jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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52 Ruprecht ZieglerFalls, was wahrscheinlich, auf der oben schon kurz angesprochenen Didrachmedes Caracalla mit der dargestellten opfernden Frau Demeter gemeintist, wäre eine Bezugnahme auf die Kornspende Caracallas naheliegend,zumal die Prägung dieser Münze in diese Zeit fallen wird. Interessant istin diesem Zusammenhang die von Lederer nicht beachtete Rückenseitenlegendedieser Münze: KIAIKAPX(W ?) TAPC(4 6A(Eveioug) II0(1eo);)TOY CONOYC 199. Das Kilikarchenamt war das für den Kaiserkultzuständige Amt; der Kilikarch wurde von Tarsos gestellt und hatteauch in dieser Stadt seinen Sitz, die somit Opferzentrum war. Diese ungewöhnlicheLegende in Verbindung mit der Darstellung dürfte demnachalso etwa bedeuten, daß die Getreidespende, oder vielleicht besser allgemeindie Linderung der Lebensmittelknappheit durch Caracalla, im Kaiserkultgebührend gefeiert wurde. Folgt man dieser Interpretation, so ist es meinesErachtens wahrscheinlich, daß die Stieropferszene auf den Münzen desSeverus Alexander ähnlich zu erklären ist 140. Dafür spricht, daß der auftarsischen Münzen oft dargestellte Apollo Lyk(e)ios 141 in dieser Zeit aufeiner anderen Prägung des Severus Alexander mit der Kilikarchie, und somitdem Kaiserkult, in Verbindung zu bringen ist: Vor dem Schrein desApollo Lyk(e)ios steht Nike 142 , die in ihren erhobenen Armen die Kronedes Kilikarchen hält 149 . Die Demiurgenkrone und -tracht trägt SeverusNach J. H. Krause, NES2KOPOI, Civitates neocorae sive aedituae, Lipsiae 1844, bes.81 f., gefolgt von G. Herzog, RE X 1, 1918, 928, wurde Julia Domna in Tarsos alsPersephone verehrt, die Hochzeit des Septimius Severus mit Julia Domna als Theogamia.Diese Meinung basiert auf der Legende einer Münze bei Mionnet, Suppl. VII271, Nr. 458. Doch dürfte ein Mißverständnis vorliegen, das auf Sestini zurückzuführenist, der wohl fälschlich 0€0rAMIA las. Siehe G. F. Hill, BMC Lycaonia etc. CXV.139 Durch dieses, von F. Imhoof-Blumer, SNR 14, 1908, 110 (222), Nr. 3, veröffentlichteStück muß die Lesung des Pariser Exemplars (Babelon, Cilicie 17 f.; Waddington,Tarse 288) korrigiert werden, dessen Legende unvollständig erhalten ist. Die Bezeichnungnatg für Tarsos erscheint in dieser Zeit freilich ungewöhnlich.140 Eine freilich etwas anders gestaltete Stieropferszene, die mit dem Kaiserkult in Tarsosin Zusammenhang stehen wird, finden wir auch schon auf einer Münze des Caracalla.Demeter tritt hier nicht in Erscheinung (Mionnet III 632, Nr. 466; Lederer, Medaillone94). Vgl. zu diesen Opfern etwa die pergamenisdien Münzen aus der Zeit desCommodus bzw. Septimius Severus (H. v. Fritze, Die Münzen von Pergamon, 1910,72 f., Taf. 7, 16 bzw. 76, Taf. 8, 15). Dazu auch Lederer a. a. 0. Siehe auch unten 59.141Z. B. SNG v. Aulodc Nr. 5999 (Septimius Severus/Perseus opfert vor der Statue desApollo Lyk(e)ios); ebd. Nr. 6012 (Caracalla) und Nr. 6026 (Elagabal); BMC Lycaon.etc. 202, Nr. 211 (Severus Alexander); ebd. 203, Nr. 215 f. (Maximinus) etc. WeitereExemplare zusammengestellt bei F. Imhoof-Blumer, Coin-Types of some Kilikian Cities,JHS 18, 1898, 172 ff. Siehe auch Anm. 183.142Woodward, Hoard 320, Nr. 59 (Abb. Taf. XV); für die Münze SNG Fitzw. Nr. 5333nicht Nike, sondern „priestress" angegeben. Die Flügel der Nike sind jedoch auch hierandeutungsweise erkennbar (= Taf. 6, 3). Vielleicht besteht auch ein Zusammenhangmit SNG v. Aulodc Nr. 6028 (Severus Alexander): „Über der in einer Quadrigafahrenden Nike ist eine Statue des Apollo, der sich an eine Säule lehnt, dargestellt."143 Von Woodward a. a. 0. und in SNG Fitzw. a. a. 0. nicht erkannt. Die Identifizierungscheint mir jedoch eindeutig. Vgl. auch BMC Lycaon. etc. 206, Nr. 230; SNG v. Aulock

