jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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12.07.2015 Aufrufe

122 Egon Beckenbauerhand zuweisen zu können. Das wird in vielen Fällen nur zu vagen Zuteilungshypothesenführen; im vorliegenden Fall ergibt der Vergleich derMache des Stempels mit gesicherten Arbeiten Schegas einen handfesten, unumstößlichenBeweis. Dabei hilft die Tatsache der einsamen KönnerschaftSchegas, der allen Formen seine charakteristische individuelle Handschriftgibt, er hat seinen eigenen unnachahmlichen Stil im Rahmen des Zeitstils.Ein Sechskreuzerstück von 1745, vgl. Taf. 19, 2, und der Kaisertaler 1743,vgl. Taf. 19, 3, beide von Schega geschnitten, sollen mit dem Siegelstempelverglichen werden. Raumverteilung, Gestaltung der Adlerköpfe, -flügel,des Adlerstoßes und vieles andere zeigen den gleichen Gestalter. Ein Detailmöge besonders betrachtet werden: der Adlerstoß mit dem daraufliegendenOrdenskreuz des bayerischen St. Georgsordens. Die Federn sind zu einemdekorativen, eleganten Ornament umgeformt, das nur eine ferne Erinnerungan das naturalistische Vorbild zuläßt. Zwei kräftige, in die Breite gezogeneäußere Schwünge umrahmen drei kräftige Innenformen, das Ganzeverbunden und zugleich aus seiner Schwere erlöst durch kurvige Linien, wiesie Schega auch an anderer Stelle, zum Beispiel zur Auflockerung der Perückenfrisuren,anwendet.Es gibt niemanden sonst, der das so macht und kann wie Schega. An derUrheberschaft F. A. Schegas kann nicht gezweifelt werden.Da Schega seit Mitte 1739 festangestellter kurfürstlicher Stempelschneiderwar, lag schon von daher nahe, in ihm den Verfertiger des Siegelstempelszu vermuten.Der Siegelstempel hat ferner Anspruch auf Beachtung seines Inhalts wegen.In ihm sind viele Aussagen gemacht, die zeigen, welche Vorstellung derAuftraggeber — das muß nicht unbedingt der Kaiser selbst gewesen sein —im Augenblick der Auftragserteilung von Stellung und Anspruch des Kaisershatte.Über dem bescheinten Reichsadler schwebt die infulierte Rudolfinische(Haus)-Krone, die in jener Zeit als Kaiserkrone verwendet wurde (s. dazuEduard Holzmair, Nürnberger und Rudolfinische Kaiserkrone im Spiegelder Numismatik, NZ 72. Bd., S. 90 ff.). In den Fängen trägt der ReichsadlerSzepter, Schwert und Reichsapfel. Auf der Brust befindet sich einSchild mit einem kombinierten Wappen.Der Hauptschild ist in unsymmetrischer Weise aufgeteilt. Die (heraldisch)rechte Seite geht durch den ganzen Schild und zeigt einen gekrönten Löwenauf rotem Feld für das Königreich Böhmen. Die (heraldisch) linke Seite desHauptschilds ist in zwei Felder quergeteilt. Oben liegt ein silberner Balkenauf rotem Feld für das Erzherzogtum Osterreich; unten liegt ein blauerBalken auf silbernem Feld für die Landgrafschaft Leuchtenberg.Auf diesem Hauptschild liegt ein quadrierter Mittelschild. Das erste undvierte Quartier tragen die bayerischen Rauten, das zweite und dritte Quartierden pfälzischen Löwen. Auf dem Mittelschild liegt ein Herzschild mitdem Reichsapfel als Zeichen der Kurwürde.

