jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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56 Ruprecht Ziegleraußerordentlichen Ähnlichkeit mit den Rückseiten der eingangs beschriebenenMünzen des Caracalla und des Severus Alexander brachte sie Rostovtzeffwohl richtigerweise mit den kaiserlichen Getreidegeschenken in Verbindung.In diesen Marken werden wir Beispiele der uns in großer Zahl erhaltengebliebenen tesserae nummariae zu sehen haben, die den Wert einer ganzbestimmten Getreidemenge repräsentierten und die, dem Ausmaß der Liberalitätentsprechend, kostenlos oder zu sehr niedrigem Preis ausgegebenwurden. Sie dürfen nicht mit den tesserae frumentariae verwechselt werden,jenen Legitimationsmarken, die die Empfänger von periodisch verteiltemGratisgetreide ihr Eigen nannten 159 . Die tesserae nummariae hattenbei einmaligen außerordentlichen Getreideverteilungen die Funktionvon Geldstücken. Man konnte also für diese eine bestimmte, vorher festgelegteGetreidemenge eintauschen. Danach verloren sie ihren Wert undwurden wieder eingeschmolzen "°.Wenn auch vielleicht nur diejenigen, die tatsächlich das Bürgerrecht vonTarsos hatten, das von den Kaisern gelieferte Getreide in Empfang nehmendurften, so profitierten letztlich doch auch die nicht empfangsberechtigtenSchichten von diesem Liberalitätsakt, da die allgemeine Nachfrage nachdem im freien Handel befindlichen Getreide dadurch in Tarsos nachgelassenhaben müßte. Dies wiederum mußte im Preis seinen Niederschlag gefundenhaben. Nutznießer dürften auch d i e Angehörigen der städtischen Oberschichtgewesen sein, die für die Beschaffung preisgünstigen Getreides verantwortlichwaren 191 .158 A. a. 0. und ders., BSNF 1900, 226, gefolgt von Ruge, Tarsos 2427.189 Beide Typen waren im Osten sowohl bei städtischen, als auch bei privaten Getreideverteilungenverbreitet. Ähnliche tesserae wie in Tarsos fanden auch schon bei den vonAugustus finanzierten Getreideverteilungen in Athen ihre Anwendung. Dazu oben 32.Zu den tesserae nummariae siehe Rostovtzeff, 1900, 104 ff.; ders. Römische Bleitesserae.Ein Beitrag zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der römischen Kaiserzeit.Klio Beiheft 3. Leipzig 1905, 10 ff.; D. van Berchem, Les distributions de ble etd'argent a la plebe romaine sous l'empire, Genf 1939, 85-88. Von einer Verteilungvon tesserae frumentariae, also Legitimationsmarken, spricht Malalas 12, 289 undChron. Pasch. 262 d-263 a. Dazu Rostovtzeff, 1900, 106 f.; E. Beurlier, Le Koinonde Syrie et les Syriarques Artabanes et Herode, RN 1894, 295 ff.; Liebeschuetz, Antioch127.160 Vgl. Rostovtzeff, 1900, 107.161 Arcad. Charis. Dig. 50, 4, 18, 5; Ulp. Dig. 50, 4, 3, 12; vgl. Hermog. Dig. 50, 4, 1, 2;Ulp. Dig. 50, 5, 2 praef. Durch diese munera werden in schlechteren Zeiten viele verarmtsein, da eine Weigerung der Übernahme eines solchen Amtes nicht gut möglichwar (vgl. nur Ulp. Dig. 50, 4, 9; Papirius Iustus Dig. 50, 1, 38, 6). Vermutlich erlittendie attthVilL besonders dann Verluste, wenn sie das Getreide nicht wirklich preiswertkaufen konnten. Vgl. Papir. Iust. Dig. 50, 8, 12, 3. Im Normalfall war Einkaufspreisgleich Verkaufspreis (Cod. Iust. 10, 27, 3, 1). - Auch die etwa den lateinischenAedilen entsprechenden etyopctvöitot griffen in Notzeiten oft mit eigenen Mitteln ein.Dazu A. H. M. Jones, The Economic Life of the Empire, Recueils de la Societe JeanBodin 7, 1955, 175 f. In besonderen Fällen wurden speziell gewählte Beamte ein-

