Auenmagazin 03/2012 - Auenzentrum

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RückblickB. P. Fischer, Stammel G. Blasch & B. Cyffka Die Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt30 - 34Die Donauauen zwischen Neuburg und IngolstadtErste Ökologische Flutung im Auwald – Entwicklung von Dynamik in einem FließgewässerPeter Fischer, Gerald Blasch & Bernd CyffkaEinleitungDie Donauauen zwischen Neuburg a.d. Donauund Ingolstadt befinden sich an derbayerischen Donau zwischen Flusskilometer2.471 und 2.465. Sie sind mit einer Flächevon insgesamt 2.100 ha einer der größtenzusammenhängenden Hartholz-AuwälderMitteleuropas. Die charakteristische hohebiologische Diversität spiegelt sich sowohlin den Pflanzen- und Tierarten als auch inder Vielfalt der Lebensräume, wie Hartholzaue,Weichholzaue, Schlammfluren undBrennen, wider.VorgeschichteNeben den flussbaulichen Eingriffen, wieEindeichung und Flussbegradigung, hatteim 20. Jahrhundert besonders der Staustufenbauin Bergheim und Ingolstadt (1970er)erhebliche Auswirkungen auf das Flusssystemder Donau und auf den gesamten Wasserhaushaltdes Auwaldes in der Region. Sowurden die für das Auenökosystem wichtigenschwankenden Grundwasserstände,periodischen Überflutungen, wechselndenAbflüsse sowie die Sedimentdynamik starkbeeinträchtigt, wenn nicht sogar ganz unterbunden.In Bereichen des Auwalds, welchedauerhaft zu hohe Grundwasserständeaufweisen, drohte sich die typische Auwaldvegetationin eine Feuchtgebietsvegetationzu verwandeln. In anderen Bereichen,in denen die Grundwasserstände teilweisezu niedrig sind, entstand nahezu reinerLandwald. Dadurch kam es zum Aussterbenauenspezifischer Arten.Dynamisierungsprojekt und MonitoringUm den gegenwärtigen Zustand zu verbessernund die Wiedervernetzung von Flussund Aue zu fördern, wurde das Projekt„Dynamisierung der Donauauen zwischenNeuburg und Ingolstadt“ initiiert. In densüdlichen Donauauen, mit einer Fläche vonrund 1.200 ha, wurde der Auwald mit wasserbautechnischenMitteln wieder an dienatürliche Dynamik der Donau angeschlossen.Drei Maßnahmen sollen die eigenständigeEntwicklung auentypischer Arten imbestehenden Auwald fördern (siehe auchAbb. 1):1. Ein neues Auengewässer (Umgehungsbach),2. ökologische Flutungen und3. ein Grundwassermanagement.Das Projekt wird von der AG MONDAU (ArbeitsgruppeMONitoring DonauAUen) imRahmen des vom Bundesamt für Naturschutz(BfN) mit Mitteln des Bundesministeriumsfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheitgeförderten E+E-Begleitvorhabens„Monitoring AuenökologischerProzesse und Steuerung von Dynamisierungsmaßnahmen“wissenschaftlich begleitet(Stammel et al. 2011). Mittlerweilewurde der Auwald zweimal ökologisch geflutet.Welche Erfahrungen haben die Wissenschaftlermit diesen Maßnahmen gesammelt?Kehrt die Dynamik in den Auwaldzurück? Diese und weitere Fragen werdenim Folgenden diskutiert.Dynamisierungsmaßnahme: ÖkologischeFlutungVoraussetzung für eine Ökologische Flutungist ein Donauabfluss zwischen 600 -1000 m 3 /s. Diese Situation tritt statistischzwei- bis dreimal im Jahr ein und kann ca.fünf Tage andauern. Durch die kontrollierteÖffnung der Tore an beiden Ausleitungsbauwerkenkönnen bis zu 30 m 3 /s Donauwasserin den Auwald eingeleitet werden (Abb. 2).Durch diese gezielten Ökologischen Flutungensollen die vorherrschenden Verhältnisseund Gleichgewichte im Fließgewässersystemimmer wieder gestört werden. Soändern sich im Gewässer Fließbereiche und-geschwindigkeiten. Die Grenzen zwischenWasser und Land werden durch schwankendeWasserstände sowie Erosions- und Akkumulationsprozesseständig neu definiert.Auf diese Weise wird natürliche Dynamikals zentraler Aspekt des Auenlebensraumeswiederhergestellt.Die ersten Ökologischen FlutungenBisher gab es im Auwald zwei ÖkologischeFlutungen. Ein Starkregenereignis Ende Juli2011 