jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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12.07.2015 Aufrufe

60 Ruprecht ZieglerApollonius ein Standbild setzen und auf dessen Basis eine entsprechendeDankesinschrift anbringen. Diese Inschrift ist uns in den einzelnen späterüberarbeiteten Handschriften des Romans unterschiedlich überliefert. Dieursprüngliche Fassung lautet nach Klebs 184 etwa wie folgt:Tarsia civitas Apollonio Tyriod(onum) d(edit) ob beneficia eius quodliberalitate sua famem etsterilitatem sedaverit.Das Verdienst eine Hungersnot beseitigt zu haben, wurde in der Antikeöfter in den Inschriften als Grund für die Errichtung von Standbildern angegebenim. So ist es durchaus wahrscheinlich, daß auch in Tarsos dem Kaisereine Dankesinschrift gesetzt wurde. Ob sich der anonyme Autor vondieser seine Anregung für die im Roman aufgeführte Inschrift holte, istleicht möglich, muß aber letztlich Vermutung bleiben. Auffallend ist jedenfalls,daß die Setzung der Inschrift ebensowenig in den Kontext der Erzählungpaßt, wie das Getreidegeschenk selbst. So ist es schon Schanz und Hosiusals sonderbar aufgefallen, daß die Stadt gerade einen Mann, den sie verbergenwill, mit einer Inschrift so ins Rampenlicht rückt 184.Sind die oben angestellten Überlegungen richtig, so festigen und präzisierensie auf recht andere Weise die von Klebs und Duncan-Jones vorgebrachtenDatierungsvorschläge der Urfassung der Historia Apollonii. Währenddie Datierungen bisher vor allem auf sprachlichen und terminologischenKriterien sowie der sehr vagen Angabe beruhen, daß 40 Aurei etwas wenigerals ein Pfund Gold ausmachten i", können wir jetzt meines Erachtens miteiniger Sicherheit feststellen, daß der Autor ein Ereignis seiner Zeit in seinerErzählung dichterisch umsetzte.Die ursprüngliche Fassung des Romans wird in der Zeit zwischen 215und ca. 235 entstanden sein, am ehesten kurz nach oder während Caracallaoder Severus Alexander Getreide in Tarsos verteilen ließen. Bei Mitberücksichtigungder Ergebnisse von Klebs und Duncan-Jones wird man der spätenRegierungsphase des Severus Alexander, in die ja auch die besprochenen184 Erzählung 196 ff., bes. 203.122 Z. B. CIL XI 377; XI 379; II 2782, III 3170; VIII 9250. Dazu Klebs, Erzählung 203.122 Geschichte der römischen Literatur, Bd. 4, 2, München 1920, 90.187 Kap. 34. Diese Stelle ist für die Datierungsfrage nur insofern heranziehbar, als sieeinen einigermaßen brauchbaren terminus ante quem gewährleistet, den Duncan-Jones,Economy 252 mit ca. 260 n. Chr. angibt. Ein noch späterer Zeitpunkt ist wegen desviel zu geringen Aureus-Gewichts anachronistisch. Aber bereits in den 40er Jahrendes 3. Jh. wogen schon etwa 69 Aurei ein röm. Pfund (Duncan-Jones, Economy 252).Berücksichtigt man allein diese Angabe in der Historia Apollonii, so könnte sie sichauf einen Zeitpunkt zwischen 81 n. Chr. — Gewichtsreduzierung von 1/40 und 1/43 Pf.(G. Eimer, Verzeichnis der römischen Reichsprägungen von Augustus bis Anastasius.Graz 41956, 23) — und etwa den 40er Jahren des 3. Jh. beziehen. Duncan-Jones a. a. 0.denkt an die Regierung des Severus Alexander (ca. 1/54 Pfund).

