jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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38 Ruprecht Zieglerdie Stadt in einer Inschrift sogar schon wie Tarsos initAtoAt; 'roh/ TCHAVEnOtexEtiöv KL1axia5, [Tauveto% Auxuovtac neoxaüstop,ivi xai St; vEwx6eocgenannt ". Münzen mit dem Bild des Septimius Severus aus Tarsosund aus Anazarbos erwähnen Spiele, die OAYMITIA EITINEIKIA, dievielleicht anläßlich des Sieges des Severus über Niger bei Issos in Kilikiengefeiert wurden ". Diese Ausführungen sind nötig, da Fragen, die die Geschichteder Stadt Tarsos in der Severerzeit betreffen, nicht ohne Berücksichtigungdes nahezu alle offiziellen Propagandaträger beeinflussendenStreits um die Vormachtstellung in den drei Provinzen Kilikien, Isaurienund Lykaonien gesehen werden können.Caracalla zog 215 mit einem gewaltigen Heer durch Kleinasien nachSyrien. In vielen Städten machte er halt, wobei er sich besonders für administrativeProbleme interessierte und, wo nötig, auch eingriff 5°. Einige Städte,durch die er kam, hob er durch besondere Auszeichnungen aus der Masseheraus ", wobei die Initiative, soweit wir wissen, von den Städten ausging". Solche Auszeichnungen, auch wenn es sich nur um Ehrentitel handelte,waren offenbar sehr begehrt — sie schmeichelten den prestigegierigenStädten.48 Gouch, Anazarbus 130, Nr. 2, Z. 13-16; dazu auch ebd. 96.49 Zu den tarsischen Münzen mit der zusätzlichen Legende EN KOAPIPAIC OPOICKIAIKON siehe unter anderem G. F. Hill, BMC Lycaon. etc. XCIII f.; J. Hasebroek,Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Septimius Severus. Heidelberg 1921, 61;J. Gage, Les Perses ä. Antioche et les courses de l'hippodrome au milieu du Hie siecle,BFS 31, 1935, 311 f., sowie neuerdings G. Missere, Contributo alla monetazione grecaimperiale di Tarsus Ciliciae, Numismatica 1963, 166-170. In diesen Untersuchungenfindet die mir auch nur in einem Exemplar bekannte Münze aus Anazarbos aus denJahren 199/200 keine Erwähnung, die in diesen Zusammenhang gehört; veröffentlichtin: D. B. Waage, Antioch an the Orontes IV, 2 (Greek, Roman, Byzantine and CrusadersCoins), Princeton 1952, 78, Nr. 820. Vielleicht hängt mit diesen Spielen auch dievon A. M. Woodward, Neocorate 7, veröffentlichte Münze zusammen, die in die Jahre198/99 zu datieren ist (Woodward a. a. 0.). Sie zeigt auf der Rückseite den Kranz desArchiereus, in den AAY/TA•X/IAC eingeschrieben ist. Wahrscheinlich standen dieseSpiele mit dem Kaiserkult in Zusammenhang, worauf der Kranz, auf den unten nochausführlicher eingegangen wird und die Neokorietitelverleihung an Anazarbos, dieetwa in diese Zeit fällt, hindeuten. Dieser Titel erscheint hier auch zum ersten Malauf einer Münze. Siehe dazu Woodward a. a. 0. 8. Ob Severus und seine Söhne, dieauf der Vorderseite der Münze auf curulisdien (?) Stühlen sitzend, dargestellt sind,diesen Spielen beigewohnt haben, läßt sich nicht entscheiden. Siehe aber Oppian beiWestermann, i3L6warpo1 p. 63, Z. 7 ff. Dazu J. Hasebroek, a. a. 0. 60; Gouch, Anazarbus97. Vgl. für Valerian und Gallienus etwa SNG v. Aulock 5507 in Zusammenhangmit 5508 f., 5512 f. und BMC Lycaon. etc. 40, Nr. 44.69 Herod. 4, 8, 6.61 Quellen zusammengestellt bei W. Reusch, Der historische Wert der Caracallavita,Klio-Beiheft 24, Leipzig 1931, 34-47; Levick, Path passim; Magie, Asia Minor 1551-1553; J. M. Grimes, Jr., The Life of Caracalla, masch. Diss. Chapel Hill, 1940, 175 ff.92 Siehe z. B. die bekannte Bittschrift der Ephesier an Julia Domna. Dazu zuletzt B. Lifschitz,ZPE 6, 1970, 57 ff.

