jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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132 Buchbesprechungendokumentation lassen sich durch statistische und stempelvergleichende Methode weitereSchlüsse zur Datierung der Münzen gewinnen. Die sorgfältige Beobachtung und Detailstudien,wie sie hier vorgenommen wurden, schließen auch die Information über Stempelkoppelungenund Stempelidentitäten ein. Das ist schließlich nicht Selbstzweck, sonderngibt Einblick in die Münzstättenorganisation und kann im Idealfall zu chronologischenSchlüssen führen.Der hier vorgelegte Schatzfund hat es, das zeigt das Resultat, verdient, eine Neubearbeitungzu erfahren. Eine historische Auswertung ist hier bewußt nicht vorgenommenworden. Allerdings müssen gegen das in der Einleitung zum Vergrabungszeitpunkt (vgl.S. 7) genannte Datum „nach 275" Bedenken angemeldet werden. Die sehr geringe Anzahlvon Münzen des Aurelianus gegenüber dem großen Komplex der Antoniniane des ClaudiusGothicus läßt, rein nach statistischer Methode, ein früheres Datum vermuten. Bestätigtwird das m. E. durch die Tatsache des Fehlens von Antoninianen, die eindeutig nachder Münzreform des Aurelianus geprägt worden sind. Ein Blick auf die historischen, vorallem kriegerischen Ereignisse dieser Zeit zeigt außerdem, daß in der in Frage kommendenRegion auch vor 275 wohl genügend Anlaß zur Vergrabung des Schatzfundes bestand.Zu denken wäre etwa an eine Vergrabung im Zuge der Einfälle germanischerStämme in den Donauraum und nach Norditalien in den Jahren 270/271 n. Chr. Manvergleiche hierzu etwa die zusammenfassende Schilderung der entsprechenden Ereignissebei L. Schmidt, Geschichte der deutschen Stämme. Die Westgermanen, 2. Teil, München19402, 17-21.Dergleichen historische Erörterungen werden allerdings erst dann wirklich sinnvoll,wenn im Rahmen des FMRO in der Neubearbeitung der Münzfunde fortgefahren unddamit eine historische Aussage sicherer möglich wird. Zu diesem Gesamtbild der historischenAbläufe hat die Autorin durch die sorgfältige Neupublikation des Schatzfundes vonBaldersdorf in Kärnten einen begrüßenswerten Beitrag geleistet.Bernhard OverbedtFIEBRE BASTIEN, CATHERINE METZGER, L e Tresor de Beaurains (d i td'A r r a s). Gemeinsame Publikation der Reihe Numismatique Romaine, vol. X undMemoires de la Commission Departementale des Monuments Historiques du Pas-de-Calais, tome XVII. Wetteren 1977, 258 S., zahlreiche Textabb., 18 Tafeln, 2 Farbtafeln.Im Jahre 1922 kam der hier erstmals in seiner — soweit noch auffindbar — Gesamtheitpublizierte Schatzfund von Beaurains, bekannter unter dem Namen „Schatzfund vonArras", zutage. Nach 55 Jahren wurde nun, soweit möglich, dieser nach seiner Entdeckungzu einem erheblichen Teil verstreute Schatzfund rekonstruiert und publiziert.Wie fast immer bei durch Zufall geborgenen bedeutenden Schätzen verschwand ein Teildes Fundgutes unwiederbringlich, wurde wohl teils auch eingeschmolzen oder wanderteanonym, ohne daß die Käufer Kenntnis vom Fundort hatten, in diverse Privatsammlungen.Soweit möglich, haben die Autoren Fundumstände und Verbleib der einzelnen Fundobjektedurch minutiöse Archivforschung und Befragung rekonstruiert.Wesentlicher Teil der Publikation ist das Verzeichnis der — noch nachweisbaren —Münzen des Fundes. Die prominenten, überall abgebildeten Goldmultipla der Tetrarchenzeitstellen, wie man hier sieht, nur einen Bruchteil des Fundinhaltes dar. Auch die Zusammenstellungvon A. Baldwin-Brett, The Aurei and Solidi of the Arras Hoard, NumismaticChronicle 1933, 268-348, Taf. 22-26, bleibt fragmentarisch. Hier wird nun, geordnetnach Münzstätten, innerhalb dieser nach Emissionsdaten, ein vollständiges Verzeichnisaller noch auffindbaren Münzen des Fundes geboten. Dabei befindet sich u. a.eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Altmaterial, etwa Denare der Münzstätte Rom vonVitellius bis Commodus als wichtiges Zeugnis für den Umlauf dieser Münzen auch in der

