jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ... jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

12.07.2015 Aufrufe

46 Ruprecht ZieglerCaracalla und Commodus ehrenhalber in Tarsos das Demiurgenamt bekleidethaben ". Commodus war freilich, soweit wir wissen, während seinesPrinzipats nie in Tarsos.Wann haben nun die beiden uns interessierenden Kaiser Caracalla undSeverus Alexander dieses Amt bekleidet?A priori am wahrscheinlichsten ist der Amtsantritt dann, wenn der Kaisersich in der Stadt befindet. Zwingend ist dies aber keinesfalls, wie wir beiCommodus sehen können.Für den Amtsantritt Caracallas gibt uns unsere dafür wichtigste Quelle,die Münze mit der Legende AHMIOYPFEIA TAPCEWN " wichtige Aufschlüsse.Dieses Stück ähnelt auffallend den erst 214 oder 215 eingeführtenreichsrömischen Antoninianen 98. Unsere Didrachme wurde von diesem neuenNominal beeinflußt, die Prägung und somit das Demiurgenamt wird alsozeitlich nicht vor dem ersten Ausstoß dieser Antoniniane anzusetzen sein.Da die für das kaiserliche Getreidegeschenk wichtige Quelle, die oben "aufgeführte Münze mit der Frachtschiffdarstellung auf der Rückseite, aufder Vorderseite die Büste des Kaisers in Demiurgenkleidung zeigt '", istdie Annahme naheliegend, daß die kaiserliche Demiurgenamtszeit und dieGetreidelieferung durch den Kaiser zeitlich zusammenfallen. Durch diesenterminus post quem von Caracallas Demiurgenamt wird auch die Datierungder Getreidespende zusätzlich abgesichert. Da es jetzt wohl als erwiesengelten kann, daß die Getreidelieferung mit dem Truppendurchmarsch unddem Aufenthalt des Kaisers und seines Stabes zusammenhängt, wird mansie ins Jahr 215 oder, falls die Kornknappheit und die dadurch bedingteTeuerung' länger angehalten haben sollte, ins Jahr 216 zu datieren haben.Auch das Getreidegeschenk des Severus Alexander fällt zeitlich mit dessenDemiurgenwürde zusammen, wie die eingangs angeführte Münze aufzeigt '2.Auch hier wird der Kaiser auf der Vorderseite in der Demiurgentracht dargestellt.Ebenso wie zur Zeit Caracallas, hängt das Getreidegeschenk auchjetzt mit dem Durch- bzw. Vorbeimarsch der Heeresverbände und dem96 Da die Kaiser natürlich allenfalls beim Amtsantritt in der Stadt waren, werden imallgemeinen Stellvertreter eingesetzt worden sein; so etwa L. Memmius für Kaiser Hadrian,der in Athen zum Gymnasiarchen gewählt worden war. Sylloge3 872: . . .nöltg . . . gnueellizir revamaoxiag eE0ii 'AScetevaii . . . (dazu ebd.585 f., Anm. 3).91 Siehe oben Anm. 70.98 Zu diesen H. Mattingly, BMCRomEmp V, XVII f." Belege oben Anm. 29.139 Auch die ebenfalls mit dem Aufenthalt des Kaisers in Zusammenhang zu bringendenMünzen mit dem Elefanten als Rückseitendarstellung (siehe unten Anm. 107) zeigenauf der Vorderseite statt des Porträts mit Lorbeerkranz (z. B. Th. 0. Mabbott Coll.Nr. 2223 = Taf. 4, 9) bisweilen auch die Büste des Kaisers in Demiurgenkleidung(Grote, Fitzwilliam Coll. III 299, Nr. 9116 (= Taf. 5, 1); Woodward, Hoard 307 II(VS) und 319, 48 (RS)).101 Zur Teuerung bei Truppendurchmärschen siehe Diocletians Maximaltarif 1, 30-2, 2.102 BMC Lycaon. etc. 202, Nr. 213.

