jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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12.07.2015 Aufrufe

124 Egon Beckenbauerden Normal-Münzen hat Schega eine schnelle, virtuose Ähnlichkeit erstrebt,das Porträt der kleinen Denkmünze sagt mehr aus. Schega läßt die Gesichtszügedes Kaisers auch ausdrücken: Müdigkeit, Überdruß, leise Resignation.Eine Vergrößerung des Porträts soll die Möglichkeit geben, sichselbst mit diesem Kopf auseinanderzusetzen.Die Rückseite mit dem Reichsadler zeigt erneut die schon beim Siegelstempelbesprochene Eigenart der Gestaltung. Was in den Einzelheiten davonabweicht, ist besprechenswert:Über dem Reichsadler schwebt die Nürnberger Kaiserkrone. Sie ist etwasungeschickt gezeichnet, zu sehr in die Höhe gezogen, und der Bügel ist nichtsichtbar.Weshalb hier die zwar als Kaisersymbol verwendbare aber unüblicheNürnberger Kaiserkrone abgebildet ist, läßt sich gegenwärtig noch nicht begründen.Vielleicht bringt ein Archivfund gelegentlich Aufklärung. Bei allenspäteren Münzen Karls VII. erscheint die Rudolfinische Kaiserkrone.Eine weitere Abweichung zeigt der Schild. Das Wappen ist quadriert, diebayerischen Rauten und der pfälzische Löwe sind alles, was darauf zu sehenist. Selbst der Reichsapfel in der Mitte, der seit 1623 als Zeichen der Kurwürdegeführt wird, ist weggelassen. Was das bedeuten soll, ist ohne Hilfevon Archivmaterial nicht zu beweisen. Über dem Wappen steht weder eineKönigskrone, noch der bei allen Reichs- und Landmünzen außer den einseitigenPfennigen Karls VII. an dieser Stelle verwendete Kurhut.Die Frage nach dem Zweck dieser Prägung muß einstweilen unbeantwortetbleiben. Um eine Vermutung zu äußern, sei die Möglichkeit angedeutet,daß diese Denkmünze als Auswurfgeld anläßlich der KrönungKarls VII. gedacht war, aber durch widrige Umstände (bereute Rückseitengestaltung,bereuter Wahlspruch, der endgültig hieß UNIONE ET OBSER-VANTIA LEGUM, Unmöglichkeit der rechtzeitigen Lieferung aus München?)nicht ausgeführt wurde.Die ganz ungewöhnliche Feinheit der Arbeit weist jedenfalls auf einenungewöhnlich bedeutenden Verwendungszweck hin; die Stempel warenwohl auch in erster Linie zur Verwendung für Goldprägungen gedacht. DerRand ist schräg geriffelt, was den Münzcharakter betont. Zu Prägungen inGold ist es offensichtlich nicht gekommen. Verwendet wurde die Prägungnicht, sondern ein anderer Entwurf, dessen Künstler noch nicht benannt ist,wahrscheinlich Wiegand Schäffer (W. 1874).Man fragt sich, weshalb die Katalogbearbeiter des „Wittelsbach" nichtbereits auf die Urheberschaft Schegas hingewiesen haben. Begründungen dafürgibt es nicht, mit Vermutungen ist nicht gedient.Weshalb hat P. Grotemeyer die Prägung nicht in die Schega-Monographieaufgenommen? Nach Angaben im „Wittelsbach" befand sich das Stückin der Staatlichen Münzsammlung München und müßte ihm demnach dortin die Hände gekommen sein. Diese Frage läßt sich beantworten: Grotemeyerkonnte das Stück Schega nicht zuteilen, weil er es wahrscheinlich