Münzen Kilikiens 39Auf dem Zug durch Kleinasien kam der Kaiser durch Kilikien. Er wardamals auch in der Hauptstadt Tarsos ". Die Anwesenheit des Kaisers,seines Stabes und vor allem des Heeres bedeutete für die Städte eine erheblichefinanzielle Belastung, wobei vor allem der Frage der Lebensmittelversorgungentscheidende Bedeutung zukam ". Anläßlich solcher Heeresdurchmärschemußte Getreide requiriert werden. Die Preise wurden dabeivom Staat festgelegt und lagen für diesen natürlich günstig ". Dieses Requisitionsrechtwar sogar auf sonst nicht steuerpflichtige Freistädte, wieetwa Tarsos, ausgedehnt ". Beim Truppendurchzug wird wegen der erheblichvergrößerten Nachfrage das auf dem freien Markt erhältliche Getreideim Preis stark gestiegen sein 57, was die Wiederbeschaffung schwierig undteuer machte. Vor allem die weniger begüterten Schichten hatten darunternatürlich zu leiden ".Man kann davon ausgehen, daß die Städte auf der Reiseroute des Kaisersund des Heeres 215 unter Versorgungsschwierigkeiten zu leiden hatten. Es53 Z. B. SNG v. Aulock Nr. 6007 (= Taf. 4, 2). Siehe auch Levick, Path 436, Nr. 65;F. W. Drexler, Caracallas Zug nach dem Orient und der letzte Partherkrieg, Diss. Halle1880, 33. Auch andere kilikische Städte scheint er besucht zu haben. Siehe Levick,Path 435 f. Für Aigeai siehe ferner H. Bloesch, Congresso internazionale di numismatica1961 II, Rom 1965, 309. Danach war Caracalla im Mai 215 in Aigeai.54 Vgl. hierfür auch etwa die ausführlichen Berichte bei Philo, leg. ad Gai. 249-253 undJos. ant. 18, 261 ff.; 19, 81; bell. 2, 184-203 sowie Julian, misop. 369. Dazu Liebeschuetz,Antioch 130.ss E. Gren, Kleinasien und der Ostbalken in der wirtschaftlichen Entwicklung der römischenKaiserzeit, Uppsala 1941, 138; K. Hannestad, Septimius Severus in Egypt, AContribution to the Chronology of the Years 198-202, C & M 6, 1944, 218 f. - ZurVerproviantierung der Truppen bei diesem Heereszug Caracallas siehe Cass. Dio 78 (77),21, 3. Vgl. die Inschrift über praepositi annonae, die vor der Ankunft des Kaisers 213die Organisation für die Versorgung des kaiserlichen Stabes und des Heeres vorbereitensollten (J. Fitz, Alba Regia, Annales Musei Stephani Regis 12, 1971, 254-257). Vgl.ferner die Plünderung von Heraclea Salbace durch eine Nachhut von Caracallas Armee(A. v. Domaszewski, SHAW 9, 1918, 141 f.; Magie, Asia Minor 1553, Anm. 42). Auchdie Juristen der Severerzeit befaßten sich mit dieser Frage. Siehe nur z. B. Ulp. Dig. 50,4, 3, 13; 1, 16, 4 pr. Weitere Belege bei Liebenam, Städteverwaltung 91 f. Bei der Bedeutungdes Heeres in dieser Zeit mußten im allgemeinen notwendig die Interessen derStädte hintanstehen.56 Liebenam, Städteverwaltung 92; F. F. Abbott / A. Ch. Johnson, Municipal Administrationin the Roman Empire, Princeton 1926, 128.57 Vgl. Liebeschuetz, Antioch 130. In der Praeambel zu Diocletians Maximaltarif wirdbeim Durchzug von Truppen mit Preisen gerechnet, die das Vier- bis Achtfache desNormalpreises ausmachen bzw. sogar überschreiten (1, 30-2, 2). Dazu Kohns, Versorgungskrisen9; G. Mickwitz, Geld und Wirtschaft im Römischen Reich des viertenJahrhunderts n. Chr., Helsingfors 1932, 71; P. de Jonge, Scarcity of Corn and Cornpricesin Ammianus Marcellinus, Mnemosyne 4, 1, 1948, 241 f.58 In einem krassen Fall konnte so etwas sogar zu einer Hungersnot führen. So etwa inNehardea in Palästina, wo viele ihre Häuser verkauften, um dafür Getreide erstehenzu können (Ketub. 97 a. Dazu J. Newman, The Agricultural Life of the Jews in Babylonia200-500 C. E., London 1932, 40). Getreide war hier zwar vorhanden, aber ebenviel zu wenig, und deshalb außerordentlich teuer.