Münzen Kilikiens 47kaiserlichen Aufenthalt in Tarsos zusammen. 231 zog der Kaiser mit seinemHeer in den Osten. Der Feldzug dauerte bis zum Jahr 234 103. Er mußtein Eile abgebrochen werden, da die Nordgrenze des Reiches vor den einfallendenGermanen gesichert werden mußte. Man wird also die Demiurgenamtszeitund das Getreidegeschenk des Severus Alexander am ehesten insJahr 231 oder kurz danach zu setzen haben.Mit dem Aufenthalt des Kaisers in Tarsos steht vielleicht auch das imJahr 230 (TRP VIIII) geprägte, in Tarsos gefundene, Goldmedaillon desSeverus Alexander 104 in Zusammenhang — meines Wissens das einzigedieses Kaisers, das je in Kilikien ans Tageslicht kam. Es könnte hier vonSeverus Alexander als Ehrengabe verschenkt worden sein.Es ist sicher kein Zufall, daß die Kaiser Caracalla und Severus Alexandergerade Tarsos mit Getreide unterstützt haben und sonst, soweit wir wissen,keine andere kleinasiatische Stadt, in der sie sich aufgehalten hatten. AndereStädte werden kaum weniger unter dem Heereszug zu leiden gehabt haben.Die Getreidelieferungen werden also nicht nur zeitlich, sondern auch ursächlichmit dem von den Kaisern bekleideten Demiurgenamt zusammenhängen,zumal beide Auszeichnungen sehr selten sind. Dies macht in besonderemMaße die von Waddington 1" veröffentlichte Münze des Severus Alexanderdeutlich, die abweichend von den vergleichbaren Prägungen dieses Kaisersauf der Vorderseite das Porträt nicht in der Demiurgenrobe, sondern mitLorbeerkranz zeigt, auf deren Rückseite aber unter dem auf die Getreidelieferunganspielenden Frachtschiff (Legende: AWPEA AAEXANAPOY)eine kleine Krone mit Bändchen erscheint, die man wohl kaum anders, dennals Demiurgenkrone wird deuten können. Getreidegeschenk und Demiurgenamtdes Kaisers werden hier also in engster Verbindung gezeigt. So wirdman auch möglicherweise die Demiurgenkrone 100 in dem Kranz zu sehen103 Siehe dazu oben Anm. 61 f.104 A. de Longperier, Tresor de Tarse, RN 1868, 322 f.; J. M. C. Toynbee, Roman Medaillons.Numismatic Studies 5, New York 1944, 63. F. Gnecchi, I Medaglioni romani,Mailand 1912, I 5, 2; dazu J. P. Callu, La politique monetaire des empereurs romainsde 238 ä 311, Paris 1969, 421 f.; Anm. 7.105Tarse 289, Nr. 3: „Galere ä la voile; au-dessous, une petite couronne ornee de bandelettes".— Vgl. oben Anm. 31.106 Auch bei dem Kranz, der auf Münzen des Commodus über den beiden Tempeln erscheint,wird es sich um den Kopfschmuck des Demiurgen handeln (BMC Lycaon.etc. 191, Nr. 168; SNG v. Aulock Nr. 5996 = Taf. 3, 6). Auf einer vergleichbarenMünze des Septimius Severus fehlt sie (Babelon, Cilicie 21, Nr. III). Die Demiurgenkronewird manchmal mit, manchmal ohne herabhängende Bandenden dargestellt. Vonden auf Münzen gesicherten Demiurgenkronen haben folgende Bandenden: Tarsosunter Severus Alexander: BMC Lycaon. etc. 203, Nr. 214 = Gaebler, Tarsos undAnazarbos 329, 0, 1; vielleicht auch Staatliche Münzsammlung München, AE 23,87 gTaf. 5, 2); Anazarbus unter Elagabal: SNG v. Aulock Nr. 5487 (= Taf. 4, 3);vgl. Th. 0. Mabbott Coll. Nr. 2122; BMC Lycaon. etc. 34, Nr. 20. Weitere Exemplarebei Gaebler a. a. 0. 329, N. Ohne Bandenden: Tarsos unter Elagabal mit der RückseitenlegendeAI-I/MI: SNG v. Aulock Nr. 6024; vgl. SNG Copenh. Nr. 369; Cox,

