jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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12.07.2015 Aufrufe

80 Wolfgang HahnMünztyp nicht auf die etwa 8jährige Regierung Herzog Heinrichs I. (Anfang948-1. 11. 955) eingeengt werden, wie ich noch in meiner MonetaRadasponensis im Anschluß an Dannenberg dachte, sondern wurde biszum Ende der Vormundschaftsregierung für Herzog Heinrich II. (ca. 967)beibehalten'.Die Analyse der Stempel- und Stückzahlen in Relation zu den folgendenTypen bei Heranziehung größerer Funde dieser Zeitstufe führt zwangsweisezu dieser Umdatierung gegenüber dem traditionellen Ansatz. Damitsind übrigens weitreichende Konsequenzen für die Diskussion um den Beginnder böhmischen Münzprägung verbunden'. Für Bayern ergibt sichdaraus, daß die Ludolfsrevolte 953/55 und ihre Kriegsprägungen nicht amEnde der Ausmünzung vom Typ Heinrichs I., sondern in ihrem 1. Drittelstehen, ebenso der Ungarnsturm des Jahres 955. Es ist daher nicht nur möglich,sondern sogar wahrscheinlich, daß die zweifellos gegebene Intensivierungder Prägung mit beiden Ereignissen im engsten Zusammenhang steht.Die Ludolfsrevolte hat ja in allen drei Münzstätten, Regensburg, Nabburgund Augsburg ihren numismatischen Niederschlag gefunden'. Die Prägetätigkeitder Aufständischen erklärt sich wohl in erster Linie daraus, daßsie sich die Ungarn, die im Jahre 954 wieder einmal einen Zug nach Deutschlandunternahmen, durch große Geldzahlungen vom Halse halten mußten'.Die Münzstätte Nabburg dürfte ihnen überhaupt ihre Eröffnung zu verdankenhaben'. Schließlich wurden den Ungarn nach der Lechfeldschlachtgroße Schätze abgenommen', wovon sicherlich ein entsprechender Teil anden bayerischen Herzog fiel, wie ihm ja auch die beiden ungarischen HeerführerBultzu und Lehel zur Hinrichtung überlassen wurden. Soweit dieneuen Aspekte, die einmal mehr die Verbindung zwischen Münzprägungund kriegerischen Ereignissen erahnen lassen. Nun zu den historischen Faktenals Rahmen unserer numismatischen Untersuchung.Heinrich I. wurde Anfang 948 von seinem Bruder, König Otto I. alsHerzog in Bayern eingesetzt, wobei die Ansprüche des bayerischen Herzogshauses,der Luitpoldinger übergangen wurden. Anfang 953 erhob sichder schwäbische Herzog Ludolf, ein Sohn König Ottos I., gegen diesen unddie Luitpoldingerpartei in Bayern unter der Führung von Pfalzgraf Arnulfschloß sich ihm an. Ein zweijähriger Bürgerkrieg folgte, in dessen Verlauf4 Dies hat schon H. Grote, Baier. Münzgesch. (Münzstud. VII) Leipzig 1877, 236 f. behauptet.5 Dazu vgl. meinen unter Anm. 3 zitierten Aufsatz, in dem ich auf 973/974 komme.Vgl. Moneta Radasponensis S. 112 f.7 Vgl. Widukinds Res gestae Saxonicae III (c. 32), wo wir übrigens auch erfahren, daßLudolf den Schatz Herzog Heinrichs I. unter die Aufständischen verteilte (c. 20).8 Die Münzstätte Nabburg soll im Rahmen der „Beiträge zu einem Stempelcorpus derbayerischen Münzen des 10. und 11. Jahrhunderts" gesondert abgehandelt werden.Hier sei nur soviel vorweggenommen, daß ich ein Stempelpaar Ludolfs aus Nabburgfeststellen konnte, dessen Rv. von Heinrich I. weiterverwendet wurde (die Abnützungzeigt dabei die Posterität) und dessen Av. auf diesen umgeschnitten wurde.9 Davon berichtet uns das Chronicon Eberspergense (MGH SS 20, p. 12).

