14 Karel Castelindelsobjekt im Spätlatene und die charakteristischen Weinamphoren mitspitzem Boden wurden schon Jahrhunderte früher auf die Heuneburg ander oberen Donau, später nach Manching, Altenburg-Rheinau, Basel, denHeidengraben und viele andere Oppida nördlich der Alpen gebracht.Für einen Handel des Vercelleser Fundgebietes mit dem Norden liegenjedoch so gut wie keine Unterlagen vor. Ein ganz vereinzelter vindelizischerStater wurde zwar in Aosta am Zugangswege zum Großen St. Bernhard undin die Schweiz gefunden", aber der Haupthandelsweg, auf dem seit uraltenZeiten der Eisenhandel zwischen Norden und Süden abgewickelt wurde,verlief außerhalb des Vercellese, östlich der Sesia und entlang dem Ticino,durch ein Gebiet, in dem bisher kein vindelizischer Stater, dagegen cisalpinischeDrachmen gefunden wurden".Es ist also durchaus A. Pautasso Recht zu geben, der unter Berücksichtigungaller dieser ungewöhnlichen, von sonstigen numismatischen Gegebenheitenvöllig abweichenden Umständen zu der überzeugung kam, daß diesemerkwürdigen Staterfunde in der Ebene von Vercelli nicht auf normalenMünzumlauf zurückgehen, sondern daß sie auf ganz ungewöhnliche Umstände,auf ein „besonderes Ereignis" zurückzuführen sind".Die vorangeführten Ermittlungen von A. Pautasso über diese seltsamenFunde und der Neufund des vindelizischen Staters von La Cloche ermöglichenuns, an die bisherigen Feststellungen einige neue Mutmaßungen anzuschließen.Die antiken Träger oder Besitzer dieser vindelizischen Statere in derCisalpina scheinen zur Zeit des „besonderen Ereignisses", bei dem sie umihre wertvolle Habe kamen oder sich ihrer entledigten, nur ortsfremdesGoldgeld besessen zu haben, ganz im Gegensatz zur gesamten umgebendenBevölkerung, die nur Silbergeld (Cisalpinadrachmen oder manchmal republikanischeDenare) besaß. Schon dadurch unterschieden sich die Besitzerder Statere von der eingeborenen Bevölkerung. Diese Besitzer waren vermögendin einer sonst armen Gegend". Sie hatten zur Zeit des Verlustesoder der Verbergung anscheinend kein (oder sehr wenig) keramisches Geschirr— die weitaus häufigsten Behälter von Münzfunden — was nicht imEinklang mit einer seßhaften Bevölkerung zu sein scheint. Vielleicht trugensie ihre wertvolle Barschaft, einzelne oder mehrere Stücke, in Beutelchen22 Ch. Robert, Comptes rendus de l'Academie des Inscriptions et Belles Lettres, 1884,S. 36: „. . . la contree oü l'on trouve le plus habituellement en Italie les monnaies dontil est question aboutit au passage du Saint Bernard." Dazu Pautasso, Num. listy XXV,1970, S. 130 und RIN 1975, S. 102." Pautasso, Num. listy XXV, 1970, S. 134-135; ders., RIN 1975, S. 104-105.24 Pautasso, Num. listy XXV, 1970, S. 134.24 Ders., RIN 1975, S. 105.
Der vindelizische Stater 15aus Leder oder Textil mit sich, wie sie Kaufleute, Söldner und andere Waffenträgerbenützten.Die antiken Eigentümer scheinen von ihrer Anwesenheit im Vercellesesonst fast keine materiellen, archäologischen Zeugnisse hinterlassen zu haben,abgesehen von einigen wertvollen, aber charakteristisch „barbarischen"Schmuckstücken, wie sie auch nicht seßhafte Personen tragen konnten: inFormigliana zwei goldene Torques ", in San Germano Vercellese ein Schmuckstückaus verschlungenem Golddraht", in Rovasenda zwei „keltische"Bronze-Armreifen". Hierher gehört auch die Angabe von D. Promis betreffenddieser Staterfunde: „avec des armes et des objets d'ornaments barbares"".Also kein in der ganze Cisalpina durch Generationen allgemein üblichesSilbergeld, keine einheimische Keramik, dafür barbarischer Schmuck, wieihn schwerlich ein römischer Bürger getragen hätte, und Waffen. Wahrlicheine merkwürdige Zusammenstellung, die an fremde Krieger, an sich verdingendeAlpenvölker, an Gaesati, Raeti, Salassi, Lepontii und andere Bergstämmezu denken gibt. Einwohner der Cisalpina, ortsansässige Besitzerhätten wohl eher einheimisches Silbergeld besessen und an dem einen oderanderen Orte bei Verbergung ihrer wertvollen Habe Behälter verwendet.Wie groß konnte die Zahl der Eigentümer vindelizischer Statere im Vercellesegewesen sein? Während des von A. Pautasso wohl mit Recht vermuteten„besonderen Ereignisses" kam es zum (gleichzeitigen oder sukkzessiven?)Verlust von Stateren an mindestens zwölf verschiedenen, voneinanderdurch viele Kilometer getrennten Lokalitäten (siehe Karte 2). Es gabalso zahlreiche Besitzer, an jedem Fundort einen oder mehrere; es scheintausgeschlossen, daß die Statere nur einer ganz kleinen Zahl von Personengehört hätten. Es kann sich also um viele Dutzende, ja hunderte von Individuengehandelt haben, von denen jeweils einige — verstreut über dasFundgebiet — vindelizisches Gold besaßen, andere vermutlich ärmer warenund kein Gold besaßen.Und nun die Hauptfrage: Was für ein „besonderes Ereignis" im Sinnevon Pautasso führte zu dem Verlust oder der Verbergung so vieler fremderGoldstücke an so vielen, von einander entfernten Lokalitäten? Hier werdenwir derzeit wohl kaum über allgemeine Vermutungen hinaus kommen. Eswar jedenfalls ein Ereignis, während dessen die Besitzer selbst oder ihrGold schwerster Bedrohung ausgesetzt waren, ein Ereignis wie in La Cloche,in Courcoury, Servies-en-Val und an so vielen anderen Orten, wo Todes-26 „due torques d'oro trovati in piena terra . . . costituiti da una verga liscia terminantein due grossi bottoni aurei". Pautasso, RIN 1975, S. 108.27 „due grossi e lunghi fili d'oro intrecciati ad uso di ornamento", Pautasso, 1. c.28 ”. . . due armille di bronzo celtidie", Pautasso, 1. c.29 Revue Numismatique, Paris 1868, S. 305, zitiert von Pautasso, 1. c., mit der Bemerkung:„senza i caratteri di corredo funerario".
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