10 Karel CastelinCloche um fast ein halbes Gramm (0,436 g) schwerer ist. R. Forrer bemerktedazu: „Stücke, welche über 7,7 g liegen, sind äußerst selten (so Nr.9428 de la Tour mit Vogelkopf und Torques mit 6 Kugeln 7,82 g undmeine Figur 396 mit Schlange, Torques und 5 Kugeln 7,95 g) so daß für sieein nur wenig höheres Alter anzunehmen ist, wenn es sich nicht in denmeisten Fällen um vereinzelte übermünzungen handelt." 8 Der durchschnittlicheFeingehalt von 530 Stück in der Münchener Münzstätte eingeschmolzenenvindelizischen Stateren betrug nach Streber 69,2 0/0 Au, 22,8% Agund 8 0/0 Cu 9; vermutlich liegt auch der Feingehalt des Staters von LaCloche nicht sehr weit darüber oder darunter.Gegenüber den früheren Angaben von K. Pink u. a., der noch fälschlichannahm, daß dieses Regenbogenschüsselchen schon von den Kimbern (106-101 v. d. Z.) bis nach Frankreich (Fundort Courcoury - Charente in Westgallien)und nach Vercelli (südwestlich von Novara in der Cisalpina) verschlepptwurden 10, haben uns typologische und metrologische Umstände sowieeine Reihe von Münzfunden davon überzeugt, daß diese charakteristischenPrägungen aus den Landstrichen an der oberen Donau erst im 1. Jahrhundertv. d. Z. und zwar wahrscheinlich in den Jahrzehnten zwischen etwa80 und etwa 60 v. d. Z. geprägt wurden".bogenschüsseldien, JbNum XXIII, 1973, S. 57; ders., L'Epoca di Coniazione delle„Regenbogenschüsselchen" della Germania meridionale. Riv. Ital. di Num. e Scienzeaffini, 1975, S. 70.8Forrer I, 1908/1968, 5.343. Das übereinstimmend hohe Gewicht des Staters von LaCloche ist unter diesem Gesichtspunkte bemerkenswert; es wird weiter zu verfolgensein, ob diese Variante Forrer I, Fig. 396 mit fünf Kugeln im Torques vielleicht zueiner im Durchschnitt schwereren (und vielleicht älteren?) Gruppe dieses Typus gehört.9L. c., II, S. 708. JbNum XXIII, 1973, S. 58. Auf den Artikel von A. Hartmann, Ergebnissespektralanalytischer Untersuchungen an keltischen Goldmünzen aus Hessenund Süddeutschland, Germania 54, 1976, S. 102-134, der eine Reihe nützlicher technischerAngaben, leider aber auch auf dem dem Autor ungewohnten Gebiet der NumismatikIrrtümer und Fehlschlüsse enthält, komme ich an anderer Stelle zurück.10Noch in der 3. (von R. Göbl durchgesehenen und erweiterten) Auflage von K. PinksEinführung in die keltische Münzkunde, Wien 1974, wurde diese falsche Ansicht unverändertund unkommentiert gelassen, obzwar die Richtigstellung seit 1960 etwa einhalbes Dutzend mal in deutscher, tschechischer und französischer wie italienischerSprache angeführt wurde.11Näheres in den in Anm. 7 angeführten Studien. Des Interesses halber sei hier die Ansichtvon M. L. Chabot darüber wiedergegeben, wie der Stater nach La Cloche gelangtsei (unter dem 14. 9. 1977): „II est certainement possible que le statere ait apporte äLa Cloche Tors des evenements lies ä la migration des Helvetes et des Boiens (d. h. imJ. 58 v. Chr.), mais je pense qu'il ne faut pas negliger un renseignement precieuxd'Herodote (V, 9-10) qui Signale un etrange peuple de „marchands professionelsnomades" qui exercaient, sur des chars, leurs colportages, depuis le Danube jusqu'auxconfines des Venetes et etaient connus des Ligures au dessus de Marseille.Les objets decouverts ä La Cloche, en provenance du Danube et du Nord de l'Italie(Ornavasso) ainsi que le statere, ont pu arriver pres de Marseille par l'intermediairedes colporteurs de cette tribu des Sigynnes (qui devenus Tziganes continuent de venir
Der vindelizische Stater 11Besonders die Münzfunde sprachen diesbezüglich eine unzweideutigeSprache. „L'or fut cache dans les annees de la guerre" (sc. 58-52 v. d. Z.)schrieb S. Scheers" und bedeutende Münzfunde mit vindelizischen Staterenwie St. Louis 1883, Courcoury 1802, Servies-en-Val 1839, und Siaugues-St.Romain 1858 in Frankreich illustrieren diese Feststellung und unsere obenangeführte spätere Datierung ebenso wie zum Teil noch spätere Funde inZentraleuropa ". Die Verbergung der hier angeführten Funde fällt zumTeil — wie ich annahm — noch in die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts, zumeistjedoch um die Mitte und nach der Mitte des letzten vorchristlichenJahrhunderts.Die Beute an Gold und Silber, welche die Soldaten des Trebonius bei derPlünderung des verhältnismäßig kleinen Oppidums von La Cloche machten,war vermutlich nicht bedeutend"; aber die Barschaft mit dem vindelizischenStater, die dort ein Bewohner des Oppidums vor seiner Versklavungoder seinem Tode in größter Hast noch schnell hinter einem Dachbalkenoder in einem Loch in der Wand seiner Behausung versteckte, ist fürdie keltische Numismatik in Gallien, Vindelizien und — wie wir spätersehen werden — auch in der Cisalpina von nicht geringer Bedeutung.Der Fund des vindelizischen Staters von La Cloche, dessen Verbergungmit so großer Sicherheit mit dem Jahr 49 v. Chr. verbunden werden kann,stellt nämlich eine willkommene Bestätigung sowohl der angegebenen Prägezeitdieser Münzen wie der angenommenen Verbergungszeit der obenangeführten Münzfunde dar. Der Fund von La Cloche kann zeitlich nachden wohl während der Gallischen Kriege (58-52 v. d. Z.) verborgenenMünzfunden von St. Louis, Courcoury und Servies-en-Val angesetzt werden;seine Verbergung fällt jedoch wahrscheinlich noch vor jene der Münzenvon Siaugues-St. Romain, dessen Bronzemünzen eine Verbergung erstnach Mitte des 1. Jahrhunderts wahrscheinlich machen (siehe Tabelle amSchluß dieses Beitrags).tous les ans en pelerinage pres de Marseille, aux Saintes Maries de la Mer). En effetil est impossible de voir un commerce de masse entre le Danube et la Gaule, vu lepetit nombre relatif d'objets decouverts. Pour la mime raison, l'importante migrationdes Helvetes et des Boiens aurait dü laisser des traces plus importantes.Il est evident que le temoignage d'Herodote (484-420 av. J.—C.) peut paraitreanachronique sur notre oppidum. Mais je suis certain, pour les raisons evoquees plushaut, que les Sigynnes/Tziganes ont toujours procure a Marseille de menus objetsprovenants de Boheme."12 Les monnaies de la Gaule inspirees de celles de la Republique romaine. Leuven 1969,S. 180." Siehe die Fundtabelle in JbNum XXIII, 1973, S. 74, Nr. 3, sowie in RIN 1975, S. 84.14 Hier können wir uns an die Nachricht bei Sueton, Vitae XII Caesarum, Caesar 54(über Caesars Vorgehen in Gallien): „. . . urbes diruit, saepius ob praedam quam obdelictum" erinnern.
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