Münzen Kilikiens 53Alexander auf all diesen Prägungen, im Gegensatz zu denen, die die Getreidespendendes Kaisers nennen, nicht.Zum zweiten Mal begegnet uns diese Stieropferszene, bei der auch Demeterin Erscheinung tritt, dann auf Münzen Gordians III. Von den historischenEreignissen her gesehen, wäre ein Getreidegeschenk an Tarsos durchdiesen Kaiser recht gut vorstellbar. Audi er zog, wie schon vorher viele Kaiser,darunter auch Caracalla und Severus Alexander, mit einem starkenHeer durch Kleinasien, um die Perser zu bekämpfen, wobei er wahrscheinlichauch durch Tarsos gekommen ist.Zum dritten und letzten Mal treffen wir diese Opferszene dann auf Münzenunter Traian Decius. Ein Getreidegeschenk von diesem Kaiser hingegenist schon weniger naheliegend. Er war während seiner kurzen Regierungszeit,soweit wir wissen, nicht im Osten; dazu ließen ihm auch die Kämpfegegen die Goten kaum Zeit 144 . Ein groß angelegter, vom Kaiser geführterHeereszug durch Kleinasien fand nicht statt.Dürfen wir nun aufgrund der wiederholt in fast gleicher Form in derMünzprägung von Tarsos erscheinenden Opferszene auch Getreidespendenunter Gordian III. und Decius annehmen? Wohl nur mit größtem Vorbehalt.Wollten wir so weitreichende Schlußfolgerungen ziehen, müßten wirschon ganz genau wissen, daß die Getreidespende des Severus Alexanderder ausschließliche Anlaß für dieses Stieropfer unter diesem Kaiser in Tarsoswar; und selbst dann dürften wir kaum davon ausgehen, daß diese Opferjedesmal aus genau dem gleichen Anlaß erfolgten. Könnten sie nicht auchetwa mit dem Kaiserkult erklärt werden, in dem vielleicht seit den Getreidelieferungendes Caracalla und des Severus Alexander auch Demetereine Rolle spielte? So scheint auch etwa Nike spätestens ab Severus Alexander,freilich damit kaum zusammenhängend, im tarsischen Kaiserkult einenwichtigen Platz eingenommen zu haben 146 . Gerade unter Decius wurden inNr. 6029 (Maximinus/Nike mit Palmzweig und der Krone des Ardiiereus bzw. Kilikardien).Es ist auch auffallend, daß Nike auf den Kilikarchenkronen spätestens seitMaximinus I ihren festen Platz hat (siehe nur BMC Lycaon. etc. 208, Nr. 238; ebd. 220,Nr. 290, Taf. 4, 5). Noch unter Elagabal erscheint diese Krone auf Münzen ohne dieGöttin (BMC a. a. 0. 200, Nr. 206 / Taf. 36, 3). Unter Volusian erscheinen zwei Nikenauf dieser Krone (Fr. Imhoof-Blumer, Zur griechischen und römischen Münzkunde,SNR 14, 1908, 113 (225), Taf. VIII 12 (= Taf. 6, 4), zuvor Traian Decius offenbarsogar drei (Taf. 6, 5). Siehe unten Anm. 147. Zu dieser Krone siehe auch oben Anm. 87.Eine eingehendere Erforschung der reichhaltigen kaiserzeitlichen Münzprägung vonTarsos darf als Desiderat gelten.144Vgl. Lederer, Medaillone 97.145 Siehe oben Anm. 142 f. Wir können ja auch wohl nicht aus der bloßen Darstellung derDemiurgenkrone auf Münzen des Elagabal (Belege oben Anm. 106) und des Decius(Babelon, Inv. Waddington Nr. 4682; Cox, Adana Museum 51, 212, Taf. 6, 6) schließen,daß diese Kaiser in Tarsos das Demiurgenamt bekleideten, wie dies etwa G. F. Hill,NC 1913, 270 in Hinblick auf Elagabal getan hat. Wir kennen den Anlaß für dieAufnahme dieses Typs leider nicht. Am ehesten dürfte er aber mit dem Kaiserkult inZusammenhang stehen, worauf vielleicht Münzen des Elagabal (Demiurgenkrone über

