsursachenvon den verschiedensten Autoren schon früher aufgeführt. Küchenthai zitiert ihreAnsimten nimt nur ausführlich, er lehnt sie aum ausdrücklim ab 35). Lediglim dieTeilungen läßt er als seltenen Ausnahmefall gelten 36). Statt dessen soll seiner Meinungnach die Klasse der Halbspänner im wesentlimen dadurch gebildet wordensein, daß seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die größeren Bauhöfe als Ackerhöfe,die kleineren als Halbspännerhöfe bezeimnet wurden 37).Zweifellos sieht Kümenthal nimt genügend, daß aum vor, während und nachder Niederschrift der ersten Erbregister Höfe zugrunde gingen. Ihr Land aber bliebzumindest in dieser Zeit auf die Dauer nicht mehr unbewirtschaftet, es wandertevielmehr zu den verbleibenden Höfen. Nach einer nennenswerten Vergrößerungdes Landbesitzes aber stand der Amtmann jedes Mal vor der Aufgabe, die bisherigeEinstufung in eine Bauernklasse zu überprüfen und eventuell den Hof in die nächsthöhereBauernklasse einzureihen. Die Entscheidung über die Klassenzugehörigkeitwar sogar unumgänglich, wenn einer neugegründeten oder wiederaufgebauten Hofstelleschon als Erstausstattung ein erheblicher Landbesitz zugeteilt worden war.Daneben mag er durmaus die vormaligen Bauhöfe auf die beiden ersten Hofklassenaufgeschlüsselt haben. Es kann aum durchaus sein, daß diese Aufgabe überwog.Auf Grund des vorliegenden Materials ist Küchenthai nicht generell zuzustimmen,wenn er die Halbackermänner als Meier städtischer Bürger ansicht und sie den Halbspännerngegenüberstellt, die ihre Höfe von anderen Grundherrn erhalten hätten 38).Um 1548, als in Lutter nom keine Halbspännerhöfe bestanden, bezeichnete derLuttersche Amtmann die entspremenden Höfe in Nauen als "Halbe Ackerhöfe".In das zweite Erbregister trug er die gleichen Stellen jedom als Halbspännerhöfe ein.311) KüchenthaI, a. a. 0., S. 163 H.38) Ob Teilungen von Ackerhöfen so selten sind, wie KüchenthaI meint, muß für dasAmt Lutter bezweifelt werden. Auch in Nauen, drei Kilometer südwestlich von Lutter,hat Rippel a. a. 0., S. 30, zwei geteilte Ackerhöfe nachgewiesen.17) KüchenthaI, a. a. 0., S. 164.88) KüchenthaI, a. a. 0., S. 18S.95http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Grundherr war in jedem Fall der Landesfürst. Auch im Lagerbuch der Familiev. Schwicheldt, es entstand kurz nach 1752, wechselt die Bezeichnung der mittlerenHöfe ständig. Gründe, weshalb sie einmal als Halbspännerhöfe, zum andern als"Halbe Ackerhöfe" angesehen wurden, sind nicht zu erkennen. Im Amt Lutterbesaßen die Schwicheldts zwar keine Höfe der mittleren Bauernklasse, jedochtrugen sie in Ostlutter, einen Kilometer östlich von Lutter gelegen, nachweislichvon 1459 bis 1751. drei "Halbe Ackerhöfe" zu Lehen 39).Der Besitzwandel bei den KothöfenBereits Maßberg hatte erkannt, daß die Kothöfe zum Teil alte Reihehöfe waren,die Hufenland bewirtschafteten (0). Inzwischen ist diese Feststellung durch KüchenthalsUntersuchung für weitere Gebiete erhärtet. Im Amt Lutter scheinen solcheHöfe in den beiden Nauen vorhanden gewesen zu sein, wo das Goslarer KlosterFrankenberg im 13. und 14. Jahrhundert etliche Hufen erworben hatte (1). ImAmtsdorf Lutter ist dagegen nur ein umfangreicher Besitzwandel in der zweitenHälfte des 16. Jahrhunderts zu beobachten. Seine Darstellung lohnt, weil sich darausSchlüsse auf Entstehung und Bedeutung dieser Hofklasse ziehen lassen.Die Nachrichten über Luttersche Kothöfe gehen nicht vor das Jahr 1458zurück (2), doch werden viele sicherlich älter sein. Bei dem häufigen Namenswechselder Meier lassen sich nur die Höfe des Adels verfolgen, die nach Geschlechterngeordnet im folgenden dargestellt werden sollen.Im Lehnsbuch des Bischofs Ernst von Hildesheim von 1458 waren für dieFamilie v. Wallmoden drei Kothöfe eingetragen. 1548 bestanden alle drei Höfe noch,bald darauf wurde der eine durch Zulage von vier Hufen Kirchenland zum Ackerhof.Der zweite Kothof rückte 1756 zum Karrnerhof auf. Sein Landbesitz, der 154817 Morgen Meierland "vom Hause" umfaßte und bereits vor 1567 auf 11. 1 /2 Morgenangewachsen war, wurde in der Dorfbeschreibung des 18. Jahrhunderts mit 41 Morgenangegeben (8). Mit dieser Größe übertraf er einen Lutterschen Halbspännerhof,einem weiteren kam er fast gleich. Der dritte Kothof des Christoffer Hacken wurdebereits erwähnt, die HofsteIle wurde noch um zwei weitere Stellen vermehrt, so daßder Bewirtschafter drei Herren Hofzins gab. Ob 1548 dieser Hof landlos war oder38) Gutsarmiv Smloß Söder: Abt. Flamstödl:heim (Lagerbum).40) Mnßberg, Karl: Die Dörfer der Vogtei Groß Denkte, ihre F1urverfassung und Dorfanlage,Göttingen 1930, S. 37 f.(Studien und Vorarbeiten zum hist. Atlas Niedersamsens,11. Heft).41) So gaben Äbtissin und Konvent von Gandersheim U8I dem Kloster Frankenbergzwei Hufen "eum 11 areis" in Groß Nauen (Gos!. Ub. 11 177). 1458 trug Lantwim v. Gremslebenfünf Hufen und fünf Höfe in Klein Nauen vom Bismof von Hildesheim zu Lehen(Deeters, a. a. 0., S.44).U) Womöglim kann aum ein nom früherer Termin angenommen werden, falls derBesitz der v. Gremsleben, der für 1365 mit vier Hufen und drei Höfen angegeben wird(Nds. St.Arm. Wolf. VII A Hs Blatt 17), mit jenem von 1458 identism ist, der nunmehrein Burglehn, vier Hufen und drei Kothäfe umfaßt (Deeters, a. a. 0., S. 44).OS) Heute Ass. Nr. 6.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519sechs Morgen "vom Hause" hatte, ist nicht zu entscheiden, doch waren es vor 1567bereits 27 Morgen, 1568 sogar 36.Nicht unerheblicher Landbesitz gehörte im Amt Lutter der Familie v. Rhüden.Bereits 1458 trug sie neben dem Burglehn einen Hof und vier Hufen im Dorf Lutterzu Lehen, dazu das wüstgewordene, südlich von Lutter gelegene Dorf Rhode 44).Für das Jahr 1548 weist das erste Erbregister jedoch nur einen v. RhüdenschenKothof aus, der von dieser Adelsfamilie mit 19 Morgen MeierIand ausgestattetworden war. Vor 1567 waren es nur noch neun Morgen, jedoch hatte ihm das fürstlicheAmt weitere zwölf Morgen vermeiert. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurdedem Hof das adlige Land ganz entzogen, doch behielt er "vom Hause" 1 3 MorgenMeierland. Danach läßt sich der Hof nicht mehr nachweisen 45).Im zweiten Erbregister, also vor 1567, vermehrt sich die Zahl der Kothöfe diesesGeschlechts plötzlich um weitere vier Stellen. Dabei kann es sich nicht vollständig umden Zuwachs von drei Kothöfen der Familie v. Gremsleben gehandelt haben; dennzwei von den vier Kothöfen sind offensichtlich Neugründungen 46). Auf jedenFall aber wächst die Morgenzahl, die zu folge des zweiten Erbregisters insgesamt anLuttersche Höfe vermeiert war, auf 120 Morgen an. Die Annahme liegt nahe, dieserLandbesitz sei mit den vier Hufen identisch, die 1458 an die Familie verlehnt wordenwaren 47). Auf den Ackerhof entfiel nunmehr aber nur noch ein Drittel, in das übrigeLand teilten sich neuerdings sechs Kothöfe. Für den ursprünglich gegebenen Zusammenhangspricht auch die vielfältige Flurkorrespondenz, die zwischen den Parzellender einzelnen Höfe bestand 48). Sie ist kaum in der Lutterschen Feldmark zu beobachten,wo nur zwei Korrespondenzen auftraten, aber deutlich im "Rodenfeld",wo die beteiligten Feldstücke in der 1., 2., 10. und I I. Wanne ununterbrochene Kettenvon fünf bis zehn Parzellen bildeten 49). Daneben waren nur noch drei einzelnliegende Flurstücke vorhanden.U) Deeters, a. a. 0., S.71. Wenn auch Rippel, a. a. 0., S.33, die kleine DorfsteIle füreine geschrumpfte Siedlung hält, 50 ist für sie dennoch ein totaler Wüstungsprozeß belegt.Im ). Erbregister heißt es nämlich, daß das Adlige Gut in Lutter sein gesamtes Vieh imAmtsdorf hält und man vor )0 oder 40 Jahren in Rhode nur eine Scheune und drei Kothöfeaufgebaut habe. Im 4. Erbregister umfaßt die Ortschaft Rhode nur jene drei KotsteIlen .• ~) Womöglich wurde der Hof als Brinksitzerstelle wiederaufgebaut, in diesem Falle wärees die Ass. Nr. S.'8) Nähere Hinweise wird ein weiterer Aufsatz des Verfassers enthalten, der ebenfallsim Braunschw. Jb. erscheinen wird. Hier sei schon darauf aufmerksam gemacht. daß 1548zu dem einzigen Kothof derer v. Gremsleben wiederum kein adliges Land gehörte. DerBesitz der Kothöfe derer v. Rhüden an Ackerland, das von der gleichen Familie vermeiertwurde, liegt ausschließlich auf dem "Rodenfeld", mit dem das Geschlecht nachweislich seit14S8 belehnt war.t7) Zwar wurde von Nauener Bauern auch Land der Feldmark Rhode bewirtschaftet.doch schwankte die gesamte Morgenzahl nicht, die im I. und 1. Erbregister eingetragen wurde.Es traten lediglich starke Verschiebungen von Hof zu Hof auf.Oll) Siehe Feldbeschreibung von Rhode 1756, Anhang der Lutterschen Feldbeschreibung(s. Anm. )0). Rippel zog seinerzeit die Feldmark von Rhode nicht in die Untersuchungder Flurkorrespondenzen ein (s. Anm. 19).") Verg!. auch Feldbeschreibung von Lutter (s. Anm. )0).7 97


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigBei den Kothöfen dieses Geschlechts wechselte der Besitz an Meierland ganzerheblkh. Zwei Kothöfe hatten von den v. Rhüden zuerst gar kein Land erhalten.Der eine wurde später mit 3 1 /2 Morgen ausgestattet, der andere erhielt vom fürstlichenAmt vor 1567 14 Morgen und bald darauf 16'-13. 1756 wurde der eine nocherwähnt, doch ist er praktisch schon im Ackerhof der v. Schwicheldt aufgegangen,der andere ist wüst 50). Der dritte Kothof war vor 1567 mit 15 Morgen an HansKarssebohm vermeiert. 1685 bewohnten die Hofstelle Andreas Schnoer und CurdFricken gemeinsam, 1756 war sie endgültig in zwei lIalbkothöfe aufgeteilt worden,die nun Hans Schaper und Friedrich Brandes' Erben besaßen 51). Der zugehörigeLandbesitz, der auch 1685 noch 15 Morgen betrug, wurde 1756 für die beiden Halbhöfemit insgesamt 21 Morgen angegeben. Der Zuwachs stammte ebenfalls ausv. Rhüdenschem Besitz. Vor 1567 waren an drei weitere Kotsassen, die aber Höfedes fürstlichen Amtes innehatten, 30, 11. und 9 Morgen v. Rhüdensches Land ausgetan.Bald darauf bekam der eine v. Rhüdensche Hof von diesen Ländereien3 1 / 2 Morgen ab, 15 Morgen sind nicht mehr nadlweisbar, so daß die drei Köter nurnoch über 15, 8 1 /2 und 6 Morgen verfügten. 1685 bewirtschafteten den Hof, dem die15 Morgen verblieben waren, auch sdlOn wieder zwei Besitzer, und 1756 wird jeweilsdie Hälfte von bei den nachfolgenden Halhlwthöfen beackert 52). Die 8 1 / 2 und 6 Morgengelangten zwischen 1685 und 1756 zur knappen Hälfte an den v. RhüdenschenKothof mit 15 Morgen, so daß die beiden Nachfolgehöfe mit je 10 1 /2 ausgestattetwerden konnten 53). Die "größere Hälfte" dieser Flächen von 8 1 /2 und 6 Morgengelangte ebenfalls zwisdlen 1685 und 1756 an den zweiten Kothof derer v. Rhüden,der wie der vorhergehende schon vor 1567 mit 15 Morgen vergeben worden war,so daß er nunmehr auf fast H Morgen anwuchs 54).Abschließend sei noch ein kurzer Blick auf die Entwicklung der drei Kothöfe derFamilie v. Schwicheldt geworfen. 1548 waren es nur zwei Höfe, die 9 und 3 Morgen"vom Hause" hatten, schon vor 1567 stieg die Zahl auf drei an, denen 9, 15 und4 1 /2 Morgen vom fürstlichen Amt zugelegt worden waren. Der Hof mit 15 Morgenhatte außerdem noch 3 Morgen von der Lutterschen Kirche St. Georg. Auch er ist1756 in zwei Halbkothöfen aufgegangen, die das Land exakt unter sich teilten 65).Die anderen beiden Höfe sind entsprechend den Nachträgen im dritten Erbregisterwüst geworden, sicherlidl während des Dreißigjährigen Krieges. Wahrscheinlichwurde der eine Hof etwas eher wieder besetzt, denn 1756 wurden die heiden nachfolgendenHöfe als Halbkothöfe eingestuft, zu denen jetzt 4 1 /2 und 5 MorgenAckerland gehörten 56). Der letzte Hof wird dagegen erst später wieder aufgebaut&0) Ass. Nr. 1 I, aufgegangen in Ass. Nr. 31. Der wüste Hof erhielt bereits keine Ass. Nr.mehr, die Stelle lag zwischen den Nr. 17 und 18.St) Heute Ass. Nr. 71 und 71..&2) Heute Ass. Nr. 47 und 48.&8) S. Anrn. 51.M) Heute Ass. Nr. 70.&6) Heute Ass. Nr. 10 und 11.U) Heute Ass. Nr. 68. Die beiden Halbkothöfc erhielten gemeinsam eine Brandversicherungsnurnmer.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigworden sein, denn er erscheint in der Dorfbeschreibung als Brinksitzerstätte, ohneBesitz an Acker und Wiese 57).Hingewiesen sei auch noch auf den Kothof des Klosters Steterburg, der 15481I Morgen vom Kloster hatte, danach 15 und 18 Morgen "vom Hause" und um1756 immer noch 18 1 /2 Morgen 58). Daneben besaß auch die Luttersche KircheKothöfe, deren Zahl von 1548 bis 1756 von zwei auf drei anwuchs. Davon warenzwei in der Mitte des 18. Jahrhunderts bereits wieder geteilt.Nachdem die Kothöfe des Adels etwas näher beschrieben worden sind, seienfür die übrigen noch einige summarische Angaben angefügt, die das Bild abrunden.1548 beackerten die 34 Kothöfe des Dorfes im Durchschnitt 7,3 Morgen. Schon vor1567 war der Besitz bei nunmehr 42 Höfen auf 10,3 Morgen angestiegen, und 1568umfaßte er bereits 13,0 Morgen. Danach wuchs die Durchschnittsgröße bis 1595nur noch geringfügig auf 13,2 Morgen an. Ohne Zweifel müssen sich also in diesen50 J uhren auch bei den übrigen Lutterschen Kothöfen die Besitzverhältnisse erheblichgewandelt haben.Bei solch vielfältigen Veränderungen erscheint es nicht angebracht, den Besitz anMorgen Ackerland als Indiz für frühere Besitzrechte zu werten. Höfe, die Hufenlandbewirtschafteten, scheinen ohnehin nicht vorhanden gewesen zu sein, sonsthätte man in den ersten beiden Erbregistern das Ackerland der in Frage kommendenKothöfe sicher ebenso in Hufen angegeben, wie das bei den Ackerhöfen geschah.Aber auch ein Besitz an 9 (4 1 /2) oder 6 Morgen, den Küchenthai als kennzeichnendfür die alten Höfe der "Dagewerchten" des Sachsenspiegels ansieht, scheint in Lutternicht beweiskräftig zu sein, obwohl die entsprechenden Morgenzahlen bei 34 Höfenimmerhin neunmal vorkamen 59). überprüft man nämlich auch noch die restlichendrei Erbregister, so ergibt sich folgende Häufigkeitsverteilung bei den genanntenBesitzgrößen:I. Erbregister 2. Erbregister 3. Erbregister 4. Erbregister1548 vor 1567 1568 15954 1 /1 Morgen 3 x I x I X IX6 Morgen 5 x IX IX IX9 Morgen I x 4 x 4 x 5 x(11 Morgen IX 7 X 5 x 4 x)Mit zunehmender Größe muß ganz einfach ein Besitz von 9 Morgen öfter auftreten,und wie sehr der Zufall mitspielen kann, zeigt die wechselnde Häufigkeiteines Landbesitzes von 12 Morgen. Die Zunahme von einem Fall auf das siebenmaligeVorkommen beruht sicher auch wieder auf der angewachsenen Durchschnittsgröße,die anschließende Abnahme aber ist nur noch durch das Wirken des Zufallszu erklären. Es erschien deshalb nicht erlaubt, aus dem Besitz der Kothöfe an Ackerlandweitere Schlüsse zu ziehen.117) Ass. Nr. 9, 1966 abgebrannt.118) Heute Ass. Nr. 2.6.18) Kücbentbal, a. a. 0., S. 67 H.7" 99http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519SchluP betrachtungNachdem in dieser Untersuchung fortlaufend die sich wandelnden Besitzverhältnisse,eventuell auch die sich ändernde Klassenzugehörigkeit einzelner Höfe beschriebenwurden, mag nunmehr auf einen raschen und häufigen Wechsel der Verhältnissegeschlossen werden. Vergegenwärtigt man sich aber, daß während des Untersuchungszeitraumessieben Generationen lebten und wirtschafteten, so verlangsamtsich das Geschehen wieder erheblich, und man ist fast geneigt, es eher "statisch"zu nennen. Für den Wirtschaftshistoriker sind jedoch solche Betrachtungen müßig.Er hat nur zu bemerken, daß Höfe keine unveränderlichen Einheiten darstellen, dieden Gang der Geschichte unangefochten überdauern. Infolgedessen ist es auch nichtohne weiteres möglich, rückwirkend aus den Verhältnissen späterer Zeiten jene zuerschließen, die in früheren Jahrhunderten herrschten.Fragt man danach, welchen Beitrag diese Arbeit zur Entstehung der Hofklassenliefert, so sind die Ergebnisse bald zusammengefaßt. Schon das vorhandene Quellenmaterialverbot eine grundsätzliche Diskussion mit den Auffassungen Küchenthais,die aber auch gar nicht nötig erscheint. Seine Darlegungen sollen nicht bezweifelt,sondern nur ergänzt werden, und das kann auch nur für den Zeitraum von 1512bis 1756 geschehen. Wenn bislang das hohe Alter der Ackerhöfe von keiner Seite inZweifel gezogen wurde, so konnte für zwei Ackerhöfe in Lutter ein Gründungsterminzwischen 1512 bis um 1567 nachgewiesen werden. Inwieweit das Land dieserHöfe zum Altsiedelland gerechnet werden darf, und ob die HofsteIlen den Dorfkernanzuzeigen vermögen, kann nur durch weitergehende Untersuchungen geklärtwerden. Für zwei weitere Ackerhöfe wurde nachgewiesen, daß sie nicht vor 1356entstanden sein können. Doch sind nach diesem Zeitpunkt bis zum Wüstwerden derKirchnauer Flur und der Wiederaufnahme der Bewirtschaftung sicherlich noch etlicheJahre vergangen. Hinzu kommt der Halbspännerhof, dem offensichlich jüngeresRodungsland zugelegt wurde und der in der Zeit von 1548 bis vor 1567 gegründetsein muß. Daneben konnten zwei schon früher erkannte Entstehungsarten erneutgesichert werden. Wenn Oehr meint, Halbspännerhöfe seien auch durch die Aufstockungvon Kothöfen entstanden, so ist ihm zuzustimmen 60). Ebenso hat Mittelhäuserrecht, wenn sie einige Halbspännerhöfe für abgesunkene Ackerhöfe hält 61).Es mag erstaunlich erscheinen, daß auf der einen Seite bereits in einem Dorf solchvielfältige Entstehungsursachen nachgewiesen werden konnten, und andererseitsKüchenthai in seinem zweifellos weit umfangreicheren Material weder auf die Aufstockungvon Kothöfen noch auf die Degradierung eines Ackerhofes stieß. Müßtejetzt nicht nach dem Umfang gefragt werden, der den einzelnen Entstehungsartenzukam? Die Antwort darauf setzt so ausgedehnte Vorarbeiten voraus, daß mit ihr sobald nicht zu rechnen ist. Aber selbst wenn sie vorliegt, ist eins nicht mehr möglich:80) Gehr, Gustav: Ländliche Verhältnisse im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttelim 16. Jahrhundert. Hannover und Leipzig 1903, S.53 (Quellen und Darstellungen zurGeschichte Niedersachsens, Bd. XII).81) Mittelhäuser, Käthe: Zur Frage der Halbmeierhöfe, in: Neues Arm. f. Nieders.,Heft 17, 1950, S. 401-407.100


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519rein deduktiv aus der Klassenzugehörigkeit eines Hofes auf sein Alter und seineEntstehungsart zu schließen.Allgemein wird die Bedeutung der Hofklassen darin gesehen, daß mit ihr einebestimmte Dienstpflicht verknüpft war. Folgt man dieser Annahme, so muß man fürdie Neugründungen einen unlöslichen Zusammenhang von Entstehungsursache undDienstpflicht anerkennen. Wenn das Amt Lutter zu Beginn des Untersuchungszeitraumeszwei Ackerhöfe und zwei Halbspännerhöfe schuf, so stand dahinter sicherdas Bemühen, für die Wirtschaft des Amtsgutes sechs Diensttage "mit dem Spanne"zu gewinnen. Ähnliches gilt sicher auch für den Zuwachs von acht Kothöfen, an demdas Amt jedoch nur mit fünf Stellen beteiligt war. Immerhin standen dadurch nocheinmal zehn Diensttage "mit der Hand" zusätzlich zur Verfügung.Schwer fällt die Entscheidung, ob die acht hinzugekommenen KotsteIlen neugegründetoder nach vorherigem Wüstwerden lediglich neu besetzt wurden. Bedenktman, daß man von den 16 Hufen der Familien v. Rhüden, v. Heere, v. Schwicheldtund der Kirche, die 1568 bestellt wurden, 1548 nur 5 Hufen und 31 Morgenbeackerte, so muß Lutter um die Jahrhundertmitte noch stark unter Kriegsfolgengelitten haben. Dabei ist es gleichgültig, ob man noch an die Nachwirkungen derStiftsfehde denkt oder statt dessen die Auswirkungen des Schmalkaldischen Kriegesverantwortlich macht. Dennoch kann dieser Sachverhalt das Wüstwerden von Kotstellennicht zwingend beweisen.Auf jeden Fall läßt sich aber das Bemühen des Amtes belegen, Kotsassen erneutin Lutter anzusiedeln und die bereits dort wohnenden zu halten. Während nämlichdie Ackerhöfe von 1548 bis 1568 im wesentlichen ihren alten Besitz wieder vollständigunter den Pflug nahmen, beruht die bessere Landausstattung aller Kothöfeauf Landzulagen aus dem Amtsbesitz. 1548 gehörten zu den Kothöfen '1. SO MorgenAckerland, 1568 dagegen 435. In der gleichen Zeit sank die vom Amt bewirtschafteteFläche von 1110 Morgen auf 891. Die Landzuwendungen an die neugegründetenoder aufgestockten Acker- und Halbspännerhöfe werden aufgehoben durch an dasGut zurückgefallene Flächen und Ländereien, die 1568 die Familie v. Rhüden zusätzlichvermeierte. Einem Verlust an 129 Morgen beim Amtsgut steht also ein Gewinnan 185 Morgen Meierland der Köter gegenüber.In späterer Zeit ist neben den Landverschiebungen zwischen den einzelnen Höfenund Hofklassen ein Anwachsen der Lutterschen Feldmark zu beobachten. Jedochkommt der Zuwachs an Ackerland jetzt nicht mehr der Klasse der Kotsassen zugute.Zwar wächst die insgesamt von den Kötern bewirtschaftete Fläche in der Zeit von1595 bis 1756 noch von 556 Morgen auf 574 Morgen an, doch sinkt die im Durchschnittvon einem Hof beackerte Fläche von 13,'1. auf 13,0 Morgen ab. Allein107 Morgen beanspruchten nämlich 1756 die vier Karrnerhöfe. Wuchs ihre Größeüber den Durchschnitt an, so mußte selbstverständlich die Durchschnittsgröße deranderen sinken. Das Amt wird die Umstufung von vier Kotstellen zu Karrnerhäfensicherlich gefördert haben. Wenn sie auch dem Amt im allgemeinen nur Kotsassendiensteleisteten, so mußten sie doch im Winter Wild- und Forellenfuhren bis nachBraunschweig übernehmen. Allerdings wurde ihnen dafür der Handdienst teilweiseerlassen. Es will aber so scheinen, als ob das Amt hierauf keinen so großen Wertmehr legte, da es sich bereits an anderer Stelle Ersatz verschafft hatte.101


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Allein der Amtmann und Ober-Commissarius Cleve hatte seinem Ackerhof, dervon den v. Schwicheldt zu Lehen ging, inzwischen vier KotsteIlen hinzugefügt, derenGebäude zum Teil schon verschwunden waren. Zwei weitere Kothöfe waren zueinem Acker- und einem Halbspännerhof gelegt. Wenn aber um 1685 schon einigeKothöfe von zwei Familien bewohnt und genutzt wurden, 50 mußte der Abgang vonsechs Kothöfen zu einem Mangel an Wohnplätzen führen. Er wird natürlich verschärft,wenn die Bevölkerung wächst. In Lutter löste man die entstandenenSchwierigkeiten, indem man zwölf Kothöfe teilte, so daß man über 24 Halbkothöfeverfügen konnte 62). Allerdings schaffte man dadurch nur Hausplätze. Gleichzeitighalbierte man natürlich das Ackerland und schmälerte die wirtschaftliche Grundlagedieser Höfe. Dennoch förderte das fürstliche Amt sicher noch die Auf teilung derHöfe; denn mit diesem Vorgehen trieb man eine positive "Peuplierungspolitik" undvennehrte außerdem die zu fordernden Dienste. Zwar diente der Halbköter nur aneinem Wochentag "mit der Hand" und leistete auch nur an zwei Tagen im Jahr denBurgfestedienst, aber er arbeitete gen au wie der Vollköter an zwei Erntetagen aufdem Amtsgut. Daneben hatte man die Handdienste aber noch auf andere Weisevennehrt. 1756 hatten dem Amt auch fünfzehn Brinksitzer den Handdienst wie dieHalbkäter zu leisten. Lediglich in der Ernte brauchten sie nur an einem Tage zukommen. Diese Erleichterung wiegt aber im Vergleich zu den Halbkotsassen gering;denn im Regelfall besaßen die Brinksitzer überhaupt kein Land, während die Halbköterim Schnitt sechs Morgen bewirtschafteten. Infolgedessen muß die soziale Lagedieser zuletzt Angesiedelten die schlechteste gewesen sein 63).Erklärlicherweise hatte der Amtmann den Wunsch, die zu fordernden Diensteseinen Bedürfnissen anzupassen 64). Deshalb schuf er nicht nur Höfe in den entsprechendenBauernklassen, er wirkte auch auf deren Umfang ein. Das konnte um so82) 1756 war ein Halbkothof smon wieder wüst und wurde von einem Kothof mitbewirtsmaftet.es) Gegenüber Ernst Wolfgang Buchholz (Ländliche Bevölkerung an der Smwelle desIndustriezeitalters, Stuttgart 1966, S. 7 H.), der die übervölkerung des Landes und die Verarmungder unterbäuerlimen Schichten auf den Anfang des 19. Jahrhunderts verlegt, istwohl eher Wilhclm Abel (Der Pauperismus am Vorabend der industriellen Revolution,in: Vortragsreihe d. Ges. f. westf. Wirtsch.Gesch. Heft 14, Dortmund 1966) zuzustimmen,der beide Ersmeinungen bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts beobamtet. Wenn aberin Lutter schon vor 1756 u Kothöfe in 14 Halbkothöfe umgewandelt wurden und dazu15 Brinksitzer und 7 Anbauerstellen kamen, so muß hier der Beginn der Peuplierungspolitik,bei der schwachen wirtsmaftlichen Grundlage dieser Stellen aber aum der Pauperismus,eher angesetzt werden. Das bestätigt aum die Arbeit von Theodor Penners: BevölkerungsgeschimtlicheProbleme der Land-Stadt-Wanderung - untersucht an der ländlichen Abwanderungin die Städte Braunsmweig und Wolfenbüttel um die Mitte des 18. Jahrhunderts, in:Braunschw. Jb., Bd. 37, Braunschweig 1956, die für die Zeit von 1719 bis 1765 eine nichtunerhebliche Abwanderung vom Lande ermittelt, an der die unterbäuerliche Schicht (S. 119)relativ stark beteiligt war.") In der Literatur und den landesherrlichen Verordnungen wird verschiedentlichberichtet, die Amtmänner hätten zu ihrem eigenen Nutzen unberechtigterweise Dienstegefordert. Da sie vor der Zeit um 1580 und wieder ab 1680 die Amtsgüter gepachtet hattenund mit den Diensten bewirtschaften ließen, die sie als Vertreter des Landesherrn zu fordernhatten, ersmeint es beremtigt, von "ihren" Diensten zu spremen.101.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigleichter geschehen, je weniger die Landesregierung dem Amtmann bindende Vorschriftenmachte. War er auch nicht "Herr" des Dorfes, so konnte doch seine Gunst,die er einem Bauern zuwandte oder vorenthielt, bei der gewährten Ermessensfreiheitnahezu schicksalhaft werden. \Venn auch die dürren Notizen in Erbregistern undDorfbeschreibungen keinen sicheren Anhalt dafür bieten, welche Grunde den Amtmannim einzelnen bei der Einstufung eines Hofes leiteten, so scheint doch einsfestzustehen: Als objektiven Maßstab seines Handelns hat er gewiß nicht die Betriebsgrößegewählt. Sonst hätte er 1568 den Kothof des Christoffer Hacken zu den Halbspännerhöfenzu rechnen gehabt, und 1756 hätte er zwei Karrnerhöfe ebenfalls alsHalbspännerhöfe einreihen müssen. Wenn man jetzt aber glaubt, wenigstens beidem Zusammenhang von Klassenzugehörigkeit und Diensten auf sicherem Bodenzu stehen, so mag auch hier ein sicherlich extremes Beispiel zur VorsidJ.t mahnen.Es stammt aus der Exklave Ostharingen. die immerhin zehn Kilometer östlich vonLutter liegt, aber damals zum Amt gehörte.Seit 1459 besaßen die v. SdJ.wicheldt in Ostharingen 91/2 Hufen Land. AchtHufen gehörten 1548 zu zwei "freien" Ackerhöfen, I Hufe und 10 Morgen zu demdritten "freien" Ackerhof. der außerdem noch 1/2 AfterIehnshufe der v. SchwidJ.eldtund eine weitere Hufe derer v. Heere beackerte. Dem fürstlidJ.en Amt in Lutterschuldete er als .. freier" Ackerhof nur die Burgfeste, die übrigen Dienste gingen andas Haus Schwicheldt in Ostlutter. NadJ. Angaben des zweiten Erbregisters hatte sidJ.der Landbesitz inzwisdJ.en um 1 Hufe und 8 1 12 Morgen verringert, und die Stellegalt diesmal als "freier" Kothof. Danach wuchs zufolge des dritten Registers dieLandausstattung wieder um eine halbe Hufe an. und der Amtmann stufte denBetrieb nunmehr als "freien" Halbspännerhof ein. Obwohl ansdJ.ließend wieder eineHufe verloren ging, wiederholte auch das vierte Erbregister die vorherige Klassenzugehörigkeit.Rund 170 Jahre später wies ihn die DorfbesdJ.reibung von 1764immer noch als Halbspännerhof aus 65). Das Lagerbuch der Familie v. SchwidJ.eldtbehielt dagegen noch nach 1752 die ältere Klassifizierung als Ackerhof bei, obwohlder Hof dem adligen GesdJ.lecht nur an einem Wochentag den Handdienstleistete 66). Dem Amt Lutter diente er nur an zwei Erntetagen "mit dem Spanne",einen Tag mußte er Roggen mähen. Da zu jener Zeit, als die Erbregister entstanden,der LuttersdJ.e Amtmann nur die Burgfeste. nicht aber die gewöhnlidJ.en Dienstebeanspruchen konnte, bleibt als Begründung für die zweimalige Umstufung diesmalnur der wechselnde Landbesitz, will man nidJ.t Willkür oder GleidJ.gültigkeitannehmen.SdJ.on der Begriff der Hofklasse konnte nidJ.t mit einer bestimmten Entstehungsartoder einem annähernd fixierten Gründungstermin in einen gesicherten Zusammenhanggebracht werden. Ebenso läßt sich die Frage nach der Bedeutung diesesBegriffes nicht eindeutig beantworten. Bei der Betriebsgräße sind seit langem überschneidungenfestgestellt worden, und auch bei den Diensten ist der Umfang durchausnicht immer durch die Klassenzugehörigkeit genau umrissen. Dabei mögen sidJ.1&) St.Arm. Wolf. 10 Alt 199.l1li) 8. Anm. 39.103http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519überschneidende Betriebsgrößen so häufig vorkommen, daß die Ausnahmen schonzur Regel werden; abweichende Dienstleistungen bleiben jedoch die Ausnahmen vonder Regel. Es ist zwecklos, aus heutiger Anschauungsweise heraus Herzog Heinrichdem Jüngeren vorzuwerfen, er habe die Einteilung in Acker-, Halbspänner- undKothöfe zwar gefordert, die einzelnen Klassen aber nicht exakt definiert. Alsanschließend die Amtmänner die Betriebe unter den entsprechenden Bezeichnungenin die Erbregister eintrugen, trafen sie die Unterscheidung offenkundig mit jenerPräzision, wie sie im 16. Jahrhundert auch auf anderen Gebieten üblich war, beispielsweisedem der Maße und Gewichte. Mag uns heute der damalige Genauigkeitsgradauch nicht befriedigen, er läßt sich nachträglich nicht mehr verbessern. Infolgedessenkann man aus früher geprägten Begriffen nicht mehr herauslesen, als sie zuihrer Zeit zum Inhalt hatten.1°4


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Jugend und Erziehung des Herzogs Philipp Sigismundzu Braunschweig und Lüneburg,späteren Bischofs von Verden und OsnabrückZu seinem 400. Geburtstag am 1. Juli 1968VonMarie TielemannDas 16. Jahrhundert, das Jahrhundert der Reformation, zeigt, besonders in seiner1. Hälfte, in vielen deutsmen Ländern nimt nur religiöse, sondern aum weitgehendepolitisme Umwälzungen. Auffallend ist, daß neben dem Neuen viele z. T. uns nomunbekannte alte Lebensformen weiter bestehen. Diese übergangszeit ist besondersinteressant in den von dem mittleren Hause Braunsmweig regierten Ländern. Nebenden markanten Persönlimkeiten seiner Herrsmer erregt aum die Gestalt des HerzogsPhiIipp Sigismund, des Bismofs von Verden und Osnabrück, unser Interesse. überseine Jugendzeit, die er im Braunsmweigismen verlebte, soll im folgenden berimtetwerden.Heinrim der Jüngere von Braunsmweig-Wolfenbüttel (1514-1568) hatte 1535durm ein Primogeniturgesetz 1) die Erbfolge in den von ihm regierten welfismenLandesteilen festgesetzt. Seine beiden ältesten Söhne, Karl Viktor und PhilippMagnus, waren 1553 in der Smlamt von Sievershausen gefallen. Der jüngste, JuIius,an den Füßen verkrüppelt, war für den geistlimen Stand bestimmt. Der Vater wollteihn von der Erbfolge aussmIießen, weil er sim der evangelismen Lehre zugewandthatte, die Heinrim erbittert bekämpfte. Da Julius glaubte, für seine Freiheit fürmtenzu müssen, floh er zu seinem Smwager Johann von Brandenburg nam Küstrin.1556 smloß Heinrim eine zweite Ehe mit Sophia von Polen, aber die Hoffnung, ausdieser Ehe einen Namfolger zu erhalten, erfüllte sim nimt. Im Alter aum der evangelismenLehre gegenüber milder gestimmt, sumte er die Aussöhnung mit Julius,und dieser kehrte 1559 nam Wolfenbüttel zurück. 1560 vermählte er sidt mit Hedwigvon Brandenburg, der Tomter des Kurfürsten Joamim 11. Das junge Paar erhieltdie Häuser in Sd1laden und Hessen, deren Einkünfte allerdings remt gering waren.Zu dem besdteidenen Hofstaat gehörte 1564-1568 der Baumeister Paul Francke 2),der einen Umbau des Smlosses leitete. (Als die Herzogin Hedwig ihren Witwensitzin Hessen nahm, wurde das Smloß weitgehend umgebaut. Das Inventar der Sd1lo6-kapelle, zu dem aum der Taufstein gehört, den Philipp Sigismund 1595 seiner Muttergesmenkt hatte, befindet sim heute in der Johanniskirme in WoIfenbütteI.)1) Vergl. D. Mattbes: Der braunschweigische Primogeniturvertrag von IS3S und dieGefangenschaft Herzog Wilhelms. <strong>Braunschweigisches</strong> Jahrb. 47, 1966, S. S-S I.I) H. Samse: Die Zentral verwaltung in den südwelfischen Landen vom IS. bis 17. Jh.Hildesheim U. Leipzig 1940. S. 110 f.1°5


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Noch in Wolfenbüttel wurde dem Paar eine Tochter geboren, 1561 SophieHedwig (t 1631, ~ 1577 Ernst Ludwig von Pommern), 1564 der erste Sohn, derspätere Herzog Heinrich Julius, 1566 in Schladen eine Tochter Marie (t 1626,00 1582 FranzII., Herzog von Sachsen-Lauenburg), 1567 in Hessen Elisabeth (t 161600 I] Adolf XIII. von Holstein, 2] Christoph, Herzog von Braunschweig-Harburg),1568 in Hessen der zweite Sohn, Philipp Sigismund. Die jüngeren Kinder kamen inWolfenbüttel zur Welt.Von der Geburt Philipp Sigismunds haben wir einen zeitgenössischen Bericht S):"Anno 1568 ist durch den gnedigen segen Gottes des almechtigen hertzogen Julij zuB. und L. ander ;unger her in diese welt zu Hessen geborn, den I. Juli; uf den mittagkurtz vor 1 1 uhren, im zeichen der wage, die sonne ist gewesen im krebs und istdie taufe den volgenden 7. Juli; gehalten".14 Tage vor der Geburt hatte Herzog Heinrich geäußert: "ist unsere tochter(Hedwig) noch nicht erlöset. Wo sie aber erloset wirdt und einen sohn gebiert,haben wir denselben von Gott erbeten" 4). Am I I. Juni war er dann gestorben undam 11. Juli in der Gruft der MarienkapeIIe in der Heinrichsstadt (später Wolfenbüttelgenannt) beigesetzt. BeimTode des Vaters war Julius nicht anwesend gewesen 5). Am14. Juni suchte er die zweite Frau Heinrichs auf: "ist s. f. g. herzog Julius auf Wolfenbüttelzu derselben freuntlichen frau mutter ins gemach gegangen, i. f. g. anzusprechenund zu trösten." Der Bitte seiner Stiefmutter um einen weiteren Besuch konnte ernicht nachkommen; er schrieb am 17. Juni: "Weill es aber mit unser herzliebengemahels also geschaffen, das wir von stunde zu stunde derselben frölichen entbindunggewertig sein, darumb wir auch ungern wegen ehelicher Pflicht uns von derselbenzu begeben" 8).Gemäß dem Testament Heinrichs des Jüng~re~ war nach seinem Tode eineRegentschaft seines Schwiegersohnes, des Markgrafen Johann von Brandenburg,. eingesetzt, und Julius konnte erst nach vier Wochen die Regierung antreten. Biszum 4. Juli hielt er sich in Hessen auf 7). Wahrscheinlich hat die Taufe des zweitenSohnes nur in bescheidenem Rahmen stattgefunden. Auch konnte er vor seinemRegierungsantritt schwerlich höher gestellte Paten erbitten. Diese waren daher Adeligeniederen Ranges, unter ihnen Ludwig v. Brizke, Domdechant 8), als Bevollmächtigterdes Halberstädter Domkapitels, und Christoph v. Steinberg, Rat des Herzogs 11).3) Staatsardliv Wolfenbüttel (künftig: StA W) I Alt 11 Nr.60.') Staatsardliv Hannover (künftig: StAI·I) Ca!. Br. 11 C vn 5 Nr. 10.a) W. Havemann: Geschidlte der Lande Braunschweig und Lüneburg für Schule undHaus. Bd. I. Lüneburg 1837. S.370'8) StAll Cal. Br. 21 B Vb 5 Nr. 2.') Vom 15. Juni bis 4. Juli sind alle Sdlreihen von Julius aus Hessen datiert.8) Ludwig v. Britzke, Domdedlant in Halberstadt t 1584. Samse a. a. O. S. 199.8) C. v. Steinberg. Nadl Samse a. a. O. S.152 soll er im Dienste Friedridls des WeisenLuther von Worms zur Wartburg geleitet haben. Diese Nadlridlt stammt aus der Lutherbiographie.von Mathesius S.69. In dem Stammbaum derer v. Steinberg gehört er zu denHerren, die man in ein ordentlidles Stammregister nidlt bringen kann. C. B. Behrens: HistorisdleBesdlreibung des Hauses der Herren v. Steinberg. Hannover und Wolfenbüttel 1697.S.67-7°'106


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigDie jüngeren Kinder erhielten prominentere Paten: Margarethe (geb.1571) denKaiser Maximilian 11., vertreten durch Friedrich v. Wallenstein, Joachim Kad (geb.1573> den ErzbisdlOf von Bremen, den Landgrafen von Hessen und die KöniginElisabeth 1. von England, vertreten durch die Herzogin von Münsterberg.Der zweite Sohn wurde Philipp genannt, wahrscheinlich nach dem letzten Herzogvon Grubenhagen, dem kinderlosen Philipp, auf dessen Erbschaft die WolfenbüttelerLinie hoffte, Sigismund vielleicht nach dem Großvater seiner Mutter, dem KönigSiegmund 1. von Polen.Die ersten Lebensjahre verbrachte der Knabe in Wolfenbüttel. Wir erfahrenüber ihn lediglich einiges aus Krankheitsberichten der Ärzte und Erzieher. 1570:"Philipp hat einen harten katarrh, auch etzliche pod


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519men in glaubwirdigen nachrichtungen, das ir unsern sohn •.... nit allein aus derveste zur Liebenburg und mit nach der Vinenburg genomen, sondern auch eurenpflichten und eiden und unser bestimbten ordnunge zuwider eine ganze nacht mitS. L. davon gepliben •.• " Unser sohn ist dir "nit umb panckalirens und saufens willen,sondern der studien und guter disciplin halber vertrauet" . . . . .. Dar ir nit unsergeliebten gemahlin, sonder uns mit rath, dienst, pflichten und eiden verwandt, hettetir derwegen uns mehr als irer liebden •... volgen sollen 13). Allerdings zeigte Juliusden Erziehern seiner Söhne auch Dankbarkeit und Anerkennung. Er versah siespäter mit Hofämtern. Dem Nachfolger v. d. Lühes, Curdt v. Schwiecheldt, richteteer 1580 in Goslar die Hochzeit aus, bei der 600 Personen für I985 Taler bewirtetwurden 14).1576 wurde die Hofhaltung der jungen Herzöge nach Schöningen verlegt. Curdtv. Schwiecheldt mußte die nötigen Vorbereitungen dafür treffen, daß im Schloß dieZimmer zurechtgemacht und geheizt wurden sowie Wagen und Schränke für denUmzug bereitgestellt wurden. Auch für die Herzogin wurde im Schloß ein Gemacheingerichtet. Wahrscheinlich war sie besorgt um die Gesundheit ihrer Söhne, besondersum die des kränklichen Philipp Sigismund. Curdt v. Schwiecheldt fragte beiJulius an: "Waß belangdt die gnedige vermanung, das ich bei m.m. g.g.f.f. und h.h.kein geseuf gestatten soll: Daran thun e. f. g. cristlich, furstlich und loblich und ichpin auch mehr dan gewisser zuversicht, es werden die zugefertigten kuchenzedel undhernachher die amptrechnung und e. f. g. oberhaupt und amptleute, welchen dieinspection dieses hauses mit befholen, woll bezeugen, wie getreulich und sorgfeltichich mich in diesem, ohne ungeburlichen rhum zu melden, biß anhero verhalten, undauch hinfurter mit Gotts hilf noch verhalten wolle." Bei anderer Gelegenheit wollteer dann wissen, wie es gehalten werden solle, wenn Kapitelsherrn von Halberstadt,fürstliche Räte, vornehme Landsassen oder fremder Herren Gesandte kämen. DaSchöningen etwas abgelegen sei, könne man so bald keinen Bescheid erhalten. Fernerbat er um eine Generalanweisung, daß Dr. Bockel 15 ) die jungen Herren jede Wochebesuchen und dabei auf die Diät achten möge 16).Julius hatte für seine Söhne in einer Niederschrift "Der jungen herren ordnungin der lehre und disciplin" angeordnet: Sie sollen morgens im Sommer um 61/4,im Winter um 7 1 /4 geweckt werden und in Gegenwart des Hofmeisters und desPräzeptors den Morgensegen sprechen, auch Psalmen dazu lernen, an Sonn- undHeiligentagen, ebenso am Mittwoch und Freitag zur Kirche gehen und nach derPredigt examiniert werden, was sie aus derselben angemerkt haben. Um 1/2 8 imSommer und 1/29 im Winter sollen sie die Suppe essen, danach im Lateinischen konjugierenund deklinieren. Nach dem Mittagessen um 9 (10) ist Freizeit bis um u,darauf Unterricht in Musik, von I-I Schreibübungen in lateinischer und deutscherSchrift, von I-3 wieder lateinische Grammatik, bis 1/2 4 vier schöne Sprüche aus der13) StAW I Alt 11 Nr.7I.U) C. v. S. der Jüngere geh. 1547 t 1585 Samse a. a. O. S. 307. StAW 3 Alt 181.15) Johann Boekel, Professor der Medizin in Helmstedt, Leibarzt des Herzogs Julius.Samse a. a. O. S. 174.18) StAWI Alt 11 Nr.7!.108


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Bibel und aus Cato lernen und auslegen. Bis zum Nachtessen können sie im Gemachumhergehen und werden dabei von dem Hofmeister in moribus unterrichtet; nachdem Abendessen dürfen sie musizieren. Um 8 Uhr soll der Präzeptor im Beisein desHofmeisters ein Kapitel des Neuen Testaments vorlesen. Aus demselben sollen diePrinzen stets einen "vornemen hauptspruch" mit ins Bett nehmen und ihn sicheinprägen 17).Daneben wurden die Leibesübungen nicht vernachlässigt. Schon von Liebenburgaus beschwerte sich der Hofmeister, daß der FechtIehrer noch nicht angekommen undohne Urlaub in Wolfenbüttel verblieben sei. 1577 schrieb Julins an den Amtmannzu Schöningen: "daß du den großen dantzsal uf unsern hause Schöningen außreumstund lehr machest, damit unsere junge herschaft ihr fecht - und spielplatz daraufhaben konen", 1578: "exercitia corporis müssen jetzt in turniren und ringrennen,hetzen und beitzen geübt werden, mittwoch, sonnabend und sontag nach gehaltenerpredigt auch springen und andere kurtzweil und galliarden (tanzen?) lernen, welchesalles fürnemblich nicht zu wollust, sondern zu bewegung und gradheit des leibesdient und achte, solcher leute sollten in Gülich und den Niederlanden wol zu findensein, deßgleichen müßte i. f . g. einen haben, der denselben beizen lernte, und solchesolte man zu Halberstadt und bei den benachbarten hartzgrafen wol finden. Imgarten ist an gelegenen örtern und zum schießen ein rennplatz zuzurichten" 18).Jede Woche mußten die beiden Knaben einen lateinischen Brief an die Elternschreiben, dessen Inhalt völlig konventionell ist. Es fällt auf, wie unbeholfen dieSchrift Philipp Sigismunds wirkt gegen die seines älteren Bruders. Diese Unbeholfenheitfindet sich auch später bei allen seinen eigenhändig geschriebenen Briefen undAktenstücken. Wahrscheinlich hängt das mit der vielgenannten "Blödigkeit desGesichts" zusammen. Wahrscheinlich war er weitsichtig, denn er bekommt einPsalterium mit großen Buchstaben, während er auf der Jagd erheblidte Beutemadtte - so hatte er einmal 5 Wölfe gefangen und war beim Sdteibenschießen vornPhilippsberg in Wolfenbüttel der Beste 19).Vorn Wolfenbütteler Hofe hielt man die Knaben fern. 1577 wurden sie jedocheinmal zum Weihnadttsfeste in die Residenz gebracht. 1579, als der Markgraf vonAnsbadt, der König von Dänemark und der Kurfürst von Sadtsen zu Besudt dortweilten, forderte der Vater beide Söhne auf, dahin zu kommen 20).Einmal im Jahre wurde ein Examen im Beisein des Kanzlers, einiger Räte undHelmstedter Professoren abgehalten, wobei ein genaues Protokoll angefertigtwurde. Bei diesen schnitt der hochbegabte Heinridt Julius immer glänzend ab, währendes sich zeigte, daß Philipp Sigismund recht schwerfälligen Geistes war. DerHelrnstedter Professor Tilemann Heshusius 21) urteilte nadt der Prüfung am17) StA W I Alt u Nr. 73.18) StAH Ca!. Br.:u C XVI 61 Nr.9.18) StA W 1 Alt 11 Nr.71.20) Ebenda.11) Heshusius, geb. 1517, Magister der Theologie, versdtiedene Pfarrstellen. 1577 nachHelmstedt berufen. ADB 11, S. 3 14-3 16.1°9


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519I. Oktober 1577 allerdings recht wohlwollend, daß "der junge herzog fein 'freudigund unerschrocken ohne wehmut, wie nie zuvor geschehen, geantwortet". Auf dieFrage, ob er wollte selig werden und wer ihn erlöset habe und wodurch die Erlösunggeschehen, hat er "zimblich antwort" gegeben und so bestanden, daß man Hoffnungauf Besserung schöpfen könne. Als Lektionen in Religion werden angegeben:20 Psalmen auswendig lernen, dazu den Lobgesang der Maria und des Simeon und6 Choräle. Die Prüfung in Latein beschränkte sidI auf Deklinieren und Konjugieren,wobei er oft ins Stocken kam. Erschwerend für ihn war, daß sein jüngerer BruderJoachim Karl (geb. 1573), der auch nach Schöningen gebracht war, einmal äußerte:"er wisse mehr als sein bruder und könne ihn wol unter die bank stecken." DerKanzler Mutzeltin meinte, es könne sein, daß "ein widerwille zwischen den beideneinreißen würde, der in jungen jahren einwurLelt und nachher schwerlich auszulöschensei". Er schlug daher vor, daß die beiden ihre eigenen Erzieher und Lehrer bekommensollten, damit Philipp nicht zu sehr zurückbliebe, sondern etwas mehr als die Mutterspracheund Latein zu reden und zu schreiben lerne und besser behalten könne,was er gelernt habe. Es sei zu erwägen, wohin man die Knaben schicken könne 22).Die Trennung geschah allerdings nicht, weil Julius wohl die Kosten einer doppeltenHofhaltung fiirchtete. Der Hofmeister Curdt v. Schwiecheldt äußerte dazu, PhilippSigismund müsse einen scharfen Hofmeister haben, sonst wolle er sich nicht ziehenlassen. Professor Borcholt war dagegen der Meinung, der junge Herzog könne bereitsden Katechismus Luthers und 40 Psalmen auswendig. So solle er dabei bleiben undtäglich einen Psalm hersagen, etwas Neues solle man nicht anfangen. Auch solle manihn nicht mit allzu vielen grammatischen Regeln in Latein beschweren. Im Examen1578 schnitt Philipp Sigismund nicht viel besser ab. In Latein hatte er "den Donaturn23) etzliche mahl ausgelesen", auch das Psalterium des Herrn Hofmeisters, weildasselbige in großen Buchstaben gedruckt sei.Ein kleines Porträt im W olfenbüttelcr Schloßmuseum zeigt ihn in dieser Zeit alseinen sdllanken und blassen Knaben mit etwas stumpfem Gesichtsausdruck, anscheinendkörperlich und seelisch stark gehemmt (Abb. I; vgl. auch Porträt von 1590:Abb.2).Als Heinrich Julius seine Studien in Helmstedt begann, wurde die Haushaltungder beiden jüngeren Herzöge nach Gröningen bei Halberstadt verlegt. Im Examen1581 wird von Philipp Sigismund berichtet, daß er den Katechismus repetiert, auchmehr Psalmen auswendig gelernt, im Lateinischen dekliniert und konjugiert, dasCompendium der Grammatik getrieben und auch das Schreiben ferner geübt habe.Irgendwelche Fortschritte scheint er nicht gemacht zu haben. Für die Räte und Professorenmüssen diese Prüfungen eine ziemlich große Plage gewesen sein. Curdtv. Schwiechcldt spricht in einem Schreiben vom 4. August 1577 an Herzog Juliusden Wunsch aus, "das die examinatores zwo tage beiwonen und nit davon eilen" 24).22) StA \V I Alt Z1 Nr.73.") Donatus, römischer Grammatiker und Rhetoriker, lebte Mitte des 4. Jahrhundertsn. C. in Rom, Lehrer des Hieronymus. Seine 3 Bände ars grammatica, später Hauptlehrbuchder lateinischen Sprache.14) StA W I Alt 21 Nr.73.110


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Von 1581 an bereitete Julius die übersiedelung seiner beiden jüngeren Söhnenach Helmstedt vor. Heinrich Julius, inzwischen mündig gespromen, hatte alsBischof von IIalberstadt seine Residenz in Gröningen genommen, wo es für dieKnaben zu unruhig wurde. 1576 waren Philipp Sigismund und Joachim Karl bei derGründungsfeier der Universität Helmstedt bereits immatrikuliert, kamen aber erst1582 dahin. Julius plante, seine Söhne bei Professor Borcholt 25) unterzubringen,dem er Geld zum Ankauf eines Hauses gegeben hatte und bei dessen Sohn er Patewar. Die Antwort des Professors auf die Anfrage, die Unterbringung betreffend,klingt recht verhalten. Er will den jungen Herren gern Zimmer in seinem Hauseeinräumen. "Soviel aberst die verrichtung der kost betrifft, mus ich neben meinerlieben hausfrauen bekennen, das ich und meine hausfrau hiebevor mit furstlichenpersonen nit viel umbgangen, aum wenig wissen, wie und welcher gestalt furstlichepersonen mit kost der gebuer nach zu unterhalten, wie e. f. g. one erinnerung ingnaden leichtlich haben zu erachten .... Einen koch anhero zu ordnen, amtet meinehausfrau aus beweglichen ursachen nit nötig zu sein, sondern sie will die versehungsonst tun, das durch ire dienstboten alles soll verrichtet werden" 26). Gleichzeitigbittet er um Angaben, wie es mit den Speisen gehalten und wie teuer alles eingekauftwerden soll. Man kann sich vorstellen, daß dieser Einbruch einer fürstlichenHofhaltung dem Ehepaar trotz aller Dankbarkeit nicht angenehm gewesen war,auch wird die finanzielle Abrechnung mit dem sparsamen Herzog nicht immer leimtgewesen sein. Julius nahm den niedrigsten der Kostenanschläge, die seine Räte ihmvorgelegt hatten; wenigstens gelang es Borcholt, den gebotenen Tagessatz von6 Mariengroschen auf 7 heraufzusetzen. Es erfolgte dann ein ausführlicher Plan fürUnterbringung und Verpflegung. Die jungen Herren sollten eine Eßstube und einSchlafzimmer zusammen haben, jeder ein besonderes Studierzimmer, die beiden Präzeptorenzusammen einen Raum, die beigeordneten Diener und Edelknaben könntennach der Gelegenheit des Hauses untergebracht werden. Außer der Morgensuppesoll es 2 Mahlzeiten geben, mittags um 10 Uhr, abends um 5. Der Hofmeister mußdafür sorgen, daß Bekömmliches gereicht wird und "daß den jungen herren zwischenden mahl und sonsten unordentlichen zeiten einiges obst weder heimlich noch öffentlichbeigebracht oder sonsten etwas geschenkt und verehrt werde". Kümenzettelmüssen dem Herzog eingereicht werden. Den Eßgewohnheiten der Zeit entspremend,bestanden die beiden Hauptmahlzeiten aus vielen Gängen, z. B.: für den Montagmittags: I) Bier- oder Weinsuppe 2) Rindfleisch 3) Vögel mit Weinbeeren gesotten,Tauben oder Hühner 6) Butterfisch 7) Kaltes Rind- oder Schöpsen fleisch mit Senf8) Wurst. Am Abend I) Hühnerfleisch mit einer Suppe 2) Schöpsenfleisch, geröstetoder mit Petersilienwurzel 3) Gebratenes Sauer, mit Butter gebraten 4) ein Zugemüs5) Krebse oder Fische, etwas Gebackenes 6) Kalbskopf, -füße oder Geschling7) etwas von Eiern. Für jede Mahlzeit Butter und Käse und sonst Obst, was dieJahreszeit geben will. Beim Essen wird Wein gereimt, aber mäßig, den Edelknaben") Borcholt, Johannes Julius, geb. 1535 in Lüneburg t 1593, studierte in Wittenberg beiMeIanchthon, Jura in Bourges, 1567 Syndikus und Professor in Rostock, 1575 nach HeImstedt.Samse a. a. O. S. 165/166. ADB Bd. 3 S. ISS.le) StA W I Alt 2.2 Nr.74.111


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigund Dienern Hclmstedtcr Bier, gespeist sollen sie mit den Resten werden. Nacheinandersollen die einzelnen Professoren zu den Mahlzeiten gebeten werden, ebenfallsfranzösische Schulmeister, damit sie in ihrer Sprache Anleitung geben. Die jungenHerren bekommen täglich ein frisches Hemd, Tischtuch, Handtuch und Mundtuch.Ihre Wäsche muß im Hause gewaschen und gemangelt werden. Ihre Bettwäsche wirdgeliefert, für die Wäsche der anderen Hausbewohner muß Borcholt aufkommen.Getränke, Lichter und Heizmaterial werden gesondert bezahlt "zur notdurft undohne überfluß ", ein Kostenanschlag ist vorher einzureichen. Kulturgeschichtlich interessantist das Verzeichnis der Sachen, die von Wolfenbüttel mitgebracht wurden:I Gieß becken und I Gießkanne (zum Händewaschen bei Tisch), 18 Eßbecken,24 Teller, Il Löffel, 2 Salzfässer, I Kredenzmesser, I Gabel (zum Vorlegen, manbenutzte noch keine Gabeln beim Essen), 1. Herrenmesser, I Butterschüssel, jedemHerren I Gießkanne und Handbecken in die Studierstube, sich abends und morgensdarin zu waschen, 10 Leuchter, I Kupferwanne für das Geschirr, I zum Füße waschen,I Schachspiel 27). -Es wurde dafür gesorgt, daß den jungen Herren Barbier. Schuster und Schneiderzur Verfügung standen und daß sie einen Kirchenstuhl erhielten. Da im Hause Borcholtkeine Uhr vorhanden war, gab Juliuseinen Zuschuß zur Reparatur derKirchenuhr.Am 16. Juni 1581 kamen die jungen Herzöge mit einem Gefolge von 11 Personenin Helmstedt an. Der Hofmeister berichtete: "Wir sind vom rector und der ganzenuniversität mit einer lateinischen rede empfangen, der rat hat die bürger gewapnetvor dem tore aufstellen lassen und verehrte I faß bier und I fäßlein wein von ungefähr1 ohm."Von einem Universitätsstudium im eigentlichen Sinne konnte bei der Jugend derKnaben (14 und 9 Jahre) nicht die Rede sein. Sie standen unter der strengen Zuchtihres Hofmeisters und durften an den Veranstaltungen wie Promotionen an derUniversität nicht teilnehmen. Wie bisher wurden sie von ihren Präzeptoren unterrichtetund mußten ihre Prüfungen ablegen. Julius hatte angeordnet, sie solltenjeden Tag ihre gewöhnlichen Lektionen haben, sich nicht mit Trunk beladen undnicht in Völlerei geraten. Auch Hofmeister und Bediente müssen sich eines ehrbarenLebens befleißigen. Wenn Gäste da sind, denen zu Ehren oder gemäß "des bey unsTeutschen leider allzuviel ingerissenen bösen Gebrauchs halben ein geselliges Trinkgelaggestattet und angerichtet werden solle", •.•. dürfen die jungen Herrschaften"dabey nicht gelassen, viel weniger darzu gezogen, sondern sobald die Mahlzeitgehalten und das Tischtuch aufgehoben, oder wann sonsten das Gesäuf angehen will",sollen sie zu ihrem Gemach geführt werden. Auf Höflichkeit ist zu achten. Wennsie nicht gehorchen, muß es gemeldet werden. Sie sollen ein christliches, keusches,eingezogenes Leben führen, zu keinen verdächtigen Weibsbildern gehen. UnzeitigesSpazierengehen, verdächtiges Baden und häufiges Reiten auf die Ämter und Klöstersoll nicht erlaubt sein. Abends um 8 sollen die Türen verschlossen werden. Die Hof-17) Ebenda.111.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb. I: Herzog Philipp Sigismund im Alter von 10 JahrenPorträt von T 579 im Schloßmuseum zu \Volfenblittelhttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigAbb. 2: Herzog Philipp SigismundAusschnitt aus einem Gemälde von Hans Vredemann de Vries, 1590Leihgabe der Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong>im Schloßmuseum zu Wolfcnbüttelhttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigmeister müssen stets im Gemach auf- und abgehen. Briefe sind von ihnen in Empfangzu nehmen 28).Mit der Gesundheit Philipp Sigismunds stand es in Helmstedt anfangs nicht zumbesten. Der neue Hofmeister Franz Behr 29) schrieb nach Wolfenbüttel, daß derHerzog viel unter "Hartleibigkeit" und Gelbsucht zu leiden habe, und beklagt sichüber den sauren Wein und das schlechte Bier, beides sei nicht bekömmlich. Daraufwurde das bessere Zerbster Bier geliefert. Als im Oktober 1582 in Helmstedt diePest ausbrach, brachte der Hofmeister die beiden jungen Herren in das KlosterMarienthai, dessen Abt mit dieser Einquartierung durchaus nicht einverstanden war.Herzog Julius beorderte sie nach Helmstedt zurück. Er schrieb am 14. November anBehr: "Nun ist unser will, das du gedachte unsere jungen herrn ungesäumt wiedernach Helmstedt bringest, denn wir sie nicht wie weibische männer erzogen habenwollen. Man hat auch noch nit gehört, das ein fürst von Braunschweig an der pestgestorben, sondern vielmehr in schlachten, stürmen und dergleichen tapferen thatenchristlich und rümblich umkommen" SO).Für Philipp Sigismund wurde der Aufenthalt in Helmstedt unterbrochen durcheine Reise nach Pommern zu seiner ältesten Schwester Sophie Hedwig, die 1577 denHerzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast geheiratet hatte. Er wurde von seinemVater dorthin geschickt, weil er kränklich und von einer "melancholischen Schwachheit"befallen war. Er sollte sich dort erholen und auch in der pommerschen Landwirtschaftumsehen. Herzog Julius wollte dort nebenbei Handelsgeschäfte tätigen,er wollte seiner Tochter Messing und andere MetalIwaren liefern und verlangtedafür jährlich 20 Tonnen Butter und die Wolle von 500 Schafen. Sophie Hedwigbeklagte sidl allerdings, daß sie die gesdlickten Waren nicht anbringen könne. VorPhilipps Rückreise empörte sie sidl darüber, daß die Wegzehrung ihrem Gattenangeredlnet werden sollte. Wenn das geschähe, wäre es dem Herzog Julius und demHause Braunsdlweig sehr sdlimpflidl. Auch hatten die Begleiter ihres Bruders, derHofmeister und der Stallmeister Franz Trampe, keine Jahresbesoldung erhalten,sondern nur die Verpflegung. Für Trinkgelder war nidlts mitgegeben, sie mußteauf des Herzogs Kreditbrief eine Anleihe aufnehmen, um die nötigen Geldgesdlenkezu geben, z. B. an den Organisten, der ihrem Bruder täglich eine Musikstunde zugeben hatte 31).Aum in Pommern ging der Unterricht weiter, der Präzeptor Heinrim Weingartnersmickte einen ausführlimen, remt günstigen Berimt aus Wolgast. Wegenvieler Reisen mit seinem Smwager hat Philipp Sigismund nimt immer seinen Studienobliegen können, er hat aum viel Zeit mit Jagen, Reiten und anderen Leibesübungen28) F. v. Strombeck: Deutsmer Fürstenspiegel aus dem 16. Jahrhundert. Braunsmweig1814. S. ZI.19) Franz Behr geb. 1551 t 161l, später Erzieher des Herzogs Joamim Karl, dann Rat inHalberstadt. Samse a. a. O. S. 153h54.30) StAH Cal. Br. 1l XIII Nr. I.11) E. Bodemann: Die Verheirathung der Prinzessin Sophie Hedwig von Braunsmweig­Wolfenbüttel 1517 und deren BriefwemseI mit ihrem Vater, dem Herzoge Julius 1577-1585.Zs. d. Hist. Ver. f. Nds. Jg. 1830, S. 183 und ZI I f.113http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519zugebracht. Der Lehrer hat ihn aber abends und morgens ein Stück des Katechismusund einen Psalm neben dem Gebet hersagen, ebenso ein Kapitel aus der Bibel lesenlassen. Auch ist das Lesen von geschriebener und gedruckter Schrift geübt, er hatBriefe selbst aufsetzen müssen. In Latein hat er Cato gelesen, sich mit den nötigengrammatischen und syntaktischen Regeln befaßt, dazu ab und an deutsche Sentenzenins Lateinische übersetzt. Aus dem corpus iuris mußte er 9 Stellen, die er früher auswendiggelernt hatte, wiederholen, dazu kamen 17 neue. Beim Lesen hatte erSchwierigkeiten wegen seiner Augenschwäche. Der Lehrer machte dann den Vorschlag,seinen Schüler in der Arithmetik zu unterweisen, denn sie sei einer fürstlichenPerson sehr nützlich und "an sich sehr lustig". Sonst solle man den Schüler nicht mitanderen neuen Lektionen beschweren, nur sei anzuraten, daß er etwas politischeStudien betreibe, auch allgemeine Geschichte und Französisch. Ebenfalls solle ersich für Architektur interessieren, Grundrisse machen und perspektivisch zeichnen 32).Herzog Julius hatte gewünscht, daß sich sein Sohn neben seinen wissenschaftlichenStudien auch für die Landwirtschaft interessiere, sich umsehe, wie in Pommerndie Höfe gebaut, wie das Land beackert werde, wie es mit der Viehzucht stehe, wievielTonnen Butter und Käse man von den Kühen gewinne, wieviel Wolle von denSchafen. " Weil s. I. auch corpulent und die leibsubungen s.l. dabei notig und dienlich,sehen wir [= Julius] gern, daß s.l. zu zeiten lustsweiß das dreihen (tanzen),wenn einer were, der s.l. dartzu anweisen konte, lernen, damit s.l. desto mehr ausder melancholei kommen, anderweits sich auch im fechten, auch ringrennen exerzirenund uben." Die Tochter schreibt darüber an ihren Vater, ihr Gemahl werde daraufsehen, daß ihr Bruder zum Fechten und Ringreiten angehalten werde, in Wolgastsei eine Rennbahn. Einen Tanzlehrer weiß sie allerdings nicht. Sehr liebevoll schreibtsie von ihrem Bruder, er sei fromm und gehorche gern "und er ist gereits, als wenner ein ander mens were", man könne seine Melancholie nicht mehr spüren, er seifreundlich, auch nicht übermäßig dick und wachse sehr 33).Von Philipp Sigismunds Briefen aus Pommern sind anscheinend nur wenigeerhalten. Er schreibt am 29. Dezember 1584. daß es in Ueckermünde viel Sand undHeide gäbe, der Acker sei nicht fruchtbar. Dagegen gäbe es dort schöne Holzungen,stattliche Wildbahnen und Jagden sowie Ziegeleien, in denen viele Tausend Ziegelund Steine gebrannt würden. Auf den Bauernhöfen hatte er gewissenhaft den Viehbestandgezählt und berichtet, daß 9 Kühe in der Mai- und Sommerzeit z TonnenButter gäben 34).Die Zeit in Pommern bedeutete für ihn eine Wandlung in seiner Entwicklung.Nicht nur die Reisen durch fremde Gegenden, vor allem aber die mütterlicheBetreuung durch seine Schwester bewirkten bei ihm eine starke Auflockerung. SeineMutter hatte sich anscheinend wenig um ihn bekümmert, er stand bisher nur unterder Zucht seiner Hofmeister, die wiederum von seinem Vater streng kontrolliertwurden. Er war wohl das, was man heute einen Spätentwickler nennt, der dazu~Z) StA W I Alt 9 Nr. 104-83) E. Bodemann a. a. O. S. 2.07. 2.09-10, 2.0S.") StA W 1 Alt 9 Nr. 104.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519gehemmt wurde, daß ihn zuerst sein ältester, dann sein jüngerer Bruder mit schnellererAuffassungsgabe und besseren Leistungen überflügelt hatten.Der Aufenthalt in Pommern dauerte von November 1583 bis Januar 1586, unterbrochendurch eine dreimonatige Zeit in Calvörde, das damals zu Braunschweiggehörte, eine Zeit, von der uns nichts bekannt ist. Von 1586-1587 hielt er sich inGröningen auf. Darauf weilte er auf Wunsch seines Vaters in Wolfenbüttel. Da seinHofmeister Curdt v. Schwiecheldt in Gröningen zurückgeblieben und in die Dienstedes Bischofs Heinrich Julius getreten war, verpflichtete Julius einen Adeligen ausder Kurpfalz, Meinhart v. Schomburg, der bisher im Dienste des Grafen Enno H.von Ostfriesland gestanden hatte 85); Wegen der geringen Besoldung sagte er abernach einem Jahr die Bestallung auf. Philipp Sigismund als Bischof von Verden bat,er möge sein Amt wieder aufnehmen, und gab ihm eine Besoldung von 600 Talernjährlich anstatt zoo Taler wie bisher, obwohl Meinhart wußte, daß das Stift Verdenetwas "gering" sei. Julius sicherte ihm dann ein Lehen zu, bestehend aus einer Rentefür ihn, seinen Bruder und seine männlichen Leibeserben 36).Am Z5. Mai 1586 gaben er und der Präzeptor Weingartner einen ausführlichenBericht über Philipp Sigismunds weitere Studien. Da er wegen der "Blödigkeit desGesichts" nicht soviel lesen sollte, wurde ihm häufig vorgelesen. Er zeigte besondereLust zu politischen Sachen. Es wurde empfohlen, daß er in Wolfenbüttel die Kanzleibesuche, den Parteisachen beiwohne und dabei die juristischen Ausdrücke kennenlerne.Besonderes Interesse habe er an Erdkunde. Für diesen Unterricht sollten angeschafftwerden Münsters Cosmographia und das Theatrum orbis, auch die wichtigstenLänderbeschreibungen. Die Disziplin müsse man nicht fallenlassen, doch weiler nun fast erwachsen sei, müsse darauf geachtet werden, daß nicht zuviel und zuwenigin dieser Hinsicht geschehe, wie der Commenius sagt: "pudore et liberalitatesatius est liberos in officio retinere quam metn." Es müsse auch Zeit gelassen werdenzu den exercitia corporis als Ringrennen, Spazierengehen, Reiten, Fahren, Jagen,Hetzen, Turnieren. "Nachdem auch s.f.g. unverdrossen und nicht gerne müßig seinmuggen, daraus dan wie auch sonsten guter vermutung und hofnung, das s. f. g. sichzu der regierung nicht übel schicken werde, als wird Illustrissimus Julius ••• woU diemittel und wege zu treffen wissen, daß... hertzog Philip, weil s. f. g. heranwachsen,mit der zeit ethwan mit einem stift oder sonsten wormit versehen werde.So werde sich erst recht ausweisen, worzu s. f. g. lust haben, das wie mhen sagt:magistratus ostendit virum, und werden s. f. g., wie sichs ansehen lest, zweivelsohnewoUlust und liebe zur regierung bekommen, wan sie erst was in die hände kriegen" 37).Man erkennt also hieraus die weitere günstige Entwicklung des jungen Herzogs, denseine Erzieher früher "fast für einen Idioten" gehalten hatten.In seinem Testament vom Z9. Juni IS8z hatte Julius, dem Primogeniturgesetzvon 1535 gemäß, seinen ältesten Sohn HeinrichJulius zu seinem Nachfolger bestimmt.Dieser soUte die Stifter Halberstadt und Minden an einen seiner Brüder abtreten,15) StA W 3 Alt 119, 198, %14.18) StAH Ca!. Br. 22 XIII Nr. 2.11) StA W 1 Alt 9 Nr. 104, I Alt II Nr.48.8 •115