hatte den Abfluss in der Donau aufüber 600 m 3 /s steigen lassen, so dass entsprechenddes Planfeststellungsbeschlusseszum Dynamisierungsprojekt der Auwalddurch das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadtdas erste Mal ökologisch geflutet werdenkonnte. Bei dieser ersten Flutung wurdenur die Hälfte (etwa 15 m 3 /s) der maximalmöglichen Wassermenge ausgeleitet. DasAuengewässer blieb meist in seinem angelegtenBett, nur an wenigen Stellen wurdetatsächlich der Wald überflutet (Abb. 3).Auch die kurze Dauer von nur zwei Tagenreichte nicht aus, um größere Überflutungsflächenzu erzeugen. Für alle beteiligtenForschungsteams der AG MONDAU undfür das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadtwar diese Flutung trotzdem ein wichtigerTestlauf und auch ein Erfolg. Denn es gabvorher doch gewisse Unklarheiten darüber,wie sich das Wasser tatsächlich im Auwaldverhalten würde und ob alle Messprogrammeund Untersuchungen (Abflussmessung,Überflutungsflächenkartierung, Gewinnungvon Samen-, Wasser- und Sedimentproben)wie geplant durchgeführt werden könnten.Im Januar 2012 wurden zum zweiten Maldie Tore am Ausleitungsbauwerk geöffnet.Etwas schneller als bei der Sommerflutungfüllten sich die Rinnen und Senken mit Wasser,weil die Grundwasserstände jahreszeitlichbedingt schon höher waren. Zusammen30Auenmagazin 03/2012

RückblickB. P. Fischer, Stammel G. Blasch & B. CyffkaDie Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt30 - 34Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes zwischen Neuburg und Ingolstadt, mit den wichtigsten Maßnahmen und Bauwerken. (Kartengrundlage: DTK25 ©BayerischeVermessungsverwaltung, www.geodaten.bayern.de)mit einer höheren Ausleitungsmenge voninsgesamt 25 m 3 /s schwoll schließlich auchder Umgehungsbach deutlicher als beimersten Mal an. Trotz der erhöhten Ausleitungsmengeund günstigerer Ausgangsbedingungendauerte es noch acht Stunden,bis das Umgehungsgewässer bordvoll warund wie gewünscht an einigen Stellen überdie Ufer trat. Es füllten sich Schluten undSenken und der Auwald wurde mit Wasserversorgt (Abb. 4).Das (automatisierte) hydrologische Messnetz,bestehend aus Grundwasser-,Still gewässer- und fünfzehn Fließgewässerpegelnentlang des Umgehungsgewässers(Abb. 6), zeichnete viertelstündlichden Wasserstand im Auwald auf (Fischeret al. 2012). Dieses Messnetz wurde mitHilfe von mobilen 27 Lattenpegeln, die sowohlin verschiedenen Wasserkörpern imAuenmagazin 03/2012 31

RückblickB. P. Fischer, Stammel G. Blasch & B. Cyffka Die Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt30 - 34Die Donauauen zwischen Neuburg und IngolstadtErste Ökologische Flutung im Auwald – Entwicklung von Dynamik in einem FließgewässerPeter Fischer, Gerald Blasch & Bernd CyffkaEinleitungDie Donauauen zwischen Neuburg a.d. Donauund Ingolstadt befinden sich an derbayerischen Donau zwischen Flusskilometer2.471 und 2.465. Sie sind mit einer Flächevon insgesamt 2.100 ha einer der größtenzusammenhängenden Hartholz-AuwälderMitteleuropas. Die charakteristische hohebiologische Diversität spiegelt sich sowohlin den Pflanzen- und Tierarten als auch inder Vielfalt der Lebensräume, wie Hartholzaue,Weichholzaue, Schlammfluren undBrennen, wider.VorgeschichteNeben den flussbaulichen Eingriffen, wieEindeichung und Flussbegradigung, hatteim 20. Jahrhundert besonders der Staustufenbauin Bergheim und Ingolstadt (1970er)erhebliche Auswirkungen auf das Flusssystemder Donau und auf den gesamten Wasserhaushaltdes Auwaldes in der Region. Sowurden die für das Auenökosystem wichtigenschwankenden Grundwasserstände,periodischen Überflutungen, wechselndenAbflüsse sowie die Sedimentdynamik starkbeeinträchtigt, wenn nicht sogar ganz unterbunden.In Bereichen des Auwalds, welchedauerhaft zu hohe Grundwasserständeaufweisen, drohte sich die typische Auwaldvegetationin