Buchbesprechungen 1331. Hälfte des 4. Jh. n. Chr. Die Hauptmasse der Münzen, auch die bekanntesten Medaillons,stammen aus der Münzstätte und kaiserlichen Residenz Trier, von der auch dieSchlußmünzen, Solidi des Constantinus I. von 315 n. Chr. emittiert wurden. Trotz dersicherlich zahlreichen Einbußen, die das heute bekannte Fundinventar hat hinnehmen müssen,beinhaltet der Münzkatalog immerhin noch (mit Nachtrag auf 5.243) 473 Stücke.Diese Münzen sind jeweils neben dem sehr sorgfältig erstellten Text abgebildet. Zwangsläufigsind die Abbildungen von verschiedener, teils auch schlechter Qualität. Zum Teilstanden nur noch ältere Fotos oder Drucke, teils auch nur Bleistiftdurchreibungen zurRekonstruktion des Fundinhalts zur Verfügung.Ähnlich fragmentarisch wie die Münzen sind auch die übrigen im Fundinventar ursprünglichvorhandenen Objekte überliefert. Die Verfasser haben sich auch hier die grüßtmöglichsteMühe gegeben, alles zum Fund gehörige sonstige Fundgut zu sichten und zupublizieren. War es doch bisher praktisch unbekannt, daß dieser Schatzfund eine Reihevon Schmuckstücken enthielt, die durch ihre Qualität zu den Spitzenstücken unter demuns bisher bekannten römischen Schmuck zu zählen sind. Leider ist das silberne Gefäß,das den gesamten Schatz enthielt, verschollen. Fingerringe, meist gefaßte geschnitteneSteine, nicht weniger als 4 kostbar gearbeitete Halsketten, Armreifen, verschiedene Anhänger,ein Ohrringpaar, eine Gürtelschnalle — alles ausschließlich aus Gold gefertigteGegenstände — ergänzen das Münzinventar des Fundes. Unter den Schmuckstücken zweifelloswesentlichstes Objekt ist ein goldener Halsschmuck aus mit feinster Durchbruchsarbeitverzierten Münzanhängern. Die hier verwendeten Münzen, soweit bekannt, sindAurei aus der Zeit von Hadrian bis Postumus. Diesem Münzcollier wird ein Exkurs gewidmetund ähnlicher Schmuck von anderen Fundorten zum Vergleich herangezogen. Einsilberner, nielloverzierter Kandelaber, dessen Höhe verstellbar ist, ist der einzige, aus demFunde noch erhalten gebliebene größere Silbergegenstand.Ein abschließendes Auswertungskapitel resümiert nochmals den Münzbefund. Die klareScheidung zwischen Altmaterial und Goldmünzen der 1. Hälfte des 4. Jh. n. Chr., spezielldie zahlreichen Stempelidentitäten innerhalb dieser letzten Gruppe, veranlassen die Autorenzu dem sicherlich berechtigten Schluß, daß wir hier das Gut eines hohen Offiziers voruns haben, der seit 285 an den kaiserlichen Donativen teilhatte und u. a. auch an derRückeroberung Britanniens unter Constantius Chlorus im Jahre 296 beteiligt war. DasVergrabungsdatum des Schatzes liegt, gemäß der Aussage der Schlußmünzen, auf jedenFall nach 315 n. Chr., ohne daß wir dieses Datum mit einem historischen Ereignis verbindenkönnten, das einen Anlaß zur Fundverbergung bieten würde.Mit dem Fund von Beaurains, bisher mehr unter dem Namen „Fund von Arras° bekannt,ist endlich einer der bedeutendsten Schatzfunde des 4. Jh. n. Chr. aus dem gesamtenrömischen Herrschaftsbereich publiziert worden. Er braucht einen Vergleich mitjenen berühmten Funden, wie etwa dem Schatz von Kaiseraugst oder dem Fund vonUnes (Algerien) nicht zu scheuen. Insofern kommt den Verfassern das Verdienst zu, ineiner sorgfältigen Publikation einem zur Numismatik, Geschichte und Archäologie desfrühen 4. Jh. n. Chr. äußerst wichtigen und bisher vernachlässigten Fund nach 55 Jahrenendlich den Platz zugewiesen zu haben, der ihm in unserem Fach zukommt.Bernhard OverbeckHANS VOEGTLI, Bilder der Heldenepen in der kaiserzeitlichengriechischen Münzprägung. Aesdi 1977, XV und 168S., 25 Tafeln.Der Verfasser hatte es als Dissertationsthema übernommen, die Darstellungen derZyklen um Herakles, Theseus, den trojanischen Krieg, die kalydonisdie Jagd und dieArgonautenfahrt, soweit auf Münzen vertreten, zu sammeln und in den kunstgeschichtlichenZusammenhang zu stellen. Infolgedessen liegt hier kein Corpus aller einschlägigenMünzen, wohl aber ein recht vollständiges Verzeichnis aller einschlägigen Darstellungen