Münzen Kilikiens 57IIIn den Kapiteln 9 und 10 der „Historia Apollonii regis Tyri" wird rechtausführlich eine Hungersnot in Tarsos und deren Beseitigung durch den miteinem Schiff in dieser Stadt eintreffenden Apollonius von Tyros geschildert.Diese Episode hebt sich, wie viele der in Tarsos handelnden Passagen derErzählung, durch den besonderen Realismus ihrer Darstellung von den übrigenin diesem Roman geschilderten ab 162. Neben einer noch zu besprechendenInschrift — alle in der Historia Apollonii aufgeführten Inschriften beziehensich auf Tarsos — werden genaue Kornpreise genannt.Die Begebenheit ist kurz folgende: Durch Getreidemangel waren beimEintreffen des Apollonius die Kornpreise in Tarsos auf 100 Sesterzen promodius angestiegen 188. Apollonius trat nun als großer Retter auf und beseitigtedie Hungersnot, indem er der Stadt 100.000 modii Getreide, dieer mit dem Schiff mitgebracht hatte, zu lediglich zwei Sesterzen pro modiusverkaufte 1" — zu einem Preis also, den man praktisch als Geschenk ansehendurfte 165, zumal er das auf diese Weise eingenommene Geld nichtbehielt, sondern es der Stadt anschließend zur Verfügung stellte.Vor allem aufgrund der im Roman an verschiedenen Stellen genanntenMünznominale, der Zahl der Aurei, die ein Pfund Gold ausmachten 1" undder in den Kapiteln 10, 32 und 47 genannten Inschriftenformulare, wirddie ursprüngliche Fassung des wohl im sechsten Jahrhundert stark christlichüberarbeiteten Romans ins dritte Jahrhundert nach Christus datiert. Klebsweist die Schrift aus diesen Gründen etwa in die Zeit des Severus Alexan-gesetzt, wie der ea-qvinterrig oder der ati,t,e4-cr15 (M. Rostovtzeff, RE VII 1910,185, s. v. Frumentum). Vgl. die beiden Ehreninschriften JCCAI 15, 1912, Beiblatt 164und Forschungen in Ephesos III 162, Nr. 80 (dazu JCSAI 40, 1953, 18 f.). Danachhatte der Sophist T. Flavius Damianos als Grammateus innerhalb von 13 Monaten201 200 Medimnen Getreide verausgabt, um damit die arett6ne8ct Cutte AG xataII4Bcov veCxlig intocrrpgcpovta, d. h. die nach dem Partherkrieg des L. Verus zurückkehrendenSoldaten aus eigener Kasse zu verpflegen. Dazu J. Keil, Ephesos und derEtappendienst zwischen der Nord- und Ostfront des Imperium Romanum. AAWW1955, 161 f. — Wenn nicht gerade, aus welchen Gründen auch immer, Mißernten eingetretenwaren, (so während Ciceros Statthalterschaft; dazu Magie, Asia Minor 391)werden die Getreideeinkäufer in Tarsos vor keiner sehr schwierigen Aufgabe gestandenhaben, da die kilikische Ebene sehr fruchtbar war (Dio Chrys. or. 33, 17; Xenoph.Anab. 1, 2, 22; weitere Quellen und Literatur bei Ruge, Tarsos 2435. Vgl. auch dieVerehrung des Triptolemos in Tarsos.).162 Vgl. Duncan-Jones, Economy 255.163 Kap. 10: „. . . singulos modios singulos aureos mercabantur, . . .".184 Ebd.: „. . . octo aereis singulos modios". Dazu Duncan-Jones, Economy 252; Klebs,Erzählung 192. — Auch in Shakespeares Nachdichtung Perikles (1. Akt, 4. Szene) wirddie Getreideausgabe noch erwähnt.165 Anläßlich der Hungersnot unter Domitian in Antiochia in Pisidien wurde das Getreidezu einem Festpreis von 4 HS/modius verkauft (AE 1925, 126 b). Dazu Duncan-Jones,Economy 253 und oben Anm. 8.166 Kap. 34. Dazu Duncan-Jones, Economy 252.