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519verzichtete aber nur auf Minden zugunsten von Philipp Sigismund. Heinrich Juliu!>wurde weiter dazu verpflichtet, nach seinem besten Vermögen zu befördern, daß dieBrüder zu Erz- und Bischöflichen Würden oder Komtureien, Dompropsteien oderanderen geistlichen Prälaturen erhoben würden. Es dürfe sich aber keiner von ihnenverstehen, sich auf die geistlichen Stifter oder deren Güter zu verheiraten, "weildabei kein segen Gottes zu erwarten sei" 38). Heinrich JuHus war auf Betreiben seinesGroßvaters, Heinrichs des Jüngeren, schon im Alter von 1 Jahren 1566 zum Bischofvon Halberstadt postuliert. Ohne Wissen seines Sohnes hatte Heinrich in die Wahlkapitulationaufnehmen lassen, daß sein Enkel bei der katholischen Religion bleibenwerde. Nach heftigen Auseinandersetzungen erreichte Julius, daß diese Bestimmungaufgehoben wurde. Doch mußte Heinrich JuIius die niederen Weihen erhalten.Wegen ihrer Erteilung wandte sich Julius an den damals schon evangelischen Abtvon Riddagshausen, der deswegen zunächst bei dem Generalsuperintendenten Kirchnerund anderen Theologen anfragen wollte 39). Die Antwort ist nicht erhalten, waraber sicher abschlägig. Dann erreichte JuHus, daß die Weihen seinen 3 ältestenSöhnen durch den Abt von Huysburg im Bistum Halberstadt erteilt wurden 40). Alsdie Sache bekannt wurde, erfolgten heftige Angriffe von Seiten der HelmstedterTheologen, vor allem Chemnitzens, und entrüstete Schreiben von evangelischenFürsten, den Herzögen von CeIIe und Württemberg, den Kurfürsten von Sachsenund Brandenburg und dem Landgrafen von Hessen. Dieser schrieb, daß dann Grafenund Adelige nach diesem Beispiel ihre Kinder dem Papst "in den Rachen stecken"würden 41). Als sie später JuIius zur Unterzeichnung der Konkordienformel aufforderten,lehnte dieser ab, obwohl er schon 40 000 Thaler für die Sache geopferthatte. So wurde die Konkordienformel in Braunschweig nicht eingeführt.Schon lange vor seinem Tode versuchte Julius, seine jüngeren Söhne durch denErwerb geistlicher Präbenden finanziell sicher zu stellen, vor allem Philipp Sigismund.Für ihn erlangte er als erste Präbende eine Domherrnstelle in Köln. Hier wurde vonihm der Nachweis von 16 adeligen Ahnen gefordert, was bei der Feststellung der8 Ahnen seiner Mutter einige Schwierigkeiten machte, da länger nach einer Gemahlineines Ahnherrn, des Grafen von Zepustin und Transsilvanien (Siebenbürgen),geforscht werden mußte 42). Der Landgraf von Hessen und der Kurfürst von Sachsen38) F. Algermann: Leben des Herzogs Julius zu Braunschweig und Lüneburg. Hrsg. vonF. K. von Strombeck 1813. S. 1034.39) Der Abt von Riddagshausen, Johannes Lorbeer, hätte, obwohl evangelisch geworden,doch die Weihen erteilen können. Die Weihe war zweifellos gültig nam katholischemKirchenremt, vorausgesetzt, daß der ordinierende Geisdiche selbst gültig geweiht war. Obder Ordinierende später evangelism wurde, ist nur für die kanonische Erlaubnis seiner Handlungvon Belang, nimt für die Gültigkeit. (v. Rosen - v. Hoewel und O. Kühn: SmäffersGrundriß des Rechts und der Wirtschaft Abt.lI, S. 53. Nach freundlichem Hinweis vonDr. Roberg-Ereuel.)10) Bescheinigung der Weihe für Philipp Sigismund: StAH Cal. Br. 11 B XIV 51 Nr. I ••U) E. Bodemann: Die Weihe und Einführung des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweigund Lüneburg als Bischof von Halberstadt und die damit verbundenen Streitigkeiten1578-1580. Zs. d. Hist. Ver. f. Nds. Jg. 1878. S.181.u) StAH Cal. Br. 11 B XIV I I Nr.1.II6


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519verweigerten die erforderliche Bestätigung des Ahnenbriefes, die dann durch dieHerzöge von Pommern und Mecklenburg und den Kurfürsten von Brandenburggeschah, der allerdings dazu äußerte: "Ist aber unser gemüt und meynung nicht,dadurch das bapsttum sterken zu helfen"43). Die Verhandlungen wegen der Präbendeführte der Kanzler Mutzeltin mit dem Grafen von Nellenburg-Thungen, Domherrnvon Köln und Straßburg. Dieser erhielt dafür ein Darlehen von 3000 Gulden undverschaffte Joachim Karl eine Domherrenstelle in Straßburg. 1579 wurde PhilippSigismund in seiner Präbende installiert und leistete durch einen Prokurator denKanonikatseid. Die Einkünfte erhielt er allerdings erst nach 3 Jahren.Die zweite Präbende war eine ISSI frei gewordene DomherrnsteIle in Bremen.Der Erzbischof, Heinrich von Sachsen-Lauenburg (sein Bruder, der regierendeHerzog Franz 11., heiratete IS8z Philipps Schwester Marie), hielt die Besetzung derStelle vorläufig frei und sandte seinen Kammerherrn, den erzbischöflichen undbremischen Rat v. d. Becke, nach Wolfenbüttel zur Unterhandlung. Becke wollte"e. f. g. sohn fest und getreulich helfen und uff guth bremisch bestendig und aufrichtigbleiben". Es war ihm gelungen, einige von den Kapitularen, die die Wahlvollziehen mußten, auf seine Seite zu bringen, ebenso für 600 Gulden den HauptgegnerPhilipps, den Domdechanten. IS8z wurde Philipp Sigismund gewählt und beidem Eid durch z Prokuratoren vertreten. Die Herzogin Hedwig wandte sich an denErzbischof wegen einer Wohnung in der Domfreiheit für ihren Sohn, damit er "imerzstift seinen studien und anderen guten künsten, zucht und fürstlichen tugendenobliegen und darin erzogen werden möchte". Der Erzbischof erwiderte, daß ihrSohn reichlich jung sei. An seinem Hofe würde er seine Studien leicht versäumen,da er, der Bischof, stets von einem Ort zum andern reisen müsse. Becke erhielt fürseine Bemühungen 6000 Taler U). Er setzte sich wieder für Philipp Sigismund ein,als sich für diesen eine glänzende Aussicht zu eröffnen schien. Der Erzbischof starbam Il. April 1585. Becke gab Julius den Rat, Abgesandte zur Beisetzung nach Bremervördezu schicken und rechtzeitig seine Werbung anzubringen, dann würden "dievon der ritterschaft und den städten die köpfe zusammen stecken und vom kapitelden herrn begehren, sie würden keinen papistischen zulassen". Auch machte er denzweifelhaften Vorschlag, man müsse Philipp Sigismund älter machen und angeben,er sei 18 J abre alt und habe 3 Jahre in Helmstedt studiert. Aber einstimmig wurdeder Graf Johann Adolf von Holstein gewählt, denn ein Holsteiner sei für das Erzbistumwidttiger als ein Braunschweiger Herzog. "Stadt Buxtehude und Bremenziehen ihre nahrung aus Herzog Adolfs marschlanden" 45). Zu gleicher Zeit bemühtesich Heinrich Julius, seinem Bruder die Dompropstei von Halberstadt zu verschaffen,sie sei ihm gesichert, es werde nur einiges kosten. Das Domkapitel wandte ein,Philipp Sigismund sei noch minderjährig, habe auch noch nicht die erste der höherenWeihen, das Subdiakonat, es könne aber eventuell eine Administration durch denStiftshauptmann v. d. Lühe eingerichtet werden. Erst 1588 erlangte Philipp Sigismunddie Stelle und damit die Einkünfte der Güter Dardesheim und Harsleben.43) StAH Ca\. Br. 2I B XIV 58 Nr. I.44) StA W I Alt 2Z Nr.71.45) StAH Ca!. Br. 11 B XIV I8 Nr. Ih.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Erfolglos blieben die Bemühungen um das Bistum Osnabrüdc, das durch denTod des Erzbischofs von Bremen, der gleichzeitig Bischof von Osnabrüdc gewesenwar, frei geworden war. Es scheint hier an dem nötigen Einsatz gefehlt zu haben.Curdt v. Schwiecheldt hatte gemahnt, daß man zur Gewinnung des Domkapitelskein Geld sparen solle, "dann sonsten lasse ich mich bedünken, wir haben den rechtenweg nicht vor, dadurch man stifte erlangen könne, wenn es nicht mit anderm ernstesolle getrieben werden" 46).Ebenso scheiterten die Verhandlungen wegen des Bistums Minden. Heinrich derJüngere hatte den Bischof Franz von Waldedc mit Waffengewalt gezwungen, dasBistum an seinen Sohn Julius abzutreten. Nachdem dieser Aussicht auf die Nachfolgeim Herzogtum hatte, überließ er es dem Bruder seines Vaters, Georg (t 1566).1585 resignierte Heinrich JuIius, der 1567 zum Koadjutor gewählt war, das Stiftzugunsten seines Bruders Philipp Sigismund, da er sich vermählen wollte. Soforttrafen Proteste des Kölner Erzbischofs und des päpstlichen Nuntius Alexander vonParma ein. Dieser äußerte: "Es würde seiner Majestät dem kaiser zum hödtstenmißfallen gereichen, wenn dieses reidtlich dotierte stift an die widerwärtigen religionsverwandtenkäme", und schrieb "von der blutdürstigen wolfsart jetziger ketzer" 47).Obwohl Julius bereit war, einige Ländereien aus der Hoyaer Erbsdtaft an Mindenabzutreten, sdteiterten seine Bemühungen an dem Streit um die Oberhoheit über dasKloster Loccum, wo er die Huldigung erzwungen hatte. Ein Osnabrüdcer Domherrmeinte allerdings später: "Sie haben den goldenen wagen vor der tür gehabt und ihnnicht hereingelassen" 48).1586 wurde Philipp Sigismund zum Bisdtof von Verden gewählt. Das war vorallem dem braunsdtweigisdten Rat und Gesandten beim niedersädtsisdten Kreistag,Statius v. Tzerstede 49), zu verdanken, der es an "Verehrungen" für die VerdenerDomherrn nidtt hatte fehlen lassen. 1588 erhielt Philipp Sigismund eine DomherrnsteIlein Magdeburg. 1591 wurde er unter sehr scharfen Kapitulationsbedingungenzum Bischof von Osnabrüdc gewählt. Er starb 1623 in Iburg mitten in den Wirrendes niedersächsisch-dänischen Krieges und wurde im Dom zu Verden beigesetzt.Es geht weder aus Briefen noch aus Akten hervor, wie Philipp Sigismund sich zuden Bemühungen seines Vaters um geistliche Ämter verhalten hat. Ihm ersdtien eswohl selbstverständlich, sidt wie bisher völlig unterzuordnen. Erst seit Antritt seinesAmtes in Verden begann er, sich in stärkerem Selbstbewußtsein von der Autoritätdes Vaters freizumadten. 1588 wollte Julius, daß sein Sohn als Domherr seinenWohnsitz nach Magdeburg verlegte. Es ist zu vermuten, daß er für ihn dort dieWürde des Erzbisdtofs erhoffte. (Erzbischof war damals der Kurprinz von Brandenburg,Joachim Friedrich von HohenzoIIem, der bei Regierungsantritt resignieren48) StA W 1 Alt 9 Nr. 44.&7) StAR Cal. Br. 21 C XVI 39 Nr. 10 und 45 Nr. Ih.&8) StAR Cal. Br. 21 B XIV 30 Nr. 3 und 13.") S. v. Tzerstede, aus einem Lüneburger Patriziergeschlecht stammend t 1605. Samsea. a. O. S. 163.II8


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519würde.) Philipp Sigismund schrieb an den Vater, daß er weder nach Wolfenbüttelnoch nach Magdeburg gehen könne, da Landtage, Hofgerichte und Domherrnwahlseine Anwesenheit im Stift Verden erforderten. Ihn leitete das aus seiner strengenErziehung entstandene Pflichtbewußtsein. Als ein weiterer Wesenszug entwickeltesich eine lebendige Religiosität, die auch nicht durch das mechanische Auswendiglernenund Hersagen von Katechismus und Bibelsprüchen gehemmt worden war.Das zeigte sich besonders in Osnabrück, wo ihm immer wieder nahegcIegt wurde,sich auf das Tridentinum zu verpflichten, was ihm viele Vorteile gebracht und vieleWiderwärtigkeiten erspart hätte. Was er auf Grund seiner festen evangelischenüberzeugung auf sich nahm, macht eine BriefstelIe von 1591 klar: "Wir konten auchmit warheit sagen, daß wir zuvor die gelegenheit dieses stiftes allerdinge nit gewust,• . .. hetten in andern unseren landen, emptern und gepieten unseren fürstlichenunderhalt dabevor in guter ruh und frieden gehabt. Weil wir aber nach schickungdes almechtigen weiter zu diesem stift berufen, hetten wir denselben beruf in nahmenGottes uff und ahn uns genommen und zu der beschirmung der underthanen inäußerster unser meglichkeit nichts underlassen" 50). Trotz des Festhaltens am evangelischenGlauben, der ihm Herzenssache war, waltete er in Osnabrück mit einerfür damalige Zeiten erstaunlichen Toleranz, beseitigte Mißstände in den Klösternund hielt Freundschaft mit dem Abte zu Iburg, mit dem er sozusagen unter einemDache lebte.Wir erfahren kaum etwas darüber, wie es mit seiner wissenschaftlichen Weiterbildungbestellt war. Immerhin begleitete ihn sein Lehrer Weingartner nach seinerResidenz Rotenburg und wurde später wie auch der treue Stallmeister Franz Trampein den bischöflichen Rat aufgenommen. Das Interesse für Erdkunde und Architekturblieb erhalten. Philipp Sigismund ließ durch den Landmesser Gigas die erste Kartedes Stiftes Osnabrück anfertigen und in Osnabrück, Iburg und Rotenburg Bautenim Renaissancestil errichten.Was er als Landesfürst erstrebt und erreicht hat, ist in der Ungunst der Zeitenin Vergessenheit geraten. Es sei nur erwähnt, daß er im Stifte Verden die Hexenprozesse.verbot, während unter seinem hochgebildeten Bruder Heinrich Julius umWolfenbüttel die Scheiterhaufen brannten. In der Geschichte des Landes Braunschweighat er nur einmal eine Rolle gespielt, als er dahin berufen wurde, um dieMißstände unter der Herrschaft der Brüder v. Streithorst beseitigen zu helfen.Überblickt man das Leben von Philipp Sigismund, so stellt er sich dar als einePersönlichkeit, die, wenn auch geschichtlich nicht hoch bedeutend, so doch charakterstarkund menschlich liebenswert war. Das geht besonders hervor aus seinen Briefenan den Kammerjunker Johann v. Frese, von denen einer zum Schluß mitgeteilt sei:"Besonders lieber getreuer, wir sind gelückig undt woll hier angelangedt,.•..• haben auch deiner lieben haußfrauhe eine tohne broyhan angesteIdt, die dieselbehier übersenden wollen, hoffen, sie wird sich denselben wol schmecken lassen,&0) StA Osnabrück Rep. 100 Abschn.14 Nr. Il.119


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519und wen sie darvon verdrinckedt, dorbey meiner gedenken. Der dan balt uff dienege ist, sol sie unß zu wissen thun, will ich ihr neuen schicken undt dich auch einwenig bors torf apfel deiner frauhen zuschicken. W ollst sie auch meinerhalben freundlichin den arm nemen undt küssen. Undt sindt dich undt den deinen mit allengnaden gewogen undt darfst an mich nicht zweifeln, was wir dich nicht verhaltenkönen und dich Godt befelen.«Philipp Sigismund. 51)Rodenburg, den 2. dec. anno 1616&1) StA Aurilh Dep.41 III 84.120


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Goethes Reise nach Helmstedtund seine Begegnung mit Gottfried Christoph BeireisEine Untersuchung zum Bildstil der" Tag- und Jahreshefte"I. Einführung . . . . . .VonDieter MatthesSeite122H. Goethe im Todesjahr Schillers126IH. Zur Entstehung des TextesIV. Der Greifenvergleich . . .133141V. Die Besichtigung des Beireis-Hauses und seiner Sammlungen .I. Zur Komposition149149~. Automatenfiguren und naturhistorisch-physikalische Sammlungen 1503. Die Gemäldesammlung 1604. Die Münzensammlung 1685. Der große "Diamant" 173VI. Schluß ...•............ 181Anhang: Reisenotizen und Material Goethes über die Sammlungen desProfessors G. Chr. Beireis [1805 J 184Abkürzungen 192Schrifttum. . 193Abbildungen 200I2I


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425191. EINFüHRUNGNiemand wird behaupten wollen, daß der niedersächsische Raum im LebenGoethes eine zentrale, bestimmende Rolle gespielt habe, wie das für anderedeutsme Landschaften in so auffallender Weise zutrifft. Es lassen sich jedoch aumhier, vor allem für den Bereich des ehemaligen Herzogtums Braunsmweig mehrereinteressante Goethe-Beziehungen nachweisen. Die Briefe Goethes an Langer ausder Zeit der Leipzig-Frankfurter Krankheitskrise 1), das Schicksal des jungenJerusalem und seine Wirkung auf den Werther-Roman sowie die erste öffentlimeFaust-Aufführung im Braunsmweiger Theater am Hagenmarkt - das sindnur einige Themen, die in diesem Zusammenhang beachtet wurden. Man kann aberaum auf die Fahrt hinweisen, die den Dimter einmal in seinem Leben nam Helmstedtgeführt hat. Diese Reise ist zwar der Tatsache nach bekannt geworden, inihrer Bedeutung für das Leben und Werk des alten Goethe ist sie indessen so gutwie unerforsmt geblieben. Zum Verständnis dieser merkwürdigen niedersächsismenGoethe-Beziehung soll im folgenden ein Beitrag gegeben werden. Mamenwir uns zunämst mit dem Verlauf dieser Reise bekannt.Im Sommer 1805 faßte Goethe den Entsmluß, seinen Aufenthalt in Bad Laumstädtein zweites Mal zu unterbrechen, um zusammen mit dem Philologen FriedrimAugust Wolf aus Halle, jenem bedeutenden Altertums- und Homerforsmer,eine Reise nach Helmstedt zu unternehmen. Der fünfzehnjährige Sohn Goethes,August, durfte die beiden Männer begleiten. Das Interesse der Reisenden galt zweibekannten Merkwürdigkeiten der kleinen braunschweigismen Universitätsstadt:der Sammlung Beireis, einer Attraktion von europäischem Rang, und ihremBesitzer, dem nimt minder sehenswerten Hofrat und Professor Gottfried ChristophBeireis, dessen ,Ruf als Polyhistor, Arzt und geheimnisvoller Krösus längst auchbis nach Weimar gedrungen war. Am 14. August wurde die Fahrt von Halle ausangetreten. Ober Bernburg, dem linken Ufer der Eibe folgend, erreichte manMagdeburg, wo ein erster Halt eingelegt wurde. Die Aufmerksamkeit galt hier vorallem dem Innenraum des Domes und seinen plastischen Bildwerken (Taf. I) 2).Am 16. August abends traf die kleine Reisegesellschaft in Helmstedt ein. Mit derBesichtigung des Beireis-Hauses, wo die Besucher durch \Volf förmlich angemeldetwaren 3), konnte gleich am folgenden Morgen begonnen werden. Das Betramtenund Erklären zog sim über mehrere Tage hin. Heitere Gastmähler im Kreise derProfessorenschaft und ein Ausflug nach Schloß Harbke, dem Erbsitz der Grafenvon Veltheim, gaben den Helmstedter Tagen ihr besonderes Gepräge. Die Rückfahrtging über Gut Nienburg, wo der "tolle Hagen", ein derber Landrat, auf1) Vgl. die Veröffentlimung von Goethes Briefen an E. Th. Langer durm Paul Zimmermannin Band I der Neuen Folge dieser Zeitsdlrift: Z i m m e r man n, Goethes Briefe 1-34.2) W A 35, 1°7-108; Teilabdrud. der Magdcburg-Notizen Goethes von 1805 W A 48,141-144; vgl. dazu Me i n eck e 4-19 und Be r na y s 66 Anm. 10; ferner JA 30, 4H;Go e t h e - Bei r eis - Aus 5 tell u n g I 93 ° VI, 5-7; K 0 h fe 1 d Zl-ZZ; Pan 0 f­sky, Plastik 19-H,91-94; Pinder 135-137; Greisehel LVIII-LlX; Panofsky,Grabplastik 60.3) M erb ach, Beireis /4.IZl


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigseinem Anwesen besucht wurde, weiter über Halberstadt mIt einer Besichtigungdes Gleimhauses und schließlich durch das von früheren Harzfahrten her schonbekannte Tal der Bode. Am 25. August war man zurück in Halle. Eine zwölftägigesommerliche Rundreise hatte damit ihr Ende gefunden. Zusammen mit seinemSohn fuhr Goethe nach Lauchstädt weiter, ehe er am 5. September endgültig wiedernach Weimar zurückkehrte 4).Seit etwa 1780 waren die Sammlungen des Hofrats Beireis in den Ruf einereuropäischen Sehenswürdigkeit gelangt. Von nun ab kamen regelmäßig Besumerin sein Haus, um sich die berühmten Weltwunder von Helmstedt vorweisen zulassen 5). Mindestens zwei sohher Beireis-Besucher können benannt werden 8), vondenen Goethe vor 1805 Näheres über den Sammler gehört haben könnte: derWeimarer Gymnasialrektor K. A. Böttiger und der Jenaer Anatom J. Chr. Lader.Böttiger hatte Beireis im Jahre 1793 besucht und in seinen Reisebemerkungen notiert:"Sein schmales, in den Wangen eingefallenes, blutloses Gesicht verdiente noch eineeigene Schilderung in Lavaters Physiognomik. Mir war es der wahre Abdruck einesRosenkreuzers" 7). Es war die Neigung seiner Zeit zum Aberglauben, die derDichter am Beireis-Gerücht nicht ohne Sorge beobachtete und die ihn letztlich veranlaßthat, die Fahrt nach Helmstedt zu unternehmen. Urheber und nähereUmstände eines späten Alchymistengerüchtes sollten an Ort und Stelle erforschtwerden. Die Beziehung Loders zu seinem Helmstedter Kollegen scheint verschiedenenAngaben zufolge noch enger gewesen zu sein. Er galt zeitweise sogar als Erbegewisser Teile des Beireis-Vermögens 8). Loder übersandte Goethe im Jahre 1801eine kleine Beireis-Schrift 9), von der später noch die Rede sein wird. Loder mag esauch gewesen sein, der im Sommer 1805 während der geselligen Tage in Halle denletzten Anstoß zu der Helmstedtreise Goethes gegeben hat.Wer war nun Beireis?nGodofredus Christopherus Beireis, Primarius ProfessorMedicinae, Chemiae, Chirurgiae, Pharmaceutices, Physices,Botanices et reliquae Historiae naturalis."So lautete der akademische Titel, mit dem er sich in das Stammbuch eintrug, dasGoetbes Sohn ihm im Sommer 1805 vorlegte (Taf. 1 c) 10). Beireis wurde am18. Februar 1710 in der kleinen thüringischen Reichsstadt Mühlhausen geboren. Sein.) Vg!. G ö t tin g 58; Müll er, Kl. Goethebiographie 158-160.5) über die bisher ermittelten Besucherberichte informiert am besten M erb ach, Beireis8-13. Siehe auch Me r ba eh, Nachträge 61-73 und Me rb ach, Lebensbilder 174.0) Vgl. dazu auch Pr ö h 1 e 54.7) Bättiger (Besuch 1793) in: Heister 254. - Vg!. Merbach, Beireis 3. 11;Bessmertny,Beireis 113, u4. IS8; Beireis-Ausstellung 196oX, 28) Ober die Besuche Loders bei Beireis vg!. An ton (Besuch 1794) 359: .. Wir sprachenvon Loder, der ihn häufig besucht und für seinen Heredipeta gehalten wird"; He ist e r174-275; Merbach, Beireis I1-U.8) R u p per t 5396 = Bei re i s , Morgengesicht; siehe unten Anm. 111.10) Faksimile in: Be ss me r tn y, Beireis 97. - Vg!. W A 35, 214. - B eck er 17-19.V u 1 p i u s 249.123http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigVater nahm dort die Stellung eines Kammerschreibers und Ratsherren ein. Seit 1759wirkte Beireis als Professor und Arzt in Helmstedt. Er starb am 18. September 1809,wenige Wochen bevor die dortige Universität durch Verfügung des KönigreichsWestphalen aufgehoben wurde. Nur mit wenigen Professoren dieser Universitäthat man sich so ausgiebig immer wieder beschäftigt wie gerade mit Beireis, mitseinen Verdiensten und seinen Eigenheiten 11). Seine aufopferungsvolle Tätigkeitals praktischer Arzt verband sich mit einer übersteigerten Eitelkeit und der Sucht,in allen Dingen original zu scheinen. Man kann über den Wert seines Charaktersund Wirkens durchaus verschiedener Meinung sein. Eines jedoch wird man sagendürfen, ohne damit von vornherein für oder gegen Beireis sprechen zu wollen: wasan ihm beachtenswert bleibt, ist die starke Persönlichkeitswirkung, die von ihm ausging.Wer ihn einmal gesehen hatte, vergaß ihn so leicht nicht wieder. Was blieb,war der Eindruck einer starken Individualität, eines Originals, wie man im 18. Jahrhundertzu sagen liebte. Viele Berichte von Zeitgenossen und nicht zuletzt dieDarstellung Goethes bezeugen das zur Genüge.Beireis war ein Genie an Vielseitigkeit. Sein barockes Lehrprogramm und diegroße Extensität seiner Vorlesungstätigkeit sind oft herausgestellt worden 12).Dennoch hat er auf den Fortgang der von ihm vertretenen Wissenschaften keinennachweisbaren Einfluß genommen. Er hat keine Bücher geschrieben und keineeigene Schule im Sinne einer bestimmten wissenschaftlichen Richtung begründet.Ober seine chemischen Erfindungen, die bedeutend gewesen sein mögen, konnte bishernichts Sicheres ermittelt werden. Selbstverständlich hat er durch seine Lehrtätigkeit,die sich durch eine große Anschaulichkeit des Vortrags auszeichnete, auf viele seinerHörer anregend und fördernd gewirkt. Inwiefern Beireis im Rahmen der HelmstedterUniversitätsgeschichte von Bedeutung war, muß eine offene Frage bleiben.Eine Untersuchung dieses Problems liegt bisher nicht vor. Was sich als Vermutunghierzu sagen läßt, ist folgendes: Beireis wirkte Zeit seines Lebens als einer derletzten großen Polyhistoren der deutschen Gelehrtengeschichte. Das bedeutet, daßman ihm und seinen Eigenheiten nur dann gerecht wird, wenn man in ihm einender Vergangenheit verhafteten Geist erblickt. Was für das 16. und 17. Jahrhundert, noch zeitgemäß erschien, war um 1800 endgültig überholt. Den weiten Kreis sovieler Wissenschaften in einem Kopfe ,zu fassen, war bei dem unaufhaltsamen Vordringender Einzeldisziplinen nicht mehr möglich. Ein Lehrprogramm, wie esBeireis an sich gezogen hatte und allein aus der Kraft seines genialen Gedächtnisseszu verwirklichen strebte, war zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Hierin kannman eine Art Lebenstragik des Gelehrten Beireis erblicken, wenn man von Tragikin diesem Zusammenhang sprechen will.Sein Ruf als Gelehrter wurde noch übertroffen durch die Legende, die sich umseine Person gebildet hatte. Vor die Gestalt des universalen Gelehrten trat das11) Einen überblick über die wichtigste biographische Beireis-Literatur geben S tA W bVI Hs 10 Nr. 1 Bd. 1; He ist e r 28S-29O; Me r b ach, Lebensbilder 174-17S; Me r­b ach, Beireis und B e s s m e r t n y, Beireis in den Anmerkungen; siehe auch V 0 1 k -man n 6S, US, U8-129, 143-144, 20S.U) Vgl. He ist e r 71-83, 340-344; Me rb ach, Beireis 31-3S.124http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519geheimnisvolle Bild des Almymistenarztes und Goldmamers. Es charakterisiertBeireis, daß er es zuließ, wenn sim die abergläubische Einbildungskraft seiner Zeitin dieser Weise mit ihm beschäftigte und ihm übernatürliche Fähigkeiten zuschrieb.So wurde er für die Stadt Helmstedt fast so etwas wie eine lokale Sagenfigur, eineMischung aus Doktor Eisenbart und Münchhausen. Aum die Analogie zum historischenDoktor Faustus und der Faustgestalt des Volksbuches drängt sich hier auf.Dennoch ist Beireis keine echte Sagengestalt geworden 18). Daß der Keim, der mitdem Alchymistengerücht gegeben war, nicht zur vollen Entfaltung gelangte, hängtdamit zusammen, daß um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert die Wachstumsbedingungenfür eine solme Sagenbildung nicht mehr in gleicher Weise gegebenwaren, wie dies noch in früheren Jahrhunderten der Fall war. Zum anderen habensich die Beireis-Biographen bald um eine bürgerliche Ehrenrettung ihres Professorsbemüht, was soviel bedeutete wie eine "Entmythologisierung" seiner Gestalt. Aufdiese Weise wurde dem weiteren \Vachstum, zugleich aber auch dem rechten Verständnisder Beireis-Legende entgegengewirkt. Goethe hat sim der Legende desHelmstedter Gelehrten als eines biographismen Kunstmittels bedient. Mißverständnisseund Fehlurteile hinsichtlich der Goetheschen Charakteristik, wie sie beiden Beireis-Biographen gelegentlim festzustellen sind, haben hier ihre tiefereWurzel 14). Es ist das Verdienst Bessmcrtnys, erstmals klar herausgestellt zu haben,18) R i eh I 139-14°: "Jener wunderliche Bund der Charlatanerie und der Wissenschaft,zeidlendeutender Mystik mit scharfblickender Beobachtung, der in der Renaissance in großengelehrten Gruppen, als der Astrologen, Alchymisten, Theosophen ete. gleichsam zünftiggeworden, klingt in der Rococozeit in einzelnen Wundermenschen aus. Mesmer, Lavater,Athanasius Kircher, Cagliostro sind solche Rococofiguren mitten im Zopfe. Professor Beireisin Helmstädt, der sich im achtzehnten Jahrhundert noch auf's Goldrnachen legte, mit seinenCuriositätensammlungen unglaubliche Gaukelei trieb, und seinen aufgeklärten Zeitgenossenweiß machte, daß er einen Diamant von 6400 Karat Gewicht besitze, den der Kaiser vonChina bei ihm versetzt habe, würde in früheren Zeiten, wofern man ihn nicht rechtzeitig alsHexenmeister verbrannt hätte, das Haupt einer Schule geworden seyn. Im achtzehnten Jahrhundertblieb er nur ein geheimnißvoller Originalmensch, dessen bunter Kram von allenReisenden angestaunt wurde, halb Charlatan, halb Gelehrter, jedenfalls aber ein wunderbarerVirtuos der Persönlichkeit. In unsern Tagen wäre auch schon eine solche vereinzelte Originalfigurgar nicht mehr möglich. Sie ist durduus Rococo."14) Vgl. zum Beispiel He ist er 98: "Bei Allem, was Goethe, übrigens höchst interessant,von Beireis berichtet, fehlt Milde"; e b d a. 189: "welche unlautere Motive unterlegtGoethe der Verehrung, deren sich Beireis allgemein erfreute". - He i s e 1-1: "Goethe sagtzuviel, um unvoreingenommen zu erscheinen. Aus allem klingt, da Verständnislosigkeit nichtanzunehmen ist, Ablehnung heraus. Der Grund: Hier war ein ganzer Mann, in sich selbstunerschüttert, der sich, wie Diogenes in seiner Tonne, in seinem Kreise genug sein ließ, denAlexander deutscher Dichtung nicht anders behandelte wie einen Namenlosen, für ,Erörterungen'nicht zu haben war, eine Sonne, kein Planet. Im eigenen Sonnen gefühl hat Goethe dasnicht ertragen und durch Aufzählung und Vergröberung von Sonnenflecken das Wesen desGeschilderten falsch überliefert. Er hatte es leicht, ,Erörterungen' waren schon vom lebendenBeireis nicht zu fürchten gewesen, aber als die ,Annalen' schließlich veröffentlicht wurden,war Beireis lange tot und Goethe selbst alt und kaum noch so ,wohl und beweglich gebaut,munter und ungeheuchelt tätig', wie jener in gleichen Jahren. Gletscherkühl in der Auffassung,ungeschickt im Stil ist die Redaktion der Tagebuchnotizen von 1805 geraten, innerlichverarbeitet und lebendig ausgedrückt wird das Erlebnis mit Beireis nicht."115


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519daß jede Beireis-Deutung unzulänglich bleiben muß, wenn sie nicht zugleich dasberücksichtigt, was sich über sein Wesen nur in der Legende ausspricht 15).Es ist verständlich, daß der Gestalt des Magus-Professors in Helmstedt immerein starkes Interesse entgegengebracht worden ist. Bis heute spielt Beireis in derörtlichen Traditionspflege eine hervorragende Rolle. Das hängt nicht nur mit denEigenheiten seiner Person zusammen, sondern läßt sich auch mit der Wirkung deshistorischen Goethe-Besuches in Verbindung bringen. Durch diesen Besuch wurdeHelmstedt zur Goethe-Stätte und jeder Versuch, Beireis herauszustellen, schien durchden Namen des großen Dichters von vornherein gerechtfertigt. "Die Stätte, die einguter Mensch betrat ist eingeweiht", so lautete das anspruchsvolle Motto, das demKatalog der Helmstedter Goethe-Beireis-Ausstellung des Jahres 1930 vorangestelltwurde 16). Dies war die eine Möglichkeit, sich mit dem Thema zu befassen,indem man es vom lokalen, universitätshistorischen Blickpunkt aus betrachtete. Wirhaben uns hiervon zu lösen, indem wir als eigentliches Betrachtungsfeld den Textder Goetheschen Beireis-DarsteIIung selber wählen und umgekehrt fragen: was hatdie Begegnung mit Beireis für Goethe bedeutet 17). Es versteht sich, daß eine solcheUmstellung der Frageperspektive mancherlei neue Aspekte und Schwierigkeiten mitsich bringt 18).I!. GOETHE IM TODESJAHR SCHILLERSAls Goethe im Jahre 1805 zu Beireis fuhr, stand dieser in seinem 76. Lebensjahr.Er ist schon so alt, dap man sich eilen mup, um ihn und seine Besitzungennoch zusammenzufinden, schrieb der Dichter an Frau von Stein kurz vor seinerAbreise 19). Knapp zwanzig Jahre später, nun selber im hohen Alter stehend,diktierte Goethe seine Helmstedt-Erinnerungen. Sie wurden in die Tag- undJahreshefte aufgenommen und im Rahmen dieses Buches, das eine Art Fortsetzungund Ergänzung zu Dichtung und Wahrheit darstellt, im Jahre 1830 für den Druck15) Be s s m e r t n y, Beireis 98-133.16) G 0 e t h e - Bei re i s - Aus s tell u n g I 9 3 0 S. I; vgI. B ei r eis - Aus s tel -lung 1960.17) V gl. L e v in, Romantiker 73 Anm. 6.18) Für freundlich gewährte Hilfe und für schriftliche und mündliche Auskünfte, die dieseArbeit gefördert haben, möchte ich hier meinen herzlichen Dank aussprechen: den Damenund Herren der Her zog - A u g u S t - Bi b I i 0 t he k, WolfenbütteI; den NationalenForschungs- und Gedenkstätten in Weimar, Go e t he - Sc hili e r - Are h i v undG 0 e t h e - N a ti 0 n a 1 - Mus e um; den Arbeitsstellen des G 0 e t h e - W ö r t e r -b u eh s in Berlin, Hamburg und Tübingen; Herrn Rolf V 0 I k man n, Leiter der ehemaligenUniversitätsbibliothek Helmstedt, Herrn Museumsdirektor Dr. A d r i a n i, Anton­Ulrich-Museum, Braunschweig; Herrn Dr. J a c 0 b s am Kunsthistorischen Seminar derUniversität Hamburg und Herrn Prof. Dr. Li e t z am Mineralogischen Institut der UniversitätHamburg. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Frau DiplombibliothekarinIrene B erg, die mich bei der Beschaffung von Literatur unterstützte und das Schrifttumsverzeichnisüberarbeitete.18) B 19, 38 (Goethe an Charlotte Y. Stein, H.8. 1805).126


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519freigegeben. Im Zusammenhang dieses annalenweise gegliederten, autobiographischenWerkes, das Ereignisse aus dem Leben des Dichters von 1749 bis 1812beschreibt, nimmt die Schilderung der Helmstedt-Reise durch ihre ausführliche undkunstvolle Behandlung einen hervorragenden Platz ein 20).Zwei Fragen gilt es hier zu stellen. Warum fuhr Goethe gerade im Jahre 1805,das heißt im Todesjahr Schillers nach Helmstedt? Und ferner: warum hat er späterdiese Episode in seine Lebensbeschreibung aufgenommen? Die Goetheforschunghat sich bisher mit keiner dieser beiden Fragen näher befaßt. Grundlegende Untersuchungenzum Stil und zur Entstehungsgeschichte der Tag- und 1ahreshefte fehlen 21).Insbesondere ist nicht versudlt worden, die Erkenntnisse zum symbolischen Prosastildes alten Goethe auf die voll ausgearbeiteten Teile des Annalen-Werkes sinngemäßanzuwenden. In Goethe-Biographien und Goethe-Monographien finden wirdie Reise nach Helmstedt entweder gar nicl1t erwähnt oder als ein Kuriosumbehandelt 22). Ansätze zur Deutung des Goetheschen Beireis-Bildes fehlen zwarfO) W A 35, %05-%45: hiernach im folgenden zitiert. Siehe das Ver.leichnis der AbkürzungenS. 19%.11) Vgl. JA Bd. 30, S. V-XIV (Walzet); HA Bd. 10, 7%2-753 (Loos); Sud hof f%86-%98; Boeschenstein 16!)-176.") Schaefer Bd. %(3.Aufl. 1877) zu: "über die originelle Persönlidlkeit des gelehrtenSonderlings Hofrath Beireis und seine eonfuse Raritätensammlung ... hat uns Goethein seinen Annalen eine anziehende Schilderung aufgezeichnet." - D ü n t zer (1880)536-537. - Richard M. M ey e r Bd. % (1905) 414: "am meisten vergleicht sich dem CeIlinider Neffe Rameaus, wie er ein bedeutendes Individuum auf bedeutendem Hintergrunde.Geringere, wie der Alchemist Deireis und der ,wilde Hagen' ... fanden nur in den ,Tag- undJahresheften' Raum." E b da. Bd. %, 504: "Eine Erholungsreise führt Goethen zum viertenmainach dem Harz, wobei er Magdeburg besucht und Helmstädt, damals noch Universität,den letzten der Adepten, Beireis, von dessen aus CharIatanerie und Selbstbetrug gemischtenWesen er ein köstliches Bild in den ,Annalen' entwirft." - He i n e man n Bd. 2 (5. Aufl.19%2) 207. - Engel Bd. %(II.-14.Aufl. 19%1) 64


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519nicht völlig 23), doch dringen diese nicht bis zu den Grundgedanken der Kompositionvor, sondern beleuchten nur einzelne Teile der Schilderung, meist vomStandpunkt der Kunstanschauung her 24). Was fehlt, ist die Frage nach demseinen geheimnisvollen Kuren, Erfinder von Farbersatzmitteln für Karmin und Indigo, dieihm ein Vermögen einbringen, Bildersammler mit Dutzenden von angeblichen Raffaels,Tizians, Correggios um den Thronhimmel seines Bettes aufgestapelt, mit seinen Automaten,der Ente, die frißt und verdaut, und seinem berühmten Diamanten von der Größe einesGänseeis, den er kurzweg aus der Hosentasche hervorholt. Der dämonische Greis bewirtetGoethe und seine Begleitung von Gutsdamen der Umgebung mit riesigen Krebsen auf chinesischemPorzellan und scherzt dabei unaufhörlich: mit den Müttern, als wenn sie ihm wohlauch früher hätten geneigt sein mögen, mit den Töchtern, als wenn er im Begriff wäre, ihnenseine Hand anzubieten. Nicht viel anders scherzt Goethe auf seinen Badereisen."13) B ern a y s 64: "In heiterer Stunde, mit der glüddichsten Laune hat Goethe erzählt,was er auf dieser Reise an Personen und Dingen erlebt und wahrgenommen. Diese ErLählungbildet eins jener kleinen Kunstwerke, in denen, mit einer vielleicht unbewußten Absidlt,jegliches an den Platz eingeordnet und in die Beleuchtung gerückt wird, wo es am wirksamstenerscheint und zum Eindrucke des Ganzen am meisten beiträgt. Sobald Goethe ausführlichzu erzählen beginnt, wird er der Künstler, der, wenn er sich auch noch so treu undstreng an die Wirklichkeit der Dinge hält, doch die tiefer liegende, selten an die Oberflächekommende und dem gewöhnlichen Blick verborgene W a h rh ei t hervorzieht, und derzugleich alle verschiedenen Elemente der Darstellung so zusammenzubringen und ineinanderzuschmelzenweiß, daß ein e ungetheilte Wirkung daraus entspringt, von welcher diePhantasie des Lesers namhaltig getroffen wird. So besitzen wir denn auch in dem ergetzlimenBerimte ... eine Darstellung von Künstlers Hand, an der nimt zu rühren und zu rütteln ist.Möglim, daß der Künstler hie und da die Farben etwas keck aufgetragen, daß er in derSmilderung des Helmstedter Wundermannes oder des tollen Hagen manmen Zug, der für einanderes Auge kaum vorhanden war, stark herausgehoben und zur Abrundung des Bildes einigekräftige Striche hinzugefügt hat - wir müssen uns an dem Ganzen dieser Schilderung genügenlassen, wie sie der Dichter nun einmal uns vor's Auge gebracht, und können versimert sein,daß er auch hier uns das Wahre gegeben."24) G H b ~. Aufl. 9784/80 (v. Löhneysen): "Treffend hat Goethe diesen Menschen inseiner Zeitwelt edaßt [ ... ]. So kann die Begegnung Goetlles mit Beireis als Begegnung deshumanen Klassizismus mit der sterbenden Welt des Barock angesehen werden. [ ... ] So wareine Sammlung nom im Sinne des barod


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519autobiographischen Sinn. So lesen wIr noch in dem Goethe-Buch von EmilStaiger 25):"Die Tag- und Jahreshefte hat Goethe nun allerdings nicht einheitlich gestaltet. MancheJahre werden mit gleichgültigem Lakonismus geschrieben; einige Episoden - wie der Besuchbei Beireis - wadJ.sen sidJ. zu köstlichen kleinen Novellen aus. über die innere LebensgesdJ.idJ.teerfahren wir aber audJ. hier fast nimts."Wir meinen, daß s.ich an der Helmstedtschilderung schon etwas ablesen läßtüber die innere Lebensgeschichte Goethes. Wir sind auch nicht der Meinung, daßes sich bei dieser Reise nur um eine kuriose, nebensächliche Episode des Goethelebensgehandelt habe. Zwar ist der Plan des Dichters, nach Helmstedt zu fahren,merkwürdig, ja in gewisser Weise einzigartig. Es lassen sich nur wenige Reisenoder Reiseumwege nachweisen, zu denen sich Goethe aus psychologischem Interesseentschlossen hat 26), dennoch ist ein Befremden hier nicht am Platze. Das RätselBramarbas seiner Wundertaten durm Jahrzehnte einer glaubens- oder dom staunenswilligenUmwelt darzubieten, diese Neigung der Zeit, sim überwirklimem hinzugeben, auf allen Gebietenzu ,transzendieren' - wie Goethe es gelegentlim nannte -, sie war es, die Goethes Abwehrhervorrief. Will man den Widerstreit in ein Wort zusammenziehen: so war in jenem Jahr1805 Beireis der Antipode Winckelmanns. Jedenfalls steht nom zwanzig Jahre später, alsGoethe seinen BeridJ.t über den BesudJ. in IIelmstedt im Rahmen seiner ,Annalen' verfaBte,Beireis' Name miffrenhaft für das abgeschmackte Wesen sowohl einer toten Vielwisserei alsaudJ. ihrem Supplement, der sensationellen Spekulation. Die Verdienste Beireis' als praktischerArzt hat Goethe, wie andere Zeitgenossen, gelten lassen. Sonst aber belegt er ,Merlin-Beireis'mit starken Worten absmätzigen Tadels."16) S t a i ger Bd. 3, 241.") Grössel 31-32: "Unter allen Reisen Goethes ist eine besonders merkwürdig: einzehntägiger Abstemer, der ihn im Jahr 1805 nam Helmstedt führte, einer kleinen Universitätsstadtim Braunsmweigismen, wie er sie sonst in höheren Jahren nimt mehr unternommenhat. Nam den Zeiten der Fahrten und Ritte durm das Herzogtum Weimar im erstenJahrzehnt seines Staatsdienstes, nam der italien ismen Reise und den römismen Aufenthalten,endlim nam den smon widerstrebend unternommenen Zügen im Train der preuBisch-österreimismenTruppen gegen Frankreim und einer größeren Dienstreise - auf Geheiß desHerzogs - durm Sdllesien bis nam Polen, unterbrach Goethe sein Arbeitsjahr nur nom umsorgfältig geplanter Kuraufenthalte willen, aum sie jahrelang in nächster Nähe zu Weimar,in Bad Tennstedt, Berka, Bad Lauchstädt und später erst auf Geheiß der Ärzte in denböhmischen Bädern durchgeführt. [..•] Aum dies ist merkwürdig: das Kuriose hat Goethein reiferen Jahren nimt interessiert. Alles ,Verfratzte', alles Exzentrische widerstrebte ihm.Wir wissen im Ganzen nur von zwei Unternehmungen Goethes, die dem Besum absonderlicherMenschen und dem Studium ihrer Eigenheiten galten: in Italien hat er die Familiedes Giuseppe Balsamo aufgesumt, um die Bewandtnisse der Herkunft dieses Mannes zuprüfen, der, als berühmtester Homstapler seiner Zeit, unter dem Namen Graf AlessandroCagliostro die europäisdJ.en Salons besmäftigte. Goethe hat, nom Jahre nam seinem Besumbei Beireis, diesen denn aum mit Cagliostro und dessen ,Taschenspielereien' verglichen. - Derandere Sonderling, den Goethe aufsuchte, war ein Jüngling der etwas weinerlimen Werther­Zeit, ein Hypomonder, der mit sämtlimen Zweifeln an sim selbst wie an der Umwelt einganzes Heft gefüllt, es dem Dimter des ,Werther' zugesandt und von ihm nun die Auflösungseiner Skrupel verlangte [Plessing, F.V.L. (1749-1806), hatte brieflim Rat gesumt bei Goethe.Dieser besumte ihn 1777 in Wernigerode, Plessing Goethe in Weimar nam einigen Jahren.1792 suchte Goethe Plessing in Duisburg auf, wo dieser als Professor der Philosophie lebte.].Zwei seltene Fälle, in denen nimt eigentlim Teilnahme, sondern kühles Interesse Goethe zuReiseumwegen vermomte. Der Besuch bei Beireis, als dritter dieser Fälle, steht unter demselbenZeimen."9 • 129


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519beginnt sich zu lösen, wenn man bedenkt, daß alle Unternehmungen des Sommers18°5, also auch die Fahrt nach Helmstedt, Antworten waren auf die besondereSituation, in die ihn der Tod Schillers gebracht hatte 27). Es genügt nicht darauf hinzuweisen,daß Goethe nach den Belastungen des Jahresanfangs einer Ablenkung undZerstreuung im äußeren Sinne bedurfte; dieses in gleichzeitigen Briefen ausgesprocheneMotiv hat der Dichter später in den Hintergrund treten lassen. Vielmehrhat sich Goethe seit dem Frühjahr 1805 bis in den Sommer hinein in einer Kriseseiner Lebensentwicklung befunden, die wirklich eine ernste Bedrohung seinergesamten Existenz darstellte. Diese Lebenkrise kündigte sich an in einer Krankheit.Es waren vor allem akute und gefährliche Nierenstörungen, von denen er heimgesuchtwurde. Ungefähr zur gleichen Zeit erkrankte auch Schiller. Goethe konnteden Ansturm seiner Krankheit abwehren; Schiller erlag ihr am 9. Mai. DumpfeResignation breitete sich über Goethes Seele, besonders als der Versuch fehlgeschlagenwar, den "Demetrius", das von Schiller hinterlassene Dramenfragment, zuvollenden. Brieflich hat sich Goethe hierzu nur Zelter gegenüber offen ausgesprochen.Es war am 1. Juni 1805, als er schrieb 28):la, daa,te mia, selbst 2U verlieren, und flerliere nun einen Freund und in demselbendie Hälfte meines Daseyns. EigentlidJ sollte idJ eine neue LebenS'Weise anfangen; aber dazuist in meinen 'Jahren audJ kein Weg mehr.Wie stellt sich diese Krise des Jahres 1805 hinein in den Zusammenhang undFortgang des Goethelebens? Die gemeinsam mit Schiller durchlebte Zeit derWeimarer Hochklassik war vorüber. Goethe stand an der Schwelle seiner Altersjahre." Schillers Tod und der Umbruch im Öffentlich-Politischen bezeichnen einen der großenEpocheneinschnitte in Goethes Leben" 29). Diese Krankheits- und Lebensalterskrisedes 56. Jahres ist vergleichbar der Todkrankheit des Leipziger Studenten und demErlebnis der inneren Wiedergeburt in Italien. Sie ist ferner zu vergleichen mit derErschütterung, die dem greisen Dichter noch im Jahre 1813 durch das Ulrike­Erlebnis zuteil wurde. Die Helmstedtreise des Sommers 1805, über die sich Goetheaus der Distanz der späteren Jahre so ausführlich Rechenschaft ablegte, gewinntdann an Bedeutung, wenn man sie vor dem Hintergrund der damals durchlittenenKrise betrachtet. Mit anderen Worten: der autobiographische Bericht in den TagundJahresheften spiegelt etwas vom Prozeß der Selbstwiederherstellung in jenerZeit.Es empfiehlt sich, unter diesem Blickpunkt die Annalenschilderung des Jahres1805 als Ganzes in die Betrachtung mit einzubeziehen. Man sieht dann, wie Goethezu erkennen gibt, daß er sich damals nicht allein durch eigene Kraft aus dem trostlosenZustand innerer Lähmung und Bedrückung wieder aufgerafft hat, sondern daßes verschiedener Anregungen von außen her bedurfte, um ihn in rechter Weise insLeben zurückzuführen. Nach der Schilderung der Tag- und '1ahreshefte hat sichdieser Vorgang in drei großen Schritten vollzogen. Beistand und Gefährte war ihmin dieser Genesungszeit Friedrich August Wolf. Goethe preist es als die Fürsorge17) G ö tt i n g S7-59.28) B 19. 8.29) HAB r Bd. 3, 514 (Morawe).13°


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519eines gutgesinnten Genius 30), daß dieser scharfsinnige und geistvolle Mann geradedamals Veranlassung fühlte, sich ihm näher anzuschließen. Am 30. Mai, drei Wochennach dem Tode Schillers, traf Wolf in Weimar ein, begleitet von seiner Tochter,Minchen'. Beide wurden für 14 Tage die Gäste Goethes. Der Dichter hat aus denUnterhaltungen, die sich im Verlauf ihres Zusammenseins entwickelten, in den Tagund'Jahresheften Wichtiges mitgeteilt. Insbesondere hat er diejenigen Gesprächehervorgehoben, in denen die unterschiedlichen Methoden des kritischen Sprachforschersund des Kunsthistorikers diskutiert wurden. Solche Kontroversen hattendamals für den kranken Gastgeber etwas ungemein Belebendes. Der Besuch Wolfs inWeimar war die erste Stufe der einsetzenden Genesung. Anfang Juli begab sichGoethe dann zusammen mit Christiane und seinem Sohn nach Lauchstädt, wosdlOn bald eine weitere Besserung seines Befindens eintrat. Alsbald unterbrach erseinen dortigen Aufenthalt, um Professor Wolf in Halle einen Gegenbesuch zumachen. Hier waren es vor allem die Gastvorträge des Schädelforschers GaU, diedas morphologische Interesse Goethes und Loders ansprachen. Am 10. August warGoethe wiederum in Lauchstädt, um an der Gedenkfeier für Schiller teilzunehmen.Unmittelbar danach wurde von Halle aus die Reise nach Helmstedt angetreten.Wieder war ihm Wolf als Partner, nun in der Rolle des Reisebegleiters, willkommen.Goethe hat sich über die Erwartungen, die er an diese Reise knüpfte, ineinigen Briefen ausgesprochen 31). Aus diesen Zeugnissen geht übereinstimmend'0) W A 35. 194.U) An den Herzog Karl August aus Lauchstädt am 10.8.1805 (B 19, 34-37): Nun hoffeich noch 'Vor meiner Rückkehr einen dritten bedeutenden Mann kennen zu lernen [nach Reilund GaIl]; denn ich gedenke, theils um mich an neuen Gegenständen zu erheitern, theils umzu sehen wie eine weitere Fahrt mir zusagt, mich nach Helmstedt zu begeben und daselbstden wunderlichen Beyreis in seinem Hamsterneste kennen zu lernen. Man hat soviel von ihmund seinen Besitzungen gehört daß es nicht erlaubt ist beyde nicht selbst gesehen, gekanntund geprüft zu haben. Vielleicht begleitet mich Geh. R. Wolf wodurch sich das Interesse derBetrachtung, so wie der Reise überhaupt ungemein erhöhen müßte. {.. . J Bald hoffe ich, zwarnicht eben als ein in dem 'Jugendbrunnen gebadeter, doch leidlich wieder aufgefrischt michdarzustellen. - An Charlotte von Stein aus Lauchstädt am n. 8. 1805 (8 19, 37-38): MeinBefinden liißt sich recht gut an, und außer der Apprehension 'Vor Rückfällen, die leider so ofteingetreten sind, möchte ich mir meinen Zustand kaum besser 'WÜnschen. [.•.) Nun gedenkeich noch eine kleine Reise mit Geheimerath Wolf und August nach Helmstädt zu machen, umdastlbst den wunderlichen Doctor Beyreis zu besuchen. Er ist schon so alt, daß man sicheilen muß, um ihn und seine Besitzungen noch zusammenzufinden. Ich weiß nicht, ob Sietrüher 'IIon ihm gehört haben. Er ist seit langer Zeit deswegen merkwürdig, daß er Sammlungenaller Art zusammengebracht hat und zwar 'Von solchem Umfang und Kostbarkeit,daß sie das Vermögen eines Particuliers zu überschreiten scheinen. Ich bin neugierig, alles dasmit eigenen Augen zu sehen. Auf alle Fälle müssen sich darunter sehr interessante Saebenbefinden. - An H. J. Meyer aus Lauchstädt am 11.8. 1805 (B 19, 38-39): Da ich mich ganzleidlich befinde, so will ich mit Geheimerath Wolf eine Tour nach Helmstädt machen, umden alten Beyreis in seinem Hamsterneste zu besuchen. Ich bin recht neugierig, was ich fürSchätze bey ihm finden werde. - An Eichstädt aus Lauchstädt am 11.8.1805 (B 19,40-41):Ich 'Versäume diese Gelegenheit nicht, mich Ihnen bestens zu empfehlen, daß es mit meinerGesundheit ganz leidlich geht. Wenn sie ferner im Bessern so zunimmt wie bisher, so kann ichhoffen, mich bald wieder zu ununterbrochener Thätigkeit hergestellt zu sehen. (•••) Ichgedenke noch eine Tour nach Helmstedt zu machen und mich an den Schätzen des altenBeyreis zu 'Vergnügen und hoffe, alsdann manches, was ich indessen erfahren und bemerkt,9· 13 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519hervor, daß sie ihm zur Erprobung der allmählich nachwachsenden Kräfte sowiezur Beantwortung einer lange gehegten Frage dienen sollte. Wechselnde äußereEindrücke wurden bewußt gesucht um ihrer ablenkenden und wohltätig zerstreuendenWirkung willen. Weimar - Halle - Helmstedt: in wachsenden Ringenmachte sich Goethe wieder mit der Welt bekannt.Als Goethe dann Anfang September nach Weimar zurückkehrte, hatte er in diePflichten seines Alltags wieder zurückgefunden. Vorher aber, in Lauchstädt,entstanden zwei Vierzeiler, die uns empfinden lassen, wie sich Entscheidendes durchdie Erlebnisse des Sommers - freilich erst in Anfängen - geklärt, gelöst und aufsneue entfaltet hatte. Hier sind zunächst die bekannten, aus der Beschäftigung mitPlotin hervorgegangenen Verse zu nennen 32):Wär' nicht das Auge sonnenbaft,Die Sonne könnt' es nie erblicken;Läi nicht in uns des Gottes eigne Kraft,Wie könnt' uns Göttliches entzücken?Ferner ist uns eine Eintragung in das Stammbuch der Tochter Wolfs überliefert,die unter dem Datum des I. September, also ebenfalls noch in Lauchstädterfolgte 33):Was auch als Wahrheit oder FabelIn mancher Sprache dir mein gutes Kind, erscheint,Das alles ist ein Thurn von Babel,Wenn es die Liebe nicht vereint.Zeilen, die bewußt an die sprachbegabte Tochter eines kritischen Philologengerichtet waren. Stellen wir diese beiden Gedichte in den soeben geschildertenZusammenhang und halten dagegen die Äußerung an Zelter vom I. Juni, so wirddeutlich, welche Kluft es zu überbrücken galt. Dort noch Lähmung und Resignation,hier Mut zu neuem Beginn, Licht - Liebe, in neuer Gewißheit mehrerfahren als errungen. Was sich in der Zwischenzeit vollzogen hatte, gehört zu dengeheimnis reichen Aspekten der sich anbahnenden gegenklassischen Wandlung desDichters. In dieser Phase der Neuorientierung hat sich vor Goethes empfänglichemAuge das abgespielt, was er später als das edle Helmstedter Drama 34) bezeidmethat: die Begegnung mit Beireis, die unter diesem Gesichtspunkt unsere erhöhteAufmerksamkeit verdient.bey einem ruhigen Aufenthalt in 'Jena mittheilen zu können. - Zur Erwähnung dieser Briefein der Beireis-Literatur siehe Be c k e r 12; Me rb ach, Beireis 13-15 und Be s 5 m er t­n y. Beireis 96-98.32) In den Zahmen Xenien. W A 3,179 Vers 714-717, W A 3,439; JA 4, 59 u. 181.") Zitiert nam: B ern a y s 68. Die überarbeitete spätere Fassung in den ZahmenXenien lautet W A 3, 179 (Vers 718-7)1):Was auch als Wahrheit oder FabelIn tausend Büchern dir erscheint,Das alles ist ein Thurm von Babel,Wenn es die Liebe nicht vereint.13 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519III. ZUR ENTSTEHUNG DES TEXTESUm im folgenden sicher unterscheiden zu können, welche Teile der autobiographischenErzählung auf dem visuellen Gedächtnis des Dichters beruhen und welchedarüber hinaus auf handschriftliche und gedruckte Überlieferungen zurückgehen,sind wir genötigt, uns wenigstens kurz mit der Entstehungsgeschichte des Texteszu befassen. Dieser Exkurs wird uns bekanntmachen mit dem Material, das demDichter nachweislich bei der Niederschrift im Jahre 1825 zur Verfügung gestandenhat. Darüber hinaus soll versucht werden, festzustellen, ob sich Grundgedanken derspäteren Beireis-Charakteristik schon in früheren Äußerungen des Dichters nachweisenlassen. Wir haben also den Weg zu verfolgen, den das Thema der Beireis­Begegnung genommen hat, bis es im Rahmen der Autobiographie an akzentsetzenderStelle dichterische Gestalt gewann.Als Goethe im September 1805 nach Weimar zurückkehrte, befanden sich inseinem Gepäck mehrere Erinerungsstücke an die soeben beendete Reise: Taschenbuchnotizen,die sich auf Besichtigungen in Magdeburg 35), Helmstedt und Halberstadtbezogen 86), ein lateinisches Vorlesungsverzeichnis der Universität Helmstedt,das Stammbuch des Sohnes mit Eintragungen verschiedener Personen 37)(Taf. 2 c), darunter auch eine Einzeichnung des Hofrats Beireis, sowie die versteinerteSeelilie, die August vom Grafen von Veltheim zum Geschenk erhaltenhatte (Taf. 8) 8B).Des weiteren steht uns eine Reihe brieflicher Zeugnisse zur Verfügung. Von denvier Schreiben, in denen Goethe seine Reise angekündigt hatte, ist schon oben die Redegewesen 89). Ein erster Bericht vonHeImstedt auswurde am I9.August anChristianegegeben 40). Als das bei weitem wichtigste Dokument ist hier jedoch der Brief zunennen, den Goethe von Lauchstädt aus unter dem Datum des 18. August an denWeimarer Herzog Karl August schrieb 41). Er enthält neben der Geburtstags-36) Siehe oben Anm. 1.") Go e t h e , Reisenotizen BI. 1-5.87) Siehe oben Anm. 10 und Taf. lC.SB) Siehe unten Anm. 166.ID) Siehe oben Anm. 31.'0) B 19.44-45.'I) B 19, 48-50 (Goethe an Hz. Kar! August, 18.8.1805):In Magdeburg beschäftigte mich vorzüglich der Dom und seine Monumente, besondersdie von Erz, deren drey, aus dem funfzehnten 'Jahrhundert, theils bedeutende theils fürtrefflicheWercke sind. Die Stadt mit ihrer Umgebung waren gleichfalls erfreuliche Gegenstände.Zu Helmstedt ward unsre Aufmercksamkeit mehrere Tage durch Merlin-Beireis festgehalten.Seine Person erinnert an Kästner in Göttingen und Büttner in 'jena. Fünf undsiebzig 'Jahre haben ihm noch alle Munterkeit gelassen, den lebhaftesten Antheil an allenseinen Besitzungen, die eine Art von barockem Zauberkreis um ihn herschliepen. Altes undneues, Kunst und Natur, werthes und unwerthes, brauchbares und unnützes hat seinunbedingter Sammelgeist an sich gezogen um es theils zu verwahren und sich daran zuergötzen, oder auch, wie es fällt, manches verstauben, verrosten und vermodern zu lassen.Freylich bat er in so langer Zeit unschätzbare Sachen angeschafft. Unter seinen Gemälden133


