jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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58 Ruprecht Zieglerder 1" und Duncan-Jones plädiert für eine Entstehungszeit etwa zwischen230 und 260 168 .Der bisher meines Wissens nicht gesehene, aber sogar naheliegende historischeHintergrund der Schilderung der Getreidespende des Apollonius istnun ein weiteres wichtiges Datierungskriterium für die Entstehungszeit derursprünglichen Fassung 188 . Darüber hinaus gibt dieser Teil der Erzählungfreilich mit großer Vorsicht zu behandelnde Aufschlüsse auch über Ereignissein der Geschichte der Stadt Tarsos, die dem anonymen Autor, wie wirgleich sehen werden, recht genau bekannt gewesen sein mußten. Sie wurdenvon ihm, wenn auch nicht immer sehr organisch, in den Roman eingebaut 170.Diese Ortskenntnis wirft somit auch wieder ein Licht auf den unbekanntenAutor selbst.Am ehesten war Duncan-Jones dem historischen Hintergrund auf derSpur. Er stellt fest, daß die Getreideausgabe in Tarsos zu einem so niedrigenPreis kaum reines Phantasieprodukt des Autors ist. Die Großzügigkeit desApollonius hätte er durch kostenlose Getreideverteilung noch hervorragenderherausstellen können 171. Der Autor dachte dabei, wie Duncan-Jonesmeint, an die in den Städten des Ostens in der Kaiserzeit verbreitete Formprivater und magistratischer Liberalität 172 .Dieser Episode liegt jedoch meines Erachtens ein ganz besonderer, konkreterLiberalitätsakt zugrunde — eine der oben ausführlich behandeltenkaiserlichen Getreideausgaben in Tarsos 175. Eine beabsichtigte Gleichsetzungdes Königs Apollonius mit einem römischen Kaiser ist an manchenStellen, die sich auf Tarsos beziehen, recht deutlich erkennbar. Schon Klebswaren Parallelen aufgefallen 174. Die auffallendste ist wohl gegen Endeder Erzählung zu finden, wo die Einwohner von Tarsos, eingedenk der Getreideausgabe,dem König Apollonius, der knapp zuvor mit einem Heereingetroffen war, zurufen: „... te regem, te patrem patriae et diximus etin perpetuum dicimus; pro te mori optavimus et optamus, cuius ope famis167 Erzählung 194 ff.168 Economy 252.162 Die Arbeit von W. Casanova, El libro de Apollonio. Christianisacion de un TemaClassico, Diss. Yale Univ. 1970, war mir leider nicht zugänglich. Sie befaßt sich aberoffenbar vorwiegend mit der spanischen Fassung des 13. Jahrhunderts (DA 31, 12,1971, 6543-A).170 Der Autor baute auch bekannte historische Überlieferungen in seine Geschichte ein. Sodie von Lukian, HEPI THE ZYPIHE CIEOY 17 f. und Plutarch, Demetr. 38 ge.schilderte Liebe des Königs Antiochos I zu seiner Stiefmutter Stratonike. Siehe dazuB. E. Perry, The Ancient Romances. A Literary Historical Account of their Origins.Berkeley and Los Angeles 1967, 301. Zu literarischen Vorbildern ebd. bes. 320 ff.171Economy 255.172Economy 252 f.113 Abwegig R. Merkelbadi, Roman und Mysterium, München 1962, 162, Anm. 4: „SollApollonius als Getreidespender mit Osiris identifiziert werden?"174 Erzählung 211 ff.

Münzen Kilikiens 59periculum vel mortem transcendimus" 175. Der Titel „pater patriae" kamin der Kaiserzeit bekanntlich ausschließlich dem Kaiser zu und gerade aufden tarsischen Münzen des dritten Jahrhunderts n. Chr. erscheint er alsrI(atiw) II(atetöo;) fast durchgehend an zentraler Stelle rechts und links nebendem Kaiserporträt 178. Das an dieser Stelle genannte Heer 177 paßtzudem gar nicht in den Kontext der Erzählung, sehr gut jedoch in den obenim ersten Kapitel geschilderten historischen Zusammenhang. Gut paßt indieses auch die Bemerkung in Kapitel 10, daß die erwähnten 100.000 modii (!)Getreide von Apollonius aus Tyros mitgebracht wurden — und Apolloniuswar mit dem Schiff gekommen. Münzen beweisen, daß das von Caracallaund Severus Alexander Tarsos gespendete Korn über See herangeschafftwurde "8.Der anonyme Autor mußte Tarsos gut gekannt haben. Die Namen, dieer seinen Helden gab, hängen damit wohl auch zusammen. So heißt die Tochterdes Apollonius Tarsia und es ist kaum reiner Zufall, daß der Hauptfigurgerade der freilich verbreitete Name Apollonius gegeben wurde. Die griechischeBedeutung von anOlACÜVLOg ist bekanntlich „der zu Apollon Gehörende".In Kapitel 16 wird Apollonius mit Apollon auch ausdrücklichverglichen — und Apollon (Lykeios) war der Hauptgott von Tarsos 179.Er führt dort auf Münzen die vielsagenden Beinamen (keck und 3TUTeci)ogl'.Vielleicht anläßlich der Getreidespende des Severus Alexanderwurden, wie dies aus einer Münzdarstellung hervorgeht, gerade diesemApollon und wohl auch dem Kaiser Opfer dargebracht "i. Auf anderentarsischen Prägungen opfert der Kaiser selbst dem Apollon 182, auf wiedereiner anderen erscheint eine kleine Apollonstatue neben dem Porträt desKaisers auf der Vorderseite, wohl nicht rein zufällig dort, wo sonst das11(ariw) II(areiboc) zu lesen ist 181 . Diese enge Verbindung von Kaiser(nable 3tatigtöog) und Apollon (notreip7og) in Tarsos kann man auch wiederals Indiz für die stellenweise Gleichsetzung von Apollonius und Kaiserwerten.Anläßlich der Getreidespende läßt der Autor die Bürger von Tarsos dem175 Kap. 50. Dazu Klebs, Erzählung 212.178 Siehe nur die tarsischen Münzen auf den Tafeln 3-6.177 Kap. 50: „. . . cum exercitu navigans Tarsum civitatem venit".178 Siehe oben 34 ff.178 Abbildung auf Taf. 5, 2.180BMC Lycaon. etc. 185 f., Nr. 140-142; Babelon, Inv. Waddington, Nr. 4655; SNGv. Aulock Nr. 6027 (Taf. 5, 4); dazu Lederer, Medaillone 90. Siehe auch oben 50 f. undAnm. 128.181 Lederer, Medaillone passim, Taf. 5, 4. Siehe auch oben 50 f. und Anm. 123.182F. Imhoof-Blumer, Coin Types of some Kilikian Cities, JHS 18, 1898, 174, Nr. 38(Caracalla).183Münchner Münzhandlung Karl Kreß KG, Auktion 161, Okt. 1974, Nr. 501 (Abb. aufTaf. VI = Taf. 6, 8). Auf tarsischen Münzen erscheinen auf den Vorderseiten sonstkeine Götterdarstellungen dieser Art.