46 Ruprecht ZieglerCaracalla und Commodus ehrenhalber in Tarsos das Demiurgenamt bekleidethaben ". Commodus war freilich, soweit wir wissen, während seinesPrinzipats nie in Tarsos.Wann haben nun die beiden uns interessierenden Kaiser Caracalla undSeverus Alexander dieses Amt bekleidet?A priori am wahrscheinlichsten ist der Amtsantritt dann, wenn der Kaisersich in der Stadt befindet. Zwingend ist dies aber keinesfalls, wie wir beiCommodus sehen können.Für den Amtsantritt Caracallas gibt uns unsere dafür wichtigste Quelle,die Münze mit der Legende AHMIOYPFEIA TAPCEWN " wichtige Aufschlüsse.Dieses Stück ähnelt auffallend den erst 214 oder 215 eingeführtenreichsrömischen Antoninianen 98. Unsere Didrachme wurde von diesem neuenNominal beeinflußt, die Prägung und somit das Demiurgenamt wird alsozeitlich nicht vor dem ersten Ausstoß dieser Antoniniane anzusetzen sein.Da die für das kaiserliche Getreidegeschenk wichtige Quelle, die oben "aufgeführte Münze mit der Frachtschiffdarstellung auf der Rückseite, aufder Vorderseite die Büste des Kaisers in Demiurgenkleidung zeigt '", istdie Annahme naheliegend, daß die kaiserliche Demiurgenamtszeit und dieGetreidelieferung durch den Kaiser zeitlich zusammenfallen. Durch diesenterminus post quem von Caracallas Demiurgenamt wird auch die Datierungder Getreidespende zusätzlich abgesichert. Da es jetzt wohl als erwiesengelten kann, daß die Getreidelieferung mit dem Truppendurchmarsch unddem Aufenthalt des Kaisers und seines Stabes zusammenhängt, wird mansie ins Jahr 215 oder, falls die Kornknappheit und die dadurch bedingteTeuerung' länger angehalten haben sollte, ins Jahr 216 zu datieren haben.Auch das Getreidegeschenk des Severus Alexander fällt zeitlich mit dessenDemiurgenwürde zusammen, wie die eingangs angeführte Münze aufzeigt '2.Auch hier wird der Kaiser auf der Vorderseite in der Demiurgentracht dargestellt.Ebenso wie zur Zeit Caracallas, hängt das Getreidegeschenk auchjetzt mit dem Durch- bzw. Vorbeimarsch der Heeresverbände und dem96 Da die Kaiser natürlich allenfalls beim Amtsantritt in der Stadt waren, werden imallgemeinen Stellvertreter eingesetzt worden sein; so etwa L. Memmius für Kaiser Hadrian,der in Athen zum Gymnasiarchen gewählt worden war. Sylloge3 872: . . .nöltg . . . gnueellizir revamaoxiag eE0ii 'AScetevaii . . . (dazu ebd.585 f., Anm. 3).91 Siehe oben Anm. 70.98 Zu diesen H. Mattingly, BMCRomEmp V, XVII f." Belege oben Anm. 29.139 Auch die ebenfalls mit dem Aufenthalt des Kaisers in Zusammenhang zu bringendenMünzen mit dem Elefanten als Rückseitendarstellung (siehe unten Anm. 107) zeigenauf der Vorderseite statt des Porträts mit Lorbeerkranz (z. B. Th. 0. Mabbott Coll.Nr. 2223 = Taf. 4, 9) bisweilen auch die Büste des Kaisers in Demiurgenkleidung(Grote, Fitzwilliam Coll. III 299, Nr. 9116 (= Taf. 5, 1); Woodward, Hoard 307 II(VS) und 319, 48 (RS)).101 Zur Teuerung bei Truppendurchmärschen siehe Diocletians Maximaltarif 1, 30-2, 2.102 BMC Lycaon. etc. 202, Nr. 213.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!