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519gratulation eine erste Porträtskizze des in Helmstedt besudtten Sammlers 42) undeine kurze 'Würdigung der Sammlungen selbst. Mit drei Personenvergleidten:Merlin 43) - Büttner") - Kästner 45), kreist Goethe das Wesen und die Ersdteibefindetsich ein Bildniß Albrecht Dürers, von ihm selbst im 22ten Jahre gemahIt, in welchemalle Tugenden dieses Meisters jugendlich, unschuldig blühend erscheinen. Ein's der interessantestenBilder die ich kenne, wenig beschädigt, gar nicht restaurirt.An Münzen besitzt er köstliche Griechische, besonders in Silber. Eine reiche, der Vollständigkeitsich nährende Sammlung der römischen Kaiser in Gold biP auf die letzten Zeiten.Vieles moderne in Silber und Gold worunter manches rare und kuriose. Die Lieberkühnischenanatomisch-mikroscopische Präparate sind gut erhalten; 'Von den Vaucansonischen Maschinennur die Ente einigermassen, sie bewegt noch Hals und Kopf, die Flügel kaum, sie fript; aberdamit sind auch ihre Künste gethan.Unter den Naturalien sind Stücke die das Jenaische Cabinet immer noch zieren würden.Ubrigens haben wir eine Versammlung wackrer academischer Gelehrter angetroffen; auchdas Ganze innerlich in einem weit bessern Zustand als man zu finden hofft. Nur die Wirckungdieser wohl dotirten und wohl eingerichteten Anstalt ist nicht sonderlich, durch ein Zusammentreffen'Von mancherley Ursachen. { ... ]Von Helmstedt aus machten wir eine Tour nach Harbke, wo wir von dem jungen GrafenVeltheim freundlich aufgenommen wurden und die Altväter so mancher fremder Holzartenbewunderten. Ew. DurchI. kennen die schöne Anlage selbst, welche nunmehr schon der Enkelzu bearbeiten fortfährt. - VgI. HABr Bd. 3, S. IZ-13, 514, 517-519, auch B 19,34-37(Goethe an Hz. Kad August aus Lauchstädt, 10.8. 180S). - Schmidt, Briefstil 63-66.42) Sc h m i d t, Briefstil 65-66: "Die nicht unbedingt auslotende, aber doch sprechendePorträtskizze des Sammler Beireis liegt [.•.), von ein paar schmal auf die Persönlimkeit selbsttreffenden Lichtern abgesehen, fast ausschließlich in der beschreibend abtastenden Ausgestaltungseiner Umgebung und der Bezüge, die zwischen beiden hin- und herfließend amWerk sind. Der gleichsam in der Vielgestalt seines Sachbesitzes lebende Greis und die inseinem Geiste wirksamen Dinge spiegeln sim aneinander, die Darstellung weist ihnen etwadie gleiche Struktur zu - welche keineswegs die glüddichste anmutet. Aber solche Erscheinungist nicht nur aus sich selbst begriffen und in Sprache gebracht, sondern an Standpunkten, dievon außen herangetragen werden, gleichzeitig gemessen: sichtbar von den Vergleichspersonen,von einem hohen Lebensalter schlechthin; unsichtbar von wissenschaftlichem Ordnungsdrangund der Begutachtung nam dem kulturellen oder Gebrauchswert."43) Zum Merlin-Bild Goethes vgI. Vi el hau e r 89-5/1.ff) Christian Wilhelm Büttner (1716-1801), Sohn des Hofapothekers J. Chr. Büttner zuWolfenbüttel, Naturforscher, Prof. an der Universität Göttingen, ab 1783 in Jena; wieBeireis ledig. ND B Bd. 3, 6-7. - B 16, 16 (Goethe an C. G. Voigt, %1. I. 1801): Gestern,als der Conducteur Koch das Büttnerische Quartier aufsiegeln liep, um, wegen Reparaturdesselben, einiges 'Vorzukehren, ging ich auch mit hinein und kann versioJern, dap die geläufigsteZunge und geschickteste Feder nicht fähig seyn würde den Zustand zu beschreIben,in welchem man diese Zimmer gefunden. Sie scheinen keinesweges 'Von einem Me1zschenbewohnt gewesen zu seyn, sondern bloß ein Aufenthalt für Bücher und Papiere. Tische,Stüble, Koffer, Kasten, Betten waren, bald mit einiger Ordnung, bald zufällig, bald ganzconfus durch einander, mit diesen litterarischen Schatzen bedeckt, darunter verschiedenes altesGerümpel, besonders mehrere Hacke1ireter und Dreborgeln. Alles zusammen durch einElement 'Von russigem Staub 'Vereinigt. Die alte Garderobe machte zu lachen, erfreute aberbesonders den Trabitius, dem sie 'Vermacht ist. Im Wohnzimmer, dessen Decke, Wände, Fupbodenund Ofen gleich schwarz aussaben, waren mebrere Dielen 'Von Feuchtigkeit und·Unrath der Tiere au/geborsten. Genug, es wird einiges zu fegen geben, bis auf diese litterarischeSchweinigeley eine militarische Propretät folgen kann. - G H b 1. Auf!. Art. Büttner;vgl. Tu'} 1801; Sc h Ii c h t e g roll 1II-140.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweignung des Magus-Gelehrten erstmals ein. In der Art, wie die Sammlung charakterisiertwird, läßt er durchblicken, daß er es für möglich hält, Beireis im Spiegelseines bunten, vielfältigen Besitzes zu begreifen (6). Damit klingt hier ein ersterwichtiger Gedanke der späteren Erzählung an. Er wird uns vor allem bei derDeutung der Sammlungs beschreibung beschäftigen. Es läßt sich zeigen, daß Goethediesen Brief bei der Arbeit an den Tag- und 1ahresheften im Jahre 1815 herangezogenhat. Weitere Briefe mit Anspielungen auf den Helmstedter Professor sinduns aus den Jahren 18°5,1807,1809 und 1826 erhalten (7).Wem Goethe mündlich nach seiner Rückkehr über sein Zusammentreffen mitBeireis berichtet hat, kann nur in einigen Fällen nachgewiesen werden. So mögenBeireis-Anekdoten an jenem geselligen Abend in Jena erzählt worden sein, bei demder Weimarer Herzog, der preußische Prinz Louis Ferdinand und Achim von Arnimanwesend waren (8). Das läßt sich aufgrund eines Amim-Briefes vennuten (9). AlsGoethe 1809 Frau von Stein einen Vortrag des Runenforschers Arendt für dieMittwochsunterhaltung der Damen ankündigte 50), wies er auf die Ähnlichkeit mit46) Abraham Gotthelf Kästner (171g-1800), Mathematiker und Epigrammatiker. Ab 1756Professor an der Universität Göttingen. A D B Bd. 15, 43g-45I.46) Li c h t e n s te in, Hofrath 186: "In der That mußte man den ganzen Inhalt seinesHauses nach der Mannichfaltigkeit und Kostbarkeit der Gegenstände außerordentlich nennen.Er schien die bizarre Vielgestaltigkeit seines Wesens in diesen Sammlungen verkörpertdarlegen zu wollen; denn wie jede seiner Vorstellungen mit allen ihren Nebenbeziehungensofort der Mittheilung zu Gebote stand, ohne daß es dazu vermittelnder übergänge bedurfthätte, so war auch in diesen Sammlungen, obgleich sie völlig ungeordnet mehr über- unddurcheinander als nebeneinander aufgestellt waren, doch kein Stück, das nicht auf jeden Wunschalsbald herbeizubringen gewesen wäre." E b d a. 187: "Wie er nun in seinen Sammlungenlebte und der größte Theil seines Besitzes nur durch ihn Bedeutung bekam, so haben sichsehr begreiflicherweise die Schilderungen seiner Persönlichkeit, sowie die biographischenNachrichten zumeist mit der Aufzählung dieser Schätze befaßt."41) B 19, 46-47; B 19, 479; B 10, 178-180; B 40, 116.46) G ö t tin g 59: "Dezember 10 [1805]: Nach Jena. 15. Dort Besuch Kar! August mitdem Prinzen Louis Ferdinand und Achim von Arnim. Sie ,tranken die ganze Nacht ungeheuerviel um die Wette'."41) Sc h ü d d e k 0 p f IIg-IU (Amim an Goethe, 1.9.1806).60) Martin Friedrich Arendt (I76g-I814), Altertumsforscher. B 10, 178-180 (Goethe anCharlotte v. Stein, 16. I. 1809): Gegt1lwärtiges erlasse ich, um einen Vorschlag zu einerMittwochs-Unterhaltung zu thun. Ein nordischer gelehrter Antiquarius, mit Namen Arendt,befindet sich hier, der aber nicht mit jenem moralisch politischenArendt [ErnstMoritzAmdt(1769-1860)] zU'llerwechseln ist. Der gegenwärtige bat ein unscheinbares,ärmliches äußeresAnsehen; doch ist er nicht unangt1lebm, vielmebr wt1ln man seine Originalität einmal zugiebt,ganz erfreulich. Sein Wesen und Wisst1l erinnert an Büttner und Beyreis, ob er gleich ihrAlter noch nicht erreicht hat. [ .•. ] Gegenwärtig kommt er von Bremen und hat einigeinteressante Alterthümer und Manuskripte bey sich. Wäre es Durchlaucht der Herzoginnnicht ungefällig, so würde ich ibn Mittwoch vorfübren, und die Unterhaltung so zu leitensuchen, daß er 1) von seinen Reisen erzählte, 2) von der isländischen Cultur des Ir. und 12.1ahrhunderts einen kurzt1l Vortrag thäte, J) von dem was uns daher übrig geblieben ist,Nachricht gäbe und Einiges vorzeigte. Sein ärmliches Äußere schwindet dem Blicke gar bald,wenn man seinem bestimmten, lebhaften und heitern Vortrage zubört. - B 20, 195-196(Goethe an Meyer, 10. ~. 1809): Sie baben uns die schmackhaftesten Fische geschickt, wofür wir13Shttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigBeireis hin, um sie auf den sonderbaren Gast vorzubereiten. Auch hier dürfte eineausführIkne Berichterstattung über den Helmstedter Professor vorausgegangen sein.Seit etwa 1803 arbeitete Goethe an der Novelle Der Mann von funfzig 'lahren.Im ersten Kapitel dieser Dichtung läßt sich eine Beireis-Rcminiszenz vermuten. Esist das Bild der Haarhaube 51), unter die sich der Major im Zuge seiner Verjüngungskurbequemen muß, das uns berechtigt, einen Zusammenhang mit demHelmstedt-Erlebnis zu sehen; das Motiv der über Nacht festgebundenen Frisurspielt auch in der Personenbeschreibung des Helmstedter Arztes in den Tag- und'lahresheften eine wichtige Rolle 52). Ein Brief an Johanna Frommann vom16. Dezember 18°7, der für die Entstehungsgeschichte der Novelle von Wichtigkeitist, enthält ebenfalls eine Beireis-Anspielung 53).Kurz nachdem Beireis im September 1809 gestorben war, kam in Weimar nocheinmal das Gespräch auf ihn und zwar im Zusammenhang mit Universitätszumallerschönsten zu danken haben. Hinter den Fischen erschien ein anderes scandinavischesund obotritisches Wundergeschöpf, das uns, ob wir gleich darauf vorbereitet waren, inErstaunen setzte. Wir nahmen den Mann und seine Runen freundlich auf, und gaben ihmGelegenheit seine Verdienste bekannt zu machen und Theilnahme zu erregen. Aber gar baldzeigte sim, dap seine etwas starre Natur und sein eigensinniges Wesen in der WeimarismenWelt nimt gedeihen könne. Aufrichtig zu sprechen, so ist der Ort bey des zu klein und zugebildet, als daß die Anmaßungen einer Originalitat Glück finden könnten. Aum fing derMann bald an, sim zurückzuziehen, und ist vor einigen Tagen ohne Abschied versmwunden. -G H b 1. AufI. Sp. 355-357 (Zastrau): "Diese Originalität, aum in Tismsitten, war beträmtlimund erhob A. gewissermaßen als einen ,franziskanischen Wodan' bis in die kleine Spitzengruppehöchstextremer Originale, von denen überhaupt die europäisme Gesellsmaftsgesmimtezu berichten weiß: ,Kahl, einäugig, mit weißem Barte, den Leib mit einem Strick umgürtet,die Füße mit Leinwand umwickelt und besmuht mit didcen Sandalen nach Art der ungariscllenBergbauern, einen kleinen Tornister auf dem Rücken, in der Hand einen Stock' - 50 trat ernach dessen späterer Smilderung (1813) bei dem Historiker Baron A. v. Mednyanszky ins Hausund entwickelte im Gespräch ,eine Gelehrsamkeit, welme für ein halbes Dutzend Akademikerhätte ausreimen können ... er zeigte überall ein immenses Wissen, große persönlime Erfahrungund ein äußerst glücklimes, gut geordnetes Gedämtnis· ...51) WA 24.260-292. - WolH 107-113; Wiese 32-33.61) 'V A 35, 223: Das Vorderhaupt war mit einem Toupee gesmmückt, alles fest, glattund tüchtig gepudert. Altf diese Weise, sagte er, lasse er sich alle Abend frisiren, lege sim, dieHaare festgebunden, zu Bette, und welche Stunde er denn aum zu einem Kranken gerufenwerde, erscheine er dom so anstandig, eben als wie er in jede Gesellschaft komme.13) B, 19,479 (Goethe an Johanna Frommann, 16. u. 1807): Für eine recht hübsche Brieftaschehoffte im Ihnen zu danken, nun überrascht mich eine sehr schöne, die mir ein außerordentlichesVergnügen macht. Dank! den besten Dank! daß sie mich auf ewig vor der Versuchunggerettet haben, meine liebsten Papiersmatze, wie Beyreis seinen Diamanten, wieWerner seine Sonette, auf eine wunderliche Weise zu verwahren und zu produciren. - Wo Hf113: "Das deutlimste Zeugnis für die erwachende Neigung der Witwe zum Major liegt inderüberreimung der von ihr selbst gewirkten Brieftasdte, in der der neue Freund sein großesGedimt aufbewahren soll. [ .•• ] Diese Episode steht mit einem wirklimen Vorfall in Parallele:Johanna Frommann [ •.. ] hatte Goethe zu Weihnamten 1807 eine Brieftasche gesmenkt,für die der Empfänger sich in einem Brief vom 26. Dezember 1807 bedankt. Daß zwismendiesem Ereignis und der Episode bei der schönen Witwe ein Zusammenhang besteht, liegtauf der Hand, somit kann das Motiv erst nam Weihnamten 1807 in den Plan der Novelleaufgenommen worden sein."http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigfragen 64). Im folgenden Jahre konnte Goethe dann die Ausführungen des ArztesSybel über Beireis im "Teutschen Merkur" lesen (5). An die hier ausgebreiteteBeireis-Legende mögen sich weitere Gespräche geknüpft haben, von denen einesvom Sommer 1810 in Teplitz durch A. v. d. Marwitz bezeugt ist 56). Vor allem aberwar Goethe nach dem Tode des Professors und der Aufhebung der HeIrnstedterUniversität an dem ferneren Verbleib der Beireis-Sammlungen interessiert. UmNäheres über den Auktionstermin der Gemäldesammlung zu erfahren, wandte er sichsmon im April 1810 an den jungen Naturforscher und Arzt Martin Heinrich Kar!Lichtenstein, den er seit 1801 persönlich kannte. Der Antwortbrief Lichtensteinsvom Z4. April 1810 gab die gewünschten Aufschlüsse und bestärkte Goethe in seinerVermutung, daß sich unter den Gemälden der Beireis-Sammlung nur wenigeOriginale befanden 67). Ein Brief Knebels hingegen vom H. April 18u, der sichebenfalls mit dem Beireis-Nachlaß befaßt 68), scheint sich auf das Versteigerungsverzeichnisder naturhistorischen Sammlungen und Automaten zu beziehen. Dieser"Katalog der Seltenheiten" dürfte damals in den Besitz Goethes gekommen sein undläßt sich heute noch in seiner <strong>Bibliothek</strong> nachweisen 69). Ferner finden sich zweiBeireis-Briefe in Goethes Autographensammlung 60).Schließlich machte sich Goethe im gleichen Jahre 18 10 mit dem literarischenBeireis-Bild Achim von Arnims bekannt, als dieser ihm seinen soeben erschienenenRoman, die "Gräfin Dolores", zusandte. Hinsichtlich der Besmäftigung beiderDichter mit der Figur des HeIrnstedter Wunderdoktors kann von einer wechselseitigenAnregung und Beeinflussung gespromen werden. Goethe war es gewesen,der die Aufmerksamkeit des jungen Romantikers auf Beireis gelenkt hatte. Diesgesmah, wie wir vermuten dürfen, im Dezember des Jahres 180561). Arnim, derdaraufhin nach Helmstedt gefahren war, hatte sich bei Goethe für diesen Hinweis") T 4. 70 (15.10. 1809): Tagebücher. Biographisches Schema. Mitunter August unddessen bisheriges Leben. Bey Durchlaucht dem Herzog. August präsentirt. Ober die Besetzungder chemischen Professur in 'Jena. Ober Beireis. Der junge Knebel ging vor Tische fort.Zwiebelmarkt. 'Junge Leute. Abends Fortsetzung des Schemas.111) M erb a eh, Beireis 3-4-56) Biedermann Bd.:, 8S [August 1810. A. v. d. Marwitz. Teplitzl: "Gocthe lobtedie Memoiren der Markgräfin von Baireuth. Gespräch über Friedrich Wilhe1m I., seine Zeit,über den Großen Kurfürsten. Ober Heireis."57) Sc h re c k e n ba c h Nr. 991 (Martin Heinrich Karl Lichtenstein an Goethe, :4. 4.1810); vgl. Li c h t e n st ein, Stammtafel118) G uhr aue r Bd. 1, 37 (Knebel an Goethe, u. 4. 181 I): "Indeß ist mir doch eine Erscheinunggekommen, die mehr etwas Seltsames, Vortreffliches anzeigt. als es schon giebtund dieses ist der Katalogus von des verstorbenen Beireis Wundersachen. Ohne Zweifel wirstDu ihn schon erhalten haben. Ich kann kaum hineinsehen ohne meine Seele zu kränken, daßich nicht so manches davon besitze. Das sind Sachen, die allen Glanz der geprägten Reichthümerweit übertreffen - wenn man solche nur nicht nöthig hätte, sie zu erhalten. Ich bitteDich auf Mittel zu denken, wie wir wenigstens eines guten Theiles derselben habhaft werdenkönnen. Was ich noch von Münze habe will ich gern zusammen suchen, um mitbeizlltragen."59) Beireis, Seltenheiten = Ruppert Nr.5Io.80) Sehre eken bach Nr.98 (Beireis an J. G. StimmeI, 5.8.1793); e b d a. Nr.935 (Lamberg,M.J.Grafan Beireis. 4. II. 178z). BeideSchreiben betreffenBücherankäufe durchBeireis.11) Siehe oben Anm. 48.137http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519mit einem interessanten Brief bedankt 02). Dieser Brief vom l. September 1806enthält, ähnlich wie der oben erwähnte Geburtstagsbrief Goethes an den WeimarerHerzog, eine bisher kaum gewürdigte Beireis-Porträtskizze. Arnim fühlte sichgedrängt, eine dichterische Schilderung seines Helmstedt-Erlebnisses zu versuchen,äußerte jedoch am 11. März 1808 Jean Paul gegenüber folgende Bedenken 63):"Als ich bei Beireis in Helmstedt war [ .•. ], da ist mir so jämmerlich einsam geworden undwieder so herrlich wunderbar in allem, was er besitzt und was er dazu faselt, daß ich wünschte,den Eindrud: darstellen zu dürfen. Das führt mim aber in solche Unmöglichkeiten, es reißtmich in allerlei Geschichten, wobei mir die Luft ausgeht; ist es Ihnen nicht möglich, mir diesesBild von Kometeneinsamkeit abzunehmen? Ich habe keinen Pinsel und keine Farbe dazu,besonders wird mir die Umgebung nicht reich genug zu dem Gemüte des Menschen."e2) Schüddekopf 119-111 (Arnirn an Goethe, 1.9.1806): "... an dieser Kraftder Lüge, die unsrer Zeit häufig bemerkt wird, läst sich der regierende Geist erkennen. DieFrage ist: ob es gut thut, einer bösen Kraft sich zu bemächtigen, um sie dienend gut zumachen; der Stier zieht, weil der Mensch sein Stossen mit Kopf und Brust in ein Ziehenverwandelt hat; ••. so könnte sich die Welt auch wohl dieses Lügengeistes bemächtigen,wenn er ihr nicht übermächtig wäre. Ist Beireis von ihm besessen, oder besitzt er ihn? DieFrage legte ich mir oft vor, wenn ich ihm in die freundlichen unruhigen Augen sah als er sichrühmte, alles zu besitzen in dem Hause, wonach sein Herz verlange, und sah ihn wie einenwahnsinnigen Geizigen Kieselsteine für Geld zählen, die öde Rumpelkammer von Haus, einwüstes Gärtchen voll Unkraut in dem sim ein Paar magre Katzen sonnten, einen Heerd, wostatt des Essens eine krumme Retorte langsam destillirte, und sah dann doch seine Menschenkenntniß,wie er jedes mir zweifelhafte Stüd: auf die Seite sdlaffte, ohne daß ich mich darüberäusserte. Ich sage sehr vielen Dank, daß Sie meine Aufmerksamkeit zu ihm gewendet, ich fandihn wie einen alten Bekannten, von dem man mehr weiß, als man wissen kann, ich erriethimmer schon was er machen würde. [.•.] Er sagte, die Wissenschaften und Künste wären vorhanden,um dem menschlichen Verstande Ehre zu machen, ich fragte ihn, ob nicht vielleichtder Mensch da wäre um der Mechanik Ehre zu machen, weil die Rechenmaschine richtigerrechnete als er selbst, nun klapperte die freilim entsetzlich, wies gotdob im Kopfe sich nichtfände, das liesse sich vielleicht noch ändern. Da wurde er ernsdich böse, sagte das käme vonder modemen Halbwisserey, dabey könnte kein Mensch selig werden, er wollte mal denChemiker sehen, dem jezt seine Chemie einen G..roschen eingetragen, er verdanke seinemKopfe alles. Den grossen Diamant drängte er mir den Abend zur Ansicht auf, mit der Feileging er offenbar trüglich um, er strich mit der glatten Seite und behauptete, sie hätte sichdavon abgestumpft. Ich fragte ihn, ob es wohl möglich, einen echten Diamanten zu machen,er antwortete darauf ganz scharfsinnig: schwerlich, weil sim das Verbrennliche nicht leichtso zusammen drängen lasse [.•.] Er erzählte mir darauf die Geschichte des Diamanten. Unterden Gemälden smien er nur das zu sm ätzen, was Hunde angebellt oder Consistorialräthebeweint, [•..] traurig ist es die edelmüthige Garnison in der dunklen Kammer eingesperrt zusehen, wie sie so einzeln aus den Kasematten an die frische Luft gebracht werden und ganzwankend und gebrechlich dastehen." Vgl. die übernahme und Umarbeitung der einzelnenMotive in Ar n im, Dolores 271-193. - Der Besuch in Helmstedt fand nach dem BriefArnims an Brentano vom 30.7.1806 "vorgestern", also am 28.7. statt. Ober Beireis wirddort gesagt: "er ist ein direkter negativer Gegensatz zu Goethe, alles nur Formel" (A r n im,Dolores 1069). Die Absicht dieses Besuches hatte er schon am 9. April 1806 Bettina Brentanomitgeteilt (S t e i g, Arnim und Bettina 30, 36). Me r b ach, Beireis 11 gibt, wohl fälschlim,an, daß Arnim schon im Jahre 1801 in Helmstedt bei Beireis gewesen sei. Der abgedrud:teBrief Arnims an Jean Paul vom u. 3. 1808 (A r n im, Dolores 1069) bezieht sich jedenfallsauf den Besuch im Jahre 1806. Vgl. L e v in, Romantiker 71-73; B r Ü g g em a n n 27. bis30. Folge.e3) Zitiert nach Me rb ach, Beireis U; vgl. Ar n im, Dolores 1069.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Gerade das, was Goethe von Anfang an für durchführbar hielt, Beireis in seinerganzen Zwiespältigkeit im Spiegel seines Besitzes zu schildern 64), erschien Arnimunmöglich.Dann überwand Arnim seine Skrupel im Laufe der folgenden Jahre und fügteseinem Roman, den er 1810 Goethe zusandte, ein ganzes "Beireis"-Kapitel ein 65).Der Held dieses Romans, Graf Karl, sieht seinen eigenen chaotischen Seelenzustandin dem grotesken Inventar gespiegelt, das der "wunderbare Doktor in H." inseinem Hause aufgestapelt hat. Der ankommende Besucher erlebt im Zusammentreffenmit Beireis und dessen Besitz eine Art Selbstbegegnung. Das ist einGedanke, der durch Arnim hier erstmals ausgesprochen wird. Goethe hat diesesWerk Arnims mit drastischen Worten abgelehnt 66). Doch gehen wir vielleicht inder Annahme nicht fehl, daß für Goethe von dem literarischen Beireis-BildArnims ein weiterer Anreiz zur eigenen Gestaltung dieses Themas ausgegangenist. So ist die Beireis-Charakteristik der Tag- und 1ahreshefte als ein antiromantischesGegenstück dem Romankapitel vom "wunderbaren Doktor in H." inArnims "Gräfin Dolores" durchaus vergleichbar.Goethe hatte smon früh die Absicht, das Thema der Helmstedtfahrt im Rahmenseiner Lebensdarstellung zu behandeln. Das ist aus dem ersten autobiographischenSchema vom Oktober 1809 ersidltlich 67). Beireis und WolE werden hier noch nichtnamentlich genannt. Ein genaueres Schema für das Jahr 1805 entstand erst imAugust I 8 I 7 68). Anderthalb Monate früher finden wir im Tagebuch Goethes folgende84) Vgl. Lichtenstein, Brief (1810) 34: "Wer ihn [Beireis] reden hörte, dessenSeele schwankte unaufhörlich zwischen einem fremden Gemische widersprechender Empfindungen,der Bewunderung und des Mitleidens, der Zuneigung und des Abscheues, der Gunstund des Neides. Das Resultat davon war ein eben so natürlicher Widerwille, als man bei demGeschmadce und Geruche eines aus angenehmen und ekelhaften Ingredienzen zusammengesetztenArzneimittels verspüret. Alles dies nahm mit der Zeit mehr zu als ab."111) Arnim, Dolores 171-293. - Vgl. Thalmann, Fuhrmann, Offermanns.61) B 11,395 (Goethe an C. F. v. Reinhard, 7. 10. 1810): [Mit Bezug auf die romantischeRücktendenz zum Mittelalter und überhaupt nach dem Veralteten] Aber manchmal machensie mir's doch zu toll. So muß ich mich z.B. zurückhalten, gegen Achim 'Von Arnim,der mirseine Griifinn Dolores zuschickte und den im remt lieb habe, nimt grob zu werden. Wenn imeinen 'Verlorenen Sohn bätte, so wollte ich lieber, er bätte sich 'Von den Bordellen bis zumSchweinkoben 'Verirrt, als daß er in den Narrenwust dieser letzten Tage sich verfinge: denn ichfürchte sehr, aus dieser Hölle ist keine Erlösung. Vgl. G H b 2. Auf!. Sp. 396. - Bi e dermannBd.2, 158; Bd. 3, lIS: "Von Achim von Amim sagte er [Goethe]: Er ist wie ein Faß, woder Böttcher vergessen hat, die Reifen fest zu schlagen, da läuft's denn auf allen Seiten heraus. ce87) W A 26, 361-363: 1805.Französche Litteratur in Verbindung mit Ram. Neffen. Kranckheit Schillers Tod. 9. May.Lauch5udt. Halle. Dr. Gall. Magdeburg. Helmstedt ss. Winckelmann Ausstellung siebenteStall des Augias Thaten des Herkules. Physicalische Vorlesungen den Damen.Anfang des Drucks der Farbenlehre.es) T 6, 97--98:1817 2J. August: Schema des 'Jahres 1805 •.• Briefe 'Von 1805.24. August: Das 'Jahr 1805 und 1807 nachgesehen und schematisirt.Z5. August: Die 'Jahre 1805, 1806 und 1807 schematisirt.z6. August: Lebenserinnerungen 'Von 1805. Fortgesetzte Vorarbeiten.139


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519interessante Notiz, die sim auf die Herausgabe der Italienischen Reise bezieht 69):Entschlup das Abenteuer mit Familie Cagliostro in den Palermitanischen Aufententhalteinzuschalten. Versteckt klingt das Cagliostro-Motiv schon in der Merlin­Anspielung des Jahres 1805 an. Man vergleime dazu das Gedicht Kophtisches Lied,in dem der Name des keltismen Zauberers aum anzutreffen ist 70). Daß Goethedarüber hinaus seinen Besum bei der Familie Balsamo im Jahre 1787 in Verbindungbrachte mit der Helmstedtfahrt des Jahres 18°5, scheint sich aus diesen Tagebuchnotizenzu ergeben. In den Tag- und 1ahresheften wird Beireis dann offen imZusammenhang zeitkritischer Bemerkungen mit Cagliostro verglichen 71).Ehe die Hauptarbeit an der Beireis-Charakteristik dann schließlich im Jahre1825 in Angriff genommen wird, mußte noch ein weiterer wichtiger Kompositionsgedankehinzutreten. Mit der Darstellung der Ereignisse des Jahres 1805 hat Goetheja nicht nur dem Helmstedter Sammler, sondern auch dem Philologen Wolf einbleibendes Denkmal gesetzt. Die Charakteristiken beider Männer bedingen sich undsind polarisch aufeinander bezogen. Am 24. August 1824 war Wolf in Marseillegestorben. Im Februar 1825 beginnt Goethe mit den Vorarbeiten für die Annalendes Jahres 1805. Der Fortgang der Arbeiten läßt sim anhand des Tagebuches leichtverfolgen 72). Zu den Voraussetzungen gehörte die Beschäftigung mit den Briefen") T 6,73 (1817, 6. Juli).70) WA I, 130j vgl. Vielhauer 90.71) W A 35,230. Siehe unten Anm. 169.71) Ober die Entstehung der Annalenschilderung des Jahres 1805 findet sich in GoethesTagebuch von 18Z5 vermerkt (T 10, 2o-u6):18. Februar: 180] der Chronik bis zur Hälfte 1806.7. April: Uber den Zustand von Halle. Zustand der Philologie. Absduiden des Geh.7. Mai:zr. Mai:22. Mai:24. Mai:25. Mai:Jl. Mai:2. 'Juni:J. '}uni:4. '}uni:s. 1uni:6. 'Juni:Rizths Woll. Schilderung seines Lebens vielleicht von Reisig unternommen.Die Chronik von 1801-5 überschaut.Anfang von r80S ••• Nachts r80J,4 und 5 abermals durchgesehen.Einiges an 1804 und S.1805 die eingegangenen Briefe schematisirt ••. Nach Tische die Betrachtungenüber die Annalen fortgesetzt.Das 'Jahr 1805 nach Rubriken schematisirt.Walls Besua, Ma}' 1805.Aufenthalt in Lauchstädt, in Halle GaUs Vorlesungen durchdictirt.Reise über Magdeburg nach Helmstedt. Mehrere vorläufige Concepte.über Beireis Fortsetzung •.• überdachte das Nächstbevorstehende zu denAnnalen.[Vom 4. bis 15. Juni entlieh Goethe aus der Weimarer <strong>Bibliothek</strong> denzweiten Band der "Zeitgenossen" von Brockhaus mit dem Artikel vonB ü c kin g über Beireisj vom 4. bis 17. Juni desgI. die Beireis-Schrift vonS y bel. VgI. K e u deI I Nr. 1637. 1638. - In Goethes eigener <strong>Bibliothek</strong>waren vorhanden: Bei r eis, Seltenheiten (R u p per t Nr. 510) undBei r eis, Morgengesicht (Ruppert Nr. 5396).]Ich behandelte einige neugriechische Motive und bereitete die fernereCharakteristik Beireisens vor '" Abends Professor Riemer ... Geh. RathWolfs Verdienste um Belebung alter Litteratur.Ia, setzte Beireis fort ... Vorarbeiten zur ferneren Behandlung von 1805.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519und Reisenotizen. Darüber hinaus entlieh der Dichter aus der Weimarer <strong>Bibliothek</strong>zwei der bekannteren Beireis-Charakteristiken und einen Aufsatz über den GrafenAugust Ferdinand von Veltheim, deren Lektüre am Text der Tag- und 1ahresheftenachgewiesen werden kann. Danach entstehen im Juni die ersten zusammenhängendenKonzepte, die im August mit Riemer durchgesprodlen und im November alsManuskript abgelegt werden. Die Druddegung im Rahmen der Ausgabe letzterHand erfolgte im Jahre 183073).IV. DER GREIFENVERGLEICHWir kommen nun zu der Betrachtung des Textes, wie wir ihn in den Tag- und1ahresheften vorfinden und wenden uns zunädlst dem mythologischen Eingangsbildder Beireis-Charakteristik zu. Goethe vergleidlt den Helmstedter Sammler imersten Absatz seiner Reisesdlilderung mit einem geheimnisvollen Greifen, der7. 'Juni:8. Juni:9. '}uni:10. '}uni:II. '}uni:21. '}uni:27. '}uni:5. August:9. August:12. August:19. August:20. August:21. August:22. August:2]. August:25. August:31. August:27. September:2B. September:29. September:]0. September:Beireis dietirt.Besuch in Harbke ••. Einiges vorbereitet.[Am 8. Juni entlieh Goethe aus der Weimarer <strong>Bibliothek</strong> den ersten Bandvon Schlichtegrolls "Nekrolog der Teutschen" mit dem Nachruf von L e n zauf August Ferdinad Graf von Veltheim. Vgl. K e u deli Nr. 1639.]Besuch bey dem tollen Hagen.Aufenthalt bey dem tollen Hagen dietirt.Von Thümmels Reisen nach dem südlichen Frankreich durchblättert.Anfang von IB05.'John schrieb an IB05.Abends Professor Riemer, Annalen von IBoS durchgegangen. Bey dieserGelegenheit Geh. &th Wolfs grope Eigenschaften und Eigenheiten besprochen.Professor Riemer, ging mit ihm einen Theil von IBoS durch.Abends Professor Riemer. Das 'Jabr IB05 zu Ende gelesen.Gegen abend Professor Riemer ... an dem 'Jabre 1B05 weiter gearbeitet.Einiges an den Wanderjahren. Dann zu IB05 übergegangen.Einiges an dem Helmstedter Aufenthalt dietirt.Noch einiges zu 1805.Gleims Leben von Körte. Abends Professor Riemer • " Unterhaltung überdie Beireisischen Märchen. (Vgl. K e u dei I Nr. 1661.)Professor Riemer ••• Einiges an 1805.An dem 'Jahre IB05 einiges in's Reine dietirt.Abends • .. Professor Riemer, ein Stück von IB05 mit ihm durchgegangen.'lohn schrieb an 1805. Ich dietirte wenige Blätter in's Reine.Einiges an IB05 dietirt.Beschäftigung mit IB05 '" Professor Riemer; mit demselben verschiedeneConeepte, sodann aber die Fortsetzung von IBoS mit ihm durchgegangen.I. Oktober: . " am 'lahr 1805 einiges mundirt.19. November: Von den Annalen IBoI-6 incl. Coneept und Mundum reponirt.13) Handschriften und Lesarten: W A )5, :177-3U. Eine Übersicht über die wichtigstenAusgaben und Kommentare der Tag- und Jahreshefte, bzw. Annalen bis 1950 gibtHA Bd. 10, 753.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519über außerordentlichen und kaum denkbaren Schätzen waltete 14). Dieses Bildbedarf einer Deutung und eignet sim gut, um an ihm die Besonderheiten des symbolischenStils der Tag- und 1ahreshefte aufzuzeigen. Verfolgen wir, über welmeVorformen der Dimter zu diesem ungewöhnlimen Vergleim gelangt. Nom vorAntritt der Reise smreibt Goethe in dem schon bekannten Brief vom Io.August anden Weimarer Herzog, er gedenke, den wunderlichen Beyreis in seinem Hamsternestekennen zu lernen 75). Nach der Begegnung schreibt der Dimter am 28. August:Zu I-Ielmstedt ward unsre Aufmercksamkeit mehrere Tage durcb Merlin-Beireisfestgehalten 76). Erst in den Tag- und Jahresheften ist dann vom geheimnisvollen,smatzhütenden Greif die Rede. Das Bild des Hamsternestes und die Gestalt deskeltischen Magiers treten zurück 77); für beide hat der Didlter in der späterenDarstellung keine Verwendung mehr.Aus Äußerungen von Zeitgenossen wissen wir, daß Beireis mit zunehmendemAlter auf viele Menschen gewirkt hat wie eine Magus-Gestalt, die ihrer Zeit aufgeheimnisvolle Weise enthoben schien. Seine asketischen Gesichtszüge und seinealtertümliche Kleidertramt wurden in diesem Zusammenhang gerne genannt. Umdieser rätselhaften Wirkung willen hat man ihn auch mit Persönlimkeiten verglichen,denen übernatürliche Fähigkeiten beigelegt wurden. So hat ihn A. A. H.Limtenstein. ein Helmstedter Universitätskollege, im Zusammenhang mit Apolloniusvon Tyana genannt 78). In die Reihe der Magier-Vergleiche fügt sim dieMerlin-Anspielung Goethes durchaus nom ein. Mit dem der klassismen Mythologieentnommenen Greifenbild kommt ein völlig neu es Element in die Beireis­Deutung hinein. Um zu verstehen, was den Dimter bewogen hat, Beireis so zu74) W A 35. 2°5-206: Doctor Gall war abgegangen und besuchte Göttingen, wir aberwurden durch die Aussicht eines eigenen Abenteuers angezogen. Der wunderliche, in manchemSinne viele 'jahre durch schon bekannte problematische Mann, Hofrath Bei re i s in Helmstädt,war mir schon so oft genannt, seine Umgebung, sein merkwürdiger Besitz, sein sonderbaresBetragen, so wie das Geheimniß, das über allem diesem waltete, hatte schon längst aufmich und meine Freunde beunruhigend gewirkt, und man mußte sich schelten, daß man eineso einzig merkwürdige Persönlichkeit, die auf eine frühere vorübergehende Epoche hindeutete,nicht mit Augen gesehen, nicht im Umgang einigermaßen erforscht habe. ProfessorWolf war in demselbigen Falle, und wir beschlossen, da wir den Mann zu Hause wußten, eineFahrt nach ihm, der wie ein geheimnißvoller Greif über außerordentlichen und kaum denkbarenSchätzen waltete. - Ähnlich leitet Goethe seine Charakteristik des Landrats Hagen zuNienburg mit einem mythologischen Vergleich ein. W A 35, 233: In so froher als belehrenderUnterhaltung legten wir den Weg zurück, und langten endlich an dem Gute desMannes an, der, unter dem Namen des tollen Hagen, weit und breit bekannt, wie eineArt von gefährlichem Cyclopen auf einer schönen Besitzung haus'te. - Vgl. die paralleleVerwendung des Wortes Abenteuer (W A 35.2°5 und 234). dazu den Artikel: "Abenteuer"im GWh.75) B 19. 35. - Vgl. auch den Brief an Meyer vom u. 8.18°5, in dem es entsprechendheißt: Da ich mich ganz leidlich befinde, so will ich mit Geheimerath Wolf eine Tour nachHelmstädt machen, um den alten Beyreis in seinem Hamsterneste zu besuchen. Ich bin rechtneugierig, was ich für Schätze bey ihm finden werde. (B 19, 38-39.)70) B 19. 48.77) Zum Merlin-Bild Goethes vgI. Vi el hau e r 89-9%'78) L ich t e n s t ein, Brief (18 I 0) S. 4.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigcharakterisieren, machen wir uns mit einigen anderen Greifenerwähnungen imWerke Goethes bekannt.In einer der traumbild artigen Szenen der "Klassischen Walpurgisnacht" begegnenFaust und Mcphisto den Greifen, Ameisen, Sprunxen und Sirenen. Mephistospricht diese Gestalten zuerst an und neckt die Greife, indem er sie Greise nennt,was diese, unwillig sdmarrend, zurückweisen. Faust dagegen, der herantritt, wirddurch den Anblick dieser urweltlichen Wesen belebt 79):Wie wunderbar! das Anschaun tut mir G'nüge,Im Widerwärtigen grope, tüchtige Züge.Im ahne schon ein günstiges Geschick;Wohin versetzt mim dieser ernste Blick?Auf Sphinxe bezüglich.Vor solchen hat einst ()dipus gestanden;Auf Sirenen bezüglich.Vor solmen krümmte sich Ulyp in hänfnen Banden;Auf Ameisen bezüglich.Von solchen 'Ward der höchste Schatz gespart,Auf Greife bezüglich.Von diesen treu und ohne Fehl bewahrt.Vom frischen Geiste fühl' ich mich durchdrungen,Gestalten grop, grop die Erinnerungen.In ihrer Rolle als uralte Hüter von Schätzen sprechen die Greife dann zu dengoldscharrenden Ameisen 80):und 81):Gold in Blättmen, Gold in FlitternDurch die lützen seh' ich zittern.Lapt euch solchen Schatz nicht rauben;Imsen auf! es auszuklauben.Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf,Wir legen unsre Klauen drauf;Sind Riegel flon der besten Art,Der gröpte Schatz ist 'Wohl verwahrt.Die Greife sind eng verknüpft mit der Symbolik des Goldes im Faustdrama 82).Auch in der Beireis-Charakteristik stehen die Edelmetalle und andere aufgehäufteSchätze in einer bedeutsamen Beziehung zu ihrem Besitzer. Die Person des HelmstedterSammlers dürfte zu den schatzhütenden Greifen der Peneios-Szenen der"Klassischen Walpurgisnacht" in einem ähnlichen Verhältnis stehen wie Lord79) W A 15 I, Vers 7181-719°'bO) W A 15 I, Vers 7582-7585.81) W A 15 I, Vers 7601-76°5.n) E m r ich, Faust 11 267-276, 440 und öfter.143http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Byron zur Dramenfigur des Euphorion 83). In diesem Sinne kann der Greifenvergleichin den Tag- und Jahresheften zu den wichtigen Vorfonnen des Greifensymbolsim Faust Il gerechnet werden.In den autobiographischen Sdtriften Goethes wird die Beschäftigung mitGreifendarsteIlungen gelegentlidt erwähnt. So finden wir in der Italienischen Reisezweimal die Begegnung mit dem Bild des Greifen bezeugt. Einen Glüdcsfall nenntder Dichter die Erwerbung einer antiken Sdterbe in Rom 84):Es stehn Z'We; Greifen an einem Opfertische, sie sind 'IIon der schönsten Arbeit und freuenmich ungemein. Stünden sie auf einem geschnittenen Stein, wie gern 'WÜrde man damit siegeln.Bei der Besidttigung des Schlosses Pallagonia findet er inmitten der vielen skurrilenFiguren und Malereien auch folgende Zusammenstellung 85):Sie stellt ein Pferd-Weib auf einem Sessel sitzend, gegen einem unterwärts altmodisch gekleideten,mit Greifenkopf, Krone und großer Perrücke gezierten Cavalier Karte spielendvor .•.In der Campagne in Frankreich beschreibt Goethe neben anderen antiken Gemmenauch diese 88):Gigant, der einen Greif aus seiner Felsenhöhle hervorzieht. Ein Werk von sehr vielemKunstverdienst und als Darstellung vielleicht ganz einzig.Eine vergrößerte Abbildung dieses Steines hat J ohann Heinridt Voß d. J. 1804 inseiner Abhandlung "über den Ursprung der Greife" veröffentlicht und in folgenderWeise beschrieben 87):"Ein schlangenEüßiger Gigant naht sich einer Felshöhle, aus welcher ein Greif, um die bewachtenGoldklumpen zu vertheidigen, hervorspringt. Der Greif hat die Krallen der rechtenLöwenklaue in den linken Schenkel des Giganten gesezt. Der Gigant aber, ein wenig zurückzuckend, umschlingt ihm mit der Linken das Adlerhaupt, welches er, den Schnabel herabgebogen,sich an die Seite zwängt; indeß seine Rechte den Streich aushohlt, und die auslaufendenSchlangen seiner Füße gegen den Feind sich empor ringeln."83) Vgl. HA Bd. 3, 594 (Anmerkung zu Vers 9574ff.): "Nirgends ist der Symbolstil sorein ausgeprägt wie hier. Am Ende wird Euphorion zum Kämpfer für hohe Ziele, zumKrieger. Man glaubt in dem Toten eine bekannte Gestalt zu erblicken. Und nun setzt derChor mit einem Klagegesang ein, der offenbar weniger auf eine allgemein gehaltene dramatischeGestalt als vielmehr auf eine Porträtfigur zielt. Goethe hat gesagt, wer jene bekannteGestalt sei: Lord Byron. Er hatte sich im Alter daran gewöhnt, für jedes Allgemeine sicheinzelne Repräsentanten zu denken (sie können als einzelne wechseln) und in jedem einzelnenein Allgemeines zu sehen (besonders die Maximen und Reflexionen sprechen darüber); darumkonnte hier Euphorion zu Lord Byron werden. Denn dieser ist der am ehesten zu nennendeeinzelne, der das widerspiegelt, was Euphorion als verallgemeinernde Gestalt ist. In derSprache des Symbols hat diese Verwandlung nichts Erstaunliches." - JA Bd. 14, 337:"Doppelsinnig vergleicht Goethe ... Professor Beireis einem ,geheimnisvollen Greif überaußerordentlichen und kaum denkbaren Schätzen' (Erich Schmidt)."80) W A 30, 166.1!6) W A 31, II6; vgl. die Abbildung der Skizze von Kniep e b d a. 317.86) W A 33, 156.87) V 0 ß, Greife S. I; siehe dazu B 17, 117 (Goethe an Eichstädt, H. 11. 1804): Für dieGreife, die gut um sich gegriffen haben, danken Sie Freund Vop aufs beste. - Fe m m e 1zu Nr. 51 R. - G rum ach 841.144


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig\~-:-Taf. I Magdeburg, Dom. Von links nach rechts: Erzbischof Friedrich (t 1'92). Bronzegrabplatte. Detail. -Erzbischof Wichmann (t 1192). Bronzegrabplatte, Detail. - Peter Vischer d. Ä .: Grabmal des Erzbischofs Ernst, Detail (1495).http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519TaL 2 aGottfried Christoph Beireis. Von links nach rechts: Pastellbild, Ausschnitt.Ehemals im Besitz der Familie Werneburg, Halle. -Miniatur nach einem Pastellbild von 1806, Ausschnitt. - Stich von M. S. Lowe, Ausschnitt (1800) .


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519-~-;-


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Taf. 2 cEinzeichnung von Beireis in das Stammbuch August von Gocthcs.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigIn den Tag- und Jahresheften endlich gedenkt der Dichter im Rahmen seinerSchilderung des Besuches in Harbke der Schriften des Mineralogen und Beireis­Schülers August Ferdinand Graf von Veltheim. Dieser, der mit Goethe in dessenersten Weimarer Jahren in Gedankenaustausch über Bergwerksfragen gestandenhatte, war 1799 und 1800 mit einer mythengeschichtlichen Studie unter dem Titel"Von den goldgrabenden Ameisen und Greiffen der Alten, eine Vermutung"hervorgetreten 88). Der Graf glaubte die Greifensage aus dem" Verfahren und derMethode wie überhaupt die ältesten Völker ••• ihre Goldwäschen getrieben"erklären zu können und war zu der These gekommen, daß Greifen tatsächlich einmalexistiert hätten, nämlich als große, mit Flügeln verkleidete indische Wachhunde,die ihren Besitzern dazu dienten, Fremde von den Goldfeldern abzuhalten. Goethehat den Sammelband, in dem dieser Greifen-Aufsatz enthalten war, mindestenszweimal gelesen, im Juli 1800 und im September 1805, das zweitem al also in unmittelbaremZusammenhang mit der Helmstedtreise 89).88) Veltheim 281-283: "Um jedoch dieser an sich so schwachen Beschützung [desGebietes, in dem Goldwäschen betrieben wurden], noch mehr Ansehen und allen nur erforderlichenNachdrudc zu geben, benutzte man nicht allein jene dunkele Sage von goldgrabendenund sehr beißigen Thieren, die von selbst schon in Umlauf gekommen war [dieSage von den goldgrabenden Ameisen], sondern man ersann überdem noch höchst abentheuerlicheund fürchterliche Nachrichten von dieser goldreichen Gegend. Man verbreiteteund unterhielt sie mit der größten Vorsicht und Staatsklugheit. Es war um so leichter, diesenfabelhaften Erzählungen einen allgemeinen Glauben zu verschaffen, da überall die Naturgeschichtein diesem Zeitalter noch in ihrer Kindheit war, da man Indien allgemein für einLand voller Wunder und übernatürlicher Geschöpfe hielt, da die in dieser Gegend umherziehendennomadischen Horden und Räuberbanden und Kaufleute, in gleich hohem Gradeunwissend und abergläubisch waren, und da ohnehin diese so äußerst wüste, durchaus ödeund völlig unbewohnte Gegend [es ist von der Wüste Gobi die Rede] nicht leicht vonmenschlichen Geschöpfen besucht werden konnte.Die aufgeworfenen unzähligen Sandhügel gab man daher für Arbeiten von großen undäußerst gefährlichen Ameisen aus. Die fremden Gesandten und auswärtigen Kaufleute, denendie Naturgeschichte dieses entfernten Landes, besonders in jenem Zeitalter, völlig unbekanntwar, konnte man sehr leicht glauben machen, daß die Felle von jenen Fuchsarten die Felle voneben den Ameisen wären, welche dort die großen Sandhügel aufwürfen.Zur völligen Beschützung und Sicherheit aber, verpflanzte man auch in diese Gegendnoch höchst grausame und unbezwingliche Wunderthiere, nemlidt die Greiffen [in der Anmerkungvermutet v. Veltheim, daß die Sage aus Ägypten und die Vogelverkleidung ehervom Adler als vom Geier stammt]. Und damit diese um so weniger gcläugnet werdenkönnten, bedurfte es nur eines einzigen Hülfsmittels, weldtes eben so leicht in der Ausführung,als entscheidend für die Absicht war. Man brauchte nur alle funfzig bis hundertJahre einmal, einen von den großen Indischen Hunden, der besonders hiezu abgerichtet war,oder wohl gar nur einen von den Wachen selbst, mit den schönfarbigsten Zeugen der dasigenLänder, in die Figur der Greiffen auszukleiden,_ ihn mit künstlichen Hügeln zu versehen, undso auf Anhöhen zur Wadte auszustellen, wo er vorzüglidt ins Auge fiel."8i) Tagebucheintragung Goethes über die Veltheim-Lektüre 23.7.1800 (T 2, 302); am29· 7.1800 urteilte Goethe Schiller gegenüber (B 15, 93): Graf Veltheim Seine zusammengedrucktenSchriften, geistreich und lustig; aber leider leichtsinnig, dilettantisch, mitunterhasenfüßig und phantastisch. Nochmalige Lektüre im Jahre I80S nach Rüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Mit welcher bildlichen Greifenvorstellung wir bei Goethe zu rechnen haben,wird ferner an einer Reihe von Skizzen deutlich, die wir im "Corpus der Goethe­Zeichnungen" finden. Auf vier Blättern taucht siebenmal das Motiv des Greifenkopfesauf 90). Alle vier Stücke werden von Femmel in die Zeit der ItalienischenReise eingestuft. Es ist deutlich, daß diese Zeichnungen, für die bestimmte Vorlagennicht nachgewiesen werden konnten, Metamorphose-Studien Goethes darstellen.Zeichnerisch-morphologisch versucht Goethe dem Geheimnis des Greifenkopfesnäher zu kommen und zwar geschieht dies auf doppelte Weise. Zunächstwird die Umrißgestalt des Greifenhauptes aus den Kopfformen derjenigen Tiereentwickelt, aus denen es rein äußerlich zusammengesetzt erscheint. Aus Vogelkopfund dem Schädel der Großkatze, hier Adler und Panther, läßt Goethe in interessantenAbwandlungen und Zwischenstufen das Greifenhaupt entstehen. Dabeiwird die stumpfe Schnauze des Panthers stufenweise in den verhornten, lang ausgezogenenSchnabel des Adlers überführt, doch so, daß die vorragenden Ohren undder fleischige Nacken teilweise erhalten bleiben. Auf anderen Blättern erscheintneben dem Greifenkopf das menschliche Haupt. Eine dieser Zusammenstellungen(Taf. 1 b) zeigt links einen Greifenkopf und rechts zwei menschliche Profilstudien91). Die Kräfte, die in der Formgestaltung des menschlimen Hauptes unddes vogclartigcn Greifenkopfes wirksam sind, treten hier augenfällig in Erscheinung.Die beiden männlichen Profile zeigen die Dreiteilung des menschlichenHauptes in besonders harmonischer Weise. In krassem Gegensatz dazu steht dieZweiteilung des Greifenkopfes in Stirn- und Schnabelpartie 92).geistreichem Dilettantismus erfreut. R u p per t nennt diesen Titel für Goethes <strong>Bibliothek</strong>nicht, dagegen jedod:! drei der früheren Einzelschriften (Nr. 2132, 5199, 5100), zwei mit einerWidmung des Grafen. In den Tu'} schreibt Goethe dann (W A 35. 2SS-:a6): Der Graf[Röttger v. V.] hieß uns willkommen und freute sich an mir einen alten Freund seinesVaters kennen z!/ lernen, denn mit diesem hatte uns andere durch mehrere Jahre das Studiumdes Bergwesens verbunden, nur daß er versuchte, seine NaturkenntnisSl' zu Aufklärungproblematischer Stellen alter Autoren zu benutzen. Mochte man ihn bei diesem Geschäft auchallzugroßer Kühnheit beschuldigen, so konnte man ihm einen geistreichen Scharfsinn nichtabsprechen. - VgI. B 19. So. - über August Ferdinand Graf v. Veltheim zu Harbke(Schwarze Linie des Geschlechtes) vgI. A D B Bd. 39. 585-586; Sc h m i d t. v. VeltheimNr. 419. S. 285-288; Eu I e Il9-JH. - Zu seiner Bekanntschaft mit Goethe siehe Be c k e r40-47; B 6. 198. - Daß A. F. v. Veltheim in Helmstedt studierte (StA Wb: Immatrikulationam 15. 9. 1757) und bei Beireis gehört hat, erklärt wohl auch seine späteren polyhistorischenNeigungen. Die Aufsatzsammlung des Grafen fehlte auch unter den Büchern vonBeireis nicht (B ei r eis. <strong>Bibliothek</strong> S. 434 Nr. 788 und 795). Urteile über den Beireis­Besitz verzeichnen: Go e t h e, Reisenotizen BI. 4; S y bel % 1-21 (Harbke-Anekdote mitdem geistesgegenwärtig durch Beireis erfundenen dlinesischen Roman). 70; He ist e r 187.215-%18; Be c k e r 25-16, 40-47; Me rb ach. Beireis 51; Be s s m e r t ny, Beireis 106,114- - Siehe auch Anm. 165.PO) Fern m e I Nr. 52 R. Nr. :u6. Nr. 1I9. Nr. 120; vgl. auch Nr. 103.tt) Fe m m e I Nr. 52 R. 139X130 mm. Bleistift.12) Fe m m e I zu Nr. 51 R: "Wenn der Greifenkopf hier nicht nur ein zufällig mit aufdas Blatt gekommen es archäologisches Objekt ist, das für gelegentliche spätere Verwendungfixiert wurde. könne er wie die Satyrköpfe und Profile des Pan [.•.] als besonderes Phänomender physiognomisch-schöpferischen Phantasie der Antike bei den Kopfstudien aufgenommenworden sein."


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Damit ist freilich bisher noch nicht hinreichend geklärt, was Goethe veranlaßthat, Beireis mit einem Greifen zu vergleichen. Wir meinen, daß es sich bei diesemGreifenvergleich nicht um eine bloße Allegorie auf das Schätzebehüten handelt. Wirhaben es vielmehr mit einem Symbol zu tun, das Wesen und Erscheinung als eineEinheit umschließt, und für dessen Verständnis es nicht ausreicht, in abstrakterWeise allein auf die Verbindung mit dem Goldmotiv hinzuweisen.Von verschiedenen Seiten her haben wir versucht, uns dem Verständnis desGreifenbildes zu nähern, indem wir es beleuchteten durch die zeichnerisch-morphologischenBemühungen Goethes um das Motiv des Greifenkopfes und andererseitsdurch den Hinweis auf die schatzhütenden Greifen im Faustdrama. Ferner habenwir entsprechende Erwähnungen in den autobiographischen Schriften beachtet.Es ist auf den überlieferten Porträts, die wir von der Erscheinung des HelmstedterHofrats besitzen, gut zu erkennen, daß Beireis im hohen Alter ein ausgesprochenesVogelgesicht hatte (Taf. 1 a). Ferner wissen wir, daß Goethe imJahre 1805 von Halle mit einem für physiognomische Besonderheiten geschärftenBlick nach Helmstedt kam. Außerdem war Goethe, wie wir aus den genanntenZeichnungen wissen, durchaus gewohnt, Greifenkopf und menschliches Profil vomStandpunkt seiner morphologischen Fragestellungen aus im Zusammenhang zusehen. So meinen wir: die visuelle Erinnerung an die Besonderheiten des Beireis­Gesichtes trug entscheidend mit dazu bei, daß Goethe als erstes dichterisches Bildseiner Charakteristik den Greifenvergleich gewählt hat. Seiner Absicht, den Sachverhalt"Schätzebehüten" zusammenzubringen mit dem physiognomischen Befund"vogelartige Züge", kam das mythologische Bild des Greifen in idealer Weise entgegen.Nicht von außen her wurde das deutende Bild herangetragen, sondern aus derEigenart der Person selbst entwickelt. Goethe hat Beireis nicht nur mit einemGreifen verglichen, sondern er hat in Beireis den Greifen geschaut.Dem widerspricht keineswegs Goethes eigene Beschreibung der Beireis­Physiognomie. Von der jugendlich wirkenden Beweglichkeit der Gestalt ausgehendgelangt er zu einer sachlichen Beschreibung des Beireis-Kopfes 93):Nicht groß, wobl und beweglich gebaut, konnte man eben die Legenden seiner Fechterkünstegelten lassen; eine unglaublich bobe und gewölbte Stirn, ganz in Mißverbaltntß deruntern, fein zusammengezogenen Tbeile, deutete auf einen Mann von besondern Geisteskräften.••Goethe besduänkt sich also auf die Mitteilung der außerordentlichen Proportionendieses Kopfes, aus denen er die besonderen geistigen Fähigkeiten des Gelehrtenabliest. Knappheit und Objektivität dieser Schilderung treten deutlicher in Erscheinung,wenn man sie mit anderen zeitgenössischen Personenbeschreibungen des HelmstedterProfessors vergleicht U). Aus einem solchen Vergleich ergibt sich, daß13) W A 35, %10-1 II.U) Besdlfeibung der Beireis-Physiognomie in Besumerberimten und Beireis-Smrifttum:Bö tt i ger (Besum 1793) in: He ist e r 154: "Sein schmales, in den Wangen eingefallenes,blutloses Gesimt verdiente nom eine eigene Smilderung in Lavaters Physiognomik. Mirwar es der wahre Abdru


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Goethe der einzige ist, der die Beschreibung des Gesichtes sehr bewußt von derBeschreibung der Kleidung und der Frisur getrennt hat. Ferner hat er jede Aussageist er nichts weniger als Charletan. Auch seine Physiognomie hat wenig davon, erst wennman ihm genau und stark ins Auge gesehen, bemerkt man einige auffallende Züge, die aufeinen Hang zur Schwärmerei hingedeutet werden können." - Li eh t e n s t ein, Brief (18 JO)3-4 siehe unten Anm.95. - Ar n im, Dolores 7.71-7.77.: "Der Bediente klopfte an dieTüre dreimal, ein Mann in schwarzen feinen Kleidern, in einer wunderlich festen weißenPerüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigüber Mienenspiel, Augenfarbe und Augenausdruck, sowie über die Farbe der Hautvermieden. Weiterhin hat er darauf verzichtet, von "magisch" wirkenden Zügen imAntlitz des Professors zu sprechen und schließlich hat er auch nicht auf die physiognomischeÄhnlichkeit des Beireis-Schädels mit anderen historischen Persönlkhkeitenhingewiesen, wie uns dies von Gall überliefert ist, der Beireis ebenfalls 1805besuchte 95).V. DIE BESICHTIGUNG DES BEIREIS-HAUSESUND SEINER SAMMLUNGENI. Zur KompositionWir wollen im folgenden versuchen, einen ersten Einblick in den Aufbau deIReiseschilderung zu gewinnen, indem wir nach dem inneren Zusammenhang dereinzelnen Bilder und Szenen des Helmstedtaufenthalts fragen. Wir beschränkenuns dabei auf dasjenige, was Goethe über seinen Gang durch die verschiedenenSammlungen des Beireis-Hauses mitgeteilt hat. Nach allem, was wir über seineautobiographische Arbeitsweise wissen, dürfen wir hier keinen chronologisch exaktenBericht erwarten. Es wird vielmehr nur das mitgeteilt, was dem Dichter imRückblick zum Symbol geworden ist. Alles Zufällige wurde ausgeschieden, nichtsist nur um der Vollständigkeit willen erwähnt. Bei näherer Betrachtung ist vielmehrzu erkennen, daß der Dichter seine Erinnerungsbilder in eine bestimmteKonfiguration gebracht hat. So hat er die Besichtigungsschilderung in vierAbschnitte unterteilt, die durch Einschaltungen oder andere Zäsuren deutlich voneinanderabgehoben sind. Diese vier Abschnitte lassen sich mit folgenden Stichwortenbezeichnen:I. Automatenfiguren und naturhistorisch-physikalische Sammlungenz. Gemäldesammlung3. Münzensammlung4. Der große "Diamant"H) Li c h t e n s te in, Brief (1810) 3-4: "Seine Physiognomie hatte etwas ausgezeichnetGroßes und Geniales. Er übertraf in dieser Hinsicht nom um vieles den seeligen Klopstock,der so wie Beireis nie von einem Maler oder Zeichner so getroffen ward, daß das Bild einemKenner genügte. Doctor Gall, der von Beireis nicht sonderlim aufgenommen war, hat dochbekannt, es sey ihm nirgend ein Schädel vorgekommen, der ähnliche Anlagen und Organebezeimne. Selbst uns Laien in der Cranioscopie fiel seine auffallend große und hoch gewölbteStirn auf, die ohne die eckige Form, wie die des Sokrates und unsers seeligen Henke, doch inihrem weiten Umfange, in den stark bezeimneten Umrissen und in ihrer ganzen Bildung demIdeale der Genialität glichen, welches die alten Gemmenschneider in dem Antlitze eines TheophrastusEresius, Plato, Apollonius von Tyane, Apulejus und anderer solmer Wundermännerdarstellen. Mit dem zunehmenden Alter gewann die Physiognomie des seeligen Beireis immermehr ein wahrhaftig magisches Ansehen. Seine Augen blitzten so listig unter den sanftgewölbtennimt sehr starken grauen Auglidern hervor, daß jeder Mann, ja ein jedes Kindgereizt wurde, sim zu erkundigen, wer dieser Greis sey und ein Gemism von Ehrfurcht,Scheu und Zutraulichkeit empfand. Die letztere Räße te vornernlich ein Zug von Guthmütigkeitum den nam Verlust der Zähne eingefallenen Lippen her ein."149http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Man bemerkt alsbald, wie in der Aufeinanderfolge der vier Stationen die Zahlder erwähnten und einzeln beschriebenen Stüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519von Verdauung bewerkstelligen konnte und links im Bild eine dritte Figur, diezwei Instrumente, eine Trommel und eine Pfeife zugleich bediente. 1785 hatteBeireis diese drei Stücke erworben und in einem Pavillon hinter seinem Wohnhauseuntergebracht 96). Dort standen sie noch, als Goethe 1805 nach Helmstedtkam. Die Reisenotizen des Dichters bezeugen dies. Auf dem entsprechenden Blattmit der überschrift Varia heißt es an siebenter Stelle (Taf. 10) 97):Vaucansons Flötenspieler, Tambour und Ente.Alle drei Figuren sind hier aufgeführt. Auch in der kurzen Sammlungsbeschreibung,die Goethe in seinem Brief an den Herzog Karl August vom 18.8. 1805 gibt, ist vonden Automaten die Rede. An vierter und vorletzter Stelle heißt es 98):Die Lieberkühnischen anatomisch-mikroscopische Präparate sind gut erhalten; von denVaucansonischen Maschinen nur die Ente einigermassen, sie bewegt noch Hals und Kopf, dieFlügel kaum, sie fript; aber damit sind auch ihre Künste gethan.In den Tall,- und 'Jahresheften finden wir den Querflötenspieler und die Entean den Beginn der Besichtigungsschilderung gerückt, während der Tambour nichtmehr erwähnt wird. Das Trio wird auf ein Paar reduziert.Gar manches von seinen früheren Besitzungen, das sich dem Namen und dem Ruhme nachnoch lebendig erhalten hatte, war in den jämmerlichsten Umständen; die VaucansonischenAutomaten fanden wir durchaus paralysirt. In einem alten Gartenhause saß der Flötenspielerin sehr unscheinbaren Kleidern; aber er !lötete nicht mehr, und Beireis zeigte die ursprünglicheWalze vor, deren erste einfache Stückchen ihm nicht genügt hatten. Dagegen ließ ereine zweite Walze sehen, die er von jahrelang im Hause unterhaltenen Orgelkünstlern unternehmenlassen, welche aber, da jene zu früb geschieden, nicht vollendet noch an die Stellegesetzt werden können, weßhalb denn der Flötenspieler gleich anfangs verstummte. Die Ente,unbefiedert, stand als Gerippe da, fraß den Haber noch ganz munter, verdaute jedoch nichtmehr: an allem dem ward er aber keineswegs irre, sondern sprach von diesen veralteten halbzerstörtenDingen mit solchem Behagen und so wichtigem Ausdruck, als wenn seit jener Zeitdie höhere Mechanik nichts frisches Bedeutenderes hervorgebracht hätte").Auf den ersten Blick scheint alles, was Goethe über die beiden Automatenfigurenmitteilt, eine reine Zustandsbeschreibung zu sein, und als solche kann man seine18) Vaucansons Automatenfiguren in Besucherberichten und Beireis-Schrifttum: Pa u I u s(Besuch 1787) in: L e v in, Eindrücke 3-4; Me e r man n (Besuch 1791) 91; Bö t t i ger(Besuch 1793) in: He ist e r :63-164; P f a ff (Besuche 1793, 1797 und 18(9) 73-77;An ton (Besuch 1794) 357; vgl. in StA Wb VIII Hs 71 die Aufzeichnungen des braunsdlweigischenVizekanzlers G.S.A. von Praun über die Automaten des Hofrats Beireis;Brückmann, Bemerkungen 31O-3Il; Anonymer Besucher (1806) in: Merbach,Nachträge 68; Lichtenstein, Brief (1810) 18,49; Arnim, Dolores 171bis 177; Beireis, Seltenheiten 1-4; Sybel 6-7; Nagel 134-135; Bücking1J7-1J8; Lichtenstein, Hofrath 188-189; Heister :04-115; Scheube 114bis 1I5; ß erg man n 678; Be c k e r 19-30; Be c k er, Anhang 7-9; Ba 5 5 er man n745-748; Me r b ach, Beireis 48; Go e t he - Bei re i s - Aus 5 tell u n g 1 9 3 0 V,1-7; Be s 5 m e r t n y, Beireis Il 4-Jl 5, 133. 156-160; B r ü g g e man n 18. Folge;Bei r eis - Aus s tell u n g 1 9 6 ° IV, 1-7; G r Ö 5 seIl-30, 41-64.87) Go e t he, Reisenotizen BI. S. 13-14.'8) B 19. 49.te) W A 35. 111-111.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Worte auch durchaus nehmen. Tatsächlich aber bringt Goethe durch die besondereArt und Weise, wie er die beiden Maschinen beschreibt, etwas zum Ausdruck,was sie zum vieldeutigen Symbolpaar werden läßt. Machen wir uns mit der Eigenartund Funktionsweise der bei den Stücke näher bekannt. Es waren feinmechanischeApparate in Menschen- und Tiergestalt, die darauf eingerichtet waren, Bewegungszusammenhängeund Tätigkeiten des lebenden Organismus nachzuahmen. DerQuerflötenspieler brachte die Musik wirklich selbst hervor. Ein verborgenes Triebwerkbefand sich im Inneren seines Körpers und des Sockels. Im rhythmischen Aufund Ab der Blasebälge wurde ein Luftstrom erzeugt, der zum Mund geleitetwurde und dort die Flöte anblies. Die Finger hoben und senkten sich entsprechendüber dem Instrument. Der ganze Mechanismus wurde zentral gesteuert durch eineWalze, auf der alle einzelnen Bewegungsabläufe mittels kleiner Stifte programmiertwaren. Zwei solcher Walzen hat Goethe in seiner Beschreibung erwähnt. DerMechanismus des Flötenspielers ist also als eine Nachbildung der Funktionen desmenschlichen Brustraums anzusehen. Entsprechend handelte es sich bei der Ente umeine mechanische Studie zum Vorgang des Fressens und Verdauens.Der Schlüssel, den Goethe uns reicht, um den Symbolwert dieses Doppelbildeszu durchschauen, ist das Wort paralysirt. Es ist auf beide Automaten in gIeidterWeise bezogen. Paralyse ist in beiden Bereichen eingetreten, im rhythmisdt-musikalischenBereich des Flötenspielers und im Stoffwechselbereidt, der durdt die Enteveranschaulicht wird. Der Flötenspieler war verstummt, und die Ente verdaute nichtmehr. Mit sparsamsten Mitteln versteht es der Dichter, in den Objekten und imGrad ihrer Verwahrlosung die bestimmenden Phänomene sprechen zu lassen. Unddann erkennt man noch ein Zusätzliches: es spiegeln sich darin seine eigenen Probleme.Der Dichter läßt durchblicken, wie er selbst, als der ankommende Gast, den Figurengegenübertritt und erkennt: das, was Dir da gezeigt wird, bist im GrundeDu selbst. Der Zustand, in dem sich die beiden Maschinen befinden, gleicht Deinemeigenen Zustand. Daß eine solche Deutung berechtigt ist, läßt sich mit Hilfe des Schlüsselwortesparalysirt wahrscheinlich machen. Im achten Buch von Dichtung undWahrheit, dort, wo vom Ende der Leipziger Universitätszeit die Rede ist, zählt derDichter die Gründe auf, die zum Zusammenbruch seiner Kräfte und zur Krisis derJahre 1768/70 geführt hatten 100):Der SChmerz auf der Brust, den iCh seit dem Auerstadter Unfall von Zeit zu Zeit empfandund der, nach dem Sturz mit dem Pferde, merklich gewachsen war, machte mich mißmuthig.Durch eine unglückliChe Diät verdarb iCh mir die Kräfte der Verdauung; das schwere MerseburgerBier verdüsterte mein Gehirn, der Kaffee, der mir eine ganz eigne triste Stimmunggab, besonders mit Milch nach Tische genossen, paralysirte meine Eingeweide und schienihre Functionen völlig aufzuheben, so daß ich deßhalb große Beängstigungen empfand, ohnejedoch den Entschluß zu einer vernünftigeren Lebensart fassen zu können. Meine Natur, vonbinlänglichen Kräften der 'Jugend unterstützt, sChwankte zwischen den Extremen von ausgelassenerLustigkeit und melanCholischem Unbebagen.Bevor Goethe zu Beireis fuhr, war er, wir haben das angedeutet, wiederum in eineKrankheitskrise geraten. Aus vielem, was wir über diese Zeit wissen, geht hervor,daß der Dichter diese Krise wie eine psychisch-physische Lähmung empfand.100) W A 17. 185-186.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Es ist zu beachten, daß Goethe nicht der erste war, der mit Objekten desBeireis-Besitzes auf diese Weise symbolisierte. Achim von Arnim brachte schon imJahre 1810, in seiner "Gräfin Dolores", eine ähnliche Auffassung zur Geltung,indem er die Wirkung beschreibt, die das Inventar des "Beireis-Hauses" auf denHelden seines Romans ausübte. "Er trat in das nächste Zimmer, da trat er sichselbst tief erschreckend entgegen", heißt es hier vom Grafen Karl, als dieser sich imWohnzimmer des "wunderbaren Doktors" unvermutet vor einem Hohlspiegelbefand 101). Ein Knochengerippe rückte an einer Rechenmaschine, "die Räderschnarrten ängstlich" - er "fand darauf die Zahl sechsundzwanzig: es war seinAlter, und er lachte über den Zufall" 102). Bei Goethe ergibt sich ein ähnlicherEffekt der Spiegelung, nur ungleich verhüllter und unaufdringlicher als bei demjungen romantischen Dichter.Der Doppelsinn der Automatenszene tritt jedoch erst dann voll in Erscheinung,wenn man sie auch in Beziehung setzt zu Beireis und dessen Wesenseigenheiten. Beireishatte es unternommen, den Mechanismus des Flötenspielers auf komplizierteMusik umbauen zu lassen, und war mit diesem Vorhaben gescheitert. Die Orgelkünstlerwaren geschieden und der Flötenspieler war verstummt. Während Goethediese Geschichte im Versteigerungskatalog nachlesen l{Onnte lOS), muß aus seinerlot) Arnim, Dolores 173.102) Ar n im, Dolores 171.103) Beireis, Seltenheiten 1-4 [Beginn des Katalogtextes]: "I. Drey Automaten, verfertigtvon Vaueanson.a) Ein sitzender Flötenspieler, welcher mit Bewegung der Lippen und der Zunge sonstu Stücke bläst, indem der Wind aus seinem Munde in eine gewöhnliche [und auswechselbare]Querflöte gestoßen wird, deren Löcher, so wie es die anzugebenden Töne erfordern,durch seine Finger zugedrückt und geöffnet werden.b) Eine stehende Figur, welche auf gleiche Weise auf einer provenzalischen Schäferpfeife(Rageolet proven~al) mit drey Löchern, die sie mit der linken Hand hält, und die Löchergehörig zudrückt und aufmacht, zwanzig Stücke spielt, und mit der rechten Hand dieTrommel dazu schlägt.e) Eine Ente von Messing, welche gleich einer lebendigen Ente die Flügel bewegt, sieausbreitet, zusammenzieht, damit schlägt u.s.w., den Hals auf verschiedene Art ausstreckt,Ichnattert, schreyt, Wasser trinkt, vorgehaltene Körner mit dem Schnabel aufnimmt undherunterschluckt, und nach einiger Zeit anscheinend verdaut, als Koth von sich giebt. [Hierfolgt die Odyssee dieser drei Figuren bis zu ihrem Ankauf durch Beireis.] Alle diese Schwierigkeitenwurden beseitigt, und die Automaten mit bedeutenden Verbesserungen vollkommenhergestellt, durch die berühmten Nürnberger Mechaniker Gebrüder Bischof, welche zu diesemBehufe von dem verstorbenen Professor Beireis gegen eine sehr ansehnliche Belohnung nachHelmstädt gerufen wurden, und sich daselbst über fünf Monate lang aufhielten. In demFlötenspieler wurde außer andern Verbesserungen noch eine neue Walze von Mahagoniholzmit sehr schwer zu spielender Musik (der Arie: Mi paventi iI figlio indegno aus der OperaBritannico von Graun) angebracht, für welche allein 1110 Gulden bezahlt wurden. [...]Da sie indessen seit ihrer Aufstellung im Jahre 1785 nicht wieder gehörig ausgeputzt worden,indem kein Mechanikus in der Nähe war, der dieses Geschäft hätte übernehmen können,da sie ferner nur sehr selten in Gang gesetzt wurden, und überdies an einem etwas feuchtenOrte sich befinden, so ist es kein Wunder, daß sie seit S Jahren verrostet und beschmutzt,nicht mehr in gangbarem Stande sind, und eine neue Reinigung und Reperatur erfor-