Münzen Kilikiens 59periculum vel mortem transcendimus" 175. Der Titel „pater patriae" kamin der Kaiserzeit bekanntlich ausschließlich dem Kaiser zu und gerade aufden tarsischen Münzen des dritten Jahrhunderts n. Chr. erscheint er alsrI(atiw) II(atetöo;) fast durchgehend an zentraler Stelle rechts und links nebendem Kaiserporträt 178. Das an dieser Stelle genannte Heer 177 paßtzudem gar nicht in den Kontext der Erzählung, sehr gut jedoch in den obenim ersten Kapitel geschilderten historischen Zusammenhang. Gut paßt indieses auch die Bemerkung in Kapitel 10, daß die erwähnten 100.000 modii (!)Getreide von Apollonius aus Tyros mitgebracht wurden — und Apolloniuswar mit dem Schiff gekommen. Münzen beweisen, daß das von Caracallaund Severus Alexander Tarsos gespendete Korn über See herangeschafftwurde "8.Der anonyme Autor mußte Tarsos gut gekannt haben. Die Namen, dieer seinen Helden gab, hängen damit wohl auch zusammen. So heißt die Tochterdes Apollonius Tarsia und es ist kaum reiner Zufall, daß der Hauptfigurgerade der freilich verbreitete Name Apollonius gegeben wurde. Die griechischeBedeutung von anOlACÜVLOg ist bekanntlich „der zu Apollon Gehörende".In Kapitel 16 wird Apollonius mit Apollon auch ausdrücklichverglichen — und Apollon (Lykeios) war der Hauptgott von Tarsos 179.Er führt dort auf Münzen die vielsagenden Beinamen (keck und 3TUTeci)ogl'.Vielleicht anläßlich der Getreidespende des Severus Alexanderwurden, wie dies aus einer Münzdarstellung hervorgeht, gerade diesemApollon und wohl auch dem Kaiser Opfer dargebracht "i. Auf anderentarsischen Prägungen opfert der Kaiser selbst dem Apollon 182, auf wiedereiner anderen erscheint eine kleine Apollonstatue neben dem Porträt desKaisers auf der Vorderseite, wohl nicht rein zufällig dort, wo sonst das11(ariw) II(areiboc) zu lesen ist 181 . Diese enge Verbindung von Kaiser(nable 3tatigtöog) und Apollon (notreip7og) in Tarsos kann man auch wiederals Indiz für die stellenweise Gleichsetzung von Apollonius und Kaiserwerten.Anläßlich der Getreidespende läßt der Autor die Bürger von Tarsos dem175 Kap. 50. Dazu Klebs, Erzählung 212.178 Siehe nur die tarsischen Münzen auf den Tafeln 3-6.177 Kap. 50: „. . . cum exercitu navigans Tarsum civitatem venit".178 Siehe oben 34 ff.178 Abbildung auf Taf. 5, 2.180BMC Lycaon. etc. 185 f., Nr. 140-142; Babelon, Inv. Waddington, Nr. 4655; SNGv. Aulock Nr. 6027 (Taf. 5, 4); dazu Lederer, Medaillone 90. Siehe auch oben 50 f. undAnm. 128.181 Lederer, Medaillone passim, Taf. 5, 4. Siehe auch oben 50 f. und Anm. 123.182F. Imhoof-Blumer, Coin Types of some Kilikian Cities, JHS 18, 1898, 174, Nr. 38(Caracalla).183Münchner Münzhandlung Karl Kreß KG, Auktion 161, Okt. 1974, Nr. 501 (Abb. aufTaf. VI = Taf. 6, 8). Auf tarsischen Münzen erscheinen auf den Vorderseiten sonstkeine Götterdarstellungen dieser Art.

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