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Auenmagazin 03/2012 - Auenzentrum

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BERICHTE und ProJEKTEE. J. Schnell Dorn & P. Türk„Wir sind Bewohner des Auenlandes!“16 - 20„Wir sind Bewohner des Auenlandes!“Johannes Schnell & Patrick TürkDer ein oder andere Leser – gerade der jüngeren Generation - denkt bei diesem Titel möglicherweise an die eindrucksvolleKino-Verfilmung von Tolkiens „Herr der Ringe“, in der die Bewohner des Auenlandes, die kleinwüchsigen Hobbits,auserkoren sind, die Welt vor einer dunklen Macht zu retten, die im Begriff ist alles zu zerstören.Nicht nur auf Papier und Zelluloid, sondern auch in Bayern gibt es eine ganze Reihe von Auen-Bewohnern, zu denen ineinem hohen Anteil Fische gehören. Mit den Romanfiguren von Tolkien haben sie wenig gemeinsam, doch eint sie einentscheidender Aspekt: Sie sind durch Einflüsse einer fremden Macht in ihrer Existenz bedroht.Weil unsere Fische alles andere als Phantasiefigurensind, ist ihre Bedrohung im Gegensatzzu Film und Buch real. Die Bedrohungist dabei natürlich nicht magischenUrsprungs, geschweige denn rührt sie voneinem Fluch oder dergleichen her. Sie ergibtsich im Wesentlichen aus verschiedenstenEinflüssen des Menschen, die auf die Gewässerund somit den begleitenden Lebensraum„Aue“ einwirken.Betrachtet man die derzeitige Entwicklungan Fließgewässern, so ergibt sich eindurchaus ambivalentes Bild. Einerseits bestehenzahlreiche Ansätze und Bestrebungen,den Lebensraum der Auenbewohnerwieder in einen besseren Zustand zu bringen.Andererseits zeichnen sich am Horizontseit geraumer Zeit dunkle Wolken ab,die eine steigende Bedrohung der Auen befürchtenlassen.Im Gegensatz zu den Protagonisten desKinobestsellers sind unsere bayerischen Fischenicht in der Lage, ihr Schicksal selbstin die Hand zu nehmen. Daher ruht auch wieim o. g. Filmepos die Hoffnung aller auf unsMenschen…Flussauen: Ehemals pulsierende Lebensadernder bayerischen LandschaftEinst waren die Flüsse Bayerns die Gestaltertypischer Auenlandschaften, die sich durcheine hohe Fischartenvielfalt auszeichneten.Je nach Jahreszeit war für den damaligenBetrachter nicht eindeutig abzugrenzen,was eigentlich genau dem Land, und wasdem Wasser zuzuordnen ist.Betrachtet man historische Gemäldeoder alte Geländekarten, fällt einemeines sofort auf: Die Flüsse hatten seinerzeitRaum und somit die Möglichkeit, diesenRaum durch natürliche Prozesse zu gestalten.Der Mensch betrachtete damals denFluss in dieser Form als Freund und Feindgleichermaßen. Der Fluss nahm sich zumanchen Zeiten scheinbar willkürlich, waser wollte. Bei Hochwasser riss er sprichwörtlichalles mit sich.Der Fluss spendete im Gegenzug aberauch Leben. Er lieferte Brennholz und Baumaterial,barg jagdbares Wild und liefertemit seinem natürlichen Fischreichtum einewichtige Nahrungsquelle für die umliegendeBevölkerung. Aufgrund des hohenwirtschaftlichen Stellenwertes war dieAusübung der Fischerei häufig privilegiert,nicht umsonst genossen zu Zeiten intakterFlüsse und vitaler Fischbestände Fischerzünftebayernweit ein hohes Ansehen in derGesellschaft.Der Überfluss einiger Wasserlebewesenwar mitunter immens. So belegen zahlreicheSchriften aus unterschiedlichen Regionen,dass es beispielsweise Dienstherren inBayern bei Strafe verboten war, ihrem Gesindezum Verzehr mehr als einmal pro WocheLachs, Krebse oder Weissfische (Nasen,Barben etc.) vorzusetzen.So sehr der Mensch den Fischreichtumder Flüsse früher auch schätzte, im Lauf derZeit überwogen die Furcht vor Hochwasserund der Drang zur Nutzung. Durch steigendeBevölkerungszahlen in Kombination miteiner voranschreitenden Industrialisierungund Technisierung stiegen der Flächenverbrauchund gleichzeitig die Schutzbedürftigkeitmenschlich genutzter Flächen. DieErrichtung von massiven Querbauwerkenund großen Wasserkraftanlagen tat im 20.Jahrhundert ihr Übriges, um noch funktionsfähigeEinheiten von Fluss und Aue immerweiter zu fragmentieren. Der Lebensraumfür Fische und andere Auenbewohnerging seither auf ein besorgniserregendesNiveau zurück.Dynamik: Essenziell für die Verfügbarkeittypischer FischlebensräumeAuen sind im Vergleich zu vielen anderenLebensräumen hoch dynamische Systeme.Die Dynamik entsteht primär aus einem Zusammentreffenverschiedener biologischer,physikalischer, geologischer und hydraulischerKomponenten. Diese bilden wiederumvielfach die Grundvoraussetzung fürweitere biologische Komponenten. Essenzielldafür sind in jedem Fall variierendeAbflussverhältnisse, wobei für den Transportund die Umlagerung von Stoffen aufgrundder Schleppkraft vor allem Hochwasserereignissevon maßgeblicher Bedeutungsind. Die Hochwasserdynamik in Bayern istinsbesondere im alpin geprägten Raum besondersdurch Frühsommerhochwässer infolgeder Schneeschmelze geprägt. WeitereHochwässer werden durch starke Niederschlagsereignissehervorgerufen, die insbesonderefür die Sommermonate Juli und Augusttypisch sind.Die Fische haben sich seit der letztenEiszeit in Bayern an diese Gegebenheitenangepasst. Sie haben zentrale Elementeder Dynamik in ihren Lebenszyklus integriertund sind somit bezüglich der Arterhaltungin hohem Maße abhängig von dynamischenProzessen.In Bayern besonders wichtig ist dabeider permanente Transport von Geschiebe,16<strong>Auenmagazin</strong> <strong>03</strong>/<strong>2012</strong>

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