Münzen Kilikiens 61Getreideverteilungen fallen, gegenüber der Zeit kurz nach 215 den Vorzuggeben müssen. Dem Bericht von der Getreidespende des Apollonius wirdsomit wohl diese historisch belegbare Spende als Vorbild gedient haben.Ob nun die „Historia Apollonii" eine mehr oder weniger freie Übersetzungeines griechischen Romans ist 188 , oder ob wir es hier mit einer auchursprünglich lateinischen Erzählung zu tun haben, wie dies vor allem Klebsund Perry mit den meines Erachtens viel besseren Argumenten dargelegthaben 189, kann hier letztlich dahingestellt bleiben. Die praktisch deckungsgleicheDatierung, die sich aus Sprache, Terminologie und historischem Hintergrundgewinnen läßt, spricht aber wohl auch eher für eine lateinische Urfassung.Die Abhängigkeit vom griechischen Roman wird damit in keinerWeise in Frage gestellt.Als sicher kann man annehmen, daß der Verfasser des Romans Tarsosgut kannte. Er wird auch über die kaiserlichen Getreideverteilungen rechtgenau Bescheid gewußt haben. Es ist deshalb möglich, daß das Getreide vonCaracalla und Severus Alexander nicht, wie die bewußt prägnant gewähltenMünzaufschriften "' glauben lassen, völlig kostenlos an die Tarsier ausgegebenwurde, sondern nur zu einem freilich außerordentlich stark herabgesetztenPreis, der einem wirklichen Geschenk, also einer donatio im technischenSinn 191, fast gleichkam. Vielleicht wurde auch sogar der beim Getreideverkauferzielte Betrag der Stadt anschließend zur Verfügung gestellt,wie dies in der vita Apollonii geschildert wird.IIIVS: AYT.K.M.011.CEY.MAKPINOCKopf mit Lorbeerkranz r.RS: . . . MAKPEINOYII0A.AWAMNim Feld AFIC (264)Leuchtturm mit zwei Statuen (Kaiser und Asklepios). Links darunterein Schiff am Leuchtturm vorbeisegelnd. Rechts darunter eine Figur,darüber ein Tier 192Aufgrund dieser Münze vermutete Seyrig 1" ein Getreidegeschenk desKaisers Macrinus an die Stadt Aigeai in Kilikien. Er stützte seine Theseim 0. Mazal, Der griechische und byzantinische Roman in der Forschung von 1945 bis1960, PC/Byz 13, 1964, 48 ff. Weitere Literatur aufgeführt bei H. Gärtner, Der KleinePauly, 5, 1975, 1575.189 P. E. Perry, The Ancient Romances, Berkeley and Los Angeles 1967, 300 und 320 ff.;Klebs, Erzählung 194-196; 216 etc.1" Siehe oben 34 f.191 Siehe F. Raber, Der Kleine Pauly, 2, 1967, 137 f.192 Mionnet Suppl. VII 158, Nr. 37; vgl. ebd. Nr. 38; Mionnet III 542 f., Nr. 30 (Zeichnungbei Seyrig, Le phare 58, Fig. 1 = Taf. 6, 9).193 Le phare 58.

60 Ruprecht ZieglerApollonius ein Standbild setzen und auf dessen Basis eine entsprechendeDankesinschrift anbringen. Diese Inschrift ist uns in den einzelnen späterüberarbeiteten Handschriften des Romans unterschiedlich überliefert. Dieursprüngliche Fassung lautet nach Klebs 184 etwa wie folgt:Tarsia civitas Apollonio Tyriod(onum) d(edit) ob beneficia eius quodliberalitate sua famem etsterilitatem sedaverit.Das Verdienst eine Hungersnot beseitigt zu haben, wurde in der Antikeöfter in den Inschriften als Grund für die Errichtung von Standbildern angegebenim. So ist es durchaus wahrscheinlich, daß auch in Tarsos dem Kaisereine Dankesinschrift gesetzt wurde. Ob sich der anonyme Autor vondieser seine Anregung für die im Roman aufgeführte Inschrift holte, istleicht möglich, muß aber letztlich Vermutung bleiben. Auffallend ist jedenfalls,daß die Setzung der Inschrift ebensowenig in den Kontext der Erzählungpaßt, wie das Getreidegeschenk selbst. So ist es schon Schanz und Hosiusals sonderbar aufgefallen, daß die Stadt gerade einen Mann, den sie verbergenwill, mit einer Inschrift so ins Rampenlicht rückt 184.Sind die oben angestellten Überlegungen richtig, so festigen und präzisierensie auf recht andere Weise die von Klebs und Duncan-Jones vorgebrachtenDatierungsvorschläge der Urfassung der Historia Apollonii. Währenddie Datierungen bisher vor allem auf sprachlichen und terminologischenKriterien sowie der sehr vagen Angabe beruhen, daß 40 Aurei etwas wenigerals ein Pfund Gold ausmachten i", können wir jetzt meines Erachtens miteiniger Sicherheit feststellen, daß der Autor ein Ereignis seiner Zeit in seinerErzählung dichterisch umsetzte.Die ursprüngliche Fassung des Romans wird in der Zeit zwischen 215und ca. 235 entstanden sein, am ehesten kurz nach oder während Caracallaoder Severus Alexander Getreide in Tarsos verteilen ließen. Bei Mitberücksichtigungder Ergebnisse von Klebs und Duncan-Jones wird man der spätenRegierungsphase des Severus Alexander, in die ja auch die besprochenen184 Erzählung 196 ff., bes. 203.122 Z. B. CIL XI 377; XI 379; II 2782, III 3170; VIII 9250. Dazu Klebs, Erzählung 203.122 Geschichte der römischen Literatur, Bd. 4, 2, München 1920, 90.187 Kap. 34. Diese Stelle ist für die Datierungsfrage nur insofern heranziehbar, als sieeinen einigermaßen brauchbaren terminus ante quem gewährleistet, den Duncan-Jones,Economy 252 mit ca. 260 n. Chr. angibt. Ein noch späterer Zeitpunkt ist wegen desviel zu geringen Aureus-Gewichts anachronistisch. Aber bereits in den 40er Jahrendes 3. Jh. wogen schon etwa 69 Aurei ein röm. Pfund (Duncan-Jones, Economy 252).Berücksichtigt man allein diese Angabe in der Historia Apollonii, so könnte sie sichauf einen Zeitpunkt zwischen 81 n. Chr. — Gewichtsreduzierung von 1/40 und 1/43 Pf.(G. Eimer, Verzeichnis der römischen Reichsprägungen von Augustus bis Anastasius.Graz 41956, 23) — und etwa den 40er Jahren des 3. Jh. beziehen. Duncan-Jones a. a. 0.denkt an die Regierung des Severus Alexander (ca. 1/54 Pfund).

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