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Auenmagazin 03/2012 - Auenzentrum

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BERICHTE und ProJEKTEE. J. Schnell Dorn & P. Türk „Wir sind Bewohner des Auenlandes!“16 - 20breiten morphologischen Auen zumeiststarke Verluste von mehr als 50% festzustellensind. Im Bereich von großen Siedlungslagensind häufig über 90% der Überschwemmungsflächenausgedeicht und esist nur ein sehr schmaler rezenter Auenbereichvorhanden.In Bereichen mit schmalen Talböden istdagegen abschnittsweise bis zu 100% dermorphologischen Aue als Überflutungsraumerhalten geblieben. Der Zustand derAuen an Donau und Main wird stark durcheine intensive Wasserkraftnutzung und dieArt des Gewässerausbaus bestimmt. Liegenfrei fließende Abschnitte vor, so zeigen sichin schmalen rezenten Auenbereichen mituntersehr auentypische Habitate. In staureguliertenAbschnitten dagegen kommtes zu einer Beeinträchtigung der auentypischenDynamik und der Zustand weichthäufig sehr stark vom Leitbildzustand ab.Ein anschauliches Beispiel für die Folgenvon Verlust typischer Auestandorte undfehlender Durchgängigkeit liefert die früheroft als Massenfisch bezeichnete Nase.Auf ihren ausgedehnten LaichwanderungenMitte bis Ende März mit Distanzen von biszu 100 km sucht diese Art in hoher IndividuenzahlKieslaichplätze im Oberlauf kleinererSeitenzuflüsse auf. Die Brut benötigt nachdem Schlupf flache Altwasserstrukturenoder Überflutungsflächen, die sich in derSonne erwärmen und ausreichend Planktonals Startnahrung produzieren. Jungfischedriften mit zunehmender Größe stromab,wobei sie flache Kiesbänke zum Abweidendes Aufwuchses bevorzugen.Sind die Wanderwege mit Querbauwerkenverbaut und/oder die essenziellenSchlüsselhabitate qualitativ oder quantitativnicht ausreichend vorhanden, geht derBestand zurück. Im Fall der Nase gibt esheute nur noch wenige nennenswerte Beständein der Donau. Im Vergleich zu frühersind die bayerischen Nasenpopulationenauf inselartige Reliktpopulationen zusammengeschrumpftoder nahezu vollständigerloschen.Geschiebemanagement zur Rettungder Auen unabdingbarEin weiterer Faktor für den Rückgang auetypischerFischarten ist der fehlende Nachschuban Geschiebe infolge unzähligerDie Rutte als Zeigerart für ein gut strukturiertes Gewässer, gefangen bei Wanderkontrollen im Nasenbachbei Freising (Foto: J. Schnell)Quer- und Längsverbauungen. Da im Hochwasserfalldie Transportkraft des Wassersnicht nachlässt und durch Flusslaufverkürzungenzudem noch erhöht wird, gräbtsich der Hauptfluss immer tiefer in sein Bettein. Fehlt frischer Kies, fehlen auch frischeLaichplätze. Zudem führt der Erosionsprozessaufgrund des fehlenden Geschiebenachschubsvielerorts zu einer regelrechten„Canyon-Bildung“. An einigen Gewässerabschnitten,wie etwa der Mittleren Isar zwischenMünchen und Freising, erreicht dieEintiefung im Schnitt 2-4 cm pro Jahr. Vordergründigscheint dies nur wenig zu sein,über einen Zeitraum von 100 Jahren beträgtdie Eintiefung aber an die 2-4 Meter.Der Hauptfluss ufert an solchen Stellennur noch bei extremen Abflussereignissenaus. Die Einmündungen von Nebengewässernhängen an vielen Gewässern regelrecht„in der Luft“ und sind für aufstiegswilligeFische nicht mehr erreichbar. Der eingetiefteHauptfluss erzeugt nicht mehr wieursprünglich eine Auevernässung, sondernwirkt häufig völlig konträr zu seiner eigentlichenAufgabe als Drainage, die den Auwaldentwässert.Ohne ein entsprechendes Geschiebemanagementist in den kommendenJahrzehnten mit einer voranschreitendenAbkopplung noch funktionsfähiger Auestandorteund somit dem weiteren Verlustfischfaunistischer Schlüsselhabitate zurechnen.Ausblick: Die zukünftige Entwicklungvon Flussauen in BayernDer Mensch wäre kein Mensch, wenn ernicht für alle Probleme eine Lösung parathätte. So gibt es zahlreiche Bestrebungen,typischen Auebewohnern und dabei auchFischen unter die „Flossen“ zu greifen. Namentlichin der EU-Wasserrahmenrichtliniesind Ziele formuliert, die letztendlichauch zum Erhalt oder der Revitalisierungvon Auen beitragen. Das europäische Netz„NATURA 2000“ orientiert sich mit seinenSchutzgebieten häufig an Gewässerläufenund definiert dabei konkrete Schutz- undErhaltungsziele im Sinne eines Auenschutzes.Flankiert werden diese beiden europäischenInstrumente auf nationaler Ebenedurch das Wasserhaushaltsgesetz (WHG).Die Schaffung von größeren Umgehungsgewässernmit einer auenähnlichenAbfluss- und Strukturdynamik an größerenWasserkraftanlagen kann zumindest partiellaußer Funktion geratene Auebereiche in<strong>Auenmagazin</strong> <strong>03</strong>/<strong>2012</strong> 19

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