Münzen Kilikiens 57IIIn den Kapiteln 9 und 10 der „Historia Apollonii regis Tyri" wird rechtausführlich eine Hungersnot in Tarsos und deren Beseitigung durch den miteinem Schiff in dieser Stadt eintreffenden Apollonius von Tyros geschildert.Diese Episode hebt sich, wie viele der in Tarsos handelnden Passagen derErzählung, durch den besonderen Realismus ihrer Darstellung von den übrigenin diesem Roman geschilderten ab 162. Neben einer noch zu besprechendenInschrift — alle in der Historia Apollonii aufgeführten Inschriften beziehensich auf Tarsos — werden genaue Kornpreise genannt.Die Begebenheit ist kurz folgende: Durch Getreidemangel waren beimEintreffen des Apollonius die Kornpreise in Tarsos auf 100 Sesterzen promodius angestiegen 188. Apollonius trat nun als großer Retter auf und beseitigtedie Hungersnot, indem er der Stadt 100.000 modii Getreide, dieer mit dem Schiff mitgebracht hatte, zu lediglich zwei Sesterzen pro modiusverkaufte 1" — zu einem Preis also, den man praktisch als Geschenk ansehendurfte 165, zumal er das auf diese Weise eingenommene Geld nichtbehielt, sondern es der Stadt anschließend zur Verfügung stellte.Vor allem aufgrund der im Roman an verschiedenen Stellen genanntenMünznominale, der Zahl der Aurei, die ein Pfund Gold ausmachten 1" undder in den Kapiteln 10, 32 und 47 genannten Inschriftenformulare, wirddie ursprüngliche Fassung des wohl im sechsten Jahrhundert stark christlichüberarbeiteten Romans ins dritte Jahrhundert nach Christus datiert. Klebsweist die Schrift aus diesen Gründen etwa in die Zeit des Severus Alexan-gesetzt, wie der ea-qvinterrig oder der ati,t,e4-cr15 (M. Rostovtzeff, RE VII 1910,185, s. v. Frumentum). Vgl. die beiden Ehreninschriften JCCAI 15, 1912, Beiblatt 164und Forschungen in Ephesos III 162, Nr. 80 (dazu JCSAI 40, 1953, 18 f.). Danachhatte der Sophist T. Flavius Damianos als Grammateus innerhalb von 13 Monaten201 200 Medimnen Getreide verausgabt, um damit die arett6ne8ct Cutte AG xataII4Bcov veCxlig intocrrpgcpovta, d. h. die nach dem Partherkrieg des L. Verus zurückkehrendenSoldaten aus eigener Kasse zu verpflegen. Dazu J. Keil, Ephesos und derEtappendienst zwischen der Nord- und Ostfront des Imperium Romanum. AAWW1955, 161 f. — Wenn nicht gerade, aus welchen Gründen auch immer, Mißernten eingetretenwaren, (so während Ciceros Statthalterschaft; dazu Magie, Asia Minor 391)werden die Getreideeinkäufer in Tarsos vor keiner sehr schwierigen Aufgabe gestandenhaben, da die kilikische Ebene sehr fruchtbar war (Dio Chrys. or. 33, 17; Xenoph.Anab. 1, 2, 22; weitere Quellen und Literatur bei Ruge, Tarsos 2435. Vgl. auch dieVerehrung des Triptolemos in Tarsos.).162 Vgl. Duncan-Jones, Economy 255.163 Kap. 10: „. . . singulos modios singulos aureos mercabantur, . . .".184 Ebd.: „. . . octo aereis singulos modios". Dazu Duncan-Jones, Economy 252; Klebs,Erzählung 192. — Auch in Shakespeares Nachdichtung Perikles (1. Akt, 4. Szene) wirddie Getreideausgabe noch erwähnt.165 Anläßlich der Hungersnot unter Domitian in Antiochia in Pisidien wurde das Getreidezu einem Festpreis von 4 HS/modius verkauft (AE 1925, 126 b). Dazu Duncan-Jones,Economy 253 und oben Anm. 8.166 Kap. 34. Dazu Duncan-Jones, Economy 252.

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