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519eigenen bildhaften Erinnerung die Angabe über die beiden Walzen stammen, dieBeireis im Verlauf der Besichtigung vorgezeigt haben soll.Durch die Entschuldigungsgeschichte, die Beireis vorbringt, wird die Entstehungder Paralyse erklärt. Die zu große Walze wird zum Sinnbild der Maßlosigkeit,wie sie in der Vielgesrnäftigkeit des Polyhistors und Sammlers wirksam war. Auchhier kann darauf aufmerksam gemacht werden, daß Goethe nicht der erste war, dersich gleichnishaft dieser Möglidlkeit bedient hat, Beireis mit den Apparaten seinerSammlung zu charakterisieren. Schon der Helmstedter Theologe Lichtensteinäußerte sich über den alten Beireis in einem Brief aus dem Jahre 1810 in ähnlirnerWeise 104):"Es ging ihm, wenn im den Vergleim wagen darf, mit dem Gebraume aller seiner Vorzügeso wie mit seiner schönen Hahnischen Rechenmaschine. Mit dieser kam er nie recht zu Stande,weil er fast immer vergaß, alles erst auf Null zu setzen. War dies gesmehen, so leistete sieunglaublim viel, aber da es von ihm gewöhnlim vemamlässiget wurde, so schien sie nichtbloß unbrauchbar, sondern ward auch durch den Mißbrauch immer verkrickelt und mußteunaufhörlich reparirt werden. Hätte Beireis sim selbst und seine Samen, im will nimt sagenauf nichts gesetzt, sondern auf den wahren Werth herabgestimmt, so wäre sein Haupt nicht,bei allen schönen Geistesgaben und Kenntnissen, in smändlime Verwirrung gerathen, welmemachte, daß er grade wie jene Maschine immer von den hunderten in die tausende kam undzuletzt selbst nicht mehr wußte, wovon er eigentlich redete."Goethe wählt die beiden Automaten, Lichtenstein die Rechenmaschine für seinGleichnis. Beide deuten auf den gleichen Sachverhalt. Nur bleibt Lichtenstein nichtbei der Andeutung dessen, was er sagen will, stehen, sondern gelangt zu einergeistreichen Auslegung seines Gleichnisses. Goethe läßt sich nicht darauf ein, seineBilder abstrakt auszulegen, sondern überläßt es dem Leser, in den Sinngehalt derDarstellung tiefer einzudringen.Der übergang zu den beiden folgenden Objekten ist mit einem Wechsel desSdlauplatzes verbunden. Erst jetzt wird das Beireis-Haus selber betreten. Auf dielebensgroßen, paralysierten Automatenfiguren, die im Gartenhaus außerhalb desWohngebäudes ihren Platz hatten, folgt die Besichtigung der Mineraliensammlungdem." - S y bel 6-7: "Von den Merkwürdigkeiten seines Kunstkabinets interessirtemich besonders [.•• Hahnisme Remenmasmine, von Guerickesme Halbkugeln]; dann endlimdie bekannten Vaucansonschen Automate: ein Flötenspieler, ein Trommelschläger und eineEnte, sämmtlim in natürlimer Größe. Die Ente war ohne überzug, wodurm man sim nomdeutlicher über das Kunstwerk belehren konnte, und bestand aus lauter kleinen Metallstäben.Aufgezogen smien Leben in sie zu kommen, und es regte sim jedes der fast unzählbarenGelenke. Sie ahmte alle Gebehrden einer lebendigen Ente nach, schnatterte, und fraß dievorgehaltene Gerste aus meiner Hand. Beireis erzählte hierbei von dem enormen Preisedieser Automate, und wie er als Knabe, da er davon gelesen, ausgerufen hätte: Vater, diemuß ich haben! wie sein Vater ihn gesmlagen, ihm diesen Ausruf und die Begierde nach denAutomaten verwiesen, ihn aber um Verzeihung gebeten und geküßt, da er versimert, erwoUe und werde sie sich durm große Anstrengung zu verschaffen wissen. Das war damalsmein Vorsatz, fügte er hinzu, jetzt habe im sie, denn der Wille des Mensmen ist allmächtigjwas im will. das kann ich. Auch kann ich jede Sache, die Sie von mir verlangen mögen, inZeit von einigen Stunden erfinden. Im habe die rimtigste Logik, und sie führt mim, beimeiner tiefen Kenntniß der Natur, auf Alles.·IIK) L ich t e n s t ein, Brief (1810) 40.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigim Saale der Naturgeschichte. Audl hier hebt Goethe zwei Stücke besondershervor 105):In einem großen Saale, der Naturgeschichte gewidmet, wurde gleichfalls die Bemerkungrege, daß alles was sich selbst erhält, bei ihm gut aufgehoben sei. So zeigte er einen sebrkleinenMagnetstein vor, der ein großes Gewicht trug, einen echten Prehniten vom Cap flon größterSchönheit, und sonstige Mineralien in florzüglichen Exemplaren.Wenden wir uns zunädlst dem Magnetstein zu. Sein Auftreten im autobiographisdlenBeridlt bildet insofern eine überrasdlung, als wir ihn in den handsdlriftlidlenNotizblättern von I80S nodl nidlt vorfinden; audl der Brief an den HerzogKad August erwähnt ihn nicht. Im Auktionskatalog der Beireis-Sammlung dagegen,den Goethe besaß, sowie bei Sybel und Bücking ist von soldlen bewehrten Magnetendie Rede. Es wird in diesen Sdlriften insbesondere von einem ungewöhnlim großennatürlidlen Magneten berimtet, der aum in der Beireislegende gelegentlich eineRoIle spielt 106). Goethe hat nun ni mt das sensationell große Instrument, sonderneinen sehr kleinen Magnetstein ausgewählt und in seine Darstellung übernommen.Allein dieser Umstand weist uns auf die besondere Bedeutung dieses Bildes hin.Verdeutlimen wir uns rückblickend folgendes: die beiden Automatenfiguren befandensidl nidlt nur in einem Zustand der Erstarrung, sondern aum der Auflösung.Man denke nur an die beiden zentralen Walzen, die außerhalb ihres Zusammenhangsgezeigt wurden, und an das fehlende Federkleid der Ente. Der kleine Magnetsteinhingegen ist in der Lage, ein großes Gcwidlt an sidl zu ziehen. Bild undBeschreibung erscheinen auffällig konzentriert, Bemerkungen des Besitzers werdennimt mitgeteilt.Warum also nimmt Goethe diesen Stein zusätzlidl in seine Sammlungsbeschreibungauf? Im vierten Budl von Dichtung und Wahrheit wird uns berichtet,wie ein bewehrter Magnetstein dem Knaben zum Rätsel wurde 107):Ich erinnere mich, daß ich als Kind Blumen zerpflückt, um zu sehen, wie die Blätter in denKelch, oder auch Vögel beTUPft, um zu beobachten, wie die Federn in die Flügel eingefügtwaren. 1st doch Kindern dieses nicht zu flerdenken, da ja selbst Naturforscher öfter durchTrennen und Sondern als durch Vereinigen und Verknüpfen, mehr durch Tödun als durchBell'ben, sich zu unterrichten glauben.Ein bewaffneter Magnetstein, sehr zierlich in Scharlach tuch eingenäht, mußte auch einesTages die Wirkung einer solchen Forschungslust erfahren. Denn diese geheime Anziehungskraft,die er nicht allein gegen das ihm angepaßte Eisenstäbchen ausübte, sondern die noch105) W A 35, 1U.lOS) Bei r eis, Seltenheiten 46: nIII. Halbinstrumente. 195. Ein sehr kleiner aber vorzüglichernatürlicher Magnet der mehr als sein eignes und seiner starken Bewaffnung 1sfachesGewicht trägt. %96. Der größte bekannte natürlime Magnet, welcher ein Gewicht von 64 Pfundziehet. Er hängt in einem 8 F[ uß] hohen mit Schnitzwerk und Vergoldungen gezierten Gestellein einem messingenem Ringe. Das Gewicht ist von Messing und kann vermittelst einer imGestelle angebrachten Winde herauf geschroben und niedergelassen werden. Aus dem SilberradischenKunstcabinette." - Vgl. Pa u 1 u s (Besum 1787) in: L e v in, Eindrüdce 3;S y bel 7; Na gel 137ö B ü c kin g 118: nauch verdient der starke künstliche 3S Pfund19 Loth tragende, und ein kleines, sein eigenes Gewicht 147 mal haltende, Magnet genanntzu werden."107) W A 16, 187-188.ISShttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519überdieß von der Art war, daß sie sich verstärken und täglich ein größres Gewicht tragenkonnte, diese gebeimnißvolle Tugend hatte mich dergestalt zur Bewunderung hingerissen,daß ich mir lange Zeit bloß im Anstaunen ihrer Wirkung gefiel. Zuletzt aber glaubte ichdoch einige nähere Aufschlüsse zu erlangen, wenn ich die äupere Hülle wegtrennte. Dießgeschah, ohne dap ich dadurch klüger geworden wäre: denn die nackte Armatur belehrte michnicht weiter. Auch diese nahm ich herab und behielt nun den blopen Stein in Händen, mitdem ich durch Feilspäne und Nähnadeln mancherlei Versuche zu machen nicht ermüdete, ausdenen jedoch mein jugendlicher Geist, außer einer mannigfaltigen Erfahrung, keinen weitemVortheil zog. Ich wußte die ganze Vorrichtung nicht wieder zusammenzubringen, die Theilezerstreuten sich, und ich verlor das eminente Phänomen zugleich mit dem Apparat.Vom Sinn, den der Naturforscher Goethe dem Bild des Magneten beilegte, ist inder Farbenlehre die Rede 108):§ 755·Am 'WÜnschenswerthesten wäre jedoch, daß man die Sprache, wodurch man die Einzelnheiteneines gewissen Kreises bezeichnen will, aus dem Kreise selbst nähme; die einfachsteErscheinung als Grundformel behandelte, und die mannigfaltigem von daher ableitete undentwickelte.§ 756.Die N othwendigkeit und Schicklichkeit einer solchen Zeichensprache, wo das Grundzeichendie Erscheinung selbst ausdrückt, hat man recht gut gefühlt, indem man die Formel derPolarität, dem Magneten abgeborgt, auf Elektricität U.s.W. hinüber geführt hat. Das Plusund Minus, was an dessen Stelle gesetzt werden kann, hat bei so vielen Phänomenen eineschickliche Anwendung gefunden •.•Es ist die Grundformel der Polarität, die für Goethe im Bilde des Magnetenanschaubar wurde. Hier wird nur die anziehende Kraft des Steines betont, so daßman erinnert wird an Fähigkeiten, Talente und Neigungen seines Besitzers: seinephänomenale Gedächtniskraft, seine SammeIIeidenschaft sowie die Eigenart, auchin der Helrnstedter ProfessorengeseIIschaft als "Mittelpunktsmagnet" zu wirken.Wir sind bei unserer Interpretation zunächst von der Anziehungskraft desMagnetsteins ausgegangen. Welche Bewertung er darüber hinaus als Mineral, dasheißt als Magnetit, in der Elementen- und KristaIIsymbolik Goethes erfährt, wirddeutlich, wenn wir ihn zusammen mit dem beigeordneten Prehniten betrachten.Der Prehnitkristall war eine der wirklichen Zimelien der Sammlung, ein Schaustückvon seltener Pracht und Größe 109). Er kommt bei Goethe schon in denNotizen von 1805 vor und wird dort auf der Rückseite desjenigen Blattes genannt,auf dessen Vorderseite die ausführlichen Vermerke über den angeblichen Diamantenzusammengefaßt sind. 1805 heißt es über den Prehniten 110):108) N I, 305.1") Bei r eis, Seltenheiten 6, bezeichnet unter den Mineralien der Beireis-Sammlungals "origineIle cimelia": "das Stüd< chemisch gereinigtes Gold aus Japan, viele kostbare Erzstufenvon edlen und anderen Metallen, die lapides mutabiles aus Island, Ungarn undSibirien, der große Prenit, die ansehnlichen Labrador-Steine, der opalisirende Muschelmarmor,der große elastische Stein aus Brasilien etc." E b d a. 71: "Ein überaus schönerPrenit 4 Zoll lang 3 Z. br. 2 Z. hoch, vom VorgebÜfge der guten Hoffnung, ein sehr kostbaresStück, dergleichen selbst dort jetzt nicht mehr zu bekommen ist 1 Pfd. 8 Lth. schwer." -VgI. Bassermann-Jordan 746; Becker 34.110) Go e t he, Reisenotizen BI. 4V, 1-4.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Beyreis. Besitzt das gröpte und schönste Stück capischen Prehnit das ich gesehen habe. DasGrüne ist daran vom hellsten biP zum dunkelsten zu sehen.Daraus wird 1825111):So zeigte er ... einen echten Prehniten vom Cap von größter Schönheit . ..Beachten wir die Veränderungen im einzelnen. Goethe als subjektiver Betrachtertritt zurück. Anstatt des Personalpronomens "ich" heißt es "zeigte er". Ähnlichwie schon bei den Automatenfiguren wird auch hier der Besitzer ins Blickfeldgerückt, die Situation der Besichtigung anschaulich hervorgerufen. Die eigentlicheBeschreibung des Steines wird abgekürzt und abgewandelt. Das Farbwort "dasGrüne" wird unterdrückt, ebenso wird die Größe des Steines verschwiegen. DieBetonung liegt nicht mehr auf der Nennung der Größe und Farbe, sondern imqualitativen Werturteil. Von hier aus gewinnen wir Verständnis für das neu eingeführteAdjektiv "echt". Viermal wiederholt sich das Motiv der Echtheitsprobe imZusammenhang der Sammlungsbeschreibung: bei den Mineralien des erstenAbschnittes, bei den Gemälden alter Meister, bei den goldenen Lysimachen­Geprägen des Münzkabinetts und schließlich in der Vorführung des gänseeigroßenDiamanten. Zweimal werden diese Prüfungen bestanden (Prehnit, Lysimachen­Münzen), zweimal bleiben begründete Zweifel an den Behauptungen des Sammlersbestehen (Gemälde, "Diamant"). Vom Standpunkt der Echtheitsprüfungen ausgesehen ist der echte Prehnit demnach eine Art Gegenstück zu dem unechten"Diamanten".Wir schließen an diese Beobachtungen drei Fragen an:a) Warum wird die beachtliche Größe des Prehnitkristalls nicht genannt? Dazuwäre zu sagen: Ähnlich wie es bei dem armierten Magneten nicht darum ging, einInstrument von ausladender Größe vorzuführen, wird auch beim Prehniten auf diebesondere Erwähnung seiner Abmessungen verzichtet.b) Warum tritt der Prehnit erst nach dem Magnetstein in Erscheinung? Betrachtetman Magnetstein, Prehnit und Bergkristall ("Diamant") als eine zusammengehörigeDreiheit innerhalb des Bilderzyklus, so bemerkt man, wie Goethe mit dieserGruppe eine Steigerung zum Ausdruck bringen will: Positiv = Magnetit, Komparativ= Prehnit, Superlativ = Bergkristall ("Diamant"). Auf den undurchsichtigen,erdfarbenen Magnetit folgt der halb durchsichtige, grüne Prehnit. Den Abschlußbildet der wasserhelle, völlig klare Stein, den Goethe für einen Quarzkiesel hielt.e) Warum ist in den Tag- und Jahresheften von der grünen Farbe nicht die Rede?Eigenartig verhüllend mutet das Verschweigen dieser Farbe an. In der gesamtenHelmstedtdarstellung wird niemals das Farbwort Grün erwähnt, auch dort nicht,wo es nahegclegen hätte. Es muß also als ein günstiger Umstand betrachtet werden,daß uns durch Goethes eigenhändige Notiz bezeugt ist, daß er in Helmstedteinen grünen Prehnit gesehen hat. Auch Goethes Mineraliensammlung, wie sieheute im Goethe-National-Museum in Weimar aufbewahrt wird, enthält einige11') W A 35. Zll.157


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519grüne Prehnitstufen 112). Der bewußte Verzicht auf das Farbwort Grün ist einerder wichtigen Unterscheidungspunkte zwischen der Farbensymbolik Goethes, wiesie in diesem Text zum Ausdruck kommt, und der Farbensymbolik Achim vonArnims in seiner "Gräfin Dolores" 113). Dennoch bleibt es eine Tatsache, daßGoethe sich 1805 von einem grünen Kristall hat beeindrucken lassen. Der Prehnitwird in einigen Edelsteinkunden unter dem Nebennamen eines Kap-Smaragd undKap-Chrysolith geführt und nach Glanz und Farbe auch mit dem Chrysopras verglichen114). Chrysopras, Chrysolith und Smaragd sind aber diejenigen Edelsteine,die in der Kristallsymbolik des Goetheschen Rätselmärchens von der grünenSchlange und der schönen Lilie eine hervorragende Rolle spielen 115). Es sind dieSteine, aus denen der Körper der grünen Schlange zusammengesetzt erscheint, alssie sich im Zustand fortschreitender Läuterung als kühne Brücke über den Flußwölbt 116).Unter diesen Gesprächen sahen sie (Ion ferne den majestätischen Bogen der Brücke, der (Ioneinem Ufer zum andern hinüber reichte, im Glanz der Sonne auf das wunderbarste schimmern.Beide [der Jüngling und die Alte] erstaunten, denn sie hatten dieses Gebäude nochnie so herrlich gesehen. Wie! rief der Prinz; 'War sie nicht schon schön genug, als sie (lorunsern Augen 'Wie 'Von 'Jaspis und Prasem gebaut dastand? Muß man nicht fürchten, sie zu112) Nach frdl. Mitteilung des Go e t h e-N at ion al-M u s eu m s in Weimar befindensich unter den 6 Prehniten in Goethes Sammlung 5 grune, sehr verschiedene Stufen und meistkleine, nämlich: Inv.Nr. I, 15,26 von Dumberton, grun und weiß 4,lX3,SX1,7 Cffi; Inv.Nr.I, 15, 11 von Aiquille de Goute, 7,SXSX3 cm; Inv.Nr. I, 15, 14 aus d. Dauphinee,5,SX1X4 Cffi; Inv.Nr. 1,15,13 von Reichenberg, 9X6XS cm; Inv.Nr. I, 15,15 aus Tyrol,Fassatal, SXSX7 cm. - Vgl. Schuchardt Bd. 3, Nr. 589-593.113) Ar n im, Dolores 171-191. Vgl. zum Beispiel e b d a. 173: "Er trat aus demschmalen Garten in ein großes Gartenhaus, das gegen den Sinn des übrigen Hauses, wo allesüber und auf einander gehäuft und gelegt war, mit seinen reinen grüngemalten Wändenabstach."lU) Ha Ü y, 603 nennt als Nebenbezeichnung "Chrysolite du Cap"; vgl. auch e b d a.S. 609. - Hin t z e 474: "Historisches. Die erste nachweisbare Erwähnung des Mineralsfindet sich bei Sage (Eiern. de Min. 1777, 1,1)1) und bei Rome de L'Isle (Christallogr. 1783,1, 175), als einer durchsichtigen Chrysolithmasse, welche der AbM Rochon vom Cap derguten Hoffnung mitgebracht hatte. Obschon aber Rome de L'Isle das Mineral auf Grund vonSage's Bezeichnung unter den Chrysolithen aufführt, sagt er doch zugleich, daß es wegendes Lötrohrverhaltens nimt zu diesen gehöre [.•.] Im Jahre 1783 brachte der holländischeOberst von Prehn das Mineral vom Cap nach Deutschland, wo es von Wemer als neu erkanntund Prehnit benannt wurde (Bergmänn. Joum. 1790, 1,99)." - Bau e r 476: "Der Prehnitwird zuweilen seiner smönen grünen, der des Chrysolith ähnlichen Farbe wegen geschliffen, hataber keine umfangreiche Verwendung [...] Man findet ihn [...] am Kap der guten Hoffnung(daher der Name Kapchrysolith) [...] Er ist durmsmeinend, selten durchsichtig, glasglänzendund farblos, gelb oder grün. Nur die letztere Farbe, ein reiches Olgrün, ist zuweilen hübschgenug für einen Schmuckstein, Stücke von anderen Farben werden daher nimt benutzt. Dergeschliffene grune Prehnit gleicht nach Glanz und Farbe zuweilen sehr dem Chrysopras, deraber härter und viel leichter ist. - E p pie r 110: "Prehnit. Andere Bezeichnung: GelberStrahlzeolith (Kapchrysolith, Kapsmaragd) [••.] Seine Farbe ist trüb undurchsichtig bis durchscheinendgelblich-grün, grunlichweiß, spargel-, öl-, apfel- bis lauchgrun. "115) W A 18, S. 144, 161, 169; vgl. Sc h m i d t, Farbensymbolik 184-199. Siehe auchdie Tagebucheintragung am 16.7. 1806 (T 3, 146).tu) W A 18,144.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigbetreten, da sie aus Smaragd, Chrysopras und Chrysolith mit der anmutbigsten Mannigfaltigkeitzusammengesetzt erscheint? Beide wußten nicht die Veränderung, die mit der Schlangevorgegangen war: denn die Schlange war es, die sich jeden Mittag über den Fluß hinüberbäumte und in Gestalt einer kühnen Brücke dastand. Die Wanderer betraten sie mit Ehrfurchtund gingen schweigend hinüber.Soweit die Angaben zu den Automatenfiguren und zur Mineraliensammlung.Wir sahen, wie es Goethe darum zu tun war, seine Besichtigungsbeschreibung mitzwei Objektpaaren unterschiedlichen Gepräges einzuleiten. Wir setzen unsereEinzelbetrachtungen hier nicht weiter fort, sondern versuchen nur noch, das Ordnungsprinzipzu ermitteln, nach dem der gesamte erste Abschnitt der Sammlungsbeschreibungaufgebaut ist. Nach der Nennung der Mineraliensammlung fährtGoethe im Text fort 117):Aber eine in der Mitte des Saals gedrängt stebende Reihe ausgestopfter Vögel zerfielenunmittelbar durch Mottenfraß, so daß Gewürm und Federn auf den Gestellen selbst aufgehäuftlagen; er bemerkte dieß auch und versicherte, es sei eine Kriegslist: denn alle Mottendes Hauses zögen sich hieher, und die übrigen Zimmer blieben von diesem Geschmeiße rein.In geordneter Folge kamen denn nach und nach die sieben Wunder von Helmstädt zu Tage;die Lieberkühnischen Präparate, so wie die Hahnische Rechenmaschine. Von jenen wurdeneinige wirklich bewundernswürdige Beispiele vorgewiesen, an dieser complicirte Exempeleiniger Species durchgefübrt. Das magische Orakel jedoch war verstummt; Beireis hattegeschworen, die gehorsame Ubr ?licht wieder aufzuziebn, die auf seine, des Entferntstebenden,Befehle bald still hielt, bald fortging. Ein Officier, den man wegen Erzählung solcher WunderLügen gestraft, sei im Duell erstochen worden, und seit der Zeit habe er sich fest vorgenommen,seine Bewunderer nie solcher Gefahr wieder auszusetzen, noch die Ungläubigenzu so übereilten Gräueltbaten zu veranlassen.Dreimal tritt ein Wechsel von Ausdehnung (Diastole) und Zusammenziehung(Systole) in Erscheinung, den wir uns in folgender Weise verdeutlichen können:DiastolePaar der Automatenfiguren:Flötenspieler (Entschuldigungsgeschichte),EnteVermottete Vögel(Entschuldigungsgeschichte )"Magisches Orakel"(Entsdluldigungsgeschichte)SystoleMineralienpaar: Magnetstein, PrehnitLieberkühnische anatomischmikroskopischePräparate,Hahnisdle RechenmasdlineZu diesem Schema ist folgendes zu bemerken: Es liegen insgesamt acht Positionenvor, die beschrieben werden, genauer gesagt, sechs einzelne Objekte und zweiObjektgruppen (die ausgestopften Vögel und die Spezialsammlung anatomischerPräparate). Von diesen acht Teilen sind in den Notizen von 1805 nur fünf erwähnt.Der kleine Magnetstein, die zerfallenden Vögel und das sogenannte magische Orakel159http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519(Kunstuhr) werden erstmals in den Manuskripten der Tag- und '1ahreshefte von1825 genannt und besdlrieben. Eine Wedlselfolge der Bilder tritt dadurdl inErsmeinung, daß Goethe jeweils negative, halbintakte oder verwahrloste nebenpositive, wohlerhaltene Stücke stellt. Im gleimen Rhythmus findet ein Wedlsel vongroßen und kleinen Objekten statt, und dreimal werden den verwahrlosten GegenständenEntsdluldigungsgesmidlten beigefügt, wie sie Beireis äußerte oder hätteäußern können. Dreimal tritt der diastolisme, zweimal der systolisdle Impuls vorherrsdlendin Ersdleinung. Dreimal sind Paarbildungen zu beobamten, die sowohlauf der Seite der Systole wie audl der Diastole stehen können. Vier Positionenstehen sidl auf jeder Seite gegenüber; es ergibt sidl rein zahlenmäßigalso ein ausgewogenes Verhältnis. Im einzelnen verhält es sidl jedoch so, daß dieBildelemente auf der linken Seite unseres Smemas, d. h. auf der Seite der Diastole,zu einer Dreiheit auseinandergezogen werden, während auf der Gegenseite vierObjekte zu zwei Paaren zusammengefaßt sind. So kommt es, daß wir links nur einPaar, auf der redlten Seite aber zwei Paare antreffen. Auf der Seite der Diastoleentsteht so ein quantitatives übergewimt; der ganze Besimtigungsabsdlnitt beginntund endet mit einem negativ bestimmten Bild. Das wird durdl die Anekdoten nodlunterstrimen. Dodl wird dazu auf der Seite der Systole, wo Reduktion undKonzentration waltet, das qualitative Gegengewidlt gesmaffen.Verdeutlidlen wir uns absdlließend den Wedlsel der Wertigkeiten an ausgewähltenEinzelwörtern:jämmerlichst, paralysirt,alt, sehr unscheinbar,unbefiedert, Gerippe,veraltet, halbzerstört,ausgestopft, Mottenfraß,Gewürm und Federn, Kriegslist,Geschmeiße,magisch, verstummt, gehorsllm,Offieier, Wunder, Lügen,erstochen, Bewunderer, Ungläubige,übereilte Gräuelthaten.gut aufgehoben, sehr klein,großes Gewicht, echt, vongröpter Schönheit, vorzüglich,geordnete Folge,bewunders'WÜrdig, eomplicirt,Auf der Seite der Beireis-Gesdlidlten tritt dabei die dreifadle Steigerung zum Ne~ativenhervor: Lähmung - Zerfall - Tod.3. Die GemäldesammlungAus dieser Sphäre der ersten Sammlungsgruppe, in der das Düstere, Gelähmteund Halbzerstörte einen bestimmenden Platz einnimmt, tritt Goethe heraus, indemer sidl den Gemälden zuwendet 118). Die Szene verändert sidl, eine stärkere Dynamikder Erzählung madlt sidl bemerkbar, und Farben treten erstmals in Ersmei­Dung. Mit Entsdliedenheit kritisiert Goethe die Auffassungen des dilettantisdlen160


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Taf·3 Die Vaucansonschen Automaten : Trommler, E nte und Flötenspieler ( 1747) .


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Taf·4Selbstbildnis A lbrecht Dürers von 1493. Gemälde (Kopie).Museum der bildenden Künste, Leipzig.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Taf. 5Selbstbildnis Albrecht Dürers von 1493. Gemäld e (Original).Louvre, Paris.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Taf. 6 Künstler der Rubensschule: Marktszene. Gemälde. Nat. Forschungs- u. Gedenkstätten, Weimar (Goethe-National-Mus.).


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Kunstsammlers und "Kunsthistorikers" Beireis. Unter sämtlichen Besudtem istGoethe der einzige, der so offen zum zweifelhaften Wert dieser GemäldesammlungSteIlung genommen hat 119). Dennodt halten sidt sdtarfer Tadel und dasBemühen um Anerkennung edtter Stüd::e durdtaus die Waage. Das Gleidtgewidttstellt sich dadurdt her, daß Goethe den phantastisdten Kommentaren des unkritisdtenKunstsammlers eigene Gemäldebesdtreibungen gegenüberstellt .• .• 'Wo er sich aber lebhaft, leidenschaftlich überredend und zudringlich bewies, 'War beiVorzeigen seiner Gemählde, seinrr 1zeuesten Liebhaberei, in die er sich ohne die mindesteKenntniß eingelassen hatte. Bis in's Unbegreifliche ging der Grad, 'Womit er sich hierübergetäuscht hatte, oder uns zu täuschen suchte, da er denn doch auch vor allen Dingen gewisseCuriosa vorzustellen pflegte 120).118) Vor 1787 sammelte Beireis nur Holzschnitte, Handzeichnungen und Kupferstiche,die sich in Bei r eis, <strong>Bibliothek</strong> 384-396 verzeichnet finden, darunter S. 389 Nr. 77:"Göthe von Lips 10 Z. rund im Durchmesser." - Besucherberichte und Literatur über dieGemäldesammlung: S y bel 7-8: "Seine nicht unbedeutende Gemäldesammlung enthieltgewiß manches vortreffliche Stück. Als vorzüglich erinnere ich mich eines Abendmahls, woJesus das Brot brach, und eines Christusknaben, welcher in kindlicher Unschuld mit demgleich großen Johannes spielte. Seiner Versicherung nach, besaß kein Regent der Erde einekostbarere Sammlung; denn sie enthalte den ersten Versuch und das Hauptwerk eines jedenMeisters" und S. 51: "Die Gemälde-Sammlung besteht aus 1soStücken und verdient aIleAufmerksamkeitin Hinsicht deutscher Kunstgeschichte, deren Freunde dem Sammler Dank schuldigsind. Sie ist einzig, und führt durch die mannigfachsten Versuche hindurch bis zum erstenAnfange deutscher Kunst des achten Jahrhunderts, wie der Besitzer glaubte klar beweisenzu können. Ihr fehlen auch nicht zur belehrenden Vergleichung treffliche Sachen der vorzüglichstenMeister Italiens und man bewundert in ihr Correggios und Raphaels." - A rn i m(Besuch 1806) in: Schüddekopf Ill. - J. v. Müller (Besuch 1808) in: Schib315: "vorzüglich interessirten mich die Gemälde, worunter Raphaelsche, Albrecht Dürer vonsich selbst." - Na gel 134: "In der Gemäldesammlung fanden sich viele kostbare Stückevon und nach Albrecht Dürer, Lukas Kranach, Rubens und andern italienischen, französischen,spanischen, deutschen und belgischen Meistem der Kunst, welche der Besitzer, wie unterandern auch die Nacht von Korreggio, größtentheils für Originale ausgab. Sie bestand aus 150Stücken, und war eine lebendige Geschichte der Zeichen- und Kupferstecherkunst, von denrohen Anfängen der Kunst des achten Jahrhundert an, zu betrachten und in so fern ijberauslehrreich." - B ü c kin g 110. - Der Versteigerungskatalog: Bei re i s, Gemälde, beschreibtauf 58 Seiten 194 Gemälde. Die Vorrede druckt aufschlußreiche Teile eines Briefesab, den Beireis im März 1808 an einen Kunstkenner namens Henry geschrieben haben soll.Darin heißt es S. IV: "Mein erstes Stück kaufte ich aus der Sammlung des Domherrn D.Hasperg in Hamburg [.•.] Anfangs wollte ich mich mit diesem Gemälde begnügen; nach demAusbruche des Revolutionskrieges aber schrieb ich an alle Bekannte in auswärtigen Ländernum die vorzüglichsten Gemälde •.. und so ward es möglich das zu erhalten, was ich wünschte,nämlich eine ziemlich vollständige, praktische Kunstgeschichte der Malerkunst. " - L ich -te n s t ein, Hofrath 186, 18g-190, 193-194. - He ist er 141-246. - B erg man n678-679. - Becker 34-39, - Anh. 14-10. - Bassermann 746. - Merbach,Beireis So-SI; Merbach, Nachträge 73. - Goethe-Beireis-Ausstellung1930 VII, 1-5. - Bessmertny, Beireis 118-u9, 161-163. - Bessmertny, Gernäldegalerie.- G H b 1. Aufi. Sp. 978-980. - G r ö s sei 33-34, 39.120) W A 35, 114-~I5.(( 161


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigWie Beireis religiöse Bildmotive zu kommentieren pflegte, erfahren wir an dreiBeispielen 121).Hier war ein Christus, bei dessen Anblick ein Göttinger Professor in den bittersten Thränengußsollte ausgebrochen sein, sogleich darauf ein von einer englischen Dogge angebelltesnatürlich genug gemahltes Brot auf dem TisdJe der 'Jünger zu Emaus, ein anderes aus demFeuer wunderwürdig gerettetes Heiligenbild und was dergleichen mehr sein mochte.Was Goethe in den Tag- und 'Jahresheften wiedergibt, war ihm teilweise schonbekannt, bevor er nach Helmstedt fuhr. Im Dezember 1801 hatte J. Chr. Loder ihmeine Beireis-Schrift mit folgendem Titel übersandt 122):Ein Morgengesicht oder eine Erscheinung des Hofraths und Professors Beireis, nachdem erdas unvergleichliche, gcstikte Gcmähldc, welches den Aeskulap vorstellet. als ein unschätzbaresGeschenk von der Frau Hofräthin und Professorin Schlözerin erhalten hatte lIIS).Dieses Heftchen, das noch heute in der Goethe-<strong>Bibliothek</strong> aufbewahrt wird 124),enthält ein Huldigungsgedicht auf die genannte Dame sowie eine Verherrlichungseiner eigenen Kunstschätze. Unter dem Gedicht befinden sich Fußnoten, in denenBeireis die Wirkung seiner Bilder auf Betrachter beschreibt. Eine erste Anmerkung125) bezieht sich auf eine Mater dolorosa von Trevisani 126):"Herr Oberconsistorialrath und Probst Zöllner 127) in Berlin weinte im Mai des vorigenJahres in der Gegenwart seiner Frau Gemahlin, des Herrn Abt Henke 128) und des HerrnGeneralsuperintendentens Lichtenstein 1'0) bei dem Anschauen dieses Gemähldes. Und imJahre vorher brachte dieses Gemählde in der Seele des Herrn Professors Stäudlin 180) inGöttingen in der Gegenwart des Herrn Professors Pfaff 111) eine solche Wirkung hervor, dieich nie durch irgend ein Gemählde hervorgebradlt gesehen habe, besonders bei einem sogeistvollen Manne."121) W A 35, 115.12t) Mit einem Schreiben vom 14. 11. 1801: "Hier ist das berühmte Werk von Beireis,dessen ich letzthin Erwähnung gethan habe. Es steht Ihnen ganz und gar zu Befehl, damit zumachen, was Sie für gut finden." (Frdl. Mitteilung des Goethe- und Schiller-Archivs.)123) Bei r eis, Morgengesicht (ohne Seitenzahlen).124) Ru p per t Nr. 5396.IU) ZU den Versen in Bei r eis, Morgengesicht:"Die traurge Mutter Trevisanens,Die Zöllnern selbst zum Weinen zwang;"126) Bei r eis, Gemälde Nr. 139: "Francesco T r e v isa n i [1656-1746, Historienmalerder venetianischen, hzw. römischen Schule. Schüler Zanchis]. Mater dolorosa, Portrait.Der tiefste Kummer in allen Zügen; das schwerste, sprachlose Seelenleiden in dem hinstarrendenAuge voll Thränen. Der Schmerz scheint verkörpert zu seyn in diesem unvergleichlichenGemälde, und ergreift mit rührender Gewalt jedes Herz. 171/1 Z. hoch, 131/1 br."127) Johann Friedrich Zöllner (1753-1804), preußischer Oberkonsistorialrat und Propstan der St. Nicolaikirche in Berlin.126) Heinrich Philipp Konrad Henke (1751-1809), Prof. der Theologie zu Helmstedt.118) Anton August Heinrich Lichtenstein (1753-1816), ab 1798 Prof. der Theologie zuHelmstedt.130) Kar! Friedrich Stäudlin (1761-1816), Theologe und Konsistorialrat.131) Johann Friedrich Pfaff (1765-1815), Mathematiker, Prof. zu Helmstedt.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigEine weitere Anmerkung gilt einem Gemälde 132), auf dem der auferstandeneChristus mit den Jüngern zu Emmaus dargestellt war 133). Beireis schrieb diesesBild, das in seinem Arbeitszimmer aufgehängt war, Michelangelo zu."Den eilften September des vorigen Jahres bellte der Hund des Herrn Raths Frankenfeld1M), wie er dieses selbst bezeugen kann, in seiner Gegenwart zu zwei versmiedenenMalen die auf dem Gemählde befindlimen drei Mensmen an, und andere Male nom mehrereHunde."Als Goethe im August 1 Ra 5 nach Helrnstedt kam, blieben ihm diese Anekdotenvermutlich nidlt erspart, und auch Achim von Arnim schrieb im Herbst des folgendenJahres nach seinem Besuch bei Beireis 135): nunter den Gemälden schien er nurdas zu schätzen, was Hunde angebellt oder Consistorialräthe beweint." Kommenwir von hier aus auf die Goethesche Formulierung in den Tag- und 1ahresheftenzurück, so bemerken wir folgende Abweichungen von den Fußnoten des Beireis­Gedichtes: Statt von der Mariengestalt des ersten Bildes spricht Goethe von einemChristus. Im zweiten Gemälde wird das Brot hervorgehoben und die Rasse desHundes in eigenartiger Weise präzisiert. Das dritte Bild dürfte vom Dichter ausder Erinnerung ergänzt oder frei hinzu erfunden sein. Wichtig erscheint, daß Goethedie überlieferte Zweiheit zu einer Dreiheit erweitert und zu einer Art blasphemischerTrinität umgestaltet hat 136).Andere Gemälde dagegen waren geeignet, das phantastische Chaos der BeireisischenSammlung in einem versöhnlicheren Licht erscheinen zu lassen. Zwei derartigeMotive wählte Goethe aus und stellte sie als positive Beispiele den dreiCuriosa gegenüber. So hat das Selbstbildnis des jungen Dürer von 1493 einenbesonders nachhaltigen Eindruck auf ihn ausgeübt. Eines der interessantesten132) Zu den Versen in Bei re i s, Morgengesimt:"Sie staunten, als im es erzählte,Das Hund' ein Bild einst angebellt,Das Bonarotti's Geist beseelte;Das einz'ge Beispiel in der Welt."UlI) Bei r eis, Gemälde Nr. 77. Beireis in seinem Brief an Henry von 1808 e b d a.S. VIII: "Eines seiner [d. i. Mimelangelos] größten Meisterstücke. Dieses stellt Christus mitden beiden Jüngern zu Emaus vor. Christus mit dem göttlimen Gesimte, welmes je gezeimnetist, sitzt in Cleophas Laube, in welme die untergehende Sonne ihre Stralen einfallenläßt, Rn der Mitte des Tismes; an beiden Enden desselben die Jünger, Christus sieht mit deredelsten dankbarsten Gebärde zum Himmel empor, indem er das Brot brimt, und eben seineGestalt wieder angenommen hat. Beide Jünger äußern freudiges Erstaunen, ihren Lehrerwieder lebendig zu sehen. Im Gesimte des Matthias ist der Contrast der Traurigkeit undFreude mit der hömsten Kunst ausgedrückt. überhaupt ist der Ausdruck in diesem einzigenGemälde so bewundernswürdig groß und entzückend, daß, wenn im des Tages oder Namtsanhaltend mim fast abgestumpft gearbeitet habe, die Betramtung dieses Gemäldes und dieFreude über den Besitz desselben, mim fähig mamt, sogleim wieder die stärksten Geistesarbeitenvorzunehmen."1:1&) Ludwig Georg Frankenfeld, ab 1791 Rat zu Hclmstedt, gestorben 1808. VgI. S t AW b37 Alt 3740; 3 Alt vor!. Nr. 501.,,-1M) Schüddekopf HZ.13~) Vgl. hiermit Ti eck, Sternbald 91-91.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Bilder, die ich kenne, lautete schon im Jahre 1805 sein Urteil über diesesGemälde 137). Zwar handelte es sich bei diesem Stück entgegen Goethes Meinungnicht um das Original, sondern um eine Kopie aus der zweiten Hälfte des 16. J ahrhunderts(Taf.4 u.S) 138). Doch spricht es für den einfühlenden Kunstsinn desDichters, daß er fähig war, noch in der Nachbildung die Vortrefflichkeit desOriginals zu erkennen.Wiederum ist es notwendig, zu verfolgen, wie Goethe zu der eingehendenFarbbeschreibung dieses Gemäldes gekommen ist. ErsteMitteilungen über das Dürerbildliegen uns in dem Brief vom z8. August 1805 und auf einem Quartblatt derReisenotizen vor, das allerdings nicht in Goethes Handschrift überliefert ist.Brief:Zu Helmstedt 'Ward unsre Aufmercksamkeit mehrere Tage durch Merlin-Beireis festgehalten.Seine Person erinnert an Kästner in Göttingen und Büttner in 'Jena.Unter seinen Gemälden befindet sich ein Bildniß Albrecht Dürers, von ihm selbst im 22tenJahre gemahit, in 'Welchem alle Tugenden dieses Meisters jugendlich, unschuldig blühenderscheinen. Ein's der interessantesten Bilder die ich kenne, 'Wenig beschädigt, gar nichtrestaurirt 13t).Reisenotizen:Albrecht Dürers Portrait I493. von ihm selbst gemahit. Halbe Lebensgröße, Bruststück bisan den halben Ellenbogen, z'WeyHände. Purpur rothesMützgen mit kleinen schmalen Nesteln.Hals bis unter die Clavikel bloß. Hemde gestikkter Obersaum, Die Falten mit pfirsig rotbenBandern unterbunden, blaugrauer mit gelben Schnüren verbrämter UebeT'Wurf. In der Handein Erygnium. Meist erbalten, nichts retouschirt. Mit sehr dünner Farbe gemabit, die sich an137) B 19,48-49. - VgI. G H b 1. Aufl., Art.: Dürer.138) Das Bild, das Goethe bei Beireis sah, befindet sim heute im Museum der bildendenKünste in Leipzig (Taf. 4), das Original im Louvre in Paris (Taf. 5). Bei r eis, GemäldeNr. 74. Vgl. die Besmreibung dieses Bildes durm Beireis (Beireis an Henry, 1808) e b d a.S. XII: "Von Dürer habe im 5 Stück. Das erste ist sein eigenes Brustbild von ihm selbstauf das vortreffiimste gemalt, im Jahre 1493, also im lzten Jahre seines Alters. Alle Malerbiographien,selbst H. C. Arend in Dürers Lebensbesmreibung, melden, daß er sidl im z6tenJahre seines Alters zum erstenmale gemalt habe, welmes Bild namher Wenzel Hollar inKupfer gestomen hat. Diesen Kupferstim besitze im [B ei r eis, <strong>Bibliothek</strong> S. 384 Nr. 3:Ein Brustbild von Alb. Dürer. II Z. H. u. 10 Z. Br.]. Derselbe stellt Albremt Dürer miteinem sm on ziemlim starken Barte vor, auf meinem Gemälde aber ist der Bart noch Milmhaar.Die Ursame, warum dieses herrlime Stück in Deutsmland niemand gekannt hat, istdiese: Als Raphael Kupferstime von Dürer gesehen hatte, smrieb er ihm, daß er ein Gemäldevon ihm zu sehen wünsme, und am liebsten Dürers eigenes Bild. Hierauf sendete Dürer diesesPortrait, welmes er sm on zu einer Zeit gemalt hatte, als Raphael nom ein Knabe von10 Jahren war, nebst einem Gemälde auf Seide nam Italien. Mit Raphaels Erbsmaft kames sodann an Giulio Romano (Vasari p.85) von dessen Erben im es erkauft habe, als einesvon den cimeliis meiner Gemäldesammlung." - Müll e r (Besum 1808) in: Sc h i b 325;Heister 146; Becker 38-39; Merbach, Beireis 50-51; Merbach, Namträge73; Bessmertny, Beireis 170-171; Goethe-Beireis-Ausstellung 1930XVII,z; Beireis-Ausstellung 1960 IV, 16. - ZudenUntersmiedenzwismenOriginal und Kopie siehe 0 c he n k 0 ws k i 20-40; Mus per (1965) Text zu Abb. 2:"Das Selbstbildnis Dürers im Louvre ist das früheste selbständig gemalte, das sim überhaupterhalten hat"; Mus per (1951) Tafel nam S. 10 (= unsere Tafel 5).1St) B 19, 48-49.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519elnrgen Stellen zusammen gezogen hat. Ein ernstes 'Junglings-Gesicht keimende Barthaareum Mund und Kinn. Das ganze herrlich gezeignet reich in seinen Theilen, von der höchstenAusführung, vollkommen Dürers würdig HO).Stellt man dagegen den Text der Tag- und Jahreshefte, so sieht man, wie eng sichGoethe an seine bei den Vorlagen hält:Unschätzbar hielt ich Alb r e eh t D ü r e r s Porträt, von ihm selbst gemahIt mit der'Jahrzahl I493, also in seinem zwei und zwanzigsten 'Jahre, halbe Lebensgröße, Bruststück,zwei Hände, Ellenbogen abgestutzt, purpurrothes Mützchen mit kurzen schmalen Nesteln,Hals bis unter die Schlüsselbeine bloP, am Hemde gestickter Obersaum, die Falten der Ärmelmit pfirsichrothen Bändern unterbunden, blaugrauer mit gelben Schnüren verbrämter Oberwurf,wie sich ein feiner 'Jüngling gar zierlich herausgeputzt /Jätte, in der Hand bedeutsam einblau blühendes Eryngium, im Deutschen Mannstreue genannt, ein ernstes 'Jünglingsgesicht,keimende Barthaare um Mund und Kinn, das Ganze herrlich gezeichnet, reich und unschuldig,barmonisch in seinen Theilen, von der höchsten Ausführung, vollkommen Dürers würdig,obgleich mit sehr dünner Farbe gemahIt, die sich an einigen Stellen zusammengezogen hatte.Dieses preiswürdige, durchaus unschätzbare Bild, das ein wahrer Kunstfreund im goldenenRahmen eingefapt im schönsten Schränkchen aufbewahrt hätte, liep er das auf ein dünnesBret gemahlte, ohne irgend einen Rahmen und Verwahrung. 'Jeden Augenblick sich zu spaltendrohend, ward es unvorsichtiger als jedes andere bervorgeholt, auf- und wieder bei Seitegestellt, nicht weniger die dringende Theilnabme des Gastes, die um Schonung und Sicherungeines solchen Kleinods fiehte, gleichgültig abgelehnt; er schien sich wie Hofrath Büttner ineinem herkömmlichen Unwesen eigensinnig zu gefallen Ul).Das früher schon Formulierte hatte also seine Gültigkeit noch nicht verloren.Oberflächlich gesehen mag es scheinen, als habe der Dichter das vorliegende handschriftlicheMaterial im Jahre 1825 nur stilistisch geglättet und ineinandergearbeitet.Bei genauerem Vergleich jedoch bemerken wir einige Einschübe und Umgestaltungen.Wir betrachten der Reihe nach vier solcher Einfügungen, die uns imZusammenhang der Erzählung wichtig erscheinen.a) wie sich ein feiner Jüngling gar zierlich herausgeput z t h ä t t e: Goethe betont durch diesen Einschub das Jünglingsmotiv, dasin seiner Beireis-Charakteristik ein wichtiges Leitmotiv darstellt. Seinen verschiedenenAbwandlungen soll hier nicht nachgegangen werden. Es sei nur auf folgendesKontrastbild hingewiesen, das wenig später außerhalb der eigentlichen Gemäldebesichtigungfolgt 142):In seinem Schlafzimmer hing das Bild eines jungen Mannes, von der Art wie man hundertesieht, nicht ausgezeichnet, weder anziehend noch abstoßend; diesen ließ er seine Gästegewöhnlich beschauen und bejammerte dabei das Ereignip, dap dieser junge Mann, an dener vieles gewendet, dem er sein ga1lzes Vermögen zugedacht, sich gegen ihn untreu undundankbar bewiesen, daß er ihn habe müssen fahren lassen und nun vergebens nach einemzweiten sich umsehe, mit dem er ein gleiches und glücklicheres Verbältniß anknüpfen könne.Demgegenüber wurde das Bildnis des jungen Dürer, das so individuelle, lebendigeZüge trug, von seinem Besitzer nur nachlässig behandelt und schlecht verwahrt.1&0) Goethe, Reisenotizen BI. 1,1-17.141) \V A 35, 1I7-ZIB.142) W A 35, 2lD-21I.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigb) in der Hand bedeutsam ein blaublühendes Eryngium: Durch dieErgänzung des Wortes blaublühend werden wir auf die durchdachte Verteilung derFarbworte im Text aufmerksam. Viermal erscheinen Adjektive mit dem FarbwertBlau. Der Jüngling des Dürer-Porträts trägt einen blaugrauen, mit gelben Schnürenverbrämten überwurf und hält eine blaublühende Pflanze in seinen Händen. Diewohlerhaltenen griechischen Silbermünzen haben, weil sie lange genug in feuchter,verschlossener Luft aufbewahrt worden, einen bläulichen Anhauch 143). Den HelmstedterHofrat sah man in seiner hellblaugrauen vollständigen Kleidung, in schwarzenStrümpfen und Schuhen mit großen Schnallen, überall ein- wie das anderemal144). Durch die wiederholte Nennung der blauen Farbe bei der Beschreibungder Kleider deutet Goethe an, daß er beide Gestalten aufeinander bezogen sehenwill. Doch während die Beireis-Erscheinung in einer blau-grau-schwarzen Farbstimmungverharrt. wird das Bild des Jünglings belebt durch rote und gelbe Farbtöne,vor allem durch die Goethesche Steigerungs farbe Purpurrot 145).c) ein ernstes 'jünglingsgesicht, keimende Barthaare um Mund und Kinn, dasGanze herrlich gezeichnet, reich und unschuldig, harmonisch in seinen Thei­I e n: Diese Änderung darf man wohl im engeren Sinne auf die Zeichnung des, Gesichtes beziehen. Es wird damit auf das ausgewogene Verhältnis von Stirn-, NasenundMundpartie des Jünglingskopfes hingewiesen. Disharmonie der Teile dagegenwar das Kennzeichen des Beireis-Profils 146): ••• eine unglaublich hohe und gewölbteStirn, ganz in Mißverhältniß der untern, fein zusammengezogenen Theile . ..d) 'J e den A u gen b I i c k sie h z u s p alt end roh end, war desu n vor s ich ti ger als je des an der ehe r vor geh 0 I t: Fassen wirdiesen letzten Einschub näher ins Auge, so können wir in der Gegenüberstellungdes Dürer-Bildes mit der Beireis-Gestalt noch einen Schritt weiterkommen.Es wurde schon oben darauf hingewiesen, daß Goethe sich vonanderen Besucherberichten dadurch unterscheidet. daß er die Personenbeschreibungdes Professors nicht einheitlich vorträgt. sondern in zwei Hälften aufspaltet.Zuerst beschreibt Goethe die jugendliche Beweglichkeit des Körpers sowiedie Physiognomie des Gesichts und sehr viel später erst werden Kleidung und Frisurbetrachtet. Durch diesen Kunstgriff bringt uns der Dichter die sonderbare Zwiespältigkeitdes Beireis-Wesens anschaulich ins Bewußtsein. Dasjenige, was diePhysiognomie verriet, stand für ihn in einem anderen Zusammenhang als dieblaugrau-schwarze Tracht und die festgebundene, rollengeschmüd:te Frisur desArztprofessors. Auf dem Gemälde des jungen Dürer hingegen bilden Antlitz undFrisur, Kleidung und Gebärde ein harmonisch miteinander übereinstimmendesGanzes. Die Lebendigkeit liegt hier mehr in den Farben der Kleidung. Das Halbprofilzeigt in selten schönem Ebenmaß die Dreigliedrigkeit des menschlichenGesichtes. Allem, was uns in der Gestalt des edlen Jünglings als reines Urbild entgegentritt.droht Spaltung im Bannkreis der Beireis-Wirkung.1(3) \V A 35, Zll.144) \V A 35, 113.H5) Vgl. Sc h m i d t, Farbensymbolik I 99-11 O.H6) \V A 35, Z II.166http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Noch ein zweites Gemälde hat Goethe eingehend beschrieben, über das er mseinen Reisenotizen folgende Stichworte vorfand 147):Ein Höckenweib an eine wohlhäbige Dame verkaufend indep ein Knabe hinter ihr stieltund von ihrer Macht geschlagen wird. Eine kleine Scizze von Rubens sehr schon gedacht,leicht gemahit wahrscheinlich Original.Daraus wird - offenbar ganz aus dem anschaulichen Gedächtnis heraus - imJahre 18z5148):Ferner gedenk' ich eines geistreich frei gemahlten Bildes von Ru ben s, länglid" nicht allzugrop,wie er sich's für solche ausgeführte Skizzen liebte. Eine Höckenfrau sitzend in der Fülleeines wohlversorgten Gemüskrams, Kohlhäupter und Salat aller Arten, Wurzeln, Zwiebeln allerFarben und Gestalten; sie ist eben im Handel mit einer stattlichen Bürgersfrau begriffen,deren behagliche Würde sich gar gut ausnimmt neben dem ruhig anbietenden Wesen derVerkäuferin, hinter welcher ein Knabe, so eben im Begriff einiges Obst zu stehlen, von ihrerMagd mit einem unvorgesehenen Schlag bedroht wird. An der andern Seite, hinter derangesehenen BürgerSfrau, sieht man ihre Magd einen wohlgeflochtenen, mit Marktwaarenschon einigermapen versehenen Korb tragen, aber auch sie ist nicht müßig, sie blickt nacheinem Burschen und scheint dessen Fingerzeig mit einem freundlichen Blick zu erwidern.Besser gedacht und meisterhafter ausgeführt war nicht leicht etwas zu schauen, und hättenwir nidH unsere jährlichen Ausstellungen abzuschließen festgestellt, so würden wir diesenGegenstand, wie er hier beschrieben ist, als Preisaufgabe gesetzt haben, um die Künstlerkennen zu lernen, die, von der überhandnehmenden Verirrung auf Goldgrund noch unangesteckt,in's derbe, frische Leben Blick und Talent zu wenden geneigt wären.Dieses Gemälde, das erstmals von Merbach in seinem Beireis-Aufsatz von 1930abgebildet worden ist und sich heute im Besitz des Goethe-National-Museums inWeimar befindet 140), war ebenfalls kein Original von Rubens, sondern wahrscheinlicheine Arbeit der Rubensschule (Taf. 6). Es soll hier nur auf folgendesaufmerksam gemacht werden. Goethe beschreibt das Detail so, daß der unbefangeneLeser meinen kann, der Künstler habe auf dem Gemälde tatsächlich sechs147) Go e t he, Reisenotizen Bi. 3v, 4-10.14&) W A 35,118-11 9,1(1) Bei r eis, Gemälde 7-8, Nr. 35: nEin Marktplatz. Rubens Frau, reich gekleidet,handelt mit einer Gemüsehökerin; hinter ihr steht ihre Magd, welche in einem Handkorbeeinen Fasan trägt. Indem die Hökerin ihr Gesicht von den Fruchtkörben abwendet, stiehltein Knabe einige Früdlte; eine zweite Hökerin, welche dies bemerkt, schlägt nach dem Knabenmit einem Handkorbe. In Zeichnung und Farbengebung, in der \Vahrheit und dem kräftigenLeben, im ganzen Tone dieses Stücks, ist der größte Meister der Niederländischen Schuleunverkennbar. Das Gemälde ist auf Holz. 171/2 Zoll hoch 13 breit. In schwarzem Rahmen mitgoldenen Leisten." - In keinem anderen Besucherbericht erwähnt. - B eck e r 38 u.Anhang 18; M erb ach, Beireis Tafel hinter S. 18: nDas angebliche Rubensbild im Besitzedes FrL Werneburg in Mühlhausen." - Bessmertny 170 Anm. 87: "Der angeblicheRubens befindet sich in Mühlhausen i. Th. In der dargestellten Marktszene sind die Figurender heiden linksstehenden Frauen nach Rubensschen Vorbildern gemalt. Aber das ganze Bildist nicht einmal nach einem Original von Rubens kopiert, sondern eine Komposition aus derZeit um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts." - Goethe-Beireis-Ausstellun g 1930 XVII, 3. - 1949 wurde das Bild als nMarktszene, gemalt von einem unbekanntenKünstler der Rubensschule", für das Goethe-National-Museum in Weimar erworben;Olgemälde auf Holz (Eiche), 620X470 mm groß, Inventar-Nr. NE Ih955. (Frdl. Mitteilungdes Goethe-National-Museums.)


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigPersonen dargestellt. Das ist jedoch nicht der Fall; es fehlt der Bursche, nach demdie Magd der Bürgersfrau hinzublicken scheint. Zum Bildgedanken der Marktszene,wie er Goethe als Preisaufgabe vorbildlich schien, gehörte dieser Jünglingals sechste Figur notwendig hinzu 150). Deshalb hatte er auch im Erinnerungsbilddes Dichters seinen festen Platz.4. Die MünzensammlungAuf die ausführlime Bespremung der Gemälde läßt Goethe eine kurze Würdigungder historischen Münzen folgen. Wir kommen damit zum dritten Absmnittder Besichtigungsbeschreibung. Nach der grotesken Gemäldegalerie eines Dilettantenhaben wir es nun mit der gepflegten Kollektion eines Kenners zu tun. Beginnenwir wiederum mit der Gegenüberstellung der drei Textfassungen, wie sie in denReisenotizen, im Brief an den Herzog Karl August und in den Tag- und 'lahresheftenvorliegen.Im Rahmen der Reisenotizen, auf dem Blatt Varia (Taf. 10), lautet der Vermerküber die Münzensammlung 1:11):Goi den e, wenig griechische; fürtreffliche Suite der römischen Kaj'ser. Er läugnet dieAechtheit der großen goldnen Lysimachen. treffliche moderne Si I b ern e fürtrefflichegriechische, römische moderne.Im Brief vom 18. August 1805 wird mitgeteilt 152):An Münzen besitzt er köstliche Griechische, besonders in Silber. Eine reiche, der Vollständigkeitsich nährende Sammlung der römischen Kaiser in Gold biß auf die letzten Zeiten.Vieles moderne in Silber und Gold worunter manches rare und kuriose.Daraus wird in den Tag- und 'lahresheften 153):Die goldenen Münzen römischer Kaiser und ihrer Familien hatte er aufs vollständigstezusammengebracbt ...Sehr schöne Silbermünzen griecbischer Städte lagen vor . •.Eben so wenig fehlte es sodann an goldenen Rosenoblen, päpstlichen älteren Münzen, anBracteaten, verfänglichen satyriscben Geprägen ...Indessen scbeint er auch hier wie in andern Dingen sich einige Willkür vorbehalten zu haben,denn er behauptete, hartnäckig und über alle Münzkenner triumphirend; die goldnenLysimachen seien durchaus falsch •••150) VgI. dazu Eck e r man n, Gespräme 461-463 (1.4. 1831) über ein motivähnlimesBild: "Mit Goethe zu Tism in mannigfaltigen Gesprämen. Er zeigte mir ein Aquarellgemäldevon Herrn von Reutern, einen jungen Bauern darstellend, der auf dem Markt einerkleinen Stadt bei einer Korb- und Ded.enverkäuferin steht. Der junge Mensm sieht die vorihm liegenden Körbe an, während zwei sitzende Frauen und ein dabeistehendes derbesMädchen den hübschen jungen Mensmen mit Wohlgefallen anblicken. Das Bild komponiertso artig, und der Ausdrud. der Figuren ist so wahr und naiv, daß man nimt satt wird es zubetrachten. "161) Go e t h e, Reisenotizen BI. 5, 15-1I.152) B 19, 49.153) W A 35, 111-113.168http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Auf die Erwähnung kupferner Münzen wird grundsätzlich verzichtet. Hierinunterscheidet sich Goethe von anderen Berichterstattern 154). Wichtiger nocherscheint ein weiteres: Goethe ändert zweimal das Prinzip der Gliederung. In denNotizen von 1805 sind die Gepräge systematisch nach Metallen geordnet. Zuerstwerden die goldenen, dann die silbernen Münzen genannt. Im Brief an den Herzogwerden die silbernen griechischen Städtemünzen an den Anfang gerückt. Hier15() Die Münzensammlung in Besudlerberidlten und Beireis-Sdlrifttum: Ca pp e I (Studiumin Helmstedt 1778) in:Merbach, Nadlträge 63. - Anonymus (Besuch 178z )in: B e s s m e r t n y, Beireis I %0: "Ein Münzkabinett, worin die ältesten phönicisdlen.griedlisdlen und römisdlen goldenen, silbernen und kupfernen Münzen, die sogen. numifolidi, die anfangen, wo die römisdlen und byzantinisdlen Münzen aufhören; die vollständigeSammlung von Bracteaten, von der größten Art von einigen Zollen im Durchmesser, bis aufdie kleinsten und selbst arabisdle Bracteaten, woran man sonst gezweifelt hatte. Von denneueren und seltensten in den drei Metallen, audl ganze Münzen Suiten von einigen Häusern,z. E. - neuern römisdlen Kaisern, Königen, Kurfürsten, audl Reidlsstädten, befindlichsind ..." - Paulus (Besuch 1787) in: Levin, Eindrüdce 3. - Meermann (Besuch1791) 88. - Bö t ti ger (Besuch 1793) in: He ist e r 158: "Griechisdle Städte- undKönigsmünzen in Gold hatte er, wie er mir sagte, nicht sammeln wollen. Es waren dahernur einige AIexander, ein Philipp und ein Lysimachus da. Aber hödlst respektabel war dieSuite von den römisdlen Kaisern. Ich fand sie vollständiger als die in Gotha, und selbstDresden hat mandle Stüd:e nidlt, so viel ich midl erinnern kann, die idl als n u m 0 Suni c 0 s hier zu sehen bekam. Es waren, die Byzantiner nicht mitgerechnet, weldle eineeigene Suite madlen, gewiß an 500 Goldmünzen. Von Trajan waren allein IZ Goldmünzenda, darunter einige vortreffiidle a I i m e n t a r i i I tal i a e. Hier war es aber audl, wo idlmeinen Herrn Hofrath, dessen Kenntnisse in der alten Numismatik idl bis dahin nur bewundernkonnte, zum erstenmal auf einem kleinen Irrthum zu betreffen glaubte ..." E b d a.z59-z60: "Viel Vergnügen madlte es mir, die berüdltigte und kontroverse Spottmünze aufden Gallien, G a lli e n a e Au g u s ta e, mit der Umsdlift pax u b i q u e, hier in N aturazu sehen [...] überhaupt wurde bei jeder besonders seltenen Münze das Münzbuch herbeigebradlt,wo sie besdlrieben steht. Idl hätte ihm diese Beweisführung gerne gesdlenkt, da sieuns viel Zeit raubte. Aber der Mann wollte mich doch audl seine kostbare Münzbibliotheksehen lassen, in der aber dodl nur alte Werke befindlich zu sein sdlienen; denn gegen alleneueren bewies er eine entsdliedene Verachtung." E b d a. z60-z61: "Da idl über die Edltheiteiniger Münzen meine kleinen Bedenklichkeiten zu äußern gewagt hatte, so zeigte er mir,nadldem wir mit den alten Münzen zu Ende waren, in einem N ebensdlränkchen mehrere Kästdlenvoll aussortirter unechter Münzen in Gold, Silber und Bronce und bewies mir dadurm,daß er aum dieses zu untersmeiden wisse. Indessen behielt im dodl über Mandles meineZweifel. Wir gingen hierauf zu den Brakteaten des Mittelalters über, wo nach seiner Angabedie älteste der Zeit Friedridls des Rothbarts angehört. Diese Sammlung war außerordentlimreim und vollständig. Aber wie groß war erst mein Erstaunen, als wir zu den neueren Münzenkamen. Alle Medaillen, die man in den ausgezeidlnetsten Sammlungen sonst nur in Silberfindet, waren hier, sobald sie überhaupt in Gold ausgeprägt worden waren, in diesem Metall.Hier war ein erstaunlidler Reichthum an Spott-, Belagerungs-, Noth-Münzen, und was sonstdie neuere Numismatik für Seltenheiten hat. Die bei weitem kompleteste Sammlung warenin Gold und Silber die päpstlirnen Münzen. Hier sah im auch die Spottmünze, als derPrätendent a. 1717 Gibraltar belagerte und eine Münze sdllagen ließ mit der Legende: au tvincere aut mori. Die Engländer erwiederten es und gaben eine mit dem Revers: daturte r t i um: abi r e." S. Z61-z61: "Eine besondere Sammlung machten die Akademisdlen­Jubelfeier-Münzen, wohl zoo Stüd:, viele in Gold. Audl die herühmten ChursädlsisdlenPlanetenthaler, welrne der versdlwenderische König August II. zum Andenken seinesPlanetenturniers prägen ließ, sah ich hier in vorzüglim sdlönen Exemplaren." - A n ton(Besum 1794) 358: "Welm' eine Menge von Gold und Silber ist nidlt hier allein beisammen!169


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519herrscht das chronologische Prinzip vor. In den Tag- und Jahresheften schließlichhat Goethe beide Ordnungsprinzipien, das chronologische und das systematische,zugunsten eines dritten aufgegeben. Es entsteht nun ein regelmäßiger Wechselgoldener und silberner Gepräge. Zweimal wird die chronologische Folge bewußtdurchbrochen, um den Goldmünzen den Vorrang zu geben. So werden die römischenKaisermünzen den griechischen Städtemünzen vorangestellt und die mittelalterlichenBrakteaten nach den Münzen der frühen Neuzeit genannt. Auf dieseWeise ergibt sich - eum grano salis - die Folge: Gold - Silber - Gold, Gold(Silber) - Silber, Silber (Gold) - Gold 155).Von der herkömmlichen Art der Gliederung dringt der Dichter in seinerErzählung zu einem neuen, dynamischen Kompositionsprinzip vor. Es ist wiederumder Rhythmus der Wechselfolge, der uns hier auf einer höheren Stufe entgegentritt.Im Unterschied zur Beschreibung der naturhistorischen und mechanischenSammlungen bewegt sich die neue Art des Wechselspiels ganz im Bereich des Positiven,da es sich hier durchgehend um wohlerhaltene Objekte von gleicher Größehandelt. Goethe nutzt das Gefälle, das sich aus der Spannung ergibt, die zwischenden bei den Substanzen Gold und Silber fühlbar wird; belebend wirkt auch das zweifacheDurchbrechen der historischen Zeitfolge. Gepräge einzelner Herrscherwerden in den Tag- und Jahresheften mit Ausnahme der goldnen Lysimachen nichtgenannt. Es geht um die großen historischen Gruppen, hinter denen die Staaten,Zeiten und Kulturen stehen, die sie prägten. Am Beispiel der Münzensammlung kamDie ältestgeschätzte Münze von Delphi, andre corinthische, macedonische. Er zeigte erst diegriechischen goldnen und silbernen; dann die röm[ischenJ goldnen und silbernen und bronzenenMünzen der Kaiser, Städte, consularische Familien-Münzen, von einzelnen Gelehrten undberühmten Männern. Er besitzt auch zwei unämte Münzen auf den Ovid, und die ganzeSuite der Münzen, bis zu Ende des röm[ischen] Reichs. Merkwürdig eine Spottmünze(ein bärtiger Kopf, mit der Umschrift Ga li e n a Au g u S t a). [...] Nun schließensich die Münzen des Mittelalters an; dann die ganze Folge der neuen Kaiser, Städte,Gelegenheits-Jubel-Münzen bis herab auf die Münzen des jetzigen Königs von Preußen undauch die neuesten französischen Thaler. Er hat noch einen franz[ösischen] Thaler von 93mit dem Königskopf, ungeachtet Ludwig XVI. schon im Januar hingeridttet wurde." -Liehtenstein, Brief (1810) 16,47-48. - Beireis, <strong>Bibliothek</strong> 318-344 (355 Bändenumismatische Literatur). - S y b cl n, 5 J. - Na gel 134. - B ü c kin g 1I9-IlO. -Bei r eis, Münzen. Der von dem bekannten Prediger u. Numismatiker Lei t z man n(1798-1877) bearbeitete Katalog nennt an römischen Kaisermünzen 161 in Gold und 437 inSilber, aus dem Mittelalter 142 Solidi und 344 Brakteaten, von neueren Münzen 755 in Goldund 1091 in Silber. Der Zuschlag erfolgte im Jahre 1828. - Li eh t e n s t ein, Hofrath287. - Heister l38-240. - Becker, Anhang l3. - Merbach, Beireis 47-48. -Go e t h e - Bei r eis - Aus s tell u n g 193 0 XIV, 3. - Be s s m e r t n y, Beireis124, 161.1&5) Bei r eis, Münzen 17-34: Römische FamiIien- und Kaisermünzen in GoI d (163Stü&); ebda. 6-1%: Griechische Städtemünzen in Silber (77 Stü&); ebda. 144-145:Englische Königsmünzen von Edward III. bis Jakob I. in GoI d (10 Stück, darunter Rosenoblen);e b d a. 164-166: Päpsdiche Münzen von Johann XXII. bis Clemens XIV. in Goi d(36 Stück); e b d a. 1I7-l18: Desgl. in S il b e r (3 Stü&); e b d a. 105-126: Brakteaten,Si I b e r (344 Stü&), satyrische Gepräge, nimt näher festzustellen, wahrscheinlich Medaillenin Si I b e r und auch in GoI d; e b d a. 3: Lysimachus-Gepräge in GoI d (Stater, % Stück).