132 Buchbesprechungendokumentation lassen sich durch statistische und stempelvergleichende Methode weitereSchlüsse zur Datierung der Münzen gewinnen. Die sorgfältige Beobachtung und Detailstudien,wie sie hier vorgenommen wurden, schließen auch die Information über Stempelkoppelungenund Stempelidentitäten ein. Das ist schließlich nicht Selbstzweck, sonderngibt Einblick in die Münzstättenorganisation und kann im Idealfall zu chronologischenSchlüssen führen.Der hier vorgelegte Schatzfund hat es, das zeigt das Resultat, verdient, eine Neubearbeitungzu erfahren. Eine historische Auswertung ist hier bewußt nicht vorgenommenworden. Allerdings müssen gegen das in der Einleitung zum Vergrabungszeitpunkt (vgl.S. 7) genannte Datum „nach 275" Bedenken angemeldet werden. Die sehr geringe Anzahlvon Münzen des Aurelianus gegenüber dem großen Komplex der Antoniniane des ClaudiusGothicus läßt, rein nach statistischer Methode, ein früheres Datum vermuten. Bestätigtwird das m. E. durch die Tatsache des Fehlens von Antoninianen, die eindeutig nachder Münzreform des Aurelianus geprägt worden sind. Ein Blick auf die historischen, vorallem kriegerischen Ereignisse dieser Zeit zeigt außerdem, daß in der in Frage kommendenRegion auch vor 275 wohl genügend Anlaß zur Vergrabung des Schatzfundes bestand.Zu denken wäre etwa an eine Vergrabung im Zuge der Einfälle germanischerStämme in den Donauraum und nach Norditalien in den Jahren 270/271 n. Chr. Manvergleiche hierzu etwa die zusammenfassende Schilderung der entsprechenden Ereignissebei L. Schmidt, Geschichte der deutschen Stämme. Die Westgermanen, 2. Teil, München19402, 17-21.Dergleichen historische Erörterungen werden allerdings erst dann wirklich sinnvoll,wenn im Rahmen des FMRO in der Neubearbeitung der Münzfunde fortgefahren unddamit eine historische Aussage sicherer möglich wird. Zu diesem Gesamtbild der historischenAbläufe hat die Autorin durch die sorgfältige Neupublikation des Schatzfundes vonBaldersdorf in Kärnten einen begrüßenswerten Beitrag geleistet.Bernhard OverbedtFIEBRE BASTIEN, CATHERINE METZGER, L e Tresor de Beaurains (d i td'A r r a s). Gemeinsame Publikation der Reihe Numismatique Romaine, vol. X undMemoires de la Commission Departementale des Monuments Historiques du Pas-de-Calais, tome XVII. Wetteren 1977, 258 S., zahlreiche Textabb., 18 Tafeln, 2 Farbtafeln.Im Jahre 1922 kam der hier erstmals in seiner — soweit noch auffindbar — Gesamtheitpublizierte Schatzfund von Beaurains, bekannter unter dem Namen „Schatzfund vonArras", zutage. Nach 55 Jahren wurde nun, soweit möglich, dieser nach seiner Entdeckungzu einem erheblichen Teil verstreute Schatzfund rekonstruiert und publiziert.Wie fast immer bei durch Zufall geborgenen bedeutenden Schätzen verschwand ein Teildes Fundgutes unwiederbringlich, wurde wohl teils auch eingeschmolzen oder wanderteanonym, ohne daß die Käufer Kenntnis vom Fundort hatten, in diverse Privatsammlungen.Soweit möglich, haben die Autoren Fundumstände und Verbleib der einzelnen Fundobjektedurch minutiöse Archivforschung und Befragung rekonstruiert.Wesentlicher Teil der Publikation ist das Verzeichnis der — noch nachweisbaren —Münzen des Fundes. Die prominenten, überall abgebildeten Goldmultipla der Tetrarchenzeitstellen, wie man hier sieht, nur einen Bruchteil des Fundinhaltes dar. Auch die Zusammenstellungvon A. Baldwin-Brett, The Aurei and Solidi of the Arras Hoard, NumismaticChronicle 1933, 268-348, Taf. 22-26, bleibt fragmentarisch. Hier wird nun, geordnetnach Münzstätten, innerhalb dieser nach Emissionsdaten, ein vollständiges Verzeichnisaller noch auffindbaren Münzen des Fundes geboten. Dabei befindet sich u. a.eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Altmaterial, etwa Denare der Münzstätte Rom vonVitellius bis Commodus als wichtiges Zeugnis für den Umlauf dieser Münzen auch in der

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