jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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54 Ruprecht ZieglerTarsos zwei im Zusammenhang mit dem Kaiserkult interessante Typen wiederaufgenommen,die zuvor unter Elagabal auf Münzen gesetzt worden waren:Die Demiurgenkrone allein 146 , sowie die Demiurgenkrone über einemAltar neben der Krone des Kilikarchen 147. Selbst wenn wir auch eine Hilfedes Gordian und des Decius auf dem Versorgungssektor annehmen wollten,so konnte eine solche doch recht unterschiedlich ausfallen. So wäre z. B. aucheine bloße Exporterlaubnis aus Ägypten denkbar. Nachweisbare Getreidegeschenkeoder Ausgaben verbilligten Getreides erfolgten nach unserer bisherigenKenntnis im Reich in den ersten zweieinhalb Jahrhunderten nurdann, wenn sich der Kaiser oder, wie im Fall des Germanicus 148, ein hoherFamilienangehöriger in der Stadt befand, bzw. zumindest kurze Zeit zuvordort war.Alle die Bedingungen, mit denen wir die sicher nachweisbaren Getreidelieferungendurch Caracalla und Severus Alexander in Tarsos zu begründenglauben, treffen außerdem auf Decius aller Wahrscheinlichkeit nachnicht, auf Gordian nur bedingt zu.Die These von weiteren Getreidelieferungen unter Gordian III. und Deciuswird nach unserem Überlieferungsstand abzulehnen sein.Noch weniger überzeugend ist es, allein wegen der nicht einmal gesichertenDarstellung der Demeter neben Isis und Serapis auf einer Münze desMaximinus auch ein Getreidegeschenk dieses Kaisers anzunehmen, wie diesLederer, freilich auch mit Vorbehalt, vorschlug 149 . Ein Bezug zu den früherenKorngaben ist jedoch nicht auszuschließen. Die in Kleinasien recht häufigAltar neben Kilikarchenkrone: SNG v. Aulock Nr. 6023; SNG Copenh. Nr. 366(fälschlich: Caracalla) und 373; NC 1902, 343 f., Nr. 42) hinweisen. Siehe auch obenAnm. 95 (Taf. 4, 8).146 Cox, Adana Museum 51, Nr. 212 (Abb., Taf. X, nur Rs., Taf. 6, 6 gegenüber demOriginal 1 1/2-fach vergrößert); Babelon, Inv. Waddington Nr. 4682. Vgl. die Elagabalmünzeoben Anm. 106 (= Taf. 5, 3).147 Mionnet III, 652, Nr. 593. Da diese Münze m. W. nur in diesem alten Corpus nachweisbarist, soll sie im folgenden in einer Variante kurz vorgestellt werden:Vs.: AV K Er MEC ACKIOC TPAIANOC Ce / II - IIPanzerbüste mit paludamentum und Strahlenkr. nach rechts.Rs.: TA [1.1 COV MHT-POIIOACS2Clinks: Demiurgenkranz über Altar, darin eingeschrieben A; rechts: Kranz desArchiereus um den sechs Menschenköpfe und oben drei Nikefiguren angeordnetsind. Um den Kranz AM-K-r-B; darin M. Oben im Feld K, unten FB (AE 9,3 g;in Privatbesitz, ex Münzen und Medaillen AG Basel, Liste 385, Jan. 1977, 14,Nr. 254 — dort ohne Abb. und nähere Angaben — Gipsabguß in Düsseldorf,Nr. 6530, Taf. 6, 5). Auffallend ist, daß die Abkürzungen AMKFB doppelt erscheinen— einmal im Feld, einmal um den Kranz des Archiereus. Daran läßtauch der starke Doppelschlag, den die Münze auf der Rückseite aufweist, keinenZweifel. Diese Doppelung der Abkürzungen ist wohl nur ein Versehen des Stempelschneiders— beide Buchstabenanordnungen waren in Tarsos sehr geläufig. —Vgl. die Elagabalmünze oben Anm. 95 = Taf. 4, 8.148 Siehe unten Anm. 155.146 Medaillone 97. Siehe auch oben Anm. 132 (Taf. 6, 2).