Franz Andreas Schega — Nachträge 123über dem Brustschild ist nicht der Kurhut, sondern eine Königskrone.Der verzierte Kronenreif, die lilienförmigen Blätter auf ihm und die Bügelzeigen dies. Die Krone symbolisiert, wie sich aus der Wappendarstellungmutmaßen läßt, wohl die böhmische Königskrone. Um den Schild gelegt istdie Kette des bayerischen St. Georgsordens (von Karl Albrecht gestiftet1729), über die Flügel des Reichsadlers hängt die Kette des Vliesordens.Beiderseits der böhmischen Kaiserkrone steht L:—H:.Die Umschrift bestätigt, was aus dem Wappen zu lesen ist. Sie lautet mitVervollständigung des Textes: CAROLUS VII Dei : Gratia : ELectus :ROManorum : IMPerator : SEMPer : AUGustus : GERManiae : & BO-Hemiae : REX Utriusque : Bavariae : & Palatinatus : Superioris : Dux :Comes : Palatinus : Rheni : Archi : Dux : Austriae : Sacri : Romani : Imperii: ELector : Landgravius : Leuchtenbergae :Die Titulatur führt also alle im Wappen in Anspruch genommenen Würdenauf.So ist der Siegelstempel ein Dokument von großer Aussagekraft. Träumeund Wünsche des unglücklichen Wittelsbachers sind hier auf kleinstemRaum konzentriert. Was er sein wollte, aber nie wirklich ganz war, demonstriertdiese kleine Silberplatte.2. Eine als „Denkmünze" angesprochene Prägung auf Karl VII., Taf. 19,4; 2fache Vergrößerung der Vs. Taf. 19, 4 a.Das Stück ist beschrieben in „Wittelsbach" (Die Medaillen und Münzendes Gesamthauses Wittelsbach, München 1901) unter Nr. 1903 wie folgt:„1903 Denkmünze von 1742.A.) CAROLUS VII.D.G — ROM.IMP.SEMP.AUG. Geharnischtesund belorbeertes Brustbild v. r. S.R.) IN FIDE IUSTITIA — ET FORTITUDINE. Der Reichsadlermit Zepter, Schwert und Reichsapfel, auf der Brust das vierfeldige,bayerisch-pfälzische Wappen, welches mit den beidenOrdensketten des Vliesses und des heil. Georg behängt ist. Unten17-42.K.M.M. Mm. 26, Gr. 4, 4. Silber. Ebenda Var. mit SEMP.A.Mm. 21. Dr. 2, 15. Silber. Groschen-Cab. Suppl., T. XIV, No.147."Auch diese Prägung ist eine Arbeit Schegas. Sie ist zwar nicht signiert,doch lassen weder Vorder- noch Rückseite einen Zweifel an der Urheberschaftdes großen Medailleurs zu.Das Stücklein ist mit ganz besonderer Sorgfalt gearbeitet. Trotz des geringenDurchmessers der Denkmünze ist das Porträt Karls VII. von einerauffallenden technischen und psychologischen Feinheit. Auf den großen Medaillensteht der Zweck der Repräsention sichtbar im Vordergrund, auf

122 Egon Beckenbauerhand zuweisen zu können. Das wird in vielen Fällen nur zu vagen Zuteilungshypothesenführen; im vorliegenden Fall ergibt der Vergleich derMache des Stempels mit gesicherten Arbeiten Schegas einen handfesten, unumstößlichenBeweis. Dabei hilft die Tatsache der einsamen KönnerschaftSchegas, der allen Formen seine charakteristische individuelle Handschriftgibt, er hat seinen eigenen unnachahmlichen Stil im Rahmen des Zeitstils.Ein Sechskreuzerstück von 1745, vgl. Taf. 19, 2, und der Kaisertaler 1743,vgl. Taf. 19, 3, beide von Schega geschnitten, sollen mit dem Siegelstempelverglichen werden. Raumverteilung, Gestaltung der Adlerköpfe, -flügel,des Adlerstoßes und vieles andere zeigen den gleichen Gestalter. Ein Detailmöge besonders betrachtet werden: der Adlerstoß mit dem daraufliegendenOrdenskreuz des bayerischen St. Georgsordens. Die Federn sind zu einemdekorativen, eleganten Ornament umgeformt, das nur eine ferne Erinnerungan das naturalistische Vorbild zuläßt. Zwei kräftige, in die Breite gezogeneäußere Schwünge umrahmen drei kräftige Innenformen, das Ganzeverbunden und zugleich aus seiner Schwere erlöst durch kurvige Linien, wiesie Schega auch an anderer Stelle, zum Beispiel zur Auflockerung der Perückenfrisuren,anwendet.Es gibt niemanden sonst, der das so macht und kann wie Schega. An derUrheberschaft F. A. Schegas kann nicht gezweifelt werden.Da Schega seit Mitte 1739 festangestellter kurfürstlicher Stempelschneiderwar, lag schon von daher nahe, in ihm den Verfertiger des Siegelstempelszu vermuten.Der Siegelstempel hat ferner Anspruch auf Beachtung seines Inhalts wegen.In ihm sind viele Aussagen gemacht, die zeigen, welche Vorstellung derAuftraggeber — das muß nicht unbedingt der Kaiser selbst gewesen sein —im Augenblick der Auftragserteilung von Stellung und Anspruch des Kaisershatte.Über dem bescheinten Reichsadler schwebt die infulierte Rudolfinische(Haus)-Krone, die in jener Zeit als Kaiserkrone verwendet wurde (s. dazuEduard Holzmair, Nürnberger und Rudolfinische Kaiserkrone im Spiegelder Numismatik, NZ 72. Bd., S. 90 ff.). In den Fängen trägt der ReichsadlerSzepter, Schwert und Reichsapfel. Auf der Brust befindet sich einSchild mit einem kombinierten Wappen.Der Hauptschild ist in unsymmetrischer Weise aufgeteilt. Die (heraldisch)rechte Seite geht durch den ganzen Schild und zeigt einen gekrönten Löwenauf rotem Feld für das Königreich Böhmen. Die (heraldisch) linke Seite desHauptschilds ist in zwei Felder quergeteilt. Oben liegt ein silberner Balkenauf rotem Feld für das Erzherzogtum Osterreich; unten liegt ein blauerBalken auf silbernem Feld für die Landgrafschaft Leuchtenberg.Auf diesem Hauptschild liegt ein quadrierter Mittelschild. Das erste undvierte Quartier tragen die bayerischen Rauten, das zweite und dritte Quartierden pfälzischen Löwen. Auf dem Mittelschild liegt ein Herzschild mitdem Reichsapfel als Zeichen der Kurwürde.

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