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Auenmagazin 03/2012 - Auenzentrum

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VERÖFFENTLICHUNGENE. Pfeuffer Der Lech37Der LechEberhard Pfeuffer / Rezension von Thomas HenschelDieses Buch sei eine „Liebeserklärung an den Lech“. So überschrieb Dorothea Schuster, die kundige Journalistin derAugsburger Allgemeinen, ihre Rezension. Das ist absolut zutreffend: Eberhard Pfeuffer, der langjährige Vorsitzende desnaturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben und aktiv in der Lech-Allianz, hat in dieser Fluss-Monographie seineBegeisterung und jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Lech zusammengebracht: engagiert und detailgenauzugleich, mit der Genauigkeit des praktizierenden Arztes. Das Vorwort lässt dann auch keinen Zweifel: das Buch soll„Lust auf Lech“ machen und diesen Fluss stärker im Bewusstsein verankern. Dafür sieht Pfeuffer viele gute Gründe undscheut sich auch nicht vor Superlativen: dank seiner geografischen Lage sei er aus ökologischer Sicht von allen alpinenFlüssen Bayerns der Wichtigste. Den Beweis dafür tritt das Buch nicht mit der Wissenschaft an, sondern mit einerFülle ausgezeichneter Fotos: auf den rund 180 Buchseiten finden sich mehr als 300 Fotos, außerdem rund zwei DutzendKarten und Graphiken. Verbreitungskarten und Fotos zeigen die Bedeutung des Lechs als „Biotopbrücke“, die denAlpenraum und die Alb-Regionen nördlich der Donau verbindet.Die „Liebeserklärung“ an den Lech ist indesauch eine wehmütige und zugleich kämpferische:vom einstigen Wildfluss mit seinenKiesumlagerungsstrecken finden sich heutenur noch kurze Abschnitte, vor allem in Tirol.Denn seit den ersten Längsverbauungenvor mehr als 150 Jahren wurden der Flussund dessen Umland tiefgreifend umgestaltet,mit allen bekannten Folgen wie der Abkoppelungder Auen und der rasanten Tiefenerosiondurch den unterbundenen Geschiebetrieb.Dieser Entwicklung wurde bereitsAnfang des 20. Jahrhunderts durch denBau von Wehren entgegengewirkt. 1950wurde dem Energieerzeuger die Konzessionfür die Wasserkraftnutzung zwischen demRoßhauptener Speicher (Forggensee) unddem Hochablass in Augsburg erteilt, bisMitte der 1980er Jahre wurden 20 Staustufenerrichtet. Der Lech ist damit in einenahezu geschlossene Kette von Stauhaltungenverwandelt worden, die hydrologischvom Forggensee als Kopfspeichergesteuert und im Schwellbetrieb gefahrenwerden. Die bekannte Litzauer Schleife miteinem anthropogen weniger degradiertenAbschnitt vermittelt einen Eindruck von denResten einer ehemaligen Wildflusslandschaft.Drei der insgesamt neun Kapitel desBuches widmen sich denn auch dem Wandelder Fluss- und Kulturlandschaft und derseit dieser Zeit eingetretenen Veränderungen.(Eine topographische Karte vom Lechsucht der Leser leider vergeblich). Das Buchzeigt sehr anschaulich die großen Linien imLandschaftswandel und ihre Konflikte. Alsausgewiesener Naturschützer ergreift derAutor in der Diskussion um eine möglicheweitere Wasserkraftnutzung natürlich Parteifür den letzten ungestauten Lech-Abschnittim Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet„Stadtwald Augsburg“, dem mit über2.100 ha größten Naturschutzgebiet Bayernsaußerhalb der Alpen.Den größten Raum nimmt das letzte Kapitelein: „Was geblieben ist“ bilanziert auffast einem Drittel des Buchs vor allem diebotanischen und zoologischen „Highlights“,Aueninteressierte finden ein gesonderteskurzes Kapitel zum Tiroler Lech. Dabei setztder Autor stark auf die Überzeugungskraftder ausgezeichneten Naturfotos und einenbreiten Leserkreis. Die aktuellen Fachdiskussionensind nur ganz knapp und kursorischbehandelt, z.B. zu den Maßnahmenprogrammenin der Umsetzung der WRRLfür die Flusswasserkörper des Lechs, zumPriorisierungskonzept für die fischbiologischeDurchgängigkeit oder Studien zurFlussmorphologie. Das schmälert nicht denWert des gut geschriebenen Buches, dasmit einem gegliederten Literaturverzeichnisweitere Vertiefungsmöglichkeiten bietet.Ein einheitliches Register hätte dasAuffinden der Informationen erleichtert.Der Preis von 29,80 Euro ist angesichts derFülle eindrucksvoller Fotos der Natur undder Landschaft des Lechs sicher nicht unangemessen.Für Naturfreunde, Lech-Interessierteund auch Fachleute ist das Buchzu empfehlen und macht „Lust auf Lech“.Bibliographische Angaben:Dr. Eberhard Pfeuffer: Der LechWißner, 2010.Gebundene Ausgabe, 184 Seiten mitzahlreichen meist farbigen Abbildungen.ISBN: 389639768029,80 EUR<strong>Auenmagazin</strong> <strong>03</strong>/<strong>2012</strong> 37

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