Münzen Kilikiens 55dargestellten ägyptischen Gottheiten Isis und Serapis "° wurden unter anderemauch als Schutzgötter der Seefahrt und der Getreideversorgung verehrt151. Eine besondere kultische Verehrung ist in Tarsos damit gerade indieser Zeit naheliegend.Wer partizipierte nun an dem von den Kaisern Caracalla und SeverusAlexander verteilten Getreide?Wie die Münzaufschriften TAPCOY CEITOC, AQPEA CITOY AHOErY(nuro) TAPCS2 bzw. TAPCEYCIN und AwPEA AAEXANAPOYTA(perio) 152 zeigen, kamen im Prinzip anscheinend alle Bürger dieserStadt 153 , deren Verfassung insofern einen timokratischen Zug hatte, alsdas Bürgerrecht zumindest in traianischer Zeit an einen Census von 500Drachmen gebunden war 154, in den Genuß der kaiserlichen Getreidespenden.In der Stadt wohnende Nichtbürger werden möglicherweise leer ausgegangensein, was frühere Parallelen nahelegen 156 . Zu beweisen ist diesfür unseren konkreten Fall freilich nicht. Wie es dabei jetzt um die sogenannten„Leineweber" (Ätvoueyoi) 1" beschaffen war, ein Sammelbegriff fürminderprivilegierte Gruppen, die zumindest bis Traian außerhalb des tarsischenBürgerrechts gestanden hatten, wissen wir nicht.Wohl anläßlich dieser kaiserlichen Getreideausgaben wurden auch bleiernetesserae an die Empfangsberechtigten verteilt, um eine reibungslosere Ausgabedes Korns zu ermöglichen. Wenigstens zwei solcher Exemplare sinduns erhalten geblieben. Es handelt sich um etwa quadratische (17 x 18,5 mm)Bleimarken, die auf der Vorderseite die Legende TAP/COC und auf derRückseite ein nach links segelndes Frachtschiff zeigen 157 . Aufgrund der15° Vgl. D. Magie, Egyptian Deities in Asia Minor in Inscriptions and an Coins, AJA 57,1953, 163 ff., bes. 178 und 184 f.151 Vgl. L. Vidman, Isis und Sarapis bei den Griechen und Römern. Berlin 1970, 77 u. 162.152 Nachweise oben Anm. 29 ff.1" Hierfür spricht auch die Historia Apollonii regis Tyri 9 f. Siehe unten 57 ff.154 Dio Chrys. or. 34, 23; dazu Ruge, Tarsos 2431.1" Vgl. etwa die Kornverteilung der Kleopatra in Alexandria anläßlich einer Hungersnotin den Jahren 43/42 v. Chr., von denen die Juden, die wohl kein Bürgerrecht besaßen,ausgeschlossen waren (Joseph. c. Ap. 2, 63). Dies gilt vermutlich auch für den Empfangverbilligten Getreides in Alexandria anläßlich des Germanicusbesuches. Auch in diesemFall zählten offenbar nur die Vollbürger zu den Empfangsberechtigten. Siehe dazuzuletzt D. G. Weingärtner, Die Agyptenreise des Germanicus, Diss. Bonn (r - PapyrologischeTexte und Abhandlungen 11) 1969, 91 ff.; D. Henning, Zur Agyptenreise desGermanicus, Chiron 2, 1972, bes. 326 f. Auch in Tarsos gab es eine größere jüdischeGemeinde. Zumindest zum Teil besaßen diese Juden jedoch das tarsische Bürgerrecht;so etwa der Apostel Paulus (act. apost. 21, 39). Dazu Ruge, Tarsos 2420 f. Vgl. auchDuncan-Jones, Economy, 259. Zu den Empfangsberechtigten vgl. auch die Inschriftin der Vita Apollonii regis Tyri. Dazu unten 60.156 Dio Chrys. or. 34, 21. Zu dieser minderprivilegierten Schicht siehe C. B. Welles, HellenisticTarsus, Melanges de l'Universite Saint Joseph 38, 1962, 74 f.; vor allem aberKienast, Reichspolitik, passim.157 Londoner Bestände, veröffentlicht von Rostovtzeff, 1900, 103; abgebildet ebd. 96 (=Taf. 6, 7).