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519dem Betrachter Vielfalt und Reichtum der geschichtlichen Entwicklung anschaulichzum Bewußtsein.Brachte nun der geschäftige Besitzer aus einem nebenstehenden Schrank neue Schieber zumAnschauen so ward man sogleich der Zeit und dem Ort nach anders wohin versetzt 156).Auch vom Standpunkt der Farbensymbolik des Dichters aus gesehen, kommtmit den goldenen und silbernen Münzen ein neues, wichtiges Element in denAufbau der Sammlungsbeschreibung hinein 157). Auf die bunten Farben Rot, Blauund Gelb folgen die Glanzfarben der beiden Edelmetalle 158). Vom Gold- undSchatzmotiv ist schon oben bei der Interpretation des Greifenvergleichs die Redegewesen. Den kostbaren Münzen gegenüber sehen wir Beireis als schatzhütendenGreifen recht eigentlich in seinem Element. Es ist jedoch zu beachten, daß Goldund Silber in der Beireis-Charakteristik vorzugsweise als gemünztes Metall inErscheinung treten. Die schönen Gold- und Silbererzstufen der Mineraliensammlunghat Goethe nicht genannt. Auch von den Goldmachergeschichten des Beireis­Gerüchtes und dem Barrengold, das der geschäftstüchtige Professor in seinemHause zu horten pflegte, spricht Goethe nicht. Dagegen heißt es wenig später 159):• .• eine Masse gemünztes Gold und Silber verleiht selbst dem Unwahren Ansehen undGewicht; man läßt die Lüge gelten, indem man die Baarschaft beneidet.(66) W A 35, lU.167) Vgl. Sc h m i d t, Farbensymbolik 131-z46.1118) Insgesamt sechsmal erscheinen die Worte "Gold", "golden" in der Beireis-CharakteristikderTu'J: W A 35,117 (Gemäldesammlung): Dieses preis'WÜrdige, durchaus unschätzbareBild [Dürer-Selbstbildnis von 1493], das ein wahrer Kunstfreund im goi den e nRahmen eingefaßt im schönsten Schränkchen aufbewahrt hätte. E b d a. 118-119: Bessergedacht und meisterhafter ausgeführt war nicht leicht etwas zu schauen, und hätten wir nichtunsere jährlichen Ausstellungen abzuschließen festgestellt, so würden wir diesen Gegenstand[das Thema "Gemüsemarkt" mit 6 Figuren]. wie er hier beschrieben ist, als Preisaufgabegesetzt haben, um die Künstler kennen zu lernen, die, von der überhandnebmenden Verirrungauf GoI d g run d noch unangesteckt, in's derbe frische Leben Blick und Talent zu wendengeneigt wären. E b d a. 121 (Münzkabinett): Die goi den e n Münzen römischer Kaiserund ihrer Familien hatte er aufs vollständigste zusammengebracht; e b d a. 1n: Eben sowenig fehlte es sodann an goI den e n Rosenoblen; e b d a. 111-113: er behauptete [...]die goi d ne n Lysimachen seien durchaus falsch. E b d a. 119 (Reichtum und Scharlatanerie):1st nun ein solcher Besitz nicht etwa ererbt und offenbaren Herkommens, sondernim Geheimniß selbst erworben; so gibt man im Dunkeln alles übrige Wunderbare zu, manläPt ihn sein mährchenhaftes Wesen treiben: denn eine Masse gemünztes GoI d und Silberverleiht selbst dem Unwahren Ansehen und Gewicht; man läPt die Lüge gelten, indem mandie Baarschaft beneidet.Insgesamt dreimal erscheinen die Worte "Silber", "silbern" in der Beireis-Charakteristikder Tu'}. W A 35. UI (abendliche Bewirtung im Beireis-Hause): Abends bewirthete er unsauf chinesischem Porzellan und S; 1 b e r mit fetter Schafmilch, die er als höchst gesundeNahrung pries und aufnöthigte. E b d a. U1 (Münzkabinett): Sehr schöne Si I b e r m ü n­z e 71 griechischer Städte lagen vor, die, weil sie lange genug in feuchter verschlossener Luftallfbewahrt worden, die wohlerhaltenen Gepräge mit einem bläulichen Anhauch darwiesen.E b d a. ZZ9 (Reichtum und Scharlatanerie): denn eine Masse gemünztes Gold und Si I b e rverleiht selbst dem Unwahren Ansehen und Gewicht; man läßt die Lüge gelten, indem mandie Baarschaft beneidet (Sperrungen vom Verfasser). Vgl. auch T 10, 31.UD) \V A 35. 119.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigDes weiteren ist zu berücksichtigen, daß der Dichter den in seiner Beweglichkeitjugendlich wirkenden Greis mit einern Irrlicht verglichen hat 160). Auch das Irrlichtsymbol,wie wir es aus Goethes Märchen von der grünen Schlange und der schönenLilie kennen, ist eng auf das Gold bezogen. In diesem Märchen treten zwei Irrlichterals flammende Jünglinge auf. Sie besitzen die Fähigkeit, Gold in sich aufzunehmenund in geprägter Form, als leuchtende Scheiben wieder von sich abzuschütteln161). Auf diese Eigenschaft scheint Goethe anzuspielen, wenn er bei derBeschreibung der römischen Kaisermünzen sagt 162):Was jedoch an dieser Sammlung am höchsten zu bewundern, war die Vollkommenheit derAbdrücke, welche sämmtlich als kämen sie aus der Münze vorlagen. Diese Bemerkung nahmer wohl auf, und versicherte, dap er die einzelnen erst nach und nach eingetauscht und mitschwerer Zubupe zuletzt erhalten und doch noch immer von Glück zu sagen habe.War Beireis auf die Reihe der römischen Kaisermünzen besonders stolz, sobehandelte er die Gepräge des thrakischen Königs LysimachUS mit betonter Verachtung.Der Versteigerungskatalog der Beireis-Münzen weist zwei Gepräge diesesTyps nach, der auf der Vorderseite den jugendlichen Alexanderkopf mit Ammonshornund Diadem und auf der Rückseite die sitzende Athena mit einer Nikefigurzeigt 168). Beireis hielt alle goldenen Lysimachen für Fälschungen. Diese Thesediente Goethe als Anknüpfungspunkt für folgende abschließende Bemerkung 164):Nun war aber nicht zu läugnen, dap er in diesem Fache unterrichtet und in gewissem Simleein Kenner war: denn er hatte ja schon in froheren 1ahren eine kleine Abhandlung, wie echteund falsche Münzen zu unterscheiden seien, herausgegeben. Indessen scheint er auch hier wiein andern Dingen sich einige Willkür vorbehalten zu haben, denn er behauptete, hartnäckigund über alle Münzkenner triumphirend; die goldnen L'Ysimachen seien durchaus falsch, undbehandelte dephalb einige vorliegende schöne Exemplare höchst verächtlich. Auch dIesesließen wir, wie manches andere, hingehen und ergötzten uns mit Belehrung an diesen wirklichseltenen Schätzen.Aufgrund der genauen Beschreibung bei Leitzmann läßt sich feststellen, daß diebeiden fraglichen Gepräge echt waren (Taf. 7). Warum hat sich Goethe zu dieserRichtigstellung bewogen gefühlt? Es ist das Leitmotiv der Echtheitsprobe, dashier in einer interessanten Abwandlung aufgegriffen wird. So unkritisch sich Beireis180) W A 35.111: ja ich habe kluge Menschen gekannt, die sich eine Zeitlang von diesemIrrlicht nachziehen liepen.161) Zum Irrlicht-Symbol bei Goethe vgl. S t ein er, Geheime Offenbarung !rIO.14-15; Lucerna. Märchen 151-158; Steiner. Goethes Geistesart 76-77; Weinhand I 341-344; Sc h m i d t. Irrlimt 168-189.162) W A 35. 121-211.163) Bei r eis. Münzen S. 3 Nr. 6 = Müll er. Münzen Nr. 185 (posthume Prägungder Stadt Istria mit barbarisierendem Münzbild). Taf. I. 15. DesgI. Bei r eis, Münzen S. 3Nr. 7 (mit anderem Beizeimen. nicht genau zu identifizieren). Vgl. Bö t ti ger (Besuch1793) in: He ist e r 158. Siehe aum Fra n k e II8-u9 und zur Frage der Lysimachen­Fälsmungen Müll er. Münzen 5-7. Siehe auch Fern m e 1 Nr. 189: Zeimnung Goethes(Alexander-Kopf) nam einer Tetradrachme des Lysimachus.164) W A 35. 123.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519seinen Gemälden gegenüber verhielt, so weit ging seine Kritik hier über das Zielhinaus. Bei der subjektiven Willkür des Sammlers war alles möglidt: Edttes füredtt auszugeben (Prehnit), Unechtes für edtt anzupreisen (Gemälde) und Edtteswie Unedttes zu behandeln (Lysimadten).5. Der große "Diamant"Die vierte und letzte Stufe der Sammlungsbesdtreibung ist nur noch einem einzigenObjekt gewidmet, dem angeblichen großen Diamanten. Zwisdten die Besdtreibungder Münzensammlung und die Vorführung des "Diamanten" hat Goethe dieSdtilderung seines Ausfluges nach Sdtloß Harbke zur Familie des Grafen von VeItheimeingefügt 165). Was Goethe dort antraf, strahlte Frisdte, Ordnung und sozialeGesinnung aus. Die berühmten Harbker Bäume wurden bewundert; Altes undNeues, Vergangenheit und Gegenwart sdtienen hier in frudttbarer Weise miteinanderverbunden zu sein. Die kleine versteinerte Seelilie, die Goethes Sohn dort zumGesdtenk erhielt 166), ersdteint in der autobiographisdten Erzählung als Quintessenzder kurzen Berührung mit dieser WeIt. Im Bild des Enkriniten läßt derDidtter sein Liliensymbol aufleudtten, wie es uns urbildlidt aus dem Rätselmärdtenvon 1795 vertraut ist 167).Als Ernst Jünger im Jahre 1947 in Königslutter die berühmte Petrefaktensammlungvon Otto Klages besidttigte, notierte er in seinem Tagebuch 168):"Nachmittags sahen wir die Versteinerungen, die Herr K1ages seit vielen Jahren aus demGebiet des Elm und auf seinen Reisen zusammengetragen hat. Sie lagen in flachenSchubladen auf rotem Samt. Besonders fiel mir eine Reihe großer, sehr sauber aus dem Steinkernpräparierter Taschenkrebse auf. Die Seelilien des Elm leuchten im Glanz marmornerMagnolienknospen; ich erhielt eine zum Andenken. Wir betrachteten gebänderte Achate,Abdrü&e niederer Tiere im Solnhofener Schiefer, Ammoniten, die wie knotige Goldmünzen •geprägt waren. Die Palme gebührte versteinerten Koniferenzapfen aus Kalifornien, durch dieQuerschnitte gelegt waren. Im amethystenen Feinschliff leuchteten Kränze von hellen Pinienkernenauf. Die Sdtänheit solcher Gebilde hat etwas Umwerfendes, trifft wie mit Pfeilenunser Herz. Wir schließen die Augen vor dem zu starken Glanze, der aus der Präge stätteauf diese Schätze fällt. Wir dürfen ihn nur in den Spiegelbildern sterblicher Schönheit ahnen;in seiner Reinheit würde er tödlich sein." (Taf. 8)Der helle Kristall, der nun folgt, bildet als durchlidttete Materie die Bekrönungder Sammlungsbesdtreibung. Auf der Spitze der Pyramide ist er ein Sinnbildhödtster über- und Zusammensdtau, alle bisher genannten Aspekte voraussetzendund in sidt begreifend. Rein äußerlich gesehen war die Vorführung dieses "Diamanten"die größte Rodomontade, die sidt Beireis seinen Gästen gegenüber erlaubte.185) W A 35, U5-:u8. - VgI. dazu Be c k e r 4


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Und so ist die Bedeutung dieses Steines als Geist-Symbol durch das Motiv der Großsprechereiund Scharlatanerie eingeschränkt und relativiert. Darauf wird der Leserschon durch die unmittelbar vorher eingeschaltete Cagliostro-Erwähnung eingestimmt169).Was der Dichter im einzelnen über die Vorführung dieses Stückes mitteilt, läßtsich, vom Standpunkt der Quellen her gesehen, in zwei verschiedene Textelementeauseinanderlegen. Die eigentliche Beschreibung des Steines geht auf die ausführlichenhandschriftlichen Notizen zurück 170), während bei den mitgeteilten Legendenmit einem bestimmenden Einfluß der Schriften von Bücking und Syhel gerechnetwerden darf 171). Halten wir wiederum den Text der Tag- und Jahreshefte unddas bekannte Material gegeneinander.160) W A 35, 130: Die Communication der Weltbürger ging noch nicht so schnell wiegegenwärtig, noch konnte jemand, der an entfernten Orten wie Swedenborg, oder auf einerbeschränkten Universität wie Beireis seinen Aufenthalt nahm, immer die beste Gelegenheitfinden, sich in geheimnißvolles Dunkel zu hüllen, Geister zu berufen, und am Stein derWeisen zu arbeiten. Haben wir nid,t in den neuern Tagen Cagliostro gesehen, wie er großeRäume eilig durchstreifend, 'Wechselsweise im Süden, Norden, Westen seine T aschenspielereientreiben, und überall Anhänger finden konnte? 1st es denn zu viel gesagt, daß eingewisser Aberglaube an dämonische Menschen niemals aufhören, ja daß zu jeder Zeit sichimmer ein Local finden wird, 'Wo das problematisch Wahre, vor dem 'Wir in der Theorie alleinRespect haben, sich in der Ausübung mit der Lüge auf das allerbequemste begatten kann.170) Go e t he, Reisenotizen Bd. 4, 1-15.171) Der Beireis-"Diamant" in Besucherberichten und Beireis-Schrifttum: Erste Erwähnungbei Me e r man n (Besuch 1791) 88-89: "Und meine Leser werden es wohl schwerlicherwarten, daß d.lrunter [d. i. unter den Beireisischen Merkwürdigkeiten) sich auch ein ungeschliffenerDiamant befand, vor welchem die größten, die Europa bis jetzt bewundert hat,der Pitt und der Regent, der der portugiesisdlen Krone und der des Moguls schon in weitesterFeme die Flagge streidlen müssen. Dieser ungeheure Diamant ist nicht viel kleiner alsein Ey und über tausend Karrat schwer, und wenn auch gleich Herr Beireis, wie er mir sagte,so ganz genau ihn noch nicht gewogen hat, so ist doch so viel wenigstens klar, daß der innereWerth dieses Steins nach der angenommenen Bestimmungsart, auch nicht von allen MonarchenEuropens zusammen bezahlt werden kann. Seine Gestalt ist so, daß man ihn zu einem Brillantenschleifen könnte, aber dies Schleifen allein würde nicht weniger als eine halbe Million kosten.Herr Beireis versicherte, daß er alle Untersuchungen mit ihm vorgenommen habe und daßdiese die Aechtheit seines Adels bewiesen hätten. Ein Engländer ließ ein Wort von diesemDiamant gegen Herrn Beireis fallen und dieser wußte unmittelbar aus Ostindien, wo er verstecktlag, seiner habhaft zu werden." - Ar n i m (Besuch 1806) in: Sc h ü d d e k 0 p flU-lU. - An 0 n y mus (Besuch 1806) in: Me rb ach, Nachträge 70: "Seinen angeblichselbst verfertigten großen Diamanten, der von mehr Wert sein soll als ganz Europa,erkannte Brugmanns aus Leyden für einen indischen Rauchtopas." - A r n im. Dolores19


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Bei der mineralogischen Besmreibung des Steines in den Tag- und 'lahresheftenentfallen alle Angaben der Taschenbuchnotizen, welche den Herkunftsort, das Karatgewichtund die Erwerbung des "Diamanten" betreffen. Ausgelassen werdenferner Literaturangaben und das Urteil des Mineralogen August Ferdinand vonVeltheim. Was Goethe über Gestalt und Größe, Durchsimtigkeit und chromatischeEigenschaften des fraglichen Objektes mitteilt, stammt eindeutig aus seinen Notigeeilt,und bringt als neu este Merkwürdigkeit seines Kabinets den handgroßen Diamant.Kopfsmüttelnd zeigt der Prinz den Ring seiner Hand, worauf Beireis die seine erhebt, undder Prinz durm das Feuer des daran sitzenden Brillantrings frappirt wird. Beide, fängtBeireis an, sind aber nur Lumpenhunde, dieß ist der emte Diamant! indem er den großenrohen und unansehnlimen Stein wieder aus der Tasme hervor holt. Doch nur der Kennerweiß ihn zu würdigen, und ich sehe smon, daß ich ihn muß abschleifen lassen. Einige hunderttausendThaler ist er dann weniger werth, muß man aber nimt manches thun, der dummenNarren wegen"; e b d Q. S. SZ-53: "Was dieser große Diamant war, und wie er in BeireisHände kam, ist noch nicht völlig erklärt. Er soll alle Merkmale des Diamants, die Schwere,Elektricität, Festigkeit, von der englischen Feile nicht angegriffen zu werden, u.s.w. besessenhaben; doch kommen die meisten Kenner überein, daß er ein Madagaskarscher Kiesel gewesen.Über die Art, wie er zu Beireis gekommen, erklärte sich der Verstorbene. Ein gewisser HerrKulmann, der ein bedeutendes Vermögen hatte, beerbt seinen Oheim, welmer in IndienSmätze gesammelt, kann des Glücks aber nimt genießen, denn eine der unheilbarsten Krankheitenraubt ihm jeden Frohsinn und spottet der Kunst aller Ärzte, obgleim er den Rathder vorlüglichsten in Anspruch genommen. Endlich kömmt er zu Beireis, und rasch, angenehmund sicher geheilt, weiß er dem Danke keine Grenzen zu setzen, besonders, da er dem Arztedas reiche Naturalienkabinet des Oheim zur Auswahl überlassen, und dieser nichts zu habenverlangt, als einen unscheinbaren Kiesel, unter dessen Hülle er aber den größten SdJatz derWelt erkannte. Nichtjedermann zeigte er diesen Stein, noch vertraute er allen das Geheimnißan, smon eine Sammlung von kleinen Diamanten, 100,000 Thaler an Werth, zu besitzen, dieaber lange nom nicht hinreiche, um diesen großen Diamant dereinst briIlantiren zu können";Sybel druckt e b d 8. 55-57 auch einen Brief von Beireis an den Superintendenten zu Calvördeund Volksschriftsteller Johann Heinrich Helmuth [gest. 1813] vom 14.5.18°9 ab. Der Wortlautdieses Briefes ist für die Textgeschichte der Tu1 nimt uninteressant: "Ew. Homehrwürdenmelde ich gehorsamst, daß der Kiesel oder Kieselstein, allerdings eine Art (species)von den zur Kieselerde gehörigen Steinen ist, weil er am meisten von der Kieselerde enthält.Der Mineraloge, Herr Pastor Rudolphi, hat nime daran gedacht, daß Ihre Volks-Naturgeschimtenime für Gelehrte, sondern für Ungelehrte gesmrieben ist, wenn er darin manchesvermißt; denn sonst hätten Sie auch unter den aneeführten Erden die Schwererde und dieZirkonerde anführen müssen. Bisher hatte man noch immer den Diamant als eine Unterartder Kieselsteine angesehen, wie Ew. Hochehrwürden gethan haben; es ist aber gänzlicherwiesen, daß er gar nimt unter die Steine, sondern unter das verbrennliche Wasser gehöre,denn er läßt sich im Feuer gänzlich verdampfen, so, daß keine Spur davon übrig bleibt, under brennt mit dem smönsten hellsten Limte unter einer sehr erhitzten Muffel in einemProbirofen, und im habe mie Vergnügen Brillanten darunter so verschwinden sehen, daß,wenn schon sechs Achttheile davon verdampft waren, alle gesmliffene Facetten noch ebenso deutlim zu sehen waren, als bei größeren Steinen. Die Brasilianischen Diamanten sehenalle wie Kieselsteine aus, die Asiatismen besonders. Aber mein größter in der Welt ausSemhulpor oder Sumulpur bei Bengalen, der über fünf Mal schwerer als der des Königs vonPortugal [.•.]. Von meinem größten Diamant sagt der in Holland noch lebende Herr vonMeermann in seinem .•. Buche, S. 89, daß er nicht viel kleiner als ein Ey sei. Nein! wahrlicher ist viel größer und noch ein Mal so groß. Er hat fast alles Unglaubliche, welches er inmeinem Hause gesehen, nur halb so groß angesetzt, als von ihm gesehen worden. [.•.] Vondiesem meinem Diamanten ist es völlig wahr, daß er nach der bekannten Bestimmungsart vonallen Monarchen Europa's zusammen genommen niche bezahlt werden könne. Diesen Diat75


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519zen von 1805 und ist in jeder Hinsidlt exakter und ausführlidler als alles, was sonstdarüber beridltet wird. Alle beschriebenen Eigenschaften des Steines fügen sichjedoch auf bedeutsame Weise in den gesamten Bilderzyklus ein. So ist die Erwähnungder Reibungselektrizität als ein Wiederaufgreifen des Magnetenmotivs aufzufassen.Von hier fällt neues Lidlt auf die Frage, warum der kleine Magnetstein indie Sammlungsbeschreibung aufgenommen wurde. Entspredlendes gilt für dieErwähnung der Durchsichtigkeit. Auch sie weist uns auf die enge Zusammenmantenhat in Helmstädt keiner von meinen Kollegen oder den Professoren gesehen; wohlaber Herr Abt Henke, zu der Zeit, als ihn der verstorbene Herzog und mit ihm PrinzHeinrich aus Berlin sahen, nebst dem Hofrath Fein, als welmer mit im Zimmer war." ImAnhang teilt S y bel 70 nom folgende Mitteilungen des Braunsmweiger Leibarztes Brüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519IltUJ 4fZ3·Taf. 7 0 ben. links und rechts: Goldene Münze des Lysimachus-Typs (Stater) aus derSammlung Beireis. Posthume Prägung der Stadt Tstria (2 : I).Vorder eite Kopf Alexanders d. Gr. als Zeus Ammon. Rückseite Athena ikephoros.U n te n : Edelsteintafe l nach Tavernier: Les six voyages . . . 311X Indes. P.2 (Aussch nitt).


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Taf.8Enkriniten (Encrinus liliiformis) der Sammlung Otto Klages, Königslutter. Muschelkalk. Fundort: Erkerode/Elm.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519gehörigkeit der drei Vertreter des Mineralreiches (Magnetit-Prehnit-"Diamant"/Bergkristall) hin.Von den Erweiterungen des Textes gegenüber den Vorlagen nennen wir hiernur zwei besonders widltige, die sidl auf die Verwahrung des Steines und auf dieFrage seiner Edltheit beziehen. Die Tatsache, daß Beireis seinen Hauptschatz ausder rechten Hosentasche zum Vorschein brachte, hat Goethe sonst nur in dem Briefvom z6. Dezember 1807 an Johanna Frommann angedeutet 17!). Ganz aus dervisuellen Erinnerung heraus heißt es nun 173):Nachdem er uns die Gestalt wohl eingeprägt, brachte er ohne weitere Ceremonien aus derrechten Hosentasche das bedeutende Naturerzeugniß.Besonders interessant aber ist die Abänderung, die Goethe mit folgenden Zeilenseiner Reisenotizen vornahm 174):Betrachtet man ferne Gegenstände dadurc7J so erscheinen sie völlig farblos. Nabe versäumtich sie zu betrachten.Demgegenüber heißt es in den Tag- und 'Jahresheften 175):Indessen er nun sich weitläufig darüber herausließ, hatte ich, chromatischer Prüfungen eingedenk,das Wundere; vor die Augen genommen, um die horizontalen Fensterstäbe dadurchzu betrachten, fand aber die Farbensäume nicht breiter, als ein Bergkrystall sie auch gegebenhätte; weßhalb ich im Stillen wohl einige Zweifel gegen die Echtheit dieses gefeiertenSchatzes fernerhin nähren durfte.Unter den Abänderungen, die Goethe gegenüber seiner Vorlage vornimmt, istzunächst auf einen bisher unberichtigt gebliebenen Diktierirrtum hinzuweisen.Goethe verwechselte die Namen zweier ReiseschriftsteIler, die ihm beide von früherenStudien her geläufig waren. Statt Tourneforts 176) muß es richtig" Taverniers"172) B 19. 479: Für eine recht hübsche Brieftasche hoffte ich Ihnen zu danken, nun überra.~chtmich eine sehr schöne, die mir ein außerordentliches Vergnügen macht. Dank! denbesten Dank! dap Sie mich auf ewig vor der Versuchung gerettet haben, meine liebstenPapierschätze, wie Beyreis seinen Diamanten, wie Werner seine Sonette, auf eine wunderlicheWeise zu verwahren und zu produciren.173) W A 35,231.m) Goethe, ReisenotizenBl.4. 13-16.176) W A 35. 232. - Vgl. B 40. :u6 (Goethe an den Herzog Karl August, 4. I. 1826):Der hoffnungsvolle Besitzer eines wahrscheinlich beireisischen Diamanten scheint wenigstenskeinen Begriff von der Härte solcher Edelsteine zu haben. Um einen solchen echten Steinschleifen zu lassen werden große Summen erfordert. Findet er 'Jemand zunächst, der ihnschleift, so wird ein hübscher Bergkrystall zum Vorschein kommen, weniger werth als derrohe mit seiner Feuersteinhülle gewesen wäre.176) W A 35. 231: Eines Morgens zeigte er in einem Bande der Reise Tourneforts dieAbbildung einiger natürlichen Diamanten, die sich in Eiform mit theilweiser Abweichung in'sNieren- und Zitzenförmige unter den Schätzen der Indier gefunden hatten. Nachdem er unsdie Gestalt wohl eingeprägt, brachte er ohne weitere Ceremonien aus der rechten Hosentaschedas bedeutende Naturerzeugniß. In der Größe eines mäpigen Gänseeies war es vollkommenklar, durchsichtig, doch ohne Spur, daß daran geschliffen worden; an der Seite bemerkte maneinen schwachen Höcker, einen nierenförmigen Auswuchs, wodurch der Stein jenen Abbildungenvollkommen ähnlich ward.171) V gl. die Anmerkung zu G 0 e t h e, Reisenotizen BI. 4. I und das Schrifttumsverzeidmis.u


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519heißen. Im zweiten Band des Reisewerkes von Tavemier findet sich die Tafel mitden Abbildungen ungeschliffener Edelsteine, denen der Beireis-Stein so auffälligähnlich war (Taf. 7) 177).Wir sehen: die Stimworte Fensterstäbe, Farbensäume, Echtheit und Bergkristalltreten erst im Berimt von 1825 auf. Hinsichdim der Emtheitsprobe undFensterstäbe klingt vielleimt hier als Reminiszenz eine Stelle aus dem BenvenutoCellini an 178). Widltig erscheint vor allem die Betonung der Farbensäume. Soweitalso diejenigen Teile des Diamantenabschnittes, die nam den handschriftlichen Reisenotizenausgearbeitet worden sind.Die beiden bei Goethe mitgeteilten Diamantenlegenden dagegen waren Bestandteildes Beireis-Geruchtes. Sie mochten Goethe nom im Gedämtnis geblieben sein,wahrscheinlicher jedoch ist, daß er sim hier von der 1825 benutzten Beireis­Literaturund insbesondere durch die "Biographischen Nachrichten" Sybels hat anregenlassen. Dom erst, wenn man Goethes Redaktion dieser Legenden beachtet, sieht man,daß aum diese Teile seiner Darstellung in ihrer Bildaussage einen wichtigen Eigenwertbesitzen und sich unter die vorherrschenden Motive von Verwahrung undEchtheitsprobe einordnen. Vergleicht man Goethes Beireis-Legenden mit den beiSybel mitgeteilten Varianten, so werden charakteristische Abweichungen deutlich.So finden wir bei Sybel zwar die Verwahrungslegende angespromen 179). Die I2Kästmen indessen sind eine Zutat Goethes, die aum sonst nirgends in der Beireis­Literatur vorkommt. Zur zweiten Legende von der Brennprobe des Steines sindverschiedene Varianten überliefert. Goethe schloß sim hier wahrscheinlim dembei Sybel abgedruckten Beireis-Brief von 1809 an 180). Damit hat er eine Fassungausgewählt, die das dunkle Laboratorium als Hintergrund voraussetzt 181).Fügen wir die heiden Elemente des Textes - Kristallbeschreibung und Diamantenlegende- wiederum zusammen, namdem wir ihre Herkunft aus unterschiedlichenBereimen kennengelernt haben. Die kompositorische Absicht des Dichterswird nun deutlicher. Echtheitsprobe und Verwahrung des Steines treten als Hauptmotivehervor. Dabei ist zu beamten, wie Goethe Gegensatzpaare bildet. Als einsolches Gegensatzpaar ist einmal die legendäre Verwahrung in Kästchen und die tatsämlicheAufbewahrung des Steines in der Hosentasche des Besitzers anzusehen. In178) W A 43, 374-375.178) Siehe oben Anm.171.180) Siehe oben Anm. 171.181) VgI. dagegen Ar n im, Dolores 291-292: "dieser Stein ist aber meine Geliebte,meine Einzige, meine Freude, der im durm unauflöslidte Bande verbunden bin [ ... ]. SehenSie diese Höhlung im Steine; hier habe idt sie mit dem Brennspiegel einmal versudtt, und sieentzündete sim hellidtt; meinem Fürsten hätte idt sie überlassen nam meinem Tode, und seineKrone hätte ewig über der Erde wie ein Sternbild gestanden, er hat sie aber veramtet, undseine Krone wird fallen, und keiner wird sie aufheben. Idt werde alt, idt will sterben, undweiß meines Lebens Ende; ganz einsam will im dann die Nadtt nom bei meiner Geliebtensdtlafen, und kommt die erste Morgensonne, so wirft der Brennspiegel, der meinem Bettegegenübersteht, seinen Brennpunkt mir ans Herz und auf die Geliebte, die an ihm ruhet, undwir verbrennen beide zusammen, heide zugleidt, und misdten uns verbunden mit der großenGedankenwelt. "


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweiggleicher Weise sind Brennprobenlegende und chromatische Prüfung antithetischaufeinander bezogen. Zwischen beiden steht die eigentliche Vorführung des Steinesmit allen zweifelhaften Emtheitsbeweisen. Darüber hinaus läßt sim in der Aufeinanderfolgeder einzelnen Mitteilungen ein Wechselspiel systolismer und diastolischerBildelemente erkennen. Dabei haben wir es nun mit versmiedenen Abwandlungendes einen Grundbildes von Mittelpunkt und Sphäre zu tun. Ein vomZentrum ausstrahlender Impuls wird in der Verwahrungslegende bemerkbar 182).Er ließe sim in einer schematischen Skizze so veranschaulichen: in der Mitte Helmstedt,von hier nach allen Richtungen ausstrahlend zwölf Linien zu den Orten, indenen die Kästmen von Freunden verwahrt werden. Nur Beireis, als der Besitzerim Mittelpunkt des Ganzen stehend, weiß, wo sich der kostbare Stein wirklichbefindet. Der diastolism-versprühende Charakter der zweiten Legende brauchtnicht besonders hervorgehoben zu werden 183). Ein systolisches Gegenbild zu dennach außen schießenden Flammengarben des Diamantenfeuerwerks findet sim imMärchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie 184):Aber mit nicht geringer Bewunderung sah die Gesellschaft, als sie zu dem Flusse gelangte,einen herrlichen Bogen über denselben hinübersteigen, wodurch die wohlthätige Schlangeihnen einen glänzenden Weg bereitete. Hatte man bei Tage die durchsichtigen Edelsteinebewundert, woraus die Brücke zusammengesetzt schien, so erstaunte man bei Nacht überibre leuchtende Herrlichkeit. Oberwärts schnitt sich der belle Kreis scharf an dem dunklenHimmel ab, aber unterwärts zuckten lebhafte Strahlen nach dem Mittelpuncte zu und zeigtendie bewegliche Festigkeit des Gebäudes.Zwischen die heiden Legenden setzt Goethe seine exakte, nach den Notizengearbeitete Beschreibung des Steins. Hier überwiegen systolische Impulse, amdeutlichsten spürbar dort, wo von der Anziehungskraft des Steines auf Papierschnitzmengesprochen wird 18S). Systolischer Natur ist auch das Bild des Steinesin der Hosentasche. In der Verwahrungslegende ist der Stein gewissermaßen ver-182) W A 35, 230-231: Länger als wir gedacht hatte uns die anmuthige Gesellschaft inHelmstädt aufgehalten. Hofrath Btrireis betrug sich in jedem Sinne wohlwollend und mittheilel1d,doch von seinem Hauptschatz, dem Diamanten, hatte er noch nicht gesprochen,geschweige denselben vorgewiesen. Niemand der Helmstädter Akademieverwandten hattedenselben gesehen, und ein oft wiederholtes Märchen, daß dieser unschätzbare Stein nicht amOrte sei, diente ihm, wie wir hörten, auch gegen Fremde zur Entschuldigung. Er pflegtenirlnlia, scheinbar vertraulich zu äupern, dap er zwölf vollkommen gleiche versiegelte Kästcheneingerichtet habe, in deren einem der Edelstein befindlich sei. Diese zwölf Kästchen nun vertbeileer an auswärtige Freunde. deren jeder einen Schatz zu besitzen glaube; er aber wissenur allein, wo er befindlich sei. - Vgl. Ern r ich, Symbolinterpretation; Ern r ich, Wanderjahre;0 h I y, Kästmen.iSS) W A 35. 232: und [Beireis] erzählte die oft wiederholte Geschichte: wie er den Steinunter einer Muffel geprüft und über das herrliche Schauspiel der sich entwickelnden Flammedas Feuer zu mildern und auszulöschen vergessen, so daß der Stein über eine Million Thaleran Werth in Kurzem verloren habe. Dessen ungeachtet aber pries er sich glücklich, dap er einFeuerwerk gesehen, welches Kaisern u?ld Königen versagt worden.1M) W A 18, 259-260.186) W A 35. 231-132: Mit seiner gewöhnlichen ruhigen Haltung zeigte er darauf einigezweideutige Versuche, welche die Eigenschaften eines Diamanten bethätigen sollten: aufmäßiges Reiben zog der Stein Papierschnitzchen an; die englische Feile schien ibm nichtsanzuhaben; doch ging er eilig über diese Beweistbümer hinweg . ..Jl • 179http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519zwölffacht und auf einen Umkreis verteilt. In Wahrheit hat Beireis ihn eng ansich gezogen, ähnlich wie die Gemälde, die in seinem Schlafzimmer um das Thronhimmelbettherum aufgestapelt stehen 186). Kräfte der Systole sind auch in derSchilderung der chromatischen Prüfung wirksam.Mit dem Diamantenfeuerwerk der letzten Beireis-Legende ist in der Erzählungder Pol der intensivsten Helligkeit erreicht. Nach den Edelmetallen wird dieBeschreibung auf die Stufe des Edelsteines gehoben. Auf den Glanz von Gold undSilber folgt das Diamantenfeuer. Die Beireis-Charakteristik und HeImstedtschiIderungerreichen hier ihren Höhepunkt und Abschluß. Aber auch hier weiß Goethees so zu wenden, daß der 'Wunderliche Freund sich durch alles, was er spricht undtut, selbst charakterisiert. Und so kommt in der Brennprobenlegende Ähnliches zumAusdruck wie im ersten Bild der Sammlungsbeschreibung, beim Flötenspieler, demeine größere Walze eingesetzt werden sollte. Der Flötenspieler verstummte, der"Diamant" verlor im verzehrenden Feuer an Substanz und \Vert. Verlust undErstarrung sind die Folge der ins Maßlose gesteigerten Intentionen. ParalysierteAutomatenfiguren und Truglicht des Diamantenfeuers gehören als Anfang und Endeder Sammlungsbeschreibung zusammen. In bezug auf Beireis sind sie Sinnbild undDiagnose der in seinem Wesen liegenden Tendenzen und Gefahren 187). Aber dasSchlußbild behält Goethe sich selbst vor 188).Indessen er nun sich weitläufig darüber berausließ, batte ich, chromatischer Prüfungen eingedenk,das Wundere; vor die Augen genommen, um die horizontalen Fensterstäbe dadurchzu betrachten, fand aber die Farbensäume nicht breiter, als ein Bergkrystall sie auch gegebenhälte; weßhalb ich im Stillen wohl einige Zweifel gegen die Echtheit dieses gefeierten Schatzesfernerbin nähren durfte.186) W A 35, 115: Die Art seine Bilder vorzuzeigen war seltsam genug, und schiengewissermaßen absicbtlich; sie hingen nämlich nicbt etwa an den hellen breiten Wänden seineroberen Stockwerke woblgenießbar neben einander, sie standen vielmehr in seinem Schlafzimmerum das große Thronhimmelbette an den Wänden geschichtet über einander, von woer, alle Hülfleistung ablehnend, sie selbst herholte und dabin wieder zurückbrachte. Einigesblirb in dem Zimmer um die Beschauer herumgestellt, immer enger und enger zog sich derKreis zusammen, so daß freilich die Ungeduld unseres Reisegefährten allzustark erregt, plötzlichausbrach und sein Entfernm veranlaßte.187) Vgl. dagegen B ü c kin g 119: "des berühmten großen Demantes darf ich nichtvergessen hier zu erwähnen, der von Beireis selbst dafür gehalten wurde, weswegen es beidessen großer Kennerschaft auffallen mußte, wenn er nur ein schöner Quarzkiesel ausBrasilien, oder ein Topaskrystall aus Bengalen gewesen seyn sollte, als wofür ihn Einige hielten,ohne doch eine so genaue Kenntniß davon bekommen zu haben, als zu solch einer gewissenBehauptung gehören möchte, wie schon diese Verschiedenheit ihrer Meinungen darthut; undauf Vermuthung hin, sollte man doch Keinen compromittiren, um so weniger, da es dochkeine Unmöglichkeit ist, daß ein noch größerer als die bekannten größesten, in der Weltseyn könne; denn deren stufenweise Größe zeuget ja selbst dafür. Er war aber größer alsein Hühnerei; und war er ein ächter Demant, so war des Besitzers Behauptung, daß er nidltzu bezahlen sey, sehr wahr. Hierin ganz aufs Reine zu kommen, ist jetzt unmöglich, da ihn B.nach mündlichen und schriftlichen Versicherungen durch Feuer vernichtet hat. Er hat sichauch nach seinem Ableben nicht vorgefunden. Aber einen schönem Demant hat der Seeligemit sich genommen, der aIIgemein für ächt erkannt, und dessen Verlust allgemein betrauertzu werden verdient: Seinen hellen reichen Geist, und sein menschenfreundliches edeles Herz,das Köstlichste, was er besaß, und was der Mensch besitzen kann."1S.~) W A 35, 132.180


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigDem Bild des Feuerwerks setzt Goethe das Bild der Farbensäume entgegen. Andie Stelle des Diamanten tritt der Bergkristall. In den Farbensäumen erscheint integriert,was in der Mitte der Sammlungsbeschreibung zwischen dem Pol der Dunkelheitund des Lichtes an Farben aufleuchtete. Man wird dieses Schlußbild unter dieAbglanzbilder des späten Goethe einordnen dürfen, über die Erich Trunz in seinemFaust-Kommentar sagt 189): "Nach Goethes Farbenlehre - die immer zugleichSymbolik ist - ist die Farbe die Mischung, die Verbindung von Licht und Materie.Das Auge ist nicht gemacht, in die Sonne zu schauen; aber wir stehen auch nicht imDunkel; denn das Auge erkennt das herrliche Spiel der Farbe. Und so ist der menschlicheGeist nicht gemacht, das Göttliche unmittelbar zu erkennen, aber er ist auchnicht in Dunkel gebannt; er erkennt es im Abglanz. Es ist eine Grundanschauung,die sich durch Goethes sämtliche Werke zieht: die Welt, die uns gegeben ist, istWiderschein des Unendlichen. Er hat dafür viele Wörter: Gleichnis, Symbol, vorallem aber das von ihm neugeschaffene bildhaft-tiefsinnige Wort Abglanz. SeinVersuch einer Witterungslehre sagt: Das Wahre, mit dem Göttlichen identisch,läßt sich niemals von uns direkt erkennen, wir schauen es nur im Abglanz, imBeispiel, Symbol, in einzelnen und verwandten Erscheinungen; wir werden esgewahr als unbegreifliches Leben und können dem Wunsch nicht entsagen, esdennoch zu begreifen. Dieses gilt von allen Phänomenen der faßlichen Welt."VI. SCHLUSSWir sind von der Frage nach dem autobiographischen Sinn der Beireis-Erzählungausgegangen und haben versucht, am Beispiel des Greifenvergleichs und anden vier Absennitten der Sammlungsbeschreibung die Besonderheit und den Zusammenhangder einzelnen Bilder aufzuzeigen. Wichtige Grundgedanken der Kompositionumschrieben wir mit den Worten Stufenpyramide, dynamische Wechselfolgeund enromatisches Gleiennis.Vom Pol der Dunkelheit ging es folgerichtig hin zum Pol des Lichts. Kräfte derSteigerung und der Substanzverwandlung traten als Stufenfolge in der Kette derObjekte sichtbar in Erscheinung. Die halbzerstörten, paralysierten Automatenfigurenstehen zu Beginn, und über der ganzen ersten Sammlungsabteilung derNaturalien und Apparate lastet eine graue, düstere Aura des Todes und des Zerfalls.Dann leuenten zum ersten Male - bei der Beschreibung des Dürerbildes - die Farbenauf. Von den Farben des Jünglingsbildes geht es weiter zum Glanz der Metalle. Aberauch der Schein des Silbers und der Glanz des Goldes werden übertroffen vom blendendenLicht des Diamantenfeuerwerks, um schließlich noch einmal zurückgenommenzu werden im Abglanzbild des Farbensaumes. Vollzieht man diese Steigerungvon der Dunkelheit über das blendende Licht zum Farbensaum vor der innerenAnschauung, so beginnt man zu ahnen, warum Goethe sich noch nach Jahren sodankbar an diese Reise erinnert hat.189) HA Bd. 3.543. Zitat aus Versuch einer Witterungslehre (1825) nach HA Bd. 13.3°5.181http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Der Beginn der Helmstedtfahrt stand noch ganz im Schatten der eben durchlittenenKrise. Nach der Rückkehr konnten unter dem Eindruck der Plotin-Lektürejene Verse entstehen, die wir oben schon einmal zitierten 190):Wär' nicht das Auge sonnenhaft,Die Sonne könnt' es nie erblicken;Läg' nicht in uns des Gottes eigne Kraft,Wie könnt' uns Göttliches entzücken?Das Erlebnis der Helmstedtreise wurde im Rückblick und durch die Kunst desepischen Dichters zum Sinnbild der Genesung und inneren SelbstwiederherstellungOim Todesjahr Schillers.Mit dem leuchtenden Doppelbild des Diamantenfeuers und der Farbensäumebeendet Goethe die Darstellung seines Helmstedtaufenthaltes. Eine entschiedenecharakteristische Naturszene, das von Granitfelsen eingeschlossene rauschendeWasser der Bode bildet den Abschluß der gesamten Reiseschilderung 191). Betrachtenwir diese drei Bilder im Zusammenhang miteinander, so erkennen wir eine fürGoethe typische Konstellation wieder, die im zweiten Teil des Faustdramas in derGenesungsszene ihren erhabensten Ausdruck gefunden hat. Mit den Worten, die dererwachende, von Arie! und seinen Elfen erquickte Faust dort spricht, wollen wirunsere Betrachtung zur Beireis-Begegnung Goethes schließen 192):180) Siehe oben S. 13 1 •1tI) W A 35, 144.m) W A 15 I, Vers 4695-4717.Hinaufgeschaut! - Der Berge GipfelriesenVerkünden schon die feierlichste Stunde,Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießenDas später sich zu uns hernieder wendet.'Jetzt zu der Alpe grüngesenkten WiesenWird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,Und stufenweis herab ist es gelungen; -Sie tritt hervor! - und, leider schon geblendet,Kehr' ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.So ist es also, wenn ein sehnend HoffenDem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen,Erfüllungspforten findet flügeloffen;Nun aber bricht aus jenen ewigen GründenEin Flammen-Obermaß, wir stehn betroffen;Des Lebens Fackel wollten wir entzünden,Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer!Ist's Lieb? Ist's Haß? die glühend uns umwinden,Mit Scbmerz- und Freuden wechselnd ungeheuer,So daß wir wieder nach der Erde blicken,Zu bergen uns in jugendlichstem Schleier.181


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519So bleibe denn die Sonne mir im Rücken!Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend,Ihn schau' ich an mit wachsendem Entzücken.Von Sturz zu Sturzen wälzt er jetzt in tausendDann abertausend Strömen sich ergiepend,Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend.Allein wie herrlich diesem Sturm erspriepend,Wölbt sich des bunten Bogens Wechsel-Dauer,Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfliepend,Umher verbreitend duftig kühle Schauer.D er spiegelt ab das menschliche Bestreben.Ihm sinne nach, und du begreifst genauer:Am farbigen Abglanz haben wir das Lebe-n.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519ANLAGEReisenotizen und Material Goethesüber die Sammlungen des Professors G. Chr. Beireiszu Helmstedt [1805]'o r i gin al: Forschungs- und Gedenkstätten, Weimar (Goethe-Schiller-Archiv).Blatt 1:s1015Albrecht Dürers Portrait I493. von ihmselbst gemahIt. Halbe Lebensgröße, Bruststückbis an den halben Ellenbogen, zweyHände. Purpur rothes Mützgen mit kleinenschmalen Nesteln. Hals bis unter die Clavikelbloß. Hemde gestikkter Obersaum,die Falten mit pfirsig rothen Bandern unterbunden,blaugrauer mit gelbem Schnüren verbrämterUeberwurf. In der Hand ein Erygnium.Meist erhalten, nichts retouschirt.Mit sehr dünner Farbe gemahIt, die sichan einigen Stellen zusammen gezogenhat. Ein ernstes Junglings-Gesicht keimendeBarthaare um Mund und Kinn. Dasganze herrlich gezeignet reich in seinenTheilen, von der höchsten Ausführung, vollkommenDürers würdig.Blatt 2:sJOGemählde.Ein kristlich griechisches. Um eine todteHeilige stehen officiirende Mönche.Ein junger Heiliger als Christus bezeichnetmit einem Kinde aufdem Arm steht hinter dem Bette.Weiter hinten Engel und eine ArtGlorie grau in grau. Soll aus dem IV 'Jahrh. seyn.M a r i a und die Kinder 'J e s u sund 'J 0 h a n n esauf Goldgrund giebt er aus dem fünften.Ein Martyrthum aus dem VI.Krucifix, Heilige darneben VII.Ritter vor dem Gottesgericht soll ausdem 8ten seyn. Ist offenbar aus


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigIS10dem 16ten ein sehr beschädigtesaber sehr schönes Bild gelegentlichzu beschreiben.Unter dem Kreuze M a r i aCh r ist u m todtauf dem Schoose neben '1ohannesdann eine Dame (die Goldbinde 9. Jahrh.)Maria mit dem Kinde 10Ca t ha Ti na zweimal II.(Die Rückseite sind zwey Stücke Passion.)Blatt 2v:SBlatt 3:S1010Her 0 dia s XIII.Ost end 0 r f er. Verlohrner Sohn. XIV.Veronica.Sämmtliche Stücke sind interessantund für alte Kunstgeschichte bedeutend.Nur, ist ausser dem ersten, keins 'Vordem 15ten 'Jahrhundert gemahIt.Dreyeinigkeit Bai t h a s a r H e erd e gen 148 rmit sonderbarer manirirter Kühnheittoccirt.St. ChTistoph.Verlorner Sohn.v. Gun dei f i n gen von Hans Schäufelein.Ein trefflich Bild, das an's besteerinnert. Mit der Unterschrift.':tG!:[v]u; "(EAW~ x(Xt 1tav't(X x6v~~ XG!:~ 1t:xv't:%'to J.L1lÖEV':tlXv'tlX "(IX? E~ IXAoywv Ecr[ t] ~ 't1X "(~"(vO [-]J.LEvIX.C h Ti s t u s und die Apo s tel gleichfallsfür Schäufelein.Lucas Cranach.1. S t. Ben die t ist nicht von ihm.2 C h r ist u s als Kind, ein Kind kniet 'Vorihm, beyde in durchsc11Cinenden H emdchen.3. Schmerzleidender Christus.4. Christus leidend und eine Nonne.sehr gut.5. Diana und Acktaeon. schätzenswerth.6. C ha r; t a s 1535 vorzüglich.18Shttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Blatt 3v:510H Wein aufmerksam in die Höhe, gleichsamnach dem Lehrer schauender Schulknabe.Ein Höckenweib an eine wohlhäbigeDame verkaufend indeßein Knabe hinter ihr stielt undvon ihrer Macht geschlagen wird.Eine kleine Scizze von Rubenssehr schon gedacht, leicht gemahitwahrscheinlich Original.15BossirtD u b u t Stempelschneider Wachsprofilvon Lud w i g d. XIV und einemandern Großen. UbermeßigesDetail in den Umgehungen. Fürtrefflichgearbeitet.Blatt 4:51015lOl5Helmstedt.Mineralsachen.Beyreisens Diamant.Ta ver nie r 11 Band. Tab. Der mitteiste vonden drey unteren unformlichen giebt einenBegriff von der Form. Sie ist nierenformignach der Eygestalt hinziehend.K und man n SeI t e n h ci t e n der Natur und Kunstgiebt pa g. 215. tab. 12 Nachricht von allenvorhandenen großen Diamanten.Dieser soll 2000 Kar a t wiegen.Er ist vollkommen durchsichtig, 'IIonglatter Oberfläche, völlig farblos, über seineSchwere wage ich nichts zu sagen. Betrachtetman ferne Gegenstände dadurch soerscheinen sie völlig farblos. Nahe versäumtich sie zu betrachten. Er hat auf einen einzigenZug auf dem Kleide her grose Anziehungskraft.Er soll bengalisch seyn.Beyreis besitzt ihn 15 Jahre. Er macht den Versuchmit der englischen Feile selbst.Läßt dem Beschauer den Stein kaum in denHänden, alles ist auf Oberraschung und Verwirrungdes Betrachters angesehen.Von Meermann schrieb davon in seiner Reise.'11. Veltheim erklärte ihn für einen Kieselvon Madagaskar.186


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Blatt 4v:5Blatt 5:51015%0Beyreis. Besitzt das größte und schönste Stück capischenPrehnit das ich gesehen habe. Das Grüne istdaran vom hellsten biß zum dunkelsten zusehen.Demantspat aus Spanien.Chrystallisirter Labrador.Sehr schöner L a pis L a z u I i undEinzelne Chrystallen des Sandsteins vonF ontainebleauVaria.Deutsche Waffen. von Erz. Großer spiralerArmring, Lanzenspitzen zum Aufstecken,dergI. zum Einklemmen. Drey Messerklingen, das Knöpfchen alle nach einerSeite [Skizze einer Bronzesichei]Japanische Teller Auf dünnes sehrschön klingendes Erz emaillirtN euere EmailleMiniaturenLieberkühnische Präparate.Rechenmaschine von HahnVaucansons Flötenspieler, Tambour undEnteMünzenGoldene, wenig griechische; türtrefflicheSuite der römischen Kayser.Er läugnet die Aechtheit der großengoldnen Lysimachen. trefflich moderneSilberne fürtreffliche griechische, römischemoderne.Zur B es ehr e i b u n g und Tex t g e s tal tun g: Mein Dank gilt an dieser Stelledem Leiter der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten zu Weimar, Herrn Prof. Dr. Hahn,für die erteilte Genehmigung zum Abdruck und Herrn wissenschaftlichen Archivar Hübnerfür die freundlidte Mitteilung folgender Angaben zur Besdtreibung der einzelnen Blätter:5 Quartbogen (17,5 X lI,S cm), die zusammen mit einem hier nidtt wiedergegebenen weiterenBlatt mit Bemerkungen über den Dom zu Halberstadt und einem gedruckten lateinisdtenVorlesungsverzeidtnis der Universität Helmstedt vom Sommersemester 1805 in einem Ardtivumsdtlagmit Rubrum "Helmstädt Beireis und anderes von damaliger Reise. 1805" von derHand Kräuters aufbewahrt werden.BI. I: unbekannte Sdtreiberhand. Text durdtstridten. Einseitig besdtrieben. BI. 1-4:eigenhändige Notizen Goethes doppelseitig beschrieben, BI. 5 desgI. nur einseitig beschrieben.Drei Bogen des Umschlags enthalten Wasserzeidten, und zwar I. zwisdten Stegen ein


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519stilisiertes Blatt mit Krone und Szepter sowie paarig angeordneten doppelt geza


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Beireis über sein ältestes Bild. Vgl. e b d a. Nr. 180 (Gemäldebesmreibung, nimt von Beireis):"Ein Stüdc aus dem frühsten Alterthume, dessen nähere Besmreibung die Vorrede enthält.Hier nur noch folgende Bemerkungen. Die am Sarge oder Todtenbette stehende Figur ingoldenem Gewande, mit dem Christuskinde im Arme, smeint uns nimt sowol die himmlische,lebende Maria, sondern Gott den Vater selbst vorzustellen, so wie das von Taubenflügelngetragene Gesicht den heiligen Geist. Die Dreieinigkeit Gottes, von Engeln umgeben,verherrlicht die Exequien der heil. Maria. Die Gesichtsbildung jener Figur hat zwar nichtsEhrwürdiges, nichts Erhabenes und Auszeichnendes (wer darf von einem Gemälde aus demJahrhunderte des tiefsten Verfalles der Künste besonderen Ausdrudc erwarten?) allein sieist männlich in allen Zügen, der Bart deutlich zu sehen, und das Haar nach Art der Männerunbedemt herunterhängend. Auch wurde es im sten Jahrhunderte erst gebräuchlich, dieMaria mit dem Kinde im Arme abzubilden. Die Physiognomien der Ordensbrüder habenetwas Edles, aber ganz ohne Ausdrudc, sie sind nationell, und beinahe völlig gleichförmig,wie in allen Gemälden der früheren Zeit bis nach Cimabue, Gaddo Gaddi, und Giotto. DasColorit der Gesimter, Hände und Füße, ist mehr braun als fleischfarbig, und mit Weiß aufgehöht,nur die Lippen sind roth. Die Gewänder sind faltenreich, die Draperie ist steif, abernicht ganz schlecht. Die Fußbekleidung sind Sandalen. Am Sarge sieht man noch mehrereCharaktere, welche Smrift zu seyn scheinen, deren Enträthselung uns jedoch nicht möglichwar. Auf vergoldetes Pergament gemalt, 151/4 Z. hoch, 12 1 /4 breit, seit 1766 in einem breitengoldenen Rahmen mit Schnitzwerk." Kurze Erwähnung in den TuJ: W A 35, 119. - 2,!)-IO. Bei r eis, Gemälde S. X-XI, Nr. 181. - 2, II. E b d a. S. XI (Beireis an Henry,1808): "Aus dem 6ten Jahrhunderte habe ich auf Holz mit Leimfarbe gemalt, ein Martyrium(Nr. 18z) welches in keiner Besmreibung von allen bekannten Marterarten vorkommt, einBeweis des hohen Alters desselben. Der Befehlshaber in dieser grausenerregenden Scene istdurch sein weißes Pferd, und eine rothe Bischofsmütze ausgezeichnet. Er zählt seinem nebenihm reitenden Gehülfen die Zahl der noch zu Tödtenden, an den Fingern vor. Die Märtyrersind entkleidet, haben Dornenkronen auf dem Kopfe, und werden theils auf die smremlidtste\Veise erdrosselt, theils, nachdem ihnen die Arme, oder Hände mit einem breiten Schwerdtedurchbohrt sind, so auf abgestumpfte Baumäste gespiest, und aufgehenkt. Oben am Randedes Bildes ist Gott im geöffneten Himmel vorgestellt, beyde Arme ausbreitend, um seineVerabscheuung auszudrümen. Das Holz ist an mehreren Stellen von den Würmern zerfressen"= Nr.18z. - 2, H. War im Katalog nimt zu ermitteln. - 2, 13-17. Bei r eis, GemäldeS. VIII (Beireis an Henry, 1808): "Aus dem 8ten Jahrhunderte, zu Karl des Großen Zeit,ein Stüm aus der Sacristei einer großen Kirche. (Nr. 17.) Es ist von einem unbekanntenDeutschen, mit Eyweißfarben, sehr fein, und mit vortrefflichem Ausdrume gemalt. EineMenge von Beweisen, die ich der Weitläufigkeit wegen nicht anführen kann, so wie dieNachricht in der Kirche, und das Alter der Tafel selbst, bezeugen, was niemand glaubenkann, daß das Gemälde aus dem 8ten Jahrhunderte und von einem Deutschen herrühre." V gl.die Beschreibung zu Nr. 17: "Dieses sehr alte Gemälde eines unbekannten deutschen Meisters,stellt die Geschichte eines Gekreuzigten in fünf Szenen vor. Eine Nonne ist aus dem Klosterentflohen; sie wird von einem Drachen angefallen, und fleht einen Ritter um Rettung an.Dieser tödtet den Drachen, und wird alsdann mit der Anklage, daß er die Nonne entführthabe, vor Gericht gestellt. Dieses ist die Hauptszene, enthält 6 Figuren, und macht denVordergrund des Stüdcs. Der Kaiser, das Scepter in der Hand unter einem Thronhimmelsitzend, verurtheilt ihn zur Wasserprobe. Ein Bischof hält dem Ritter die Schüssel InitWasser vor. Im Mittelgrunde sieht man den Verurtheilten ans Kreuz geheftet, wie er von4 Henkern gemartert wird. Der Hintergrund bildet zugleidt eine angenehme Landschaft.Das Ganze ist mit großem Ausdrume gemalt, und voll Leben und Kraft." - 2, 18-10.E b d a. S. IX; Nr. 185: "Maria hält den erstarrten Leichnam des vom Kreuze genommenenJesus auf ihren Knieen, Johannes hält mit beyden Händen den Kopf des Todten. Magdalenaknieet betend vor ihm nieder. Die Figuren, so wie die Gewänder derselben, sind Init einemunbeschreiblichen Fleiße und bewunderungswürdiger Feinheit gemalt. Der Schmerz und dieVerehrung der drei Traurenden ist rührend wahr ausgedrüdct; sie scheinen zu leben, undeben so treu ist in dem starren Leichname das Bild des Todes dargestellt. Auf Holz, 19 Z.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519hoch, 19 br., in einem alten Rahmen mit z.wei Flügelthüren verschlossen, auf deren inwendigerSeite der heilige Petrus, und die heil. Catharine, grau in grau recht gut gemalt sind. Wirhalten dieses Stück für eine Arbeit Alb recht Dürers, dessen Stil es hat, eine Vermutung, diekeine Beleidigung dieses großen Namens enthält." - 2, 11. E b da., wohl Nr. 96. -2, ZZ-13. E b d a. S. IX (Beireis an Henry, 1808): "Aus dem Ilten Jahrhunderte bekamich aus einer großen, der heil. Katharina geweiheten Kirche, aus der Sakristei, oder Kapelle,zwei auf Holz gemalte, neben einander geleimte Gemälde, zwar gar nicht schön, aber dochleidlich, mit Leimfarbe gemalt (Nr. 129). Auf der einen Tafel sieht man die heil. Katharinamit dem Kelche und der Hostie darüber, auf der andern, dieselbe mit dem Schwerdt' undRade, ihren Märtyrerzeichen. Diese Gemälde wurden sonst für das größte Heiligthum derKirche gehalten, und der größte deutsche Maler seiner Zeit, Martin Schön zu Kolmar, mußtesich 4 Jahrhunderte später bequemen, auf der hintern Seite dieser Tafeln, auf der einen dieScene, wie Pilatus sich vor Christus und dem Volke die Hände wäscht, auf der andern dieKreuzführung Christi zu malen." - 2v, I. E b d a. Nr. 8 I: "Ambrosius Frank. HerodesGeburtstagsfeyer. Der König sit7.t neben der Herodias beym Gastmal, während die Stieftochterden Kopf des Johannes überbringt. Im Hintergrunde die Scene der Enthauptung mitvielen Figuren. Durchgängig trefflich gemalt. Draperie und Colorit ausgezeichnet schön." -2v, 1. E b da. Nr. 118. - 2v, 3. E b d a. Vielleicht die Kreuzführungstafel auf Nr. Il9(vgl. 2, 11-13). Das Beireisische Distichon auf dieses Teilbild lautete: "Veronicam Christocomitem i1Iius osque tenentem, ; Muccinio impressum Schönius exhibuit." - 3, 1-3. E b d a.Nr. 71: "Balthasar Verdegen. 1481. Aeternum patrem natum suum amore tenentem / Verdegeniushac exhibuit tabula. " toccirt = mit kurzen, unverriebenen Pinsel strichen gemalt. -3, 4. E b d a. Nr. 137: "Albrecht Altorfer. Dieses schöne Nachtstück stellt den heiligenChristoph vor, wie er das Christuskind durch den Nil trägt, und Joseph am Ufer die Laternehält." Diese Zuschreibung geht, wie es das Distichon zeigt, auf Beireis zurück. - 3, S. E b da.Nr. 14 (Joseph Ribera zugeschrieben) oder Nr. 46 (Johann Hirtz zugeschrieben). - 3,6-Il.E b da. Nr. 189. Zu dem griechischen Distichon, das auch der Versteigerungskatalog wiedergibt,vgI. An t hol 0 gi a G r a e c a X. 114: 1t(Xyt(X ye:AW, X(x~ 1t(XV't(X XOV~" X(x~ 1t(XVt:X't0 fLYJOe:V 1t(xV't(X y~p e:~ (xAOYWV e:(m 't


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519in einem ehen so schönen goldenen Rahmen. (Das Distichon, weldles den Namen dessenenthielt, den dieses Basrelief vorstellt, ist verloren worden.)" - 4, z. In den Tu'} erwähnt:W A 35, z3O-z3Z. - 4, I. (Tavernier, Jean Baptiste): Les six voyages de Jean BaptisteTavernier ... en Turquie, en Perse et aux Indes. z part. Amsterdam 1678 (= Bei r eis,<strong>Bibliothek</strong> S. 283 Nr. 185). Für die vorliegende Untersuchung lag eine im Schrifttumsverzeichnisaufgeführte spätere Auflage dieser Reisebeschreibung von 1679 vor. In dieser findet sichdie von Goethe erwähnte Tafel mit den Edelsteinabbildungen im z. Bd. hinter S. 374 (unsereTaf.7). - Goethe entlieh die Reisebeschreibung von Tavernier in einer Auflage aus demJahre I7I1. am ZI. 5. 1815 (K e u d e 11 Nr. 996) aus der Weimarer <strong>Bibliothek</strong> und vermerkteim Tagebuch vom 11.5. bis zum 14.6.1815 siebenmal die Lektüre des Buches. -4, 7. Ku n d man n, Johann Christian: Rariora naturae et artis in re medica oder Seltenheitender Natur und Kunst des Kundmannischen Naturalien-Cabinets. Breslau und Leipzig1737. - 4, 10. Zur Karatangabe vgI. S y bel 55-57. - 4, 24. Me e r man n 88-89. -4,15-26. AugustFerdinandGrafv.Veltheim; vgl. oben Anm.89. - 4v, 1-4. Beireis, SeltenheitenS.71 Nr. 341. Inden TuJerwähnt: W A 35, lIl; vgl. oben S. I 56ff. - 4V,5. Beireis,Seltenheiten S. 7 I Nr. 348: "Diamantspath, Feldspath und Glimmer von Eskurial in Neukastilien.9 1 /. Lth. Selten." - 4v, 6. E b d a. S.7I Nr.349: "Eine auf beyden Seiten geschliffene, sehrschöne Platte grün und blau schillernder Labradorstein von seltener Größe. 6 Z. lang 6 Z. br.Äußerst schätzbar." Und Nr.350: "Eine dito noch etwas größer, nur auf einer Seite angeschliffene,gleich schön und selten." Vgl. auch S. 67 Nr. 275-178. VgI. Bö tt i ger (Besuch1793) in: He ist e r 157 und An ton (Besuch 1794). - 4v, 7. Bei re i s, SeltenheitenS.7I Nr.347: "Ein sehr schönes Stück la pis la z u Ii, 7 Z. lang 4 Z. br. I y. Z. hochangeschliffen." - 4v, 8-9. E b d a. S. 81 Nr. 463: "Eine sehr schöne und seltene große Drusekrystallisirter Sandstein von Mon t m art r e bey Paris" (?) oder N r. 464: "EinzelneKrystallen von d i t 0" (?). - 5, 1-6. Beireis besaß nach Ausweis des Versteigerungskatalogesetwa 15 vorgeschichtliche Fundstücke aus dem Neolithikum, der Bronzezeitund späteren, frühgeschichtlichen Perioden (B e ire i s, Seltenheiten 14-16), in seiner<strong>Bibliothek</strong> war das Werk Pastor Dünnhaupts, des" Vaters der braunscheigischen Vorgeschichte",vorhanden (D ü n n hau pt; Bei r eis, <strong>Bibliothek</strong> S. 287 Nr. 166). Goethehob aus dem Gezeigten lediglich bronzezeitliche Typen hervor: eine Armspirale, Lanzenspitzen,Dolche (fälschlich als "Lanzenspitzen zum Einklemmen" bezeichnet. Vgl. Ja co b­Fr i e sen Taf. 28) und Bronzesichein. Die eigenartige Form der letzteren schien Goethewert, in einer kleinen Skizze festgehalten zu werden (Taf. 10; vgI. Ja co b - Fr i e senTaf. 31 Abb. 10). Wir weisen auf diese Teile der Reisenotizen nachdrüddich hin, weil hiereiner der ersten, wenn nicht überhaupt der erste nachweisbare Interessevermerk Goethes zumitteldeutschen Funden der Vor- und Frühgeschichte vorzuliegen scheint. VgI. Sc h m i d t,Beireis als Prähistoriker 117-119; Fra n z; Neu man n. - 5, 7-8. Vielleicht Bei r eis,Seltenheiten S. 13 Nr. 17-19: "Drey kupferne bunt emaillirte chinesische Teller, auf welchendie Audienz eines Mandarinen vor dem Kaiser vorgestellt, gemalt ist, mit Vergoldungen" (?).- 5, 9. War in den Katalogen nicht zu ermitteln. - 5, 10. Vielleicht Bei r eis, GemäldeNr.292, 293 (?). - 5, I I. Bei re i s, Seltenheiten S. 7-10 Nr. s; erwähnt im Brief an KarlAugust B 19, 49 und in den TuJ: W A 35, 1.13; s. oben S. 159. - 5, 12. Bei r eis, SeltenheitenS. 4-5, Nr.l; erwähnt in den TuJ: W A 35. 213; s. oben S.I5 9. - 5, 13-14. Bei r eis,Seltenheiten S. 1-4 Nr. ra-c. Nr. IC (Ente) erwähnt im Brief an Kar! August B 19. 49; Nr. ra(Flötenspieler) und Nr. IC (Ente) erwähnt in den Tu'}: W A 35,111-1 IZ; s. oben S. 150 ff. -5, 15-20. Vgl. Bei r eis, Münzen; erwähnt im Brief an Karl August (ohne Lysimachen)B 19,49 und inden Tu'} (mit Lysimachen-Beurteilung). W A 35, 2ZI-1l3; s. oben S. 168 ff. Vgl.die Erwähnung einer Lysimachus-Münze bei Böttiger (Besuch 1793) in: Heister S.158.19 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519ABKüRZUNGENA D BBB ö t ti ger(Besudt 1793) u. ä.Br. Jb.G H bG H b 1. Auf!.Allgemeine Deutsdte BiographieGoethes Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. IV. Abt.: B r i e feGedrudcter Beridtt eines Beireis-BesudtersBraunsdtweigisdtes JahrbudtGoethe-Handbudt(Goethe-Handbudt) 1. Auf!. s. SdtrifttumsverzeidtnisGoethe, Siehe Anlage S. 184-187ReisenotizenG W bHAGoethe-Wörterbudt s. SdtrifttumsverzeidtnisGoethes Werke. Hamburger Ausgabe. 14 Bde. Hamburg 1950 ff.HAB r Bd. 3 Goethes Briefe. Hamburger Ausgabe. 3. Bd. Hamburg 1965JAGoethes Sämtlidte Werke. JubiläuInsausgabe. 40 Bde. Stuttgart u. Berlin:Cotta (1901-U)Li c h te n s t ein, Ungedrudcter eigenhändiger Brief des Prof. Anton August HeinridtBrief (1810) Li c h t e n s te inan einen (unbekannten) Freund mit einer ausführlidtenBeireis-Charakteristik. Helmstedt, 18. Februar - 4. März 1810.51 S. - Staatsbibliothek der Stiftung Preußisdter Kulturbesitz, BerlinNNDBStAWbTTu'}WAGoethes Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. 11. Abt.: Na t u r­wissenschaftliche SchriftenNeue Deutsdte BiographieNiedersädtsisdtes Staatsardtiv in WolfenbüttelGoethes Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. 111. Abt.: Tag e­bücherTag- und '}abresbefteGoethes Werke. Weimarer oder Sophien-Ausgabe. I. Abt.: Wer k eGekürzt zitierte Literatur siehe S per run gen im Sdtrifttumsverzeidtnis.Goethe-Zitate und Goethe-Werktitel werden in kursivem Druck wiedergegeben.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Taf·9Gottfried Christoph Beireis. Gemälde.Ehemals im Besitz des Landgerichtsdirektors Dr. Beireiß, Hannover.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig~~~0-)/!/r"'~ '~c;;L-' --~~ . ~--~#.-.c;~,rA' ~~~ " ::Z. ... tI":, .,:p ~~~.~? -::- , .• ,:;?.,..o. ... "~"c:::7' ~ r~ -' -/ ~~cY- ~ ~ ..