Münzen Kilikiens 39Auf dem Zug durch Kleinasien kam der Kaiser durch Kilikien. Er wardamals auch in der Hauptstadt Tarsos ". Die Anwesenheit des Kaisers,seines Stabes und vor allem des Heeres bedeutete für die Städte eine erheblichefinanzielle Belastung, wobei vor allem der Frage der Lebensmittelversorgungentscheidende Bedeutung zukam ". Anläßlich solcher Heeresdurchmärschemußte Getreide requiriert werden. Die Preise wurden dabeivom Staat festgelegt und lagen für diesen natürlich günstig ". Dieses Requisitionsrechtwar sogar auf sonst nicht steuerpflichtige Freistädte, wieetwa Tarsos, ausgedehnt ". Beim Truppendurchzug wird wegen der erheblichvergrößerten Nachfrage das auf dem freien Markt erhältliche Getreideim Preis stark gestiegen sein 57, was die Wiederbeschaffung schwierig undteuer machte. Vor allem die weniger begüterten Schichten hatten darunternatürlich zu leiden ".Man kann davon ausgehen, daß die Städte auf der Reiseroute des Kaisersund des Heeres 215 unter Versorgungsschwierigkeiten zu leiden hatten. Es53 Z. B. SNG v. Aulock Nr. 6007 (= Taf. 4, 2). Siehe auch Levick, Path 436, Nr. 65;F. W. Drexler, Caracallas Zug nach dem Orient und der letzte Partherkrieg, Diss. Halle1880, 33. Auch andere kilikische Städte scheint er besucht zu haben. Siehe Levick,Path 435 f. Für Aigeai siehe ferner H. Bloesch, Congresso internazionale di numismatica1961 II, Rom 1965, 309. Danach war Caracalla im Mai 215 in Aigeai.54 Vgl. hierfür auch etwa die ausführlichen Berichte bei Philo, leg. ad Gai. 249-253 undJos. ant. 18, 261 ff.; 19, 81; bell. 2, 184-203 sowie Julian, misop. 369. Dazu Liebeschuetz,Antioch 130.ss E. Gren, Kleinasien und der Ostbalken in der wirtschaftlichen Entwicklung der römischenKaiserzeit, Uppsala 1941, 138; K. Hannestad, Septimius Severus in Egypt, AContribution to the Chronology of the Years 198-202, C & M 6, 1944, 218 f. - ZurVerproviantierung der Truppen bei diesem Heereszug Caracallas siehe Cass. Dio 78 (77),21, 3. Vgl. die Inschrift über praepositi annonae, die vor der Ankunft des Kaisers 213die Organisation für die Versorgung des kaiserlichen Stabes und des Heeres vorbereitensollten (J. Fitz, Alba Regia, Annales Musei Stephani Regis 12, 1971, 254-257). Vgl.ferner die Plünderung von Heraclea Salbace durch eine Nachhut von Caracallas Armee(A. v. Domaszewski, SHAW 9, 1918, 141 f.; Magie, Asia Minor 1553, Anm. 42). Auchdie Juristen der Severerzeit befaßten sich mit dieser Frage. Siehe nur z. B. Ulp. Dig. 50,4, 3, 13; 1, 16, 4 pr. Weitere Belege bei Liebenam, Städteverwaltung 91 f. Bei der Bedeutungdes Heeres in dieser Zeit mußten im allgemeinen notwendig die Interessen derStädte hintanstehen.56 Liebenam, Städteverwaltung 92; F. F. Abbott / A. Ch. Johnson, Municipal Administrationin the Roman Empire, Princeton 1926, 128.57 Vgl. Liebeschuetz, Antioch 130. In der Praeambel zu Diocletians Maximaltarif wirdbeim Durchzug von Truppen mit Preisen gerechnet, die das Vier- bis Achtfache desNormalpreises ausmachen bzw. sogar überschreiten (1, 30-2, 2). Dazu Kohns, Versorgungskrisen9; G. Mickwitz, Geld und Wirtschaft im Römischen Reich des viertenJahrhunderts n. Chr., Helsingfors 1932, 71; P. de Jonge, Scarcity of Corn and Cornpricesin Ammianus Marcellinus, Mnemosyne 4, 1, 1948, 241 f.58 In einem krassen Fall konnte so etwas sogar zu einer Hungersnot führen. So etwa inNehardea in Palästina, wo viele ihre Häuser verkauften, um dafür Getreide erstehenzu können (Ketub. 97 a. Dazu J. Newman, The Agricultural Life of the Jews in Babylonia200-500 C. E., London 1932, 40). Getreide war hier zwar vorhanden, aber ebenviel zu wenig, und deshalb außerordentlich teuer.

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