52 Ruprecht ZieglerFalls, was wahrscheinlich, auf der oben schon kurz angesprochenen Didrachmedes Caracalla mit der dargestellten opfernden Frau Demeter gemeintist, wäre eine Bezugnahme auf die Kornspende Caracallas naheliegend,zumal die Prägung dieser Münze in diese Zeit fallen wird. Interessant istin diesem Zusammenhang die von Lederer nicht beachtete Rückenseitenlegendedieser Münze: KIAIKAPX(W ?) TAPC(4 6A(Eveioug) II0(1eo);)TOY CONOYC 199. Das Kilikarchenamt war das für den Kaiserkultzuständige Amt; der Kilikarch wurde von Tarsos gestellt und hatteauch in dieser Stadt seinen Sitz, die somit Opferzentrum war. Diese ungewöhnlicheLegende in Verbindung mit der Darstellung dürfte demnachalso etwa bedeuten, daß die Getreidespende, oder vielleicht besser allgemeindie Linderung der Lebensmittelknappheit durch Caracalla, im Kaiserkultgebührend gefeiert wurde. Folgt man dieser Interpretation, so ist es meinesErachtens wahrscheinlich, daß die Stieropferszene auf den Münzen desSeverus Alexander ähnlich zu erklären ist 140. Dafür spricht, daß der auftarsischen Münzen oft dargestellte Apollo Lyk(e)ios 141 in dieser Zeit aufeiner anderen Prägung des Severus Alexander mit der Kilikarchie, und somitdem Kaiserkult, in Verbindung zu bringen ist: Vor dem Schrein desApollo Lyk(e)ios steht Nike 142 , die in ihren erhobenen Armen die Kronedes Kilikarchen hält 149 . Die Demiurgenkrone und -tracht trägt SeverusNach J. H. Krause, NES2KOPOI, Civitates neocorae sive aedituae, Lipsiae 1844, bes.81 f., gefolgt von G. Herzog, RE X 1, 1918, 928, wurde Julia Domna in Tarsos alsPersephone verehrt, die Hochzeit des Septimius Severus mit Julia Domna als Theogamia.Diese Meinung basiert auf der Legende einer Münze bei Mionnet, Suppl. VII271, Nr. 458. Doch dürfte ein Mißverständnis vorliegen, das auf Sestini zurückzuführenist, der wohl fälschlich 0€0rAMIA las. Siehe G. F. Hill, BMC Lycaonia etc. CXV.139 Durch dieses, von F. Imhoof-Blumer, SNR 14, 1908, 110 (222), Nr. 3, veröffentlichteStück muß die Lesung des Pariser Exemplars (Babelon, Cilicie 17 f.; Waddington,Tarse 288) korrigiert werden, dessen Legende unvollständig erhalten ist. Die Bezeichnungnatg für Tarsos erscheint in dieser Zeit freilich ungewöhnlich.140 Eine freilich etwas anders gestaltete Stieropferszene, die mit dem Kaiserkult in Tarsosin Zusammenhang stehen wird, finden wir auch schon auf einer Münze des Caracalla.Demeter tritt hier nicht in Erscheinung (Mionnet III 632, Nr. 466; Lederer, Medaillone94). Vgl. zu diesen Opfern etwa die pergamenisdien Münzen aus der Zeit desCommodus bzw. Septimius Severus (H. v. Fritze, Die Münzen von Pergamon, 1910,72 f., Taf. 7, 16 bzw. 76, Taf. 8, 15). Dazu auch Lederer a. a. 0. Siehe auch unten 59.141Z. B. SNG v. Aulodc Nr. 5999 (Septimius Severus/Perseus opfert vor der Statue desApollo Lyk(e)ios); ebd. Nr. 6012 (Caracalla) und Nr. 6026 (Elagabal); BMC Lycaon.etc. 202, Nr. 211 (Severus Alexander); ebd. 203, Nr. 215 f. (Maximinus) etc. WeitereExemplare zusammengestellt bei F. Imhoof-Blumer, Coin-Types of some Kilikian Cities,JHS 18, 1898, 172 ff. Siehe auch Anm. 183.142Woodward, Hoard 320, Nr. 59 (Abb. Taf. XV); für die Münze SNG Fitzw. Nr. 5333nicht Nike, sondern „priestress" angegeben. Die Flügel der Nike sind jedoch auch hierandeutungsweise erkennbar (= Taf. 6, 3). Vielleicht besteht auch ein Zusammenhangmit SNG v. Aulodc Nr. 6028 (Severus Alexander): „Über der in einer Quadrigafahrenden Nike ist eine Statue des Apollo, der sich an eine Säule lehnt, dargestellt."143 Von Woodward a. a. 0. und in SNG Fitzw. a. a. 0. nicht erkannt. Die Identifizierungscheint mir jedoch eindeutig. Vgl. auch BMC Lycaon. etc. 206, Nr. 230; SNG v. Aulock

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