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigSCHRIFTTUMAn t hol 0 gi a G r a e c a. Ed. Hermann Bed!:by. 1-4 [= Budt I-XVI]. München1957-58.An ton, Karl Gottlob von: Anecdoten, Charakterzüge, literarische Notizen und Bemerkungen.Aus e. Reisetagebudte d. Herrn von Anton vom Jahre 1794 mitgetheilt von d.Hrsg. (Joachim Leopold Haupt). Darin S. 355-360: Hofrath Beireis. In: Neues lausitzischesMagazin. Bd. 18 = N.F. 5. Görlitz 1840. S. 341-376.Ar n im, Achim v.: Armut, Reichtum, Sdtuld und Buße der Gräfin Dolores. In: Arnim:Sämtlidte Romane und Erzählungen. Bd. I. Mündten 1961. S. 7-513. (A r n im, Dolores]Bar n s tor f, Fritz: Otto Klages aus Königslutter, Vorbild eines wissensdtaftlidtenSammlers in unserer Zeit. In: Der Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunsdtweig, e.V.H. 49. 1967. S. 1-4.B ass e r man n - J 0 r dan, Ernst v.: Goethe und die Automaten. In: Die Uhrmadterkunst.Jg. SI, Nr. 38. 1916. S. 745-748.Bau er, Max: Edelsteinkunde. Leipzig 1896.Bau r , Samuel: Allgemeines historisdt-biographisdt-literarisdtes Handwörterbudt ...Art.: Beireis. Bd. I. Ulm 1816. Sp. 89-93.Bed!:er, Bernhard: Ein unbekannter Goethebrief. (Mitgeteilt von Bernhard Bed!:er, Beendorf.)In: Montagsblatt. Organ f. Heimatkunde. Wiss. Beil. d. Magdeburgisdten Ztg. Nr. 43v. 15. 10. 1916. S. 344. (B eck er, Goethebrief]Becker, Bernhard: Katalog der Goethe-Beireis-Ausstellung im Juleum August-September1930. Hrsg. vom Universitätsbund Helmstedt. 1., masdt. vervielf. Aufl. Hclmstedt 1966.[Hiernadt zit.: Go e t h e - Bei r eis - Aus s tell u n g I 9 3 0 )Becker, Bernhard: Goethes Reise nadt Harbke und Helmstedt. Mit e. Anhang aus: LudwigBedtstein: Die Geheimnisse eines Wundermannes. Helmstedt 1915. (B eck e r bzw.B eck er, Anhang]Bei r eis, <strong>Bibliothek</strong> s. Lidttenstein, Anton August Heinridt.Beireis, Gottfried Christoph: Ein Morgengesidtt oder eine Ersdteinung des Hofraths undProfessors Beireis, nadtdem er das unvergleidtlime, gestikte Gemählde, weldtes den Aeskulapvorstellet, als ein unsdtätzbares Gesdtenk von der Frau Hofräthin und Professorin Sdtlözerinerhalten hatte. Helmstedt 1801. [B e ire i s, Morgengesidtt]Bei r eis, Münzen s. Leitzmann.Bei r eis, Seltenheiten s. Lidttenstein, Anton August Heinridt.Beireis, Gottfried Christoph: Verzeidtniss einer ansehnlidten Sammlung von .•. Original­Gemälden •.• nebst einer Collection gesdtnittener Steine, gesammelt von Gottfried ChristophBeireis. Heiligenstadt [um 1815]. [B ei r eis, Gemälde]Bei r eis - Aus stell u n g I 9 60S. Volkmann.Be r g man n, Hugo: Der Goldmadter von Helmstedt. In: Westermanns Monatshefte.Jg. 54 = Bd. 107, T.l. 1910. S.675-679·B ern a y s, Midtael: Goethes Briefe an Friedridt August Wolf. Berlin 1868.Bessmertny, Alexander: Gottfried Christoph Beireis. In: Jb. d. Samml. Kippenberg. 9.1931. S.96-178 [Bessmertny, Beireis]Bessmertny, A1exander: Die Gemäldegalerie des großen Beireis. In: Weltkunst. 40 Nr. 50.1930. S. 8-9. [B es s m e r t n y, Gemäldegalerie]Bi e der man n, Woldemar Frh. v. (Hrsg.]: Goethes Gesprädte. 1. Aufl. Neu hrsg.von Flodoard Frh. v. Biedermann. 5 Bde. Leipzig 1909-11.B ( i r n bau m, Johann Heinridt Ludwig]: Beireis großer Diamant. In: Braunsdtweig.Magazin. Bd. 74. 1861. S. 141-145.') 193http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Tiede, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte. 1798. In:Tiede: Schriften. Bd. 16. Berlin 1843. [T i eck, Sternbald)Ti s c h n er, RudoU: Goethe bei Beireis. In: Zs. f. dt. Philologie. 61. 1936. S. SI-51.T 0 u r n e f 0 r t, Joseph Pitton de: Beschreibung einer auf königl. Befehl unternommenenReise nach der Levante. Aus d. Franz. übers. 3 Bde. Nümberg 1776-77.V ar n hag e n v. E n se, Kad August: Goethe beim tollen Hagen. In: Vamhagen v.Ense: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 8. Leipzig 1859. S.36°-371.V e I t h e im, August Ferdinand Graf v.: Von den goldgrabenden Ameisen und Greiffender Alten. (1799') In: Veltheim: Sammlung einiger Aufsätze historischen, antiquarismen,mineralogischen und ähnlichen Inhalts. Tb. 1. Helmstedt 1800. S.163-191.Vi e I hau er, Inge s. Geoffrey von Monmouth.[Volkmann, Rolf:] Beireis und die Universität Helmstedt. Ausstellung der ehern. UniversitätsbibliothekHelmstedt zum Niedersachsentag 1960. 1. Auil. Helmstedt 1966. Masm.vervielf. [Hiernach zitiert: Bei r eis - Aus s tell u n g I 9 6 0 ]V 0 I k man n, Rolf: Bibliographie der Heimatkunde des Landkreises Helmstedt. Helmstedt1958. Masm. vervielf.V 0 5 s, Johann Heinrich: Mythologische Briefe. 1. Ausg. Bd. I. Stuttgart 1817.Voss, Johann Heinrich: Ober den Ursprung der Greife. In: Jenaische Allgemeine Literarurzeitung.Jg. I, Bd. 3: JuHus, Aug., Sept. Jena u. Leipzig 1804. [Vo s s, Greife]V u I p i u s. Walther: Das Stammbuch von August von Goethe. In: Dt. Rundschau.Bd.68. 1891. S. 71-85. 141-17°.W ein ha n d I, Ferdinand: Die Metaphysik Goethes. Unveränd. Nachdr. d. Ausg.Berlin 1931. Darmstadt 1965.Wie 5 e, Benno v.: Johann Wolfgang Goethe. Der Mann von fünfzig Jahren. In: Wiese:Die deutsche Novelle von Goethe bis Kafka. Interpretationen. Bd. 1. Düsseldorf 1961.S.26-51·Witkowski, Georg: Goethe. 3. Aufl. Leipzig 1923.Wo I f f, Hans Matthias: Goethe in der Periode der Wahlverwandtschaften (1801 bis(809). Münmen 1951.Z e dIe r, Johann Heinrich [Hrsg.]: Universal-Lexikon .•• Art.: IrrHmt. Irrwisch.Bd. 14. Leipzig u. Halle 1735. Sp. u79--u81.Zimmermann, Paul: Goethes Briefe an E. Th. Langer. In: Braunschweig. Jb. N.F. Bd. I.1911. S. 1-34. [Z i m m e r man n, Goethes Briefe]Zimmermann, Paul: Dichterkrönungen auf der Universität Helmstedt. In: Braunschweig.Magazin. Bd.lo. 1914. S.133-140.Zimmermann, Paul, u. Franz Häberlin: Die Gründung der Universität Helmstedt undder weitere Verlauf ihrer Geschichte. Helmstedt 1927.ABBILDUNGENTaf. IMagdeburg, Dom. Von links nach rechts: Erzbischof Friedrich (t 1151)' Bronzegrabplatte,Detail. - Erzbismof Wichmann (t 1191). Bronzegrabplatte, Detail. -Peter Vischer d. Ä.: Grabmal des Erzbischofs Ernst. Detail (1495).Taf. 2 a Gottfried Christoph Beireis. Von links nach rechts: Pastellbild, Ausschnitt. Ehemalsim Besitz der Familie Werneburg, Halle. - Miniatur nach einem Pastellbildvon 1806, Ausschnitt. - Stich von M. S. Lowe, Ausschnitt (1800).zoo


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Taf. 1 b Skizzenbumblatt Goethes. 139 x 230 mm. Kopfstudien. Nat. Forsdtungs- undGedenkstätten, Weimar (Goethe-National-Museum).Taf. 2 c Einzeichnung von Beireis in das Stammbum August von Goethes.Tai.3 Die Vaucansonschen Automaten: Trommler, Ente und Flötenspieler (1747).Tai. 4Taf.5Tai.6Taf. 7Taf.8Taf.9Selbstbildnis Albremt Dürers von 1493. Gemälde (Kopie). Museum der bildendenKünste, Leipzig.Selbstbildnis Albremt Dürers von 1493. Gemälde (Original). Louvre, Paris.Künstler der Rubensschule: Marktszene. Gemälde. Nat. Forschungs- und Gedenkstätten,Weimar (Goethe-National-Museum).0 ben, links u. rechts: Goldene Münze des LysimadlUS-Typs (Stater) aus derSammlung Beireis. Posthume Prägung der Stadt Istria (2: I). Vorderseite: KopfAlexanders d. Gr. als Zeus Ammon. Rü


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Die Karte des Landes Braunschweigim 18. JahrhundertVonHermann KleinauI. Über den Beginn dieses Unternehmens der Historischen Kommission fütNiedersachsen, seinen Zweck, Inhalt und seine Ausführung haben meine Mitarbeiterund ich 1956 berichtet 1). In einem weiteren Aufsatz hat Ernst Pitz, der sich inNachfolge von Th. Penners seit 1956 durch die mühevolle Herrichtung der Druckvorlagenbesondere Verdienste um die Karte erworben hat, die Quellen des Kartenwerkeserläutert und dessen Inhalt und Verwendbarkeit dargelegt 11). Die Bearbeitungsdauerder Karte war ursprünglich auf etwa 15 Jahre veranschlagt. Aber schonwährend der Jahre 1956 bis 1964 konnten die Blätter in schneller Folge vorgelegtwerden 3). Verständnisvolle Beachtung erbitte ich für den Hinweis, daß der Kartentitel- offenbar veranlaßt durch die etwas abweichend gefaßten überschriften derAufsätze von 1956 und 1957 - gelegentlich in Bibliographien und im Schrifttumnicht ganz zutreffend angeführt ist. Er lautet, wie ihn die überschrift dieser kleinenMitteilung entsprechend dem Aufdruck auf den einzelnen Blättern angibt.Da das Kartenwerk weit· über Niedersachsen hinaus Beachtung gefunden hatund für Forschungszwec:ke und im Unterricht benutzt ist, darf wohl von seinerEignung für die ihm zugedachten Aufgaben ') gesprochen werden. Wenn auchinfolge des geringen Umfanges des dargestellten geographischen Raumes nur mit1) Niedersächs. Jahrb. f. Landesgesch. 18,1956, S.I-14. Auch a1$ Sonderdruck ausgegeben.2) Braunschw. Jahrb. 38, 1957, S. 141-149.I) VgI. Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte, bearb. von Christa Neumannund Irene Berg. 1956, Nr. 13; 1957, Nr. 11; 1958, Nr. 15; 1959, Nr. 1:1; 1960, Nr. 18;1961, Nr.20; 1962, Nr. 16; 1963, Nr. 19; 1964, Nr.24- In: Braunsmw. Jahrb. 38-46, 1957bis 1965.-An dieser Stelle möchte ich nochmals allen, die an dem Werke tätig waren, herzlichdanken, insbesondere auch dem kartographischen Bearbeiter Herrn VermessungsoberratA. VOTtbmann und seinen Mitarbeitern. zumaI Herrn Vermessungs-Techniker ReinwaJdt,vom Katasteramt WoIfenbütteI. Ebenso gilt mein Dank der Historischen Kommission fürNiedersachsen für die Aufnahme der Karte in ihre ständig geförderten Unternehmungen(vgl. Nds. Jahrb. f. Landesgeschichte 15. 1953. S.1SS; 26, 1954, S. 257 f.; 27, 1955, S.326;28, 1956, S. I und 336) und dem Niedersächsischen Landesvermessungsamt, das unter sehrschwierigen Umständen den Druck des Kartenwerkes in ausgezeichneter Weise ausgeführt hat .• ) VgI. Niedersächs. Jahrb. f. Landesgesm. 18, 1956, S. 1 f. - Braunschw. Jahrb. 38, 1957,S. 146 f.%0%


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigeiner begrenzten Verbreltung gerechnet werden kann, so hat sich doch bei 4 Blätternbereits eine 1. Auflage als notwendig erwiesen 5).Eine hervorragende Ergänzung bot die Karte für Lageangaben bei Wüstungenim Geschichtlichen Ortsverzeichnis 6), wo anstatt umständlicher Beschreibungen einHinweis auf das jeweilige Kartenblatt gegeben werden konnte.1. Für verschiedene Forschungszweige spielt die Kenntnis der Geländefonneneine wesentliche Rolle. Dies gilt z. B. für die Flurnamenforschung, der die Karteeine wohl selten anzutreffende Fülle von Quellenstoff in leicht greifbarer Formbietet, ferner für die Siedlungs-, Straßen- und Wüstungsforschung sowie für dieUr- und Frühgeschichte.Die Historische Kommission für Niedersachsen gab erfreulicherweise ihre Zu-­stimmung zu einer Darstellung der Geländeformen durch Aufnahme von Höhenlinien7). Vor völligem Neudruck der einzelnen Blätter, wobei Textberichtigungenund die Beseitigung kleiner Zeichenunebenheiten möglich wären, sollten zuerst diebisher erschienenen Blätter der 1. Auflage (vgl. Anm.5) und die noch verfügbareI. Auflage mit dem neuen Höhenlinienaufdruck versehen werden. So konnten inzwischeninsgesamt 10 Blätter mit Höhenlinien erscheinen 8).Die braun aufgedruckten Höhenlinien (10 rn-Linien mit Zwischeninterpolationen)sind den ältesten noch vorhandenen Ausgaben der Top. Kartei: 25000 (Meßtischblätter)entnommen 9). Diese bieten Höhenaufnahmen, welche in der Regel um dieJahrhundertwende durchgeführt worden sind. Da sich das Gelände im allgemeinenbis Ende des 19. Jahrhdts. - abgesehen von einigen Straßen- und Bahneinschnitten -nur unwesentlich verändert hat und überdies größere Erdbewegungen wegen fehlendermoderner Maschinen kaum möglich waren, konnte die Höhenaufnahme von1900 mit dem im gleichen Blattschnitt dargestellten Grundriß der Zeit von 175011770 unbedenklich verbunden werden. Nur in der Nähe Braunschweigs und deretwas größeren Städte des Landes fehlten die Höhenaufnahmen, weil die baulicheAusdehnung dieser Orte über den Umfang im 18. Jahrhdt. hinaus bereits gegenEnde des 19. Jahrhdts. erheblich war. Im übrigen ist daran zu erinnern, daß dieKarte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhdt. kein vollkommenes Vermessungswerksein soll, aus dem absolute Geländehähen sicher entnommen werden können.3. Es ist verschiedentlich bedauert worden, daß in das Kartenwerk nicht auchdie Flureinteilung aus den Feldrissen übernommen ist. Eine Darstellung der Wannen&) Blatt 3828 Barum: :. berimt. Aufl. 1959, :. bericht. und vervollständigte Auf!. 1967. -Blätter 3729 Braunsmweig, 3829 Wolfenbüttel, 3830 Smöppenstedt - sämtlich J965.') Hermann Kleinau: Gesmimtlimes Ortsverzeimnis des Landes Braunsmweig. I.:.(Veröffentlimungen d. Hist. Kommission für Niedersamsen. 30, :.) Hildesheim J967-68.7) Vgl. Niedersäms. Jahrb. f. Landesgesm. 37, J965, S. :66 f.8) Außer den in Anm. 5 genannten als I. verbesserte Auflage 1966: Blätter 3730 Königslutter,383 I Smöningen. 1967: Blatt 3718 Vemelde. J968: Blätter 373 1 Süpplingen, 3731Helmstedt und 383: Hötensleben.8) Herrn Vermessungsoberrat A. Vorthmann danke im für die folgenden temnismenHinweise.103http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519oder gar Parzellen hätte bei dem aus praktischen Gesichtspunkten (Kosten undBearbeitungsdauer) nicht zu vergrößernden Maßstabe nicht zu lösende technischeSchwierigkeiten verursacht. Dazu geben die Quellen selbst Anlaß ~um Fortlassender Flurgliederung. Den Bearbeitern der Karte war schon bei Beginn des Unternehmens1953/54 wohl bewußt, daß die Feldrisse der braunschweigischen General­Landes-Vermessung von 1746-1784 keine einheitlich aussagekräftige und verwertbareQuelle darstellen 10). Gerade auch die reine Wiedergabe der Feldrisse einschließlichder Flureinteilung könnte das nicht zum Ausdruck bringen. So sehr erwünschtdie Schonung der Risse wäre, die durch Herstellung guter und genauerAbbildungen in brauchbarer Größe erreicht werden könnte: eine Reproduktion mußbis zum Vorhandensein günstiger technischer Möglichkeiten aufgeschoben bleiben.Vielleicht ergibt sich künftig Gelegenheit, durch Wiedergaben besonders kennzeichnenderund für verschiedene Forschungszweige wichtiger Feld risse im MaßstabI : 5000 (Grundkarte) Vergleichsmöglichkeiten in Einzelheiten mit der neustentopographischen Karte zu bieten.4. Die Karte des 18. Jahrhdts. ist teilweise aus schwer lesbaren Vorlagen undohne besondere technische Hilfsmittel bearbeitet worden. Daraus ist wohl erklärlich,daß kleine Versehen nicht überall ausgemerzt werden konnten, wie es auch beianderen neuen Kartenwerken immer wieder vorkommt. In die Neuauflagen werdenBerichtigungen und Nachträge übernommen. Für solche ist, wie schon oben bemerktwurde, ein Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Daher sind hierunter die inzwischenaufgelaufenen Berichtigungen und Nachträge für interessierte Forscher zusammengestellt.Zu umständlich zu beschreibende und in der nachfolgenden Liste ohnegenauere Lageangaben aufgeführte Nachträge können den im Staatsarchiv in Wolfenbüttelaufbewahrten Berichtigungsblättern der Karte des 18. Jahrhdts. entnommenwerden.5. Die Bearbeiter der Karte sind für Mitteilung weiterer Nachträge stets dankbarund bitten sie zu senden an das Niedersächsische Staatsarchiv, 334 Wolfenbüttel,Forstweg 2. Von hier aus werden die Zuschriften weitergeleitet werden. Durch dasStaats archiv kann auch ein Sonderdruck dieser Mitteilung mit angefügtem Übersichtsblattüber das Kartenwerk bezogen werden. Die Kartenblätter sind ebenfalls dort zuerhalten. Die im Aufsatz des Niedersächs. Jahrb. 28, 1956, Seite Xl enthaltene Blattübersicht(auch als Sonderdruck erschienen) ist überholt und ungültig.10) Niedersächs. Jahrb. f. Landesgesch. 18, 1956, S. 5 f. Vgl. dazu Ernst Pitz: Landeskulturtechnik.Markscheide- und Vermessungswesen im Herzogtum Braunschweig bis zumEnde des 18. Jhdts. (Veröffentlichungen d. Niedersächs. Archivverwaltung. 13.) Göttingen1967, S. 351-354, 358 ff., besonders S. 360 f.204


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigBerichtigungen und Nachträge zur Karte des Landes Braunscbweig1m 18. JahrhundertBlatt 3628 (Wendeburg). Nordwest!. Groß Schwülper ist zu ändern: Wü. Tide(statt Thiede).Ostl. Walle ist an den Wasserlauf zu setzen: SdlUnter.Nordwest!. Steinhof ist über "Landgraben" an die öst!. Straßenseite ein Gebäudeeinzufügen, dazu an die west!. Straßenseite zu setzen: Hannov. Zoll.In die Adl:erfläche öst!. Steinhof ist zu setzen: Flur der Wü. Honrode.Nordwest!. Veltenhof ist unter "Die Heide" in Breite der beiden darunter folgendenFlurnamen zu setzen: Die Heeßberge.In die übersicht "Unterlagen" ist die Grenze zwischen I und 1 nachzutragen.Blatt 3629 (Meine). Am östl. Kartenrande (Flllren Groß Brunsrode und Lehre)sind mehrere Flurnamen nachzutragen.Nördl. Essehof ist zu ergänzen: Wü. Eddesse(n).Flur Bevenrode: Im Südostwinkel der Holzung Die Meine fehlt Im Salverode.Flur Hondelage: In die Waldwiese nordwest!. H. (öst!. Water-Föhren) ist einzutragen:Uhlenhauts-Wiese.Die Gegend nördl. Rühme ist auf Grund von K 5150 (StA. Wolfenbüttel) zuverbessern, insbesondere nordösd. vom Wenden-Thurm nachzutragen: Der Lappenberg..Blatt 3631 (GroB Twillpstedt). Die Waldung ssö. und zu HehUngen ist zu bezeichnenals [Steplinger Holz].südösd. Rickensdorf ist an der Grenze nachzutragen: Wohldmühle.Nordöst!. Querenhorst ist zu streichen: Kirchenstieg nach Rickensdorf. - Süd I.Querenhorst ist auf die Wiesenfläche öst!. "Listorfer Balken" zu setzen: Wü. Listorf.Blatt 3632 (WeferUngen). Nördl. Grasleben ist zu ändern Wü.Dudenrode (stattDuddenrode).Blatt 3728 (Vechelde). Kleine Grenzberichtigungen nördl. Sierße und Bodenstedt.Am unteren Kartenrand ist zu setzen rechts neben Flurnamen Ober d. kl. Vallst(edter)Wiese: Wü., darunter auf den Randstreifen: Klein Vallstedt.Auf Flur Steterburg sind 1 Flurnamen etwas tiefer zu rücken.Blatt 3729 (Braunsdlweig, 1. Auflage 1965). Am nördl. Kartenrande ist hinterThür;ngesbüttel ein ? zu setzen und durch Pfeil auf mögliche Lage der Wüstungauf dem südöst!. davon gelegenen Lauditz-Camp hinzuweisen.lOShttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519In die Nordwestecke des Lecheln-Holzes ist nordwestl. des Sternhauses an derFlurgrenze gegen Stöckheim und am Ostrand der Heerstraße nachzutragen: DasGericht. - V gl. hierzu W. Bor n s ted t: Chronik von Stöckhcim. Braunschweig1967, S.58; Ders.: Das "Alte Gericht" im Stöckheimer Streitholze des LecheInholzes.(Denkmalpflege u. Kreisgeschichte des Landkr. Braunschweig. H.8). 1967.Am westl. Dorfrande von Niedersickte ist zu berichtigen: Hinter dem Westendorfe(statt Vestendorfe).Blatt 3730 (Königslutter). Die Bezeichnung "Der Leerer Wald" ist zu verschieben,der Nordwesten des Blattes nachzuprüfen an Hand von K 6757 (StA.Wolfenbüttel).Blatt 3732 (Helmsledt). Die nordwestl. Windmühle am Nordertore der Stadtist in eine Wassermühle zu ändern. - Die Kirche Marienberg ist nachzutragen. -Am ilüdl. Kartenrande ist kleine Änderung der Landesgrenze vorzunehmen. - Nordöst!.Helmstedt im Klosterforst St. Ludgeri ist nachzutragen: Bucker-Teich.Blatt 382'1 (Lesse). Nördl. Olber a. 'W. W. bis Altenhagen ist einzusetzen: Lichtenberge,südwestl. Westerlinde: Bockern-B.Blatt 3828 (Barum, 2. ber. u. vervoIIst. Auf!. 1967). Nach K 5381 (StA. WoIfenbüttel)sind zu Wü. Kl. Heerte (west!. Gr. Heerte) nachzutragen die FlurnamenIn Klein Heerte und nördI. davon Am Kl' Heerte Berge.Blatt 3829 (Wolfenbüttel, 2. Auf!. 1965). Feldmark Thiede: 3 Flurnamen nachzutragen;zum Ortsnamen Thiede Jahreszahl (1753/68 ?) (statt 1748).Feldmark Fümmelse: 3 Flurnamen nachzutragen. - Auf Kartenrand neben FlN.über dem Springe ist nachzutragen: Wü. Klein Stäckheim, darunter neben südI.Feldmarksgrenze: Wü. Hohenrode?Die Waldbezeichnung "Oder" ist zu ersetzen durch die weiträumiger gestellte"Oderwald".Nördl. Wolfenbüttel ist nachzutragen Wü. LecheIn und südöstl. Antoinettenruhe:Pensez-ici •.Feldmark Salzdahlum: Nördl. der zu tilgenden Bezeichnung Atzumsche Holz isteinzusetzen: Die Nieder-Dahlumsche Holzung. - West!. Oberdahlum zu berichtigenVor dem Erbhoff (statt Erhoff).Feldmark Atzum: Wü. Westerem (statt Westrem).Westl. Klein Denkte ist bei der Donnerburg eine Brücke über die Altenau einzuzeichnen.Ortsname Kissenbrück (statt Kißenbrück); am Südrande des Dorfes ist ein Krugnachzutragen.In Klein Biewende sind auf dem Thie 2 Hofstellen anzugeben.In den Unterlagen ist zu ändern: 2) Staatsarchiv Wolfenb. K 163 (1767), K 160(1768).206


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Blatt 3831 (Schöningen). Zu streichen auf Blattrand Anmerkung 3.Feldmark Hoiersdorf: Südöst!. am Gr. Fleitsteiche ist zu streichen: Wü. 3).West!. Warb erg ist zu ändern: Wü. Rode (statt Rohde).Blatt 3927 (Ringelheim). Nordöst!. Volkersheim ist zu ändern Wü. Tellhausen(statt Tillhausen).Blatt 3929 (Homburg). An den Wasserlauf südw. Dorflage Achim ist zu setzen:Hellebach.Blatt 3930 (Hessen). Einzufügen sind Ortsname Roklum und Waldname GroßerFallstein.Am nördl. Kartenrande ist zu berichtigen Uehrde (statt ührde). - Südw. Uehrdeist Fehlaufdruck neben »Am Roklumer Graseweg" zu tilgen.Blatt 4022 (Ottenstein). An der nordöstl. Flurgrenze von Daspe (am Weserufer)ist zu berichtigen Kreseburg (statt KIeseburg).Blatt 4023 (Esmershausen). Von Feldmark Lüerdissen (nordwest!. L.) ist dieBezeichnung Wü. Burgripi nach Norden auf Feldmark Dielmissen zu rücken (südl.Flurname Auf den Sauerlande).Feldmark Amelungsborn: An der Nordostgrenze ist anstatt Wü. ? zu setzen:Wü. Kogrove.Blatt 4024 (Alfeld). In Feldmark Delligsen ist Wü. Ravenshagen nördI. Delligsenzu tilgen; die Bezeichnung ist einzufügen südöstl. Hohenbüchen (Delligser Grenze)an den Waldrand west!. der Straße Gerzen - Hohenbüchen. - An die Stelle vonWü. Ravenshagen ist zu setzen: Wü. Lütkenhagen ?Blatt 4026 (Lamspringe). Auf dem Höhenzuge östl. Gehrenrode-Gremsheimfehlt Der Heber.Blatt 4029/4129 (Vienenburg/Bad Harzburg). Die nordw. Harlingerode amwestl. Okerufer dargestellte Mühle ohne Namen ist an die Oker und auf braunschweigischesGebiet nördl. des Flurteiles Im Steinfelde zu setzen. - Südl. von Harlingerodeist nördl. der Ziegelei nachzutragen der (wüst gewordene) Ziegelkrug.Blatt 4123 (Stadtoldendorf). Die Wüstung Lohe lag am Kirchenbrunnen etwa1 km südwest!. der in der Karte bezeichneten Stelle. Wü. Lohe ist west!. Schorbornzu streichen und neben den Brunnen zu setzen, dessen Lage bestimmt ist durch denRechtswert 357.747.5 und den Hochwert 5746080 (Mitt. Prof. Dr. Uhden inHannover, Nov. 1967).Blatt 4124 (Dassei). Ostl. Kaierde ist zu setzen Messingrode (statt Missingrode).2°7


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Blatt 4126 (Gandersbelm). Nordwest!. Dannhausen ist zu ändern Wü. Heberhagen(statt Hebershagen).Feldmark Seesen: Die Wüstung Meveshausen (so statt Meweshausen) ist auf dieWiese bei BilderIahe dicht an die Landesgrenze zu setzen.Feldmark Fürstenhagen: Die Anmerkung 10) ist zu streichen. Sie ist neu zu setzenan den Kopf des langen Waldstreifens, der westl. Fürstenhagen nadt Norden zieht.Auf dem Kartenrand ist der Text zu 10) zu ersetzen: "Die Noltenburg" = Wü.Immedeshausen.Feldmark Stauffenburg: Nördl. neben Flurname Auf d. tiefen Kuhle ist zu vermerken:Wü. Wigbertsbünte.Wü. Helekenrode ist weiter nordwestl. unter Bohnenbleeks-Wiese zu rücken.In die kleine Wiese am Badt nordöstl. Helekenrode ist 111) zu setzen, unter Anmerkungenhinzuzufügen: 11) "Dillegrots Wiese". - Zu dieser Anm. vgl. HeinridtU h d e: Die Gutswirtschaft Immedeshausen und der Besitz des Klosters Walkenriedam Westharz. 1. Umdruck. Oldenburg 1966. S. 95.1,8 km sw. Fürstenhagen ist didtt östl. der Landesgrenze nachzutragen: Wü.Abbenrode.Feldmark Ildehausen: Südw. lIdeh. an Landstraße von Kassel ist neben Höven­Wiese zu setzen 12). Hierzu ist auf dem Kartenrand unter Anmerkungen hinzuzufügen:12) In dieser Gegend wü. Dorf und Vorwerk "to dem Rodenberghe"[5 Urk 13]·Blatt 4127 (Seesen). Feldmark Münchehof. Zum Flurnamen Hinter den Sdtwen­Hoffe nordöst!. des Dorfes ist zu setzen: 8); unter Anmerkungen auf dem Kartenrandeist hinzuzufügen: 8) Wü. Walmedehausen. - Hierzu vgl. H. Uhde aaO.S. 78 und Karte IV. - Südl. Münchehof ist zu streichen Wü. Crupiliggaroth. DieserName ist einzufügen in die Gabel der sidt bald vereinigenden Wasserläufe nordwest!.Grund. Nördl. Grund sind einzutragen: [Iberg], [Winter-B.], [Alfhütte].1,8 km südöst!. Mündtehof ist am Ziegen-B. nadt Meßtischblatt Seesen die aufdiesem dargestellte Ruine mit Zusatz Margarethen-Kapelle nachzutragen; nordwestl.davon (nnw. Höhe 266,8) ist einzusetzen: Wü. Kemenaden. - Vgl. H. Uhde aaO.S. 50, 68.108


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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigWilhelm Pagendarm, '792-1865,Pfarrer zu St. Michaelis in Braunschweig. 0 1 auf Leinwand 75 x 50 cm. Bez.: Have I839'E hem. im Besitz der E nkelin Sophie Lüddecke t, Braunschweig (ein weiteresOlbilclnis 85 x 68,5 cm befand sich [ 1 8J2] in St. Michaelis). - Das Gegenstück,sein e E hegattin Karoline geb. Mitgau darstellend,s. H. Mitgau, Gemei nsames Leben II, I948, Taf. III d.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Der Genius des Hausesunserer geliebten Dorette Pini an deren Hodtzeitstage in herzlicher Freundschaftvon M. H. W. Pagendarm, Braunschweig, den 8ten August 1845.Aus Familienpapieren mitgeteilt von Pa u I Pi n iDieses Gelegenheitsgedicht huldigt ganz im Zeichen der biedermeierlichen Zeitden guten Geistern der Familie, verfaßt in den Gedanken und Formen der klassischenGoethejahre, in denen diese Epigonengeneration noch dachte und empfand.Der Verfasser ist ein seinerzeit bekannter braunschweigischer Stadtgeistlicher(an St. Michaelis), bekannt als Pietist aus dem Umkreis des alten Stobwasser, "einerder ersten Vertreter wiedererwachender Frömmigkeit im Lande" (Beste) und »eifrigerFörderer der Werke äußerer und innerer Mission", doch bei seinen Lebzeitenvon der aufgeklärten Bürgerschaft abgelehnt, die mit dem »Pesthauch des Mystizismus"nichts zu tun haben wollte. So litt darunter seine scheue, in sich gekehrte Naturbesonders schwer. - Pagendarm, mit dem Dichter Geibel eng befreundet, sind eineAnzahl warm empfundener Gedichte nachzuweisen, die gelegentlich öffentlicherAnlässe auch gedruckt wurden 1).Moritz Heinrich WilheIm Pagendarm war geboren am 30. Dezember 1792 zuHohe/Weser als Sohn des dortigen Pfarrers. Er besuchte die Schule in Holzmindenund studierte wie sein Vater Theologie in Göttingen, während seine früh verwitweteMutter nach Seesen verzog.Er heiratete als Zweiundzwanzigjähriger 1815 die 1793 geborene Karoline Mitgau(1793-1868), Tochter des Seesener Stadtgeistlichen Ernst Georg Mitgau (1763bis 1838). Von 1817-1816 war er Schul rektor zu Seesen und Interimsprediger zuBornhausen, danach Stadtprediger zu St. Michaelis (und Pastor zu Rüningen) inBraunschweig. (Für den Dienst in R. mußte er sich beritten machen!) Aus der Ehe1) So gelegentlich der Tausendjahrfeier der Stadt 1861:"H eil unserer Stadt! Sie balte, daß nie ihr Ruhm sich schwächt,Am alten Christenglauben, am alten guten Recht!Der Herr verleib' ihr Frieden und fröhliches GedeibnUnd woll' ihr allewege ein gnäd'ger Hüter seyn!"Aus: "Die Herzöge Bruno .•.", Braunschweig 1861; vgl. ferner Gedicht zur 300jährigenLutherfeier, Br. 1846; oder "Die Heimat", Blg. "Braunschw.NeuesteNachrichten" %.11.19%9,"Goldene Hochzeit in Rüningen" 1846. - Zu Pagendarm s. Be s tein: "Braunschw. Sonntagsblatt"3°.11.19°% und "Braunschw. Magazin" 193°,57; zur Fam.-Gesch. P. s. Förster,"Familiengesch. Blätter" XVIII, 1920, 11; s. neuerdings: H. Georg v. Wer n s d 0 r f,"Der für die Kinder Deines Volkes steht ...", St. Michaelis zu Braunschweig, II57-1957,Braunschweig 1957, S.65-67; H. Mit gau, Gemeinsames Leben, 11. Teil, 1770-1870 inbraunschw. Familienpapieren, 1948.'.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519sind neun Kinder hervorgegangen. Er und seine Ehefrau liegen auf dem Friedhofevon St. Mimaelis begraben. Zwei gute Ölbilder von beiden befinden sich im Besitzeder Namkommensmaft Lüddecke.Dorette Pini, durm ihre Mutter Luise Mitgau mit Pagendanns verwandt, hatdem Pastor Pagendann jahrelang den Haushalt geführt und die neun Kinder betreut,bis sie anno 1845 ihren Vetter Carl Warnecke, Ökonom in Lutter am Barenberge,heiratete. Sie war am 6. I. 1799 als Tomter des sp. Justizrates C. F. Pini geborenund ist im April 1863 gestorben, ohne Kinder aus ihrer Ehe hinterlassen zu haben.:uoVon dem umfangreichen Gedichte wird hier nur die Einleitung wiedergegeben:Der Genius des Hauses."Es muß euch wol verwundern, ihr Geliebten,Daß ich so dreist mich misch' in euren Kreis;Ihr habt noch nie mein Angesicht geschaut,Doch eine Fremde bin ich euch drum nicht.Schon in der Vorzeit war eu'r Haus mir theuer,Ich trug im Herzen alle seine Glieder,Ich führte, schützte sie mit treuen HändenUnd in des Schmerzes düstern Nächten standIch jedem mütterlich mit Trost zur Seite­Und wie mit euren Vätern ich's gehalten,So auch mit euch, dem jüngeren Geschlecht:Euch alle hab' ich stets umschwebt und keinenVerlassen, oder sorglos gar versäumt;Denn wißt, ich bin der Genius eures Hauses,Der Schutzgeist, euch vom Herrn der Herr'n gesandt!Daß heut' ich aber körperlich erscheine,Erklärt das Fest, das alle hier vereint,-Ich komme, theure Braut, dich zu begrüßenAn deinem Ehrentag, wo du, vermähltDem treusten Manne, das schönste Ziel erreichst,Das für ein sterblich Weib erblühen kann.Doch scheiden mußt du nun aus diesem Kreise,Bald schlägt die Stunde, die von hinnen ruft, -Da drängen alle sich heran, die HandZum schmerzlich letzten Abschied dir zu drückenUnd jedem glänzt im Auge still die Thräne;­Denn wenn das Herz im Tiefsten ist bewegt,So kann es sich ja nicht durch' s Wort verkünden.Und doch, welch überschwänglich Glück für dich,


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Den ganzen Schatz aus ihrer Brust zu heben,Die tief gerührt, doch schweigend dieb umstehn.Da bin ich nun so ganz an meiner Stelle,Denn sieh, wie dein und deines Gatten Herz,So ist mir jedes Herz hier offenbar:Ich wohne ja in jedem, und nicht ein Gedanke,Nicht ein Gefühl kann sieb darin erheben,Das mir, dem Schutzgeist, ein Geheimnis bliebe • •. "14·III


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Weidegrenzen und -rechte in den Harzorten Wolfshagenund Astfeld (1658 bis 1878) *VonKarl Jordan tJeder, der früher einmal in den HarL:orten weilte oder durch den Harz wanderte,erinnert sich noch gern der großen Herden brauner Harzkühe, die allmorgentlichdurch die Hauptstraßen der Orte zogen, um auf die Weide getrieben zu werden,und abends zur bestimmten Zeit wieder zurückkehrten. Oft waren es so viele, daßsie in mehreren Herden gesammelt werden mußten; und außerdem gab es nochKälber- und Ziegenherden. Ganz früher kannte man sogar Schweineherden. DieZiegen hatten den besonderen Namen "Bargmannskuh" (Bergmannskuh), da siemeistens in dieser Bevölkerungsschicht zu finden waren. Mancher wird sich dagefragt haben, warum alle diese Tiere wohl eine Glocke trugen. Vielleicht als Zierde?Nein, weil sie ursprünglich in den Wäldern ihre Weiden hatten und durch denGlockenklang leichter festzustellen waren, denn der Hirte war ja für das Wohl undWehe und die Vollzähligkeit der Herde verantwortlich. Darum trug er z. B. auchein Beil mit sich, um, wenn nötig, ein Tier, das sich irgendwie verfangen hatte,wieder zu befreien. Die Glocken wurden sogar in der Winterzeit vom Hirtengestimmt, damit es beim Austrieb auch einen mehrstimmigen schönen Klang gab.Diese Erinnerungen werfen aber auch die Frage auf, wie es überhaupt mit denWeiderechten und Weidegrenzen früher aussah. Am Beispiel des Nordharzrandes,und zwar der Orte Wolfshagen und Astfeld (Ldkr. Gandersheim), soll dies geschildertwerden.Als nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges in dieser Gegend wiedereiniger Wohlstand einzog, hatten sich die dort gelegenen Gemeinden in den verschiedenenForstbezirken des Harzes Weideplätze für ihr Groß- und Kleinviehgesichert. Wie diese Weidegerechtsame entstanden sind, ist nicht genau festzustellen,jedoch wird von den damaligen Forstämtern den einzelnen Gemeindenimmer wieder das Recht zugespromen, daß sie in den Wäldern des Harzes ihr Viehhüten dürfen. Viel Streit entstand oft zwischen einzelnen Nachbargemeinden um dieWeidegrenzen, die gar nicht so einfach festzustellen waren. Wurde ein Viehhirtdabei betroffen, daß er mit seiner Herde die festgelegte Grenze überschritten hatte,so wurde ihm kurzerhand ein Stück Vieh gepfändet, welches seine Gemeinde danngegen Zahlung einer Geldbuße wieder abholen konnte.• Letzter abgeschlossener Aufsatz unseres am 4. Juli 1968 allzufrüh verstorbenenVereinsmitgliedes Kar! Jordan, langjährigen Lehrers in Winnigstedt und begeistertenFreundes der braunschweigischen Heimatgeschichte.211


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Im Jahre 1779 fand durch das Amt Langelsheim eine Grenzberichtigung undgenaue Festlegung statt. Auf Befehl der Fürstlichen Kammer zu Braunschweig, dieHut- und Weidegrenzen des Amtes Langelsheim und der darin befindlichen GemeindenAstfeld und Wolfshagen betreffend, sollten am 11. April 1779 in den Communion-Forstendie Weidegrenzen bestimmt und berichtil{t werden. Zu diesemZwecke wurden aus jeder Gemeinde die Hirten und einige alte Leute an Eides Stattvernommen. Zur Feststellung der Weidegrenzen für die Gemeinde Wolfshagenwurde der derzeitige Kuhhirte Andreas Hobelmann "abgehört" (vernommen), derfolgendes "deponierte" (aussagte):"Er sei 35 Jahre alt und seit 19 Jahren habe er die Wolfshäger Kühe gehütet.Darum kenne er die Grenzen der Wolfshäger Kuhweiden ganz genau, wolle solcheauch angeben und könne seine Aussagen beschwören. Die Hut und Weide derWolfshäger Kühe ginge, wenn er die Herrenwiese, woselbst Koppelweide mit Langelsheimund Astfeld wäre, zum Orte annehme, von welchem die Grenze betriebenwerden sollte, folgendergestalt: Von der Herrenwiese auf der dortigen Trift herauf,bis vor das Astfeldsche Kirchenholz und von da über den Sülteberg, jedoch nur aufder Höhe heraus bis an IIIers Wiese im Spannthaie, alsdann beständig an der Innerstehinauf bis an die Laddeckenwiese, um besagte Wiese herum am Ochsenberge entlangbis an den Sparenberg. Von da an die Schiefergrube, an der Dölwe herauf bisüber den Bielstein, vom Bielsteill über den Platz, wo die Rinderställe gestanden,alsdann im Eulenthale herunter bis an die Rolle. In der Rolle wieder bis an die Lange­Iieth, von da bis an die Farley (jetzt VarIey) und vor dem Wethberg herunter bisan die Nonnenwiese. Von da bis in das Frankenbergsche Holz, bis vor das LindenthaIam Todberge, über den Dettmersberg (jetzt Dittmarsberg) bis an den Sper­Iingsbusch und wieder an die Herrenwiese. "Der Schweinehirt Andreas Brunke aus Wolfshagen sagte aus: "Wie er dieSchweine ausgetrieben, hätte er von Wolfshagen ab in dem der Innerste herübergehendenHolze gehütet, bis an den Burghagen und bis an die Innerste. Auf deranderen Seite des Dorfes hätte er auf dem MöImke heraufgetrieben bis an denWittenberg, und auf einer anderen Seite rechts im Heimbergschen Thale hinauf bisan die vor dem Rieseberge liegende alte Grube getrieben. Ferner treibe er auf derfreien Wiese herauf bis an die Bocksbergecke. "Für die Gemeinde Astfcld sah es so aus:Die Grenze der Kuhweide ging am Sommerberg entlang ins Sauthai, durch denKrähenberg und die Mißpliet bis an den großen Kamp. "Von der Mißpliet wiederan den Drohnenberg (heute Dröhneberg) und zwischen dem Hain- (jetzt Heim-)und Westerberge herunter, so daß der ganze Westerberg betrieben wurde."Die so ermittelten und festgelegten Weidegrenzen wurden dann den einzelnenGemeinden durch ein "Decretum" (gesetzliche Festlegung) der Fürstlichen Cammerzu Braunschweig garantiert und von allen Viehhaltern beachtet. Damit trat für einelängere Zeit Ruhe ein, denn jede Gemeinde kannte nun ihre genauen Grenzen undGerechtsame und hatte sich streng nach ihnen zu richten.1I3


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigIm Jahre 1871 wurde die "Holzberechtigung" für Wolfshagen abgelöst. Dabeihandelte es sich nicht um das jedem Hause in Waldgebieten zustehende Holzrecht,sondern um die Weide ablösung im Waldgebiet. Die Kühe sollten also nicht mehrins Holz (den Wald) getrieben werden. Von Schweineherden war keine Rede mehr,die gab es wohl kaum noch. Dafür wurde die jetzige Weide von der Forst abgeholztund den Weideberechtigten als Weideplatz angewiesen. Bei der Badeanstalt Wolfshagen(sie wurde aber erst später angelegt) begann die Abholzung und ging bis zumWittenberg.Das Verfahren über die Ablösung der Weideberechtigungen in den HerzoglichenBraunschweigischen und Königlichen Preußischen Forsten des Reviers Wolfshagenwurde von nachstehenden Beteiligten abgeschlossen:I. Kammerrat Grotrian, als Vertreter der Herzoglichen Kammerdirektion derForsten in Braunschweig, in Begleitung des Forstmeisters Groschupf in Harzburgund des Oberförsters Kobuß, Wolfshagen;1. Oberförster Lange, Riechenberg, in Vertretung der Königlichen PreußischenKlosterkammer in Hannover;3. den Syndiken der "Gemeinheit" (Gemeinde) Wolfshagen, Großkäther Tilly,Nr. 15, Großköther Müller, Nr. 13, Brinksitzer Keune, Nr. 1.Bei der Auseinandersetzung bekam die "Gemeinheit" Wolfshagen von denHerzogt. Braunschweigischen Forstorten Ecksberg Nr. 1 und 1, Wittenberg Nr. 1und 1 und Rieseberg Nr. 1 zusammen 301 Morgen und 91 Quadratruten, von denKönigl. Preußischen Forstorten Schäder und Schädertrift zusammen 101 Morgenund 85 Quadratruten.Die bisher gezahlten Weidegelder wurden abgelöst und das Ablösungskapitalbetrug für die "Gemeinheit" Wolfshagen 181 Rthl. 10 Gr. Es wurde am 11. September1871 an die Hauptfinanzkasse gezahlt. Die Überweisung der Pläne für denTausm fand aber erst am I. Mai 1875 statt. So lange war die Gemeinde Wolfshagenberechtigt, in den herrschaftlichen Forsten ihr Weiderecht weiter auszuüben.Eine Erinnerung an diese alten Bräuche und Gerechtsame ist gerade in der heutigenZeit von besonderer Bedeutung, weil einmal durch das Verschwinden der Viehherdenniemand mehr um die alten Sitten und Gerechtsame weiß, außerdem durchden Bau der Innerstetal- und Granetalsperre sowie durch andere Veränderungen inder Landschaft (Anlage von Steinbrüchen, neuen Fahrstraßen usw.) die ursprunglichenVerhältnisse einen großen Wandel erfahren haben. flußläufe, Täler undForstorte sind in die Vergangenheit versunken.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519NachrufDr. Theodor MüllerOber mehr als zwanzig Jahre hat Theodor Müller die Gesdüd!:e des BraunsmweigismenGesmimtsvereins maßgebend mitbestimmt. Stets war er zur verantwortungsvollenMitarbeit bereit - sei es als Vorstandsmitglied seit der Wiedergründung1949, sei es als Vortragender, wenn er aus seinen vielfältigen Forsmungsgebietenstets Neues und Anregendes berimtete, vor allem aber, ebenfalls seit 1949,als Leiter der Studienfahrten, denen seine besondere Liebe galt. Hineingewamsennom in den sehr lebendigen, anregenden Gründerkreis des Gesdümtsvereins (sieheseinen Namruf auf Otto Hahne im Braunsmweigismen <strong>Jahrbuch</strong> 1965), verstander es meisterhaft, mit immer neuen, aufsmlußreichen Zielen Land und Leutelebendig werden zu lassen und in den Geist der Landsmaft einzuführen, die er simin Jahrzehnten mit wamen Augen erwandert und in unermüdlicher wissenschaftlicherKleinarbeit im Gelände sowie in den Armiven und <strong>Bibliothek</strong>en erarbeitethatte.Theodor Müller ist ein großer - was er bescheiden abgelehnt hätte - Sohn derStadt Braunschweig. Sein Vater, aus Hasselfeide im Harz gebürtig, war hier SteinundBumdrud!:ereibesitzer, seine Mutter entstammte einer alten Hugenottenfamilieaus Neu-Isenburg bei Frankfurt am Main. Smon als Schüler zogen ihn dieGeowissensmaften, insbesondere die Erdgesmimte in ihren Bann; für seinen Professorsammelte er geologische Handstüd!:e für dessen Sammlung. Nam dem ErstenWeltkrieg, in den er als Leutnant d. R. seines braunsmweigismen Regiments (Inf.­Reg. 91) zog, war Theodor Müller zunämst Volks-, dann Mittelschullehrer inThedinghausen, später in Schöningen und seit 1931 in Braunschweig. Hier konnteer das weitgespannte Studium der Geologie, Geographie und Geschimte mit einergeologischen Dissertation "Das marine Paläozän und Eozän in Norddeutsmlandund Skandinavien" absmließen. Neben der Erdgesmimte zog den jungen Wissensmaftlerund Lehrer schon früh die Menschheitsgesdüchte in ihren Bann. Bereits1918 erschien nach einigen Aufsätzen das erste große historische Werk, und zwarüber das "Amt Thedinghausen. Seine Geschidtte und seine Entwid!:lung" 1). Namdem Zweiten Weltkrieg war Theodor Müller mehrere Jahre als Geograph imInstitut für Landeskunde der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforsmungtätig.t) Das Sduiftenverzeichnis erschien im Braunschweigischen <strong>Jahrbuch</strong>, Bd. 43, 196z,S. S-I I. Es wird im Ansdtluß an diese Zeilen fortgeführt.21S


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Sein wichtigstes Werk, für das wir besonders dankbar sein dürfen, ist wohl die"Ostfälische Landeskunde" (1952), in der die geographisch-Iandeskundliche Betrachtungsweisedes Geographen Theodor Müller am klarsten und eindringlichsten inErscheinung tritt. Mit diesem Werk - das den ostfälischen Raum in seiner Eigenständigkeitund Abgrenzung als Ostfalen das erste Mal als kulturgeographische Einheitdarstellte - trat er in die vordere Reihe der deutschen geographischen Landeskundler.Die Gabe, die Naturausstattung einer Landschaft und das Wirken desMenschen in Geschichte und Gegenwart darin in ihren vielfältigen Verflechtungenund Beziehungen aufzuzeigen und in der Darstellung zu einem lebendigen Bild zuverweben - der geographischen Arbeitsweise eigen -, ließen gerade die Studienfahrtenzu Höhepunkten des Wirkens von Theodor Müller im Geschichtsvereinwerden.Doch nicht nur die wissenschaftlich betriebene Landeskunde, sondern auch dieHeimatkunde im besten Sinne, dem Verständnis des Schülers entgegenkommend,pflegte Theodor Müller gerne, wie seine Schriften über unsere engere Heimatneben schulmethodisch-didaktischen Aufsätzen zeigen.Daneben stand in thematisch weitgespanntem Rahmen und auch über die engereHeimat hinausgreifend die spezielle Forschung auf geologischem, geographischemund (wirtschafts-)historischem Gebiet, der wir wichtige Arbeiten verdanken. Esseien hier nur wenige bezeichnende Titel genannt: Kartenblätter und Beschreibunbungenzur Naturräumlichen Gliederung Deutschlands - Studien an den asymmetrischenTälern des Niederbayerischen Hügellandes (mit Prof. Pos er) - Dieostfälische Landschaft im Werk Wilhelm Raabes - Bilanz zweier Jahrhunderte.Zur Geschichte des Bankhauses Gebrüder Löbbed


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweigdie stadt- und landbraunschweigische Geschichtsforschung sowie seiner aufopferndenTätigkeit als Leiter der Studienfahrten, namentlich nach 1945". Die GeographischeGesellschaft zu Braunschweig verlieh ihm 1961 die Ehrenmitgliedschaft für seinwissenschaftliches Lebenswerk, insbesondere für seine umfassenden geographischenArbeiten über das Braunschweiger Land. Bereits 1953 hatte Theodor Müller von derGeographischen Gesellschaft zu Hannover anläßlich ihres 75jährigen Bestehens alsbesondere Ehrung die Herrnann-Guthe-Medaille "in dankbarer Anerkennung seinerForschungen im Bereich von Ostfalen und des diese Forschungen einstweilenabschließenden Werkes Ostfälische Landeskunde" erhalten. Anläßlich seines70.Geburtstages im Jahre 1961 erhielt er für seine wissenschaftlichen Verdienste dasBundesverdienstkreuz I. Klasse.Wer Theodor Müller näher kannte, wußte nicht recht, sollte er mehr den unermüdlichen,neuen Erkenntnissen und Fragestellungen stets aufgeschlossenen Wissenschaftlerbewundern oder den liebenswürdigen, immer ausgeglichenen Menschenmit dem tiefgründigen Humor schätzen, der sich mit kritisch-klarem und verständnisvollemUrteil stets an der Sache orientierte und sich besonders freute, jungeMenschen, die sich fragend an ihn wandten, in anregendem Gespräch und tätigerHilfe weiterführen zu können. Ein besonderer Genuß war es stets, mit TheodorMüller in geselligem Kreise zusammen zu sein, ihn als glänzenden Unterhalter zuerleben und sich von seiner anziehenden, harmonischen Persönlichkeit fesseln zulassen.Dieter N eukirchNadltrag zum Sdlrlftenverzeldlnls1962Ein Besuch Ludwig Uhlands in Braunschweig. In: <strong>Jahrbuch</strong> der Raabegesellschaft.1961. S. 166-171.1963Stadtdirektor Wilhelm Bode. Leben und Werk. Braunschweig: Waisenhaus-Buchdr.u. Verl. 1963. 301 S. mit Abb. 8°. (Braunschweiger Werkstücke. Bd. 19.)115 Jahre Geographie und Kartographie im Hause Georg Westermann. In: GeographischeRundschau. Bd 15.1963. S. 134-135.Niedersachsen und Bremen. (Braunschweig:) Westerrnann (196». 80 Sp. 40. Aus:Westermanns Lexikon der Geographie.1964Flachsanbau und Leinenhandel im Braunschweigischen im 18. Jahrhundert. In:Heimatkalender für den Landkreis Wolfenbüttel. Jg. 10. 1964. S. 63-68. - Auch in:Heimatbote des Landkreises Braunschweig. (10.) 1964. S. 51-56.Der Plan einer Technischen Universität in Braunschweig. In: <strong>Braunschweigisches</strong><strong>Jahrbuch</strong>. Bd 45. 1964. S. 91-106.Schlagschatten der Grenze. 115 Jahre Alfr. u. Herrn. Nordmann, Bad Harzburg,19. März 1964. (Braunschweig 1964: Westerrnann.) 46 S. mit Abb. 8 0.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519[Mit WilhelmAppelt.] Wasserkünste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig.(Hrsg.aus Anlaß d.hundertjährigen Bestehens d.Städt. Wasserwerke Braunschweigam I. Jan. 1965.) Braunschweig: Waiscnhaus-Buchdr. u. Ver!. 1964. u8 S. mitAbb., 1 Kt., 1 Plan. 8 o. (Braunschweiger Werkstücke. Bd 33.)196517. Juli 1965. In: Braunschwei­Nachruf Professor Otto Hahne, 18. Juni 1878 -gisches <strong>Jahrbuch</strong>. Bd 46.1965. S. 186-189.Der Verleger George Westermann 1810-1879. Braunschweig: Waiscnhaus-Buchdr.u. Ver!. 1965. 158 S. mit Abb., 1 Stammtaf. 8 o. (Braunschweiger Werkstücke.Bd 34') [Ersch. auch außerhalb d. Serie mit d. Untertitel: Ein Lebensbild ausBriefen und Tagebüchern.][Mitarb.] Wir bauen mit an einer neuen Stadt. lS Jahre Wasser- und EnergieversorgungsgesellschaftmbH. Salzgitter. (Salzgitter: Wasser- u. Energieversorgungsges.mbH. 1965.) 46 S. mit Abb. 4 o.1966Die flößerei auf der Oker zwischen Börßum und Braunschweig. In: Heimatbuchfür den Landkreis Wolfenbüttel. Jg. u. 1966. S. 46-49.Das Braunschweiger Land und sein ländlicher Siedlungsträger, die BraunschweigischeSiedlungsgesellschaft m.b.H. (48 Jahre.) (Braunschweig 1966: Waisenhaus­Buchdr. u. Ver!.) 108 S., 18 Taf. mit Abb. u. Tab. 4 o.Das geschichtliche Werden (des Landkreises Peine). In: Der Landkreis Peine.Aalen 1966. S. 95-147.19671000 Jahre Peiner Geschichte. Eine Gesamtdarstellung. [Anfang u.] Forts. 1-9., In: Der Heimatspiege!. Beil. d. Peiner Allgemeinen Zeitung. Nr 10-19. 1967.Die Schankwirtschaft auf der Saline Juliushall (Bad Harzburg). In: <strong>Braunschweigisches</strong><strong>Jahrbuch</strong>. Bd 48. 1967. S. 5-11.19681000 Jahre Peiner Geschichte. Eine Gesamtdarstellung. Forts. 10-13. In: DerHeimatspiege!. Beil. d. Peiner Allgemeinen Zeitung. Nr 10-13.1968.Schiffahrt und Flößerei im Flußgebiet der Oker. Braunschweig: Waisenhaus­Buchdr. u. Ver!. 1968. 103 S., 8 Taf. mit 15 Abb. 8 o. (Braunschweiger Werkstücke.Bd 39 = R. A, Bd 1.)Irene Berg


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Allgemeines, LandeskundeBibliographie zur braunschweigischenLandesgeschichte 1967Bearbeitet vonIrene BergI. (Schieckel [, Harald]:) Graf Anton Günther von Oldenburg (1583-1667).Archivalienausstellung d. Niedersächs. Staats archivs in Oldenburg. Mit 16 Abb.Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1967. 84 S. (Veröffentlichungen d. Nds. Archivverwaltung.Beih. 7.)[Darin Hinweise auf d. politischen u. kulturellen Beziehungen zum Land Braunschw.]1. Müll er, Theodor: 1000 Jahre Peiner Geschichte. Eine Gesamtdarstellung. [Anfangu.] Forts. 14/. [Wird fortges.] In: Der Heimatspiegel. Beil. d. Peiner AllgemeinenZeitung. Nr 10-19. 1967.[Darin Hinweise auf d. vielfältigen Beziehungen zum Land BuWlschw.]la.D es el , Jochen: Das Kloster Lippoldsberg und seine auswärtigen Besitzungen.Melsungen: Gutenberg (1967). 116 S., 11 Taf. mit 31 Abb.[Darin Hinweise auf d. Beziehungen zum Land Braunschweig, lUch Klosterbesitz in braunschw. Orten.]3. Sc h e e I, Günter: Leibniz und die geschichtliche Landeskunde Niedersachsens. In:Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 38. 1966. S. 61-85.[Darin S. 119-70: Fund eines Mammutskeletts Im Jahre 169' In d. Glpsbrilchen bei Thiede.]4. Das Bundesland Niedersachsen. Einführung in Aufbau u. Entwicklung. (Berlin:E. Sdunidt 1966.) 63 S. quer-8° (Zahlenbilder aus Politik, Wirtschaft u. Kultur.Sonderheft.)5. Niedersachsen im Farbbild. Einleitung: Georg G r ab e n h 0 r s t, Bilderläuterungen:Waldemar Augustiny. Frankfurt a.M.: Umschau Ver!. (1967.) 111 S., 39 Abb. 4 06. Luftbildatlas Niedersachsen. Eine Landeskunde in 86 farbigen Luftaufnahmen vonWilhelm G rot e I ü s ehe n u. Uwe M u u ß. Mit Beitr. von Christian D e g n[u.a.] Neumünster: Wachholtz 1967. 100 S. 4 0[Darin Nr 63: Braunschweig: Nr 6S: Industriegebiet Salzgitter: Nr 67: BraunkohleRtageblO bei Helmstedt:Nr 68: Zonengrenze bei Helmatedt: Nr 7S: Die WÜltung Hatteosen, Kr. Holzminden: Nr 83: Goslu -die Kai.erstadt.]7. K 1 ein au , Hermann: Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig.(T. I:) A-K. Hildesheim: Lax 1967. 36-, 357 5., 1 Falttab. 4 0 (Geschichtliches Ortsverzeichnisvon Niedersachsen. 1.) (Veröffentlichungen d. Hist. Komm. f. Nds. 30.)8. Wüstungen in Deutschland. Ein Sammelbericht, hrsg. von Wilhe1m Ab e I. Frankfurta.M.: DLG-Verl. (1967.) 101 S. (Zs. f. Agrargesch. u. Agrarsoziologie. Sonderh. 1.)[Darin S.49-67, 3 Abb.: JaDlsen, Walter: Probleme und Ergebnisse der WÜltungsforschung Im IÜdwestlichenHanrandgebiet.19. H ahn e, Otto: Die mittelalterlichen Burgen und Erdwälle am Okerlauf, mit 7 Federzeichnungen(von Wilhe!m K ri e g). Braunschweig: Oeding [1967]. 87 S.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251910. Ha h n e, Otto: Mittelalterliche Burgen im Okertal. In: Heimatbuch f. d. Landkr.Wolfenbüttel. Jg. 13· 1967. S. 74-76.1 I. S t ar k e, Günter K [arl] P [aul], Helmuth Wes e man n: Landkreis Braunschweig,Orte und Landschaften. Wolfenbüttel: Rock (1966). 84 S. mit Abb.I Z. H und e r tm a r k, Edeltraut: Strukturveränderungen im Landkreis Braunschweig.In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [13.] 1967. S. z7-31.13. La m pe, Carl Heinz: Aussiedlerhöfe im Landkreis Braunschweig. Aufnahmen: WilliBi r k e r. In: Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [13'] 1967. S. 57-6z, 3 Abb.14. Bor n s ted t, Wilhelm: Burg und Amt Campen. Ein Beitrag zur Geschichte d. nordöstlichenTeiles d. Landkr. Braunschweig mit d. Dörfern Abbenrode, Beienrode,(Boimstorf), Dibbesdorf, Essehof, F1echtorf, Gardessen, Hordorf, Lehre, (Rotenkamp),Schandelah, Schapen, Volkmarode, \Veddel. Mit u Kt. u. PI. sowie 11 Bildern u. altenStichen u. Lithogr. (Braunschweig:) Landkr. Braunschweig 1966. 67 S. 4 0 [Masch. Schr.vervielf.] (Denkmalpflege u. Kreisgesch. H. 5.)15. Bor n s ted t, Wilhelm: Das braunschweigische Amt Thedinghausen im LandkreisBraunsdiweig und seine Baudenkmäler: Erbhof, Bauernhäuser, Scheunen und Spieker,mit 17 Kt. u. PI., 8 Strichzeichn., 3 Urkundenseiten u. SO Fotowiedergaben. (Braunschweig:)Landkr. Braunschweig 1967. 60 S. Text, 75 BI. Abb. 4 0 (Denkmalpflege u.Kreisgesch. H. 10.)16. Elm. (Untersuchung über d. Einbeziehung d. Erholungswesens in d. Landschaftsaufbauals Grundsatzfrage moderner Landesplanung am Beispiel des Elm-Gebietes. Bearb.:Christoph Re pe n t hin [u.a.]) (Berlin 1965.) 10Z S. mit Abb. u. Kt. (Techn. Univ.Berlin. Inst. f. Gartenkunst u. Landschaftsgestaltung. Arbeit 10.)17. Bau m gar t e n, Marlene: Die Besiedelung des nordöstlichen Elmrandgebietes. DieHerrschaft der hier ansässigen Burgherren über die Dörfer bis zur Eingliederung ihrerGebiete in das Herzogtum Braunschweig. Braunschweig 1967. 38 gez. BI. 4 0 [Masch.Schr.] Braunschweig PH, Examensarbeit 1967.[Vorh. im StaatsA Wolfenbüttel.]18. Wal per, Kar! Heinz: Raumordnungspolitik im Harzvor!and. Gewässer- u. Luftreinigung,Gebiets- u. Verwaltungsreform. (Göttingen, Hannover;) Hildesheim: Lax inKomm. 1967. VII,93 S., 8 Kt. [Gekürzte Fassung d. Wirtschafts- u. sozialwiss. Diss.Berlin FU.] (Veröffentlichungen d. Nds. Inst. f. Landeskde u. Landesentwicklung an d.Univ. Göttingen. R. A, I, Bd 85.)19. P ö r n er, Ernst: Der Harz als Reichsbannforst im frühen Mittelalter. In: Unser Harz.Jg. 15· 1967. S. 4-8.10. Gi d ion, Hans: Von der Besiedelung des Oberharzes, seinem Bergbau und der Harzsprache.In: Goslarer Bergkal. Jg. 317. 1967. S. 54-61.1 I. B r a nd, Hans Dieter: Die Bäder am Oberharz, eine fremdenverkehrsgeographischeUntersuchung. (Göttingen, Hannover;) Hildesheim: Lax in Komm. 1967. VIII,86 S.,9 Tab., 10 Abb. [Umgearb. Fassung d. Staatsexamensarbeit d. höheren Lehramts HannoverTH 1962..] (Veröffentlidiungen d. Nds. Inst. f. Landeskde u. Landesentwiddungan d. Univ. Göttingen. R. A, I, Bd 84.)[Darin u .•• Bad Harzburg.)H. Mo h r, Kurt: Die Geologie des Westharzes. 400 Millonen Jahre Harzgesdiidite. 3"verb. Auf!. mit 32. Abb. u. I übersichtstaf. Clausthal-Zellerfeld: Pieper 1966. 92. S.[Umsdilagt.:] Mohr: 400 Millionen Jahre Harzgesdiichte.[I. Auf! ••• Bibliogr. 1963, Nr 8.)120


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251913. Rum p f, Kurt: Der \Vestharz, Deutschlands goldene Schatzkammer. In: Niedersachsen.Jg. 67· 1967. S. 465-471, 3 Abb.Quellenkunde und Historische Hilfswissenschaften14. Richtlinien für die Archivpflege im Lande Niedersachsen. 1., rev. u. erw. Aufl. (vonRichtlinien für die Pflege des nichtstaatlichen Archivgutes im Lande Niedersachsen),bearb. von Manfred Harn a n n. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1967. 51 S.(VeröffentlidJ.ungen d. Nds. ArdJ.ivverwaltung. H. 7.)15. Harn a n n, Manfred: übersicht über die wichtigsten Veröffentlichungen mittelalterlicherUrkunden zur niedersächsischen Geschichte. In: Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 39.1967. S. 45-85'16. Externsteiner Urkundenbuch. Hrsg. von Franz F las kam p. Gütersloh: Flöttmann1966. 100 S. (Quellen u. Forsch. zur westfäl. Gesch. H. 94.)[Ver!. hält die Externsteine !ür ursprünglidlen Besitz der Abtei Werden-Helmstedt.)17. S P r i g ade, Klaus: über die Datierung von Brunos Buch vom Sachsenkrieg. In: Dt.Archiv f. Erforsch. d. Mittelalters. Jg. 13. 1967. S. 544-548.[VerI. datiert d. QueUe in d. ersten Monate d. Jahres ,081.)18. Pi t z, Ernst: Landeskulturtechnik, Markscheide- und Vermessungswesen im HerzogtumBraunschweig bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Göttingen: Vandenhoeck &Ruprecht (1967). 431 S. (Veröffentlichungen d. Nds. Archivverwaltung. H. 13')19. D ü r r k 0 P f, Fritz: Die heutige Bedeutung der alten Karten. In: Der Städtetag. N.F.Jg. 10, Nr I. 1967. S. 11-14, 3 Kt.Abb.[Die Karten sind Wiedergaben aUS d. Hist. Atlas d. Stadt Braunsdlw.)30. Karte des Landes Braunschweig im 18. Jhdt. Bearb.: [Hermann] K 1 ein a u, [Ernst]Pi t z, [Albert] Vor t h man n. 1 : 15 000. I. [vielm. 1.], vervol1st. [mit Höhenlinienvers.] Aufl. [MeßtisdJ.-Bl.] 3718 VedJ.elde, 3818 Barum. [Hannover:] Hist. Komm. f.Nds.; Wolfenbüttel: Nds. Staatsarchiv in Komm. 1967. [(Veröffentlichungen d. Hist.Komm. f. Nds. 13.)]31. Grundrißkarte unter Schlackenberg. Karte aus dem Jahre 1717 unter den riesigenHalden der "Frau Sophienhütte" gefunden. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil. zurGoslarschen Zeitung. 1967, Nr 1. Vom 3. März. Mit 1 Abb.Wappen s. auch Nr 161.31. Röhrbein, Waldemar R.: Das Wappen des Hauses Braunschweig-Lüneburg. SeineEntwicklung u. seine Form. In: Hannoversche GeschichtsbII. N.F. Bd 11. 1967. S. 67-91,15 Abb.33. Je s se, Wilhelm: Unsere Münznamen einst und jetzt. In: Freundeskreis d. Gr.Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. 50. 1967. S. 11-15.34. S chI ü t er, Margildis: Niedersächsische Brakteaten der Hohenstaufenzeit. Hannover1967. 51 S., u Taf. mit 46 Abb. (Kataloge d. Münzsammlung d. Kestner-MuseumsHannover. 3.)[Darin genannt u. a. Braunsdtweig, Gandersheim, Goslar, Helmstedt.)35. Kr a urne, Emil, Vera Hat z: Silberanalysen deutscher Münzen des 10. Jahrhunderts.In: Hamburger Beitrr. zur Numismatik. H. 11. 1967. S. 35-38, 1 Tab.[Darin u ••• Münzstätte Goslu u. Prägungen aus Rammelsberger Silber.)111


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251936. 1I atz, Gert: Anmerkungen zu einigen deutschen Münzen des 11. Jahrhunderts. (6.)In: Hamburger Beitrr. zur Numismatik. H. ZI. 1967. S. 39-P, Taf. 6.37. Du v e, Gebhard: Geschichte der braunschweig-Iüneburgischen Löser-Thaler. (Johannesburg:Verf. 1966.) 187 S. mit Abb. 4 0 [Nebent.:] Duve: History of the redeemable,multiple and mining talers oE Brunswick-Luneburg. [Text deutsch u. eng!.]38. Deutsche Taler. Von den Anfängen der Talerprägung bis zum Dreißigjährigen Krieg.Aus d. Münzensammlung d. Deutschen Bundesbank. Frankfurt a.M.: Deutsche Bundesbank(1966). XXVII S. Text, 60 Taf. Abb., 1 Kt. 4 0(Darin Herzöge zu Braun,chweig-Lüneburg: Heinrich d. J. '568, Tal. 36; Friedrich Ulrich ,6'4, Tal. H.]39. Deutsche Taler. Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Ende der Talerprägung. Aus d.Münzensammlung d. Deutschen Bundesbank. Frankfurt a.M.: Deutsche Bundesbank(1967). XXXIII S. Text, 69 Taf. Abb., 1 Kt. 4 0[Darin Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg: August d. ]. '643, Taf. 11; Rudolf August '679, Tal. aS.]40. Bi I zer, Bert: Herzog Maximilian Julius Leopold von Braunschweig und die Medailleauf seinen Tod von Christi an Friedrich Krull. Herrn Prof. Dr. phi!. Wilhelm Jesse zum80. Geburtstag am 3. Juli 1967 gewidmet. (Braunschweig: Städt. Museum 1967.) u B!.,8 Abb. (Arbeitsberr. aus d. Städt. Museum Braunschw. 10.)Allgemeine Geschichte in zeitlicher Reihenfolge41. Niedersächsische Fundchronik. (Berichtszeit I. Jan. bis 3 I. Dez. 1966.) In: Nachrichtenaus Nds. Urgesch. Nr 36. 1967. (Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 39.)(Darin S. 165-,S3: Bodendenkmalptlege im Nd •• Verw.Be •• BraWlSChweig. Z'gest. von Franz Niqnet.Thielemann, O[tto]: Ein Siedlung,fund und ein Grabfund der späteu Bronzezeit bis frühen Eiseuzeitim Paß von Weddingen, Kr. Goslu. Mit 5 Abb. S. 165-172. - Ni q u e t, F.: Eine Siedlung der jüngereuBronzezeit am südlichen Elz auf der Gemarkung Run.tedt. Kr. Helrnstedt. Mit 3 Abb. u .• Taf. S. '73-'77.Taf. ,6-17. - Niquet. F.: Die vierte Haupt- und Absdllußgrabung auf der Siedlung .Am Hetelbeeg"und die Untersuchung der Siedlung .Am Kaiserstein" (.Schmiede"') bei Gielde. Kr. Goslar, 1966. Mit, Abb.u. , Taf. S. 178-180. Taf. 18. - Thielemann, Ö.: Ein frühgelchichtlicher Spinnwirtel IUS Metall vonHaverlob, Lkr. Goolar. Mit I Abb. u. I Tal. S. ISo-IS3, Tal. ISI']4Z. (M e y er, Bernd-Uwe:) Die bisherigen vorgeschichtlichen Funde und Siedlungen umRoklum. (RokIum 1967.) 9 gez. BI. mit Abb. 4 0 (Masch.Schr. vervieIf.]43. Ni q u e t, Franz: Archäologische Zeugnisse frühen Christentums aus dem südöstlichenNiedersachsen. In: Vorchristlich-christliche Frühgeschichte in Niedersachsen. 1966.S. 33-40, 143-146, 10 Abb. (Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 64, Beih.)44. R i n k e I, W.: Grafschaft Papenteich im Derlingau. In: Kreiskai. f. Gifhorn-Isenhagen.[Jg. 34.] 1967. S. 15-3 [.[Darin Angaben über d. Verhälmi. von Gau u. Grafschaft IOwie über Beoit:zredrte der LiudoUinger. Brunonenu. dereu Erben in Papenteich bis zur Mitte d. ,6. Jh.]45. See ba eh, Carl-Heinrich: Die Königspfalz Werla. Die baugeschichtlichen Untersudlungen.Mit e. Beitr. (Geschichte der Pfalz) von Hans Jürgen R i eck e n b erg.Neumünster: Wachholtz 1967. 80 S., 35 Abb., z8 Taf. 4 0 (Göttinger Schrr. zur Voru.Frühgesch. Bd 8.)46. U s I a r, R[afael] v.: Ringwälle Nordwestdeutschlands. Mit 16 Abb. In: Die Kunde.N.F. 18. 1967. S. 51-84.(Darin geuannt u ... Werla. S. 77 u. Abb. 19; Hiiburg b. Kreienseu. S. 55.]47. Na u man n, Helmut: Die Schenkung des Gutes Schluchsee an St. Blasien. Ein Beitragzur Geschichte d. Investiturstreites. In: Dt. Archiv f. Erforsch. d. Mittelalters. Jg. z3.1967. S. 358-404.(Darin Ausführungen über d. Anfänge d. Klosten St. Bluleu in Northeim, du mit einem predium in Amelungsbomlusgestattet wurde.]48. T h i eie man n, Otto: Ein Hirsdlbildnis auf einem Ortbandbeschlag von der Sudburgbei Goslar. Mit 3 Abb. u. 1 Taf. In: Die Kunde. N.F. 18. 1967. S. u8-[31.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig49. J 0 r dan, Karl, Martin G 0 s e b r u eh: 800 Jahre Braunsmweiger ßurglöwe1166-1966. Braunschweig: Waisenhaus-Buchdr. u. Ver!. 1967. 60 S., 8 Taf. mit lS Abb.(Braunschw. Werkstücke. Bd 38 = R. A, Bd I.)SO. Ja n, Helmut von: 600 Jahre Smlamt bei Dinklar. 600 Jahre Hildesheimer Schützen?In: AIt-Hildesheim. Nr 38. 1967. S. 10-19, 4 Abb.5 I. Harn a n n, Manfred: Die geschichtliche Bedeutung der Schlacht bei Dinklar, 3. September1367. In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg. 35· 1967.S. 1-31, 4 Abb.p. B r e t hau er, Karl: Heerfahrt der Hessen gegen Braunschweig 1461. Münden, Einbeckund Salzderhelden. In: Einbecker Jb. Bd 17. 1966. S. 43-59. - Auch in: Zs. d. Vereinsf. hessische Gesch. u. Landeskde. Bd 75176: 1964/65. 1965. S. IIS-I33'Heinrich d. J. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. auch Nr 148.B. E y me It, Friedrich: Die Rheinische Einung des Jahres 1531 in der Reims- undLandesgeschichte. Bonn: Röhrscheid 1967. 138 S. [Ersm. aum als Phil. Diss. Bonn 1965.](Rheinisches Archiv. 6 •. )[Darin S. "4-'>2: .Die Stellung der Rheinismen Einungsmitglieder zu Herzog Heinridt von WoUenbüttei('S4 1 -'S4S)·"j54. Sc hell er, Rita: Die Frau am preußischen Herzogshof (1550-1615). (Köln &Berlin:) Grote (1966). 138 S., II Abb. [Ausz. aus "Der preußische Hof", Phi!. Diss.Göttingen 1965.] (Studien zur Gesch. Preussens. Bd 13.)[Darin Herzogin Ann. Mari., Tomter von Eridt I. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg.]Heinrich Julius Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. Nr no.SS. He y k e n, Enno: Rotenburg, Kirche, Burg und Bürger. Rotenburg/Hann. (: Heimatbund)1966. XVI,304 S. mit Abb., 16 Kt. (Rotenburger Schrr. Sonderh. 7.)[Darin 11 ••• Philipp Sigismund Herzog zu Braunsdtweig·Lüneburg, Bisdtof von Verden '586-,61]. Fundstenenhinwei••• Rcg. S. 198.]56. R 0 b erg, Burkhard: Unbekannte Quellen zur Postulation Philipp Sigismunds vonBraunschweig-Lüneburg zum Bischof von Osnabrück. In: Osnabrücker Mitteilungen.Bd 74. 1967. S. 80-145.57. K I i n c k 0 ws t r ö m, Thure v.: Einigungsbestrebungen unter Georg von Calenbergin Niedersachsen. Gekürzt nach c. Vortrag. In: Mitteilungen d. Stader Gesch.- u. Heimatvereins.Jg. 41. 1967. S. 41-45·58. S chi m p f, Franz: Osteroder Bürger als Teilnehmer an der Belagerung der StadtBraunschweig im Jahre 1605. In: Heimatbll. f. d. süd-westl. Harzrand. H. 11. 1967.S.33-38.59. F 0 er t s eh, Friedrich: Die Schlacht bei Lutter am Barenberg. In: Unser Harz. Jg. 15.1967. S. 14-18, 1 Kt.August d. J. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. Nr u6.60. Re e se, Armin: Die Rolle der Historie beim Aufstieg des Welfenhauses 1680-1714.Hildesheim: Lax 1967. VI,106 S. [Ersch. zugleim als Phil. Diss. Göttingen.] (Quellen u.Darst. zur Gesch. Nds. Bd 71.)61. Sc h a er, Friedrich Wilhelm: Graf Friedrich Christian zu Schaumburg-Lippe alsMensch und als Repräsentant des kleinstaatlichen Absolutismus um 1700. Bückeburg:Grimme 1966. VII,lOO S. (Schaumburger Studien. H. 17')[Darin u ••• die Beziehungen zu den Henögen Anton Ulridt u. August Wilhelm zu Braunsmweig-Lnneburg.]earl Wilhelm Ferdinand Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. Nr 198.Maximilian Julius Leopold Herzog zu Braunsmweig-Lüneburg s. Nr 40.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251961. G r a ewe, Richard: Stade als Abfahrts- und Heimkehrhafen der Auxiliartruppen imIB.Jahrhundert. [1]-4. [Wird fortges.] In: Mitteilungen d. Stader Gesch.- u. Heimatvereins.Jg. 41. 1967.r,. Warum gerade Stade? S.4-1O, S Abb.; •. Ein kurLe. Wort über Auxiliartruppen und ein notwendigesZu ihrer Ehrenrettung. S. S-53, I Abb.; J. Sdlon 1746 Auxilianruppen in Smouland? Hannoversme Regimenter17S6 in England. Auxiliartruppen oam Nordamerika, 1776-1783. S.7S-83, • Abb.; 4. Auxiliartruppenoam Nordamerika 1776-178}. (Forts.,> Friedrim ValentinMelsheimer, Feldprediger eines braunsmw.Dragonerregiments, berimtet. S. IOS-108, • Abb.1Kar! 11. Herzog zu Braunschweig-Lüneburg s. auch Nr U5, 177.63. Den es. Tibor: Les Amis neuchatelois de CharIes de Brunswick. In: Musee neuchatelois.Ser. 3, annee 4, Nr 4. Neuchatel 1967. S. 145-156.64. K ü h n, Joadlim: Gentz, Metternich und Herzog Kad 11. nach dessen Vertreibung.In: Braunschw. Jb. Bd 48. 1967. S. 78-101.65. Ba c k hau 5, Kar!: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. [über die Unruhen imAmte Liebenburg Anno 1848.] Der Tragikomödie anderer Teil. In: Goslarer BergkaI.Jg. 317. 1967. S. 44-51·[T. I s. Bibliogr. 1966, Nr 6}.166. S t 0 f f r e gen, Albert: Die Geschichte der politischen Parteien und Wahlen imGebiet des Kreises Gandersheim und der Stadt Salzgitter von 1867 bis 1963. MarburglLahn 1965. XXIV,U7 S., 10 übersichtskt. [Fotodr.] Marburg, Phil. Diss. v. I. Dez. 1965.67. Sc h r ö c k er, Sebastian: Ungeschriebenes Verfassungsrecht im Bundesstaat. Zum 100.Gründungsjahr des deutschen Bundesstaats. In: Der Staat. Bd 5. 1966. S. 137-161,3 1 5-34°.[Darin braunsmweigisdte Thronfolgcfrage nam 1884.)68. Herzogin Vi k tor i aLu i s e [zu Braunschweig-Lüneburg]: Im Glanz der Krone.(Göttingen, Hannover:) Göttinger Verl.Anst. (1967.) 369 S. mit Abb.69. Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1898 bis 1918, bearb. von ErimMatthias u. Eberhard Pikart. T. 1.1. Düsseldorf: Droste-Verl. (1966.) 4 0(Quellen zur Gesch. d. Parlamentarismus U. d. politischen Parteien. R. I, Bd 3, 1.1.)[Darin U. a. d. Abgeordneten d. braunsmw. Wahlkreise Duo Aotridc, Wilhe1m Blos, Rimard Calwer.)70. Rod e, Brigitte: Der Kampf Heinrich Jaspers um einen demokratischen Staatsaufbauim Lande Braunschweig. Braunschweig 1967. 110 gez. BI. 4 0 [Masch.Smr.] BraunschweigPH, Examensarbeit 1967.[Vom. im StadtA Braunsdtweig.]71. Ar 0 n 5 0 n, Shlomo: Heydrich und die Anfänge des SD und der Gestapo (1931-1935).BerIin 1967. 431 S. Berlin FU, Phil. Diss. V. 18. Sept. 1966.[Darin u .•. aum öfter braunsmweigisme Verhältnisse erwähnt, bes. S. "4-"7 .Ministerpräsident Klaggesgegen die SD-Außenstelle Braunsdlweig".171. Hau s se r, Paul: Soldaten wie andere aum. Der Weg d. Waffen-S5. Osnabrück:Munin-Verl. (1966.) 371 S.[Darin S. '9, )6-}7, 43-47, 88: SS-Junkenmule in Braunsmweig.)73. K Ii e tm an n, K[urt]-G[erhard]: Die Waffen-SS, eine Dokumentation. Osnabrück:"Der Freiwillige" (1965). 519 S.[Darin S. 4>1-4": SS-Junkersmule Braunsmweig; S. 4H' SS-Musik·Smule Bnunsdtweig.]224


