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Das Sams erobert die ERBA Das Sams erobert die

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Vom Freiraum zum Ereignisraum –über <strong>die</strong> Bedeutung städtischer Grünflächen7Die Flutung des Fischpasses verdeutlicht denWert des <strong>ERBA</strong>-Parks als Lebens-, ErholungsundEreignisraumAb 1800 begann wie hier im Weimarer Park <strong>die</strong> Bevölkerung der Städte <strong>die</strong> neu geschaffenenParkanlagen im Englischen Stil zu erobern (Quelle: Gothein, Geschichte der Gartenkunst)Eng und recht unhygienisch waren <strong>die</strong>mauerbewehrten Städte im Mittelalter.In Nürnberg lebten 20.000 Einwohnerauf gerade 160ha, <strong>die</strong> Bevölkerungsdichtewar fünfmal so hoch wie <strong>die</strong> derheutigen Siedlungsfläche Bambergs.Grünflächen waren im Gegensatz zurAntike auf <strong>die</strong> herrschaftlichen undklösterlichen Bereiche begrenzt, <strong>die</strong>Städte hatten im waldreichen Umlandein mächtiges Gegenstück. Diesänderte sich schlagartig gegen Endedes 18. und im 19. Jahrhundert, als imZuge der Industrialisierung <strong>die</strong> Städtemassiv anschwollen, <strong>die</strong> Herrschendenmit der Volksparkbewegung eine ersteechte und nicht nur repräsentativeGrünflächenpolitik einleiteten undSchrebergärten zunächst einen „Erziehungsraum“für Kinder im Freien undspäter Privatgärten schufen. Heute lebt<strong>die</strong> überwiegende Mehrheit der Bevölkerungin urban geprägten Räumen,<strong>die</strong> einst ausgeprägten Verbindungenins agrarische Umland existierennicht mehr. Städtische Grünflächenund besonders deren großflächigeNeuschaffung wie im Falle des <strong>ERBA</strong>-Parkes spielen eine bedeutende undoft unterschätzte Rolle.Notwendigkeit der GrünflächenTäglich werden in Deutschland über100ha Boden durch Bautätigkeitversiegelt. Jedem Deutschen stehenim Durchschnitt 40m² Wohnraum zurVerfügung und in Bamberg kommenauf einen Einwohner rund 200m²Siedlungs- und Verkehrsfläche. Da Böden,deren Entstehung Jahrtausendegedauert hat, <strong>die</strong> wichtigsten Speicherfür Kohlenstoff und Wasser darstellen,ist ihre großflächige Zerstörungmittlerweile klimarelevant. Daher sindstädtische Grünflächen so wichtigfür den Ressourcenschutz: Sie bietenVersickerungsfläche, filtern Stäube,befeuchten und kühlen <strong>die</strong> Stadtluftund sichern <strong>die</strong> Frischluftzufuhr. EineBuche im besten Alter beispielsweiseverdunstet rund 400l Wasser am Tagund leistet ihren Beitrag hierzu.Bambergs StandortvielfaltDamit eng verbunden ist <strong>die</strong> Rolleder städtischen Grün- und Freiflächenfür den Arten– und Biotopschutz. ObRebhuhn, Braunkehlchen, Hirschkäfer,Zauneidechse, Kaninchen oderOrchidee: Es ist wahrscheinlicher sieim Stadtgebiet Bamberg zu finden,als in einem gleich großen Areal imUmland. Der Grund? Auf engstemRaum ist eine unvergleichlich hoheStandortvielfalt zu finden. Auwälder,Feucht- und Trockenwiesen, Brachflächen,Straßenränder, Bäche, Mauernund Felsen: Die Biotopkartierung desUmweltamtes bietet jedem interessiertenBewohner fun<strong>die</strong>rte Informationenhierüber. In den privaten Steingärtengedeihen Gebirgspflanzen; Fuchs, Rehund Wildschwein sind längst keineNeuankömmlinge mehr in der Stadt.Demgegenüber hat das bis zur Mechanisierungder Landwirtschaft einstartenreiche Agrarland stark an Qualitäteingebüßt, Urwälder waren schon vorherverschwunden. Hinzu kommen dasFehlen der Jagd in der Stadt und einefür Umweltthemen tendenziell aufgeschlossenere Bevölkerung. Wirsollten uns von der romantischen Vorstellung lösen, „<strong>die</strong> Natur“ seinur „auf dem Land“ oder in den Hochglanzbroschüren der Reisebürosüber Kanada zu finden.Grünflächen schaffen WohlbefindenSo erfüllt das Stadtgrün letztlich auch eine bedeutende ErholungsundErlebnisfunktion. Lineare Grünverbindungen gliedern denStadtraum und erleichtern <strong>die</strong> Orientierung. Lange bevor <strong>die</strong> sog.Ökopsychologen ein neues Verhältnis zur Natur einforderten, warwissenschaftlich erwiesen, dass Menschen, <strong>die</strong> sich regelmäßig zuSpiel, Sport und Spazieren gehen in Parkanlagen aufhalten, selteneran Depressionen und Herz- und Kreislauferkrankungen leiden. Dorttrifft man alle Bevölkerungsschichten jeglichen Alters, kaum einanderer Ort kann <strong>die</strong>s leisten.Drei Viertel der 38.000 Wohnungen Bambergs befinden sich inmehrgeschossigen Häusern und es darf angenommen werden, dassderen Bewohner weniger über private Gärten verfügen als solchevon Einfamilienhäusern. Gerade sie sind auf städtische Grünflächenangewiesen. Problem dabei: Damit Freiräume als Erholungs- undLernraum funktionieren, muss es den Stadtbewohnern möglichsein, sich ihre Umwelt auch anzueignen. „Nicht Betreten“, „NichtBerühren“, DIN-Normen und der TÜV schaffen Ordnung und Sicherheitaus Sicht der Erwachsenen und im Planungswesen, machen esKindern jedoch schwerer <strong>die</strong> Stadt als Lebensraum wahrzunehmen.<strong>ERBA</strong>-Park als bleibender ErholungsortNach einer jahrzehntelangen Phase der Suburbanisierung ist auch inBamberg ein verstärkter gegenläufiger Trend erkennbar. Wohnen inder Stadt ist schon aus demographischen und versorgungstechnischenGründen richtungsweisend. Es wird Aufgabe von Stadtplanung undPolitik sein, neben denkmalpflegerischen Aspekten <strong>die</strong> Stadt als Wohn-,Arbeits- und Erholungsort nicht nur durch Bebauungs- und Grünordnungsplänepermanent zukunftsfähig zu halten. Alle Bewohner sindaufgerufen, weg von der virtuellen Welt <strong>die</strong> reale wieder zu erobern.Der über 13ha große <strong>ERBA</strong>-Park, der nach der Landesgartenschauallen Bürgern dauerhaft zur Verfügung stehen wird, bietet <strong>die</strong> bestenVoraussetzungen hierfür.Alexander Schenk, Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH

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