Tafel 946A. Wenninger, Follisprägung des Konstans II. — Maßstab 1 : 1

80 Wolfgang HahnMünztyp nicht auf die etwa 8jährige Regierung Herzog Heinrichs I. (Anfang948-1. 11. 955) eingeengt werden, wie ich noch in meiner MonetaRadasponensis im Anschluß an Dannenberg dachte, sondern wurde biszum Ende der Vormundschaftsregierung für Herzog Heinrich II. (ca. 967)beibehalten'.Die Analyse der Stempel- und Stückzahlen in Relation zu den folgendenTypen bei Heranziehung größerer Funde dieser Zeitstufe führt zwangsweisezu dieser Umdatierung gegenüber dem traditionellen Ansatz. Damitsind übrigens weitreichende Konsequenzen für die Diskussion um den Beginnder böhmischen Münzprägung verbunden'. Für Bayern ergibt sichdaraus, daß die Ludolfsrevolte 953/55 und ihre Kriegsprägungen nicht amEnde der Ausmünzung vom Typ Heinrichs I., sondern in ihrem 1. Drittelstehen, ebenso der Ungarnsturm des Jahres 955. Es ist daher nicht nur möglich,sondern sogar wahrscheinlich, daß die zweifellos gegebene Intensivierungder Prägung mit beiden Ereignissen im engsten Zusammenhang steht.Die Ludolfsrevolte hat ja in allen drei Münzstätten, Regensburg, Nabburgund Augsburg ihren numismatischen Niederschlag gefunden'. Die Prägetätigkeitder Aufständischen erklärt sich wohl in erster Linie daraus, daßsie sich die Ungarn, die im Jahre 954 wieder einmal einen Zug nach Deutschlandunternahmen, durch große Geldzahlungen vom Halse halten mußten'.Die Münzstätte Nabburg dürfte ihnen überhaupt ihre Eröffnung zu verdankenhaben'. Schließlich wurden den Ungarn nach der Lechfeldschlachtgroße Schätze abgenommen', wovon sicherlich ein entsprechender Teil anden bayerischen Herzog fiel, wie ihm ja auch die beiden ungarischen HeerführerBultzu und Lehel zur Hinrichtung überlassen wurden. Soweit dieneuen Aspekte, die einmal mehr die Verbindung zwischen Münzprägungund kriegerischen Ereignissen erahnen lassen. Nun zu den historischen Faktenals Rahmen unserer numismatischen Untersuchung.Heinrich I. wurde Anfang 948 von seinem Bruder, König Otto I. alsHerzog in Bayern eingesetzt, wobei die Ansprüche des bayerischen Herzogshauses,der Luitpoldinger übergangen wurden. Anfang 953 erhob sichder schwäbische Herzog Ludolf, ein Sohn König Ottos I., gegen diesen unddie Luitpoldingerpartei in Bayern unter der Führung von Pfalzgraf Arnulfschloß sich ihm an. Ein zweijähriger Bürgerkrieg folgte, in dessen Verlauf4 Dies hat schon H. Grote, Baier. Münzgesch. (Münzstud. VII) Leipzig 1877, 236 f. behauptet.5 Dazu vgl. meinen unter Anm. 3 zitierten Aufsatz, in dem ich auf 973/974 komme.Vgl. Moneta Radasponensis S. 112 f.7 Vgl. Widukinds Res gestae Saxonicae III (c. 32), wo wir übrigens auch erfahren, daßLudolf den Schatz Herzog Heinrichs I. unter die Aufständischen verteilte (c. 20).8 Die Münzstätte Nabburg soll im Rahmen der „Beiträge zu einem Stempelcorpus derbayerischen Münzen des 10. und 11. Jahrhunderts" gesondert abgehandelt werden.Hier sei nur soviel vorweggenommen, daß ich ein Stempelpaar Ludolfs aus Nabburgfeststellen konnte, dessen Rv. von Heinrich I. weiterverwendet wurde (die Abnützungzeigt dabei die Posterität) und dessen Av. auf diesen umgeschnitten wurde.9 Davon berichtet uns das Chronicon Eberspergense (MGH SS 20, p. 12).

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