Franz Andreas Schega — Nachträge 125nicht gesehen hat. Es befindet sich nämlich tatsächlich, wie eine Suche gezeigthat, nicht an dem erwartbaren Ort.Die große Seltenheit der Denkmünze, die wahrscheinlich nur eine in winzigerStückzahl ausgeprägte Silber-Probe geblieben ist, hat wohl auch dazugeführt, das Stück nicht an anderer Stelle zu entdecken. J. V. Kull, der dasStück besaß und unter Nr. 605 in der ersten Versteigerung seiner Sammlungim November 1887 aufführte, schrieb die Denkmünze bereits Schega zu.3. Eine kleinere „Denkmünze" auf Karl VII. mit gleichem Inhalt, wieunter 2., Taf. 19, 5.Die unter 2. angeführte Prägung hat die Größe eines Zweidukaten-Stücks.Es gibt vom gleichen Typ noch eine Ausführung in Eindukatengröße (W.1903 Anm.). Der diesbezügliche Text lautet, wie schon erwähnt:Ebenda Var. mit SEMP.A. Mm 21. Gr. 2, 15. Silber".Auch dieses nicht signierte Stück entstammt der Hand Schegas entsprechendden bei 2. genannten Kriterien. Die Unterschiede sind gering und fürdie Beurteilung bedeutungslos.Das dem Verfasser vorliegende Stück war lange im Umlauf (es mußwohl für einen Sechser genommen worden sein) so daß sich über die Qualitätdes Porträts nichts sagen läßt. Es verrät sich trotzdem sofort als Schega-Arbeit schon durch die Profillinie.Das kleinere Format gab weniger Platz für die Umschrift her, weshalbhier anstelle des SEMP.AUG. nur SEMP.A. steht.Auf der Rückseite ist die Nürnberger Kaiserkrone aus Platzgründenniedrig und breit gezeichnet. Der Brustschild hat nicht die äußere Form desdeutschen Schildes wie Nr. 2, sondern die einfachere des spanischen Schildes.Das Stück hat einen Laubrand.Dieses kleinere, ebenfalls nur in Silber bekannte Stück, war gewiß auchfür Gold- und Silberausführung gedacht. Anlaß und Schicksal sind diegleichen, wie unter 2. ausgeführt.Auch diese Prägung fehlt der Staatlichen Münzsammlung München, waserklärt, weshalb P. Grotemeyer sie nicht in die Schega-Monographie aufgenommenhat.Einzuordnen sind die drei beschriebenen Schega-Arbeiten in die MonographieP. Grotemeyers wie folgt: Siegelstempel Karls VII., S. 42 ohneNummer, „Denkmünze" Karls VII., 26 mm, Katalogteil nach Nr. 3 als Nr.3 a, „Denkmünze" Karls VII., 21 mm, Katalogteil nach Nr. 3 a als Nr. 3 b.AbbildungsnachweisAlle Aufnahmen auf Taf. 19 stammen vom Verfasser.

124 Egon Beckenbauerden Normal-Münzen hat Schega eine schnelle, virtuose Ähnlichkeit erstrebt,das Porträt der kleinen Denkmünze sagt mehr aus. Schega läßt die Gesichtszügedes Kaisers auch ausdrücken: Müdigkeit, Überdruß, leise Resignation.Eine Vergrößerung des Porträts soll die Möglichkeit geben, sichselbst mit diesem Kopf auseinanderzusetzen.Die Rückseite mit dem Reichsadler zeigt erneut die schon beim Siegelstempelbesprochene Eigenart der Gestaltung. Was in den Einzelheiten davonabweicht, ist besprechenswert:Über dem Reichsadler schwebt die Nürnberger Kaiserkrone. Sie ist etwasungeschickt gezeichnet, zu sehr in die Höhe gezogen, und der Bügel ist nichtsichtbar.Weshalb hier die zwar als Kaisersymbol verwendbare aber unüblicheNürnberger Kaiserkrone abgebildet ist, läßt sich gegenwärtig noch nicht begründen.Vielleicht bringt ein Archivfund gelegentlich Aufklärung. Bei allenspäteren Münzen Karls VII. erscheint die Rudolfinische Kaiserkrone.Eine weitere Abweichung zeigt der Schild. Das Wappen ist quadriert, diebayerischen Rauten und der pfälzische Löwe sind alles, was darauf zu sehenist. Selbst der Reichsapfel in der Mitte, der seit 1623 als Zeichen der Kurwürdegeführt wird, ist weggelassen. Was das bedeuten soll, ist ohne Hilfevon Archivmaterial nicht zu beweisen. Über dem Wappen steht weder eineKönigskrone, noch der bei allen Reichs- und Landmünzen außer den einseitigenPfennigen Karls VII. an dieser Stelle verwendete Kurhut.Die Frage nach dem Zweck dieser Prägung muß einstweilen unbeantwortetbleiben. Um eine Vermutung zu äußern, sei die Möglichkeit angedeutet,daß diese Denkmünze als Auswurfgeld anläßlich der KrönungKarls VII. gedacht war, aber durch widrige Umstände (bereute Rückseitengestaltung,bereuter Wahlspruch, der endgültig hieß UNIONE ET OBSER-VANTIA LEGUM, Unmöglichkeit der rechtzeitigen Lieferung aus München?)nicht ausgeführt wurde.Die ganz ungewöhnliche Feinheit der Arbeit weist jedenfalls auf einenungewöhnlich bedeutenden Verwendungszweck hin; die Stempel warenwohl auch in erster Linie zur Verwendung für Goldprägungen gedacht. DerRand ist schräg geriffelt, was den Münzcharakter betont. Zu Prägungen inGold ist es offensichtlich nicht gekommen. Verwendet wurde die Prägungnicht, sondern ein anderer Entwurf, dessen Künstler noch nicht benannt ist,wahrscheinlich Wiegand Schäffer (W. 1874).Man fragt sich, weshalb die Katalogbearbeiter des „Wittelsbach" nichtbereits auf die Urheberschaft Schegas hingewiesen haben. Begründungen dafürgibt es nicht, mit Vermutungen ist nicht gedient.Weshalb hat P. Grotemeyer die Prägung nicht in die Schega-Monographieaufgenommen? Nach Angaben im „Wittelsbach" befand sich das Stückin der Staatlichen Münzsammlung München und müßte ihm demnach dortin die Hände gekommen sein. Diese Frage läßt sich beantworten: Grotemeyerkonnte das Stück Schega nicht zuteilen, weil er es wahrscheinlich

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