54 Ruprecht ZieglerTarsos zwei im Zusammenhang mit dem Kaiserkult interessante Typen wiederaufgenommen,die zuvor unter Elagabal auf Münzen gesetzt worden waren:Die Demiurgenkrone allein 146 , sowie die Demiurgenkrone über einemAltar neben der Krone des Kilikarchen 147. Selbst wenn wir auch eine Hilfedes Gordian und des Decius auf dem Versorgungssektor annehmen wollten,so konnte eine solche doch recht unterschiedlich ausfallen. So wäre z. B. aucheine bloße Exporterlaubnis aus Ägypten denkbar. Nachweisbare Getreidegeschenkeoder Ausgaben verbilligten Getreides erfolgten nach unserer bisherigenKenntnis im Reich in den ersten zweieinhalb Jahrhunderten nurdann, wenn sich der Kaiser oder, wie im Fall des Germanicus 148, ein hoherFamilienangehöriger in der Stadt befand, bzw. zumindest kurze Zeit zuvordort war.Alle die Bedingungen, mit denen wir die sicher nachweisbaren Getreidelieferungendurch Caracalla und Severus Alexander in Tarsos zu begründenglauben, treffen außerdem auf Decius aller Wahrscheinlichkeit nachnicht, auf Gordian nur bedingt zu.Die These von weiteren Getreidelieferungen unter Gordian III. und Deciuswird nach unserem Überlieferungsstand abzulehnen sein.Noch weniger überzeugend ist es, allein wegen der nicht einmal gesichertenDarstellung der Demeter neben Isis und Serapis auf einer Münze desMaximinus auch ein Getreidegeschenk dieses Kaisers anzunehmen, wie diesLederer, freilich auch mit Vorbehalt, vorschlug 149 . Ein Bezug zu den früherenKorngaben ist jedoch nicht auszuschließen. Die in Kleinasien recht häufigAltar neben Kilikarchenkrone: SNG v. Aulock Nr. 6023; SNG Copenh. Nr. 366(fälschlich: Caracalla) und 373; NC 1902, 343 f., Nr. 42) hinweisen. Siehe auch obenAnm. 95 (Taf. 4, 8).146 Cox, Adana Museum 51, Nr. 212 (Abb., Taf. X, nur Rs., Taf. 6, 6 gegenüber demOriginal 1 1/2-fach vergrößert); Babelon, Inv. Waddington Nr. 4682. Vgl. die Elagabalmünzeoben Anm. 106 (= Taf. 5, 3).147 Mionnet III, 652, Nr. 593. Da diese Münze m. W. nur in diesem alten Corpus nachweisbarist, soll sie im folgenden in einer Variante kurz vorgestellt werden:Vs.: AV K Er MEC ACKIOC TPAIANOC Ce / II - IIPanzerbüste mit paludamentum und Strahlenkr. nach rechts.Rs.: TA [1.1 COV MHT-POIIOACS2Clinks: Demiurgenkranz über Altar, darin eingeschrieben A; rechts: Kranz desArchiereus um den sechs Menschenköpfe und oben drei Nikefiguren angeordnetsind. Um den Kranz AM-K-r-B; darin M. Oben im Feld K, unten FB (AE 9,3 g;in Privatbesitz, ex Münzen und Medaillen AG Basel, Liste 385, Jan. 1977, 14,Nr. 254 — dort ohne Abb. und nähere Angaben — Gipsabguß in Düsseldorf,Nr. 6530, Taf. 6, 5). Auffallend ist, daß die Abkürzungen AMKFB doppelt erscheinen— einmal im Feld, einmal um den Kranz des Archiereus. Daran läßtauch der starke Doppelschlag, den die Münze auf der Rückseite aufweist, keinenZweifel. Diese Doppelung der Abkürzungen ist wohl nur ein Versehen des Stempelschneiders— beide Buchstabenanordnungen waren in Tarsos sehr geläufig. —Vgl. die Elagabalmünze oben Anm. 95 = Taf. 4, 8.148 Siehe unten Anm. 155.146 Medaillone 97. Siehe auch oben Anm. 132 (Taf. 6, 2).

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