eine Feuchtgebietsvegetationzu verwandeln. In anderen Bereichen,in denen die Grundwasserstände teilweisezu niedrig sind, entstand nahezu reinerLandwald. Dadurch kam es zum Aussterbenauenspezifischer Arten.Dynamisierungsprojekt und MonitoringUm den gegenwärtigen Zustand zu verbessernund die Wiedervernetzung von Flussund Aue zu fördern, wurde das Projekt„Dynamisierung der Donauauen zwischenNeuburg und Ingolstadt“ initiiert. In densüdlichen Donauauen, mit einer Fläche vonrund 1.200 ha, wurde der Auwald mit wasserbautechnischenMitteln wieder an dienatürliche Dynamik der Donau angeschlossen.Drei Maßnahmen sollen die eigenständigeEntwicklung auentypischer Arten imbestehenden Auwald fördern (siehe auchAbb. 1):1. Ein neues Auengewässer (Umgehungsbach),2. ökologische Flutungen und3. ein Grundwassermanagement.Das Projekt wird von der AG MONDAU (ArbeitsgruppeMONitoring DonauAUen) imRahmen des vom Bundesamt für Naturschutz(BfN) mit Mitteln des Bundesministeriumsfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheitgeförderten E+E-Begleitvorhabens„Monitoring AuenökologischerProzesse und Steuerung von Dynamisierungsmaßnahmen“wissenschaftlich begleitet(Stammel et al. 2011). Mittlerweilewurde der Auwald zweimal ökologisch geflutet.Welche Erfahrungen haben die Wissenschaftlermit diesen Maßnahmen gesammelt?Kehrt die Dynamik in den Auwaldzurück? Diese und weitere Fragen werdenim Folgenden diskutiert.Dynamisierungsmaßnahme: ÖkologischeFlutungVoraussetzung für eine Ökologische Flutungist ein Donauabfluss zwischen 600 -1000 m 3 /s. Diese Situation tritt statistischzwei- bis dreimal im Jahr ein und kann ca.fünf Tage andauern. Durch die kontrollierteÖffnung der Tore an beiden Ausleitungsbauwerkenkönnen bis zu 30 m 3 /s Donauwasserin den Auwald eingeleitet werden (Abb. 2).Durch diese gezielten Ökologischen Flutungensollen die vorherrschenden Verhältnisseund Gleichgewichte im Fließgewässersystemimmer wieder gestört werden. Soändern sich im Gewässer Fließbereiche und-geschwindigkeiten. Die Grenzen zwischenWasser und Land werden durch schwankendeWasserstände sowie Erosions- und Akkumulationsprozesseständig neu definiert.Auf diese Weise wird natürliche Dynamikals zentraler Aspekt des Auenlebensraumeswiederhergestellt.Die ersten Ökologischen FlutungenBisher gab es im Auwald zwei ÖkologischeFlutungen. Ein Starkregenereignis Ende Juli2011 hatte den Abfluss in der Donau aufüber 600 m 3 /s steigen lassen, so dass entsprechenddes Planfeststellungsbeschlusseszum Dynamisierungsprojekt der Auwalddurch das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadtdas erste Mal ökologisch geflutet werdenkonnte. Bei dieser ersten Flutung wurdenur die Hälfte (etwa 15 m 3 /s) der maximalmöglichen Wassermenge ausgeleitet. DasAuengewässer blieb meist in seinem angelegtenBett, nur an wenigen Stellen wurdetatsächlich der Wald überflutet (Abb. 3).Auch die kurze Dauer von nur zwei Tagenreichte nicht aus, um größere Überflutungsflächenzu erzeugen. Für alle beteiligtenForschungsteams der AG MONDAU undfür das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadtwar diese Flutung trotzdem ein wichtigerTestlauf und auch ein Erfolg. Denn es gabvorher doch gewisse Unklarheiten darüber,wie sich das Wasser tatsächlich im Auwaldverhalten würde und ob alle Messprogrammeund Untersuchungen (Abflussmessung,Überflutungsflächenkartierung, Gewinnungvon Samen-, Wasser- und Sedimentproben)wie geplant durchgeführt werden könnten.Im Januar <strong>2012</strong> wurden zum zweiten Maldie Tore am Ausleitungsbauwerk geöffnet.Etwas schneller als bei der Sommerflutungfüllten sich die Rinnen und Senken mit Wasser,weil die Grundwasserstände jahreszeitlichbedingt schon höher waren. Zusammen30<strong>Auenmagazin</strong> <strong>03</strong>/<strong>2012</strong>

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