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251974. (S c h war z, Max, u. Joamim Heinrim Rot h 5 P r ach:) Porträt eines Parlaments.Der Niedersämsisme Landtag 1947-1967. Hrsg. von Rimard L e h n e r s. (Hannover:)VerI. f. Literatur u. Zeitgesmehen (1967). 148 S. mit Abb.[Darin u. a.: Die direkt gewählten Abgeordneten aus d. WohlkreiIcD d. Verw.Bez. Braunsdlwcigö S. 'osr-'47:Alphabet. Verzeidtni. d. Abgeordneten mit Kurzbiographien.1Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte75. No w a k, Elisabeth: Die Verbreitung und Anwendung des Sachsenspiegels nach denüberlieferten Handsmriften. Hamburg 1965. XI.355 S., 61 BI. 4 0 [Masch.schr. vervielf.]Hamburg, Phil. Diss. v. 18. Okt. 1965.76. Bor n s ted t, Wilhelm: Das "Alte Gericht" im Stödiheimer Streitholze des LecheInholzes.Haupthinrimtungsstätte d. Herzogtums Braunschweig-WolfenbütteI. Mit 14 Kr.u. Bildern u. 1 Urkunde. (Braunschweig:) Landkr. Braunsmweig 1967.30 S. 4 0 [Masm.Schr. vervielf.] (Denkmalpflege u. Kreisgesch. H. 8.)77. T h i eIe man n, 0 [tto]: Smnedgang ist bäuerlicher Remtsakt. "Actum auf der Haar,boben Ostlutter" von 1735. Setzen von Steinen und Marken von Bäumen. In: HarzerHeimatland. Gesmimtsheil. zur Goslarsmen Zeitung. 1967, Nr 1. Vom 3. März. Mit1 Abb.78. K ö 11 i n g [, Wilhelm]: Verkoppelungsinteressentenschaften, Realgemeinden und Teilnehmergemeinsmaftenin Niedersachsen. In: Namrr. d. Nds. Vermessungs- u. Katasterverwaltung.Jg. 17. 1967. S. 81-87.[Darin S. 84: Ehem. Henogrum Braunsdlweig, Gesetz von ,896.179. Huf fm an n, Helga: Kampf um freie Advokatur. Essen: EIlinghaus 1967. 174 S.[Ersch. zuerst als Jur. Diss. Bonn [965.][Darin S. 48-49, 8~. 91. 111-"4: Gründung d. Braunsdlw. Anwaltvereins vor ,8so u. Erridltung d. Braunsdlw.Advokatenkammer auf Grund d. Braunsdlw. Advokatenordnung vom '9' 3. 18so·180. F r e y tag, Gerhard: Aus vergilbten Akten. Kautionsstellung eines bestellten Chaussee­Geld-Einnehmers aus dem Jahre 18n. In: Braunsmw. KaI. 1967. S. 54.81. R 0 em hel d, Gerhard: Regierungs- und Verwaltungsbezirke, Gebietskörpersmaften,kommunale Zusammenschlüsse. Zur Karte 1 des Verwaltungs atlasses von Niedersamsen.In: Neues Armiv f. Nds. Bd 16. 1967. S. 9-[9.(Darin S. 12: Braunsdlweig.)Kirchengeschichte82. Vorchristlich-christliche Frühgesmimte in Niedersamsen. Mit Beirr. von R(ichard)D r ö ger e i t [u.a.] Unter Mitw. von ... hrsg. von Hans-Walter Kr u m wie d e.Blomberg/Lippe: Rihn in Komm. (1966.) 162 S. mit Abb. (Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesm.Bd 64, Beih.)83. Krumwiede, Hans-Walter: Die Reformation in Niedersamsen. Politisme, sozialeu. kirchlim-theologisme Aspekte. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 65. 1967.S·7-26.84. Krumwiede, Hans-Walter: Reformation 1517-1967. Ursprung u. Wandel evangelischerKirchen in Niedersachsen. Ein Ausstellungsführer. (Historisches Museum amHohen Ufer, Hannover, Burgstraße, 16. Juni bis 13. August 1967.) (Hannover: Ev.­luth. Landeskirchenamt 1967.) 40 S., 8 Abb.15 225


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251985. He s se, Otmar: Ein Beitrag zur Vorgesmimte von Bugenhagens BraunsmweigerKirmenordnung von 1518. In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirmengesm. Bd 64. 1966. S. 61-69.[VsI. Bibliogr. 1965, Nr 8S·)86. Die Visitation im Dienst der kirmlimen Refornl. Mit e. Einf ..•. sowie e. Bibliographiegedruckter u. e. armivalismen Verzeimnis ungedruckter Visitations quellen hrsg. vonErnst Walter Z e e den u. Hansgeorg Mol i tor. Münster: Asmendorff (1967).138 S. (Katholismes Leben u. Kirmenreform im Zeitalter d. Glaubensspaltung. '1.5h6.)[Darin die auf d. Herzogtum Braunschw. bezügI. Quellen, gedr. S. 53-H, ungedr. S. 100-103.)87. Kr um wie d e, Hans-Walter: Zur Entstehung des landesherrlimen Kirmenregimentesin Kursamsen und Braunsmweig-Wolfenbütte!. Gättingen: Vandenhoeck &Rupremt (1967). '1.65 S. (Studien zur Kirmengesm. Nds. 16.)88. K ü n n eck e, Walter: Die Stellung der Evangelism-Lutherismen LandeskirmeBraunsmweig in den ersten Jahren des Dritten Reimes. Gadenstedt 1967. 17.4 gez. BI. 4 0[Masm.Smr.] Braunsmweig PH, Examensarbeit 1967.[V orh. im StadtA Brauruchweig.)89. Zehn Jahre Bismof von Hildesheim 1957-1967 (Heinrien Maria Janssen). Dienst inLiebe. Hildesheim: Bernward-Verl. (1967.) 99 S. mit Abb.[Darin u .•• die Dekanate Brauruchweig, Go.lar, Helmstede, Holzminden, Salzgitter, Wollenbü .. el u. derZirkel Blankenburg.)90. S toff e r s, Willi: Die Neuorganisation der Diözese Hildesheim in den Jahren 1959bis 1967. In: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit u. Gegenwart. Jg. 35. 1967.S. 17.0-135.[Darin S. "3-114, '31-'33: Verw.B..,. Braun.chweig.]91. M a h ren hol z, Christhard: Studien zur Amelungsbomer Abtsliste. '1..3. [Wirdfortges.] In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirmengesen. Bd 63. 1965. S. 95-139; Bd 65. 1967.S. 187-'1.17.rr. I I. Bibliogr. 1963, Nr 54; der bei dieser Nr genannte T .• ,ehört zur Textflssung Bibliogr. 1962, Nr 34.)9'1.. D ö 11, Ernst: Die Kollegiatstifte St. Blasius und St. Cyriacus zu Braunsmweig. Braunsmweig:Waisenhaus-Bumdr. u. Ver!. 1967. 387 S., 4 Taf. mit 17 Abb., '1. Stammtaf.,:I Kt. [Ersen. auch als Phi!. Diss. Hamburg 1965.] (Braunsenw. Werkstücke. Bd 36.)93. Me i er, Rudolf: Die Domkapitel zu Goslar und Halberstadt in ihrer persönIimenZusammensetzung im Mittelalter (mit Beiträgen über die Standesverhältnisse der biszum Jahre 1'1.00 namweisbaren Hildesheimer Domherren). Göttingen: Vandenhoed!: &Rupremt 1967. 447 S. [Umgearb. Fassung d. Phi!. Diss. Göttingen 1957.] (Studien zurGermania sacra. I.) (Veröffentlimungen d. Max-Pland!:-Inst. f. Gesen. 5.)[VsI. Bibliogr. '958, Nr '30.]94. B run s, AIfred: Der Armidiakonat Nörten. Göttingen: Vandenhoed!: & Rupremt1967. 101 S., 1 Kt. [Erw. Phil. Diss. Göttingen.] (Studien zur Germania sacra. 7.) (Veröffentlichungend. Max-Planck-Inst. f. Gesm. 17.)Wirtschafts- und VerkehrsgeschichteBergbau s. aum Nr 20, 28, 144-148.95. Hili e b r a n d, Wemer: Von den Anfängen des Erzbergbaus am Rammelsberg beiGoslar. Zur looo-Jahr-Feier 1968. In: Nds. Jb. f. Landesgesm. Bd 39. 1967. S. 103-114.96. L 0 m m atz s eh, Herbert: Von Leibniz bis Roemer. Skizzen u. Bilder aus d.Gesmimte von Wissensmaft u. Temnik, Forsmung u. Lehre im Oberharzer Erzbergbauu. in d. Homsmulstadt CIausthal-ZelIerfeld. CIausthal-Zellerfeld: Greinert (1966).64 S., l5 Abb.116


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig97. G r 0 s s, Hans Jürgen: Die Clausthaler Bergbaukasse - Geschichte, Bedeutung undRechtsnatur. Göttingen 1967. IX,ISO S. [Text Fotodr.] Göttingen, Jur. Diss. v. 6. März1967.[Darin auch d. bnunschw. u. Kommunionharz behandelt.]98. Ru s ehe p a u I, H.: Die Anfänge des Helmstedter Braunkohlenbergbaus. Bereits 1770erste Abbauversuche. In: BKB-Mitteilungen. [Jg. 17,] 3. 1967. S. 14-15, I Grubenriß.99. Bibliographie Kammerpublikationen. Veröffentlichungen d. Industrie- u. Handelskammern,d. Deutschen Auslandshandelskammern u. d. Deutschen Industrie- u. Handelstages.(Bonn:) Deutscher Industrie- u. Handelstag (1967). 173 S. (Deutscher Industrieu.Handelstag. Schriftenreihe. H. 102.)[Darin Industrie- u. Handelskammer Braunsdtweig S. 11. l4. 36, 4l, 44. S30 66, 70, 88. 97-98. ISS.]100. T r e u e, \Vilhelm: Die Demontagepolitik der Westmächte nach dem zweiten Weltkrieg.Unter bes. Berüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519111.Ill.113·K 0 eh. Alfred: Die deutschen Postverwaltungen im Zeitalter Napoleons I. DerKampf um das Postregal in Deutschland u. die Politik Napoleons I. (1798-1815). In:Archiv f. dt. Postgesch. 1967. H. 1. S. 1-38, 13 Abb., 1 Kt.Die Deutsche Bundespost, ihre Organisation, Aufgaben und Leistungen. (Hrsg. u. bearb.vom Bundesministerium für d. Post- u. Fernmeldewesen, Referat für Offentlichkeitsarbeit.)(Bonn [19167.) SZ S. mit Abb. 4 0[Darin Oberpostdirektion Braunschweig S. 11, 13.50-51.]Briefmarkensammler-Verein Schöningen und Umgebung. Festschrift und Ausstellungs­Katalog für die . Jubiläums-Ausstellung im Rang 11. 10 Jahre Briefmarkensammler­Verein Schöningen und Umgebung, im "Deutschen Haus" Schöningen vom 11. bis zumH. Oktober 1967. (Schöningen 1967.) 36 S. [Umschlagt.:] 10 Jahre Briefmarkensammler-VereinSchöningen.[narin u. a. Fr e i. t, Wemer: Aus Schöningens Geschichte. S. 5-6, 1 Abb. - Bau er. Richard: Aus derVereinsgeschichte, S.7-9. - Rose, Karl: Kurzer Auszug aus der .Geschichte der Schöninger Post". S.17-18.- K a b man n, Günther: GesdUchte der Schöninger Poststempel. S. ,-,8 mit Ahb.l114. Ha r lern, Dirk von: Der Harz und seine Eisenbahnen. Ein Stück heimatlicher Verkehrsgeschichte.In: A!lgem. Harz-Berg-Kal. 1967. S, 44-46.Geschichte der geistigen Kultur, Kunstgeschichte und Denkmalpflege115. Goi d man n, Karlheinz: Verzeichnis der Hochschulen (und hochschulartigen Gebildesowie ihrer Vorläufer und Planungen in deutsch- und gemischtsprachigen Gebietenunter besonderer Berücksichtigung ihrer (Haupt-)Matrikeln. Ein Versuch). Neustadta.d.Aisch: Degener 1967. 41 I S.[Darin u. a. Braunschweig. S. 64-67; Gandersheim. S. IJ8; Goslar. S. 148; Harzburg. S. 167; HelmstedtS. 173-174, 403-404: Marienthal (!). S. '54: Salzgitter. S. 408; Schöningen. S. ]18: Wolfenbüttel. S. 386--387"116. Kuh I e n kam p, Alfred: Die Ritterakademie in Wolfenbüttel und die heutige TechnischeHochschule. In: Mitteilungen d. TH Carolo-Wilhelmina Braunschweig. J g. 1,H. 1. 1967. S. 11-13.117. Bog e 1-Hau f f, Else, u. Eiger BI ü h m: Neue Mitteilungen zum "Aviso u • Mit1 Taf. In: Nds. Jb. f. Landesgesch. Bd 39. 1967. S. 301-308.118. Hroswitha of Gandersheim. Her life, times, and works, and a comprehensive bibliography.Ed. by Anne Lyon Hai g h t. New York: The Hroswitha Club 1965XIV,Il9 S., 17 Abb., I Stammtaf. 4 0[Darin u. a. Barlow, Mariorie Dan.: Perlonnances ol Hroswitha's plays. S. 35-41. - Harrsen • Meta:The Manuscripts. S. 4'-53. - Harrsen, M.: Lost Manuscripts. S'54-56. - Barlow, M. D.: PrintedEditions, including translations. S. 57-'17' - Ba rI 0 w. M. D.: References to Hroswitha and her writing.S. 78-118.]119· Eulenspiegel-<strong>Jahrbuch</strong>. Hrsg. vom Freundeskreis Till Eulenspiegels e.V. Jg. 7. Neumünster:Wachholtz 1967. 56 S.,[Darin u. a. Kordt, Walter: .Till Eulenspiegel" als Puppenspiel. S. 3-13, 3 Abb. - Gheyselinck,Roger: Die Aktualität Eulenspiegels in Flandern. S. 13-17. - Pachnicke, Gerhard: Enlenspiegel-Volksbuchund Eulenspiegel-Gestalt in der Thematik deutscher Hochschulschrilten (zuglcidJ ein Beitrag zu einerkünftigen Eulenspiegel-Bibliographie). S .• 8-21. - S chm i d t - Re i nd a h I, Theo: Entstehungsgeschichteund Schicksal dei Eulenspiegeldenkm.1s in Kneitlingen. S. '3-'5. 1 Abb. - Hagen, Rolf: Schätze desEulenspiegel-Museums in Schöppenstedt. (I.) S. ]1-33, • Abb.lUO. He i n ri eh Juli u s von Braunschweig [Herzog zu Braunschweig-Lüneburg]: Voneinem Weibe. Von Vincentio Ladislao. Komödien. Hrsg. von Manfred B rau n eck.Stuttgart: Rec1am (1967). 135 S. (Universal-<strong>Bibliothek</strong>. Nr 8776/77.)228


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519111. Campe, J(oachim) H(einrich): [Theophron, oder der erfahrne Rathgeber für dieunerfahrne Jugend. Ausz.] Theophrons guter Rath für seinen Sohn, als dieser imBegriff war, ins geschäftige Leben zu treten. Neu hrsg. ([Nachw.:] Bernhard Me wes.)Braunschweig 1967. 53 S. (Bibliophile Schrr. d. Literarismen Vereinigung Braunsrnweige.V. Bd 14.)111. K 0 I b, Alfred: Friedrich Gerstädl:er and the American frontier. 0.0. 1966. III,I5Igez. BI. 4 0 [Masch.Schr. vervielf.] Syracuse University, Phi!. Diss. v. Aug. 1966.[Vorh. im StadtA Braunsdlweig.]113. <strong>Jahrbuch</strong> der Raabe-Gesellschaft. Hrsg. von Kar! Ho p pe u. Hans 0 pp e r man n.[8.] Braunschweig: Waisenhaus-Buchdr. u. VerI. 1967. 119 S.[Darin: R D P r e c h t. Erich: Thomas Manns ,Doktor FaDstos" - ein Dokument der Krise des Romans.S.7-30. - Oppermann, Hans: Der passive Held. Rube: .Das Odfeld". S.31-50. - Michelsen,Perer: Der Rektor und die Revolution. Eine Interpretation der ,Gänse von Bürzow". S. 51-71. - Hoppe,Karl: Entstehung Dnd Veröffentlichung von ,Altershausen". S. "-79. - He i seI er, Ingrid von: Diegesdlichtlichen Quellen ood ihre Verwendung in Raabes Erzählung ,HastenbecX". S. 80-104. - Börries vonMünchhausen und Raabe. S. 105-106. - Zwei Briefe von Ernst Barlaeh. (8. X. u. 10. XI. '9'9. Betr.geplantes Raabe-Denkmal in Braunschweig.) S. 107-109. - 0 P per man n, H.: Neue Literator zo WilhelmRaabe. S. 110-111. - M ey e n, Fritz: Ergänzungen zur Raahe-Bibliographie von 1955: 1965 und 1966 (mitNachträgen). S. 11.-117. - (0 p per man n, H.:) Karl-Hoppe-Bibliographie. Ergänzungen ond Nachträge.S.I18-119·]114. Ho P pe, KarI: WilheIm Raabe. Beiträge zum Verständnis seiner Person und seinesWerkes. Göttingen: Vandenhoedl: & Ruprecht (1967). 163 S.115. (D e n es, Tibor:) Le Theatre de Charles de Brunswidl:. Un chapitre du realismethCatraI. In: Revue d'histoire du theatre. 1967. Nr I. S. 81-96, 5 Abb.116. Wal t er, Horst: Musikgesdlichte der Stadt Lüneburg. Vom Ende des 16. bis zumAnfang des 18. Jahrhunderts. Tutzing: 11. Schneider 1967'333 S. [Ersch. zuerst als Phil.Diss. Kö]n 1961.][Darin auch Beziehungen zum braunsdlw.-wolfenb. Musikleben, bes. Briefwechsel des Herzogs August d. J ..Dnd der Verleger Stern in Lüneburg.]Il6a.M 0 S er, Dietz-Rüdiger: Musikgeschichte der Stadt Quedlinburg. Von der Reformationbis zur Auflösung des Stiftes (1539-1801). Beiträge zu e. Musikgeschichte d. Harzraumes.Göttingen 1967. 63 I S., 10 Stammtaf. 4 0 [Masch.Schr. vervielf.] Göttingen,Phi!. Diss. v. 19. Nov. 1967.117. P fe i ff e r - D ü r k 0 p, Hilde: Klingendes Ostfalen. (Die ostfälische Orgellandschaft.)Unter Mitarb. von Walter S u p per u. Günter Se g ger man n. Aufnahmen:Foto-Haus Rihse. Cuxhaven: VerI. Oliva (1967). 64 S., 41 Abb., I Kt. (Die kleinenCuxbücher. Bd 8.) ZugI. = (Veröffentlichung d. Ges. d. Orgelfreunde. 14.)118. Pa pe, Uwe: Die Orgeln des Herzogtums Braunschweig um 1750. In: Braunschw.Heimat. Jg. 53. 1967. S. 81-86.119. Die neue Orgel von St. Trinitatis Wolfenbüttel. Einweihung im Gottesdienst amSonntag Trinitatis, 11. Mai 1967. (Festschrift, hrsg. vom Kirchenvorstand.) (WoIfenbüttel1967.) 6 BI.[Darin 1 S.: Blich seI, Karl-Heinrich: Die Orgelgeschichre der St. Trinitatiskirdte.]130. Kr a m m - Wal te r, Hilde: Porträts Braunschweiger Künsder. (6.7.) In: Salvehospes. Jg. 17· 1967.6: Carl Momberg. S. 14-17, 1 Abb.; 7: Im Dienste der Musica sacra: Dr. Ellinor vonder Heyde-Dohrn. S. 14-16, J Abb.[Anfang s. Bibliogr. 1966, Nr 134.)131. S t ras s er, Ernst: Niedersachsen - schöne Kirchen. (4., überarb. u. erw. Aufl.)Hannover: Schlüter (1967). 102. S. mit Abb.[Darin D. a.: Klosterkirche in Amelungsbom. S. 9-10, I Abb. - St.-Blasius-Dom in Braunschweig. S. 19-10,I Abb. - Klo.sterkird.!e. Neuw~rk in Goslar. S. 36--37, I Abb. - Stifls.kirch~ in Grauhof bei Goslar. S. 38,I Abb. - ,KaISerdom In Korugslutter. S. 54-55, • Abb. - Ev. Hauptkirche In Wolfenbüttel. S. 85, I Abb.]


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251913%. Pu sen, Hans: Kostbarkeiten aus Kir


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519143. S pie s. Gerd: Volkskundlidtes zur "Bauemhodtzeit" von Carl Sduöder < 1801-1897).Aufnahmen: Otto Ho p p e. In: Heimatbote d. Landkr. Braunsdtw. [13.] 1967.S. 44-50, 4 Abb.144. La n ge, Irmgard: Formen und Entwicklung des Bergmannshauses von den Anfängenbis zur Gegenwart. In: Arbeit und Volksleben. Deutsdter Volkskundekongreß 1965 inMarburg. Göttingen 1967. S. 67-81, 3 Abb.[Darin n. a. Harzer Bergbanaiedlnngen im 16.-18. Jahrh.1145. G r i e p, Hans-Günther: Das Oberharzer Bergmannshaus. In: Unser Harz. Jg. 15.1967. S. 44-47, 3 Abb.146. L 0 m m atz sc h, Herbert: Bergmännisdtes Brauchtum im Raume der evangelischenKirdte des Oberharzes. In: Unser Harz. Jg. 15. 1967. S. 48-49, I Abb.147. L 0 m m atz sc h, Herbert: "Dem König zur Ehr". Vom bergmännisdten Braudttumim Oberharz im Zeitalter des Absolutismus. In: Unser Harz. Jg. 15. 1967. S. 9C>-91,I Abb.148. L 0 m m atz sc h, H[erbert]: Vom ständisdt-betrieblidten zum pluralistisch-genossenschaftlichenBraudttum im überharzer Erzbergbau. In: Unser Harz. Jg. 15. 1967'S. 184-186, I Abb.149. Will e, Louis: Fasselabendtiet - Prillekentiet. Fastnachtssitten und -bräudte amNordharz. In: Braunschw. Heimat. Jg. 53. 1967. S. 16-19, 1 Abb.IS0. Voll b r e c h t, Ursula: Der Goslarer "Lange Tanz·. In: Unser Harz. Jg. 15. 1967.S. 36-38.151. Seiffert, Gerhardt: Der Wiegenbaum. Ein altniedersädtsisdter Volksbraudt zumAbsdtluß der Hodtzeitsfeier. In: Braunsdtw. Kat 1967. S. 57.151. Will e, Louis: Die Tradtten des Harzlandes. Braunlage: Bonewitz 1967. 66 S. mit Abb.153. Pe u c k e r t, WilI-Eridt: Niedersädtsisdte Sagen. (I.) 1. [Wird fortges.] Göttingen:Schwartz 1964-66. (Denkmäler deutscher Volksdidttung. Bd 6, 1.1.)[Viele d. Sagen beziehen sich auf d. brannschw. Raum.1154. Kr i e ger. Heinz-Bruno: EImsagen. Ein Beitrag zur Volkskunde des EImgebietes.Braunschweig, Sdtöppenstedt: Oeding (1967). :uo S.ISS, Bor n s ted t, Wilhelm: Kinderlieder, Tanz und Ringelreihen, Abzählreime, Kinderrätselaus dem Jahre 1931. Rings um die Stadt Braunschweig. (Braunsdtweig:) Landkr.Braunschweig 1967. 55 S. 4 0 [Masch.Sdlr. vervielf.] (Denkmalpflege u. Kreisgesdl. H. 9.)156. V 0 1 I b r e c h t, Ursula: Berufslieder aus dem Harz. In: Allgem. Harz-Berg-Kal. 1967.S. 65-68, 1 Abb.157. W i s w e. Hans: Die mittelniederdeutsdle Kochrezeptüberlieferung. In: ]b. d. Vereinsf. niederdt. Spradtforsch. 90. 1967. S. 46-61.Sprachgesdlidlte s. Nr 10.158. F lee h s i g, Werner: Beinamen für ostfälisdle ürte und deren Bewohner. In: Braunschw.Heimat. Jg. 53. 1967. S. 5-10.[Anfing •• Bibliogr. 1965, Nr 152. u. 1966. Nr. 165.]159. Kr a m er. Wolfgang: Zur Absdtwädlung von -husen zu -sen in Ortsnamen desKreises Einbeck und angrenzender Gebiete. In: Jb. d. Vereins f. niederdt. Sprachforsdt.90. 1967. S. 7-43.13 1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519160. Me i beye r. Wolfgang: "Zieleitz"-Siedlungen? In: Zs. f. Ostforsm. Jg. 16. 1967.S. 17-15. IV Taf.[Darin u .•. Vorsfelder Werder.]161. F lee h s i g. Werner: Ostfälisme Flurnamen als Zeugnisse für Wein- und Weidenanbauin alter Zeit. In: Braunsmw. Heimat. Jg. 53. 1967. S. 68-74.161. T h i eie man n. 0 [uo]: Die Harzer Kattenberge und Katzensteine. Ein Beitrag zurFlurnamensprache. In: Allgern. Harz-Berg-KaI. 1966. S. 83-85.[VgI. Bibliogr. 1964. Nr 15).]163. T h i eie man n. Ouo: Quer dunn den Harz: Vom Hundeborn bei Oker bis zumHonsdlerweg bei Ostcrode. Flurnamen-Studie. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1967.S·95-97·164- T h i eie man n. Ouo: Lengder Flurnamenlese. In: Harzer Heimatland. GesdlimtsbeiLzur Goslarsmen Zeitung. 1967, Nr 4. Vom 1. Juni.165. Bio ß. Ouo: Braunsmweigisme Landsknedltsnamen um 1550. Jungesblut, Fürmtenimtund Unverdrossen. In: Norddt. Familienkde. Bd 7 = Jg. 16. 1967. S. 198-301 .Gesmimte einzelner OrteEinzelne Landesteile s. Landeskunde.Abbenrode s. Nr 14.Amelungsbom s. aum Nr 47. 91, 131.166. Heu t ger. Nicolaus C.: Kloster Amelungsborn. In: Niedersamsen. Jg. 67. 1967.S. 361-366, I Abb.Beienrode s. Nr 14.167. Lau b. Gerhard: Die Birkenburg und ihre Herren. In: Allgern. Harz-Berg-Kal. 1967.S.57-60.168. Ca s par. Hans-Joachim: Das Rathaus Blankenburg im Wandel der Zeit. In: UnserHarz. Jg. 15. 1967. S. 87-88. I Abb.Bolmstorf s. Nr 14.169. Lau b. Gerhard: Eine Smatzsume bei Braunlage vor 200 Jahren. In: Unser Harz.Jg. 15. 1967. S. 106-1°7, 1 Abb.Braunsmwelg s. aum Nr 6,29,34,49,72,73.85.91. lIS. 13 1• IH. 138-139. 331.170. S ac k [, Kar! Wilhelm]: Gesmimte der Stadt Braunsmweig von ihren ältesten Zeiten.[Namdr. aus d. Braunsmw. KaI. 1861.] Forts. I. In: Braunsmw. KaI. 1967. S. 33-46,6 Abb.[Anf. s. Bibliogr. 1966. Nr 178.]171. Die s tel kam p, B[ernd]: Braunsmweig. In: Handwörterbum zur deutsmen Remtsgesmimte.Bd I, Lfg 1.J. Berlin 1965-66. Sp. 511-514.[Oberblid< vom Smndpunkt d. red ... sgesmimtl. Entwid


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519173. S Ü r i g, Günter: Untersud1Ungen zur Struktur der Braunschweiger Judengemeindeim 19. Jahrhundert. Braunschweig 1965. III,3U gez. BI. 4 0 [Masch.Schr.] BraunschweigPH, Arbeit zur Realschullehrerprufung 1965.[Vorh. im StadtA Braunsdlweig.1174. Mi I te, Hans: n Wieblinger" am Mittelland-Kanal. Wilhelm KaI t s eh m i d t: InVeltenhof bei Braunschweig spricht man pfälzisch. In: Wieblinger Anzeiger. Nachrichtenbl.f. d. Stadtteil Heidelberg-Wieblingen. Jg. 11 = Nr 132. 1967. S. 1-3, 7,6 Abb.175. Art e I t, Walter: Das medizinische Braunschweig um 1770. Aus dem Alltag einerkleinen Residenzstadt. In: Medizinhist. Journal. Bd I. 1966. S. :40-:60.176. S te i n w e dei, Adolf: Das Residenzschloß zu Braunschweig. Bilder d. Erinnerung.Braunschweig: pfankuch 1967. 55 S., 14 Abb.177. Braunschweig. Berichte aus d. kulturellen Leben. (H. 18.) Braunschweig: Westermann1967. 34 S. 4 0[Darin u. '.: Go s e b rn eh. Manin: Schat7.kammer in der Burg. S. 1-11. 14 Abb. - K 0 h I. FriedrichTheodor: Neuer Entwurf IUS Trümmern. Staat.bank im Ottmer-Bau. S.12-17. 8 Abb. - Den.s. Tibor:Zwei Miniaturbildnisse. Herzog Karl 11. und die .Lady Colville". 5. 18-19. , Ahh. - K ä a t n er. Erhart:Die <strong>Bibliothek</strong> Wolfenbüttc1. Umgebaut von Prof. F. W. Kraemer. 5. '4-'7. 3 Abb. - B 0 gn er. Angela:Begegnung mit Tieren. Gang durch das Naturhistorische Museum. 5 •• 8-3°. 5 Abb. - Hagen. Rolf: Einealte Apolheke. Seltenes Modell im Landesmuseum. S. 3'-33. 4 Abb.1178. F i n k, August: Geschichte des Herzog-Anton-Ulrich-Museums in Braunschweig.[Nachdr. d. Ausg. Braunschweig 1954.] Braunschweig: Aco Verl.- u. Druck-GmbH.1967. 151 S. Text, XXVIII S. Abb.[I. Ausg. s. Bibliogr. 1954. Nr 47.J179. Empfehlungen des Wissensmaftsrates zum Ausbau der wissensmaftlimen Einrimtungen.T. 3: Forsmungseinrimtungen außerhalb der Homsmulen, Akademien der Wissensmaften,Museen und wissensmaftlime Sammlungen. Bd 1-3. (Bo[nn 19]65: Bundesdr.)[Darin u. I.: Herzog AnIOn Ulrich-Musewn und 9 Institute in Braun.chwcig; Seiten-Nachweis in Bd ). S. 94.1180. Meisterwerke im Herzog Anton Ulrich-Museum zu Braunsmweig. ([Vorr.:] GertA d r i an i.) Braunsmweig 1967: Aco-Druck-GmbH. 48 S. Abb.181. We ihr aue h, Hans R[obert]: Europäisme Bronzestatuetten. 15.-18. Jahrhundert.Braunsmweig: Klinkhardt & Biermann (1967). 539 S., 576 Abb. 4 0(Darin zahlreiche Hinweise auf d .. Herzog Anton Ulrich-Musc:um in Braunschweig. mit Abb.1181. S pie s , Gerd: Führer durm die Smausammlung Keramik. (Braunsmweig: Städt.Museum 1967.) 10 BI., 8 Abb. (Arbeitsberr. aus d. Städt. Museum Braunsmw. 11.)183. Empfehlungen des Wissensmaftsrates zum Ausbau der wissensmaftIimen Homsmulenbis 1970. (Bo[nn 19]67: Bundesdr.) 376 S.[Darin innerhalb d .• ach!. Ordnung wiederholt genannt TH Braunschweig.]184. Me yen, Fritz: Die <strong>Bibliothek</strong> der Temnismen Homsmule Braunsmweig. In: Dokumentation,Fambibliothek. Werksbümerei. Jg. 15. 1966/67. S. 111-117,4 Abb.185. Z i e t z, Kar!: Kleine Chronik der Pädagogismen Homsmule Braunsmweig. Braunsmweig:Waisenhaus-Bumdr. u. Ver!. 1967. 74 S., 4 Abb. (Schriftenreihe d. Pädagog.Homsmule Braunsmweig. H. 14.)186. Li n n e, Gerhard: .. Die Neue Obersmule Braunsmweig" - das Gymnasium des Landkreises.Aufnahmen: Willi Bi r k e r. In: Heimatbote d. Landkr. Braunsmw. [13.] 1967.S. 40-43. 3 Abb.187. Hundert Jahre Bumhandlung A. Graff, Braunsmweig. (Gedr. aus Anlaß d. hundertjähr.Bestehens •.• am 10. April 1967. Redaktion: Hans-Alfred Her ehe n. Mit Federzeimn.von Wilhe1m Kr i e g.) (Braunsmweig: Graff 1967.) 39 S., 10 Abb.233


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519188. K i e s 0 w, Gottfried: Vorbericht über die Ausgrabungen in der ehemaligen KlosterkircheBrunshausen. In: Vorchristlich-christliche Frühgeschichte in Niedersachsen. 1966.S. 136-14l, I Abb., I Grundriß-Kt. (Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 64, Beih.)189. So m m er, Johannes: Anfänge des Kirchenbaues in Niedersachsen. Neue Erkenntnisseaus Bauuntersuchungen der letzten Jahre. In: Vorchristlich-christliche Frühgeschichte inNiedersachsen. 1966. S. 58-101, 151-161, 41 Abb. (Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch.Bd 64, Beih.)[Darin u .•. Branshlasen.lCampen s. auch Nr 14-190. Bor n s ted t, Wilhe1m: Burg Campen. Ganz kurzer überblick über Bedeutung u.Verwendungszwecke von Burg u. Gelände u. erhaltenswerte Teile d. alten Burganlage.(Kurzfassung.) (Braunschweig: Landkr. Braunschweig) 1966. 10 gez. BI., 5 Abb. 4 0[Masch.schr. vervielf.] (Denkmalpflege u. Kreisgesch. H. 6.)191. Rau I s, Wilhelm: Deensen. Ein Dorf vor dem Solling im Wandel der Zeiten. Holzminden:Weserland-Verl. 1967. l47 S., 7 Taf. mit 14 Abb. u. 3 Kt.Dlbbesdorf s. Nr 14.19l. Sc h r öde r, Walter: Esbedt. Beiträge zur heimatlichen u. kirchlichen Geschichte d.Dorfes u. seiner Umgebung. (Helmstedt 1967.) 138 s. 4 0 [Masch.Schr.](Vorb. im StallSA Wolfenbütt.1.)Essehof s. Nr 14.Flemtor! s. Nr 14.Gandersheim s. auch Nr 34. 66, JIS'193. Kurpost. Informationen, Termine u. Unterhaltung. Jg. 13, H. 1-9. (Bad Gandersheim:Hertel) 1967. [Umschlagt.]marin u. I.: Kroll.nberg, Kurt: Straßennamen und ihre Getdüchte U-9: WU Straßennamen undHäus.r enählen). Folge [1.2)-9. Mit Abb.1194. Per s t, Otto: Zwischen Kanonissenstift und Kaiserhof. Aus dem Leben der PrinzessinSophie (975-1°39), der Gründerin des Kanonissenstifts Eschwege. In: Das Werraland.Jg. 19· 1967. S. 3-7, I Abb.[AbdSlin VOll Gandcrsh.im 1001-1039.)195. Kr 0 n e n b erg, Kurt: Orate pro eis (Betet für sie). Die Antoniuskapelle des Amoldvon Roringen in der Gandersheimer Stiftskirche aus dem Jahre 14Sl als Zeichen spätmittelalterlicherWeltangst. In: Braunschw. Heimat. Jg. 53. 1967. S. 1-5, 1 Abb.196. Sc h ä f er, Dieter: Gründung und Einweihung des Paedagogium iIlustre in Gandersheim(1569-1571). In: Jb. d. Ges. f. nds. Kirchengesch. Bd 64. 1966. S. 97-n8.134Gardessen s. Nr 14.Glelde, Am Hetelberg u. Am Kaiserstein s. Nr 41.Goslar s. auch Nr 6,34,35,48,93,95, u5, 131, 133-135.197. Goslarer Woche. Veranstaltungskal. Jg. 18. (Goslar: Thuhoff) 1967. l76 S. [Umschlagt.][Darin u. '.: Goslara kostbare si.b.n Sammlungen: Schramm, J[ohanne.): Blick ins Mus.um. S.7-8,2 Abb.; Schmutzler, Helga: Der Vielfraß ist des Teufels Leibpf.rd. Kochbüch.r aus vier JahrhDlld.rt.nin d.r Sammlung Adam. S. 17-18, 2 Abb.; Jagd- DIld Forstmus.um im Mönchehaus. S.75-'76, r Abb.: Di."SO .rbaut. VorhaUe dei Goslarer Domes. S.99, I Abb. - 7S Jahre Ver.in für Fremd.nv.rk.hr Goslar.S. 47-S', 57-59, S Abb. - Schramm, J.: Goslar hat .in.n gut.n Freund v.rloren. Dr. Karl G. Brachmanoim 65. Lebensjahr v.rstorben. S.77. - 2S0 Jahre Grauhofkirch •• S. "9-"2, , Abb. - Sehulz, Arthur:Goslarer SdIütz.n im Mittelalter. S. '43-144, I Abb. - StadUpark .... Goslar ist 100 Jahre alt. S. ISI. -Schrlmm, J.: 300 Jahre Postr.isedienst im Harz. Im Jahre I66S fuhr die .rste Po.ckursdle in Go.lar.S. 243-244, I Abh.1


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519198. Geh I e r t [. Dietrich]: Goslar. (17 Federzeichn. aus d. looo-jährigen Goslar.) (Goslar.Stadtsparkasse [1967].) I BI. Inhaltsverz., 17 Taf. 4 0199. Moll e n hau er. Heinz: Rundbli& auf GosIar im Jahre 1830. In: Unser Harz. Jg. 15.1967. S. 151-153.100. S a y n - W i t t gen s t ein. Franz Prinz zu: Reichsstädte. Patrizisches Lehen vonBem bis Lübeck. München: Prestel-Verl. (1965.) 353 S. mit Abb.[Darin s. 309-316: Goslar.1201. Fes ca. Dietrich: Das Wietamt der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar. Göttingen1966. 76 S. Göttingen, Jur. Diss. v. 18. Mai 1965.101. Wer n er. Wolfram: Goslar am Ende seiner reichsstädtischen Freiheit unter besondererBerücksichtigung der Reformen von J. G. Siemens. Goslar: Geschichts- u. HeimatschutzvereinGoslar e.V. 1967. 256 S. [Ersch. auch als Phi!. Diss. Göttingen 1966.](Beitrr. zur Gesch. d. Stadt Goslar. H. 23.)203. M e u t h e n. Erich: Die Aachener Pröpste bis zum Ende der Stauferzeit. In: Zs. d.Aachener Geschichtsvereins. Bd 78. 1967. S.5--95.[Darin S. 50-57' Die Brüder Konrad und WilheIm von Querfurt. auen Pröpste von Goslar; S. 60--84:0110 von Everstein.)204. (B 0 reh er s. earl:) Stiftskirche Grauhof. (4. Aufl.) (Göttingen. Berlin. Frankfurt:Musterschmidt 1967.) 15 S .• u Abb. [Umschlagt.] (Kleine Kunstführer f. Nds. H. 11.)Ir. Auf!. s. Bibliogr. 1955. Nt 92.)205. Sc hub art. Winfrid: Zur Baugeschichte der Kirche Grauhof. In: Harzer Heimatland.Geschichtsbei!. zur Goslarschen Zeitung. 1967. Nr 5. Vom 1.6./:z7. Aug. Mit 1. Abb.206. Bor ehe r s. Günther: Die Grabungen und Untersuchungen in der Stiftskirche SI.Georg zu Goslar (19631I964). einem Nachfolgebau der Pfalzkapelle Aachen. In: BonnerJahrbüdter d. Rheinischen Landesmuseums in Bonn (im Landschaftsverband Rheinland)u. d. Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland. Bd 166. 1966. S. 235-251. 15 Abb.[Vgl. Bibliogr. 1966. Nr 116.]207. Mo r a w. Peter: Ein Gedanke zur Patrozinienforschung. In: Archiv f. mitteIrheinischeKirchengesch. 17. 1965. S. 9-1.6.[Darin S. 19-111 Stift SS. Simon und Judu in Goslar.)208. G ri e P. H[ans]-G[ünther]: Altarbilder aus Geismar deuten nach Goslar. Werkstattdes Huldigungssaalmeisters. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil. zur GoslarschenZeitung. 1967. Nr I. Vom 14Jr5. Jan. Mit .. Abb.209. [G r i e p. Hans-Günther:] Goslarer Malerei der Zeit um 1500. Altarschrein aus derKirche Deckbergen ein Gegenstü& zum Flügelaltar der Stephanikirche. In: HarzerHeimatland. GeschichtsbeiI. zur Goslarschen Zeitung. 1967. Nr 4. Vom 2. Juni. Mit1 Abb.210. G r i e p [. Hans-Günther]: Wie wohnte man im Mittelalter? Alte "Bohlenmalereien"aus dem Haus Marktstraße 3. In: Harzer Heimatland. Geschichtsbeil. zur GoslarschenZeitung. 1967. Nr s. Vom 26.1z7. Aug. Mit I Abb.21 I. U h I. Hans-Georg: Des Reiches Prominenz im Lutherbild der Kaiserpfalz. In: GoslarerBergkaI. Jg. 317. 1967. S. 30--33. I Taf.212. G r i e p. Hans-Günther: Herkules. Kaiser und Abundantia, Holzfiguren an der Kaiserworth.In: GosIarer BergkaI. Jg. 317. 1967. S. 72-79. 8 Textzeichn.1.35


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigZ13. (W eid n er, Alfred): Auftrag und Erfüllung. 100 Jahre Stadtsparkasse Goslar. Festschriftzum Jubiläum am I. Juli 1967. (Goslar: Stadtsparkasse 1967.) 181 S. mit Abb.Grauhof s. Goslar.114. Eh I e r s, Hans: Greene im Wandel der Zeiten. (Greene:) Heimat- u. VerkehrsvereinGreene e.V. (1967.) 101 S. mit Abb.Groß-Gleidingen s. Nr 106.115. Ta c k e, Friedrich: Dorfgeschichte von Haldller. Ein Beitrag zur Heimatkunde.(Halchter:) Verf. (1967.) 196 S., Z1 Abb. [Fotodr.]Harzburg s. auch Nr 11, 105, 115, 181.Z 16. Müll er, Theodor: Die Schankwirtschaft auf der Saline Juliushall (Bad Harzburg).In: Braunschw. Jb. Bd 48. 1967. S. 5-21.Hattensen Kr. Holzminden s. Nr 6.Haverlah s. Nr 41.117. 1947-1967. 20 Jahre Heininger Bruderschaft. (Im Auftr. d. Heininger Bruderschafthrsg. von Helmut San d v 0 s.) (Wolfenbüttel 1967: Hedmer.) 36 S., 13 Abb. quer-8°[Umsdllagt.][Darin u. I.: B u t tl e r, Hans-Mucin: Aus Heininger Geschichte.1Helmstedl s. auch Nr 6, 34, 98, 115, 331.218. Helmstedter Kulturblätter. Jg. 17, H. 5-11; Jg. 18, H. 1-5. Helmstedt 1967. [Kopft.][Dlrin Il. I.: R ö m er. Gemard: 1946-1966. 10 Jlhre Kulturverein der Stadt Helmstedt e. V. Jg. 17. H. S.Beil •• BI.]219. Ase he, Marta: Spaziergänge in Helmstedt. Helmstedt: Braunschw. Kohlen-Bergwerke[1967].34 S., 31 Abb. [Nicht im Buchhandel.][Vgl. Bibliogr. 1966. Nr 130.1zzo. (S c h a per, Robert:) Alt-Helmstedt im Bild. Eine Ausstellung d. Stadtarchivs Helmstedtin Verb. mit d. Kulturverein d. Stadt Helmstedt im Rathaus Helmstedt vom z. bisz8. Febr. 1967. (Helmstedt 1967.) 8 Bl., 15 Abb. (Zwischen Hausmannsturm u. WalbeckerWarte. H. 7.)ZZI. D r 0 b i g, Roswitha: Das Armenwesen der Stadt Helmstedt. [Helmstedt 1967.]98 gez. BI. 4 0 [Masch.Sdu. verviclf.] Braunschweig PH, Examensarbeit 1967.ZZZ. K lei n e r t, Rudolf: St. Stephani-Kirche zu Helmstedt. (2. Aufl. mit 2 Nachträgenvon Wilhclm Sc h rad er: Die GrabkapeIle auf dem St.-Stephani-Kirchhof; DasBeguinenhaus St. Stephani.) (Helmstedt: Der Kirchenvorstand d. St. Stephani-Gemeinde1966.) 44 S .• zz Abb. [Umschlagt.][I. Auf!. s. Bibliogr. 1965. Nr 21}.]zz3. 0 s t e n, Gert von der: Der umarmende Kruzifix in Helmstedt. In: Niederdt. Beitrr.zur Kunstgesch. Bd 6. 1967. S. 11 1-116, Abb. 88-90'224. No (I t e, Eduard): Otto Dienemann über das Brunnental (Helmstedt). In: BKB­Mitteilungen. [Jg. 17,] 1. 1967. S. 18-19, 4 Abb. [Dazu: Frau Ase he antwortet OttoDienemann. (Betr. Flurnamen "Totenwieseu.) 3. S. 31-33.]zzs. Ase h e. Marta: Der Freitisch an der Universität Helmstedt. Vortr. vor d. Studentenhistorikernin Mainz. In: Der Convent. Jahr 18. 1967. S. 1-8.zz6. BIo ß, Otto: Kleine Beiträge zur Holzmindener Stadtgeschichte. In: SüdhannoverscherHeimatkaI. 1967. S. 85-86, I Abb.http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Hordorf s. N r 14.Hüburg b. Kreiensen s. Nr 46.KnelWngen s. Nr 119.Königslutter s. auch Nr 131,138,193'117. Das Moosholzmännchen, heimatkundliches Beiblatt des lutterschen Stadtbüttels. Nr45-54. (Königslutter am Elm) 1967. [Kopft.; Masch.Schr. vervielf.][Darin u. a.: Barnstorf, Fritz: Das Kurhaus in König,lutter (1847). Nr 50,1 Abb. - Röhr, H[einzJ'Der Weg .Unter den Eichen". Nr. SO. - B. r n. tor f, F.: Döneken rings um den Elm. [Wird fortges.:Nr 51. 54·]zz8. Kr aus, Wilfried: Untersuchungen zur Geschidtte der Stadt Königslutter im 18. Jahrhundert.[Königslutter 1967.] 97 gez. BI., 6 Kt., 7 Abb. 4 0 [Masch.Schr.] BraunschweigPH, Prüfungsarbeit f. d. Lehramt an Realschulen 1967.[Vorh. im StamA Wolfenbüttel.)119. Per kam p u s, Peter: Die wirtschafts- und siedlungsgeographische Entwiddung vonKönigslutter seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. (Königslutter 1966.) 74 S., 9 Kt. 4 0[Masch.Schr.] Braunschweig TH, Prüfungsarbeit f. d. Lehramt an Realschulen 1966.[Vorb. im St"ISA WoIfenbüttel.1130. Die s tel man n, Richard: Die alte Clemenskirche in Königslutter. In: Braunschw.Heimat. Jg. 53. 1967. S. 97-99, 1 Abb.13 I. Ga n t z, Dieter: Kunsttopographische Betrachtung der Stadt Königslutter. (Königslutter1966.) 61 gez. BI., 46 Abb. 4 0 [Masch.Schr.] Braunschweig PH, Examensarbeit1966.[Vorh. im StiatsA WolfenbütteL)211. R öhr, Kerstin: Die Entwiddung des Schulwesens in Königslutter unter besondererBerücksichtigung des 18. und 19. Jahrhunderts. Braunschweig 1966. 94 gez. BI. 4 0[Masch.schr.] Braunschweig PH, Prüfungsarbeit 1966.[Vorh. im StaatsA WolfenbütteL]Lehre s. auch Nr 14.133. Bor n s ted t, Wilhelm: Die Karolingerurkunde. (König Arnulf 888 n.Chr.) In:Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [13.] 1967. S. 15-16, I Abb.[Darin zum ersten Mal genannt Lehre und Sidcte.]Lengde s. Nr 164.U


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519237. Eh 1 e r s, Hans: Das Leinetalwerk und die Wüstung Meynshausen. In: BraunsmwHeimat. Jg. 53· 1967. S. 100-102, 3 Abb.:38. Ca 5 par, Hans-Joamim: Kloster Mi


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004251925 I. Stadtatlas Salzgitter. (Gestaltet u. hrsg. von d. Salzgitter-Zeitung. Bearb. d. 3. Aufl.:Walter Sc h war z.) (Salzgitter [1967].) 54 S. mit Abb. u. Stadtteil-Plänen, 1 Kt.[Umschlagt.][I. Auf! ••• Bibliogr. 1959, Nr 156.)2SZ. Kr a m er, Ewald: Ein Rundgang durch Salzgitter. In: Unsere Hütte. Jg. 17. 1967.S. 96--98, 4 Abb.253. (G e h I e r t, D[ietrich]:) Salzgitter-Zeichnungen. (Salzgitter: Appelhans 1967.) 1 BI.Text, u Taf. quer-8° [Umschlagt.][4 Taf. nad1gedr. aus Bibliogr. 1966, Nr 256.)254. Wie den rot h, Otto: Der Wirtschaftsraum Salzgitter. Beitrag zu e. Analyse d.Stadtgebietes. In: Neues Archiv f. Nds. Bd 16. 1967. S. 136-153 mit Tab. u. I Kt.255. Vollmerhaus, H[ans]: Das Salzwerk Hessenplatz bei Unna im I7.JahrhundertIn: Der Märker. Jg. 16. 1967. S. 1-11, 21-29.[Darin u ••• Saline LiebeohalllSalzgincr u. deren Verwalter 1607-1614, Gerwin Sandmann.)256. Sc h r e u er, Siegfried: Chronik von Salzgitter-Gebhardshagen. (Salzgitter) 1967.87 gez. BI. 4 0 [Masch.Schr.][Vorb. im St.allA Wolfenbüttel.)257. Schützengesellschaft Salzgitter-Gebhardshagen e.V., Ortsjugendring Salzgitter-Gebhardshagen.I. Schützen- und Volksfest in Salzgitter-Gebhardshagen vom u. bis 15. August1966. [Festschrift.] (Salzgitter 1966.) 20 BI. [Umschlagt.][Darin u. I. 3 BI., 3 Abb.: F i n k e n I i e per, GUlUV, Alfred B 0 d e: Chronik von Gebhardshagen.)258. 2. Schützen-, Feuerwehr- und Volksfest in Salzgitter-Gebhardshagen, 4. bis 7. August1967. [Festschrift.] (Salzgitter 1967.) 20 BI. [Umschlagt.][Darin u.a. 2 BI., I Abb.: F i n k e n sie per, Gustav: 968-1968. Gebhardshagen wirdim kommenden Jahr 1000 Jahre alt.][GrOndungsjabr 968 bisher urkundlid1 nid1t erwiesen.)259. F 0 reh e, Wolfram: Geschimte der Sukopsmühlen. (Salzgitter-Limtenberg.) In:Unsere Hütte. Jg. 17. 1967' S. 293-295, 3 Abb.260. F 0 reh e, Wolfram: Begräbnis- und Kultplätze bei Lichtenberg. In: Unsere Hütte.Jg. 17. 1967. S. 352-354, 2 Kt.Skizzen.Schandelah s. auch Nr 14.261. D re w i t z, Rudi: Aus der Geschimte des Dorfes Smandelah. In: Heimatbote d.Landkr. Braunsmw. [13.] 1967. S. 86--92, 2 Abb.Schapen s. Nr 14.Schönlngen s. auch Nr II 3, 11 5 I 33 I.262. Unsere Heimat. MitteilungsbI. d. Heimatvereins smöningen u. Umgebung. Jg. 16.(Schöningen) 1967 (: Kleemann). 100,26 S. [Kopft.][Darin U.I.: Sd1öningens älteste Masd1inenfabrik. S. 1-7. - Rose, Krarl): Sd1öninger Orgelbauer. (I. Fom.u. S


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425192.63. T h 0 n, Ekkehard: Schöppenstedt, Kleinstadt am Elm. In: Braunschw. Kat 196;.S. 58-59, I Abb.Slöckheim s. auch Nr 76.2.64. Bor n s ted t, Wilhelm: Chronik von Stöckheim. Siedlungsgeographie, Sozial- undKulturgeschichte e. braunschweigischen Dorfes, mit e. Beitr. von Franz N i q u e t :Vor- und Frühgeschichte der Gemarkung Stöckheim bei Braunschweig. 92. z.T. ganzseitigeBilder u. Wiedergaben von alten Urkunden, Stichen u. Kt. Braunschweig: ACOVerl.- u. Druck GmbH. (1967.) 301 S.Thedlnghausen s. Nr 15, 102..Thiede s. Salzgitter.2.65. Bor n s ted t, Wilhelm: Vecbelde, Wasserburg, Schloß und alte Heerstraße. In.Heimatbote d. Landkr. Braunschw. [13'] 1967. S. 65-74, 1 Abb.2.66. Männergesangverein Liedertafel Vechelde von 1867, Mitglied des Deutschen Sängerbundes.loe-Jahr-Feier vom 3. Juni bis u. Juni 1967. Festschrift. (Vechelde 1967.) 48 S.mit Abb. [Umschlagt.][Darin u. a.: Basse. Karl: Au. der Gründerzeit. S. IS-16. - Paes, Rudolf: Im Banne des VemelderParkes. Heimatkundlimer Klölmsmnad


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig274. 5 eh u I z e, Hans: Beiträge zur Gesdtidtte der ;üdisdten Gemeinde in Wolfenbüttel.T. I: Die wirtsdtaftlidte und bürgerlidte Stellung der Sdtutzjuden. [Wird fortges.] In:Braunsdtw. Jb. Bd 48. 1967. S. 23-61, 3 Abb.275. Ha ase, Carl: Raumverteilung in Ardtivbauten. Wedtselseitige Zuordnung von Leseu.Ausstellungssälen. Verwaltung, Werkstätten, Magazin (dargest. am Beispiel niedersädtsisdterArdtivbauten). In: Der Ardtivar. Jg. 20. 1967. Sp. 115-14°.[Darin Sp. 110-113. I Grundriß: StaatsA WolfenbütteI.)276. Lee s eh, Wolfgang: Ardtivbau in Vergangenheit und Gegenwart. In: ArdtivalisdteZs. Bd 62. 1966. 5.11-65. 13 Abb.[Darin u. a. StaalSA WolfenbütteI.]277. 5 eh m i e der, Wolfgang: Musik, alte Dru&e bis etwa 1750. Mitarb. von Gisela11 art wie g. Textbd. Registerbd. Frankfurt a.M.: Klostermann 1967. 4 0 (Kataloge d.Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong>, Wolfenbüttel. Die neue Reihe. Bd 12.13.)278. T h ö n e, Friedridt: Bemerkungen zu Zeidtnungen in der Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong>zu WolfenbütteI. In: Niederdt. Beitrr. zur Kunstgesdt. Bd 6. 1967. S. 167-206, Abb.142- 185.279. Tarn m e, Bernhard F.: Wolfenbüttel- Sdtulen, Schüler und Sdtulbauten. In: Heimatbudtf. d. Landkr. WolfenbütteI. Jg. 13. 1967. S. 60-73, 8 Abb.280. Söchting, Walter: 100 Jahre Anna-Vorwerk-Sdtule in Wolfenbüttel. In: Heimatbuchf. d. Landkr. WolfenbütteI. Jg. 13. 1967. S. 139-142, I Abb.281. Den eck e, RoIf: Der doppelt bekränzte Dichter. Ludwig Uhland in Wolfenbüttelund Neustadt I Bad Harzburg. In: Heimatbudt f. d. Landkr. Wolfenbüttel. Jg. 13. 1967.S. 132-138,2 Abb.[VgI. Bibliogr. 1965. Nr .06.1282. L ü c k e , Heinridt: Aus der Sdtulgeschidtte der Bergstadt Zellerfeld. In: Allgern. IIarz­Berg-KaI. 1966. S. 49-51. I Ahh.283. L 0 m m atz s eh, Herbert: Der Baro&komponist Georg Philipp Telemann im Oberharz.(Schulzeit in Zellcrfeld um 1694-17°1, lebte im Hause von Caspar Calvör.) In:Niedersachsen. Jg. 67. 1967. S. 413-415. - Audt in: Unser Harz. Jg. 15. 1967. S. JIo-I II,2 Abb. [Leicht geänderter Text u.d.T.: Der Komponist Georg Philipp Te1emann imOberharz.]284. L 0 m m atz s eh, Herbert: Zu Georg Philipp Telemanns Aufenthalt in Zellerfeld(1694-1698). In: A1lgem. Harl.-Berg-KaI. 1967. S. 27-30, 1 Abb.Bevölkerungs- und Personengeschichtes. auch Nr 74. 93.285. Entstehung und Verfassung ,des Sachsenstammes. Hrsg. von Walther La m m e r s.Darmstadt: Wiss. Buchges. 1967. X,560 S. (Wege d. Forsch. Bd 50.)286. Niedersächsisches Geschlechterbuch, bearb. von WoIfgang 0 ll r 0 g. Bd 10. Limburga.d.L.: Starke 1967. LXIII,543 S. mit Abb. (Dt. Geschlechterbuch. Bd 143.)[Darin u. a. Familie HallensIeben u. Familie Scebaß mit Helmstedter u. Braunsdtweiger Stamm.1287. S pie I man n, Karlheinz: Ehrenbürger und Ehrungen in Geschichte und Gegenwart.Eine Dokumentation zur deutschen u. mitteleuropäischen Geschichte. (J., wesent!. erw.Aufl.) Bd I: A-K; 2: L-Z. Dortmund: Verf. (1967.) LXXV, Jl76 S. mit Abb.[Alphabetisdt nadt Orten.1http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519z88. Co n n, Alfred: Ahnenliste Conn 11. Ahnenliste Conn I, Nachtrag. In: Zs. f. niederdt.Familienkde. Jg. 41. 1967. S. 81-91.[Vgl. Bibliogr. 1964, Nt 258; 1965, Nt '71; 1966, Nt 293.1189. Civilitates. Lübecker Neubürgerlisten 1317-1356, hrsg. von Olof A h I e r s. Lübeck:Srnmidt-Römhild 1967. 187 S. 4 0 (Veröffentlirnungen zur Gesrn. d. Hansestadt Lübeck.Bd 19.)[Darin n. I. HerkunflSnamen aus d. Land Braunschweig.1z90. We i g I e, Fritz: Die deutsrnen Doktorpromotionen in Philosophie und Medizin ander Universität Padua von 1616-1663. In: Quellen u. Forsdt. aus itat Ardliven u.<strong>Bibliothek</strong>en. Bd 45. 1965. S. JZ5-384.[Darin 5 Promovierte aus d. Land Braunschweig.1191. W i 1 c k e n s, Hans ]ürgen von: Portraitbilder in den Leirnenpredigten des 17.-18.Jahrhunderts, mit 1 Taf. Hildesheim: Lax 1967. 91 S.[U. I. IUS d. Leichenpredigtensammlungcn in d. ehem. Universitätsbibliothek in Helmstedt n. im StadtABraunschweig.1191. S eh war z, Max: MdR [Mitglied des Reichstags]. Biographisrnes Handbuch derReichstage. (Hannover:) Verl. f. Literatur u. Zeitgeschehen (1965). XII,831 S.[Darin Zusammenstellung d. Abgeordneten nach Wahlkreisen u. Einzelbiographicn.1193. Kr i e ger, Heinz-Bruno: Ortsfremde in Königslutter am Elm. In: Norddt. Familienkde.Bd 7 = Jg. 16. 1967. S. 312.-315.[Vgl. Bibliogr. 1964, Nt 266.1194. W i lek e, Gero von: Die Besse1 als Vorfahren der Salviati und Amsberg. In: Zs. f.niederdt. Familienkde. Jg. 41. 1967. S. 131-136.Antrlck, Otto s. Nr 69.195. Moll e n hau er, Heinz: Der Bildhauer Kad Blrker, Braunsmweig-Königslutter. In:Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. 49. 1967. S. 8-9,1 Abb.Blos, Wilhelm s. Nr 69.196. S ehr a m m, Percy Ernst: Hermann Blumenau, der Grunder der SiedlungskolonieBlumenau. Seine Anfänge in Brasilien nach Briefen an seine Familie (1846-50). In: Jb.f. Gesdt. von Staat, Wirtsmaft u. Gesellsdtaft Lateinamerikas. Bd 4. 1967. S. 619-656.Bode, Familie s. Nr 303.197. Eck e r t, Georg: Wilhelm Bracke und die Propaganda für den I. Band des "Kapital"von Kad Marx (1867/68). In: Braunsmw. Jb. Bd 48. 1967. S. 101-137, 5 Abb.198. J u n g a n d r e a s, Menna: Die schöne Frau von Branconl, eine Freundin Carl WilhelmFerdinands von Braunschweig, Goethes und Lavaters. Hist. Roman. lIerford:Koehler (1967). 187 S., 11 Abb.199. Sc h m i d t, Kurt: Julius von den Brlncken, ein braunschweigischer Forstmann. In:Braunsmw. Heimat. Jg. 53. 1967. S. 75-81.300. L 0 m m atz 5 eh, H(erbert): Caspar Brinkmann (t 1666), Henning Calvör (t 1766).In: Allgem. Harz-Berg-KaI. 1966. S. 40-43, 3 Abb.Brudunann, Kar! Gustav s. Nr 197.Bruns, Familie s. Nr 303.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=000425193°1. Brunsema, Mellaeus: Oratio pro nova juridicae facultatis Groningae instituta praelectionehabita ad VI. Juli; MDXCVI [,Iat. u. holl.] De tekst van het handschrift in faes.uitgeg. met een inleiding van T. J. V e e n en een vertaling van F. A k k e r man[u.a.] Groningen: Faculteit d. Rechtsgeleerdheit 1967. XIX S., 1S BI. (Rijksuniv. Groningen.Mededelingen van het Rechtshistorisch Inst. Nr 6.)Bugenhagen, Johannes s. Nr 85.Calvör, Henning s Nr 300.Calvör, Caspar s. auch Nr 183.301. Bur 0 se, Hans: Caspar Calvör wie ihn kaum jemand kennt. In: Allgern. Harz-Berg­KaI. 1966. S. 44-47, 1 Abb.Calwer, Richard s. Nr 69.Campe, Joachim Heinrich s. Nr UI.303. Sc h i eck e I, Harald: Benedict I. Carpzov (1565-1614) und die Juristen unterseinen Nachkommen. Verwandtschaftliche Verflechtungen bekannter Gelehrtenfamilien.In: Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgesch. Germ. Abt. Bd 83. 1966. S. 3 [0-311.[Darin u. a. auch genannt d. Familien Bode, Brun5, Henke.l304. Bibliotheque cantonale et universitaire. Benjamin Constant 1767-183°' (Expositionorganisee pour le deuxieme centenaire de la naissance de Benjamin Constant. Sept.­Oct. 1967. [Ausstellungskatalog.]) Lausanne 1967. II 1 S., 8 Abb.[Con,tant Wir 1788-1794 Kammerherr am Brannsehw. Hof: die Stücke 100. 101, 104. 106. 111. "]. "4aus Lande,museum Braunsc:hweig u. StaatsA WolfenbütteL]305. C r a m m, Friedr(ich): Geschichte des Geschlechts von Cramme. (Salzg[itter]-Lichtenberg:Otto Cramm; Gr. Gleidingen: Heinrich Cramm [[967].) 77 gez. BI. 4 0 [Masch.Schr. vervielf.]306. Deutsche Wappenrolle. Hrsg. vom .. Herold", Verein f. Heraldik, Genealogie u. verwandteWissenschaften, zu Berlin. Bd 17. 1966/67. 96 gez. BI.[Darin BI. 3: Wappen Demantrriemann aut Wolrwiesc:he Kr. Wolfenbllrtel; BI. 56: Wappen Poehlmg auaHombutg Kr. WolieobütteI.)Eversteln, Otto von s. Nr 103.307. Gauss-Gesellschaft e.V., Göttingen. Mitteilungen. Nr 4. Göttingen 1967. 38 S.[Darin u. '.: Mi c h Ii n g, Horst: Znr Ganßbüste von Heinrich He,emann. S. ]-5. I Tal. - Bi e rm a nu.Kurt-R[einhard): earl Friedrich Gauß im Spiegel seiner Korrespondenz mit Alexander von Humboldt.S. 5-18. I Tal. - Mi chi i D 11, H.I Der Gauß'sehe Vizeheliotrop. S. 17-]0, 1 Tal.)308. Gei tel, Otto: Der finnische Zweig der Familie "Geitei". Nach Aufzeichnungen derMaria Natalia Geitel. Clausthal-Zellerfeld 1967. 31 S., 30 Abb., I Stammtaf. [Fotodr.]Gerstädter, Friedrich s. Nr 111.309. Be r g f eId, Ernst: Otto Graumann zum Gedächtnis [11.1.1878-14.5.1967.] In:Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. So. 1967. S. 16-17.[ Abb.31o. Be r g fe 1 d, Ernst: In Braunsmweig geboren, in Berlin am Werk. (Maler undGraphiker Helmuth Grundner.) In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig,e.V. Jg. 17 "" H. 49. 1967. S. 10-11, I Abb.Hallensieben, Familie s. Nr 186.3 I I. L an g. Karl Heinrich (Rr von): Die Gesmichte des Geschlechtes von Hardenberg.([Hrsg.:] Hans Adolf Graf von Ha r den be r g.) (Wolbrechtshausen: Hrsg. 1966.)188 S. 4 ° [Umschlagt.]16· 243


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigHartmann, Gustav s. Nr 148.Henke, Familie s. Nr 303.Heyde-Dohm, ElIinor von der s. Nr 130.311. Angermann, Gertrud: Der Oberst Georg von Holle 1514-1576. Ein Beitrag zurGesdtidtte des 16. Jahrhunderts. Minden: Bruns (1966). 301 S., :u Abb., 111 Kt. (MindenerBeitrr. 11.)Hoppe, Karl s. auch Nr 113.313. 0 P per man n, Hans: Else und Kar! Hoppe. Zu den Geburtstagen des Braunsdtwcigerliterarisdten Ehepaares. In: Freundeskreises d. Gr. Waisenhauses, Braunschweig,e.V. Jg. I, = H. 51. 1967. S. 4-7, 1 Abb.Jasper, Heinridt s. Nr 70.Jesse, Wilhelm s. audt Nr 40.314. Bi I zer, Bert: Wilheim Jesse 80 Jahre alt. In: Forschungen u. Fortschritte. Jg. 41.196,. S. zI8-110, 1 Abb.315. H ä ver nie k, Walter: Wilheim Jesse zum 80. Geburtstag am 3. Juli 1967. In: HamburgerBeitrr. zur Numismatik. H. 21. 1967. S. 7~. 1 Abb.316. Geh 1 e, Hcidi: Max JÜdel. Ein Unternehmerporträt. Braunschweig 1967. 29 gez. BI.4 0 [Masdt.Schr. vervielf.] Braunschweig PH, Hauptfacharbeit f. Geschidtte 1967.[Vorb. im StadtA Bnunsdlweig.)317. Be r g f eid, Ernst: Die Braunschweiger Lyrikerin Anne Marie JÜrgens. In: Freundeskreisd. Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. 49. 1967. S. 6-7.318. Bar n s tor f, Fritz: Otto Klages aus Königslutter, Vorbild eines wissenschaftlidtenSammlers in unserer Zeit. In: f'reundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunsdtweig, e.V.Jg. 17 = H. 49. 1967. S. Z-4, 1 Abb.319. E e k ha r d t, Albredtt: Beridttigungen zum Aufsatz "Die Familie des LüneburgerKanzlers Klammer von 1427 bis 1634 ••. " (Genealogie 14. Jg. 1965. S. 673-90,> In:Genealogie. Bd 8 = Jg. 16. 1967. S. 8°7-810.[Vgl. Bibliogr. '965. Nr 308.)po. Kom, Rudolf: Gemälde, Graphik. ([Vorr.:] Hans Lau t, Ernst S t r a ß n er.)(Braunsdtweig 1967: Waisenhaus-Budtdr. u. Verl.) '5 S., 56 Abb.pI. Moll e n hau er, Heinz: Im Atelier des Malers und Graphikers A. O. Koeppenin Braunsdtweig. In: Freundeskreis d. Gr. Waisenhauses, Braunsdtdtweig, e.V. Jg. 17 =H. 51. 196,. S. 9-10, 1 Abb.311. Roh kam m, Otto: Zu Ehren von Prof. Dr. lie. Friedridt Koldewey t. In: Heimatbudtf. d. Landkr. WolfenbütteI. Jg. 13. 1967. S. 143-144, I Abb.Krull, Christian Friedridt s. Nr 40.P3. Mit gau, Hermann: Der junge August Lafontaine. Aus zeitgenössisdten Beridttenmitgeteilt. In Braunsdtw. Jb. Bd 48. 1967. S. 61-77, I Abb.314. Emil Langen - Werk und Wirken. (1868 Grunder der Aktienges. Eisenwerk Salzgitter.)In: Unsere Hütte. Jg. 17. 1967. S. 101-101, 3 Abb.Lelbnlz, Gottfried Wilhelm s. audt Nr 3, 96.PS. Müll er, Kurt: Leibniz-Bibliographie. Die Literatur über Leibniz. Frankfurt a. M.:Klostermann (1967). XX,478 S. (Veröffentlidtungen d. Leibniz-Ardtivs. 1.)244http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> BraunschweigLessing, Gotthold Ephraim s. Nr Z73.3z6. S t u p p e ri eh, Robert: Briefe Joachim Lonemannl an Melanchthon. In: Jb. d. Ges.f. nds. Kirchengesch. Bd 64. 1966. S. 88-96.[Lehrer u. Rektor am Kath.rin.um zu Braunsdlweig 1551-1566, mit Unterbredlungen.)317. Be r g f eId, Ernst: Der Ehrenvorsitzende des Direktoriums des Großen Waisenhauses,Oberstadtdirektor i.R. Dr.-Ing. E.h. Erich Walter Lotz t. In: Freundeskreis d.Gr. Waisenhauses, Braunschweig, e.V. Jg. 17 = H. 49· 1967. S. 17·MeIsheimer, Friedrich Valentin s. Nr 6z.3z8. K lei n a u, Hermann: Kad Meyer t, geb. Wolfenbüttel 4. 6. 1889, gest. Wolfenbüttel17.1. 1967. In: Der Archivar. Jg. 10. 1967. Sp. 347-348.3Z9. König, J[oseph]: Regierungsrat Kad Meyer t. (4. Juni 1889 - 17. Februar 1967.)In: Braunschw. Jb. Bd 48. 1967. S. 144-145.330. Mitgau, Hermann: Erlebt und erzählt, auch Dönekens verteIlt. Göttingen: Reise 1967.79 S.33 I. Mit gau, Hermann: Der Verwandten- u. Freundeskreis der Frau Bürgermeisterinzu Schöningen, Maria Elisabeth Juliane Mitgau geb. Stisser (1743-1785). In: Norddt.Familienkde. Bd 7 = Jg.16. 1967. S. 289'-297, 3 Abb.Momberg, earl s. Nr 130.332. Sc h i b, Kad: Johannes von Müller 1752-1809. Hrsg. im Auftr. d. Hist. Vereins d.Kantons Schaffhausen. Mit 31 Taf. u. 1 Kt. im Text. Thayngen-Schaffhausen: Augustin­Ved.; Konstanz. Lindau, Stuttgart: Thorbecke (1967). 535 S. 4 0[Darin u. a. Müllers Kampf um d. Univ. Helmstedt; ferner: Sdlulen in d. Stadt Braunschweig.)333. Sc bi b, Kad: Die Biographen Jobannes von Müllers. In: Schaffhauser Beitrr. zurvaterländischen Gesch. H. 44. 1967. S. 42-59.334. Ha r t man n, Wilhelm: Die von OIdershausen, eines der ältesten Adelsgeschlechterin Niedersachsen. Mit 13 Abb. Hildesheim 1967 (: Lax). 19 S.33S' OUo-Walster, August: Leben und Werk. Eine Auswahl mit unveröffentlichten Briefenan Karl Marx. Hrsg. von Wolfgang F ri e d r ich. Berlin: Akademie-Ver!. 1966. zSS S.(Textausgaben zur frühen sozialistischen Literatur in Deutschland. Bd 7.)[Politischer Schriftsteller; 1867 von d. Braunschweiger Gemeinde d .• Allgemeinen deutsdlen Arbeitervereins'al. Kandidat bei d. W.hl zum Norddeutschen Reidlsrag aufgestellt.}336. 0 t t 0 - Wal s t er, August: Aus der Korrespondenz mit Kad Marx und WilhelmLiebknecht. Drei bisher nicht veröffentlichte Briefe an Kad Marx. [Hrsg.:] HerbertRe i n e I t. In: Wiss. Zs. d. Pädagog. Inst. "Dr. Theodor Neubauer". Ges.- u. sprachwiss.R. Jg. 3. 1966. 10 S., 8 Faks.Poehling, Familie s. Nr )06.Querfurt, Konrad u. Wilhe1m von s. Nr i03'337. Q u ern er, Hermann: Die Zinngießerfamilie Quemer (1680--1843). In: Braunschw.Heimat. Jg. 53. 1967. S. sz-S8, 7 Abb.Raabe, Wilhelm s. Nr 123, 124, 141, 173.338. Kr u se, Horst: Reime-Genealogien. Vorkommensammlung der Familien mit demNamen Reiche im Raum HamelnIHannover/WoIfenbüttellBraunschweig mit Nachkommenausstrahlungen bis nach Osterreich und Südafrika. Stand d. Forschung: Januar1967. Hannover (1967). II BI. 4 0 [Masch.Schr. vervielf.]Z4Shttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig339. S t 0 c k hau sen, Juliana von: Lady Fritze. [Friederike Riedesei Freifrau zu Eisenbachgeb. von Massow.] Romanze eines Lebens. Stuttgart: Dt. Verl.-Anst. (1967.) 367 S.[Verf •• stützt .ich weitgehend auf die Tagebücher und Berichte braunschw. u. engl. Teilnehmer de. Burgoyne­Feldzuges· n. benutzte bei d. Vorstudien u.'. StadIA u. Stadtbibliothek Braunsmweig ö im übrigen aberviel frei Erfundenes.)340. H U 5 eh k e, WoIfgang: Hans Helmuth Rimpau zum 75. Geburtstag. (17. Okt. 1967.)In: Genealogie. Bd 8 = Jg. 16. 1967. S. 94-941.Roringen, Amold von s. Nr 195.Sandmann, Gerwin s. Nr 155.Sdiröder, Carl s. Nr 141, 143.SeebaD, Familie s. Nr 186.Siemens, Johann Georg s. Nr 101.341. Bi e r man n, Kurt-R[einhard]: Auf den Spuren des mathematischen GlücksrittersFerdinand von Sommer. In: Forschungen u. Fortschritte. Jg. 41. 1967. S. 1)5-138.341. Leb e , Reinhard: Ein deutsches Hoftheater in Romantik und Biedermeier. DieKasseler Bühne zur Zeit Feiges und Spohrs. Kassel: Röth (1964). 183 S. [Ersdt. audt alsPhi!. Diss. FU Berlin.] (Kasseler Quellen u. Studien. Bd 1.)343. Ho mb u r g, Herfried: Politisdte Äußerungen Louis Spohrs. Ein Beitrag zur OppositionKasseler Künstler während der kurhessischen Verfassungskämpfe. In: Zs. d. Vereinsf. hessische Gesdt. u. Landeskde. Bd 75176: 1964/65. 1965. S. 545-568.3440 Wo h I f art h, Hannsdieter: Franz Liszt in Bad Eilsen. In: Die Esche. 1967, 1. 3 5.,4 Abb.[Darin u. a.: Konzert der Harfenvirtuosin Rosalie Spohr Im Juli ,8s, in Eilsen.)345. Pa pe, Eisbeth: Francesco Maria Capellini, genannt StediinelU. (Braunschweig 1967.)48 gez. BI. 4 0 [Masm.Sdtr.] Braunsdtweig PH, Semesterarbeit 1967.[Vom. Im SudtA Braansmweig.)Ttemann, Familie s. Nr 306.346. S t [ ei ger t a h 1, . Hans Joachim]: Prof. Albert Trapp t (Braunschweig 10. März1890 - 13. Sept. 1966 Braunschweig.) In: Mitteilungen d. Raabe-Ges. Jg. 53. 1966.S·39-40 •Trott, Eva von s. Nr 148.347. Schmitt, G[ünther]: Johann Friedridt Unger (1714-1781), Arithmetiker underster bedeutender landwirtschaftlicher Marktforscher deutsdter Sprache. In: Agrarwirt·schaft. Zs. f. Betrlebswirtsdtaft u. Marktforsdt. Jg. 16. 1967. S. 101-106.[,,60-1,81 in herzog!. braunschw. Diensten .11 Erster Geheimsel


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereinsvon April 1967 bis März 1968Die Hau p t ver sam ml u n g des Jahres 1967 fand am 3 I. Mai wiederum in derGaststätte "Zum Grünen Jäger" in Braunschweig-Riddagshausen statt. Wegen Verhinderungdes Vorsitzenden und des Schriftführers oblag die Leitung der Veranstaltung dem Schatzmeister,Museumsdirektor Dr. Bi I zer. Nach der Totenehrung berichtete der Geschäftsführerdes Vereins, Städt. Archivdirektor Dr. M 0 der h a c k, über die Vereinstätigkeitseit der letzten Mitgliederversammlung und nannte die im Winterhalbjahr 1967/68 geplantenVorträge. Dr. Bi I zer legte den Kassenbericht über das Vereinsjahr 1966 vor und erhieltEntlastung. Dr. Theodor Müll e r unterrichtete die Versammlung über die geplantenStudienfahrten, während Archivoberrat Dr. K ö n i g über das im Satz befindliche Braunschweigische<strong>Jahrbuch</strong> sowie über die Mitgliederversammlung der Historischen Kommissionfür Niedersachsen, an der er als Vertreter des Braunschweigischen Geschichtsvereins amS. Mai 1967 in Aurich teilgenommen hatte, berichtete. Beim Punkte" Verschiedenes" wurdeerneut die Frage der beiden noch immer nicht wieder aufgestellten Reiterstandbilder derHerzöge Karl Wilhelm Ferdinand (t 1806) und Friedrich Wilhelm (t 181S) in Braunschweigbesprochen.Auf Einladung unserer Freunde in See sen wurde die halbtägige Studienfahrt am10. Juni 1967 dorthin veranstaltet. Wir besuchten zunächst unter sachkundiger Führung desGeistlichen die restaurierte Andreaskirche. Anschließend gab uns MitteIschullehrer i. R. B 0 s s ean Hand der Schätze des Heimatmuseums und bei einer Stadtrundfahrt einen anschaulichenüberblid!: über die Stadtgeschichte. Nach der Kaffeetafel im Blod!:haus des Harzklubs fuhrenwir zur aufgesiedelten Dom ä n e S tau f f e n bur g, deren Geschichte und Siedlungsverfahrenuns unser Fahrtenleiter Dr. Tb. Müll e r erläuterte (vgl. auch dessen Buch "DasBraunschweiger Land und sein ländlicher Siedlungsträger, die Braunschweigische Siedlungsgesellschaftm. b.H.", 1966, S. :&4. 30, 7S, 77, 91-94, 97, 106), während der Siedler uns in dieArbeitsweise eines reinen Grünlandbetriebes sowie der Milchviehhaltung mit Ergänzungszuchteinführte. Auf der Rückfahrt durch das Innerstetal vermittelte Syndicus a. D.Dr. G. Bot h e einen Einblid!: in Zwed!: und Bedeutung der Harztalsperren, insbesondereder neugebauten Innerste-Talsperre.Die ganztägige Studienfahrt am Sonntag, dem 13. August 1967, führte in den ehemals braunschweigischenKr e i 8 Hol z mi n den. Zunächst besichtigten wir das IS79 bis 1584erbaute Schloß He h I e n, einen der ältesten Bauten der Weserrenaissance von noch wehrhaftem,herbem, bodenständigem Charakter. Die vierflügelige, mit zwei Türmen verseheneund mit einem mächtigen Satteldach aus Sollingplatten belegte Anlage wurde von Fritz vonder Schulenburg und seiner Gemahlin Ilse von Saldern errichtet. Bildnisse und Wappen desErbauers, der es als kaiserlicher Söldnerführer und im Dienste Herzog Heinridts d. J. zuBraunschweig-Wolfenbüttel zu Geld und Ansehen gebradtt hatte, sind in dem Schloß mehrfachzu finden. Heute gehört das Schloß Herrn Konsul K 0 eh in Hannover, der uns liebenswürdigerweiseauch die Besichtigung des 1887 neugestalteten Rittersaales Init einer Nachbildungdes in Korfu stehenden Denkmals für den venezianischen Feldmarschall GrafMatthias v. d. Sdtulenburg (1661-1747) gestattete.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Da die 1697/99 nach einem Entwurf des herzoglichen Landbaumeisters Hennann Korbauf Kosten des Friedrich Achatz v. d. Schulenburg erbaute I m man u eIs kir ehe inHehlen wegen Restaurierungsarbeiten eine eingehende Besichtigung nicht zuließ, ging dieFahrt bald weiter zur ehemaligen Klo s t e r kir ehe in Kern n ade, einem hervorragendenBeispiel romanischer Kirchenbaukunst aus salischer Zeit. Das ehemalige Benediktinerklosterwurde im 10. Jahrhundert von den Billimgern gegründet. Seine Lage verschlechtertesich, als II46 die Äbtissin Judith von Northeim wegen sittenlosen Lebenswandelsund Verschwendung - nach heftiger Gegenwehr - abgesetzt wurde. Es kam in denBesitz von Corvey. Die nach der Refonnation einsetzenden Streitigkeiten zwischen Corveyund den Herzögen von Braunschweig-Wolfenbüttel um Kemnade endeten 1777 mit einemVergleich zu Gunsten Braunschweigs. - Die Klosterkirche, eine dreischiffige Pfeilerbasilikaaus Buntsandstein, wurde 1046 von Bischof Bruno von Minden geweiht. Die sog. ausgeschiedeneVierung, die Maßeinheit der romanischen Kirche, ist an der Weser zum erstenMal in Kemnade zu finden. Nach dem 30jährigen Krieg wurden 19 m des Langhauses undder Tunn abgebrochen. Um die Maßverhältnisse einigennaßen wiederherzustellen, ist beider 1960/64 durchgeführten Restaurierung die Orgelempore im Westteil der Kirche beseitigtworden. Neben manchen künstlerisch hochwertigen Ausstattungsgegenständen galt unserbesonderes Interesse dem Grabdenkmal des 1380 verstorbenen Grafen Siegfried von Homburgund seiner Gemahlin, einem sehr schönen, in Dolomit ausgeführten Zeugnis mittelalterlicherSteinmetzkunst.Von ganz besonderem Reiz war der Aufenthalt auf Gut Wes t erb r a k, das wir nachder Fahrt durch Bodenwerder und dem in Buchhagen eingenommenen Mittagessen am Frühnachmittagerreichten. Wir folgten mit diesem Besuch der liebenswürdigen Einladung vonFrau Agnes v. Grone geb. Hammerstein, die uns mit Sohn und Schwiegertochter nicht nurfreundlichst aufnahm, sondern uns auch als "lebendiges Geschichtslexikon" mit vielen interessantenEinzelheiten aus der Geschichte des Rittergutes und mit den Schönheiten des Gutsparkesbekannt machte. Das heutige Herrenhaus war ursprünglich Brauereigebäudej vom altenGutshaus hat sich erfreulicherweise noch ein Bild erhalten. In der Michaelskapelle zu Kir ehbr a k, der Grablege der v. Grone, erläuterte Pastor Sc h wer d t ne r die 1958/59 entdecktenWandmalereien aus dem 13. Jahrhundert, von denen eine Kreuzabnahme besondersgut erhalten ist, und den Schnitzaltar des Gotteshauses. In Am e I u n g s bor n, der letztenStation der Studienfahrt, hatten wir den Vorzug, von Abt Prof. D. Dr. Christhard M a h­ren hol z empfangen und auf das sachkundigste über Geschichte und Bauentwicklung vonKloster und Klosterkirche unterrichtet zu werden. - Der Kirchensenat der HannoverschenLandeskirche hat auf Grund der Bestimmungen des Loccumer Kirchenvertrages von 1955im Jahre 1960 für Amelungsborn nicht nur einen Abt bestellt, sondern auch die Wiederbelebungdes Konvents verfügt. In der Klosterordnung heißt es: "Das Kloster sieht es alsseine wesentliche Aufgabe an, eine Stätte der Einkehr, der Stille und des Gebetes zu sein.Es lädt zu Tagungen ein, die der Besinnung und Vertiefung und der Eingliederung in dieGemeinschaft der Kirche dienen sollen. Das Kloster nimmt sich in seiner Arbeit in besonderemMaße der dem Leben der Kirche Entfremdeten an." (Vgl. Chr. Mahrenholz, DasKloster Amelungsbom im Spiegel der niedersächsischen Klostergeschichte. In: Jahrb. d. Ges.f. nieders. Kirchengesch. 6z, 1964 S. 5-z8.)Da diese Fahrt ins Weserbergland die letzte war, die von Dr. Th. Müll e r geleitetwurde, würdigte Realschullehrer W i s w e bei der Kaffeetafel in Eschershausen seine langjährigeverdienstvolle Tätigkeit als Reisemarschall des Vereins. Den Dank für die geographischenErläuterungen Dr. Müllers während der ganzen Fahrt sowie für die historischenHinweise Dr. Königs in Hehlen und Kemnade brachte Dr. Füll n e r in launigen Versenzum Ausdruck.Die Leitung der nächsten zweitägigen Studienfahrt "Auf den Spuren Heinrichs desLöwen ins Lauenburger Land" am 9. und 10. September 1967 lag bereits in den Händenvon Dr. Neu kir c h als designiertem Nachfolger Dr. Müll e r s j er übernahm auch die


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519geographischen Erläuterungen auf der Fahrt, während auf die historischen Gegebenheiten(mit Ausnahme von Mölln) von Dr. K ö n i g aufmerksam gemacht wurde. Erstes Ziel derFahrt war Bar d 0 wie k. Kein Ort hat die Gunst, aber auch die Rache Heinrichs desLöwen in ihrer smroffen Gegensätzlichkeit so sehr zu spüren bekommen wie diese Stadt,die vom stolzen Fernhandelsplatz zu einem unbedeutenden lüneburgischen Landflecken herabsank.Während der Herzog dem Ort zunächst günstig gesinnt war und eine Arbeitsteilungzwischen Lüneburg als Sitz der Salzproduktion und Bardowick als wichtigstem Punkt desSalz- und sonstigen Warenhandels sorgsam aufrecht erhielt, fühlten sich die Bardowickerspäter doch gegenüber der vor allem Lübeck zuteil werdenden Förderung stark benachteiligt.Als Heinrich der Löwe nach seinem Sturz für eine Nacht hinter ihren Mauern Schutz suchenwollte, wiesen sie ihn ab. Die fast restlose Zerstörung des Ortes war die Vergeltung, dieder Herzog 1189 an ihm vollzog. "Vestigia Leonis", die "Spuren Heinrichs des Löwen",heißt es in Erinnerung an diese Strafaktion des Herzogs über dem Südeingang der Stiftskirche,die bei der Vernichtung des Ortes auch stark in Mitleidensmaft gezogen, aber doch erstnach 1380 aus einer romanischen Basilika in eine Backstein-Hallenkirche umgewandelt wurde.Nach eingehender Besichtigung der Kirche und des in ihr befindlichen Chorgestühls aus demausgehenden 15. Jahrhundert ging die Fahrt weiter an die Eibe. - Auf der Höhe von ArtIenburgwurde auf die E r t h e n e bur g am gegenüberliegenden Ufer hingewiesen, eine einstbedeutende Burgmlage, die mehrfach von Heinrich dem Löwen bewohnt und zum Ausgangspunktseiner Operationen benutzt wurde. Hier erfüllte sich auch gewissermaßen dasSdticksal des Herzogs. Als Kaiser Friedrich I. JI81 gegen ihn heranrückte, bestieg er zuFüßen der Burg einen Nachen, um sich nach Stade abzusetzen. Die Befestigungsanlage, vonder sich noch Wall- und Grabenreste erhalten haben, ließ er in Brand stecken, so daß seinNamfolger im sächsischen Herzogsamt, der Askanier Bernhard von Sachsen, es vorzog, sichin Lauenburg eine neue Burg zu bauen.In der Lau e n bur ger S t a d t kir ehe erwartete die Fahrtteilnehmer insofern eineüberraschung, als sie dort auf das Grabmal einer wolfenbüttelschen Prinzessin stießen. Dielebensgroßen Sandsteinfiguren der knienden Herzogin Maria, Tochter Herzog Julius' zuBraunschweig-Wolfenbüttel, und ihres Gemahls, des Herzogs Frmz 11. von Sachsen-Lauenburg,stehen im Chor der Kirche. Von den einst vor einer WappentafeI befindlichen Figurender Ahnen des Herzogs hat sich nur die Heinrichs des Löwen erhalten, die heute im Schloßturmmuseumaufbewahrt wird. über der Gruft der Kirche sind das sadtsen-Iauenburgismeund das braunschweig-wolfenbüttelsche Wappen angebracht. Vom Sdtloßberg genossen dieBesucher einen herrlichen Blick auf die Stromlandschaft der EIbe, deren geographisdteBesonderheiten hier wie an anderen Stellen von Dr. Neu kir eh erläutert wurden.In M ö II n, wo wir übernachteten und am Abend noch das sehr instruktive Referat vonHerrn Dr. Fr i e d r ich zur Stadtgeschimte hörten, waren Beziehungen zu Heinridt demLöwen nur mittelbar dadurch gegeben, daß das spätere Ortsgebiet zum Herrschaftsbereichdes Sachsenherzogs gehörte und die Stadt von 1359 bis 1689 an Lübeck verpfändet war, dasdem Löwen seine entscheidende dritte Gründung verdankt. Namhaltigen Eindruck hinterließdie Besichtigung der für eine schleswig-holsteinische Backsteinkirche sehr reich ausgestattetenund mit Malereien des 13. Jahrhunderts geschmückten Nikolaikirche. Ein in Eulenspiegeltrachtgekleideter Vertreter des Städtischen Verkehrsvereins ließ es sich nimt nehmen, uns aufeinem Stadtrundgang weitere Schönheiten des Ortes zu zeigen.Höhepunkt der Fahrt war die Besichtigung des vorn Sachsenherzog gegründeten Rat z e­bur ger Doms. über der Mauer am Südrand des Domfriedhofs erhebt sidt die mächtigeGestalt des welfischen Wappentiers, ein Abguß des Löwen vor der Burg Dankwarderodeund Gesdtenk des Herzogs Wilhelm von Braunschweig im Jahre 1881 an die Großherzoginvon Mecklenburg-Strelitz "zur Ehre und zum Andenken an den gemeinsamen großen AhnherrnHeinrim den Löwen, der I 154 das Bistum Ratzeburg gestiftet und den Dom haterbauen lassen". Eine Inschrift auf dem sog. Heinrichsstein in der Nähe des Dornbezirkserinnert darm, daß "zu Zeiten König Konrads (111.) und des Sadtsenherzogs Heinrim (derLöwe) der (von diesem in der Grafschaft Ratzeburg eingesetzte) Graf Heinrich (von Bod-249


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519wide) dort als erster das Christentum fest begründet hat". Aum die am Eingang der armitektonischhervorragend gelungenen Vorhalle des Domes in gotländischen Kalkstein gehauene"Urkunde des Doms" besagt unter einem Wappen von zwei schreitenden Leoparden, daßdie Gründung der Bischofskirche auf Heinrim den Löwen zurüd


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519loojähriges Bestehen begingen. Pastor Stutzer hat dieses wahrhaft humanitäre Werk mrist­Jimer Nämstenliebe mit Hilfe der Braunsmweiger Ehrenbürgerin Luise Löbbecke (1808 bis1892) und des ersten Nervenarztes in Braunschweig Dr.Oswald Berkhan (1834-1917)begründet. Mit zehn Pfleglingen im alten Pfarrwitwenhaus in Erkerode fing dieses Werk an,das heute in Neu-Erkerode fast 1000 Pfleglinge in modernsten Krankenhauseinrichtungenbetreut. Der Vortrag war dem Lebensbild Stutzers gewidmet, das neben unbeirrbarem Idealismusund stets aktiv tätiger Menschenliebe auch Zeichen von Unrast und reizbarerEmpfindlichkeit zeigte. Alle diese Wesenszüge des als Pfarrerssohn in Gr. Twülpstedt undSemmenstedt Aufgewachsenen spiegeln sich in den vielen Büchern der Erinnerungen, dieStutzer im Alter veröffentlichte. "In Deutschland und Brasilien", "Meine Therese" (Erinnerungenan seine geliebte Frau und unermüdliche Helferin) und viele andere Bücher erschienenim I. Viertel dieses Jahrhunderts im Verlag von Wollermann u. Bodenstab in Braunschweig,sind aber längst vergriffen. Sie enthalten so viele und so lebendige Schilderungen vomLeben in Dörfern und in der Kleinstadt Seesen in den Jahren um 1848, dann aber auch vonStutzers Erlebnissen bei seiner Hilfstätigkeit für deutsche Auswanderer in Süd-Brasilien, daß.der Vortragende das Lebensbild dieses Mannes vorwiegend auf Zitaten aus Stutzers Büchernaufbauen konnte.Stutzer hatte nach schweren Differenzen mit dem Herzoglichen Staatsministerium, aberauch nach pastoralen Enttäusmungen mit dem Konsistorium zuerst 1874 sein Pfarramt, dann1880 seine Stellung als Leiter von Neu-Erkerode aufgegeben. Die Begründung eines Privatsanatoriumsfür Nervenkranke im "Theresienhof" in Goslar mißlang nach einigen Jahren,so daß Stutzer durch seinen Bruder Otto zur Auswanderung ins Tal des Itajahy in Südbrasilienveranlaßt wurde. Vielleimt war er beim Erwerb von Ländereien aus dem Besitzdes bekannten Brasiliendeutschen Dr. Hermann BI u m e na u (geb. 1819 in HasseIfeide,gest. 1899 in Braunsmweig) unvorsichtig gewesen, - es gab einen langen Prozeß, der fürStutzer ungünstig endete. Nach vielen Sorgen wurde er dann Pflanzer auf einer Haziendanamens Ribeiron Pires in der Nähe von Santos und wegen seiner vorzüglimen Milchkuhzuchtals "Milchmann von Pires" berühmt. Als Stutzer nach 18 Jahren wegen Krankheit nachEuropa zurückkehren mußte, erlebte er bei einer seiner Tömter in England den Ausbruchdes Ersten Weltkrieges und starb 1911 in Heidelberg, nachdem er seine Therese schon 1916durch den Tod verloren hatte. Beide sind in I1senburg, der Heimat Thereses, beigesetzt.Über seinen "Pilgergang in zwei Erdteilen" schrieb Stutzer, dieser ansmauliche Chronistfrüherer Zeiten, den einsichtigen Satz: Unruhig war mein Leben, - durchaus nicht frei vonSmuld, aber erhellt von Liebe und Glück; oft dunkel, aber um den Abend licht! - WirBraunschweiger sollten ihn allein wegen der Gründung von Neu-Erkerode nicht vergessen!Das Wesentlime an dem Vortrag, den Oberkustos Dr. Franz Ni q u e t am :8. Februar1968 über "Die Bronzezeit im Braunschweigischen" hielt, war die Feststellung, daß sim dieGeschichte der entwickelten Bronzezeit des 13.-8. Jahrhunderts im braunschweigischen Nordharzvorlandauf Grund neuer Funde (Depotfund von Schöppenstedt) und Ausgrabungen(Ausgrabung einer bronzezeitlichen Siedlung bei Seinstedt) in klaren Konturen zeidmenläßt und daß diese Gesmimte nur zu verstehen ist im Zusammenhang mit europäischen Vorgängen.Nach dem Erlösmen der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur des 18.-IS. Jahrhundertstritt die jungsteinzeitlime Bevölkerungsgrundlage wieder zutage. Die Bronzezeitim Braunsmweigismen beginnt mit dem Einfließen von Bronzen durch Handel oder durmEinsickern einzelner Familien aus nördlich (Lüneburger Kultur, Mecklenburg-Kulturprovinz)und südöstlich (Urnenfelderkultur der Unstrut- und Saalemündungsgruppe) gelegenenKulturprovinzen. Seit dem 11. Jahrhundert sind Zuwanderungen aus dem Nordosten, demMitteieibegebiet, und dem Südosten, Nordmitteldeutschland, durch Neuanlagen von Siedlungenund Begräbnisplätzen festzustellen (Siedlungen bei Isingerode, Kr. Goslarj Watenstedt,Kr. Helmstedt; Grabfeld bei Klein Mahner-Liebenburg). Von einigen dieser Neugründungensind siedlungsgesdIimtlime Fäden bis in die Gegenwart zu verfolgen. Abgesmlossenwird die Bronzezeit mit der Herausbildung der Jastorfkultur vom 6. Jahrhundert an,wodurch wir eine archäologische Grundlage für die Entstehung der Germanen haben.


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Die Geschichte Europas wird im 13.-8. Jahrhundert durch die Urnenfelderkulturbestimmt, die durch ihre Züge nach Kleinasien, in den ägäischen Raum und nach Ägyptendie damalige Kulturwelt erschüttert und sie politisch verändert. Die Stoßkraft der Urnenfelderleuterichtet sich aber nicht nach Norden, wo das Nordharzvorland als Grenzgebietin geringem Maße von der Unruhe der Urnenfelderzeit erfaßt wird.Die bronzezeitliche Siedlung am Elmrand bei Runstedt wurde mit über 16000 qm leidernur zum Teil ausgegraben. Sie gibt die Grundlage für eine eingehende Bearbeitung derBronzezeit. Erfreulich, daß der Kultusminister und der Präsident des Verw.-Bez. Braunschweighierfür und für andere Grabungen wie bei Süpplingen (bronzezeitliche Siedlung)und in Emmerstedt (Urnenfriedhof) Forschungsmittel bewilligt haben. Außer dem schönenDepotfund von Küblingen ist die Feststellung von Menschenfresserei in der jungen Bronzezeitbei Runstedt und bei Werlaburgdorf zu erwähnen. Diese sicherlich kultisch bedingtenVorgänge sind auch in Mitteldeutschland und besonders in Böhmen in der Bronzezeit festgestelltworden.Der letzte Vortrag des Winterhalbjahres am '1.7. März 1968 handelte von "Gedenksteinenund Ehrenmalen im Braunschweiger Land". Referentin war Frau Dr. Lucia N e s sIe r­Ass man n. Die Absicht, die sich hinter ihrem Thema verbarg, war nicht die, vom Sterbenzu sprechen. Zwar berichten Denksteine selten von glücklichen Ereignissen, und Ehrenmalewerden meist Toten - im wesentlichen gefallenen Soldaten - zum Gedenken geschaffen.Doch auch freudige Geschehnisse, gelungene Werke, besondere Taten des Geistes werden inStein gehauen und in Bronze gegossen. In doppelter Weise ist der lebende Mensch an ihnenbeteiligt. Er bannt in sie nicht nur seinen Schmerz oder seine Freude, sondern auch seinenWunsch, ein Ereignis, das ihn erhob oder erschütterte, für künftige Zeiten festzuhalten. Sobinden Denkmale jeder Art das Heute an das Morgen. Was heute Gegenwart ist, ist morgenVergangenheit, ist - im Großen gesehen - Geschichte. Ein Gang zu Ehrenmalen, Denksteinen,Standbildern und Erinnerungstafeln ist also ein Weg durch die Geschichte.An Hand dieser steinernen Zeugen führte uns die Rednerin in der Tat von der Urgeschichte(Lübbensteine) über das Mittelalter (z. B. LöwendenkmaI vor der Burg Dankwarderode)bis in die Neuzeit, von deren bemerkenswerten Ereignissen (z. B. Freiheitskriege,Krieg 1870/71, Welfen-Hohenzollernversöhnung, Erster und Zweiter Weltkrieg) eine Füllevon Quellen aus Stein oder Bronze künden. Darüber hinaus vennittelte die stattliche Zahl dergezeigten Lichtbilder einen reizvollen Querschnitt durch die Kulturgesdtichte der letztenJahrhunderte.WolfenbüttelJ. Kö ni g


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519BRA UNSCHWEIGISCH ER GES CHICHTSVEREINlVIITGLIEDERVERZEICHNISBRAUNSCHWEIG 1968


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Es wird gebeten, etwaige Ungenauigkeiten bzw. Veränderungender Gesdläftsstelle mitzuteilen


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Vorsitzender:VORSTANDDr. jur. Carl Düvel, Präsident der Braunsmweigismen Staatsbank,33 Braunschweig, Ottmerbau. Ruf: 48 71Smriftführer und Herausgeber der Vereinszeitsmrift:Dr. 'Joseph König, Armivdirektor, 334 Wolfenbüttel, Forstweg2. (Niedersämsismes Staatsarmiv). Ruf: 3148Smatzmeister:Gesmäftsführer:Dr. Gerd Spies, Kustos, 33 Braunsmweig, Steintorwall 14(Städt. Museum). Ruf: 47°45°Dr. Hans 'Jürgen Querfurth, Städt. Ardlivoberrat, 33 Braunschweig,Steintorwall 15 (Stadtarmiv). Ruf: 470448Leiter der Studienfahrten:Dr. Dieter Neukirch, Wissensmaftlimer Geograph, 334 Wolfenbüttel,Am Smiefen Berg 3 a. Ruf: 5786Beisitzer:Gesmäftsstelle:Kasse:Hans Wiswe, Realschullehrer, 3341 Fümmelse, Klint 6. Ruf:Wolfenbüttel 5869Dr. Georg Eckert, Professor an der Kant-Homsmule Braunschweig,33 Braunsmweig, Okerstraße 8 b. Ruf: 2. 7603Dr. Franz Niquet, Oberkustos, 334 Wolfenbüttel, Am RotenAmte 13. Ruf: 48 86Dr. Arnold Beuermann, o. Professor an der TemnismenUniversität Braunsmweig, 334 Wolfenbüttel, Alter Weg 45.Ruf: 2. 7701Dr. Martin Gosebruch, o. Professor an der TemnismenUniversität Braunschweig, 33 Braunsmweig, Gieselerwall 4.Ruf: 2. 771133 Braunsmweig, Stcintorwall 15 (Stadtarmiv). Ruf: 47044833 Braunschweig, SteintorwaU 14 (Städt. Museum).Ruf: 470450Postsmeckkonto: Hannover 950 47Postsmeckkonto Studienfahrten: Hannover 2455 10Tausm und Vertrieb der Vereinsveröffentlichungen:Braunsmweigismer Gesmimtsverein e. V., TausmsteIle,334 Wolfenbüttel, Forstweg 2 (Niedersämsismes Staatsarmiv).Ruf: 3148EHRENMITGLIEDERProf. Dr. Dr. Werner Spieß, Ardlivdirektor 3. D., 3 Hannover, GelIertstraße 51Dr. Friedrich A. Knost, Präsident a. D. des Niedersämsismen VerwaltungsbezirksBraunschweig, 45 Osnabrück, Süsterstraße 57


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519EINZELMITGLIEDER UND KORPORATIVE MITGLIEDERI. In der Stadt BraunschweigAhrens, Wolf Eberhard, Bültenweg 23Allers, Rudolf, Sozialgerichtsrat a. D., Lützowstraße 2Angel, Johannes, Stadtoberinspektor, Güldenstraße 53Appuhn, Magdalene, Direktor-Stellvertreterin, Wendentorwall6Arnold, Fritz, Rentner, Bürgerstraße 10'U. Assel, Emmy, Feuerbachstraße 2Barnbeck, Wilhelm, Oberlandwirtschaftsrat a. D., Maibaumstraße 6 aBeetz, Burkhardt, Lechstraße 18Behrendt, Lisa, Hugo-Luther-Straße 60Besold, Horst, Postoberinspektor, IIlerstraße 14<strong>Bibliothek</strong> der Technischen Universität, Pockelsstraße 4Bilzer, Bert, Dr., Städt. Museumsdirektor, Spitzwegstraße 5Bohlmann, Rudolf, Dr., Apotheker, Hagenmarkt 20Borek, Friedrich, Buchdruckereibesitzer, Georg-Westermann-Allee 52Borek, Richard, Kaufmann, Stresemannstraße 1Brackebusch, Ulrich, Dr., Zahnarzt, Auguststraße 19Brandes, W ol/gang, Buch- und Kunstantiquariat, Moltkestraße [Brasche, Paul, Dr., Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Löwenwall8Brauer, Elise, Buchhändlerin, Bertramstraße 65Braunschweig, Landkreis, Eiermarkt 5Brennecke, Alice, Fasanenstraße 56Brenner, Else, Verw.-Dipl.-Inh., Honrothstraße 5Bruer, Olga, Hildesheimer Straße 65Buchler, Walther, DrAng., Löwenwall19Camerer, Luitgard, Dr., <strong>Bibliothek</strong>sassessorin, Kasernenstraße 2Claus, Gertrud, Allerstraße 1 aConrad, Gertrud, Hagenring 2Cuers, Günther, Rechtsanwalt und Notar, Kastanienallee 1v. Damm, '}ürgen, Direktor, Hannoversche Straße 60Daum, 'losef, Dr., <strong>Bibliothek</strong>sdirektor, Abt-Jerusalem-Straße 8Dehmel, Richard, Direktor, Georg-Westermann-Allee 19Dexel, Marie Luise, Pestalozzistraße 7Düvel, Carl, Dr., Präsident der Braunschweigischen Staatsbank, OttmerbauEbeling, Hete, Memeler Straße J2Eberle, Hermann Christoph, Dr. phiI., Direktor, Münstedter Straße 19Eckert, Georg, Dr., Professor an der Kant-Hochschule, Okerstraße 8 bEhlers, Hans, Kirchenrat a. D., Hasengarten 6Falk-Nehls, Gertrud, Direktorin der Schule für Frauenberufe, Böcklinstraße 6Fanger, Walter, Gymnastiklehrer, Zuckerbergweg 46 aFehse, Käthe, Steinbrecherstraße 5Flechsig, Werner, Dr., Oberkustos, Hagenring 6


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Frese, Franz, Propst, Domkapitular, Schulweg 3Füllner, Hans, Rechtsanwalt und Notar, JasperaIIee 64Gerhard, Fritz, Bankdirektor, Gneisenaustraße 2Gerloff, Haide, Lehrerin, Schrcberweg 14Germer, Ursula, Rektorin, Tostmannplatz 9, SchuleGosebruch, Martin, Dr., Professor an der Technischen Universität, Gieseierwall4Gremmelt, Otto, Propst, Eiermarkt 1Greune, Walter, Rechtsanwalt und Notar, Madamenweg 173Grupe, Adolf, Oberregierungsrat, Tostmannplatz 18Guddas, Renate, Diplom-<strong>Bibliothek</strong>arin, JasperaIIee 60Günther, Walter, Stadtamtmann, Lachmannstraße 6Hänel-Verchau, Margarethe, Lehrerin, Kasernenstraße 1Hagen, Rolf, Dr., Museumsdirektor, Harzburger Straße 12Hahne, Friedrich, Apotheker, Hagenmarkt-ApothckeHansen, Carl Eduard, Kaufmann, Braunlager Straße 13Hedicke, Heim, Wolfenbütteler Straße 78Heffter, Heinrich, Dr., Professor an der Technischen Universität, Striegaustraße 3Heimbs, Carl, Kaufmann, Am Fallersleber Tore 6Heitefuß, Wilhelm, Direktor a. D., Franz-Trinks-Weg 3Helle, Ernst, Dr., Landgeridltspräsident a. D., Rosental 8Hiller, Walter, Diplom-Kaufmann, Fallersleber-Tor-Wall 15Hirschfeld, Käte, Goslarsche Straße 57Höse, Karl, Landgerichtsdirektor a. D., Altewiekring 11 aHofmeister, Franz, Rechtsanwalt und Notar, Rosental6Hünerberg, Eduard, Kunsthändler, An der Martinikirche 4Hundt, Thomas Günter, Dr., Med.-Oberrat, Köterei 18 AIndustrie- und Handelskammer, Brabantstraße I 1'Jesse, Wilhelm, Prof. Dr., Museumsdirektor a. D., Jasperallee 39'Jordan, Robert, Schriftsteller, Zeppelinstraße 1'Jürgens, Otto, Propst, Helmsteder Straße 38Kadziora, Heinz, Dr., Med.-Oberrat, Am Hasselteich 18Kahn, Hans- Werner, Wiesenstraße 8Kahnt, Rudolf, Dr., Medizinaldirektor, Heinrichstraße 18Kalberlah, Gerhard, Kirchenrat a. D., Steinweg 38/39Kalberlah, Gustav, Oberst a. D., Fallersleber Straße 36v. Kalm, Walter Tile, Rechtsanwalt, Moltkestraße 11Kaul, Erich, Dr., Geschäftsführer, Gutenbergstraße 5Kötz, Helmut, Dipl.-Ing., Bertramstraße 9Kraatz, H artwig, Studienrat, Schillerstraße 10Kulturamt der Stadt Braunschweig, Steintorwall 3v. Kurnatowski, Wolf-Dietrich, Dr., Pfarrer, Leonhardstraße 26Kutsche, Otto, Forstmeister a. D., J asperaIIee 56Lange, Karl, Prof. Dr., Oberstudiendirektor a. D., Lortzingstraße 1Lenz, Erich, Dr., Zahnarzt, Feuerbachstraße 15257


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Lerche, EmU, Studienrat a. D., Moltkestraße I2Lindemann, Hans, Dr., Oberstudienrat, Celler Heerstraße 142Lindner, Margarete, Helmstedter Straße 157Löbbecke, Carl-Friedrich, Bankier, Am Hasselteich 59Löhr, Anneliese, Diplom-<strong>Bibliothek</strong>arin, SchilIstraße 5Lock, Wilhelm, Dr., Oberstudienrat, Humboldtstraße 25Lorenz, Hans-Günter, Dr., Regierungsdirektor, Wachholtzstraße 7Maassberg, Robert, Realschullehrer, Howaldtstraße 6Mack, Dietrich, Dr., Oberstudiendirektor, lIeinrichstraße z8Mathiesen, lngrid, Dr., Am Flaschendreherkamp zMatthies, Helene, Realschullehrerin a. D., Wilhelm-Bode-Straße 38Meibeyer, Wolfgang, Dr., wiss. Oberassistent, Stolpstraße IIMelchior, Walter, Dr., Oberstudienrat, Allerstraße 13 aMenge, Fritz, Bauingenieur, Fasanenstraße 52Moderhack, Richard, Dr., Städt. Archivdirektor, Schunterstraße 9Mollenhauer, Heinz, Rechtsanwalt und Notar, Stresemannstraße %Mühlberg, Renate, Ernst-Amme-Straße 6Müller, Heinrich, Dr., Oberstudiendirektor a. D., Kastanienallee 4Z aMüller, Paul, Realschullehrer, Jasperallee 56Multhoff, Robert, Dr., Oberstudienrat, Böddinstraße 3Oberlandesgericht, Münzstraße 17Oertel, H ermann, Dr., Oberschulrat, KolIwitzstraße %Pagel, Helmut, Dr., Steuerberater, PetritorwaIl9Pape, Hermann, Lehrer, Zimmerstraße 18Paul, Walter, Dr. med. vet., Veterinärrat. Fasanenstraße SlPerschmann, 'Joachim, Dr. med., Adolfstraße 47Pfaue, Hildegard, Gewerbeoberlehrerin, Moltkestraße 1Piekarek, Roderich, Lehrer, Gutenbergstraße 19Quakatz, IIans, Dr., Rechtsanwalt und Notar, Am Hohen Felde 9Quarg, Götz, Dipl.-Ing., Magnitorwall 3Querfurth, Hans 'Jürgen, Dr., Städt. Archivoberrat, Adolfstraße 51Querner, H ermann, Fabrikant, Harzburger Straße 9Rabe, Louis, Lehrer a. D., Brudmerstraße 4Rasch, Erich, DipI.-Ing., Alerdsweg 31Rauber, Margarete, Höhenblick %4ReicheI, Horst-'Joachim, Dr., Studienrat, Möhlkamp 44Reinecke, Rudolf, Dr. phi!., Bismarckstraße 16Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig, Lützowstraße 4Römer, Max, Oberregierungsrat a. D., Adolfstraße 10Röttcher, H einz, Dr., Landgerichtsrat a. D., Petritorwall 12Rüster, Karl-Heinz, Dr., Realschullehrer, Br.-Querum, Am Walde %Ruff, Heinrich, Dr., Frauenarzt, Steintorwall ZISchäfer, Werner, Oberstudienrat a. D., Amalienstraße 1 %Scheidt, Margarete, Kasernenstraße Z


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Sche1m-Spangenberg, Ursula, Prof. Dr., Meißenstraße 107Schlinke, Wolfgang, Oberregierungsrat, Görlitzstraße 28Smmalbam AG., J. A., Firma, Am Gaußberg 2Schmidt, Erich, Kaufmann, Gaußstraße 15Schmidt, Irmgard, Gewerbeoberlehrerin, Kasernenstraße 14Schneider, Wolfgang, Dr., Professor an der Temnismen Universität, Pockelsstraße 4Scholkemeier, Waltraud, BöIsmestraße 30Scholz, Adelheid, Lehrerin a. D., Steinbremerstraße 9Scholz, Hildegard, Studienrätin a. D., Steinbremerstraße 9Sehultz, Hans, Dr., Facharzt für HaIs-, Nasen- und Ohrenleiden, WilheImitorwaIl 18Seht/ltz, Hans-Adolt, Dr., Oberkustos, Fuchsweg IISchulze, Hanns, ReaIsmuIIchrer, Lammannstraße 5Schulze, Klara, Gewerbeoberlehrerin i. R., Fasanenstraße 67Schwarz, Wilhelmine, Lehrerin, Kasernenstraße 40Seidler, Gerhard, Landgerichtspräsident, GreifswaIdstraße 18Siebert, Arno, RealsmuIlehrer i. R., Waltherstraße 6Skibbe, Bruno, Studienrat, Holunderweg 4Spies, Gerd, Dr., Kustos, Bunsenstraße 20Staats, Emil, Smlosser, Karl-Smmidt-Straße IIStaats, Walter, Kirmenrat, Maschstraße 47Staats, Wilhelm, Prof., Stadtrat a. D., An der "\Vabe 24Staats bank, Braunschweigische, OttmerbauStadtarmiv und Stadtbibliothek, SteintorwaII 15Stahl, Rudolt, Prof. Dr., Ärztlimer Direktor a. D., J asperaIIee 34Steckhan, Riehard, DipI.-Kaufmann, Roonstraße 17Steding, Rolf, Ahornweg 2Steigertahl, Hans 1oachim, Studienrat, Liebermannstraße 5Stenger, Hans-H., Prof. Dr., Städt. Obermedizinalrat, Holwedestraße 16Stolle, Hans, Wolfenbütteler Straße 46Sürig, Günter, Lehrer, Fasanenstraße 5Thiele, Willi, Prof. Dr., Präsident des Niedersämsismen VerwaltungsbezirksBraunschweig, Bohlweg 38Tode, Al/red, Dr., Museumsdirektor a. D., Seesener Straße 3Treiber, Marie, Friedensallee IUnger, Walter, Prokurist, Messeweg 17Verwaltungsbezirk, Niedersämsismer, Bohlweg 38Vollrath, Fritz, Dr., Facharzt für HaIs-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,WendentorwaIlIWeber, Karl Friedrich, Dr., Amtsgerimtsrat a. D., Spiclmannstraße 9Wecke, Richard, Dr., Landwirt, Smleinitzstraße 6Wehmeyer, Elisabeth, Fürsorgerin, MühIenpfordtstraße 5Weisfiog, Reinhold, Dr., Oberregierungsrat a. D., Steinbremerstraße 26Weisker, Eberhard, Oberpostrat, Rimard-Strauß-Weg 6Wiese, Helmut, Post amtmann, Keplerstraße 5259


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Winzer, Fritz, Or., Verlagsdirektor, Oürerstraße 18Wiswedel, Artur, Dr., Dipl.-Kaufmann. Haeckelstraße 5Wrede, Dorothea, Heinrichstraße 40Zahn, Gerda, Realschullehrerin, Maschstraße 36 aZiegler, IIeinz, Kaufmann, Bertram 5.Zimmermann, Gottfried, Dr., Pastor, Bernerstraße 32. AuswärtigeAchilles, Walter, Dr., Landwirtschaftoberrat, 3201 Barienrode, Lindenkamp 3 IAhrens, Hermann, Landwirt, 3341 OhromAhrens, W., Gutsbesitzer, 3321 SalderAngerstein, Edith, Oberstudienrätin, 334 Wolfenbüttel, E.-M.-Arndt-Straße 71Armerding, Hans Erich, Rechtsanwalt, 333 Helmstedt, Goethestraße 14Asche, Marta, 333 Helmstedt, Gustav-Steinbrecher-Straßc 20Aye, Dr., Kreismedizinalrat, 333 Helmstedt, Dr.-Heinrich-J asper-Straße 16Balaho, Franz, 3380 Goslar, Postfach 183Barke, Heinrich, Studienrat, 3353 Bad Gandersheim, Am Ziegenberg 2Barmr, Gerhard, Dr., Abteilungsdirektor, 3 Hannover-Kird1Code,Winzingerodeweg 9Barnstorl, Dorelies, 334 I WeferlingenBarnstorf, Fritz, Dr., Obermedizinalrat a. D., 3307 Königslutter, Wallstraße 10Barnstorf, Heinrich, Dr., 333 Helmstedt, Elzweg 47Baumgarten, Wilhelm, Dr., Oberforstrat a. D., 78°9 Denzlingen,Emmendinger Straße 2Bechtloff, Udo, Pfarrer, 48 Bielefeld, Detmolder Straße 352Berg, [rene, Dipl.-<strong>Bibliothek</strong>arin, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 2(Nieders. Staatsarchiv)Beuermann, Arnold, Professor an der Tedmischen Universität,334 Wolfenbüttel, Alter Weg 45Beuleke, Wilhelm, Lehrer i. R., 33 22 Salzgitter-Thicde.Dr.-Heinrich-J asper-Straße 16Bickel, Wo I/gang, Dr. phil., 6509 Armsheim, Auf der Horst IBirkenfeld, Wollgang, Prof. Dr., 41 Duisburg, Kölner Straße 16Blankenburg am Harz, Landkreis, 3389 BraunlageBlankenburg am Harz, Oberschule für Jungen, X 371 BlankenburgBlankenburg am Harz, Stadtverwaltung, X 372 BlankenburgBlume, Richard, Mittelschullehrer a. 0.,3327 Salzgitter-Bad, Jacobistraße 5Bode, Peter, Dr., Steuerberater, 1 Hamburg 10, Loogestieg 2 IBösche, Karl, Obersteuerinspektor, 333 Helmstedt, Kleiner Wall 16Bohnstedt, Franz, Oberstleutnant a. 0., 777 Überlingen am Bodensee, Friedhofstr. 1 IBojar, Ralph, Studienrat, 334 Wolfenbüttel, Kleine Breite 13Bornstedt, Wilhelm, Dr., 3301 Stöckheim, Leiferder Weg 8Bothe, Gerhard, Dr. rer.pol., Syndikus a. 0., 3301 Hondelage, Hauptstraße 18260


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Bremer, Günter, Buchhändler, 334 Wolfenbüttel, Kommißstraße IIBrendecke, Richard, Landwirt, 3301 Alvesse, RittergutBroistedt, Elisabeth, 3315 Meine Nr. 16Brosche, Karl, Dr., Rektor, 333 Hclmstedt, Heinrichsplatz 9Brüggemann, Artur, Realschullehrer, 33 3 Hclmstedt, Elzweg 13Brümann, August, Filialleiter der Barmer Ersatzkasse, 333 Helmstedt,Neumärker Straße 7Brüning, Ludwig, Dr., Oberarzt, 333 Helmstdt, Steinmühlenkamp 3Büchau, Dieter, Steueroberinspektor, 334 Wolfenbüttcl, Herrenbreite 4Buhbe, Dtto, Diplom-Landwirt, 3307 Schöppenstedt, KreuzhofButtler, Hans-Martin, Pastor, 322 Alfeld/Leine, Dr.-Jansen-Straße 18Butzmann, Hans, Dr., <strong>Bibliothek</strong>soberrat, 334 Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibl.Cauers, Adolf, Lehrer, 334 Wolfenbüttel, Dahlienweg 7Crome-Schweining, Käte, Konrektorin a. D., 3 Hannover, Baumstraße 15Deeters, Walter, Dr., Archivoberrat, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 1(Niedersächsisches Staatsarchiv )Dibbelt, Hans-1oachim, Dr., Medizinalrat, 333 Helmstedt, Gustav-Steinbrecher­Straße 43Dieckmann, Aenny, 3413 Bad Sachsa, Taistraße 6-7Diederichs, Walter, Kreisverwaltungsdirektor i. R., 333 HcImstedt,Dietrim-Bonhoeffer-Straße 7Dießel, Rudolf, Oberregierungsrat, 334 Wolfenbüttel, Langhansweg 8Döll, Ernst, Dr., Studienreferendar, 1 Hamburg 51, Müllenhoffweg 73aDolega, Erich, Dr., praktischer Arzt, 3334 Süpplingen, SteinwegDorf!, Paul, Dr. Dr., Oberstudiendirektor, 333 Helmstedt, Am Steinmühlenkamp 5Drewitz, Rudi, 3301 Schandelah, Bahnhofstraße 6Eppers, Ilse, 3341 DettumErdmann, Hans, Dr., Amtsgerichtsrat a. D., 333 Helmstedt, Heinrich-Kremp-Str. IIFeiler, Hans, Dr., Augenarzt, 334 Wolfenbüttcl, Reichsstraße 5FieseI, Ludolf, Dr., Städt. Archiv- und Museumsdirektor a. D., 3101 Wienhausen,Am RischkampFischer, Walter, Budtdruckereibesitzer, 334 Wolfenbüttel, Reichsstraße 3Franke, Ernst-August, Dr., Medizinalrat, 3307 Königslutter, NiedersächsischesLandeskrankenhausFreist, Werner, Oberstudienrat, 3338 Schöningen, Salinenweg 39Frenzel, H., Dr., Fadtarzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,333 Helmstedt, Johannesstraße 14Fricke, Gustav, Dr., Senatspräsident, 334 Wolfenbüttel, Am Lemelnholze 9Fries, Frau, 334 WolfenbütteI, Ringstraße 18Füllner, Gustav, Dr., Landwirtsdtaftsrat a. D., 334 Wolfenbüttel, Jahnstraße 6Fuhrmeister, Gisa, Hauptlehrerin, 3345 Winnigstedt, Hauptstraße 16Gählert, Klaus-Ulrich, cand. rer.hort., 333 Helmstedt, Sdtöninger Straße 16Gandersheim, Landkreis, 3353 Bad GandersheimGandersheim, Stadtverwaltung, 3353 Bad Gandersheim161


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Geffers, Heinrich, Landwirt, 3331 LeIm Nr. 8Geiger, Wilhelm, Oberstudiendirektor, 3301 Stäckheim, Am Smiffhom 6Gerling, Ursula, 334 Wolfenbüttel, Dr.-Heinrim-Jasper-Straße 5Gerloff, Gertrud, Lehrerin, X 371 Blankenburg am Harz, Thiestraße 1Goetting, Hans, Dr., Univ.-Prof., 34 Göttingen, Waitzweg 7Graul, Karl-Heinz, Realsmullehrer, 714 Ludwigsburg, Emst-Kauffmann-Straße 58Grebe, Erika, 333 Helmstedt, Kleiner Wall 11Gruhne, Fritz, Oberingenieur a. D., 334 Wolfenbüttel, Juliusstraße 8Hagemann, Ernst, Kaufmann, 334 Wolfcnbüttel, Okerstraße 17Hansen, Maria, Dipl.-Bibl., 334 Wolfenbüttel, Schloßplatz 13Hartwieg, Gottfried, Oberregierungs- u. Baurata. D., 334 \Volfenbüttel, Bchringstr. 63Hartwieg, Wilhelm, Oberst a. D., 334 Wolfenbüttel, Am Blauen Stein 14Harzburger Altertums- und Gesmimtsverein, 3388 Bad Harzburg, Postfam 78v. Heinemann, Grethe, 338 Goslar, Rosenberg 41Heinemann, Kurt, Lehrer, 334 Wolfcnbüttel, Eschenweg 11Heseler, Bernhard, Student, 3311 Salzgitter-Barum, Werkstraße IIHeller, Ilse, 334 Wolfenbüttel, Sdlloßplatz 14Helmstedt, Landkreis, Ehemalige Universitätsbibliothek, 333 Helmstedt, Postfam 84Helmstedt, Stadtverwaltung, 333 HelmstedtHenriksen, K. K., DK-5150 Fruens B"ge (Dänemark), KristiansdalsaIIe 47Herbst, Elisabeth, 3341 SemmenstedtH ermann, Rudol/, Oberstudiendirektor, 333 Helmstedt, Nieders. Heimsmuleam BätsmenbergHesse, Dtto, Dr., Obersmulrat a. D., 334 Wolfenbüttel, Herrenbreite IIHeusinger, Bruno, Dr., Präsident des Bundesgerimtshofes a. D.,75 Karlsruhe-Durlam, Käthe-Kollwitz-Straße 46Hildesheim, Beverinsme <strong>Bibliothek</strong> (Dombibliothek), 31 Hildesheim, Pfaffenstieg 1Hillebrand, Wem er, Dr., Städt. Ardlivdirektor, 338 Goslar, CIaustorwall1Hinrichs, Hans, Dr. med., Famarzt für Lungenkrankheiten, 334 Wolfenbüttel,Mittelweg 9Hinz, Walter, Diplom-<strong>Bibliothek</strong>ar, 3301 Volkmarode, Schulstraße 10Hof/mann, Lothar, Oberstudiendirektor a. D., 334 Wolfenbüttel, RavenbergerStr. 5Huchler, Hugo, Direktor, 3307 Känigslutter, Bahnhofstraße 18 bHübsch, Fritz, Dr., praktismer Arzt, 333 Helmstedt, Rimard-Wagner-Platz 3Irmscher, Elisabeth, Lehrerin, 334 Wolfenbüttel, Lessingstraße 6Jacobi, Hans, Dr., 315 Hameln, Weberstraße 10Jordan, llse, 334 Wolfenbüttel, Nelkenweg 5Kahmann, Günther, Versimerungskaufmann, 333 I Esbeck, Am Kakelsberg 15Kaimer, Franz, Dr., Staatsanwalt, 333 Helmstedt, Emst-Reuter-Straße 17Kersten, Fritz, temn. Angestellter, 333 Helmstedt, Am Buchenhang 4Keune, Heinrich, Dozent, 3341 GieldeKilian, Fritz, Regierungsinspektor a. D., PSI Woltorf Nr. 86Kleinau, Hermann, Dr. jur., Armivdirektor a. D., 3301 Stäckheim, Albertstraße 15Knop, Herbert, Gesmäftsführer, 333 Helmstedt, Elzweg 35161


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Knost, Friedrich A., Dr., Verwaltungspräsident a. D., 45 Osnabrück, Süsterstraße 57König, Joseph, Dr., Archivdirektor, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 1(Niedersächsisches Staatsarchiv )König, Reinhard, Archivoberinspektor, 355 Marburg/L., Friedrichstraße 15(Hessisches Staatsarchiv)Königslutter, Stadtverwaltung, 3307 KönigslutterKoeppen, Hans, Dr., Archivdirektor, 34 Göttingen, Merkelstraße 3(Staatliches Archivlager)KöpZer, Hans, Dr., Oberstudiendirektor a. D., 334 Wolfenbüttel, Kleine Breite 18Kraiger, Frau, 333 Helmstedt, Birkenweg 33Kramer, Heinrich, Dr. med., praktischer Arzt, 333 Helmstedt, Ernst-Koch-Straße IKrieger, Heinz-Bruno, 3307 Königslutter, Neue Straße 10Kronenberg, Kurt, Dr., Pastor, 3353 Bad GandersheimKubereit, Gerhard, 333 Helmstedt, Bismarckstraße 4Küchenthai, Wemer, Dr., Staatsbankpräsident a. D., 3341 Hedeper Nr. 48Kuhr, Hermann, Kirchenarchivassessor, 334 Wolfenbüttel, Rubensstraße 1Kunow, Gotthold, Spediteur, 333 Helmstedt, Gröpern 51Kurth, Johanna, 3301 Rüningen, Frankfurter Straße 3 aLasius, Rolf, Schulrat, 3301 Stöckheim, Brauerskamp 43Lemke, Heinz, Realschulrektor, 337 Seesen, Dr.-Menge-Straße 1Lerche, Ernst Christian, 333 Helmstedt, Elzweg 39 bLeverkühne, Elisabeth, <strong>Bibliothek</strong>arin, 3307 Königslutter, Wallstraße 9Levin, Hans, Dr. med., 87 Würzburg, Theaterstraße 1Linne, Gerhard, Dr., Oberstudiendirektor, 334 Wolfenbüttel, Mittelweg 2.Lippelt, Hans, Lehrer, 3301 Groß GleidingenMaeder, Elly, 334 Wolfenbüttel, Wilhelm-Brandes-Straße 16Mahling, Martin, Dr., Oberlandwirtschaftsrat, 334 Wolfenbüttel, Mittelweg 7Mansfeld, Walther, Dr., Generalvikariatsrat, 7843 Heitersheim, Postfach 10Marienburg, Herzogliche <strong>Bibliothek</strong>sverwaltung, 31°4 MarienburgMartin, Hermann, Dr. med., 3174 MeineMatthes, Dieter, Dr., Archivrat, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 1(Niedersächsisches Staatsarchiv)Meeh, Erich, Dipl.-Ing., 333 Helmstedt, Herderstraße 1MehZhose, Elisabeth, Lehrerin, 33°1 Stöckheim, Hohe Wiese 93 aMeier, Rudolf, Dr., Archivrat, 334 Wolfenbüttel, Forstweg 1(Niedersächsisches Staatsarchiv )Menzel, Hubert, Apotheker, 18 Bremen I, Postfach 458Meyen, Fritz, Dr., <strong>Bibliothek</strong>sdirektor a. D., 334 Wolfenbüttel, Forstweg 11Meyer, Heinrich Julius, Dr., prakt. Arzt, 3339 WatenstedtMeyer, Bernd-Uwe, Student, 3341 Roklum, Rosenwinkel 101Meyer, Günther, Ingenieur, 3338 Schöningen, Schulstraße 9Mielke, Dörte, 333 Helmstedt, Glockbergstraße 67Mielke, Sophus, Dr., Augenarzt, 333 Helmstedt ,Johannesstraße 10Mitgau, Hermann, Dr., em. Hochschulprofessor, 34 Göttingen, HumboldtaIlee 14


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Moshagen, Ulrich, Dr. med., 333 I-Ielmstedt, Schützenwall40Müller, B., Dr., Rechtsanwalt, 3338 Schöningen, Bismarckstraße I bMüller, Math,1de, 3339 BeierstedtMüller, Otto, Realschuldirektor, 333 Helmstedt, Hermann-Stöber-Straße 11Münster, Staats archiv, 44 Münster, Bohlweg 2Mundhenke, Herbert, Dr., Städt. Oberarchivrat, 3 Hannover, An der Stromgriede 45Neukirch, Dieter, Dr., wissenschaftl. Geograph, 334 Wolfenbüttel,Am Schiefen Berg 3 aNieß, Walter, Realschullehrer, 3 I Celle, Bilderbeckstraße 12Niquet, Franz, Dr., Oberkustos, 334 Wolfenbüttel, Am Roten Amte 13Oberbeck, Gerhard, Prof. Dr., 2 Hamburg 12, Rotenbaumchaussee 11-23Ohlmann, Horst, Dr. phil., Oberstudienrat, 334 Wolfenbütte1, Kleine Breite 19 aOhnesorge, Rudoll, Postoberinspektor, 334 Wolfenbüttel, Dürerstraße 37Oltrogge, Wollgang, Rechtsanwalt und Notar, 333 Helmstedt, Schützenwall4Otten, Hans, Dr. med., Obermedizinalrat, 334 Wolfenbüttel, Cranachstraße 38Piepmeyer, Günter, Archivoberinspektor, 3 Hannover, Am Archive I(Niedersächsisches Staatsarchiv )Pini, Paul, Oberstleutnant a. D., 334 Wolfenbüttel, Cranachstraße 26Piper, Henning, Dr., Landgerichtsrat, 334 WolfenbütteI, Alter Weg 105Pitz, Ernst, Dr., Archivoberrat, 3 Hannover-Döhren, Donaustraße 13Poschmann, Brigitte, Dr., Archivdirektorin, 4967 Bückeburg, Mindener Straße 3(Niedersächsisches Staatsarchiv )Rabsilber, Hans Georg, Oberlandesgerichtsrat, 334 Wolfenbüttel, Behringstraße 41Radtke, R., Dr., Oberlandwirtschaftsrat, 333 Helmstedt, Ziegenmarkt 7Raschick, Ernst, Realschullehrer, 3388 Bad Harzburg, Bismarckstraße 40Rauls, W., Propst a. D., 3311 Salzgitter-Engelnstedt, Auf der Graube 23Reinartz, Ernst, Dr. med., Facharzt für innere Krankheiten, 333 Helmstedt,Schützenwall 38Reinold, Helmut, Dr., Chefarzt, Facharzt für Chirurgie, 333 Helmstedt,KreiskrankenhausRippel, 10hann Karl, Dr., 3 Hannover-Kinnrode, Ottweiler Straße II ARitter, Annelies, Dr., Diplom-<strong>Bibliothek</strong>arin, 34 Göttingen, Düstere Eichenweg 38Rähr, Heinz, Realschulkonrektor, 3307 Königslutter, Pastorenkamp 13'V. Rössing, Günther, DipI.-Ing., 334 WolfenbütteI, Ernst-Moritz-Arndt-Straße 67Roggenkamp, Hans, Dr., Landeskonservator, 3 Hannover, Sedanstraße 55Runge, Bernhard, Dr. med., prakt. Arzt, 33 33 Neu Büddenstedt, Ringstraße 3Ruschepaul, Gunhild, 333 Helmstedt, Maschweg 4Rutsch, Rudoll, Lehrer, 333 HeImstedt, Langer Kamp 23Salzgitter, Stadtarchiv, 332 Salzgitter-Lebenstedt, RathausSanders, K. W., DipI.-Ing., 645 Hanau, Nußallee 34Sasse, Hermann, techno Angestellter, 3301 Lamme, Tiergarten 50Schaper, Robert, Lehrer, 333 Helmstedt, Birkenweg 20Scherb, Lucie, 3301 Timmerlah Nr. 18Schlobinski, Horst, Hauptlehrer, 3101 Baven


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Schmidt-Colinet, Oberforstmeister, 3307 Königslutter, ForstamtSchnath, Georg, Dr., Univ.-Prof., 3 Hannover, Wiesenstraße 16Schomburg, Günter, Bankdirektor, 333 Helmstedt, Südertor 8Schrader, Erich, Dr., Studienrat a. D., 333 Helmstedt, Kleiner Wall z 7Schrader, Wilhelm, Schrifdeiter, 333 Helmstedt, Gustav-Steinbrecher-Straße zoScl"euer, Siegfried, Stadtarchivar, 33 z Salzgitter-Lebenstedt, Ostlandstraße I ISchroeder, Gert, Dr. med., 333 Helmstedt, Blankenburger Straße ISchröder, Walter, Pastor a. D., 333 Helmstedt, Goethestraße 14Schubart, Winfried, Forstmeister a. D., 3391 LautenthaI, Hahnenkleer Straße 65Schubmalln, Albert, Realschullehrer, 3301 Mascherode, Salzdahlumer Straße 4Schulz, Maria, 3301 Volkmarode, Seikenkamp 3Schulze, Hans, 334 Wolfenbüttel, West ring 18Schwandt, Christa, 28 Bremen, Am Gaswerk 59Schwartzkopff, Theodor Hermann, Landwirt, 3181 Büstedt Gern. Wahrstedt Nr. 61Seebap, Pastor, 3301 RautheimSeesen, Stadtverwaltung - Adr.: Städt. Kulturamt, 33 7 Seesen, Postfach 108Seiler, Friederike, 33 u Salzgitter-Thiede, Thiedenhall ISiebers, Siegfried, Studienrat a. D., 333 Helmstedt, Schützenwall 37Siegert, H. 'J., Dr., Apotheker und Chemiker, 333 Helmstedt, Nordstraße 39Sigmund, Rudolf, Dr. med., Facharzt für Röntgenologie, 333 He1mstedt,KreiskrankenhausSöchtig, Erieb, 33Z7 Salzgitter-Bad, Hermann-Löns-Weg 16Söchting, Walter, Dr., Studienrat, 334 Wolfenbüttel, Lessingstraße 10Spangen berg, Wilhelm, Mittelschulrektor a. D., 3 I u Ebstorf, Uelzener Straße z8Spier, Heinrieb, Oberstudienrat, 338 Goslar, Am J ürgenfeld I ISpiep, Werner, Prof. Dr. Dr., Archivdirektor a. D., 3 Hannover, Gellertstraße 51(Marienhaus)Stadelmann, Hans, Mittelschullehrer a. D., 33°7 Königslutter, Helmstedter Str. 16Steinfeld, Ann;, Lehrerin, 3307 Königslutter, Bahnhofstraße 31Steuber, Margarete, Buchhändlerin, 334 Wolfenbüttel, Lange Herzogstraße SoStoletzk;, Gerhard, Fotograf, 334 Wolfenbüttel, Berliner Straße 60Stolte, Fritz, Reg.-Vet.-Rat a. D., 334 Wolfenbüttel, Ernst-Moritz-Arndt-Straße uStTÜver, Hans, Oberforstmeister, 333 I Mariental-DorfStüwe, W., Kaufmann, 3301 RautheimStuke, Johannes, Domdechant, 31 Hildesheim, Domhof 18Thielemann, Otto, 338 Goslar, Grauhöfer Straße 19Timmler, Friedrich, Steueramtmann a. D., pSI Vollmerhausen, Lachtstraße IlUde, Wilhelm, Dr., Oberstudienrat, 3370 Seesen, Horpkestraße 3Uhde, Heinrich, Dr., Dipl.-Volkswirt, Direktor der landwirtschafdichenZentralgenossenschaft, Z9 Oldenburg, Tirpitzstraße 19Vellguth, Kar1, Dr. med. vet., Tierarzt, 333 Helmstedt, Marienstraße 1v. Vennes, Roland, A 1010 Wien I, Opernring 4Völker, Eberhard, Studienrat, 3388 Bad Harzburg, Herzog-WiIhelm-Straße SIVogelsang, Thilo, Dr., <strong>Bibliothek</strong>ar, 8 München 8, Richard-Strauß-Straße 7


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519Volkmann, Rolf, Lehrer, 333 Helmstedt, Diamantenweg 1Vorthmann, Albert, Vermessungsoberrat, 334 WolfenbütteI, Am Heckenkamp I IWacker, Bodo, Studienrat a. D., 334 WolfenbütteI, Wilhelm-Busch-Straße 11Wagen er, Ewald, konz. Markscheider, 3392 Clausthal-Zellerfeld,An den Abtshöfen 1 IWegner, Rolf, 119 Cuxhaven, Kösterfeldplatz I aWehe, Otto, Dr., Oberstudienrat a. D., 3418 Uslar, Lange Straße 51Werner, Helmut, Leiter des Kulturamts und der Volkshochschule,333 Helmstedt, Dr.-Heinrich-J asper-Straße IWerner, Margarete, 3 Hannover, Geibelstraße 2 IWesche, Erich, Mittelschullehrer a. D., 3301 SalzdahlumWessei, Wallgang, Stadtdirektor, 334 Wolfenbüttel, Am Kurzen Holze 29WesseIs, Lieselatte, Archivangestellte, 334 WolfenbütteI, Gr. Zimmerhof 11Westphal, Peter, Dr., 31 Hildesheim, Bahnhofsallee 18Wilczek, Christoph, Archivoberinspektor, 334 WolfenbütteI, Forstweg 1(Niedersächsisches Staatsarchiv)Wilke, Hartmut, Dr. med., 333 Helmstedt, Batteriewall 15Winckler, Wilhelm, Lehrer, 3394 Langelsheim, Mühlenstraße 17Winkler, Siegfried, Studienrat, 333 Helmstedt, Elzweg 12Wissel, Paul, Justizinspektor a. D., 338 Goslar, Kösliner Straße 29Wiswe, Hans, Realschullehrer, 3341 FümmeIse, Klint 6Witten, Ralf, Kaufmann, 333 Helmstedt, Harbker Weg I'V. Witzke, Willi, Landwirt, 3339 IngelebenWolfenbüttel, Niedersächsisches Staatsarchiv, 334 WolfenbütteI, Forstweg 1Wolfenbüttel, Stadtverwaltung, 334 WoIfenbütteI, RathausWolfenbütteI, Theodor-Heuß-Gymnasium, 334 Wolfenbüttel,Karl-von-llörsten-StraßeZettier, Kurt, Angestellter, 333 Helmstedt, Langer Kamp 24v. Zezschwitz, Friedrich, Dr., Facharzt für innere Krankheiten, 3 18 Wolfsburg,Porschestraße, EuropahausZiemann, W., 334 Wolfenbüttel, Berliner Straße 15266


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519


http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig1111111111111111


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweighttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042519BuChbinderei He!,",) VOI:rnar


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